PRIMS Full-text transcription (HTML)
Allgemeine Auswanderungs = Zeitung.
Organ für Kunde aus deutschen Ansiedlungen, für Rath und That zu Gunsten der fortziehenden Brüder, sowie für Oeffentlichkeit in Auswanderungs - sachen überhaupt.
Trimester.
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Mit statistischen Uebersichten, Karten und Plänen, sowie mit einem Jntelligenzblatte für Bekanntmachungen von Behörden u. Privaten. (Ostern bis Ende 1847.)
Pränumerationspreis des halben Jahrgangs bei allen Buchhandlungen und Fürstl. Thurn und Tarischen Postanstalten 1 1 / 6 Rl. = = 2 fl 6 Xr.
Nro 37.
Montag, 14. Juni 1847.

Fr. Müller's Monographie. (Fortsetzung.)Die ersten Auswanderungen.

Alle Völker früherer Zeiten, welche Auswanderungen vor - nahmen, vollendeten diese nur mit Feuer und Schwerdt, stürzten die morschen Ruinen alter Reiche um, damit sie auf deren Trümmern andere kräftigere Staaten in verschönerter Gestalt hervorsteigen ließen; Schlachten und Siege, das Blut von Hunderttausenden und die Verwüstung fruchtbarer Länderstriche gingen gewöhnlich vorher, nur erst aus den rauchenden Schutthaufen niedergesengter Städte, aus den blutgedrängten Siegesfeldern stieg ein neues, ein heilsameres Völkerleben empor. Den größten Fortschritt er - höhter Cultur trägt die spätere Geschichte dadurch als Diadem auf ihrer reinen Stirn, daß bei den neueren Wanderungen die neue Heimath friedlich erworben wird, nicht blutig erkämpft. Voran geht der Spaten, die Art und der Pflug; es folgt das Christenthum mit seiner Alles umfassenden Liebe, der neue Besitz wird gegründet und wo sonst wilde Urwälder in gigantischer Pracht ungeheurer Verästung ihr undurchdringliches Laubdunkel über die Thäler breiteten, blühen die Fruchtfelder, grünen die Wiesen; der Rinder und Schaafe weidende Heerden füllen dieselben Matten, wo einstens der Bär, Wolf und Panther ihr blutiges Werk unter dem Schutze der Nacht getrieben.

Attila überschwemmte mit seinen Horden aus den Steppen Kurdistans Asien und das blühende Europa; an seine Ferse war der Sieg, aber auch das Verderben, der Tod von Millionen geknüpft. Die Welser von Augsburg sandten nach Vene - zuela eine Menge von Kolonisten, begannen aber ihr Werk der Cultur mit dem Ausrotten der Ureinwohner, bis die Eingewan - derten alle selbst durch die Waffen umkamen. An der Spitze der neueren Völkerwanderung stand kein Attila, Alarich, Theodo - rich noch Genserich, welche vorher die Welt erschütterten; ein einfacher Mann, der Sohn eines englischen Admirals, von edler Geburt, Lord und Herr eines großen Vermögens, William Penn, gründete am Delaware und der Susquehannah, gestützt auf Christenthum, Milde und vernünftige, menschliche Be - handlung der Eingeborenen die ersten Niederlassungen und veranlaßte die ersten Wanderungen aus Deutschland. Er führte die Deutschenin Nordamerika ein, er hatte ihre Ausdauer, ihren Fleiß im Be - auen des Ackers, ihren festen, braven Sinn richtig zu würdigen ge - wußt, und ward ihr Wohlthäter für mehr Jahrhunderte, als er wohl selbst geahnt hatte. Seit jener fernen Zeit, wo Se - bastian Cabot und Verazani Nordamerika den Blicken der Europäer aufgeschlossen, haben Millionen des überfruchteten Mut - terlandes Europa in der jenseitigen Hemisphäre Heimath und Glück gefunden, -- und was wird die Folgezeit noch Alles entwickeln!

Der große Christoph Columbus hatte die neue Welt 1492 entdeckt, als er San Salvador auf der Jnsel Hispa - niola in Westindien mit seinen Wipfeln und Segeln zuerst be - grüßt; der Venetianer Johann Cabot, und sein zweiter Sohn Sebastian Cabot, fanden für König Heinrich VII. von England die Jnseln Neufundland und St. John und dann die Küsten von den Gränzen Labradors bis Virginien, im Jahre 1497. Von dem wärmsten Enthusiasmus, von kühner Tapferkeit und richtigem Forscherblicke geleitet, suchte der edele Sir Walter Raleighs im Jahre 1584 ein neues Reich jenseits des Oceans zu gründen, das freilich späterhin nicht das erwartete Gedeihen fand, jedoch Europa mit vielen Producten jener seltenen Länder bereichert hatte und die Blicke Englands auf Nordamerika richtete, wohin nachher 1606 die ersten Aus - wanderer, 105 an der Zahl gingen. Neuengland ward kolo - nisirt von tüchtigen Presbyterianern; Virginien von Bischöflich - Gesinnten, die vor der Republik und vor den Puritanern flohen; Maryland gründeten Katholiken, welche die Jntoleranz der Protestanten vertrieben, und Carolina's erste Ansiedler waren Hugonotten, und im Jahre 1683 folgten dem großen William Penn die ersten deutschen Auswanderer in zwanzig Schiffen nach dem von ihm genannten Lande Pennsylvanien.

Am 20. August des Jahres 1683 langten die ersten Deut - schen in Philadelphia an; sie Alle waren Separatisten vom Rhein und Neckar, geführt von Franz Daniel Pastorius, Doctor der Rechte, geboren 1650 zu Gommershausen, wo sein Vater Fürstlich Brandenburgischer Rath und Historiker war. Besonders aber trieb das Ende des siebenzehnten Jahrhunderts jährlich viele Tausende von Pfälzern fort, die vor den Ver - wüstungen flohen, welche durch die Franzosen dort angerichtet wurden. Meistens waren es zu Grunde gerichtete Protestanten,280die die schöne Pfalz mit Pennsylvaniens Wildnissen vertauschten. Auf diese Weise darf es uns nicht befremden, daß in Nordamerika so vielerlei Religionsparteien friedlich bei einander wohnen, indem die ersten Einwanderer, als Abweichende von den Staatskirchen, vor deren Drucke geflohen waren, um in dem neuen Welttheile Duldung und Milde zu erleben, und in ihren Nachkommen nach her selbst zu üben gegen Andersdenkende. Wie in vielen Sachen, so leuchtet auch hierin Nordamerika dem Mutterlande vor, das nach so manchen blutigen Religionsstürmen noch immer nicht den Hafen der reinen Vernunft, der wahren Duldung und ächten christlichen Liebe erreicht hat.

Ganze Gemeinden vom Rhein und aus der Pfalz verließen 1709 die Heimath, und im selbigen Jahre erschienen in London 32,468 Deutsche, um auszuwandern nach dem verheißenen Lande. Trügerische Verheißungen hatten diese unerfahrenen Leute aus Mitteldeutschland getrieben; lange hatten sie mit Mangel und Elend zu kämpfen, bis die britische Großmuth sie vor dem Hun - gertode schützte, sie nach Jrland, 4000 an der Zahl, schickte, 1600 nach den Klippen der Scilly-Jnseln brachte und viele Tausende zurücksandte, nachdem mehre Tausend im Elende gestorben waren; wenige nur erreichten im Jahre 1710 Newyork. Bald nach - her, im Jahre 1716, begann die Kolonisirung Louisiana's durch Deutsche aus dem Würtembergischen, welche ein schwe - discher Officier, Namens von Aronsburg, dahin geführt und sich mit ihnen sechs Meilen oberhalb Neworleans ansiedelte, und gleich nachher wollte Law besonders in der Pfalz 9000 Deutsche zur Auswanderung werben. * )Mit dem Jahre 1717 beginnen die ersten großen Würtembergischen Auswanderungen nach Nordamerika, als ein arges Hungerjahr die Menschen ängstigte; die Verschwendungen, Schwelgereien, üppigen Hoffeste des Herzogs Eberhard Ludwig, verbunden mit seinen ungeheuren Jagden das Land drückten, das Fräulein Grävenitz, als erklärte Maitresse des Herzogs, und der Jude Süß, welcher das Ruder führte, den Staat aussogen; seit dieser Zeit haben sich besonders von Würtemberg her die Auswanderungen nach Ame - rika oft erneuert.

Mit Ruhe darf die Germanische Nation hinüberblicken auf ihre Brüder jenseits des atlantischen Weltmeers; sie zeichnen sich auch dort aus durch Fleiß im Ackerbaue, durch Freiheitsliebe und Achtung der Menschenrechte, selbst im geringsten Neger = Sclaven, und durch die Anlage vieler Fabriken, besonders der Leinen = Ma - nufactur haben sie Großes zu dem blühenden Wohlstande der Union beigetragen. Dennoch mahnte England zu öfteren Malen die Deutschen am Rheine von den Auswanderungen ab, indem man durch deren zu große Anhäufungen in politischer Hinsicht Befürchtungen hegte. Eine kurzsichtige Staatsweisheit; der arme, fügsame Deutsche, zu Hause an so manchen Gehorsam gewöhnt, hätte niemals Veranlassung zu Revolutionen gegeben, und selbst als im Jahre 1776 der Abfallkrieg begann gegen England, be - fanden sich unter den ersten Aufwieglern, unter den Jnsurgenten - Häuptlingen keine dieses Volkes; hätte die britische Regierung ihre Vortheile eingesehen, die deutsche Auswanderung befördert, ein deutsches Princip in Nordamerika heimisch, vielleicht vorherr - schend gemacht, es wäre möglich gewesen, daß die Revolution nie ausgebrochen.

Trotz diesen stattgehabten Abmahnungen ließen die deutschen Auswanderungen nicht nach, indem im Jahre 1729 allein nach Pennsylvanien 6200 Ansiedler, meistens Deutsche, kamen, und als 1742 der Graf von Zinzendorf nach Philadelphia kam, um die dortigen Brüdergemeinden mit Rath und That zu unterstützen, war die Zahl der seit 1683 eingewanderten Deutschen bereits auf 100,000 Seelen gestiegen. Das berühmte Halle 'sche Waisenhaus, des großen Franke's Stiftung, sandte nun die ersten Prediger Augsburger Confession hin.

Dann führte der Oberst Johann Peter Purg eine neue Schaar Deutscher, auch Schweizer, im Jahre 1733 nach den Ufern des Savannah, in Südcarolina. Die Amerikaner nahmen diese Einwanderer gern auf, indem sie von ihrer Ansiedlung eine Vormauer gegen die Einbrüche der Creeks hofften, und den Bau des Weins eingeführt sahen. Eine noch größere Zahl folgte unter der Leitung des Landhauptmanns Gobler und des Pre - digers Zuberbühler nach Nordcarolina. Vertriebene Salz - burger führte 1732 der Baron von Reck nach Georgien. * )Der Erzbischof Anton Leopold von Firmian wüthete im eigenen Lande gegen seine andersdenkenden Salzburger Bauern, gegen die er 6000 Soldaten in die Gebirge sandte, welche solche unerhörte Grausamkeiten begingen, unter andern alle Kinder raubten von den Pretestanten, daß diese in großer Zahl auswanderten nach Nordamerika und Holland, und 16,300 Vertriebene Schutz in Preußen fanden.

Jm Jahre 1749 kamen aber mit einem Male, unter schwellen - den Segeln 25 Schiffe mit 7049 Deutschen in Philadelphia an, die froh die neue Welt begrüßten. Jm Herbste des folgenden Jahres wanderten eben so viele aus dem mittleren Deutschland wieder und immer aufs Neue dorthin, wo die Gebirge Alleghany mit unermeßlichen Wäldern die fruchtbarsten Ebenen begränzen. ** )Jm Jahre 1749 gingen 7000 Deutsche fort; ebenso viele im folgenden.Neue und größere Züge folgten bald; das neue Land war einmal den deutschen Blicken aufgeschlossen, und mit dem Jahre 1754 wanderten aus dem Durlach'schen, aus Würtemberg und der Pfalz 22,000 Deutsche, bloß in Philadelphia landend, ein, geschweige der vielen andern, die sich Newyork und Neuschottland zum Ziele ihrer Meerfahrt gesteckt hatten. *** )1767 wanderten 6000 Schwaben nach Nordamerika aus.

Wer von den deutschen Auswanderern den glücklichen Ent - schluß gefaßt hatte, dorthin seine Schritte zu lenken, wo auf Amerikas Prärien der Boden mit jugendlicher Kraft Unterhalt und Nahrung die Fülle verhieß, der ging zwar tausend Müh - seligkeiten einer damals noch langen Seereise, tausend Gefahren bei seinen Zügen zur Aufsuchung neuer Wohnsitze entgegen, aber gewöhnlich auch einem sichern Lebensglücke; andere aber, verleitet von Abenteurern nach den unwirthlichsten Gegenden, fanden sich in ihren Hoffnungen, in ihren auch beschwerlichen Wanderungen bitter getäuscht. Nicht allein nach Amerika's fruchtbaren Gestaden zogen die Deutschen; verleitet von dem Schwindler Thürriegel aus Bayern, gingen 6000 derselben nach Spanien, um die Sierra Morena, eine 25 Meilen lange Wüste cultiviren zu helfen, welches vergebliche Bemühen Paul Olavides unternommen hatte. Es waren dieses meistens Schwaben und Rheinländer, die dort kümmerlich ihr Leben fristeten, vom Könige zwar be - günstigt und unterstützt, doch endlich den Seuchen und der heißen Sonne Spaniens unterlagen.

So lange das Vaterland Lebensunterhalt bietet, erwacht der Sinn zur Auswanderung nicht so leicht; wenn aber Unglücksjahre, wie die 1770 und 1771 in Deutschland es waren, kommen, wo Mißernten den Hunger und sein schreckliches Gefolge verheerend einziehen lassen, da richtet sich mehr das Auge nach den Gegen - den, wo der Vater Brod für sich und seine jammernden Kinder findet. Die Kartoffeln, diese segensreiche Frucht, von der nun die Gärten und Fluren angebaut sind, hatten zu jener Zeit erst eine geringe Ausbreitung gefunden, und so wuchs die Noth in diesen beiden Schreckensjahren zu einer solchen Höhe, daß allein in Chursachsen 150,000 Menschen des Hungertodes starben und in Böhmen die Zahl der Verhungerten auf 180,000 stieg. 20,000 Böhmen wanderten in die Staaten des großen Königs Fried - rich II., der mit weiser Vorsicht den Anbau der Kartoffeln schon hatte in seinem Lande befördern lassen. Dieß schreckte die Deutschen auf und von dieser Zeit an, bis zum Ausbruche des Abfallkrieges281von England, steuerten alle Jahre 20 bis 24 Schiffe mit Deut - schen nach Philadelphia's nahrungverheißendem Hafen.

Jetzt änderte sich aber die Scene; die Sonne einer jugend - lichen Freiheit begann die Wälder und Fluren Nordamerika's zu vergolden; trotz allen Niederhaltens von Seiten Englands, hatte sich geräuschlos, im stillen Gedeihen von Geschlecht zu Geschlecht das Land an Menschenzahl, Reichthum und Selbstgefühl erhoben; Ackerbau, Künste, Fleiß und Geistesbildung gingen dort Hand in Hand, nur der Handel seufzte unter harten Gesetzen; jenseits des Oceans war man mündig geworden, ohne daß Europa dieses geahnt hatte, und als man die Ballen des verhaßten Stempel - papiers in die See geschleudert hatte, spritzte der Schaum des Meeres hoch auf und gebar nicht die Venus, wohl aber die von Sternen umstralte reine Jungfrau: die Freiheit!

Boston brach 1773 die Bahn und die übrigen Städte, das ganze, weite Land folgte; bei Bunkershill krachten die ersten Kanonen und Washington entrollte das Banner der Unab - hängigkeit in mancher blutigen Schlacht. Was Großbritannien nicht allein vermochte, sollten deutsche Fäuste vollenden; man er - kaufte, um 30 Thaler für den Mann, ein Heer aus deutschen Gauen: Hessen, Anspacher, Waldecker, Anhalter und Braun - schweiger.

Jch muß die Feder fortlegen, um von diesem Nachtbilde nicht den Schleier zu ziehen, den Zeit und Vergangenheit mildernd darüber gewebt.

Es mußten 29,166 Krieger hinziehen, um Nordamerika be - kämpfen zu helfen; von diesen blieben 11,835 Mann; aber nicht alle fielen sie in den Schlachten und unter dem Tomahawk; bei weitem die größte Zahl ging zu den Amerikanern, und sie wurden die ersten Ansiedler aus den nördlichen Gegenden Deutschlands in den freigefochtenen Staaten. Bisher hatte Deutschlands Nor - den keinen Antheil gehabt an den Auswanderungen; jetzt 1846 hat sich dieses aber ganz anders gestaltet!

Mit jenem Kriege verlor sich auf geraume Zeit Nordamerika aus den Blicken deutscher Auswanderer, und sein Strom nahm eine durchaus andere Richtung, bis solcher 1783 beendigt war.

Es ist so häufig in der Geschichte der Völker der Fall, daß rasch auf einander die fremdartigsten Principe sich die Hand bieten; das Ersehnte verlassen, das Gehaßte gesucht wird. Nach Ame - rika wanderte man, um alten Druck zu vergessen, in Slavi - sche Länder zog nun der Deutsche, um neuen zu finden; seine Wege gingen nun nach Rußland, Galizien und Ungarn und zwar aus der Mitte Deutschlands so stark, daß 1787 sieben Dörfer bei Fulda gänzlich verlassen wurden, deren Bewohner sich nach dem Temeswarer Bannate gewandt hatten, und der Zudrang nach diesen Gegenden war derartig, daß oft in Wien 12,000 Kolonisten lagerten, welche von der Pfalz und Würtemberg den einladenden Strichen Ungarns und Galiziens zueilten. Jn dem letzteren Lande zählte man 1811 schon 186 deutsche Kolonieen mit 9143 Lutheranern, 5628 Katholiken, 1599 Reformirten und 1268 gemischter Religion. Nach Ungarn und Siebenbürgen hatten sich besonders Sächsische Protestanten gewandt, deren Ge - sammtzahl 1829 schon auf 480,000 Seelen angeschlagen ward. Größer noch waren im Laufe des vorigen Jahrhunderts und im Anfange des jetzigen die Auswanderungen nach Rußland, das ebenso wie Oestreich seine uncultivirten Länder durch deutsche Acker - bauer empor zu bringen suchte. Nach Petersburg zogen schon bei der Stadtgründung die Deutschen, welche jetzt daselbst beinahe die Hälfte aller Ausländer bilden. Schon im Jahre 1797 schätzte man die Deutschen in Rußland auf 100,000 Seelen. Unter heiterem Himmel bot man ihnen große Grünländer dort an, wo Richelieu Odessa gegründet, und namentlich ist es die Schaaf - zucht, womit die eingewanderten Deutschen sich im südlichen Ruß -land beschäftigen. Die Zahl der Einwanderer wuchs von Jahr zu Jahr und 1817 lebten schon 600,000 Deutsche im Reiche des sarmatischen Fürsten; bloß in den Niederlassungen, die vom Jahr 1814 bis 1818 am Kopilnik in Bessarabien errichtet waren, wohnten 1825 schon 2409 Preußen, 2633 Würtemberger und viele Baiern und Sachsen.

Die bewegten Zeiten der Kriegsstürme im Anfange des gegen - wärtigen Jahrhunderts waren den deutschen Auswanderungen nicht günstig, die Häfen waren geschlossen und die Schlachten fraßen die Menschen weg. Nur eine ansehnliche Uebersiedelung fand zu Anfange statt, als der Bauer und Leinweber Johann Georg Rapp von Jpptingen im Würtembergischen mit der Harmonie = Gesellschaft, einer Separatisten = Gemeinde, nach dem großen Conaquenessing in Pennsylvanien zog, wo 1805 eine deutsche Niederlassung gebildet ward, die sich des besten Flors noch immer erfreut, und bis Jndiana vorgedrungen ist, gegen - wärtig aber am fruchtbaren Ohio wohnt.

Dann entrollte der Krieg mit Frankreichs Eroberer seine Adler über die deutschen Gauen, lichtete die germanischen Stämme in den mörderischen Schlachten von Marengo, Wagram, Austerlitz Jena, rafften die junge Mannschaft zusammen zu dem Kampfe auf Spaniens Halbinsel und streckte Hunderttausende nieder auf den Schneegefilden Rußlands; Krieg der Befreiung ward die Losung für ganz Deutschland und alles, was friedlich Aus - wanderung hieß, drängte〈…〉〈…〉 sichin den Hintergrund und in Ver - gessenheit. * )Die Seewege waren gesperrt, und was in der französischen Zeit wan - dern wollte aus der deutschen Heimath, nahm seinen Weg gen Osten auf Landwegen. So zogen unendlich viele Deutsche nach Rußland, um die Steppen - länder am schwarzen und caspischen Meere anzubauen, selbst an den Gränzen zwischen Persien und Rußland erhoben sich schwäbische Dörfer, und der Süden dieses unermeßlichen Kaiserstaats zählt Hunderttausende von Deutschen, deren Geschichte uns bis jetzt unbekannt ist, die uns aber gerade jetzt 1847, in diesem Nothjahre, über Odessa die reichen Kornvorräthe senden, zur Stillung des Hungers im deutschen Vaterlande!

Texas. ** )Wir eröffnen mit gegenwärtiger Darstellung eine Reihe actenmäßi - ger und daher völlig glaubwürdiger Berichte und hoffen dadurch Jedermann aus dem Labyrinthe widersprechender Ansichten auf den Standpunkt zu erheben, von welchem aus eine unbefangene und richtige Auffassung der Verhältnisse möglich ist. Unsere Aufgabe besteht ebensowohl in rückhaltloser Aufdeckung und Beleuchtung von Uebelständen und Mißgriffen, in Warnungen und Winken, als darin, daß wir böswillige Anfeindung, ungerechte Beschuldigungen und übertriebene oder entstellte Thatsachen gebührend würdigen helfen, dem Ver - dienste unsere Anerkennung nicht versagen, und ehrenwerthen Bestrebungen Gerechtigkeit wiederfahren lassen. D. Red.

Vor Kurzem hat die Erzählung von einem Aufstande in New - Braunfels in den Zeitungen die Runde gemacht. Das Wahre an der ganzen Geschichte ist Folgendes. Einige deutsche Ansiedler daselbst kommen den 31. Decbr. 1846 zum General = Commissär des Texas - Vereins, Herrn v. Meusebach, aufgereizt durch den Amerikaner Henry Fischer, der nach völliger Abfindung gar kein Recht mehr an den Verein hat, aber solche gerne wieder erlangen möchte, und verlangten verschiedene Concessionen, zunächst die Erklärung, ob der Wald bei New = Braunfels vom Prinzen Solms der Stadt geschenkt, oder nur zur Nutznießung überlassen sei; ferner daß Hr. v. M. sein Amt als General = Commissär niederlege. Nachdem sie einen Akt darüber aufgenommen und unterzeichnet hatten, sandten sie sofort einen Boten an den schon früher zur Regulirung der wechselseitigen Ange - legenheiten vom Verein hinüber geschickten Commissär Hrn. Cappès, in Jndianpoint sich befindend, mit den folgenden Depeschen:

282

Herrn Cappès in Jndian = Point.

Sie erhalten durch einliegende Abschrift eines hier niedergelegten Protokolls Nachricht über das Resultat der Ereignisse des heutigen Tages.

Die Emigranten haben längst die Ueberzeugung gewonnen, daß sie ihre Ansprüche auf die ihnen contractlich zugesicherten Ländereien im ehemaligen Fischer'schen Grant, durch das bisherige Verfahren der hiesigen Verwaltung des Vereins gefährdet, vielleicht verlieren werden.

Sie sahen sich daher genöthigt, bei dem General = Commissär, Hrn. v. Meusebach geeignete Vorstellungen zu machen, um Garantie zu erlangen, daß die Versprechungen des Vereins, die sie bewogen, ihre Angehörigen und ihr Vaterland zu verlassen, endlich der Erfüllung nahe gebracht würden.

Beiliegende Abschrift des abgeschlossenen Vertrags zwischen Hrn. v. Meusebach und einem durch die Emigranten erwählten Comité belehrt Sie über die Wünsche der Letzteren. Es ist nicht nöthig zu versichern, daß der allgemeine Wunsch der Emigranten sey, der Verein möge fortbestehen und den angenommenen Namen zur Wahrheit werden lassen, da das Jnteresse beider Parteien Hand in Hand geht.

Wir ersuchen daher Hrn. Cappès dringend, sobald als möglich nach New = Braunfels zurückzukehren, da die Emigranten glauben, daß er vermöge seiner Gesinnung und Stellung am ehesten im Stande sey, die vorhandenen Differenzen zu der Zufriedenheit des Vereins sowohl als der Emigranten zu lösen.

Verhandlung zwischen den von den Einwohnern von New = Braunfels erwählten Comit é Namens C. W. Thomae, P. Linnarz, H. Bevenroth, Chr. Boeckel, Ch. Moesgen, C. Herber und Leopold v. Jwansky einerseits und Herrn Baron v. Meusebach, Generalbevollmächtigter des Vereins zum Schutze deutscher Einwanderer in Texas andererseits, am 31. December 1846 in New = Braunfels Comal County.
  • 1) Hr. v. Meusebach übergibt dem Hrn. Consul H. Fischer Vollmacht, den für den Verein angekommenen Emigranten die Land - certificate für das im Grant zu erhaltende Headright auszufertigen und einzuhändigen.
  • 2) Hr. v. M. verpflichtet sich, die Vermessungen im Grant schnellstens vornehmen zu lassen, Einsicht in die abzuschließenden Con - tracte des Hrn. Fischer, so wie einem von den Emigranten erwählten Comité, die das Jnteresse der Einwanderer zu wahren haben, zu gestatten.
  • 3) Hr. v. M. stellt im Namen des Vereins den Besitzern von Stadt und Ackerloten in New = Braunfels einen Bon aus, welcher gegen einen vollständigen Titel in möglichst kürzester Zeit ausgewechselt wird.
  • 4) Hr. v. M. überimmt die Verbindlichkeit, von dem Prinzen Solms eine authentische Erklärung zu fordern, ob er den bei der Stadt New = Braunfels gelegenen Wald, vom Verein erkauft, der Stadt ge - schenkt, oder bloß die Nutznießung davon zugesagt habe. Hr. Fischer wird die Güte haben, die protokollarische Auf - nahme der Zeugenaussagen, die für die Zusage des Prinzen Solms sprechen, zu veranlassen.

    Hr. v. M. wird indessen bis zur Entscheidung des Vereins in Mainz weitere Waldverkäufe nicht vornehmen, wogegen die Bürgerschaft die bis hierher stattgehabten Verkäufe zu respectiren verspricht.

  • 5) Hr. v. M. stellt die Anfrage an den Verein in Mainz, ob die auf dem Schiffe Joh. Detthardt, Capitain Lüdering im Sommer 1845 hier angekommenen Emigranten hier in New = Braun - fels oder anderwärts Stadt und 10 Ackerloose erhalten sollen, da dieselben Briefe in Händen haben, wonach sie zur 1sten Expedition gehören sollen.
  • 6) Hr. v. M. wiederholt seine früher dem Verein gemachte Offerte, seine Stellung hier niederlegen zu wollen, jetzt auf Antrag der Emigranten.

Gegen Hrn. v. M. geschah weiter nichts, als daß man eine bei ihm auf dem Tische stehende Kiste Cigarren ausleerte und dieselben mitnahm. Herr C. behielt sich die Entscheidung vor, die bald darauf von Deutschland aus zu gegenseitiger Befriedigung erfolgte.

Der Wald bei New = Braunfels gehört käuflich dem Vereine. Prinz Solms hatte nur bei Anlagen der Stadt den Ansiedlern erlaubt, so viel Holz zu fällen, als sie zum Bau ihrer Häuser bedurften. Der bessere Theil der Bewohner von New = Braunfels, so wie sämmt - liche Ansiedler von Friedrichsburg protestirten durch folgende Adresse* )Von dieser Adresse nebst eigenhändigen Unterschriften hat uns das Original zur Copie vorgelegen, und wir theilen dieselbe um so lieber voll - ständig mit, als manche Familie, der es noch an Nachrichten von den Jhrigen fehlt, dadurch unmittelbar ein willkommenes Lebenszeichen von denselben er - halten wird. D. Red. gegen das Protokoll des Comités.

Die unterzeichneten Bürger und Familienväter der deutschen Kolonie Friedrichsburg fühlen sich bei Verbreitung des Gerüchts, daß der General = Commissär des Vereins, Hr. von Meusebach, seine Functionen als solcher niederzulegen beabsichtige, dringend veranlaßt, denselben hiermit aufzufordern und zu bitten, diesen für das Wohl gedachter Kolonie so nachtheiligen Schritt zu unterlassen, und auch fernerhin an der Spitze der Geschäfte und in der Eigenschaft als General = Commissär zu verbleiben.

Es folgt noch der Aufruf zur Revolution, welcher nur zu Gunsten des Vereins lautet, so wie der Bericht eines unparteiischen Augenzeugen.

Bericht an die Direction in Deutschland.

Am Morgen des 31. December war in den Stores und anderen öffentlichen Orten von New = Braunfels ein Aufruf an die Bürger der Stadt erschienen, die Tyranney des Hrn. v. M. nicht länger zu er -283tragen, und sich von der Knechtschaft zu befreien, welche sie in den Augen der Amerikamer und der im übrigen Deutschland zerstreuten Deutschen verächtlich mache. Derselbe schloß mit den Worten: Fluch dem Menschenschinder Meusebach! und war unterzeichnet: Einige Mitbürger. Jch sahe vom Berge herab sich Leute auf dem Markte ver - sammeln. Diese setzten sich nach den Vereinsgebäuden in Bewegung und langten daselbst in Ruhe an. Es mochten 120 Personen sein, gefolgt von Kindern und einigen Weibern. Herr H. F. Fischer aus Houston, welcher mit Hrn. von Meusebach beim Frühstücktisch saß, wurden hinausgerufen. Hier sprach er einige Worte mit dem Comité des Haufens und verfügte sich dann als Mitglied mit diesem in das andere Zimmer des Hrn. v. Meusebach, um mit ihm über gewisse An - gelegenheiten zu berathen. Während das Comité mit Hr. v. Meusebach in Berathung war, verhielt sich der Haufen anfangs ruhig, drang aber dann in das Mittelzimmer der v. Meusebach'schen Wohnung -- auf eine von Jwansky dem jüngeren ausgehende Aufforderung. Das Zimmer war ganz dicht angefüllt. Jwansky hielt aufreizende Reden, denen der Haufen durch Schreien und Toben beistimmte. Als der Redner sah, er finde Beifall, forderte er die Theilnehmer auf, Hrn. v. Meusebach herauszuholen und ihn zu hängen Man schrie ihm Beifall zu, tobte und schlug gegen die Thür des Berathungszimmers, legte aber keine Hand an.

Nachdem vorher schon ein Comité = Mitglied den Haufen benach - richtigt hatte, daß die Verhandlungen im besten Gange seien und wieder zurückgezogen war, erschien endlich das Comité und las ein über die Verhandlungen aufgenommenes Protokoll vor, welchem der Haufen beistimmte. Jwansky der jüngere versuchte noch einmal den Haufen zu bestimmen, daß er auf sofortige Entfernung, des Hrn. v. Meusebach dringen solle, man schrie vom Neuem, es hatte aber keine weitere Folge. Nach langem Reden und Warten entfernte sich all - mählig der Haufe.

Eine auf dem Tische stehende Kiste Cigarren war leer, als der Letzte sich entfernt hatte, obschon sie am Morgen fest voll, auch wenig im Zimmer geraucht war.

Nachmittags erschien eine Deputation der in New = Braunfels wohnenden Amerikaner, um Hrn. v. Meusebach ihr Bedauern aus - zudrücken über die Ungesetzlichkeit des gegen ihn beobachteten Ver - fahrens und ihre Bereitwilligkeit, bei etwaiger Wiederholung solcher Auftritte bis zum letzten Blutstropfen zu vertheidigen. Am anderen Tage wollten sie mit den deutschen Freunden des Gesetzes ein Meeting halten, um gewisse Resolution zu fassen.

Am 1. Januar d. J. versammelte man sich eben zu diesem Vor - satze, als ich nach Jndian = Point abritt, um dem Hrn. Cappès einen Brief des Hrn. v. Meusebach zu bringen. Jch kann daher aus eigner Anschauung nichts berichten über den Verlauf.

Dieses Referat der von mir selbst beobachteten Thatsachen er - stattete ich auf den Wunsch des Hrn. Cappès ohne alle Reflerionen und ohne Bemerkung über die Ursachen, die Urheber und die dabei betheiligten Personen.

Abschrift des vertheilten Aufrufs.

Bürger von Neu = Braunfels!

Heute, als am letzten Tage des Jahres 1846! -- des Jahres, wo Hunderte von unsern deutschen Landsleuten als Opfer der schlechten Verwaltung des Vereins zum Schutze deutscher Einwanderer gefallen; heute rufe ich Euch auf, die Fessel von Euch zu schütteln, die uns in das neue freie Vaterland begleitet, und die täglich drückender und unverschämter ans Licht tritt.

Alle unsere Landsleute in Deutschland wundern sich, wie wir uns hier durch einen einzelnen Mann, Namens von Meusebach, niederträchtig und betrügerisch behandeln lassen. Alle Bürger vonTexas und jeder Amerikaner belächelt den deutschen Knechtssinn, der klar erkennt, daß die einzige Pestbeule dieser Meusebach ist, und doch nicht wagt, sich mit Gewalt davon zu befreien.

Auf! enden wir das alte Jahr mit Absetzung und Wegjagung des Menschen, der nicht den Schutz, sondern das Verderben der Ein - wanderer will. Rufen wir vereint:

Es lebe und bestehe für immer der Verein! Aber Fluch dem Menschenschinder Meusebach!

Der deutsche Volksverein in Newyork,

eine vor Kurzem erst entstandene Gesellschaft, welche sich dem Schutze der Einwanderer gegen die vielen und groben Betrügereien. denen dieselben in der Regel hier in Bezug auf Unterkommen in Gast - häusern und Weiterbeförderung in das Jnnere unterworfen sind, recht eigentlich zur Aufgabe gemacht hat, und die es sich keine Mühe ver - drießen läßt, diese Aufgabe nach Kräften auszuführen, der es auch gelungen war, das Transportations = Bureau von Britsh & Comp (Washington Street) einer solchen Täuschung eines Emigranten zu über - führen, daß die Grand Jury sich auf geschehene Anzeige sofort fur Anstellung einer Untersuchung ausgesprochen hat. Dieser Verein sollte deßhalb bei seiner letzten Monatsversammlung Gegenstand gewaltsamer Angriffe der hier sogenannten Runners (d. i Emigrantenabfänger für Wirthshäuser und Transportationsgeschäfte) werden. Es fanden sich dieselben bei dieser Versammlung in überwiegender Mehrzahl ein, ließen durch ihr Gebrüll und sonstiges Gebahren die Mitglieder des Volksvereins nicht zu Worte kommen; es wurde aber durch die ruhige Haltung der die Verhandlung leitenden Beamten verhindert, daß Thät - lichkeiten vorfielen, und die gestern am 14. d. M. wieder aufgenommene Verhandlung dieses Vereins ging mit Ruhe und Ordnung vor sich, trotzdem daß dieselben Jndividuen sich wieder eingefunden hatten, um wo möglich Händel zu suchen. Dafür fangen jetzt selbst die in eng - lischer Sprache erscheinenden Zeitungen an, sich für den Verein und die Ordnung des Emigranten = Wesens überhaupt zu interessiren und mehrere Städte des Jnlandes haben bereits die Hand dazu geboten, die Jnteressen der Einwanderer bei deren Weiterbeförderung auf gleiche Weise schützen zu wollen.

Gesetze und Verordnungen.

Das neue Gesetz über die Emigrantenabgabe in New - York (an act concerning passengers in vessels coming to the city of Newyork) ist mit dem 5. Mai d. J. in Kraft getreten und die betreffende Commission, zu welcher die jedesmaligen Vorstände der deut - schen und inländischen Emigrantengesellschaften gesetzlich gehören, hat bereits ihre Arbeiten begonnen. Die Bill entspricht dem Zwecke: Ge - fahrloshaltung von Stadt und Staat, ohne der Einwan - derung Hindernisse in den Weg zu legen, vollkommen; sie schreibt vor, daß der Capitän jedes Passagierschiffes gleich nach Ankunft dem Mayor eine complete Namens = und Standesliste seiner Passagiere überhändigen und für jede Person ein Kopfgeld von einem Dollar entrichten soll. Jm Falle sieche, geisteskranke, blödsinnige oder sonst für ihren Unter - halt zu sorgen unvermögende Personen, die nicht Glieder einer einwandernden Familie sind, sich unter ihnen befinden, so soll für jede solche Person Bürgschaft zum Belaufe von 300 Doll. gestellt werden. Die hervorgehobene Clausel bildete den Hauptstreitpunkt zwi - schen den Rhedern und dem Stadtrathe, und motivirte den Ausdruck der öffentlichen Stimmung durch die jüngst im Tabernakel zusammen - berufene Versammlung. Die Rheder haben zuletzt den Sieg davon getragen; der Staat wird entschädigt und die Sache ist damit wahr - scheinlich auf lange Zeit zur Ruhe verwiesen.

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Vermischte Nachrichten.

Vom Kriegsschauplatze. Am 18. April wurde Santa Ana von den Amerikanern bei Cerro Gordo aufs Haupt geschlagen und entkam, seines schon hundertmal gegebenen Versprechens, fürs Vaterland zu siegen oder zu sterben, ungeachtet, nur durch schleunige Flucht. General La Vega mit 6000 Mann hielt sich zwar tapfer, mußte sich aber, als Alles verloren war, ergeben. Ein tapferer junger Deutscher, Namens Halzinger, der beim Bombardement von Ve - racruz die Amerikaner zur Bewunderung zwang, indem er mitten im Kugelregen eine niedergeschossene merikanische Flagge mit der Hand so lange emporhielt, bis ein neuer Fahnenstock herbeigeschafft wurde, und welchen General Scott ohne Ehrenwort freigelassen hatte, ward bei Cerro Gordo unter den Schwerverwundeten gefunden. Die Ame - rikaner eroberten 30 messingene Kanonen und Santa Ana's Privat - kasse mit 80,000 Dollars. Scott hat nunmehr mit General Taylor eine Communication eröffnet, um beiderseits unverzüglich auf die Haupt - stadt Meriko loszumarschiren.

Zwischen den Comanches und dem Teras = Vereine ist ein Ver - trag abgeschlossen, und dieser bisher feindselige Jndianer = Stamm dadurch Verbündeter der Kolonisten geworden. Der betr. Talk mit ihren vornehmsten Häuptlingen fand am 1. März statt, wobei die deutschen Kolonien von Hrn. v. Meusebach vertreten waren. Die Berathung führte zu der Verabredung eines freundlichen Verkehrs zwischen den Jndianern und den deutschen Ansiedlern. Es wurden die Präliminarien zu einem Vertrage abgeschlossen, wonach die Deut - schen ohne Belästigung an der Ausführung ihrer Kolonisationscontracte arbeiten und ihre Vermessungen in das Comanche = Gebiet nach San Saba verfolgen können. Der größte Theil der Banden der Sipahs ist nordwärts gezogen, wo sie am obern Colorado und Rio Puerco Korn zu ziehen gedenken. Die Comanches machten die Anzeige, daß verschiedene Abtheilungen der Wichita's und Wacos einen Anfall auf die Ansiedelungen beabsichtigten, und erklärten sich zugleich bereit, gegen diese Banden zu kämpfen, so oft die Amerikaner dazu ihre Hülfe ver - langen sollten. -- Der Grant ist völlig vermessen und in Besitz ge - nommen worden; die Vertheilung der Ländereien an die Kolonisten hat bereits begonnen. -- Der Generalcommissär Cappes, der brauch - barste Mann für dorten, wird in der Kürze abermals mit einem Credit von einer Million nach Teras abgehen.

Jn Neworleans beschäftigt man sich mit Gründung eines deutschen Vereins zu vernünftiger Unterstützung ein - wandernder Deutschen. Er will den mittel = und rathlos An - kommenden kräftig beistehen, ohne jedoch zu einer förmlichen Wohl - thätigkeitsgesellschaft zu werden. Wahrscheinlich sendet die Gesellschaft gleich nach ihrer Gründung in alle europäischen Hafen = und Haupt - städte ihre Constitution und ein Programm ihrer Absichten. Möchten die Einwanderer nur immer willig sein, guten Rath dankbar anzunehmen!

Die Zahl der im Monat April zu Newyork angekommenen Einwanderer betrug gegen 22,000. Ein Schiff, der Emanuel , brachte deren 160, die nach Aussage des Capitains auf der ganzen Reise von nichts als rohem Mehl mit Wasser vermischt gelebt haben (!).

Eine Nationalconvention der Aerzte in den Verein. Staaten versammelte sich Mitte Mai zu Philadelphia. Es fanden sich 300 Delegaten ein. Der Hauptzweck ist, die medicinische Wissen - schaft und Praxis in den Ver. Staaten auf einen höhern Standpunkt zu heben, was allerdings in vielen individuellen Fällen arg noth thut.

Die in Newyork versammelte evangelische Allianz hat ihre tiefe und unveränderliche Opposition gegen das gewaltige Uebel der Sclaverei ausgesprochen und es für die Pflicht aller Menschen erklärt, mit allen weisen und christlichen Mitteln seine gänz - liche Ausrottung und Entfernung aus dem Lande zu suchen. (W. Z.)

Jn St. Louis hat eine bedeutende Feuersbrunst stattge - funden; nähere Nachrichten sind aber erst noch zu erwarten.

Wiesbaden, 3. Juni. Das aus der Kölnischen Zeitung auch in Jhr geschätztes Blatt übergegangene Mährchen von einem Privatschreiben des Herrn Baron von Sch. aus Texas, welches sehr ungünstige Nachrichten über die dortige Adelskolonie enthalten und vor jeder Auswanderung der Deutschen dorthin warnen soll, wobei haupt - sächlich darauf abgesehen ist eine hochgestellte Person zu compromittiren, bedarf einer Widerlegung. Nach eigener Einsicht jenes Schreibens erklären wir daher: an dem ganzen Artikel ist weiter nichts wahr, als daß der Brief wirklich geschrieben und angekommen. Unwahr dagegen ist, daß Hr. v. Sch. das Elend der Auswanderer schildert; unwahr, daß er vor der dortigen Niederlassung warnt; unwahr, daß für den Teras = Verein ungünstige Nachrichten sich darin finden; unwahr, daß eine hochgestellte Person die Verbreitung des Schreibens untersagt habe. Der Verfasser des Actikels muß den Verf. des Briefes wohl ganz mißverstanden oder den ganzen Jnhalt absichtlich verdreht haben.

Hr. v Sch. sagt mit eigenen Worten:

Mir gefällt es täglich besser hier in Texas und das hiesige un - eingeschränkte Leben behagt mir zu wohl, als daß ich bald wieder Lust bekommen sollte, nach Europa heimzukehren.

Am Schlusse des Briefes sagt endlich nochmals Hr. v. Sch.:

Jch ersuche noch den Fritz, meine lieben Freunde und Bekannte recht herzlich von mir zu grüßen. Wenigen derselben ist es anzu - rathen hieher zu kommen, da nur wenige sich hier glücklich fühlen können und Jemand von besserer Erziehung sich nur selten in das hiesige Leben schicken kann; ich hingegen möchte es jetzt auch gegen kein anderes vertauschen.

Ein Handels - und Schiffahrtsvertrag zwischen den Vereinigten Staaten und dem deutschen Zollverein wird bald die zweite wichtige Frucht der freundlichen Beziehungen sein, welche zwischen beiden Theilen obwalten. Derselbe ist zwischen Baron von Gerolt und Hrn. Buchanan bereits abgeschlossen, und sein Jnslebentreten dürfte der Eröffnung der Dampfschiffahrts = Verbindung auf dem Fuße folgen.

Die königl. belgische Akademie in Brüssel hat in ihrer Sitzung vom 18. Mai die das vorige Mal nicht gelöste Preisaufgabe: Be - zeichnung der Ursachender deutschen Auswanderung im 19. Jahrhundert und Erforschung des Einflusses dieser Aus - wanderung auf die Sitten und die Lage der Bewohner des mittlern Deutschlands zu abermaliger Bewerbung aus - geschrieben.

Aus der Bayerischen Pfalz, 30. Mai. Vor Auswan - derungen nach Algier kann nicht genug gewarnt werden. Wir selbst haben Beispiele, daß Pfälzer, welche nach dem französischen Afrika mit zahlreicher Familie zogen, wieder zurückkehrten, nachdem sie ihre Habe aufgezehrt und den größeren Theil der Jhrigen dort begraben gesehen hatten. Nach Erkundigungen aus den besten Quellen eignet sich das Algierer Klima durchaus nicht für den Deutschen.

Der Stuttgarter Verein (s. S. 269 d. Z.) beabsichtigt nicht nur eine ganze Stadt, sondern eine vollständige Musternie - derlassung für würtembergische Auswanderer zu grün - den und dahin zu wirken, daß dieselbe amerikanischer Seits als poli - tischer Körper oder moralische Person anerkannt und mit dem Mut - terlande in fortwährender Verbindung erhalten werde. Bis jetzt (setzt die Allg. Ztg. hinzu) haben alle Versuche, welche über die Zeit der Ankunft hinaus ein festes Zusammenhalten begründen wollten, sich als unausführbar erwiesen. Alle Voraussetzungen zeigen sich, sowie man auf dem Boden Amerikas angekommen ist, als mangel - haft oder ganz irrig. Tausend, zum Theil traurige Erfahrungen, die bis auf die neuste Zeit herabgehen, sprechen dafür.

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Das amerikanische Passagiergesetz und die Aus - wanderer = Expedienten in Bremen. (Aus der Bremer Zeitung vom 29. Mai 1847.)

Alle Passagiercontracte, welche im Frühjahr 1847 in Europa abgeschlossen sind, wurden auf die Grundlage des in Nordamerika seit beinahe einem Menschenalter bestehenden Gesetzes wegen Einführung von Passagieren abgeschlossen, wie die ge - druckten Bedingungen der Passagierexpedienten, unter denen die Passagiere zur Ueberfahrt angenommen wurden, nämlich auf 5 Tonnengröße 2 Personen, es auch ausdrücklich bevorworten, und außerdem bestimmen sie noch, daß die Passagiere sich den Gesetzen dor Vereinigten Staaten in jeder Hinsicht zu unterwerfen haben. Wir stellen nicht in Abrede, daß man es in Nordamerika, als man die neue Verordnung erließ, wohlgemeint habe; aber wir sprechen nur die Ansicht aller Verstandigen aus, wenn wir behaupten, daß man in Washington übereilt verfuhr und ganz unnöthigerweise die Jnteressen vieler Tausende, namentlich auch der Aus - wanderer selbst, schädigte. Die anberaumte Frist, daß nur diejenigen Schiffe, welche vor dem 31. Mai in den nordamerikanischen Häfen ankommen, nach dem alten Passagiergesetze behandelt werden sollen, ist so kurz, daß Schiffe, die eine Reise von 43 Tagen machen, nach dem strengen Wortlaut des Gesetzes und der noch strengeren Auslegung desselben durch den Schatzsekretär, ohne Gnade con - fiscirt werden müssen, da sie mehr als 20 Personen über die nach dem neuen Gesetz erlaubte Zahl von Passagieren an Bord haben. Allerdings haben diese Leute unschuldig, unbewußt gefehlt, und die amerikanische Regierung, das Gouvernement des freiesten Staats der Welt, wird ihren Fiskus nicht mit Confiskationen bereichern, die in der Weltgeschichte nicht unter die noble deeds of Uncle Sam verzeichnet werden dürften.

Wir glauben noch nicht an Confiskationen und Strafen, da wir an die Ehrenhaftigkeit des Washingtoncabinets glauben; aber wir dürfen denn doch auch nicht die Bedenklichkeiten unterdrücken, welche uns zu der Frage veranlassen: Was ist die Ursache, daß der Schatzsekretär auf die dringenden Vorstellungen des preußischen Gesandten Hrn. v. Gerolt und vieler europäischen Konsuln, so viel uns bekannt, noch immer nicht die von ihm beliebte, scharfe und strenge Aus - legung des Gesetzes zurückgenommen oder gemildert hat? Wenn es wahr ist, was vielfach behauptet wird: daß der Schatzsekretär erklärt habe, er habe die Härte seiner Anslegung des Gesetzes in dem ihm geschilderten Umfange, aus Mangel an genauer Kenntniß der Sache nicht so allseitig erwogen, so hätte, däucht uns, eine neue, mildernde Note an die Zollhausbeamten vom Schatzsekretär auch längst erlassen werden müssen. Wir können uns nicht enthalten, hier anzuführen, wie wenig stichhaltig die antwerpener Handelkammer das neue Gesetz inter - pretirte, wenn sie annahm, daß das neue Passagiergesetz nur anwendbar sei auf die nach dem 31. Mai von Europa expedirten Schiffe. Die rotterdamer Gerichte haben schlagender gehandelt, denn sie zwangen die amerika - nischen Kapitäns, welche deselbst in Ladung lagen, nach dem alten Gesetz die volle Zahl Passagiere an Bord zu nehmen. Der schlaue myn Heer judicirte ganz richtig: beharrt man in Amerika bei der kurz gestellten Frist, so mag man auch zunächst das eigene Fleisch und Blut, hier amerik. Schiffseigenthum, confisciren.

Wenn wir genau nachforschen, aus welchen Gründen das neue amerik. Passagiergesetz hervorgegangen, so glauben wir frei sagen zu dürfen, daß es die von Liverpool und Havre abgehenden amerik. Liners gewesen, die in der Regel so viel Frachtgut genommen und den Passagieren aus Gier so wenig Raum vom Zwischendeck gegeben, daß die gerechtesten und bittersten Klagen darüber geführt wurden. Jn Havre sowohl als in Liverpool, wo die Selbstverproviantirung gestattet ist, ward der wenige den Passa - gieren gegönnte Raum noch sehr dadurch verkümmert, daß jeder Passagier den selbst eingelegten Proviant bei sich führt.

Von Bremen aus, wo seit Bestehen der Auswanderung aus höheren Rück - sichten keine Selbstverproviantirung gestattet wurde, fiel letzterer Uebel - stand schon von selbst weg und die Frachtsätze waren hier in der Regel so niedrig, daß, wie uns aus glaubhafter Quelle versichert worden, viele Schiffe gar kein Frachtgut nahmen, um nicht 5 Tage Aufenthalt zu riskiren, welche die amerik. Zollgesetze den Empfängern von Waaren zur Empfangsfrist aus den Schiffen ge - statten. Dann hat die beklagenswerthe Angelegenheit der aus Darmstadt gekom - menen Großzimmerer Auswandrer in den Ver. Staaten die ungegründete panische Furcht erregt, als wolle Europa alle seine Armen den Verein. Staaten zuweisen. Das Bondsystem, welches in einigen Landungsplätzen zur Bereicherung einzelner Jndividuen auf Kosten der Stadtkassen eingerissen war, hat auch viele Klagen hervorgerufen, denn die Stadtkassen konnten es nicht verschmerzen, daß die Bondleute ihnen die allerdings der Stadt gebührenden Einnahmen verkümmerten.

Was die Wirkung des neuen Gesetzes auf die europäischen Häfen anbelangt, so hörte man aus allen Einschiffungsplätzen schon Ausgang März und Anfangs April von ungewöhnlich zahlreichen Passagieranmeldungen, so daß die bis Mai, Juni bei gewöhnlichem Geschäftsgang zu erwartenden Schiffe bereits alle besetzt waren. Diese großen Anmeldungen und die täglich steigenden Preise der Lebens - mittel erhöhten die Ueberfahrtspreise mehr und mehr. Gerade um die Zeit, als die höchste Aufregung im Getreidehandel stattfand, wo man in Folge der Theuerung aus allen Gegenden Deutschlands leider von Brottumult berichten hörte, traf hier in Bremen die Nachricht von dem neuen amerikanischen Passa - giergesetz mit der Auslegung des Schatzkammersekretärs ein.

Erklärlicherweise war die erste Aufregung bei allen in der Schifffahrt nach Nordamerika und in der Auswanderungssache Betheiligten, namentlich den Erpe - dienten sehr groß, und drei hiesige Häuser (F. J. Wichelhausen & Comp., Lüdering & Comp. und Schiffsmakler H. Aug. Heineken), die bei dem Auswanderungsgeschaft momentan wohl am stärksten betheiligt waren, sandten an alle ihre Agenten im Jnnern Deutschlands ein Rundschreiben, worin sie die Sach - lage schilderten und dringend anriethen, vorläufig keinen Passagier auf hier abgehen zu lassen. Auch in einigen öffentlichen Blättern erließen diese Häuser Bekanntmachungen in ähnlichem Sinne. Sie hatten sich wohl über - zeugt, daß bei der Art und Weise, wie manche Agenten gegen die Weisungen ihrer hiesigen Committenten handeln und wie höchst leichtfertig sie oft die stricten Vorschriften umgehen, eine durchaus klare und bestimmte Sprache im erwähnten Cirkular geführt werden mußte, und wir haben nicht ohne Grund gesagt, daß die überall in Deutschland auftauchenden Brotunruhen wohl die Besorgniß mit er - zeugten, den Zusammenfluß von mehreren tausend unbeschäftigten Leuten, die böswilligen Aufreizungen in ihrem vermeintlichen Rechte nur um so zugänglicher geworden, zu vermeiden.

Es mußte Zeit und Ruhe gewonnen werden, um Mittel zu schaffen, die angenommenen Auswanderer nach und nach fort - zuschaffen. Schon am 1. Mai erließen dieselben hiesigen Häuser ein zweites Rundschreiben an ihre Agenten, worin sie die Passagiere beruhigen und sagen: daß man bei der Unmöglichkeit, so viel Schiffe aufzutreiben als nöthig seien, um die angenommenen Passagiere ohne einen sehr großen Zeitverlust direct nach den Ver. Staaten fortzuschaffen: nun die Expedition theilweise mit über Quebek beschaffen würde.

Es ist notorisch, daß der größte Theil der deutschen Auswanderer, der in die Ver. Staaten Nordamerika's zieht, nach dem großen Westen des Landes: den Staaten Ohio, Michigan, Jndiana, Jllinois, Wisconsin und Jowa geht, und es steht nach allen eingezogenen glaubwürdigen Erkundigungen fest (und ist uns nachgewiesen durch den Brief eines höchst achtbaren liverpooler Hauses, dessen Chef in Canada wohnte), daß der Weg über Quebek für die nach oben genannten Staaten gehenden Auswanderer ziemlich eben so billig und eben so bequem ist, als über Baltimore, Phila - delphia und Newyork. Daß diese Reiseroute über Quebek bisher von deutschen Auswanderern weniger benutzt ist, hat seinen Grund darin, daß der Verkehr mit Canada (einer englischen Kolonie) nur hauptsächlich von England aus betrieben wird und daß deutsche und amerikanische Schiffe ihre Rückladungen in Häfen der Ver. Staaten finden, also bei einer Reise nach dem St. Lorenzstrom in doppelte Hafenkosten und großen Zeitverlust kommen würden. Es sind aber doch jetzt bereits eine Anzahl Schiffe mit nahe an 3000 Passagieren nach Quebek abgefertigt worden, und die hiesigen Expedienten haben erweislich die von ihnen zu den früheren billigen Preisen angenommenen Passagiere ohne irgend eine Nachzahlung abgefertigt und in Zeit von etwa 14 Tagen werden alle die vor dem Bekanntwerden des neuen Gesetzes von Bremen aus engagirten Passagiere in See gegangen sein. Ob unter den obwaltenden schwie - rigen Umständen gewissenhafter und energischer als von Bremen in dieser Krisis gehandelt werden konnte, wird sich zeigen. Daß Bremen in Gewissenhaftigkeit und treuer Contracterfüllung von keinem Platz übertroffen werden wird, darf mit Recht behauptet werden. Es konnte aber nicht ausbleiben, daß Bremens wohlerworbener Ruf als der beste und solideste Einschiffungsplatz von denjenigen Personen, die für ihre Zwecke Bremen gern schaden und einen Theil der bisher hieher gekommenen Auswanderer für ihren Platz gewinnen möchten, verunglimpft und in öffentlichen Blättern die hiesige Handlungsweise gegen die Passagiere un - wahr dargestellt und die eigene Handlungsweise selbstlobend herausgestrichen wor - den. Unter die Kategorie solcher Jnsinuationen gehört auch die, daß von gewissen Orten prahlerisch angekündigt wurde: man erfülle alle seine mit Passagieren ein - gegangenen Verpflichtungen und expedire an den anberaumten Tagen. Es ist unter der Würde eines Ehrenmannes sich damit zu rühmen, daß er seine Ver - pflichtungen erfülle; das muß er, so lange es ihm durch Umstände nicht platterdings unmöglich wird. Neue Schiffe sind nicht schnell zu schaffen und alte sind nicht genug vorhanden, um die große Masse angenommener Personen nach der im neuen Gesetze hart beschränkten Norm in der anberaumten kurzen Frist nach den Häfen der Ver. Staaten überzuführen; also wurden bremische und fremde Schiffe für Quebek gewonnen. Mit welchen Geldopfern, kommt hier weniger in Frage; doch darf man wohl sagen, daß noch jetzt täglich Leute expedirt werden, welche zu 32 -- 33 Thlr. (64 -- 66 Fl.) angenommen werden, während der jetzige Preis 45 -- 47 Thlr. (90 -- 94 Fl.) ist. Drei hiesige obgenannte Häuser sandten für ihre Rechnung einen erfahrenen soliden Mann pr. Dampf - boot via England nach Quebek, um den von ihnen expedirten Personen unentgeldlich mit Rath und That bei Ankunft beistehen zu lassen, ihre Weiterreise billigst zu accordiren und ihre Reiserouten zu regeln; und man darf wohl sagen, daß dadurch Alles gethan ist, was irgend verlangt werden kann. Wenn eine Behörde von Oberfranken den irrigen Schluß zog, daß die nordamerikanische Regierung den über Canada einwandernden Leuten Hinder - nisse in den Weg legen dürfte, so ist daran gar nicht, keinenfalls aber vor Zusammenkunft des nächsten Congresses zu denken, der erst im December d. J. sich wieder versammelt. Bremen, den 25. Mai 1847.

Jntelligenzblatt zur Auswanderungszeitung Nro 37.

Jnsertionsgebühr 4 1 / 2 Xr. pr. Zeile oder Raum aus Petitschrift. Alle hierher gehörigen Zusendungen werden franko erbeten.

Note: [1]

Der Verein zum Schutze deutscher Einwanderer in Texas

befördert vom 1. August an regelmäßig, und zwar in jedem Monat den 1., 8., 16., 24., Schiffe nach Texas.

Die näheren Bedingungen sowohl wegen der Land - schenkung als des Fahrpreises ertheilt auf portofreie An - fragen die unterzeichnete Stelle, sowie das Allg. Aus - wanderungsbureau in Rudolstadt.

Note: [2]

Reise = Gelegenheit für Auswanderer nach Uord - Amerika.

Am 1. und 15. jedes Monats wird von Unterzeichnetem eins seiner Packet = oder Postschiffe nach Newyork expedirt. Die zu diesem Dienste eigens erbauten, mit hohen, geräumigen Zwischendecken versehenen, dreimastigen Fahrzeuge haben sich schon eine Reihe von Jahren durch schnelle und glück - liche Reisen ausgezeichnet und in prompter Passagierbeförderung einen allge - meinen Ruf erworben. Die besten und gesundesten Lebensmittel werden den Passagieren während der Reise, vom Tage ihrer Ankunft am Bord an bis zu ihrer Ausschiffung am Bestimmungsort in reichlichem Maaße gereicht. Die Seeschiffe liegen unmittelbar an der Stadt, woselbst sie auch bestiegen werden; wer sich hier direct nach Amerika einschifft, entgeht daher allen Un - annehmlichkeiten, Kosten und Zeitverlusten, die durch Mangel oder Unfähig - keit der Schiffe, durch zwei oder gar mehrfache Umladung oder sonstige Weit - läufigkeiten anderwärts so häufig und unerwartet entstehen. Da nach den Gesetzen der Vereinigten Staaten Amerikas nur eine gewisse, nach der Größe der Schiffe bestimmte, gegen sonst viel geringere Anzahl Passagiere über - geführt werden darf und das Gesetz keinen Unterschied zwischen Kindern und Erwachsenen macht, so besteht der Preisunterschied nur in der Ver - proviantirung. Gleichwohl bin ich im Stande, von medio Juli ab die noch durch andere Umstände außerordentlich in die Höhe getriebenen jetzigen Preise wieder bedeutend zu ermäßigen. Auch die Ueberfahrt nach Quebek, wohin ich vorläufig nur am 1. und 15. Juli noch Schiffe ex - pedire, ist wieder billiger geworden.

Nähere Auskunft ertheilen auf portofreie Anfragen die Agenten, sowie der Eigenthümer der Packetschiffe.

Note: [3]

Lebewohl und Dank!

Jn Begriff von Liverpool abzureisen und uns nach Newyork ein - zuschiffen, unterlassen wir nicht, unsern zurückgebliebenen Freunden und Be - kannten nochmals ein herzliches Lebewohl zuzurufen, und gleichzeitig dem Schiffsmäkler, Herrn Bernhard Honig in Hamburg, der unsere Be - förderung über England übernommen, hiermit unsern aufrichtigen Dank zu sagen für die Sorge, die er gehabt, so weit unsere Wünsche in jeder Hinsicht zu befriedigen.

Note: [4]

Billigste Ueberſahrt nach Amerika.

Am 25. Juni findet wiederum eine Expedition über England statt. Die Reise geht von Hamburg per Dampfschiff nach Hull, von Hull per Eisenbahn nach Liverpool und von da am 1. Juli in Segelschiffen weiter nach Newyork oder Neworleans, Quebek oder Montreal.

Die Ueberfahrtspreise sind, incl. Beköstigung und Kopfgeld, nach Newyork od. Neworleans für Erwachsene, Kinder unter 12 J., Säuglinge

Preuß. Thlr. 55. 45. 22. nach Quebek oder Montreal. 48. 36. frei

Mit dem Betreten der Dampfschiffe sind die Passagiere frei von allen Unkosten bis zur Ankunft in Amerika. Von New = Orleans nach Gal - veston gelangt man pr. Dampfschiff in2 1 / 2 Tagen für 4 Dollars, weßhalb diese Tour auch Auswanderern nach Texas zu empfehlen ist. Das Handgeld beträgt 3 Louisd'or pr. Kopf. An Gepäck haben Erwachsene 100 -- 125 P frei. Wer sich in dieser Beziehung möglichst einschränkt, thut nohl; denn häufig kommt die Hälfte der mitgenommenen Sachen ruinirt in Amerika an, und die andere Hälfte durch die Ueberfrachtkosten noch einmal so theuer, als zu welchen Preisen dieselben Gegenstände neu und besser in Amerika käuflich sind. Man melde sich baldigst beim Allg. Auswanderungbureau in Ru - dolstadt oder bei Unterzeichnetem.

Note: [5]Wir Unterzeichnete, von Hamburg über England nach Newyork reisend, bezeugen hiermit dem Schiffsmäkler Herrn Bernhard Honig in Hamburg unsere vollkommene Zufriedenheit mit der Sorge, welche er gehabt, uns in jeder Hinsicht nach Wunsch zu bedienen. Die Vorkehrungen waren so getroffen, daß wir gleich bei unsrer Ankunft hier an Bord gehen konnten und schon morgen abzusegeln bestimmt sind. Das Fahrzeug, in welchem wir uns befinden, ist 1000 Tons groß und hat ein Zwischendeck von wenig - stens 8 1 / 2 Fuß Höhe.

Nach den Erfahrungen also, die wir gemacht haben, können wir die Reise über England als zuverlässig, sicher und schnell allen Denjenigen empfehlen, die sich der Sorge des Herrn Honig anvertrauen.

Am Bord des amerikanischen Schiffes Columbiana Capt. Mallet,

Note: [6]

Regelmäßige Packetfahrt zwischen BREMEN UND ADELAIDE IN SÜD-AUSTRALIEN via Capstadt.

Am 18. Juni, Juli und Angust, werden expedirt nach Adelaide in Südaustralien, die Schiffe Mercur, Johanna und Adelaide.

Jeder Passagier, der mit einem dieser Schiffe nach Capstadt oder Port - Adelaide fährt, hat das Recht für 5 Jahre, die erste Ausreise ungerechnet, pr. Jahr frachtfrei damit zu verladen: 1) Cajüts = Passagier 25 Cubikfuß, 2) Forecabin = Passagiere 20 Cubf. 3) Zwischendecks = Passagiere 15 Cubf.

Applikanten können sich melden beim Allg. Auswanderungsbureau in Rudolstadt, sowie in Bremen bei dem

Diese Zeitung erscheint, wöchentlich einen halben bis einen Bogen stark, im Verlage der Hofbuchdruckerei in Rudolstadt.

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TextAllgemeine Auswanderungs-Zeitung
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Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Institut für Deutsche Sprache, MannheimNote: Bereitstellung der Bilddigitalisate und TEI Transkription Peter FankhauserNote: Transformation von TUSTEP nach TEI P5. Transformation von TEI P5 in das DTA TEI P5 Format. CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic informationAllgemeine Auswanderungs-Zeitung Organ für Kunde aus deutschen Ansiedlungen, für Rath und That zu Gunsten der fortziehenden Brüder, sowie für Oeffentlichkeit in Auswanderungssachen überhaupt. . Rudolstadt (Thüringen)1847.

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ClassificationZeitung; ready; mkhz1

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