PRIMS Full-text transcription (HTML)
Allgemeine Auswanderungs = Zeitung.
Organ für Kunde aus deutschen Ansiedlungen, für Rath und That zu Gunsten der fortziehenden Brüder, sowie für Oeffentlichkeit in Auswanderungs - sachen überhaupt.
BREMEN: C. Schünemann's Sortiments = Buchhandlung.
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Mit statistischen Uebersichten, Karten und Plänen, sowie mit einem Jntelligenzblatte für Bekanntmachungen von Behörden u. Privaten. NEW - YORK: bei William Radde.
Pränumerationspreis des halben Jahrgangs bei allen Buchhandlungen und Fürstl. Thurn und Taxischen Postanstalten 1 1 / 6 Rl. = = 2 fl 6 Xr.
Nro 39.
Montag, 28. Juni 1847.

Fr. Müller's Monographie. (Fortsetzung.)

Die Weser = Dampfschiffahrt vermehrt die Zahl der Auswan - derer aus Kurhessen sehr, wo allein aus einem einzigen Dorfe 80 Menschen fortzogen, und mit dem Anfange des Jahres 1847 das Dorf Meimbressen, 80 Häuser, im Kreise Hofgeismar, dem Staate alles zum Ankaufe anbot, weil die ganze Einwohner - zahl, 600 Personen, nach Amerika auswandern will. Aus Preußen gingen im Jahre 1846 über den Ocean 14,555; über den See - hafen Belgiens, durch Antwerpen, zogen 13,000 Deutsche fort. Vergleichen wir aber mal das schwungreiche Bremen, wo deutsche Rechtlichkeit in der Behandlung, Ehrlichkeit in der Verprovianti - rung, gute Schiffe, beeidigte Schiffsmäkler und brave, erfahrene Capitaine die Wanderungslustigen anziehen, so sehen wir, welche große Zahl diesen Seeweg zu einer neuen Heimath wählen.

Von Bremen aus fuhren im Jahre 1846 ab: 86 Schiffe mit 10,469 deutschen Auswanderern nach Newyork; 49 Schiffe mit 8470 nach Baltimore; 45 Schiffe mit 7690 nach Neworleans; auf 10 Schiffen gingen 938 Auswanderer nach Philadelphia; auf 4 Schiffen 420 nach Quebec; auf 3 Schiffen 116 Passagiere nach Charleston; 32 Schiffe brachten 3388 Wanderer nach Gal - veston; 3 andere Schiffe suchten mit 636 Deutschen das üppige Süd = Australien auf; 1 Schiff fuhr 99 Passagiere nach Rio Grande do Sul; 1 anderes 30 Deutsche nach Rio de Janeiro; 116 Deutsche zogen von Bremen ab über Hull nach Nordamerika und 1 Schiff ging nach Newbedford: so führten 236 Schiffe 32,372 deutsche Auswanderer fort aus einem Seehafen in Einem Jahre.

Wenn Nordamerika, die Wiege neuer Lebenshoffnungen für Deutschland, solchen Zuwachs bekommt, so bleibt es kein Wunder, daß seine Urwälder sich derartig klären, seine reichen Grünländer sich mit Tausenden glücklicher Ortschaften füllen, daß bei seiner Fruchtbarkeit, bei dem Arbeitsfleiße Hunderte von Segeln sich schwel - len, um von den reichen Bodenerträgen dem darbenden Europa 1847 Lebensmittel bringen zu können. Die Menschen, welche sonst der Krieg fraß, der Bevölkerungszuwachs, den sonst die großen, mör - derischen Schlachten hinrafften, zieht nun friedlich in andere Welt - theile, um segnend für das Mutterland wieder zu wirken: das sind die Wohlthaten eines langen Friedens!

Welchen Zuwachs aber Nordamerika aus dem deutschen Vater - lande empfängt, sehen wir am deutlichsten, wenn wir mal allein die Einfuhr in den einzigen Seehafen Newyork betrachten: Jm Jahre 1846 kamen dort an auf 107 Schiffen 20,681 deutsche Auswanderer über Havre; auf 78 Schiffen 10,187 über Bremen. (Hier stellt sich zwar gegen die Bremer Abfahrt ein Unterschied von 282 Personen dar. ) Ueber Antwerpen kamen nach Newyork auf 45 Schiffen 8,530 Deutsche; über London auf 41 Schiffen 4,823; über Hamburg auf 33 Schiffen 3,631; über Rotterdam auf 18 Schiffen 1,990 deutsche Auswanderer; über Liverpool kamen an auf 11 Schiffen 1,392 Deutsche; über Amsterdam auf 3 Schiffen 516; über Stettin auf 2 Schiffen 213; über Hull auf 1 Schiffe 212 Deutsche; über Gent auf 1 Schiffe 151: im Ganzen lan - deten auf 340 Schiffen 52,326 Deutsche in Newyork 1846.

Wie sehr sich die deutsche Auswanderung vermehrt, ist un - glaublich; 1845 kamen in Newyork an 30,312, 1844 nur 17,799 Deutsche; freilich immer schon große Zahlen, aber vom Jahre 1846 doch bei weitem übertroffen. Es gab Zeiten, vor 10 Jahren etwa, als die Norddeutschen zuerst in ansehnlichern Zahlen aus - zuwandern begannen, wo man hoffte, nach einem Zeitraume von mehren Jahren würde die begonnene Wanderung aus dem Vater - lande wieder aufhören, indem man fürchtete, es möchten der Heimath zu viele Arbeitskräfte entzogen werden; hieran ist aber nicht zu denken; so lange die Seewege offen bleiben, und nicht erschwerende Gesetze kommen, wird der großartige Volkszug zu den nordamerikanischen Savannen nicht aufhören. Wohl uns auch! denn wenn allein ein norddeutscher Staat, der Hannoversche, vom 1. Januar 1845 bis dahin 1846 eine Ueberzahl von 16,850 Menschen hat, wohin wollte die Uebervölkerung Deutschlands in den langen Friedensjahren endlich führen? Wie groß möchte jetzt 1847, bei der so schon herrschenden Noth und Arbeitslosigkeit, das Elend werden, wenn alle die vielen Ausgewanderten, welche seit 1814 fortgezogen, noch im Heimatlande wären? Die Aus - wanderungen neuerer Zeiten gehören also mit zu den Wohlthaten des Jahrhunderts, deren gute Folgen jetzt schon sichtbar sind, deren Hauptwohlthaten aber erst nach mehren Generationen erfolgen.

Bei den Rüstungen, welche im Anfange dieses Jahres 1847 zur deutschen Auswanderung gemacht wurden, möchten sich am Schlusse des Jahres Zahlengrößen darstellen, die alles Vorher -296gehende bei weitem übertreffen. Einen Begriff kann man sich schon davon machen, wenn im Lippeschen aus einem Städtchen 1300 Einwohner den Zug beginnen wollen, wenn schon in Ant - werpen im Beginnen des Frühjahrs, bis zur Mitte Mai alle Schiffe für Auswanderer aus Deutschland bestimmt und bis da - hin keine Ueberfahrtsplätze mehr zu bekommen waren, wenn in Havre ein Gleiches stattgefunden hat, und in Bremen die Preise bis zu 50 Thaler notirt werden, die schon vor einigen Jahren einmal auf 22 Thaler für dieselbe Passagierfahrt standen. Wie zahlreich selbst aus dem Norden Deutschlands die Einwanderungen in Nordamerika schon gewesen sind, erwäge man aus dem Um - stande, daß aus manchen norddeutschen Gegenden schon regel - mäßige besondere Boten gehen, um die Verbindung zwischen dem Mutterlande und der neuen Heimath zu unterhalten.

Mit offenen Armen hat Nordamerika die deutschen Brüder aufgenommen; wenn auch noch so viele Hunderttausende kamen, wenn sie auch noch so unbemittelt anlangten, sie fanden Arbeit, Brod und Land, bald einen eigenen Heerd und ein gesichertes Unterkommen. Da aber entstand eine allgemeine Entrüstung in den Vereinigten Staaten über den Auswurf der Armen, welche mehre Hundert an der Zahl die Gemeinde Großzimmern nach Newyork geschickt, wo solche in dem hülflosesten Zustande landeten, um dort der amerikanischen Wohlthätigkeit in Masse zur Last zu fallen. Alle amerikanischen Blätter äußerten Entrüstung über das Verfahren des Gemeinderaths von Großzimmern, der sich aller seiner Hülfsbedürftigen entledigt hatte, um solche einem fremden Welttheile zur Last zu schieben. Man kann sich keinen Begriff von der bejammernswerthen Lage machen, in welcher der größte Theil derselben, nach Newyork kam; es waren Arme und Krüppel meistens, so daß dieselben dort sofort in die Kranken = und Armen - häuser geschafft werden mußten. Diese unverschämte Großzimmer - sche Armen = Uebersiedelung hat der deutschen Einwanderung im Allgemeinen einen nicht zu berechnenden Schaden zugefügt!

Man ruft laut von Amerika her, mit welcher herzlichen Gast - freundschaft man alle diejenigen stets willkommen geheißen, welche dahin einen Zuwachs an Arbeitskräften, Wissenschaften und mecha - nischen Künsten gebracht; aber man will sich nun sichern durch erschwerende Einwanderungs = Gesetze, um für die Folge es zu verhüten, daß Deutschland mit seinem Auswurfe nicht die Ver - einigten Staaten überschütte, und so wird die sonst so freie und ungehinderte Einwanderung in Zukunft Hunderttausenden Unbe - mittelten, die früher eine sichere Aufnahme fanden, wenn sie nur Arbeitsmuth mitbrachten, erschwert, beschränkt, gehindert!

Jm Armenhause zu Newyork befinden sich gegenwärtig 500 deutsche Einwanderer; in dem zu Baltimore wurden im vorigen Jahre 325 arme Deutsche aufgenommen. 7000 Deutsche waren 1846 dort gelandet. Wir möchten die Stadt unsers Vaterlandes sehen, welche sich dazu hergäbe, ihre Armenhäuser derartig aus fremden Ländern zu bevölkern. Dennoch erkaltet der edele Eifer der deutschen Gesellschaft in Newyork nicht, welche nun schon 63 Jahre bestanden hat und segensreich für die deutschen Ein - wanderer wirkte, welche im Jahre 1846 noch 2464 Personen mit einem Kostenaufwande von 3863 Dollars unterstützte; jetzt aber, nach dem schmachvollen Vorgange mit Großzimmern, tritt dieser menschenfreundliche Verein öffentlich klagend auf, um sich gegen ähnliche Anmuthungen zu sichern, legt in öffentlichen Blättern seine Statuten nieder, nach welchen er ursprünglich nur dort an - sässige Deutsche unterstützt, im Laufe der wachsenden Einwanderung auch den Ankommenden die Thür nicht verschlossen habe, nun aber auf das Strengste durch neue Maßregeln gegen die Ernäh - rung des deutschen Armenauswurfes sich verwahre. Die Ge - meinde Großzimmern hat also an der guten Sache der deutschen Auswanderung sich schwer verschuldet.

Andrerseits finden nachgerade in der deutschen Heimath die edelsten Aufregungen statt für das Wohl der Auswanderer. Rühm - lichst muß hier des Teras-Vereins gedacht werden, der, mit bedeutenden Geldmitteln ausgestattet, manche herbe Erfahrungen schon gemacht hat, und sich aufs Neue zu frischen Opfern willig versteht. Neue Einrichtungen sind gemacht, und das Vertrauen kehrt wieder: 50 junge, gebildete Männer aus Darmstadt sind bereits im Begriff, im Vereinsgebiete sich niederzulassen. An ihrer Spitze stehen der mit den teranischen Zuständen vertraute Forstmann Spieß und der Doctor Herff. Sechzig Meilen oberhalb Friedrichsburg hat sich am Llano eine neue Kolonie gebildet, welche rasche Fortschritte macht, und eine neue Hebung der deutschen Einwanderung in Teras steht bevor, da sich die Verhältnisse dort nunmehr günstiger zu gestalten anfangen.

Auch in der Schweiz, Deutschland stammverwandt, beginnt sich eine großartige Gesellschaft zu bilden mit einem Capitale von 4 Millionen Francs, um die Auswanderung im Großen zu orga - nisiren. Ein Theil dieser Gelder soll zum Ankaufe großer Länder - strecken im Westen Nordamerika's gebraucht werden; einen andern Theil des Capitals will man verwenden zum Ueberschiffen der Kolonisten, zum Ankause von Lebensmitteln, Werkzeugen ec. -- Auch die Würtembergische Regierung hat Hauptagenten angestellt für den Verein zur Beförderung deutscher Auswanderer nach Amerika und das Königreich Hannover einen wichtigen Handels - Tractat mit den Vereinigten Staaten abgeschlossen, und so werden die vielfältigsten Schritte gethan, die deutschen Heimathländer mit dem großartig sich entwickelnden deutschen Nordamerika in Verbindung zu bringen. Am wichtigsten dafür ist die nun auch schon eröffnete regelmäßige Dampfbootlinie zwischen New - York und Bremen.

So sind Deutschlands Hoffnungen, in Beziehung auf die Auswanderung, zum größten Theile auf Nordamerika gerichtet, nach diesem Wunderlande, von dessen Riesenwachsthum die Welt - geschichte nichts Aehnliches aufzuweisen hat; lassen wir einige flüch - tige Blicke dahin gleiten, nach dem fernen, großen, schönen Lande, wo so manches Dach, unter dem Schutze der herrlichsten Jnstitu - tionen, sich friedlich über deutsche Familien wölbt; betrachten wir in flüchtigen Umrissen jener freien Vereinigten Staaten Wachs - thum und Größe! (Fortsetzung folgt.)

Die Ulmer Answanderungs = Gesellschaft in das tropische Amerika und die bei H. Müller in Ulm erschienene Schrift: Auswanderung nach der Tropenwelt, von J. A. Etzler.

Wir würden auf eine specielle Prüfung der, in Nr. 35 dieser Zeitung, veröffentlichten Statuten obgenannter Gesellschaft einge - hen, wäre Venezuela, -- das zum Ziele der Auswanderung auserkorene Land, -- im Stande, den ersten Anforderungen zu genügen, welche man vor allen anderen an Gegenden machen muß, welche deutsche Auswanderer aufzunehmen bestimmt sind.

Gegen die Fruchtbarkeit der Republik Venezuela läßt sich nichts einwenden; das Land ist herrlich bewässert und der reiche Boden zur Erzeugung aller möglichen Cerealien geeignet. Was aber das Klima anbetrifft, so müssen wir Bedenken tragen, dasselbe als für deutsche Ackerbauer zuträglich zu bezeichnen. A. von Humboldt nennt es zwar gesund, und in dem Sinne, wie er diesen Ausspruch gethan, läßt sich mit Grund auch nichts dagegen sagen; Humboldt wird aber nicht daran gedacht haben, unter diesem gesund gesund für den deutschen Acker - bauer zu verstehen. Der Deutsche kann, unbeschadet seiner Gesundheit, in Gegenden wohnen, wo, wie in Venezuela, das297ganze Jahr hindurch eine ziemlich gleichmäßige Temperatur von 75 bis 83° Fahrenh. herrscht; sich dort aber anstrengenden körper - lichen, und vor allem landwirthschaftlichen Arbeiten zu unterziehen, wird ihm nur mit Beeinträchtigung seiner Gesundheit möglich sein. Es gibt allerdings in Venezuela eine Gegend, welche minder warm ist, nämlich Carracas mit seiner Umgebung, welches aber auf einem Gebirgsrücken liegt, der, bei geringem Umfang, sich durch keinen guten Boden auszeichnet. Wenn wir aber auch annehmen wollen, eine deutsche Kolonie könne in Venezuela des Klimas wegen gedeihen; eine Annahme, wogegen bereits gescheiterte Ansiedelungs = Unternehmungen, namentlich eine von Württemberg ausgegangene, sprechen, -- so können wir doch für die erforderliche Sicherheit der Person und des Eigenthums weder in dem politischen Zustande des Landes, noch in der moralischen Beschaffenheit seiner Bevölkerung die geringste Garantie erblicken, und müssen mit ängstlicher Besorgniß der Ausführung des Ulmer Projectes entgegensehen. * )Das Lond. Athenäum, ein Blatt, dessen Ruf in der ganzen civilisirten Welt, wie der keines andern Journals, fest begründet steht, sagt, bei Gelegenheit der Beurtheilung von Joh. Macgregors The progress of America : Es ist eine bemerkenswerthe Thatsache, daß in allen Weltgegenden, wo die spanische Sprache geredet wird, weder bürgerliche noch religiöse Freiheit, noch Vertrauen zu der Regierung besteht. --!

Wahrhaft verderblich aber halten wir den Einfluß der, von der Ulmer Gesellschaft zur Belehrung empfohlenen Etzlerschen Schrift; verderblich auf solche Leute, denen es an der nöthigen Bildung gebricht, um die Gehaltlosigkeit derselben einzusehen, wie auf diejenigen, deren Verstand sich nur zu gerne durch lockende Schilderungen eines Utopien, eines Faullenzerlandes einschläfern läßt. Jndem wir das Werk einer Besprechung unterwerfen, be - sprechen wir zugleich die Ansichten der Ulmer Gesellschaft, welche es, wie gesagt, empfiehlt. Wäre das Etzlersche Buch nur mit Jrrthümern angefüllt, wir würden uns nicht dem unerquicklichen Geschäfte unterziehen, es in seinen Einzelheiten zu beleuchten; da es aber Wahres und Unrichtiges in ein Gewand kleidet, durch dessen schimmernde Flittern der gemeine Mann angelockt und um sein und der Seinigen Lebensglück betrogen wird, so erachten wir es für unsere heilige Pflicht, das Machwerk näher zu zerlegen und zugleich zu zeigen, wie weit die Dreistigkeit mancher Autoren geht.

Das Werk, von dem in Philadelphia lebenden Herrn Etzler verfaßt, ist von dem ungenannten Uebersetzer und Herausgeber mit einer Einleitung versehen worden, in der es im Eingange heißt: Es liegt in unserer Absicht, mit diesem Werkchen eine Kenntniß der Dinge zu verbreiten, die das Heil der Menschheit für alle künftige Zeiten offenbar und sicher bewirken. Dieß ist gleichsam der Trompetenstoß des Bajazzos vor der Gauklerbude, denn jetzt beginnt die Marktschreierei:

Ja, Leser! eine herrliche Welt blüht für Dich, wo du nicht in Sorgen und Arbeitsclaverei für deine Nahrung und Nothdurft zu leben brauchst. Ein Paar Quadratruthen Land, die nur wenige Stunden des Jahres zur Auflockerung bedürfen, (man höre! an säen, ernten u. dgl. wird in Venezuela gar nicht gedacht! ) eine leichte, immergrüne Hütte, (wie idyllisch! ) als Obdach gegen Sonne und Regen, und etwas leichter Baumwol - lenzeug zur Bekleidung -- das ist alles, was das dortige Klima erfordert, und mit einigen Gulden, jährlich bestritten werden kann. Willst du mehr, nun ja, so kannst du es mit etwas Verstandes - und Leibesanstrengung auch haben. Unter verständiger, gesell - schaftlicher Einrichtung kann die Seereise mit etwa 40 bis 50 Gulden pr. Person bestritten werden. Wenn du aber selbst nicht soviel zusammenbringen kannst, so werden dir hier auch für diesen Fall die Mittel geboten, wie du nach und nach in den Besitz der nöthigen Reisekosten kommen kannst, indem du in mehrerenTerminen eine Actie von 60 Fl., oder für eine Person oder kleine Familie 1 / 2 Actie von 30 Fl. bezahlst. -- Ferner heißt es in der Einleitung, in welcher zum Anschluß an die Ulmer Aus - wanderungs = Gesellschaft aufgefordert und dieselbe auf's äußerste gelobt und angepriesen wird:

Um gleich anfangs das Wohlergehen aller Mitglieder und den vollen Besitz des Landes zu sichern (2 / 3 mehr als in 4 Jahren angebaut wird), soll ein Drittel des Landes, also von einer Actie 10 Morgen, als gemeinschaftliches Land zu allerseitigem Vortheil auf Gemeindekosten angebaut werden. Da wir beabsichtigen (hier spricht also die Gesellschaft, die das Werk empfiehlt, woge - gen das Werk wieder die Gesellschaft preiset) da wir beabsichti - gen, jedem Actionair 30 Morgen Landes zu verschaffen, so ver - bleiben jedem Mitgliede 20 Morgen als Privat-Eigenthum. Auf diese Art ist nicht nur für das Fortbestehen der Ansiedlung gesorgt (so?! ), sondern auch, was als das Beste erscheinen muß, für alle physische Bedürfnisse der Mitglieder, welche aus dem Ertrage von 10 Morgen, nach dem Abzug für den Anbau und für gemeinheitliche Zwecke, worüber die Gesellschaft selbst bestimmt, mehr als genügend befriedigt werden können, und ist somit nicht nöthig, daß irgend eine weitere Forderung an den Actionair gemacht werde; er kann ruhig und ohne Sorgen leben, er braucht nur soviel zu arbeiten, als ihm behagt, um sich Ueberfluß und Reichthum aus seinem Privatlande oder auf andere Art zu erwerben, während die Ge - sellschaft von keinem Armen belästigt ist. -- Es wird uns wohl niemand, selbst der Herr Verfasser nicht, bestreiten wollen, daß es in der ganzen Welt unmöglich sei, aus 20 Mor - gen Landes Ueberfluß und Reichthum zu erwerben; wenn nun aber dennoch der Leser nach Schätzen lüstern gemacht wird, so hätte billiger Weise die andere Art um zu ihnen zu gelangen, angegeben sein müssen. Solche Schilderungen eines trägen, üppigen Lebens, solche Verheißungen von Reichthümern sind die verwerflichsten Kunstgriffe, welche man zur Verlockung zur Aus - wanderung anwenden kann. Weil aber diese Lockspeise übersehen werden könnte, so heißt es, wenige Zeilen weiter, wiederholt:

Der gegenwärtige Plan ist sowohl für die Millionen Noth - leidender aller Nationen, als auch für großartige Speculanten (! ) mit Capitalien. Man hat die Freiheit (wie gütig! ), so viel Actien zu nehmen, als man will; der Capitalist mag wuchern, aber nicht mit dem Schweiße der Menschen, ja, nicht einmal mit dem der Thiere Der Arme, der von Arbeit lebende Mensch findet hier ein Asyl vor aller Nahrungssorge -- der nieder - drückendsten aller Sorgen -- und vor aller Zwangsarbeit. Jn prächtiger Natur, ewigem Sommer mit beständigen Blüthen und Früchten aller Art, fast immer heiterer Atmosphäre, kann er seine Tage in unschuldiger Freude und angenehmer Beschäftigung, in Streben nach Wissen und in Erforschung der Natur hinbringen, ohne Furcht vor der Zukunft; die Natur deckt alle Tage die Tafel für ihn, und dasselbe Lebensglück kann er seinen Erben hinterlassen.

Obgleich der ewige Sommer beständig Blüthen und Früchte bringt, und obgleich die Natur dem Faullenzer alle Tage die Tafel deckt, so soll doch die Hälfte des Gesellschaftsfonds auf Anschaffung einer Maschine verwendet werden, welche, von den Bergwassern getrieben, die Ackerarbeit für viele tausend Men - schen thun kann, und auch noch die Producte der Kolonisten dem Ocean zuführen soll.

Weiter heißt es:

Von des Verfassers weiteren Schriften werden übrigens bald Uebersetzungen erscheinen, aus welchen man ersehen kann, daß noch viel bessere Dinge, als bloße Befriedigung der physischen Bedürfnisse des Menschen dort bevorstehen. Die gegenwärtige298Einrichtung ist nur die Vorbereitungsschule zu sicherer Ausbil - dung, zu höheren Genüssen und höherem Dasein, wovon nur nach und nach an Ort und Stelle Mittheilungen gemacht werden können, die Umrisse davon aber in des Verfassers Werk, betitelt das Paradies enthalten sind.

Das Paradies! und dieses Paradies gibt nur die Umrisse der viel besseren Dinge, die sich dem auswandernden Proleta - rier und Krösus in spe am Ziele seiner Wanderung offenbaren werden, die ihm aber nur nach und nach und erst an Ort und Stelle mitgetheilt werden sollen. Wenn das nicht zur Auswanderung verführen heißt, so wissen wir wahrlich nicht, welcher Verfahrungsweise diese Bezeichnung gebührt! -- Und doch scheint man zu fürchten, daß alle diese Lockspeisen noch nicht verführerisch genug seien; man greift daher zu dem Hülfs - mittel, dessen sich nur die gemeinsten Lobhudler und Prahler zu bedienen pflegen, zu verleumderischer Herabsetzung des gefährlichen Nebenbuhlers; am Schlusse der Einleitung wird nämlich gesagt:

Bisher war der Strom der Auswanderung nach Nordamerika gerichtet, wo jetzt Millionen Deutsche wohnen, die nicht wieder zurückzukehren wünschen. Was aber auch die Vortheile jenes Landes sein mögen -- der Verfasser lebte selbst 16 Jahre dort -- so stehen sie doch in Rücksicht des Klimas und der Erzeugungsfähigkeit des Bodens den tropischen Ländern ebenso weit nach als Deutschland, und in Beziehung auf Re - ligionsfreiheit und sichern Schutz stehen sie nicht nur der Republik Venezuela, sondern auch Deutschland nach, wie die jüngsten zahlreichen Empörungen, Religionsverfolgun - gen des Pöbels und unsinnige Barbareien der Gesetze gegen Religionsfreiheit und Freiwerdung von 200,000 schwarzer Scla - ven in den Vereinigten Staaten zur Genüge beweisen.

Vor solchem frechen Lügengewebe wie dieses, da muß selbst die Kritik verstummen. Gesetze gegen Religionsfreiheit! -- es ist Gesetz, daß Jeder glauben und lehren kann, was er will, sofern es nicht gegen die Sicherheit des Staates, oder gegen die Sittlichkeit verstößt: Gesetze gegen Freiwerdung der Sclaven! -- die Vereinigten Staaten haben bewiesen und beweisen täglich, stündlich, immerwährend, daß sie rastlos bemüht sind, die ihnen von den Engländern schmählich aufgebürdete Sclavenlast so schnell wie möglich abzuschütteln; -- und gegen solche Thatsachen wagt es der Herausgeber einer verderblichen Flugschrift seine unsaubere Stimme zu erheben! --

Mit dieser Einleitung, so kurz sie ist, ist zugleich der größte Theil unserer Augiasarbeit vollbracht, denn das Vorwort hat schon aus dem Werke selbst das wirksamste Gift herausgezogen und es, freilich sehr ungeschickt und plump überzuckert, als Entrée zu dem nachfolgenden Tollkirschenmahle aufgetischt.

Jn der Schrift selbst sind die wunderbarsten Berechnungen über die Ertragsfähigkeit des Bodens tropischer Länder aufgestellt, z. B.

Es (Mais oder türkischer Weizen) kann bei gehöriger Cultur in Reihen 3 Fuß von einander, in Löchern ebenfalls 3 Fuß von einander geflanzt werden; in jedem Loche wachsen 3 Pflanzen, jede Pflanze kann im Durchschnitt 2 Aehren hervor - bringen, jede Aehre 5 bis 800 Körner enthaltend, 100 Aehren geben etwas mehr als einen (engl. ) Scheffel -- Bushel -- welcher etwa 60 Pfund wiegt, folglich kann jede Quadratruthe wenigstens 5 Reihen enthalten, jede Reihe 5 Löcher, jedes Loch 3 Pflanzen, jede Pflanze im Durchschnitt 2 Aehren, welches gleich ist 5 mal 5 mal 3 mal 2, gleich 150 Aehren, oder etwas mehr als1 1 / 2 Scheffel Korn. Dieß wird für einen Morgen (160 Qua - dratruthen) über 240 oder wenigstens 250 Scheffel ausmachen.

Der Verfasser rechnet dem Himmel auf's Härchen vor, was er wachsen lassen muß, und ist dabei recht tüchtig unver - schämt in seinen Forderungen. 250 Bushels wachsen auf keinemAcker -- Morgen -- Land, das Land mag liegen, wo es will; weil es eine Unmöglichkeit ist; Mais auf 3 und 3 Fuß Entfer - nung und zu je 3 Pflanzen auf ein Loch gepflanzt, erstickt und trägt keine Aehren, deren 6, wie der Verf. berechnet, 10 Pfund Körner geben! Eine so reiche Aehre ist überall eine Selten - heit, geschweige gar Aecker mit keinen anderen als 3 / 5 Pfund schweren Aehren. -- Es kommt aber noch besser:

Jn tropischen Ländern können, bei gehöriger Bewässerung und Cultur jedes Jahr vier Ernten erzeugt werden, folglich kann ein Morgen 4 mal 250, oder 1000 Scheffel Mais hervorbringen.

Der Unsinn liegt zu klar zu Tage, als daß wir darüber ein Wort zu verlieren brauchen. Lassen wir den Verfasser, den von der Ulmer Gesellschaft empfohlenen Weisen des Tropenlan - des, weiter reden:

Man hat gefunden, daß im Durchschnitt 10 Scheffel (Bushels, also 600 Pfund) Mais allen wesentlichen Nahrungs - stoff für einen Menschen (auf ein Jahr) gewähren und es erzeugt demnach 1 Morgen alle Nahrung für 100 Menschen. (! ) Aber dieß ist noch nicht Alles. Zwischen dem Mais kann man Melonen, Kürbisse und andere Kriechpflanzen bauen. Kürbisse können für jedes Loch Mais 10 Pfund Masse liefern, was für 25 Löcher einer Ruthe 250 Pfund und für einen Morgen, oder 160 Ruthen, 160 mal 250 oder 40,000 Pfund, und die 4 Ernten 160,000 Pfund beträgt.

Die Kürbisse sollen theils eingemacht, theils in Zucker ver - wandelt werden; mit dem Saamen will der Verfasser das Feder - vieh füttern und auch Oel bereiten. -- Außer Mais und Kür - bissen, Melonen und andern Kriechpflanzen soll dasselbe Land auch noch Palmen tragen, wodurch der Mais nicht beeinträchtigt wird.

Bei der ungeheuren Masse Mais, welche die Gesellschaft, nach des Verfassers Calculation erzeugen würde, würde natürlich der Absatz stocken. Wo wären die Consumenten dafür zu finden! Es geht daher an eine neue Berechnung, der er, als erwiesen, zu Grunde legt, daß ein Bushel, also 60 Pfund Mais, 20 Pfund Zucker gibt -- er scheint überhaupt ein Freund von Süßigkeiten zu sein -- und aus dieser wie aus seiner früher erwähnten, fal - schen, ja unsinnigen Annahme: daß 1 Morgen Landes jährlich 1000 Bushels Mais liefert, erhält er das Facit, daß 1 Morgen 20,000 Pfund Zucker erzeugen könne!

So kann man, durch verständige Anwendung der dem Menschengeschlechte bereits bekannten Wissenschaften, auf einem Morgen so vielen Nahrungsstoff hervorbringen, als seither selbst in den civilisirtesten Ländern Europas auf einer Quadratmeile gewonnen wurde, und wo jetzt kaum 100 civilisirte Menschen leben können, mögen 10,000 vernünftige Menschen leben, indem sie von ihren Sinnen und den Wissenschaften guten Gebrauch machen.

Man sollte meinen, der Verfasser werde sich mit so großartigen Plänen begnügen; doch nein, selbst den Ocean will er bevölkern:

Der Wald muß niedergehauen und die Bäume entfernt werden; diese mögen dann zum Theil zu Flößen dienen; die Flöße bedeckt man einige Zoll hoch mit Erde, die, wenn sie gehörig mit Cultur und Samen versehen wird, Pflanzen erzeugt, und einen Garten mit allerlei Arten Gewächsen und bester Erzeugungs - fähigkeit, so gut als auf dem Lande, bildet. -- Eine andere, höchst nützliche Anwendung der Flöße wird sein, daß sie die Stelle der jetzt üblichen, hohlen und zerbrechlichen Schiffe versehen, die so sehr dem Schiffbruch, vielen Beschwerlichkeiten und Lebensge - fahr unterworfen sind.

Für gesellige Vergnügungen, heißt es später, braucht eine Gesellschaft gar nichts auszugeben, die Leute können auf freien Plätzen, unter Zelten oder schattigen Bäumen sich versam - meln, wo sie spielen, theatralische oder musikalische Vorstellungen geben können; -- schönes Wetter und Muße (wie lockend wieder299die Faullenzerei gepriesen wird) fehlen da nicht, nebst einer schö - nen Natur, zu welcher man jeder Zeit, Tag und Nacht, freien Zutritt hat.

Obgleich jeden Augenblick darauf hingewiesen wird, daß die Kolonisten steinreiche Leute werden müssen, wenn sie auch weder Hand noch Fuß rühren, weil die Tausend = Menschenkraft = Maschine für sie arbeitet, so wird doch als Beweis, daß keine Regierungs - abgaben erhoben werden können, angeführt: wo nichts ist, da hat der Kaiser das Recht verloren. -- Es seien uns nur noch ein Paar Citate erlaubt, dann wollen wir gern zum Schlusse eilen:

Jch will, schreibt der Verfasser, hier nichts von den großen Mitteln, Reichthum und Macht zu erwerben, nichts von den Riesenkräften der Natur, des Windes, der Meereswogen u. s. w., nichts von Ackerbaumaschinen sagen, womit ein Mensch so viel thun kann als jetzt tausend, was lauter Dinge sind, die theore - tisch und praktisch zur Genüge bewiesen, aber noch neu sind, und von denen der Leser, wenn er nicht mein Paradies im Bereich aller Menschen, oder mein System der Mechanik studirt, wohl erst nach einer Generation, d. h. wenn die gegenwärtig lebenden Gelehrten gestorben sind, und andere ihren Platz eingenommen haben, aus gelehrten Büchern und Encyklopädien hören wird.

Der, um ein Menschenalter zu früh auf die Welt gekom - mene Herr Etzler ist also zu gescheidt, um von der Gegenwart nach Verdienst gewürdigt werden zu können. Welche Tollhäusler - Jdeen müssen jene Werke enthalten, da er schon das vorliegende dazu bestimmt hat, den Leuten zu zeigen, daß sie alle leben können wie die Engel im Himmel, nur mit dem Unterschiede, daß sie sich satt essen und alle die guten Dinge dieser Welt genießen können.

Die Hitze -- also ist es doch heiß in Tropenländern -- soll durch Wasserverdunstung vermindert werden, und zur weitern Abkühlung will man künstliches Eis bereiten, und die Thüren und Fenster der Häuser mit nassen Tüchern oder Matten behängen.

Wir könnten noch viele ähnliche Dinge aus dem, von der Ulmer Gesellschaft empfohlenen Werke anführen; diese werden jedoch genügen, um es kaum denkbar erscheinen zu lassen, das gepriesene Werk sei aus dem Gehirn eines nicht geistesirren Mannes entsprungen. --

Fragmente aus Briefen.

.... Friedrich aus Oberhammer, welcher uns endlich Nachrichten von euch brachte, hat 6 Meilen von hier Land angekauft. Das harte Mißgeschick, welches über ganz Deutschland gekommen, hat uns die Freude, von euch etwas zu hören, freilich sehr getrübt; doch wer weiß, zu was es gut ist!

Laß die Wellen stürzen über deine Bahn,
Laß die Stürme wüthen über deinem Kahn!
Schiffe ruhig weiter und verzage nicht;
Gott ist dein Begleiter! Er verlaßt dich nicht!

Auch uns haben trübe Aussichten in die Zukunft zur Auswanderung bewogen, und unser jetziges Wohlbefinden in dem uns schon recht theuer gewordenen Amerika herbeigeführt. Wir wollen zwar unsere neue Heimath nicht blindlings preisen, denn es gibt ja nichts Voll - kommenes auf der Welt; aber ohne Uebertreibung können wir sagen, daß man gern entbehrt, was hier entbehrt werden muß, um des mannigfachen Segens willen, der hier desto schwerer in die Wagschale fällt. Ueberdieß leben wir, obschon im Busch, doch keineswegs wie halbe Wilde. Die Wohnungen unsrer nächsten Nachbarn sind wohl viertel =, halbe und ganze Stunden von uns entfernt; dieß hindert aber den freundnachbarlichen Verkehr keineswegs, vielmehr besucht man sich wechselsweise und weiß die Erholungsstunden sich recht angenehmzu würzen. Oft schon z. B. war Singkränzchen in unserem Hause, wobei 20 -- 30 Stimmen mitwirkten. Und was ist schon die Frei - heit allein werth, in welcher man hier lebt! Ohne Rücksicht auf Stand und Würden wählt das Volk seine Obrigkeit sich selbst. Hüte ziehen und Kratzfüße, Schmiegen und Biegen sind hier unbekannte Dinge, geschweige, daß Jemand nach guter oder übler Laune der Herren Beamten fragt. Die Gerichtsstuben sind stets für Jedermann zugänglich; Niemand braucht erst unterthänig um Einlaß zu bitten. Daher können nicht so viele Ungerechtigkeiten, wie bei euch, ungestraft verübt werden. Selbst eines Präsidenten Fehler entgehen ihrem Schick - sale nicht; sie fallen ohne Umstände der Oeffentlichkeit anheim und bringen ihn sehr bald vom Amte.

Schullehrer finden nicht eher sichere Stellung hier, bis sie der englischen Sprache mächtig sind; auch dann werden sie erst nur auf Monate gedingt, und wer seiner Gemeinde nicht ansteht, der muß alsbald sich weiter umsehen. Gustav Macholdt hat daher von Glück zu sagen, daß er in Columbus als Schul = und Musiklehrer festen Fuß fassen konnte und jetzt sich schon auf 1000 Thlr. jährlich steht. Viel sicherer ist die Existenz auf Grundbesitz. Da kann man bald ohne viele Mühe und Arbeit ein frohes und sorgenfreies Leben führen. Denn wer sein Land ums Drittheil bauen läßt, hat sich um weiter gar nichts zu kümmern; die Frucht wird einem nach dem Dreschen zugemessen. Wer aber sich den Halbpart ausbedingt, muß auch die Hälfte Samen geben, einfahren und dreschen. Wir haben erst 41 Acker urbar, und das letzte Mal von 17 Ackern 350 Bushel (1 Bushel = = 2 Königseer Achtel), Weizen geerntet, vom übrigen Land Roggen, Welschkorn und andere Früchte nach Verhältniß. Für gutes ungeklärtes Land muß man hier schon 6 Dollar geben, 1 Acker urbar zu machen kostet gegen 12 D. Frucht ist jetzt etwas im Preise gestiegen, der Bushel Weizen von 50 auf 75 Cent, und wird wohl noch auf 1 Dollar kommen. Die Abgaben sind sehr unbedeutend; auf unser ganzes taxbares Eigenthum (84 Acker Land, 8 Stück Rindvieh, 20 Schafe, 30 Schweine, wovon wir diesen Winter 11 Stück ge - schlachtet, und 2 Pferde) zahlen wir jährlich 3 D.

Kästner aus Blankenburg wohnt 10 engl. Meilen von uns, und sein Sohn Heinrich hat ganz in der Nähe einen storc (Kauf - laden) errichtet. Der junge Gläser soll im Neulancaster als Musik - lehrer mit 300 D. Gehalt angestellt sein. Vorigen Herbst hat uns Friedrich Meier aus Milbitz besucht. Ernst Nothnagel hat seinen Wirkungskreis in unserer Umgebung; er hat viel zu thun, ver - dient viel Geld und wird von allen hochgeschätzt. Neulich wechselte er Gold ein, um seiner Mutter eine Unterstützung zu schicken, es wurde ihm aber gestohlen. Jn unserm letzten Briefe haben unsere Kinder dem guten Onkel Heinrich und seinen Kindern, wenn sie zu uns kämen, eine Kuh versprochen; da wir jedoch, wie es scheint, vergeblich darauf hoffen, so ersuche ich Dich, ihm den Werth derselben, nämlich 10 Laubthaler, als eine Liebesgabe von uns zu überreichen; dankbar werden wir Dir bei Gelegenheit diesen Betrag zurückerstatten. Gern bestimmte ich ein Mehreres zu solchem Zwecke, hätte ich nicht selbst 8 Kinder zu versorgen und wäre ich nicht eben im Begriff, für die beiden ältesten, Leander und Aßmuth, jedem 80 Acker Land zu kaufen.

Wer uns aufsuchen will, gehe von Newyork abwechselnd pr. Dampfschiff und Eisenbahn nach Portland am Eriesee, und von da pr. Eisenbahn über Vorpool nach Orokon, wohin wir nur 2 Stunden haben. Dankbar würden wir es erkennen, wenn uns Jemand die Stunden der Andacht mitbrächte. Wem ein Jnstrument Bedürfniß ist, thut wohl, es sich mitzubringen; für ein dergleichen, was dort 80 Thlr. kostet, muß man hier 300 D. bezahlen. Auf Speculation aber Jnstrumente mitzunehmen, möchte ich Niemand rathen.

Herzliche Grüße an alle unsere Freunde und Bekannte in Milbitz, Paulinzelle, Gösselborn, Geilsdorf und Horba!
Johann Caspar Schubert.
300

Jndem wir nachstehend einen von den vielen Briefen, welche bei unserem Auswanderungsbureau um Vermittlung freier Ueberfahrt nach - suchend, fast täglich einlaufen, im Auszuge mittheilen, können wir nicht umhin, auch öffentlich* )privatim ist es bereits vielfach geschehen. darauf hinzuweisen, wie verdient sich unternehmende Rheder dadurch machen würden, wenn sie armen, aber braven Leuten unter gewissen Bedingungen, durch welche sowohl Deckung der Kosten als auch eine Dividende zu erzielen wäre, freie Ueberfahrt nach den vorzüglichsten Einwanderungspunkten zu gewähren bemüht sein wollten. Aber nicht allein ein großes philanthropisches Verdienst würden sie sich dadurch erwerben, sondern zugleich ein noch unbebautes großes Feld der Speculation sich öffnen. Dankbar würden wir es erkennen, wenn reflectirende Menschenfreunde sich mit uns hierüber in Rapport setzen und die Verwirklichung eines solchen Unternehmens mit erstreben helfen wollten.

An das Allg. Auswanderungsbureau in Rudolstadt.

Aus No. 24. der Ausw. Zeitung ersah ich, daß ein Londoner Haus unter gewissen Bedingungen freie Ueberfahrt nach den Ber - mudasinseln gewähren könne und ich erlaube mir in dieser Be - ziehung Jhnen Folgendes mitzutheilen. Wir sind acht Geschwister, sämmtlich unverheirathet; von Haus aus gänzlich ohne Mittel, obschon gute Erziehung genossen habend, sind wir doch ohne alle Aussicht auf selbstständige Existenz und die immer ungünstiger sich gestaltenden Ge - werbsverhältnisse lassen eine bessere Wendung der Dinge nicht hoffen. Gleichwohl ist der Wunsch, sich für spätere Jahre gesichert zu sehen, ein so natürlicher, ja unabweisbarer, daß der Gedanke an Auswan - derung unter solchen Umständen sehr nahe liegen muß. Schreiber dieses, der älteste von uns, würde auch hiermit schon vor mehreren Jahren den Anfang gemacht haben, wenn er nicht, bei der Armuth seiner Eltern, als Stütze seiner jüngeren Geschwister noch unentbehr - lich wäre. Meinen zweiten Bruder aber, von Profession ein Tischler, gesund, militärfrei und in jeder Beziehung tüchtig, hält nichts zurück. Dieser arme Mensch verdient wöchentlich, außer freier Station, 20 bis 25 Ngr., wovon er wenigstens die Hälfte zur Ergänzung der ungenügenden Kost verwenden muß und daher nicht daran denken kann, sich ein Kleidungsstück anzuschaffen. Kein Wunder, daß es ihm ganz gleich ist, wohin es gehe, hat er nur Aussicht, sich etwas erübrigen zu können. Er will die Vorhut von uns andern bilden, und zöge freilich lieber nach Südaustralien, wenn er die Ueberfahrt be - zahlen könnte. Wer sich aber hierzu außer Stande sieht, dem wird auch freie Ueberfahrt nach Bermudas willkommen sein. Denn in Deutsch - land ist es keinem Proletarier mehr möglich, sich durch Arbeit und Fleiß zu einer nur einigermaßen erträglichen Existenz emporzuarbeiten. Ueberall fristet der Arbeiter kaum das nackte Leben; darben im Alter ist sein unvermeidliches Loos. Der Staat verlangt seine Abgaben, die maßlose Concurrenz reißt selbst Starke in den Abgrund Jm unablässigen angstvollen Kampfe schwindet die Kraft; jeder Tag kann und muß ja nur Schlimmeres bringen. Trauriger Blick in die Zukunft! Wohl dem, der solchem Schicksale zu entrinnen vermag! -- Entschul - digen Sie diese Abschweifung; der langen Rede kurzer Sinn ist Jhnen nun schon klar; ich wünsche meinem Bruder durch Jhre Vermittlung freie Ueberfahrt nach Amerika zu verschaffen, und ersuche Sie, uns zu Erreichung dieses Zweckes möglichst behülflich zu sein ec. ec.

Gesetze und Verordnungen. Rundschreiben an die Einnehmer (Collectors) und übrigen Beamten der Zollstätten.

Die Einnehmer und übrigen Angestellten beim Zollwesen sind angewiesen, in den Verfügungen der Circularinstructionen vom 7. März d. J., welche den Bestimmungen des Congresses zur Regulirung derPassagierüberfahrt in Handelsschiffen beigefügt wurden, die Schlaf - stätten der Passagiere als einbegriffen zu betrachten, in den resp. vierzehn, zwanzig und dreißig Geviert = Fuß Deckraum, wie solcher in der erwähnten Acte bezeichnet worden. Diese Räume sollen nicht zu den Waaren oder andern Gütern bezeichnet werden, welche nicht den Passagieren gehöriges Reisegepäck sind. Die übrigen Verfügungen der Circularinstructionen sollen sämmtlich in Kraft und Anwendung bleiben.

(unterzeichnet: R. J. Walker, Schatzsecretär.)

Außerdem hat derselbe Beamte den Termin, an welchem das vielbesprochene Gesetz in Kraft treten soll, dahin erläutert, daß der - selbe (31. Mai) nicht auf die Ankunft der Schiffe in den amerikanischen Häfen, sondern auf den Abgang derselben aus den resp. europäischen Häfen bezüglich sein soll. Durch diese Bestimmungen wird dieser Gegenstand einstweilen zur Zufriedenheit erledigt sein, da eine Abänderung des Gesetzes nur durch den Congreß geschehen kann.

Da sich eine beträchtliche Anzahl von Auswanderungslustigen aus dem oberpfälzisch = regensburgischen Kreise und namentlich aus den Grenzbezirken gegen Böhmen, veranlaßt durch Gerüchte über Auf - munterungen zur Auswanderung nach dem Königreich Polen von Seite eines zu Prag befindlichen, russischen Agenten, mit deß - fallsigen Anfragen und Gesuchen an die kais. russ. Gesandtschaft in München gewandt hat, so wird, auf Veranlassung derselben, von der k. Reg. von Oberbayern, nach eingezogener Erkundigung, bekannt gemacht, daß die vor einigen Jahren von dem Gouvernement des Königreichs Polen angeordnete Einwanderungs = und Kolonisations - beschränkungen nicht nur nicht zurückgenommen, sondern vielmehr die Niederlassungen selbst auf die Ländereien von Privatgutsbesitzern in jüngster Zeit noch schwieriger geworden sind, und somit kein Anlaß zur Ermunterung zur Auswanderung nach dem König - reich Polen besteht.

Die Königl. Regierung von Oberfranken will die mit (bestätigten) Agenten der Bremer Schiffsrheder abgeschlossenen Transport = Accorde fortan wieder als genügende Nachweise einer sicheren Ueberfahrts = Ge - legenheit betrachtet haben, doch soll es hinsichtlich der Be - förderung über Quebec bei dem Rundschreiben vom 14. v. M. sein Verbleiben haben. Dieses ist der Hauptinhalt einer Be - kanntmachung obiger Regierung, welche durch das nachträglich nach - gewiesene rechtliche Verfahren der Bremer Schiffstheder motivirt ist.

Krieg den Runners!

Die schändlichen Betrügereien, welche an deutschen Einwanderern durch die Mäkler, oder Runners, der Passagebureaur und Gasthöfe in Amerika verübt wer - den, haben in dem edlen Volksverein, der mit jenen Betrügern in offenem Kriege begriffen ist, und in den diesem ritterlich beistehenden Zeitungen ihre Bekämpfer gefunden.

Diese Runners oder Mäkler bestürmen jedes ankommende Schiff und nehmen die Passagiere desselben oft mit Gewalt in Beschlag; denn sie erhalten für die solchergestalt Eingefangenen 1 / 2 und 1 Doll. per Kopf von ihren Prinzipalen bezahlt, welche Provision natürlich der Passagier in der übersetzten Nechnung reichlich hergeben muß. -- Ein Tarif der Eisenbahn =, Dampfschiff = und Canalbootpreise auf den Hauptrouten wird gegenwärtig von dem Volksverein aufgestellt, dessen Präsident, Herr Hermann Boeker aus Remscheidt, Anfang Juli d. J. selbst nach Deutsch - land reisen wird, um dort sich mit den bestehenden Auswande -301rungsgesellschaften in Verbindung zu setzen. Dieser Tarif verschafft dem Einwanderer in Kenntniß der Preise die Mittel, sich selbst gegen Betrug hinsichtlich der Preise des Weitertrans - ports zu schützen und es steht zu wünschen und zu hoffen, daß die deutschen Auswanderungsgesellschaften die Hierkunft des würdigen Hrn. Präsidenten Becker dahin benutzen, daß sie mit ihm über die Mittel berathen, auch der andern saubern Mäkler = Sorte, den Runners für Gastwirthe ihr infames Handwerk zu legen; etwa in der Art, wie dieses durch den erwähnten Tarif der Passagepreise in Bezug auf die Runners für Passage = Bureaur ohne Zweifel geschehen wird. Wenn nämlich dem besagten Tarif eine Liste solcher empfehlenswerther Gastwirthe, die keine Runners halten, nebst ihren Preisen von Nachtlogis wenigstens, angehängt und dieser Tarif dem hiesigen Auswanderungsbureau* )welches sich hierzu gern bereit erklärt. zur Besorgung eines wohlfeileren Abdrucks und zur eventuell unentgeltlichen Vertheilung an alle deutsche Auswan - derungs = Agenten zugesandt würde, so könnte auf diesem einfachen, naturlichen Wege jeder deutsche Auswanderer damit versehen und da - durch in Stand gesetzt werden, bei seiner Ankunft in Amerika selbst fest zu bestimmen, und anzugeben:

wo er einkehren und durch welches Passagebureau er weiter befördert sein will.

Damit wäre ja der Schlange wohl der Kopf zertreten!

Vermischte Nachrichten.

Das sogen. Schiffsfieber, dem Anschein nach auf dem festen Lande noch ansteckend, wo mehre die Schiffsfieberkranken behandelnde Aerzte als Opfer desselben gefallen sind, herrscht unter den Einwan - dernden in Newyork. auch in Canada und Neubraunschweig in beunruhigender Weise und sind am ersteren Platze die Hospitäler mit den an diesem Fieber Erkrankten angefüllt, die indessen weit mehr aus Jrländern, viel weniger aus Deutschen bestehen, und zwar letztere nur aus solchen, die über Liverpool angekommen sind. -- Jn Amerika sieht man dieses Uebel als Folge der unerhörten Noth in Jrland und zum Theil in Deutschland, und des wenig humanen Passagiertransportwesens von Liverpool aus, an.

Die gänzliche Zurückweisung des Passagierschiffes Mary , Capt. Wyman von Cork (in Jrland) geschah zu Boston, weil der Capitain und der Agent des Schiffseigners keine Bürg - schaft für die in gar zu elendem Zustande befindlichen Passagiere leisten wollten.

Die seit dem 25. Mai eristirende Emigranten - Commis - sion (wozu deutscher Seits der Präsident der deutschen Gesell - schaft zu Newyork, Herr Leop. Bierwirth, gehört) wird durch diese Calamität des Schiffsfiebers sehr in Anspruch genommen, zu - mal da ihren wohlthätigen Maßregeln die Furcht vor Weiterverbreitung hindernd, ja gewaltsam zerstörend entgegengetreten ist.

Die deutsche Schnellpost von Newyork erzählt, daß Herr Chappes, Commissär des Mainzer Vereins in Texas, vor seiner Abreise nach Deutschland die Actionäre der dortigen Eisenbahngesell - schaft durch eine Bekanntmachung auf seine Rückkehr vertröstet habe, nach welcher nicht nur alle Schulden prompt bezahlt, sondern auch alle Verbindlichkeiten, welche die Administration zur Förderung der Sache inzwischen einzugehen für gut befinde, erfüllt werden würden. Die betr. Gesellschaft beabsichtigt nichts mehr und nichts weniger als eine Eisenbahnverbindung zwischen der La Vaca Bay (über Neu = Braunfels und den Piedernales) mit San Saba und dem Comanchelande.

Der amerikanische Consul in Amsterdam hat beim Stadtrath in Baltimore den Antrag gestellt, daß von den ankommenden Ein - wanderern ein consularisches Herkommen = und Charakterzeugniß ver - langt werden möchte. Man ist aber in Amerika über diese plumpe Speculation auf Sporteln allgemein höchst aufgebracht, und der Herr Consul wird eines Besseren belehrt werden.

Die Nachfrage nach Arbeitern im Jnlande der Ver. Staaten ist noch immer unerschöpft. Man hat nun die wohlthätige Einrichtung getroffen, die Unbemittelten von Newyork nach Jllinois zu schaffen, indem die Transport = oder Auswanderungs = Gesellschaften die Reise - kosten bestreiten, welche die Canalcommissäre von dem Lohne abziehen, vorausgesetzt, daß die Beförderten sich anheischig machen, an den öffentlichen Bauten zu arbeiten.

Abermals eine schreckliche Explosion. Der Kessel des amerikanischen Dampfbootes New = Hampshire barst in der Nähe von Little = Rock (Arkansas) mit solcher Heftigkeit, daß das ganze Boot buchstäblich in Stücke zertrümmert und die Glieder der schrecklich verstümmelten Passagiere bis nach dem Ufer geschleudert wurden. Eine eiserne Geldkiste wurde ebenfalls, durch den Fall zerschellt, am Ufer gefunden. 3000 Dollars lagen zerstreut am Ufer umher.

Jn einem Gasthause, dem sogenannten Wilkinson House in Shelby County (Teras), hat neulich ein in seinen Bewerbungen um die Hand eines Mädchens unglücklich gewesener Pflanzer am Hochzeitstage seines begünstigten Nebenbuhlers mit Hülfe der in der Küche be - schäftigt gewesenen Selaven sämmtliche Gäste aus Rache ver - giftet, so daß von 60 Personen über die Hälfte starben. Er selbst entfloh zwar mit den Sclaven, wird aber dem Lynch Law, worin die Teraner eine besondere Fertigkeit haben, schwerlich entgehen.

Am 19. Juni in aller Frühe ist das prachtvolle Dampfboot Washington mit 127 Passagieren in Bremerhaven glücklich ange - kommen; ein außerordentlich festlicher Empfang war ihm schon seit mehreren Tagen bereitet. Diese seine erste Reise dauerte 17 Tage; die folgenden aber werden nach Beseitigung einiger unbedeutender Maschinenfehler, in 14 Tagen zurückgelegt werden. Einen Begriff von der Größe dieses Schiffskolosses kann man sich leicht machen, wenn man bedenkt, daß durch den Schornstein, als derselbe noch nicht auf - gerichtet war, ein großer Mann mit Hutbedeckung hindurchspazieren konnte. Der nächste Nachfolger des Washington, Lafayette , soll im August vom Stapel laufen. Möge aus dieser nunmehr ins Leben getretenen innigen Verbindung Deutschlands mit den Verein. Staaten beiderseits Heil und Segen erblühen!

Unterm 6. u. 8. Juni wurde der Elberfelder Zeitung aus Dün - kirchen geschrieben: Jn diesem Augenblicke schließt Prinz von Join - ville mit einem Dünkirchner Hause einen Contract für die Ueber - schiffung von 2000 Auswanderern (Kolonisten) nach Brasilien ab. Sie sollen in Deutschland angeworben werden. Das Haus Delrue hat noch immer die Absicht, die Auswanderung im Großen zu betreiben; doch wird es, da man ihm in Deutschland Hindernisse in den Weg legt, unter einem anderen Namen agiren.

Am 18. d. M. ging die Oberin der armen Schulschwestern mit sechs Schwestern von München über Bremen nach Amerika ab, um dort in der Kolonie St. Maria, in Pennsylvanien, welche nur deutsche, römisch = katholische Auswanderer, unter höchst bedenklichen Bedingungen, aufnimmt, ein Mutterkloster zu begründen. Die Kolonie steht bekanntlich unter besonderem Schutze der Redemtoristen.

Steinau, 13 Juni. Durch gütige Vermittlung des nord - amerikanischen Consuls für Kurhessen, Hrn. C. Graebe, sind in den kurh. Kreis Schlüchtern 200 fl. gesandt worden, welche die deut - schen Bewohner von Louisville in der amerikan. Union für ihre nothleidenden Mitbrüder im alten Vaterlande gesammelt hatten.

Jntelligenzblatt zur Auswanderungszeitung Nro 39.

Jnsertionsgebühr 4 1 / 2 Xr. pr. Zeile oder Raum aus Petitschrift. Alle hierher gehörigen Zusendungen werden franko erbeten.

Note: [1]

Der Verein zum Schutze deutscher Einwanderer in Texas

befördert vom 1. August an regelmäßig, und zwar in jedem Monat den 1., 8., 16., 24., Schiffe nach Texas.

Die näheren Bedingungen sowohl wegen der Land - schenkung als des Fahrpreises ertheilt auf portofreie An - fragen die unterzeichnete Stelle, sowie das Allg. Aus - wanderungsburean in Rudolstadt.

Note: [2]

Anzeige für Auswanderer.

Wir bringen hierdurch zur Anzeige, daß wir fortwährend wieder am 1ten und 15ten eines jeden Monats große geräumige Schiffe nach Balti - more und Newyork, so wie etwa alle 6 Wochen nach Phila - delphia abfertigen werden; außerdem expediren wir gute tüchtige Schiffe am 1., 15. und 31. Juli nach Quebek und vom 15. August an zwei - mal im Monate nach Neworleans, so wie wir auch diesen Herbst wiederum mehrere Schiffe nach Galveston anlegen werden, worüber Näheres die bei unseren Herren Agenten niedergelegten Listen besagen.

Unter den nach Neworleans abgehenden Schiffen sind befindlich und segeln:

am 15. August unser 500 Last großes SchiffJtzstein & Welcker, Capt. H. Bosse;am 15. September unser 400 Last großes SchiffAgnes, Capt. H. Arensfeld;am 15. October unser 400 Last großes SchiffF. J. Wichelhausen, Capt. H. Warnken;

sämmtlich eigends zur Passagierfahrt erbaute schöne drei - mastige Fregatt = Schiffe, Erster Classe, mit 8 Fuß hohen Zwischendecken und eleganten Cajüten versehen.

Die Passagepreise nach den verschiedenen Plätzen haben wir billigst möglich gestellt und sichern allen Denen eine prompte Beförderung zu, die das übliche Handgeld von 5 Thlr. Gold pr. Kopf -- zur Belegung der Schiffsplätze zeitig einsenden, entweder an〈…〉〈…〉 uns direct oder an unsere Herren Agenten.

Jn Beziehung auf die Reise nach Quebek bemerken wir, daß ein von uns dahin abgesandter Bevollmächtigter angewiesen ist, den daselbst ankommenden Passagieren bei ihrer Weiterreise in das Jnnere der Verein. Staaten mit gutem Rath und That unentgeldlich beizustehen. Auch dient zur Widerlegung der von gewisser Seite ausgesprengten Gerüchte, als dauere die Reise über Quebek viel länger als nach den Ver. Staaten, die Mit - theilung: daß das erste dieses Frühjahr dahin abgegangene Schiff (die Estafette, gesegelt den 24. April) nach zweiunddreißigtägiger Fahrt bereits in Quebek angekommen war.

Wir nehmen zu gleicher Zeit noch Veranlassung zu erwähnen, daß sämmtliche von uns früher angenommene Passagiere nunmehr expedirt sind bis auf eine ganz geringe Anzahl, deren Beförderung mit den zunächst ab - gehenden Schiffen vorbereitet ist.

Note: [3]

Geschäftsverkauf.

Mein seit einer Reihe von Jahren mit dem bestem Erfolg betriebenes Messing =, Eisen =, Stahl = und kurze Waaren = Geschäft bin ich Willens, nebst dem Hause, sofort zu verkaufen. Käufer wollen sich in portofreien Briefen an mich wenden.

Note: [4]

Nachricht für Auswanderer.

Jn Verfolg der von mir unterm 18ten Mai erlassenen Anzeige, wo - durch ich nachwies, daß ich durch die erschwerende Bestimmung des neuen amerikanischen Gesetzes mich nicht hatte abhalten lassen, Auswanderer in großer Zahl auf namhaft gemachten Schiffen direct nach Newyork, Baltimore und Philadelphia zu befördern und somit meine Verpflichtung gegen die von mir engagirten Auswanderer treulich zu erfüllen, bringe ich ferner zur öffentlichen Kunde, daß ich durch das nahe Eintreffen zahlreicher großer und schöner Schiffe in Stand gesetzt sein werde, nun regelmäßig am 1. und 15. jeden Monats Aus - wanderer nach genannten Häfen zu befördern, gleichwie den Passagepreis für dieselben bedeutend zu ermäßigen. Da durch das erwähnte Gesetz den Auswanderern größere Räumlichkeit und Bequemlichkeit wie bisher an Bord der Schiffe gesichert wird, so ist der Weg über Baltimore, Newyork ec. allen andern vorzuziehen.

Jndem ich die zur Auswanderung entschlossenen Personen ersuche, sich meiner Vermittlung zu bedienen, fordere ich dieselben auf, sich zur Ver - meidung kostspieligen Aufenthalts hier, durch Voransbezahlung des üblichen Handgeldes die Plätze zu sichern und zu dem Ende sich an meine Herren Agenten, an das Allg. Auswanderungsbureau in Rudolstadt oder direct an mich zu wenden.

Note: [5]

Billigste Ueberfahrt nach Amerika.

Am 25. Juni findet wiederum eine Expedition über England statt. Die Reise geht von Hamburg per Dampfschiff nach Hull, von Hull per Eisenbahn nach Liverpool und von da am 1. Juli in Segelschiffen weiter nach Newyork oder Neworleans, Quebek oder Montreal.

Die Ueberfahrtspreise sind, incl. Beköstigung und Kopfgeld, nach Newyork od. Neworleans für Erwachsene, Kinder unter 12 J., Sänglinge

Preuß. Thlr.55.45.22.
nach Quebek oder Montreal.48.36.frei

Mit dem Betreten der Dampfschiffe sind die Passagiere frei von alley〈…〉〈…〉 Unkosten bis zur Ankunft in Amerika. Von New = Orleans nach Gal - veston gelangt man pr. Dampfschiff in2 1 / 2 Tagen für 4 Dollars, weßhalb diese Tour auch Auswanderern nach Texas zu empfehlen ist. Das Handgeld beträgt 3 Louisd'or pr. Kopf. An Gepäck haben Erwachsene 100 -- 125 P frei. Wer sich in dieser Beziehung möglichst einschränkt, thut wohl; denn häufig kommt die Hälfte der mitgenommenen Sachen ruinirt in Amerika an, und die andere Hälfte durch die Ueberfrachtkosten noch einmal so theuer, als zu welchen Preisen dieselben Gegenstände neu und besser in Amerika käuflich sind. Man melde sich baldigst beim Allg. Auswanderungsbureau in Ru - dolstadt oder bei Unterzeichnetem.

Note: [6]

Special = Agentur der Postschiffe zwischen HAVRE und NEW - YORK.

Diese Linie besteht aus den rühmlichst bekannten 16 schnellsegelnden, gekupferten Postschiffen von 800 bis 1000 Tonnen = Gehalt mit regelmäßigen Abfahrten am 1ten, 8ten, 16ten und 24ten eines jeden Monats.

Die Namen der 16 Postschiffe sind: Burgundy, Admiral, Baltimore, Argo, Zurich, New-York, Utica, Splendid, Silvie de Grasse, Louis Philippe, Saint Nicolas, Duchesse d'Orleans, Jowa, Havre, Oneida und Bavaria.

Die regelmäßige Schifffahrt nach New - Orleans wird durch die schönen gekupferten Dreimaster 1ter Classe von Anfang August an unter - halten. Nähere Auskunft über Bedingungen, Preise ec. ertheilen der Unter - zeichnete oder dessen Agenten.

Diese Zeitung erscheint, wöchentlich einen halben bis einen Bogen stark, im Verlage der Hofbuchdruckerei in Rudolstadt.

About this transcription

TextAllgemeine Auswanderungs-Zeitung
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Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Institut für Deutsche Sprache, MannheimNote: Bereitstellung der Bilddigitalisate und TEI Transkription Peter FankhauserNote: Transformation von TUSTEP nach TEI P5. Transformation von TEI P5 in das DTA TEI P5 Format. CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic informationAllgemeine Auswanderungs-Zeitung Organ für Kunde aus deutschen Ansiedlungen, für Rath und That zu Gunsten der fortziehenden Brüder, sowie für Oeffentlichkeit in Auswanderungssachen überhaupt. . Rudolstadt (Thüringen)1847.

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LanguageGerman
ClassificationZeitung; ready; mkhz1

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