PRIMS Full-text transcription (HTML)
Allgemeine Auswanderungs = Zeitung.
Organ für Kunde aus deutschen Ansiedlungen, für Rath und That zu Gunsten der fortziehenden Brüder, sowie für Oeffentlichkeit in Auswanderungs - sachen überhaupt.
BREMEN: C. Schünemann's Sortiments = Buchhandlung.
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Mit statistischen Uebersichten, Karten und Plänen, sowie mit einem Jntelligenzblatte für Bekanntmachungen von Behörden u. Privaten. NEW - YORK: bei William Radde.
Pränumerationspreis des halben Jahrgangs bei allen Buchhandlungen und Fürstl. Thurn und Taxischen Postanstalten 1 1 / 6 Rl. = = 2 fl 6 Xr.
Nro 41.
Montag, 12. Juli 1847.

Die Auswanderung und ihre Folgen. Armen - und Arbeitshäuser für deutsche Auswanderer in Amerika!

I.

Was wir seit zehn Jahren gewünscht und wofür wir ge - arbeitet haben, daß die Auswanderungssache als eine der wichtigsten Angelegenheiten Deutschlands betrachtet und behandelt werden möchte, scheint je länger je mehr in Erfüllung zu gehen. Die bedeutendsten Blätter, die diese Sache früher kaum der Erwähnung werth hielten, öffnen ihr jetzt ihre Spalten, zwei Blätter sind ausschließlich ihr gewidmet, Männer treten zu Vereinen zusammen, und wer irgend glaubt, etwas dazu beitragen zu können, daß es den Fortziehenden wohlgehe und den Daheimbleibenden aus dem Fortzuge der ersteren Segen erwachse, veröffentlicht seine Ansichten und Rathschläge. So finden sich in dem zu Braun - schweig erscheinenden Blatte Allgemeiner Deutscher Volksfreund (Jahrg. 2. Nr. 12 u. 14) zwei Aufsätze unter obiger Ueberschrift, die, hervorgegangen aus wahrer, uneigennütziger Liebe zu den Auswan - dernden, auch in diesem Blatte eine weitere Besprechung und Ver - breitung verdienen. Der Verfasser ist der Kaufmann Fried - rich Hühn in Altendorf bei Holzminden, ein gebildeter und begüterter Mann, bereit, mit seiner Familie, unter der 7 Söhne sind, Deutschland zu verlassen, um sich, wenn es gewünscht wer - den sollte, mit andern an die Spitze eines Unternehmens, welches Armen = und Arbeitshäuser für deutsche Auswanderer in Amerika einrichtet und unterhält, zu stellen, und den größten Theil seines Vermögens zu dem Gedeihen derselben mit zu verwenden.

Die Vorschläge, welche der geehrte Hr. Verfasser in seinem ersten Aufsatze Die Auswanderung und ihre Folgen macht, damit die Auswanderung für Deutschland weniger schädlich werde und zum Vortheil für unser Vaterland benutzt werden könne, sind:

Bildung von Vereinen, ähnlich den deutschen Gesellschaften in Newyork, Baltimore und Cincinnati, durch welche der rechtliche, mit guten Zeugnissen von seiner Gemeinde versehene Auswanderer, über die Oertlichkeiten, als: (Klima, die Lebensweise u. s. w.), wo er sich niederlassen kann, so wie über die Reise selbst und sonstige Fragen sichere Auskunft erhalten könnte. Diese Vereinemüßten mit den ausländischen Vereinen in so weit in Verbin - dung treten, daß die letzteren bereit wären, die ihnen durch die in Deutschland befindlichen Vereine empfohlenen Personen nach Kräften zu unterstützen. Beständen solche Vereine in Deutschland, so würde vielleicht später mancher Vermögende, der, ohne Kinder oder Familie zu hinterlassen, stürbe, in seinem Testamente, eben so gut Legate an solche vermachen, als dieses an andere Anstalten bisher geschehen ist. Von solchen Geldern und von den Beiträgen, welche viele gern an derartige Anstalten geben würden, könnten rechtliche Arme, welche die Reise nach Amerika machen wollten, unterstützt werden. Durch die Vereine könnten auch die zu ver - kaufenden Grundstücke und Mobilien der Auswanderer höher aus - gebracht und die Verkäufer sicherer gestellt werden, eine Sache, die der Beachtung wohl werth ist. Wir erhalten hierbei Nach - richt von einer Sitte in der Gegend von Osnabrück, die unsern vollsten Beifall hat und die wir überall in Deutschland eingeführt sehen möchten.

Jn der Gegend von Osnabrück ist es üblich, daß der, welcher auswandern will, seine Mobilien öffentlich meistbietend verkaufen läßt, und wird zur Zahlungszeit ein Termin von sechs Monaten bestimmt. Der Amtsvoigt, welcher gewöhnlich den Verkauf besorgt, hat dar - auf zu sehen, daß jeder Käufer zwei sichere, bei dem Verkaufe mit anwesende Bürgen nennt, deren Namen notirt werden. Auf diese Weise werden die zu verkaufenden Gegenstände höher ausgebracht und der Verkäufer kann, wenn das Protokoll geschlossen ist, leicht von einem Kaufmanne oder von Geld - leuten, gegen eine billige Zinsvergütung, den Betrag seiner demnächst zu erwartenden Gelder in einer Summe erhalten. Dieses könnte durch einen besondern Verein noch weit zweckmäßiger geschehen, indem, wenn dieses Verfahren sowohl bei dem Verkauf von Grundstücken als beim Mo - bilienverkauf beobachtet würde, mit Sicherheit der Entwerthung dieser Gegenstände vorgebeugt werden würde.

Da das Wegziehen so vieler vermögenden Familien aus Deutschland dem Vaterlande nicht nur bedeutende Summen an baarem Gelde entzieht, sondern Fabriken und Manufacturen auch dadurch viele Abnehmer ihrer Waaren verlieren, so sollte, und dieß ist der zweite Vorschlag, das Hauptaugenmerk der deut - schen Fabrikanten, welche ihre Waaren nach Amerika absetzen wollen, darauf gerichtet sein, daß sie sich sowohl von der Be -312schaffenheit der Waaren, die dort verlangt werden, genau unter - richten, als auch alles aufbieten, um mit den Engländern con - curriren zu können. Mit Recht macht Herr Hühn darauf auf - merksam, daß die Dampfschiffahrt, welche zwischen Newyork und Bremen nun im Gange ist, einen vollständigen Beweis gibt, daß Amerika gern mit Deutschland in eine engere Handelsver - bindung zu treten wünscht.

Es würde daher von den wichtigsten Folgen sein, wenn sich alle bedeutende deutsche Fabrikanten darüber vereinigten, in Bremen eine fortwährende Ausstellung von ihren Fabrikaten, in einem Locale unter der Aufsicht eines rechtlichen, gewissenhaften und sachkundigen Kauf - mannes zu veranstalten, wobei sie die Summe bestimmten, zu welcher die kleinsten Aufträge aufgenommen würden. Sowohl die Auswan - derer, als auch viele Amerikaner, welche Deutschland fortwährend besuchen, hätten dann Gelegenheit, diese Ausstellung zu besehen und wenn dabei Jedem, der es wünschen sollte, ein gedrucktes Verzeichniß der Namen der Fabrikanten, welche diese Ausstellung mit Proben versorgen, für einen billigen Preis überlassen würde, so würden die Namen derselben nicht allein in Amerika, sondern, da von Bremen so bedeutende Versendungen auch nach andern Gegenden gemacht wer - den, bald in allen Welttheilen rühmlich bekannt werden.

Zur Erleichterung des Geschäfts und Sicherstellung der Käufer müßte die Berechnung der Preise in einer gewissen Münzsorte und zu festen Bedingungen geschehen und ein bestimmtes Ellenmaß angenommen, auch die Bedingungen, als Berechnung des Geldes und Bewilligung von Disconto und Rabatt, festgestellt werden.

Der dritte Vorschlag geht dahin, da wir nicht wissen, ob die Kranken = und Armenhäuser in denjenigen amerikanischen Seestädten, wohin die Auswanderer vorzüglich reisen, das sämmt - liche von den Einwanderern eingehende Kopf = oder Armengeld erhalten, in den wichtigsten amerikanischen Seestädten eigene deutsche Kranken - und Arbeitshäuser zu errichten und zu unterhalten. An diese müßte das sämmtliche von vermögenden Auswanderern zu zahlende Armen - geld ausgezahlt werden und sie würden wahrscheinlich recht gut dabei bestehen, da die Mehrzahl aller derer, welche nach Amerika ziehen, nicht geneigt ist, in den Seestädten zu bleiben und auch die gesunden Armen gleich nach ihrer Ankunft in das Jnnere an für sie passende Orte befördert werden könnten, sobald sich die Directoren dieser vorgeschlagenen Anstalten mit denjenigen der jetzt in Amerika bestehenden so ehrenwerthen deutschen Gesellschaften über diesen Punkt verständigten. Diese Anstalten würden dann ohne Unterschied der Religion Asyle für die hülfsbedürftigen Deutschen werden, wo sie so - gleich nach ihrer Ankunft oder auch in andern dringenden Fällen, Aufnahme, Beköstigung, Verpflegung und, gegen einen billigen Lohn, Beschäftigung finden würden, die sie aber, sobald sie Gelegenheit zu einem bessern Verdienst fänden, wieder verlassen könnten.

Was nun den ersten Vorschlag betrifft, so hat er auf den ersten Blick sehr viel für sich; denn durch Vereine ist Großes und Herrliches entstanden, und es mag Manchem recht schön klingen, wenn man sagt: Das Volk kann handeln, ohne Hülfe und Schutz von oben, wenn es nur will, und ist die Sache ein - mal richtig angefangen, so können und müssen gute Erfolge dar - aus entstehen! allein näher betrachtet, verliert er das, was er für sich hat, wenigstens kann man sich von ihm nicht die Erfolge versprechen, die unbedingt kommen müssen, wenn den Auswan - derern wirklich nachhaltig geholfen werden soll. Es sind in neuster Zeit so manche Auswanderungsvereine d. h. Vereine zum Schutze der Auswanderer entstanden, es tauchen von Zeit zu Zeit neue auf, und es wird auch in der Folgezeit nicht an ihnen fehlen. Sie haben bis jetzt wenig gethan, mag die Ursache hievon liegen, worin sie wolle, sie werden wenig thun, und wir werden am Ende schmerzlich es einsehen, daß durch Vereine das Wohl derAuswanderer nicht so gefördert und sicher gestellt werden kann, wie es jeder Menschenfreund wünschen muß. Die Regierungen müssen sich der Auswanderung annehmen; sie müssen dafür sorgen, daß die, welche arbeiten wollen und können, aber keine Arbeit finden, also Proletarier bleiben Zeit ihres Lebens und Proletarier erzeugen, in ein Land auswandern, wo ihre Hände Arbeit finden und ihre Arbeit Lohn findet, und so gestellt werden, daß sie ihr Fortkommen finden können. Wie viele Tausende solcher Familien, die im vergangenen Winter tagtägliche Unterstützung erhalten mußten, eine Last und Plage für die Armenkassen bleiben, hätten mit der Hälfte des Geldes, welches Regierungen und Privaten beigesteuert haben, in eine Lage versetzt werden können, in welcher sie ihre körperlichen Kräfte gebrauchen und ihr Auskommen finden können! Geht die Auswanderung so fort, so bleiben nur Reiche und Arme im Lande und auch die Reichen sind in der Folgezeit nicht mehr im Stande, die Armuth zu erhalten. Die Regierungen müssen eingreifen; der deutsche Bund muß die Sache in seine Hand nehmen. Wir werden später Gelegenheit finden, unsere Ansichten darüber und unsere Rathschläge zur Beurtheilung mit - zutheilen.

Der 2. Vorschlag, auch von anderer Seite, wie schon bemerkt, gethan, scheint sehr zweckmäßig zu sein und ist der Beachtung der Fabrikanten und Kaufleute auf das Dringendste zu empfehlen. Ueber den dritten, dem Hr. Hühn einen Entwurf zu den Statu - ten für deutsche Kranken = und Armenhäuser in Amerika beigefügt hat, werden wir uns nächstens aussprechen. Uebrigens danken wir dem Hrn. Hühn herzlich für seine Vorschläge, die ein treff - liches Zeugniß von seiner Liebe zu seinen deutschen Brüdern ab - legen, und bitten ihn, in seinem Liebeswerke nicht zu ermüden, und seine Ansichten, Wünsche und Pläne zur Verbesserung der Lage der Auswandernden und Zurückbleibenden fernerhin der Oeffentlichkeit zu übergeben.

II.

Den Entwurf des Hrn. Hühn zu den Statuten für deutsche Kranken = und Armenhäuser in Amerika wollten wir anfangs im Auszuge geben; allein es geht nicht gut. Der Leser würde von der Anlage und Einrichtung derselben keinen recht deutlichen Begriff erhalten und demnach ein richtiges Urtheil sich zu bilden nicht im Stande sein. Wir lassen ihn daher vollständig abdrucken, auch um des Verfassers willen, dessen Herz für seine deutschen Brüder so warm schlägt.

Entwurf zu den Statuten für deutsche Kranken = und Armenhäuser in Amerika.

  • 1. Die deutschen Kranken = und Armenhäuser in Newyork, Bal - timore, New = Orleans und Galveston sind Anstalten, welche von Deut - schen errichtet und unterhalten werden.
  • 2. Jeder rechtliche Deutsche kann darin Aufnahme und Ver - pflegung finden.
  • 3. Um darin aufgenommen zu werden, bedarf es eines guten Zeugnisses von dem Geistlichen und der Gemeinde, worin der Aufzu - nehmende zuletzt gewohnt hat, über seinen Lebenswandel, worin zu - gleich dessen Gewerbe bemerkt ist, und bei Christen eines Taufscheins.
  • 4. Es steht jedem frei, diese Anstalten zu verlassen.
  • 5. So lange sich Jemand in einer von diesen Anstalten befindet, ist er gehalten, sich nach den bestehenden Vorschriften zu betragen, und die ihm übertragenen Arbeiten für den bestimmten Lohn zu verrichten.
  • 6. Die Vorsteher dieser Anstalten haben die Verpflichtung, Jeden der darin Aufgenommenen, in sofern dieser durch unsittliches Betragen oder Trägheit, Veranlassung zu Aergerniß gibt, wenn derselbe nach geschehener Ermahnung sein Vetragen nicht ändert, aus der Anstalt313zu verweisen. Grobe Vergehen sind den Gerichten anzuzeigen und die Schuldigen an diese abzuliefern.
  • 7. Die Namen derjenigen, welche von Europa kommen und in die Anstalten aufgenommen werden, sollen in den Zeitungen der Anstalt bekannt gemacht werden, damit sowohl deren in Europa zurückgeblie - bene Angehörige, als ihre etwa bereits in Amerika wohnenden Ver - wandten und Freunde Nachricht von ihrer Ankunft erhalten.
  • 8. Die Namen derjenigen, welche die Anstalten verlassen, werden ebenfalls bekannt gemacht und dabei zugleich die Zeit ihres Aufent - haltes in denselben, der Ort ihrer Bestimmung und ein Zeugniß über ihr Betragen mit wenig Worten beigefügt.
  • 9. Jeder in der Anstalt Aufgenommene kann, wenn er dieselbe zu verlassen wünscht, um für sich und die Seinigen einen Erwerb an einem andern Orte zu suchen, seine Familie so lange darin lassen, bis er diesen gefunden hat. Er hat aber in diesem Falle gleich bei seiner Ankunft bei den Vorstehern Anzeige von seinem Vorhaben zu machen und darf bei seinem Abgange nur die für ihn nothdürftige Wäsche und Kleidung mitnehmen.
  • 10. Jeder Aufgenommene hat zur Sicherheit bei seiner Auf - nahme sein vorräthiges Geld, Sachen von Werth und Waffen aller Art an die Anstalt abzuliefern. Es wird ein Verzeichniß darüber aufgenommen und dem Abgeber ein von den Vorstehern unterschriebener Schein eingehändigt. Das Geld wird in die Sparkasse der Anstalt gelegt, und mit 4 Procent jährlich verzinset. Sobald der Abgeber die Anstalt mit seiner Familie verläßt, erhält derselbe, sowohl sein Geld nebst Zinsen, in landesüblicher Münze, als auch die noch abge - lieferten Gegenstände, gegen Rückgabe des Scheines und nach gesche - hener Abrechnung zurück, und hat er, nachdem solches geschehen, in dem Register eigenhändig darüber zu bescheinigen.

    Läßt er seine Familie zurück, so erhält er nur den dritten Theil des Geldes, der Rest davon, sowie seine andern Habseligkeiten, von denen in diesem Falle ebenfalls ein Verzeichniß aufgenommen wird, außer der ihm nöthigen Wäsche und Kleidung, bleiben zurück.

  • 11. Jeder Aufgenommene erhält der Mann:

    1 Rock von leinenem und wollenem Zeuge, 1 Weste von solchem Zeuge, 1 Hose von blaugefärbter Leinwand, 1 Mütze, 2 Paar wollene oder baumwollene Socken, 2 Hemden, 1 Halstuch, 3 Taschentücher, 1 Paar Schuhe, 1 Bibel, 1 Gesangbuch und einen Leitfaden zur Erlernung der englischen Sprache.

    Die Frau oder Mädchen von 12 Jahren:

    1 Kleid von passendem leinenem Zeuge, 1 Halstuch, 1 Mütze, 2 Hemden, 2 Paar wollene oder baumwollene Strümpfe, 3 Taschen - tücher, 1 Paar Schuhe, 1 Bibel und 1 Gesangbuch.

    Die Kinder in gleichem Verhältnisse, und hat der Aufgenommene dafür zu bezahlen:

    1. für die Bekleidung und Wäsche des Mannes .. Dollars2. der Frau oder des Mädchens .. 3. der Kinder nach dem Altervon 8 bis 12 Jahren.. von 4 8.. von 1 4..

    Die Kleider werden so eingerichtet, daß andere darunter ange - zogen werden können. Die Kleider und Wäsche sind von gleicher Güte, in der bestimmten Farbe und von gleichem Schnitt.

  • 12. Sollte der Aufgenommene nicht im Stande sein, diese Zah - lung zu leisten, so verpflichtet er sich schriftlich, mit seiner Familie so lange in der Anstalt zu verbleiben und die ihm und den Seinigen aufgetragenen Arbeiten, ohne Widerrede, getreulich nach seinem besten Wissen und nach der ihm gegebenen Anweisung zu verrichten, bis daß durch den ihm oder ihnen dafür zukommenden, vorher angezeigten Lohn obige Schuld getilgt ist.
  • 13. Zur Aufnahme einer Familie bedarf es:

    1. des Zeugnisses des guten Rufes von dem Geistlichen und der Gemeinde über Mann und Frau wie §. 3.

    2. der Taufscheine des Mannes, der Frau und der Kinder.

    3. des Trauscheines.

    Diese Papiere werden der Anstalt übergeben und bei dem Ab - gange zurückgeliefert.

  • 14. Bei dem Abgange eines Mannes oder einer Frau wird in deren Bibeln, vorn auf der ersten weißen Seite, mit wenig Worten eine Schilderung ihres Betragens während des Aufenthaltes in der Anstalt gegeben. Sollte ein solcher in eine der vier Anstalten wieder aufgenommen zu werden wünschen, so hat er den im §. 3 bemerkten Schein, seine Bibel und seine im §. 13 benannten Papiere vorzu - zeigen, erhält dann, wenn das Zeugniß günstig für ihn lautet, die im §. 11 benannte Wäsche und Kleidungsstücke, mit Ausnahme der Bibel, unter den in den §. § 11 und 12 bemerkten Bedingungen.

    Besitzt er das Gesang = und Sprach = Lehrbuch noch, so werden auch für diese .... abgerechnet.

    Die in den Anstalten durch den Tod oder das Wegziehen ihrer Eltern zurückgebliebenen Kinder, werden nach ihrem 16. Jahre ent - weder zu Handwerkern ausgebildet oder als Dienstboten untergebracht.

Beamte der Anstalten.
  • 15. Jede Anstalt hat drei Vorsteher, wovon ein Jeder gleiches Recht und gleiche Stimme hat.
  • Diese vertheilen die verschiedenen Geschäfte unter sich, sind aber verpflichtet, einen Tag in der Woche dazu zu verwenden, um alle Geschäfte und Verhältnisse der Anstalt, so weit solches möglich ist, gemeinschaftlich zu prüfen und ihre Meinung darüber abzugeben. Bei wichtigen Vorfällen entscheidet unter ihnen die Mehrzahl der Stimmen.
  • Diese Vorsteher werden von dem Ausschusse der in Deutschland und Amerika bestehenden Vereine auf Lebenszeit gewählt und von der Anstalt besoldet.
  • 16. Dieser Ausschuß wählt gleichfalls für jede Anstalt drei Geistliche, zwei Buchhalter, einen Cassirer, einen Arzt, einen Wundarzt.
  • Diese Beamten werden nicht auf Lebenszeit gewählt, die noch nöthigen Schullehrer, Werkmeister, Gehülfen, Aufseher und Wärter wählen die Vorsteher und richtet sich deren Anzahl nach dem Umfange der Anstalt. Sämmtliche Beamte werden von dieser besoldet.
  • 17. Jede Anstalt besitzt eine eigene Apotheke, deren Beaufsichti - gung dem Arzte übertragen ist. Die Medizin für die Kranken wird von der Anstalt bezahlt. Andere haben ihren Bedarf nach einer vor - geschriebenen Tare zu bezahlen.
Kirche und Schule.
  • 18. Bei jeder Anstalt sind drei Geistliche angestellt, einer für die Römisch = Katholiken, einer für die Protestanten, einer für die Jsraeliten.
  • 19. Der Gottesdienst wird von den Christen in einer Kirche gefeiert, und zwar so, daß die Römisch = Katholiken des Sonntags Morgens und die Protestanten des Nachmittags oder umgekehrt ihren Gottesdienst halten.
  • 20. Die Jsraeliten feiern ihren Gottesdienst in einem Betsaale. Für diese wird eine besondere Küche eingerichtet, so daß sie die bei ihrer Religion vorgeschriebenen Gebräuche befolgen können.
  • 21. Die Schulen stehen unter Aufsicht der Geistlichen und der Vorsteher.
  • 22. Die Kinder sind nach dem Geschlechte abgetheilt.
  • 23. Jn jeder Schule werden ein Oberlehrer und die noch nöthigen Lehrer und Lehrerinnen angestellt.
  • 24. Den Unterricht im Lesen, Schreiben, Rechnen, Zeichnen, in der deutschen und engl. Sprache, sowie bei den Mädchen und Knaben in Hand - arbeiten, erhalten alle Kinder ohne Ausnahme des Glaubensbekenntnisses zusammen, in verschiedenen Classen; denjenigen in der Religion ertheilen314die Geistlichen besonders. Sollten andere Kinder diese Schulen mit besuchen, so haben diese ein bestimmtes Schulgeld zu entrichten.
Jnnere Einrichtung der Anstalten.
  • 25. Jede Anstalt beschäftiget die aufgenommenen Armen auf die für sie vortheilhafteste und für diese passendste Weise. Es bestehen zu diesem Zwecke in einer jeden die zu den verschiedenen Handwerken nöthigen Einrichtungen, denen geschickte Werkmeister vorstehen, unter deren Aufsicht und nach deren Anweisung die Leute arbeiten.
  • 26. Die nöthigen Materialien werden von den Anstalten ange - schafft, welchen alle fertigen Waaren zugehören und die solche nach bestimmten Preisen verkaufen.
  • 27. Die Anstalten übernehmen außerdem:
    • 1. Alle Gelder, welche ihnen anvertrauet werden und verzinsen solche, sobald die Summe .... übersteigt, jährlich mit .. Procent, kleinere Summen mit .. Procent.

      Die Kündigung dieser den Anstalten übergebenen größern Summen ist auf .. Monate festgesetzt. Die kleinern Summen werden zu jeder Zeit zurückgezahlt und wird die Zahlung der Letztern zur Hälfte in baarem Gelde und die andere Hälfte in Waaren geleistet, welche der Darleiher auswählen kann.

    • 2. Den Verkauf aller Waaren, welche ihnen zugesendet werden. Bei dieser Zusendung hat der Absender die Waaren entweder frei einzuliefern oder die Anstalten berechnen alle darauf fallenden Aus - lagen und Unkosten und außerdem 5 Procent Nutzen.
    • 3. Die Bezahlung für diese Waaren erfolgt nach geschehenem Verkaufe und zwar für diejenigen, welche aus Deutschland eingesendet worden sind, in amerikanischen Landeserzeugnissen, je nachdem solche vom Absender verlangt werden und deren Anschaffung an dem Orte, wo sich die Anstalt befindet, möglich ist, zu den zeitigen Marktpreisen mit Hinzurechnung der etwaigen Einkaufskosten und 5 Procent Nutzen.

      Die Versendung derselben wird an einen in einer deutschen See - stadt wohnenden, genau zu bezeichnenden Kaufmann nur in amerika - nischen oder deutschen Schiffen für Rechnung und Gefahr des Em - pfängers oder Eigenthümers geschehen, und werden solche Sendungen gegen Seegefahr versichert werden.

      An einen in Amerika wohnenden deutschen Einsender von Waaren erfolgt die Bezahlung entweder in deutschen oder amerikanischen Waaren und Landeserzeugnissen, so wie solche der Absender verlangt, und wie die Anschaffung derselben an obigem Orte möglich ist, ebenfalls zu den zeitigen Marktpreisen, mit Hinzurechnung der etwaigen Einkaufs - kosten und 5 Procent Nutzen.

    • 4. Sämmtliche Waaren werden in verschiedene Classen eingetheilt, wonach sich die Anstalten bei Zugestehung von etwa gewünschtem Vor - schuß richten. Auf diejenigen, deren Verkauf mit Schwierigkeiten ver - bunden oder nicht bald zu erwarten ist, wird kein Vorschuß gewährt.

      Andere erhalten nach diesem Verhältniß 1 / 4, 1 / 3 oder 1 / 2 vom Werthe Vorschuß in amerikanischen Waaren oder Landeserzeugnissen mit Be - rechnung der etwaigen Einkaufskosten und 5 Procent Nutzen, und wird dieser Vorschuß bis zur Ausgleichung der Rechnung mit .. Pro - cent verzinset.

    • 5. Die in den Anstalten erscheinenden Zeitungen enthalten, außer den Namen der Aufgenommenen und Abgegangenen

      a. die Anstalten betreffende Verhältnisse,

      b. kaufmännische Anzeigen,

      c. Bekanntmachungen von solchen, welche Anstellungen suchen.

      Für diejenigen zu Lit b. und c. gehörigen Posten, wird für die Zeile kleiner Schrift ... Einrückungsgebühren berechnet, deren Betrag bei Einsendung der Anzeige beizufügen ist. Geschieht dieses nicht, so bleibt solche unberücksichtigt. Alle Briefe an die Anstalten sind postfrei einzusenden. Diejenigen aus Deutschland sind an Herrn N. N. in Bremen postfrei einzureichen und der Betrag für etwaige Einrückungs - gebühren an diesen mit einzusenden.

    • 6. Die Einziehung von aus Erbschaften kommenden Geldern, insofern solche möglich ist. Jede Anstalt wird zu diesem Zwecke und wegen andrer dieselben betreffenden Verhältnisse einen sichern und thäti - gen Anwalt annehmen, dem sie die ihr zukommenden Aufträge über - tragen wird. Jst dabei ein Vorschuß nothwendig, so hat der Ein - sender des Auftrages solchen auf die Anzeige der Anstalt zu leisten, oder im Fall solcher bei derselben ein Guthaben haben sollte, welches den etwa nöthigen Vorschuß deckt, wird diese die Bezahlung desselben für dessen Rechnung übernehmen.

      Die Deckung für die auf diese Weise für Andre eingezogenen Gelder erfolgt sogleich nach dem Eingang, mit Berechnung der darauf verwendeten Kosten; für Deutsche, in Deutschland wohnend, aber nur in amerikanischen Landeserzeugnissen zu den Marktpreisen mit Hin - zurechnung der etwaigen Einkaufskosten und 5 Procent Nutzen für die Anstalt an einen genau zu bezeichnenden Kaufmann in einer deutschen Seestadt.

      Deutsche, welche in Amerika wohnen, erhalten von den Anstalten für solche für sie aus Deutschland eingezogenen Gelder deutsche Waaren, mit Hinzurechnung der etwaigen Einkaufskosten und 5 Procent Nutzen für die Anstalt, welche einen solchen Auftrag besorgt hat.

    • 7. Die Anstalten übernehmen die Besorgung von Geld von Amerika nach Deutschland und von da nach Amerika gegen Vergütung der Kosten und .. Procent Provision. Die nach Deutschland bestimm - ten Gelder werden postfrei an die Vereine in Bremen oder Hamburg zur Beförderung gesandt. Die nach Amerika an die Anstalten bestimm - ten Gelder dieser Art sind ebenfalls postfrei an obige Vereine abzuschicken.

    • 8. Es wird jährlich in jeder Anstalt ein Abschluß der Haupt - bücher gemacht und dessen Ausfall in der Zeitung angezeigt.
  • 28. Jeder Deutsche, in welchem Lande er wohnen möge, welcher an die Armenanstalt jährlich drei Thaler Preuß. Courant oder zwei Dollars zahlt, hat das Recht, dieser entweder Waaren zum Verkaufe oder die obenbeschriebenen Aufträge einzusenden, welche dann bestens besorgt werden.
  • 29. Von dem Ueberschuß, welchen die Anstalten nach Bezahlung aller Besoldungen und andern nöthigen Ausgaben liefern, werden zwei Drittheile zur Anlegung und Erhaltung von Fabriken für Amerika und Deutschland nützlichen Waaren angewendet und ein Drittheil dazu gebraucht, um das Ueberfahrtgeld für rechtliche arme Deutsche, welche ihr Vaterland verlassen wollen, zu bezahlen.

Da steht es nun, das Gebäude meiner Phantasie! Jndem ich dasselbe ohne Scheu zur öffentlichen Beurtheilung hinstelle, ersuche ich jeden wohlmeinenden Deutschen, es genau zu prüfen und seine Bemer - kungen darüber entweder im Allgemeinen Deutschen Volksfreund oder in einem andern viel gelesenen öffentlichen Blatte darzulegen.

Der Plan wird und mag, wie jede Sache, Lob und Tadel finden, aber die Ausführung ist nicht unmöglich, ja, meiner Ansicht nach, nicht einmal schwer.

Die Ausgabe von drei Thaler Preuß. Cour. für jeden Deutschen, so wie 2 Dollars für jeden in Amerika wohnenden Deutschen, welche sich bei dieser Unternehmung betheiligen wollen, ist eine Kleinigkeit gegen die Vortheile, welche die Bewohner beider Länder daraus ziehen können.

Der Deutsche wird dadurch sichere Plätze in Amerika erlangen, wohin er seine Waaren mit Vertrauen senden kann, und der Amerikaner kann seine Landes = Erzeugnisse gegen billige deutsche Waaren anbringen, und sich die verschiedenartigsten Arbeiter verschaffen, auf deren gutes Betragen er rechnen kann, da sie fortwährend von den Anstalten über - wacht werden. Bei der soliden Einrichtung solcher Anstalten wird das von jedem deutschen Auswanderer zu zahlende Armengeld sicherer als bisher in die dazu bestimmten Cassen gelangen.

Die Herren Schiffsmäkler in den deutschen Seestädten, in Rotter - dam und Antwerpen könnten über die bisherige Verwendung dieses Armengeldes die beste Auskunft geben. Möchte es doch einem der315Herren aus jeder der genannten Städte gefallen, in den öffentlichen Blättern anzugeben, wie viel Geld bereits auf diese Weise aus Deutsch - land hinübergezogen ist, während die in Amerika wohnenden bedürftigen Deutschen den wenigsten Genuß davon gehabt haben. Man würde über diese Summen erstaunen, während dem Vaterlande noch viel bedeutendere Verluste bevorstehen.

Eine baldige Hülfe ist nöthig. Jch wünsche solche durch ruhiges, bedachtsames Zusammentreten und festes Zusammenhalten zu erreichen.

Die physische Kraft unserer deutschen Unbegüterten, mit Milde und Gerechtigkeit in Amerika benutzt, verbunden mit den Kentnissen, welche Deutsche in Künsten und Wissenschaften besitzen, unterstützt und gehalten durch ein von den Begüterten, zu ihrem eigenen Vortheil in kleinen Beiträgen zusammengebrachtes, sich jährlich erneuerndes Capital, welches sich durch das Gedeihen der deutschen Jndustrie in beiden Län - dern stets vermehren würde, -- das ist nach meiner Ueberzeugung das sicherste und stärkste Band, wodurch die Deutschen auf beiden Seiten des Oceans auf das innigste für ewige Zeiten mit einander verknüpft werden können.

Was mich auf diese Jdee gebracht hat, sind folgende deutsche Unternehmungen:
  • 1. Die Feuer = und Lebens = Versicherungsbank in Gotha. Wie klein hat diese angefangen und welche Ausdehnung hat sie erlangt!
  • 2. Der österreichische Lloyd in Triest. Welche wichtige Folgen hat diese Verbindung bereits gehabt und wie großartig werden sich dieselben noch in der Zukunft gestalten!
  • 3. Die Bau = und Gewerbeschule in Holzminden. Sie beweist, wie viel ein Mann durch unermüdliche Thätigkeit und unter richtiger Anwendung geringer Mittel leisten kann. Möge die Anstalt nicht allein zur Ehre des Landes, sondern zum allgemeinen vaterländischen Nutzen in zunehmender Erweiterung ferner gedeihen.
  • 4. Die schöne und zweckmäßige Einrichtung im Fürstenthum Lippe - Detmold, wonach die aus dem kleinen Lande jährlich in andre deutsche Länder auswandernden Ziegelbrenner, durch von der Regierung ange - stellte Abgeordnete überwacht werden.

Zwei Männer mit dem bescheidenen Namen, Lippesche Boten, bereisen mehrmals im Jahre die Ziegelbrennereien, wo die Lippeschen Unterthanen Arbeit finden. Sie erfahren an Ort und Stelle alles, was diese betrifft, und jeder Fremde, der an solchen Tagen in Lage oder Brake bei Lemgo Gelegenheit hat, das Benehmen der vielen Arbeiter zu beobachten, und jene Männer, wenn sie diesen Anweisung geben, wohin sie ferner reisen sollen, um sichere Arbeit zu bekommen, der kann sich nur darüber freuen.

Die Arbeiter wissen, daß diese Männer sie bei ihren Arbeiten besuchen und daß sie sich nach ihrem Betragen erkundigen. Sie wissen aber auch, daß sie sich ihrer annehmen, wenn ihnen vielleicht Unrecht geschehen sollte. Sie achten und lieben daher diese sogenannten Boten, sind thätig und bescheiden und werden überall gern in den Ziegel - brennereien in Arbeit genommen.

Wären die Arbeiter sich ganz selbst überlassen, so würde ihr Betragen ein ganz anderes sein und manche von ihnen könnten weite Reisen machen, ohne jemals Arbeit zu finden.

Die Ausführung dieses großartigen Unternehmens ist nach der Ansicht des Herrn Hühn nicht unmöglich, ja sogar nicht ein - mal schwer. Wollte Gott, es wäre so. Wir für unsern Theil erblicken große Schwierigkeiten, die ihm entgegenstehen, und wären im Anfange mit Wenigem zufrieden. Auf eine große Theilnahme der Privaten rechnen wir nicht, denn jenes Unternehmen ist von der Feuer = und Lebensversicherungsbank in Gotha und von dem österreichischen Lloyd in Triest gar sehr verschieden, pecuniärer Gewinn ist nicht vorhanden, und eine Ausgabe von drei Thaler preuß. Cour., so klein sie ist, wird von den Meisten gescheut werden. Wofür wir sind, das ist für reine Hospitäler ohne Arbeits -häuser, ähnlich dem deutschen Hospital in London, nur mit dem Unterschiede, daß in jene vorzugsweise Einwandernde aufgenommen werden. Dazu ist aber unserer Ansicht nach nöthig, daß die deut - schen Staaten oder die Zollvereinsstaaten mit der amerikanischen Regierung in Unterhandlung treten und einen Vertrag abschließen, daß sie Krankenhäuser in den verschiedenen Seestädten für die deutschen Einwanderer errichten und beaufsichtigen lassen können und daß das Armen = oder Kopfgeld nicht mehr an die amerika - nischen Hospitäler, sondern an ihre Krankenhäuser abgegeben wird, weil sie selbst für ihre kranken Einwanderer bei und nach ihrer Ankunft sorgen und so den Klagen der Amerikaner über die vielen deutschen Armen und Kranken, die an ihrer Küste abgesetzt werden, ein Ende machen wollen. Wir kommen in Allem, was für unsere Auswanderer geschehen soll, immer wieder darauf zurück, daß die Regierungen derselben sich auf das Angelegent - lichste annehmen müssen. Lieb würde es uns sein, wenn über beide Pläne, den des Herrn Hühn und unseren in diesen Blättern sich competente Stimmen vernehmen lassen würden.

Literatur.

Wohlgemeinter Rath der Vorsteher der deutschen Gesell - schaft in Newyork an Deutsche, die nach den Verein. Staaten von Nordamerika auszuwandern beabsich - tigen. Nebst einem Ueberschlag der Reisekosten, mitzuneh - mender Gegenstände und einer Liste einzulegender Lebens - mittel. 3. Aufl. Solingen und Mühlheim a. Rh., Fr. Amberger. 1847.

Der Name der deutschen Gesellschaft bürgt uns allein schon dafür, daß der hier mitgetheilte Rath ein wohl zu beherzigender ist; und wenn wir denselben allerdings auch schon in den besseren Auswande - rungsschriften, z. B. in denen der H. H. Bromme, von Roß und A., gefunden haben, so kann er doch nicht genug wiederholt werden, da viele Auswanderer leider ihr Vaterland verlassen, ohne sich vorher über diejenigen Punkte zu unterrichten, deren genaue Kenntniß ihnen durch - aus nöthig ist, und viele von ihnen sich klüger als diejenigen dünken, welche durch langjährige Erfahrungen befähigt und berufen sind, Rath zu ertheilen. Wir können dieß Werkchen allen Auswanderern aufs Beste empfehlen.

Rüge.

Das Regensburger Tagblatt hat schon zu verschiedenen Malen unserem Blatte Artikel entlehnt ohne, wie es doch nicht mehr als recht und billig gewesen wäre, die Quelle dabei anzugeben, aus welcher es die Nachrichten schöpfte; wir haben jedoch bisher noch zu diesem Verfahren geschwiegen. Da das genannte Blatt aber, in seiner Nr. 178., den Artikel die Beförderung der Auswanderer aus unserer Nr. 38. nicht allein wörtlich und ohne Quellenangabe abdruckt, sondern sich noch dazu erlaubt, demselben, als sei es ein ihm zugeflossener Correspondenz = Artikel, Von der Donau, Juni 20. vorzusetzen, und dadurch unsere Leser glauben machen könnte, wir seien literarische Freibeuter, wir hätten jenen Artikel entwendet, so sehen wir uns genöthigt, die Handlungsweise des Regensburger Tagblattes hiermit öffentlich bekannt zu machen.

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Die Schlacht bei Buena Vista, geschildert von einem deutschen Mitkämpfer.

Jn meinem letzten Schreiben (d. d. Lager bei Saltillo) mel - dete ich euch die Ankunft des Generals Taylor, welcher nach einer Rast von 2 Tagen weiter marschirte nach Aqua nueva. General Wool's Division folgte ihm. Bis zum 20 sten Februar geriethen nur unsere Vorposten einige mal mit dem Feinde in Berührung. Am 21 sten Morgens mußten wir das Lager abbrechen und uns nach Buena Vista zum Engpasse zurückziehen. Abends und Nachts roll - ten noch die Wagen mit Provisionen von Aqua nueva und leider mußten 50,000 Rationen Speck, Zwieback, Mehl, Kaffee ec. verbrannt werden, um sie nicht den Mericanern in die Hände fallen zu lassen. Am Morgen des 22sten Febr. (dem Geburtstage des Gründers der nordamerikanischen Republik: George Washington), früh neun Uhr schlugen die Trommeln den Generalmarsch, worauf Alles zu den Waffen griff, und in die Reihen eilte. Große Staubwolken verkün - deten das Annähern der Feinde, darauf kamen und gingen Reiter in gestreckten Galopp. Um 11 Uhr wurde unser Regiment links auf die Höhe beordert; rechts hatte General Wool 1 Kanone und die Ca - vallerie, und links die Büchsenschützen postirt. Oben und am Ab - hange des Berges waren ungefähr 2000 Mexic. Jnfanterie, welche um 3 Uhr auf unsere Büchsenschützen zu feuern begannen, die zwar nur 1 Schuß auf 10 feindliche thun konnten, aber ihren Mann sicher nahmen. Das Feuern dauerte bis zur Dunkelheit des Abends. Wir waren noch unbeschäftigt. Kurz vor Abend wurde unser Regiment von der Höhe weg nach der Stadt beordert, und durch ein Jndianer - Regiment ersetzt. Reguläre Jnfanterie hatten wir zwar nicht, aber Volontairs, die feuern und stehen konnten! -- Nachmittags 4 Uhr schickte Gen. Santa Ana einen Officier mit einem Billet herüber, das folgende Worte enthielt: Gen. Taylor: Uebergieb Dich mit Deinen Volontairs, du kannst meine Uebermacht nicht aushalten. Die Antwort unsers General Taylor war: Komm und hole uns. Kaum dämmerte der Morgen des 23. Februar, so eröffnete das 2te Jllinois = Regiment ein lebhaftes Feuer und unsere Bomben brachten einigemal die Uebermacht (1 zu 10) auf dem Berge zum Schweigen. Wir bildeten das Centrum unserer Ar - mee, 5,000 Mann stark. Jetzt sahen wir eine große, von Santa Ana selbst geführte Colonne Jnfanterie auf uns losrücken, vielleicht 5000 Mann. Sie rollte näher, und näher über Hügel und Thäler und war eben im letzten Thale, ein Wald von blinkenden Bajo - netten! Wir konnten eben des Feindes Köpfe und Brust erblicken, als wir beordert wurden niederzuknieen, und ein Feuer auf uns begann, wovon ich Euch keine Beschreibung zu geben vermag. Kaum eine Minute niedergekniet hielten wir dasselbe aus. Mancher brave Mann fiel tödtlich verwundet, doch traf nicht die 20ste Kugel; ein Wunder, daß ich unversehrt aus diesem Kugelregen hervorging. Der Feind hielt meistens zu hoch, wogegen seine Verwundeten und Todten bezeugten, daß der Amerikaner nicht in die blaue Luft schießt. Ungeheurer Pulver - dampf! Wir wurden beordert uns zurückzuziehen und machten Halt, 100 Schritt zurück, wo der Hügel sich etwas senkte. Der Feind kam oben auf den Hügel, mußte sich aber, gepfeffert von unsern Mus - keten und Kanonen, bald zurückziehn. Jm ersten Feuer wurde Her - mann von einer matten Kugel auf die 3te Rippe der linken Seite getroffen. Sie war durch Jacke und Hemd gegangen und hinterließ nur einen großen rothen Fleck. Nun begann der Angriff rechts und links von unserm Centrum. Rechts unten am Paß versuchten sie durch - zukommen und machten 2 verzweifelte Angriffe, doch nutzlos. Capt. Washingtons Batterie traf zu gut in ihre Reihen. Links am Berge wurde auch ein Versuch gemacht durchzubrechen. Wirklich durch - brach auch ihre Cavallerie die Reihen unserer dort aufgestellten Truppen, und schon näherten sich mehrere Regimenter Jnfanterie, als ColonelMay, der Held von Paulo Alto und Besaca de la Palma, mit seinen Dragonern (sehr viel Deutsche und Polen) sie an - griff, und so zurückschlug, daß Alles in wilder Hast floh. Das war um 1 Uhr Mittags; wäre es ihnen gelungen, uns im Rücken anzu - greifen, wir wären verloren gewesen. Von Stunde zu Stunde ge - wannen wir mehr Grund und Boden vom Schlachtfelde. Sie versuchten noch 2 Mal einen Angriff aufs Centrum, wurden jedoch zurückgeschla - gen und mit größerem Verluste als wir. Um halb 5 donnerten die letzten Kanonen, die Schlacht neigte sich zu Ende; die Mericaner waren eine ganze Meile zurückgegangen. Jnzwischen war auch die Stadt von Lanziers (Uhlanen) angegriffen worden. Capt. Webster warf aber vom Fort herab aus zwei 24 Pfündern so geschickt Bomben unter sie, daß sie bald retiriren mußten. Man erwartete noch einen, und zwar verstärkten Angriff auf die Stadt, deßhalb wurde unser Capitain noch selbigen Abend mit 40 -- 50 Mann und die Kentucky = Cavallerie mit 1 Stück zur Stadt beordert. Das war eine Schreckensnacht! Jn der Schlacht sah ich manchen neben mir fallen, sah ganz in meiner Nähe Beine Ent - seelter verschießen und viele andere Scenen, vor denen man sonst wohl erbebt. Wir waren nach Saltillo's majestätischer Kathedrale beor - dert, die von Verwundeten angefüllt war. Dieses Jammern und Weh - klagen inmitten der feierlichen Räume, der geisterhaft starrenden Hei - ligenbilder, dieser in fahlem Mondlichte goldschimmernde Hochaltar, umlagert von tiefster Noth und Seelenangst -- ich mag das dabei Empfundene nicht noch einmal in mir wach rufen. Am 24sten Februar Morgens wurden wir ins Lager nach Buena Vista zurückbeordert. Santa Ana, obgleich Befehlshaber einer Macht 21,000 Mann regu - lären Militairs, gegen kaum 5,000 Mann Amerikaner, wovon die ganze Jnfanterie und 2 Regimenter Cavallerie aus Volontairs bestan - den, war denselben Morgen bis Aqua nueva zurückgewichen. Wir verloren an Verwundeten und Todten 500, der Feind wohl das Zehn - fache und viele Deserteurs. Am 26. verließ der Feind Aqua nueva, wohin wir sofort unser Lager verlegten. Am 2. März machten wir eine Erpedition nach dem nächsten Roncho (Landgut) 35 M. entfernt, und nach Jncarnacion, wo wir einige 1000 Mann Uhlanen ge - fangen zu nehmen hofften. Wir fanden aber das Nest schon leer; nur von schwer Blessirten wimmelte es noch, denen Santa Ana nichts als geröstetes Maiskorn zurückgelassen hatte. Unsere Soldaten gaben ihnen, was sie entbehren konnten. Nachdem wir der noch vorgefunde - nen Mannschaft, wobei mehrere von ihren Frauen gepflegte Officiere, den Eid abgenommen, nie wieder gegen die Vereinigten Staaten zu fechten, kehrten wir in unser Lager zurück. Die mericanische Armee ist zersprengt und in traurigem Zustande bis St. Louis Potosi ge - kommen, und Santa Ana wird sie schwerlich wieder sammeln können, auch wenn er nicht, wie es wahrscheinlich ist, der Verbannung oder einem noch schlimmeren Schicksale anheimfällt. Am 26. Februar fand auch bei San Francisco, zwischen Saltillo und Monterey, ein Gefecht Statt zwischen Gen. Urea, der mehrere Regimenter Uh - lanen hatte, und zwischen einem Regiment Ohio = Volontairs, die auf dem Wege hierher waren. Auch dort sind die Mericaner mit großem Verluste in die Flucht geschlagen worden. Unsere Compagnie hat 7 Todte und 11 Verwundete, davon steht Dir, lieber Bruder Theodor, wahrscheinlich Alerander Conze nahe; denn er sagte mir, daß er mit Dir, zusammen studirt habe. Seine Mutter lebt in Bückeburg, in Celle muß ein Verwandter von ihm, Hr. Canzlei = Procurator Conze wohnen. Er war ein braver Mann, ungefähr 27 -- 28 Jahr alt, hatte Unterricht gegeben in letzterer Zeit in Milwaukie, Wis - consin. Er hatte sich jeden zum Freunde erworben, der ihn kennen lernte, und Alle betrauern seinen Verlust; doch er starb auf dem Felde der Ehre, und ich bin gewiß, er hat sich keinen schönern Tod gewünscht! Sein Nachlaß, eine goldene Kette, Brieftasche ec. werden wir auf irgend eine Weise seinen Verwandten zurückzustellen suchen. Lebt wohl! Grüßt meine Freunde.

Euer treuer
E. Wedekind.
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Vermischte Nachrichten.

Newyork. (Aus brieflichen Mittheilungen. ) Was der hiesige deutsche Verein für die armen Einwanderer leistet, wird aus folgenden Notizen klar hervorgehen. Jm vorigen Jahre kamen 340 Schiffe mit 52,326 Einwanderern an Bord in Newyork an, deren wurden 2464 Personen mit 3860 Doll. unterstützt und vielen Andern mit Rath und That geholfen. Durch einen neu entstandenen Verein werden Ländereien angekauft, um den Unbemittelten Arbeit zu ver - schaffen. Ein deutscher Frauenverein ist ebenfalls ins Leben getreten, und bewirkt viel Gutes für jene Unglücklichen. Das vor Kurzem ins Leben getretene neue Einwanderungsgesetz wird zu Albany von einer Gesellschaft der achtbarsten Männer gehandhabt. Noch vor Kurzem lagen einige Hundert Großzimmerer im Krankenhause und ver - fluchen die Urheber ihres Unglücks. Der Verwaltungsrath hat sich zwar schon im vorigen Jahre an die Communalbehörde in Darmstadt gewendet, um Ersatz für die gehabten Auslagen zu erhalten; man hat dort aber nicht für gut befunden zu antworten, sondern die Leute sich vom Halse geschafft, um sich nicht weiter um sie zu bekümmern. Bekannt ist es, welche Entrüstung in den Ver. Staaten über diese Operation herrschte und noch herrscht .... Sehr viele Deutsche geben hier Unterricht in der Musik und in der deutschen Sprache, welche letztere hier immermehr überhand nimmt. Franenzimmer, welche die deutsche Sprache richtig sprechen und schreiben, werden hier sehr bald durch Unterricht einen ausreichenden Verdienst finden.

Ein Reisender, der so eben aus Amerika zurückgekehrt ist, erzählt, daß die Leute, welche große Strecken Landes angekauft haben, um solches wieder an die Auswanderer zu verkaufen, sehr übel spe - culirt haben. Die Auswanderer kaufen in der Regel gar kein Land mehr, sondern lassen sich auf sogenanntem Regierungsboden nieder. Dieß ist unverkauftes, der Regierung gehöriges Land, das Jeder ohne weitere Abgabe andauen kann und in dessen Besitz er so lange bleibt, bis sich ein Käufer dazu meldet Alsdann hat aber der bisherige Anbauer das Recht, das Land, wenn er will, um die ursprüngliche Regierungstare selbst zu übernehmen.

Auch in New = Orleans hat sich eine deutsche Gesell - schaft zum Schutze der deutschen Einwanderer nach dem Muster der in Newyork bestehenden gebildet. Es sind bereits 3300 D. dafür subscribirt und außerdem an jährlichen Beiträgen 2700 D. gezeichnet; folgendes ist das Wesentlichste ihrer Organisation. Art. 1. Die Leitung der Geschäfte besorgen der Präsident (Hr. P. Willmann) und der Secretär (Hr. Aug. Schneider). Art. 2. Der Zweck der Gesellschaft ist, deutsche und deutsch = sprechende Einwanderer, welche Rath und Beistand bedürfen, zu unterstützen, und Nothleidenden und Arbeit suchenden Deutschen Hülfe zu leisten. Art. 3. Um diesen Zweck am sichersten zu erreichen, soll die Gesellschaft eine Agentur errichten, deren Wirkungskreis näher bestimmt werden wird. Art. 4. Unter - stützungen an Geld und Geldeswerth dürfen nur in außerordentlichen Unglücksfällen an Einwanderer gereicht werden.

Die Einwanderungsgesellschaft in Philadelphia hielt Anfangs Juni ihre monatliche Versammlung. Hr. Boeker, Präsident des Newyorker Volksvereins, war zugegen und erhielt im Namen der Gesellschaft einen wohlverdienten Dank für seine vielseitigen Bemühungen im Jnteresse der armen Einwanderer. Jst solch ein Dank für die Beseitigung und Linderung des Unglücks und der Noth nicht schöner und lohnender als das lumpige Gold, mit dem sich Agenten und Mäkler bezahlen lassen müssen?

Das britische Gouvernement in Quebek hat sich der ankommen - ren Einwanderer sehr thätig und rühmlichst angenommen und schon Anfangs Mai ein eigenes Bureau mit einem Generalagenten errichtet, welches unentgeltlich Auskunft und Hülfsleistungen ertheilt. Das erste nach Erscheinen des neuen amerikanischen Passagiergesetzes von Bremennach Quebek erpedirte Schiff, die Estafette , ist nach einer Reise von nur 32 Tagen am 27. Mai glücklich dort angelangt. Der Abgeordnete der geachteten Bremer Firmen: Lüdering & Co., Wichel - hausen und Heineken, Capt. Meyer, wurde stündlich an diesem Platze erwartet, und die Fürsorge desselben für schnelles und billiges Weiter = Fortkommen der Auswanderer muß jedes fernere Bedenken gegen die Route über Quebek alsbald zu nichte machen.

Kaum ist die Dampfschiffahrt zwischen Newyork und Bremen zu Stande gekommen, so taucht auch schon wieder ein neues derartiges Unternehmen auf, und zwar nach einem Hafen, der in Deutschland einer der unbedeutendsten ist, nämlich nach Glückstadt. Ein Däne, Christian Hansen, der seit vielen Jahren in Nordamerika ansässig ist, hat bereits die nöthigen Schritte gethan, um eine directe Ver - bindung zwischen Newyork und Glückstadt herzustellen, welche durch vier große Dampfschiffe, jedes von 650 Pferdekraft, erzielt werden soll. Der Kosten = Anschlag beläuft sich auf 1 Million Dollars, welche bald zusammengebracht sein werden, da der König von Schweden und der König von Dänemark dem Unternehmen ihre Unterstützung durch bedeutende Geldbeiträge zugesagt haben. Diese neue Linie soll zugleich die Post = Verbindung zwischen Schweden, Rußland, Dänemark und Hamburg einerseits und Amerika andrerseits herstellen. Wenn dann die Ankunft der russischen Dampfschiffe in Kiel mit der der amerika - nischen in Glückstadt zusammenfällt, so ist eine directe Verbindung zwischen St. Petersburg und Newyork vorhanden. Auch zwischen Meriko und Deutschland oder Antwerpen soll eine nordamerikanische Gesellschaft auf Dampfschiffahrt = Verbindung speculiren.

Dem Darmstädter National = Verein ist Mitte Juni die Genehmigung der Großherzogl. Regierung gegen Bestellung einer Cau - tion von 5000 fl. ertheilt worden.

Typhusfieber auf Emigrantenschiffen. Die mit der Hibernia herübergekommenen Canada = Zeitungen sind voll von den traurigsten Schilderungen des Gesundheitszustandes an Bord der dort ankommenden Auswandererschiffe, namentlich der englischen Auf der Rhede und Station Grosse = Jsle unter Quebek waren nach der Quebek Gazette am 4. Juni 21,000 Passagiere; 960 waren auf der Reise gestorben, 700 starben auf der Station, 1500 Kranke waren an Bord der Fahrzeuge, 1100 am Lande und 90 starben am Sonnabend, 29. Mai. -- Einen besonders frappanten Fall erzählt der Miramichi Gleaner vom 8. Juni. Auf der Rhede der Stadt Miramichi erschien am 3. Juni ein Boot, in welchem sich mehrere Personen befanden. Einer derselben gab an, er heiße Thane, commandire das Schiff Looshtauk von 600 Tons, welches mit 467 Personen von Liverpool gesegelt sei. Von diesen seien 117 unterwegs gestorben, 100 lägen noch hülflos an Bord, und die Mannschaft könne vor Erschöpfung nicht mehr arbeiten. Er bat um Lebensmittel, ärztlichen Beistand und Hülfe für das Schiff. Das letztere ward denn auch Tags darauf durch ein Dampfboot herauf bugsirt und die Passagiere wurden in schnell errichteten Schoppen untergebracht. Hier starben in zwei Tagen noch vierzig Personen. Die Krankheit war das Typhusfieber.

Das amerikanische Dampfboot Washington , Capt. Hewitt, hat die Fahrt von Bremen nach Southampton gegen einen conträren Wind in 46 Stunden zurückgelegt. Es überbringt 4 Passagiere für England und 46 für Newyork, wohin der Washington am 10. Juli abgehen wird, indem er in Sonthampton aufgehalten wird, um mit größeren Hot-wells ausgerüstet zu werden, welche früheren Anord - nungen zu Folge bereits gegossen sind. Die Passagiere von Bremen sollen während dieses Aufenthalts in den verschiedenen Hotels unter - gebracht werden. Außer den von Bremen gekommenen Passagieren sind in Havre und England 60 für die erste, 25 für die zweite Kajüte angenommen. Die Fracht ist vollständig engagirt. Soweit, sagt die Times , scheint die neue Linie den Beifall des Publikums zu finden.

Jntelligenzblatt zur Auswanderungszeitung Nro 41.

Jnsertionsgebührt 4 1 / 2 Xr. pr. Zeile oder Raum aus Petitschrift. Alle hierher gehörigen Zusendungen werden franko erbeten.

Gerichtliche Bekanntmachung.

Note: [1]Der vor mehren Jahren nach Nordamerika ausgewanderte Michel Röhm, ledig und volljährig, von Nöttingen, ist zur Erbschaft seiner ver - lebten Mutter Georg Adam Röhm's Wwe., Anna Marie, geb. Kleinle in Nöttingen, mitberufen. Da dessen Aufenthaltsort unbekannt ist, so wird solcher hiermit öffentlich aufgefordert, seine desfalsigen Erbansprüche entweder persönlich oder durch einen gehörig Bevollmächtigten binnen drei Monaten dahier geltend zu machen, andernfalls diese Erbschaft lediglich denen zuge - theilt werden wird, welchen sie zukäme, wenn er zur Zeit des Erbanfalls nicht mehr gelebt hätte.

Privat = Anzeigen.

Note: [2]

Dampf-Schifffahrt zwischen Magdeburg und Hamburg.

Jm Monat Juli. Abfahrt mit Passagieren und Gütern zu den bereits veröffentlichten bedeutend ermäßigten Preisen

von Magdeburgvon Hamburg
täglich Nachmittags 3 Uhr.täglich Abends 7 Uhr.

Schlepp = Schiffe.

Sonntag & Donnerstag. Sonntag & Mittwoch.

Hierbei machen wir noch darauf aufmerksam, daß Auswanderer, welche die Sonntags und Donnerstags früh Morgens von hier abgehenden Schlepp = Dampfschiffe benutzen wollen, für die Person nur Rl. 2. und Kinder (Säuglinge frei) unter 10 Jahren Rl. 1. bezahlen, wobei denselben hin - sichtlich der Transportkosten ihres Gepäcks auch noch wesentliche Erleichterun - gen verschafft werden.

Note: [3]

Reise = Gelegenheit.

Für Auswanderer nach Amerika über Hamburg nach New - York werden die allgemein rühmlichst bekannten (Post =) Schiffe. des Unterzeichneten am 1. und 15. eines jeden Monats regelmäßig abgeben, ferner werden andere ebenfalls schnellsegelnde Schiffe nach New - Orleans am 1. Septbr., 25. Sept. & 15. October mit Passagieren und Gütern von hier ervedirt, und sind diese Schiffe allen Auswandernden bei möglichst billigem Passagegelde besonders zu empfehlen.

Nähere Auskunft ertheilen auf portofreie Anfragen die Agenten, sowie der Eigenthümer der Paketschiffe.

Note: [4]

Post - Dampfschiffahrt zwischen Bremen und New - York.

Das amerikanische Postdampfschiff Washington, Cpt. Hewitt, fährt gegen den 1. Septbr. von Bremen via Southampton nach New = York.

Passage = Preis in der ersten Cajüte 150 Dollars. Kinder unter 12 Jah - ren und Domestiken die Hälfte. -- Jn der zweiten Cajüte sind keine Plätze offen. -- Güterfracht 35 und 25 Dollars pr. 40 Cubiefuß. Primage 5 pCt. -- Passage = Preis nach Sonthampton 5 Pfd. Sterling.

Note: [5]

Special = Agentur der Postschiffe zwischen HAVRE und NEW - YORK.

Diese Linie besteht aus den rühmlichst bekannten 16 schnellsegelnden, gekupferten Postschiffen von 800 bis 1000 Tonnen = Gehalt mit regelmäßigen Abfahrten am 1 ten, 8 ten, 16 ten und 24 ten eines jeden Monats.

Die Namen der 16 Postschiffe sind: Burgundy, Admiral, Baltimore, Argo, Zurich, New-York, Utica, Splendid, Silvie de Grasse, Louis Philippe, Saint Nicolas, Duchesse d'Orleans, Jowa, Havre, Oneida und Bavaria.

Die regelmäßige Schifffahrt nach New - Orleans wird durch die schönen gekupferten Dreimaster 1 ter Classe von Aufang August an unter - halten. Nähere Auskunft über Bedingungen, Preise ec. ertheilen der Unter - zeichnete oder dessen Agenten.

Note: [6]

Oeffentliche Anerkennung. (Auszug eines Briefes.)

Herrn Meister Keißenweber in Sonneberg bei Coburg!

Daß wir gesund und wohlbehalten in Hamburg angekommen waren, habt ihr wahrscheinlich schon vernommen; nun muß ich aber auch schreiben, wie es uns von Hamburg bis Hull ergangen ist. Wir sind Gottlob! in gute Hände gekommen und alles Versprochene ist gewissenhaft erfüllt worden. Von Hamburg am 12. abgehend, begleitete uns ein Führer bis Liverpool, welcher über Alles uns Bescheid gab und in jeder Hinsicht väterlich für uns sorgte. Hull erreichten wir am 15. Abends, und schon am 16. früh 6 Uhr fuhren wir per Eisenbahn nach Liverpool, und heute schon kommen wir auf das Seeschiff Liberty . Jch sage, was Hr. Honig versprach, ist wahr geworden; er thut, was in seinen Kräften steht. Es wäre daher zu wünschen, daß recht viele Auswanderer sich seiner Beförderung bedienten. Bei ungün - stigem Winde, wie er schon seit 6 Wochen herrscht, hat der Weg über Eng - land einen außerordentlichen Vorzug. Wir gedenken die vor 3 Wochen direct von Hamburg abgegangenen Segelschiffe noch auszustechen.

Grüßet meinen Bruder, Mutter und alle meine guten Freunde!

Note: [7]Jm Verlage von Fr. Amberger in Sollingen und Mühlheim am Rhein ist soeben in dritter Auflage erschienen und in allen Buch - handlungen zu haben:

Wohlgemeinter Rath der Vorsteher der deutschen Gesellschaft in New - York an Deutsche, die nach den Vereinigten Staaten von Nordamerika auszuwandern beabsichtigen. Nebst einem Ueberschlag der Reisekosten = Liste, mitzunehmender Gegenstände und eine Liste einzulegender Lebensmittel. Dritte Auflage. Prei8 5 Sgr. oder 18 Xr. rhn.

Den glücklichen Erfolg des höchst wichtigen Unternehmens der Auswan - derung möglichst zu sichern, haben die Vorsteher der deutschen Gesell - schaft in New = York, den in diesem Werkchen enthaltenen Wohlge - meinten Rath herausgegeben, und es wurde mir derselbe unter der Bedingung zum Verlage übertragen, denselben durch den Druck so schnell als möglich bekannt zu machen. Die starke 2 te Auflage war binnen drei Wochen vergriffen, was gewiß den Nutzen dieses Werkchens bestätigt.

Diese Zeitung erscheint, wöchentlich einen halben bis einen Bogen stark, im Verlage der Hofbuchdruckerei in Rudolstadt.

About this transcription

TextAllgemeine Auswanderungs-Zeitung
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Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Institut für Deutsche Sprache, MannheimNote: Bereitstellung der Bilddigitalisate und TEI Transkription Peter FankhauserNote: Transformation von TUSTEP nach TEI P5. Transformation von TEI P5 in das DTA TEI P5 Format. CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic informationAllgemeine Auswanderungs-Zeitung Organ für Kunde aus deutschen Ansiedlungen, für Rath und That zu Gunsten der fortziehenden Brüder, sowie für Oeffentlichkeit in Auswanderungssachen überhaupt. . Rudolstadt (Thüringen)1847.

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LanguageGerman
ClassificationZeitung; ready; mkhz1

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  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
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