Entstellende und verdächtigende Gerüchte, welche theils ab - sichtlich von gewissen Personen ausgesprengt, theils durch die Entfernung von dem hiesigen Platze erzeugt worden sind und ein Ereigniß betreffen, welches an sich, seinen Ursprung und seine Rechtfertigung in dem fahrlässigen Verfahren des „ Vereins zum Schutze deutscher Einwanderer in Texas “findet, wodurch die Emigranten Gefahr liefen, alle ihre in Deutschland durch diesen Verein geweckten Hoffnungen vereitelt zu sehen, -- veranlassen die Unterzeichneten folgende kurze Darstellung zu veröffentlichen.
Es kann vorausgesetzt werden, daß die Entstehung des Ver - eins zum Schutze deutscher Einwanderer in Teras, seine veröffent - lichten Statuten und Grundsätze, die Versprechungen von Schutz und Unterstützung, die derselbe den sich ihm anvertrauenden Emi - granten gewähren wollte, so wie die Stellung der Actionäre, die Größe des anfänglich eingeschossenen Capitals ec., hinlänglich bekannt seien. Es ist nicht zu leugnen, daß alles dieses genügte, um Jedermann von dem unzweifelhaften Gelingen dieses Unter - nehmens zu überzeugen, welches Tausenden, mit ihrem alten Vaterlande Unzufriedenen und Zerfallenen ein neues Vaterland, eine glückliche Zukunft eröffnete. Weniger bekannt dagegen waren und sind auch jetzt noch, trotz der zwei bereits verflossenen Jahre des Be - stehens der Kolonie Neubraunfels die Verhältnisse des zur An - siedlung gewählten Landes, die von der Vereinsverwaltung in diesem getroffenen Anordnungen, und die Wahl der Vereins = Agenten.
Diese Unkenntniß des neuen Landes dehnte sich aber leider auch auf die Mitglieder des Vereins und dessen Centralverwaltung in Mainz aus, in Folge dessen Männer zu deren Generalbevoll - mächtigten in Texas gemacht wurden, deren Untüchtigkeit zu diesem Amte sich bald zum großen Schaden, sowohl des Vereins als der Ansiedler, bekundete. Eben diese Unkenntniß ließ sie im Wahn, mit einer Summe von 200,000 Gulden die erste Niederlassung von circa fünf bis sechshundert Köpfen ausführen zu können, in einem Lande, wo der Taglohn eines gewöhnlichen Tagarbeiters einen bis drei Gulden beträgt, wo sich keine oder nur elende Com - municationsmittel zu einem in Deutschland gänzlich unbegreifbaren Preise darbieten, wo die nöthigsten Nahrungsmittel von mehrerenhundert Meilen weit entfernten Plätzen geholt, und dadurch äußerst kostspielig werden. Hierzu kommen Unkenntniß der Sprache, der Sitten, der Gesetze, des Klimas und der durch letzteres gebotenen Lebensart. Doch genug hiervon; das Resultat der Erfahrungen, die der Verein selbst gemacht hat, ist ein so theuer erkauftes, und doch bis zum gegenwärtigen Augenblicke so wenig Lohn bringendes, daß die Eile, womit das kaum ins Auge gefaßte und beschlossene Unternehmen in Ausführung gebracht wurde, ohne daß man hin - reichend unterrichtet war, sehr zu bedauern und gewiß längst be - dauert worden ist.
Prinz Carl von Solms, dem zunächst die Leitung der Ko - lonisation anvertraut wurde, erkannte nur zu bald die Schwierig - keiten, die sich einer Ansiedlung von der beabsichtigten Art ent - gegenstellten. Die Unmöglichkeit, die täglich erwarteten Ansiedler in den erworbenen Grant zu führen, war leicht zu erkennen; die Summen, die zunächst hierzu verwandt werden sollten, zerrannen schneller, als man geahnt hatte. Die Nothwendigkeit, die An - kömmlinge von der ungesunden Seeküste möglichst schnell zu ent - fernen und ihnen mindestens ein vorläufiges Asyl zu geben, bis die Verhältnisse das weitere Vordringen in den Grant gestatten möchten, war im höchsten Grade dringend. Diese Umstände be - wogen den Prinzen an der obern Guadelupe eine Strecke Landes zu kaufen, jedem Einwanderer ein Stadtlot und zehn Acker Land als einstweilige Entschädigung zu schenken und vorläufige Vor -328schüsse an Lebensmitteln, Ackergeräthschaften, Handwerkszeug ec. zu gewähren, wodurch er in Stand gesetzt werden sollte, sich seine Subsistenzmittel selbst zu schaffen. So entstand die Stadt Neu - braunfels, die ihr rasches Aufblühen der in jeder Beziehung vorzüglichen Lage zu verdanken hat, die auch bald zahlreiche Ame - rikaner zur Niederlassung an demselben Orte bewog. Bald nach Gründung dieser Stadt kehrte Prinz Solms nach Europa zurück. Wenn auch nicht zu leugnen ist, daß Mangel an Geschäftskenntniß und an der bei so geringen Mitteln höchst nothwendigen Spar - samkeit während seiner Geschäftsführung sich sehr fühlbar gemacht und nachtheilige Folgen hinterlassen haben, so ersetzten natürliche Herzensgüte, guter Wille, rastlose Thätigkeit und Entschlossenheit diese Mängel großentheils und machten das Elend unter der Ver - waltung des Herrn von Meusebach um so drückender.
Die Ankunft dieses Mannes war viel versprechend, es ging ihm der Ruf eines tüchtigen Juristen, eines gelehrten Natur - forschers, eines sehr gewandten Geschäftsmannes voraus. Und in der That neues Leben zeigte sich in der durch die beschränkte Kasse sehr gelähmten Verwaltung. Einige Mißbräuche wurden abgeschafft, Ersparungen vorgenommen, alte Schulden bezahlt und der Credit gehoben, Klagen über die Beamten, die sich Will - kürlichkeiten, Bedrückungen und Nachlässigkeiten hatten zu Schulden kommen lassen, mit willfährigem Ohre angehört. Leider jedoch zeigte sich nach kurzer Zeit schon, daß die Hoffnungen der Emigran - ten zu hoch gespannt waren. An die Stelle der alten Mißbräuche traten dreifach so viele neue. Die Ersparungen arteten in schmutzigen Geiz aus, während neben ihm großartige Verschwendungen die frisch gefüllte Kasse erschöpften, neue Schulden wurden gemacht, deren Höhe die der alten schnell überstieg; die Klagen über Beamte hatten nichts als Zwistigkeiten, Neid und Scheelsucht unter diesen zur Folge, und erwiesene grobe Fehltritte, über die wir den Schleier der Vergessenheit decken wollen, wurden ihnen vergeben. Vom Prinzen getroffene Maaßregeln wurden als solche ohne andere genügende Gründe verworfen. Die Verwaltung, die bis - her einfach genug war, wurde nach preußischem Styl möglichst complicirt, die Zahl der Beamten einerseits vermehrt, anderseits diesen ein Gehalt zugewiesen, der mit der Stellung des Vereins sowohl als mit der verlangten Thätigkeit und Gewissenhaftigkeit nicht im Einklang stand.
Der Verein hatte ursprünglich die lobenswerthe Absicht, die bedeutende Macht und Verantwortlichkeit des Generalcommissärs durch einen ihm zur Seite stehenden, aus drei Männern zusammen - gesetzten Rath zu beschränken, der während der Verwaltung des Prinzen, unter dem Namen eines Kolonialrathes fungirte. --
Es ist hier nicht der Platz, um über die Wirksamkeit dieser Herren zu sprechen; es genügt, daß Hr. v. Meusebach einen er - wünschten Vorwand fand, diesen ihm zur Seite stehenden unbe - quemen Rath aufzulösen und nun allein zu regieren. Diesen Grundsatz der Alleinherrschaft führte er auch in einem solchen Maaße durch, daß auch nicht ein Mann sich seines Vertrauens zu erfreuen hatte, obgleich er sich mit einem großen Kreise von Hofleuten, die in seinen Vorzimmern und von seiner Küche lebten, umgeben hatte. Während Hr. v. Meusebach sich gegen diejenigen Emigranten, welche ihr gesammtes Habe in Deutschland dem Verein anvertraut hatten, auf das hohe Pferd setzte, sie theils mit eiteln Versprechungen, theils mit grobem Hohne abwies, wurden dem übrigen größern Theil, der, ohne eigene Mittel, nur durch die Versprechungen des Vereins bewogen worden war, Deutschland zu verlassen, die bisher gewährten Unterstützungen entzogen, obgleich es wegen der vorgerückten Jahreszeit noch nicht möglich gewesen war, Land mit Erfolg zu cultiviren. Wer konnte nun von ihnen Land pflügen, geschweige texanisches Prairieland umbrechen, ohne Pflug und ohne Ochsen? -- Der Verein hattesich anheischig gemacht, für den bereits in Deutschland eingezahlten Preis von zehn resp. zwanzig Gulden die Emigranten kostenfrei in die Kolonie zu führen! Jn dieser Beziehung erklärte Hr. v. M. Neubraunfels für die Kolonie, während die versprochene Errichtung eines Krankenhauses für das San Saba Gebiet auf - geschoben wurde, wo die Kolonie noch begründet werden sollte. Dasselbe gilt von der dringend nothwendigen Anlegung von Mahl - und Schneidemühlen, deren Maschinen mit den ersten Schiffen bereits angekommen waren, und unter freiem Himmel, den nach - theiligen Einflüssen der Witterung ausgesetzt, verdarben.
Während unter der Verwaltung des Prinzen alle Lebens - mittel und alle in dem Vereinsstore befindlichen Gegenstände, dem vom Vereinsstore ausgesprochenen Grundsatze entsprechend, zu möglichst niedrigen Preisen an die Emigranten verabfolgt wurden, ließ Hr. v. M. die Preise sofort erhöhen, so daß diese den Preisen, wie sie von den hiesigen Kaufleuten gefordert wurden, gleich kamen, in einzelnen Fällen dieselben sogar überstiegen. Es ist aber all - gemein bekannt, daß die Kaufleute nicht bloß an unserem Platze, sondern fast in Texas allgemein gegen hundert Procent verdienen. -- Der Prinz hatte der neu angelegten Stadt, um sie auf längere Zeit mit dem unentbehrlichen Bau = und Brennholz zu versorgen, die dem Verein angehörenden Waldungen zur Benutzung über - lassen und zugesichert; Hr. v. M. suchte dagegen aus diesem Walde Geld zu machen und verkaufte, so oft sich Gelegenheit darbot; die Einwohner von Braunfels laufen dadurch Gefahr, in kurzer Zeit Bau = und Brennholz aus der Ferne holen und theuer bezahlen zu müssen. -- Hr. v. M. hat sich nicht gescheut, sich den Ruf eines smart man in der schlimmeren Bedeutung dieses Wortes zu erwerben, indem er jede Gelegenheit benutzte, sowohl in kleinern Händeln, als bei Abschließung von Contracten größerer Bedeutung mit vollem Bewußtsein durch Raub und Kniffe jeder Art, Ame - rikaner sowohl als deutsche Emigranten, zu übervortheilen, und entblödete sich nicht, solcher Erfolge triumphirend sich zu rühmen. Dieß hat der Sache des Vereins keinen Nutzen gebracht. -- Alle diese bis jetzt berichteten Thatsachen, für deren Wahrheit die Unter - zeichneten, welche gegenwärtige Zeilen im Namen von Hunderten publiciren, sich verbürgen, und zu denen noch viele von nicht geringerem Gewicht hinzugefügt werden könnten, sind hinreichend, zu erklären, daß das Vertrauen zu M. immer mehr schwand, daß nicht nur Mißtrauen, sondern auch Haß sich der Gemüther der seiner Sorge Anvertrauten bemächtigte und seine Stellung schwierig und unangenehm wurde. -- Doch würde die Unzufrieden - heit sich haben beschwichtigen lassen, wenn er eine sichtbare und erfolgreiche Thätigkeit in Beziehung auf die Besitznahme des Ver - einsgrantes entwickelt hätte.
Ein sehr großer Theil der Einwohner von Neubraunfels, nämlich alle, welche in Deutschland Ackerbau betrieben, oder in der Absicht hier Ackerbau zu treiben, sich zur Auswanderung ent - schlossen hatten, sahen ihren Aufenthalt in Braunfels nur als einen vorübergehenden an, dem ein baldiges Ende bevorstehe. Denn Hr. v. M., von dem man nicht erwarten kann, daß er in der That die Meinung gehegt habe, unter den damaligen Verhältnissen die Ansiedler in den Fischer'schen Grand führen und ihnen das ihnen zukommende Land anweisen zu können, ver - schmähte es dennoch, die Unmöglichkeit, dem immer lauter werden - den Verlangen, dessen Rechtmäßigkeit nicht zu bestreiten war, Genüge zu leisten, einzugestehen; durch zweckmäßige Vorstellungen die aufgeregten Gemüther zu beruhigen und den nachtheiligen Folgen der Ungewißheit über die Länge dieses provisorischen Auf - enthaltes vorzubeugen. Jm Gegentheil stellte er allen in dieser Beziehung an ihn gerichteten Forderungen die Versicherung ent - gegen, in kürzester Zeit werde die Erpedition in den Grant ab - gehen, er selbst wolle sich an die Spitze derselben stellen; Jeder329der seine Ansprüche geltend machen wolle, möge sich anschließen, u. dgl. m. Hierdurch wurden die meisten veranlaßt, statt durch Bebauung der ihnen durch den Prinzen geschenkten zehn Acker Land (die allerdings für einen Farmer völlig ungenügend, fast unbrauchbar sind) sich wenigstens mit Mais für einige Zeit zu versorgen, dieselben zu veräußern oder unbenutzt liegen zu lassen, und ihre Zeit theils mit den einträglichern Arbeiten im Taglohn, oder mit Jagen oder andern Belustigungen hinzubringen. -- Und in der That brach Hr. von Meusebach im Monat October 1845 mit einer Schaar Freiwilligen auf, um am Piedernales eine neue Stadt anzulegen, die eine Zwischenstation zwischen Braunfels und dem Grant bilden sollte. Er fand einen Platz einige Meilen jenseits dieses Flusses hierzu geeignet, einen Platz, der sich aus - zeichnet vor dem ihn umgebenden Lande durch Mangel an gutem Boden, gutem fließenden Wasser und geeignetem Bauholz; aber da er leicht zu erwerben war und die auszulegenden Stadtlots und Ackerlots verschenkt werden sollten, wurde er für gut genug befunden, vor Allem, da man H. v. M. Schuld gibt, die bessern Ländereien der Umgegend für sich selbst angekauft zu haben.
Bei Meusebachs Rückkehr von diesem Ausfluge fand er die Anzeige von der Ankunft neuer Emigranten in Galveston und Jndian Point vor. Der Generalcommissär, der sich in bestän - diger Geldverlegenheit befand und ununterbrochenen Forderungen der verschiedensten Art ausgesetzt war, machte nun durch öffent - lichen Anschlag bekannt, in kurzer Zeit sollten die ersten Ansiedler nach Friedrichsburg (dieß ist der Name der neuen Stadt jenseits des Piedernales) erpedirt werden, um die nöthigen Vorarbeiten zu besorgen, und forderte namentlich die Unverheiratheten zum Anschlusse auf; er wolle indessen nach Galveston gehen, um daselbst seine Kasse auf das Neue zu füllen, was allerdings sehr noth - wendig war, und werde dann mit den nöthigen Lebensmitteln und einer größern Anzahl von Familien nachfolgen. Doch ver - schob sich der Abgang der Expedition wie seine eigene Abreise von Tag zu Tag, bis Hr. Lieut. Bene, einer der Schiffsführer der Neuangekommenen, in Braunfels eintraf mit der unwillkommenen Nachricht, seine Schiffsgefährten würden in Bälde nachfolgen. Nun plötzlich reiste Hr. v. M. ab und begab sich zuvörderst nach Galveston. Bald darauf brach Bene in Begleitung von 40 Leuten, mit den nöthigen Provisionen für vier Wochen ausgerüstet, nach dem Piedernales auf, nachdem sie vom Hrn. v. M. die wieder - holte Versicherung erhalten hatten, er werde in 14 Tagen selbst nachfolgen. Doch es vergingen 14 Tage, es vergingen 4 Wochen, ohne daß Hr. v. M. zurückkehrte, und ohne daß die Voraus - gegangenen mit weitern Lebensmitteln versorgt worden wären; die auch nicht von Braunfels aus versorgt werden konnten, da für nichts gesorgt, kein Geld vorhanden, und nicht einmal ein Stellvertreter des Generalcommissärs ernannt worden war. Um nicht dem größten Mangel ausgesetzt zu sein, mußte die Expedi - tion die begonnenen Arbeiten unterbrechen und nach Braunfels zurückkehren; Zeit und Geld waren rein verschwendet, und Meuse - bachs Wortlosigkeit in das hellste Licht gesetzt. Meusebachs Ab - wesenheit von der Kolonie dauerte volle 7 Monate, während welcher Zeit er sich anfänglich in Galveston, später in Houston und endlich auf der dem Verein zugehörigen Farm Nassau (hier 6 Monate) aufhielt. Ueber die Beweggründe zu dieser Entfer - nung von seinem Posten ist nichts bekannt geworden, als daß M. nicht im Stande gewesen sei, den unablässigen und täglich sich vermehrenden Forderungen der zudringlichen Emigranten und Gläu - biger zu gemigen, weßhalb er es vorgezogen habe, ihnen gänz - lich aus dem Wege zu gehen oder den Zutritt ihnen möglichst zu erschweren. Jn Folge der dringenden Vorstellungen des Hrn. v. Koll, der dem Generalcommissär zunächst gestellt, ihn auch bereits öfter vertreten hatte, fand sich denn auch Hr. v. M. be -wogen, ihn für die Zeit seiner Abwesenheit zu seinem bevollmäch - tigten Stellvertreter zu ernennen, ohne ihm jedoch auch Mittel anzuweisen, den Verpflichtungen, die Hr. v. Koll hiermit über - nahm, nachkommen zu können. Der Mangel an baarem Gelde und an Credit, und in Folge dessen an den nöthigen Lebens - mitteln, hatte allmählig so zugenommen, daß die lebhaftesten Besorgnisse rege wurden, wie es möglich sein würde, die große Anzahl der sich fortwährend vermehrenden Emigranten, die ihr Vermögen in die Hände des Vereins übergeben hatten, vor dem Elend zu schützen. Jn Jndian Point war die Zahl der Ange - kommenen vom December 1835 bis März 1846 auf ungefähr 3000 Köpfe gestiegen. Die Provisionen, welche mit jedem aus Deutschland abgesandten Schiffe zugleich geschickt werden, wurden in kurzer Zeit verzehrt; ohne Geld und ohne Credit neue anzu - schaffen, würde dem Verein unmöglich geworden sein, wenn nicht der in Jndian Point angestellte Agent, Hr. Theodor Müller, sich während seines langjährigen Aufenthaltes in Texas die all - gemeine Achtung der ihn kennenden Amerikaner erworben, und den Credit, den er für seine Persou genoß, zum Besten der Emi - granten und des Vereins benutzt hätte. Doch dieser hatte seine Grenzen, um so mehr, da Herr Müller in seiner höchst aner - kennungswerthen Thätigkeit von Seiten des Generalcommissärs keine Unterstützung fand, im Gegentheil auf die schmählichste Weise im Stiche gelassen wurde. Er war nicht im Stande, dem Elend, welches bald in Jndian Point einriß, vorzubeugen, noch viel weniger wirksam abzuhelfen. Bevor wir jedoch zu dem traurigen Geschäft übergehen, den Zustand der Emigranten in Jndian Point während des Sommers 1846 zu schildern, dürfte es nicht über - flüssig sein, zu untersuchen, wie es bei den glänzenden Verhält - nissen des sogenannten Adelsvereins möglich war, daß eine so totale Geldlosigkeit bei der Verwaltung in Teras entstehen konnte, die als das Grundübel, dem alle andere nachgefolgt sind, be - trachtet werden muß.
Wenn die durch den Prinzen Solms hinterlassenen Schulden noch so bedeutend waren (dem Vernehmen nach überstiegen sie nicht die Summe von 10,000 D.) und seinen Nachfolger zu nicht vorausgesehenen Ausgaben zwangen, so läßt sich nicht annehmen, daß dadurch die mitgebrachten Gelder verzehrt wurden, wie vor - gegeben worden ist. Doch angenommen, es hätte sich so verhalten, so konnte damals, so gut, wie während der übrigen Geschäfts - führung des Hrn. v. M., einem solchen Mangel binnen drei Monaten abgeholfen werden, wenn der Verein Willens war, das Unternehmen nicht aufzugeben. Warum dieß nicht geschehen, ist nicht bekannt. Nur so viel ist gewiß, daß Herr von M. bereits in Deutschland die Meinung hatte, mit einem geringeren Aufwande das Project ausführen zu können, als veranschlagt war, daß nicht oft genug Berichte von ihm bei der Centralver - waltung in Mainz einliefen, daß diese wenigen Berichte nicht genügten, über die Verhältnisse in Texas Aufklärung zu ver - schaffen, vielmehr, sogar geeignet waren, die Begriffe, die man von diesem Lande im Allgemeinen und von der deutschen Ansied - lung im Speciellern hatte, noch mehr zu verwirren; -- endlich, daß Hr. v. M. noch nach einem einjährigen Aufenthalte, wäh - rend dessen er gerade die lehrreichsten Erfahrungen hätte machen können, die Kosten der weiteren Verfolgung des Ansiedelungs - planes fortdauernd zu niedrig angeschlagen, und in Folge dessen zu geringe Summen verlangt hat. So kam es, daß die von Deutschland ausgesandten Gelder nie hinreichten, um die bereits gemachten Schulden zu tilgen, geschweige bis zu Ankunft einer neuen Sendung die laufenden Ausgaben zu decken. Freilich Hr. v. M. schiebt die Schuld dieser Geldentblößung nur der Direction zu. -- Unter solchen Umständen war freilich die Verlegenheit, was mit den neuen Ankömmlingen zu thun sei, groß und wurde330täglich größer, da ihre Anzahl täglich wuchs. Ließ man sie in Jndian Point, so mußten sie, bis die Verhältnisse sich günstiger gestalten würden, was voraussichtlich noch länger währen konnte, auf Vereins Unkosten ernährt werden, wozu der Verein contract - lich verpflichtet war. Noch kostspieliger aber war ihre Erhaltung in Braunfels, wo auch die persönliche Ruhe des Generalcom - missärs auf die bereits geschilderte Weise hätte gestört werden können. Doch es mußte etwas geschehen, zum Mindesten den Leuten Sand in die Augen gestreut werden.
Daher hatte Hr. v. M. bereits vor seiner Abreise in seine Einsiedelei denjenigen Frachtwagen = Besitzern, die sich willig fanden, den Transport der Emigranten und ihres Gepäckes für den, zu jener Zeit allgemein gezahlten Preis von1 1 / 2 Doll. pro 100 P, zu übernehmen, nur1 1 / 4 angeboten, und verbot später, sowohl Hrn. v. Koll in Braunfels als Hrn. Müller in Jndian Point, Fuhrleute zu einem höhern Preise zu engagiren. Eigene Wagen und Zugvieh besaß der Verein längst nicht mehr; denn der Gene - ralcommissär hielt es damals für zweckmäßiger, Frachtwagen zu miethen, und verkaufte die schönen Vereinswagen und das Vieh an vermögende Amerikaner gegen cash. Die Folge davon war, daß vorläufig keine Wagen zu haben waren, die Emigranten also in Jndian Point liegen bleiben mußten, hoffend, der Verein würde Alles aufbieten, sie möglichst bald in das ihnen versprochene Eldorado zu bringen, und sie vor den gefährlichen Gaunern und Speculanten schützen, durch deren Kniffe und Vorspiegelungen schon so viele Tausende von Emigranten um Geld, Zeit und Ge - sundheit gekommen. Es vergingen darüber einige Monate, der größere Theil des Winters war verstrichen, die Farmer, d. h. die gewöhnlichen und einzigen Fuhrleute, deren sich der Verein be - dienen konnte, bedurften ihres Viehes nun selbst zur Bestellung ihres Ackers, und verlangten nun, wenn sie sich wirklich dazu verstanden, bereits einen höhern, wenn auch nicht unangemessenen Preis. Doch H. v. M's. Sparsamkeitssystem und Gewissen - haftigkeit duldete nicht, darauf einzugehen, und ließ die Emi - granten in Jndian Point in ihren nothdürftigen Zelten und feuch - ten Erdhütten. Die Witterung dieses Winters zeigte sich einem solchen Leben bald nicht günstig; ungewöhnliche, von den heftigsten Nordwinden herbeigeführte Kälte, abwechselnd mit den tropischen Gewitterregen, wozu das schlechte Wasser der niedrigen Seeküste als drittes Moment trat, legten jetzt schon den Grund zu den allgemeinen Krankheitszustand und der Sterblichkeit in den Som - mermonaten. Der Weg zwischen Jndian Point und Braunfels, der bisher noch erträglich und passirbar war, wurde jetzt an ein - zelnen Stellen zu einem unergründlichen Sumpf, die unbedeuten - den Bäche schwollen zu Strömen an, die bei dem Mangel an Brücken auf kürzere oder längere Zeit unübersteigliche Hindernisse darboten. Auch diese ungünstige Witterung trieb den Frachtlohn in die Höhe. Hr. v. M., der übrigens nur wenig, und dann nichts Erfreuliches oder auch nur Tröstliches von sich hören ließ, wollte sich mit der Natur in keinen Kampf einlassen, und entschloß sich, diese widerwärttge Zeit vorübergehen zu lassen und bessere Conjuncturen abzuwarten. Um jedoch seinen guten Willen an den Tag zu legen, nahm er seine Zuflucht abermals zu Sand (dessen Werth er in Berlin kennen zu lernen Gelegenheit genug gehabt haben mag) und schloß mit einem Kaufmann in Houston einen Vertrag ab, wonach der letztere sich anheischig machte, sämmt - liche Emigranten von Jndian Point nach der Kolonie Friedrichs - burg für den Preis von2 1 / 4 D. zu befördern. So äußerst günstig für den Verein dieser Contract zu sein schien, und so viel damit geprahlt wurde, so unbedeutend zeigte er sich nach Verlauf kurzer Zeit, denn jener Kaufmann sah bald die Unmöglichkeit des Un - ternehmens ein, und zahlte das ausbedungene Reugeld. Der durch diesen Vertrag für den Verein entsprungene Vortheil beschränktsich auf den Gewinn von 1 -- 2000 D. und den Ruf eines smart man, den der Generalcommissär davontrug. Zu gleicher Zeit machte letzterer die Agenten in Braunfels und Jndian Point durch widersprechende Anordnungen verwirrt, und hinderte ihre Thätigkeit; dem einen wurde die Beförderung der Emigranten befohlen, dem andern streng untersagt.
Der Einfluß, den der Aufenthalt von 3000 nicht acclima - tisirten Menschen, die zum größten Theil den untern Ständen angehörten, -- an der, an sich ungesunden, niedrigen Seeküste, auf einem verhältnißmäßig kleinen Raum in erbärmlichen Hütten und Zelten, bei schlechter Witterung, zeitweise auch schlechter Nahrung und gänzlich ohne Beschäftigung, auf den Gesundheits - zustand und nach und nach auf die Moralität derselben haben mußte, wurde bald sichtbar. Kranke und Sterbende, Verzwei - felnde, Trunkene, Betrüger und Betrogene uildeten den größten Theil der Bevölkerung der improvisirten Hafenstadt. Wessen Mittel es erlaubten, der suchte sich auf eigne Rechnung, wenn auch mit bedeutenden Opfern fortzuschaffen, wozu ihm jedoch von Seiten des Vereins nicht einmal hülfreiche Hand gereicht wurde. Das Frühjahr war indessen herangekommen, die Wege wurden allmählich wieder fahrbar, und die von Hrn. v. M. abgewartete Zeit wäre dagewesen, doch zum Unglück seiner Schutzbefohlenen brach der Krieg der Ver. St. mit Meriko aus. Da dieser Theil der teranischen Küste Mexiko zunächst gelegen, und allein von hieraus die amerikanische Armee mit Provisionen versorgt werden konnte, requirirte das Gouvernement alle disponibeln Wagen zu jedem Preise, und machte es nun wirklich der Vereinsverwaltung unmöglich, die Ansiedler von der gefährlichen Küste zu entfernen. Leider zeichnete sich der darauf folgende Sommer in ganz Texas durch Krankheit und Sterblichkeit aus, die, bei den bereits ge - schilderten Umständen in Jndian Point, den fruchtbarsten Boden fanden. Zudem war von Seiten des Vereins weder für Arzt noch Apotheke gesorgt; Fieber, Ruhr, Wassersucht und andere Krankheiten rafften an diesem Platze, sowie auf dem ganzen Wege nach Braunfels, wohin ein großer Theil der Verlassenen auf - brach, um dem Elend, daß sie täglich vor Augen sahen, zu ent - gehen, viele Hunderte weg. Ganze Familien starben aus; der ganze Weg von der Küste nach der Kolonie war bezeichnet durch Gräber, durch schleichende Gestalten, die Gespenstern ähnlicher waren als Menschen, ohne Rath und Hülfe, selbst ohne Lebens - mittel in dem fremden Lande umherirrend, dem Verein und seinem Stellvertreter fluchten. Selbst in den sogenannten Dörfern Vi - ctoria und Gonzales, und endlich in Braunfels fanden die neuen Emigranten wenig Hülfe und Trost. Um namentlich von dem damaligen Zustande von New = Braunfels, dem Sitze der Ver - waltung, zu sprechen, so war für die Verpflegung der neuen Emigranten, die meist in dem kläglichsten Zustande ankamen, wenig oder gar nicht gesorgt. Zwei Aerzte übernahmen zwar die Be - handlung der Kranken; Mangel an den nöthigsten Medicamenten jedoch, an Obdach gegen Wind und Wetter und zweckmäßigen Lebensmitteln, machten ihre Bemühungen zum großen Theil ver - geblich. Daß dieser traurige Zustand, die große Zahl der Krank - heits = und Sterbefälle, weniger dem Klima als dem durch den Verein gewährten Schutze zuzumessen ist, scheint ziemlich klar daraus hervorzugehen, daß von den in New = Braunfels Ansässi - gen und nicht mehr auf Schutz Berechtigten eine verhältnißmäßig sehr kleine Zahl erkrankt und noch weniger gestorben ist. Unter - dessen war die zweite Kolonie Friedrichsburg begründet worden, und wer von den neuen Emigranten noch Ansprüche und Unter - stützung von Seiten des Vereins machen wollte, mußte es sich gefallen lassen, daß er dahin gebracht wurde, obgleich nur die betrübendsten Nachrichten von da einliefen. Dieselben Krankheiten herrschten dort wie an den andern Plätzen, Arzt und Apotheker331fehlten gänzlich, Lebensmittel waren nur in unzureichender Quan - tität und Qualität, z. B. ausgewachsenes Korn, Mais, vor - handen, eigenmächtige Handlungen der Vereinsbeamten an der Tagesordnung. Viele Familien verzweifelten an der Unmöglich - keit, an diesem verlassenen Orte eristiren zu können, und kehrten nach Braunfels zurück. Die Zahl der in diesem Sommer dem Verein angehörigen Verstorbenen mag sich auf 1200 Köpfe belaufen.
Jm Monat Juli 1846 kehrte endlich H. v. M. in Be - gleitung einer großen suite nach Braunfels zurück, und bezog die Sophienburg. Mit ihm zugleich erschien Herr Dr. Schubert, der durch einen, wenn auch verunglückten Versuch einer Ansie - delung im Großen in einem andern Theil von Texas bereits be - kannt und vom Verein engagirt worden war, die Direction in Friedrichsburg und die Leitung der fernern Niederlassung im Grant selbst zu übernehmen. Während Meusebachs Thätigkeit den be - reits früher geschilderten Charakter annahm, machte sich der Ein - fluß eines wohlmeinenden und verständigen Mannes, der mit den Geschäften eines derartigen Unternehmens bekannt ist, geltend. So weit es in den Kräften des Hrn. Dr. Schubert lag, leistete er Hülfe und scheute keine Anstrengung und Mühe. Er war der gesuchte und glückliche Vermittler zwischen den in Braunfels an - wesenden Emigranten und dem Stellvertreter des Vereins. Er sorgte für bessere Verpflegung der zahllosen Kranken, und über - nahm selbst die ärztliche Behandlung eines großen Theils derselben. Allein noch geschah nichts für die dem Elend Preisgegebenen, die sich in Jndian Point und auf dem ganzen Wege aufwärts befanden. Da erschien ganz unerwartet Herr Cappes, der als Director der Mainzer Centralverwaltung bereits bekannt war. So wenig das Publikum anfänglich über die Natur der Sendung dieses Mannes erfuhr, so schnell wurde es durch die seiner Ankunft bald folgenden Ereignisse wenigstens überzeugt, daß man in Deutschland Kunde von dem Stande der Dinge in Texas erhalten, und, damit unzu - frieden, für nöthig erachtet habe, sich Gewißheit zu verschaffen über die Sachlage und die geeigneten Mittel zur Hebung der Miß - stände. Es würde zu weit führen, wenn wir einzelne Thatsachen aufführen wollten; es genüge, daß die Ansiedler sich zu neuen Hoffnungen berechtigt glaubten. Nichts desto weniger änderte Hr. v. Meusebach sein System. Während der Abwesenheit des Hrn. Cappes, der in dringenden Geschäften, mit Aufopferung seiner Gesundheit, nach New = Orleans zu reisen sich entschlossen hatte, und des Hrn. Schubert, der nach seinem eigentlichen Wir - kungsplatze Friedrichsburg abgegangen war, betrat er die alten Fußtapfen. So scheute er sich nicht, um nur Eines anzuführen, bei einer öffentlichen Versteigerung in San Antonio eine große Quantität Mehl, welches von dem Gouvernement zur Verpfle - gung der Truppen als untauglich verworfen war, aufzukaufen und an seine Schutzverwandten, die zum großen Theil krank waren, zu dem drei = bis vierfachen Preise wieder zu verkaufen. Endlich gegen das Ende des verflossenen Jahres kam Herr Henri Fischer, der ursprüngliche Contractor mit dem Senate, nach Neu - Braun - fels. Durch ihn wurden die Kolonisten darüber aufgeklärt, daß mit dem 31. August 1847 die Grantconcession für den Verein erloschen sei, wenn nicht bis zu dieser Zeit die Vermessungen im Grant beendigt und die Emigranten in denselben eingeführt wären. Hr. v. M., der überhaupt nur ungern über diesen Gegenstand sprach, hatte als letzten Termin stets den letzten August 1848 be - zeichnet. Sollen wir glauben, daß Unkenntniß des Contractes, dessen Ausführung er übernommen, Grund dieses Jrrthums sei? So schimpflich eine solche Unkenntniß ist, so unerklärlich sie bei einem praktischen Juristen ist -- wir können keinen andern Grund finden. Diese Erfahrung erregte natürlich in Braunfels die größte Entrüstung, und bestätigte die fast schon allgemein gewordene Ueberzeugung von der gänzlichen Unfähigkeit des Hrn. v. M.,für das Wohl des Vereins und der Auswanderer, die sich unter seinen Schutz begeben haben, zu sorgen. Die letzteren hielten am 31. December eine allgemeine Versammlung und sandten ein Committé zu dem Generalcommissär, von welchem dasselbe die schriftliche und mit seiner Namensunterschrift bekräftigte Gewäh - rung nachfolgender Forderungen erlangte.
Bei der großen Aufregung, die das Verfahren des General - commissärs selbst hervorgerufen hatte, konnte es nicht verhindert werden, daß die betheiligten Emigranten in großer Anzahl vor die Wohnung desselben zogen, Einzelne unter ihnen ihrem Haß freien Lauf ließen und Drohungen ausstießen, bei denen sie sich selbst wohl wenig dachten, und die Niemand berechtigen, dieses ganze Ereigniß zu mißbilligen und als eine Gewaltthätigkeit gegen den Stellvertreter des Vereins zu verschreien. Gleichwohl ist dieses geschehen. Der Charakter der Personen, die sich erfrechten, das Letzere zu thun, giebt uns das volle Recht, sie elende Lügner und Speichellecker zu nennen. Da sie jedoch durch die allgemeine Verachtung des gesammten Publikums hinlänglich bestraft sind, so enthalten wir uns, ihre Namen zu veröffentlichen. Jm Ge - gensatz zu ihnen haben sich die achtbarsten Personen, die bei dem Vorgange nicht betheiligt waren, mit dem Ausgange desselben vollständig einverstanden erklärt.
Wir hoffen, daß die Direction des Vereins versichert ist, daß die Emigranten den engen Zusammenhang ihres eigenen Wohles mit dem des Vereins wohl kennen, und das Fortbestehen und Gedeihen des letzteren von Herzen wünschen.
Es muß Jhnen interessant, ja mehr als dieß, von großer Wich - tigkeit sein, wahre Berichte aus Nordamerika selbst, dem Ziele der meisten Auswanderer, zu erhalten Hier ist ein solcher. Jch bin in der Absicht nach Amerika gereist, und habe auf Fürbitten meiner ge - liebten Gemeinde zu Schwarzenberg vom Hohen Ministerium dazu sogar einen Urlaub von einem ganzen Jahre erhalten, um an Ort und Stelle Erkundigungen über die beste Gegend deutscher Einwan - derung einzuziehen, und mich nach empfangenen Rathschlägen und Belehrungen in diejenige Gegend persönlich zu verfügen, die mir als die beste und geeignetste für deutsche Einwanderer empfohlen würde. Nun hat mir bereits ein mit den Jnnern Nordamerika's seit langer Zeit vertrauter Mann, Hr. Pastor Stohlmann zu Newyork, ein Zeugniß ausgestellt, daß ich auch nach seiner Ansicht und Erfahrung die beste Gegend gefunden und auserwählt hätte, wohin Auswanderer mit gutem Gewissen und den besten Aussichten auf künftiges Glück geführt werden könnten, und vorzugsweise auch müßten. Und diese Gegend ist keine andere, als das Erzgebirge Tennesee's, das sogenannte Cumberlandgebirge, hoch genug gelegen, um die Som - merhitze nie überlästig werden zu lassen, südlich genug, um die Kälte abzuhalten, welche Menschen und Thiere mit den Beschwerden und Leiden eines langen Winters heimsucht. Uebergroße Hitze, empfindlich strenge Kälte, beides fehlt hier in Osttennesee gänzlich, und was für den Sachkundigen noch wesentlicher erscheint: die Plage der Mosquitos, jener fast allgemeinen Landplage Nordamerika's, ist ebenso fern von diesen hohen Gebirgsgegenden Tennesees. Die genauesten Erkundigun - gen stimmen hierin streng überein: „ es gibt keine Mosquitos hier, “ist die allgemeine Antwort, und man setzt gelegentlich hinzu: „ nur für Damen, die durch den Wald streifen, gibt es eine kleine Plage, welche Männer meist ganz verschont; dieß sind die woodbucks, „ Wald - teufelchen “, welche sich an den Nacken der Damen hängen, und ihnen Jucken verursachen “, worüber ich aber gewöhnlich habe scherzen hören. Mit dem Niederbrennen des Unterholzes oder Buschwerks in den Wal - dungen werden auch diese Thierchen, von denen ich bei meinen Streife - reien in den Wäldern so gut wie nichts gemerkt habe, mit vertilgt. Doch dieß sind die Hauptvorzüge Osttennesees noch nicht alle. Die Gesundheit des Klimas steht hier oben an! Diese ist wahr - haft ohne Gleichen weiter in Nordamerika. Krank angekommene Ko - lonisten werden in Kurzem hier gesund, und nur zu große Anstrengung im Regen und Sonnenschein bewirkt nach der Ankunft ein kleines, sehr bald vorübergehendes Unwohlsein, welches in einem gewissen Mattig - keitsgefühle besteht, und leicht vermieden werden kann. Die Hülfs - quellen des Erzgebirges von Tennesee sind gleichfalls außerordentlich. Jm Jnnern liegen noch verborgene Schätze, die in Eisen = und Kupfer - erzen, sowie in reichen Steinkohlenlagern zu Tage ausgehen. Hier und da sollen Goldwäschereien versucht worden sein, und wer weiß, wie viele schöne Silbererze das noch gänzlich jungfräuliche und unaufgeschlossene Gebirge in seinem Schooße birgt. Die äußere Gegend ist prachtvoll und wird durch viele Singvögel belebt. Der Boden ist bei gehöriger Bearbeitung überall, ohne solche aber an vielen Stellen von selbst dankbar und fruchtbringend, zu Tabaksland dürfte er sich vorzüglich eignen, Weizen, indisches Korn und vorzüglich Erdäpfel gedeihen überall. Einzelne Amerikaner, aus andern Ge - genden, z. B. Virginien, hierhergezogen, bevölkern die Gegend nur noch äußerst sparsam, und erst seit 2 -- 3 Jahren sind Deutsche aus der Schweiz, dem Darmstädtischen und aus Rheinbayern hier einge - wandert, etwa 200 Köpfe stark. Jetzt soll der Unterzeichnete, mit Hrn. Otto von Kienbusch aus dem sächsischen Voigtlande gemein - schaftlich, Einwanderer hierherführen und die schönsten Ländereien billig an sie verkaufen. Dieß geschieht im Jnteresse großer Ländereibesitzer,die hier, nach dem Wegzuge der Jndianer, bedeutende Landstriche an sich gebracht haben, und nun Willens sind, sie an fleißige deutsche Kolonisten abzulassen. Der Tabaksbau soll ihnen gelehrt werden, da dieser sehr einträglich zu werden verspricht, und Hr. v. Kienbusch sich sehr gut darauf versteht.
Die Reise geschieht am besten und schnellsten über Charleston, wo man vom Schiffe aus sogleich auf die Eisenbahn übergehen und auf dieser tief ins Jnnere schnell und billig dringen kann. Vom Ausgangspunkte der Eisenbahn sind es noch 4 -- 5 Tagreisen hierher, durch die schönsten Gegenden und auf guten gangbaren Wegen, über Croßplains, Cleveland, Heiwassee, Athens und Kingston, welches von Wartburg eine Tagreise noch entfernt ist.
Von Sclaven ist hier keine Spnr, weil es im Gebirge keine Plantagen gibt, sondern nur zerstreute kleine Farms oder Meierhöfe. Zugführer haben Aussicht auf billige Prämien. So viel für dießmal für Jhre vielgelesene gemeinnützige Zeitung. Der Preis des Landes, um auch diesen nicht unerwähnt zu lassen, ist im Allgemeinen von 1 bis 2 Dollars, und freundliches Entgegenkommen hat man zu er - warten. Doch muß man alle nöthigen Mittel zur selbstständigen Niederlassung mitbringen.
Die letzten „ Reisebriefe “ ** )Vergl. Nr. 37. dieser Zeitung. der Weserzeitung bringen folgende Nach - richten nebst den individuellen, auf eigene Wahrnehmungen begründeten Ansichten und Folgerungen des Herrn Verf. über deutsche Ein - wanderung in Brasilien im Allgemeinen.
Jm Februar d. J. befand sich ein Theil der über Antwerpen und Dünkirchen eingewanderten Deutschen zu Rio de Janeiro noch ohne Beschäftigung oder Bestimmung, da sie ohne Rath und Ver - sprechungen dahin gereiset waren, und die Regierung sich nicht veranlaßt fand, sie weiter nach Rio Grande zu schaffen. Die Direction von Petropolis (eine deutsche Kolonie in der Nähe von Rio de Janeiro, in hoher, gesunder Gegend) ließ nur solche von ihnen zu, welche in dieser Kolonie Bürgen fanden. Einige, die noch etwas Mittel besaßen, hatten sich nach Rio Grande begeben. Der Brief - steller sagt hierbei: „ es thut mir wehe, die deutschen Kräfte auf diese Weise zersplittert zu sehen. “ Derselbe hat, in Gemeinschaft mit Hrn. Major Koeler dem Kaiser ein Me - morial überreicht, welches die Nothwendigkeit des Zu - sammenhaltens der Deutschen zum Nutzen derselben und des Staates zum Gegenstande hat. Der Hr. Verfasser sagt ferner: (hört! hört! ) „ Die Provinzen Brasiliens, welche ich besonders für fernere Ko - lonisationen empfehle, sind Rio Grande, St. Catharina, St. Paulo, die Hochländer der Provinz Rio de Janeiro und Ufer - länder der Seeküste derselben. Nur für diejenigen, welche etwa nach Pe - tropolis oder andere Kolonien, die sich noch im Orgelgebirge bil - den sollten, bestimmt und dazu engagirt sind, kann ich den Hafen Rio Janeiro's empfehlen, doch Keiner sollte auf gut Glück da - hin gehen. Das flache Land im Jnnern der Provinz Rio Janei - ro 's überlasse man Andern zur Bearbeitung, den Deutschen kann es nicht zusagen. Er wird daselbst schlaff und träge, wenn auch das Klima nicht gerade zu den ungesunden gehört; er schleppt dort sein Leben hin, ohne zu eigenem Besitz zu kommen und seine Stellung zu verbessern. Auf den ferngelegenen Pflanzungen findet er weder Schulen für seine Kinder, noch geistlichen Trost zur Erkräftigung im Guten in seiner Muttersprache. “
333So wohlthätig und nothwendig die Einwanderung für Brasilien ist, eben so wohlthätig ist die Auswanderung überhaupt für Deutsch - land. Die Bevölkerung Deutschlands wird bei einer Auswanderung, selbst wenn sie bis auf 100,000 jährlich steigen sollte, nicht leiden. Die Anzahl der Geburten wird von der Zahl der Todesfälle noch bei weitem nicht erreicht; gluckliche Folgen des Friedens und des durchaus gesunden Zustandes, der durch die blühende Lage unserer Bevölkerungs - verhältnisse erreicht ist. Was der Auswanderer an baarem Gelde mit sich nimmt oder für seine Ueberfahrt bedarf, ist die erste Auslage, welche mit der Zeit und sogar mit Zinsen wieder bezahlt wird. Mit jedem Auswanderer senden wir einen neuen Kunden deutscher Manu - facturen = Fabrikate aus. Der deutsche Einwanderer, bald nachdem er sich in seiner neuen Heimath eingebürgert hat, consumirt das Doppelte oder Dreifache an Manufactur = Waaren für sich und seine Familie, als was er in Deutschland gewohnt war. Er nimmt bald die Lan - dessitte an; so fand ich es in Brasilien, so in den Vereinigten Staaten. Wenn der Vater und die Mutter sich auch der deutschen Landestracht nicht entwöhnen wollen, so sind doch die Söhne und Töchter, sobald es an den nothwendigen Dollars nicht fehlt, bald nach der Sitte des neuen Vaterlandes gekleidet, und machen alle Moden mit. Erbschaften der Röcke und Kleidungsstücke vom Vater auf den Sohn, von der Mutter auf die Tochter fallen weg. -- Auf den Kolonien St. Leo - poldo, St. Amaro und St. Pedro sah ich, wo die Elberfelder Shawls bleiben. Wenn aus diesem Grunde die Ausfuhr der deutschen Manufacturwaaren nach den Ver. Staaten seit den letzten Decennien sehr zugenommen hat, so ist es doch nicht im Verhältniß, wie es bei der großen Menge hätte sein können, denn die Ver. Staaten selber besitzen bekanntlich ansehnliche Fabriken der nothwendigsten Manu - fakturwaaren, und concurriren damit an fremden Märkten mit den Europäern* )Sonderbar, daß gerade Brasilien von den deutschen Auswanderern nach den Ver. Staaten den größten Vorheil ziehen mußte: die Kaffee = Production in Brasilien würde nie so gestiegen sein, wenn die Amerikaner nicht so be - deutende Abnehmer geworden wären, und von ca. 1 1 / 2 Millionen Ballen der letzten Ernte gehen ca. 500 m Ballen (oder 75 Mill. Pfd.) nach den Ver. St.; diesen bedeutenden Zuwachs verdankt man den deutsch = amerikanischen Kaffee - freunden, während der Consumo der Anglo = Amerikaner in früheren Jahren nur sehr unbedeutend war und ein großer Theil der Zufuhr wieder nach Europa reexportirt wurde.. Brasilien aber hat keine Fabriken für Bekleidungs - bedürfnisse der freien Bevölkerung, und wenn die Zahl der Sklaven sich auch verdoppelte, so würde Europa wenig Nutzen davon haben, da die Bekleidung derselben sich nur auf das Nothwendigste zur halben Bedeckung beschränkt, während der freie Mann in Brasilien mehr Lurus in seiner Kleidung entwickelt, wie der ihm in seinem Stande in Europa Gleichgestellte. Selten sieht man einen Brasilianer, gleich - viel ob Städter oder Landmann, schmutzig gekleidet; reine Wäsche und reine Jacken sind ihm Hauptbedürfniß, wenn er auch noch so er - bärmlich lebt, und in diesem Lurus steht der Deutsche, nach einiger Zeit seines Aufenthaltes in Brasilien dem Brasilianer nicht nach. Zu gleichen Preisen wird der Deutsche immer dem deutschen Fabrikat gegen das anderer Länder den Vorzug geben. Es kommt also nur darauf an, in unsern Fabrikaten mit andern Europäern zu concurriren, was uns nicht schwer fallen darf, und der Absatz deutscher Waaren wird von Jahr zu Jahr mit der Auswanderung steigen, der Handel wird blühen und das von den Auswanderern aus Deutschland mit - genommene Geld wird uns zuletzt mit Zinsen wieder vergütet.
Folgende Einladung zum „ Nationalverein für deutsche Auswanderung und Ansiedelung, insbesondere für das Groß - herzogthum Hessen “, ist so eben erschienen, die hoffentlich eine ent -sprechende Theilnahme in den weitesten Kreisen Deutschlands finden wird, weil die glückliche Ausführung in nationaler Bedeutung von der Unterstützung aller Stände abhängt: „ Die Statuten des Natio - nalvereins für deutsche Auswanderung und Ansiedelung, insbesondere für das Großherzogthum Hessen, sind von höchstpreißlichem großh. hessischem Ministerium des Jnnern und der Justiz am 1. d. M. be - stätigt worden. Die nächste Aufgabe des provisorischen Comitté dahier ist sonach, in Bezug auf die Theilnahme am Verein die erforderliche Thätigkeit zu entwickeln. Es hat sich zu diesem Zwecke mit einer Anzahl Personen des Jn = und Auslandes direct in Verbindung gesetzt. Zugleich aber schlägt es den Weg der Oeffentlichkeit ein, indem es alle Männer, welche von der Nothwendigkeit überzeugt sind, über Auswanderung und Ansiedelung richtige Begriffe zu verbreiten, unter Umständen davon abzurathen, aber eben so auch das fest Ergriffene zum möglichsten Nutzen der Auswanderer und Ansiedler zu leiten, und deutsche Auswanderung wie Ansiedelung auf eine möglichst nationale Basis zu bringen, eben so achtungsvoll, als dringend hierdurch ersucht, theils selbst dem Verein zuzutreten, theils um die Anmeldungen Anderer zu solchem Zutritt sich gütigst zu bemühen und dieselben anzunehmen. Maßgebend würde dabei §. 5. der Statuten sein, wonach ordentliche Mitglieder des Vereins diejenigen sind, welche durch eine Actie von fünf Gulden oder durch einen jährlichen Beitrag von wenigstens einem Gulden sich betheiligen, und schlagen wir daher vor, Subscrip - tionslisten in Cirkel zu setzen, wo in zwei Columnen die Möglichkeit ge - geben ist, auf die eine oder andere bewirkte Weise, oder auf beide Weisen, Mitglied des Vereins zu werden. Da es mehrfach wünschens - werth erscheint, diese Angelegenheit recht beschleunigt zu sehen, so ergeht auch darauf unsere dringende Bitte. Exemplare der Statuten und Formulare der Subscriptionslisten wird Herr Kaufmann Karl Schwarz in Darmstadt auf Verlangen abgeben, so wie auch an denselben die Subscriptionslisten, wo irgend möglich bis Ende August d. J., eingesendet werden mögen. Eine Subscriptionsliste zum Ein - zeichnen liegt im Comptoir des Hrn. Kaufmanns Karl Schwarz dahier auf. *) So wie die Annahme der Subscriptionslisten geschlossen ist, erfolgt die Einladung zu einer Generalversammlung, worin insbeson - dere die Wahl des Vorstandes und des Ausschusses des Vereins statt - finden wird. Darmstadt, 10. Juli 1847. -- Das provisorische Co - mitté des beabsichtigten Nationalvereins für deutsche Auswanderung und Ansiedelung, insbesondere für das Großherzogthum Hessen. “ (Corrrsp.)
Eine in Amerika erschienene, von Theod. Hildgardt verfaßte Schrift über Auswanderung macht auch diesseits einiges Auf - sehen; sie versucht nachzuweisen, daß der Uebervölkerung wegen Aus - wanderungen aus Deutschland nicht nur wünschenswerth, sondern auch nothwendig wären, will unter Anderm die ärmere Classe auf Staats - kosten transportirt wissen, und schließt mit folgender lockenden Be - rechnung: Wer im Westen der Ver. Staaten als Taglöhner arbeitet und das muß freilich jeder ohne alles Vermögen hier Anlangende thun --, der verdient täglich wenigstens einen halben Dollar. Die Union aber, die in den westlichen Staaten und Territorien noch viele Millionen Acker des herrlichsten Landes besitzt, verkauft den Acker um 1 1 / 4 D. Legt nun der Arbeiter die Hälfte seines Verdienstes, was er bei den wohlfeilen Preisen der Lebensmittel sehr gut kann, zurück, so erübrigt er in einer einzigen Woche mehr als er zum Ankauf eines Ackers (43,560 englische Quadratfuß) des fruchtbarsten Landes braucht, und wenn er zwei Jahre lang so arbeitet und spart, so kann er so viel Land erkaufen und anbauen (nach dieser Berechnung 107 Acker), daß er für immer von jeder Brodsorge frei ist, seine Familie geborgen weiß ec. “(Corresp.)
Die Deutschen in Philadelphia und Newyork haben sich bei der Anwesenheit des Präsidenten in beiden Städten vieler Aufmerksamkeiten desselben zu erfreuen gehabt, ein Beweis, wie sehr derselbe die wachsende Bedeutung des deutschen Elementes in den Verein. Staaten zu erkennen und zu würdigen versteht.
Unter der Ueberschrift „ Wichtig für Einwanderer “schreibt der Postmeister zu Fancy = Groves (Kentucky) an den Newyorker „ True Sun “, daß in dortiger Gegend großer Mangel an Landbauern, Gärtnern, Taglöhnern und Handwerkern jeder Art sei. Auch zum billigen Ankauf oder Pachtung von Grundstücken sei dort günstige Gelegenheit. Jn Vermont werden für die Central = Eisen - bahn zwischen Bellows Fall und Mount Holly Arbeiter gesucht, die zweijährige Beschäftigung finden können und angeblich einen Dollar Taglohn erhalten. -- Das Schiffsfieber ist nach Erklärung der Aerzte in Baltimore ansteckend, aber nur bei unmittelbarer Be - rührung, durch die Luft theilt es sich nicht mit.
Die Auswanderung nach Oregon ist auch dieses Jahr ganz besonders lebhaft. Ein Reisender, welcher in der Mitte Mai's über die westlichen großen Prärien ging, begegnete in dem Zeitraum von 5 Tagen 15 Wagenzügen. Dreizehn derselben, die er in seinem Berichte namentlich, und zwar nach den Führern der Züge (welche, wie hier Alles in demokratischer Weise geschieht, beim Abgang der Züge von den Endpunkten der Ansiedelungen Missouri's nach den Prä - rien zu, von den Theilnehmern frei gewählt zu werden pflegen) benennt, hatten zusammen 625 Wagen und zählten über 2000 Personen. Sie führten bedeutende Heerden von Hornvieh, Schafen und Maulthieren mit sich und schritten in größter Ordnung rüstig vorwärts.
Jnsertionsgebühr 4 1 / 2 Xr. pr. Zeile oder Raum aus Petitschrift. Alle hierher gehörigen Zusendungen werden franko erbeten.
Nachdem die immer wachsende Zahl mittelloser deutscher Auswanderer nach Siebenbürgen die Kaiserlich Königl. Oestreichische Staatsregierung ver - anlaßt hat, in dieser Hinsicht restringirende Maaßregeln zu ergreifen und gewisse Bedingungen festzusetzen, unter welchen künftighin die Einwanderung und selbst die Reise nach Siebenbürgen nur noch gestattet werden soll; so wird solches andurch bekannt gemacht, und werden zugleich diejenigen hie - ländischen Unterthanen, welche etwa die Absicht haben sollten, nach Sieben - bürgen auszuwandern oder dahin zu reisen, aufgefordert, sich, bevor sie ihre Einrichtung hierzu treffen, bei der unterzeichneten Fürstlichen Regierung zu melden, damit ihnen die Bedingungen. von denen die Ausstellung eines Auswanderungsscheines, oder eines Reise = Passes dahin abhängig ist, zuvör - derst näher mitgetheilt werden können.
Für Auswanderer nach Amerika über Hamburg nach New - York werden die allgemein rühmlichst bekannten (Post =) Schiffe des Unterzeichneten am 1. und 15. eines jeden Monats regelmäßig abgehen, ferner werden andere ebenfalls schnellsegelnde Schiffe nach New - Orleans am 1. Septbr., 25. Sept. & 15. October mit Passagieren und Gütern von hier expedirt, und sind diese Schiffe allen Auswandernden bei möglichst billigem Passagegelde besonders zu empfehlen.
Nähere Auskunft ertheilen auf portofreie Anfragen die Agenten, sowie der Eigenthümer der Paketschiffe.
Das amerikanische Postdampfschiff Washington, Cpt. Hewitt, fährt gegen den 1. Septbr. von Bremen via Southampton nach New = York.
Passage = Preis in der ersten Cajüte 150 Dollars. Kinder unter 12 Jah - ren und Domestiken die Hälfte. -- Jn der zweiten Cajüte sind keine Plätze offen. -- Güterfracht 35 und 25 Dollars pr. 40 Cubicfuß. Primage 5 pCt. -- Passage = Preis nach Southampton 5 Pfd. Sterling.
Abfahrt mit Passagieren und Gütern zu den bereits veröffentlichten bedeutend ermäßigten Preisen
| von Magdeburg | von Hamburg |
| täglich Nachmittags 3 Uhr. | täglich Abends 7 Uhr. |
Schlepp = Schiffe.
Sonntag & Donnerstag. Sonntag & Mittwoch.
Hierbei machen wir noch darauf aufmerksam, daß Auswanderer, welche die Sonntags und Donnerstags früh Morgens von hier abgehenden Schlepp = Dampfschiffe benutzen wollen, für die Person nur Rl. 2. und Kinder (Säuglinge frei) unter 10 Jahren Rl. 1. bezahlen, wobei denselben hin - sichtlich der Transportkosten ihres Gepäcks auch noch wesentliche Erleichterun - gen verschafft werden.
Die Direction. Holtzapfel.
Diese Linie besteht aus den rühmlichst bekannten 16 schnellsegelnden, gekupferten Postschiffen von 800 bis 1000 Tonnen = Gehalt mit regelmäßigen Abfahrten am 1ten, 8ten, 16ten und 24ten eines jeden Monats.
Die Namen der 16 Postschiffe sind: Burgundy, Admiral, Baltimore, Argo, Zurich, New-York, Utica, Splendid, Silvie de Grasse, Louis Philippe, Saint Nicolas, Duchesse d'Orleans, Jowa, Havre, Oneida und Bavaria.
Die regelmäßige Schifffahrt nach New - Orleans wird durch die schönen gekupferten Dreimaster 1ter Classe von Anfang August an unter - halten. Nähere Auskunft über Bedingungen, Preise ec. ertheilen der Unter - zeichnete oder dessen Agenten.
Ein junger Deutscher, welcher mehrere Jahre im Norden der Verein. Staaten zugebracht und sich mit Sprache, Sitten und Gebräuchen jenes Landes vertraut gemacht hat, wünscht eine Gesellschaft von jungen Männern aus gebildeten Familien zu gewinnen, um, vereint mit ihnen, eine Expedition nach Texas zu unternehmen, und im Junern des Landes Landwirthschaft zu betreiben. Auf ein großes Capital wird weniger Rücksicht genommen, als auf einen achtbaren Character, und als Hauptbedingung wird aufgestellt: große Thätigkeit und Arbeitsamkeit bei allen vorkommenden Geschäften. -- Diejenigen, welche sich diesem Unternehmen anzuschließen wünschen, wollen sich nur an die Expedition der Weserzeitung in frankirten Briefen wenden.
Diese Zeitung erscheint, wöchentlich einen halben bis einen Bogen stark, im Verlage der Hofbuchdruckerei in Rudolstadt.
Institut für Deutsche Sprache, MannheimNote: Bereitstellung der Bilddigitalisate und TEI Transkription Peter FankhauserNote: Transformation von TUSTEP nach TEI P5. Transformation von TEI P5 in das DTA TEI P5 Format. CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe
Fraktur
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