PRIMS Full-text transcription (HTML)
Allgemeine Auswanderungs = Zeitung.
Organ für Kunde aus deutschen Ansiedlungen für Rath und That zu Gunsten der fortziehenden Brüder, sowie für Oeffentlichkeit in Auswanderungs - sachen überhaupt.
BREMEN: C. Schünemann's Sortiments = Buchhandlung.
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Mit statistischen Uebersichten, Karten und Plänen, sowie mit einem Jntelligenzblatte für Bekanntmachungen von Behörden u. Privaten. NEW-YORK: bei William Radde, Broadway 322
Pränumerationspreis des halben Jahrgangs bei allen Buchhandlungen und Fürstl. Thurn und Tarischen Postanstalten 1 1 / 6 Rl. = = 2 fl 6 Xr.
Nro 61.
Montag, 29. November 1847.

Literatur.

Traugott Bromme's Hand = und Reisebuch für Auswanderer nach den Vereinigten Staaten von Nordamerika, Texas, Ober = und Unter = Canada, Neu = Braunschweig, Neu = Schottland, Santo Tho - mas in Guatemala und den Musquitoküsten. Fünfte vermehrte und verbesserte Auflage. Mit einer Karte der Verein. Staaten von Nordamerika. Bayreuth, 1848. Verlag der Buchner'schen Buchhandl. 1 1 / 3 Rl.

Die große Verbreitung und beifällige Aufnahme, welche dieses zu den besten Werken über Amerika gehörende Hand = und Reisebuch überall gefunden hat, werden uns entschuldigen, wenn wir die fünfte Auflage desselben einer etwas ausführlicheren Be - sprechung unterwerfen, als uns der Raum dieser Blätter für andere ähnliche Werke gestattet.

Folgen wir in der Prüfung des Jnhalts genau der für das Werk gewählten Reihenfolge, so finden wir als Einleitung eine treffliche Abhandlung über Auswanderung im Allgemeinen, in welcher der Verf. seine umfangreichen Kenntnisse und großen Er - fahrungen in dem von ihm behandelten Gegenstande in blühender Sprache an den Tag legt. Wir können uns nicht enthalten, unsern Lesern mitzutheilen, was der Verf. über die Classen der Deutschen sagt, welche er vorzüglich zum Auswandern geeignet findet, und welcher Vortheile dieselben in Nordamerika gewärtig sein dürfen.

Wir können die Geeigneten in drei Classen theilen. Die erste enthält eine Menge armer, fleißiger, aber dürftig geborener Menschen, welche zu ewiger Armuth verdammt, entweder auf allen Lebensgenuß verzichten müssen, oder durch ihre augenblick - lichen Begierden getrieben, zu Verbrechen gezwungen sind, welche daher durch ihre Auswanderung nicht nur die Geschäfte der Ge - richtshöfe vermindern, und die Lasten der Armenpflegen erleichtern, sondern auch den Augen ihrer Mitbürger den beständigen Anblick des menschlichen Elendes entziehen würden. Diese finden in einem neuen Lande für sich und ihre oft zahlreichen FamilienAlles, was ihnen hier fehlt: Arbeit, Brod, mit der Zeit Eigen - thum, und, wenn der Himmel ihren Fleiß segnet, selbst Wohl - stand. Neun Zehntel der Verbrechen, welche von Mitgliedern dieser Classe fast täglich vor unsern Augen begangen werden, entspringen aus Mangel an nöthigen Subsistenz = Mitteln, und daher ist es gewiß Pflicht eines Jeden, dahin zu wirken, die Un - glücklichen, welche aus Mangel und Armuth in fast unwidersteh - liche Versuchung gerathen, unschädlich zu machen, und in eine Lage zu versetzen, aus welcher sie in physischer und moralischer Hinsicht gebessert hervorgehen. Nur soll man nicht einigen süd - deutschen Gemeinden nachahmen, die ihre Armen ausbannten und zwar die Reisekosten für sie bezahlten, sie aber rath = und schutzlos und entblößt von allen Mitteln, in Amerika ans Ufer setzten. Jn die zweite Classe Derer, denen die Auswanderung nach einem neuen Niederlassungsorte anzurathen wäre, gehört die große Anzahl fleißiger, wohlhabender, redlicher und sonst vernünftiger, nur etwas empfindlicher Leute, welche nicht Phlegma und Geduld genug besitzen, einige Schwächen der alten Welt zu übersehen, sondern welche jenseits des Weltmeers, in unangefochtenem Besitz ihrer Menschenrechte, ruhig, sicher und ungestört ihr Dasein, bei billigen Beiträgen zur Erhaltung des Ganzen, genießen wollen; und endlich drittens: die unruhigen Geister, die nirgends ihre Wünsche befriedigt finden, die nach Willkür bald die Fahne der Aristokratie, bald der Demokratie aufstecken, die es aber bei Arbeit nirgends lange aushalten, nur in einer monarchischen Verfassung leben zu können glauben, gleichwohl aber dem monarchischen Prin - cip abhold, ihm oder wenigstens den herrschenden Dynastien sich feindlich gegenüber gestellt haben; Feuerköpfe, welche, mit ihren Beschwerdeschriften abgewiesen, der neuen Welt zuwandern, um dort ihren Kummer und ihre Thatkraft in die Ausrottung von Wäldern und Urbarmachung neuen Landes zu versenken. -- Aus Vorstehendem ergibt sich, welche Personen den meisten Erfolg bei der Auswanderung zu erwarten haben. Nicht allein Landleute und Taglöhner, auch Handwerker aller Art, vorzüglich aber solche, deren Arbeitsproducte von unmittelbarer Nothwendigkeit. sind, Ar - beiter in den gemeinen, gröberen und einfachen, mechanischen Künsten, werden dort immer Arbeit und Verdienst finden, und dürfen nie um Unterkommen verlegen sein; auch Personen, welche des Landbaues nicht kundig sind, können dennoch zur Auswanderung482sich eignen, sobald sie thätig und der Arbeitslast gewachsen sind, ein mäßiges Capital und arbeitsfähige Kinder haben. Die Haupt - regeln des Ackerbaues sind daheim vor der Abreise theoretisch und praktisch leicht zu erlernen; in den neuen Niederlassungen, wo das Land in Menge vorhanden und wohlfeil ist, wird der unerfahrene Landmann, dem ohnehin in anderem Klima und auf anderem Boden die alte Weise nicht ausreicht, weniger Gefahr laufen als in der Heimath, wo der hohe Pachtzins und die schweren Abgaben nur mittelst großer Geschicklichkeit, bedeutender Betriebscapitale und vieler Erfahrungen gewonnen werden können. Ohnehin muß der Auswanderer mehr an die Seinigen, als an sich selbst denken; hatte er bereits bei seiner Auswanderung ein kleines Capital, so werden Fleiß und Sparsamkeit ihn in wenig Jahren dahin bringen, daß er jedem seiner Kinder ein Eigenthum erwirbt; diese erst genießen dann die Vortheile der Auswanderung, ohne deren Beschwerden zu empfinden; der Emigrant selbst aber wird seine Mühen durch den jährlich wachsenden Wohlstand der Seinigen hinlänglich belohnt sehen. Jn seinem Vaterlande halfen ihm seine Rüstigkeit, sein kleines Vermögen, die strengste Spar - samkeit wenig; täglich sank er immer tiefer, und mit ihm kümmerten die Seinigen, ja, sie beschleunigten seinen Fall. Seine Gesund - heit litt durch immerwährende Sorge, durch Uebermaß von An - strengung und schlechte Nahrung; sein kleines Vermögen schwand immer mehr, und er erschöpfte sich in nutzlosen Versuchen, den Lauf seines traurigen Geschicks aufzuhalten. Wie anders gestaltet sich in der Regel die Lage und die Zukunft des besonnenen und vernünftigen Auswanderers, -- denn der Unvernünftige geht ja überall zu Grunde: seine Familie, statt ihm Last und Sorgen zu machen, wird die Quelle seines Wohlstandes! -- Jn seiner neuen Heimat kann er Land für ein Geringes kaufen; dort bleibt der Ertrag desselben ihm ganz; denn der Staatsschatz macht keinen Anspruch an seinen Erwerb, und die unbedeutende Landtaxe,1 1 / 2 Dollar für hundert Acres, verdient keine Erwähnung. Er spart sein Capital, und wenn er auch nur wenig zurücklegen kann, so ist dieß Wenige doch viel; denn sobald seine Söhne fähig sind einem Haushalte vorzustehen, reicht eine Kleinigkeit zur Ein - richtung desselben hin. Dieß sind die Vortheile, deren die bezeichneten Classen der Auswanderer theilhaft zu werden stets gewiß sind, oder die nur durch eigene Schuld ihnen fehlen können. --

Der nächste Abschnitt gibt eine Uebersicht derjenigen Länder, nach welchen Auswanderer vorzugsweise ihre Schritte lenken. Von diesen Ländern stellt der Verf. die Verein. Staaten von Nordamerika, als das wichtigste für deutsche Auswanderer, obenan, und gibt uns eine genaue Beschreibung von ihrer Lage, vom Boden, Klima, von den Naturproducten, den Einwohnern, dem Städtewesen, den Verbindungswegen, von der Staatsver - fassung und Verwaltung, von den Münzen, Maßen, Gewichten ec. ; der diesen Abschnitt schließende Zolltarif aber ist falsch. Es scheint uns, daß Hr. Bromme noch den am 1. December vor. J. außer Kraft getretenen, der uns augenblicklich nicht zur Hand ist, brachte. Der, seit dem 1. Dec. 1846 gültige, und noch bestehende Zolltarif für die Ver. Staaten, Texas inbe - griffen, ist genau mit dem von uns in No. 25 d. Bl. gebrachten übereinstimmend. Wir machen, zur Vermeidung bitterer Täu - schungen, auf diesen Jrrthum in dem Bromme'schen Hand = und Reisebuche aufmerksam.

Aus dem folgenden Abschnitte, der uns den sittlichen und wissenschaftlichen Charakter der Amerikaner schildert, erlauben wir uns, von dem allgemeinen Jnteresse über - zeugt, den derselbe hat, besonders auch deßwegen einen kleinen Auszug zu bringen, weil dadurch zugleich unser früher in diesen Blättern abgegebenes Urtheil über Schmähschriften, wie die desPrinzen von Solms = Braunfels, Vulpius und Anderer, auf das glänzendste gerechtfertigt erscheinen wird. Wir wollen nur jenes Theils hier gedenken, wo von dem National = Charakter des Nordamerikaners die Rede ist. Den Stolz des Amerikaners findet der Verf. wohl begründet in dem Gefühle, einer Nation anzu - gehören, deren glänzende Thaten auf dem Kriegsschauplatze, wie in der Politik, im Handel wie in Künsten und Gewerben, die Welt in Erstaunen setzten. Ein zweiter Charakterzug, der Ernst, der den Amerikaner auf den ersten Blick ungesellig erscheinen läßt, während doch die edelste Geselligkeit, die des häuslichen Lebens, nirgends so zu finden ist, wie in Nordamerika, entspringt daraus, daß der Amerikaner von Jugend auf an Nachdenken für sein eigenes Wohl, wie über das des Staates gewöhnt ist. Die ge - schäftige Unruhe, die dem Europäer auffällt, bildet den Haupt - grund zur Zufriedenheit des Amerikaners. Die Amerikaner , sagt der Verf., den wir jetzt selbst reden lassen wollen, haben keine Zeit, unglücklich zu sein, und dieses ist das größte Lob ihrer Verfassung und ihres Volkslebens. Republikanern sind nothwen - digerweise schwerere Pflichten auferlegt, als den Bürgern monar - chischer Staaten, aber ihre Erfüllung ist erfreulich und beruhigend, weil sie an das Bewußtsein von Macht geknüpft ist. Die Ameri - kaner wünschen sich nicht den Frieden der Europäer, und am allerwenigsten würde ihnen das stille Glück (? ) der Deutschen genügen. Ruhe findet der Amerikaner nur in seinem Hause, im Kreise seiner Familie, seiner Kinder; alles außer demselben ist fortwährendes Wirken und Treiben, in der Politik wie im Handel, auf den Straßen und Canälen wie in den Wäldern des Westens. So verschieden auch die Elemente sind, aus denen die Bewohner der Vereinigten Staaten zusammengesetzt sind, und unter wie ver - schiedenen Verhältnissen sie auch leben, dennoch herrscht eine ge - wisse Einheit der Gesinnungen unter ihnen, eine Ruhe des Cha - rakters, die man nicht leicht wieder so trifft, vielleicht eben der Mischung und der Heterogenität der Theile wegen, indem kein Element das andere herrschend werden läßt. Alle haben etwas Gemeinschaftliches in ihrem Wesen, das sie zu Verwandten macht; in ihrem Umgange zeigt sich etwas, wodurch sie nicht mehr Eng - länder, Deutsche, Franzosen, sondern etwas Anderes sind. Durchs ganze Land, durch alle Classen hindurch ist eine gewisse Sitten - feinheit, ein Gefühl für das Anständige und Edle verbreitet, das aus dem Bewußtsein des eigenen Rechts und aus Achtung der Menschheit entspringt. Selbst die Einwanderer schleifen in Amerika bald ihre rohen Kastenvorurtheile ab; die stolze Leutseligkeit des Vornehmen, die Rangseligkeit des spießbürgerlichen Klein - städters, die unbehülfliche Steifheit des Handwerkers, die unter - thänige Kriecherei und patzige Frechheit des Herrendieners in Europa findet sich hier nicht wieder. Der Mensch gilt dort nur als Mensch etwas; nur Thätigkeit macht Ehre, und nur da, wo das ist, ist echter Menschenadel. Man fragt nicht, was der Mensch ist, wer seine Eltern waren, sondern was er kann, was er zu leisten, zu schaffen vermag. Es findet in Amerika kein Vorrang, kein Ständeunterschied statt. Jeder fühlt sich frei und unabhängig, und äußert sich auch nach diesem Gefühl. Selbst der Dienende ist ein freier Mann, der wohl seine Dienste, aber nicht sein ganzes Wesen vermiethet hat. -- Man ist höflich, aber feine, nichtssagende Complimente werden weder gemacht, noch er - wartet; Keiner kümmert sich oder genirt sich um den Andern. Jn der amerikanischen Gesellschaft findet daher auch nur wenig Zwang statt doch herrscht allenthalben, vorzüglich im Umgang mit dem weiblichen Geschlechte, der größte Anstand, und in keinem Lande der Welt erfreuen sich die Frauen einer solchen Achtung, als in den Verein. Staaten. Jmmer auf sich selbst gestützt, ist der Amerikaner offen, freimüthig und ohne Rückhalt in seinem Umgange. Die große Masse hat Kenntniß und Geist, obgleich483weniger wissenschaftliche Bildung als in Europa, und ein hoher Grad von Jntelligenz durchdringt selbst die niedrigsten Classen, die deßhalb mit der Masse der europäischen Bevölkerung einen sonderbaren Gegensatz bilden. Nicht die höheren Zweige der Wissenschaften, welche man von Gelehrten fordert, sondern die große Masse nützlicher Kenntnisse, welche auf den Glückszustand der Menschen einen unmittelbaren Einfluß ausübt, ist es, durch welche sich die Amerikaner vor andern Völkern vortheilhaft aus - zeichnen, und für deren Erwerbung sie bessere Vorkehrungen ge - troffen haben, als vielleicht irgend ein anderes Volk. Noch zu sehr mit dem Nöthigsten und Wichtigsten beschäftigt, sind sie ge - zwungen, die höhere Ausbildung der Sorgfalt und Großmuth einzelner Personen zu überlassen. Ein Hinblick auf die Summen aber, welche jährlich auf die Einrichtung und Erhaltung von Schulen und Universitäten verwendet werden, wird hinreichen, sich von der Liberalität zu überzeugen, mit der man in den Ver. Staaten für die sittliche Erziehung des Volkes sorgt. Man schätzt das Wissen aber nur nach seiner Nützlichkeit und Anwendbarkeit im Leben, und beurtheilt es auch danach, so daß ein geschickter Gerber mehr gilt als ein gelehrter Pedant. Reichthum, und gar Reichthum mit Thätigkeit und Vielseitigkeit ver - bunden, wird höher geschätzt, als Gelehrsamkeit, und Gast - freiheit, Vaterlandsliebe und Toleranz, Jeden denken und glauben zu lassen, was er will, sind allgemeine Eigenschaften. So ermangelt den Vereinigten Staaten nichts zur Erlangung einer wahren bürgerlichen und gesellschaftlichen Freiheit, wenn auch die Mittel dazu dort, eben so wie bei uns, nicht immer richtig erkannt und verstanden werden, und dort, wie bei uns, die Menschen eben so schwach sind, das Gute lieber ihrem Verstande und ihren Tugenden beizumessen, als dem Glücke und der Natur, welche letztere, wenn man sie unparteiisch betrachtet, die Basis des physischen Glückes der Amerikaner ist; was aber das moralische Glück des amerikanischen Bürgers ausmacht, ist, daß dort das Familienleben vorherrscht, und diesem das, was öffentliches Leben und Staat heißt, untergeordnet ist! Zwar sind die amerikanischen Staatsmänner in denselben Jrrthümern befangen, wie die europäischen, welche von jeher daran gewöhnt sind, das Gedeihen der Völker ohne sie für unmöglich zu halten, und leben auch in dem Glauben, daß das Heil ihrer Heimath lediglich von ihnen herrührt, von ihren Theorien und ihren Regierungskünsten; aber doch lehrt das flüchtigste Nachdenken, daß, wenngleich weise Gesetze weit mehr über das Glück der Menschen vermöchten, als sie vermögen, man dennoch dort das Glück nicht vorzugsweise von weisen Gesetzen ableiten dürfe, wo das Volks - und Familienleben sich so selbst überlassen ist; soll aber einmal schlechterdings das Glück der Amerikaner von dieser Seite her - geleitet werden, so ist verständiger, anzunehmen, daß gerade die Befreiung von dem, was in der neueren Cultur bisher für tiefe Staatsweisheit gegolten hat, der Grund sei. Jn dem Familienleben und der durch dasselbe be - gründeten Promulgation des allgemeinen Rechtes auf Lebensglück liegt der Kern des amerikanischen Gedeihens, nicht aber in dem so oft mißverstandenen Worte Freiheit , das bei der Menge, an sich hohl, oft die traurigsten Bewegungen her - vorzubringen vermag, und überall, wo die Armuth nur auf Kosten der Reichen zu heben ist, mit jenen Ansprüchen auf Lebensglück verbunden, unvermeidlich zu Angriffen gegen die Wohlhabenden reizt. Die äußere Natur tritt in Amerika dem Streben nach Lebensglück und Wohlstand eben so günstig entgegen, als sie ihm in Europa feindlich den Rücken kehrt. Die äußere Lage bedingt das Gedeihen der Nordamerikaner, und wäre es möglich die Bewohner Mittel = Europas in dieselbe äußere Lagezu versetzen, würden sie ebenso gedeihen, als diese. Nicht die Wunderkraft nackter Gesetzgebung ist es, welche das Lebens - glück eines Volkes befördert, und wie gut die amerikanischen Ge - setze an sich, wie gut auch ihre Vollziehung sein mag: davon, ohne jene äußere Lage, läßt sich das Gedeihen von Millionen glücklicher Bürger nicht ableiten, wenn man bedenkt, wie wenig überhaupt Gesetze über die meisten Beschwerden des Lebens ver - mögen. Was hilft denn dem armen Taglöhner die beste Gesetzgebung, wenn er stets im Schweiße des Angesichts sein Brod ißt? -- was hilft die politische Freiheit dem, der wegen der dringendsten Bedürfnisse in beständiger häuslicher Abhängigkeit lebt, wie z. B. in der Abhängigkeit von einem Fabrikbesitzer oder von einem Gutsherrn? -- was nützt sie einem gedrückten Schreiber, einem Beamten, dem die Sonne bloß über die Acten leuchtet, wenn sie ihn nicht von häuslichen Sorgen befreit, die seinen Geist in größerer Beklemmung halten, als den eines Dienstboten, der doch die Be - ruhigung hat, bald in einem neuen Dienste finden zu können, was der alte ihm versagt? Wo sich durch mäßige Anstrengung von der Natur selbst erringen läßt, was von äußeren Gütern zum Lebensglück gerechnet zu werden pflegt: dort werden die Menschen immer gedeihen, immer Un - abhängig keit erringen; weil aber in Europa nicht Jeder, der Glieder hat, sich zu rühren, im Wohlstande leben kann, und die Armen nur zum Wohlstande gelangen können, wenn die Wohl - habenden arm werden: darin besteht eine Quelle ewigen Haders, die man vergebens seit Jahrhunderten mit Sprüchen der Religion und Moral bekämpft hat. Dieser Vorzug ist den Nordamerika - nern beschieden, und zwar von nichts Anderem, als un - mittelbar von der Natur ihres Landes. Statt daß sich in Europa die Menschen, im Drange nach Verbesserung ihrer Lage, gegen einander wenden, einander anfeinden, wenden sich die Ame - rikaner an die Natur! Eine gesunde Entwickelung sucht die Hauptquelle ihrer Entwickelung im Privat = und Familienleben; wo aber für diese Richtung sich nicht mehr Vorschub findet, als in Europa, da darf es nicht befremden, wenn auch ohne Mit - wirkung falscher Ehrliebe, das Entgegengesetzte geschieht, und die steigenden Schwierigkeiten, als Privatmann zu bestehen, den Europäer zwingen, sich mehr und mehr dem öffentlichen Leben wegen Rücksichten zuzukehren, die ihm zum Heil der Mensch - heit immer fremd bleiben sollten. Achtung daher dem National - stolze, der Nationaleitelkeit der Amerikaner, die nichts anderes sind, als nationelles Selbstgefühl, verstärkt und vergrößert durch ihre republikanische Verfassung!

So spricht sich Bromme, der Jahrelang in Amerika lebte und fast alle Staaten der Union besuchte, über den National - Charakter der Amerikaner aus. Man vergleiche sein Urtheil mit den grundlosen, verleumderischen Schmähungen eines phantastischen Prinzen, der wenige Monate im Lande war, und durch Benehmen und Tracht gegen die gute Sitte eines Landes verstieß, dessen größtes Gebrechen, nach seinen Jdeen, darin bestehen mochte, daß es ein freies Land ist, welches den Menschen und nicht seiren vermoderten Stammbaum, oder gar seine Flitterkrone mit abgötti scher Scheu verehrt.

Doch, kehren wir zum Gegenstande unserer Besprechung, zu erquicklicheren Dingen zurück. Nachdem der geehrte Hr. Verf. uns hiernach noch die trefflichsten Nachrichten über Ackerbau, Viehzucht, Handel ec. gegeben, läßt er eine Uebersicht der einzel - nen Staaten der Union folgen, die sich in ihrer Gediegenheit dem Vorhergehenden würdig anreiht und den Schluß seiner Beschreibung der Ver. Staaten bildet.

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Von den englischen Kolonieen in Nordamerika empfiehlt der Verf. besonders Ober = Canada zur Ansiedelung für Deutsche und gibt die genauesten Aufschlüsse über Alles, was Auswanderungs - lustigen zu wissen wünschenswerth sein kann.

Minder zuverlässig ist die hiernach folgende Beschreibung von Texas, und sind die Jrrthümer, denen wir begegnen, auch nicht sehr erheblich zu nennen, so sind sie doch jedenfalls der Art, daß wir der Vermuthung Raum geben müssen, der Verf. habe diesen Staat, der jetzt zur Union gehört, und deßhalb, beiläufig gesagt, füglich mit den übrigen Staaten hätte zusammengestellt werden müssen, nicht aus eigner Anschauung kennen gelernt. Ein Mann mit so richtigem Blick wie Hr. Bromme hätte sonst nicht schreiben können, es gedeihe in Texas der Kaffee, die kostbare Vanille gehöre zu den Erzeugnissen dieses Landes ec.

Die beiden nächsten Abschnitte sind der Schilderung des Districtes Santo Thomas im Staate Guatemala, wo die belgische Kolonie scheiterte, und den Musquito-Küsten gewidmet, von woher die traurigsten Nachrichten über die dorthin gerichtete Expedition preußischer Auswanderer einliefen.

Hiermit schließt die erste Haupt = Abtheilung des Buches; die zweite bildet ein empfehlenswerther Leitfaden für Auswan - derer, der in drei Theile zerfällt: Wer soll und darf aus - wandern? -- Wie soll man auswandern? -- und Vor - schriften für Einwanderer. Möchte doch der Jnhalt dieser drei Abschnitte von auswanderungslustigen Lesern beherziget, und in den Warnungen des Verf. nicht, wie es leider so häufig geht, von Denen, die sie angehen, eine übertriebene Aengstlichkeit des warnenden Freundes erblickt werden! Je mehr wir uns aber dem Hrn Verf. für diesen Leitfaden dankbar verpflichtet fühlen, desto größer ist unser Erstaunen darüber, daß er Ottomar von Behrs Schrift über Nordamerika empfiehlt; eine Schrift, in welcher Jrrthümer auf Jrrthümer gehäuft sind, von denen wir in No. 33 eine kleine Auswahl brachten. Auch Duden's Briefe hätten wir gern unter den empfohlenen Auswanderungsschriften vermißt. Enthalten sie auch durchaus nichts Unwahres, so schildern sie doch das Gute, was der Emigrant in Missouri zu erwarten hat, mit übertrieben glänzenden Farben und streuen die vielen Nachtheile, welche dieser Staat vor anderen hat, so unter die lockenden Schilderungen, daß sie einem nicht sehr aufmerksamen Leser ganz entgehen, oder doch als unerheblich erscheinen müssen. Zu den nur empfehlenswerthen Handbüchern hätte Hr. Bromme doch wohl das von F. Grund und einigen Anderen zählen müssen, denen er durch sein Nichterwähnen Unrecht thut.

Statt des Anhanges, in welchem die Jnlands = Passage = Preise angegeben sind, welche wahrscheinlich schon nicht mehr als Norm dienen konnten, als das Werk noch unter der Presse war, hätten wir lieber ein Register gefunden, in welchem die im Handbuche vorkommenden Städte, Stadtschaften ec. alphabetisch geordnet und mit der Zahl der Buchseite bezeichnet gewesen wären.

Werfen wir schließlich noch einen Blick auf das vorstehend Gesagte zurück, so finden wir, daß der an dem Brommeschen Handbuche gerügten Mängel nur wenige und unbedeutende, daß seine Vorzüge vor der großen Menge ähnlicher Werke aber so zahlreich sind, daß wir es jedem Auswanderer als treuen Führer und Rathgeber bestens empfehlen dürfen.

Die dem Werke beigegebene Karte der Vereinigten Staaten, welche auch getrennt von demselben für 12 Ngr. zu haben ist, zeichnet sich durch Correctheit, saubere Ausführung und Billig - keit aus. R.

Vollständiger evangelischer Religionsunter - richt in Fragen und Antworten nach Luthers kleinem Katechismus zunächst für Familien, welche sich durch örtliche Verhältnisse veranlaßt sehen, ihre Kinder selbst in der Religion unterrichten zu müssen, dann für Can - didaten des Predigtamtes und angehende Kateche - ten überhaupt. Von Ernst Schaefer, erstem evan - gelischen Pfarrer an der Stadtpfarrkirche zu den Bar - füßern (in Augsburg). Augsburg, 1847. Druck und Verlag der Karl Kollmann'schen Buchhandlung.

Jn einer früheren Numer dieser Ztg. wurden einige Bücher namhaft gemacht, welche den Auswandernden als zur religiösen Be - lehrung und Erbauung geeignet empfohlen wurden. Jhnen kann das eben angezeigte Buch angereiht werden, besonders für die nach Amerika Auswandernden, da, wie bekannt, aus den ameri - kanischen Schulen der Religionsunterricht gesetzlich verbannt ist und den Eltern, den Sonntagsschulen und dem Prediger anheim - fällt. Die Dicke des Buches, es umfaßt 748 Seiten gr. Octav, könnte zwar Manchen von dem Kaufe und Gebrauche zurück - schrecken, zumal da den neuen und auch schon ältern Ansiedlern nicht viel Zeit übrig bleibt, ihre Kinder in den Wahrheiten unserer evangelischen Religion zu unterrichten, selbst wenn sie dazu das Geschick haben; allein die in der Vorrede niedergelegten Andeu - tungen in Beziehung auf den näheren Gebrauch des Buches, ihn in drei Curse eintheilend, lassen es als höchst zweckmäßig einge - richtet und behandelt und nicht zu ausführlich erscheinen. Der Hr. Verf., welcher mit vielem Fleiße und großer Liebe zu seinem Gegenstande gearbeitet hat, wollte einen vollständigen Unter - richt geben und hat ihn auch gegeben, und wir können denselben allen Denen, die in die Lage kommen, ihre Kinder in der Religion selbst unterrichten zu müssen, so wie den nach Amerika auswan - dernden Candidaten des Predigtamtes, die dort das Evangelium verkündigen wollen und also auch Religionsunterricht zu ertheilen haben, mit Recht empfehlen.

Correspondenz.

Wenn man auf der einen Seite nicht ohne freudige Aner - kennung sieht, wie Fürsten und Regierungen, geleitet von den Motiven der Humanität und Socialität, der Sache der Auswan - derung ihre gewissenhafteste Sorgfalt widmen und sich dadurch unverwelkliche Kränze um die Zurückbleibenden und um die Schei - denden erwerben, so kann es auf der andern Seite nicht genug beklagt werden, daß eben diese Regierungen zuweilen gerade von Leuten in ihrem menschenfreundlichen Bemühen irre geführt werden, deren Pflicht und Beruf es doch ist, durch officielle und zuver - lässige Thatsachen klares Licht über das Emigrantenwesen zu ver - breiten. Jch meine hier die Consuln in manchen Seehäfen, die, sei es aus Unkenntniß mit dem Gegenstand, sei es aus einseitiger Auffassung desselben, zuweilen ihren Regierungen über Auswan - derungsgegenstände ganz irrige Wahrnehmungen beibringen, welche diese zu Maßnahmen verleiten, die manchmal keineswegs im Jn - teresse der Auswanderer und der Auswanderung ergriffen werden. Ein Factum dieser Art will ich Jhnen hier, jedoch ohne Rennung von Ort und Namen, erzählen. Zu Anfang dieses Jahres ver - ordnete eine süddeutsche Regierung, jeder Auswanderungsagent, der im Lande mit Auswanderern zu contrahiren befugt sei, habe485die Accordanten auch in allen denjenigen Fällen der Verzögerung der Reise zu entschädigen, resp. zu verköstigen, wo die Verzögerung durch höhere Gewalt, also nicht in das Bereich der contractlichen Garantieen gehörend, veranlaßt würde. Diese Verordnung ist im höchsten Grade human; sie verlangt, daß der Agent für den Auswanderer, sobald derselbe mit seinem Contract die Reise an - getreten hat, auch unbedingt für ihn sorge, und den Scheidenden aus dem Vaterlande keinerlei Wechselfällen, wie sie auch heißen mögen, überlasse. Genannte Regierung bestimmte also, daß der Auswanderer, welcher durch force majeure länger als 3 Tage in seiner Reise behindert wird, vom Agenten1 1 / 2 Franken pr. Tag anzusprechen und zu erhalten habe. Von der Weisheit und Ge - rechtigkeit dieser Regierung versteht es sich von selbst, daß sie dieses Ansinnen an den Agenten nicht ohne Aequivalent für sein dadurch entstandenes großes Risiko verlangt, und der Agent nahm den Modus an, daß jeder auswandernde Unterthan jenes Staats, der alle Garantieen für Verzögerungsfälle in Folge einer force majeure anzusprechen hat, 5 fl. per Kopf mehr für die Ueber - fahrt bezahlen solle, als die Auswanderer anderer Staaten, die nicht verpflichtet sind, sich und ihre Reise gegen solche Unfälle zu verassecuriren. Bedenkt man, daß es gar nichts seltenes ist, daß im Seehafen das Schiff zuweilen 6 -- 8 -- 10 Tage am Auslaufen durch widrige Winde und Stürme gehindert ist, so wird man finden, daß schon durch diese Verzögerung allein dem Agenten pr. Kopf eine Entschädigung anwächst, welche den Mehransatz von 5 fl. beim Ueberfahrtspreis übersteigt. Allein nicht blos im Hafen, sondern auch in den rheinischen Stationsplätzen und in Rotterdam ist der Auswanderer gegen alle Unfälle in Folge höherer Gewalt durch seine Mehrzahlung von 5 fl. verassecurirt; ja selbst wenn das Schiff bereits in See gegangen ist, jedoch durch die Elemente genöthigt wird, in einem andern Hafen einzulaufen, hat der Auswanderer immerhin pr. Tag seine1 1 / 2 Franken zu ver - langen und zu erhalten. Erwägt man dieses alles, so ist der Mehrbetrag von 5 fl. für solche Garantieen nicht nur nicht zu hoch gegriffen, sondern man muß ihn sehr mäßig, billig und gerecht finden.

Die genannte Regierung hatte auch Monate lang gegen diese Entschädigungs = Quote von 5 fl., für welche der Agent so große und ungewöhnliche Verpflichtungen übernimmt, nichts einzuwenden, und die Beförderung ging ihren regelmäßigen Gang. Da endlich kommt kürzlich der Consul im Seehafen mit seiner Weisheit und belehrt seine Regierung, diese Entschädigung von 5 fl. sei von Seiten des Agenten eine übertriebene Forderung, es sei eine Uebervortheilung der Auswanderer, da die Fälle, wo Auswan - derer durch force majeure länger als 3 Tage an der Reise ver - hindert würden, zu den Seltenheiten gehörten, weßhalb, wie er glaube, ein Aequivalent von 1 -- 2 Franken für das größere Risiko des Agenten hinreichend sei. Und so redet ein Consul, der in einem Seehafen residirt und wissen muß, daß kein Ge - schäft so sehr den Launen der Elemente preisgegeben ist, als das Geschäft der Beförderung der Auswanderer! ein Consul, der es sehr gut weiß, daß bezeichneter Agent schon öfter ein - zelne Auswanderer = Transporte für Verzögerungen in Folge höherer Gewalt mit mehreren tausend Franken zu entschädigen hatte! ein Consul, der es wissen muß, daß von Ende Februar an bis gegen Mitte Mai, also gerade in der eigentlichen Periode der Aus - wanderung, in jenem Seehafen kein Segler bei den vorherrschenden West = Nord = West = Winden seine nach einem gegebenen Fahrplan festgesetzten Abfahrtstage genau einhalten kann, sondern daß er fast regelmäßig in Folge widriger Winde die Abfahrt 6 -- 10 Tage verschieben muß, während nur in den Monaten Juni, Juli und August, also gerade in der schwächsten (? ) Auswanderungs - periode, auf constante Winde und bestimmte Abfahrtstage zu zählen ist. Jst es möglich, einem Agenten zuzumuthen, er solle diese großen Verbindlichkeiten, diese fast zur Regel gehörigen Risikos gegen eine Vergütung von 1 -- 2 Franken übernehmen, während er selbst nur für eine eintägige Verzögerung1 1 / 2 Franken per Kopf Ent - schädigung zu geben verpflichtet ist? Keinem billig denkenden Geschäftsmann wird es einfallen, einem Spediteur, wenn er Waaren mit großen Verantwortlichkeiten zu besorgen übernimmt, die Spesen vorschreiben zu wollen, um wie viel weniger kann man das bei dem mühseligen Geschäfte der Emigranten = Beförderung, das schon an sich mit so großen Verpflichtungen verknüpft ist, und bei dem die Garantieen gegen force majeure doch wohl gewiß durch eine der übernommenen Gefahr entsprechende Remuneration vergütet werden müssen. Es ist nicht zu denken, daß die weise und gerechte Regierung, von der hier die Rede ist, der einseitigen und irrigen, aus Unkenntniß der Verhältnisse hervorgegangenen, Ansicht des Consuls folgen und dem Agenten ernstlich zumuthen wird, er solle von seinem höheren Preis = Ansatz von 5 fl. für die von ihm über - nommenen größeren Verbindlichkeiten abgehen und dem jeder Billig - keit Hohn sprechenden Aequivalent des Consuls von 1 -- 2 Franken sich fügen, wobei für den Agent der Verlust auf der Hand läge. Dessenungeachtet bleibt es bedenklich, daß Consuln ihren Regie - rungen nur solche Rathschläge geben können, und es erhellt auch aus diesem Falle wieder, daß die erste Reform im Emigrations - wesen mit einer Reform des Consularwesens in den Seehäfen be - ginnen müßte; denn die Beziehungen des kaufmännischen Consuls zum Rhederwesen vertragen sich nicht gut mehr mit der humanen und socialen Tendenz, welche die deutschen Staaten dem Aus - wanderungswesen mit Recht einzuimpfen trachten.

R -- s.

Machtlosigkeit der Censur. (Deutsche Zeitung.)

Auch in den Kreisen der leitenden Staatsmänner hat man ziem - lich allgemein eingesehen, daß die Censur schädlich, wenigstens vergeblich ist. Dennoch zaudert man, sie aufzuheben. Man hat eine so gewaltige Scheu vor Verbreitung zumal schiefer, communistischer, demokratischer und dergleichen Jdeen im niederen Volke, die allerdings gefahrvoll ist und, wie man fürchtet, durch die befreite Presse erfolgen würde. Aber was hilft die Censursperre gegen Gedankenverbreitung bei der mit jedem Tage zunehmenden Erleichterung und Mehrung des Verkehrs! Die Auswanderung z. B., namentlich die nach den nordamerikanischen Freistaaten, hat in den letzten Jahren so gewaltig zugenommen, und scheint in der nächsten Zukunft noch gewaltiger zunehmen zu wollen. Damit hat auch der Briefwechsel zwischen hier und den Frei - staaten eine verhältnißmäßige Ausdehnung erhalten und wird ein immer häufigerer und lebhafterer werden. Wer nun unter dem Volke lebt, mit den mittleren und untersten Ständen verkehrt und Augen und Ohren hat, der weiß es, wie die Briefe aus Nordamerika mehr und mehr ständige Volkslectüre werden, umlaufen und verschlungen werden, wie sie lauten, und welchen noch wenig beachteten, aber ohne Frage tief und weit eingreifenden Eindruck sie machen. Eins der Haupt - themata dieser Spottvögel der Censur ist: schüttelt das Joch der Knechtschaft ab, folgt uns in ein freies Land, aus dem Lande der Steuern und Plackereien, herrischer Beamten, Polizisten, Vögte, Forst - wärter ec. Wird das und Aehnliches nicht geradezu ausgesprochen, wie doch aber sehr häufig geschieht, so wird die dortige Freiheit mittel - bar beschrieben und gepriesen, ebenso einseitig, wie das Heimathland einseitig in den Schatten gestellt wird. Die Vergleichung wird geweckt, und zwar so, daß sie unvermerkt zum Nachtheil der hiesigen Verhält - nisse sich wendet. Die dort gewonnene Freiheit wird roh aufgefaßt, die schiefsten Freiheitsideen werden verbreitet. Jch will dieses That -486sächliche und die sich daraus ergebenden Folgen nicht weiter aus - malen und nur noch eine Vemerkung hinzufügen. Der nordamerika - nische Briefwechsel läßt sich nicht verhindern, nicht überwachen, und wollte man Letzteres versuchen, so würde die Sache dadurch nur noch schlimmer werden. Nur ein Mittel gibt es wider die vorhandene wirklich nicht geringe Gefahr außer dem, welches in möglichster Besserung unserer gesammten Zustände gemäß dem nicht ohne Schaden und Verderben noch länger zurück - zuweisenden Volkssinne liegt, -- eine wahrhaft auf - klärende patriotische Presse, der das Volk vertraut, also eine freie. Wir rühmen und man rühmt uns -- gegenüber den sinnliches Wohlbefinden mehr fördernden Freistaaten -- unsers Vorzugs einer so viel größeren Jntelligenz. Was hilft aber, was ist ein Verstand, den man nicht gebraucht? --

Zur Charakteristik der Amerikaner. (Nürnberger Correspondent von und für D.) Die Frauen.

Der auffallendste Zug der Frauen Amerika's ist ihre Ueberlegen - heit über die Männer desselben Landes. Der Amerikaner ergibt sich vom zartesten Alter an den Geschäften; kaum hat er lesen und schreiben gelernt, so wird er auch schon Kaufmann. Der Klang des Geldes ist der erste, welcher sein Ohr trifft; die Stimme des Vortheils die erste, die er versteht. Schon bei der Geburt athmet er eine industrielle Luft ein, und alle seine frühesten Eindrücke überzeugen ihn, das Geschäftsleben sei das einzige des Mannes würdige. Anders gestal - tet sich das Loos des jungen Mädchens. Seine moralische Erziehung geht fort bis zu seiner Verheirathung. Es erwirbt sich Kenntnisse in der Geschichte und Literatur; lernt in der Regel eine fremde Sprache (gewöhnlich die französische) und versteht ein wenig Musik. Sein Leben ist geistiger. Dieser junge Mann und diese Jungfrau, so sehr von einander abweichend, vereinigen sich eines Tages durch die Ehe. Er, dem Laufe der Gewohnheit folgend, verbringt seine Zeit an der Bank oder im Magazin; sie, welche vom Tage ihrer Vermählung an in Abgeschiedenheit kommt, vergleicht das wirkliche Leben, welches ihr zu Theil geworden, mit jenem, welches sie sich geträumt hatte. Da in dieser Sphäre nichts zu ihrem Herzen spricht, so nährt sie sich von Traumbildern und -- liest Romane. Jst sie unglücklich, so wird sie fromm und liest Predigten. Hat sie Kinder, so lebt sie nur bei ihnen, pflegt und herzt sie. Abends kommt der Mann nach Hause, grämlich, unruhig, überbeschäftigt; er bringt seiner Frau die Früchte seiner Arbeit und denkt schon wieder an die Ge - schäfte des nächsten Morgens. Er fordert sein Essen und spricht kein Wort weiter. Die Frau versteht nichts von den Angelegenheiten, die ihn erfüllen, und ist allein, selbst in der Anwesenheit ihres Man - nes. Der Anblick von Weib und Kind entreißt den Amerikaner keineswegs der materiellen Welt, und er kargt mit den Zeichen der Liebe und Zärtlichkeit so sehr, daß man die Familien, wo der Mann, nach längerer Abwesenheit, seine Frau und seine Kinder umarmt, the kissing families nennt. Die Frau ist in den Augen des Ameri - kaners nicht eine Gefährtin, sondern eine Associée, welche ihm für seine Gehäbigkeit und seinen Comfort das Geld ausgeben hilft, das er im Handel gewonnen hat. So ist das für den Mann ab - wechselnde, bewegte, ereignißvolle, fast fieberische Leben für die Frau traurig und eintönig; es fließt für sie gleichförmig dahin, bis zum Tage, wo der Mann ihr ankündigt: -- wir haben Bankrott gemacht. Dann heißt es wandern und irgendwo dasselbe Leben von Neuem be - ginnen. Jede amerikanische Familie umfaßt zwei verschiedene Welten -- die eine ganz irdisch, die andere geistig. Wie innig auch das Band sei, welches die Gatten vereint, immer gewahrt man zwischen ihnen die Scheidewand, welche Körper und Seele, Jrdisches und Geistiges, trennt.

Ungeduld.

Jn der Cincinnati Times las man vor einiger Zeit folgenden Puff: Ein Mitbürger in unserer Stadt hat eine Erfindung gemacht, wonach er von hier nach New = York einen Mann zur Besorgung von Geschäften binnen2 1 / 2 Stunden hin und zurück auf einer Eisenbahn absenden kann, die einschließlich der Viaducte und anderer Bauten höchstens dreimal soviel als der elektrische Telegraph kostet. Wie er behauptet, kann er in einem Tage -- blos zu 10 Stunden gerechnet -- von Cincinnati bis Newyork 400 Tonnen Waaren befördern und zwar zu dem gewöhlichen Frachtpreise und ohne Anwendung von Pferde oder Dampfkraft. Dazu bemerkte der New = York Erpreß: Schon seit einiger Zeit hatten wir einen solchen Plan in unserm Geiste. Von der Zeit an, wo Morse seine Drähte die Eisenbahnen entlang ausspannte, war uns in diesen langsam fahrenden Dingern (den Eisenbahnwagen) recht jämmerlich zu Muthe, wenn wir über - legten, daß in den Drähten über unsern Köpfen ein Blitzstreifen uns den Rang ablief und alle Neuigkeiten unserer schläfrig dahinschleichenden Geschichte lange im Voraus meldete. Die Eisenbahnen sind wirklich hinter unserer Zeit sehr zurück und können nur noch zum Fortschaffen von Frachtgütern dienen. (Letztere Anekdote ist der beste Beleg dafür, daß auch die vorhergehende Skitze an Uebertreibung leidet. D. Herausg.)

Vermischte Nachrichten.

Der verdienstvollen Vorbereitungen, welche in Preußen zu einer umfassenden gesetzlichen Regulirung des Auswanderungs - wesens getroffen werden, haben wir in vorletzter Nummer unsrer Zeitung bereits gedacht, nicht aber des Umstandes, daß ein Haupt - impuls für solche längst ersehnte Maßnahmen von dem Ver. Preu - ßischen Landtage ausgegangen ist, obschon die betr. wichtigen An - träge der Abgeordneten Diergardt, Mohr und Brust nicht zu allgemeiner Berathung kamen. Den amtlichen, im Ministerium des Jnnern darüber gesammelten statistischen Notizen zufolge wanderten aus dem preuß. Staate aus

vom 1. Oct.1844 -30. Sept.1845:9239 Pers.mit1,681,035 Rl. Capital
--1845 1846:16,662 2,515,957
25,901 Pers.4,196,992 Rl.

und dieselbe Periode bis 1847 wird abermals eine außerordentliche Steigerung der Summen nachweisen. Es erhellt hieraus zugleich, daß die Auswanderungslust keineswegs nur die ärmeren Classen er - griffen hat, sondern daß sie auch auf die mittlere und vermögendere, in welcher die eigentliche Kraft des Staates beruht, übergegangen ist und auch sie dem Vaterlande entzieht, das Proletariat mit allen sei - nen üblen Folgen zurücklassend, ja es vermehrend. Die Regierung hat zwar in neuster Zeit die Zahl der Auswanderungs = Agenturen be - schränkt, die Winkelagenten entfernt, resp. bestraft, den Consuln die größte Aufmerksamkeit in dieser Beziehung empfohlen, auch die Land - räthe angewiesen, Jeden, der sich um einen Auswanderungspaß mel - det, zweckdienlich zu verwarnen; allein dieß alles ist unzureichend, dem Uebel wirksam zu steuern. Nun sollen von allen preußischen Consuln Gutachten eingefordert und nebst dem schon vorhandenen Material einer besonderen Commission zur Prüfung vorgelegt werden. Diese Commission hat hiernach 1) die Ursachen der überhandnehmen - den Auswanderung zu erforschen und 2) Mittel zur Abwendung der - selben, sowie zur Fürsorge für die Auswanderer, so lange sie nicht Unterthanen eines andern Staates geworden sind, in Vorschlag zu bringen. Als Referent wird der Commerzienrath Hüffer zu Eu - pen bezeichnet, welcher eine sehr gründliche und erschöpfliche Denk - schrift über dieses Thema ausgearbeitet haben soll. (Wes. Ztg.)

Bei der dießjährigen Periode des gelben Fiebers in New - Orleans kamen 60,000 Erkrankungs = und 8000 Todesfälle vor.

487

Vom Kriegsschauplatze sind neuerdings nur Gerüchte in Umlauf: Santa Ana habe an der Spitze eines ansehnlichen Haufens die Trains der Nordamerikaner angreifen wollen; aber seine Soldaten hätten sich von ihm losgesagt und ihn beschuldigt, daß nur seine Un - fähigkeit an den jüngsten Niederlagen schuld sei; mit 130 ihm treu gebliebenen Reitern habe er sich nach Oaxaca gewandt, um dort wo möglich ein neues Heer zu werben: die Texanischen Scharfschützen seien in einem Gefecht mit den Guilleras sämmtlich bis auf zwei niedergemacht worden; General Patterson im Begriff, eine bisher noch verschonte Provinz anzugreifen, General Lane mit Verstärkungen in Porto angekommen, ein Corps von 4000 Mann von Vera Cruz nach dem Süden abmarschirt, Herrera befinde sich zu Que - retaro an der Spitze von 10,000 Nationalgardisten u. s. w. Andere Gerüchte von grausamen Strafen, ausgesprochen gegen nord - amerikanische Deserteure, welche in den Reihen der Feinde kämpften, von Brandmarkungen auf beide Backen, monatlich wiederholten Aus - peitschungen und dergleichen, verdienen wohl kaum der Erwähnung, da sie aus englischer, mithin sehr verdächtiger Quelle flossen.

Der Besitz der Hauptstadt Mexiko ist unter gegenwärtigen Umständen den Nordamerikanern eine große Last, wenn es nicht ge - lingt, aus den Provinzialständen eine competente Behörde zu bilden und sich mit ihr über die Grundlagen des Friedens zu verständigen. Auch wäre es möglich, daß die einzelnen Provinzen (wozu z. B. Yucatan schon längst Neigung zeigte) sich von dem Gesammt - körper des Staates lossagten und sich einzeln unter den Schutz der Union begäben, was vielleicht das einzige Mittel ist, um aus diesem anarchischen Zustande zu kommen und sich gegen die zu Räuberbanden ausgearteten Guilleras zu schützen. Jeden - falls würde die Union auch dann genöthigt sein, ein starkes Heer auf den Beinen zu halten, was an sich für eine Republik etwas Be - denkliches hat, und bei der Abneigung der Merikaner gegen die anglo - amerikanische Raçe und in Betracht der starken indianischen Bevölke - rung zu einer unabsehbaren Reihe von kleinen Provinzialaufständen und Kämpfen führen könnte. Es liegt also der Union ein sociales und politisches Problem vor, auf dessen Lösung man mit Recht ge - spannt sein darf, um so mehr, da im Falle glücklicher Lösung hier die fruchtbarsten und gesegnetsten, einer zahl - reichen Bevölkerung bedürfenden Landstriche der euro - päischen Auswanderung ein verlockendes Terrain dar - bieten, mithin die ganze civilisirte Menschheit bei der zukünftigen Gestaltung der merikanischen Angelegenheiten in hohem Grade be - theiligt ist. -- General Taylor kehrt häuslicher Angelegenheiten willen in die Heimath zurück.

Furchtbarer Schiffbruch. Das Newyorker Packetschiff Stephan Whitney, Cpt. Popham, ist am 10. Nov. Nachts an der Südküste von Jrland total verunglückt; 76 Passagiere, darunter 20 Frauen und 3 Kinder; der Capitän und 14 von der Beman - nung ertranken; nur 19 Personen wurden gerettet. Das Schiff war am 18. Oct. von Newyork nach Liverpool abgesegelt.

Aus Neu = Braunfels erfährt man, daß im Juli d. J. Hr. von Meusebach als Commissair des Mainzer Vereins abgedankt hat, und Hr. Forstcandidat Spieß an seine Stelle getreten ist. Es sollte in nächster Zeit mit der Anlegung einer neuen Stadt am Llano - flusse im vielbesprochenen Grantgebiete des Vereins begonnen werden. Zwei Schiffe, mit Emigranten dahin bestimmt, waren in Galveston angekommen und letztere sogleich weiter geführt worden.

Für Hebung der Schafzucht wird in Texas viel gethan. Mehrere tausend Stück Schafe von Rio Grande, wo sie 3 -- 4 Bits (50 Cents) pr. Stück kosten, wurden in die Ansiedelungen am San Antonio und Guadeloupe eingeführt; sie nähren sich das ganze Jahr hindurch von Prairiegras und erfordern nur wenig mehr Wartung als die wilden Hirsche. (Houst. Tel.)

Jn der gesetzgebenden Versammlung zu Newyork wurde die Abschaffung der Todesstrafe noch mit 53 Stimmen gegen 43 verworfen. Ein Knabe, Namens Kraft, der nach seinem Lehrer geschossen, ist von der Schulcommission daselbst unwürdig erklärt worden, in irgend einer Schulanstalt Aufnahme zu finden. Wenn, sagt die deutsche Schnellpost dieser Unerzogene sich nicht selbst erzieht, so kann er den Schulcommissarien einen praktischen Beweis ihrer Weis - heit dereinst am Galgen liefern.

Jn Concurrenz mit Bremen und Hamburg hinsichtlich der Beförderung von Auswanderern nach Amerika will laut Anzeige eines Schiffers Dan. Bradhering auch Rostock treten. Genannter Schiffer beabsichtigt mit dem von ihm zu erbauenden Fahrzeuge nach den Plätzen (? ) Galveston, Texas und Neworleans zu segeln, und gibt, da er vor 2 Jahren persönlich in Galveston gewesen, über dortige Verhältnisse einige Auskunft. Ein Hr. Beatus in Feterow empfiehlt diese Gelegenheit allen mecklenburgischen Auswanderern um so mehr, als sie die Landreise nach Hamburg oder Bremen (durch eine viel längere Seereise) sparen und die mannichfaltigen Prellereien sowie die oft sehr schlechte Behandlung auf den von diesen Orten erpedirten Schiffen umgehen, und meint, das betr. Schiff werde eins der aus - gezeichnetsten Fahrzeuge sein, welche je die Häfen (? ) von Texas besucht. O beneidenswerther Bradhering, wo liegt der Wohnort Deines Panegyrikers Beatus? Nenne ihn uns, auf daß auch wir hineilen und um so famose Empfehlungen uns bewerben können! --

Der dritte Steamer der Newyork = Bremer Linie soll Franklin , der vierte Humboldt getauft werden. Der französische Steamer Philadelphia mußte wegen Mangels an Wasser und Kohlen in Halifax einlaufen.

Die Allg. Auswanderungszeitung vor dem Richterstuhle der öffentlichen Meinung. 22. Nürnberger Correspondent von und für Deutschland. No. 292.

Die deutsche Auswanderung, die in so furchtbarer Progression zunimmt, ist ein Uebel, weil ihre Quelle, die materiell und geistig unbefriedigenden Verhältnisse des Vaterlandes, ein Uebel sind: aber dieses Uebel kann zu einer Wohlthat werden für Diejenigen, welche in der Ferne Das finden was sie hier vergebens erstrebten, und selbst das deutsche Mutter - land kann einer wohlthätigen Rückwirkung sich zu erfreuen haben, wenn jenseits des Oceans deutsche Kolonieen herangeblüht sind, die unter verschiedenen Entwickelungsverhältnissen und Verfassungen doch den deutschen Grundcharakter und die Liebe zu dem Stammlande bewahrt haben. Da es Deutschland an der inneren staatlichen Einheit und damit an den äußeren Mitteln fehlt, um die Auswanderung von Staatswegen zu leiten, so bleibt diese Aufgabe ausschließlich der Privatthätigkeit vorbehalten. Daher in jüngster Zeit die Vereine zur Re gelung der Auswanderung und Auswanderungszeitungen. Eine solche: Auswanderungs - zeitung, Organ für Kunde aus deutschen Ansiedelungen, für Rath und That zu Gunsten der fortziehenden Brüder, sowie für Oeffentlichkeit in Aus - wanderungssachen überhaupt , erscheint seit Michaelis 1846 bei G. Froebel in Rudolstadt. Diese Wochenschrift, von der bereits über 50 Nummern erschienen sind, ist um so dankenswerther, auf je praktischere Weise sie die Lösung ihrer Aufgabe anstrebt; und mit wahrem Vergnügen kann man dieselbe allen Denjenigen empfehlen, welche entweder selbst den Gedanken an Auswanderung hegen oder mit der Auswanderungssache sich wenigstens fortwährend auf dem Laufenden erhalten möchten. Allgemeine leitende Artikel über diesen in unseren Tagen so reich und so wichtig gewordenen Gegenstand, zur Belehrung für den schlichten Bürger und Landmann, der ja das Hauptcontingent für die Auswanderung liefert, Correspondenzen von einfachen, praktisch = verständigen deutschen Auswanderern, die in den verschiedenen transatlantischen Ländern sich angesiedelt haben, Berichte über die Verfassungen, die Sitten, Gebräuche solcher Länder, nach denen der Strom der deutschen Auswanderung vorzugsweise seine Richtung nimmt; Beschwerden und Warnungen vor solchen Schiffsrhe - dern, Agenten, Mäklern ec., die leider nur zu häufig die Unwissenheit und das blinde Ver - trauen der Auswanderer auf die gewissenloseste Weise ausbeuten, endlich eine kritische Rubrik zur Besprechung der reißend anschwellenden Auswanderungsliteratur: Das findet man, neben kürzeren auf die Sache bezüglichen Notizen in der Froebel'schen Auswanderungs - zeitung. Die Zweckmäßigkeit der Einrichtung dieses Jnstituts und der Werth desselben er - gibt sich hieraus von selbst, und namentlich wäre die Verbreitung desselben unter den Aus - wanderungslustigen aus dem Landvolke sehr zu wünschen, die an diesen klar und leicht verständlich geschriebenen Berichten ihre nicht selten ziemlich verworrenen Vorstellungen von den Ländern, denen sie ihre Zukunft anvertrauen, läutern und berichtigen könnten.

Briefkasten.

Beiträge: Brief aus Louisville von Heinr. Blaufuß aus Tiefenort. durch A. K. Dankbar. -- Prospectus für Auswanderer nach Süd = Australien, von E. D. Das darin enthaltene Neue werden wir sehr gern benutzen. -- Mehrere Notizen von einem unge nannten Freund der Ausw. Zeitung in Bremen. Dergleichen sind uns stets willkommen, nur nicht anonym, weil wir, wenn es für die Wahrheit der Mittheilungen an jeglicher Vertretung mangelt, leider nicht Alles aufnehmen können.

Schriften zur Beurtheilung: Thümmel, Licht = und Schattenseiten der Ver Staaten. Erlangen, Palmsche Verlagsbuchh. -- Oldenburgischer Volksbote für 1848. Oldenburg, Schulze'sche Buchhandlung. Die Red.

Jntelligenzblatt zur Auswanderungszeitung Nro 61.
Jnsertionsgebühr 4 1 / 2 Xr. pr. Zeile oder Raum aus Petitschrift. Alle hierher gehörigen Zusendungen werden franko erbeten.

Nachricht für Reisende nach Nordamerika

Note: [1]

General = Agentur. der

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Dampf - u. Segel-Postschiffe

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zwischen HAVRE und NEW - YORK.

Da die Verbindung der transatlantischen Dampffregatten = und Post - segelschiffslinien zwischen Havre und New = York das ganze Jahr hin - durch ununterbrochen eine ganz regelmäßige Verbindung ist: so geschieht, theils wegen des herannahenden Winters, theils auch schon wegen Einstel - lung der Dampfschifffahrt in Holland resp. jener von Rotterdam nach Havre, die Beförderung solcher Reisenden, welche sich dieser regel - mäßigen Postschiffsverbindungen bedienen wollen, von heute an nicht mehr rheinwärts: sondern landweise entweder vermittelst bestehender Eilwagenver - bindungen über Basel, Strasburg, Weissenburg, Forbach ec. ec., oder von Cöln ab vermittelst der rheinisch = belgischen Eisenbahnlinie über Paris nach Havre. --

Diese Verbindung für diese Postschiffslinien nach Havre von obigen Stationsplätzen wird innerhalb 3 Tagen bewerkstelligt, und währt ununter - brochen bis zur Wiedereröffnung der bis jetzt regelmäßig bestandenen Dampf - schiffsverbindung zwischen Holland und Havre fort. --

Unter den vielen Vortheilen, welche der Havrer Hafen darbietet, ist auch dieser nicht unbeachtet zu lassen, daß die Abfahrten der Dampffre - gatten und Postsegelschiffe durch keinerlei Hindernisse bei noch so strengem Winter gehemmt sind.

Verzeichniß der regelmäßigen Dampffregatten und Postsegelschiffe, welche für die Monate December l. J., Januar, Februar und März k. J. den Dienst zwischen Havre und New = York thun werden. --

I. Dampffregattenlinie.
Namen der Dampffregatten. Capitaine. Tonnenge - halt.Pferdekraft. Abfahrt von Havre.
Philadelphia .. Besson .... 180045023. December.
New-York ... Verrant ... 180045022. Januar ...
Union ...... Hebert .... 180045021. Februar ..
Missouri .... Morin .... 180045021. März ....
II. Postsegelschiffslinie.
Namen der Postschiffe. Capitaine. Tonnengehalt. Abfahrt von Havre.
Jova ..... Whedon ... 9001 December ..
Havre ..... Ainsworth .. 9008 ..
Oneida ..... J. Funck .. 80016 ..
Bavaria .... Howe ... 100024 ..
Burgundy .... Edgar ... 8001 Januar ..
Admiral .... Wotton ... 10008 ..
Baltimore .... Johnston .. 65016 ..
Argo ..... Anthony ... 100024 ..
Zurich ..... Thompson .. 9001 Februar ..
Sylvie de Grasse. Rich .... 6508 ..
Utica ..... Pierce ... 50016 ..
Splendid .... Crawford .. 65024 ..
New-York ... Lines .... 10001 März ..
Louis Philippe .. Castoff ... 8008 ..
St. Nicolas ... Eveleigh ... 80016 ..
Duchesse d'OrleansRichardson ..80024 ..
Note: [2]

Special -

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Agentur der Postschiffe zwischen LONDONUNDNEW - YORK. Concessionirt durch die betr. deutschen Regierungen.

Diese Linie besteht aus den folgenden 16 schnellsegelnden amerikanischen Postschiffen von 800 bis 1000 Tonnen Gehalt, nämlich: Independence, American Eagle, Prince Albert, Westminster, Sir Robert Peel, Margaret Evans, St. James, Northumberland, Gladiator, Toronto, Switzerland, Me - diator, Quebec, Victoria, Wellington und Hendrick Hudson, welche regel - mäßig den 6., 13., 24. u. 28. eines jeden Monats im Jahr von London nach New = York absegeln.

Das Nähere ertheilt auf frankirte Briefe der Unterzeichnete

Note: [3]

Tennessee = Kolonisations - Gesellschaft.

Die neuen Prospecte unserer deutschen Niederlassung in Ost = Tennessee (Nord = Amerika) werden mit den für 1848 festgesetzten vortheilhaften Be - dingungen der Ueberfahrt und Ansiedelung in der Kürze ausgegeben.

Die günstigen Beschreibungen unserer, gegen 100 Quadrat = Stunden großen Ländereien bestätigen die diesem Plane beigedruckten Briefe, insbe - sondere die Beschreibung von Tr. Bromme in seinem Rathgeber für Auswanderungslustige. Stuttgart, 1846. S. 146 -- 155 , welches vor - treffliche Buch wir jedem Auswandernden dringend empfehlen.

Mitte oder Ende April 1848 wird der nächste Zug dahin abgehen. Für denselben werden höchstens 150 brave Ansiedler angenommen. Anmel - dungen hierzu unter Vorlegung geeigneter Zeugnisse und Empfehlungen, sowie die näheren Bedingungen, beim Allg. Auswanderungsbureau in Rudolstadt, bei den Unterzeichneten und deren Agenten.

Note: [4]

Nachricht für Auswandernde nach den Vereinigten Staaten von Nordamerika.

Um die deutschen Auswanderer gegen Betrug beim Kaufe der Ländereien in Amerika sicher zu stellen, habe ich mit Hrn. H. Baldwin von Syra - cuse in Amerika, Besitzer großer Strecken Landes, Vertrag abgeschlossen und werde auf alle hierüber Bezug habenden franco Anfragen gern die nöthige Auskunft ertheilen. Die Ländereien liegen

203,000 Acres in Nord = Carolina,150,000 Louisiana,60,000 Texas,40,000 New = York.

Jn dem Staate New = York können ganz vollständig eingerichtete Farmen abgegeben werden.

Auskunft über den Hrn. H. Baldwin geben die Herren Consuln der Ver. Staaten Ernst Schwendler in Frankfurt a. M. und Charles Gräbe in Praunheim bei Frankfurt a. M.

Note: [5]

Bei G. Froebel in Rudolstadt ist vorräthig zu haben:

Große Generalkarte der Verein. Staaten von Nordamerika, nebst den größten Theilen von Canada, Tejas, mit Bezeichnung sämmtlicher Cantons, deren Haupt = und Handelsstädte, Eisenbahnen, Kunst = und Hauptstraßen, Canäle ec. ec. Entworfen und gezeichnet von Albrecht Platt. Preis 2 Rl.

Diese Zeitung erscheint, wöchentlich einen halben bis einen Bogen stark, im Verlage der Hofbuchdruckerei in Rudolstadt.

About this transcription

TextAllgemeine Auswanderungs-Zeitung
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Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Institut für Deutsche Sprache, MannheimNote: Bereitstellung der Bilddigitalisate und TEI Transkription Peter FankhauserNote: Transformation von TUSTEP nach TEI P5. Transformation von TEI P5 in das DTA TEI P5 Format. CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic informationAllgemeine Auswanderungs-Zeitung Organ für Kunde aus deutschen Ansiedlungen, für Rath und That zu Gunsten der fortziehenden Brüder, sowie für Oeffentlichkeit in Auswanderungssachen überhaupt. . Rudolstadt (Thüringen)1847.

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationZeitung; ready; mkhz1

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Editorial principles

Siehe Dokumentation

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  • dta@bbaw.de
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  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
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ImprintBerlin 2019-12-10T10:55:00Z
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