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Seit Jahrhunderten leben die Wiener Machthaber in der Vorſtellungswelt der Magyaren nicht mit Unrecht als die Ver - körperung der Reaktion und der Volksfeind - lichkeit. Dieſe Empfindung ward in der Aera des „ Ausgleiches “geradezu zu einem not - wendigen Requiſit der magyariſchen Politik. Um die zur Regierungsmaxime erhobene Willkür des magyariſchen Herrenſtammes zu decken, wurde der Hort der Rückwärtſerei nach Wien verlegt und der Kampf gegen[ die] „ Wiener Hand “organiſiert. So konnte man den Sturmlauf von der Budapeſter Plutokratie auf Wien ablenken, der nun glücklich zu einem Sturmlauf einer Bauern - rotte auf die Hochburgen der Wiſſenſchaft geführt hat.
Was ſich in unſeren Tagen da abſpielt, iſt ein Schauſpiel von welthiſtoriſcher Be - deutung. Während überall um uns ſich die Völker auf ihre Werte beſinnen, überall ſich der Wille zur Ehrlichkeit regt, die Götzen der von Rom gepredigten Religionsheuchelei zertrümmert werden, ſchleicht bei uns der Geiſt der Römlinge um und predigt das finſtere Mittelalter. Kein Warnungsruf derGeſchichte, keiue Enttäuſchung iſt ſtark genug, die Glutgläubigkeit zu brechen, die Ueber - zeugung von Roms Treuloſigkeit durchgreifen zu laſſen.
Aber wer Wind ſäet, muß Sturm ernten. Dem rückſichtsloſen Losſtürmen mit dem katholiſchen Dreſchflegel, der Politik des zag - haften Wollens und des furchtſamen Zurück - weichens, der leeren Worte und halben Taten, hat die Studentſchaft eine nicht mindere rückſichtsloſere Antwort erteilt: ſie iſt in den Streik getreten. Doch der Enthuſiasmus der ſtudierenden Jugend prallt an der bleiernen Gleichgültigkeit der Bürgerſchaft ab.
Haben wir denn wirklich Urſache, in dieſem ſpannenden Kampf zweier Weltanſchauungen ſolch ſtoiſche Ruhe zu bewahren? Werfen wir einen Blick in die Geſchichte!
Durch die jeſuitiſche Gegenreformation, die auf dem italianiſierten Konzil von Trient den lebenſprühenden Geiſt der ſchönen Renaiſ - ſanze mit ſteinharten Dogmen todwarf, wurde das Paſttum endgültig aus dem Leben der Kultur, der Wiſſenſchaft und Kunſt hinaus in die geiſtige Erſtarrung gedrängt. Damit ſoll nicht geſagt ſein, daß es vorher — außer ſeiner Begünſtigung der bildenden Künſte und höfiſchen Dichtung aus Prachtliebe —viel übrig gehabt habe. Im Gegenteil. Vor der Mathematik und Aſtronomie, vor den Naturwiſſenſchaften, vor der Medizin - und Geſchichtsforſchung und endlich vor den Kentniſſen von dem internationalen Güter - tauſch durch den Handel empfanden die meiſten Päpſte in Rom ein Mißtrauen als „ gefähr - liches “Wiſſensgebiet, vor deren Betreten ſie zu warnen nie müde wurden. Von der Himmelskunde wußten ſie nicht einmal ſo viel als die Prieſter der Chaldäer. Wohl hatte ſchon das Konzil von Nizäa im Jahre 325 die Regel aufgeſtellt: Oſtern ſolle von allen Chriſten am erſten Sonntage nach dem erſten Vollmond nach der Tag - und Nacht - gleiche des Frühjahres gefeiert werden; aber die römiſche Kirche ſah ſich gänzlich außer Stande, ſelbſt den Kalender zu berechnen und ihre eigenen Feſtzeiten zu beſtimmen. Die Kurie mußte nach Spanien zu den Arabern Boten entſenden, um von den moha - medaniſchen Aſtronomen und Mathematikern Aufklärung zu erhalten, wie ihre Feſte von Chriſti Auferſtehung und Himmelfahrt und der Ausgießung des heiligen Geiſtes über alle Völker in jedem Jahre alten ſolle. So oft die Päpſte ſich in geſundheitlicher und finan - zieller Bedrängnis fühlten, vertrauten ſie ihren
Leib und Schatz den Juden an, die als Aerzte und Handelsleute Heilkunde und Handelswiſſenſchaft aus dem Altertume in die Neuzeit herüber gerettet haben. Der Geiſt unfruchtbarſter Verneinung aller techniſchen Erfindungen äußerte ſich geradezu in lächer - lichen Abgeſchmacktheiten. Was alles haben dieſe römiſchen Prieſter nicht verdammt! Der Blitzableiter Benjamin Franklins, eines „ lutheriſchen Narren “, wurde als „ freche Herausforderung von Gottes Allmacht “ver - worfen. Papſt Gregor XIV. verbot für „ ewige Zeiten “den Bau von Eiſenbahnen im Kirchen - ſtatt, denn ſie ſeien „ die Wunder des nahen Antichriſts zum Verderben der Chriſtenheit “, und der Dominikaner Hyazinth Romanini hielt in der Faſtenzeit 1862 vor Pius IX. Predigten, worin er alle Eroberungen der Phyſik und Chemie in Bauſch und Bogen und die Gasbeleuchtung, Telegraphie und Dampfboote im einzelnen als „ verruchte Blendwerke des Teufels “verurteilte und deren Erfinder als „ Beſeſſene “der Fürſorge der heiligen Inquiſition empfahl! Ebenſo wurde der Aufhebung der Sklaverei von ihr der zäheſte Widerſtand entgegengeſetzt. Wohl durfte der chriſtliche Bekenner nicht zum Sklaven gemacht, aber der gefangene Haide wurde genau ſo, wie der beſiegte Barbar, ohne Gnade verkauft. Die Leibeigenſchaft des Lehensweſens aber, die mit dem fränkiſchen Reich allmählig an die Stelle der antiken Sklaverei trat, iſt niemals von der römiſchen Kirche angetaſtet worden. Die Akten des deutſchen Bauernkrieges beweiſen ſogar, daß der Eigennutz der geiſtlichen Herren drückender empfunden wurde, als der der weltlichen.
Allezeit aber hat das Papſttum das Verfaſſungsleben der Völker mit Leiden - ſchaft bekämpft. Innonzenz III. verdammte die Magna Charta und Leo XII. ſchrieb an Ludwig XVIII. einen Brief, worin er das Verwerfliche der franzöſiſchen Konſtitution nachweiſen wollte. Nach der Vollendung der Verfaſſung Belgiens im Jahre 1832 erließ Gregor XVI. eine Enzyklika, in der er „ die Gewiſſensfreiheit eine wahn - ſinnige Lächerlichkeit und die Preßfreiheit einen peſtartigen, nie genug zu verabſcheuenden Irrwahn “ſchalt. Gegen die Verfaſſung Tos -canas lief die römiſche Kurie Sturm und als die Verfaſſung Bayerns die Gleichſtellung der Konfeſſionen und Stände brachte, flogen die Verbote ſeit 1818 maſſenhaft nach Bayern. Schließlich hat ja auch die öſterreichiſche Verfaſſung durch Pius IX. im Jahre 1868 genau dasſelbe Schickſal ereilt.
Es iſt eine beklagenswerte Erſcheinung unſerer Zeit, daß alles die ſchleichende Wir - kung des Ultramontanismus überſieht, niemand deſſen ſyſtematiſche Umklammerungsgefahr wahrnimmt. Auch die große Preſſe. Sie ruft zum Sturm, wenn er einmal beſonders, wie dies in der Wahrmundaffäre jetzt iſt, ſich hervorwagt, aber die ſtille, beharrliche, be - ſtändige Minierarbeit überſieht ſie.
Virchow hatte Recht, als er im Jahre 1876 das Wort „ Kulturkampf “prägte und dazu die Erläuterung gab: „ Es handelt ſich nicht um einen religiöſen, nicht um einen konfeſſionellen Kampf, es handelt ſich um einen höheren, die ganze Kultur betreffenden Kampf, der von dieſem Standpunkte aus weiter zu führen iſt “.
Man hätte in letzter Zeit ſchon an der Sieg - haftigkeit der freiheitlichen Ideen verzweifeln müſſen, ſo ſehr hatte der kraſſeſte Klerikalismus in allen Zweigen der Staatsverwaltung, zumal in der Unter - richtsverwaltung, an Macht gewonnen und dieſe auch ausgeübt. Man konnte offen von einer Nebenregierung der Chriſtlichſozialen ſprechen und ſprechen hören.
Dieſe haben es wohl verſtanden, unter dem Deckmantel des ſtets wachſamen Deutſchtums und des immer geſchäftigen Deutſchtuns viele in ihr Lager — ein Spinnennetz iſt es, dem die gefangene Fliege nicht entrinnen kann — zu locken. Der weiberfangende Klerikalismus, dem die Chriſtlichſozialen trotz alles Leugnens doch in erſter Linie dienen, hat ein ſchiff - umſchlingender Kracke das Staatsſchiff mit ſeinen unzählbaren Napfarmen umfaßt und drohte es nieder - zuziehen in das dunkle Meer des blinden Glaubens.
Und gerade von dort, von den Univerſitäten, die er noch zu erobern ausging, gerade von der letzten Feſtung der freien Forſchung, des freien Gedankens und des freien Wortes, die die Klerikalen mit der Miſtgabel und dem Dreſchflegel des verhetzten Bauern - tums vernichten wollten, ertönt nun der Ruf zur Befreiung.
Von dort erklingt ein Widerhall der Horaz’ſchen Ode an den Staat:
„ O Staatsſchiff, neue Wogen werden dich ins Meer zurücktreiben! Was treibſt du? Raſch beſetze den Hafen. Siehſt du denn nicht, wie die ſteuerloſe Flanke und der vom Südwind beſchädigte Maſt - baum — — wie kaum der Kiel das allzu ſtürmiſche Meer noch aushält? ... “
So ruft die ſtudierende Jugend, die Zukunft des Staates, im Vereine mit ihren Lehrern und allen rechtlich denkenden Staatsbürgern. Kann dieſer Ruf ungehört verklingen?
Wenn es weiter in dem Sinne der Klerikalen ginge, wäre das Ende der freien bürgerlichen Geſell - ſchaftsordnung bald da. Schon haben jene ihre Macht auf alle Aeußerungen des freien Bürgertums ausge - dehnt: man ſieht auch ſolche, die man für die beſten hielt, ſtraucheln oder apathiſch dem Kampfe[a]usweichen, oder höchſtens betrübter Mienen zuſchauen.
Von den höchſten Anſtalten der Jugenderziehung ertönt es nun: „ Halt! Bis hieher und nicht weiter! “ Die Schlagwörter von bedrohter Religion, von der Entſittlichung der Menſchheit durch die freie Forſchung, von der Knechtung der Kathokiken durch die freiheit - liche Weltanſchauung ſollen nicht mehr verfangen. Das verbietet die Staatsvernunft, wenn ſie noch lebt.
Den unleidlichen Druck, den die herrſchſüchtige Kirche über alle Bürger ausübt, wobei ſie leider von dem über dem Bürger zu ſtehen meinenden Adel aufs kräftigſte und unheilvollſte unterſtützt wird, kann ein moderner Staat, und das wünſchen wir doch zu ſein, nicht länger ertragen.
Daß infolge des allgemein herrſchenden Druckes Apathie eintreten mußte, iſt aus allem, was in Oeſterreich vorgeht, erſichtlich und eine Rettung der ungeknechteten, auf Erkenntnis des Tatſächlichen beruhenden Weltanſchauung, iſt nur möglich, wenn man dem immer derber auftretenden Klerikalismus mit friſcher Kraft und freiem Mut entgegentritt. In dieſem Streite aber kann nicht mit Phraſen, ſondern nur mit Ueberzeugungen, nicht mit Dogmen, ſondern mit Weitkenntniſſen, nicht mit dem Katechismus, ſondern mit den natürlichen Tatſachen gekämpft werden.
Ja, die ganze ſtaatliche und geſellſchaftliche Ordnung drohte unter dem für einen Freidenkenden ganz unfaßbaren Einfluſſe einer ſtarr dogmatiſierenden Lehrwut der Klerikalen und ihrer Anhänger zu unter - gehen. Wohin wir blicken, ſehen wir nur Ruinen eines vielverſprechenden Bürgertums, das einſt zu den ſchönſten Hoffnungen auf freie Entwicklung be - rechtigt hatte. Wohin wir horchen, tönen uns fremde Laute, fremde Geſinnungen, weltfremde Ideen ent - gegen. Und doch iſt der Menſch von dieſer Welt,
Unter dem Titel: „ Vogel -, Tier -, und Fiſch - buch “kam im Jahre 1536 in Baſel ein Arzneibuch heraus, welches der Verfaſſer ſeinen Mitmenſchen als „ fürnehmſten Hausſchatz “empfahl.
Dieſes Buch dürfte wohl eines der älteſten Werke auf dem Gebiete der Heilkunde ſein. In dem - ſelben wird ausführlich geſchrieben, welche Tiere dem Menſchen in ärztlicher Hinſicht dienlich ſein können; in manchen Fällen ſind es ganze Tiere, in anderen wieder nur Teile derſelben.
Der betreffende — nicht genannte — Verfaſſer des Buches ſchien von dem Grundſatze ausgegangen zu ſein, daß, wenn nicht ſchon alle Tiere, ſo doch die meiſten heilwirkende Kräfte für den Menſchen beſitzen.
Wie aus dem Buche hervorgeht, durfte man ſich nicht damit begnügen, ein Tier einfach zu töten, um ihm das betreffende Arzneimittel zu nehmen, ſondern es mußte, damit das Mittel auch wirkſam ſei, oft auf entſetzliche Weiſe geqält werden.
So mußte die Elſter lebendig zerſchnitten werden, worauf die einzelnen Teile den kranken Menſchen - gliedern aufgelegt wurden. Aehnliches paſſierte den Schwalben. Auf lebende Fledermäuſe wurde ſiedendes Pech geſchüttet, Raben wurden lebendig in Pferde - dünger eingegraben, junge Störche in einem Topfe zu Pulver verbrannt, Füchſe gekocht. Geiern zog man die Haut ab und erſäufte ſie in Wein. Sogar das geraſpelte Horn des fabelhaften Einhorns wurde gegen giftige Speiſen und Schlangenbiß empfohlen. Man verwendete den Geifer des Pferdes und Maul -
3Nr. 47. Mittwoch Badener Zeitung 10. Juni 1908.hier iſt ſein Schaffensplatz, hier kann und ſoll er ſeine Fähigkeiten nicht zur Knechtſchaft des Geiſtes, ſondern zur höchſten Erhebung entwickeln!
Aus den Breſchen, welche der Klerikalismus in den Bau der Univerſitäten geſchoſſen, wird ein neuer Kampf erſtehen; das Licht wird über die Finſternis ſiegen und aus den Ruinen der Geſellſchaftsordnung ſoll neues Leben des Volkswohls erſtehen!
Im Laufe der vier Jahre von 1899 bis 1903 ſind in Böhmen 63 neue tſchechiſche Bürgerſchulen, aber nur 25 deutſche Bürgerſchulen ins Leben ge - rufen worden. In dieſen Ziffern drückt ſich die gleiche außerordentliche Benachteiligung aus, die die Deutſchen Böhmens auf allen Gebieten erfahren. Denn, wenn bei der Errichtung das Nationalitätenverhältnis be - rückſichtigt worden wäre, ſo müßten bei 63 tſchechiſchen Bürgerſchulen mindeſtens 36 neue deutſche Bürger - ſchulen errichtet worden ſein. Die tſchechiſche Mehrheit der Landesverwaltung hat alſo ihre Uebermacht dazu benützt, die Deutſchen, die weit mehr als die Hälfte der Geſamtſteuern des Landes zahlen, um 11 Bürger - ſchulen in dieſem Zeitraume zu bringen.
Die Badeverwaltung in Luhatſchowitz, die bekanntlich vollſtändig in tſchechiſch-radikalem Sinne geleitet wird, hat nun ein Konſortium zur Erbauung eines ſlaviſchen Repräſentationshauſes daſelbſt ins Leben gerufen und wirbt nun unter den Tſchechen für den Ankauf von Konſortialanteilen zu 100 Kronen. Luhatſchowitz iſt namentlich auch ein Begegnungspunkt der Tſchechen mit den ungariſchen Slowaken.
Vor kurzem wurde in Berlin eine deutſch-öſter - reichiſche Zuckerinduſtrie-Aktiengeſellſchaft gegründet, deren Kapital und Tätigkeitsfeld öſterreichiſch ſind. Der Grund für die Verlegung des Sitzes nach Berlin iſt in der enormen Höhe unſerer Aktienbeſteuerung, ſowie den bei uns übermäßig verteuerten Gründungs - ſpeſen zu ſuchen. Dieſer Vorgang ermöglicht, weſent - liche Erſparungen zu erzielen. So ſchädigt unſer Fiskus die öſterreichiſche Volkswirtſchaft und ſeine eigenen Intereſſen!
Eine ſkandalöſe Kaiſerhuldigung nennt die kleri - kale „ Reichspoſt “den Beſchluß der ſtets kaiſertreuen Vorarlberger Landeshauptſtadt Bregenz, aus Anlaß des Kaiſerjubiläums eine Mädchen-Volks - und Bürger - ſchule zu ſtiften. Der Grund, warum die „ Reichspoſt “mit den liberalen Stadtvätern ſo unzufrieden iſt, iſt darin zu ſuchen, daß in Bregenz eine von Domini - kanern geleitete Kloſterſchule ſchon ſeit 100 Jahren beſteht, deren Exiſtenz bedroht würde. Deswegen ſind die Bregenzer ſchlechte Patrioten. Die Bregenzer ſollen alſo dem Kaiſer die Treue gebrochen haben, weil ſieihren Mädchen eine zeitgemäße, weltliche Erziehung geben wollen.
Ein Gemeindeausſchuß, der ſich für die Boy - kottierung des katholiſchen Religionsunterrichtes aus - ſpricht, iſt etwas ſeltenes, aber er exiſtiert in Kaaden. Gegen den dortigen Katecheten P. Stümper wurden die verſchiedenſten Klagen laut; insbeſondere ſoll er die Mädchen in der Bürgerſchule in roher Weiſe be - handeln, ſo daß dieſe ſich weigern, dem Religions - unterrichte beizuwohnen. In ſeiner letzten Sitzung beſchäftigte ſich auch der Gemeindeausſchuß von Kaaden mit dieſer Angelegenheit und faßte nach längerer Debatte einhellig nachfolgende Entſchließung: „ Der Gemeindeausſchuß von Kaaden ſpricht ſeine tiefſte Entrüſtung über die ganz ungehörigen Auslaſſungen des Stadtkaplanes P. Stümper aus, fordert neuer - dings deſſen ſofortige Entfernung von ſeiner Stelle und aus der Stadt und legt gegenteiligen Falles der Bevölkerung nahe, inſoferne zur Selbſthilfe zu greifen, daß ſie ihren Kindern fernerhin unterſagt, an dem Religionsunterrichte teilzunehmen, inſolange Pater Stümper ihn erteilt. “ Zur Nachahmung empfohlen!
Die „ Volna Skola “weiß aus einer Kinder - predigt des Jeſuitenpaters Klapuch folgendes zu berichten: „ Unmittelbar vor dem jüngſten Gerichte wird der Antichriſt herrſchen und der wird ein Jude ſein. Er wird 3½ Jahre regieren, die ganze Erde ſich unterwerfen und die Menſchen der Lehre Chriſti abwendig machen. Viele Leute werden vom Glauben abfallen, ſowie dies heute in Frankreich geſchieht. Um dieſe Zeit werden dann noch Enoch und Elias erſcheinen, welche bis heute noch nicht geſtorben ſind. Wo ſie jetzt ſind, weiß man nicht. Dies läßt ſich nicht feſtſtellen. Enoch wird das Chriſtentum den Haiden, Elias aber den Juden verkünden. Beinahe das ganze jüdiſche Volk wird ſich zum Chriſtentum bekehren laſſen, nur einige werden halsſtörrig bleiben. Der Antichriſt wird ſie dann umbringen; aber nicht lange darnach wird Chriſtus dem Antichriſt auf über - natürliche Weiſe das Leben nehmen “. Dieſen Pater Klapuch ſollten die Klerikalen doch zum Univerſitäts - profeſſor machen.
Geſchichts - und Kultur - bilder aus den Habsburgiſchen Erbländern. Eine Feſt - gabe an das deutſch-öſterreichiſche Volk zur Jubelfeier des Kaiſers Franz Joſef I. 1908. Unter dem Pro - tektorate Sr. Exzellenz des k. u. k. wirklichen geheimen Rates, k. u. k. Kämmerers, Albin Freiherrn von Teuffenbach zu Tiefenbach und Maßweg, k. u. k. Feldzeugmeiſter d. R., herausgegeben von einem Kreiſe vaterländiſcher Schriftſteller uſw. “
Der patriotiſche Leſer, der durch die noch nicht vergeſſene Affaire „ An Ehren und an Siegen reich “etwas neugierig geworden iſt, wo denn eigentlich derartige Jubiläumswerke gedruckt werden, wird diesmal
eſels und ſogar den Federn einiger Vögel wurde heilende Wirkung zugeſprochen.
Die Anwendung dieſer wunderlichen Mittel war verſchieden. Gerne beräucherte man ſich, indem man ſich über ein Kohlenbecken neigte, aus welchem wider - liche Gerüche von den betreffenden Tierkadavern auf - ſtiegen. Dabei wurde ein Tuch um die Naſe gehalten. Half dieſes Verfahren nicht, ſo machte man das Gegenteil, indem der Kranke am ganzen Körper mit Wohlgerüchen beräuchert wurde und abwechſelnd ließ man ihn ſcheußliche Dünſte einatmen.
Rauch von Pfauenfedern in die Augen gelaſſen, ſollte den roten und triefenden Augen dienlich ſein. Gegen Augenkrankheiten im allgemeinen wurden Salben aus Fledermausmilch, Uhuaugen, Galle der Nachtigall, Blut und Eier der Rebhühner und — Storchenaſche zubereitet.
Wörtlich heißt es im Buche: „ Traubenblut, warm in die Augen gegoſen, benimt das Trifen, die Wunden und Geſchwär derſelbigen “.
Für innere Erkrankungen wurden alle möglichen ekelhaften Dinge angewendet.
Die in Wein gekochte Tiergalle, beſonders die des Geiers, ward als köſtlich geprieſen und heißt es diesbezüglich: „ Der Gall ein Löfel genützt mit Wein, ſoll gut zum fallenden Siechtag ſein “.
Manchmal hielt man es für notwendig, daß bei gewiſſen Krankheiten die für ärztliche Zwecke be - ſtimmten Tiere ſeltene Dinge genoſſen haben mußten. Beiſpielsweiſe wurden Geier, die von einem toten Menſchen gefreſſen hatten, oder Krammetsvögel, die Myrtenbeeren zu ſich genommen hatten, bei Unter - leibsleiden als heilſam empfohlen.
Eine beſondere Heilkraft wurde dem Affenherz zugeſchrieben und ſchreibt hierüber der Verfaſſer fol - gendes:
„ Das Affenhertz gebraten, gedürt und gepulvert, iſt eine gute Arzenei zum Hertzen, denn derſelbigen Pulvers ein Quentlein in Weinmet genommen, ſtärckt und machet das Hertz tapfer und freudig, das Hertz - klopfen vertreibt es, es ſtärcket auch und machet die Vernunft ſpitzfindiger “.
Schon damals wurde auf eine hübſche äußere Erſcheinung, ſowohl beim Manne als auch bei der Frau viel Wert gelegt. Auch dafür ſind am Schluſſe des Buches eine Reihe empfehlenswerter Mittel an - gegeben.
Jungfrauen ſollen ſich mit Fledermausblut be - ſtreichen, um ihre zierlichen Formen lange zu be - halten. Pelikangalle wurde gegen Muttermale und das Blut von Mäuſen oder Eidechſen gegen Warzen und Hühneraugen angewendet. Gegen Haarausfall ſollte Bärenſchmalz helfen, Rabenblut neues Haar erzeugen und ein Krähenmagen ſollte es färben.
Wollte man krauſes Haar haben, ſo ſollte man ſich des Blutes eines jungen Uhus bedienen. Wem die Augenbrauen über der Naſe zuſammenwachſen, der brauchte nur Kauzblut anzuwenden.
Zum Schluſſe ſei noch eines im Buche hervor - gehobenen und empfohlenen Schönheitsmittels erwähnt:
„ In eines jungen Storchen Bauch, ſo noch nit flügge worden, ſtoß Kampfer und Amper (Ambra) und zeuch mit Deſtiliren das Waſſer daraus, ſelbiges reiniget das Angeſicht und machet das ſchön “.
vergebens Befriedigung ſeiner Neugierde finden; denn ein Impreſſum weiſt „ Oeſterreichs Hort “nicht auf. Nichts liegt näher, als nach berühmtem Muſter die Druckſtätte des deutſch-öſterreichiſch-patriotiſchen Jubi - läumswerkes im Reiche draußen anzunehmen, beziehungs - weiſe zu vermuten. Dort mag der für Oeſterreich geltende § 9 des öeſterreichiſchen Preßgeſetzes völlig unbekannt ſein, hier mag „ Vindobona “denken, auch die Behörde muß nicht alles wiſſen müſſen; anders wäre es kaum erklärlich, warum ein Buchdrucker gar ſo beſcheiden ſein Licht unter den Scheffel ſtellen wollte, — das Werk iſt wirklich nicht ſo ausgefallen, daß dieſe Beſcheidenheit am Platze und als Vorzug zu betrachten wäre. Es dürfte vielmehr die Annahme berechtigt ſein, daß der Verlag „ Vindobona “dieſes Werk, ſei es aus Rückſicht auf den Buchhandel, ſei es wegen der Erſparung weniger Heller im Deutſchen Reiche herſtellen ließ, daß aber, um den vaterländiſchen Geiſt nicht zu verletzen, die Druckſtätte diskret ver - ſchwiegen wurde. Deutſchland, Deutſchland über alles!
Anders als der Buchdrucker, ſelbſtbewußter, trat die Buchbinderftrma auf. Der Umſchlag bekennt es: Berliner Buchbinderei Würben & Co. Geſ. m. b. G. Oeſterreichiſche Buchbinderei! Gibt es unter dieſen nicht einen, nicht einen einzigen unter allen, der dieſer Berliner Firma gleichwertig wäre? Und iſt es allen, nicht nur einem gleichtig, daß wieder einmal ein öſterreichiſches Werk in Deutſchland gedruckt und daher dort gebunden woden iſt.
Wir wehren uns mit allen Kräften gegen dieſen Verlegerpatriotismus. Zwar können wir in dieſem Falle nur ſchließen, daß im Reiche die Druckſtätte des Werkes liegt, der Schluß aber ſcheint durch die Angabe der Buchbinderfirma wohl fundiert zu ſein. Daß der „ Oeſterreichiſche Hort “nicht ein „ Geſchichts - und Kulturbild “der Verleger aus den öſterreichiſchen Erbländern werde, jener Verlagsfirmen, für welche, wie für die „ Vindobona “, nur die Buchdrucker im Deutſchen Reiche zur Herſtellung ſolcher „ Feſtesgaben an das deutſch-öſterreichiſche Volk “in Betracht kommen, die ſich einen Kreis vaterländiſcher Schrift - ſteller zu ſichern und auf das Protektorat eines hohen öſterreichiſchen Generals, Seiner Majeſtät wirklichen Geheimrates, ſtolz hinzuweiſen vermag, dazu mögen alle jene beitragen, welche für die öſterreichiſche ſchwarze Kunſt, für vaterländiſche Druckerzeugniſſe Sinn und Liebe haben. Vorerſt aber die Aufklärung und darum: „ Wer weiß etwas?! “
Erzherzog Rainer mit Fran Gemahlin Erzherzogin Maria Rainer und Hofſtaat haben ſeit Samstag, den 6. d. M., wieder in ihrer Villa hier Aufenthalt genommen.
Pfingſtſonntag nachmittags ſtarb hier nach einem längeren Leiden der k. u. k. Generalintendant d. R. Alois Menſchik. Der Verſtorbene, der ſeit ſeiner Penſionierung ſich hier in Baden anſäſſig machte, war eine in den hieſigen Geſellſchaftskreiſen ſehr be - kannte und geachtete Perſönlichkeit, deſſen Beliebtheit bei dem geſtern Dienstag ſtattgefundenen Leichen - begängnis zum Ausdruck kam.
Freitag, den 5. d. M., nachmittags, wurde das Spital für ſkrophulöſe Kinder von der hohen Protektorin Ihrer k. u. k. Hoheit der Frau Erzherzogin Maria Thereſia in Begleitung der Hofdame Frau Gräfin Unger mit einem Beſuche beehrt. Empfangen wurde die hohe Beſucherin von Herrn Vizebürgermeiſter A. Bruſatti, Herrn Ver - walter R. Weißhappel und von dem leitenden Spitalsarzte Herrn Dr. F. Jäger. Von einem Pflegling der Anſtalt wurde hiebei ein Roſenſtrauß mit einer Anſprache überreicht. Nachdem alle Räume beſichtigt waren, ſprach die Erzherzogin ihre Zufrie - denheit aus und widmete einen namhaften Geldbetrag für die im Spitale untergebrachten Kinder.
Wenn man die Welzergaſſe zwiſchen den ſchönen Cottageanlagen paſſiert hat und vor dem „ Juden “links abbiegt, ſo gelangt man auf dem neuen, zwiſchen Gebüſch und Fels gelegten Wege zum Imker - und Obſtbaugarten, in dem ſich ein größerer und ein kleinerer Bienen - ſtand befinden und auch für die Anzucht von Obſt - bäumen Raum genug vorhanden iſt. Die Morgen - ſonne ſendet zwar noch wenig Strahlen dahin, doch nach 8 Uhr liegt alles im Sonnenſchein. Die Bienen - ſtöcke ſind ſehr belebt und die Obſtbäumchen ſcheinen gut zu gedeihen. Hier aber iſt eine weſentliche Ver - beſſerung erwünſcht und mit nicht allzugroßen Koſten durchführbar. Einzig ſchön ſind die Wege, die durch die Föhren zum Waſſerroſenteich führen. Der duftende4Mittwoch Badener Zeitung 10. Juni 1908. Nr. 47. Waldboden unter den dichten Bäumen trägt einzelnes Unterholz und Waldblumen, wo noch zwiſchen Akazien die Felſen hervorlugen, ſind ſie mit Fingerkraut, dem weißen und gelben Pfefferkraut und kleinen Gräſern bewachſen. Ueberall erſchallt Vogelgeſang. Einen idylliſchen Anblick gewährt der obere Teich mit der Bienenburg im Hintergrunde. Die Oberfläche ſchmücken ungefähr zwanzig üppige Teichroſenpflanzen mit den ſchwimmenden Blättern und den vielfarbigen, großen, vollen Blüten. Schneeweiß und roſenrot, blaßviolett und gelb und dunkelrot ſchimmern die träumenden Roſen und der Morgenwind kräuſelt die Wellen ringsum. Den Strand umſäumen dunkle Föhren, lichte Birken, ernſte Schwertlilien und flüſternde Gräſer. Im ganzen Umkreis ein reiches, freudiges, ſingendes Vogelleben! Es war nämlich die herrliche Montagsfrühe, da nach den regneriſchen Tagen die helle Sonne den kühlen Lufthauch durchdrang, als wir dieſen noch zu wenig beſuchten Teil des oberen Parkes durchwandelten. Durch Kiefernwald und niederes Gebüſch, an deſſen Laube tauſende Tau - perlen im Morgenſchein glitzerten, führte uns der Weg in die obere Putſchanerlucke und zum Muſeum der n. -ö. Landesfreunde, deſſen neuer Zubau, der Kaiſerjubiläumsſaal, ſeiner Vollendung entgegengeht. Dahinter befindet ſich die Neuanlage eines botaniſchen Gartens, wo das Edelweiß ſeine Sterne entfaltet und mannigfache Alpen - und Karſtpflanzen blühen, und eine hübſche Grotte, zu der nun Stufen gemacht worden ſind. Ueber die Thereſienhöhe am Rudolfshof vorbei ſind ſchöne, ſchon in den Morgenſtunden rein - gefegte Promenaden, und hier gelangt man rechts vom neuen Fahrwege zum „ Schneebergblick “, zu dem von Herrn Mautner von Markhof geſpendeten Pa - villon, der nur noch eines gediegenen Anſtriches be - darf. Die Rundſicht von dieſem Punkte aus iſt ſehr ausgedehnt und umfaßt den ganzen Horizont vom Eiſernen Tore bis ins Marchfeld, Schneeberg, Wechſel, Roſaliengebirge bis Oedenburg, Leithagebirge, Hunds - heimer und Hainburgerkogel, kleine Karpathen, deren Anblick wir zwar auch von anderen Ausſichtshöhen genießen können, der aber hier am leichſten zu er - reichen iſt. Ein Spaziergang durch die Weingärten beſchloß den Morgen. Wir ſahen da wohl Wunder der Fruchtbarkeit unſerer Reben, leider auch Schäden durch den Wind, weil die üppig emporgeſproſſenen Zweige nicht rechtzeitig angebunden worden waren.
In den Par - terreräumen der hieſigen Knaben-Bürgerſchule wurde am Samstag anläßlich der Bezirks-Lehrerkonferenz eine Ausſtellung von Lehrmitteln und Zeichnungen veranſtaltet. Erſtere war das Werk der überaus tätigen Firma Pichler’s Wwe. und Sohn, letztere der Schulen Kunzfeld und Grimme. Schon in den Korri - doren ſah man lehrreiche Bilder aus der Natur - geſchichte, dem Volksleben und der Geſchichte, präch - tige Darſtellungen von Landſchaften mit Völkertypen, von verſchiedenen Gewerbstätigkeiten und landwirt - ſchaftlichen Arbeiten und zahlreiche Bilder einzelner Induſtriezweige in ganzen Entwicklungsſerien. Auch in den Sälen konnte man dasſelbe bewundern, be - ſonders die großen, plaſtiſch hervortretenden Wand - karten. Hiebei iſt aber zu bemerken, daß dies alles öſterreichiſche Erzeugniſſe ſind, die den früher be - liebten ausländiſchen, beſonders reichsdeutſchen, punkto Konkurrenz in keiner Weiſe nachſtehen, was am beſten der Umſtand beweiſt, daß ſie nicht nur in Oeſterreich, ſondern auch in ganz Europa, auch in Aſien und beſonders in Amerika von Lehranſtalten angekauft werden. Beſonders anziehend ſind die zoologiſchen Wandtafeln, die biologiſchen und phyſiologiſchen Bilder, Präparate und Modelle, die technologiſchen und Warenſammlungen, die für den praktiſchen Unter - richt unnennbaren Wert beſitzen. Die neueſten Er - rungenſchaften auf dem Gebiete der bildlichen Dar - ſtellung von Land und Leuten ſind die „ Bilder aus Oeſterreich “und eine Bilderfolge „ Denkmäler in Oeſterreich “. Daneben ſahen wir allerlei gewerbliche Geräte, Modelle, Muſterwerkzeuge für gewerbliche Schulen, Erzeugniſſe der Ton - und Glasfabrikation, phyſikaliſche und chemiſche Apparate in gediegenſter Herſtellung, mit denen uns der Herr Vertreter der Firma auch Experimente von tadelloſer Exaktheit vorgeführt. Drei reiche Verzeichniſſe über Lehrmittel und Bücher beweiſen die ausgedehnte Tätigkeit dieſer Firma, die ſich ſchon ſeit dem Inslebentreten des Reichsvolksſchulgeſetzes mit der Herſtellung und dem Vertriebe von Lehrmitteln befaßt. Und wir wiſſen, daß dieſe einheimiſche Firma nur wirklich gute und brauchbare Sachen liefert. Davon ſind die vielen be - ziehenden Anſtalten und Private wohl überzeugt. Eine beſondere Beachtung verdient das Skioptikon, das von der Firma in ganz neuer, handlicher, ſicherer und feſter Form bietet. Die Behandlung desſelben iſtleicht, gefahrlos, die projizierten Bilder ſind ſcharf und rein. Es hieße Gras auf die Wieſe tragen, wollte man noch mehreres anführen. Die Ausſtellung der Zeichnungen iſt ebenfalls reich beſchickt und man lernt an ihnen den herrlichen Erfolg der Natur - malerei und - zeichnung kennen. Die ganze Ausſtellung war im beſten Sinne des Wortes ſehr gelungen.
Die Auf - nahme der Aſpiranten in den I. Jahrgang der Ar - tilleriekadettenſchule in Traiskirchen findet Mitte Sep - tember dieſes Jahres ſtatt. Zur Aufnahme gelangen Jünglinge, welche mit 1. September d. J. das 14. Lebensjahr erreicht und das 17. nicht über - ſchritten und die vier unteren Klaſſen einer Mittel - ſchule mit mindeſtens „ gutem “Geſamterfolg abſolviert haben. Von ungenügenden Noten in lateiniſcher und griechiſcher Sprache wird abgeſehen. Den einzelnen Klaſſen der Mittelſchulen ſind die korreſpondierenden Klaſſen der nach dem 38. Geſetzartikel vom Jahre 1868 organiſierten ungariſchen Bürgerſchulen, der Kommunalbürgerſchule in Fiume, dann die 5. bis 8. Klaſſe der kroatiſchen „ höherer Volksſchulen “in Oto - čac, Ogulin, Siſſek Neu-Gradiska, Brod, Virovitica und Kopreinitz hinſichtlich der Anforderung der nach - zuweiſenden Vorkenntniſſe für den Eintritt in eine Kadettenſchule gleichgehalten. Den Bürgerſchulen der im Reichsrate vertretenen Königreiche und Länder, ſowie den kroatiſchen Bürgerſchulen kommt dieſe Gleich - ſtellung nicht zu. Abſolventen der mit Verordnung des k. k. Miniſters für Kultus und Unterricht vom 26. Juni 1903, Z. 22.503, errichteten, mit Bürger - ſchulen verbundenen einjährigen Lehrkurſe werden probeweiſe zur Aufnahmsprüfung in den 1. Jahrgang zugelaſſen, wenn ſie einen ſolchen Lehrkurs, an welchen die deutſche und franzöſiſche Sprache, dann die Al - gebra obligate Unterrichtsgegenſtände ſind, mit min - deſtens „ befriedigendem (gutem) “Erfolg abſolviert haben. Die Aufnahme in einen höheren als den erſten Jahrgang kann nur erfolgen, wenn außer der vorgeſchriebenen Vorbildung bei der Aufnahms - prüfung auch die Kenntnis jener militäriſchen Unter - richtsfächer nachgewieſen wird, welche in den niederen Jahrgängen gelehrt werden. Die Aufnahme in den 3. Jahrgang iſt nicht zuläſſig. Unterrichtsgegenſtände für die Aufnahme in den 1. Jahrgang: Deutſche Sprache, Arithmetik und Algebra, Geometrie, Geo - graphie, Geſchichte, Naturgeſchichte, Phyſik, Chemie, dann in der ungariſchen Parallelklaſſe ungariſche Sprache. Die Aufnahmsprüfung iſt in deutſcher oder ungariſcher Sprache abzulegen. Es iſt geſtattet, daß ſich die Aſpiranten hiebei, als Erleichterung zur Dar - legung ihres Wiſſens und ihrer Fähigkeiten, ihrer Mutterſprache bedienen. Sie müſſen aber die deutſche Sprache ſoweit beherrſchen, daß ſie den Vorträgen folgen können: Die Geſuche um Aufnahme ſind bis 15. Auguſt dem Kommando der Artillerie-Kadetten - ſchule in Traiskirchen bei Baden einzuſenden.
Die Nr. 41 der heute ausge - gebenen Kurliſte weiſt 2534 Parteien mit 7846 Perſonen aus.
In Baden ſind zum Kur - reſp. Sommeraufenthalte angekommen: Frau Gräfin Giſela Coudenhove, Herrenhaus - mitglied Dr. Bernhard Pientok, Hofrat Frei - berger, Frau Fürſtin Swiatopolk-Mirsky, Fürſt Alfred Georg Wrede, Hofrat Joſef Ritter v. Fiedler, Georg Graf Konarski, Sofie Ba - ronin Potier des Echelles, der ſpaniſche Bot - ſchafter Marquis Caſa Arollano, Graf Joſef Török mit Frau Gemahlin, Max Freiherr von Gagern.
Wie viel Menſchen - herzen hatten ſich auf ſchöne Pfingſten gefreut, wie viel Menſchen hatten darauf gerechnet, in dieſen Tagen der blühenden Natur einen Beſuch abzuſtatten — und alles ward zu Waſſer. Schon am Freitag, beſonders aber am Samstag, verkündeten Gewitter einen Wetterumſchlag, der denn wirklich nach dem letzten, dem ſamstägigen, mit verheerenden Nieder - fchlägen und einem empfindlichen Temperaturrückgang verbundenen Wetterſturz einſetzte. Der Sonntag war ſo gut wie verloren. Trotzdem ließen ſich die mutigen Naturfreunde nicht abhalten und eine große Anzahl derſelben fuhr in die Berge und beſuchte auch unſern Kurrayon. Die exponierten Gaſtwirtſchaften jeglicher Art hatten jedoch einen empfindlichen Schden, da ſie eben auf Gäſte gerechnet hatten, die nicht kamen, und ihnen daber von all den vorbereiteten Vorräten ein gewaltiger Ueberſchuß verblieb. Der zweite Feiertag war ſchön, doch konnte er nimmer gutmachen, was ſeine Vorgänger verdorben hatten. Eine Hoffnung ſchöpften diejenigen, die an die Untrüglichkeit der Bauernregeln glauben. Der Montag war Medardus -tag. Wenn es an dieſem regnet, ſo regnet es vierzig Tage fort. Aber wenn es ſchön und voll Sonnen - ſchein iſt, wie es wirklich war, dann — kann’s auch regnen, wann es will. War doch gleich der Diens - tag ein trotziger, kühler, feuchter Tag, der dem Wetterpropheten Medardus wahrlich keine Ehre machte. Für die Kulturen unſerer Gegend, die vor dem drohenden Hagelſchlag gottlob verſchont geblieben ſind, wäre aber jetzt ein ſonniges, warmes Wetter von unſagbarer Bedeutung.
Wir ſind im Roſenmond und aus allen beſſer gehaltenen Gärten leuchten uns in abwechſelnden Farben und vielartigen Geſtalten die Blumenköniginnen entgegen und ſenden uns ihren hehren Duft zu. Die Roſe bildet die Hauptfreude des aufmerkſamen Pflegers und zugleich auch den ſchönſten Lohn der Pflege und Wartung. Wo ſie als Schnittblume gezogen wird, bringt ihre Kultur auch ziemlich viel ein; denn ſie iſt und bleibt die belieb - teſte und königlichſte Blumenſpende. Und ihre Auf - zucht iſt nicht allzuſchwer. Es wundert uns, daß ſich in unſerer Gegend noch nicht ein Spezialiſt in Ro - ſenzüchtung gefunden hat; das dürfte doch lohnend ſein, wenn man die nicht unbequeme Vermehrung der Wildlinge berückſichtigt. Freilich ſollten nicht ſtets Hochſtämme gezogen werden; denn unſere windreiche Gegend eignet ſich hiezu nicht beſonders. Aber noch etwas ſpricht gegen die Hochſtämme, der Umſtand, daß man die Roſen immer nur von unten oder aus der Entfernung ſieht, während ein Niederſtrauch den vollen Anblick der ganzen Prachtentfaltung und den ganzen ätheriſchen Duft zur Geltung kommen läßt. Im übrigen können wir allen Gartenbeſitzern nur raten: Pfleget und heget die Roſen, beſonders die Zentifolien, ihr werdet ſelbſt Freude daran haben!
Zwei Tri - bünenſitze auf dem Kärntnerring, erſte Reihe, ſind aus Gefälligkeit in der k. k. Haupttraſik (Baden, Hauptplatz) zu verkaufen.
Der Monteur Joſef Ulrich aus Wien paſſierte Dienstag frühmorgens das Eiſerne Tor. Auf dem ſogenannten „ ſteinigen Weg “ſtürzte er in der herrſchenden Dunkel - heit und zog ſich am linken Unterſchenkel einen doppelten Bruch zu. Seine Begleiter eilten zu Tal, wo die Rettungsabteilung aviſiert wurde, die den Verunglückten in das Rath’ſche Spital transportierte.
Das Kaiſer-Jubi - läums-Fußballturnier, welches Samstag und Sonntag zwiſchen den Mannſchaften von zehn Mittelſchulen von Wien und Baden hätte ausgefochten werden ſollen, mußte am Sonntag Nachmittag unterbrochen werden. War ſchon tagszuvor der Boden der Spielbahn glitſcherig, ſo hatte der Dauerregen denſelben am Sonntag ſchon ſturzgefährlich gemacht, ſo daß ſich die Herren Leiter in Anbetracht der Gefahr für die geraden Glieder der Teilnehmer am Turnier entſchloſſen, den Entſcheidungskampf auf nächſten Sonntag zu ver - ſchieben. Es kommen zunächſt die letzten Sieger Baden und Floridsdorf und Hietzing und Währing-Marga - rethen auf den Kampfplatz und zum Schluſſe die letzten ſiegenden Partien. Die beſten zwei Anſtalten erhalten Ehrenpreiſe, deren einen die Stadt Baden gewidmet hat. Der Zuſchauerraum war infolge des ſchlechten Wetters faſt nur von Studenten und be - ſonderen Intereſſenten beſucht. Es wäre zu wünſchen, wenn ſich am nächſten Sonntag eine größere Menge einfände. Nebenbei bemerkt, haben die Badener günſtige Chancen zur Erwerbung des erſten Preiſes, da ſie bisher gegen die Sieger im Turniere Staatsgymnaſium Döbling und Staatsrealſchule Wieden 7: 2 ſtehen, überhaupt der beſte Rekkord, der an den beiden Halb - tagen geſchlagen worden iſt.
hält Samstag, den 13. d. M., um 8 Uhr abends, in Prykrils Saal einen Unter - haltungsabend ab. Zu demſelben haben ihre Mit - wirkung in liebenswürdigſter Weiſe zugeſagt: Frau Lola Lebenſaft, Frl. Mitzi Juſt, Herr Profeſſor Joſef Haindl, Herr Heinrich Bormann und die Salonkapelle Partik-Waclaweck.
Im Eiſenbahn-Hotel am Hochſchneeberg (Pächter Joſef Panhans) wurde der diesjährige Betrieb bei ſehr günſtiger Witterung am 4. d. M. wieder aufgenommen.
Die eben erſchienene Juninummer des „ Teplitzer Stenographenblattes “verlautbart das Ergebnis des erſten Preisſchreibens des „ Allgemeinen deutſchen Stenographenbundes, Syſtem Gabelsberger “(der alle die Wiener Schreibweiſe vertretenden Vereine Oeſterreichs und Deutſchlands umfaßt) und entnehmen wir demſelben, daß der Badener Verein die meiſten Preiſe davontrug, und zwar ſämtliche durch ſein5Nr. 47. Mittwoch Badener Zeitung 10. Juni 1908. Vorſtandsmitglied Herrn Gemeindeadjunkten Alfred Kobl, der nach einem Glückwunſchſchreiben der Dres - dener Preisrichter die beſte Arbeit geliefert hat. Herr Kobl erhielt für ſtenographiſche Verkehrsſchrift den Hauptpreis, für Schön - und Debattenſchrift je einen Nebenpreis.
veranſtaltet Sonntag, den 14. d. M., nachmittags, einen Sänger - ausflug nach Gaaden, zu dem alle Vereinsmitglieder freundlichſt eingeladen werden und Gäſte willkommen ſind. Heute Mittwoch Uebungsabend in Wickerhauſer’s Hotel.
Der noch in der Vorſaiſon am hieſigen Theater engagiert geweſene Schauſpieler und Regiſſeur Herr Emil Elmenberg ſtürzte ſich Sonn - tag abends in Wien vom zweiten Stockwerk ſeines Wohnhauſes herab und blieb mit zerſchmetterten Gliedern liegen. Die Rettungsgeſellſchaft transportierte den Schwerverletzten in das Spital. Was Elmen - berg zn dieſer Tat getrieben, iſt bis zur Stunde nicht bekannt.
Der ſtädtiſche Sicherheits - wachinſpektor Heinrich Seebacher ſchoß ſich Sams - tag vormittags in ſeiner Wohnung aus einem Dienſt - revolver, den er ſich unter einem Vorwande von einem Wachmanne ausgeliehen hatte, eine Kugel in die rechte Schläfe und war binnen wenigen Minuten eine Leiche. Der Selbſtmord dürfte mit dem vor einigen Tagen vorher auf gleiche Weiſe erfolgten Selbſtmord ſeiner 18jährigen Schwägerin Marie Stoppacher, zu der er eine Zuneigung gefaßt hatte, in Verbindung ſtehen.
Im Kaffeepavillon des Herrn Ruß im Parke wurde in der Nacht vom Samstag auf Sonntag ein Säckchen mit dem Inhalte von 170 K, das in einer Lade aufbewahrt wurde, ent - wendet. Der Verdacht lenkte ſich auf einen Aushilfs - kellner, der jedoch entſchieden leugnet, die Tat voll - bracht zu haben.
Dem Rath’ſchen Krankenhauſe in Baden haben Bücher, Zeitſchriften, Zeitungen ꝛc. geſpendet: Frau Lina Daum, Herr Dr. Wettendorfer, Frau Malcher, Fräulein Bittner, Frau Lucia Forſter, Herr Johann Mahorſchitz, Frau Farkasz, Frau Anna de Lafoſſe, Frau Eliſe Heim, Frau A. G. Dem - ſelben Krankenhauſe haben die Herren Roſanis & Winter in Wien durch Herrn Joſef Jörgl 25 Flaſchen Hunyadi Janos-Bitterwaſſer und Herr Joſef Sieg - mund in Wien durch Herrn Joſef Kurz 13 Flaſchen Kobersdorfer Sauerbrunn geſpendet. — Für dieſe Spenden wird ſeitens der ‚ Krankenhausverwaltung herzlichſt gedankt.
am 3. Juni 1908. Die Zufuhr betrug: 170 Kilo Rindfleiſch, 178 Stück Kälber, 148 Stück Schweine, 8 Stück Schafe, 3 Stück Lämmer, 8 Stück Kitze, — Stück Faſan, — Stück Rebhühner, — Schnepfe, — Stück Wildente, 5 Stück Rehe, — Stück Haſen, — Stück Hühner. Die Preiſe ſind folgende: Rind - fleiſch per Kilo von K 1·20 bis 1·40, Kalbfleiſch per Kilo von 1· — bis 1·40, Schweinefleiſch per Kilo von 1·20 bis 1·30, Schafe per Kilo von — ·90 bis 1·10, Lämmer per Stück von 8· — bis 10· —, Kitze von 2·40 bis 7· —, Rehe von 1·70. bis —. —.
Mittwoch, den 10. d. M., um ½8 Uhr abends, wird in Schinken - meiers Gaſthausſaal vom Wanderlehrer Herrn Wilh. Güntſchel ein Vortrag abgehalten: „ Der Kampf unſerer deutſchen Brüder an der Sprachgrenze und die Schutzarbeit des deutſchen Schulvereines. “
beſuchte am 2. d. M. die Leobersdorfer Maſchinenfabrik. In Begleitung des Miniſters war der Sektionsrat Dr. Zampach. Zum Empfang der hohen Gäſte hatten ſich Vizepräſident Stern, die Verwaltungsräte von Asboth, Britz, Dr. Kallberg und Neurath, der Generaldirektor Schäffer und deſſen Stellvertreter Fähndrich in der Fabrik eingefunden. Der Miniſter beſichtigte alle Abteilungen der ausgedehnten Fabrik und be - kundete für die Dieſelmotoren beſonderes Intereſſe. Auch einzelne Arbeiter ſprach der hohe Gaſt in leut - ſeligſter Weiſe an. Auch verſchiedene Wohlfahrtsein - richtungen der Firma wurde beſehen und der Miniſter ſprach ſich ſehr lobend über das Geſehene aus. Hier - auf wurde im Feſtſaale der Fabriksreſtauration ein kleiner Imbiß genommen, welchen Reſtaurateur Bru -ſatti aus Baden beiſtellte. Vizepräſident Stern hielt eine Anſprache an den Miniſter und dankte für den Beſuch und das hiebei gezeigte Intereſſe. Dr. Fiedler erwiderte, es freue ihn ſehr, Gelegenheit gehabt zu haben, die bedeutenden Leiſtungen der Leobersdorfer Maſchinenfabriks-Aktiengeſellſchaft kennen zu lernen. Um 1 Uhr fuhr der Miniſter wieder mittelſt Automobil nach Wien.
Die letzte Kurliſte weiſt 390 Parteien mit 1388 Perſonen aus. Da - gegen betrug die Zahl der Sonntagsausflügler laut Fahrkartenausgabe 9054.
Wie bekannt, wurden die Gattin und Schwägerin des Badener Stations - kommandanten, Herrn Oberſten Krebs von Sturm - wall durch einen Blitzſtrahl in der Nähe des Anninger Schutzhauſes ohnmächtig zu Boden geſtreckt und mußten mittelſt Tragbahren ins Schutzhaus zurückgetragen werden. Der Anningerwirt, Herr Hithaler holte ſofort von Gaaden ärztliche Hilfe in der Perſam des Gemeindearztes Dr. Freißler, worauf die beiden Damen ſchließlich mittelſt des Städt. Rettungswagens nach Baden transportiert wurden. Hiebei intervenierten Herr Dr. Löwe und der Feuerwehrhauptmann Herr Nacke.
Am 2. d. M. kolli - dierte in der Station Perchtoldsdorf ein Perſonen - zug der Dampftramway mit einem Materialzug, wodurch leider zwei Perſonen ſchwer und vierzehn leicht verletzt wurden.
Am 4. d. M. geriet die Hauſiererin Frau Thereſe Pöſſl unter einem Zug der elektriſchen Bahn Wien-Baden, wodurch ihr der rechte Arm gebr[o]chen wurde.
Am 6. d. M. wurde Mödling von einem verwüſtenden Hagelſchlag heimgeſucht.
Im Monate Mai 1908 wurden von 780 Parteien, darunter 113 Neu Einlagen, Kr. 262. 109·05 ein, gelegt und an 875 Parteien, darunter 96 total: Kr. 274. 856·28 rückgezahlt. — Stand mit 30. Mai - Spareinlagen (4¼%) 8490 Konti, K 8,231. 424·03 Hypothekar-Darl. (5%) 1564 Part., „ 7,012.741.23 Wechſel-Darlehen (6%) 194 „ „ 93. 700· — Effekten-Vorſchüſſe (5½%) 35 „ „ 15. 354· — Ausgegebene Heimſparkaſſen 1055, hierauf eingelegt K 125. 289·85.
Die an Stelle der ausgeloſten Gemeindevertreter vorzunehmenden Neuwahlen finden noch im Laufe dieſes Monats ſtatt, u. zw. für den III. Wahlkörper am Montag, den 22. Juni, für den II. Wahlkörper am Dienstag, den 23 Juni und für den I. Wahlkörper Mittwoch, den 24. Juni, jedesmal von 7 — 10 Uhr vormittags. Eventuelle engere Wahlen finden noch am ſelben Tage im Anſchluſſe hieran ſtatt.
Sonntag, den 24. Mai l. J. fand in Traiskirchen die gründende Verſammlung der Ortsgruppe Traiskirchen und Umgebung des Vereines der Privatbeamten ſtatt. Präſident Kailer ſprach über die Notwendigkeit der Gründung einer Ortsgruppe und nahm hierauf die Wahl der Ortsgruppenleitung vor, bei welcher über Vorſchlag des vorbereiteten Ausſchuſſes folgende Herren gewählt wurden: Fritz Hofmann (Trais - kirchen) zum 1. Obmann, Karl Zimmermann (Möllersdorf) zum 2. Obmann, Theodor Drolz (Traiskirchen) zum Kaſſier, Ernſt Kubitſchek (Möllersdorf) zum Schriftführer, Arthur Fiſcher, Louis Hildesheim, Hans Wochele, Eduard Gabriel (Guntramsdorf) und Florian Bergmann (Traiskirchen) zu Beiräten, worauf der Zentralleitung in Wien in Form einer Reſolution der Dank für die Bemühung bezüglich Anregung der Novellierung des Privatbeamten-Verſicherungs-Geſetzes ausgeſprochen wurde. Die Ortsgruppe umfaßt folgende Orte: Traiskirchen, Wienersdorf, Möllersdorf, Guntrams - dorf, Trumau, Ober-Waltersdorf, Tribuswinkel, Teesdorf, aus welchen Orten bereits 42 Mitglieder begetreten ſind. Die nächſte Verſammlung iſt am 24. Juni, 7 Uhr abends, in Guntramsdorf bei Bierbaumer.
„ Nach Pottenſtein ſind wir g’fahrn mit der Literflaſchen und z’haus ſind wir kommen mit dem „ Federbuſchen “. Dieſes Lied hat ſich bei den Veitsauer Stellungspflichtigen ſo ziemlich bewahrheitet, denn von den elf Aſſent - pflichtigen ſind neun für tauglich befunden worden, die — ihrem Wunſche entſprechend — hier ver - veröffentlicht werden. In der I. Klaſſe: Gamp Franz, Böſendorfer F., Haas Johann, Wanda; in der II. Klaſſe: Hönigsberger K., Gerek; in der III Klaſſe: Prendinger F., Karner Anton, Sadler Johann.
Seit Herbſtv. J. findet ſich in Herrn Prendinger’s Gaſthaus alle Donnerstag abends eine gemütliche Geſellſchaft zuſammen, die ſich mit Scheibenſchießen unterhält. Nicht nur von Berndorf, ſondern auch von Grillen - berg und Hernſtein finden ſich Liebhaber dieſes Sportes und ſei an dieſer Stelle dem Schützenmeiſter Herrn Rhunau, welcher ſich um die Gründung des Klubs beſonders verdient machte, ein kräftiges „ Schützen Heil! “zugerufen.
Die Firma Hansmann & Co. in Wien iſt gegenwärtig mit der Einrichtung einer Sauerſtoff - fabrik hier beſchäftigt. Die Fabriksräumlichkeiten und eine Waſſerkraft hat die Firma von dem Direktor der Bosniſchen Elektrizitätsgeſellſchaft, Dr. Hugo Koller, gepachtet. Bei der Sauerſtofferzeugung werden vier neue öſterreichiſche Patente zur Anwendung kommen. Die Fabrik wird vorerſt auf eine jährliche Erzeugung von 36.000 Kubikmetern eingerichtet werden. Im Laufe dieſes Jahres ſoll die Produktion auf 100.000 Kubikmetern erhöht werden. Der Sauerſtoff ſoll für die autogene Schweißung der Metalle und zu hygieniſchen Zwecken verwendet werden.
Montag, den 1. d. M.: „ Der G’wiſſens - wurm “. In der ſehr mäßig beſuchten Anzengruber - komödie behauptete wie immer unſer ausgezeichneter Anzengruberdarſteller Herr Schneider als Duſterer ſeine dominierende Stellung. Seiner mit vorbedachtem Lokalkolorit verſehenen Nuanzierung fehlte kein Jota, trotz der etwas ungemütlichen Atmoſpäre des leeren Hauſes, der ſich nicht alle Mitwirkenden entziehen konnten.
Nicht übel, nur etwas unſicher, faßte Herr Ranzenhofer den Grillhofer an, dagegen gänzlich verfehlt Frau Falkenſtein die Poltnerin, was übrigens ſchon im vergangenen Winter konſtatiert wurde. Eine Wandlung zum beſſeren iſt in dieſer, ſagen wir merkwürdigen Auffaſſung[i]nzwiſchen nicht eingetreten. Im Gegenteil, in der Arena macht ihre Unnatürlichkeit einen noch geſteigerten Eindruck.
Dienstag, den 2. d. M., blieb die Bühne an - läßlich der in Baden ſtattfindenden Feſtlichkeiten ge - ſchloſſen.
Mittwoch, den 3. d. M., fand eine durch das Wetter und Rolldachgeräuſche beeinträchtigte Auf - führung der „ Frühlingsluft “ſtatt. Mit dieſer Vorſtellung ſoll — wie es heißt — ein Teil des techniſchen Perſonals wieder in Aktion getreten ſein. Hoffentlich ſind die früher erwähnten Uebelſtände nun beſeitigt.
Ueber die Wiedergabe und Hauptbeſetzung der Operette iſt ſchon oft und zur Genüge berichtet worden. Weit mehr würde es ſich lohnen, über das zu ſchreiben, was im laufe der Zeit nach und nach weggeblieben und das heute ſo bedeutend, daß ein halbwegs geſchicktes Autorenpaar Muſik und Text für eine neue Operette beiſammen hätte. Warum läßt man dieſe Verſtümmelungen angehen?
Donnerstag, den 4. d. M.: „ Der Raſtel - binder “mit Herrn Hugo Steiner als Pfeffer - korn. Wohl nächſt dem Lothar des „ Walzertraum “eine der dem neuen Komiker am beſten zuſagenden Rollen. Und das will viel ſagen. Gerade der Pfeffer - korn muß hier meiſtens mit Schwierigkeiten kämpfen, die ſich aus den noch unverblaßt in Erinnerung ſtehenden Eindrücken des erſten Pfefferkorn konſtru - ieren. Herr Steiner hatte jedoch erfreulicherweiſe durch dieſe reminiszentale Konkurrenz keinerlei Ein - buße erlitten, was ſich auch noch während des Ver - laufes der Vorſtellung in der animierten Stimmung des Publikums deutlich bekundete. Frau Herma, die ſangestüchtige Suza, und die Herren Schütz, Kraus und Ott ſorgten wie gewönlich für die übrigen Hauptpartien.
Fre[i]tag, den 5. d. M., zum erſtenmale: „ Die blaue Maus “. Die Herren Engel und Horſt ſcheinen jetzt den Franzoſen ins Handwerk pfuſchen zu wollen. Ihre „ blaue Maus “, genannt im bürgerlichen Leben Fanchon Ducloir, ein fideles pikantes Lebeweſen aus der Welt, in der man ſich nicht langweilt, raſchelt in einem Kunterbund von unmöglichen Situationen munter und ausgelaſſen herum und bringt ein Durcheinander auf der Bühne zuwege, wie das ſonſt nur Sache der akkreditierteſten Autoren des ſchlüpfrigen Joſefſtädter Bodens iſt. Wie bei dieſer, darf man die Vorgänge nicht unter der Lupe der Wahrſcheinlichkeit betrachten,6Mittwoch Badener Zeitung 10. Juni 1908. Nr. 47. ſondern ſie ſo nehmen, wie ſie geboten, und die mo - mentane Komik, den Humor des Augenblicks auf ſich wirken laſſen. Unter dieſen Geſichtspunkten ſind eben alle Werke dieſes Genres, ob ſie nun vom Strande der Seine oder der Donau herſtammen, geſchrieben worden und in den meiſten Fällen haben ja auch die Autoren recht behalten, wenn ſie auf die Lachluſt des Publikums ſpekulieren. Schließlich unterhält man ſich ja tatſächlich bei der E[n]trollung des Avancements - Triks, den der Eiſenbahndirektionsſekretär Cäſar Robin erſann, um laut Bedingung ſeines Schwiegervaters ſo bald als möglich Bureauchef zu werden. Sein Vorſtand, Lebodien, der Direktor der Eiſenbahn, regelt die Avancementsverhältniſſe ſeiner Untergebenen nämlich nach den ihm perſönlich entgegengebrachten größeren oder kleineren Liebenswürdigkeiten ſeitens ihrer Frauen.
Robin aber möchte begreiflicherweiſe ſeine kleine Frau vor den Zudringlichkeiten ſeines Chefs bewahren, aber doch vorwärts kommen und ſtellte daher dem guten Direktor Fanchon Ducloir eine die „ blaue Maus “benannte Größe nachmitternächtlicher Ver - gnügunslokale, die er für gute Worte und noch viel mehr Geld für ſeine Zwecke gewannen, als Gattin vor. Was nun folgt, iſt das bereits in allen Ton - arten gebrauchte Thema der Verwechslungen, das aber noch immer ſeine Schuldigkeit tut und ſeine endliche Entwirrung mit totaler Befriedigung ober - halb und unterhalb der Rampe feiert. Ein bischen plump iſt der zweite Akt mit der Pfändungsgeſchichte ausgefallen.
Darſtelleriſch erwies ſich unſer Enſemble wieder ſehr tüchtig. Frl. Frank war eine reizende „ blaue Maus “, die mit graziöſer Ungeniertheit über diverſe Wagniſſe hinwegſchlüpfte. Herr Gregor gab den Cäſar Robin mit guter Laune und allen Behelfen der Situationskomik und Herr Erl ſtempelte den direktor - lichen Schürzenjäger Lebodieu zu einer brillanten Schwankfigur. Frau Maugſch als deſſen Ehegeſpons, Frl. Jolanda (Clariſſe), lieb und unſchuldsvoll, Herr Neufeld, der „ Gascogner “, Herr Ranzen - hofer als Mosquitiez ein wenig zu derb, beſchloſſen die Reihe der bedeutenderen Rollen und damit ein Enſemble, das für flottes Zuſammenſpiel wiederholt den Dank des Auditoriums entgegennehmen konnte.
Samstag, den 6. und Sonntag, den 7. d. M. folgten Repriſen von „ Das Veilchenmädel “und „ Ein Walzertraum “und Montag, den 8. die erſte Doppellvorſtellung „ Er und ſeine Schweſter “und „ Die Förſter-Chriſtl “. Alles in bekannter Beſetzung. Der Beſuch war während der Pfingſt - feiertage ein außerordentlich guter und wahre Applaus - ſalven bezeugten die Zufriedenheit der Hörer über die wirklich hübſchen und ſehr gelungenen Vor - ſtellungen.
Druck und[V]erla[g]der[Buchdruckerei Johann Wladarz, vormals]H. H[aaſe ,]in Baden. — Verantwortlicher Schriftleiter Rudolf Bauer.
Benjamin FiechterSusanne HaafNote: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat).2018-01-26T13:38:42Z grepect GmbHNote: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2018-01-26T13:38:42Z Amelie MeisterNote: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2018-01-26T13:38:42Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe
Fraktur
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