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Nr. 50. Baden bei Wien, Mittwoch, den 21. Juni 1916. 37. Jahrg.

Die Neubildung des itali - eniſchen Kabinetts.

Unter argen Geburtswehen iſt die Neubil - dung des italieniſchen Miniſteriums vor ſich ge - gangen. Die Schwierigkeiten, welche ſich der Kabinettsbildung in den Weg ſtellten, waren vorauszuſehen und ſind vollauf begreiflich. Bei einem Haar hätte es auch der kommende Miniſter - präſident Boſelli abgelehnt, die ihm übertragene wenig angenehme Miſſion durchzuführen. Erſt als es der perſönlichen Intervention des Königs gelang, den Schatzminiſter Carcano zu beſtimmen, ſeinen bisherigen Poſten beizubehalten, erklärte ſich Boſelli bereit, die Bildung des Miniſteriums durchzuführen. Dem neuen Kabinett Boſelli wer - den daraus erkennt man die Verlegenheiten der Regierung drei bis ſechs Miniſter ohne Portefeuille angehören. Außerdem werden zwei neue Miniſterien geſchaffen. Eines für Eiſenbahn und Handelsſchiffahrt und eines für Induſtrie, Handel und Arbeit. Das Miniſterium des Innern wird nun vom bisherigen Juſtizminiſter Orlando geleitet werden. Die bisherigen Miniſter Sonnino, Carcano, ferner der Kriegsminiſter Morrone und der Marineminiſter Corſi behalten auch im neuen Miniſterium ihre bisher verwalteten Portefeuilles bei.

Betrachtet man das neue italieniſche Mini - ſterium, welches ſich wahrſcheinlich ſchon in den nächſten Tagen der Kammer vorſtellen wird, nach der parteipolitiſchen Zugehörigkeit der einzelnen Miniſter, ſo wird man unſchwer die Abſicht Boſellis verkennen, die Verantwortung auf alle Kammerparteien zu verteilen. Es gehören dem neuen Miniſterium an fünf Konſervativ, Li - berale, vier Demokraten, zwei Radikale, zwei Reformſozialiſten, ein Klerikaler und ein Repu - blikaner. Was die Stärke betrifft, auf die ſich das neue Miniſterium in der Kammer ſtützen kann, ſo iſt ſie nicht größer, als es jene war, auf die Salandra rechnen konnte. Eine unbedingte Mehrheit zuſammenzubringen, iſt auch Boſelli nicht gelungen. Daraus iſt auch hauptſächlich das lange Zaudern zu verſtehen, welches Boſelli der Uebernahme des Portefeuilles eines Miniſter - präſidenten entgegenſetzte. Aus dieſem Grunde wird man auch von dem neuen Miniſterium, dem wahrſcheinlich kein beſonders langes Leben be - ſchieden ſein wird, keine beſonderen Ueberraſchun - gen erwarten dürfen. Das Vertrauen des Volkes beſitzt die neue Regierung nicht. Darüber können nicht die leiſeſten Zweifel obwalten.

Die neue Regierung iſt nichts anderes als das Produkt der politiſchen Diktatur, welche die Entente heute über Italien ausübt. Zu allem übrigen Unglück muß das italieniſche Volk nun wahrnehmen, daß es auch die politiſche Frei - zügigkeit, ſeine politiſche Selbſtändigkeit verloren hat. Die Befreier haben das italieniſche Volk unter die Botmäßigkeit des Ententewillens ge - bracht. Italien darf ſein Haus nicht mehr nach den von den eigenen Bedürfniſſen diktierten Geſichtspunkten beſtellen. Es muß ſo tun, wie es diejenigen wollen, an die das Land um einen Judaslohn verraten und verkauft worden iſt. Die Kriegshetzerpreſſe wird bei der ihr eigenenWahrheitsliebe, verbunden mit der Kunſt, jegliche Vernunft und Wirklichkeit auf den Kopf zu ſtellen, das zuſtandegekommene Miniſterium Boſelli als einen glorreichen Sieg des italieniſchen Kriegsgedankens ausſchreien. Und ſo gewiß, als zwei mal zwei vier iſt, wird in der erſten Kammer - rede Boſellis, die wahrſcheinlich ſchon bei der Zenſur in London und Paris liegt, das berühmte heilige Feuer der Kriegsbegeiſterung , an dem der Ruhm des vom heiligen Egoismus erfüllten Italien feſtgeſchmiedet werden ſoll, gewaltig rauchen. Derartige Feuerwerke ſind jetzt allent - halben furchtbar beliebt. Herr Boſelli wird ſeinen Zuhörern dieſes Vergnügen gewiß nicht verſagen Er wird ſich dabei keinenfalls von dem Bewußt - ſein beirren laſſen, das dieſes heilige Feuer der Kriegsbegeiſterung eigentlich nur eine Fata Morgana iſt, die nur von Miniſterſtühlen aus ſichtbar iſt. Sei es aber wie immer, die itali - eniſchen Kriegshetzer haben Dank ihrer hohen und mächtigen Protektion, die aus den königlichen Schlafgemächern kommt, einen Sieg errungen, mit dem es ſich in einer Zeit, die wie die jetzige nur auf den Bluff eingeſtellt iſt, ganz gut Parade machen läßt. Der alte Kurs wird vorläufig bei - behalten, das Strafgericht über die Kriegshetzer ſcheint wieder auf eine Zeitlang hinausgeſchoben. Freilich, wie lange, das vermag kein Menſch zu ſagen. Doch eine Lotterwirtſchaft freut ſich ſchon darüber, wenn Ausſicht vorhanden iſt, dieſelbe auch nur um einen Tag länger fortſetzen zu dürfen. Den Schaden davon haben am Ende ja doch nicht diejenigen, die heute die hohe italie - niſche Politik machen. Der einzig Leidtragende iſt das Volk, dem weitere Rieſenopfer an Blut und Gut auferlegt werden, damit ſich eine Hand - voll bezahlter und beſtochener Kreaturen noch weiter ober Waſſer halten können.

Graf Tisza für die Freiheit der Einfuhr von Lebensmitteln?

Graf Tisza hat an die Budapeſter Selcherver - einigung ein Schreiben gerichtet, in dem er die Feſtſetzung von Höchſtpreiſen von lebenden Schweinen ankündigt. Graf Tisza ſchreibt da:

Das Weſen des Uebels liegt im Mangel an Kraftfutter und infolgedeſſen im Mangel an ge - mäſtetem Vieh. Dem abzuhelfen können wir erſt nach der bevorſtehenden Ernte beginnen. Bis dahin kann bloß von der Linderung des Uebels die Rede ſein. Darum ſind wir mit ganzer Kraft beſtrebt und wir beſchäftigen uns auch ernſtlich mit der Feſtſetzung von Höchſtpreiſen für Lebend - vieh. Nicht als ob wir von dieſer Maßnahme ſehr viel erwarten würden, ſondern weil wir das Publikum beruhigen wollen, daß alles mögliche geſchieht. Wir ſind in einer belagerten Feſtung. Wir ſtehen der in der ganzen Weltgeſchichte beiſpielloſen Erſcheinung gegenüber, daß unſere Feinde 150 Millionen Menſchen, wehrloſe Frauen, Kinder und Greiſe, durch Hungersnot bezwingen wollen. Dieſe abſcheuliche Abſicht wird nicht durchgeführt werden. Sie können Uebel und Leiden verurſachen, aber das Schrecklichſte haben wir bereits hinter uns. Denn im laufenden Jahre wird unſere Ernte immer reicher, es wird unszur Ernte ein größeres Gebiet zur Verfügung ſtehen als im vorigen Jahre. Die Verpflegung können uns die Feinde nicht unmöglich machen.

Unſere Feinde wollen uns dadurch aushungern, indem ſie es verhindern, daß wir Lebensmittel einführen. Mit Genugtung ſehen wir daher, daß der ungariſche Miniſterpräſident das eine abſcheuliche Abſicht nennt, und wir können daher wohl er - warten, daß er ſich allen Plänen, dieſe Aushungerung etwa ſo nach dem Kriege fortſetzen zu wollen, daß man die Einfuhr von Lebensmitteln durch hohe Zölle unmöglich macht oder erſchwert, mit der Energie entgegenſtellen wird, die er hier gegenüber den Aushungerungsplänen der Engländer betätigt.

Lokal-Nachrichten.

Fronleichnamsfeſt.

Der Kirchenmuſik - verein (Leitung: Chordirektor Nefzger) bringt zu Fronleichnam (Donnerstag) zur Aufführung: Meſſe in D-Dur K. V. 194, von W. A. Mozart, Gra - duale u. Sequenz von Kriſtinus, » Ave verum « von Mozart, Prozeſſionsgeſänge von Joſef Gruber. Das Hochamt beginnt um 8 Uhr, die Prozeſſion geht um 9 Uhr aus.

Perſonalnachricht.

Akademiſcher Maler Max Schödl, ſeit Dezennien ein treuer Beſucher Badens, iſt mit ſeiner Gemahlin zum Sommer - aufenthalte eingetroffen und in Sukfülls Hotel Grüner Baum abgeſtiegen.

Ein ehrendes Wort.

Die Freie Lehrerſtimme ſchreibt vom 18. d. M.: Dr. Guſtav Marchet, der Unterrichtsminiſter des Wahlrechts - miniſteriums, wurde jüngſt in Baden begraben. Die kurze Zeit ſeiner Miniſterſchaft kam beſonders der Univerſität zugute, denn Marchet ſorgte für den Aus - bau der wiſſenſchaftlichen Inſtitute. Auch die Ver - ſtaatlichung des Konſervatoriums hat er durchgeführt. Im Parlament hat er als Miniſter die Angriffe auf Profeſſor Wahrmund abzuwehren gehabt und auch bei der Erledigung der die Einreihung der Wiener Lehrerſchaft eingebrachten Rekurſe hat er dem Rechte zum Siege verholfen. Marchet war ein Mann des Fortſchrittes und hat ſich als ſolcher ſtets betätigt. Bezeichnend für ihn iſt, daß er ſich in der Kriegszeit der Kriegsfürſorge widmete und für die Verſendung von Büchern ins Feld eintrat. Marchet gehört zu den beſten Unterrichtsminiſtern, die Oſterreich ge - habt hat .

Vom Badener Kurorcheſter.

Herr Muſikdirektor Anton Konrath hat auf ſein An - ſuchen einen längeren Erholungsurlaub erhalten und tritt denſelben am 1. Juli an. Gleichzeitig übernimmt Kapellmeiſter Anton Max Wichtl die Leitung ſämtlicher Konzerte des Kurorcheſters.

Kunſtverein in Baden.

In der am Montag ſtattgefundenen Ausſchußſitzung des Kunſt - vereines in Baden gelangten alle Einzelheiten über die am 15. Juli zu eröffnende erſte Ausſtellung zur Verhandlung. Vizepräſident Herr Dr. Julius Brunner, welcher an Stelle des verreiſten Prä - ſidenten Freiherr v. Laſſer den Vorſitz führte, teilt mit, daß die Anmeldungen ausſtellender Künſtler unerwartet zahlreich eingelaufen ſind. Außer den ſechs größten Vereinigungen haben ſich 59 keiner Körperſchaft angehörige Künſtler angemeldet und2Mittwoch Badener Zeitung. 21. Juni 1916. Nr. 50zum großen Teile ſchon Bilder eingeſendet. Die Ge - noſſenſchaft der bildenden Künſtler Wiens wird über den Zeichenſaal und die Hälfte des großen Ganges im erſten Stocke des Lyzeums verfügen. Für die Badener Künſtler iſt ein geeigneter Raum gegenüber der Hauptſtiege reſerviert. Durch das Entgegenkommen der Direktion des Lyzeums können auch einige Nebenräume benützt werden. Die Kunſtwerke werden im ganzen in 6 Sälen und in dem Gange unter - gebracht ſein. Der Vorſitzende machte auch die Mit - teilung, daß für das Amt der Juroren einſtweilen die Herren Jungwirth, Kaſſin, Michalek und Probſt gewonnen wurden und zwei andere namhafte Künſtler hiefür noch in Ausſicht ſtehen. Nach allen bisher getroffenen Vorkehrungen dürfte die am 15. Juli zu eröffnende Kunſtausſtellung als eine reichhaltige und intereſſante Veranſtaltung zu begrüßen ſein, welche der Kurſtadt Baden zur Ehre gereichen wird.

Wohltätigkeitsvorſtellung.

Heute, Mittwoch, 7 Uhr abends, findet im Jubiläums-Stadt - theater die unter dem Protektorate Ihrer Exzellenz Frau Marianne Gräfin Orſini-Roſenberg ſtehende Wohltätigkeitsvorſtellung zugunſten des Roten Kreuzes und des Offiziers-Witwen - und Waiſenheimes ſtatt. In dem von uns bereits mitgeteilten reichhaltigen Programm erfolgte inſoweit eine Abänderung, daß anſtatt der wegen eingetretener Hinderniſſe ent - fallenden Operette Grenzabenteunr die k. k. Hof - opernſänger Laurenz Corvinus und Karl Ritt - mann Duette aus der Oper Die luſtigen Weiber von Windſor zum Vortrage bringen werden. Die Kartenausgabe für dieſe Wohltätigkeitsvor - ſtellung findet an der Theaterkaſſe ſtatt.

Großes Kriegsfürſorge-Parkfeſt in Baden.

Der Vergnügungs-Verein Baden, ver - anſtaltet Samstag, den 24 Juni abends 8 Uhr im ſtädtiſchen Kurparke zu Gunſten der Kriegsfürſorge ein Kriegsfürſorge-Parkfeſt, wobei die Militärkapelle des k. u. k. Infanterieregimentes Nr. 99 und die Badener Kurkapelle mitwirken werden. In einigen Zelten werden Damen der Geſellſchaft Blumen zum Verkaufe bringen. Näheres aus den Plakaten erſichtlich.

K. k. Geſellſchaft vom weißen Kreuze.

In der letzten Zeit iſt eine Reihe wert - voller Begünſtigungen für kurbedürftige Offiziere und Gleichgeſtellte bei der Zentralauskunftsſtelle der k. k. Geſellſchaft vom weißen Kreuze in Vor - merkung gebracht worden. Das Bad Einöd in Steiermark hat 100 weſentlich ermäßigte Plätze gewidmet. Im Kurort Gleichenberg in Steier - mark hat der Aktienverein 20 Freiplätze zur Ver - fügung geſtellt. Das Sanatorium Dr. Dittrich in Frankenſtein-Rumburg und das Adriahoſpiz, derzeit in Bad Iſchl, haben ihre Begünſtigungen weſentlich erweitert. In Laab am Walde wurden von der Kaltwaſſerheilanſtalt zwei Freiplätze ge - widmet. Das Hotel Stern in Hallein hat weſentliche Begünſtigungen zugeſtanden. Alle dies - bezüglichen Auskünfte werden mündlich und ſchriftlich durch die Zentralauskunftsſtelle der k. k. Geſellſchaft vom weißen Kreuze, Wien, I. Bräunerſtraße 3, erteilt.

Der Plan der neuen Roten Kreuz Loſe.

Die neuen Roten Kreuz Loſe ſind mit Haupt - treffern zu 500.000, 300.000, 200.000, 150.000 und 100.000 K ausgeſtattet. Die erſte Ziehung findet am 1. November 1916 ſtatt; in dieſer iſt der Haupt - treffer 300.000 K; der Haupttreffer von 500.000 K wird am kommenden 1. Februar gezogen. Bis Ende 1920 finden jährlich 4 Ziehungen ſtatt, bis Ende 1936 jährlich 3 Ziehungen. Die Haupttreffer ſinken auch bis zur letzten Ziehung nie unter den Betrag von 100.000 K. Die Ausſtattung mit Nebentreffern von 50.000, 40.000, 30.000, 20.000, 10.000 K uſw. iſt eine ſehr reichliche. Insgeſamt werden während der ganzen Laufzeit der Losan - leihe für 19,800.000 K Treffer verloſt. Jedes Los, auf welches ein Treffer entfällt, muß mit dem kleinſten Treffer rückgezahlt werden und dieſer kleinſte Treffer ſteigt von anfänglich 30 K bis 48 K. In dem Range von 30 K bis 34 K wird aber nur der kleinere Teil der Loſe rückgezahlt, die meiſten werden zwiſchen 36 K und 48 K getilgt und der Durch - ſchnitt der Rückzahlung für alle Loſe berechnet ſich mit etwa K 40·25.

Zur Mehlverſorgung der Stadt Baden.

Am 16. d. M. überreichte über Beſchluß des Vorſtandes des Konſumentenvereines in Baden eine Abordnung des Vorſtandes bei der k. k. n. . Statthalterei eine Petition um beſſere Verſorgung der Stadt Baden mit Mehl durch die Kriegs - getreidegeſellſchaft, und die Abſtellung der bei der Mehlausgabe beobachteten Uebelſtände. Eine zweiteAusfertigung dieſer Petition wurde dem Herrn Amtsleiter der k. k. Bezirkshauptmannſchaft in Baden überreicht. Bei beiden Behörden wurde in entgegenkommender Weiſe die tunlichſte Berück - ſichtigung der vorgebrachten Bitte und die ein - geheude Prüfung des Vorganges bei der Mehl - ausgabe zugeſagt.

Mädchen-Lyzeum.

Die Aufnahms - prüfungen in alle Klaſſen finden im Sommer am Mittwoch, den 28. Juni um 10 Uhr vormittag, im Herbſt am 16. September ſtatt. Zur Aufnahme in die Vorbereitungsklaſſe (4. Volksſchulklaſſe) genügt das Zeugnis der abſolvierten 3. Volksſchulklaſſe. Anmeldungen an jedem Wochenvormittage von 8 bis 12 Uhr in der Direktionskanzlei, Frauengaſſe 3.

Herzliche Bitte der Kinderfür - ſorge .

Der Verein Kinderfürſorge in Baden bittet um gütige Zuwendung von Käſten, welche er für ſein neues Heim dringend bedarf. Der Verein iſt beſtrebt, die ihm zur Verfügung ſtehenden Mittel nach Möglichkeit zur Anſchaffung von Brot und Schuhen zu benützen, und wendet ſich daher an warmherzige Menſchen mit der Bitte, Kleiderſchränke oder ſonſtige Käſten, die ſich oft im alten Hausrate auf dem Boden finden, dem humanitären Zwecke zu widmen. Freundliche Nachrichten ſind erbeten unter der Adreſſe: Verein Kinderfürſorge in Baden , Straßerngaſſe Nr. 4, Telephon Nr. 287 / IV.

Zur Mehlabgabe.

Die Approviſio - nierungsſektion teilt mit, daß die Mehlabgabeſtellen verpflichtet ſind, an den amtlich bekanntgegebenen Tagen zur gleichen Stunde das Mehl abzu - geben. Die genaue Zeit der Abgabe wird am Tage vorher in den Schaufenſtern der betreffenden Ge - ſchäfte erſichtlich gemacht werden.

Vom Konſumentenverein.

Mittwoch uud Samstag von ½9 bis ½11 Uhr vormittags im Vereinslokale, Frauengaſſe Nr. 2, Ausgabe von Bohnen, grünem Kaffee, kondenſierter Milch, Zucker, Eiern und Butter bei rechtzeitigem Eiulangen der beſtellten Ware.

Die Reichsorganiſation der Haus - frauen Oeſterreichs

(Ortsgruppe Baden) hat Freitag Abgabe von Mehl ſowie friſchen Gemüſen. Vormerkungen auf Frühkartoffeln. Lebende Gänſe und Enten ſind raſcheſt zu beſtellen, ebenſo gebrannter Kaffee, Tee, Himbeerſaft, Marmeladen, Soda, Salz, Erbſen, Bohnen, feinſtes Salatöl, Sauerkraut per Kilo, Gulaſchextrakt, ROHOe. -Würfel, Semmelbröſel, Flaſchenmilch, kondenſierte Milch. Bitte um Maku - laturpapier für die Kriegsfürſorge.

Trabrennen in Baden.

Die Trab - rennen in Baden, welche in der letzten Saiſon wegen der Kriegsereigniſſe eine Unterbrechung er - litten hatten, werden heuer wieder aufgenommen und dürften ſich bei dem lebhaften Intereſſe an ſolchen Veranſtaltungen eines ſtarken Zuſpruches er - freuen. Die Meetings werden in den Monaten Juli und Auguſt abgehalten und wurden für erſteres folgende Renntage feſtgeſetzt: 2., 4., 6., 9., 11., 13., 16, 19., 23. 26., 28. und 30. Juli. Für die Zufahrt, Rückfahrt und alle anderen Einzelheiten des Verkehres, ſowie für die Fahrtaxen zum Renn - platze hat der Stadtvorſtand genaue Vorſchriften er - laſſen, deren Befolgung von der Polizei ſtrengſtens überwacht werden wird. Schnelles und unvor - ſichtiges Fahren, insbeſondere an Straßenkreuzungen wird nachſichtslos geahndet werden.

Poſtverkehr mit Griechenland.

Seitens der Poſt - und Telegraphendirektion in Wien wird darauf aufmerkſam gemacht, daß in der Beförderung der Korreſpondenzen und Zeitungen für Griechenland infolge von Verkehrsſchwierig - keiten zeitweilig Unterbrechungen und Verzögerungen eintreten.

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Korreſpondenzen. Eigenberichte der Badener Zeitung .

Mödling.

(Mödlinger Bühne.)

Diens - tag, den 15. Juni kam die bekannte phantaſtiſche Oper Hoffmanns Erzählungen vonJulius Barbier, Muſik von J. Offenbach auf unſe - rer Bühne zur Darſtellung. Alle Schwierigkeiten in der Zuſammenſtellung der Dekorationen wurden tadellos bewältigt. Die Aufführung war vorzüglich, was größtenteils ein Werk des umſichtigen Diri - genten Karl Wiesmann iſt. In der Partie des Hoffmann erwies ſich abermals der junge Tenoriſt Karl Swoboda als hervorragender Sänger. In den beiden Rollen Olympia und Antonia zeigte ſich Emma Hnatay mit ihrer reinen Stimme und brillanten Koloratur als eine erſtklaſſige Opern - ſängerin. Mit Sicherheit und klangvoll ſang Elly Fromm die Giulietta. Fräulein Grete Zantler war wie immer voll Anmut und Temperament. In den männlichen Hauptrollen bewährten ſich aber - mals beſonders Herr Alfred Ruſſo in ſeiner Vielſeitigkeit als Coppelius, Dapertutto und zuletzt als Mirakel, Zur Seite ſtand ihm mit Humor Herr Fritz Robert als Cochenille, Pitichinaccio und Franz. Die trefflichen Sänger Anton Baumann, Hugo Böhm und Eugen Fiſcher ebenſo Alexan - der Sunko und Edi Klitſch boten ihr Beſtes zum Gelingen des Abends. Nach dem dritten Akte ertönte die pächtige Barkarole, wofür dem Dirigenten und dem Orcheſter ſtürmiſcher Beifall zuteil wurde. Der Beſuch war ein guter. Freitag, den 16. Juni kam auf vielſeitiges Verlangen das erfolgreiche öſterreichiſche Schauſpiel Freier Dienſt in 3 Akten von Leo Feld mit dem bekannten und be - liebten Wiener Gaſt Herrn Haus Sonnenthal zur Wiederholung.

Theater

Arena in Baden.

Freitag den 16. l. M. fand die fünfte Auf - führung der Oskar Straus’ſchen Operette Liebes - zauber ſtatt.

Samstag den 17. l. M. gaſtierte Frau Hanſi Nieſe als Guſti Brandl in dem luſtigen Schwank der Herren Alexander Engel uud Julius Horſt Die Welt ohne Männer . Unter den vielen Nieſe-Komödien , die im Laufe der Jahre über unſere Bühne gegangen ſind, dürfte dieſer Schwank vielleicht auch auf die meiſten Wiederholungen zu - rückblicken. In vorzüglicher Beſetzung, mit Hermine Herma in der Hauptrolle, ging er während der Aera Alfred Schreiber hier erſtmalig in Szene und gehörte ſeither bis heute noch immer dem Repertoire an. In den letzten Jahren gaſtierte meiſtens Frau Pepi Glöckner-Kramer als Guſti Brandl, bis uns nun in Frau Hanſi Nieſe das Urbild und die Schöpferin dieſer Geſtalt erſtand. Jubelnd begrüßte das dicht beſetzte Haus die popu - läre Volkskomikerin Wiens, die ihrerſeits mit den Gaben ihres köſtlichen ſiegreichen Humors nicht kargte und durch ihre kraftvolle perſönliche Eigen - art und ihre unnachahmliche Drolligkeit die Schar der Verehrer ihrer großen Kunſt zu begeiſterten Beifallskundgebungen hinriß. Im dritten Akte brachte die gefeierte Künſtlerin unter nicht endenwollender Heiterkeit als Einlage eine Serie ihrer bekannten Varietee-Parodien zum Vortrag.

Das heimiſche Enſemble fand ſich durch die Damen Korb, Swoboda, Haßmann und Kienzl und durch die Herren Keilholz, Klitſch, Wilhelmi und Sunko vertreten.

Sonntag den 18. l. M. wurde nachmittags die bekannte Offenbachiade Dieſchöne Helena mit Fräulein Margit Suchy als Gaſt in der Titelpartie aufgeführt. Man hatte die Zugkraft unſerer reizenden Gaſt-Primadonna wahrlich nicht unterſchätzt. Es gab wieder ein beinahe ausverkauftes Haus und eine vergnügte, beifallsfreudige Zuhörer - ſchaft, die an der anmutigen, in Wahrheit bildſchönen Helena großen Gefallen fand und ſich in der ulkigen Traveſtie ganz vorzüglich unterhielt. Es iſt eigentlich kaum zu glauben, daß die Rätſelſzene mit ihren be - kannten Späßen, an denen die Patina von Dezennien klebt, immer ſo kräftig wirkt. Die Aufführung ſorgte durch ein flottes Spieltempo, das auch gelegentliche Ausgleitungen geſanglicher wie textlicher Natur ver - decken half, für Animo auf der Bühne wie im Zuſchauerraum.

Ein gut ausſehender und auch ſehr brav ſingender Paris war Herr Böhm, hübſche Stim - mittel entwickelte wieder Fräulein Zantler (Oreſtes).

Sehr humoriſtiſch wirkten die Herren Sunko (Menelaus) und Klitſch (Calchas) und in kleineren Partien Frl. Haßmann (Klytemneſtra) und die3Nr. 50. Mittwoch Badener Zeitung. 21. Juni 1916. Herren Mahr (Agamemnon), Rußo (Achilles), Göttler und Fanta, die beiden Ajaxe.

Abends feierte das Dreimäderlhaus das feſt ſeiner zwölften Aufführung an der hieſigen Bühne

Montag den 19. l. M. ging die Offenbach’ſche Oper Hoffmanns Erzählungen zum zweiten Male in dieſer Spielzeit in Szene. Leider wurde der Beſuch dieſer ſchönen Vorſtellung durch das knapp vor dem Beginn niedergehende Wetter arg beeinträchtigt.

Spielplan der Arena:

Mittwoch den 21. Juni: Wohltätigkeits - Vorſtellung. (Stadttheater, abends 7 Uhr.)

Donnerstag den 22. Juni: nachmittags Polenblut (Operette), abends Die Czárdás - fürſtin .

Authentiſche Nachrichten des k. k. Korreſpondenzbüros.

Amtlich wird verlautbart:

Weſtlicher Kriegsſchauplatz: Außer Artillerie - kämpfen und Patrouillenunternehmungen keine Ereigniſſe.

Oeſtlicher Kriegsſchauplatz: Die Armee des Generals Grafen Bothmer wies mehrere in dichten Wellen vorgetragene ruſſiſche Angriffe bei und nördlich Przewloka glatt ab.

Amtlich wird verlautbart:

Ruſſiſcher Kriegsſchauplatz. Südlich des Dnjeſtr ſchlugen unſere Truppen feindliche Kavallerie zurück. Sonſt in dieſem Raume nur Geplänkel. Weſtlich von Wisniowczyk dauern die Anſtürme ruſſiſcher Kolonnen gegen unſere Stellungen fort. In der Hand der Verteidiger blieben zwei ruſſiſche Offiziere und 400 Mann. In Wolhynien entwickeln ſich an gan - zer Front neue Kämpfe. Am Stochod-Styr-Abſchnitt wurden abermals mehrere Übergangsverſuche ab - geſchlagen, wobei der Feind wie immer ſchwere Verluſte erlitt.

Italieniſcher Kriegsſchauplatz Die Kämpfe am Südteil der Hochfläche von Doberdo endeten mit der Abweiſung der feindlichen Angriffe. Ebenſo ſcheiterten erneuerte Vorſtöße der Italiener gegen einzelne unſerer Dolomitenſtellungen. Auf der Hoch - fläche von Aſiago ſind lebhafte Artilleriekämpfe im Gange. Im Ortler-Gebiete nahmen unſere Truppen die Tukett - und Hintere Madatſch-Spitze in Beſitz.

Amtlich wird verlautbart:

Weſtlicher Kriegsſchauplatz: Links der Maas griffen die Franzoſen mit ſtarken Kräften den Süd - hang des Toten Mannes an. Nachdem es ihnen gelungen war, vorübergehend Gelände zu gewinnen, wurden ſie durch einen kurzen Gegenſtoß wieder zurückgeworfen; wir nahmen dabei 8 Offiziere, 238 Mann gefangen und erbeuteten mehrere Maſchinen - gewehre. Der Gegner erlitt ſchwere Verluſte. Rechts der Maas blieb die Gefechtstätigkeit im weſentlichen auf ſtarke Feuertätigkeit der Artillerien beſchränkt.

Oeſtlicher Kriegsſchauplatz: Gegen die Front der Armee des Generals Grafen Bothmer nördlich von Przewloka ſetzten die Ruſſen auch geſtern ihre Anſtrengungen fort. Bei der Abwehr des Feindes blieben über 400 Mann gefangen in der Hand der Verteidiger.

Amtlich wird verlautbart:

Ruſſiſcher Kriegsſchauplatz: Am Pruth keine beſonderen Ereigniſſe. Nördlich von Niezwiska ſcheiterte ein ruſſiſcher Uebergangsverſuch über den Dnjeſtr. Die Angriffe des Feindes gegen die Stel - lungen weſtlich von Wisniowczyk wiederholen ſich in unvermindeter Heftigkeit. In Wolhynien wird an der Lipa im Raume von Lokaczy und am Stochod - Styrabſchnitt neuerlich bitter gekämpft.

Italieniſcher Kriegsſchauplatz: An der Iſonzo - front ſetzte geſtern abends wieder ſehr lebhaftes feindliches Artilleriefeuer zwiſchen dem Meere und dem Monte Buſi ein. Ein Angriff der Italiener gegen unſere Stellung bei Bagni wurde ab - gewieſen. Im Nordabſchnitt der Iſonzofront ſchei - terte ein feindlicher Angriff auf den Mrzli Vrh. Ebenſo erfolglos blieben die andauernden Anſtren - gungen der Italiener gegen unſere Dolomitenſtellungen. Geſtern brachen dort Angriffe bei Rufreddo und vor der Groda del Ancona zuſammen. Das gleiche Schickſal hatten ſtarke Vorſtöße des Feindes aus dem Raume von Primolano gegen unſere Stel - lungen beim Grenzeck und gegen den Monte Meletta. Auch an unſerer Front ſüdweſtlich Aſiago wurde ein Angriff beträchtlicher italieniſcher Kräfte abge - ſchlagen. In dieſem Raume fielen 13 italieniſcheOffiziere, 354 Mann und 5 Maſchinengewehre in unſere Hände.

Amtlich wird verlautbart:

Weſtlicher Kriegsſchauplatz: Im Maasgebiet hielt ſich die Artillerietätigkeit auf erheblicher Stärke und ſteigerte ſich in den frühen Morgenſtunden teil - weiſe zu beſonderer Heftigkeit. In den Vogeſen fügten wir nordöſtlich von Celles durch eine Spren - gung dem Gegner beträchtliche Verluſte zu und ſchlugen weſtlich von Sennheim eine kleinere feind - liche Abteilung zurück, die vorübergehend in unſeren Graben hatte eindringen können.

Oeſtlicher Kriegsſchauplatz: Bei der Heeresgruppe Linſingen haben ſich im Stochod - und Styrabſchnitt Kämpfe entwickelt. Teile der Armee des Generals Grafen Bothmer ſtehen nördlich von Przewloka erneut im Gefecht.

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4Mittwoch Badener Zeitung 21. Juni 1916. Nr. 50.
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Druck und Verlag der Buchdruckerei Johann Wladarz in Baden. Verantwortlicher Schriftleiter Johann Wladarz.

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TextNr. 50, 21.06.1916.
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Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Benjamin FiechterSusanne HaafNote: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat).2018-01-26T13:38:42Z grepect GmbHNote: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2018-01-26T13:38:42Z Amelie MeisterNote: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2018-01-26T13:38:42Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic informationNr. 50, 21.06.1916. . Johann WladarzBaden (Niederösterreich)1916. Badener Zeitung

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LanguageGerman
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