PRIMS Full-text transcription (HTML)
[1]
Badener Zeitung (vormals Badener Bezirks-Blatt).

Abonnement Baden: Zum Abholen vierteljährig fl. 1·25, halbjährig fl. 2.50, ganzjährig fl. 5. . Mit Zuſtellung ins Haus Baden: Vierteljährig fl. 1.50 halbjährig fl. 3. , ganzjährig fl. . Oeſterreich-Ungarn: Mit Zuſendung vierteljährig fl. 1.65, halbjährig fl. 3.25, ganzjährig fl. 6.50. Einzelne Mittwoch-Nummer 6 kr., Samstag-Nummer 8 kr. Inſerate werden per 80 mm breite Petitzeile mit 8 kr. für die erſte, und mit 7 kr. für fünf nacheinander folgende Einſchaltungen berechnet, größere Aufträge nach Ueber - einkommen und können auch durch die beſtehenden Annoncen-Bureaux an die Adminiſtration gerichtet werden. Intereſſante Mittheilungen, Notizen und Correſpon - denzen werden nach Uebereinkunft honorirt. Manuſcripte werden nicht zurückgeſtellt.

[figure]

Erſcheint Mittwoch und Samstag früh.

[figure]

(Die Samstag-Nummer enthält die Gratis-Beilage Illuſtrirtes Unterhaltungsblatt .)

Nr. 60. Mittwoch den 27. Juli 1898. 18. Jahrg.

Volkswirtſchaftliche Nebel - bilder.

Die gegenwärtig in Öſterreich regierende Feudalära Kalksburg hat ihren Lehrmeiſtern daſelbſt eine ſchlaue Taktik abgeguckt. Ein alter Tric der Jeſuiten iſt es, wo ſie irgend einen rechten Teufelsplan ausgeheckt haben, darüber ein unverfängliches, ja marktgängiges Aushänge - ſchildchen anzubringen und dazu möglichſt einen als ehrlich und wohlmeinend bekannten Mann als Durchführungsorgan hinzuſtellen, der da keinen Zweifel aufkommen läſst, als ſei es ihm nicht Ernſt mit der anſcheinend gar zweckmäßigen und anſtrebenswerten Sache, von der ihm aber auch nur die Vorderſeite gezeigt wird. So etwas nennt man Bauernfängerei höheren Stiles und etwas anderes iſt auch der neugebackene Induſtrie - beirath nicht, den der öfficiöſe Lakai im Demokraten - mantel bezeichnenderweiſe ein Wirtſchaftsparlament zu nennen beliebt.

In normalen Zeitläuften und bei anderen Hintermännern würden wir hinter Namen und Sache kein Arges vermuthen. Allein, wir ſtehen einer Feudalära gegenüber und da hat ein Deutſcher allen Grund, zu ſagen: Timeo Danaos, et dona ferentes ich fürchte die Danaer, auch wenn ſie mit Geſchenken kommen! Im Graſe lauert die Viper. Schon die Idee, daſs es einer Feudalära mit Förderung von Induſtrie, Handel und bäuer - licher Landwirtſchaft zu debutieren einfällt, iſt etwas für Humoriſten; denn das iſt die wahre Liebe nicht. Um nun nicht gleich der ganzen Sache,die weiter nichts iſt, als ein Concurrenzparlament, um das geſetzliche auf die Sandbank zu werfen, einen gar zu auffälligen Stich ins Beabſichtigte aufzudrücken, haben die geheimen Oberleiter des feudalen Schnürbodens den redlichen Baernreither als Wortführer vorausgeſchickt, der es ſelbſt mit der Sache höchſt ernſthaft nimmt und ſie auch redlich fördern würde, wenn ja, wenn er könnte. Mit der Mahnung: Allen, welche in der Lage ſind, einen Einfluſs auf die ernſte Situation zu üben, iſt die ſchwerſte Verantwortung auferlegt , begann er ſeine Thätigkeit. Schön, wahr und trefflich geſprochen, nur nicht an die richtige Adreſſe. Induſtrielle, Handeltreibende und kleine Landwirte in Öſterreich ſind doch als die allerletzten ſeit jeher in der Lage geweſen, einen Einfluſs auf die politiſche Situation zu üben, und jetzt weniger, als je. Die Situation wird eben derzeit auf den Feudalſchlöſſern gemacht, und in den Regionen, von denen man nicht gern ſpricht, in den außerminiſteriellen Kreiſen; daher wäre dieſe Mahnung etwa im Salon Schwarzen - berg oder Lobkowitz oder Thun angebracht, die über die Induſtrie Öſterreichs ſeit jeher mit Nonchalance zur Tagesordnung übergiengen. Jetzt ſoll dieſe Induſtrie, dieſe Handelswelt nun ein - geſpannt werden, um den von dieſen Staats - kutſchierern in den Koth verfahrenen Karren wieder herauszuziehen. Da muſs aber erſt der Feudalismus ausſpannen.

Es gibt Momente ſagt der Officioſus wo nicht blos das Thun, ſondern ſchon das Geſchehenlaſſen zur Sünde, zum Verderben wird. Wie muſs einen Induſtriellen bei ſolchen Sätzendas Zwerchfell kitzeln, die ihm Sünden in die Schuhe ſchieben für das Geſchehenlaſſen aller ſagen wir mit Glöckner Plutzer , die in letzter Zeit ganz ohne die Induſtriellen zu fragen, ganz anderswo verfertigt worden ſind, wo kein Induſtrieller die Hand dabei gehabt hat. Dieſes Wort von der Sünde des Geſchehenlaſſens paſst nur an jene Adreſſe, wo man an die ſtaatszer - ſetzende Ruſſenanbeter in Prag noch telegraphiſche Glückwünſche abſendete und hartnäckig an der Sünde der Sprachenverordnungen feſthält, wie - wohl man ſie als Sünde erkannt hat. Das iſt die Sünde, der erkannten Wahrheit widerſtreben, eine Sünde gegen den heiligen Geiſt der Staats - tradition, die niemals vergeben werden kann.

Gewiſs bedarf Handel, Induſtrie und Volks - wirtſchaft einer hilfreichen Hand. Allein dieſe beſitzt die Reaction niemals; dieſe nimmt nur und gibt nie; und man kann nur den ehrlichen Mann beklagen, der als Deckblatt einer verdächti - gen Sache gebraucht und verbraucht wird. Der ſchon zur Thür hereinſchleichende Abſolutismus braucht volksthümlich ausſehende, volkswirtſchaft - liche Filzſohlen, um ſein Auftreten möglichſt katzenartig, leiſe zu bewerkſtelligen. Gewiſs war die Rede Baernreither’s im Induſtriebeirathe eine von modernem Geiſte geiragene, ein modernes Programm; allein die Regierung, die damit herausrückt, iſt unmodern; der Feudalismus war niemals ein Nährboden wirtſchaftlichen Fort - ſchrittes.

Vieles trifft in dieſem Augenblicke zuſammen, um das Miſstrauen zu erregen, gegen die plötz - liche, auffällige Befliſſenheit, die politiſche Un -

Feuilleton.

Mein Freund Maxe.

(Unbefugter Nachdruck nicht geſtattet.)

Eben hatte ich mich gemüthlich auf meinem Ruhebette ausgeſtreckt, um mit allmählichem Nach - laſſen der ſogenannten Denkthätigkeit etwas den Verſtand zu verlieren , wie mein College, der Doctor, zu ſagen pflegt, das heißt in einen wohlthätigen Mittagsſchlaf hinüberzuträumen. Ich halte das für die vernünftigſte Beſchäftigung an einem heißen Sommertage, wenn es zufällige Umſtände mit ſich bringen, daſs man einmal nicht pünktlich zur Secunde zu der alltäglichen Verrichtung anzutreten braucht, und es giebt Leute, die das auch an anderen Tagen für äußerſt lobenswert anſehen. Wie geſagt, hatte ich den erſteu Schritt zur Verwirklichung meiner Ab - ſicht bereits gethan und hoffte von der näheren Zukunft das beſte, als plötzlich die Klingel in Be - wegung geſetzt wurde, wie nur er daran zu reißen verſtand er, mein Freund Maxe. Stets beliebte er ſich in ſo geräuſchvoller Weiſe anzukündigen, als ob es von vornherein jeden Zweifel über die Perſon des Kommenden ausſchließen wollte. Dann hörte ich meine Wirtin über den Gang ſchlurren und öffnen, Frage und Antwort, kräftige Tritte, meine Thüre flog auf und herein trat in der That mein Freund Max, den wir in unſerer ſchönen Berliner Mundart ſtets nur Maxe zu neunen gewohnt waren.

Wie ich ſeinen üblichen Gruß Mahlzeit ! er - widerte und dabei über den Tiſch weg, der vormeiner Lagerſtätte ſtand, nach ihm hinblickte, fiel mir eine gewiſſe Gezwungenheit in ſeiner Haltung auf, als ob er einen ſchweren Gegenſtand in der einen Hand hielte; auch ein leiſes tappendes Geräuſch fiel mir auf. Aber die bequeme Lage, in der ich mich gerade befand, die Unluſt, dieſe angenehme Lage aufzugeben und das Halbdunkel, das die zugezogenen Fenſtervorhänge veranlaßten, hinderten mich, den Grund dieſer Erſcheinung feſtzuſtellen. Er legte ſeinen Hut mit etwas mehr Feierlichkeit, als es ſonſt der Fall war, auf den nächſten Stuhl und kam nun näher. Da ſah ich zu meinem Erſtaunen, daſs er in der rechten Hand eine Schnur hielt, an deren anderem Ende ein kugelrundes, vierbeiniges Weſen zum Vor - ſchein kam, ein furchtbarer fetter Mops, den ich bis dahin noch nie in ſeiner Begleitung angetroffen hatte. Das verblüffte mich; denn mein Freund Maxe war gerade außer Stellung, es gieng ihm herzlich ſchlecht und es war nicht anzunehmen, daſs er in dieſen ſchlechten Zeiten ſich noch einen überflüſſigen Mit - eſſer zugelegt habe. Er war überhaupt, ſo viel ich mich entſinnen konnte, nie ein beſonderer Freund von dieſen niedriger ſtehenden Mitgeſchöpfen geweſen.

Nanu! Was bringſt Du denn da mit?

Aber Maxe zuckte wie mir ſchien, ein wenig verlegen die Schultern, ließ den Mops los, der ſich ſofort luftſchnappend auf dem Teppich ausſtreckte, ſchob ſich dann einen Stuhl heran und nahm Platz. Nachdem er zunächſt gegähnt hatte und ſich dann mit dem Taſchentuche über das Geſicht gefahren war, fragte er, wie es mir gienge.

Danke. Und Dir?

Noch nichts, ſagte er kopfſchüttelnd und machte ein recht trauriges Geſicht.

Es wird ſich ſchon etwas finden, tröſtete ich.

Er antwortete nur mit einem knurrigen Hm!

Darauf ſahen wir uns eine Weile ſchweigend an. Die Fliegen ſummten an den Fenſterſcheiben, der Mops ſchnarchte, bis ihm Maxe einen Fußtritt verſetzte; die Luft laſtete bleiſchwer, ich konnte das Ticken meiner Taſchenuhr deutlich hören.

Mir kam die Vermuthnng, daſs er vielleicht Geld brauche und nicht recht mit der Sprache heraus wolle; aber ich konnte ihm die Sache nicht durch ein Angebot erleichtern, denn in meiner Taſche war auch Ebbe, wie ſtets vor dem Erſten. Endlich ſchlug ich ihm vor, uns ein paar Cigarren ins Geſicht zu ſtecken und das brachte wieder etwas Leben in die Bude.

Ja, ſagte er, als er zu qualmen anfing, es iſt ſchrecklich. Ich bin nun ſchon überall herumge - laufen, an alle Bekannten habe ich geſchrieben, habe in die Zeitung ſetzen laſſen ... nutzt alles nichts. Als ob keine Mechaniker mehr auf der Welt nöthig wären!

Na, weswegen biſt Dn denn eigentlich von dem alten Günther weg? fragte ich, bloß um ihn zum Reden zu bringen.

Die alte Geſchichte: Meinungsverſchiedenheiten. Er macht die Sachen nach ſeinem alten Stiebel und ich mache es nach meinem Kopfe. Das kann er nicht vertragen; alle Tag war was los; wo ich eine Schraube anbringen wollte, wollte er löthen; brachte ich eingravierte Verzierungen an, ſo war das überflüſſig und mattierte ich eine Platte, ſo hätte er ſie lieber glatt gehabt. Wie ich ſchließlich die Scala eines Thermometers ſie war von Milchglas und ſollte an einem gläſernen Ständer angemacht werden wie ich ſie alſo mit Canada-Balſam ankitten wollte, wo er doch immer Gips genommen hatte,

2Mittwoch Badener Zeitung 27. Juli 1898. Nr. 60.

fruchtbarkeit durch ein volkswirtſchaftliches Klee - feld zu verdecken, während man befliſſen iſt, jener Partei zu dienen, die ſeit Menſchenaltern den Staat, die Verfaſſung und damit die Arbeit nicht zur Ruhe kommen läſst. Man ſagt gewöhnlich: Macht gute Politik und es laſſen ſich gute Finanzen machen. So läſst ſich auch ſagen: Schafft erſt Frieden, macht erſt reinen Tiſch in den Staatswirren, dann kommt ſchon der Raum für volkswirtſchaftliche Arbeit. Iſt es denkbar, daſs eine Regierung, die eben daran iſt, über die geſetzlichen Vertretungskörper und die beſchworene Verfaſſung ſich leichtherzig hinwegzuſetzen, in einem ſolchen Wirtſchaftsparlamente etwa mehr ſehen wollte, als wieder eine gefügige Maſchinerie, eine Sandſtreuerei, die geſetzliche Legislative durch ein officiöſes Afterparlament aus den Angeln zu heben, um, wenn dann der Mohr ſeine Schuldigkeit gethan hat, ihn mit einem Fuſstritte abzulohnen? Wem das unglaublich vorkommt, dem muſs die Bemerkung des Officioſus ein Licht aufſtecken: Vielleicht wäre die Sonder - inſtitution des Induſtriebeirathes nie actuell geworden, wenn das Parlament ſeinen Beruf erkannt und neben der Politik ein wenig Volkswirtſchaft getrieben hätte. So beſtechend auch der Induſtrie - beirath iſt, ſo iſt er nur die Ouverture zum geſunden Abſolutismus , zu dem Feudale und Czechen vielleicht jetzt ſchon den Grafen Thun gedrängt haben. Vielleicht wird Baernreither’s Ahnung, es werde ihm vielleicht nicht gegönnt ſein, ſein Programm durchzuführen, ſchneller, als er ſelbſt dachte, zur Wahrheit, wenn man wirklich mit dem Zwangsparagraphen 14 den Deutſchen eine Sprachengarotte an den Hals wirft. Würde aber Baernreither, der zu einem ſolchen Streiche ſeine Unterſchrift verweigern müſste, hinweg - gedrängt von der Stelle, die er, vertrauend den ihm ertheilten Zuſagen, angetreten, dann müſste auch den Induſtriebeirath ſofort die Ernüchterung erfaſſen; er würde ſich ſagen müſſen, daſs er ſich zu gut deucht, um die gemalten Figuren auf der ſpaniſchen Wand abzugeben, hinter dem Feudalis - mus und Reaction Orgien feiern wollen, während vorn an der Bühne dem deutſchen Michel Nebel - bilder vorgegaukelt werden ſollen.

Rennen zu Kottingbrunn.

Unter äußerſt günſtigen Auſpicien begann der Rennverein Kottingbrunn vorigen Sonntag die aus einer Serie von elf Renntagen beſtehenden Flach - und Hindernisrennen. Das Wetter war prachtvoll ſchön und tauſende von Beſuchern ſtrömten nach der landſchaftlich ſo prächtig gelegenen Rennbahn. Neben zahlreichen Mitgliedern des Adels und der Sport - welt ſah man im Sattelraume Erzherzog Otto undden Prinzen Leopold von Coburg. Der Preis von Schönau fiel an Graf Moriz Eszterhazy’s Lep - toſyne, die einen leichten Sieg davontrug, während der Favorit Ano enttäuſchte. Im Rennen der Zwei - jährigen verſagten Lauderdale und Fid-Fad, die Außenſeiterin The Winnings beherrſchte das Feld. In der Steeple-Chaſe gab es einen traurigen Zwiſchen - fall. Jockey Kovacs fiel mit Trivial bei einer Hürde und blieb lange Zeit bewuſstlos liegen; er erlitt eine Gehirnerſchütterung, einen Naſenbeinbruch und eine Quetſchung am linken Auge. Die Verwaltung der Südbahn hatte alle Anſtalten zur Bewältigung eines Maſſenverkehres getroffen, der ſich denn auch in vollem Umfange entwickelte. Das Arrangement am Rennplatze ſelbſt ließ nichts zu wünſchen übrig und überall hörte man nur eine Stimme des Lobes über das durchwegs gelungene Unternehmen.

Nachſtehend die Reſultate:

Hürdenrennen. Handicap 2400 Kronen. 2800 Meter. FML. Graf H. Lambergs vierjährige Formoſa, 67½ Kilo (Slinn), Erſter; Fürſt Eszter - hazy’s fünfjähriger Voltigeur, 77½ Kilo (William - ſon), Zweiter; Graf Felix Koritowski’s ſechsjähriger Wiosna, 72½ Kilo (Prinz Taxis), Dritter. Leicht mit fünfzehn Längen gewonnen, eine halbe Länge zurück die Dritte. Totaliſateur 12: 5. Platzwetten 31, 31: 25.

Rennen der Zweijährigen. 2400 Kronen. 1200 Meter. Capitän Gaſton’s The Winnings, 55½ Kilo (A. Bulford), Erſte; Herrn R. Wahrmann’s G’wehr ’raus, 57 Kilo (Adams), Zweiter; Graf L. Trauttmannsdorff’s Barnato, 57 Kilo (Nightin - gall), Dritter. Mit einer Halslänge gewonnen, fünf Viertellängen zurück der Dritte, eine Kopflänge vor dem Vierten. Totaliſateur 106: 5. Platzwetten 189, 71, 95: 25.

Handicap. 2400 Kronen. 1800 Meter. Herrn Richard Wahrmann’s vierjährige Tripoteuſe, 50 Kilo (Gilchriſt), Erſte; des Geſtüts Miklosfalva dreijähr. Wagner, 53 Kilo (Cleminſon), Zweiter; Herrn Arthur Egyedi’s dreijähriger Juratus, 49 Kilo (Marſh) Dritter. Sicher mit anderthalb Längen gewonnen, zwei Längen zurück der Dritte. Totaliſateur 26: 5. Platzwetten 45, 47, 77: 25.

Preis von Schönau. Hürdenrennen. 30 000 Kronen. Für Dreijährige. Gewicht 63 Kilo. 2400 Meter. Graf Moriz Eszterhazy’s Leptoſyne (May), Erſte; Fürſt Eszterhazy’s Sylveſter (Williamſon), Zweiter; Herrn Anton Dreher’s Billnitz (Wheeler), Dritte; Graf L. Trautmannsdorff’s Ano (Nightin - gall), Vierter. Leicht mit zwei Längen gewonnen, zwölf Längen zurück die Dritte eine Länge vor dem Vierten. Totaliſateur 21: 5. Platzwetten 38, 42, 47: 25.

Steeple-Chaſe. Handicap. 4900 Kronen. 4800 Meter. Mr. Young’s vierjähriger Water Lily 66½ Kilo (Buckenham), Erſte; des Geſtüts Miklos -

da war die Sache fertig. Und ich laſſe es mir nicht nehmen: Gips mag ja ganz gut ſein, aber Canada - Balſam iſt beſſer!

Verſteht ſich! Canada-Balſam iſt das einzig Wahre.

Und mit ſolch einem Dummkopf ſoll man ſich nun alle Tage herumſchlagen! rief er, wo es doch bei uns aufs Denken ankommt! Ja, gewiß, aufs Denken! Alle großen Erfindungen ſind durchs Denken gekommen. Wenn man alles ſo machen will, wie es die Alten gemacht haben, dann kommt man nicht weiter!

Ganz recht; aber es kam doch da nicht auf eine Erfindung an! Und als er mich verſtändnis - los anſah, fügte ich hinzu: Ich meine, Du ſollteſt doch eigentlich da keine neue Erfindung machen ... da, bei dem Ankitten.

Nein , rief er aus und ſtand auf, aber ich werde eine machen! Ich werde eine Erfindung machen, ſage ich Dir, eine Erfindung, die ſich gewaſchen hat, eine Erfindung, worüber Ihr alle ſtaunen werdet. Staunen werdet Ihr, die ganze Welt wird ſtaunen. Wenn ich etwas anfange, dann wird es auch etwas.

Damit begann er trotz der Hitze in der Stube auf und ab zu gehen und lebhafte Geberden zu machen.

Jetzt erhob ich mich von meinem Sofa und ſchaute beſorgt nach dem Thermometer. 26 Grad Réaumur, 32 Grad Celſius ... nun, es gieng noch an, aber mein Freund Maxe zeigte doch recht bedenkliche Symptome.

Welches Glück, daſs den armen Sterblichen zum Troſt in heißen Tagen eine kühle Blonde beſchert iſt! Ich gieng zu meiner Wirtin hinaus und beauftragte ſie, uns dieſen köſtlichen Labetrunk zu beſorgen.

Maxe überließ ich zunächſt ſeinen hoffnungs - vollen Phantaſien. Als aber das beruhigende Naß in ſeinem großen Behälter auf dem Tiſche ſtand, glaubte ich die Zeit gekommen, um ihn auf andere Gedanken zu bringen und wiederholte daher meine frühere Frage: Was haſt Du denn da für einen Hund mitgebracht?

Der? gab er mit einem etwas zurückhalten - den Lächeln zurück. Der gehört mir nicht. Er iſt mir blos nachgelaufen.

So? Mitſamt der Leine, an der Du ihn führſt?

Ja, weißt Du, das iſt wegen der Hundeſperre. Die hohe Polizei befürchtet doch Anfälle von Toll - wuth, deshalb müſſen alle Hunde an der Leine ge - führt werden. Ich glaube allerdings nicht, daſs das viel nützen wird, wenn einer einmal wirklich toll wird.

Ganz recht. Aber was geht denn das Dich an, wenn der Hund doch nicht Dein iſt?

Na, das ſieht mir doch keiner an! Der Hund läuft mir nun einmal nach und der Poliziſt hält ihn für den meinigen. Um Scherereien zu vermeiden, verſtehſt Du.

Als ich ihn darauf ungläubig anſah, fing er an zu lachen und fügte hinzu: Übrigens, offen ge - ſtanden, eben dieſes Hundes wegen komme ich zu Dir.

Zu mir? Ich will aber keinen Hund, am allerwenigſten ſo ein fettes Unthier.

Sollſt ihn auch gar nicht kaufen. Die Sache liegt anders.

Damit warf er einen Blick auf das Thier, das auf meinem Teppich in ſeinem Fette ſchmorte und begann alsdann ſeine Erklärung.

(Schluſs folgt.)

falva vierjährige Hableany, 66½ Kilo (Jekyll), Zweite; Herrn Anton Dreher’s ſechsjähriger Gogerl, 78 Kilo (Wheeler), Dritter. Nach hartem Kampfe mit einer ſtarken Kopflänge gewonnen, ſieben Längen zurück der Dritte. Ein Proteſt des Beſitzers von Hableany gegen den Sieger wegen Verfehlens der Bahn wurde abgewieſen und das Geſtüt Miklosfalva außerdem mit 100 Kronen in Strafe genommen. Totaliſateur 31: 5. Platzwetten 52, 39: 25.

Herrenreiten. 1900 Kronen. 2000 Meter. Oberlieutenant Ed. v. Okolicſany’s dreijähriger Alpar, 66 Kilo (Oberlieutenant Baron Eltz), Erſter; Herrn Anton Dreher’s fünfjährige Zote, 76½ Kilo (Mr. Brook), Zweite; Herrn R. Wahrmann’s drei - jähriger Sorgenkind, 68 Kilo (Lieutenant Graf P. Orſſich), Dritter; dreijähriger Igeret, 66 Kilo (Prinz Taxis), dreijähriger Selig Reicher, 66 Kilo (Graf F. Kinsky). Nach hartem Kampfe mit Kopf - länge gewonnen, ſchlechter Dritter. Totaliſateur 13: 5. Platzwetten 36, 40: 25.

Verkaufsrennen. 2400 Kronen. 1400 Meter. Herrn Ignaz Zangen’s vierjähriger Balek, 64 Kilo (Adams), Erſter; Capitän Gaſtan’s fünf - jähriger Morny, 59 Kilo (Cleminſon) und Herrn J. Miller’s dreijähriger Sonnenberg, 52 Kilo (Hyams), todtes Rennen; des Geſtüts Miklosfalva vierjähriger Ronacher, 60 Kilo (Barker), Vierter. Leicht mit anderthalb Längen gewonnen, todtes Rennen für den zweiten Platz. Totaliſateur 32: 5. Platzwetten 43, 34 (Morny), 47 (Sonnenberg).

Local-Nachrichten.

Hofnachricht.

Erzherzog Rainer und Gemahlin Erzherzogin Marie haben ſich Montag, den 25 d. M., vormittags, von ihrer Villa zu mehrwöchentlichem Aufenthalte nach ihrer Beſitzung Gmünd begeben.

Das erſte Geburtsfeſt

des jüngſtcn Sprößlings der Familie des Erzherzogs Friedrich, Erzherzog Albrecht, wurde Sonntag auf Schloſs Weilburg in beſonders ſolenner Weiſe begangen. Schon am Vorabende wurde zur Überraſchung der erzherzoglichen Eltern im Schloſsparke ein Feuer - werk abgebrannt. Sonntag vormittags fand in der Schloſscapelle ein feierlicher Gottesdienſt ſtatt, bei welcher Gelegenheit, ſowie auch vormittags bei der Tafel, zahlreiche Pöllerſchüſſe abgegeben wurden. Das Arrangement dieſer Familienfeier lag in den Händen der glücklichen Großmutter, Erzherzogin Eliſabeth.

Perſonalnachricht.

Se. Excellenz Abraham Paſcha iſt mit Familie aus Conſtantinopel in Baden angekommen und hat im Hotel Central Wohnung genommen.

Curliſte.

Die Curliſte Nr. 96 vom 25. Juli verzeichnet bis 20. Juli 4388 angekommene Parteien mit 14.136 Perſonen.

Die Curmuſik

concertiert täglich im Stadtparke (eventuell Curhauſe) morgens von 8 bis 9 Uhr, mittags von 12 bis 1 Uhr und abends von 8 bis halb 10 Uhr. An Sonn - und Feiertagen mittags von 12 bis halb 2 Uhr und abends von 6 bis 7 Uhr. Auf der Hauswieſe wird von nun an die Curcapelle jeden Mittwoch, im Falle ungünſtiger Witterung, jeden Donnerstag, von 5 bis 7 Uhr nach - mittags, ſowie an Sonntagen von 9 bis 10 Uhr vormittags, concertieren.

Todesfälle.

Im hieſigen ſtädtiſchen Krankenhauſe verſchied Samstag früh, nach langem und ſchmerzvollem Leiden, das Conventsmitglied des Stiftes Zwettl, P. Leopold Janauſchek, Doctor und emeritierter Profeſſor der Theologie, Mitglied der k. k. theologiſchen Facultät in Salzburg, Ritter des königl. württemberg’ſchen Friedrichordens I. Claſſe, Correſpondent der k. k. Centralcommiſſion für Erforſchung und Erhaltung der Kunſt - und hiſtoriſchen Denkmale ꝛc. ꝛc, im 71. Lebensjahre. Die feierliche Einſegnung fand Montag nachmittags unter zahl - reicher Theilnahme, beſonders der geiſtlichen Mit - brüder des Verſtorbenen, in der hieſigen Pfarrkirche ſtatt, worauf der Leichnam nach Heiligenkreuz über - führt und auf dem dortigen Friedhofe beſtattet wurde. Unter ſehr zahlreicher Betheiligung fand geſtern, Dienstag, den 26. d. M., das Leichenbegängnis der Frau Leopoldine Lutter, Mutter des in weiten Kreiſen bekannten und geachteten Herrn Auguſt Lutter, Hausbeſitzer und Fleiſchſelcher, welche Sonntag, den 24. d. M., im 62. Lebensjahre verſchied, ſtatt.

Benefice-Concert Komzák.

Dieſen Samstag, den 30. d. M., findet im Stadt - parke das Benefice-Concert Meiſter Komzák’s mit3Nr. 60. Mittwoch Badener Zeitung 27. Juli 1898. nachſtehendem Programme ſtatt: 1. Feſt-Ouverture über das Thüringer Lied von Laſſen. (Erſte Auf - führung.) 2. Concert Nr. 8 in A-moll für die Violine von Louis Spohr. Vorgetragen vom Concert - meiſter Herrn Paul Meyer. 3. Badner Madeln , Walzer von K. Komzák. (Neu.) 4. Ungariſche Rhapſodie Nr. 6 (Peſter Carneval) von Fr. Liszt. (Erſte Aufführung.) 5. Vorſpiel des erſten Actes aus der Oper Lohengrin von R. Wagner. 6. Im Chambre separée , Lied aus der Operette Der Opernball von R. Heuberger. (Erſte Aufführung.) 7. II. Satz aus der Symphonie pathétique von P. Tſchaikowsky (Erſte Aufführung.) 8. Der Traum des Reſerviſten Großes militäriſches Tongemälde von C. M. Ziehrer. Das Concert beginnt um halb 8 Uhr abends. Karten im Vorverkaufe (40 kr. ) ſind zu haben in den Buchhandlungen Dittrich und Schütze, in den Cafés Fiſcher, Schopf, Kerſchbaum, im Cafépavillon im ſtädtiſchen Parke und auf der Hauswieſe und in der Tabaktrafik am Hauptplatze.

Die I. Reunion

des Vergnügungs - vereines, welche letzten Samstag im Curhausſaale ſtattfand, erfreute ſich, dank des gelungenen Arrange - ments, des Beſuches eines zahlreichen und durchwegs diſtinguierten Publicums. Das Kränzchen-Comité, mit Herrn Laſchitz als Obmann an der Spitze, und den Herren Grimme, Gregora, Pircher, Schubert, Wladarz, ferner die Herren Adolf Hallenſtein, Julius Hartmann, Julius Hené, Fritz Landau, Robert Schmidt, Max Scheu, hatte alles aufgeboten, um ſeine Gäſte nach jeder Richtung hin zu befriedigen und dieſes Beſtreben war denn auch von einem vollen Erfolge gekrönt. Das Tanzarrangement lag in den Händen des Wiener Tanzmeiſters Bubna, der ſeines ſchwierigen Amtes mit vollendeter Eleganz und allſeits anerkanntem Geſchicke waltete, hiebei trefflich unterſtützt von der vierundzwanzig Mann ſtarken Abtheilung der Curcapelle, welche unermüdlich zum Tanze aufſpielte und deren befeuernden Melodien Damen und Herren mit nicht erſchlaffendem Eifer folgten. Die reizenden Blumenſpenden des Comités, vertrieben durch noch viel reizendere junge Damen, fanden reißenden Abſatz und das Comité kann ſomit auch auf einen materiellen Erfolg zurückblicken, von welchem die bisherigen derartigen Unternehmungen noch ſelten begleitet waren. Fügen wir weiters hinzu, daſs alles, jung und alt, ſich trefflich unterhielt und nur ungern den Ballſaal verlieſs, ſo liegt darin die beſte Anerkennung für das Comité, dem wir bei den folgenden Reunionen den gleichen Erfolg wünſchen.

Die Tombola

vom vorigen Sonntag erfreute ſich eines maſſenhaften Beſuches und der lebhafteſten Antheilnahme ſeitens des Publicums. Die erſte Tombola, eine goldene Herrenuhr ſammt Kette, fiel auf einen Schneidergehilfen, die zweite, eine goldene Damenuhr ſammt Kette, an Fräulein Irma Menſchik. Die anderen zahlreichen Gewinnſte fielen meiſt bedürftigen Leuten zu.

Badener Mohrenwäſche.

In der Auslage der bekannten Droguenhandlung zum ſchwarzen Hund , Rathhausgaſſe Nr 5, wird jetzt täglich ein Mohr binnen zwei Minuten mit der beliebten Badener Fettſeife weiß gewaſchen und empfiehlt es ſich, die Güte dieſer Seife kennen zu lernen.

Selbſtmord eines Bureauchefs.

Montag, den 25. d. M., in der 5. Morgenſtunde, wurden die Bewohner des Frauenhofes durch jammernde Hilferufe aus ihrer Ruhe geweckt. Es hatte ſich nämlich der daſelbſt ſeit 3 Wochen an - weſende Curgaſt Rudolf Hirnſchall, Bureauchef der Donau-Dampfſchiffahrtsgeſellſchaft, in einem nervöſen Anfalle eine Revolverkugel in den Unterleib gejagt. Herr Regimentsarzt Dr. Haſſak, welcher ſofort herbei - geholt wurde, ſah, daſs bei der ſchweren Verletzung, welche ſich H. zuzog, jede ärztliche Hilfe ſchon zu ſpät ſei und ordnete die Transportierung des Schwer - verwundeten durch die freiwillige Rettungsgeſellſchaft in das Rath’ſche Spital an, woſelbſt der Verwundete um 10 Uhr vormittags ſtarb. Hirnſchall, welcher im 45. Lebensjahre ſtand, litt au hochgradiger Hypo - chondrie. Eine unglückliche Ehe ſteigerte das Leiden zur unheilbaren Krankheit. Nach der Trennung von ſeiner Gattin führte er ein höchſt zurückgezogenes Leben und bewohnte in Wien bei einer Beamten - familie eine beſcheidene Garçonwohnung. In der letzten Zeit ſtellten ſich bei Hirnſchall Angſtvor - ſtellungen ein, welchen er in dem letzten Schreiben, das er an einen ſeiner Collegen richtete, durch folgende Zeilen deutlichen Ausdruck giebt: Lieber Freund! Leichte Influenza mit Katarrh, hohe Körpertemperatur, daher das Angſtgefühl und die Wahnidee ſo lautet die Prognoſe Dr. Reiß -mann’s. Innerhalb 3 bis 4 Tagen hoffe ich her - geſtellt zu ſein. Theilen Sie den Herren mit, daſs ich Mittwoch im Bureau eintreffe. Die Nach - richt von dem Selbſtmorde Hirnſchall’s rief unter ſeinen Collegen große Überraſchung hervor.

Kellerfeuer.

Montag früh kam aus bisher unbekannter Urſache in den Kellerräumlich - keiten des Gaſtwirtes Joſef Schabner in der Braitner - ſtraße Feuer aus, welches mit rapider Schnelligkeit um ſich griff und die in der Holzkammer aufbe - wahrten Gegenſtände verzehrte. Dnrch die raſche Hilfe der Feuerwehren von Weikersdorf und Baden gelang es, den Brand binnen einer halben Stunde zu localiſieren.

Ein Gedenkbuch für Concert und Theater.

Zur Anmerkung von Concerten, Opern, Schauſpielen ꝛc., in ſehr eleganter Aus - ſtattung, als Geſchenk für Jung und Alt vortrefflich geeignet, iſt im Verlage von J. Wladarz, Baden, Pfarrgaſſe 3, erſchienen und um den äußerſt geringen Betrag von 50 kr. erhältlich.

Correſpondenzen.

Mödling. [Eigenbericht der Badener Zeitung. ]

(Einquartierung.)

In dieſen Tagen findet hier eine Einquartierung von 5 Officieren, 46 Cadetten, 30 Mann und 60 Pferden der k. k. Artillerie-Academie ſtatt. Uuter den Cadetten befindet ſich auch der Prinz von Orleans. Es werden Übungen vorgenommen.

(Die Rettungsgeſellſchaft),

dieſes ſeit langem vorbereitete, humanitäre Inſtitut, wird am 2. December d. J ſicher activiert werden und hoffentlich eine ungezählte Reihe von Jahren hin - durch ſegensreich wirken. Die Vorarbeiten wurden bereits eingeleitet und werden mit Hilfe des dem Bürgermeiſter, Herrn Thoma, gewährten Credites alle nöthigen Anſchaffungen bald vollzogen ſein.

(Ein neues Brauhaus)

ſoll an Stelle des alten, der Brunner Actienbrauerei gehörigen Gebäudes, am Ende der Neuſiedlerſtraße entſtehen. Schon im Herbſte d. J. will man mit der Demo - lierung des Gebäudes beginnen. An deſſen Stelle kommt ein zwei Stock hoher Neubau, von großen Gartenanlagen umgeben, zu ſtehen. Vorne, an der Hauptfront des Gebäudes, ſoll ein zwei Meter breiter Promenadeweg geſchaffen werden. Da beabſichtigt wird, in dem neuen Brauhauslocale, beziehungsweiſe deſſen Garten, populäre Concerte, wie ſolche in Lieſing ſtattfinden, zweimal in der Woche zu veran - ſtalten, ſo dürften die Sonntags-Ausflüge der Mödlinger nach Lieſing in Zukunft entbehrlich werden.

(Diebſtahl von Fahrrädern)

In der Fabrik von Potſchau & Co. in Atzgersdorf iſt man kürzlich zur Entdeckung eines Diebſtahls an fertigen Rädern und Radbeſtandtheilen in einer bisnun noch unbekannten Werthöhe gelangt. Als Thäter dieſer Diebſtähle wurde der frühere Director der Fabrik, G., welcher zuletzt in Wien eine Stelle bekleidete, von der Gendarmerie ausgeforſcht und verhaftet. Zugleich mit dieſem nahm die Behörde auch die Ver - haftung des in Mödling etablierten Fahrradhändlers B. und einer anderen Perſon vor. Jener hatte von dem Director Räder im Werte von 140 fl. um blos 50 fl., dann Fahrradbeſtandtheile erworben und ſoll ſich dieſes bedenklichen Ankaufes wegen verant - worten. Nach kurzer Haft wurde B. entlaſſen und es wird die Unterſuchung gegen ihn auf freiem Fuße fortgeſetzt.

(Die Tombola)

hat am 24. d. M. auf der hieſigen Brauereiwieſe unter ſtarkem Andrang von Losbeſitzern und Neugierigen ſtattgefunden. Trotz - dem dürfte, weil der Abſatz an Loſen diesmal ein ſchwächerer war, dem wohlthätigen Zwecke, nämlich der am 2. December d. J. zu activierenden Rettungs - Geſellſchaft, nicht ſo viel, als erhofft wurde, zuge - führt worden ſein. Die Ziehung dauerte diesmal länger als ſonſt, es kamen, bis endlich die Tombolas gewonnen waren, faſt alle neunzig Nummern zur Ausrufung. Die Ungeduld der Anweſenden war bereits auf das höchſte geſtiegen, allein Fortuna zögerte noch immer, bis endlich ein Mann Tom - bola! rief und nach der Tribüne eilte, um dort die große goldene Uhr freudig bewegt in Empfang zu nehmen. Es war dies ein wackerer Bindergehilfe aus dem Neudorfer Brauhaus. Bald darauf lief ein hübſches, kleines Mädchen die Treppen hinan; allein nicht das Kind, ſondern eine Magd des hieſigen Gemeindeſecretärs war die Gewinnerin der Damen - uhr. Überhaupt hatte das Glück diesmal in ſehr löblicher Weiſe faſt ausnahmslos nur mit Erden - gütern wenig geſegneten Leuten zugewendet und die50 Terni, 16 Quaterni und 2 Tombolas kamen zumeiſt in die richtigen Hände. Um 7 Uhr ſtrömten die Leute maſſenhaft zurück. allein der Theaterbeſuch hatte doch unter dieſer Veranſtaltung gelitten.

(Begräbnis.)

Am 24. d. M., nachmittags, fand das Begräbnis des hier in der Enzersdorfer - ſtraße wohnhaft geweſenen und verſtorbenen ehe - maligen Baumeiſters, Ehrenbürgers ꝛc., Herrn Ign. Stättermayer, ſtatt. Der Verblichene hatte ein Alter von 72 Jahren erreicht.

(Männer-Geſangverein.)

Das Damen - und Herren-Comité, welchem die ſchwierige und vielen Tact erfordernde Aufgabe zufiel, für das große Feſt Spenden, bezw. Geſchenke von Wertgegenſtänden, zu ſammeln, iſt bereits in Action getreten und wird allem Anſcheine nach die beſten Reſultate erzielen.

(Theater.)

Samstag, den 23. Juli, gelangte Ohnet’s vieractiges Schauſpiel Der Hüttenbeſitzer vor gut beſuchtem Hauſe zur Aufführung. Dank der vereinten Bemühungen aller Mitwirkenden, muſs die Darſtellung als eine gelungene bezeichnet werden und haben ſich darum in erſter Linie die Damen Gigl und Arlt, ſowie Herr Wolf verdient gemacht. Letzterer war ein gewiegter Darſteller für den Philipp Derblay, welchen er mit ſeinen beſten Mitteln aus - zuſtatten wuſste. Frl. Gigl war in Erſcheinung und Auftreten die ſtolze Claire, für welche ſie auch die richtigen Herzenstöne in den entſprechenden Momenten traf. Beſonders wirkend war der Dialog zwiſchen ihr und Athenaïs, welche in Frau Arlt ihre Meiſterin fand. Wir haben die genannte Dame ſchon früher in dieſer Rolle bewuudern gelernt und können unſere Anerkennung nur aufs neue ausſprechen. Frau Förſter iſt als Marquiſe Beaulieu die ſtolze Ariſtokratin und zärtliche Mutter, Frl. Vilma (Suſanne) das reizendſte junge Dämchen. Herr Brüngger traf mit ſeinem Monlinet die richtige Grenze der Komik, Herr Richter lieferte mit ſeinem Herzog v. Bligny eine vortreffliche Figur. Herr Bauer fühlte ſich als Octave ſichtlich nicht wohl, doch zog er ſich ehrenhaft aus der Affaire. Unter Brüngger’s Regie leiſteten auch die Inhaber der kleineren Rollen ihr beſtes. Sonntag, 24. Juli: Bruder Martin , Volksſtück in vier Acten, von C. Coſta. Muſik von M. v. Weinzierl. Regie Herr Fiſcher. Trotz des mäßig beſuchten Hauſes blos die Gallerien waren dicht beſetzt kam eine ſehr animierte Vorſtellung zuſtande. Die Kürzungen machten ſich zuweilen recht fühlbar und auch mit den Couplet-Zugaben wurde zeitmangels halber geſpart. In den Hauptrollen zeichneten ſich insbeſondere Herr Fiſcher als Bruder Martin , Herr Bauer (Würmerl) und Frl. Baer (Stanzi), dann Herr Wolf (Kern - linger) und Frl. Gigl (Cilli) aus. Das ſehr beifalls - luſtige Publicum zeichnete die Genannten wiederholt durch ſtürmiſchen Beifall aus. Ein Gaſtſpiel des Charakterdarſtellers Ludwig Martinelli vom Deutſchen Volkstheater im Karlweis’ſchen Groben Hemd wird im Laufe dieſer Woche ſtattfinden. Als Novität folgen ſodann Die kleinen Schäfchen .

Sooß.

(Poſtexpedientenſtelle)

iſt in unſerem Orte unter folgenden Bedingungen zu beſetzen. Poſtbeſtallung 150 fl., Amtspauſchale 40 fl., ein Pauſchale jährlicher 200 fl. für die Beſorgung des täglich einmaligen Botenganges im Winter und der täglich zweimaligen Botengänge im Sommer nach Baden. Bewerber um dieſe Stelle haben eine Caution von 200 fl. zu leiſten. Geſuche ſind binnen vier Wochen bei der k. k. Poſt - und Telegraphen-Direction in Wien einzubringen.

Pfaffſtätten.

(Geſchäfts-Eröffnung.)

Herr J. Rautſchka, Tapezierer und Decorateur, er - richtete in unſerem Orte, Gumpoldskirchnerſtraße 12, ein Tapezierer - und Decorateur-Geſchäft.

Gumpoldskirchen.

(Todesfall.)

Der in allen Kreiſen geachtete Weinhändler und Realitätenbeſitzer, Herr Joſef Schneider, erlitt durch das Ableben ſeines einzigen Sohnes Georg Schneider, welcher geſtern, den 26. d. M., im 41. Lebensjahre ſtarb, einen herben Verluſt. Das Leichenbegängnis findet Donnerstag, den 28. d. M., um halb 5 Uhr nachmittags, vom Trauerhauſe: Hauptſtraße 262, ſtatt.

Traiskirchen.

(Deutſcher Schulverein.)

Sonntag, den 31. l. M., findet in Traiskirchen in Dopplinger’s Gaſthaus, um halb 5 Uhr nachmittags, eine Ortsgruppenvertreter-Verſammlung ſtatt. Tages - ordnung: 1. Neugründung der Ortsgruppe Trais - kirchen. 2. Anſprache des Obmannes der Ortsgruppe Baden, Herrn Profeſſor Dr. Rainer v. Reinöhl. 3. Anſprache des Vertreters der Hauptleitung des deutſchen Schulvereines, Herrn Reichsrathsabgeordneten Dr. Wolffhardt. 4. Unterhaltende Vorträge. Aus - wärtige Theilnehmer benützen am beſten in der4Mittwoch Badener Zeitung 27. Juli 1898. Nr. 60. Richtung Wr. -Neuſtadt Wien den in Pfaffſtätten um 3 Uhr 51 Minuten, in der Richtung Wien Wr. -Neuſtadt den in Pfaffſtätten um 4 Uhr an - kommenden Zug der Südbahn.

Laxenburg.

(Vom Schloſsparke.)

Infolge der Abreiſe Ihrer k. und k. Hoheit der Frau Kronprinzeſſin-Witwe Erzherzogin Stephanie und Höchſtdero Tochter Eliſabeth nach England, ſteht jener Theil des großen Schloſs - parkes, welcher ſonſt für die kaiſ. Hoheiten reſerviert iſt, dem Publicum zur Beſichtigung offen. Dadurch iſt es eben dem Beſucher Laxenburgs ermöglicht, nebſt den Sehenswürdigkeiten auch die herrlichen Blumenanlagen, die gewiſs das Auge eines jeden Beſuchers erfreuen werden, zu beſichtigen. Ebenſo befindet ſich der ganze Park infolge der zahlreichen Niederſchläge in einer ſeltenen Pracht und Üppigkeit, ſo daſs jeder Naturfreund einen Beſuch Laxenburgs nach jeder Richtung hin gelohnt findet.

Perchtoldsdorf.

(Gemeindeausſchuſs - ſitzung.)

Donnerstag, den 28. d. M., 5 Uhr nachmittags, findet eine ordentliche Gemeinde-Aus - ſchuſsſitzung mit nachſtehender Tagesordnung ſtatt: 1. Verleſung und Verificierung des letzten Sitzungs - protokolles. 2. Verleſung der Gemeinderechnung pro Juni 1898. 3. Verleſung der Bürgerſpitalsrechnung pro Juni 1898. 4. Mittheilung des Erlaſſes des hohen n. . Landesausſchuſſes vom 23. Juni d. J., Z. 28.711, womit das angeſuchte Anlehen von 38.000 fl. und die Veräußerung von 7650 fl. Ob - ligationen des Gemeinde-Stammvermögens bewilligt wird. Berathung und Beſchluſsfaſſung über folgende weitere Gegenſtände: 5. Anſuchen der Gemeinde - Sicherheitswachmänner um Gehaltsaufbeſſerung. 6. Bezüglich der Grabſtiftung des verſtorbenen Frls. Karoline Bauer. 7. Anſuchen des Baumeiſters Herrn Karl Kautz um käufliche Uberlaſſung der Bauparzelle 7, in Gruppe H, im Riede Steineckeln zum Preiſe von 3 fl. per Quadratklafter. 8. Über die Frage des Localbedarfes anläßlich Anſuchens der Frau Fanny Fugger um Ertheilung der Gaſtgewerbe-Conceſſion im Hauſe Nr. 217 (an der Waſſerleitung). 9. Über Verwendung des von Frau Magdalene Eder an den Bürgerſpitalfond rückgezahlten Schuldcapitales per 105 fl. 10. Anſuchen der Frau Magdalena Zech - meiſter um Unterſtand im Bürgerſpitale. 11. Beſtellung der Weinhut pro 1898. 12. Mittheilung eines Schreibens des juriſtiſchen Vertreters des Conceſſio - närs der projectierten Wiener-Neuſtädter Tiefquellen - Waſſerleitung. 13. Eventuelle Anträge.

Kirchweihfeſte.

  • Gaaden: Sonntag, den 31. Juli und Montag, den 1. Auguſt in Fr. Schöny’s Gaſthaus. Sontag Gartenconcert der Capelle Steiner, darnach Tanzkränzchen; Montag Concert der Capelle des Infanterie-Regimentes FZM. Frei - v. Pürcker, darauffolgend Tanzkränzchen in den Sälen.
  • Teesdorf. Sonntag, 7. Auguſt, in G. Grauſam’s Gaſthaus. Muſik der Günſelsdorfer Feuerwehr - capelle.

Theater.

Arena in Baden.

Freitag, 22. Juli: Der Opernball. (Wieder - holung).

Samstag, 23. Juli: Die Fledermaus. Die Vorführung dieſer beliebten Strauß’ſchen Operette brachte ein faſt ausverkauftes Haus, welches der im allgemeinen recht gelungenen Darbietung dankbare Anerkennung entgegenbrachte. Beſondere Erfolge errangen die Damen Genſchar und Narenta, ferner die Herren Pohl, Bartl und Wiegand. Die Rolle des Frank befand ſich diesmal in den ſonſt gewiſs bewährten Händen des Directors Schreiber, der ihr jedoch nicht zu entſprechen vermochte.

Sonntag, 24. Juli, uachmittags 4 Uhr: Hans Huckebein ; abends 7 Uhr: Die Vorleſung bei der Hausmeiſterin und Tannhäuſer. Beide Vor - ſtellungen waren vortrefflich beſucht, die Abend - vorſtellung ſogar ausverkauft. Das Publicum unterhielt ſich in beiden Vorſtellungen vorzüglich und zeichnete alle Darſteller wiederholt mit verdientem Beifalle aus.

Montag, 25. Juli: Die beiden Trumminger , Poſſe mit Geſang in 3 Aufzügen von M. A Reitler und Karl Kaplanek; Muſik von Béla von Ujj. Dieſe bereits ſeit längerem angekündigte Premièrehatte einen Maſſenbeſuch zur Folge, der ſich ſelbſt - redend zum großen Theile aus dem zahlreichen Bekanntenkreiſe der drei einheimiſchen Autoren, ſowie aus vielen Mitgliedern des Curpublicums recrutierte. Der Erfolg, den das Stück davontrug, liegt in erſter Linie in der muſikaliſchen Mache. Der Componiſt, den wir ja bereits im Winter kennen zu lernen das Vergnügen hatten, hat ſeitdem unleugbare Fortſchritte gemacht und in die Handlung der Poſſe einen Kranz von anheimelnden Melodien geflochten, welche durchwegs von dem ſchönen Talente des Componiſten zeigen. Abgeſehen von der für eine Poſſe faſt zu kunſtvoll ausgeführten Ouverture und der ebenſo gelungenen Ouverture zum zweiten und dritten Acte, begegnen wir im Stücke ſelbſt einer Reihe von Arien, Walzerliedern und Couplets, die durchwegs die beifälligſte Aufnahme fanden. Was nun die Poſſe als ſolche anbelangt, ſo hatten ſich die Autoren an dieſem Abende ſeitens des beifalls - luſtigen Publicums der ſchmeichelhafteſten Anerkennung zu erfreuen. Gleichwohl möchten wir behaupten, daſs ſchon bei der Première dem aufmerkſamen und un - befangenen Zuhörer Mängel aufgeſtoßen ſind, welche ſich bei eventuellen Wiederholungen leicht vermeiden ließen. Iſt es ſchon nicht möglich, die Handlung als ſolche möglicher und wahrſcheinlicher zu geſtalten, als ſie es in der That iſt, ſo hat die Erſtaufführung gezeigt, daſs einzelne ſonſt recht gelungene Scenen erheblich zu kürzen ſein werden, um gerade ihre humoriſtiſche Wirkung mehr hervortreten zu laſſen. Es wird ſich dies ganz beſonders für die Actſchlüſſe im zweiten und dritten Acte empfehlen, welche der ſonſt vorzüglich gelungenen Handlung merklichen Abbruch thaten. Berückſichtigt man übrigens, daſs die beiden Autoren keine Theaterſchriftſteller von Beruf ſind und ſomit auch unmöglich über die auch auf dieſem Gebiete erforderliche Erfahrung verfügen können, ſo muſs man ſagen, daſs die Poſſe recht gut gelungen iſt und daſs die Aufführung immerhin darnach angethan erſchien, in das heuer an Novitäten arme Repertoire einige Abwechslung zu bringen Die Darſteller ernteten für ihre durchwegs vor - züglichen Leiſtungen die freundlichſte Anerkennung. Im Mittelpunkte ſtand Frl. Genſchar, welche mit ihrer prächtigen Stimme und durch ihr degagiertes Spiel die weſentlichſte Stütze der Poſſe ausmachte. Frau Zwerenz und Herr Gilzinger hatten die Aufgabe zu bewältigen, ein Ehepaar darzuſtellen, von welchem Sie eine Xantippe, Er ein ſimandl, beide in bedenklichem Umfange, darzuſtellen hatten. Beiden gelangen ihre ſchwierigen Rollen recht gut. Die beiden Trumminger sen. und jun. wurden von den Herren Wiegand und Netzl dar - geſtellt. Der Sebaſtian Trumminger des erſteren war eine gelungene Figur und Herr Wiegand verſtand es vortrefflich, ſie zur Geltung zu bringen; ebenſo gelang es Herrn Netzl, ſeinen Pepi mit der nöthigen Komik auszuſtatten. Frl. Corti hielt ſich in der kleinen Rolle der Marie recht brav, ebenſo ihr Partner, Herr Felix, als Dr. Frank. In recht gelungenen Epiſodenrollen wirkten ferner noch die Herren Bartl als Chormeiſter Brand und Mailler als Bürgermeiſter. Der zweite Act brachte ein lebhaft acclamiertes muſikaliſches Quodlibet zwiſchen Fräulein Genſchar ( Toni Wiesberger ) und Herr Netzl, welches beiden wiederholt ſtürmiſche Hervorrufe eintrug, ferner eine vom Chore recitierte, muſikaliſch trefflich gelungene Hymne. Die pièce de resistance des dritten Actes bildete das Couplet des Fridolin Mauſer (Herr Gilzinger), deſſen gelungene Strophen allgemeinen Beifall erregten, beſonders die letzte:

Die liebe ſchöne Badner Stadt,
Im Sommer iſt ſie groß;
Doch, wenn der letzte Curgaſt geht,
Dann iſt hier nichts mehr los.
Dann ſchläft man ſtill den Winterſchlaf,
Statt eifrig anzuſtreben,
Daſs Baden auch im Winter hat
Ein reges Curortleben.

(Proſa): Nicht einmal einen Omnibus gibt’s im Winter; auch die elektriſche nicht. Wer ſich keinen Fiaker zahlen kann, muſs zu Fuſs laufen .....

Mit Müh muſs er ſtampfen durch Schnee und durch Koth,
O, löblicher Stadtrath, hilf uns aus der Noth,
Sonſt wirſt bei den Wahlen du ſehen es ein:
Nicht all’s, was zurückbleibt, muſs Baden g’rad ſein!

Erwähnen wir noch, daſs Capellmeiſter Wallner auf das muſikaliſche Studium große Sorgfalt ver - wendet hatte und daſs auch die Regie nichts zu wünſchen übrig lieſs, ſo haben wir unſerer Pflicht Genüge geleiſtet. Die Autoren haben mit den beiden Trumminger immerhin eine anerkennenswerte Arbeit geleiſtet und wir wünſchen ihnen, daſs es ihnen im ferneren einträchtigen Zuſammenwirken gelingen möge, von Stufe zu Stufe aufwärts zu ſchreiten.

Repertoire.

Mittwoch, den 27. d. M.: Bartel Turaſer. Volksſchauſpiel in 3 Acten von Th. Langmann.

Donnerstag, den 28. d. M.: Eine Nacht in Venedig. Operette in 3 Acten von Johann Strauß.

Freitag, den 29. d. M.: Der Nazi. Poſſe mit Geſang in 5 Bildern von Krenn und Lindau.

Vermiſchtes.

Herabſetzung der hohen Kohlentarife der Südbahn.

Der Verband der Induſtriellen in den politiſchen Bezirken Baden, Mödling, Neunkirchen, Wr. -Neuſtadt und Umgebung hat an das Eiſenbahn - miniſterium eine Eingabe gerichtet, worin er eine Ermäßigung der hohen Kohlentarife der Südbahn und der Wiener Verbindungsbahn fordert. Die Eingabe weist auf die ungünſtige geographiſche Lage der nied. -öſterr. Fabriken hin, die bei dem Mangel eines billigen Waſſerweges, ſowohl bei der Zufuhr des Rohſtoffes, als auch bei der Abfuhr des Fabrikates, in den hohen Frachtſpeſen ihren concreten Ausdruck findet und ihnen den Wettbewerb mit der nördlichen Induſtrie außerordentlich erſchwert. Die Einheitstarife der Südbahn ſeien um die Hälfte höher als jene der Nordbahn und der k. k. öſterr. Staatsbahnen, die Wiener Verbindungsbahn hebe im Tranſit für die nur 10 Kilometer lange Strecke Nordbahnhof Matzleinsdorf den ſehr hohen Frachtſatz von 10 Hellern pro Metercentner ein, abgeſehen davon, daſs die für den Localconſum von Wien beſtimmte Kohle auf der Nordbahn einen niedrigeren Frachtſatz genieße, als die über Wien hinausgehende, für die nied. -öſterr. Induſtrie beſtimmte. Dieſe Um - ſtände fallen umſo ſchwerer in die Wagſchale als infolge des dreifach gebrochenen Verkehres nur die hohen Staffel des Nahverkehres zur Anwendung kommen und auch die Manipulationsgedür wiederholt entrichtet werden muſs. Die Eingabe führt Beiſpiele an, aus denen hervorgeht, daſs die an den k. k. öſterr. Staatsbahnen gelegenen Induſtriebetriebe die Kohle um vieles billiger beziehen; der Unterſchied betrage unter der Vorausſetzung gleicher Entfernungen 22 bis 46 Kronen pro Waggon. Die hohen Kohlen - tarife der Südbahn ſtehen im Widerſpruche mit ihrem Ausnahmstarife 9, der für Holzkohle, Talg - erde u. ſ. w. einen viel niedrigeren Frachtſatz als für Steinkohle einhebe. Dieſe ungleiche Behandlung iſt umſo auffälliger, als die genannten Artikel höherwertiger als Steinkohle ſind und das in Öſterreich noch geltende Syſtem der Wertclaſſification ihre Einreihung in eine höhere Tarifclaſſe erfordern würde. Die Eingabe ſchließt mit der Bitte an den Eiſenbahnminiſter, er möge ſeinen Einfluſs dahin geltend machen, daſs die k. k. priv. Südbahn - Geſellſchaft ihren Frachtſatz auf Steinkohle durch Einreihung dieſes Artikels in den Ausnahmstarif 9 ermäßige, und desgleichen der Frachtſatz der Wiener Verbindungsbahn im Verkehre zwiſchen den nördlichen und ſüdlichen Stationen eine Herabſetzung erfahre. Die Eingabe wurde auch dem Handelsminiſterium und der nied. -öſterr. Handels - und Gewerbekammer zur Unterſtützung überreicht. Alle Fabriken Nieder - öſterreichs, die bei ihrem Kohlenbezuge auf die Süd - bahn angewieſen ſind, wurden aufgefordert, der Petition beizutreten, welcher Aufforderung bisher mehr als 130 der hervorragendſten Fabriksbetriebe nachgekommen ſind. Weiters iſt auch an die größeren, an billigen Kohlentarifen intereſſierten Gemeinden die Einladung ergangen, dieſen Schritt des Verbandes in der ihnen geeignet erſcheinenden Weiſe zu unterſtützen.

100.000 Kronen

und 3 mal 25.000 Kronen ſind die Haupttreffer der großen Jubiläums-Aus - ſtellungs-Lotterie, welche mit nur 20% Abzug bar ausgezahlt werden. Wir machen unſere geehrten Leſer darauf aufmerkſam, daſs die nächſte Ziehung unwider - ruflich am 6. Auguſt 1898 ſtattfindet.

Deutſcher Schulverein.

In der Ausſchuſs - ſitzung am 20. d. M. wurde den beiden Ortsgruppen in Troppau für ein Sommerfeſt, den beiden Orts - gruppen in Iglau für ein Concert, der Frauen - Ortsgruppe Reichenberg für eine Spende ſtatt eines Kranzes für den dahingeſchiedenen Herrn Wilhelm Siegmund, der Ortsgruppe Karlsbad für ein Frühlingsfeſt, der Ortsgruppe Nürſchan für ein Gartenfeſt, der Ortsgruppe Lichtenwald für ein Sonn - wendſeſt und der Ortsgruppe Budweis für ein Sommerfeſt, ferner den Sparcaſſen Karbitz und Urfahr für Spenden, der Frau Ida v. Schmitt in Böhm. - Aicha für die Widmung von fl. 2000, den Hinter - bliebenen nach Herrn Wilh. Siegmund in Reichen -5Nr. 60. Mittwoch Badener Zeitung 27. Juli 1898. berg für eine namhafte Spende und endlich dem Geſangverein Kölner Liederkranz für ein bei ſeiner Anweſenheit in Innsbruck veranſtaltetes Concert der geziemende Dank ausgeſprochen. Hierauf wurde ein Bericht über den Schulhausbau in Mahrenberg zur Kenntnis genommen, ferner wurden für die Schule in Proveis Lernmittel, für das Schulhaus in Schu - dorf die Grundſteuer und für die Schule in Schwarz - bach ein Beitrag zur Reparatur des Schulhauſes und der Schuleinrichtung bewilligt und nach Be - rathung von Angelegenheiten der Schulen in Hirſch - dorf und Watzlaw wurden über Angelegenheiten der Vereinsſchulen in Laibach, Lichtenwald, Maierle, Pilſen und St. Egydi Beſchlüſſe gefaſst. Endlich wurden die nothwendigen Adaptierungen am Schul - hauſe in Freiberg genehmigt.

Zähne

erhält man geſund, übelriechenden Athem vertreibt ſofort das beſte und billigſte Zahnpräparat Kallodine patent. g. Verlangen Sie ausdrücklich Kallodine von Franz Kuhn, Kronenparfumeriefabrik, Nürnberg; hier bei Wallace, Droguerie, erhältlich.

Literatur.

Unſer krankes Zeitalter, in welchem Nervoſität und Rheuma ſchon mehr zur erblichen Belaſtung gehören, verlangt eine beſonders ſorgfältige Hygiene bei Heranbildung des jungen Nachwuchſes, und darum hat das vielgeprieſene, praktiſche und als Specialblatt einzig daſtehende Blatt Kindergarderobe , Verlag John Henry Schwerin, Berlin, nun auch Ärztliche Winke , von einem praktiſchen Arzt, in ſein ſchon ſo reich - haltiges Material neu aufgenommen, desgleichen häusliche Winke ſür Mütter und Kinder, von einer erprobten Pädagogin, welche eine ſegensreiche Wirkung in Haus und Familie ſicher ausüben werden. Eine andere wichtige Neuerung iſt die Ver - mehrung des Illuſtrierten Modentheiles. Und dieſes alles ohne jede Preiserhöhung! Außerdem ſetzt der jeder Monatsnummer beiliegende große, doppelſeitige Schnittmuſterbogen jede Mutter in den Stand, ihre ſämmtliche Kindergarderobe ſich ſelbſt an - zufertigen, wie das Blatt auch die Selbſtanfertigung des Kinderſpielzeuges aus Reſten des Haushaltes den Kleinen lehrt. Kindergarderobe iſt zu beziehen für 45 kr. pro Quartal mit den Beilagen Für die Jugend und Im Reiche der Kinder von der Hauptauslieferungsſtelle für Öſterreich - Ungarn: Rudolf Lechner & Sohn, Wien, I., Jaſomirgottſtraße 6, von allen Buchhandlungen oder Poſtanſtalten. Gratisprobe - nummern durch erſtere beiden.

Angekommene Fremde.

C. Sukfüll’s Hotel Grüner Baum .

Enrico Roſſi, Privatier, Venedig. Peter v. Sergneyeff, Chargé d’Affaire, St. Petersburg. Michael Birnbaum, Kauf - mann, Jaroslau. Markgraf J. Pallavicini, Wien. Michaela Tonner, Geſellſchafterin bei Frau Baronin Szlary, Klagenfurt. Victorie v. Kajuch, Güterdirectorsgattin, Ungarn (Kalocſa). Vilma J. Klacſanyi, Privatierswitwe, Budapeſt. Marie von Teleky, Gutsbeſitzerswitwe, Budapeſt. Baron H. Liebieg, Wien. Angelos Pefanis, Privatier, Rußland (Odeſſa).

Hotel Stadt Wien .

Leopold Fritſch, Kaufmann, Peſt. Joſef Reis, Agent, Wien. Moſſer, Cafétier, Wien. Marie Rapri, Private, Wien. Karl Frankl, Privatier, Spitz a. d. Donau. Adolf Goldenberg, Baumeiſter und Architect, Wien. Paul Deutſch, Redacteur der Reichspoſt-Correſpondenz, Wien. Pharm. Alex. Stapler, Firma: Sociète de produits hygiéniques Stapler & Co., Wien. Adolf Hauer, Privatier, Wien. Rickl, Fabriksdirector, Donau - feld. Iſidor Hojós, Kaufmann, Budapeſt. Louis Boſchan, Agent, Graz. Joſef Klein, Kaufmann, Wien. Rechert, Private, Wien.

Eingeſendet. Für Form und Inhalt dieſer Rubrik übernimmt die Redaction nur die geſetzliche Verantwortung.

An die Einjährig-Freiwilligen des erſten Turnus 1869.

Kameraden!

Bald ſind es dreißig Jahre, ſeit die neuen Wehrgeſetze ins Leben traten, bald dreißig Jahre, ſeit zum erſtenmale die Völker von Öſterreich und Ungarn eine Anzahl ihrer beſten, bishin vom Wehr - dienſte freien Jünglinge zur Armee ſandten, die ſie nicht als fremde Angliederung, ſondern als Ange - hörige empfing, zu deren Führung und Ausbildung ſie ihre trefflichſten, bewährteſten Officiere widmete.

Vielleicht nicht allen war es im Anfange klar, was es hieß: Soldat ſein. Aber mit dem Eidſchwur wurden wir uns bewuſst, den Weg zu betreten, auf dem Eugen, Karl, Radetzky, Albrecht, Tegetthoff die Markſteine waren, den ehrenvollen Weg der Pflicht und der Arbeit.

Und dieſe Pflicht, wir haben ſie erfüllt; dieſe Arbeit, wir haben ſie geleiſtet.

Im Frieden alle nach beſten Kräften, mit beſtem Willen. Viele im Felde.

Unter Philippovich, Jovanovich, Württemberg, unter Szápáry und Kaiffel giengen wir, den Stahl in der Fauſt, wo es galt: Vorwärts! Schulter an Schulter mit den activen Kameraden; außer daſs ſie unſere Lehrmeiſter und Vorbilder, wir die Schüler und Nacheiferer waren, gab’s keinen Unterſchied.

Ob aus Nord oder Süd, aus Oſt oder Weſt, wir waren Brüder, Söhne eines Vaters; eine Fahne flatterte über uns, ein Name leuchtete uns voran: Franz Joſef, unſer Kaiſer und König!

Kameraden, wir wiſſen es in unſerer alten, herrlichen Monarchie, daſs vieles Schöne, Gute, Große nicht gefeiert, nicht beachtet wird, vielleicht, weil es als ſelbſtverſtändlich gilt, daſs jeder thue, was er kann, ſein Beſtes.

Aber bedeutungsvoll für die Geſchichte unſerer Wehrmacht, für die Völker, für die Familien, für den Einzelnen war dieſe Epoche, und jedem von uns unvergeßlich.

Wir wurden ein Theil der Armee, des gewal - tigen Ganzen, in welchem jeder für Alle ſteht, und Alle wie einen für jeden Fußbreit, für jeden Herd in Öſterreich-Ungarn.

Kameraden, laſst uns dies nocheinmal durchfühlen in dieſem Jahre der Erinnerungen; kommen wir zuſammen bei einem einfachen Mahle, im ſchlichten Bürgerrock, um ohne Prunk und Glanz uns wieder zu begrüßen, der Jugendkraft und Jugendluſt ge - denkend, mit der wir die Waffe auf die Schulter nahmen, um den erhabenen Herrn, dem wir die Treue ſchwuren und hielten, Ihn, das Muſter des Bürgers, das Muſter des Soldaten, ſtolz und freudig mit erneutem Gelöbnis zu feiern; um der Armee zu danken, deren echte altbewährte Kameradſchaft auch uns umſchloß!

Ob wir in Wien oder in Budapeſt oder an einem anderen ſchönen Punkte der Monarchie uns treffen und wann, etwa im Auguſt oder September, iſt Euch anheimgeſtellt; vielleicht bilden ſich Ausſchüſſe an größeren Centren, um dies zu berathen. So lange nichts anderes beſtimmt iſt, laſſet Wünſche und Mit - theilungen an mich gelangen mit deutlicher Angabe der Namen und Adreſſen.

Friſch und raſch ans Werk, und ſeid alle herzlich gegrüßt, erſter Turnus!

Wien, I., Schultergaſſe 5, im Juli 1898.

〈…〉〈…〉
6Mittwoch Badener Zeitung 27. Juli 1898. Nr. 60.
〈…〉〈…〉
7Nr. 60. Mittwoch Badener Zeitung 27. Juli 1898.
〈…〉〈…〉
8Mittwoch Badener Zeitung 27. Juli 1898. Nr. 60.
〈…〉〈…〉

Eigenthümer, Herausgeber und verantwortlicher Redacteur: Auguſt Meiſter. Druck und Berlag Buchdruckerei Johann Wladarz, vorm. H. Haaſe, in Baden.

About this transcription

TextNr. 60, 27.07.1898.
Author[unknown]
Extent8 images; 7817 tokens; 3366 types; 58040 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Benjamin FiechterSusanne HaafNote: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat).2018-01-26T13:38:42Z grepect GmbHNote: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2018-01-26T13:38:42Z Amelie MeisterNote: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2018-01-26T13:38:42Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationNr. 60, 27.07.1898. . Johann WladarzBaden (Niederösterreich)1898. Badener Zeitung

Identification

IDS Mannheim

Physical description

Fraktur

LanguageGerman
ClassificationZeitung; ready; mkhz2

Editorial statement

Editorial principles

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

Publication information

Publisher
  • dta@bbaw.de
  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-10T11:23:23Z
Identifiers
Availability

Distributed under the Creative Commons Attribution-NonCommercial 3.0 Unported (German) License.

Holding LibraryIDS Mannheim
Shelfmark
Bibliographic Record Catalogue link
Terms of use Images served by Deutsches Textarchiv. Access to digitized documents is granted strictly for non-commercial, educational, research, and private purposes only. Please contact the holding library for reproduction requests and other copy-specific information.