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Badener Zeitung Deutſch-freiheitliches und unabhängiges Organ.

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Nr. 67. Mittwoch, den 19. Auguſt 1908. 29. Jahrg.

Das nahende Unglück.

Auch in der Politik bewahrheitet ſich das Sprichwort, daß der Apfel nicht weit vom Stamme falle. Die öſterreichiſchen Altliberalen ſind an dem Widerſpruche zwiſchen ihrem Programm und ihrer Haltung zugrundege - gangen, ihre verſchämten Erben aber, die Deutſchfortſchrittlichen, ſägen ſich ſelbſt den Aſt ab, auf dem ſie ſitzen, weil ihre Taktik unausgeſetzte Namensſchändung und Verrat der fortſchrittlichen Prinzipien iſt.

Trotzdem die Reichsratswahlen bewieſen haben, daß der freiheitliche Gedanke bei der Wählerſchaft nicht auszurotten iſt man denke nur an die Wahl in unſerem Bezirke, wo der Gewählte mit nur wenigen Stimmen aus der Urne hervorging will man ihn bei den Abgeordneten vernichten. Die chriſt - lichſoziale Partei ſucht ſich bei den kommenden Landtagswahlen den Freiſinnigen durch ein Kompromiß zu nähern; ſie will ihnen acht Mandate in der Städtekurie überlaſſen,während die übrigen Mandate, zuſammen 48 Wahlbezirke, ihr kampflos überlaſſen bleiben ſollten. Wenn man recht unterrichtet iſt, hat in dieſem Kuhhandel unſere Re - gierung die Hand im Spiele, deren Politik, die Deutſchfreiheitlichen den Chriſtlichſozialen in die Arme zu treiben, dadurch nun unter - ſtützt würde. Dieſe Abſicht der Regierung wäre, trotz der logiſchen Unmöglichkeit einer Vereinigung von Freiſinn und Reaktion, vielleicht längſt ſchon Tatſache geworden, wenn nicht gewiſſe Ereigniſſe in letzterer Zeit dieſelbe zunichte gemacht hätten.

Steckt doch in einem großen Teile der Wählerſchaft die Angſt vor dem Anwachſen der Sozialdemokratie viel zu ſehr in den Gliedern, als daß man in ruhiger, nüchterner Erwägung der Dinge eine natürlichere Bundes - genoſſenſchaft ſuchte. Hier die Sozialdemokratie hier alle anderen, das iſt die bequeme Formel eines alles übrige entweder leicht - ſinnig und unabläſſig oder abſichtlich und ſpekulativ überſehenden Simpliſten. Davonnicht zu ſprechen, daß man ſich klar ſein müßte, wohin man weiter will, wenn man die Sozialdemokratie bekämpft hat. Es iſt wahrlich kein ingeniöſer Gedanke, das rote Lager zu ſchlagen, um in das ſchwarze zu gelangen!

Wir wiſſen ganz gut, wie wenig Glück man in Oeſterreich hat, wenn man angeſichts der beſtehenden Verhältniſſe vor einem unbe - dachten Schritte warnt und einem natürlicheren Bündniſſe das Wort ſpricht. So ſehr iſt ja bei uns die Luft mit Verdächtigungen ge - ſchwängert, daß man jeden Menſchen, der nicht gleich als Fechter und Himmelsſtürmer auftritt, weiß Gott welcher geheimen Kompro - miſſe, welcher Unaufrichtigkeiten und politiſchen Geſinnungsloſigkeiten beſchuldigt. Aber ſicher iſt, daß, wenn man ſchon Opfer bringen muß, es beſſer und menſchlicher iſt, ſie einem ver - wandten Geſinnungsgenoſſen zu bringen, als mit dem Erzfeinde ſich ſo ſchmählich zu proſtituieren.

Wir müſſen einem derartigen Kompromiſſe

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Feuilleton.

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Eine Selbſtbiographie Hermann Rolletts.

Der ſonderbare Umſtand, daß der Name Hermann Rolletts in Wurzbachs Biographiſchem Lexikon des öſterreichiſchen Kaiſerſtaats nicht vorkommt1)Die für den 19. und 20. Bogen im 26. Baude des Lexikons beſtimmt geweſene Biogaphie Rolletts wurde von Wurzbach im letzten Momente nicht aufgenommen, ſondern erſchien 1874 im Selbſtverlage des Dichters. Die Gründe dieſes Vorgehens findet man im Sonderabdruck auseinander - geſetzt. und die in den Encyklopädien enthaltenen Nachweiſe meiſt nur eine trockene Aufzählung ſeiner wichtigſten Lebensmomente und Werke darſtellen, veranlaßt mich zur Publizierung dieſer autobiographiſchen Skizze, die der Dichter im Jahre 1862 verfaßte, jedoch um 42 Jahre überlebte. Aber auch ſonſt würde es der Lebenslauf dieſes ſpezifiſch öſterreichiſchen Poeten und Gelehrten rechtfertigen, von ihm ſelbſt gegebene authen - tiſche Daten über ſein Singen und Ringen zu ver - öffentlichen. Dies umſomehr, als man ſie füglich eine Ergänzung zu ſeinem letzten Werke Begegnungen (Wien, L. Rosner, 1903) nennen darf. Außer der zum 75. Geburtstage Rolletts erſchienenen Arbeit Leopold Kaiſchers (Wien, M. Perles, 1894), die zu ſehr den Charakter einer Jubiläumsſchrift an ſich trägt, käme wohl nur noch der im Nachlaſſe vorhandene reichhaltige Briefwechſel des Dichters mit den bekannteſten Perſonen ſeiner Zeit für eine eingehende Würdigung ſeines Schaffens in Betracht. Die Korreſpondenzen, namentlich die etwa180 Briefe umfaſſende mit ſeinem Jugendfreunde Anton Joſephy, bilden zuſammen mit dieſem Lebens - abriß einen verbindenden Komentar zu Rolletts Me - moiren. Schon in dieſe mußten naturgemäß viele biographiſche Einzelheiten, die ſich in vorliegender Lebensſkizze zerſtreut wiederfinden, eingeflochten werden. Für das lexikaliſche Werk Deutſcher Nekrolog (herausgegeben von A. Bettelheim, Berlin, Jahrgang 1905 / 6) ſchrieb ich ſelbſt zuletzt eine Biographie Rolletts in gedrängter Kürze.

Was dem Lebeusabriß , abgeſehen davon, daß er ein Ganzes vorſtellt, allgemeines Intereſſe ſichert, iſt die Offenherzigkeit, mit der dem Leſer zwiſchen durch die raſch aufgezählten Geſchehniſſe dieſes unſtäten Lebenslaufes allenthalben ein Blick ins Seelenleben Rolletts geſtattet wird. Seine ge - winnend liebenswürdige perſönliche Mitteilſamkeit erſtreckte ſich ja eigentlich nur auf den einſtigen bewegten Kampf ums Daſein, ohne etwas von ſeiner überaus fein empfindenden Dichterſeele aufzudecken. Erſt ſeine hinterlaſſenen Briefſchaften und ſonſtige Aufzeichnungen ſollten viele ſelbſt ſeiner Umwelt fremd gebliebene Epiſoden, beſonders Herzensange - legenheiten längſt vergangener Zeiten, aufhellen und das Bild dieſes Mannes, der immer ſtrebend ſich bemüht , ſchärfer hervortreten laſſen. So führen uns dieſe Erinnerungsmomente hinaus aus den engge - ſteckten Pfählen einer Kleinſtadt des Wienerwaldes in die Ferne, ins Reich , ans Meer ein Sinn - bild zugleich und eine treibende Kraft der Entfaltung und des Aufflugs einer poetiſch empfindenden Pſyche.

Das vorliegende Manuskript iſt auf 74 Oktav - ſeiten geſchrieben und ſtellenweiſe durch Nachträge ſtark korrigiert, im Ganzen aber doch nur ein nicht einmal ausgefeilter Entwurf. Ein am Schluſſe beige - fügtes Verzeichnis der Publikationen Rolletts wurde, weil im Separatbogen zu Wurzbachs Lexikon gedruckt, hier weggelaſſen. Die Jahre nach 1862 bis zuRolletts Tode waren inſoferne für ſeine vielſeitige Produktion beſtimmend, als er durch ſeinen endlich gefundenen ſeßhaften Beruf als Muſeums - kuſtos (ſeit 1867) und Stadtarchivar (ſeit 1876) in ſeiner Vaterſtadt in den Stand geſetzt war, ſeine kunſtgeſchichtlichen Studien, insbeſondere der Glyptik und der Goethebildniſſe, ſowie der lokalgeſchichtlichen Forſchung nachzuhängen. Das Einſchlagen dieſer Seitenpfade raubte ihm dennoch nicht ſtille Stunden für die Lyrik und es ſtammen z. B. gerade die Offenbarungen , Ghaſele, die zu ſeinen formvollen - detſten Dichtungen gehören, aus einer Zeit, da ihn nebſt allen ſeinen fachwiſſenſchaftlichen Arbeiten über - dies die Pflichten eines Gemeinderates und Bürger - meiſterſtellvertreters in Anſpruch nahmen.

Die Fußnoten, die beizuſetzen ich für angezeigt hielt, verfolgen den Zweck, bloß flüchtig Geſtreiftes durch die nötige Quelle zu belegen.

Mein Lebensabriß. Von Hermann Rollett. Geſchrieben im März 1862.

Das wahre Glück erreicht kein Herz
In dieſem Erdenleben;
Doch iſt’s ein wounevoller Schmerz,
Vergebens es erſtreben.
Aus meiner Waldhumoreske .

Vorbemerkung.

Vor allem die Erklärung, daß ich dieſe gedrängten Skizzen nur aus Anlaß des Umſtandes ſchreibe, daß über mein Weſen und mein Leben viele teils un - genaue, teils gänzlich falſche Angaben verbreitet ſind, deren Berichtigung jedenfalls in meinem Intereſſe liegt, und daß ich mich ohne Phraſe ausdrücklich dagegen verwahre, als hätte ich den Glauben, meine Perſon und mein Talent ſeien von genug großer

2[Mittwoch Badener Zeitung 19. Auguſt 1908.]Nr. 67.

eine jede Exiſtenzberechtigung abſprechen, weil von der gewiſſen gegenſeitigen Beſitzſtand - verſicherung abgeſehen jede innere geiſtige Einheit und jede Bereitſchaft zur wechſelſei - tigen Aufopferung eigener Sonderintereſſen für ein höheres Ziel fehlt. Keine energiſche Wirkung, keine dauernde Machterringung und - Ausübung läßt ſich von einem ſolch unnatür - lichen Kompromiß erwarten. Selbſt die Alt - liberalen beſaßen mehr Nackenſteife, als ihre hochmütig auf ſie zurückſchauenden Erben. Sie waren wackere Verteidiger des freiſinni - gen Gedankens in ihrer Art, ſie fühlten ſich als Partiſane deutſcher Bürger, die ihre wirt - ſchaftliche Kultur und ihr freieres Recht einher - getragen und die Grundlagen des Reiches gefeſtigt hatten. Wo ſind heute jene Männer, wie ſie damals das Volk leiteten?

Der Geiſt, in dem heute das deutſche Volk geleitet wird, iſt ein anderer geworden. An Stelle tiefwirkender Begeiſterung iſt ein flackerndes Strohfeuer getreten, an Stelle der männlichen Zielklarheit eine hilfloſe Un - klarheit und Zerfahrenheit, ſtatt der grenzen - loſen Opferbereitſchaft iſt ein kleinlich lächer - licher Streit um Sonderintereſſen getreten. Sind das überhaupt noch Parteien im wah - ren Sinne des Wortes, deren Weſen darin beſteht, daß jeder Einzelne, je nach den Ausſichten einer Wiederwahl, ſeine beſondere Haltung einnimmt? Und läßt ſich etwa Abhilfe von einem Verſuche erwarten, das Unklargegen - ſätzliche zu noch größerer Verworren - heit zuſammenzufaſſen?

Wenn die niederöſterreichiſchen Freiſinnigen in das geplante Kompromiß wirklich eingehen würden, dann würde ein ſchwerer Fehler be - gangen werden, der ſich früher oder ſpäter rächen muß, ſo wie ſich das einſtige Kompro - miß in unſerem Bezirke zwiſchen dieſen beiden Parteien bitter gerächt hat. Um ein halbes Dutzend Mandate den Beſitzſtand der übrigen Freiſinnigen in Oeſterreich in Gefahr zu bringen, wäre eine Tat, die vor der Geſchichtenicht zu verantworten wäre. Ein derartiges Wahlkompromiß wäre der Anfang vom Ende!

Italieniſche Vereine in Trieſt.

Man erinnert ſich noch des Aufſtandes, den die welſchen Bewohner von Südtirol erregten, als deutſche Turner nach Perſen (Pergine) kamen. Mit Steinen und Knütteln wurden dieſe mißhandelt, man riß ihnen die Kleider vom Leibe und vertrieb ſie aus dem landsmänniſchen Gebietsteile. Zu den Feier - tagen kam die Mailänder Arbeiter-Konſumgeſellſchaft, der ſich Leute aus den anderen lombardiſchen Städten anſchloſſen, nach Trieſt, dieſem Hauptherd der Irre - denta. Alſo aus dem Teile des Königreiches, der uns am feindſeligſten iſt, um in unſerer Küſtenſtadt irredentiſtiſche Propaganda zu machen. Daher konnte man beim Empfange ein kräftiges Evviva Italia und wie auch berichtet wurde Abbasso Austria alſo Hoch Italien und Nieder mit Oeſterreich hören. Als einige Slovenen und gemäßigte Deutſche und Italiener dagegen proteſtierten, da kam es ſofort zu Schlägereien, bei denen die welſchen Patrioten, da ſie weit in der Mehrzahl waren, die anderen immer zurückdrängten, bis Polizei und Gen - darmerie Sukkurs erhielten und einige Verhaftungen vorgenommen wurden. In welcher Weiſe die Beamten die Partei ergreifen, ließe ſich vielleicht daraus ſchließen, daß eine Patrouille einen Oberpolizeirat arretierte und einführen wollte. Daß ſolche Demon - ſtrationen von italieniſchen Vereinen geduldet werden, iſt ſchon etwas ſtark. Freilich waren auch Trieſter Vereine in der Lombardei geweſen, aber ſie holten ſich nur Mut und Ratſchläge bei ihren Brüdern, mit denen ſie übrigens eines Sinnes ſind. Sie fühlten ſich dort auch wie zuhauſe. Anders aber iſt die Sache, wenn aus den lombardiſchen Städten unverſchämte Einfälle in unſer Gebiet gemacht werden, bei denen die Gaſtfreundſchaft gar wunderbare Anregungen hervorbringt, nach denen es ſchon die höchſte Zeit zu ſein ſcheint, einmal Trieſt und das übrige Küſten - gebiet zu beſetzen und an das Königreich anzugliedern. Das wäre auch dem ernſteſten Italiener jenſeits der Adria recht, wenn ihr Lano das öſtliche Meer und deſſen öſtliche Küſten wie einſt Venedig beherrſchte.

Doch dieſer Wunſch wird in abſehbarer Zeit kaum eine Erfüllung erfahren.

Die Minoritäten in den außertrieſtiniſchen Teilen ſind denn doch zu gering, um proſperieren zu können. Es ſind zwar noch die iſtrianiſchen Brutneſter der Unbefreiten da; aber was könnten dieſe machen,wenn ſie nicht allzu offenkundig von Regierungs - organen jeder Art gehätſchelt würden. So werden diejenigen, die für die Fortdauer der Reichseinheit eintreten, ſanft beiſeite geſchoben und denen, die ihre ſtark nach Hochverrat duftende Geſinnung offen zur Schau tragen, erfahren Förderung noch allen Rich - tungen.

Harmloſe Spaziergänger, welche von den Dolo - miten etwas weiter ſüdwärts gehen und die Grenzen des Königreiches ahnungslos überſchreiten, werden ſofort als Spione angeſehen und verhaftet, bis ſich der aus Uebereifer entſprungene Irrtum aufgeklärt hat. Von drüben aber dürfen ganze Geſellſchaften, die gar nichts anderes im Sinne haben, als eine bereits beſtehende Verbrüderung zu feſtigen, denen es auch nichts daran gelegen iſt, ihren An - ſchlägen gegen unſere Monarchie unverhohlen Aus - druck zu verleihen, unſere Städte und Küſten kreuz und quer durchſtreifen, einzeln, zu zweit und in Gruppen!

Es iſt ſchon wahr, daß ein ſo ehrwürdiger Staat wie Oeſterreich auf derlei Lappalien, wie es die Angriffe der Irredenta ſind, nicht viel Gewicht zu legen braucht: Maior sum, quam cui nocere possint Ich bin zu ſtark, als daß ſie mir ſchaden könnten! Hei, ſo ähnlich hat aber Niobe an dem Tage geſprochen, als ihr vierzehn Kinder ſamt dem Gatten durch plötzlichen Tod entriſſen wurden.

Nicht allzu ſorglos ſein ziemt auch dem Mäch - tigen; denn nur dadurch, daß er auf alles achtet, was ihn umgibt, daß er nicht die geringſte Nach - giebigkeit oder ſchwache Nachſicht übt, nur dadurch, daß er jede Angriffsgelegenheit mit ebenſo großer Ruhe als tiefem Ernſt zurückweiſt, verſchafft er ſich jenen Reſpekt, der ihm gedeihlichen Frieden und den Genuß von ſeiner Arbeit Früchte ſichert.

Offiziell ſind Oeſterreich-Ungarn und Italien auf dem beſten Fuße. Offiziös ſchwankt das Ver - hältnis populär war Oeſterreich in Italien nie. Es kann auch nicht werden, ſo lange es dort Leute gibt, welche uns einige Gebiete gar zu gern ent - reißen möchten und ſo lange bei uns noch Leute umherwandeln, die jenen noch recht geben und ſie auf jede mögliche Weiſe darin beſtärken und unterſtützen.

Daß die italientſchen Schiffe unſere Küſten oft inſpizieren , iſt ſchon bekannt. Man ſehe ſich nur Chioggiotenſiſcher mit ihren gelbbraunen Segeln an, die am liebſten in unſeren Gewäſſern ihrem Gewerbe nachgehen, was ihnen vertragsmäßig erlaubt iſt. Man kann nicht wiſſen, wer ſich oft in der Maske eines wettergebräunten Fiſchers verbirgt und wie er nach unſeren Küſten Auslug hält, um irgend etwas zu entdecken, das für die italieniſche Marine von Vorteil wäre. Ging doch vor nicht gar langer Zeit

Bedeutung, daß ich ohne dieſen äußeren Grund derlei unternehmen könnte und möchte. Menzels Literatur - blatt hat zwar einmal von mir geſagt: Dieſer Sänger macht ſeinen Landsleuten, den alten öſter - reichiſchen Minneſängern, alle Ehre und viele meiner Lieder und Sagengedichte ſind vielleicht auch wenigſtens ebenſo gut, als manche derartige Produkte von ſolchen, die mehr Namen ſich machten und allgemeinere Aner - kennung fanden als ich, aber meine ganze Begabung halte ich nicht für ſo eigenthümlich und meine Kraft nicht für ſo bedeutend, daß meine literariſche Geſtalt an und für ſich eine beſondere Beachtung ver - diente. Nur der Umſtand, daß ich unter den öſter - reichiſchen Vorkämpfern der Freiheit wenig - ſtens als Gefreiter und Flügelmann (wie ich ſchon in einem Concordia-Toaſte ſagte) meine ſelbſt - errungene Stellung hatte, kann mich vorläufig einiger - maßen der beſonderen Erwähnung würdig machen, zu welchem Zwecke es allerdings gut iſt, authentiſche Anhaltspunkte zu haben; und ein Autograph, welches noch dazu zugleich ein pſychiſches iſt, hat ja immer ein eigentümliches Intereſſe und einen eigenen Wert.

I. Kindheit und Jugend.

Mein vielgeſchätzter, nach einer mehr als vierzig - jährigen, verdienſtvollen ärztlichen Praxis 1842 in Baden bei Wien verſtorbener Vater, Anton, war der Ur-Urenkel eines vor ein paar Jahrhunderten aus Savoyen nach Oeſterreich eingewanderten fahrenden Medikamenten Verkäufers oder dgl., Anſelm, deſſen halbärztlicher Beruf in dieſem meinen Vater nicht nur volle Erweiterung und Veredlung fand, ſondern vielleicht Anlaß gab, daß durch ihn eine ganze Fa - milie geſchickter Aerzte und Naturforſcher begründet wurde,[i]ndem mein älteſter Bruder Karl1)Geb. 1805, geſt. 1869 als Badearzt zu Baden bei Wien. Verfaßte die Monographie Baden in Oeſterreich (Wien 1838). dervielgeſuchte Nachfolger meines Vaters in Baden ge - worden und von deſſen zwei älteſten Söhnen der eine, Alexander1)Geb. 1835, geſt. 1903 als Rektor der Univerſität in GrazAus des Anton Franz erſter Ehe mit Maria Tillmetz. , im Augenblick durch ſelbſtändige Arbeiten ſich bereits auszeichnender Aſſiſtent des be - rühmten Phyſiologen Brücke, der andere, Emil2)Geb 1835, lebt jetzt als k. k. Re - gierungsrat in Baden, aber vielverſprechender Aſſiſtent des nicht minder berühmten Klinikers und praktiſchen Arztes Oppolzer iſt.

Als meines Vaters erſter Sohn in zweiter Ehe3)Anton Franz Rollett war in zweiter Ehe mit Jo - ſepha Anger (1794 1874) verheiratet. wurde ich in Baden am 20. Auguſt 1819 geboren. Ich ſoll mich ein wenig lang beſonnen haben, bis ich mich entſchloß das Licht dieſer Welt zu erblicken ; denn meine Großmutter von mütterlicher Seite eine obermannhartsbergiſche Bürgersfrau aus Horn die eigens zu meinem Empfang hergereiſt war, wollte nach vergeblichem Warten ſchon wieder abreiſen, als ich im Moment, in welchem ſie früh morgens ſchon in den Wagen ſteigen wollte, plötzlich in die Welt ſprang. Bei meiner Taufe war unter mehreren Wiener Gäſten auch der bekannte alte General Au - racher4)Joſeph Chriſtian Auracher von Aurach, k. k. Generalmajor (1756 1831), Profeſſer der Kriegswiſſen - ſchaften an der Wiener-Neuſtädter Militärakademie. Er erfand ein von ihm Quarreograph benanntes Inſtrument zur per - ſpektiviſchen Aufnahme von Landſchaften und gab eine Anzahl mit Hilfe dieſes Apparates hergeſtellter Anſichten aus Steier - mark und Niederöſterreich in Lithographien heraus. zugegen, der Veranlaſſung gab, daß ich den Namen Hermann erhielt, indem er ſagte, ich müſſe ein Soldat werden und den Namen des Be - freiers Deutſchlands erhalten. Meine erſte bedeutendere Erinnerung bezieht ſich auf den Tod Napoleons, was bei dem Umſtand, als ich damals noch nicht zwei Jahre alt war, nur dadurch erklärlich iſt, daßich den Namen Napoleons von meiner erſten Lebens - zeit an oft gehört haben muß, da mein Vater als Verehrer des Genies dieſes Machtmannes Bild und Büſte desſelben in ſeinem Zimmer hatte. Und ich kann mich deutlich erinnern, daß er, eines Tages nach Hauſe kommend, auf das Bild deutete und ernſt ſagte: Napoleon iſt todt!

Als Kind war ich jedenfalls, wie bis heute noch, geſunder aber zarter Natur. Die Gattin des Helden von Aſpern , die ſchöne und liebenswürdige, früh verſtorbene Henriette von Naſſau, der das blond - lockige Kind gefallen haben mag, ſoll einmal im Doblhoff - Garten (welcher in der Nähe meines Ge - burtshauſes1)Gutenbrunnerſtraße (heute) 4 6. liegt und wo ich ſpäter mit den erzher - zoglichen Söhnen ſpielte und ſchwimmen lernte) mich auf den Armen getragen haben, als ſie dort meine Mutter eine heitere verſtändige Frau mit mir fand. Auch der greiſe Kaiſer Franz, was charakte - riſtiſch in Bezug auf ſein ſonſt ſo ſchroff und kalt erſchienenes Weſen iſt, blieb einmal auf der Gaſſe vor mir ſtehen, ſtrich mir über die Haare und ſagte: Biſt a rarer Bua! Auf dieſe Begegnung bezieht ſich auch ein Sonett in meinen Frühlingsboten 2) Frühlingsboten aus Oeſterreich (Jena, 1845, bei Fr. Luden) S. 82..

Als Knabe war mir, wie ich mich beſtimmt entſinnen kann, ein ſtilles, nicht verſchloſſenes, aber zu heiterer Einſamkeit geneigtes Weſen eigen, welches mir im Ganzen ebenfalls bis heute noch geblieben iſt. Die größte Luſt waren mir heimliche Gänge in Berg und Wald, was mir manchmal etwas Verdruß bereitete; auch hatte ich eine Sehnſucht in die Weite und mein älteſter Bruder hat ſich oft geärgert, wenn er in den Ferien einen größeren Gang oder Ausflug machend durch mein Weinen gezwungen war, mich mitzunehmen. Das Weinen war damals überhaupt eine am allermeiſten mir ſelbſt unangenehme

3[Nr. 67. Mittwoch Badener Zeitung 19. Auguſt 1908.]

die Kunde, daß man wiederholt italieniſche Torpedo - jäger und ähnliche Fahrzeuge geſichtet habe, die es ſich angelegen ſein ließen, außerhalb Schußweite Meſſungen der Meerestiefe vorzunehmen und zu ver - zeichnen. Das offizielle Italien weiß natürlich nichts davon und wir müſſen deſſen Verſicherungen glauben.

Auch die Demonſtrationsfahrt der Lombarden nach Trieſt iſt eine harmloſe Beſuchserwiderung. Wenn in Trieſt etwas Ungebührliches geſchieht, ſo ſind ja die[ öſterreichiſchen] Behörden da, demſelben zu wehren. Das ſind interne Vorgänge Oeſterreichs, in die ſich Italien beileibe nicht einmengen darf. Und ſo dürften wir ſchon demnächſt die beruhigendſten Schilderungen der Trieſtiner Vorgänge zu leſen be - kommen; nur ſchade, daß uns die erſten Berichte ſtutzig machten.

Aber vorgeſchaut iſt beſſer als nachgeſehen.

Anſer Schwurgerichtsprozeß gegen Waldheim.

Mit Bezug auf den in Nr. 51 unter obigem Titel erſchienenen Bericht ſendet uns der Schrift - ſteller Waldheim nachſtehende Berichtigung:

Es iſt unwahr, daß ich, Guſtav Waldheim, Herausgeber der Badener und Vöslauer Kurgäſte - Zeitung und Präſident des Vereines der Kurgäſte und Sommerparteien Badens, vom Reſtaurateur Gröger verlangte, er möge dem bei ihm eingemieteten Friſeur kündigen und mir das Lokal für einen Zeitungskiosk abtreten; es iſt unwahr, daß Gröger, weil er ſich weigerte, dies zu tun, nach einiger Zeit darauf in meinem Blatte angegriffen wurde. Wahr iſt, daß ich an den Gröger niemals ein ſolches An - ſuchen ſtellte; wahr iſt, daß in meinem Blatte bloß eine an mich eingelaufene Beſchwerde wegen der teuren und kleinen Speiſen beantwortet wurde.

Es iſt unwahr, daß ich beim Kaffeeſieder Kam - merzell erſchienen bin und ihm, weil er das Blatt nicht abonnierte, ſagte: Sie werden es zu bereuen haben. Wahr iſt, daß ich eine derartige Aeußerung zu Kammerzell nie machte.

Es iſt unwahr, daß der Zeuge Freudenfeld einen Angriff in meinem Blatte darauf zurückführte, daß er mein Blatt nicht abonnierte; wahr iſt, daß dieſer Zeuge vor Gericht beſtätigte, daß er niemals zum Abonnement eingeladen wurde.

Es iſt unwahr, daß gegen den Kaffeeſieder Friſch ein gänzlich ungerechtfertigter Angriff erſchien, weil derſelbe mein Blatt abbeſtellte; wahr iſt, daßdieſer mein Blatt nicht abbeſtellt hatte, wahr iſt, daß in meinem Blatte nur Beſchwerden, die von den Gäſten des Kaffeeſieders bei mir erhoben wurden, veröffentlicht wurden.

Es iſt unwahr, daß ich jemals aus dem Grunde, weil ich keine Freikarten zu einem Feſte erhalten habe, ein Plakat öffentlich anſchlagen ließ, man möge Beſchwerden über das Feſt und die Veranſtalter bei mir hinterlegen; wahr iſt, daß dieſes P[l]akat nur deshalb angeſchlagen wurde, weil bei mir tatſächlich Beſchwerden eingelaufen waren. Ebenſo unwahr iſt es, daß der Zeuge Laſchitz aus dieſem Anlaſſe eine Karte groben Inhaltes erhalten hat.

Es iſt unwahr, daß ich von Direktor Schreiber für das Nichterſcheinen einer Broſchüre K 250 er - halten habe; wahr iſt, daß der Zeuge Dr. Lantin vor Gericht beſtätigte, daß mir dieſe 250 K von Direktor Schreiber für Druckſorten, welche ich für ihn herſtellen ließ, bezahlt wurden. Unwahr iſt, daß ich ſchriftlich erklären mußte, mich fortan jedes weiteren Angriffes auf Schreiber zu enthalten; wahr iſt nur, daß ſich Schreiber bei dieſer Gelegenheit mein Wohlwollen ihm gegenüber ſchriftlich erbat.

Es iſt unwahr, daß an meinem Fenſter anläßlich der Dekorierung zu Kaiſers Geburtstag eine Tafel mit den Worten: Leſen Sie die Badener Kurgäſte - zeitung angebracht war; wahr iſt, daß an dieſem Tage nur die gewöhnliche Firmatafel angebracht war.

Es iſt ferner unwahr, daß ich einem Glaubens - genoſſen von mir die Mitteilung machte, daß zur Generalverſammlung unſeres Vereines von 700 Ein - ladungsſchreiben 400 zurückgeſendet wurden; wahr iſt, daß ich einem Glaubensgenoſſen gegenüber nie - mals eine ſolche Mitteilung machte.

Es iſt unwahr, daß das Mitglied der Kur - kommiſſion Joſef Klein in meinem Blatte ungerecht - fertigt angegriffen wurde; wahr iſt, daß in meinem Blatte über denſelben nur deshalb geſchrieben wurde, weil er die Intereſſen der Kurgäſte in der Kommiſſion nicht energiſch vertrat.

Es iſt unwahr, daß der Zeuge Gall in meinem Blatte deshalb wiederholt angegriffen wurde, weil er der Urheber davon war, daß mir die Kurkommiſſion für mein Adreßbuch die Subvention verweigerte; wahr iſt, daß das Kurkommiſſionsmitglied Gall nur deshalb angegriffen wurde, weil er gegen die bean - tragte Statutenänderung, nach welcher die Kurgäſte ſich ihre Vertreter ſelbſt wählen ſollen. Stellung nahm und den Antrag ſtellte, es mögen die Kur - kommiſſionsdiener beeidet werden, um als Amtsperſon gegenüber den Kurgäſten auftreten zu können.

Es iſt unwahr, daß ich beim Hotelier Gotts -

Eigenſchaft, die ich, beſonders wenn ich eine der vielen unvermeidlichen Gratulationen herſagen ſollte, nicht zu unterdrücken im Stande war.

Eine meiner früheſten Beſchäftigungen war das Sammeln von allerlei Gegenſtänden, wozu die An - regungen durch die vielen wiſſenſchaftlichen und Kunſt - ſammlungen meines Vaters, die er in einem Muſeum1)Das jetzt, durch Schenkung der Erben Anton Franz Rolletts an die Gemeinde Baden (1867), ſtädtiſche Rollett - Muſeum im Redoutengebände zu Baden. zuſammengeſtellt hatte, ganz natürlich gekommen war. Meine Sammelluſt erſtreckte ſich auf alles; beſonders paſſioniert ſammelte ich Pflanzen, Schmetterlinge, Käfer, Mineralien, Münzen und Bilder; ſogar aber auch Siegel, Stoffmuſter und Knöpfe. Auch Bücher ſammelte ich, unter welchen aber komiſcherweiſe den damals acht - bis neunjährigen Knaben Theaterſtücke am wenigſten intereſſierten. Ich weiß noch ſehr gut, wie unnatürlich mir dies ſonderbare gedruckte Hin - und Herreden vorkam, obwohl es vielleicht auch gehörig ſchauderhafte Ritterkomödien geweſen ſein mögen; ſo wie auch das erſte Stück, welches ich aufführen ſah, die Todtenglocke um Mitternacht im Badener Theater war, das nach meiner Erin - nerung keinen imponierenden Eindruck auf mich ge - macht. Bald aber gerieth ich in der Bibliothek meines Vaters auf Schillers Werke . Wie war ich da gerade von den Theaterſtücken, in denen mich natürlich nur der mächtige Tonfall und das äußere Gewand der Gedanken, die ich wohl noch nicht faſſen konnte, gewaltig ergriffen! Mit angehaltenem Athem konnte ich auch lang der Erzählung des allbekannten Jugend - freundes Schillers, Andreas Streichers, der als alter Freund meines Vaters viele Sommer hindurch in unſerem Hauſe wohnte, lauſchen, wenn er mich an ſich zog und mir, indem er mich auf ſein Knie ſetzte, etwas von Schiller mittheilte. Beſonders erinnere ich mich noch, wie lebhaft er mir in ſeiner ſtark ſchwäbelnden Redeweiſe erzählte, daß Schiller einmal, ſeinen Fiesko vorleſend, durch ſeinenſchwäbiſchen Dialekt gänzlich Fiasko damit machte. Ueberhaupt iſt das ſchlicht liebenswürdige Weſen und die große, knochige Geſtalt des meiſt ganz in Grau und mit ebenſolchen Gamaſchen und gleichfarbiger Kappe bekleideten, ein ſchneeweißes Halstuch und Bruſtkrauſe tragenden trefflichen alten Streicher eine der lebendigſten Erinnerungen aus meiner Kindzeit.

Auch an Streichers vortreffliche Gattin die Tochter des Klaviermachers Stein, von welcher der Muſikus Streicher erſt den Klavierbau lernte , die eine gediegene Klavierſpielerin und Muſikkennerin war und der ich gar oft ſtundenlang zuhörte, wenn ſie Kompoſitionen ihres Lieblings-Tondichters Beet - hoven ſpielte, knüpft ſich eine intereſſante, mir un - vergeßliche Erinnerung. Sie nahm mich öfter auf einen ihrer täglichen Spaziergänge mit. Eines Tages fanden wir nicht weit außerhalb unſeres Gartenhauſes in der Bergſtraße einen alten Mann, der im An - ſchauen des Helenenthales verſunken, mit entblößtem Haupte daſtand. Die grauen Haare ſchwangen ſich in der leicht bewegten Luft. Als wir dicht an ihn herankamen, ſchaute ihm die ſehr erregt gewordene Frau, ohne ihn zu ſtören, ehrfurchtsvoll ins Antlitz und verneigte ſich. Kaum waren wir vorüber, faßte ſie mich haſtig an der Hand und rief mit gedämpfter Stimme aber in voller Bewegung: Das iſt Beet - hoven! Ich ſchaute aus der Ferne lang nach ihm wie in aufdämmernder Vorahnung einſtiger bewußter Verehrung. Beethoven iſt mir auch neben dem eben - falls aus dem Urſtoff arbeitenden Shakeſpeare der eine der zwei größten Menſchengeiſter geworden, von denen es irgendwo ſo treffend heißt: Wenn Beet - hovens Töne Worte wären, ſo hätte Deutſchland ſeinen Shakeſpeare. 1)Rollett faßte dieſes Erlebnis, das auch Nohl ( Beet - hoven , Leipzig, Reclam) erwähnt, in ein Gedicht zuſammen: Im Helenenthal , 1825 ( Auswahl , Leipzig, 1865; S. 238).

(Fortſetzung folgt.)

bacher mehreremale wegen Abonnement und Inſerate erſchien; wahr iſt, daß ich Gottsbacher nur ein ein - zigesmal geſprochen habe.

Es iſt unwahr, daß ich bei Direktor Winkler erſchien und ihn zu Abonnement und Inſertion be - wegen wollte; wahr iſt, daß ich ſeit zehn Jahren das Haus des Direktor Winkler niemals betreten habe. Unwahr iſt es, daß ich zu Winkler geſagt habe: Wiſſen Sie aber auch, daß ich Ihnen ſchaden kann ; wahr iſt, daß Direktor Winkler ſelbſt als Zeuge vor Gericht unter Eid erklärt hat, daß ich niemals zu ihm auch nur etwas Aehnliches geſagt hätte.

Es iſt unwahr, daß ich den Theaterdirektor Reiff angegriffen habe, weil er mir ſein Porträt nicht zur Reproduktion übergab; wahr iſt, daß Direktor Reiff (Heißiger) in meinem Blatte auf Veranlaſſung mehrerer Ariſtokraten und des Direktors Schreiber ſelbſt angegriffen wurde.

Es iſt unwahr, daß der Zeuge Buchdruckerei - beſitzer Bergmann aus Wien mein Blatt deshalb nicht weiter drucken wollte, weil ihm die Haltung des Blattes nicht recht war. Unwahr iſt es, daß ich zu Bergmann jemals die Aeußerung gemacht habe, ich wolle ein Blatt gegründet haben, das der Kur - verwaltung unangenehm ſei, um ſo leichter von ihr etwas erlangen zu können; wahr iſt, daß ich ſelbſt jede Beziehung zu Bergmann abbrach.

Wir wurden zur Aufnahme dieſer Berich - tigung durch einen richterlichen Spruch gezwungen und haben ſelbſtverſtändlich gegen dieſes Urteil Be - rufung eingelegt. Es wäre traurig mit unſerer Preßfreiheit beſtellt, wenn eine Zeitung, die einen wahrheitsgetreuen Bericht über eine Verhandlung bringt, dazu verhalten werden kann, Zeugenausſagen, die dem Kläger unangenehm ſind, zu berichtigen. Das iſt in dieſem Falle nach unſerer Meinung der Kläger an Ort und Stelle, d. h. im Gerichtsſaale zu tun verpflichtet. Jedes weitere Urteil über dieſe Art Richterſprüche behalten wir uns für ſpäter vor.

Kommunal-Zeitung.

Kunſtinſtitut oder Spekulations-Objekt.

Die Vergebung des neuen Theaters iſt ausge - ſchrieben und am 15. d. endete der Einreichungs - termin. Soweit wäre die Sache gut. Was uns aber ſonderbar anmutet, iſt ein Paſſus unter den Verge - bungsbedingungen, der da lautet: Unter ſonſt gleichen Umſtänden wird derjenige bevor - zugt, der einen höheren Pacht als den vor - geſchriebenen bietet .

Wir können unmöglich glauben, daß es mit dieſem Paſſus ernſt gemeint iſt, denn ſonſt wäre das neue Haus, ehe der erſte Spatenſtich getan, ſchon ſeinem eigentlichen Zweck entzogen und wir, die wir froh ſind, den alten, lebensgefährlichen Kaſten endlich los zu ſein, müßten trauernd unſer Haupt verhüllen.

Wir zweifeln nicht, daß es genug Direktoren unter den Bewerbern geben wird, die das doppelte und dreifache bieten werden in Unkenntnis der Ver - hältniſſe aber dann ade Kunſtinſtitut! Hat man denn in letzter Zeit nicht bemerkt, wohin die unerſätt - liche Geldmacherei hinführt und eine Lehre für die Zukunft daraus gezogen? O, du Hoftheater an der Schwechat , wie biſt du herabgekommen! Seit zwei Jahren beſitzen wir keine Vertreterin des Heroinen - faches mehr nun fehlt uns auch noch die zweite Liebhaberin, ſo daß man ſich kürzlich zu einer Auf - führung ein ehemaliges Mitglied als Gaſt ausleihen mußte. Wir mußten es erleben, daß man einen ganzen Winter hindurch ohne Komiker ſich durch - fretten konnte und ſich diverſe Künſtler (weiß Gott von wo?) von Fall zu Fall auslieh!

Schön war es nicht es hat uns nicht ge - freut! Um das oben konſtatierte ein wenig auszu - gleichen, hatten wir im Winter keinen Herren-Chor , denn die drei oder vier, die da waren und auch bereits durchgingen, waren ſo viel wie keiner. Man mußte zu einer alten Operette eine Anleihe von vier oder fünf Choriſten bei einer reiſenden Geſellſchaft machen, um dieſelbe aufführen zu können! Auch ſonſt ſcheint in unſerem Theater jeder Ernſt für die Sache geſchwunden zu ſein, denn ſonſt könnte es nicht paſ - ſieren, daß, wie jüngſt bei einer Vorſtellung, die Muſik ſo lange warten muß, bis dem Darſteller auf der Bühne oben der Text ſeiner Strophe einfällt den ſchon das Publikum ſogar kennt.

Für Nebenrollen beſitzt das Theater nicht einen Vertreter ſind die etwa ausgeſtorben? 4[Mittwoch Badener Zeitung 19. Auguſt 1908. Nr. 67.]Einſt waren wirkliche Schauſpieler für dieſelben da! Heute werden ſämtliche Nebenrollen von ſogenannten Chorſängern vorgeführt. Daß man vom Souffleur irgend einen Satz oft dreimal oder viermal hört, um ſich dann vom Darſteller etwas ganz anderes erzählen zu laſſen, wird jeder aufmerkſame Zuhörer beſtätigen. Verſprechungen werden einfach von den Mitſpielenden mit kaum verhaltener Heiterkeit quittiert. Wo bleiben da die Spielleiter?? Die Dekorationen habe ich ſchon als junger Leutnant geſehen, heute bin ich bereits in Penſion und noch immer begrüße ich ſie, wenn ich ins Theater gehe. Damals hatten ſie noch Farbe aufzuweiſen, heute ſtarrt einem die ſchmutzige Leinwand entgegen und die Holzſpreizen zeichnen ihre Umriſſe darauf nach allen Richtungen, ohne daß man die paar Kronen darauf verwendet, ſie mit neuer Farbe aufzufriſchen.

Daß unter ſolchen Umſtänden von einer künſt - leriſchen Leitung nicht die Rede ſein kann, wird jedermann zugeſtehen, ohne biſſig zu ſein.

Wenn man beinahe ſechzehn Kronen für eine Loge zu vier Perſonen nimmt, kann der Beſucher doch wohl verlangen, daß die Vorſtellung ohne auf - fallend ſtörende Zwiſchenfälle vor ſich geht.

So ſieht es gegenwärtig in unſerem Theater aus. wo der Pächter keinen Pacht zahlt und nur einnimmt. Seine Parole heißt: Nur billig! Und man hat noch nie gehört, daß er von der kompetenten Aufſichtsbehörde zur Verantwortung gezogen wurde, obwohl ſein Vertrag mit der Stadt dies ausdrücklich bedingt.

Was alſo kann man von einem Leiter mit hohem Pacht verlangen, der da mit Recht antworten kann: Ja, da bedauere ich unendlich, ich muß die Pacht - ſumme erſchwingen und da kann ich mich nicht auf große Ausgaben einlaſſen . Was dann folgt, kann man ſich leicht ausmalen. Ich kann ein Lied davon ſingen, denn in den verſchiedenen Garniſonen habe ich ſo manches erlebt und möchte unſer neues Theater davor bewahren, zum Tummelplatz gewiſſer Elemente zu werden.

Bisher war das Theater wegen des Leiters da jetzt wäre es höchſte Zeit, daß einmal der Leiter wegen des Theaters da wäre.

Gemeindewahlen in Weikersdorf.

Heute Mittwoch finden in der Nachbargemeinde Weikersdorf die Wahlen im III. Wahlkörper ſtatt. Als Kandidaten werden ſeitens des Wahlausſchuſſes die Herren Michael Gſchiegl, Johann Spitzer, Michael Gayer d. J. und Leopold Habres empfohlen.

Lokal-Nachrichten.

Kaiſers Geburtsfeſt.

Unter ungleich größerem Aufwande von Gepränge wurde heuer im Jubiläumsjahre das 78. Geburesfeſt des Kaiſers gefeiert. Ein heiteres, ſonnenhelles Wetter, ein wahres Kaiſerwetter, begünſtigte die Feier. Schon am frühen Morgen leiteten Böllerſchüſſe die Feier ein, die dies - mal unter Beteiligung des eben hier einquartierten bosniſchen Jägerbataillons und einer Eskadron Ulanen ſtattfand. Um 9 Uhr fand in der Stadt - pfarrkirche ein vom Dechant Frim zelebriertes Hoch - amt ſtatt. Zu demſelben hatten ſich eingefunden: Erzherzogin Iſabelle mit Erzherzog Karl Albrecht und den erzherzoglichen Töchtern, Oberſthofmeiſter Graf Orſini-Roſenberg, Erzbiſchof Dr. Georg Poſilovics von Agram, FZM. Freiherr von Waldſtätten, FML. von Gſtöttner, GM. v. Viditz, Stationskommandant Oberſt Krebs v. Sturmwall, der Kommandant des Kurhauſes vom Weißen Kreuz Major Srnka, der Kommandant des Militärſpitals Oberſtabsarzt Dr. Schuller, Oberſt v. Schuſter, und eine große Anzahl hoher Offiziere, Bezirkshauptmann Freiherr v. Egger, Finanzrat Dr. Dorfinger, Bezirksrichter Dr. Hink, Ober - poſtverwalter Schmidt, Bürgermeiſter Dr. Trenner und Vizebürgermeiſter Bruſatti mit einer großen Anzahl Gemeindeausſchüſſen, eine Abordnung des Gendarmerie-Poſtenkommandos, der hieſige Veteranen - verein mit Muſik u. ſ. w. Während der einzelnen Phaſen des Feſtgottesdienſtes gab das auf dem Kirchenplatze aufgeſtellte Jägerbataillon Salven ab, das auch die entſprechenden Ehrenbezeigungen bei der Abfahrt des Hofes leiſtete. Nach Schluß des Gottes - dienſtes rangierte ſich das Militär und der Vete - ranenverein zur Defilierung, die FZM. Freiherr v. Waldſtätten abnahm. In Weikersdorf fand ſchon am Abend vorher eine Kaiſerfeier ſtatt. Von dem feſtlich beleuchteten Rathausturme blies einTrompeterkorps patriotiſche Märſche in die Nacht hinaus und um 9 Uhr wurde ein hübſches Feuer - werk abgebrannt, dem eine ungeheure Menſchenmenge man ſchätzt die Zahl auf za. 5000 beiwohnte. Am Dienstag morgens fand in der St. Helenenkirche ein Feſtgottesdienſt ſtatt, dem Bürgermeiſter Joſef Trenner, Vizebürgermeiſter Gall und viele Ge - meindeausſchüſſe beiwohnten. Auch im hieſigen iſraelitiſchen Tempel fand ein ſolenner Feſtgottesdienſt ſtatt, dem der Präſes der Gemeinde, Herr Moriz Leitner, mit dem geſamten Kultusvorſtande bei - wohnte.

Kurliſte.

Die Nr. 111 der heute ausge - gebenen Kurliſte weiſt 8048 Parteien mit 21466 Perſonen aus.

Auszeichnung.

Das von unſerem Blatte am 16. Mai d. J. gebrachte Feſtſpiel unſeres Mödlinger Korreſpondenten Herrn Prof. Hermann Hoffmann wurde zur Vorfeier der kaiſerlichen Geburtsfeier am Marienbader Stadttheater in Gegen - wart des Königs von England mit großem Erfolge aufgeführt.

Goldenes Prieſterjubiläum.

Ver - gangenen Sonntag feierte hier der Erzbiſchof von Agram, Dr. Georg Poſilovics, ſein fünfzigjähriges Prieſterjubiläum, aus welchem Anlaſſe unter Führung des Auxiliarbiſchofs und Domkapitnlars Suk ein - Abordnung von 10 Geiſtlichen des dortigen Dome kapitels erſchien, um die Glückwünſche desſelben zu übermitteln. Um 9 Uhr zelebrierte der Jubelprieſter unter Aſſiſtenz ſeiner und der hieſigen Geiſtlichkeit in[d]er Pfarrkirche eine feierliche Meſſe und um 1 Uhr mittags fand in Sukfüll’s Grand Hotel Grüner Baum , dem Abſteigquartier des Erzbiſchofs, ein Diner ſtatt, dem neben der Abordnung des Dom - kapitels Dr. G. Haſelberger, Pfarrer Frim mit der Geiſtlichkeit des Pfarrſprengels, ſerner Hotelier Sukfüll, Dr. Haidvogel und Dr. Smolcic zugezogen wurden. Während des Diners verlas einer der Domherren die eingelangten Glückwunſchſchreiben, darunter ein in beſonders herzlichem Tone abgefaßtes Glückwunſchſchreiben des Kaiſers, des Papſtes, des Erzherzogs Leopold Salvator, des Banus von Kroatien Baron Kraus u. ſ. w. Auch aus der Heimatsgemeinde des Jubelprieſters, einem Dorfe an der ſüdlichen Grenze von Kroatien, waren Glück - wunſchſchreiben gekommen, und zwar ſeitens des dortigen Ortsvorſtehers und des Verſchönerungs - vereines. Die große Zahl, der Depeſcheu und ihr Inhalt gaben Zeugnis von der Beliebtheit, deren ſich der greiſe Kirchenfürſt erfreut. Im Verlaufe des Diners, das einen intimen, unoffiziellen Charakter hatte, gedachte der Gefeierte auch ſeines Hausherrn, des Hoteliers Sukfüll mit herzlichen Worten. Er betonte ſpeziell die gaſtfreundliche Aufnahme, ſo daß er kaum in ſeinem eigenen Heim dieſen Jubeltag hätte behaglicher begehen können. Erzbiſchof Poſi - lovics, der heute 75 Jahre alt iſt, in Wien ſtudiert hat und lange Jahre Biſchof von Zengg war, hat aus dieſem Anlaſſe den Betrag von 150.000 K für humanitäre Zwecke ſeiner Diezöſe gewidmet.

Auszeichnung eines heimiſchen Etabliſſements.

Welcher Anerkennung die neu eröffneten Geſellſchaftsräume im Grand Hotel Grüner Baum ſich erfreuen und wie weit der Ruf des Hauſes gedrungen, davon gibt eine Depeſche Zeugnis, die dieſer Tage an den Beſitzer des Etabliſſements Herrn Sukfüll aus Luxemburg gelangt iſt. Die - ſelbe hat folgenden Inhalt: Die angenehmen Er - innerungen Ihres Hauſes, wo ich manchen Badejour erlebt, berechtigen mich, Ihnen und Ihrer Frau zum ausgeführten Prachtbau zu gratulieren. Wünſche hin - zufügend, die Zukunft möge eine ebenſo glückliche als die Vergangenheit ſein.

Prinzeſſin Karl v. Arenberg .

Liederabend.

Es war ein beſonderes Wagnis der Konzertſängerin Ricca Breitenſtein, als ſie es unternahm, einen Liederabend zugunſten der öſterreichiſchen Geſellſchaft Weißes Kreuz in Baden zu veranſtalten. Denn wer die Konzert-Ver - hältniſſe im Sommer in Baden kennt, weiß, daß ſeit Menſchengedenken ſolche künſtleriſche Unternehmun - gen wenig Erfolg hatten. Das Wagnis iſt aber doch geglückt. Der Liederabend dieſer Künſtlerin, welcher am 11. d. M. im Feſtſaale des k. u. k. Sauerhofes (Reſtaurant Heilſam) ſtattfand, hatte einen über - raſchend glänzenden Erfolg; der Saal war lange vor der angeſetzten Zeit von einem höchſt diſtinguierten Publikum bis auf den letzten Platz gefüllt. Das Programm war ebenfalls ein höchſt gewähltes. Die Sängerin Ricca Breitenſtein, welche in Baden von ihrer Mitwirkung bei den Sinfoniekonzerten bereits rühmlichſt bekannt iſt, wurde gleich bei ihremAuftreten freundlich begrüßt und ſang zunächſt die Lieder Untreue von Cornelius, Waſſerflut und Die Stadt von Schubert und Zur Johannis - nacht von Grieg und erntete damit vielen Beifall. Hierauf folgte ein Violinvortrag unſeres hochge - ſchätzten Konzertmeiſters Joſef Zimbler, welcher die Romanze von L. v. Beethoven und die Konzert - Mazurka von Zarzycki ſo meiſterhaft vortrug, daß er lauten Beifall erntete und eine Zugabe leiſten mußte. Unter ſteigendem Beifall ſetzte dann Frau Breiten - ſtein ihren Liedervortrag fort; die ebenſo ſchönen als ſchwierigen Lieder Nur einmal ſag von Horn, Der Freund und Heimweh von Wolf, trug ſie mit ihrer mächtigen, tadellos ausgebildeten Stimme ſo hinreißend ſchön vor, daß alle Anweſenden tief ergriffen waren. Rauſchender Applaus und herrliche Blumenſpenden waren der Dank des entzückten Audi - toriums. Nun folgte ein glänzender Klaviervortrag des Prof. Karl Lafite, die XII. ungariſche Rhap - ſodie von Liszt, der einen ſtürmiſchen Beifall ent - feſſelte, ſo daß die Piece wiederholt werden mußte. Zum Schluſſe ſang Frau Breitenſtein von dieſem Meiſter eine neue Kompoſition Die Nacht , ein tiefempfundenes Lied und die ſelten gehörten, herr - lichen Lieder von Schumann Der Knabe mit dem Wunderhorn und das Wanderlied in ebenſo tadel - laſer Weiſe wie die übrigen, ſo daß natürlich aber - mals rauſchender Applaus folgte und Zugabe geleiſtet werden mußte. Und ſo endete dieſer Liederabend ſo ſchön wie er begonnen, ebenſo unter dem ſchönſten Eindrucke. Um den glänzenden Erfolg des Abends hatten außer den genannten Künſtlern ſich die Funk - tionäre des Militärkurhauſes der öſterreichiſchen Ge - ſellſchaft Weißes Kreuz (Erzherzog Friedrich - Stiftung) der Kommandant k. u. k. Major Leopold Srnka und der kaiſ. Rat Dr. Podzahradsky beſonders verdient gemacht, daß das Konzert das von der Sängerin angeſtrebte Ziel auch erreicht wurde und ein hübſches Reinerträgnis für das Weiße Kreuz brachte, wozu noch Se. k. u. k. Hoheit Erz - herzog Friedrich eine namhafte Spende widmete.

Neue Zigarrenſorten.

Seit geſtern, dem 18. Auguſt, wurden neue Tabakſorte in Verſchleiß gebracht und zwar Cronas - Zigarren für die obern Zehntauſend (10 Stück 7 K) und 2 Zigarettenarten, A in Blechkaſſetten mit 100 Stück für 12 K dieſe in Spezialitätentrafiken und B in allgemeinen Ver - ſchleißen Kaiſer - Zigaretten à 4 h. Die Tabak - raucher ſind im letzten Jahre über die Güte des ärariſchen Krautes nicht beſonders gut zu ſprechen; vielleicht werden es die Jubiläumsſorten beſſern, was die Tabakregie ſchlecht macht.

Schluß der Hundstage.

Ein ſolches Auguſtmedium, wie dies Jahr, haben wir ſchon lange nicht erlebt. Die Tageswärme unter 15°, die nächt - liche Temperatur unter 10, ja bis ! Das hat ſich nicht bald ein Sommermonat zu bieten erlaubt. Dazu hatten wir beſonders Samstag und Sonntag ein zwar nicht ausgeſprochenes, aber doch höchſt un - angenehmes Regenwetter. Die Hitze des Hochſommers, die uns ſchon im Juni vergnügte, fiel im Auguſt ganz weg, da ſie doch die ſchönſte Gelegenheit gehabt hätte, die Sommerkleider und Hütte der Damen ins Freie zu locken! Daher wurden auch manche Sommerfeſte, die geplant waren, unmöglich gemacht. Aber alles Klagen und Hadern hilft nichts. Vielleicht wird der Herbſt gut machen, was der Sommer ver - patzt hat.

Eine Alt-Badener Sonnenuhr - Reminiszenz.

Natürlich gibt es auch auf dem Gebiete ſolcher Uhren in den Badener Park - und Berg - anlagen nichts Neues unter der Sonne! Dieſer Tage wieder fiel mir, gerade als ſich Phoebus hinter einem dicken Plaid von Regenwolken vermummelte, ein groß - väterliches Büchlein in die Hände, das einem Badener Bürger gehörte und die Jahreszahl 1773 trägt. Sein Beſitzer war Joſef Perger, der 1775 in Waid - hofen a. d. Ybbs geborene und 1845 hier in Baden verſtorbene Ortsrichter des ehemaligen Vororts Gutenbrunn. Perger, ein Großvater der beiden uns wohlbekannten kunſtverſtändigen Sammler Eduard und Guſtav Perger, hatte im erſten Drittel des ver - gangenen Jahrhunderts in der Nähe der letzten Station auf dem Kalvarienberge einen Beobachtungs - tiſch mit einer Sonnenuhr errichtet, die durch ihr Gnomon auch zur raſchen Ortsanffindung bei Bränden in der Umgebung wertvolle Dienſte leiſtete. Heute iſt auf jenem Bergesgipfel längſt die letzte Spur dieſer anerkennenswerten Gelehrſamkeit verweht; das Handbuch Pergers aber, das ihm als Führer durch die Kunſt der Gnomonica gedient und von ihm handſchriftliche Notizen aufweiſt, iſt noch vorhanden und gibt Zeugnis von ſeinen gemeinnützigen Beſtre -5[Nr. 67. Mittwoch Badener Zeitung 19. Auguſt 1908.]bungen. Auf das Vorſatzblatt des Werkchens iſt, wahrſcheinlich von ſeiner Hand, ein halber Meridian und in dieſem die Polhöhe Badens eingezeichnet; darunter ſchrieb Perger: Baden liegt unter einer Länge von 33°, 25′ und einer Breite von 48°, 20″. Der Titel des intereſſanten, anonhm erſchienenen Buches lautet ſchwulſtig und verſchroben, wie ſich Bücher zu jener Zeit vorzuſtellen pflegten: Gründ - liche und deutliche Anweiſung zur Sonnen - uhren-Kunſt, woraus ein jeder erlernen kann, alle Arten der üblichſten Sonnenuhren, ſie ſeyn be - weglich oder unbeweglich, von ſich ſelbſt zu verfertigen, ohne daß er eines anderen Unterrichtes hiezu bedarf. In möglichſter Kürze einem jeden zu Gefallen, beſonders aber den Anfängern zum Beſten, dem Drucke übergeben von einem Liebhaber dieſer Kunſt. Mit Kupfern. Hamburg, bei Johann Chriſtian Brandt, 1773. O Wandel der Zeiten! Heute iſt die geſamte Anleitung zum Einſtellen einer modernen Sonnenuhr an Worten kürzer als der bloße Titel eines Werkes zur Zeit der Kaiſerin Maria Thereſia.

Kaiſer-Huldigungsfeſt.

Wie ſchon gemeldet, veranſtaltet der hieſige Vergnügungsverein anläßlich des Geburtstages unſeres Kaiſers Franz Joſef I. am Samstag, den 22. d. M., im Stadt - parke unter Mitwirkung zweier Muſikkapellen ein Kaiſer-Huldigungsfeſt. Die Parkanlagen, das Kur - haus und die Arena werden effektvoll beleuchtet und dekoriert ſein. Um 9 und 10 Uhr finden Vorſtellungen in der Arena ſtatt. Aufgeführt wird: Auf dem Kaiſerſtein , Feſtſpiel in einem Akt von A. Neidhart, Die Zaubergeige , Operette in einem Akte von J. Offenbach. Die Sitze und Stehplätze zu dieſen Vorſtellungen werden verloſt zu 30 Heller, ausge - nommen ſind die Logen und Sitze in den erſten fünf Reihen Parquett, welche zu 5 K, bezw. 1 K verkauft werden. Um 11 Uhr abends wird in dem Kurhauſe ein Feſtball abgehalten. Die Ballmuſik beſorgt der Badener Muſikerverein. Das Feſt be - ginnt um halb 8 Uhr abends.

Die Wohltätigkeits-Vorſtellung,

welche am 14. d. M. in Deiſenhofers Sälen ſtatt - fand, hatte allgemeinen Anklang gefunden. Aufgeführt wurde Neſtroy’s Die ſchlimmen Buben in der Schule , in welchem Stücke ſich die Damen Hilda Reisner und Ella Strauß, ſowie die Herren Regiſſeur Richard Tauber, Paul Lange, Ernſt Khab, Karl Herzog, Alfred Strauß und L. Tratnik reichen Beifall holten. Beſonders zu er - wähnen wäre der Darſteller des Chriſtoph Ries, der kleine Hanſel Strauß, welcher ſehr belacht wurde. Hierauf ſang Frl. Marie Schneider vom hieſigen Stadttheater einige wunderhübſche Lieder mit fein - pointiertem Vortrag. Als nächſter trat der Piſton - virtuoſe Herr Schrottenbach auf. Sein gefühl - voller Vortrag und die großartige, ſichere Technik verſchafftem dem jungen Künſtler einen wohlverdienten Applaus. Herr Konzertmeiſter Joſef Zimbler ern - tete für ſeine vorzüglichen Leiſtungen reichlichen Beifall. Dieſer wollte gar nicht aufhören, als Herr Hugo Steiner vom Badener Stadttheater ſeinen Vortrag beendete. Vortrefflich wie immer begleitete Herr Kapellmeiſter Karl Wiesmann die Vorträge und erntete damit ebenfalls rauſchenden Beifall. Als letzte trat Frl. Lieſl Waldmann auf. Dieſe junge Dame ſang und tanzte ſehr hübſch und wurde da - durch lebhaft akklamiert. Der Abend war überhaupt ein ſehr gelungener. Hier wird nochmals dem rührigen Komitee beſtens gedankt, welches durch ſeine mühe - volle Arbeit auch einen hübſchen Reinertrag erzielte, der zugunſten der armen Abbrandler bei der Krainer - hütte verwendet werden wird.

Das Blindenkonzert

des Violiniſten Karl Zenker, das am 4. d. M. im Hotel Sauer - hof (Baden) und Hotel Bellevue (Vöslau) ſtattfinden ſollte und auf den 25. d. M. verſchoben werden mußte, wird wegen zu geringer Beteiligung nicht ſtattfinden. Bereits gelöſte Karten wolle man an Karl Holey, Wien, VII., Weſtbahnſtraße, poſtlagernd, einſenden.

Sonnenchronometer.

Geſtern 11 Uhr 15 Minuten vormittags wurde im Stadtparke die vom Verſchönnerungsverein angeſchaffte und in der Nähe des Kaiſer Joſef-Denkmals aufgeſtellte Uhr, deren Beſchreibung unſer Blatt bereits gebracht hatte, von Herrn Sukfüll im Namen des Verſchönerungs - vereines enthüllen laſſen. Damit hat der Park wieder eine neue Sehenswürdigkeit erhalten, wie ſich denn ſolche jetzt häuſen: Undinebrunnen, Straßernpiperl, Kaiſer Joſef-Denkmal, Wetterhäuschen und nun die Sonnenuhr. Herr Sukfüll übergab das Objekt, das Herr Winbauer erklärte, der Obhut des Garteninſpektorates, worauf ſich die Erſchienenen nachBetrachtung des Inſtrumentes entfernten. Auf einem Piedeſtal von Marmor, das ein bischen maſſiv aus - gefallen iſt, lieſt man in Goldlettern: Sonnenchrono - meter Verſchönerungsverein Baden 1908.

Erſticktes Kind.

Am 14. d. M. wurde das 2 Monate alte Kind der in Gainfarn lebenden Eheleute Johann und Katharina Mayer, namens Friedrich, im Kinderwagen tot aufgefunden. Allem Anſcheine nach dürfte dasſelbe erſtickt ſein.

〈…〉〈…〉

Korreſpondenzen. [Eigenberichte der Badener Zeitung .]

Verndorf.

(Kaiſerfeier).

Während des Freitag vor dem Gemeindehauſe ſtatttgefundenen muſikaliſchen Zapfenſtreichs gelegentlich welchem der Bürgermeiſter vom Balkon herab eine kurze Ge - denkrede hielt eine große Menſchenmenge bei - wohnte, ſah man Samstag vormittag bei der Feld - meſſe und auch nachmittags beim Konzerte auf der Gemeindewieſe bedeutend weniger Leute. Die Urſache dürfte in dem St. Veiter Feſtzuge gelegen ſein, der die Leute von weit und breit anlockte. Erzherzog Rainer konnte der Einladung zur Teilnahme an der Feldmeſſe nicht Folge leiſten, nachdem er ſein Er - ſcheinen bereits vorher dem St. Veiter Feſtzugs - komitee zugeſagt hatte. Sowohl das Konzert auf der Gemeindewieſe, als auch das Tanzkränzchen am Abend in der großen Speiſeanſtalt erzeugten eine recht ani - mierte Stimmung.

Mödling.

* (Todesfall).

Am 13. d. M. verſchied plötzlich Herr Wladimir Edler von Wähner, k. u. k. Oberſt i. R., im 72. Lebensjahre, zuletzt Eliſabethſtraße 13 wohnhaft.

* (Kaiſerfeier).

Aus Anlaß des Geburts - feſtes Sr. Majeſtät des Kaiſers, das infolge des Jubiläumsjahres durch einen feierlichen Gottesdienſt in der S. Othmarkirche in Gegenwart des Bürger - meiſters Thoma und der ſonſtigen Spitzen der Be - hörden beſonders feſtlich begangen wurde, war die Stadt reich beflaggt. Auch im Hyrtl’ſchen Waiſenhauſe zogen die ſchmucken Waiſenknabenkompagnien mit k[l]in - gendem Spiele feſtlich auf.

* (Benefiz).

Ueber das Benefiz der ſtrebſamen Künſtlerin Frl. Fini Geidtner, die ſich mit ihren ſympathiſchen Mitteln jeder Rolle ſo vorzüglich anzu - ſchmiegen weiß, folgt demnächſt ein ausführlicher Bericht.

* (Schönheitskonkurrenz).

Morgen, den 20. d. M. findet im Hotel Brunner Brauereihof ein großes Benefize Konzert für die Mietglieder des Kur - und Theaterorcheſters, verbunden mit einer Schönheitskokurrenz mit ſchönen Preiſen, ſtatt. Erſter Preis eine goldene Damenuhr.

* (Theaterbericht).

Das Benefize des I. Helden und Liebhabers Herrn Karl Dietz, der am 12. d. M. als Kaiſer Joſef II. in dem gleichnamigen Stücke von H. Jantſch auftrat, nahm einen außer - gewöhnlich glänzenden Verlauf, der die große Beliebt - heit des ſtrebſamen, talentvollen und liebenswürdigen Künſtlers auf das lebhafteſte bekundete. Das in allen Räumen ausverkaufte Haus empfing ſeinen Liebling mit ſtürmiſchem Applaus und bedachte ihn zu Ende desſelben Aktes mit mehreren mächtigen Lorbeer - kränzen und Spenden aller Art. Seine meiſterhafte Art, den idealen Volkskaiſer darzuſtellen, die er ſchon in der Förſter Chriſtl bewies, kann aber auch nicht genug hervorgehoben und gerühmt werde[n], wobei ihm allerdings ſeine ausgezeichnete Maske und Figur Kaiſers Joſefs vortrefflich unterſtützt. Von be - ſonderer Wirkung war ſeine edle und doch auch ſo zündende Diktion in der Empfangsſzene der Hand - werkervorſtände. Bei den markanteſten Stellen der kaiſerlichen Anſprache erfolgte ein ſo demonſtrativer Beifall, daß man an der verſtändnisvollen Auffaſſungunſeres zumeiſt zurückhaltenden Publikums ſeine Freude haben mußte. Auch alle Mitwirkenden wurden an dieſem Abende zu glanzvollen Leiſtungen hingeriſſen. Namentlich war es Frl. Klarenburg, die als Schuſterstochter auf das innigſte zu ergreifen wußte, während Frl. Schreiber als Schuſterjunge durch ein köſtlich übermüttges Spiel die Lacher auf ihrer Seite hatte. Herr Redl war ein kernig prächtiger Meiſter Schopfinger und alle Vorſtände der Hand - werkerinnungen waren ſehr brave Sprecher. Bewies der ſtürmiſche Applaus die vollſte Anerkennung der hervorragenden künſtleriſchen Oualitäten des hoff - nungsreichen und beliebten Benefizianten, ſo erbrachte der Abend zugleich den Beweis, daß das Andenken des populären, edlen Monarchen im Volke unver - ändert hoch gehalten wird. Ueber das Benefize der ausgezeichneten Soubrette Frl. Schreiber nächſtens mehr.

Schönau a. Tr.

(Auszeichnung).

Herr Oberlehrer Johann Stadler, welcher heuer das 30. Jahr als Oberlehrer, Gemeindeſekretär und Regenschori im Orte wirkt, wurde der Titel Direktor verliehen. Genannter erwarb ſich während dieſer Zeit um Gemeinde und Schule hohe Verdienſte, deren Anerkennung ſeitens der Gemeinde und Kor - poration von Schönau bereits im Vormonate zum Ausdrucke kam. Die Gemeindevertretung überreichte ihm damals ein ſilbernes Schreibzeug in einer Kaſſette und der Bürgermeiſter Abg. Jukel einen Spazierſtock. Der Geſangsverein ernannte ihn zu ſeinem Ehrenchormeiſter.

St. Veit a. Tr.

(Kaiſerfeier).

In einer, alle Erwartungen übertroffenen Weiſe iſt es hier gelungen, einen Feſtzug zuſtande zu bringen, der alle Zuſchauer im höchſten Maße überraſcht. Es mangelt an Raum, um all die Gruppen zu ſkizzieren, die den Feſtzug bildeten, welcher in der Hauptſache ein hi - ſtoriſches Gepräge trug. Herolde und Fanfarenbläſer eröffneten den Zug. Beſondere Erwähnung verdient die Gruppe Satori , der im Kriege Oeſterreichs mit Frankreich im Jahre 1805 der Held und Verteidiger von St. Veit war. Satori war der Erbauer des Hammerwerkes Trieſtinghof und der erſten Dampf - maſchine in Oeſterreich, welche ſeinerzeit vom Kaiſer Franz I. beſichtigt wurde. Satori wurde von den Franzoſen gefangen, verurteilt und erſchoſſen. Zum Schluſſe, nachdem die verſchiedenen Vereine und Zünfte vorüber waren, kam die Auſtria, die von Fräulein Thereſia Raymayer in Begleitung von Militär aus dem Jahre 1848 dargeſtellt wurde. Erz - herzog Rainer wohnte der ganzen Veranſtaltung vom Anfang bis zum Ende bei und ſprach ſich über das Geſehene ſehr lobend aus.

Veitsau.

(Kaiſerſchießen).

Die Veitsauer Schützen-Tiſchgeſellſchaft veranſtaltet nächſten Donners - tag abends in Herrn Prendingers Gaſthaus ein Kaiſerjubiläumsſchießen, wozu drei Geldpreiſe mit prächtigen Dekorationen geſtiftet ſind.

Vöslau.

(Kaiſerfeſt.)

Das Hauptfeſt wurde am 16. d. M. gefeiert, wo vormittags durch Ver - anſtaltung des Militärveteranen Vereines Erzherzog Otto von Herrn Pfarrer K. Teufl eine Feldmeſſe zelebriert wurde. In der Feſtpredigt hob der Herr Pfarrer die Bedeutung des Feſtes hervor, ſchilderte den Lebensgang des Jubelkaiſers, der oftmals, teils im öffentlichen, teils im privaten Leben, unter ſchweren Schickſalsſchlägen litt, dennoch voll Gottvertrauen und eingedenk ſeines Spruches Viribus unitis ſtets auch das Schwerſte vollbracht hat. Dem Hoch auf Se. Majeſtät folgte der Vortrag des Kaiſerliedes durch die Veteranenkapelle, in das alle Anweſenden begeiſtert einſtimmten. Den übrigen muſikaliſchen Teil der Meſſe beſorgte der Geſangverein, welcher unter der Leitung ſeines Chormeiſters, des Herrn L. Pfleger, die deutſche Meſſe in ſchöner Aus - führung ſang. Während der Meſſe wurden eine An - zahl Böllerſchüſſe am nahen Harzberge abgebrannt. Nachmittags verſammelte ſich trotz des ungünſtigen Wetters eine große Anzahl Feſtteilnehmer auf der Waldwieſe, wo ein vielſeitiges Programm vorbereitet war. Der großen Mühe des Verkaufens in den einzelnen Zelten hatten ſich anläßlich des edlen Zweckes des Feſtes folgende Damen unterzogen: Frau M. von Schlumberger, Frau Dr. Fuchs, Frau Dr. Kronfeld, Frau B. Beer, Frau Witzmann, Frau Z. Kurtz, ferner die Fräulein: Hirſchenſohn, Bodenſteiner, Faßl, G. Flieg, E. Rebner, Weßl, J. Ziegler, Kanitz, R. Breyer, H. Neu - bauer, H. Wapenik, A. Tröſter, E. Tröſter, L. Eisner, R. Witzmann, G. Zantler, M Meyer, M. Weinfurter, E. Zwierſchütz, A. Sparer, P. Witzmann, M. Prewein, J. Wolf und Schlager. Ein Herrenkomitee mit6[Mittwoch Badener Zeitung 19. Auguſt 1908. Nr. 67.]Herrn Dr. Otto von Schlumberger als Obmann ſorgte für den würdigen Verlauf des Feſtes, welches vor allem den Kleinen Beluſtigungen bieten ſollte. Trotz wiederholten Regnens hielt man wacker aus, denn die Kleinen ließen nicht locker, ſie mußten ſchaukeln, rutſchen und mit der Stechtaube auf den Adler ſchießen, den die Herren Roth, und zwar Profeſſor M. Roth und Bildhauer E. Roth, in kunſtvoller Form ausgearbeitet hatten; dann enthielt ein rieſiger, 15 Meter hoher Kletterbaum in ſeinem geſchmückten Wipfel fünf Uhren, die mit Kraft und Gewandtheit erkämpft werden mußten, was unſeren jungen Turnern (Vöslauern) ausnahmslos gelang. Große Heiterkeit im Publikum erzeugte das Sacklaufen und das Butterbrotwetteſſen. Es war drollig, die Sackgeſtalten hüpfen und kugeln zu ſehen und beim Eſſen zu beobachten, wie es möglich ſei, ſeinen Nach - bar auch beim Kauen zu übertrumpfen. Den Haupt - effekt bildete aber gewiß die vom Betriebsleiter des Elektrizitätswerkes, Herrn Gottwald, großartig angelegte Illumination, in einem großen Strahlen - kranze die Krone, den Namenszug Sr. Majeſtät und die Jahreszahlen 1848 1908 in harmoniſchen Licht - formen erſtrahlen laſſend. Auch in dieſem Momente erklang das Kaiſerlied, in welches die frohe Kinder - ſchar mit heller Stimme einſetzte. Die Muſik beſorgte außer der beliebten Kurkapelle die Veteranenkapelle, unter der Leitung ihres Kapellmeiſters Jantſch ſich großen Beifall holend, und die als Schrammelkapelle ſehr tüchtigen Nußdorfer . In der Schönheits - konkurrenz gelang es dem Fräulein A. Hirſchen - ſohn, mit 2621 Koupons den erſten Preis (goldene Damenuhr), dem Fräulein Weiler mit 1473 Koupons den zweiten Preis (goldene Damenuhr) und dem Fräulein Bodenſteiner den dritten Preis (goldene Halskette) zu erreichen. Die Zählung der vielen Koupons, welche von Herren des Komitees unter Mitwirkung zweier Herren aus dem Publikum vorgenommen wurde, nahm ziemlich Zeit in An - ſpruch und die aufgeregte Jugend fand Gelegenheit, ihre große Ungeduld durch Geſchrei öfter zu betätigen. Trotz des ſchlechten Wetters beläuft ſich das Reinerträgnis auf rund 2000 Kronen, welche hohe Summe beſonders durch Spenden folgender Firmen und andere vielſeitige Unterſtützung erreicht werden konnte. Uuter den Spendern ſeien erwähnt die Firmen: Auguſt Schneider recte Otto von Schlumberger, Brunner Brauerei, Brauerei St. Georg (Mautner v. Markhof), Auſtria Neudorfer Brauerei, Schuſter und Stögermeier (Pilsner Urquell), Straßnitzky (Pilsner), Enders-Baden (Siphon), Bäderdirektion (Thermalwaſſer), Guſtav und Wilhelm Heller-Wien ſowie Herr Roſum-Vöslau (Kanditen). Allen dieſen Spendern, dem hochgeehrten Damenkomitee und dem Elektrizitätswerke Vöslau ſei für ihre Unterſtützung anläßlich des edlen Zweckes der öffentliche Dank ausgeſprochen. Seit Sonntag iſt der Kurort feſtlich beflaggt, Montag wurden die Häuſer illuminiert und geſchmückt und da war es beſonders das Vöslauer Schloß des Herrn Moritz von Gut - mann, welches durch ſehr hübſche Dekorierung auffiel.

(Wettſchwimmen-Meeting).

Dasſelbe fand am 15. d. M. unter zahlreicher Beteiligung eines ſchauluſtigen Publikums ſtatt. Die Konkurrenzen ergaben folgendes: 1. B. Amſter-Schwimmen, 60 m 2 ſilberne Plaketten: 1. Heim E. (W. -A.-K.) 2. F. Bauer ( Auſtria ). 2. Vereins-Wettkampf um den Ehrenpreis Vöslau, 90 m, ſpaniſch, 3 ſilberne Me - daillen: 1. K. Honiſch (W. -A.-K. ), 2. J. Werber ( Auſtria ), 3. G. Hager (W. -A.-K.). 3. Junioren - Bruſtſchwimmen, 90 m, 3 ſilberne Medaillen: 1. H. Buchfelder (I. W. -A.-S.-K. ), 2. E. Fleiſcher (W. -A.-K. ), 3. E. Heim (W. -A.-K.). 4. Schnellſchwimmen, 120 m, vergoldete Silbermedaille: S. Mayer, 1′ 42″ (W. -A.-K.). 5. Knabenſchwimmen, 120 m, ſilberne Medaille: R. Neumann (Baden). 6. Junioren-Seiten - ſchwimmen, 90 m, Ehrenpreis: R. Mani ( Auſtria ). 7. Hauptſchwimmen, 402 m, vergoldete Silbermedaille: L. Mayer 6′31″ (W. -A.-K.). 8. Rückenſchwimmen, 90 m, 3 ſilberne Medaillen: 1. G. Freund (W. -A.-K), 2. O. Weygand (I. W. -A.-S.-K.). 3. H. Buchfelder (I. W. -A.-S.-K.). 9. Staffettenſchwimmen, 4×30 m, 4 ſilberne Medaillen: die Stafette des I. W. -A.-S.-K). 10. Kürſpringen, 8 Sprünge, 2 ſtiberne Medaillen: 1. Th. Scheidl (I. W. -A.-S.-K. ), 2. R. Köllner (I. W. -A.-S.-K.). 11. Seitenſchwimmen, 180 m, 2 ſilberne Medaillen: S. Orlik ( Auſtria ). 12. Hecht - tauchen, 3 ſilberne Medaillen, 50 m: 1. J. Zinner ( Auſtria ), 50 m in 50 Sek., 2. Wertheimer ( Auſtria ), 42 m in 45 Sek. und 3. F. Swoboda, 40 m in 44 Sek. (I. W. -A.-S.-K.).

Sollenau.

(Jubiläums-Feierlichkeiten.)

Samstag, der 15. d. M. fand in der Marktgemeinde Sollenau die feierliche Grundſteinlegung des Kaiſer -Jubilänms-Kindergartens ſtatt. Die Feier wurde durch einen Feſtgottesdienſt eingeleitet und hatten ſich zu derſelben unter andern eingefunden: Dechant Böhm aus Pottenſtein, welcher auch unter Aſſiſtenz des Ortspfarrers Adolf Sedlaczek und des k. u. k. Militärkurats Purzner die Weihe des Grundſteines vornahm, ferner k. k. Bezirksſchulinſpektor K. Gerſtner, Sekretär des n. ö. Landeskulturrates Ottokar Rüdiger, Fabriksdirektor Lucke, Baron und Baronin Wald - ſtätten, Marie von Pacher und viele andere. Die Feſtgäſte wurden vom Bürgermeiſter Rudolf Gruber begrüßt und dankte derſelbe im Namen des Gemeindeausſchuſſes und der Gemeindevertretung für die Teilnahme an der Feier und empfahl auch für alle Zukunft dieſes Liebeswerk der Opferwilligkeit allen Kinderfreunden. Nach den üblichen Hammer - ſchlägen wurde unter Leitung des Herrn Schuldirektors A. Trenker vom hierortigen Männergeſangvereine ein Feſtchor geſungen, mit dem die Feier ihren wür - digen Abſchluß fand.

Theater.

Stadttheater in Baden.

Dienstag, den 11. d. M.: Die Weit ohne Männer , Mittwoch, den 12. d. M.: Der ſchöne Gardiſt , Wiederholungen.

Donnerstag, den 13. d. M., zum erſtenmale: Familie Schimek . Schwank in drei Akten von Guſtav Kadelburg.

Es iſt wohl nicht zu leugnen, daß Baden mit - unter in bühnenliterariſcher Beziehung etwas rückſtändig iſt. Ein leuchtendes Beiſpiel bietet da gleich der Kadelburg’ſche Schwank Familie Schimek . Seine Erfolge an den meiſten Provinzbühnen ſind derzeit ſchon einige Jährchen alt und nur das Deutſche Volkstheater erweckt ihn, wohl um der Bombenrolle des Zawadil willen, ungefähr alljährlich zu neuem Leben. Wir ſind vermutlich für die kaum mehr erwar - tete Einfügung des gelungenen Bühnenwerkes in das jetzige Sommerrepertoire Herrn Steiner verpflichtet, der wahrſcheinlich in der genannten Glanzrolle ſtudiert, die übrige Anregung gegeben. Aber eigentlich nimmt es Wunder, daß in den ganzen Jahren her Herr Ott noch nicht auf dieſe gute Idee gekommen, da Herr Ott, deſſen Söhne Libuſſa’s eigentlich ſeine beſondere Spezialität bilden, wie geſchaffen für die Geſtalt des Zawadil iſt. Jedenfalls aber, ob nun die Annahme richtig oder nicht, hatte Herr Steiner mit ſeiner überraſchend guten Leiſtung dem Publikum, das äußerſt zahlreich anweſend und der verſpäteten Novität leb - hafteſtes Intereſſe zollte, einen wirklich ſehr vergnügten Abend und ſich ſelbſt einen unbeſtrittenen,[v]erdienten künſtleriſchen Erfolg verſchafft.

Der Schwank ſelbſt, der ſehr humorvoll, ja perſiflierend die Annehmlichkeiten eines gerichtlich beſtellten Vormundes bei der Ausübung des damit verbundenen Ehrenamtes ſchildert, wobei die übliche Liebesgeſchichte erſt in zweiter Linie kommt, iſt eine brillante Arbeit Kadeldurgs. Tüchtig und ſ[e]hr lauuig in der Expoſition, läßt ſie allerdings die folgenden Komplikationen ſchon ahnen, doch die Art, wie ſie zum Ausbruche kommen und in Verbindung mit der ſie dirigierenden Hauptperſon, dem ſeitens des gewiegten Autors mit beſonderer Sorgfalt gezeichneten Zawadil, wirkt ungemein erheiternd. Hauptſächlich iſt es natürlich jene Mittelpunktsfigur, die, mit einem ganzen Schatz von Komik ausgeſtattet, zur nie ver - ſiegbaren Quelle der Lachluſt wird. Herr Steiner fand ſich, wie ſchon erwähnt, prächtig mit ihr ab.

Neben dieſer einen, das Stück vollkommen be - herrſchenden Rolle verfallen die übrigen beinahe in das Gebiet des Unbedeutenden, außer etwa die des von der ämtlichen Vorſehung mit Vormundſchafts - rechten und - pflichten überraſchten Rentiers Kaltenbach, der in Herrn Erl einen trefflichen Vertreter erhielt.

Die beiden Liebespaare des Schwankes, Dora Kaltenbach (Fräulein Jolanda) und Dr. Kießling (Herr Neufeld), dann Hedwig Schimek (Fräulein Frank) und Tiſchler Baumann wandeln ſo ziemlich in dem Geleiſe der bewährten Schwanktradition, aus - genommen des letzteren, der ſehr tüchtig durch Herrn Gregor wiedergegeben, durch ſeine etwas ſtärker ſchattierte Charakteriſierung deutlicher hervortritt.

Briefkaſten.

Herrn G. Sch. in W.

Die fragliche Höhle befindet ſich in einem Felsblock am Gaisrücken nächſt der Einöde. Die mit einer ſpitzbogena[rti]gen Oeffnung ausgezeichnete kleineHöhle hieß einſt im Volksmunde das Elſa-Loch , wird aber jetzt nur mehr das Franzoſenloch genannt, weil zur Zeit der zweiten franzöſiſchen Invaſion der Pfaffſtättner Bindermeiſter Dehne (auch Dehny) mit mehreren Hauern aus Pfaffſtätten dort eine franzöſiſche Streifwache niederſchoß und deren Leichen in die Höhle warf.

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7[Nr. 67. Mittwoch Badener Zeitung 19. Auguſt 1908.]
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8[Mittwoch Badener Zeitung 19. Auguſt 1908. Nr. 67.]
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Druck und[Verlag]der B[u]chdruckerei Johann Wladarz, vorma[ls]H. Haaſe, in Baden. Berantwertlicher Schriftleiter Rudolf Bauer.

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TextNr. 67, 19.08.1908.
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Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Benjamin FiechterSusanne HaafNote: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat).2018-01-26T13:38:42Z grepect GmbHNote: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2018-01-26T13:38:42Z Amelie MeisterNote: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2018-01-26T13:38:42Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic informationNr. 67, 19.08.1908. . Johann WladarzBaden (Niederösterreich)1908. Badener Zeitung

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LanguageGerman
ClassificationZeitung; ready; mkhz2

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