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(Die Samstag-Nummer enthält die Gratis-Beilage „ Illuſtrirtes Unterhaltungsblatt “.)
Den politiſchen Parteien Oeſterreichs iſt Sonntag ein Licht aufgeſteckt worden über den „ neuen Curs “der Regierung. War ſchon der berüchtigte Salzburger Katholikentag danach an - geth an, den clericalen Zug, von dem ſich die Regierung des Grafen Badeni leiten läßt, ziem - lich unverhüllt hervortreten zu laſſen, der vorige Sonntag hat den vollgiltigen Beweis erbracht für die Thatſache, daß Graf Badeni mit vollen Segeln ins clericale Lager ſteuert, ja, daß er ſich bereits längſt in deſſen Mitte befindet. Dem Bezirkshauptmanne von Feldkirch in Vorarlberg und dem Landeshauptmanne dieſes Landes war es vorbehalten, in dieſer Sache volle Klarheit zu ſchaffen. Gelegentlich der conſtituirenden Ver - ſammlung eines katholiſchen Lehrervereines be - grüßte auch Bezirkshauptmann Graf Schaffgotſch den Verein namens der Regierung. Zuvörderſt bedauerte er, daß unſere gegenwärtigen parla - mentariſchen Verhältniſſe die ſofortige Einführung der confeſſionellen Schule nicht geſtatten. Nach - dem es aber als unumſtößlich anerkannt ſei, daß das Leben der Staatsbürger auf derjenigen Re - ligion aufgebaut ſein müſſe, welche die herrſchende im Staate iſt, ſo empfiehlt der Vertreter der Regierung bis auf Weiteres die Erreichung dieſes Zieles auf anderem Wege, auf welchem den heute geltenden Staatsgrundgeſetzen viel wirkſamer be - gegnet werden kann, als auf dem offenen und ehrlichen Wege der parlamentariſchen Action, nämlich durch die „ private Vereinigung “, das iſt die Gründung von katholiſchen Lehrervereinen ... Der Vertreter der Regierung beeilt ſich aber, hinzuzufügen, „ daß gegenwärtig die Regierung jedenfalls nicht auf einem Standpunkte ſtehe, welcher den clericalen Beſtrebungen feindſelig wäre, und wenn es früher Zeiten gegeben habe, wo feindſelige Strömungen herrſchten, ſo ſeien dieſe Zeiten glücklicherweiſe vorüber und es werde den katholiſchen Lehrern kein Hinderniß mehr in den Weg gelegt werden, um das zu er -reichen, was ſie wünſchen “. Wie verſtändnißinnig dieſe Worte gleich an Ort und Stelle aufgefaßt wurden, zeigt die darauffolgende Rede des Landes - hauptmannes Grafen Rhomberg, welcher es be - grüßte, daß der Bezirkshauptmann in ſo beredter Weiſe den Standpunkt ſeiner eigenen Perſon, ſowie den der Staatsregierung zum Ausdrucke gebracht habe, und bemerkte, es müſſe das die Clericalen ermuthigen, auf dem betretenen Wege auszuharren, denn die Verhältniſſe hätten ſich heute weſentlich geändert und man ſehe nun auch in Regierungskreiſen ein, zu welchen Conſequenzen der Liberalismus führe. — Wir glauben, daß mehr zu ſagen, abſolut nicht mehr nothwendig iſt. Die Vereinigte Linke hat ſeinerzeit die Re - gierung wegen der Rede Thun’s auf dem Salz - burger Katholikentage interpellirt und eine Ant - wort erhalten, die gerade keine erbauliche genannt werden kann. Die Ereigniſſe vom vorigen Sonntag in Vorarlberg machen jede weitere Erörterung über die letzten Ziele der Regierung Badeni’s überflüſſig, und die Partei, welche jetzt noch über ihr ferneres Verhalten dieſer Regierung gegen - über tiefſinnige Betrachtungen anſtellen wollte, würde ſich einfach tödtlich lächerlich machen. Für die Liberalen Oeſterreichs gibt es fürderhin nur mehr eine einzige Parole: Kampf um jeden Preis gegen dieſe Regierung!
In Wien hätte Samstag eine Ehrenbeleidi - gungs-Verhandlung gegen den Bürgermeiſter Strobach ſtattfinden ſollen zwecks Behandlung dreier Ehrverletzungsfälle, welche ſich dieſer zu Schulden hatte kommen laſſen. Der Magiſtrats - diurniſt Sepper, welchen Strobach einen Lügner genannt hatte, und ein Einſpännerkutſcher, welcher von dem Oberhaupte der Stadt Wien mit dem Koſenamen „ beſoffener Schweinkerl “belegt worden war, hatten die Klage angeſtrengt und eine Reihe von Zeugen geführt. Aber weder dieſe, noch der Angeklagte waren erſchienen. Der Richter ver - urtheilte die nicht erſchienenen Zeugen zu Geld - bußen und vertagte behufs abermaliger Vorladung des Angeklagten die Verhandlung. Geſpannten Blickes darf man dieſe Angelegenheit verfolgen. Wenn es wahr ſein ſollte, daß die[ Vertagung] der Verhandlung ſo lange währen ſoll, bis[ der] Landtag einberufen und Strobach alsdann vor jeder gerichtlichen Verfolgung geſchützt iſt, dann iſt das öffentliche Rechtsbewußtſein ſchwer er - ſchüttert. Wir können Derartiges aber von unſeren Richtern nicht glauben; wir vermögen es leicht zu faſſen, daß der Beleidiger ſich hinter ſeiner Immunität verſteckt und in dieſem Beginnen von ſeiner Clique, welche ja im Landtage die Majorität hat, verſtändnißinnig unterſtützt wird, aber was wir nicht glauben können, das iſt, daß ſich der Arm der Gerechtigkeit dazu hergibt, dem Rechts - gefühle aller anſtändigen Leute in dieſer Weiſe Halt zu gebieten.
Das Abgeordnetenhaus iſt in die Berathung der Geſetzt über die Regulirung der Beamten - gehalte eingetreten, und man darf geſpannt ſein, wie ſich dieſe Angelegenheit angeſichts der ab - lehnenden Haltung der Regierung abwickeln wird.
Das Herrenhaus hat alle auf ſeiner Tages - ordnung geſtandenen Geſetze erledigt und damit eine der bedeutendſten Reformactionen abge - ſchloſſen.
Nachdem ſie Verſammlungen geſprengt, den Gemeinderath, den Landtag mit ihrem Geſchrei terroriſirt haben, verſuchen die Herren Antiſemiten ihre Schreckenbergerei auch in den Reichsrath zu übertragen. Verleumdung und Verdächtigung und ſchließlich Vergewaltigung, das iſt ihr parla - mentariſches Syſtem. Der Abgeordnete Noske hat den antiſemitiſchen Murat’s, Danton’s und Robespierre’s einmal die Wahrheit geſagt. Er wies die gegen ihn, weil er Verſicherungsbeamter iſt, vorgebrachten Verdächtigungen mit Verachtung zurück, ſagte aber dem Dr. Lueger, Steiner u. ſ. w. ins Geſicht, daß jeder bürgerliche Beruf ehren - voller iſt, als der eines politiſchen Agitators, der mit Geſinnungen aller Art hauſiren geht, ſo lange
(Nachdruck verboten.)
Unendlich verſchieden bei den geſitteten Völkern iſt die Art und Weiſe, wie der Mann ſich ſeine Lebensgefährtiu erwählt. Hier redet inmitten der lauten Geſellſchaft ein ſtummer, heißer Blick, dort girren die Liebenden unter blühendem Buſch mit - einander, und während in einem Falle die Väter und Mütter oder alten Tanten die Geſchicke zweier Menſchen zuſammenknoten, ſucht und findet man ſich im anderen Falle „ auf dem nicht mehr unge - wöhnlichen Wege “der Zeitungsannonce oder durch den Heiratsvermittler. In einem Punkte aber laufen alle dieſe verſchiedenen Wege wieder zuſammen; ſind die beiden, auf welche es ankommt, einig geworden, dann erſcheint eines Tages der ſchüchterne Werber im Frack und Cylinder bei den Eltern ſeiner Er - korenen, um deren Jawort und Segen zu erbitten. Und dann nimmt die Sache erſt recht den bekannten Verlauf: Glückliche Brautzeit, fröhliche Hochzeit, ſelige Flitterwochen, allmälige Abkühlung und ſchließlich das ewige Einerlei des Ehejochs, bisendlich der Tod den Schlußpunkt hinter das ſetzt, was die Dichter ſo gern den Roman des Lebens nennen.
Betrachtet man aber die weniger oder gar nicht civiliſirten Völkerſchaften, ſo findet man dort eine ganz andere Auffaſſung von der Stellung des Weibes und damit zugleich auch einen anderen Werbungs - modus um dasſelbe. Es gibt Volksſtämme, wie z. B. einige Indianerſtämme Amerikas, welche das Weib als ein Eigenthum betrachten, und bei ihnen wird das Weib durch Wettkampf gewounen oder durch irgend eine Kraftleiſtung. Bei ſolcher Werbungs - weiſe iſt es allerdings um die ſchwächeren Männer ſchlecht beſtellt; ſie müſſen entweder ohne Frauen fertig zu werden ſuchen, oder diejenigen nehmen, die ſonſt niemand mag.
Vor Allem ſind es drei Arten des Frauen - erwerbes, die ſeit den älteſten Zeiten in der Geſchichte der Menſchheit hervortreten und ſich bis auf den heutigen Tag erhalten haben: Der Frauenraub, das Dienen um die Braut und der Brautkauf.
Der Raub der Sabinerinnen beweist, daß der Frauenraub ſchon im grauen Alterthum exiſtirte; dasſelbe beweist auch der Raub der ſchönen Helena. Auf dieſelbe Weiſe verſchaffen ſich heute noch manche Völkerſchaften ihre Frauen. Ueberhaupt muß dieſe Art des Frauenerwerbes früher viel verbreiteter geweſen ſein. Dafür ſpricht am beſten der Umſtand, daß bei einer ganzen Reihe von Völkern noch heuteder ſcheinbare Raub die ſymboliſche Form der Ehe - ſchließung iſt. So iſt dies z. B. noch heute der Fall auf Neu-Guinea, in Indien, bei den Mongolen, bei ſibiriſchen Völkerſchaften, den Beduinen, den Völkern des Kaukaſus, und bei verſchiedenen afrikaniſchen Stämmen.
Die Sitte, durch Dienſt bei den Schwieger - eltern die Zukünftige zu erwerben, iſt ebenfalls ſeit uralten Zeiten bis auf den heutigen Tag gebräuchlich. Diente doch ſchon Jakob um Lea und Rahel vierzehn Jahre, und wurde David für ſeine Kriegsjahre mit der Hand von Saul’s ſchöner Tochter Michal belohnt. Wie damals iſt es noch heute bei vielen wilden Völkern Gebrauch, ſich das Weib zu erdienen. So iſt alſo der Dienſt des Mannes in der Familie der Frau ein Entgelt für die Frau ſelber, welche ihm nach Ablauf der Dienſtzeit in ſeine Hütte folgen muß.
Der Grundgedanke, auf dem dieſe Auffaſſung beruht, iſt nämlich der, das Weib als eine Ware zu betrachten, welche jeder für einen näher zu be - ſtimmenden Preis zu erwerben berechtigt iſt, und daraus bildete ſich naturgemäß die dritte, weit - verbreitete Erwerbungsform der Braut, der Braut - kauf, welcher bei allen Völkerſchaften der Erde auf einer beſtimmten Entwickelungsſtufe gebräuchlich ge - weſen ſein dürfte. Es kann daher nicht überraſchen, daß derſelbe noch heute ungemein verbreitet iſt.
bis er durch die verſchiedenſten Geſinnungsloſig - keiten ſich in Ehren und Würden hineingeſchwindelt hat. Und er ſagte es dem politiſchen Agitator Lueger Aug in Aug auf den Kopf, daß er ſich auf dieſe Art „ hineingeſchwindelt “, daß er die politiſche Geſinnungsloſigkeit zum Syſtem und Gewerbe ausgebildet hat.
Bei der Heimatsvorlage und bei der Gewerbe - novelle haben die Antiſemiten ſich im Hinter - grunde gehalten, möglichſt ſpät als Redner ein - tragen laſſen, damit ſie nur ja nicht zum Worte kamen, weil ſie nicht ſprechen wollten. Hinterher freilich hat der Abgeordnete Schneider ſeine glaub - würdige Herde mit der Lüge beſchwindelt, die Antiſemiten wären bei den genannten Vorlagen von den übrigen böſen Menſchen, die im Reichs - rathe ſitzen, behindert worden, zu ſprechen. O die unſchuldigen antiſemitiſchen Lämmlein! Bei Ge - legenheit der Vorlage über die Feuerverſicherung warfen ſie den Schafspelz wieder einmal ab und zeigten ſich als die reißenden Wölfe des Parla - mentarismus. Der Abgeordnete Noske erfreut ſich des beſonderen Grimmes „ dieſer Leute “, wie er ſie zum Entſetzen Polzhofer’s genannt hat. Ihn und die wechſelſeitige Brandſchaden-Verſicherung, bei welcher die erſten Prälaten Niederöſterreichs an der Spitze ſtehen, die ſich aber bei den letzten Landtagswahlen nicht zu antiſemitiſchen Wahl - manövern hergaben, wollten die Antiſemiten zer - reißen oder wenigſtens verreißen und darum waren ſie wieder einmal in voller Stärke auf - marſchirt. Das iſt ſo ihre Angriffsart. Lueger oder ſonſt Einer, der ſich das Mundwerk vorher gehörig eingeölt hat, eröffnet mit Lüge und Denunciation, mit Verdächtigung und Unterſtellung den Angriff, die Anderen ſchreien Halloh und befeuern den Angreifer. In ihrer tapferen und heldenmäßigen Weiſe geht niemals einer allein auf den Kampfplatz; meutenweiſe laufen die Anderen mit. Wehrt ſich der Angegriffene, dann kommt die ganze antiſemitiſche Truppe in Be - wegung und gleichzeitig werfen die Helden ihre Prügel auf das ausgeſuchte Opfer. Lueger höhnt dann, Geßmann reißt den Mund auf, der kleine Polzhofer ſtellt ſich auf die Fußſpitzen, der Heurigenſchänker und Zimmermaler Steiner ballt die Fäuſte, die Scene iſt fertig, von welcher der Präſident, Freiherr von Chlumecky beſtätigt, er habe geſehen, daß die Herren Abgeordneten Lueger und Geßmann ſich in einer Weiſe betragen haben, welche der parlamentariſchen Würde wider - ſpricht. Dann kommt zum Schluſſe noch Schneider, um auch den Präſidenten zu verhöhnen. Solche Scenen werden nach Bedarf drei oder vier in einer Sitzung aufgeführt. Ein ganzer Chorus von Antiſemiten tritt auf, um den Angegriffenen, das Präſidium, das ganze Haus zu verhöhnen, zu beleidigen, zu vergewaltigen. Ein zweiter Chorus wirkt häuſig noch auf der Gallerie mit. Das iſt ſchon combinirte Lärmſcenen-Macherei, auf die man in Hinkunft nur gefaßt zu ſein braucht, um ihr kräftig zu begegnen.
Noch Eines gehört zur Taktik der Antiſemiten. Sie verleſen die einfachſten, ſelbſtverſtändlichſten Dinge der Welt und ihr Chorus ruft dazu „ Aha “„ Hört “und dergleichen, als ob es ſich um die Enthüllungen der größten Schandthaten handelte. Der Fabriks-Verſicherungsverband, welchem Ab - geordneter Noske als Beamter angehört, iſt eine wohlthätige, nothwendige Einrichtung — „ Hört! “ „ Aha! “— der Kanzlei dieſes Verbandes wird die Aufgabe zutheil, die die Geſellſchaft berührenden öffentlichen Vorgänge zu beobachten und das darauf bezughabende Materiale zu ſammeln; die Directionen der verſicherten Geſellſchaften haben dem Verbande Mittheilungen zu machen über das, was für den Verband von Belang iſt; es ſoll ihm Kenntniß gegeben werden von in Vorbereitung befindlichen Geſetzen, Verordnungen und Bekannt - machungen, welche das Verſicherungsweſen be - treffen, und in den Landes - und Gemeinde - vertretungen, in Vereinen und im Kreiſe der Feuerwehr angeregt werden ꝛc. ꝛc. „ Hört! “ „ Hört! “unter den Antiſemiten. Das ſind doch Alles ſelbſtverſtändliche, ehrliche, erlaubte, ja ge - botene Dinge. Und Herr Dr. Lueger und ſein Rachechor weiß dies ganz genau. Das wird aber ſo vorgetragen, als ob es ſich um die entſetzlichſten, haarſträubendſten Dinge, um eine hochverrätheriſche Staatsverſchwörung handelte und der Chorus geberdet ſich, als ob es ſich wirklich um Catilina und ſeine Umtriebe handelte. Es gibt ja Viele, die von dieſen Dingen keinen Begriff haben. Dieſen ſoll die Meinung beigebracht werden, daßes ſich um ein neues Panama handelt und der Chorus und Lueger ſpielen deswegen eine alberne Entrüſtungskomödie. Noske ſoll zu einer Ver - ſicherungsangelegenheit nicht ſprechen, weil er Verſicherungstechniker, alſo in ſolchen Dingen bewandert iſt! Das iſt etwas Haarſträubendes, denn es zeigt, mit welcheln Mitteln dieſe Gewalt - menſchen arbeiten, um ihre Gegner mundtodt zu machen. Die Redefreiheit wollen ſie guillotiniren, die perſönliche Freiheit treten ſie mit Füßen, die Unantaſtbarkeit des Abgeordneten mißbrauchen ſie für ſich, um ſchimpfen, vernadern und verleumden zu können, und ſie machen ſie zu nichte für Andere, deren Rede ſie fürchten müſſen. Der Polizeiſtaat, die Cenſur, das objective Verfahren, der Belagerungszuſtand, ſie Alle arbeiten mit an - ſtändigeren Mitteln als dieſe Hausknechte der Reaction.
Der fürſterzbiſchöfliche geiſt - liche Rath Friedrich Müller, Pfarrer bei den Paulanern in Wien, der durch viele Jahre am hieſigen Real - Obergymnaſium als Religionslehrer wirkte, iſt am 22. l. M. geſtorben. Der Verblichene wurde geſtern den 24. l. M. von Wien hieher überführt und auf dem hieſigen Friedhofe im eigenen Grabe zur ewigen Ruhe beſtattet. — Vorigen Samstag ſtarb an den Folgen eines ſchweren Lungenleidens der hoffnungsvolle fünfzehnjährige Sohn Karl des Haus - beſitzers Herrn Ebruſter, Schüler der zweiten Claſſe des hieſigen Gymnaſiums. An dem Montag ſtatt - gehabten Leichenbegängniſſe des bedauernswerthen Jünglings, der faſt bis in ſeine letzten Lebensſtunden ſeinem Studium mit dem regſten Eifer oblegen war, betheiligten ſich nebſt den niedergebeugten Angehörigen die ſämmtlichen Schüler des Gymnaſiums mit dem geſammten Lehrkörper. — In Wien verſchied, eben - falls Samstag, Herr Dr. Joſef Tauber, k. k Regiments - arzt in Penſion, im 84. Lebensjahre. Der Leichnam wurde Montag nach Baden überführt und nach er - folgter Einſegnung in der Helenenkapelle auf dem Helenenfriedhofe zur ewigen Ruhe beſtattet. Der Verſtorbene war Hausbeſitzer in der Weilburgſtraße und einer der treueſten Curgäſte Badens. Die „ Badener Zeitung “verliert in ihm einen ihrer älteſten Abonnenten.
Sonntag Vor - mittags fand in der Valerieſtraße die feierliche Grundſteinlegung zum Gebäude des katholiſchen Geſellenvereines ſtatt. Nach einer Feſtpredigt und einem feierlichen Hochamte bewegte ſich der Zug mit dem Stadtpfarrer, Ehrendomherrn und Dechant Iby an der Spitze, nach dem Feſtplatze, woſelbſt in feierlicher Weiſe die Grundſteinlegung vollzogen wurde. Seitens der Gemeinde bemerkten wir als Theilnehmer GR. Breitenbaum und GA. Guhl, ſeitens der politiſchen Behörde Bezikshauptmann Graf zur Lippe-Weißenfeld. Eine zahlreiche Zuſchauer - menge umſtand den Feſtplatz und harrte trotz des abſcheulichen Wetters bis zum Schluſſe aus. Nach - mittags fand im Saale des Hotels „ Stadt Wien “ein Feſtbankett ſtatt.
Herr Dr. Eder in Wien hat das Schloß von den Erben des Guts - beſitzers Weitmann gekauft, und beabſichtigt hier eine Kaltwaſſer-Heilanſtalt in großem Style zu er - richten.
Ernannt wurden: Herr Roman Piber zum Schulleiter in Altenmarkt a. d. Tr., Herr Anton Fabiankowitſch zum Lehrer in Rodaun, die Herren Theodor Grimme, Auguſt Gebauer und Johann Müllner zu Lehrern in Berndorf, die Frau Philomena Osmann und die Frau Magdalena Brun zu Lehrerinnen in Mödling, Frl. B. Karpiſchek zur Arbeitslehrerin in Vöslau, Herr Karl Manhart zum proviſoriſchen Unterlehrer in Siebenhirten, Herr Franz Klingenſtein zum Lehrer in Grillenberg, Herr Johann Dzimirsky zum definitiven Unterlehrer in Weißenbach, Frl. A. Stapf-Ruedl zur Lehrerin in Baden, Herr Peter Wegſcheider zum definitiven Unter - lehrer in Grabenweg, Frau Louiſe Kubik zur Arbeits - lehrerin in Enzesfeld, Herr Alois Meier zum definitiven Unterlehrer in Siebenhirten, Herr Franz Keiml und Herr Leo Latin zu proviſoriſchen Unter - lehrern in Pottenſtein, Frl. Helene Genauck zur proviſoriſchen Unterlehrerin in Perchtoldsdorf, Herr Franz Steurer zum proviſoriſchen Unterlehrer in Grillenberg, Herr Joſef Horn zum proviſoriſchen Unterlehrer in Sooß, Frl. Friederike Weiß zurArbeitslehrerin in Rodaun, Herr Karl Heindl zum proviſoriſchen Unterlehrer in Pfaffſtätten, Frl. Sophie Beier zur definitiven Unterlehrerin in Baden, Frl. Marie Koriſek zur proviſoriſchen Unterlehrerin in Guntramsdorf, Frl. Theodora Enengl zur provi - ſoriſchen Unterlehrerin in Mödling, Herr Karl Kiennaſt zum proviſoriſchen Unterlehrer in Mödling, Herr Leo Mathauſer zum proviſoriſchen Unterlehrer in Siebenhirten, Herr Victor Roßmanith zum provi - ſoriſchen Unterlehrer in Wr. -Neudorf, Herr Joſef Killmayer zum proviſoriſchen Unterlehrer in Vöſen - dorf, Herr Franz Swoboda zum definitiven Lehrer in Guntramsdorf, Herr M. Winkelmayer zum defi - nitiven Unterlehrer in Mödling, Herr Joſef Berſch zum Schulleiter in St. Corona, Frau Anna Berſch zur Arbeitslehrerin in St. Corona, Frl. Marie Machinek zur definitiven Unterlehrerin in Berndorf.
welcher letzthin in Mödling infolge mehr - facher Aufforderung vor einem Publicum aus den intelligenteſten und ſich dafür intereſſirenden Kreiſen vier Male hintereinander Vorträge über ſeinen zehn - jährigen Aufenthalt mitten unter den ſchwarzen und braunen Eingebornen Egyptens, Nubiens und des Sudans hielt, wird morgen Donnerstag einen ſolchen Vortrag hier in Baden im großen Saale des „ Hotel Lamm “, Waſſergaſſe 35, abhalten. Der Vortragende iſt durch ſeine friſche und lebendige Rede in den beſten Kreiſen Wiens bekannt; er durchwürzt ſeinen Vortrag mit ſo vielen draſtiſchen und humoriſtiſchen Schilderungen aus dem Leben der eingebornen Araber, Nubier und Sudaneſen und namentlich in der Beſchreibung ihrer familiären Lebensverhältniſſe, daß man ihm gern ſtundenlang mit der geſpannteſten Aufmerkſamkeit zuhört und ſich mit Leib und Seele mitten in die ſonnendurchglühten, tropiſchen und äquatorialen Gefilde Inner-Afrikas verſetzt fühlt. Nach den vielfachen, das höchſte Lob ausſprechenden Recenſionen der Wiener - und der Provinzpreſſe über dieſe feſſelnden afrikaniſchen Vorträge begrüßen wir den erſten derſelben hierorts auf das Freundlichſte, und können nur mit Vergnügen auf dieſen hoch - intereſſanten Abend hinweiſen.
ſo betitelt ſich das Organ der clerical - antiſemitiſchen Partei, welches ſeit Kurzem unter der Patronanz des Führers der „ Wirthſchaftspartei “, des Gemeinderathes und Baumeiſters Foller, in Baden erſcheint. Schon in ſeiner erſten Nummer hat es dieſes Blatt unternommen, uns in ziemlich ge - ſchmackloſer Weiſe anzurempeln, in derſelben Nummer, in welcher die bekannten Erklärungen Foller und Dr. Hora aus der letzten Gemeinde-Ausſchußſitzung wörtlich unſerem Berichte nachgedruckt ſind, und in welcher auch andere Berichte der „ Badener Zeitung “, ſo z. B. die Wahlreſultate der Landtagswahlen, die wörtlich ſowohl als ziffermäßig genaueſte Aufnahme fanden. Wir haben damals weder auf den dummen Angriff der mit einem ſo großſprecheriſchen Programme vor die Oeffentlichkeit getretenen „ Nachrichten aus dem Viertel unter dem Wienerwald “... Uff!, noch auf den frechen literariſchen Diebſtahl, den die Redaction dieſes vorgeblich anticorruptioniſtiſchen Blattes an uns beging, reagirt, in der Erwartung, mit dieſer unſerer Haltung Ruhe zu bekommen und nicht gezwungen ſein zu müſſen, uns „ mit dieſen Leuten “, wie Noske im Abgeordnetenhauſe ſo treff - lich ſagte, herumzubalgen. Allein, wir haben uns getäuſcht. In ihrer letzten Nummer beſprechen die „ Nachrichten aus dem Viertel ꝛc. “den von uns ver - öffentlichten Bericht über eine am 15. l. M. hier ſtattgehabte Verſammlung des Beamtenvereines „ Selbſthilfe “, der hier einen im vorigen Jahre ins Leben gerufenen Zweigverein beſitzt und dieſe Ver - ſammlung zu dem Zwecke veranſtaltete, um auf die hier anſäſſigen Mitglieder einzuwirken und ſie zu einer regeren Antheilnahme an den Vereinszielen zu bewegen. Der größte Theil der Vereinsmitglieder gehört dem Stande der ſogenannten „ Hilfsbeamten “an, das heißt, es ſind meiſtens im Staatsdienſte ſtehende Diurniſten, Leute, die um einen Straßen - kehrerlohn ihr ganzes Leben kümmerlich und ſorgen - voll verbringen, und die nach ihrem politiſchen Werthe noch unter dem vielgenannten „ kleinen Manne “ſtehen, weil ſie keine Steuer zahlen können und daher, bis jetzt wenigſtens, nicht wahlberechtigt ſind. Unter dieſen geiſtigen Proletariern haben ſich nun einige ſelbſt - loſe Männer gefunden, welche ſich, auf die Gefahr hin, ſich nach obenhin mißliebig zu machen, der Aufgabe unterziehen, den Stand der Hilfsbeamten in einer Organiſation zu ſammeln. Was ſie wollen, haben wir in unſerem Berichte geſagt; ſie haben keine himmelſtürmenden Wünſche, ſie ſtreben äußerſt3Nr. 95. Mittwoch Badener Zeitung 25. November 1896. maßvolle Ziele an und wollen, einfach und klar ge - ſagt, für ſich und die Ihrigen das Minimum eines menſchenwürdigen Daſeins erreichen. Daß der Verein hiebei keinerlei politiſche Ziele verfolgt, iſt ſelbſt - verſtändlich, und daß er die ihm von außen kommende Hilfe gerne und dankbar entgegennimmt, komme ſie von woher immer, leuchtet jedem vernünftigen Menſchen ein. Allein die Herren erdreiſten ſich unter Anderem, auch gegen die Maßregelung des Wiener Magiſtrats - diurniſten Sepper Stellung zu nehmen, und weil da - bei die „ erwählten Retter des chriſtlichen Volkes “nicht beſonders glimpflich wegkommen, greifen die „ Nachrichten aus dem Viertel ꝛc. “zu einer lügen - haften Entſtellung unſeres Berichtes, indem ſie mit frecher Stirne behaupten, es ſei in der Badener Ver - ſammlung vom 15. l. M. eine Mißbilligungsreſo - lution gegen Strohbach, Lueger und Geßmann be - ſchloſſen worden. Wenn von einer ſolchen Reſo - lution die Rede geweſen wäre, ſo hätten wir darüber berichtet; es iſt aber unwahr, daß hievon auch nur andeutungsweiſe geſprochen wurde, und nach der ziemlich deutlich hervortretenden Tendenz der Kritik der „ Nachrichten aus dem ꝛc. “über unſeren Bericht ergibt ſich auch, daß dieſe Behauptung eine bewußte Unwahrheit, alſo eine Lüge iſt. Den famoſen Machern dieſes edlen Blattes erſcheint dieſe Vereinsver - ſammlung als — „ eine für die hieſigen Verhält - niſſe und Anſchauungen höchſt unglückliche “, und da haben ſie Recht, und das dürfte auch der einzige Beweggrund geweſen ſein, welcher die „ Nachrichten aus dem Viertel ꝛc. “ſo aus dem Häuschen bringt. Es iſt wohl nur ein Zufall, daß in derſelben Nummer der „ Nachrichten ꝛc. “zum erſtenmale der „ Führer “, Baumeiſter und Gemeinderath Adolf Foller als Herausgeber des Blattes figurirt, aber das Zuſammentreffen dieſes Umſtandes mit der er - wähnten Notiz iſt nach mehr als einer Richtung hin charakteriſtiſch. Jawohl, für Leute, die kein anderes Verdienſt für ſich in Anſpruch zu nehmen vermögen, als daß ſie im Beſitze eines mühelos er - worbenen Vermögens, von materiellen Sorgen unbe - helligt, ihrem maßloſen politiſchen Ehrgeize fröhnen können, für ſolche Leute erſcheint es einfach unfaß - bar, das Andere, die ſich ihre Krume Brod im Schweiße ihres Angeſichtes verdienen, ſozuſagen auch Menſchen ſein wollen. Ihnen iſt es auch un - faßbar, daß man die Beſtrebungen ſolcher Männer unterſtützt und ihnen einen Bericht von achtund - neunzig Zeilen Länge — nach der gewiſſenhaften Zählung der ehrenwerthen „ Nachrichten ꝛc. “— widmet, obwohl ſie dieſe ganzen achtundneunzig Zeilen ohne jeden Scrupel für ihr ehrenwerthes Blatt ge — nommen hätten, wenn ſie in ihren Kram gepaßt hätten. Dieſe Vereinsverſammlung war in der That eine „ unglückliche “, denn die „ hieſigen Verhältniſſe und Anſchauungen “haben ihre ſcharf gezogene Grenze nach unten bei Denjenigen, die nichts haben und nichts ſind, und auf die man in protzenhaftem Uebermuthe verachtungsvoll herabſpucken kann. Der Badener Zweigvexein aber mag ſich über die ihm zutheil gewordene en canaille-Behandlung tröſten. Wenn die Wenigen, welche in dieſer Ver - ſammlung anweſend waren — es waren nochmal ſo viel, als die erlogenen fünf — treu und feſt zuſammenhalten, ſo werden und müſſen ſie ihr Ziel in abſehbarer Zeit erreichen, trotz des Uebelwollens der „ Nachrichten aus dem Viertel unter dem Wiener - wald “.... Uff!, die es ſo meiſterhaft verſtehen, ihren dummgläubigen Leſern ein Programm vorzu - gaukeln, das in wenigen Sätzen liberal, national, clerical und antiſemitiſch iſt. Was uns anbelangt, ſo ſind wir hiermit mit den „ Nachrichten aus dem Viertel ꝛc. “fertig, vielleicht haben wir dazu wieder achtundneunzig Zeilen gebraucht, die „ Nachrichten aus dem ꝛc. “mögen gefälligſt nachzählen. Aber die Verſicherung können wir dem Blatte und ſeinem Herausgeber geben, daß wir auch in Zukunft, trotz unſerer angeblichen „ jüdiſchen Corruption “immer und unentwegt auf der Seite Jener ſtehen werden, welche nach unſerer Ueberzeugung einer publiciſtiſchen Unterſtützung bedürfen. Vielleicht kommt auch bei dem heute ſo verhöhnten Vereine „ Selbſt - hilfe “die Zeit, wo die „ Nachrichten aus dem Viertel ꝛc. “unſere Berichte über ihn gerade ſo — nachempfinden, wie ſo manche unſerer anderen Berichte, zu deren ſelbſtändigen Abfaſſung ihnen einfach die geiſtige Conception fehlt.
Unter großem äußeren Gepränge und unter ſtarker Theilnahme der hieſigen durch und durch ſchulfreundlichen Bevölkerung und zahlreicher aus - wärtiger Gäſte fand Sonntag den 15. l. M. die feierlicheEinweihung und Eröffnung des nach den Plänen des Architekten Ludwig Baumann durch den Wiener Stadtbaumeiſter Oskar Laske erbauten neuen Volks - ſchulgebäudes ſtatt. Das palaſtartige Gebäude, mit je einem Eingang für Knaben und Mädchen, wurde auf dem Hauptplatze neben dem früheren Schul - gebäude, das erſt vor achtzehn Jahren ſeiner Be - ſtimmung übergeben wurde, aufgeführt und enthält zwölf Lehrzimmer, eine Kanzlei für den Schulleiter, ein Conferenzzimmer, zwei Räume zur Unterbringung der Lehrmittel und einen ſehr großen Turnſaal, der durch die Originalität ſeiner Anlage nicht bald ſeines Gleichen finden dürfte. Derſelbe iſt nämlich von den zu den einzelnen Lehrzimmern führenden Gängen gallerieartig umgeben, ſo daß man von letzteren den Turnſaal ganz überblicken kann.
Da die meiſten der auswärtigen geladenen Gäſte mit dem Frühzuge um 8 Uhr 38 Minuten eintrafen, hatten ſich zu ihrem Empfange auf dem Bahnhofe eingefunden: Herr Arthur Krupp, der Bürgermeiſter Herr Ferdinand Harlles mit der Ge - meindevertretung, die Mitglieder des Ortsſchulrathes, Herr Oberlehrer Al. Rotter mit einem Theile des Lehrkörpers, eine Abtheilung der freiwilligen Feuer - wehr mit der Muſikcapelle. Als der Zug in die Station einfuhr, intonirte die Capelle die Volks - hymne. Die angekommenen Gäſte, und zwar der k. k. Landesſchulinſpector Joſef Hülſenbeck, der k. k. Bezirkshauptmann Graf zur Lippe-Weißen - feld, Dr. Berlepſch, der k. k. Bezirksſchul - inſpector Joſef Marek, die Bürgerſchuldirectoren Fitzga aus Baden und Garnhaft aus Perch - toldsdorf und zahlreiche Mitglieder des Bezirksſchul - rathes, wurden nach herzlicher Begrüßung in die hieſige Pfarrkirche geleitet, woſelbſt ſie, ſowie viele Andächtige dem feierlichen Hochamte beiwohnten. Die Bürgermeiſter der Nachbargemeinden Pottenſtein und St. Veit waren ſchon früher mittelſt Wagen eingetroffen. Se. Excellenz der k. k. Statthalter Graf Erich Kielmansegg, der ſein Erſcheinen in ſichere Ausſicht geſtellt hatte, entſchuldigte ſein Fern - bleiben auf telegraphiſchem Wege.
Nach Beendigung des Hochamtes formirte ſich der Zug in folgender Ordnung: Zuerſt die ge - ſammte Schuljugend mit dem Lehrkörper, die Feuer - wehrcapelle, die hochwürdige Geiſtlichkeit, die k. k. Be - hörden, die Gemeindevertretung mit dem Ortsſchul - rathe, die übrigen Feſtgäſte und zum Schluſſe die Ortsbevölkerung. Unter Glockengeläute und Abſin - gung des Liedes „ Großer Gott, wir loben Dich “bewegte ſich der Zug nach dem neuen Schulgebäude, woſelbſt die meiſten Theilnehmer in der prachtvollen Turnhalle Aufſtellung nahmen. Frau Margarethe Krupp, Frl. Hermine Krupp, ſowie der größte Theil der weiblichen Gäſte hatten in den gallerieartigen Gängen Platz genommen. Während der durch den hochwürdigen Pfarrer Joſef Einzinger unter Aſſiſtenz der Cooperatoren von Berndorf und Pottenſtein vorgenommenen Einweihung des Hauſes trugen die beiden hieſigen Männer-Geſangvereine den Chor „ Die Ehre Gottes “von Beethoven vor.
Nach dieſem weihevollen Acte gab der hoch - würdige Pfarrer Joſef Einzinger ſeiner Freude Ausdruck, daß es ihm vergönnt geweſen, dieſer Stätte der Bildung die kirchliche Weihe zu ertheilen; im Weiteren betonte er die Wichtigkeit der religiöſen Erziehung und ermahnt die Eltern, die Lehrer in ihrer ſchwierigen Arbeit ſtets zu unterſtützen.
Nun trat der Bürgermeiſter und Obmann des Ortsſchulrathes, Herr Ferdinand Harlles, vor und hielt eine Anſprache, in welcher er nach Be - grüßung ſämmtlicher Feſtgäſte die Geſchichte der Entſtehung der Schule in Berndarf ſchilderte:
„ Vor mehr als fünfzig Jahren, “führte der Redner aus, „ kam ein Mann voll Thatkraft und humaner Ideen hieher in das ſchöne Trieſtingthal; er fand da bezüglich Erwerb, Verkehr, Schule u. ſ. w. recht triſte Zuſtände.
Mit Bären war zwar nicht mehr zu kämpfen, dafür aber mit Vorurtheilen, die nur im Laufe der Zeiten durch Energie, A[us]dauer, Schaffung von Er - werb überwunden werden konnten; dieſer Mann, der das auch zu Stande brachte, war unſer ſeliger Herr Hermann Krupp.
Zu dieſen Zeiten war hier keine Schule, und die Kinder der einſichtsvollen Eltern gingen in unſere liebwerthe Nachbargemeinde Pottenſtein in die Schule.
Dieſem ſchweren Uebelſtande abzuhelfen, er - richtete Herr Hermann Krupp nach manchen Wider - wärtigkeiten und Kämpfen eine Schule ganz und gar auf Koſten der Fabrik, wo vorerſt Kinder der Arbeiter und, nach Maßgabe des Raumes, auch andere Kinder ausgiebigen Unterricht erhielten.
Durch den lohnenden Erwerb in der Fabrik hat die Gemeinde raſch an Einwohnern zugenommen, ſo daß dieſe erſte Schule den räumlichen Anforde - rungen bald nicht mehr genügen konnte.
Da faßte Herr Hermann Krupp neuerdings den Entſchluß, ein neues, großes Schulhaus zu bauen; dem Entſchluſſe folgte raſch die That, und es entſtand die hier nebenan ſtehende, nun ebenfalls alte Schule, welche vollſtändig eingerichtet und, wie in ehernen Lettern am Hauſe zu leſen iſt, von der Firma Schoeller & Cie. durch Herrn Hermann Krupp im Jahre 1878 der Gemeinde gewidmet wurde. Leider war es Herrn Krupp nicht mehr beſchieden, die Erfolge ſeiner Schulſchöpfung zu erleben.
Die Fabrik und mit ihr die Gemeinde ver - größerten ſich in neuerer Zeit in erfreulicher Weiſe wieder ſo, daß neuerdings auf Erweiterung, be - ziehungsweiſe Vergrößerung der Schule oder auf einen Neubau Bedacht genommen werden mußte.
Und wieder war es ein Träger des Namens Krupp, und zwar unſer hochverehrter Gemeindegenoſſe und Ehrenbürger, Herr Arthur Krupp, welcher der Gemeinde hilfreich zur Seite ſtand und durch Widmung des Baugrundes den erſten Impuls zur Erbauung dieſer neuen Schule gab. Allein nicht nur mit den erſten Anfängen des Schulbaues, auch mit den allerletzten Stadien desſelben ſteht der Name Krupp in engſter Verbindung, denn ein anderes Mitglied dieſer Fa - milie hat die Anſchaffung der fehlenden Lehrmittel und der zu ihrer Aufbewahrung erforderlichen Käſten in munificenteſter Weiſe auf ſich genommen.
Ich erachte es daher als erſte Pflicht, der hochverehrten Familie Krupp, die ſich ſtets als opferwillige Angehörige der Gemeinde Berndorfs fühlt und dies bei den verſchiedenſten Anläſſen in vollſtem Maße bethätigte, Namens der Schule und der Gemeinde den innigſten Dank auszuſprechen.
Im Uebrigen war die Gemeinde ganz und gar auf ihre eigene Kraft angewieſen. Dank der ſchul - freundlichen Geſinnung der Gemeindevertretung, wie nicht minder der Opferwilligkeit der Steuerträger, iſt es gelungen, alle Bedenken, die gegen den Schulbau obwalteten, zu zerſtreuen und die erforderlichen ſehr bedeutenden Mittel aufzubringen.
Das Gebäude ſelbſt wurde unter Berückſichtigung der neueſten Erfahrungen auf dem Gebiete des Schulbaues nach den Plänen und unter der Leitung des Herrn Architekten L. Baumann, den wir mit Stolz unſern Mitbürger nennen können, von den Herren Baumeiſtern Laske & Eſſenther erbaut und die Profeſſioniſtenarbeiten ſind, ſoweit dies möglich war, von einheimiſchen Geſchäftsleuten ausgeführt worden.
Es muß dankbarſt anerkannt werden, daß alle betheiligten Factoren ihre Aufgabe auf das Glän - zendſte gelöst und nicht nur ein ſchönes, dauerhaftes, ſondern auch in praktiſcher Beziehung entſprechendes Werk geſchaffen haben.
Und nun übergebe ich Namens des Ortsſchul - rathes das neue Haus, nachdem es durch den hoch - würdigſten Herrn Pfarrer die kirchliche Weihe empfangen, dem verehrlichen Lehrkörper zur Be - nützung, zum Wohle der Jugend.
Möge in dieſem Hauſe nie ein anderer Geiſt, als der der wahren Humanität, Duldung, Bildung, Geſittung herrſchen, möge der verehrliche Lehrkörper mit allen Kräften dahin ſtreben, die ihm anvertraute Jugend durch Beibringung gründlicher Kenntniſſe zu tüchtigen, den Anforderungen des praktiſchen Lebens gewachſenen Menſchen, und guten, dem Kaiſer und Vaterlande treu ergebenen Staatsbürgern heranzuziehen.
An die Eltern aber richte ich die dringende Bitte, die Beſtrebungen der Schule auch im häus - lichen Kreiſe kräftigſt zu unterſtützen, denn nur dann, wenn Schule und Haus Hand in Hand gehen, wird die Schule ihre Aufgabe voll und ganz er - füllen können und jene Früchte zeitigen, für welche durch die Schaffung der Schulgeſetze der Samen ge - pflanzt worden iſt. Möge die Eröffnung dieſes neuen Hauſes mit dazu beitcagen, daß dieſe Erkenntniß recht bald auch in jene Kreiſe dringe, die ſich ihr bisher verſchloſſen haben.
„ Das walte Gott! “
Hierauf ergriff der k. k. Landesſchulinſpector Herr Joſef Hülſenbeck das Wort, ſpricht der Gemeindevertretung und dem Ortsſchulrathe für dieſe, der Erziehung der Jugend gewidmete und mit ſo großen Opfern verbundene Werk den Dank und die Anerkennung des k. k. Landesſchulrathes aus und iſt feſt überzeugt, daß die Lehrkräfte, von deren Leiſtungen er die beſte Meinung habe, ſtets im Sinne des Reichs-Volksſchulgeſetzes wirken werden.
Der k. k. Bezirkshauptmann Graf zur Lippe - Weißenfeld hebt in ſeiner kernigen Rede her4Mittwoch Badener Zeitung 25. November 1896. Nr. 95vor, daß er erſt ſeit einigen Tagen dieſem Bezirke vorſtehe und es ihm deshalb eine beſondere Freude bereite, gleich zu Beginn ſeiner Amtsthätigkeit Zeuge zu ſein von dem Gemeinſinn und der Opferwilligkeit einer der erſten Gemeinden ſeines Bezirkes. Er ſpricht allen Factoren, die mitgeholfen, für die Erziehung der Jugend ein ſo prachtvolles, allen Anforderungen der Hygiene entſprechendes Heim zu ſchaffen, und zwar dem Fabriksbeſitzer Herrn Arthur Krupp, der Gemeindevertretung, dem Ortsſchulrathe, dem Archi - tekten und Baumeiſter den Dank und die Anerkennung aus und hofft, daß der Lehrkörper ſtets ſeine ganze Kraft einſetzen werde, um die ihm anvertraute Jugend zu nützlichen Gliedern des Staates zu erziehen.
Hierauf trugen zwei Schülerinnen, und zwar Thereſe Wallner und Hermine Rotter, je ein Gedicht vor, und fanden wegen der guten Betonung und des lauten Vortrages reichen Beifall.
Zum Schluß betrat Herr Oberlehrer Alois Rotter das Podium und richtete an die Ver - ſammelten eine Anſprache, in welcher er vor Allem die Verdienſte der Gemeinde um den Schulbau her - vorhob und dann fortfuhr:
„ Mit Freuden begrüße ich die frohe Feſtes - ſtunde, um der löblichen Marktgemeinde und deren Vertretung, ſowie dem löblichen Ortsſchulrathe für die gebrachten großen Opfer, welche die Herſtellung dieſes ſchönen Baues ermöglichten, als auch für die ſtets bewieſene ſchul - und lehrerfreundliche Geſinnung und das gute Einvernehmen mit der Schulleitung, um welche Bethätigung ich auch ferner bitte, herzlichſt zu danken. Nicht minder danke ich den hohen Schul - behörden für die Bewilligung der neuen Lehrkräfte, und die gütige Unterſtützung, die ſie dem löblichen Ortsſchulrathe in deſſen ſchulfreundlichem Wirken und Schaffen angedeihen ließen. Ebenſo erfülle ich nur eine angenehme Pflicht, wenn ich dem hochverehrten herrn Krupp für das der Schule ſtets entgegenge - brachte gütige Wohlwollen den beſten Dank ſage. Zugleich gebe ich als Leiter der Schule die bindende Verſicherung, daß wir Lehrer unſere ganze Kraft einſetzen werden, das zu leiſten, was das Geſetz von uns fordert. Auf unſer Panier wollen wir die Worte ſchreiben: Für Gott, Kaiſer und Vaterland! Und für Gott, Kaiſer und Vaterland wollen wir die uns anvertraute Jugend auch erziehen.
Und nun wende ich mich an Euch, meine lieben Schüler und Schülerinnen! Ihr habt heute Einzug gehalten in das neue, ſchöne Schulhaus, das Euer wegen erbaut wurde. Auch an Euch iſt es daher, ſich dankbar zu erweiſen, welche Dankbarkeit Ihr am Beſten dadurch bezeigen werdet, wenn Ihr das Haus und deſſen Einrichtung ſchonet, fleißig die Schule beſuchet, allerorts ein anſtändiges Benehmen zeiget, Euren Lehrern, die es mit Euch ſo wohl meinen, Achtung entgegenbringet und deren Anord - nungen pünktlich befolget, ſtets Gott vor Augen habt und ſeine Gebote haltet; ſo werdet Ihr zu braven Menſchen heranreifen, würdige Glieder der Gemeinde und des Staates werden, der ſo viel thut für die Bildung ſeiner Angehörigen, und Eure Be - ſtimmung, zeitlich und ewig glücklich zu ſein, erreichen.
Noch ein Gefühl des Dankes erfüllt uns in dieſer Feſtesſtunde, wenn wir des Hortes und Schirmes der Schule und der Bildung, unſeres all - geliebten Kaiſers, gedenken. Dieſe Feier kann daher keinen würdigeren Abſchluß finden, als wenn ich Sie, hochverehrte Feſtgäſte, bitte, mit mir einzuſtimmen auf ein dreifaches Hoch: Se. Majeſtät, unſer allge - liebter Kaiſer, Er lebe hoch! hoch! hoch! “
Begeiſtert ſtimmten Alle in den Ruf ein und mit Begleitung der Capelle ſangen die Schüler der vierten und fünften Claſſe die zwei erſten Strophen der Volkshymne.
Unter Führung der Mitglieder des Ortsſchul - rathes und des Architekten Herrn Baumann wurden nun die einzelnen Räumlichkeiten beſichtigt und fand beſonders die Einrichtung den Beifall Aller. Alle einzelnen Lehrzimmer, welche nicht beſonders groß ausgefallen ſind, denn jedes hat nur einen Faſſungs - raum für höchſtens 72 Kinder, ſind mit der St. Pöltner Schulbank, die ein Schreib[-]und Leſepult beſitzt und keinen großen Raum einnimmt, eingerichtet. Die Räume des Hauſes ſind durch Dampfheizung gleich - mäßig und angenehm erwärmt und ſehr gut ventilirt. Die Aborte ſind mit Waſſerſpülung verſehen. Die Einrichtung des Turnſaales hat die bekannte Firma Plaſchkowitz in Wien beſorgt.
Im großen Saale der Speiſeanſtalt, deſſen Mitteltract durch den Krupp’ſchen Obergärtner Schramm in eine von würzigem Harzgeruch erfüllte, ringsum von hohen Fichten eingeſchloſſene Laube ver - wandelt worden war, fand um halb 1 Uhr Mittags ein Bankett ſtatt, an dem die k. k. Behörden, dieMitglieder des Bezirksſchulrathes, die Gemeindever - tretung, die Mitglieder des Ortsſchulrathes, der Lehr - körper, die Bürgermeiſter der Nachbargemeinden, die Oberbeamten und älteren Meiſter der Krupp’ſchen Fabrik, die Vorſtände der hieſigen Vereine, im Ganzen gegen 80 Perſonen theilnahmen. Das Streich - orcheſter der Feuerwehrcapelle beſorgte die Tafelmuſik und fand reichen Beifall. Daß das Arrangement der Tafel ſelbſt die Verwöhnteſten überraſchte und der Gaumen eines jeden Feinſchmeckers ſeine Rechnung fand, wird man begreiflich finden, wenn man erfährt, daß Herr Krupp ſelbſt der Geſtgeber war.
Als der Champagner ſervirt wurde, ſprach der Bürgermeiſter Herr Ferd. Harlles den Toaſt auf den Kaiſer, den Schutz - und Schirmherrn des Reichs - Volksſchulgeſetzes.
Weitere Toaſte brachten noch aus: Der k. k. Bezirkshauptmann auf die Gemeinde Berndorf, der k. k. Landesſchulinſpector auf Herrn Arthur Krupp, Herr Gemeinderath Schmid auf den k. k. Landes - ſchulinſpector, Herr Rich. Hoffmann auf den Architekteu Baumann, der k. k. Bezirksſchulinſpector J. Marek auf zwei bekannte Wohlthäterinnen des Trieſtingthales, Herr Oberlehrer A. Rotter auf den k. k. Bezirksſchulinſpector, Herr Director Garn - haft auf den Lehrkörper und viele Andere. Das Bankett verlief in der animirteſten Stimmung und wird den Theilnehmern noch lange in angenehmer Erinnerung bleiben.
findet am 5. December, und zwar wieder als Concertabend mit einer Reihe von wirkſamen Nummern ſtatt.
veranſtaltet am 28. l. M. im großen Saale des Hotels „ Stadt Mödling “eine Akademie mit Tanzkränzchen, welche Veranſtaltung gleichwie in den Vorjahren ſich eines lebhaften Beſuches erfreuen dürfte.
der k. k. Bezirkshaupt - mannſchaft wird ſoeben die letzte Hand angelegt, damit der Eröffnung Mitte December nichts mehr im Wege ſteht. In den meiſten der prächtigen hohen Räume ſind die inneren Arbeiten, Brettellegung, Anſtreicherarbeiten u ſ. w., bereits vollendet, und in einem Theile der Localitäten wird tüchtig geheizt.
in Müller’s Gaſt - hof „ zum Adler “verlief am letzten Sonntag bei ſehr gutem Beſuche in höchſt animirter Weiſe.
eine Organiſation der hier bedienſteten Privatbeamten herbeizuführen, ſcheinen an der Theilnahmsloſigkeit der Mehrzahl zu ſcheitern. Bei der für den 22. l. M. anberaumten Privatbeamten - Verſammlung im Hotel „ Eiſenbahn “hatten ſich kaum 30 Perſonen eingefunden, ſo daß der Einberufer Herr Huſſak ſich zur Aeußerung veranlaßt ſah, daß die hieſigen Privatbeamten offenbar infolge ihrer augen - blicklich günſtigen Lage auf eine Altersverſorgung und dergleichen Vortheile verzichten zu können meinen und weitere Anſtrengungen in der bisherigen Weiſe frucht - los wären. Erſt über erfolgte eindringliche Zuſprache ſeitens mehrerer Redner entſchloß ſich der Vorkämpfer für dieſe nützliche Organiſation, auch weiterhin ſeine Beſtrebungen fortſetzen zu wollen. Es iſt in der That befremdlich, daß ſich ſo viele Beamte, welche nicht, ſowie die Fabriksbeamten, den Anſchluß an einen ſchon be - ſtehenden größeren Verein finden können, dieſen lediglich ihr Wohl fördernden Abſichten des obgenannten Herrn nicht eifriger anſchließen wollen.
wird wieder in der jüngſten Zeit getrieben. Mehrere bis jetzt unbekannt gebliebene allzu luſtige Burſche machten ſich kürzlich das Ver - gnügen, mehrere von der Firma Bittl und Hawlik an verſchiedenen Straßenecken aufgehängten Photo - graphiekaſten herabzureißen und an minder beleuchteten Orten wieder hinzulegen. — Sehr unangenehm für das Publicum mag es auch ſein, wenn in gewiſſen Straßen das Gas abgedreht und die Leute gezwungen werden, ganz im Finſtern heimzukehren. Bei den Ver - ſuchen, die Flamme eines Gascandelabers in der Neu - ſiedlerſtraße abzudrehen, wurden mehrere junge Leute von einem Wachmanne in dem Augenblicke betreten, als Einer auf die Schultern des Anderen geſtiegen war. Kurz vorher hatte die Wache entdeckt, daß aus einigen Laternen die Glühlichtkörper ent - nommen und auf die Straße geworfen worden waren. Im Garten des Francisco-Joſefinums waren die Stangen von vier Brunnen zerbrochen und anderer Unfug verübt worden. Die Thäter ſind bis nun un -bekannt. Auch Herr Profeſſor Fiſcher blieb von den Bubenſtreichen nicht verſchont, indem mehrere Fenſter ſeiner in der Neuſiedlerſtraße gelegenen Wohnung ein - geſchlagen wurden. — Endlich ereignete ſich ein von ernſteren Folgen begleiteter Zwiſchenfall in einem hieſigen Café, in welchem eine Anzahl junger Leute, ſowie mehrere Bürger anweſend waren. Als plötzlich einer der Erſteren laut wurde und mit dem Stock auf die Tiſchplatte ſchlug, entfernten ſich etliche Gäſte, worauf ſich zwiſchen beiden Parteien noch auf der Straße ein Wortgefecht entwickelte, das ſchließlich zur Beanſtändung eines jungen Mannes führen ſollte. Dieſer äußerte ſich ſodann gegen den erſchienenen Wachmann in ungeziemender Weiſe, welche eine Wache - beleidigung in ſich ſchloß, ſo daß ſich das hieſige Be - zirksgericht mit der Beſtrafung des Angeſchuldigten zu beſchäftigen haben wird.
des aus Arbeitern ver - ſchiedener Fabriken zuſammengeſetzten M. -G.-V. „ Frei - ſinn “fand am 22. l. M. bei ſehr gutem Beſuche im Hotel „ Eiſenbahn “in der Zeit von 7 Uhr Abends bis 5 Uhr Früh ſtatt. Es wurden mehrere ſehr hübſche Vorträge abgehalten, welche die gute Schulung der Mitglieder durch den Chormeiſter bekundeten. Wir kommen auf das Feſt noch zurück.
wird in den nächſten Tagen hier eintreffen und alsbald ſeine Vorſtellungen in der „ Bieglerhütte “beginnen.
Als dritte Vor - ſtellung wurde am verfloſſenen Donnerstag die Kaiſer’ſche „ Poſſe als Medicin “aufgeführt. Die Direction hatte, wohlgemeinten Rathſchlägen folgend, in der Perſon des Herrn Högler einen neuen Regiſſeur acceptirt, der ſich denn auch gleich am erſten Abende als „ Weißmann “gut einführte und, unterſtützt von den bereits bewährten Kräften, ins - beſondere den Damen Hoffmann, ſeine unleugbare Begabung ins beſte Licht ſtellen konnte. Herr Director Hoffmann, ſowie Vater Illich waren auch nicht läſſig, Holzer half wacker mit, und ſo wickelte ſich denn die „ Poſſe als Medicin “ſo glatt und in animirter Weiſe ab, daß dem der Mehrzahl nach aus geſchulten Theaterbeſuchern beſtehenden Publi - cum der Abend prächtig verlief. — Der dar - auffolgende Samstag brachte eine Poſſe mit Geſang „ Ein Florentiner Strohhut “in fünf Acten von Juin und Flerx, die beifällig aufge - nommen wurde. Herr Högler als Thomas Haſerl rief durch ſeine Mimik und ſeine gelungenen Couplet - einlagen lauten Beifall und Heiterkeit hervor, allein auch Herr Director Hoffmann wußte ſeinen Hans Nuſchler mit allen der Natur abgelauſchten Eigen - thümlichkeiten auszuſtatten, was großen Beifall hervorrief. Frl. Marie Hoffmann in ihrer Rolle als „ Baronin Leyerthan “gefiel, da ſie die vornehme angebliche Kunſtkennerin trefflich copirte. Aber auch Frl. Poldi Hoffmann und Frl. Mayer, dann die Herren Holzer und Illich thaten ihr Beſtes und bekamen ihr redlich Theil von dem wiederholten Applaus der Zuhörer. — Sonntags gab es einen noch nicht dageweſenen Andrang zum Theaterſaale. Mindeſtens 150 Perſonen, die vor Beginn der Vor - ſtellung angelangt waren, mußten wegen Platzmangel wieder umkehren. Vor gedrängt vollem Raume ging die Vorſtellung von „ Drei Paar Schuhe “vor ſich. Wieder hatte ſich Fr. Bertha Hoffmann eingefunden, die denn auch durch ihre Verve und ihr temperament - volles Weſen ihre Collegen und Colleginnen, ſowie das Publicum hinriß. Beſonders die letzte Scene, wo ſie als Leni Flink dem „ Bal Champêtre “bei - wohnt, gelang ihr vortrefflich. Herr Director Hoff - mann als Flink, ſowie der muntere Herr Högler als H. v. Nachtfalter, dann Frl. P. Hoffmann als kecker Seppl, Frl. Marie Hoffmann als Clara, die Herren Holzer (Theaterdiener und Kellner), Hottinger (Börſenſpeculant) halfen wacker zum Gelingen des Ganzen. Das Paar Illich und Fälſchlein (als Guts - beſitzer Varoshazi) trafen den ungariſch-deutſchen Dialect recht gut.
Vor dem Erkenntniß - ſenate des Kreisgerichtes Wiener-Neuſtadt hatte ſich am 23. l. M die 37jährige Handelsgärtnersgattin Maria Welliſch, wegen Fundverheimlichung eines im Monate Auguſt am grünen Markte gefundenen Ohr - gehänges, das von dem hieſigen Juwelier Julius Meiſel auf 60 fl. geſchätzt wurde, zu verantworten. Die Angeklagte verantwortet ſich dahin, daß ſie das Ohrgehänge bei ihrem Standplatze in Baden gefunden habe, welches ſie für werthlos hielt. Deſſenunge - achtet ließ Maria Welliſch das gefundene Ohrgehänge abſchätzen und wollte dasſelbe verkaufen. Der Juwelier,5Nr. 95 Mittwoch Badener Zeitung 25. November 1896. dem der Verkauf bedenklich vorkam, erſtattete gegen die Verkäuferin die Strafanzeige. Die Badener Polizei leitete die Unterſuchung gegen Frau Maria Welliſch wegen des Verbrechens der Fundverheimlichung an das k. k. Kreisgericht in Wiener-Neuſtadt. Nach Ein - vernahme der vorgeladenen Zeugen, Frau Roſa Scheu (als Beſchädigte), A. Zieger, Polizeiadjunct und Julius Meiſel, Juwelier, ſchließt der Vorſitzende das Beweisverfahren. Der Gerichtshof verurtheilte die Angeklagte zu 14 Tage Kerker, verſchärft mit einem Faſttage.
Freitag, 20. November: „ Der Jour fix “, Luſt - ſpiel in vier Aufzügen von Hugo Bürger. Der Be - ſuch des Abends ließ viel zu wünſchen übrig, was Angeſichts der gebotenen Leiſtungen zu bedauern war. „ Der Jour ſix “, ein nur ſelten zur Aufführung kommendes Luſtſpiel, iſt ein Werk, das ſich neben ſo manchem ſeiner Concurrenten ſehen laſſen kann, es verfügt über eine geſchickte Mache und verräth in einer Reihe von witzigen Situationen den geiſt - reichen Autor. Wenn die Vorführung noch dazu in ſo tadelloſer Weiſe beſorgt wird, wie dies ſeitens unſeres Enſembles der Fall war, ſo iſt der Erfolg ein unbeſtrittener. In dem Stücke ſind die Damen Zöhrer, Brandt, Treumann, Goldſchmidt und die Herren Erl, Verſtl, Friedberg, Robert, Ciſowsky, Bauer und Schöpfer hervorragend beſchäftigt und entledigten ſich ihrer Rollen in der zufrieden - ſtellendſten Weiſe.
Samstag, 21. November: „ Das Modell “. Auch die dritte Aufführung dieſer melodiöſen Operette erfreute ſich eines außerordentlich guten Beſuches, und das Publicum zollte der durchaus gelungenen Darſtellung den beſten Beifall. Im Vordergrunde des Intereſſes ſtand auch diesmal wieder Fräulein Genſchar als „ Coletta “, neben ihr Herr Schöpfer als „ Nicolo “. Auch die anderen Mitwirkenden, ſo - wie der Chor und das Orcheſter hielten ſich recht brav und ermöglichten derart abermals einen guten Erfolg.
Sonntag, 22. November: „ Der Wunderknabe “(Wiederholung).
Montag, 23. November: „ Sappho “, Trauer - ſpiel in fünf Aufzügen von Franz Grillparzer. Für dieſen Abend hatte die Direction Frl. Hedwig Bleibtreu vom Wiener Hofburgtheater als Gaſt ge - wonnen, und es iſt daher nur natürlich, daß das Haus bis auf das letzte Plätzchen beſetzt war. Rauſchender Beifall empfing die beliebte Künſtlerin bei ihrem Erſcheinen und ungezählte Hervorrufe ehrten ſie nach jedesmaligem Actſchluſſe. Es braucht wohl nicht erſt geſagt zu werden, daß die genial veranlagte Künſtlerin dieſe Huldigung in vollſtem Maße verdient. Mit ihrer junoniſchen Erſcheinung verbindet ſich ein äußerſt ausdrucksvolles und bis in die kleinſten Details vollendetes Spiel, deſſen An - muth entzücken und deſſen wilde Leidenſchaft erbeben machen kann. Und ſo gab es denn Scenen, in welchen das Publicum athemlos der genialen Künſtlerin lauſchte, um, nachdem der Vorhang ſich geſenkt hatte, in um ſo lauteren Beifall auszubrechen. Der Erfolg, den die Gaſtin mit ihrer „ Sappho “an unſerer Bühne davontrug, iſt ein voller und reich verdienter, und die begeiſterte Aufnahme, welche ſie bei unſerem Publicum fand, mag Frl. Bleibtreu bewegen, ihren Beſuch recht bald zu wiederholen; Künſtlerinnen von dieſer hervorragenden Qualität ſind bei uns immer gerne geſehen und wir ſind der Direction ſtets dank - bar, wenn ſie noch recht oft ſo genußreiche Abende bietet, wie dieſen. Von den anderen Mitwirkenden liegen die größeren Rollen in den Händen des Frls. Jenbach („ Melitta “) und des Herrn Robert („ Phaon “). Frl. Jenbach hat mit ihrer „ Melitta “abermals bewieſen, daß ſie derartige ſchwierige Rollen voll zu bewältigen verſteht, und hat ſich namentlich im Zuſammenſpiel mit „ Sappho “als eine vielver - ſprechende Künſtlerin erwieſen, deren ſich ihre Partnerin durchaus nicht zu ſchämen brauchte. Herr Robert ſpielte den „ Phaon “mit edler Ungezwungenheit und zeigte ſich uns abermals von jener vortheilhaften Seite, die wir beſonders in ernſten und großen Rollen bereits wiederholt an ihm zu entdecken Ge - legenheit hatten. Herr Friedberg war als „ Rhamnes “leider ſehr ſtark indisponirt, ſo daß es ihm Mühe koſtete, ſeine Rolle zu Ende zu ſpielen.
Mittwoch, 25. November, Abonn. Nr. 39: „ Goldfiſche “, Luſtſpiel in vier Acten, von Franz von Schönthan und Guſtav Kadelburg.
Donnerstag, 26. November, Abonn. Nr. 40: „ Die relegirten Studenten “, Luſtſpiel in vier Auf - zügen, von Roderich Benedix.
Freitag, 27. November: Einmaliges Gaſtſpiel der berühmten Künſtler und Antiſpiritiſten G. Homes, Frau Homes-Fey und Frl. J. Davenport, welche in Wien zahlreiche Erfolge aufzuweiſen hatten. Neue, unergründliche, hier noch nie gezeigte Experimente auf dem Gebiete der Pſychologie, Willensbeeinflußung, Anamneſtik, Spiritualismus, Gedankenübertragung und Somnambulismus.
Der Geſangskomiker, Herr Karl Schöpfer, iſt von der Direction des Theaters an der Wien, als Mitglied an dieſer Bühne engagirt worden.
Von der Wiener Wochenſchrift „ Die Zeit “iſt ſoeben das 111. Heft erſchienen. Aus dem Inhalt desſelben heben wir hervor: Das Ceutrum. Vom deutſchen Reichstags-Abge - ordneten Dr. M. G. Conrad. — Eine Geſchichte der Arbeit. Von Karl Jentſch. — Vor dem Börſengeſetz. (Finanzieller Brief aus Deutſchland) Von S. v. H. — Der Mond. Von Dr. J. Paliſa — Luther und Loyola. Von S. Lublinsky. — Staat und Dichtkunſt. Von Dr. Wolfgang Madjera. — Sienkiewicz. Von Hermann Menkes. — Die ſittliche Forde - rung. Von Hermann Bahr. — Die Woche. — Bücher. — Revue der Revuen. — Flatterentchen. Eine Ghetto-Groteske von J. Zangwill. — Abonnements auf dieſe Wochenſchrift viertel - jährlich 3 fl. (5 Mark) nehmen die Poſt, alle Buchhandlungen und die Adminiſtration Wien, IX / 3, Günthergaſſe 1, entgegen. — Probenummern gratis und franco.
Ueber die in den „ Nachrichten aus dem Viertel unter dem Wienerwalde “am 22 November 1896 von einigen Mitgliedern des Hilfsbeamten-Ver - eines „ Selbſthilfe “, Zweigverein Baden, gebrachte Aeußerung und Darſtellung über die am 15. l. M. abgehaltenen Provinz-Verſammlung, bringe ich Folgendes zur Darnachachtung: Bei dieſer Ver - ſammlung, wo dieſe Mitglieder ſo entrüſtet thun, war von den Herren Strobach und Lueger mit keinem Worte die Sprache, Herr Präſident Mohr ſagte nur: die über die Affaire Sepper vom „ Deutſchen Volksblatt “gebrachten Darſtellungen ſind unwahr, weiter nichts. Es gab daher keine Hereinziehung von politiſchen Lebenszeichen, wie es dieſe Herren ſchreiben.
Wir, die jetzt leider gezwungen an der Spitze der Vereinsleitung ſtehenden Männer, nicht Manderln, wie ſich dieſe Herren erfrechten, zu ſagen, bedauern nur, daß ſolche Hetzereien in dieſem kleinen Verein vorkommen; wenn Die - jenigen je das Vereinsintereſſe, welches doch nur das Wohl und Beſſergehen aller Standesange - hörigen will, vertreten hätten, wäre es nicht ſo weit gekommen. Ich erkläre daher jene Gründer dieſes Zweigvereines, welche jetzt — warum? — gegen die Vereinsleitung ſind, und die mich zum Beitritte in dieſen Verein animirten und über - redeten, als traurige Vertreter dieſer Sache; hätten ſelbe ihre Stellungen im Vereine behalten und nicht zurückgelegt, und zwar ohne Urſache, würde und könnte der Verein beſſer daſtehen. Die Herren haben es abgeſehen, den Verein zu ſprengen, thun ſie es, mir liegt wenig mehr daran, deswegen werde ich doch immer die Intereſſen und Zwecke des Vereines wahren, eventuell hier aus - treten und mich dem Hauptverein anſchließen; diejenigen kennt man ja, ſie treiben dieſe Hetzereien als Sport, wahrſcheinlich um ihre freien Stunden auszufüllen; ſelbe ſind beſſer ſituirt, als wir, haben Nebenſtellungen, denken aber nicht, daß ſie älter werden und wahrſcheinlich ihre derzeitigen, zu ihrem Wohlbefinden beitragenden Nebeneinkünfte nicht mehr haben dürften und ſich auch nicht ver - dienen werden, dann werden ſie vielleicht unſere Vereinsintereſſen begreifen lernen und ſolche Hetzereien bei Seite laſſen. Denken Sie nicht für ſich, weil es Ihnen gut geht, denken Sie auch an Ihre Collegen.
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Verantwortlicher Redacteur: Auguſt Meiſter. — Herausgeber, Druck und Verlag Buchdruckerei Johann Wladarz, vorm. H. Haaſe, in Baden, Pfarrgaſſe 3
Benjamin FiechterSusanne HaafNote: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat).2018-01-26T13:38:42Z grepect GmbHNote: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2018-01-26T13:38:42Z Amelie MeisterNote: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2018-01-26T13:38:42Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe
Fraktur
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