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Nr. 6. Czernowitz, Dienstag, den 5. Jänner 1904.

Politische Neujahrsreden.

(Brief aus Budapeſt)

st. Der völlige Umſchwung in der Volksſtimmung, der bereits ſeit Wochen konſtatiert werden konnte, hat in den politiſchen Reden, welche anläßlich der diverſen Neujahrs - empfänge gehalten wurden, prägnanten Ausdruck gefunden. Ein Ton der Milde und Müdigkeit klingt aus ihnen, als ob man längſt aufgehört hätte, den Kampf, deſſen Fortdauer eben noch von den Ugroniſten proklamiert worden war, ernſt zu nehmen und nach Mitteln zu ſinnen, mit denen er be - endigt werden könnte. Nichts von einem Ausblick in die Zukunft, von Hoffnungen oder Verheißungen, ein wehmütig reſignierter Rückblick nur über das Vergangene, wie er ſonſt wohl an Tagen, da man abſchließt, doch nicht an ſolchen, da man anfängt, am Platz zu ſein pflegt. Sogar die Rede des Grafen Tisza durchzieht eine leiſe Melancholie. Der Frieden wurde ſeinerſeits mit ungeheuren Opfern auf Koſten der Reichseinheit erkauft, und nun zeigt es ſich, daß ein kleines Häuflein Unverſöhnlicher die Erledigung der Staats - notwendigkeiten mit Erfolg hintanzuhalten vermag. Tisza ſetzt nichtsdeſtoweniger nach wie vor ſeine Hoffnung auf einen geläuterten Parlamentarismus, wo es keine Obſtrukion, ſondern nur eine Oppoſition gibt, die es lediglich als ihre Aufgabe anſähe, den Reichstag und die Regierung zu er - höhter Tätigkeit anzuſpornen. Der Parlamentarismus zeige nur bei jenen Nationen einen Niedergang, bei welchen das geſamte Leben des Volkes und der Geſellſchaft Zeichen der Fäulnis und des Verfalles aufweiſe. Die ungariſche Nation müſſe imſtande ſein, die Uebelſtände, an denen der ungariſche Parlamentarismus ſeit Jahren leide, zu heilen und ſich jener handvoll Menſchen zu erwehren, welche die Intereſſen der Nation zugrunde richten. Tisza iſt der Ueber - zeugung, daß die Obſtruktion ſich ſelbſt ihr Grab graben werde, und begnügt ſich gegenüber allen aktuellen Hinder - niſſen, die der poſitiven Arbeit den Weg verrammeln, mit einer Anſpielung auf die Reviſion der Hausordnung, die aber nur im Einverſtändniſſe mit der Oppoſition durchgeführt werden ſolle.

Ein merkwürdiger Gegenſatz iſt zwiſchen den Reden Tiszas und Apponyis zu verzeichnen. Tisza ſagt: Obzwar ich in prinzipiellen Fragen eine Transaktion nicht kenne und niemals kennen werde, ſo glaube ich, daß dieTaktik den Forderungen des Momentes ſich anpaſſen müſſe. Apponyi kennt in Fragen der Taktik keine Konzeſſion, nimmt es aber mit den Prinzipien minder genau. Er ſagt: Meine Politik wird auch in Hinkunft genau dieſelbe ſein, wie dazumal, als wir im Rahmen der Nationalpartei ge - meinſam wirkten. Ich nehme den meinen Händen entglittenen Faden wieder auf, aber nicht ſo wie eine Art politiſchen Rip van Winkle, der Jahre hindurch geſchlafen hat, mich in Allem an das Alte, dem heutigen Stadium der Nation nicht mehr Entſprechende klammernd. Im Uebrigen iſt Apponyis Rede nicht mehr als ein Spiel mit Worten, wenn man will ſogar ein blendendes, aus dem höchſtens das Eine bedeutſam erſcheint, daß er über die Details ſeiner Wirk - ſamkeit als ſelbſtändiger politiſcher Faktor ſich demnächſt zu äußern verſprach.

Weit intereſſanter erſcheint die Enunziation Franz Koſſuths. Sie iſt, obwohl ſie mit einem kriegeriſchen Trom - petenſtoß endigt, nicht mehr als ein Signal zum Rückzug. Die Unabhängigkeit des Landes könne nur ſo erreicht werden, wenn die Kraft und die Begeiſterung der Nation nicht auf derzeit unmögliche Dinge verſchwendet werden. Wenn wir nichts erreichen können, wiewohl wir die nationale Begeiſterung aufs höchſte angefacht haben, und wenn wir nicht dahin konkludieren können und wollen, Gewalt gegen Gewalt zu ſetzen, ſo würden wir, wenn wir den Kampf fortſetzen, ſo handeln, wie der Verſchwender mit dem ihm anvertrauten Gute. Die Koſſuthpartei ſcheint alſo, wenn man den Worten ihres Führers trauen darf, auf dem Wege zu ſein, ihre Fehler gutzumachen und der Erledigung wirtſchaftlicher Fragen ſich zuzuwenden.

Alle Symptome deuten demnach auf beſſere Tage hin. Der wehmütig reſignierte Ton, der aus den Neujahrsreden klingt, erinnert lebhaft an das Gehaben des Rekonvaleszenten, der nach ſchwerer Krankheit einen langwierigen Geneſungs - prozeß durchzumachen hat, um ſchließlich gänzlich zu geſunden. Mit Ugron allein fertig zu werden, wird das ungariſche Parlament wohl ſtark genug ſein ...

Die städtische Bierauflage.

Wir erhalten folgende Zuſchrift:

Geehrte Redaktion!

In Ihrem jungen Blatte vom 1. d. M. brachten Sie in dem Berichte über den Bukowiner Landtag die Mitteilung: Mit der Votirung des Geſetzes zur Einhebung der Bier -ſteuer hat die Stadtgemeinde Czernowitz einen Sieg ihrer Anſchauung über den Einhebungs - modus zu verzeichnen, indem der Bieraufſchlag nach dem Wortlaute des Geſetzes nunmehr ausdrücklich als Erzeugungsſteuer bezeichnet und die Einhebung nach Art der ſtaatlichen Bierſteuer zu erfolgen haben wird. Wenn dieſes Geſetz die a. h. Sanktion erlangt, ſo hat auch der unſelige Bierkrieg ein Ende und der Stadtſäckel iſt um ein nettes rundes Sümmchen ſchwerer.

Dieſe Mitteilung beruht offenbar auf einer ganz falſchen Information, und da ſie geeignet iſt, in der Oeffent - lichkeit irreführend zu wirken, ſoll ſie hiemit richtiggeſtellt werden.

Die neue Kodifizirung des Bierauflagerechtes der Stadtgemeinde Czernowitz iſt in mannigfacher Beziehung hochintereſſant. Zu ihrem richtigen Verſtändnis iſt aber die Kenntnis ihrer Vorgeſchichte unerläßlich.

Die Stadtgemeinde Czernowitz hat ſchon ſeit den erſten Dezennien des vorigen Jahrhundertes ohne beſondere geſetzliche Ermächtigung auf Grund allgemeiner für galiziſche Städte beſtandener Gubernialverordnungen und ſtaatlicher Vorſchriften eine Auflage von Bier eingehoben. Die betreffenden Vor - ſchriften lehnten ſich jeweilig an die Beſtimmungen für die ſtaatliche Bierverzehrungsſteuer an, denen gemäß die Auflage im vorhinein bei der Erzeugung zu entrichten war.

Die erſte geſetzliche Anerkennung erhielt dieſe von der Stadtgemeinde Czernowitz bis dahin nur gewohnheitsrechtlich geübte Bierbeſteuerung durch das Landesgeſetz vom 2. März 1872, Nr. 6 L. G. Bl., mit welchem dieſer Gemeinde die Erhöhung der daſelbſt auf den Verbrauch von Bier ... längſt eingeführten Auflage unter Aufrechthaltung der in dieſer Beziehung bisher geltenden Vorſchriften und geſetzlichen Be - ſtimmungen bewilligt wurde. Die bis dahin mit 50 kr. ö. W. eingehobene Auflage wurde auf 1 fl. vom u. ö. Eimer erhöht. Dieſelbe wurde nachher im Wege der Umrechnung nach dem Dezimalmaße in 1 fl. 66 kr. ö. W. vom Hektoliter umge - wandelt.

Mit dem Landesgeſetze vom 15. März 1884 wurde die Auflage auf 1 fl. 70 kr. ö. W. vom Hektoliter auf die Dauer von 10 Jahren erhöht, und ſchließlich wurde mit dem Landesgeſetze vom 15. März 1894, Nr. 5 L. G. Bl. die Einhebung der Auflage in der gleichen Höhe der Stadtgemeinde auf weitere 10 Jahre bewilligt.

Beim bevorſtehenden Ablaufe dieſer Friſt ſchritt die Gemeindevertretung beim Landtage um Verlängerung des Einhebungsrechtes auf weitere 10 Jahre ein.

Als nun dieſer Gegenſtand in der Herbſtſeſſion des Bukowiner Landtages in deſſen Verwaltungsausſchuſſe zur Verhandlung kam, trat der Regierungsvertreter einer einfachen Verlängerung des Landesgeſetzes vom Jahre 1874 mit der Erklärung entgegen, daß die hinſichtlich dieſes ſtädtiſchen Gefälles in den letzten Jahren hervorgetretenen Streitigkeiten eine Reform der betreffenden Geſetzgebung dringend erheiſchen

Feuilleton.

Graf Goluchowski.

Graf Goluchowski hat als Perſönlichkeit einen Charme, den ihm auch ſeine Gegner nicht aberkennen. (Gegner iſt viel - leicht nicht der richtige Ausdruck wir wollen Neider ſagen.) Die Neider alſo mögen behaupten, er habe das Ge - winnende der Leute, die immer gewinnen. Aber er hat ge - wonnen und gewinnt noch immer, ohne zu ſpielen. Er hat nie nach dem Erfolg gejagt, auch nicht nach der Stelle, die er einnimmt: die Fortuna iſt dem ſchmucken Mann nachgelaufen, die Blinde dem Blonden. Er iſt kein bloßes Glückskind, aber ein glückliches Menſchenkind. Auf die Höhen der Macht ge - langt, iſt er durch ſeine perſönlichen Umſtände von den Chancen des Machtgenuſſes unabhängig und in ein glückliches Familienleben gebettet. Seine Gemahlin, eine Enkelin der Schweſter des großen Napoleon, iſt der Typus jener Franzöſin, welche auf der Bühne und im Roman nie vorkommt: grande dame ohne Dünkel, graziös und einfach, leicht wie ein Vogel und innig wie ein Gebet. Drei flachshaarige Söhne, von denen der älteſte noch nicht flügge iſt und der jüngſte an den[E]rnſt der Studierſtube noch nicht glauben will, beleben das Haus.

Das Glückliche, das unſerem Staatskutſchierer eigen iſt, liegt in der ſicheren und ausgeglichenen Art, wie er ſein Leben zwiſchen dem Genuß der Schickſalsgaben und dem Gebrauch ſeiner eigenen zuteilen weiß. Heiter zu ſein und ernſt zu denken iſt eine Qualität, durch die man den Menſchen und ſich am beſten dienen und gefallen mag. Graf Goluchowski hat ſich die Einteilung des Tages, die ihm ſelbſt und den Geſchäften die geſündeſte iſt, nicht aus der Beamtenwelt, ſondern aus der diplomatiſchen geholt. Er arbeitet am Vormittag gar nichts außer wenn die höchſte Stimme ruft , vom Dejeuner an aber ununter - brochen bis in die ſiebente, oft achte Arbeitsſtunde. Darin unterſcheidet er ſich von dem Attaché, der ſich einmal rühmte: Heute bin ich ſchon Vormittag ſpazieren gegangen, ſo daß ich am Nachmittag nichts zu tun habe. Unfer Miniſter verzichtet nie auf ſeine Morgenpromenade. Bad, Toilette und Lektüre jener Morgenzeitungen, welche ſein Preßbureau nicht paſſiert haben okkupieren ihn bis um die elfte Stunde. Auf einen Moment betritt er ſein Arbeitszimmer, um in die Nachts eingetroffenen Chiffretelegramme einen Blick zu werfen, dann hat ihn die Straße bis zum Familienfrühſtück. Ein Gerücht will wiſſen, daß der Graf dieſen täglichen Spazier - gang mit täglichem Kirchgang verbindet. Ob dem ſo iſt, weiß ich nicht, aber es ſollte mich nicht wundern, denn Graf Goluchowski, der vom Glauben nie ſpricht, iſt ein frommer, religiös fühlender Herr. Dennoch ſind es meiſt die hochkatholiſchen Herren und Parteien, die es mit ihm zu tun bekommen: Chriſtlichſoziale, Feudale und Papale, wie der verfloſſene Rampolla. Dieſe Gemeinde ſcheert ſich einen blauen Herrgott darum, ob der Miniſter chriſtlich oder indifferent iſt: klerikal wollen ſie ihn, und das iſt Graf Goluchowski nicht.

Die Arbeit des Miniſters, die nach dem Luncheon um 2 Uhr beginnt, dürfte Vielen, welche von der Sache nichts verſtehen, als eine leichte erſcheinen. Sie beſteht zunächſt in der Lektüre der diplomatiſchen und konſularen Berichte. dannaber in Empfängen. Zunächſt kommt der Hausſekretär oder, wie ihn Graf Goluchowski nach dem ronflanten franzöſiſchen Muſter benannt hat: der Chef des Kabinetts des Miniſters. Er hat die perſönliche und ſoziale Korreſpondenz des Miniſters, den brieflichen Verkehr mit den Botſchaftern, Miniſterien, die Billets, die Einladungen, die Geſuche, die Erwirkung oder Abſage von Audienzen zu beſorgen. Dann kommen die Beſuche und Audienzen ſelbſt, von Privaten, Halbprivaten, auf Urlaub paſſierenden Diplomaten, die vom Botſchafter bis zum Attaché hinab dem Chef die ſelten willkommene Aufwartung machen; dann die mit beſonderen Aufträgen ihrer Gouvernements erſcheinenden fremden Vertreter der Großmächte. Nach all dieſen Outſiders oder je nach der Wichtigkeit der Sache zwiſchen ihnen durch erſcheinen die ſtändigen Mitarbeiter oder Referenten des Miniſters, um Inſtruktionen für ihre Depeſchen und Weiſungen einzuholen oder ihre fertigen Konzepte zur Approbation vvrzulegen. Das geht unter dieſem koulanten Chef sit venia verbo wie geſchmiert. Denn er iſt klar in ſeinen Aufträgen und tolerant gegen jeden Stil. Ohnehin behält er alles Schwierige ſeiner eigenen Feder vor, wie er es überhaupt Allen leichter macht, als ſich ſelbſt. So zeigt er namentlich im mündlichen Verkehr, den er faſt nie einſchränkt, nicht eine Spur von Erſchöpfung oder Ungeduld ... Nach all den Em - pfängen, die ich hier blos angedeutet, zu denen ſich noch als Nichtletzter der tägliche Vortrag ds Preßleiters geſellt, iſt der Miniſter noch friſch genug, in ſpäter Dämmerung die Lichter ſeiner Sektionschefs leuchten zu laſſen, die ihm pour la bonne bouche noch einen Generalvortrag über alle anderen An - gelegenheiten des Tages, die politiſchen und adminiſtrativen, applizieren und mit denen er gutmütig auch die große Politik beſpricht, um ihnen den Glauben zu laſſen, daß ſie mit die Politik machen. Es geſchieht zwar nie, was ſie ſagen, aber ſie

2Czernowitzer Allgemeine Zeitung. 5. Jänner 1904.

In welcher Richtung die Reform ſich zu bewegen hatte, ergab ſich aus dem Bierkriege, welcher drei Jahre lang zwiſchen der Stadtgemeinde, beziehungsweiſe den Pächtern der ſtädtiſchen Bierauflage und den hierortigen Bierbrauern wütete, und welcher die autonomen und ſtaatlichen Behörden beſchäftigte.

Den wichtigſten und in ſeiner unmittelbaren Wirkung am ſtärkſten hervortretenden Streitpunkt bildete die Frage, in welchem Zeitpunkte die ſteuerbare Bierwürzemenge im Kühlſchiffe zu erheben ſei.

Das Volumen der Bierwürze hängt von der Temperatur derſelben ab.

Da in der Durchführungsverordnung, welche die Czerno - witzer Gemeindevertretung ſeinerzeit zum Landesgeſetze vom 2. März 1872 erlaſſen hat, eine beſtimmte Norm darüber nicht enthalten iſt, kamen die Auflagepächter auf den Ge - danken, die Bierwürzemenge bei der höchſten Temperatur zu erheben.

Die Bierbrauer dagegen vertraten die Anſicht, daß beim Mangel einer ausdrücklichen Norm die betreffende Vorſchrift für die ſtaatliche Bierſteuer anzuwenden iſt, nach welcher die Bierwürzemenge im Kühlſchiffe erſt bei Abkühlung auf + 14° R. zu erheben iſt.

Es handelt ſich hiebei um eine Differenz von durch - ſchnittlich 15%, um welche die Auflagepächter durch dieſen Vorgang die Auflage künſtlich zu erhöhen ſuchten. Dieſer 15%ige Ueberſchuß bei hoher Temperatur geht in Dunſt auf, und die Bierbrauer wehrten ſich dagegen, auch für das verdunſtende und durch Kontraktion der Flüſſigkeit verſchwindende Quantum die Auflage zu entrichten. In Ziffern illuſtrirt betrug dieſe Differenz in den drei Pacht - jahren 1900 1902 nicht weniger als 166.123 K 4 h.

Der Gemeinderat rechnete den Pächtern das Beſtreben, auf dieſem Wege ihre Einnahmen aus dem gepachteten Gefälle zu erhöhen, als ein großes Verdienſt um die Ge - meinde an, und mit ſehr wenigen Ausnahmen ſahen die Mitglieder des Gemeinderates es als ein Poſtulat des Lokal - patriotismus an, den Pächtern in dieſem Beſtreben tunlichſt Vorſchub zu leiſten und die Bierbrauer als Erzfeinde der Gemeinde zu verſchreien und in Verruf zu bringen.

Weitere Streitpunkte ergaben ſich aus den wider - ſprechenden Anſchauungen über die rechtliche Natur der ſtädtiſchen Bierauflage.

Die Anhänger der Aufſchlagspächter im Gemeinderate und außerhalb desſelben erklärten dieſe Auflage für eine Produktionsſteuer und folgerten daraus, daß die Verwendung des ſteuerbaren Quantums im Zuge der Produktion nicht weiter zu berückſichtigen iſt. Ein Gemeinderat, welcher auf dem chemiſchen Gebiete ein hervorragender Fachmann iſt, erklärte erſt in allerjüngſter Zeit dieſe Auflage als eine Bierwürzeſteuer, weil die Steuer an der Bierwürze bemeſſen wird. Die Bierbrauer hingegen vertreten die Anſicht, daß die Bierauflage eine Verbrauchsabgabe iſt, und daß als ſteuerbares Objekt nur das ſchon verbrauchbare und auf dem Gebiete der Stadt zum Verbrauche gelangende Bier angeſehen werden könne.

Allerdings ſteht dieſe Anſchauung im Widerſpruche zur geſetzlichen Einrichtung, daß die Auflage im vorhinein bei der Erzeugung zu entrichten iſt, allein dieſer Widerſpruch iſt zu Gunſten der Anſicht der Bierbrauer geſetzlich korrigiert.

Soll nun das zum Verbrauche im Stadtgebiete ge - langende Bier mit der Auflage belegt werden, ſo muß einer - ſeits das im Produktionszuge durch natürliche Schwendung verloren gehende, und andererſeits auch das aus der Stadt ausgeführte Bier von der Auflage befreit ſein.

In der Tat iſt mit der Gubernial-Verordnung vom 28. Februar 1826 für die Schwendung ein Nachlaß von 5 Prozent von der Auflage und mit Gubernial-Verordnung vom 12. März 1836 der Rückerſatz der Auflage für aus - geführtes Bier zugeſtanden worden. Abgeſehen von anderen ausdrücklichen Erklärungen in verſchiedenen Geſetzen iſt durch dieſe beiden Vorſchriften der Charakter der Auflage als einer Verbrauchsabgabe beſtätigt.

Auf Anregung des Bukowiner Landes-Präſidiums hat nun die Zentralregierung einen Geſetzentwurf an den Buko - winer Landtag herablangen laſſen, welcher ſich nicht mehr als eine einfache Verlängerung des bisher beſtehenden Zu -ſtandes, ſondern als Neuregelung dieſes ſtädtiſchen Auflage - rechtes darſtellt.

Ohne in die Darſtellung der ſehr intereſſanten Phaſen einzugehen, welche dieſer Regierungsentwurf durchgemacht hat, genügt es zu konſtatieren, daß in dem vom Landtage be - ſchloſſenen Geſetze die zwei Grundſätze ausgedrückt ſind:

a) daß die Erhebung der ſteuerbaren Bierwürzemenge ſeitens der ſtädtiſchen Organe fortan zu unterbleiben hat, und daß für die Stadtgemeinde die von den ſtaatlichen Finanzorganen bezüglich der Quantität der Bierwürze er - hobenen Daten maßgebend ſind;

b) daß nur das im Stadtgebiete zum Verbrauche ge - langende fertige Bier von der Auflage getroffen werden darf.

Aus dem erſten Grundſatze folgt, daß auch die ſtädtiſche Auflage nunmehr nur von jenem Volumen der Bierwürze eingehoden werden darf, welches ſich bei + 14° R. ergibt.

Aus dem zweiten Grundſatze aber folgt, daß den Bier - brauern für die bis zum Ausſtoße des Bieres zum Ver - brauche entſtehende Schwendung ein Erſatz, und für das aus der Stadt zum Verbrauche außerhalb derſelben ausgeführte Bier der Rückerſatz der ganzen Auflage zu leiſten iſt.

Darnach iſt zu beurteilen, welche von beiden Parteien die Stadtgemeinde oder die Bierbrauer ſich eines Sieges rühmen kann.

Der Stadtſäckel wird infolge dieſes neuen Landesgeſetzes wohl um ein Sümmchen leichter werden, aber nur um jenes Sümmchen, welches bisher unrechtmäßig von den Bierbrauern eingehoben wurde. Die Einnahme aus dem Biergefälle wird auf eine gerechtere Baſis geſtellt, und dies allein allen - falls in Verbindung mit der Schonung einer ſchwer kämpfenden Induſtrie iſt ein Vorteil, welcher durch ſeinen moraliſchen Wert den Geldverluſt vollkommen aufwiegt, und dies umſo mehr, als die fortwährende Zunahme des Bierkonſums in unſerer aufſtrebenden Stadt in abſehbarer Zeit den Ertrag des Biergefälles zweifellos auf die gegenwärtige Höhe zurück - bringen wird.

Vom Tage.

Der italieniſche Geſandte in Wien.

(Allg. -Korr.)

Von diplomatiſcher Seite verlautet, daß die italieniſche Regierung bereits die Zuſtimmung des öſterreichiſchen Kabinets zur Ernennung des Herzogs von Avarna zum italieniſchen Botſchafter in Wien erhalten habe. Der neue Botſchafter ſoll noch im Laufe dieſes Monates ſeinen Poſten antreten.

Der neue Nunzius in Wien.

Der bisherige Nunzius in Brüſſel, Monſignore Prinz Gennaro Granito Pignatelli di Belmonte, wurde mit Zuſtimmung der öſterreichiſch - ungariſchen Regierung zum Nunzius in Wien ernannt.

Neue rutheniſche Blätter.

(Or. -K.)

Seit dem Neujahr ſind drei rutheniſche Blätter ins Leben gerufen worden. In Tarnopol ein politiſches Organ Podilskyj holos , das alle 2 Wochen erſcheinen und die Intereſſen der Ruthenen in Podolien vertreten ſoll. In Stanislau ein Wochenblatt Nowa Sicz und in Waszkoutz (Bukowina) eine Fachzeitſchrift Promin , ſpeziell den Intereſſen der rutheniſchen Volks - ſchullehrer gewidmet.

Die galiziſche Ruthenen.

(P. -T.)

Den hieſigen Blättern wird gemeldet, daß die rutheniſche Intelligenz der weſtgaliziſchen Bezirke Neuſandez, Grybow und Limanowa dem Abg. Nikolaj Waſſilko eiue Dankadreſſe für ſeine Rede in den Delega - tionen überſandte.

Demiſſion Korytowskis?

(P. -T.)

Den hieſigen Blättern wird aus Wien berichtet, daß dortſelbſt ſich das Gerücht verbreitet habe, der Vizepräſident der galiziſchen Finanzlandesdirektion, Dr. Mora-Korytowski, werde in Bälde demiſſionieren. Als ſein Nachfolger wird der Hofrat im Adminiſtrations Tribunal Dr. Sawicki bezeichnet. Die Nachricht von dem bevorſtehenden Rücktritte Dr. Korytowskis hat hier nicht unangenehm berührt.

Jungczechiſcher Kreistag.

(Priv. -Tel. d. Cz. Allg. Ztg. )

Geſtern wurde hier der erſte jungczechiſche Kreistag abgehalten. Pacak verteidigte in ſeiner Rede die Obſtruktion und wies die Möglichkeit einer Verſöhnung und Annäherung an die Deutſchen zurück. Das czechiſche Volk müſſe ſich auf ſchwere Kämpfe vorbereiten, um ſeine nationalen Forderungen durchſetzen zu können. Die Rede des Abg. Dr. Herold be - wegte ſich in gleichen Geleiſen.

Rußland und Japan.

Es läßt ſich nicht leugnen, daß mit dem neuen Jahre die Stimmung in Bezug auf die Dinge im fernen Oſten noch um eine Schattierung nervöſer geworden iſt. Das äußert ſich vor allem in Gerüchten über Rüſtungen von Truppen und Entſendungen von Kriegsſchiffen, denen jedoch meiſt die amtliche Ableugnung auf dem Fuße folgt. Vorläufig iſt jedoch trotz allen Kriegsallarms daran feſtzuhalten, daß keine greifbaren Anhaltspunkte gegeben ſind, aus denen eine Ver - ſchlechterung der Lage zwingend gefolgert werden müſſe. Telegramme, wie die untenſtehenden haben in der letzten Woche wiederholt den Weg über London nach dem Kontinent genommen. Immerhin muß es bedenklich erſcheinen, daß die Stimmung der Börſenkreiſe, die bisher bei einer bloßen An - deutung der Kriegsmöglichkeit in hellen Unwillen gerieten, ſeit geſtern äußerſt gedrückt iſt. Aus Paris wie aus Waſhington kommen Nachrichten, die allerdings Londoner Urſprungs ſein ſollen, wonach Rußlands Antwort auf die letzte japaniſche Note ungünſtig ausgefallen ſei. Die folgenden Telegramme dürften daher ernſtere Beachtung verdienen:

(Priv. -Tel. der Czern. Allg. Ztg. )

Das fünfte und zehnte Armeekorps ſind nach Oſtaſien abgegangen.

(Priv. -Tel. der Czern. Allg. Ztg. )

Japan befördert mit Extrazügen große Truppen - maſſen nach den Hafenſtädten. Das in Shangai erſcheinende Blatt Mercury will erfahreu haben, daß die chineſiſche Regierung mit Japan ſympathiſiere.

Ein ruſſiſcher Rabbinertag.

In Grodno ſoll in der nächſten Zeit ein Kongreß der Rabbiner abgehalten werden. Unlängſt haben jedoch dort große Arbeiterſtreiks ſtattgefunden, zu deren Unterdrückung Truppen in die Stadt gelegt wurden. Die dadurch hervorgerufene Erregung nutzten die Revolutio - nären aus und erklärten, daß der Kongreß der Rabbiner nur der Stärkung der zariſchen Selbſtherrſchaft diene, nicht aber zur Wahrnehmung der Intereſſen der Juden abgehalten werde. Angeſichts der erbitterten Stimmung der Grodnoer Bevölkerung beſchloſſen die Rabbiner, den Kongreß ſpäter ab - zuhalten. Um aber die ruſſiſche Regierung ihrer vollſtändigen Lo[y]alität zu verſichern, haben ſie eine Broſchüre heraus - gegeben, die gegen die Zioniſten und die Sozialdemokraten gerichtet iſt. In dieſer Broſchüre empfehlen ſie auch eine Reihe von Maßregeln, durch welche in Zukunft Nieder - metzelungen der Juden verhindert werden ſollen. Sie empfeh - len zu dieſem Zwecke, daß man 1) zu Gott beten und, nachdem die Erlaubnis der Regierung eingeholt worden iſt, Faſtentage feſtſetzen, 2) Abordnungen zu den Regierungs - organen ſchicken, dieſen ihre Loyalität verſichern und um Gnade für Israel bitten, 3) den Sozialismus aus der jüdiſchen Arbeitermaſſe und der Intelligenz ausrotten ſoll. Zur Durchführung der dritten Maßregel ſollen die Eltern verpflichtet werden, ihre Kinder ſtreng zu beaufſichtigen,

können wenigſtens ſagen, was geſchieht ... Sobald dieſe gros bonnets das Arbeitszimmer verlaſſen, tritt im Hauſe Feierabend ein für Jeden, nur nicht für den Miniſter. Denn es kommen noch zwei Männer, die unbedingt empfangen werden müſſen: die Expeditchefs mit den Unterſchriften. Da heißt es unter einer Menge von Erledigungen, Depeſchen, Dekreten, Briefen ſeinen Namen ſetzen und danu dann endlich darf der Recke ſich recken und ſich ſagen, daß er müde iſt. Die Gräfin und die Kinder erſcheinen fragend an der Türe und ſind froh, reine Luft zu finden und mit Papa zehn Minuten plaudern zu können, während er ſich bereitet, noch ein Viertelſtündchen über Kohlmarkt und Graben zu ſpazieren, ehe er ſich zum Diner umkleidet.

Wann der Miniſter, der ſolche Plage mit ſo elaſtiſchem Weſen trägt, ſeine eigentliche Arbeit, die des Ueberdenkens, Entſchließens und Formulierens verrichtet, iſt auch den Ein - geweihten nie klar geworden. In ſeiner Urbanität läßt er die Beamten nicht gerne fühlen, daß er viel zu tun habe, und außerdem hält er darauf, die Meinung auch ſejner Intimen erſt dann zu hören, wenn die ſeine nach Inhalt und Form fixiert iſt. Einwendungen gibt er Gehör, aber am Mitſchaffen Anderer hat er wenig Freude. Es muß wohl ſo ſein, daß er Nachts arbeitet, und oft lange in die Nacht, denn die ver - traulichen Direktiven an die Vertreter, welche den letzten Ge - danken der zu befolgenden Politik enthalten, fließen faſt aus - ſchließlich aus ſeiner Feder, und die Referenten, die das Ver - trauen des Miniſters genießen, werden ſtets mit fertigen, ſauber geſchriebenen, aber ſtellenweiſe ſorgfältig korrigierten Operaten überraſcht.

Der Stil dieſer Konzepte iſt ebenſo reinlich, klar und ſauber wie die Schrift. Graf Goluchowski ſchreibt ein Deutſch, das ihm eigen iſt, wenn es auch keine markierte Schriftſteller -natur verrät. Ich möchte ſagen, ſein Deutſch iſt fließend wie Franzöſiſch. Damit meine ich nicht die Galizismen, die ihm leicht unterlaufen und der Erwähnung nicht wert ſind, ſondern den getragenen Ton und die Eleganz des Numerus, die viel - leicht bei den Franzoſen ſelbſt nicht mehr ſo im Schwange ſind, wie bei Jenen, welche franzöſiſches Weſen von früher her lieben.

Ich möchte bei dieſem Anlaß eine Botſchaft verkünden, über welche gewiſſe Goluchowski-Verkleinerer in Wien ſich ſehr überraſcht ſtellen werden. Unſer Miniſter des Aeußern macht ſich ſeine Expoſees ſelber und hat ſie immer ſelbſt gemacht. Ob es aus Autoreneitelkeit oder im Bedürfnis nach Konzen - trierung geſchehe, genug: er meidet den Verkehr mit ſeinen Räten und verläßt Wien, wenn er ſeinen Vortrag für die Delegationen vorbereitet. Die jährliche Reiſe nach Skala, ſeiner galiziſchen Beſitzung, gilt nicht nur der Beſichtigung ſeiner Wirtſchaften; er macht ſich dieſes Otium, um die politiſche Bilanz des Jahres zu ziehen. Es iſt kein Kompliment für ſeinen Generalſtab, daß er auf ſolche Reiſen nicht einmal einen Sekretär mitnimmt.

Die Sache wäre der Erwähnung nicht wert, wenn es nicht Idioten und Odioten gäbe, die ſich darüber ärgern, daß der Miniſter vor dem Inlande und Auslande gute Figur macht und der Monarchie vor aller Welt eine Würde und ein Gewicht zu erhalten weiß, an deren Zerſtörung ſo viele Patrioten im Inlande ſo eifrig arbeiten. Es wäre am Ende weder ein Unglück noch eine Schande, wenn ein Mann der Entſchlüſſe und Taten, der ja der Miniſter ſein ſoll, ſich zu ſeinen Enunziationen der Feder und der Fertigkeit ſeiner Mit - arbeiter bedienen würde, die ja für’s Formulieren bezahlt werden. Es iſt aber der Trieb der Ohnmächtigen, von der Impotenz anderer zu reden und ihr Nichtskönnen durch das Nichtsgönnen zu verraten. Graf Goluchowski hat ſich nureinmal dazu verſtanden, ſolche Anwürfe in vornehmer Weiſe abzufertigen. Jeder, der ſelbſt Gedanken hat, und ihnen Form und Leben zu geben weiß, wird über den Drang der Hohl - köpfe, hervorragende Männer als Plagiatoren an ihren Sekretären hinzuſtellen, nur lachen und ſich denken, wie natürlich es ſei, daß dumme Kerle eben nicht wiſſen, wie ſie ſich einen Geſcheiten vorſtellen ſollen.

Ein großer Redner und Ueberreder iſt Graf Goluchowski nicht. Dazu fehlt ihm außer der Uebung auch das Tempa - rament, die Raufluſt und die blitzſchnelle Denkweiſe. Aber er iſt trotzdem ſeinen Angreifern auch dort, wo er aus dem Steg - reife zu ſprechen hatte, nie etwas ſchuldig geblieben und hat in Improviſationen gezeigt, daß es ihm weder an Geiſtes - gegenwart noch an Mutterwitz gebricht.

Im wichtigſten Punkte, als Staatsmann, iſt unſer Mi - niſter des Aeußeren eine mehr ſchlichte als brillante Erſcheinung. Er iſt vor allem ehrlich und grade d. h. gerade grade genug, um ſich von niemanden in die Taſche ſtecken zu laſſen. Er foppt niemanden, außer diejenigen, die ihn für dumm kaufen möchten. Ohne mehr Prätenſion als ſo zu ſein, wie andere Leute auch, weiß er mit Ruhe und Entſchiedenheit für ſich und die Monarchie jeden herunterzukriegen, der ſich bei - kommen läßt, ihm über zu ſein. Er erwirbt Vertrauen auf den erſten Blick, denn aus ſeinen freien Augen ſchaut Freundlichkeit und Herz, und in der Dauer des Verkehres hohe Achtung nicht nur vor ſeinem Wollen, ſondern auch vor ſeiner Einſicht und ſeinem Beharren im Wollen. Er iſt ein überzeugter Freund des Friedens, aber nicht ſein Sklave. Graf Kalnoky, ſein Vorgänger, war in auswärtigen Fragen ein ungemein kluger, bedächtiger und gewiſſenhafter Mann, ſtets bedacht, Gefahren abzuwehren und in allem von dem Gefühl der Schwäche der Monarchie

35. Jänner 1904. Czernowitzer Allgemeine Zeitung.

keinerlei Bücher, Zeitungen oder Bilder in ihrem Hauſe zu halten, die in irgend einer Beziehung zu der gefährlichen Rotte (der Sozialdemokratie) ſtehen. Außerdem ſollen die Kinder mehr Religionsunterricht erhalten. Dieſe Ausführun - gen ſind jedenfalls ſehr bezeichnend für die Stimmung eines Teils der ruſſiſchen Juden nach den letzten Ereigniſſen.

(Die letzten Telegramme befinden ſich auf Seite 5.)

Bunte Chronik.

Das Brandunglück von Chicago.

Mit einer furchtbaren Kataſtrophe hat das alte Jahr abgeſchloſſen. Der Brand im Iroquois-Theater iſt kein politiſches Ereignis, aber er hat die Herzen wohl aller ziviliſierten Menſchen auf’s tiefſte erſchüttert, wo ſie irgendwo auf dem Erdenrund davon Kunde bekamen, und hat Fragen wieder auf die Tagesordnung geſetzt, die die weiteſte Oeffent - lichkeit in aller Herren Länder angehen müſſen. Das ſchauder - hafte Unglück iſt in weiter, weiter Entfernung von uns ge - ſchehen, aber wir wiſſen nur zu genau, wie leicht es einen jeden von uns hier im Lande hätte betreffen können. Dieſe Furcht iſt ſofort nach dem Bekanntwerden des Unglücks inter - national geworden. Wir wiſſen aus unſeren privaten Unter - haltungen, daß da und dort ein Mitglied unſerer Bekanntſchaft geſtern oder vorgeſtern den urſprünglichen Plan aufgegeben, die vorherige Luſt zu einem Theaterbeſuch verloren hat, und aus London wird gerade heraus gemeldet: hunderte von Leuten laſſen ſich an den Theaterkaſſen ihr Geld für bereits gekaufte Billets wiedergeben, das Entſetzen iſt allgemein. Man wird anderswo ähnliche Erfahrungen gemacht haben, und in Amerika wird es jetzt wohl als ein Beweis von Verwegenheit und Todesverachtung aufgefaßt werden, wenn jemand trotz des Eindrucks jenes Rieſenunglücks noch unternimmt, ein größeres Vergnügungsetabliſſement zu beſuchen. Dieſe Ein - ſchüchterung iſt natürlich aus Geſichtspunkten der Seelenkunde, nicht aber aus plötzlich eingetretener, allgemeiner Feuergefähr - lichkeit zu erklären. Denn dieſe hat in demſelben großen oder kleinen Umfang, in dem ſie jetzt beſteht, auch ſchon vorher beſtanden. Aber das iſt das Traurige, daß man nachgerade ſchon der Ueberzeugung werden muß, daß die Gefahren einen ungeahnten, ganz unerhörten Umfang eben bereits beſitzen, und daß man es nur dem Wohlwollen einer gnädigen Fügung zu danken hat, nicht den vorzüglichen menſchlichen Vorbeugungs - maßregeln, wenn man bislang von Erfahrungen, wie die Chicagoer ſind, verſchont geblieben iſt. Vollkommen hilflos ſteht der Menſch den Gefahren der Rieſenbrände nicht gegenüber. Geeignete Einrichtungen und nötige Vorſicht können ſie abwehren. Wenn ſie ſich trotzdem immer und immer wieder ereignen, ſind die Gefühle der Beklemmung und Angſt, die die Menſchheit ergreifen, berechtigt. Im gleichen Maße natürlich auch ihr Unmut und ihre Forderung, daß die verantwortlichen Perſonen oder Stellen mit der größten Gewiſſenhaftigkeit ihres Amtes walten. Man bedenke wohl, es handelt ſich doch immer gleich um hunderte und hunderte von Menſchenleben, es handelt ſich um unſchuldige Kinder und Frauen, die keineswegs ihren Tod etwa ſelber mitver - ſchuldet haben, es handelt ſich ſtets und immer nicht allein um die Angehörigen des heimgeſuchten Landes, ſondern auch um ſo und ſoviele Ausländer, die in der gaſtlichen Fremde alles andere erwarteten, nur nicht den Untergang. Aus dieſem Grunde machen die Völker ſchwere Kataſtrophen, die fremde Länder heimſuchen, zu den ihren; und aus dieſem Grunde wird die Frage der Sicherung und Vorbeugung zur internationalen, die Pflicht der Gewiſſenhaftigkeit zu einer Pflicht nicht nur gegen die Mitbürger, ſondern gegenüber der Menſchheit. Auch in Chicago wieder ſind Leute um ihr Leben gekommen. Es würde natürlich töricht ſein, wenn wir damit ſagen wollten, ſo etwas wie in der ameri - kaniſchen Stadt kommt bei uns nicht vor. Wir brauchen uns nur an das Wiener Ringtheater und an die Wohltätigkeitsvor - ſtellung in Paris, oder an den Brand im Budapeſter Waren - haus oder an den Tunnelbrand der Pariſer Untergrundbahn

durchdrungen. Graf Goluchowski hat dieſelbe Klugheit und Gewiſſenhaftigkeit mitgebracht, aber dazu das Gefühl der Kraft und Bedeutung der Monarchie, des Vertrauens in ihren hiſtoriſchen Beruf und ihre hohen Geſchicke. Damit wie in dem Verſtändnis für eine aktive Orientpolitik iſt er zum Grafen Andraſſy, unter dem er ſeine Karriere begonnen, zurückgekehrt. Graf Goluchowski zieht es vor, ſeinen großen Vorgänger zu verſtehen, anſtattt ſich mit ihm verdrießlich zu meſſen. Graf Andraſſy war ein Zielſtecker, Graf Kalnoky ein Ausweicher, Graf Goluchowski iſt ein Steher, der manchem Renner zuvorkommt.

Sein Stehvermögen iſt noch immer manchem Gegner oder Rivalen zu viel geworden. Die Menge der neben ihm Gepurzelten, wie Badeni, Gautſch, Thun und beſonders die Karrieremacher, die ihnen übereifrige Preßfolge leiſteten, haben ihr Fiasko Goluchowski’ſcher Mißgunſt und Intrigue zu - ſchreiben wollen. Graf Goluchowski iſt zum Intriguieren zu ehrlich und zu klug; auch klammert er ſich zu wenig an ſein Amt, um ſich in Miniſterſtürzerei einzulaſſen. Er dient ſeinem Kaiſer und König, dieſem Kaiſer und König, der ihm nicht nur ein gnädiger und vertrauensvoll Herr, ſondern auch die Gewähr für den Zuſammenhalt der Monarchie iſt. Die Sorge um die Monarchie iſt ihm groß genug, um die Sorge für ein Portefeuille nicht aufkommen zu laſſen. Vielleicht iſt deshalb ſeine Stellung ſo feſt, daß ſie das Wort eines Witzlers wahr macht, der über die Chancen Badeni’s und Golu - chowski’s ſagte: Sie ſind beide Poleu. Aber ich glaube, Golu iſt doch der ruhende Pol in der Erſcheinungen Flucht .

zu erinnern. Es würde auch nicht angebracht erſcheinen, wenn wir umgekehrt ſagen würden, unſere Einrichtungen ſind in unſerem Vaterlande ebenſo mangelhaft wie ſie nachgewieſener - maßen in Chicago geweſen ſind; der Brand des Iroquois - theaters kann ſich auf einer heimiſchen Bühne jeder Stunde wiederholen, ob das möglich iſt, wiſſen wir Gottſeidank nicht und wir wollen nicht hoffen, daß wirs erfahren. Aber man iſt ängſtlich geworden und nicht mit Unrecht. Denn obwohl alle die großen Kataſtrophen der letzten Jahre auf Vernachläſſigungen und Verſäumniſſe zurückzuführen waren, hat man doch immer wieder neue Verſäumniſſe an den Tag gelegt. Oder war kürz - lich in Budapeſt die Schuld an was anderem gelegen oder kürzlich in Paris oder jetzt in Chicago? Es wird billig ſein, daß man, gemahnt durch das Unglück in Amerika, in unſerem Vaterlande überall gründlich nachſchaut, ob alles beim Rechten iſt und daß man prüft, ob man ſeine Achtſamkeit und Gewiſſenhaftigkeit nicht noch etwas ſteigern kann. Die Anregung zu ſolcher Gewiſſenserforſchung in unſerem engeren Kreiſe hiermit zu geben, möchten wir jedenfalls nicht unterlaſſen.

Der Wert des Menſchen.

Es mag ſeltſam berühren, zu hören, daß unſere Augen, Ohren und andere Glieder, ja ſogar der ganze Menſch einen Marktpreis, einen juriſtiſch anerkannten Wert haben. Eine engliſche Zeitſchrift ſtellt aber eine große Zahl von Ent - ſchädigungen zuſammen, die in den letzten Jahren für ver - lorene menſchliche Gliedmaßen gerichtlich zuerkannt wurden; danach mag man denn den Wert eines Menſchen ermeſſen. Es wird ſich allerdings zeigen, daß er ſehr ſchwankend iſt. Das Auge eines Omnibuskutſchers iſt anſcheinend 16.000 Mark wert; denn mit dieſer Summe wurde vor einiger Zeit in Paris ein Mann entſchädigt, der das Auge durch einen zufälligen Stoß von dem Spazierſtock eines Paſſagiers ver - loren hatte. Eine Wärterin in Dublin jedoch, die ihr Auge durch einen Steinwurf verloren hatte, konnte nur 4000 Mark Entſchädigung erlangen; dieſelbe Summe wurde zuerkannt, als das Auge eines kleinen Mädchens von einer Henne ausge - pickt worden war. Eine Dame, die durch Zuſammenſtoß zweier Tramwaywagen in London um ihr Auge gekommen war, er - hielt 8000 Mark.

Sogar eine Verletzung ohne Verluſt des betreffenden Organs hat ihren Preis. Die Frau eines Polizeiagenten ſaß in einem Wagen der Great Eaſtern Railway , als ein Funken von einer vorüberfahrenden Lokomotive ihr in das Auge flog. Das darauf ſich einſtellende Geſchwür koſtete der Geſellſchaft 600 Mark. Auch Arme und Hände haben ihren verſchiedenen Wert. Eine Dame in Birmingham, die beim Ausſteigen unter eine Drahtſeilbahn geſchleudert worden war, erhielt 14.000 Mark für den Berluſt ihres Armes; eine Milchfrau von Kidderminſter erhielt jedoch nur die Hälfte dieſer Summe, als ſie ihren Arm infolge des Biſſes eines Hundes durch Amputation verlor und ihrem Manne nicht mehr bei ſeinem Geſchäft helfen konnte. Für Verletzungen, die zwei Kindern in der Schule zuſtießen, haben die Londoner Schulbehörden 800 Mark im erſten, 3000 Mark im zweiten Falle bezahlt. Ein Korbmacher erhielt jedoch mehr als das Doppelte für den Verluſt ſeiner Hand, als er durch den Ruck eines Eiſenbahnzuges auf die Schienen geworfen wurde. 8000 Mark bekam ein Burſche in Mancheſter, der drei Finger ſeiner rechten Hand durch eine Buchdruckerpreſſe verloren hatte, 6000 Mark ein junger Tiſchler, der drei Fingerſpitzen durch eine uneingefriedete Hobelmaſchine eingebüßt hatte. Der Verluſt der unteren Extremitäten wird meiſt mit größeren Summen entſchädigt; 8600 Mark erhielt ein Feuerwehrmann, der von einem Zuge überfahren worden war, 9000 Mark ein Lift - junge, der bei einer Firma des Londoner Weſt-End in Dienſt ſtand: dieſe Entſcheidung ſtützte ſich darauf, daß der Junge ungenügend über den Gebrauch des Aufzugs inſtruiert und deſſen Boden ſchlüpfrig war.

Der Werth der Zähne wird verſchieden bemeſſen; 1200 Mark wurden von einer Eiſenbahngeſellſchaft einer Frau in Walworth gezahlt, die über ein Loch in der Plattform ge - ſtolpert war. Das iſt jedoch nichts im Vergleich zu der Summe, die vor ungefähr einem Jahr einer berühmten ruſſiſchen Opern - ſängrein, Mlle. Sarkiſowa, ausgezahlt wurde. Sie reiſte auf der transkaukaſiſchen Eiſenbahn, als der Zug plötzlich entgleiſte und dabei ihre Vorderzähne zertrümmert wurden. Da ſie an - gab, daß dieſer Verluſt ihre Laufbahn als Sängerin verdarb, ſprach das Petersburger Civilgericht ihr einen Schadenerſatz von 40.000 Mark für den Zahn im Ganzen 200.000 Mark zu! Für ernſtliche Verletzungen des ganzen Körpers wurden in England 39.000 Mark und 80.000 Mark bezahlt. Tödtliche Verletzungen wurden in England mit 3000 bis 11.800 Mark entſchädigt; die höchſte Summe erhielt eine Mrs. Leys in New-York, deren Mann bei einem ſchrecklichen Tunnelunglück umkam; nach faſt zwölfmonatlicher Verhand - lung wurden ihr 400.000 Mark zugeſprochen die größte Summe, die eine Eiſenbahngeſellſchaft für ein Menſchenleben je bezahlt hat.

Prinzeß Mathilde Bonaparte .

Prinzeſſin Mathilde Bonaparte iſt am Sonntag abends in Paris ge - ſtorben. Die Ex-Kaiſerin Eugenie und Prinzeſſin Clotilde weilten bis zuletzt an ihrem Sterbelager. Prinzeſſin Mathilde war die Tochter des Königs Jerome von Weſtfalen. Sie war verheiratet mit einem Grafen Anatole Demidow. Die zügel - loſe Verſchwendungsſucht des Grafen führte aber bald zu einer Scheidung der Ehe. Während des zweiten Kaiſerreichs war der Salon der Prinzeſſin der Sammelpunkt der litera - riſchen Größen von Paris.

Vom Reichstag ins Gefängnis.

Aus München, 2. Januar wird berichtet: Der Reichstagsabgeordnete des vierten Kaſſeler Wahlkreiſes, Seyboth, ſtand unter der Be - ſchuldigung, auf einem auf die Firma Brauerei Jakob Andreas in Eſchwege lautenden Wechſel das Akzept gefälſcht und denBetrag von 11.600 Mark bei der Bayerſchen Handelsbank perſönlich gehoben zu haben. Seyboth erklärte ſich für nicht - ſchuldig. Ein Buchhalter ſeines Geſchäftes habe ihm geſtanden, die Fälſchung begangen zu haben. Der Direktor und der Hauptkaſſierer der Bayeriſchen Handelsbank bekundeten jedoch, daß die gefälſchte Unterſchrift von Seyboth herrühre und daß Seyboth ſelbſt das Gefd auf der Bank in Empfang genommen habe .. Das Gericht erkannte den Angeklagten der Wechſel - fälſchung und des Betruges ſchuldig und verurteilte ihn unter Zubilligung mildernder Umſtände zu einem Jahr und drei Monaten Gefängnis. Außerdem wurden dem Angeklagten die bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von fünf Jahren aberkannt.

C. K. Künſtleriſche Briefmarken.

In Italien ſteht die Ausgabe neuer Briefmarken bevor, bei denen die Kunſt mehr zu ihrem Rechte kommen ſoll, als es auf dieſem Gebiete leider gewöhnlich der Fall iſt. König Viktor Emanuel III. fand, daß die Marken ſeines Königreiches ebenſowenig wie die franzöſiſchen, engliſchen und deutſchen Anſpruch auf künſt - leriſchen Wert machen konnten und keineswegs einem Lande Ehre machten, das als das klaſſiſche Land der Kunſt gilt. Der König hat ſich daher entſchloſſen, neue Briefmareen ausgeben zu laſſen. Die Entwürfe, die ihm der Maler Michetti unter - breitet hat, haben ſeine volle Billigung gefunden. Sie ſollen, wie berichtet wird, in der Tat hervorragend in der Zeichnung ſein. Jeder Wert hat ein verſchiedenes Muſter; einige ſtellen den König en face oder im Profil dar, mit einer Landſchaft oder einem Marienebild als Hintergrund. Beſonders intereſſieren die Marken von 1 Centeſimo und 2 Centeſimi; die einen ſind Volta geweiht, der mit entſprechenden Attributen ausgeſtattet iſt; die anderen ſtellen Marconi dar und zeigen im Vorder - grunde elektriſche Wellen, die die Welt durcheilen, und einen Telegraphenpfoſten mit Drähten, die nutzlos herabhängen. Dieſe neuen Briefmarken werden in der nächſter Zeit in Umlauf geſetzt werden.

Die internationale Abwehr der Epidemien.

Seit dem 10. Oktober bis Anfang Dezember hat in Paris eine Beratung über die beſten Mittel zur Abwehr von Epi - demien ſtattgefunden. Die Vereinigung tagte unter dem Namen einer Internationalen ſanitären Konferenz. Zunächſt handelte es ſich darum, eioe Beobachtungszeit bei Peſtverdacht feſtzu - ſtellen. Bisher hatte man es für nötig befunden, Menſchen und Waren, die einer Anſteckung mit Peſtbazillen verdächtigt waren, zehn Tage lang unter Abſchluß und Beobachtung zu halten. Die Konferenz iſt dahin übereingekommen, daß dieſe Zeit auf fünf Tage verringert werden kann. Ueberhaupt iſt das Beſtreben der Beratungen dahin gerichtet geweſen, auf der einen Seite die beſtmöglichen Garantien für die Volks - geſundheit ausfindig zu machen, die Maßnahmen zu dieſem Zweck aber ſo zu wählen, daß der internationale Verkehr möglichſt wenig behindert wird. Vorläufig wurden dieſe Grund - ſätze hauptſächlich für die Abwehr von Peſt und Cholera beraten. Vor Beendigung der Verhandlungen wurde der Vor - ſchlag gemacht, eine internationale Sanitätsbehörde zu ſchaffen, die als eine ſtändige Einrichtung beſtehen bleiben und in Paris ihren Sitz haben ſoll.

Die Verhaftung des geflüchteten Anditors Hekajlo.

Aus Lemberg wird uns geſchrieben: Vor einigen Monaten erregte allgemeines Aufſehen die Flucht des Oberſtleutnants-Auditors Hekajlo, der unter Hinterlaſſung großer Schulden aus Lemberg verſchwunden war. Hekajlo ſollte eben zum Oberſten avancieren und nach Wien berufen werden, wo ſeiner eine glänzende Karriere wartete. Später kam die Nachricht von der Verhaftung Hekajlos. Er wurde in Braſilien durch öſterreichiſche Geheimpoliziſten feſtgenommen, die die Regierung mit der Aufſuchung des Flüchtlings betraute. Hekajlo befand ſich urſprünglich in Buenos-Aires in Argentinien, da aber zwiſchen Oeſterreich und dieſem Staate kein Aus - lieferungsvertrag exiſtiert, lockten ihn die Agenten nach Braſilien und verhafteten ihn daſelbſt. Die Koſten der Expedition (die aus 6 Mitgliedern beſtand) zur Feſtnahme Hekajlos betragen 90.000 K. Hekajlo wurde nach Steiermark gebracht und im Garniſonsarreſt in Graz interniert, wo ſchon in einigen Tagen die Strafverhandlung ſtattfinden ſoll.

Jubiläum.

Aus Leitmeritz wird uns vom Heutigen telegraphiert; Aus Anlaß des ſiebzigſten Geburtstages des Abg. Funke, der ſeit einer Reihe von Jahren das Amt eines Bürgermeiſters der Stadt Leitmeritz bekleidet und ſich als ſolcher große Verdienſte erwarb, hat unſere Stadt Feſt - ſchmuck angelegt. Der Gemeinderat hielt eine Feſtſitzung ab. Am Abend veranſtalteten die hieſigen Vereine zu Ehren des Jubilars einen Fackelzug. Nach demſelben fand ein Bankett ſtatt, bei welchem Abg. Eppinger den Toaſt auf Funke ausbrachte.

Verhaftung eines Hochſtaplers.

Aus Ham - burg wird uns telegraphiert: Der ſteckbrieflich verfolgte Jakob Oeſterreicher aus Budapeſt, der in Stuttgart Poſt - anweiſungen auf größere Beträge fälſchte, wurde heute in Hamburg verhaftet.

C. K. Ein ſiebenſtündiger Walzer.

Sieben Stunden lang ohne Unterbrechung Walzer zu tanzen, iſt gewiß eine reſpektable Leiſtung. Sie wurde in einem Wettanz aus - geführt, der dieſer Tage in Paris veranſtaltet wurde. Der Beſitzer der Salle Wagram hatte angekündigt, daß er eine beſtimmte Anzahl von Preiſen den Paaren geben würde, die am längſten tanzen würden. Um 11 Uhr, als das Orcheſter zu ſpielen begann, wurden nach drei Revolverſchüſſen 44 Paare vom Start gelaſſen. Die Paare beſtanden alle aus jungen Männern und Frauen, bis auf ein Paar, das von zwei Frauen gebildet wurde; unter den männlichen Partnern be - fanden ſich ein Soldat und zwei Neger. Die einzige Bedingung des ſeltſamen Wettſtreites war, daß die Paare ohne Unter - brechung tanzen und während der ganzen Zeit im Walzerſchritt bleiben ſollten. Am Ende der erſten Stunde hatten vier Paare mit Tanzen aufgehört; am Ende der zweiten Stunde hatten zwölf weitere genug und am Ende der ſechſten Stunde waren die Bewerber auf fünf Paare zuſammengeſchmolzen, und die4Czernowitzer Allgemeine Zeitung. 5. Jänner 1904. zehn Tänzer zeigten bereits offenbare Zeichen von Ermüdung ihre Geſichter waren bleich und ihre Augen waren von verdächtigen ſchwarzen Ringen umgeben. Aber ſie behaupteten, ebenſo lange aushalten zu können wie die Muſikkapelle; um ihre Kräfte aufrecht zu halten, brachten ihnen ihre Freunde unter den Zuſchauern von Zeit zu Zeit Apfelſinen, Brandy, Kaffee und andere anregende Mittel, die ſie im Tanzen zu ſich nehmen mußten. Ein Paar hatte ein ſchweres Mißgeſchick; denn nachdem der Kavalier mutig ſechs Stunden lang getanzt hatte, teilte er ſeiner noch bereitwilligen Partnerin mit, daß er um fünf Uhr an die Arbeit müſſe (es war ein Schweine - ſchlächter), und verließ mit bedauerndem Abſchiedsgruß haſtig den Saal. Die Paare, die noch auf dem Tanzboden blieben, hielten noch ungefähr eine Stunde länger aus, und als alle anderen Mitbewerber unterlegen waren, tanzten die Ueber - lebenden noch eine letzte Runde im Saal nm 5 Uhr 45 Minuten morgens. Sie hatten faſt ſieben Stunden getanzt. Als ſie endeten, brachten ihnen die Zuſchauer eine donnernde Ovation dar. Die Verſammlung wußte nicht, wem ſie mehr Beifall klatſchen ſollte, den Tänzern oder dem Orcheſter, das während des Tanzes eine endloſe Kette von 161 Walzern geſpielt hatte. Der männliche Sieger ſchreibt ſeinen Sieg ſeiner zarten Partnerin zu, die ihn immer wieder ermutigt hatte, auszuharren.

Ein Bäckerſtreik in Lemberg.

Aus Lemberg wird uns berichtet: Der Bäckerſtreik, deſſen Ausbruch ich ſchon geſtern telegraphiſch meldete, nimmt immer größere Dimenſionen an und droht ein allgemeiner zu werden. Bis nun wurde in 20 Bäckereien die Arbeit eingeſtellt. 150 Arbeiter nehmen an dem Streik teil. Für heute ſind Unterhandlungen der Brotgeber mit den Bäckergehilfen angeſagt.

Czernowitzer Angelegenheiten.

Landespräſident Prinz Hohenlohe

wird ſich, wie wir erfahren, am 8. d. M. nach Wien begeben, um eine Reihe wichtiger Verwaltungsangelegenheiten mit den Reſſort - chefs der Zentralſtellen zu beſprechen. Prinz Hohenlohe dürfte etwa 10 Tage in Wien verbleiben und am 18. oder 19. Jänner in Czernowitz wieder eintreffen. Se. Durch - laucht dürfte auch von Sr. Majeſtät dem Kaiſer in Audienz empfangen werden.

Auszeichnung.

Der Kaiſer hat dem Ober-Bezirks - arzt Dr. Moritz Rudnik das Ritterkreuz des Franz-Joſefs - Ordens verliehen.

Von der Güterdirektion.

Der Hofrat und Domänen - direktor Ullmann begibt ſich dieſer Tage in dienſtlichen Angelegenheiten nach Lemberg und von dort nach Wien, wo er ungefähr acht Tage verbleiben dürfte. Die Lemberger Reiſe ſoll mit der Gründung einer chemiſchen Fabrik in Galizien in Zuſammenhang ſtehen, für welche die Louiſenthaler Schwefel - kieſe geliefert werden dürften. In Wien ſoll bei der Zentral - ſtelle die Errichtung einer Holzſchleiferei in einem ſüdlichen Verwaltungsbezirk der Bukowina zur Sprache ge - bracht werden.

Eine neue Bauordnung für die Städte, Marktorte und Landgemeinden der Bukowina

hat der Landtag im letzten Augenblicke, knapp vor Torſchluß ſozuſagen, votirt. Durch die beiden neuen Geſetzentwürfe wird vorausſichtlich eine große Umwälzung auf dem Gebiete des Bauweſens in der Bukowina bewirkt werden. Von den Be - ſtimmungen der Bauordnung für die Städte (mit Ausnahme der Stadt Czernowitz) ſind hervorzuheben: die Feſtſetzung der Baulinie und des Niveaus, die vom Gemeindeausſchuſſe zu veranlaßende Aufſtellung eines allgemeinen Regu - lirungsplanes, Wiederherſtellung zerſtörter Stadtteile, Enteignung, Verbauung größerer Grundflächen, Bauten für induſtrielle Zwecke, ſolche an öffentlichen Straßen ꝛc. Von grundlegender Bedeutung für die Landbevölkerung ſind die Beſtimmungen der neuen Bauordnung für die Landge - meinden und Marktorte. Die primitiven Lebensbedingungeu der Bauern ſollen durch die neue Bauordnung in mannig - facher Beziehung Aenderungen zum Beſſern erfahren, die den armen Naturmenſchen draußen auf dem flachen Lande ſchwer genug werden dürften. Insbeſondere werden die Beſtim - mungen über Ableitung der Jauche, Ablagerung des Düngers, Einführung von Rauchfängen und ähuliches mehr die Bauern ſehr hart treffen. Es wird auch beſonders darauf geſehen werden, daß der Verunreinigung der Brunnen und dadurch dem Ausbruche epidemiſcher Krankheiten vorgebeugt werde. Wenn auch manche der neuen Baubeſtimmungen die Land - bevölkerung hart treffen werden, ſo war die Erlaſſung der neuen Bauordnung doch notwendig, um die ſanitären Zuſtände auf dem Lande allmählig einer Beſſerung zuzuführen. Die beiden Geſetzesvorlagen dürften ſchon in allernächſter Zeit die a. h. Sanktion erlangen. Doch beſteht in der Landes - regierung die Abſicht, bei Erlaſſung der Durchführungsver - ordnungen, Uebergangsbeſtimmungen zu ſchaffen, durch die den Bauern die Möglichkeit geboten werden ſoll, ſich ſukzeſſive den Beſtimmungen des neuen Geſetzes anzupaſſen.

Das iſraelitiſche Waiſeuhaus

dürfte nun vielleicht doch ſchon am 1. Februar eröffnet werden. Die Bukowiner Landesregierung als Stiftungsbehörde hat dem Kultusvorſtande nämlich die Bewilligung erteilt, daß zur Aktivierung des Franz-Joſeph-Jubiläumswaiſenhauſes der Betrag von 50.000 Krouen als Darlehen aus der Joſefine Wagner’ſchen Waiſen - hausſtiftung entnommen werde.

Der Kaiſerin Eliſabeth-Berein

(zur Beköſtigung armer iſraelitiſcher Schulkinder in Czernowitz) hat im abge - laufenen Monate Dezember 4509 Schulkinder u. zw. 3626 Volksſchulkinder und 883 Mittelſchüler aus Vereinsmitteln beſpeiſt. Dies meldet kurz unſer Lokalbericht und der Leſer geht leicht gleichgiltig über die trockene Vereinsnachricht hinweg. Es iſt aber keine Vereinsmeierei, die hier getrieben wird, ſondern Humanität, echte reine Nächſtenliebe, wie nur Frauen einer ſolchen fähig ſind, Frauen mit einem guten fühlenden Herzen und mit einem klaren Blick für das Leben, in dem es ſoviel Elend gibt. Elend und Hunger, dieſe beiden Schrecken der Großſtadt zu bekämpfen, hat ſich ein Kranz liebenswürdiger Damen, Frau Lina Roth an der Spitze, zum Ziele geſetzt. Der Kaiſerin Eliſabeth-Verein, der ſchon ſeit einer Reihe von Jahren in Czernowitz wirkt, hat ſoviel Gutes ſchon geſtiftet, daß ſein Ruf genügt. Wenn wir aber doch öffentlich noch darum bitten, den Verein zu fördern, durch Spenden und Beitritt, ſo geſchieht es im Namen der vielen hungernden Kleinen in der Stadt, für die beſcheidene Vereinsmittel am Ende doch nicht langen.

Von der iſrael. -deutſchen Volksſchule.

In der geſtrigen Sitzung des iſraelitiſchen Kultusrates wurde die Gehaltsregulierung der an der iſr. -deutſchen Knaben - und Mädchenvolksſchule angeſtellten Lehrer und Lehrerinnen über Referat des Obmannes der Schulſektion KR. Profeſſor Dr. Wender beſchloſſen. Die Lehrer dieſer Anſtalt ſind nun den kommunalen Lehrern vollſtändig gleichgeſtellt. Auch ein Penſionsnormale für die Lehrer der Anſtalt wurde in dieſer Sitzung zum Beſchluſſe erhoben.

Der 23. Tanzri.

Nachſtehend reproduziren wir die Abſchrift eines an den Buk. Poſtklub gelangten trans - atlantiſchen Telegrammes, das uns in liebenswürdiger Weiſe zur[V]erfügung geſtellt wurde: Cairo, Kabeltelegramm: Die Hofkammer des Vize-Königs ſandte ſoeben eine Einladung an den Buk. Poſt-Klub zur Teilnahme an einer Pilger - fahrt nach Mekka, die am 3. Februar 1903 (23. Tanzri) ſtattfinden wird. Die hohe Pforte wird gaſtlich geöffnet und ſämtliche Divans werden friſch überzogen ſein. Näheres in den Tagesnachrichten.

Czernowitzer Volksküche.

Im letzten Quartale 1903 kamen der Erſten Czernowitzer Volksküche folgende Spenden zu: Von der Theaterdirektion Kuhn und Müller 50 K, Herrn Regierungsrat Anton Zachar 4 K 20 h, je 40 K von Frau Sabine Goldenberg und Herrn Leon Lichtendorf anläßlich des Todestages ſeines Vaters, vom Herrn Löbel Salter 30 K, je 25 K von Frau Anna Kißlinger und dem Herrn Gerichtsſekretär Dr. Gold (Gerichtsvergleich), M. Stekel, Leßner und Lajon. je 20 K vom löbl. k. k. Bezirksgericht Pntilla (Gerichts - vergleich), Frau Rebeka Thenen und den Herren Philipp Füllenbaum und Joſef Steiner (anſtatt eines Kranzes für Fr. Ohrenſtein) und Salomon Schäfer (anläßlich des Todestages ſeines Sohnes), Herrn Dr. Schmierer namens des Herrn M. Friedmann 15 K, je 10 K von den Frauen Sali Schl[e]ſinger und Jetty Schönwald (anläßlich des Todestages ihres Gatteu) und die Herren Dr. Horo - dynski namens Semczuk, Hermann Hackel, Sternberg und Weißberg durch Herrn Picker), je 5 K von den Herren Dr. Kößler, (Gerichtsvergleich) B. Baltineſter jun., Leib Zapler und Lehner Vergleich mit Fuhr - mann, N. N. 4 K. Ferner ſpendeten in Viktualien Un - genannter 1000 Klg. Erdäpfel, 50 Klg. Fiſolen und 250 H. Kraut und Herr Joſef Achner 300 Klg. Erdäpfel. Firma Goldluſt und Comp. 100 Klg. Fiſolen. Zur Verteilung an Arme ſendeten in Speiſemarken die Frauen Amalie Eiger - mann 100 Sal. Gartenlaub 60 und die Herren Elias Kampelmacher 200, Leon Obengruber 62, Meſch. Fried - mann 50, Salomon Schäfer 20 und G. anläßlich Geburts - tages 60 Speiſemarken, wofür das Verwaltungs-Komitee namens des Vereines und der Beteilten den wärmſten Dank ausſpricht.

Ein merkwürdiger Pachtvertrag.

Reichs - ratsabgeordneter Dr. Straucher hat aus der Gemeinde Dzemine (Bezirk Kimpolung) und einer anderen Gemeinde im Gebirge ein von den betreffenden Gemeinde - vorſtehern und anderen Ortsinſaſſen gefertigtes Schreiben erhalten, in dem darüber Klage geführt wird, daß die dem gr. -or. Religionsfonde gehörigen Weiden der Umgebung unter der Bedingung verpachtet wurden, daß der Ertrag der Weiden nicht an Juden abgegeben werden dürfe und daß infolgedeſſen die jüdiſchen Einwohner der Um - gebung kein Futter für ihr Vieh erhalten können. Herr Dr. Straucher hat das betreffende Schreiben Sr. Durch - laucht dem Landespräſidenten Prinzen Hohenlohe über - mittelt. Wie uns von maßgebender Seite verſichert wird, kann es ſich hier keinesfalls um eine derartige Pachtver - tragsbedingung handeln, weil die Verträge von der Güter - direktion genehmigt werden müſſen und eine derartige Be - dingung nie gebilligt worden wäre. Möglicherweiſe könnten hier private mündliche Winke an die Pächter ſeitens der Organe des Religionsfonds vorliegen, für die aber der letztere als ſolcher nicht verantwortlich gemacht werden kann. Es ſcheint ſich hiebei vielmehr um ein Konkurrenz - manöver zu handeln, da die betreffenden Gemeindevorſteher bisher ſelbſt Pächter der dem Religionsfonde gehörigen Weiden geweſen ſein ſollen. Es muß darum die Nachricht mit aller Reſerve wiedergegeben und aufgenommen werden.

Advokaturs - und Notariatsbeamtenverein Czernowitz.

Das am 2. d. M. ſtattgehabte Tanzkränzchen nahm heuer einen bedeutend animierteren Verlauf als im Vorjahre. Unter den Klängen unſerer wackeren Regiments - muſik und der trefflich n Leitung des Ausſchußmitgliedes Herrn Oſias Schwarz zeichnete ſich dieſe Veranſtaltung durch das überaus gelungene Arrangement beſonders aus. U. A. bemerkte man im Saale: den Präſidenten der Advokatenkammer Dr. Heinrich Kiesler, Vizebürgermeiſter Regierungsrat Dr. Reiß, viele Advokaten und Notare, Advokaturskandidaten, Mitglieder der akademiſchen Ver - bindungen und Gerichtsbeamten. Der Verein unter der Obmannſchaft des Herrn Hermann Lichtendorf hat bisher ſtets rationell zum Wohle ſeiner Mitglieder gewirkt.

Ein Hebammen-Verein.

Vom Stadtphyſikate wird ein Hebammen-Verein ins Leben gerufen, deſſen Statuten demnächſt der Landesregierung überreicht werden ſollen. DerZweck des Vereines iſt, wie wir den Statuten entnehmen, folgender: Die Hebung des Standesanſehens, die fachwiſſen - ſchaftliche Fortbildung, die Vertretung der Intereſſen der Mitglieder durch eine Fachzeitung. Ferner ſollen verarmte Mitglieder und ſolche, die das 60. Jahr überſchritten haben, entſprechend unterſtützt werden. Auch ſollen im Falle des Ablebens eines Mitgliedes die Leichenkoſten von der Vereins - kaſſe beſtritten und die Gewährung des Rechtsſchutzes nach § 6 erwirkt werden.

Ein muſikaliſch-deklamatoriſcher Abend

wird am 9. d. M. im rutheniſchen Nationalhauſe von der jüdiſch - akademiſchen Verbindung Zephirah veranſtaltet. Anfang 8 Uhr abends. Programm: Humoriſtika von Prof. Hoff - mann, Lieder vorgetragen von Opernſänger Max Heller, Klavier: Frl. Kottlar: Rubinſtein, Es blinkt der Tau , Henſchel. Morgenhymne , Rezitationen vom Schauſpieler Aldor, (Gedichte von Moriz Roſenfeld), Klavier: Fräulein Kottlar: Rubinſtein, Barcarolle , A. Moskowski, Valſe de Conzert . Lieder von Mendelsſohn und Jenſen (vorgetragen von Herrn Heller).

Straßenunfall.

Geſtern 3 Uhr nachmittags wurde Herr A. Herſch Wolf von dem Zweiſpänner Nr. 70 am Ringplatze überfahren und erlitt eine leichte Verletzung am Arm. Der Unfall iſt zum Teile der Unvorſichtigkeit des Kutſchers zuzuſchreiben. Der Verletzte wurde gleich nach dem Unfall von Oberſtadtarzt Dr. Flinker unterſucht, der die Verletzung als nicht ſehr erheblich erkannte.

Eine gefährliche Diebsbande

hat die Polizei Samſtag abends in den Weidenpflanzungen unterhalb der Steiner’ſchen Odaja ausgehoben. Das Haupt der Bande, die wochenlang im Freien kampierte, iſt ein gewiſſer Iwan Den - janik, ein wegen Verbrechens des Diebſtahls ſteckbrieflich verfolgtes Individuum, das in der Nacht vom 5. auf den 6. v. M. mit noch vier anderen Individuen aus dem Gemeinde - arreſte in Sadagora entſprungen war und bis heute nicht eruiert werden konnte, trotzdem Polizei und Gendarmerie ver - eint nach dem flinken Ausreißer fahndeteu. Auf ſeiner Flucht aus dem Sadagoraer Arreſte, von Polizei und Gendarmerie verfolgt, durchſchwamm der Tollkühne dreimal den Pruthfluß und entkam ſo ſchließlich ſeinen weniger flinken Verfolgern. In ſeiner Geſellſchaft wurde in der Odaja noch ein gewiſſer Georgi Babiak aus Alt-Zuczka verhaftet, der ebenfalls wegen mehrfacher Diebſtähle verfolgte Perewosnik (Fährmann) vom Pruth. Die übrigen Mitglieder der Land - ſtreicherbande wurden nicht mehr im Neſte gefunden. Die Leute hatten ſich zwiſchen den Weiden hübſch häuslich nieder - gelaſſen und ein offenes Feldfeuer flackerte luſtig durch die Büſche, als die Polizei das Verſteck aufſtöberte. Ein dritter Kumpan, Demeter Hnatiuk, ein berüchtigter Pferdedieb aus Rarancze, hatte unter Zurücklaſſung ſeines Dienſtbotenbuches rechtzeitig das Weite geſucht und war verſchwunden. Die Er - greifung der Bande erforderten einen förmlichen kleinen Guerillakrieg, indem die Polizei fünfzehn Mann ſtark, mit dem Polizeiinſpektor Dr. Mironowicz und Wachtmeiſter Ze - halink an der Spitze die Loſen ganz umſtellen mußten und die Burſche nach verzweifelter Gegenwehr feſtgenommen wurden. Von Zuczka aus wachte die Gendarmerie (Wacht - meiſter Maliczek, Poſtenführer Wagner, Heger) dar - über, daß die Gauner nicht über den zugefrorenen Prutfluß an das linke Ufer nach Zuczka entkommen. Bemerkenswert iſt noch, daß die Bande ihre Betten (!) im Auslaufskanale der ſtädtiſchen Kanaliſirung am Pruth aufgeſchlagen hatten ein Beweis für die ſorgfältige Kontrolle der ſtädtiſchen Aſſanierungswerke.

Großer Keſſelbrand.

In der Bahnſtation Zuczka brach heute zwiſchen 10 und 11 Uhr vormittags ein Brand aus, der zwar keine großen Dimenſionen annahm, aber doch großen Schaden verurſachte. Während der Entleerung eines mit Rohpetroleum gefüllten Reſervoirkeſſels wurde dieſer durch die Unvorſichtigkeit etnes Arbeiters, der in der Nähe des Wagens Feuer machte, in Brand geſteckt und ein ganzes Meer von Flammen umloderte bald den Keſſel, dem man ſich nicht mehr nähern konnte. Es wurden anſtrengende Verſuche ge - macht, den Brand zu löſchen, aber alles blieb erfolglos, da die Flammen ſich in den Innenraum des Keſſels konzentrierten und jede Löſchaktion unmöglich war, weil ſonſt eine Exploſion ſehr leicht hätte verurfacht werden können. So mußte man den Keſſel ſamt Inhalt den Flammen preisgeben. Das Feuer dauerte beinahe 4 Stunden und verurſachte einen Material - ſchaden, der ſich nach beiläufiger Schätzung auf zirka 20.000 K beläuft.

Polizeiliches.

Dem Jahresausweiſe über die im Jahre 1903 eingebrachten Individuen iſt zu entnehmen, daß im Monate Jänner 107, Februar 180, März 200, April 201, Mai 216, Juni 228, Juli 226, Auguſt 427, Septtmber 375, Oktober 401, November 286 und Dezember 204 Indi - viduen verhaftet wurden. Bei den im Jahre 1903 ſtattge - fundenen Razzien wurden insgeſammt 150 Individuen ein - gebrachl. Die Summe der in dieſem Jahre von der ſtädtiſchen Polizei in Czernowitz Verhafteten beträgt 3201. Die auffallende Steigerung der Zahl vom Monate Auguſt angefangen fällt in die Zeit des Dienſtantrittes des Polizeiinſpektors Dr. Mironowicz, die Monate Dezember und November, während welcher Dr. Mironowicz bei der Wiener Polizeidirektion ſtudien machte, ſind wieder ſchwächer. Man erſieht aus dieſem einfachen Zahlenexempel, wie notwendig die Polizei ein ſtrammes Regime brauchte, das mit dem neuen Inſpektor auch wirklich eingezogen iſt. Verhaftet wurden am 3. d. M.: Genia Stefanowicz aus Karapcziu, Anna Semczuk aus Galizien, Martin Kalczik aus Ungarn, Dogubil Selwasz aus Prerau und Amalie Miszkow aus G[a -]lizien wegen Diebſtahls (Hühnerdiebſtah); ferner: Moſes Kamil und Waſil Gudasz wegen Raufexzeſſes, endlich wegen Schubrückehr 2, wegen Nachtſchwärmens 5, wegen Exzeſſes 3, wegen Diebſtahls 3 und wegen Vagabundage 2 Individuen. Geſtern wurde am hieſigen Hauptbahnhofe über telegrafiſche Weiſung des Bahnſtationsvorſtandes von Zablotow die fünfzehnjährige Kati Wolf aus Bagenswerk (Bezir[k]55. Jänner 1904. Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Kolomea) wegen eines Sittlichkeitsdeliktes nach § 500 und 516 St. G., das ſie während der Fahrt nach Czernowitz im Kloſett eines Eiſenbahnwagons dritter Klaſſe mit einem Huſaren des 10. Huſ. -Reg. begangen hatte, verhaftet. Die fünfzehnjährige der geheimen Proſtitution ergebene Dirne, geſtand lachend ihr Vergehen ein.

Journaliſtiſches.

Dem Vernehmen nach ſoll das Parteiorgan der rumäniſchen Partei (Richtung Flondor-Wol - czynski), das Bukowiuaer Journal eingehen und wird an Stelle desſelben eine Wochen - oder Halbmonatsrevne in deutſcher Sprache erſcheinen. Letzteres und die Destep - tarea welche aus dieſem Anlaſſe eine Ausgeſtaltung erfahren ſoll, würden die parteipolitiſchen Intereſſen der rumäniſchen Volkspartei vertreten.

Korreſpondenzen.

Suczawa. (Gr. -or. Obergymnaſium.)

1. Die Anmeldungen zu den Privatiſtenprüfungen werden am 28. Jänner von 11 12 Uhr in der Direktionskanzlei ent - gegengenommen. 2. Bei der Anmeldung iſt die Prüfungs - taxe von 24 Kronen zu erlegen und eine Beſtätigung über die erfolgte Einzahlung des Schulgeldes beizubringen. 3. Als Verſammlungsort, zugleich aber auch als Prüfungslokal wird den Privatiſten die 5. Klaſſee, den Privatiſtinneu die 8. Klaſſe (beide im I. Stock) angewieſen. 4. Die Prüfungen beginnen am 28. Jänner um 2 Uhr nachmittags und werden am 29. Jänner ab 11 Uhr und am 30. Jänner ab einhalb 10 Uhr fortgeſetzt.

Storozynetz. (Der hieſige Kaſinoverein)

veranſtaltete im Hotel Central eine Sylveſterfeier, die durch ihren zahlreichen Beſuch ſowie die animierte Stimmung, die daſelbſt herrſchte, ähnliche lokale Veranſtaltungen weit übertraf. In dem vom Tannenreiſig geſchmückten und feſtlich beleuchteten Tanzſaal hatte ſich gegen 9 Uhr abends die aus den verſchiedenen Berufsſtänden zuſammengeſetzte Ge - ſellſchaft verſammelt und lauſchte mit ſichtlichem Verſtändnis den muſikaliſch-deklamatoriſchen Vorträgen, die einige Mit - glieder des Kaſſinovereines mit wahrer Meiſterſchaft zum Beſten gaben. Den Glanzpunkt des Abends bildete der Geſangsvortrag der jungen Frau Onciul geb. Lupu. Ihr Name dürfte den Leſern dieſes Blattes wohl bekannt ſein. Und wer das Vergnügen hatte, dieſe Künſtlerin einmal zu hören, wird ſich ſelbſt bei rigoroſeſten Anſprüchen dieſen Namen merken. Sie wußte durch den Vortrag mehrerer Lieder die Zuhörerſchaft zu entzücken und als ſie das Zigeunerlied aus Carmen ſang, wollte der Beifall kein Ende nehmen. Nach Mitternacht wurde flott getanzt. Erſt gegen 4 Uhr morgens begann ſich der Saal zu lichten, und wir ſchieden vergnügt und voll Dank gegenüber unſerem rührigen Kaſſinovereinsobmanne, Herrn Landesgerichtsrat Eyweling, deſſen Bemühen allein es zu verdanken iſt, daß der Abend ſo glänzend verlaufen iſt, nn.

Kotzman. (Obduktion).

Vor einigen Tagen ver - letzte ſich der 10jährige Wladimir Cholodniuk in Iwankoutz durch Losgehen eines Gewehres derart, daß er ſofort den Geiſt aufgab. Da im Orte Gerüchte herum - ſchwirrten, daß ein fremdes Verſchulden vorliege, begab ſich eine Gerichtskommiſſion beſtehend aus dem Strafrichter Dr. Wizentowicz, und den beiden Gerichtsärzten Dr. Leo Wojewódka und Dr. Bernhard Gerbel ſowie dem Schriftführer Tomiuk nach Iwankoutz. Die daſelbſt vorge - nommene Section ergab eine totale Zertrümmerung des Schädels und wurden im Gehirne Teile des Projektils in Form gehackten Bleies vorgefunden. Gegen die eventuell Schuldtragenden wurde die Strafamtshandlung eingeleitet.

Ökonomiſches.

Die Gründung einer ſtädtiſchen Sparkaſſe in Lemberg.

Aus Lemberg wird uns geſchrieben: Samstag mittags erſchien beim Statthalter Grafen Potocki eine Deputation uuter Führung des Bürgermeiſters Dr. Malachowski, um die Bewilligung der Regierung zur Gründung einer ſtädtiſchen Sparkaſſe anzuſuchen. Das Ergebnis der Konferenz iſt kein günſtiges. Der Statthalter erklärte, er müſſe eine Enquete der intereſſierten Behörden einberufen, da die geplante Sparkaſſe wegen der ruinierten Finanzen Lembergs ſich auch einer Beteiligung und einer Garantie des Landes erfreuen müßte. Die Mitglieder der Deputation hatten den Eindruck, als ob dem Statthalter daran gelegen wäre, die Sache zu verſchieben, da er der derzeitigen Wirtſchaft der Stadt kein beſonderes Vertrauen entgegenbringe.

Galiziſch-Bukowiner Holzinduſtrie-Aktien - Geſellſchaft.

Amtlich wird gemeldet: Das Miniſterium des Innern hat im Einvernehmen mit den Miniſterien des Ackerbaues, der Finanzen, des Handels und der Juſtiz, den Herren Berthold Freiherrn Popper v. Podhragy in Wien, Dr. Emil Byk und Dr. Emil Parnas in Lemberg die Bewilligung zur Errichtung einer Aktien-Geſellſchaft unter der Firma: Galiziſch-Bukowinaer Holzinduſtrie - Aktien-Geſellſchaft mit dem Sitze in Wien erteilt und deren Statuten genehmigt.

Konkurſe im Jahre 1903.

Im Jahre 1903 ge - langten in Oeſterreich 1133, in Ungarn 382, in den Okku - pationsländern 17 Konkurſe zur Anmeldung. Aufgeteilt nach den einzelnen Kronländern brachte Niederöſterreich 242 Fälle, hievon der Wiener Platz 192, Mähren 118, Böhmen 332, Schleſien 39, Galizien 47, die Bukowina 6, Ober - öſterreich 33, Salzburg 15, Steiermark 80, Kärnten 23, Keain 27, Tirol 82, Vorarlberg 11, das Küſtenland inkluſive Dalmatien 61. Die Bukowina hatte die wenigſten Konkurſe.

Letzte Telegramme.

Chicagoer Theaterbrand.

Kondolenz Oeſterreich-Ungarn.

(Korr. -B.)

Die Politiſche Korreſpondenz meldet, daß unſere gemeinſame Re - gierung den Botſchafter in Washington beauftragt hat, der Regierung der Vereinigten Staaten aus Anlaß der furchtbaren Brandkataſtrophe in Chicago die auf - richtigſte Teilnahme Oeſterreich-Ungarns auszuſprechen und das innigſt gefühlte Beileid auszudrücken.

Zahl der Opfer.

(Korr. -B.)

Wie ent - giltig feſtgeſtellt iſt, beträgt die Geſamtzahl der beim Theaterbrande Verunglückten 537 Perſonen. Eine kleine Anzahl von Perſonen wird noch immer vermißt.

745 Opfer.

(Priv. -Tel. d. Cz. Allg. Ztg. )

Sämtliche Theater und Vergnügungs - Etabliſſements in Chicago wurden wegen Unſicherheit gegen Feuergefahr geſchloſſen. Nach privaten Mit - teilungen beträgt die Zahl der Verun - glückten 745, und nicht bloß 590, wie von der Polizei angegeben wird. Unter den Opfern be - finden ſich 34 Schülerinnen.

Feuergefahr in amerikaniſchen Theatern.

(Priv. -Tel. d. Cz. Allg. Ztg. )

Der Chef der New-Yorker Feuerwehr ſagte in einem Interview, daß auch hier bei einer Panik im Theater ſolche Kataſtrophen wie in Chicago unvermeidlich wären.

Die Lage in Ostasien

Ruſſiſch-japaniſcher Krieg.

(Korr. -B.)

Die Kölniſche Zeitung meldet aus Petersburg, daß die Spannung zwiſchen Rußland und Japan merklich nachgelaſſen habe. Wenn auch noch weiters von beiden Seiten die Kriegsvorbereitungen fortgeſetzt werden, ſo muß entſchieden behauptet werden, daß die diplomatiſchen Verhandlungen der letzten Tage eine ſolche Wendung genommen haben, welche die beſte Ausſicht auf eine baldige Verſtändi - gung Rußlands und Japans bietet.

Italieniſches Kriegsſchiff im gelben Meere.

(Korr. -B.)

Der Tribuna zufolge erging vom italieniſchen Marine-Miniſterium der Befehl, ein weiteres Kriegsſchiff für die Abfshrt nach den oſtaſiatiſchen Gewäſſern bereitzuhalten.

Friedliche Regelung der koreaniſchen Frage.

(Korr. -B.)

Zufolge einer neueſten Nachricht, die angeblich aus einer autoritativen Quelle ſtammen ſoll, gibt Rußland nicht die Hoffnung auf, die koreaniſche Frage auf diplomatiſchem Wege zu regeln. Vorläufig ſteht Japan auf dem Stand - punkte, daß es in einem großen Territorium Koreas dieſelben Vorrechte haben will, wie ſie Rußland für die Mandſchurei beanſpruche. Als Gegenleiſtung wäre Japan bereit, die ruſſiſche Vorherrſchaft in der Mandſchurei anzuerkennen. Dieſen Vorſchlag zur Be - grenzung der Intereſſenſphären in Oſtaſien hat Rnß - land nicht gebilligt und wünſcht, daß ſich Japan mit Konzeſſionen für ſeinen Handel in Korea zufrieden gebe.

Neutralität Chinas.

(Korr. -B.)

Aus Pecking wird verſichert, daß China feſt entſchloſſen ſei, für einen Kriegsfall neutral zu bleiben. Die chineſiſche Regierung hält aber nicht die Möglichkeit ausgeſchloſſen, gegen ihren Willen in einen Krieg zwiſchen Rußland und Japan mitverwickelt zu werden.

Die Antwort Rußlands.

(Korr. -B.)

Der Daily Telgraph meldet aus Tokio, daß die Antwort Rußlands auf die letzte Note Japans bereits erfolgt ſei. Die Antwort ſei nicht verbindlichen Charakters und ſcheine lediglich einen Aufſchub bezwecken zu wollen. Jedenfalls, fügt der Korreſpondent des Daily Telegraph hinzu, ſeien die Japaner feſt entſchloſſen, gewiſſe Intereſſen auf Korea ſicherzu - ſtellen, wozu ſie vereits Maßregeln getroffen hätten.

Dr. Lueger krank.

(Priv. -Tel. der Czern. Allg. Ztg. )

Ueber die Erkrankung Luegers, derbekanntlich zur Wiederherſtellung ſeiner Geſundheit den Süden aufſuchen müßte und erſt vor Kurzem on einem längeren Urlaub zurückgekehrt iſt, dringen heute Details in die Oeffentlichkeit, die ſeinen Zuſtand als äußerſt bedenklich erſcheinen laſſen. Lueger iſt herzkrank und überdies Diabetiker. Die letzte Karls - bader Kur blieb ganz ohne Wirkung. Wenn auch eine momentane Gefahr ausgeſchkoſſen iſt, ſo zeigt ſich doch in chriſtlich-ſozialen Parteikreiſen große Be - unruhigung.

Der König von Spanien in Wien.

(Priv. -Tel. der Czern. Allg. Ztg. )

Es ſteht nunmehr feſt, daß der König von Spanien mit ſeiner Mutter im Sommer zum Beſuche des Kaiſers nach Wien kommen werde.

Große Inſolvenz.

(Priv. -Tel. d. Cz. A. Z.)

Die Schwechater Kabelfabrik Otto Steiner hat ſich inſolgent erklärt. Die Paſſiven betragen eine halbe Million Kronen.

Das Attentat auf Nordau.

(Priv. -Tel. der Czern. Allg. Ztg. )

Der Student Luban, welcher das Attentat auf Dr. Max Nordau verübt hatte, äußert Zeichen von Lebensüberdruß und verweigert jede Nahrungsaufnahme.

Peſtgefahr?

(Korr. -B.)

[ Der] Dampfer Cordoba , an deſſen Bord an Peſt ein - gegangene Ratten vorgefnnden worden waren und der aus dieſem Grunde unter Quarantaine geſtellt wurde, iſt heute aus dieſer entlaſſen worden und nimmt friſche Ladung ein.

Ein betrügeriſcher Generalkonſul.

(Priv. -Tel. der Czern. Allg. Ztg. )

Der amerikaniſche Generalkonſul Hughes wurde wegen Hochſtapelei ſeines Amtes enthoben.

Nachfolger Firmilians.

(Priv. -Tel. d. Cz. Allg. Ztg. )

Hier macht ſich im Synod eine ſtarke Strömung gegen den Patriarchen geltend, und iſt die Stimmung für den griechiſchen Kandidaten als Nachfolger Familians günſtig.

Der Erzieher des ſerbiſchen Thronfolgers.

(Priv. -Tel. d. Cz. Allg. Ztg. )

Zum Gouverneur des ſerbiſchen Thron - folgers wurde der Adjunkt des franzöſiſchen Kriegs - miniſters Hauptmann Bonyabeille auserſehen.

Die Wirren am Balkan.

(Priv. -Tel. d. Cz. A. Z.)

Die Ernennung des Emigranten Oberſten Benderew zum Generalſtabschef iſt bevorſtehend. Die Möglich - lichkeit eines Krieges iſt geſtiegen.

Fremdenliſtc von Czernowitz.

Hotel zum Schwarzen Adler .

Julius Krieger, Reiſender, Wien; Adolf Wolfraum, Kaufmann, Lemberg; Anton Berudt, Ingenieur, Wien; Stanislaus R. v. Bohdanowicz, Gutsbeſitzer, Petrynow; Stefan R. v. Bohdanowicz, Gutsbeſitzer, Petrynow; Mathias Ratz, Kaufmann, Wien; Julius Blumenſtein, Kaufmann, Wien; Dr. Eduard Mandybür, k. k. Bezirksarzt, Gurahumora; Max Singer, Kaufmann, Radautz; Norbert Goldenberg, Reiſender, Konſtantinopel; Ernſt Lilien, Direktor, Lemberg; Adolf Morawetz, Reiſender, Wien; Johann Hirſch, k. k. Leutnant, Zaleszczyki; Chaim Teitelbaum, Reiſender, Krakau; Raphael Schaffer, Bankgeſchäft, Radautz.

Hotel Zeutral .

Iſidor M. Guttmann, Gutspächter, Roman; Dr. Joſef Gottlieb, Advokat, Staneſtie; Dr. Joſef Weſtreich, Advokat, Lemberg; Leon Segall, Kaufmann, Botuſchani; Hilarion Tofan, Profeſſor, Sereth; Dr. Dawid Fränkel, Advokat, Solka; Wladimir Böhm, k. k. Forſtaſſiſtent, Brodina; Dr. Samuel Gütter, Advokaturskandidat, Radautz; Julius Patak, k. k. Bezirkshauptmann, Radautz; Iſidor Adlersberg, Kanf - mann, Stauislau; Wlad Laczynski, Gutsbeſitzer, Adenkat; Moritz Abrahamowicz, Kaufmann, Botuſchani; Ivan Laczescul, Major, Mamornitza; Viktor Ritter v. Waſſilko, Gutsbeſitzer, Koszczuja; Joſef Rudich, Kaufmann, Radautz; Adolf Goldberg, Gutsverwalter, Zaſtawna; Aron Gottlieb, Gutspächter, Stercza; Guſtav Wiener, Kaufmann, Prag; Sara Friedmann, Rabbinersgattin, Adjut; Abraham Fränkel, Kaufmann, Wiznitz; Otto Goldner, Gutsbeſitzer, Chliveſtie.

6Czernowitzer Allgemeine Zeitung. 5. Jänner 1904

Telegraphiſche Kurſe vom 4. Jänner 1904

(Wechſelſtube Bukowinaer Bodenkreditanſtalt,)

Bukowinaer Bodenkreditanſtalt-Aktien .......548.
Bukowinaer Bodenkreditanſtalt-Pfandbriefe 5 Proz. ...106.
Bukowinaer Bodenkreditanſtalt-Pfandbriefe 4 Proz. ...99.
Oeſterr. Kredit ................679.
Ungar. Kredit ................799.
Anglobank .................281.
Bankverein ................518.
Bodenkredit ................947.
Länderbauk ................449.
Unionbank ................542.
Staatsbahn ................669.
Lombarden .................84.
Elbethalbahn. ................420.
Nordweſt ................428.
Buſchtehrader lit. B. .............1020.
Lemberg-Czernowitzer .............874.
Dampfſchiff .................439.
Alpine .................697.
Brüxer Kohlen ...............700.
Dyuamit Nobel ................
Prager Eiſen ...............1950.
Rima-Muranyer ................498.
Tabak ...................346.
Türkenloſe .................135.
Waffen ..................453.
Weſtböhm. Kohlen ..............213.
Wiener Straßenbahn A. ............772.
Wiener Straßenbahn B. .............
Rubel ................253. 253.
Marknoten ..............117.22.
Montan ...................
Poldi ....................
Rudolfshütt ..................
Hirtenberger ..................

Baluten - und Effekten-Kurſe in Czernowitz vom 4. Jänner 1904. Wechſelſtube: Beruhard Grünfeld.

GeldWare
Rubelnoten ..............252.50254.
Leinoten ..............94.4094.70
Marknoten ..............117. 117.40
Napoleonsd’or ............19. 19.10
Dukaten ..............11.2011.50
Amerik. Dollars ............4.804.90
Kanada-Dollars ............4.604.70
Buk. Propinat ..............10.3 .
Buk. Landesanl ..............99. 100

Amtlicher Kurs - und Markt-Bericht der Czernowitzer Frucht - u. Produktenbörſe.

Preiſe in Kronen per 50 Klg. ab (Parität) Czernowitz.

VonBis
KhKh
Weizen: Prima ........810802
Mittel .........
Roggen: Prima ........625640
Mittel ........
Gerſte: Brauerware .......540610
Brennerei-Malzware ....
Hafer: Herrſchaftsware ......455475
Marktware .......
Uſanzeware .......
Oelſaaten: Winterreps, prompt ...8759
Rüben .......
Leinſaat .......
Hanfſaat prompt ....720740
Kleeſaat, primat ....5961
mittel ....5558
Mais: Prima, prompt ......
Neumaiſ: prompt ........470490
Einquantin: Prima, prompt ....
Hülſeufrüchte: Bohnen ......107511
Erbſen ......6725
Feuchel: ...........
Spiritus pr. 10.000 Literperz. roher,
prompt exkl. Steuer ab Czernowitz.883850
〈…〉〈…〉
75. Jänner 1904. Czernowitzer Allgemeine Zeitung.
〈…〉〈…〉
8Czernowitzer Allgemeine Zeitung. 5. Jänner 1904.
〈…〉〈…〉

Eigentümer und Herausgeber: Dr. Philipp Menczel und Joſef Kaufmann. Verantwortlicher Redakteur: Alois Munk. Druck von Jakob Riemer, Czernowitz.

About this transcription

TextNr. 6, 05.01.1904.
Author[unknown]
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Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Benjamin FiechterSusanne HaafNote: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat).2018-01-26T13:38:42Z grepect GmbHNote: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2018-01-26T13:38:42Z Amelie MeisterNote: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung.2018-01-26T13:38:42Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationNr. 6, 05.01.1904. . Jakob RiemerCzernowitz1904. Czernowitzer Allgemeine Zeitung

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IDS Mannheim

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationZeitung; ready; mkhz2

Editorial statement

Editorial principles

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

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  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-10T11:23:26Z
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