Redaktion u. Adminiſtration: Rathausſtraße 16.
Telephon-Nummer 161.
Für Czernowitz (mit Zuſtellung ins Haus): monatl. K 1.80, vierteljähr. K 5.40. halbj. K 10.80, ganzjähr. K 21.60, (mit täglicher Poſtverſendung) monatl. K 2, vierteljähr. K 6, halbjähr. K 12, ganzjähr. K 24.
Für Deutſchland: vierteljährig ..... 7 Mark
Für Rumänien und den Balkan: vierteljährig ..... 10 Lei.
Telegramme: Allgemeine, Czernowitz.
Ankündigungen: Es koſtet im gewöhnlichen Inſe - ratenteil 12 h die 6mal geſpaltene Petitzeile bei eimaliger, 9 h bei mehrmaliger Einſchaltung, für Re - klame 40 h die Petitzeile. Inſerate nehmen alle in - und ausländiſchen Inſeratenbureaux ſowie die Ad - miniſtration entgegen. — Einzel - exemplare ſind in allen Zeitungs - verſchleißen, Trafiken, der k. k. Uni - verſitätsbuchhandlung H. Pardini und in der Adminiſtration (Rat - hausſtr. 16) erhältlich. In Wien im Zeitungsbureau Goldſchmidt, Wollzeile 11.
Einzelexemplare 10 Heller für Czernowitz.
Vom Tage,
Tittoni trifft morgen nachmittag zum Beſuche des Barons Aerenthal auf dem Semmering ein. — Die ungariſche Re - gierung hat den Kroaten in der Eiſenbahnfrage einige Zuge - ſtändniſſe gemacht. — König Eduard hat den franzöſiſchen Miniſterpräſident Clemencean zu einem Beſuche in Marienbad eingeladen.
Letzte Telegramme.
Vor Caſablanca dauern die Kämpfe fort. Starke mauriſche Streitkräfte marſchieren auf Caſablanca. Die Lage der fran - zöſiſchen Truppen iſt kritiſch.
Eine Studie über den Lauf der europäiſchen Politik im heurigen Jahre könnte füglich den Titel tragen: „ Die Politik in den Sommerfriſchen “, denn vornehmlich in Kurorten und Sommerfriſchen haben ſich heuer die politiſchen Wettermacher Europas zuſamengefunden, um von hier aus der Welt die Prognoſe „ Meiſt heiter, gleichmäßig anhaltend “mitzuteilen. Racconigi, Deſio, Swinemünde, Wilhelmshöhe, Iſchl — lauter ſchöne, ſtille, der Erholung und dem Vergnügen geweihte Winkel, plötzlich zu Schauplätzen hochbedeutſamer Vorgänge avanziert. Und nun erhält auch der Semmering ſeinen Platz unter dieſen Hauptorten europäiſcher Sommerfriſchenpolitik. Morgen treffen auf dieſem herrlichen Flecken Erde, wo die Welt, in der man ſich nicht langweilt, für gewöhnlich nur von den periodiſchen Invaſionen der Wiener Ausflügler geſtört wird, Tittoni und Baron Aerenthal zuſammen, um Zwieſprache zu pflegen und dann gemeinſam die Reiſe nach Iſchl zum Kaiſer Franz Joſef anzutreten.
Es braucht wohl nicht beſonders hervorgehoben zu werden, daß es ſich bei dieſer Zuſammenkunft nicht um einen einfachen, von den geſellſchaftlichen Regeln vorgeſchriebenen Höflichkeitsakt — den Gegenbeſuch, den Tittoni dem Baron Aerenthal ſchuldet — handelt, ſondern daß es Beweggründe politiſcher Natur ſind, die Tittoni nach dem Buenretiro unſeres Miniſters des Auswärtigen und nach dem kaiſerlichen Hof - lager führen. Uebrigens wäre dieſe Miniſterbegegnung, ſelbſt wenn ſie nicht durch all das, was ſich in jüngſter Zeit in Swinemünde, Wilhelmshöhe und Iſchl abgeſpielt hat, als notwendig und politiſch ganz beſonders bemerkenswert charakteriſiert werden würde, nichts weniger als bedeutungs -los. Wozu in die Ferne ſchweifen? Das Gute liegt ja ſo nahe: es iſt darin zu ſuchen, daß die neuerliche Zuſammen - kunft zwiſchen Tittoni und Aerenthal ein neuer Beweis der erfreulichen Wandlung iſt, die ſich in den Beziehungen zwiſchen O[e]ſterreich und Italien vollzogen hat. Beide Miniſter ſind redlich bemüht, an die Stelle des mehr als kühlen und weniger als korrekten Verhältniſſes, das unter ihren Vorgänger zwiſchen den beiden Reichen beſtanden hat, wärmere, innigere Beziehungen herzuſtellen. Es iſt ihnen auch bereits gelungen, Mißtrauen und Mißgunſt durch gegenſeitiges Vertrauen und guten Willen zu erſetzen und ſo das Dornengeſtrüpp, das in der Aera Goluchowski die künſtliche Treibhauspflanze des öſtereichiſch-italieniſchen Freundſchaftsverhältniſſes zu erſticken drohte, auszuroden. Sie haben ſo dieſem Pflänzchen freie Entfaltung ermöglicht, und die Zuſammenkunft auf dem Semmering beweiſt, daß ſie auch entſchloſſen ſind, es ſorgſam zu pflegen und vor jedem rauhen Windhauch zu behüten.
Wenn übrigens das nur durch die Künſte einer wohl - geſinnten Diplomatie in letzter Zeit wieder etwas konſolidierte Freundſchaftsverhältnis zwiſchen Oeſterreich und Italien als Treibhauspflanze bezeichnet wird, ſo liegt in dieſem Vergleich ebenſoviel Recht wie Unrecht. Recht mit Rückſicht darauf, als — es rächen ſich hier die Sünden der Väter — von wahrer Freundſchaft tatſächlich nicht die Rede ſein kann, Unrecht deshalb, weil, genau betrachtet, die Gegenſätze zwiſchen den beiden Reichen durchaus nicht ſolcher Art ſind, daß ſie nicht am grünen Tiſche, ſondern nur mit Blut und Eiſen ausge - glichen werden könnten. Trennend zwiſchen Oeſterreich und Italien ſtand ja anfangs nur — die Tradition. Im itali - eniſchen Volke lebt noch die Erinnerung an die Zeit, da Oeſterreich ſich den Einheitsbeſtrebungen Italiens mit Erfolg entgegenſtellte, und in Oeſterreich wiederum hat nur das Volk es ganz zu überwinden vermocht, daß von Süden her der erſte Stoß kam, der die Vorherrſchaft der Habs - burger in Mitteleuropa erſchütterte ... Und noch etwas: eine ehrwürdige, in ihrer Befolgung von dem italieniſchen Volke ſchmerzlich empfundene Tradition ſperrt den Weg von Wien nach Rom ... Das iſt die Wand, die Oeſterreich und Italien trennt — eine Wand, die wahrlich nicht ſchwer nieder - zulegen wäre! Und was ſich um dieſen Kern gruppiert hat, auch das ſind keine gar zu tragiſchen Gegenſätze. Die Irredenta höher einzuſchätzen, als ein bübiſches, aber nicht direkt gefähr - liches Spiel, hat man ſchon verlernt, und auch dem Anta - gonismus auf dem Balkan kann bei gutem Willen leicht die kritiſche Schärfe genommen werden.
Es ſcheint, als hätten Aerenthal und Tittoni das Kunſt - ſtück zuwege gebracht, das keinem ihrer Vorgänger gelungen iſt: ſich ſelbſt zu der Ueberzeugung von der problematiſchen Natur der zwiſchen ihren Staaten herrſchenden Gegenſätze durchzuringen. Wäre das nicht der Fall, dann hätte kaum innerhalb der kurzen Spanne eines Jahres eine relativ ſo bedeutende Beſſerung erzielt werden können. Wir hoffen, daß die Zuſammenkunft auf dem Semmering eine neue Etappe auf dem Wege zum Ausgleich zwiſchen Oeſterreich und Italien bedeutet. Hier dürfte die in Deſio angebahnte, durch die Abmachungen von Iſchl jedenfalls weſentlich geförderte Verſtändigung über die mazedoniſche Frage weiter ausgebaut und vielleicht auch Unſtimmigkeiten wegen der irredentiſtiſchen Propaganda vorgebeugt und ſo die Klärung der tatſäch - lichen Differenzen eingeleitet werden. Und ſchreiten Oeſterreich und Italien auf dem Wege weiter, den Tittoni und Aehrenthal weiſen, dann werden ſie im Laufe der Zeit wohl auch einmal die Macht der Tradition überwinden ...
Das feierliche Begräbnis, das in der letzten Plenar - ſitzung der Haager Konferenz dem engliſchen Vorſchlage auf Einſchränkung der kriegeriſchen Rüſtungen zuteil geworden iſt, bedeutet ohne Zweifel einen Sieg der deutſchen Polilik. Und da die Deutſchen ſeit länger als dreißig Jahren ungeachtet ihrer Machtſtellung keinen Krieg geführt haben, ſo bedeutet ihr Sieg auf der Konferenz auch einen Sieg der Frie - denspolitik, und zwar der praktiſchen und durch - führbaren Friedenspolitik über die von unklaren Stim - mungen getragene und in nichtsſagenden Redensarten alles Heil ſuchende unpraktiſche Friedenspolitik, zu deren Träger ſich in wohlverſtandenem eigenem Intereſſe England gemacht hatte, obwohl dem loyalen engliſchen Premier die wiederholt abgegebene Beteuerung, daß ihn nicht ſelbſtſüchtige oder deutſchfeindliche Beweggründe lenkten, aufs Wort geglaubt werden mag.
Am Grabe des Antrages hält der dafür begeiſterte Mr. Stead eine feierliche Leichenrede. Er ſchreibt: „ Das feierliche Begräbnis des Abrüſtungsantrages, umgeben von der ſchweigenden Konferenz, zeigt an, in welchem Maße Deutſch - lands Einfluß in Europa ſteigt. Deutſchland hat offen und unumwunden England Gelegenheit gegeben, die Abrüſtungsfrage zu diskutieren, und hat es allein durch die Erklärung, ſich an der Debatte nicht beteiligen zu wollen, unmöglich gemacht. Aber Deutſchlands Zuſtimmung wird als unumgänglich erklärt für den „ Wunſch “, womit der Friedensgott ſeine
Nachdruck verboten.
Von gedämpfter Sonnenglut überſtrahlt, lagen die ab - geernteten Felder; ihre Frucht war ohne Proteſt der Elemente reichlich eingebracht worden — nur die Obſtbäume bogen ſich noch unter der Laſt ihrer ungepflückten Reife.
In herbſtlichem Glanze lagen die Rebenhügel, der an - grenzende Wald, das freundliche Dorf, das Herrenhaus aus rotem Sandſtein hinter den ſchlanken weißen Birken, deren goldiggefärbte Blätter vom zitternden Zweiggehänge unter leiſem Abſchiedsflüſtern zum Boden niederrieſelten, aus dem ſie die Kraft zu ihrem kurzen Sommerdaſein geſogen.
Ueber die ſonnenumflutete, von wildem Wein über - wucherte Mauer, welche die Dorfkirche umfriedigte, ſtrich ein leiſer Wind; auch der ſanfteſte Hauch nahm ein Purpurblatt nach dem andern, ſo loſe ſaßen ſie ſchon am Stiele.
Um die ländlichen Aſternbeete und das Buſchwerk mit roten oder bläulich-dunklen Beeren glitzerten die feinen ſilber - betauten Gewebe und Fäden des fliegenden Sommers; auf dem alten Nußbaume ſammelten ſich die Vögel und hoch oben in der duftklaren Ferne zeigte ſich das ſcharfbegrenzte Dreieck des erſten Wanderzuges.
Es war Sonntag[ſ]— Erntefeſt. Ein Tag wie geſchaffen, die wechſelvolle Erhabenheit der gnadenreichen, ſegenſpenden - den Natur tief und dankbar zu empfinden. Feierlich kündeten die Glocken den beendeten Gottesdienſt, aus den weitgeöff - neten Türen drang der Schlußchoral und die feſtlichgekleidete Menge wandelte erbaut und frohgeſtimmt vorüber an denguirlandenumwundenen Pfeilern, den buntbebänderten Ge - treidegarben und den fruchtgefüllten, mit farbigem Laub un - geſucht kunſtlos und dennoch maleriſch gezierten Körben.
Während der Schwarm der Kirchengänger dem Haupt - portale zuſtrömte, trat die Gutsherrſchaft durch eine Seiten - tür auf den Friedhof hinaus. Im ſchwarzem Battiſtkleide voran Greta Mark, die Witwe des vor Jahresfriſt plötzlich geſtorbenen Erbgrafen Leo Mark von Dörzbach. Mit wenigen Schritten hatte Greta das mit Lanbgarben, Tannengrün und Blumen geſchmückte Grab erreicht, andächtig neigte ſie den blonden Kopf mit dem ſchwarzen Hütchen und ſprach über dem ſtillen kleinen Garten ein kurzes Gebet.
Hinter ihr ſtand ihr Vater, Oberſt von Runow, eine Ge - ſtalt wie aus Stahl und Eiſen, der man ſoldatiſche Zucht auf den erſten Blick anſah.
Langſam war den beiden der jetzige alleinige Beſitzer von Dörzbach, Graf Stefan Mark, gefolgt. Er war ein mittel - großer Mann mit ſchlangen, ſehnigen Gliedern und einem edelgeformten Raſſekopf. Der Blick ſeiner dunklen, leuchtenden Augen, die das ſchönſte in Stefans hagerem Geſicht waren, folgte jeder Bewegung der jungen Frau. Als auch er am Grabe des Bruders ſeinen Tribut an Pietät gezollt hatte, ging er ſchweigſam dicht neben der Schwägerin die Stein - ſtufen hinab, die in den Park führten. Unter zeremoniöſen Gebräuchen und Segenwünſchen, welche die Uebergabe des Erntekranzes an die Guisherrſchaft begleitete, wurde das Geſinde von der gräflichen Familie zu Mahl und Erntebier geladen; bald lockten von der Wieſe frohe Tanzweiſen in das Zelt und als das ſchö[n]ſte Paar des Hofes in fränkiſcher Tracht den Reigen eröffnet hatte, zogen ſich die drei aus dem Herrnhauſe unauffällig in den Park zurück.
Greta nahm den Arm ihres Vaters und ging auf die verſchnittene Taxushecke zu, hinter der die Marmorbank, ihr Lieblingsplatz, hervorleuchtete. Aber der alte Herr machte ſichgeſchäftig los: „ Nee — Kindchen — zur Sieſta habe ich keine Zeit mehr — ich muß noch fertig packen ... “
Greta wie Stefan hörten aus ſeiner Ablehnung frohe Haſt. Wie uageduldig ſich der Vater freute, Dörzbach, wohin er ſeit dem Tode ſeines Schwiegerſohns Gretans wegen verbannt war, gegen die norddeutſche Reſidenz vertauſchen zu können, wo er die alten Kriegskameraden wiederſah und die ſchmerzlich entbehrten Paraden und Kaffeehäuſer wieder beſuchen konnte! Greta und Stefan ſahen dem Davoneilenden nach, lächelten ſich verlegen an und ſetzten ſich, fallendes Laub zu Füßen, auf die Bank. „ Zum letzten Male. “ So dachten ſie beide und empfanden beide denſelben Schmerz darüber.
Verſunken in die Stille des herbwürzigen September - tages, über deſſen bunt-goldener Pracht die Elegie alles Ver - blühens und Verrauſchens wehte, konnte Greta es nicht hindern, daß Träne um Träne über ihre Wangen rollte.
Stefans Hand krampfte ſich um die alatte Marmorlehne. Ihr jetzt ſagen dürfen: bleibe bei mir, Greta. ... Und dann das geliebte Weib an ſich reißen und ſich ſatt küſſen an ihrem Munde .... Toller Wahn! Dieſe Tränen galten ja ſeinem Bruder! Er mußte konventionell bleiben wie bisher. Niemand durfte ahnen, was es ihn koſten würde, die Erinnerung an dieſe Augen, dieſe Stimme und das zauſige Blondhaar zu bekämpfen ....
„ Es wird mir furchtbar ſchwer, mich zu trennen “, ſagte ſie leiſe.
Er taſtete nach ihrer Hand und küßte ſie mit dem Brande ungelöſchten Feuers, das ſie bebend fühlte: „ Vergib mir, Greta, daß ich den Boden habe, der für Dich ſo ſchmerzlich - ſüße Erinnerungen trägt .... “
„ So war es nicht geme[i]nt, Stefan. Ich gönne Dir Dörzbach, Du haſt es Dir wahrlich redlich verdient. Aber mir iſt es zur Heimat geworden und ich fürchte, ich werde mich krank ſehnen, wenn ich meinen Vater begleite. Hier war
Pfeife anzünden will, und um dieſe Zuſtimmung zu erhalten, hat England bezahlen müſſen. Es hat ſich bereit erklärt, die Diskuſſion fallen zu laſſen und jetzt ſind wir Zeuge des Triumphes von Deutſchland geweſen, als die Konferenz ohne Diskuſſion das zu Grabe trug, wie der Kaiſer von Rußland vor acht Jahren die erſte Pflicht der Völker nannte. Ja, wir haben den Preis bezahlt. Aber auch Deutſchland hat etwas zu bezahlen, eine Zahlung, der ſich ſelbſt der Sieger nicht entziehen kann, eine Bezahlung, die den Pflichten auferlegt iſt, die eine Großmacht hat. Es iſt die Folge von Pflichten, die Deutſchland nicht einzelnen Mächten, ſondern der ganzen Menſchheit und vor allen Dingen dem eigenen Volk gegen - über hat. Es hat die Debatte über die Abrüſtungsfrage zum Schweigen gebracht. Und nachdem es Deutſchland geglückt iſt, die Debatte über die Abrüſtungsfrage zu verhindern, wird es jetzt alle ſeine Kräfte anſpannen müſſen, um den Anträgen auf einen permanenten Schiedsgerichtshof und das obligatoriſche Schiedsgerichtsverfahren zur Annahme zu verhelfen, trotz aller Schwierigkeiten “.
Man braucht nur auf die bisher von Deutſchland be - wahrte Haltung hinzuweiſen, um das Ueberflüſſige der obigen beweglichen Mahnung zu erkennen. Wenn alle Großmächte ſo ernſtlich wie Deutſchland den Frieden wollten, wäre die ganze Friedenskonferenz überflüſſiig.
Das Anerbieten Englands, allen Mächten immer das Ausmaß ſeiner Rüſtungen mitzuteilen, iſt gewiß recht gut gemeint, aber was damit bezweckt werden ſoll, iſt umſoweniger abzuſehen, als ja ohnehin die Kenntnis der in fremden Ländern vorgenommenen Rüſtungen niemals Geheimnis bleibt. Dieſes Verſprechen gehört alſo zu den Dingen, die, wie eine volkstümliche Redensart ſagt, gut ausſehen und nichts koſten. Den guten Willen, das Werk der Friedenskonferenz zu fördern, hat Deutſchland durch eigene Anträge bewieſen; an die anderen Staaten, in erſter Linie England, tritt nun die Aufgabe heran, auch ihrerſeits ihre Friedensliebe praktiſch zu betätigen.
Das in Szegedin erſcheinende Blatt „ Szeged es Videke “veröffentlicht einen angeblich aus der unmittelbaren Umgebung des Thronfolgers ſtammenden Brief. In dieſem heißt es, der Kaiſer bediene ſich bei ſeinen Herrſcheragenden oft und gerne der Ratſchläge und Mithilfe des Thronfolgers. Das Blatt erklärt dann, an dem Gerüchte, daß Erzherzog Franz Ferdinand die Ungarn nicht liebe und daß er klerikal geſinnt ſei, ſei kein wahres Wort. Der Thronfolger habe die magyariſche Sprache gelernt und ſpreche ſie ausgezeichnet. Er beſtelle auch magyariſche Bücher und unterhalte ſich mit ſeiner Frau, die ebenfalls magyariſch gelernt habe, oft und lange in dieſer Sprache. Was den Klerikalismus betrifft, ſo habe er, um dieſen Gerüchten ein Ende zu machen, aus ſeiner Umgebung alle Geiſtlichen entfernt. Es heißt dann noch, daß es der Thronfolger ſelbſt geweſen ſei, der während des nationalen. Kampfes in Ungarn den Kaiſer zur Aufnahme des allgemeinen Wahlrechtes für alle Länder Oeſterreich-Ungarns in ſein Herrſcherpro - gramm bewogen habe.
Das ſoeben ausgegebene Reichs - geſetzblatt Nr. 199 enthält eine Kundmachung des Handels - miniſters, in der der Text der Gewerbeordnung zuſammen - geſtellt iſt, wie er ſich aus den Aenderungen und Ergänzungen ergibt, welche im Geſetze vom 5. Februar 1907 ſowie in den früheren Geſetzen vorgenommen worden ſind. Im Anhangewerden das kaiſerliche Patent vom 25. Dezember 1859 und die einführenden Beſtimmungen der ſpäteren Gewerbegeſetze zum Ausdrucke gebracht. Durch dieſe Verlautbarung wurde einem dringenden Bedürfniſſe des Publikums, insbeſondere der gewerblichen Kreiſe Rechnung getragen, indem dadurch die in den verſchiedenen Geſetzen ze[r]ſtreuten, dermalen geltenden Beſtimmungen der Gewerbeordnung in überſicht - licher Form zuſammengefaßt erſcheinen.
König Eduard treibt ſelbſt im Bade Politik. Er hat ſich in Marienbad Clemenceau zu Tiſche gebeten, und wenn auch dieſe Einladung in erſter Linie eine Art der Höflichkeit ſein dürfte, ſo iſt es doch wahrſcheinlich, daß Eduard mit dem Premier Frankreichs die aktuellen politiſchen Angelegenheiten, vornehmlich die in Wilhelmshöhe und Iſchl geklärte mazedo - niſche ſowie die marokkaniſche Frage, beſprechen wird. — Ein Tekegramm meldet darüber:
Nach einer Meldung des „ Meſidor “hat König Eduard geſtern den Miniſterpräſidenten Clemenceau für Mittwoch zum Dejeneur nach Marienbad eingeladen. Das Blatt bemerkt dazu, dieſe neue Zuſammen - kunft des Königs von England mit dem Leiter der fran - zöſiſchen Regierung, die ſich unmittelbar an die Begegnung des engliſchen Königs mit dem Kaiſer von Deutſchland und dem Kaiſer von Oeſterreich anſchließt, dürfte nicht ohne glückliche Folgen für den europäiſchen Frieden bleiben.
Das Kabinett Werkerle hat offenbar genug des grau - ſamen Spieles, das die Kroaten im ungariſchen Reichstage getrieben haben, und ſucht ſeinen Frieden mit Kroatien zu machen. Die Konzeſſionen, die zu dieſem Ziele führen ſollen, ſind zwar ſehr ſchätzenswert, doch fehlt in der Liſte eine Zugeſtändnis auf ſprachlichem Gebiet. Da bekanntlich der ganze Konflikt in der Sprachenfrage wurzelt, iſt es immerhin zweifelhaft, ob die Kroaten um dieſes Erfolges willen, der ja eigentlich nur ein halber Erfolg iſt, ihren Kampf gänzlich einſtellen werden. — Dazu wird gemeldet:
Das Ungariſche Telegraphen - korreſpondenzbureau meldet: Die Details der in Kroatien und Slawonien zu befolgenden Politik wurden Mitte Juli zwiſchen dem Miniſterium und dem Banus vereinbart. Vor allem werden, was die Eiſenbahnangeſtellten anbelangt, auf den Linien der Staatsbahn in Kroatien und Slawonien, ſoweit dies nur tunlich iſt, kroatiſche Landesangehörige in Verwendung genommen werden. Zweitens wird im Rahmen des Staatsvoranſchlages für das Jahr 1908 die[ Errichtung] eines beſonderen Kurſes in Kroatien und Slavonien zur Heranbildung von Eiſen - bahnbeamten und Angeſtellten vorgeſehen und in dem auf Grund des Geſetzes über die Eiſenbahnerdienſtespragmatik zu erfaſſenden Dienſtes - und Gehaltsreglements für die Staatsbahnen ausdrücklich ausgeſprochen, daß auf den kroatiſch - ſlavoniſchen Linien der königlich ungariſchen Staatsbahnen in erſter Linie kroatiſch-ſlawoniſches Perſonal in Verwendung genommen werden ſoll. Schließlich wird, gleichfalls im Staatsvoranſchlage für 1908, Sorge getragen werden, daß auch im Ackerbauminiſterium, welches zum Teil ebenfalls ein gemeinſames Miniſterium iſt, ein kroatiſch - ſlawoniſches Departement errichtet werde. Aus all dem vermag ſich die öffentliche Meinung Kroatiens die Ueberzeugung zu verſchaffen, daß dadurch, daß von den Eiſenbahnangeſtellten die Kenntnis der ungariſchen Sprache als Qualifikationsbedingung verlangt wird, der Fall einerSchmälerung der Kroatien und Slavonien durch den Geſetz artikel XXX aus dem Jahre 1868 gewährleiſteten ſprachlichen Rechte überhaupt nicht gegeben iſt.
Von radikaler Seite wird ge - meldet: Die radikale Partei wird demnächſt ein Manifeſt an das Volk richten, in welchem ſie die Politik der kroatiſch - ſerbiſchen Koalition perhorresziert und die Fortſetzung der Obſtruktion im kroatiſchen Landtag verurteilt.
Auf den Kreischef von Oſurgety, Gouvernement Kutais, Jermolow, der ſich in Begleitung ſeiner Frau befand, wurde ein Bombenanſchlag verübt. Beide ſind nur leicht verletzt. Die Urheber des An - ſchlages eröffneten gegen die herbeigeeilte Wache Feuer, wodurch ein Vorübergehender getötet, ein anderer verwundet wurde. Vier von den Schuldigen ſind verhaftet. Unter den Andächtigen in der Kathedrale, in deren Nähe das Attentat verübt wurde, entſtand eine Panik. Eine Perſon wurde vom Herzſchlage getroffen.
Die marokkaniſche Frage dürfte, wenn gewiſſe Meldungen ſich als zutreffend erweiſen ſollten, nun doch wieder in ihrer ganzen Ausdehnung aufgerollt werden. Man gewinnt den Eindruck, daß die zahlreichen und ſehr beſtimmt gehaltenen offiziöſen Dementis auf alle Mitteilungen bezüglich einer Erweiterung der Expedition hauptſächlich dazu beſtimmt ſind, die öffentliche Meinung zum Abwarten zu veranlaſſen, bis man die nötigen Zuſagen erhalten hat. Im übrigen iſt die Lage in Caſablanca und in Marokko überhaupt noch völlig ungeklärt. Die Zerwürfniſſe zwiſchen den Spaniern und den Franzoſen dauern trotz eifriger amtlicher und halbamtlicher Ableugnungen fort, und zu allem Ueberfluß wurde, wie be - reits geſtern gemeldet, in Fez in einer Notabelnverſammlung unter Vorſitz des Sultans der Beſchluß gefaßt, bei den Algeciras-Mächten Beſchwerde darüber zu führen, daß die Franzoſen bei ihrem Einſchreiten in Caſablanca viel zu weit gegangen ſind. Der Sultan will alſo gegen Frankreich an Europa appellieren. Seine Klage a limine abzulehnen, wird wohl angeſichts der notoriſchen Verfehlungen der Franzoſen ſchwerlich angehen. Neue diplomatiſche Schwierigkeiten ſtehen alſo bevor. Aber auch ſonſt ſcheint man ſich in Fez nicht mehr bloß paſſiv verhalten zu wollen. Die Gefahr eines ge - waltigen Ausbruches des Volksunwillens rückt immer näher heran. — Heute liegen folgende Nachrichten vor:
Der Caſablancaer Figaro-Korre - ſpondent publiziert einen auffallend ſcharf gehaltenen Artikel gegen das dortige ſpaniſche Detachement. Nach mehrtägigem Bummeln, heißt es darin, verließ endlich eine Abteilung die Stadt, um zur Rechten des Drudeſchen Lagers die ihr an - gewieſene, durch eine Mauer geſchützte Poſition einzunehmen. Drude hatte gehofft, die Spanier würden ſich dort häuslich einrichten, aber wenige Stunden nach ihrem Auszug kehrten ſie mit klingendem Spiel zurück, ohne den General vorher unterrichtet zu haben. Der ſpaniſche Kommandant erklärte, ſein Madrider Auftrag laute nur: rekognoszieren, nicht dauernd feſtſetzen. Der Korreſpondent ſchildert dann den Kontraſt zwiſchen den überaus ſtrenge gehaltenen franzöſiſchen Sol - daten und den ſpaniſchen, die ſichs wohlgehen ließen, ſich überhaupt wie Touriſten gehaben, und bemerkt, daß die ſpaniſchen Anſiedler von Caſablanca ihr Mißvergnügen darüber erkennen ließen.
mein Reich, die Stätte des Ringens, Verheißens — harter, aber geſegneter Arbeit. “
„ Du warſt unſer Stern, Greta “, ſagte er gedämpft. „ Als Du meinem Bruder die Hand reichteſt, da hing der Wimpel unſeres Glückſchiffleins ſchlaff herab. Mit Deiner Liebe zu Leo und der zähen Gednld, die zum Ziele führt, brachteſt Du es fertig, daß der Wimpel wieder luſtig flatterte. “
Sie richtete den Blick in Weite und Vergangenheit. „ Was aber liegt dazwiſchen, Stefan! ... “
„ Ich möchte Dich nicht an jene entbehrungsvolle Zeit erinnern .... “
„ Doch, Stefan — Du darfſt es — gerade Du, der mir ſo tapfer zur Seite ſtand, als Leo, niedergedrückt durch Geldſorgen und Mißernten, aus einem Optimiſten zum Fataliſten wurde, der die Hände in den Schoß legte und wartete oder läſterte. “
Stefan verlor ſich mit ihr in die Erinnerung. „ Wenn ich denke, Greta — was wir drei aus dieſem Landſtriche gemacht haben, der uns unerwartet durch Erbſchaft zufiel! Das Gut war ſtark belaſtet, in Prozeſſe verwickelt, der Boden verwüſtet, überanſtrengt, der Wieſengrund wertlos die Torf - moräſte ungepflegt; gierig ſtürzten wir uns auf das Werk: unſer hoffnungsvolles Vertrauen zu der gelockerten Erde, der wir frohgemut den Samen anvertraut hatten, wurde vernichtet durch Hagel, Reblaus, Froſt. “
„ Ja, Stefan — es war ſchlimm .... Wir ſchwebten beſtändig in Angſt. Der ſchönſte Sommertag ſchien uns ein Unglück, wenn wir Regen gebraucht hätten .... “ „ Der goß dann wieder im Uebermaße in die Frühſaat hinein, ſo daß die Frucht verquoll und halb keimend auswuchs. Das waſſer - ſatte Land nahm die Nachſaat nicht auf, Futternot drohte durch de folgende anhaltende Dürre, die teuern Lokomobilen verſagten und Seuchen brachen aus. “
Greta nickte ernſt. „ Damals verlernte Leo ſein fröhliches Lachen .... “
„ Du tratſt dafür an ſeine Stelle, Greta, belebteſt durch unbeugſame Energie unſeren geſunkenen Mut, machteſt den kleinſten Erfolg zum Ereignis und unter Deinen luſtigen Augen arbeiteten die Leute noch einmal ſo gern. Und das Glück neigte ſich uns endlich gnädig zu: köſtlicher Weinſegen, prächtiges Jungvieh, herrliche Wälder durch gewonnene Pro - zeſſe, reicher Wildſtand, hohe Einnahmen. Alles ging nach Wunſch ... “
„ Da mußte Leo ſo ſchnell ſterben, ohne daß ich ihm den einzigen vergeblichen Wunſch ſeines Daſeins erfüllt hätte: ein Kind. “
Er ſah, wie ſehr ſie immer noch darunter litt und ihre hilfloſe Haltung ergriff ihn tief. „ Quäle Dich doch nicht Greta ... “
Der ſeltſame Ton, aus dem wehes Gefühl vibrierte, veranlaßte ſie, Stefan anzuſehen. Und nun wußten ſie beide, wie es um ſie ſtand ... Helle Gluten ſchlugen über beider Geſicht und aus ihren Augen trafen ſich Strahlen aufzucken - den Glückes. Als Stefan aber plötzlich die blitzenden Augen ergeben ſenkte, ſich nicht rührte, da ſchlang ſie klagend die Hände ineinander: „ Du liebſt mich, Stefan, und hältſt mich nicht feſt? “
Er rang ſich in ſichtbarer Qual.
„ Du verheimlichſt mir etwas, Stefan ... Rede mit mir, ich flehe Dich an ... “
Da glitt er zu ihren Füßen, umſchlang ihren Leib und ſtöhnte verzweifelt: „ Ich liebe Dich, Greta, ſeit ich Dich kenne ... Und nun Du frei biſt, kann ich Dich dennoch nicht erringen, denn ich vermag Dir gar nichts zu bieten ... Auf Dörzbach ſteht eine hohe Summe, von der Du nichts weißt ... Um ſie abtragen zu können, muß ich von vorn anfangen. Und in dieſe Entbehrungen, die Du ja leider ge -nugſam kennſt, darf ich Dein geliebtes Leben nicht ziehen .. “
Greta ſtrich zärtlich über ſeine braunen Wangen: „ Da. verſtehe ich nicht — Du. Was mir gehört, gehört auch Dein. Du zahlſt mir eben nicht meinen Anteil aus, ſondern die Verpflichtung, die Dich drückt ... “
„ Das ſieht Dir ähnlich “, lächelte er glücklich. „ So dachte ich mir Dich, aber das will ich eben nicht. “
„ Doch — Du mußt — Lieber ... Aber ſag mir, was iſt das für eine Summe? “
„ Was ich Dir eben im Ueberwallen meines Gefühls anvertraute, Greta, machte ich gern wieder ungeſchehen ... “
„ Gott lohne Dir, daß Dir Dein Herz überfloß! — Ich will alles wiſſen ... “
„ Nun denn: iſt Dir Leos Teſtament gegenwärtig? “
„ Gewiß “, ſagte ſie befremdet. „ Abzüglich meines Witwen - anteils fällt Dir Dörzbach ungeſchmälert zu, wenn Leo kinder - los ſterben würde. “
„ Wenn ... Er iſt aber nicht kinderlos geſtorben ... “
„ Stefan!!! “ Ein empörter Schrei. „ Das konnte er mir antun ...! “
Und nach langer, langer Pauſe, die Stefan durch keine Liebkoſung unterbrach, frug ſie tonlos: „ Und wer? “
„ Die Tochter des Förſters ... In ſeinem grenzenloſen Jubel über ihr Geſtändnis hat ihr Leo unſinnige ſchriftliche Verſprechungen gemacht, die er gewiß normal geregelt hätte, wäre er nicht vom Tode überraſcht worden. Nun iſts an mir, die Ehre des toten Bruders zu wahren. “
„ Und an mir, Stefan — ich helfe Dir! “
Da öffnete er die Arme, umſchlang Greta und küßte ſie. Nicht wild, nicht leidenſchaftlich — heiß und innig ſtreiften ſeine Lippen ihre Augen, die Stirn, Wangen und Mund, als wollte er mit der ungeſtillten Sehnſucht langer Jahre nur andachtsvoll berühren, was ihm jetzt endlich zu eigen gehörte.
Wie „ Daily Mail “aus Tanger meldet, iſt Mac Lean geſtern in der Nähe von Elkaſſar dem Onkel des Sultans ausgeliefert worden. Ein Gefecht zwiſchen El Mrani und Raiſuli gilt als bevorſtehend.
Wie der „ Standard “aus Tan - ger meldet, ſagen dort aus Fez eingetroffene Briefe, daß ſich der Maghzen ohnmächtig fühle, eine etwa in Fez ausbrechende fremdenfeindliche Bewegung zu unterdrücken. Der Miniſter für auswärtige Angelegenheiten Sliman habe daher den fran - zöſiſchen Konſul gebeten, allen franzöſiſchen Untertanen zu raten, ſich nicht in den Straßen zu zeigen, um Unruhen zu vermeiden.
Vor kurzem wurde aus Paris der Fall des greiſen Mathematikprofeſſors Mouchot berichtet, der jahrelang in ſeinen Büchern vergraben völlig vergeſſen hatte, ſeine Penſion abzuheben, und nun erſtaunt in ratloſer Verzweiflung aufſprang, als er plötzlich bemerkte, wie der Gerichtsvollzieher ſeine Wohnung ausräumen ließ. Die Zerſtreutheit des greiſen franzöſiſchen Gelehrten hat in der Geſchichte mehr als genug Gegenſtücke; von jeher war es ein unangetaſtetes Privilegium der Profeſſoren, die Erſcheinungen, die außerhalb ihres Ideen - kreiſes lagen, mit einer ſtolzen Gleichgültigkeit zu behandeln, die oft zu den ſeltſamſten Verwicklungen führte, und deren Komik in dem zerſtreuten Gelehrten, der unentwegt in den Witzblättern ſeinen Ehrenplatz behauptet, ſich zur volkstümlichen Figur verdichtet und wohl auch vergröbert hat. In ihrer ſelbſtloſen Arbeit für die Allgemeinheit wirft ihre leuchtende Hingabe an ihre Wiſſenſchaft, ihre ſtarre Konzentration auf das geſteckte Ziel gleichſam ihren natürlichen Schatten in all den komiſchen Ergebniſſen ihrer Zerſtreutheit.
Von dem berühmten Mathematiker Sturm erzählt der Gaulois eine amüſante kleine Geſchichte. Ueber ein Problem nachgrübelnd, ſieht er auf der Straße ein Waſſerfaß auf einem Wagen; er zieht ſeinen Bleiſtift aus der Taſche und beginnt am Faſſe ſeine Zahlen und Gleichungen niederzuſchreiben. Nach einiger Zeit kommt der Kutſcher, der irgendwo Labung zu ſich genommen, zu ſeinem Wagen zurück und fährt. Und unbekümmert, ohne Erſtaunen, ſchreitet der alte Sturm hinter dem Vehikel her, weiterſchreibend und weiterſinnend ..... Derſelbe Gelehrte war auch von großer Beſcheidenheit, und als er in ſeinen Vorleſungen auf das Problem zu ſprechen kam, das von ihm den Namen erhalten hat, beginnt er: „ Meine Herren, ich muß jetzt ein Problem berühren, deſſen Namen zu tragen ich die Ehre habe .... “
Von Ampère werden Hunderte von Anekdoten be - richtet, die ſeine Zerſtreutheit beleuchten. Weniger bekannt iſt das kleine Abenteuer, das er kurz nach ſeiner feierlichen Aufnahme im Inſtitut erlebte. Beim Rektor war ein großes Diner, und irgend ein guter Freund machte ſich den Scherz, Ampère einzureden, daß er dazu ſeine Akademikeruniform anlegen müſſe. Wie er den Saal betritt, ſieht er, daß außer ihm kein Menſch Uniform trägt; er iſt verwir[r]t, geniert ſich und will ſich zumindeſt ſeines Degens entledigen, der die unangenehme Gewohnheit hat, ihm immer tückiſch zwiſchen die Beine zu geraten. Er ſchnallt die Mordwaffe ab und verbirgt ſie unter die Kiſſen eines Sophas. Das Diner be - ginnt, ſeine Befangenheit ſchwindet allgemach, er plaudert ein wenig, dann aber ergreift ein Problem ſeine Gedanken, er lehnt ſich ſinnend an den Kamin und grübelt. Die Zeit vergeht, die Gäſte gehen, Ampère grübelt und merkt nichts. Schon ſind alle gegangen. Der Hausherr flüchtet heimlich in ſein Schlafgemach, und nur die höfliche Wirtin bleibt ſchweigend ſitzen und reſpektiert taktvoll die Gedanken ihres Gaſtes, indes der Zeiger immer mehr vorrückt. Endlich erwacht Ampère aus ſeinem Grübeln, ſieht, daß alle fort ſind und will ſeinen Degen nehmen, um ſich davonzuſchleichen. Aber o Schickſal, auf dem Sopha ſitzt Mad. de Fontanes in tiefem, wohlver - diente Schlummer. Was tun? Der Gelehrte kniet nieder, und mit äußerſter Vorſicht bemüht er ſich, den Degen unter dem Kiſſen hervorzuziehen. Er zieht, zieht und endlich hält er — die blanke Klinge ohne Scheide in den Händen. Ein verzweifeltes Stöhnen entreißt ſich Ampères Bruſt, Mad. de Fontanes erwacht, ſieht einen Menſchen mit blanker Klinge vor ſich knien und ſchreit entſetzt um Hilfe. Man eilt herbei, Herr de Fontane im Nachtgewand, die Schlafmütze auf dem Denkerſchädel ... Endlich klärt ſich die Geſchichte auf und etwas deprimiert ſchleicht ſich Ampère heimwärts ...
Newton machte es noch beſſer. Er war in ein junges Mädchen verliebt — ſeine ſpätere Frau — und nachdem er ſeine Pfeife angezündet, nimmt er in zärtlichem Flüſtern die ſchmale, kleine Hand der Geliebten in die ſeine. Es naht der Augenblick der Erklärung; die Kleine lächelt ſchon glücklich, aber neidiſch wie das Schickſal nun einmal iſt: gerade im wichtigſten Moment geht die Pfeife aus. Newton zieht, zieht, es geht nicht und mißmutig will er die Pfeife feſter ſtopfen. Mit einem Schmerzensſchrei ſpringt die Heiß - geliebte auf und ſtürzt davon: Newton hatte in der Ver - wirrung den zarten Finger der Erwählten als Pfeifenſtopfer benutzt. Sie fanden ſich trotzdem ...
La Fontaine erſchien eines Tages vor Ludwig XIV., um dem Monarchen ſeine Fabeln zu überreichen, leider hatte er dabei ſeine Fabeln zu Hauſe gelaſſen. Ludwig, der La Fontaine kannte, lachte und ließ ihm 1000 Piſtolen über - geben. Auf der Heimfahrt aber läßt La Fontaine die tauſend Piſtolen in der Mietskutſche liegen ...
Dr. Lueger erlitt am 18. Auguſt in Brixen einen ſchweren Ohnmachtsanfall. Sein Zuſtand iſt beſorgniserregend.
Der Bankier Louis Perrin, der in einigen Gemeinden des Departements Iſere Gelder ein - kaſſiert hatte, wurde bei Bouveſſe in ſeinem Wagen von drei Straßenräubern überfallen, die ihn ſeiner Barſchaft von 15.000 Frank beraubten und ihn an einen Baum banden. Der Mann wurde erſt nach drei Stunden aus dieſer Lage befreit.
Im Gefängnis von Sal[e]rno ent - ſtand geſtern eine Meuterei. Die Sträflinge ſprengten mit Dynamit die Mauern und gelangten ſo ins Freie. Karabiniere, welche ſchnell eintrafen, mußten mit dem Revolver in der Hand die von den Sträflingen errichteten Barrikaden er - ſtürmen. Nur mit großer Anſtrengung gelang es der be - waffneten Macht, die Meuterer wieder zu verhaften und die Ordnung wieder herzuſtellen.
Man ſchreibt der „ Ftfr. Ztg. “: In unſer für die Aeronautik ſo bedeutſam gewordenes Jahr fällt der 400. Jahrestag eines weniger be - kannten Flugverſuches. Im September des Jahres 1507 ſchickte Künig Jakob IY. von Schottland eine Geſandſchaft von Edin - burgh nach Frankreich. Ein Abenteuerer, der ſich ſeiner Gunſt erfreute, John Damian, Abt von Tungland, rühmte ſich, Frankreich noch vor der Ankunft der Geſandten erreichen zu können, indem er ganz einfach hinüberfli[e]gen wollte. Er ließ ſich daher ein Paar große Flügel machen, befeſtigte ſie an ſeinem Körper, ſtellte ſich auf die Mauer des Stirling-Schloſſes und begann vor Tauſenden von erwartungsvollen Zuſchauern ſein gefährliches Wagnis. Statt aber ſtolz in die Lüfte empor - zuſegeln, fiel der kühne Abt ſtracks auf den Boden und brach ein Bein. Ueber die Streitfrage, warum das Unternehmen miß - glückte, konnte eine volle Einigung nicht erzielt werden. Damian glaubte die Löſung in dem Umſtande gefunden zu haben, daß in den Flügeln unter den Adlerfedern einige Hühnerfedern ge - weſen ſeien. Dieſe hätten das Beſtreben gezeigt, auf den Miſt - haufen zurückzukehren, ſtatt in die Lüfte aufzuſteigen. Doch ſcheint er auch in die Adlerfedern kein allzu großes Vertrauen geſetzt zu haben; denn von einer Wiederholung des Verſuches wird nichts berichtet. Dieſer Abt Damian, ein Vorgänger des famoſen Caglioſtro, iſt eine ſehr intereſſante Perſönlichkeit. Von Geburt Italiener, wahrſcheinlich aus der Lombardei, kam er nach vielen Irrfahrten an den ſchottiſchen Königshof, wo er ſich als Arzt einführte und bald zu hohem Anſehen gelangte. Er wußte den König Jakob IV. für die Geheimniſſe der Al - chimie zu begeiſtern. Daß er ein Meiſter dieſer Kunſt war, zeigt ſeine verblüffende Geſchicklichkeit, die Goldſtücke zu ver - mehren, d. h. die in ſeiner eigenen Taſche. Obwohl der König ſchließlich daran verzweifelte, aus Damian etwas herauszube - kommen, ſcheint ſich dieſer in ſeiner Gunſt erhalten zu haben. Er fand öfters Gelegenheit, den Säckel des Königs durch Spiel und Anleihen zu erleichtern. — H. B.
Es iſt bekannt, daß Theodore Rooſevelt, der Präſident der Vereinigten Staaten, häufig das Wort ergreift oder ſich ſeine ausgeſprochene ſchrift - ſtelleriſche Begabung zunutze macht, um in ſeinem Volke den Sinn für ethiſche Ideale zu wecken. Intereſſant ſind ſeine dies - bezüglichen Ausführungen in einem eben in deutſcher Sprache erſchienenen Buche „ Amerikanismus “, das einen Aufſatz „ Das Ideal des Amerikaners “enthält. Es geht von dem Gedanken aus, daß die Union ihren großen Männern wie Waſhington und Lincoln nicht nur die materielle Freiheit und Unabhängigkeit verdanke, ſondern von ihnen zugleich ideale Güter geerbt habe, die ſie immer wieder erobern müſſe, um ſie wirklich zu beſitzen. Die Hauptgefahr für den Amerikaner, dem man einem aus - geſprochenen Geſchäftsſinn nachſagt, beſtehe in der ſkruppelloſen Anbetung des Erfolges, die ſich abſolut nicht um die Mittel kümmere, mit denen das vorgeſtellte Ziel erreicht wurde. Viel größeres Unheil als die eigentlichen Verbrecher ſtifteten die Lcute, die dem Volk unmoraliſche Lehren vorhielten und ſich zugleich den Maſchen des Geſetzes geſchickt genug zu entziehen wußten. Kann man es bei dem Kleinbürger, der notdürftig um ſeinen Lebensunterhalt kämpft, begreifen, wenn er die materiellen Intereſſen durchaus in den Vordergrund ſeiner Handlung ſtellt, ſo hat der Reiche dieſe Entſchuldigung nicht. „ Man kann nicht ſtreng genug über die Reichen urteilen “, führt Rooſevelt aus, „ die unter Nichtachtung aller Pflichten nicht darauf bedacht find, Geld zuſammenzuſcharren. Und dieſe Menſchen machen ſchließlich den jämmerlichſten Gebrauch von ihrem Gelde. Sie ſpekulieren in Effekten und faulen Eiſenbahnobligationen; ſie ſichern ihren Söhnen die Möglichkeit eines unnützen Faulenzer - lebens oder kaufen ihren Töchtern als Gatten irgend ein herge - laufenes Subjekt aus einer inländiſchen oder fremden Familie von Anſehen. Solche Menſchen ſind um ſo gefährlicher, als ſie ſich meiſt mit blendenden Taten ſpreizen; ſie errichten eine Schule, geben große Summen für kirchliche Zwecke und rechnen, oft genug nicht ohne Grund, darauf, daß ihre ſonſtige Lebens - leiſtung von der törichten Menge nun nicht mehr beachtet wird. “ Man darf dieſen Ausführungen entgegenhalten, daß gerade die amerikaniſchen Milliardäre wie Morgan und Carnegie, die ähn - liche Anſchauungen wie Rooſevelt entwickeln, ſich der Pflichten ihres Reichtums bewußt ſind und zahlreiche Wohltätigkeits - und Bildungsanſtalten geſtiftet haben.
Das letzte Vermächtnis Garibaldis, das alle vorangegangenen aufhob und ſeinerzeit auch vollſtreckt wurde, dürfte wohl wenig oder gar nicht bekannt ſein. Jetzt veröffentlicht es die Tribuna. Das Vermächtnis trägtden Vermerk: „ Caprera, den 30. Juli 1881. “ In den erſten Punkten dieſes Vermächtniſſes beſtimmt Garibaldi den Sohn Monetis zu ſeinem Teſtamentsvollſtrecker, vermacht der Frau die lebens - längliche Nutznießung ſeines ganzen Vermögens, vertraut Monti und ſeiner Frau die Vormundſchaft über ſeine anderen Kinder an, teilt das Land unter die Kinder uſw. Punkt 12 lautete: „ Mein Leichnam ſoll auf einem Scheiterhaufen aus capre - raſchem Holz an jener Stelle verbrannt werden, die von mir mit einem eiſernen Kreuz bezeichnet iſt. Ein kleiner Teil meiner Aſche ſoll in einer granitenen Urne an dem Grabe meiner Kinder unter der dort wachſenden Akazie beigeſetzt werden. Vor der Verbrennung möge man meinem Körper ein rotes Hemd anziehen. Mein Haupt ſoll im Sarge oder auf einer eiſernen Bettſtelle unbedeckt und nach der gen Weſten gerichteten Wand liegen; die Füße und der Kopf ſollen an den Sarg oder die eiſerne Bettſtelle mit eiſernen Ketten befeſtigt werden. Bevor aber die Verbrennung vollzogen wird, dürfen weder die Kom - munalbehörden noch ſonſt jemand von meinem Tode erfahren. “
Carmen, die be - rühmte Carmen, die durch Bizets Oper zur Weltberühmtheit geworden, iſt nicht nur das Kind der Phantaſie Merimées. Sie hat wirklich gelebt und gehörte einem Zigeunerſtamm an, der Naduſchka heißt. Sie nannte ſich, ſo erzählen fran - zöſiſche Blätter, in ihrer Mutterſprache Ar-Mintz, und daraus iſt der Name Carmen entſtanden. Carmen war Mutter eines Mädchens, deſſen Vater unbekannt blieb. Als die Tochter Carmens herangewachſen war, verband ſie ſich in Liebe mit einem fahrenden Sänger namens Jarko. [D]ie Frucht dieſer Ehe war wiederum ein Mädchen, das den Namen Thiecla erhielt. Thiecla verliebte ſich in einen Artillerieſergeanten der Garniſon Gibraltar, und um ſeinetwillen verließ ſie Stamm und Freiheit. Der Sergeant betrachtete ſie als ſeine legitime Frau, und dem Bund entſproß ein Mädchen, das im Ge - denken an die Großmutter und den Stamm Mintz Naduſchka genannt wurde. Als ihr Vater ſtarb, nahm ihr Großvater Jarko ſich ihrer an; von ihm lernte ſie tanzen und ſingen. Ein Impreſario wurde auf ſie aufmerkſam, ließ ſie ausbilden, und in mehreren europäiſchen und amerikaniſchen Theatern trat Mintz Naduſchka auf. Als Carmen errang ſie ihre großen Erfolge. Plötzlich verſchwand die junge Zigeunerſängerin, Niemand konnte es je ergründen, wohin, aber erzählt wird. daß ſie in England von Zigeunern vergiftet wurde, als Strafe dafür, ihre Raſſe verraten zu haben, da ſie als Zigeunerin vor Fremden ſang.
Ein Schuhmacher aus Epping (England) kaufte vor wenigen Wochen bei einem Althändler in London ein altes Piano für billiges Geld. Er ließ das Inſtrument nach Hauſe ſchaffen und beſtellte ſich einen Klavier - ſtimmer, der ihm den alten Kaſten wieder in Stand ſetzen ſollte. Der Mann ging an die Arbeit und fing an, dem greulich tönenden Inſtrument nach und nach reine Töne zu entlocken. Plötzlich klirrte etwas im Innern des Inſtruments. Der Stimmer ſah nach, was es war, und entdeckte zu ſeinem und des jetzigen Beſitzers größtem Erſtaunen einen Beutel mit 14 Guineen, der augenſcheinlich von einem früheren Inhaber in dem Piano verborgen und dort vergeſſen worden war.
Die veraltete Bauart der zwiſchen Paris und der Bannmeile verkehrenden Wagen hat abermals ein Opfer gefordert. Immer noch werden auf den Dächern dieſer Wagen Paſſagiere geduldet, obwohl nach einer Anzahl trauriger Erfahrungen die Kaſſierung ſämtlicher Wagen älteſten Stils ſchon für den Frühling dieſes Jahres beſtimmt in Ausſicht geſtellt worden war. Ein neues Unheil wird die endliche Einlöſung des Verſprechens beſchleunigen. Am Sonntag wurde dem 17jährigen Studenten Audrivet, welcher unbedachterweiſe vor dem Paſſieren der Brücke bei der Station Nogent ſich vom Sitze erhob, der Schädel zer - ſchmettert. Frau Budrivet, die Mutter des Getöteten, die die Nachricht am Bahnhuf erfuhr, erlitt einen Schlaganfall. Der Eiſenbahnminiſter Barthou wird jetzt die Bahngeſellſchaft zunächſt dazu anhalten, in drei Sprachen Warnungstafeln auf dem Deck der Wagen anzubringen.
Aus Kaposvar wird dem „ Neuen Peſter Journal “telegraphiert: In Vamos er - krankte vorgeſtern eine ganze Familie unter Vergiftungser - ſcheinungen. Die Frau eines Landwirtes hatte die Gänſe ihrer Nachbarin, die in ihrem Garten großen Schaden ange - richtet hatten, vergiftet. Die Eigentümerin der Gänſe be - merkte den Todeskampf der einen Gans und, nichts Böſes ahnend, in der Vermutung, daß das Tier durch Verſchlucken eines Kieſelſteines dem Erſticken nahe ſei, ſchlachtete und be - reitete ſie es zum Mtttageſſen. Die ganze Familie von acht Perſonen, außerdem zwei Dienſtboten, erkrankten, und ein kleines Kind ſtarb bereits abends infolge des Genuſſes des vergifteten Fleiſches. Auch zwei Hunde, die die Reſte und die Beine der Gans erhalten hatten, verendeten. Der Zuſtand der Erkrankten iſt lebensgefährlich.
Der Vorſtand des Bau - departements der Landesregierung, Oberbaurat Friedrich Haberlandt hat einen mehrwöchentlichen Urlaub ange - treten. Die Leitung des Baudepartements hat Baurat Leopold Brill übernommen.
Zwiſchen der Verwaltung der Militärkapelle und Herrn Direktor Martin Klein iſt geſtern abends das Uebereinkommen betreffs des Engagements der Militärmuſik als Theaterorcheſter zuſtande gekommen Der abgeſchloſſene Vertrag bedarf noch der Genehmigung des Reichskriegsminiſteriums. Danach werden in der4Czernowitzer Allgemeine Zeitung. 22. Auguſt 1907. Oper 36 und in der Operette 28 Mann mitwirken; Das Orcheſter für die Zwiſchenaktsmuſik wird 20 Mann ſtark ſein. Die Komplettierung der Kapelle durch mehrere erſte Soliſten, vor allem einen tüchtigen Konzertmeiſter, wird in den nächſten Tagen in Wien durch den neuengagierten Opernkapellmeiſter und einen Offizier des Regimentes vor - genommen werden. Nach Mitteilungen des Direktors Klein iſt das Enſemble für alle Genres des Spielplans bis auf einige kleine Ergänzungen, die erſt im September perfekt ſein werden, bereits zuſammengeſtellt. Das vollſtändige Perſonal - und Repertoirverzeichnis wird uns Herr Direktor Klein Ende der nächſten Woche zukommen laſſen. Das Repertoire für den erſten Spielmonat iſt in großen Zügen bereits ent - worfen, die Saiſon ſoll mit Skowroneks Schwank „ Huſaren - fieber “eröffnet werden, ſodann folgt als erſte Operetten - novität Strauß „ Walzertraum “. Als eine der erſten Opernvorſtellungen wird „ Cavalleria rusticana “und „ Bajazzo “in Szene gehen. Der reengagierte Sekretär des Theaters, Auguſt Liſchke, trifft hier am 3. September ein, um die Abonnementsvorbereitungen zu treffen; der Direktor kommt nach Czernowitz Mitte September und das geſamte Theaterperſonal gegen 20. September. Die für das Theater neuangeſchafften Dekorationen um den Betrag von 36.000 Kronen langen hier am 1. September ein.
Der Maſchinenadjunkt der Betriebsleitung in Czernowitz Viktor Polivka wurde zur Staatsbahndirektion in Prag verſetzt.
Der Rechnungsrat der Bukowiner Landesregierung Herr Aurel Kuhn beging heute das 25jährige Dienſtjubiläum.
Am 19. d. M. hielt der Zentralausſchuß des Bukowiner Landeslehrervereines eine Sitzung ab, an der die Lehrervertreter ſämtlicher Nationen teilnahmen. Nach Er - ledigung verſchiedener Vereinsangelegenheiten wurde beſchloſſen, für den 9. September um 2 Uhr nachmittags eine Ver - ſammlung großen Stils nach Czernowitz einzuberufen, in der zur Lehrergehaltsfrage energiſch Stellung genommen werden ſoll. An den Miniſterpräſidenten, den Landespräſidenten und den Landeshauptmann wurde nachſtehende Zuſchrift gerichtet: „ Euer Hochwohlgeboren! Die am 19. Auguſt l. J. ſtattgefundene Zentralausſchuß-Sitzung des Bukowiner Landes-Lehrervereines, an der Vertreter aller Nationen teilnahmen, konſtatiert, daß die in der jüngſten Zeit in der Bukowiner Preſſe aufgetauchten Gerüchte, denen zufolge die Einberufung des Bukowiner Landtages für Anfang September l. J. in Frage geſtellt erſcheint, die Lehrerſchaft des Landes ohne Unterſchied der Nation und Parteiſtellung mit großer Beunruhigung erfüllt haben. Die Lehrerſchaft verſpricht ſich nämlich von der nächſten Tagung des Landtages die endliche Realiſierung der von demſelben noch vor zwei Jahren beſchloſſenen Gehaltsregulierung, die angeſichts der geradezu unerträglichen Teuerung aller für’s Leben erforderlichen Artikel, überaus dringend, ja unaufſchiebbar geworden iſt. Die Nichterfüllung dieſer allzu berechtigten Forderung der Lehrerſchaft auch im laufenden Jahre wäre geeignet, die Lehrerſchaft zu verzweifelten Schritten zu drängen und wären die Konſequenzen, die aus der Nichteinberufung des Landtages in der allernächſten Zeit reſultieren würden, unüberſehbar. An Euer Hochwohlgeboren ergeht hie - mit die ergebenſte Bitte, im Intereſſe des Friedens im Lande und der ruhigen Entwicklung des Volksſchulweſens alles daran zu ſetzen, daß der hohe Bukowiner Landtag unter allen Um -ſtänden in der allernächſten Zeit einberufen werde und die Lehrergehaltsfrage der endgiltigen erwünſchten Löſung zuführe. Für den Bukowiner Landeslehrerverein: Der Obmann: Iſſakiewicz. Czernowitz, am 19. Auguſt 1907. “
Wie berichtet fand geſtern nachmittags 4 Uhr im Landesausſchuſſe die Enquete für ein in Czernowitz zu errichtendes Landes-Arbeits - vermittlungsamt unter Vorſitz des Landeshauptmann - Stellvertreters Dr. Smal-Stocki ſtatt. An der Enquete nahmen teil: Sektionrat von Gaſteiger aus dem arbeits - ſtatiſtiſchen Amte des Handelsminiſteriums in Wien, Bezirks - hauptmann Patak namens der Landesregierung, Gewerbe - inſpektor Ingenieur Vozel, Magiſtratskonzipiſt Dr. Schotten - feld, Handelskammerſekretär Dr. Wiglitzky, Genoſſen - ſchaftsinſtruktor Decker, Hofrat Doktor Friedrich Klein - wächter, Experten Anton Prokopowicz, Landes - ausſchußbeiſitzer, Handelskammerpräſident Langenhan, Landesamtsdirektor A. Zachar und Landeskonzipiſt Keſch - mann als Schriftführer. Da die Preſſe zu dieſer Enquete nicht geladen war, erübrigt es uns bloß mitzuteilen, daß nach einer recht lebhaften Debatte, die bis 8 Uhr abends währte, das vom Landesausſchuſſe ausgearbeitete Statut als Grund - lage der Beratungen angenommen wurde und dasſelbe mit einer Reihe von Abänderungsanträgen, darunter die Auf - laſſung des Arbeitsbeirats, zur Annahme gelangte. Zunächſt werden die Verhandlungen mit der Stadt - gemeinde Czernowitz wegen eines Subventionsbeitrages ein - geleitet werden, worauf ſodann vorbehaltlich der Genehmigung der in Betracht kommenden Miniſterien (Handel, Ackerbau und Finanzen) das Arbeitsvermittlungsinſtitut zur Eröffnung gelangen wird.
Die Groß - grundbeſitzer Chriſtof Aritonowicz und Modeſt R. von Grigorcea ſind dem Blinden - und Taubſtummen - fürſorge-Vereine als Gründer beigetreten und haben den Gründerbeitrag von je 200 K dem Landespräſidenten Doktor Ritter von Bleyleben übermittelt. Herr und Frau Samuel Salter in Czernowitz ſind dem Blinden - und Taubſtummenfürſorge-Vereine gleichfalls als Gründer mit der Summe von 200 K beigetreten. — Herr Wenzel Fontin Kaufmann in Czernowitz iſt dem Blinden - und Taubſtummen - fürſorge-Vereine als Gründer mit dem Betrage von 200 K beigetreten.
In Kürze ſeien einige uns zugekommenen Beſchwerden des Publikums mitgeteilt, auf die wir die Aufmerkſamkeit der kompetenten Behörden lenken: Die Fäſſer mit dem „ bekannten “Inhalt werden um 10 Uhr abends durch ſehr frequentierte Straßen geführt. Daß dadurch ein penetranter Geruch verbreitet und die Luft verpeſtet wird, iſt ſelbſtverſtändlich. Wir erinnern an die diesbezügliche Ver - ordnung, daß dieſe Ggefäße erſt nach 12 Uhr nachts die Straßen paſſieren dürfen. Man ſollte es nicht für möglich halten, daß in einer Stadt mit Kanalifierungs - und Waſſer - leitungsanlage noch ſolche Dinge ſich zutragen können. Zweitens: In der Nähe des Stadttheaters, auf dem Platze vor dem Militärgefangenhauſe, alſo im modernſten Viertel der Landes - hauptſtadt, werden tagaus tagein ganze Wagen mit Miſt ab - gelagert. Nach einem Regenguſſe wird daraus ein ſaftiger Brei, der weithin ſich in der unangenehmſten Weiſe ſpüren läßt. Was ſagt die Sanitätspolizei dazu? Und das Bauamt, dem die Beaufſichtigung und Reinhaltung der Straßen obliegt? Drittens: Gar zu oft wird das neue Pflaſter von privater Seite zu Kabellegungen oder Kanaliſierungszwecken wieder auf - geriſſen. Statt nun dieſes bischen Pflaſter wieder in einen ge - ordneten Zuſtand zu bringen, wird es halbwegs zuſammen - geſtückt, wobei es nicht darauf ankommt, daß mehr oder weniger Würfel verarbeitet werden. Der Reſt wird einfach auf die Seitegeworfen. Dort wo früher ein ſchönes, gerades und ebenes Pflaſter war, entſteht ein holpriger Flecken, deſſen wirklicher Zuſtand nach einem Regenfalle merklich wird. Ein Beiſpiel hiefür ſiehe Tempelgaſſe. Und das Bauamt oder die Kommiſſion zur Ueberwachung der Straßenpflaſterungsarbeiten, haben ſie davon Kenntnis?
Wir erhalten von der Landes - regierung folgende Information: Nach dem engliſchen Fremdengeſetze vom Jahre 1905 dürfen ausländiſche Zwiſchen - deckpaſſagiere, welche auf einem Einwandererſchiffe ankommen, in dem vereinigten Königreiche Großbritanien und Irland nur in beſtimmten Häfen und nur auf Grund einer be - ſonderen Erlaubnis landen. Als Einwandererſchiff gilt jedes Schiff, welches mehr als 20 ausländiſche Zwiſchendeckpaſſa - giere nach dem vereinigten Königreiche bringt. Einwanderungs - häfen ſind die Häfen von Cardiff, Dover, Folkeſtone, Gran - gemouth, Geimsby, Harwich, Hull, Leith, Liverpool, London (Oneensborough), Newhaven, Sorthampton, die Häfen am Tyne (Neweaſtle, Nortlo Schields, und South Schields). In den Einwanderungshäfen ſind Einwanderungskommiſſäre und Sanitätsinſpektoren beſtellt. Die Erlaubnis zu landen, erteilt der Einwanderungskommiſſär auf Grund einer von ihm ge - meinſchaftlich mit einem Sanitätsinſpektor vorgenommenen Unterſuchung. Wird die Erlaubnis verweigert, ſo kann der Einwanderer an das im Hafen befindliche Einwanderungs - amt appellieren. Unerwünſchten Einwanderern darf der Ein - wanderungskommiſſär die Landungserlaubnis nicht erteilen. Als unerwünſchte Einwanderer ſind zu behandeln: 1. Ein - wanderer, welche nicht darzutun vermögen, daß ſie die er - forderlichen Mittel beſitzen oder im Stande ſind, ſolche zu erwerben, um ſich ſelbſt, ſowie ihre ſie begleitenden Ange - hörigen anſtändig zu erhalten. 2. Irrſinnige und Blödſinnige, ſowie Perſonen, welche infolge einer Krankheit oder eines körperlichen Gebrechens vorausſichtlich der Armenverſorgung aus öffentlichen Mitteln zur Laſt fallen oder ſonſt der Oeffentlichkeit Schaden bringen werden. 3. Perſonen, welche in einem fremden Lande, mit welchem ein Auslieferungs - vertrag beſteht, wegen eines nicht politiſchen Verbrechens, das im Sinne des Auslieferungsgeſetzes von 1870 ein Aus - lieferungsverbrechen iſt, verurteilt wurden. 4. Perſonen, welche ſchon einmal auf Grund des Fremdengeſetzes aus dem vereinigten Königreiche ausgewieſen worden ſind. Der Beſitz von 5 Lire (120 K) ſeitens eines Einwanderers und von weiteren je 2 Lire (48 K) für jeden einzelnen Angehörigen wird in der Regel als genügend angeſehen. Ob ein Ein - wanderer, welcher den Beſitz ſolcher Geldmittel nicht nach - weiſen kann, landen darf oder nicht, entſcheidet auf Grund der vorzunehmenden Erhebungen der Einwanderungskommiſſär nach freiem Ermeſſen. Die Erhebungen des Kommiſſärs werden ſich tatſächlich darauf beziehen, über welche Be - triebsmittel der Einwanderer verfügt, um ein Erwerbsunter - nehmen anzufangen, und ob er ein beſtimmtes Handwerk oder eine beſtimmte ſonſtige Beſchäftigung hat. Der Ein - wanderungskommiſſär wird bei ſeinem Urteile die jeweilige Konjuktur in der betreffenden Branche in Betracht ziehen. Auf fremde Zwiſchendeckpaſſagiere, welche beweiſen können, daß ſie blos in England landen wollen, um von dort ohne unnötigen Verzug nach einen anderen außerhalb Englands gelegenen Beſtimmungsorte weiter zu reiſen, findet das Geſetz keine Anwendung.
Herr Gemeinderat Gerſchon Oehlgießer teilt uns mit, daß er heute im Magiſtrate ein Nachtragsoffert auf die Verpachtung der Auflage von Wein und Fleiſch für die Dauer von drei Jahre überreicht habe. Dasſelbe bietet einen jährlichen Pachtſchilling von 153.000 Kronen. Wie geſtern berichtet, bietet die Firma Trichter & Co. nur 142.000 K jährlich.
16] (Nachdruck verboten).
„ Gehe nur zu ihm, Inge. Dein Vater iſt an dieſem Tage traurig, und du wirſt vielleicht die rechten Troſtworte für ihn finden. “
„ Ich will es verſtehen. Der arme Vater! Ich glaubte, daß ſeine zufriedene Stimmung, ſein gutes Befinden ihn diesmal über den traurigen Tag hinwegbringen würde. Er war doch in letzter Zeit ſo viel froher und wohlgemuter als ſonſt, nicht wahr, Mutter? “
„ Ja, Kind; das macht aber, daß die Sorgen um ſeine Fabrik j[e]tzt von ihm genommen ſind, daß er eine ſo treue Stütze, einen ſo kraftvollen Vertreter gefunden hat. “
„ In Mr. Williams? “ſagte ſie leiſe, und eine helle Röte ſtieg in ihr Geſicht.
„ Ja, in ihm. Wir können dem Himmel nicht genug danken, daß er uns dieſen Mann ſchickte. Dein Vater ſchätzt ihn und vertraut ihm. “
„ Und du, Muti? “
„ Ich habe ihn tlieb gewonnen wie einen Sohn. Das ſagt dir alles, Inge. “
Mit einem Male ſchwang Inge ſtürmiſch die Arme um der Mutter Hals und küßte ſie. „ Ich gehe jetzt zum Vater — adieu, Mutti. “
Damit eilte ſie auch ſchon zur Türe hinaus.
Frau Helmbrecht ſah ihr eine Weile gedankenvoll nach. Ob ſie eine Ahnung von dem hatte, was ſich in dem jungen Herzen ihres Kindes vollzog, jenes geheimnisvolle Werden, jene Macht, die, im tiefſten Innern verborgen, Keime und Blüten treibt?
V.
Kommerzienrat Helmbrecht ſaß in ſeinem Arbeits - zimmer.
Inge hatte ihn ſoeben verlaſſen, ſeine kleine Inge, diees ſo gut verſtand, ihm das Herz zu erleichtern und zu er - wärmen, die dieſe Kraft in mancher ſchweren Stunde an ihm erprobt hatte.
Auch heute hatte er ſie wieder verſpürt, dieſe Wunder - kraft, und noch als, ſie ihn verlaſſen hatte, blieb ein Abglanz davon zurück. Er wurde jedoch ſchwächer und ſchwächer vor den Gedanken, die ſich mit unwiderſtehlicher Gewalt vor ſeiner Seele drängten und ſie verdunkelten. Was galt es ihm in dieſer Stunde, daß ſich die Fabrik wieder zu altem Glanz aufſchwang, was galt es ihm, daß der Ruf der Firma Helmbrecht bis in die fernſten Lande und über das Meer drang?
Für wen war das alles?
Der Erbe, der alle Früchte eiſernen Fleißes und heißer Sorgen genießen konnte, fehlte ja — — den einzigen Sohn hatte ſeine Härte aus dem Vaterhauſe verſtoßen und verbannt!
Helmbrecht barg den ergrauten Kopf aufſtöhnend in beide Hände.
Wie es nur gekommen war, das ſchleichende Augenübel? Erſt die kleinen Anfänge, dann von Jahr zu Jahr ſtärker werdend, bis es ihm faſt ganz des Augenlichtes beraubte! Ein ſchwacher Schimmer war ihm nur geblieben, der ihn kaum die Umriſſe der einzelnen Gegenſtände erkennen ließ. Aerzte gaben ihm Hoffnung auf Wiedererlangung der Seh - kraft nach erfolgter Operation. Dieſe Hoffnung allein hatte ihn aufrecht erhalten und vor Verzweiflung bewahrt. Freilich konnte es noch lange dauern, ehe der Star zur Operation reif war, aber ein ſtarker Wille erträgt die Prüfung.
Es gibt ſchlimmere Leiden als körperliche; die freſſen an der Seele und nagen am Herzen, ſie ſchlagen unheil - bare Wunden.
Solche unheilbare Wunden trug Helmbrecht mit ſich herum ſeit langem, achtzehn langen Jahren. Seit jenem Tage, als der einzige Sohn für immer aus dem Vaterhauſe ſchied, verbannt von dem eigenen Vater.
Er war ein ſo hoffnungsvoller, begabter Junge geweſen, mit ſo glänzenden Geiſtesgaben, mit ſo reichem, tiefem Gemüt.
Und da mußte er ſich eines Verbrechens ſchuldig machen, das dem Vater ſo ungeheuerlich und unverzeihlich und wofür ihm keine Strafe zu ſchwer erſchienen war.
Dieſe Strafe beſtand in der Verbannung nach Amerika. Einige Jahre ſollte er dort bleiben und verſuchen, wieder ein rechtſchaffener ehrlicher Menſch zu werden, dann wollte er ihn wieder zurückholen.
Aber der Sohn hatte ſeine Pläne durchkreuzt — — er hatte ſich ſelbſt für immer verbannt und vom Vater los - geſagt.
Geſchah das aus Trotz oder Stolz, der ſchon in dem Knaben ſo himmelſtürmend geweſen war? War er umge - kommen, verdorben und geſtorben in der Fremde?
Dieſe Ungewißheit, dieſe nagende Pein!
Da wuchſen die Qualen der Reue, da wurden die Selbſtvorwürfe laut.
Warum hatte er ihn fortgeſchickt? Konnte er nicht daheim ebenſogut, nein, noch beſſer wieder zum ehrlichen Menſchen werden, wenn eine liebende Hand ihn auf den richtigen Weg geleitet hätte? — — Aber ſein Zorn war zu groß geweſen; für Nachſicht und Geduld hatte er damals keinen Raum gehabt, und die Mutter, die treu ſorgende, war dem Knaben ſchon lange geſtorben. Sie hätte ihn nimmer hinausgeſchickt.
Kummer und Gram beugten Helmbrecht das Haupt. Er würde ſich an den Qualen verzehrt haben, wenn er nicht einen Troſt in Eliſabeth, ſeiner ſpäteren zweiten Gattin, gefunden hätte. In ihrem Hauſe fand er zuerſt Erquickung, Ablenkung zum Troſt. Und als er ſie erſt ganz bei ſich hatte als ſeine Gattin, als ihr liebvoller Zuſpruch ſich wie B[a]lſam auf ſeine Wunde legte, da hörte ſie langſam zu bluten auf. Aber ſie heilte und vernarbte nie. Alljährlich an dem Tage, wo er den Sohn nach Hamburg gebracht hatte, um ihn nach dem fernen Weltteil einzuſchiffen, brach ſie von neuem auf. Da half kein liebevolles Tröſten der Gattin, kein liebkoſendes Schmeicheln Inges. Nur bittere Reue nagte an ſeinem Herzen.
522. Auguſt 1907. Czernowitzer Allgemeine ZeitungFreitag, den 23. Auguſt 1907 findet im deutſch-jüdiſchen Theater eine Wohltätigkeits - vorſtellung zu Gunſten des Unterſtützungsfondes der Sicherheits - wache ſtatt. Zur Aufführung gelangt „ Judith und Holofernes “, hiſtoriſche Operette in 5 Akten von Abraham Goldfaden.
Geſtern iſt hier der praktiſche Arzt Doktor Iſidor Homiuka im Alter von 36 Jahren geſtorben. Das Leichenbegängnis findet am 22. d. um 2 Uhr nachmittags vom Trauerhauſe, Reſidenzgaſſe Nr. 2 aus, ſtatt.
erſtattete Sonntag, den 18. d. M. ſeinen Wählern in den Gemeinden Petroutz und Kupka Rechenſchaftsberichte über ſeine Haltung in der verſtrichenen Reichsratsſeſſion, die von ſämlichen Wählern mit Jubel aufgenommen wurden. Auch im Storozynetzer Bezirke erſchei[n]t der durch künſtliche Agitationen in der Wahlzeit erzeugte Widerſpruch gegen die Perſon dieſes Abgeordneten vollſtändig verſchwunden. Dafür zeugen die großartigen Empfänge, die dem Abgeordneten Dr. Iſopescul-Grecul in den genannten Gemeinden bereitet wurden, und der Verlauf der von ihm abgehaltenen Verſammlungen. Die ganze Bevölkerung war bei der Ankunft ihres Abgeordneten auf den Füßen. Von Reiter - banderien und einer unüberſichtbaren Menge von Menſchen begleitet, wurde Dr. Iſopescul-Grecul unter Pellerſchüſſen zu den Verſammlungsorten geleitet, wo ihm von den Gemeinde - ausſchüſſen Salz und Brod nach alter Bukowiner Sitte als Willkommengruß gereicht wurden. Den Dank für die[ſ]e Gaben verband der Abgeordnete mit ſeinen Rechenſchaftsberichten, die auch allgemeine Zuſtimmung erwarben. Allüberall wurde dem Berichterſtatter einſtimmig das vollſte Vertrauen votiert. Nachher drängte ſich Klein und Groß, um dem Abgeordneten die Wünſche der Bevölkerung vorzutragen. Es iſt geradezu unglaublich, in wie kurzer Zeit Dr. Iſopescul-Grecul die Herzen aller ſeiner Wähler und ſelbſt ſeiner größten Wider - ſacher zu gewinnen wußte! Allerdings darf aber auch nicht über - ſehen werden, daß ſelten ein Abgeordneter ſo unermüdlich und unentwegt für das Wohl ſeiner Wähler zu arbeiten bemüht iſt.
Ueber den geſtern unter der Spitzmarke „ Tragiſcher Vorfall “veröffentlichten Unfall in der Brückenſtraße meldet der heutige Polizeirapport, daß nicht GR. Boryslawski, ſondern ein anderer Herr, namens Semczuk, den Bauern Baraniuk in der Auf - regung mißhandelt habe. Dieſe Meldung beſagt: Als geſtern mittags der 24jährige George Baraniuk aus Mamajeſtie mit einem einſpännigen Bauernwagen durch die Brückenſtraße fuhr, ſcheute ſein Pferd vor einem daher kommenden Waggon der elektriſchen Straßenbahn. Es riß aus und rannte mit derartiger Wucht gegen ein dem GR. Karl Boryslawski gehöriges Geſpann, daß es ein Handpferd dieſes Wagens mit der Deichſel an der Bruſt ſehr ſchwer verletzte. Darüber geriet der am Wagen des Boryslawski ſitzende Anton Semczuk derart in Aufregung, daß er den Baraniuk mit einem Weichſelſtocke mißhandelte und dieſem zwei ſtark blutende Rißquetſchwunden am Kopfe beibrachte. Der Rayons - poſten brachte den Verletzten zur Rettungsgeſellſchaft, von der er nach erſter Hilfeleiſtung in die Landeskrankenanſtalt über - führt werden mußte.
Fräulein Lydia Fritſch, Tochter des Apothekers Herrn Ferdinand Fritſch in Dorna - Watra, hat ſich mit Herrn Stanislaus Wadrzyk, Forſt - inſpektionskommiſſär und Leiter der Wildbachregulierung in Stulpikany, verlobt. — Am 18. Auguſt feierten in Prag die Verlobung Herr Ingenieur Ludwig Karnet, Bauadjunkt bei der Betriebsleitungsexpoſitur in Gurahumora, mit Fräulein Irma Levy, Tochter der Privatiere Franziska Levy aus Prag.
Die letzte uns zugekommene Kurliſte vom 8. Auguſt weiſt 2210 in Dorna-Watra einge - troffene Kurgäſte auf.
Mit den Zügen Nr. 312, 318 und 322 ſind geſtern 29 rumäniſche, 21 ruſſiſche, ſowie 11 hier - ländiſche jüdiſche Emigranten und 6 Bauern aus dem Suczawaer Bezirke nach Amerika gefahren.
Bei den in den letzten Monaten ſeitens der ſtädt. Marktkanzlei vorgenommenen, marktpolizeilichen Reviſionen in den Erzeugungs - und Verſchleisſtätten von Nahrungs - und Genusmitteln, im Stadtinnern und in den Vorſtädten, weiters bei der Unterſuchung der Lebensmittel auf den Märkten wurde eine ganze Reihe von Uebertretungen der beſtehenden Vorſchriften konſtatiert und eine nicht unbe - deutende Menge verfälſchter oder verdorbener Lebensmittel aus dem Verkehre gebracht. Insgeſamt wurden in den Monaten Mai, Juni und Juli 314 Reviſionen in den Fleiſchhauereien, Selchereien, Bäckereien, Ruſſelfabriken, Kon - ditoreien und Konditenfabriken, ferner in den Mühlen, Lager - häuſern, den Bierdepots, Bierabfüllſtätten, Sodawaſſer und Limonadenfabriken, den Milchmeiereien, Droguerien, ſowie in den anderen Verſchleißſtätten von Lebensmitteln und Ge - brauchsgegenſtänden vorgenommen. Von den erhobenen An - ſtänden waren in überwiegender Zahl Uebertretungen der Sanitätsvorſchriften zu verzeichnen; die Uebertretungen der Aichvorſchriften haben im Verhältniſſe zu den vorigen Monaten bedeutend abgenommen, dagegen wurden mehrere Milch - pautſcher überführt und insgeſamt 280 Liter verwaſſerter Milch vertilgt. Weiters wäre erwähnenswert die Vertilgung von 46 Liter verdorbenen Bieres, 112 Flaſchen verunreinigten Sodawaſſers, 42 Limonaden, 12 Körben ungeniesbarer Schwämme, 18 Körbe verdorbenen Obſtes, 24 kg. Weizen - mehles, 10 kg. Emmentalerkäſe, 15 kg. Wurſtwaren und die Beanſtändung von 324 den beſtehenden Geſetzen nicht entſprechenden Syphonflaſchen.
Die Lieferung der nach - ſtehend angeführten Materialien wird für das Jahr 1908 im Offertwege vergeben, und zwar: Beſtandteile für Lampen und Laternen, dann Lampen und Laternen komplett, Beſtand - teile aus Schmiedeeiſen für Bahnbetriebsmittel, ſowie Metall -waren, als: K[u]pferblech, Kupf[e]rrohre, Stangenkupfer, Kupfer - drath, Zinn, Antimon, Blockbei, Bleirohre, Bleiplomben, Meſſingblech und M[e]ſſingdrath, Packfonablech und Packfona - drath, Zinkblech und Plattinzink. Die vorgeſchriebenen Mengen können um 15 Prozent erhöht oder vermindert werden. Die der Lieferungsausführung zu Grunde zu legenden allgemeinen und beſonderen Lieferungsbedingniſſe, dann die Formularien, welche zur Verfaſſung der Offerte benützt werden müſſen und die näheren Angaben über Bedarfsmengen und Dimenſionen enthalten, können bei der unterzeichneten k. k. Betriebsleitung eingeſehen, behoben oder gegen Einſendung des Porto bezogen werden. Die Preiſe ſind franko einer Station der k. k. öſterreichiſchen Staats - bahnen inkluſive aller Speſen zu notieren. Für Zinn - und Kupferwaren ſind fixe Zuſchläge zu einem variablen Grund - preiſe zu offerieren, über deſſen Aufſtellung das bezügliche Offertformulare näheren Aufſchluß gibt. Die Offerten ſind ſamt den etwaigen Beilagen per Bogen mit einem Kronen - ſtempel verſehen, verſiegelt und mit der Aufſchrift „ Offert für Lieferung von Beſtandteilen aus Schmiedeeiſen für Fahr - betriebsmittel “oder „ Offert für die Lieferung von Kupfer - waren “oder „ Offert für die Lieferung von Lampen und Laternen ꝛc. “bei der unterzeichneten k. k. Betriebsleitung bis längſtens 20. September l. J. 12 Uhr mittags einzubringen. Jeder Offerent hat das Recht, der am nächſten Tage um 9 Uhr vormittags ſtattfindenden kommiſſionellen Offert - eröffnung perſönlich beizuwohnen. Der k. k. Betriebsleitung ſteht es frei, die Offerenten rückſichtlich des ganzen offerierten Quantums oder nur eines Teiles desſelben zu akzeptieren, oder ganz abzulehnen. Offerte, welche nach dem obigen Termine eingebracht werden, oder den Beſtimmungen dieſer Ausſchreibung nicht entſprechen, bleiben unberückſichtigt.
Das neuengagierte Künſtler. Enſemble übt nach wie vor ungeſchwächte Zugkraft aus - Beſonders erwähnt ſei, das feſche Wiener Duo Fritzi und Edmund, die elegante Koſtümſoubrette Thea Derby, die reizende Verwandlungstänzerin Miki Renne ſowie der vor - zügliche Tanzhumoriſt Edmund Lindner. Heute findet die Erſtaufführung der urkomiſchen Poſe „ Im Vermittlungs - bureau “ſtatt, worin das ganze Enſemble beſchäftigt iſt.
(Notar Stefan Ritter von Mikuli) verläßt demnächſt unſere Stadt, in der er mehr als ein Dezenium zum Wohle der Bevölkerung der Stadt und des Bezirkes in hervorragender Weiſe gewirkt hat. Ehrenſtellen, ſo zahlreich ſie ihm übertragen wurden, bekleidete er voll und ganz. In den Gemeinderat vom I. Wahlkörper zum zweiten male entſendet, war er ſeit etwa fünf Jahren ſtändiger Finanzreferent und hat es, wenn auch unter äußerſt ſchwierigen Verhältniſſen, verſtanden das Gleich - gewicht im ſtädtiſchen Haushalte zu erhalten. In dieſe Zeit fallen die Löſung wichtiger Fragen, wie der Neubau des Amtsgebäudes und des Stadthauſes, ſowie die Errichtung des Gebührenbemeſſungsamtes. Deſſen Anträge waren ſtets begründet und hatten zumeiſt Erfolg. Notar v. M[i]kuli war ſeit Jahren Obmann der Bezirkskrankenkaſſe, Obmann der Leihbibliotek, Mitbegründer des landwirtſchaftlichen Bezirks - vereines, des Stadtverſchönerungsvereines, Mitglied der Perſonal - ſteuerkommiſſion und Mitglied einer Anzahl humanitärer Vereine. Er hatte ſtets an den hieſigen Arbeitern und an der ſozialdemokratiſchen Partei einen großen Anhang, welche ihm faſt einhellig die Obmannſchaft in der Bezirkskrankenkaſſe übertrug. Anläßlich ſeines Scheidens hat ihm auch die letzere in einer Feſtſitzung große Ovationen bereitet. Große Objektivität hat derſelbe als Wahlkommiſſär bei den letzten Reichsrats - wahlen bewieſen. Deſſen Wohltätigkeits - und Gerechtigkeitsſinn muß überdies beſonders hervorgehoben werden. Und ſo darf Notar von Mikuli unſere Stadt, man könnte ſagen die ihm liebgewordene zweite Heimat, mit dem Bewuſtſein verlaſſen, daß er nicht nur der Geſamtheit, ſondern jedem einzelnen Stadtbewohner in angenehmſter Erinnerung bleiben wird, und daß ihm jedermann ohne Unterſchied des Standes und der Nationalität die beſten Wünſche für ſeine neue Tätigkeit in unſerer Landeshauptſtadt mitgibt.
Heute ertrank der 11jährige David Kaſtner im Pruthfluſſe während des Badens.
Das dem Jankel Retter gehörige Haus wurde geſtern ein Raub der Flammen. Die freiwillige Feuerwehr, welche mit einem Löſchtrain an Ort und Stelle erſchien, verhütete die weitere Ausbreitung des Feuers.
Seine Hochwohl - geboren der Herr Landespräſident Dr. Oktavian Reguer von Bleyleben hat dem Vereine „ Kaiſer Franz Joſef I. Kurhaus für Offiziere und Beamte in Dornawatra “den Betrag von 40 K zukommen laſſen. Für dieſe hochherzige Spende b[e]ehrt ſich die gefertigte Vereinsleitung, Seiner Hochwohlgeboren, dem Herrn Landespräſidenten, den ergebenſten Dank öffentlich auszuſprechen. Verein Kaiſer Franz Joſef I. Kurhaus für Offiziere und Beamte in Dorna-Watra.
Die akad. Verbindung „ Hebronia “veranſtaltete am 18. d. M. eine Volksverſammlung mit der Tagesordnung „ Der Zionismus und der VIII. Kongreß “. Die glänzend beſuchte Verſammlung wurde vom Mitgliede der „ Hebronia “Glückſtern eröffnet und über deſſen Vorſchlag Herr Löbel Taubes zum Vor - ſitzenden gewählt. Letzterer erteilte dem Referenten stud. iur. Hornſtein („ Hebronia “) das Wort. Derſelbe warf einen kurzen Ueberblick auf die Zeit ſeit dem Auftreten Herzls bis heute, beſprach den VIII. Zioniſtenkongreß und ſchloß mit einem warmen Appell an die Verſammlung, die zioniſtiſche Idee zu fördern und zu unterſtützen. Nachdem noch HerrRedakteur Löbel Taubes über die Bedeutung der O[e]lbaum - ſpenden geſprochen hatte, wurde beſchloſſen, ein Begrüßungs - telegramm an den VIII. Kongreß zu ſenden.
Der Landesausſchuß hat heute einſtimmig eine Reſolution angenommen, in der die Regierung aufgefordert wird, den Landtag im September einzuberufen.
Der rumäniſche Miniſtter des Aeußeren Sturdza traf heute mittags auf dem Semmering ein und ſtattete dem Miniſter des Aueßeren Baron Aerental einen längeren Beſuch ab. Man vermutet, daß zwiſchen beiden Staatsmännern die Frage des öſterreichiſch-rumäniſchen Handelsvertrages zur Sprache gebracht worden iſt.
Die Blätter melden aus Caſablanca: Geſtern erfolgte ein neuer Angriff auf Caſablanca. General Drude erſuchte die Regierung tele - graphiſch um Verſtärkungen.
Die vier wichtigſten Stämme Südmarokkos, die Muley Hafis zum Sultan aus - gerufen haben, treffen Vorbereitungen zum Marſche nach Caſablanca. Muley Hafis ſoll mit 6000 Mann mit Artillerie auf Caſablanca marſchieren. Die Lage der franzöſiſchen Truppen unter General Drude wird kritiſch.
Der hieſige Millionär Elkan Steiner iſt geſtorben. Derſelbe hat der Kultusgemeinde Eibenſchütz ein Legat von einer Million Kronen hiuterlaſſen.
Die Blatternepidemie breitet ſich hier mit unheimlicher Schnelligkeit aus. Heute ſind neuerlich 11 Blatternerkrankungen zur Anzeige gelangt. In der Bevölkerung macht ſich infolge deſſen große Beunruhigung bemerkbar.
Elegante moderne Damenhüte wegen vorgerückter Saiſon zu bedeutend reduzierten Preiſen „ Zur Franzöſin “Czernowitz Herrengaſſe 16.
(Wechſelſtube der Bukowinaer Landesbank)
| 4% Bukow. Landesbank-Fond-Schuldverſchreibung | 99·75 | 100·75 |
| Bukowinaer Bodenkredit-Pfandbriefe 4 Proz ... | 99·25 | 100·25 |
| Bukowinaer Bodenkredit-Pfandbriefe 5 Proz ... | 103· — | 104· — |
| Oeſterr. Kredit ............. | 628.50 | |
| Anglobank .............. | 297 — | |
| Bankverein .............. | 524 — | |
| Bodenkredit .............. | 10[0]3 — | |
| Eskomptegeſellſchaft ............. | 554 50 | |
| Länderbank .............. | 416 — | |
| Unionbank .............. | 530 — | |
| Staatsbahn .............. | 640 — | |
| Nordweſt ............... | 425 — | |
| Elbethalbahn .............. | 415. — | |
| Lemberg-Czernowitzer ........... | 560 — | |
| Dampfſchiff .............. | 970 — | |
| Alpine ............... | 581 — | |
| Brüxer Kohlen ............. | 720 — | |
| Prager Eiſen ............. | 2570 — | |
| Rima-Muranyer ............ | 520 50 | |
| Weſtböhm. Kohlen ............ | 364 — | |
| Draſche ............... | 7042 — | |
| Hirtenberger .............. | 1010 | |
| Türkenloſe .............. | 179 25 | |
| Rubel .............. | 252 37 | 253.37 |
| Marknoten ............ | 117 45 | 117.57 |
| Einheitliche 4% konv. Rente, Mai-November .... | 95. — |
| „ 4% „ „ Jänner-Juli .... | 94.90 |
| „ Rente 4·2% in Noten, Februar-Auguſt .. | 96.35 |
| „ „ 4·2% in Silber, April-Oktober .. | 96.35 |
| Oeſterreichiſche Goldrente .......... | 113.90 |
| „ Kronenrente 4% ........ | 95. — |
| „ Inveſtitionsrente 3½% ...... | 85.40 |
| Ungariſche Goldrente 4% .......... | 108 75 |
| „ Kronenrente 4% ......... | 90.85 |
| „ Inveſtitionsrente 3½% ....... | 79.10 |
| Oeſterr. -ungar. Bank-Aktien ......... | 17.75 |
| Kreditaktien .............. | 626. — |
| London vista ............. | 240 85 |
| Deutſche Reichsbanknoten für 100 Mark d. R-W. .. | 117.47 |
| 20-Mark-Stücke ............. | 23.48 |
| 20-Frank-Stücke ............. | 19.15 |
| Italieniſche Banknoten .......... | 95.60 |
| Rubel-Kurs ............. | 253.25 |
Die Budapeſter Produktenbörſe notiert:
| Weizen ........... | K 11.41 — 42 pr. 50 Kg. |
| Mais ........... | „ 6.76 — 77 „ 50 „ |
| Oelſaaten .......... | „ 17.75 — 85 „ 50 „ |
Preiſe in Kronen per 50 Kilogramm ab (Parität) Czernowitz
| Von | Bis | |||
| K | h | K | h | |
| Weizen: Prima ....... | 10 | 90 | 11 | 10 |
| Mittel ....... | — | — | — | — |
| Rogggen: Prima ....... | 9 | 70 | 9 | 90 |
| Mittel ....... | — | — | — | — |
| Gerſte: Brauerware ...... | 7 | 40 | 7 | 60 |
| Brennerei-Malzware .... | — | — | — | — |
| Hafer: Herrſchaftsware ...... | 7 | 00 | 7 | 20 |
| Marktware ....... | — | — | — | — |
| Uſanzenware ...... | — | — | — | — |
| Oelſaaten: Winterreps promot .. | 16 | 40 | 16 | 60 |
| Rüben ...... | — | — | ||
| Leinſaat ...... | — | — | — | — |
| Hanfſaat prompt ... | — | — | — | — |
| Kleefaat prima .... | — | — | — | — |
| „ mittel .... | — | — | — | — |
| Mais: Prima prompt ...... | 6 | 80 | 7 | 00 |
| Neumais: prompt ...... | — | — | — | — |
| Kleine Prima prompt ... | 5 | 50 | 5 | 60 |
| Hülſenfrüchte: Bohnen lange .. | — | — | — | — |
| Erbſen. | 7 | 80 | 8 | 00 |
| Fenchel: ........... | — | — | — | — |
| Spiritus pr. 10.000 Literperzent | ||||
| roher, prompt exkl. Steuer ab. Czernowitz | 54 | — | 55 | — |
Eigentümer und Herausgeber: Dr. Philipp Menczel und Joſef Kaufmann. — Verantwortlicher Redakteur: Arnold Schwarz. — Buchdruckerei „ Gutenberg “, Czernowitz.
Benjamin FiechterSusanne HaafNote: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat).2018-01-26T13:38:42Z grepect GmbHNote: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2018-01-26T13:38:42Z Amelie MeisterNote: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung.2018-01-26T13:38:42Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe
Fraktur
Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
Distributed under the Creative Commons Attribution-NonCommercial 3.0 Unported (German) License.