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[Telegramme:]Allgemeine, Czernowitz.

Czernowitzer Allgemeine Zeitung

Ankündigung[:]Es koſtet im gewöhnlichen Juſe ratenteil 12 h die 6mal geſpaltene Petitzeile bei eimaliger, 9 h bei mehtmaliger Einſchaltung, für Re - klame 40 h die Petitzeile, Inſerate nehmen alle in - und ausländiſchen Inſeratenbureaux ſowie die Ad - miniſtration entgegen. Einzel - exemplare ſind in allen Zeitungs - verſchleißen, Trafiken, der k. k. Uni - verſitätsbuchhandlung H. Pardini und in der Adminiſtration (Rat - hausſtr. 16) erhältlich. In Wien im Zeitungsbureau Goldſchmidt, Wollzeile 11.

Einzelexemplare 10 Heller für Czernowitz.

Nr. 1437. Czernowitz, Dienſtag, den 27. Oktober 1908.

Ueberſicht.

Vom Tage.

Heute finden in Niederöſterreich die Landtagswahlen aus der allgemeinen Wählerkurie ſtatt. In Prag fanden neuerlich Studentendemonſtrationen ſtatt.

Czernowitzer Angelegenheiten.

Zwiſchen dem Landeshauptmann und dem Rumänenklub iſt ein heftiger Streit ausgebrochen. In den Ausſchüſſen ſtreiken die Rumänen. Die Firma Strihafka iſt fallit geworden.

Letzte Telegramme.

Geſtern fand in Belgrad eine von den Belgrader Frauen einberufene Proteſtverſammlung gegen die Annexion Bosniens ſtatt. Rumänien ſoll mit Serbien eine Militärkonvention gegen Oeſterreich-Ungarn abgeſchloſſen haben.

Der Abbruch der direkten Verhandlungen.

Man ſchreibt uns von diplomatiſcher Seite:

Die Berhandlungen der Türkei mit Oeſter - reich-Ungarn und Bulgarien waren eine Wirkung der Londoner Verhandlungen Iswolskis und der Veröffent - lichung des Londoner Konferenzprogrammes. Die Türkei hat ſich, erſchreckt durch die Londoner Vorſchläge, bewogen geſehen, mit Oeſterreich-Ungarn über die bosniſche Frage und mit Bulgarien über die Frage der Ocientbahnen und Oſtrumeliens in direkte, durch keine Vermittler beeinflußte Verhandlungen[e]inzutreten. Der öſterreich-ungariſche Botſchafter in Konſtanti - nopel, Markgraf Pallavicini, verhandelte mit Tewſik Paſcha, und die bulgariſchen Spezialgeſandten Dimitrow und Stojanowitſch trafen in Konſtantinopel ein, um zunächſt mit den jungtürkiſchen Kreiſen Fühlung zu nehmen, mit denen ſich bereits der bulgariſche Geſande Natſchowiſch in Verbindung geſetzt hatte. Auch zwiſchen ihnen und der Pforte ſind zweifellos, wenn auch auf Umwegen, die über die franzöſiſche Botſchaft in Konſtantinopel führen dürften, Verhandlungen gepflogen worden. Sicher iſt, daß auf türkiſcher Seite die größte Neigung beſtand, mindeſtens mit Oeſterreich-Ungarnſo bald wie möglich zu einem erträglichen Abſchluß zu ge - langen.

Angeſichts des Londoner Konferenzprogrammes begann man in Konſtantinopel zu beten: Allah! Beſchütze uns vor unſeren Londoner Freunden! Die Enttäuſchung, die ſich in Konſtantinopel ſowohl der Jungtürken als auch der Regierung über die Londoner Vorſchläge bemächtigt hatte, ſchuf die günſtigſten Dispoſitionen für eine direkte Verſtändigung mit dem Wiener Kabinett. Man ſagte ſich, daß Oeſterreich - Ungarn, das nun durch die Annexion Bosniens und der Herzegowina geſättigt ſei und freiwillig den Schandſchak Novibazar geräumt hat, ſicherlich keine weiteren Anſprüche ſtellen werde und daß es geratener ſei, ſich mit Wien unmittelbar auseinanderzuſetzen, anſtatt zu riskieren, daß eine Konferenz nach dem Londoner Programm noch andere Leute aus den Taſchen der Türkei bezahle. Auf öſterreichiſch - ungariſcher Seite fand man denn auch das größte Entgegen - kommen. Oeſterreich-Ungarn hat von allem Anfang an auf dem Standpunkte geſtanden, daß es ſich über die bosniſche Sache nur mit der Türkei auseinanderzuſetzen habe, und es begrüßte ſofort die Gelegenheit, dieſe Verſtändigung den weiteren Einflüſſen einer internationalen Konferenz zu entziehen. Man begann alſo auf folgender Baſis zu verhandeln: Die Türkei nimmt die Annexion Bosniens und die Räumung des Sandſchaks durch Oeſterreich zur Kenntnis. Dann ſollen gewiſſe kirchliche Rechte des Sultans über die bosniſchen Mohammedaner feſtgeſetzt werden. Die Uebernahme eines entſprechenden Teiles türkiſcher Staatsſchuld lehnte Oeſterreich ab. Aber es iſt nicht unmöglich, daß es ſich dem türkiſchen Wunſche, den türkiſchen Beſitz im Sandſchak Novibazar gegen etwaige Angriffe Serbiens und Montenegros zu ver - bürgen, fügt. Gerade darauf legt die Türkei großen Wert; ſie fürchtete, daß eine Konferenz doch den Serben und Montenegrinern gewiſſe Kompenſationen auf Koſten des Sandſchaks bewilligen könnte, und dem wollten ſie vorbeugen. Andererſeits hat auch Oeſterreich-Ungarn ein Intereſſe daran, den Sandſchak, dieſe Brücke zwiſchen Serbien und Monte - negro, nicht in andere als in türkiſche Hände kommen zu laſſen. Eine Verſtändigung liegt alſo im beiderſeitigen Intereſſe.

Schwieriger ſind die Verhandlungen zwiſchen Türkenund Bulgaren. Dem Einfluße des Königs Ferdinand iſt es zwar gelungen, ſein Miniſterium dazu zu veranlaſſen, daß es ſich bereit erklärt, über die Ablöſung des Eigentumsrechtes der Türken an der oſtrumeliſchen Strecke der Orientbahnen mit der Türkei zu verhandeln. Aber nicht ſo günſtig ſteht es mit der Frage wegen Oſtrumeliens. Die Türkei beſteht darauf, daß der Tribut, den Bulgarien jährlich für Oſt - rumelien zu zahlen hatte, nun kapitaliſiert und von Bulgarien bezahlt wird. Dies erklärt jedoch das bulgariſche Miniſterium für ausgeſchloſſen, und auch dem König, der den Krieg unter allen Umſtänden zu vermeiden wünſcht, iſt es noch nicht gelungen, es in dieſer Beziehung zur Nach - giebigkeit zu bewegen. Der Miniſterpräſident Malinow hat ſogar für dieſen Fall mit der Demiſſion gedroht, und eine Miniſterkriſe kann der König jetzt in Bulgarien nicht brauchen. Immerhin iſt auch da noch eine Verſtändigung möglich.

Es muß alſo bei der Konferenz bleiben und die direkten Verhandlungen ſollen verhindert werden. Und ſcheinbar iſt dieſe edle Aufgabe Lord Lowther, dem engliſchen Bot - ſchafter in Konſtantinopel, gelungen. Die Pforte hat nach mehrfachen Konferenzen des Lords mit Tewſik Paſcha die Verhandlungen mit Oeſterreich abgebrochen, wie die Nach - richten lauten unterbrochen, nach dem mutmaßlich richtigen Sachverhalt. Und die bulgariſchen Delegierten, die nach Konſtantinopel geſandt waren, ſind plötzlich von dort abgereiſt. Am wenigſten iſt die letzte Tatſache ein Beweis für die Beſeitigung der Verhandlungswilligkeit der Pforte. Denn die Herren Stojanowitſch und Dimitroff hatten keinerlei Vollmacht. Sie waren nur beauftragt, die Anſchauungen der maßgebenden jungtürkiſchen Kreiſe inbezug auf Bulgariens Angebote zu ſondieren, und dieſe ihre Auf - gabe hatten ſie erfüllt. Erſt auf Grund ihrer Berichte waren bulgariſcherſeits eigentliche Verhandlungen in Ausſicht ge - nommen. Was aber den Abbruch der Verhandlungen mit Oeſterreich-Ungarn betrifft, ſo hat die Vermutung viel für ſich, daß es ſich dabei nur um eine Phaſe in einem Handels - geſchäft handelt, wobei der eine Teil zur Erwirkung des Zugeſtändniſſes ſeiner Forderungen auf den anderen Teil durch die Vorführung der Konkurrenzgefahr zu wirken ſucht. Die Wiederaufnahme des Konferenzgedankens durch die Pforte iſt

Der Doppelgänger des Zaren.

39] (Nachdruck verboten.)

Noch eine Frage, Monſieur was ſoll mit Vaſtics Leiche werden?

Hm da iſt guter Rat teuer, Iwan aber ſorgt nur einſtweilen für die anderen Sachen, vielleicht fällt mir noch ein Ausweg ein.

Als Iwan gegangen war, verſank der Amerikaner in Grübeln er hatte die Leiche völlig vergeſſen, aber Iwan hatte recht ehe ſie Brabinsk verließen, mußte dieſe fatale Aufgabe gelöſt werden. Die Leiche mitzunehmen, ſtand außer Frage ſie hier liegen laſſen, ging auch nicht an, und ſie in Brabinsk begraben, war ebenfalls ſchwierig. Wenn er Kalkow von ſeinem Zuſammentreffen mit Vaſtic berichtete und ihm ſagte, daß er ihn in der Notwehr erſchoſſen hatte, würde Kalkow weiter keine Schwierigkeiten machen, aber wenn er dann ſeine Leute nach Brabinsk ſandte, konnte es doch für Helga fatal werden, wer konnte wiſſen, was hier noch alles ver - borgen war?

Schließlich blieb doch nichts weiter übrig, als die Leiche hier in Brabinsk zu begraben und mit Iwans Hilfe trug Harper den Toten hinaus in eine leer ſtehende Scheune. Dort gruben ſie eine Grube, in welcher ſie die Leiche bargen und Harper kam ſich vor wie ein Mörder, als er in die verglaſten Augen des Erſchoſſenen blickte.

Er ſah ſo elend aus, daß Iwan davoneilte, ihm ein Glas Kognak zu holen; der ſcharfe Trank belebte ihn wieder, aber e[r]dankte doch Gott, als die Grube zugeworfen war und Iwan den Scheunenſchlüſſel abzog.

Da immer noch eine Stunde bis zur Abfahrt blieb, ver - ſuchte Harper zu ſchlafen, aber bald ward er inne, duß daran nicht zu denken war. Gleich quälenden Geſpenſtern zogen die Erlebniſſe der letzten Stunden an ſeinem wachen Auge vorüber tauſend Gefahren bäumten ſich vor ihm auf und in fieber -hafter Erregung ſuchte er nach Mitteln und Wegen, um dieſe Gefahren zu bekämpfen.

Jedenfalls mußte er, ſobald er Helga in Sicherheit wußte, darauf bedacht ſein, eine Audienz beim Zaren zu erlangen; aber wie das erreichen, ohne Kolkow zu ſprechen? Und wenn er Kalkowins Vertrauen zog, war wenig Hoffnung, das gewünſchte Re - ſultat zu erlangen; war er, wie Helga behauptete, der Verräter, der ihren Vater ins Verderben geſtürzt, dann mußte ihm alles daran gelegen ſein, den Zar n Helga nicht ſprechen zu laſſen! Und die fatale Nihiliſtenaffäre machte die ohnehin ſchwierige Situation noch ſchwieriger; ſobald Kalkow durch ſeine Späher von Vaſtics Tod hörte, mußte er auch entdecken, daß Helga zeit - weiſe Fühlung mit den Nihiliſten gehabt, und wie leicht war es dann für ihn, Helgas Anklage zu entkräften, indem er ſie des Einverſtändniſſes mit dieſen ſchlimmſten Feinden der Re - gierung bezichtigte.

Wohl beſtand die leiſe Möglichkeit, dem Zaren zu ver - bergen, daß Helga Lavalski, die Tochter ſeines geopferten Freundes identiſch ſei mit Helga Boreski, der Genoſſin der Nihiliſten, aber wer konnte wiſſen, ob nicht die Großfürſtin Stephanie Mittel und Wege fand, das Ohr des Kaiſers noch vor deſſen Zuſammentreffen mit Helga zu erreichen und wenn es ihr gelang, dann zog Helga den kürzeren. Um ſich und Boreski rein zu waſchen, würde die Großfürſtin ſich nicht beſinnen, Helga preiszugeben und ſo ſah die Sache nach keiner Seite hin tröſtlich aus. Als Helga nach Verlauf der feſtgeſetzten drei Stunden wieder im Salon erſchien, ſah Harper auf den erſten Blick, daß ſie nicht geſchlafen hatte. Sie war erſchreckend bleich unter den Augen lagen tiefe, dunkle Schatten, und ihre Stimme klang matt und farblos, als ſie Harpers Gruß erwiderte.

Wie mir Ihr Ausſehen zeigt, Helga, haben Sie leider nicht geſchlafen, ſagte Harper beſorgt.

Ach nein es war unmöglich. Und ich kann auch nicht zugeben, daß Sie ſich für mich opfern, Monſieur.

Ich kann nur unter einer einzigen Bedingung dieſen Ihren Wunſch erfüllen, Helga

Und dieſe Bedingung lautet

Daß wir beide, anſtatt nach Petersburg, jetzt direkt über die Grenze ins Ausland flüchten.

Daran iſt nicht zu denken, Monſieur .

So laſſen wir den Wagen nicht länger warten, Helga iſt Madame Korvata bereit?

Ja ſie wartet bereits in der Halle.

Die Fahrt verlief meiſt ſchweigend; Madame Korvatta lehnte in der einen Ecke des Wagens, Helga in der anderen, und Harper hatte den Damen gegenüber den Vorderſitz einge - nommen.

Als Madame Korvata nach einer Weile laut zu ſchnarchen begann, teilte Harper dem jungen Mädchen flüſternd mit, daß er ſie direkt zum Sophienplatz bringen und dann eine Audienz beim Kaiſer nachſuchen werde.

Es wird umſonſt ſein, ſagte Helga mutlos; Fürſt Kalkow weiß dergleichen ſtets zu vereiteln.

Aber ich gedenke, den Fürſten überhaupt zu umgehen

Was hilft das? Er hat zahlreiche Spürhunde im Solde und ſobald Sie nur den Palaſt betreten, wird’s ihm ge - meldet.

Nun, ſehen wir, wer recht hat, Helga auf alle Fälle halten Sie ſich bereit und machen Sie ſich darauf gefaßt, dem Kaiſer Ihre Erlebniſſe vorzutragen.

O, daran ſoll’s nicht fehlen, Monſieur, wenn die Ge - legenheit wirklich kommt, ſoll ſie mich bereit finden, aber ich glaube nicht daran.

Weshalb ſo kleinmütig, Helga? Aber nun laſſen Sie uns noch eine andere Möglichkeit ins Auge faſſen wir müſſen damit rechnen, daß der Zar Sie anhört und nicht über - zeugt iſt.

Auch daran habe ich gedacht, dann beginne ich meine Danaidenarbeit von neuem.

Gut alſo aber ich hoffe, wir werden ſiegen.

Und wenn wir unterliegen, trennen ſich unſere Wege, Monſieur, ſagte Helga feſt.

Daran iſt nicht zu denken, Helga.

(Fortſetzung folgt.)

2Czernowitzer Allgemeine Zeitung. 27. Oktober 1908

einfach auf die in London präſentierte Formel zurückzuführen: Das bietet uns die direkte Verſtändigung; was bieteſt du uns, was bietet die Konferenz uns mehr? Heraus mit dem verbeſſerten Angebot! Dabei wird das angedeutet, was man gegen früher mehr verlangt. Die Hauptſache darin iſt außer der Aufhebung der Kapitulation und der fremden Poſtämter die Beſeitigung der Kontrolle in Mazedonien und der den Armeniern gegenüber der Pforte auferlegten Verpflich - tungen. Das kann Oeſterreich nicht ſchaffen, aber eine Kon - ferenz kann es.

Fragt ſich nur, ob England ſich verpflichten kann und will, die Konferenz dafür willig zu ſtimmen. Wenn nicht nun dann wird das Geſchäft mit dem Konkurrenten gemacht, die direkte Verſtändigung mit O[e]ſterreich und Bulgarien wieder aufgenommen und zum glücklichen Ende geführt. Und wer weiß, was daraus noch Nützliches für die Türkei erſprießen kann. Es wäre zu ſehr Zukunftsmuſik, wenn man heute ſchon von einer Allianz zwiſchen der Türkei, Bulgarien und Oeſterreich - Ungarn ſprechen würde. Daß aber eine ſolche mit der Zu - ſtimmung Deutſchlands geſchloſſene Allianz der bereits ge - ſättigten Staaten, Bulgarien und Oeſterreich-Ungarns, mit der Türkei ungeheuer viel zur Konſolidierung der Verhältniſſe im Balkan beitragen müßte, läßt ſich nicht beſtreiten.

Zur Balkankriſe.

Das türkiſche Programm für die Konferenz.

Das türkiſche Programm für eine eventuelle Ko[n]ferenz iſt vom Sultan ſanktioniert worden. Großes Erſtaunen erregte es, daß der Ikdam plötzlich das einzige Heil für die Türkei in der Annahme einer Konferenz auf der Baſis des franzöſiſch-ruſſiſch-engliſchen Programms erbl[i]ckt. Ikdam beſchuldigt Bulgarien und Oeſterreich, die Türkei durch direkte Verhandlungen in ihren Intereſſen ſchädigen zu wollen; hinter beiden Staaten ſtehe Deutſchland. Dieſe Haltung des Ikdam fällt um ſo mehr auf, als dasſelbe Blatt vor Kurzem erklärte, Deutſchland habe von neuem bewieſen, daß es an der alten aufrichtigen Freundſchaft für die Türkei feſthalte.

Montenegro verlangt den Krieg.

Der hier eingetroffene montenegriniſche Abgeſandte Mijuſchkowitſch äußerte, ganz Montenegro verlangt den Krieg. Nur eine ſchleunigſt einzu - berufende Konferenz könne die entflammte Maſſe beruhigen. Kompenſationen für türkiſche Rechnung nehme Montenegro nicht an.

England will eine Konferenz, aus der Krieg hervorgehen ſoll.

In hieſigen unterrichteten Kreiſen wird jetzt auf die Richtigkeit der ablehnenden Haltung Deutſchlands zu dem engliſchen Konferenzvorſchlage hinge - wieſen. Schließlich handle es ſich bei England nicht um eine Konferenz zur Befeſtigung des Friedens, ſondern um eine Konferenz, aus der Krieg hervorgehen ſolle. Natürlich ſuche England wieder ſeine alte Methdde anzuwenden und ſchiebe als Kämpfer einen Dritten, die Türkei, vor. Dies geſchehe anſcheinend nicht nur Oeſterreich. Ungarn und Bulgarien gegen - über, ſondern auch, wie es ſcheint, Rußland gegenüber in der Dardanellenfrage.

Nowakowitſch beim Großvezier.

(Tel. der Cz. Allg. Ztg. )

Nowakowitſch und Nenadovich beſuchten den Großvezier.

Die Pariſer Anſicht.

Die Meldungen von der Ein - ſtellung der direkten Unterhandlungen zwiſchen Bulgarien, Oeſterreich und der Pforte erzeugten hier, obgleich ſie als Sieg des britiſchen Ei[n]fluſſes bei der türkiſchen Regierung aufgefaßt werden, eher Enttäuſchung und Beunruhigung. Man befürchtet, nachdem die an die raſche Verſtändigung mit der Türkei geknüpften optimiſtiſchen Erwartungen hinfällig ge - worden ſind, die Möglichkeit neuer Komplikationen und Konflikte zwiſchen den Konferenzmächten. Das englandfreund - liche Echo de Paris erblickt hingegen in der neuen Orien - tierung der türkiſchen Politik, die das ſchon von drei Mächten angenommene Programm akzeptiert, eine weſentliche Klärung der Lage. Die Hauptfrage bleibt, ob Deutſchland und Oeſterreich an der Konferenz teilnehmen werden.

Die türkiſchen Sicherheitsverhältniſſe.

Die Sicherheitsver - hältniſſe werden hier täglich ſchlechter. Dazu trägt der Umſtad bei, daß in den letzten Tagen beſonders an niedere Vo[l]ks - ſchichten ungewöhnlich viel Waffen verkauft wurden. Das hieſige griechiſche Konſulat ſowie der Patriarch haben alle Griechen zur Vorſicht ermahnt und namentlich vor nächtlichem Ausgehen gewarnt. Die Nachrichten aus der Provinz lauten ungünſtig. Wenn auch die erſten Nachrichten über ein Blut - bad in Armenien übertrieben ſind, ſo iſt es doch zweifellos, daß dort die Kurden wieder wüſt genug hauſen. In Belgrad be - klagen ſich die Juden, die ebenfalls bedroht wrrden. In Makedonien endlich kommt es wieder zu Kämpfen zwiſchen Griechen und Bulgaren. Beſondere Beachtung verdienen die Nachrichten über Unabhängigkeitsbeſtrebungen der Albaneten aus Südalbanien, wohin Sabahedin jetzt von Saloniki ver - mutlich im Auftrage des Komitees abgereiſt iſt, um die Al - baneſen zu beruhigen. Er iſt der Mann der Zentraliſation, der allerdings, ſeit er hier iſt, viel Waſſer in den Weingegoſſen hat. Wie wenig er bedeutet, zeigt eine Beſchwerde des Patriarchen: wenn die Griechen noch weiter bei den Wahlen behindert würden, ſo werden ſie überhaupt nicht wählen. Merkwürdig iſt, daß die Pforte angeſichts dieſer Schwierigkeiten dem engliſchen Einfluß nicht widerſteht, direkte Verhandlungen mit Oeſterreich Ungarn ablehnt und Kompen - ſationen verlangt, die die Aufrollung der ganzen türkiſchen Orientpolitik in einer Konferenz bedeuten.

Der ſerbiſche Kronprinz auf der Fahrt nach Rußland.

Die auffallende Tatſache, daß der ſerbiſche Kronprinz in den letzten Tagen fortgeſetzt mit dem Sektionschef Spalatkowitſch im Miniſterium des A[e]ußern oft bis 2 Uhr nachts konferierte, findet jetzt ihre Erklärung: Der Kronprinz wird ſich morgen in Begleitung des Ex - miniſters Paſchitſch und des Oberleutnant M[i]lutin Mari - nowitſch über Rumänien nach Petersburg begeben, wo der Zar ihn und ſeine Begleiter feierlich empfangen wird. Die Reiſe des Kronprinzen iſt das Reſultat der ſeit einer Woche zwiſchen Belgrad und Petersburg gepflogenen Verhandlungen.

Das Antwortſchreiben Fallieres an Kaiſer Franz Joſeph.

In hieſigen unterrichteten Kreiſen wird das Antwortſchreiben des Präſidenten Fallieres an Kaiſer Franz Joſeph, wie folgt, kommentiert: Frankreich wünſcht, daß über ſeine Haltung in den beiden für Oeſter - reich. Ungarn wichtigen Fragen kein Zw[e]ifel beſtehe. Die franzöſiſche Regierung hat nie daran gedacht, daß die An - gliederung Bosniens und der Herzegowina an Oeſterreich-Ungarn zu den von der Konferenz in die Diskuſſion zu ziehenden Punkten gehören ſollte. In Paris beſteht immer noch die Meinung, daß die Miniſterien in Wien und in Konſtantinopel ſich verſtändigen und der Kon - ferenz lediglich die Konſtatierung des Ergebniſſes dieſer Verſtändigung anheimſtellen ſollten. Die franzöſiſche Diplomatie werde, ſoweit ſie in Konſtantinopel aufklärend und beruhigend zu wirken vermag, dies gewiß nicht verab - ſäumen. Das zweite öſterreichiſch-ungariſche Bedenken gegen den Beitritt zur Konferenz betrifft die Beſorgnis, msn könnte beabſichtigen, Serbien und Montenegro Vorteile zu - zuwenden, denen Oeſterreich Ungarn ſeine Zuſtimmung abſolut verſagen müßte. Zu dieſem Punkte ſei Botſchafter Crozier in der Lage, daran zu erinnern, daß die erſt[e]O[e]ſterreich-Ungarn unangenehme Faſſung jenes Programmpunktes niemals Frankreichs Genehmigung erhielt und ſeither definitiv auf - gegeben worden iſt. Frankreich halte insbeſondere daran feſt, daß man es bei etwaigen Vorteilen, die Serbien und Monte - negro zuzuwenden wären, keineswegs auf eine Verletzung öſterreichiſch-ungariſcher Intereſſen ankommen laſſen würde. Es iſt wohl möglich, daß dieſe Geſichtspunkte auch für die heutige Unterredung des franzöſiſchen Botſchafters Cambon mit dem öſterreichiſch-ungariſchen Botſchafter von Szögyeny in Berlin maßgebend waren.

Das perfide Albion.

(Orig. -Korr.)

Die Unterhandlungen zwiſchen O[e]ſterreich-Ungarn und der Pforte ſind geſcheitert und ebenſo der Verſuch einer direkten Verſtändigung zwiſchen Bulgarien und der Türkei. Dieſe Wandlung iſt überraſchend, aber ſie iſt ein Werk der engliſchen Diplomatie, die es geradezu darauf abgeſehen hat, den Frieden in Europa zu ſtören. König Eduard läßt ſich zwar ſtets als Friedensfürſt feiern, aber alle ſeine Aktionen gehen in letzter Linie darauf hinaus, den Dreibund zu ſprengen, Deutſchland zu iſolieren und auf dem Kontinent Unfrieden zu ſtiften. Wenn irgendeiner das verkörpert, was die engliſche Sprache als Cant bezeichnet, ſo iſt dies König Eduard und ſeine Diplomatie. Wir beſitzen für dies Wort keinen deutſchen Ausdruck: es umfaßt ſo ziemlich alles das, was wir im einzelnen als Phariſäertum, Gleiß[n]erei, Unwahrhaftigkeit, Täuſchung, Ueberhebung, Scheinweſen und damit Verwandtes bezeichnen. Die diplomatiſchen Aktionen des Eduardiſchen England verdienen mit dem Ausdrucke Cant charakteriſiert zu werden und die Nationen des Kontinents täten am beſten, ſich einmal dieſer ungebetenen Dreinmiſchungen gemeinſam zu erwehren. Die Umtriebe Englands in der Balkanſache ſind gemeingefährlich und ſie ſind gleichzeitig den niedrigſten Motiven entſprungen. Man wird die Freundſchaftsver - ſicherungen König Eduards bei ſeinen jährlichen Beſuchen in Oeſterreich nunmehr auch treffend einzuſchätzen wiſſen. Wie es von beſonderer Seite heißt, herrſcht am Wiener Hofe Erbitterung gegen König Eduard, und auch Kaiſer Franz Joſef ſoll dieſer unverhohlen Ausdruck gegeben haben. Man ſchreibt es allein dem engliſchen Ein - fluſſe zu, daß die Annexion von Bosnien und der Her - zegowina und die weiteren wirtſchaftspolitiſchen Pläne Oeſter - reich-Ungarns auf dem Balkan nicht in voller Ruhe durchgeführt werden konnten.

Wenn man in London darauf rechnet, daß die Geduld Oeſterreich Ungarns unerſchöpflich ſei, daß man den Agita - tionen in Serbien und Montenegro, die mit engliſchem Gelde genährt werden, gleichmütig zuſieht, ſo verrechnet man ſich. Man iſt ſich in Wien und Budapeſt voll bewußt, welche großen materiellen Opfer eine Mobiliſierung allein erfordert, aber man wird dieſe Opfer im Notfalle auch zu bringen wiſſen. Und wenn da unten einmal geklopft werden müßte, ſo iſt es der engliſche Finger, dem dieſe Schläge zunächſt gebühren. Das Joch dieſer engliſchen Kibitzunarten wird un - erträglich umſo weniger zu dulden, als König Eduard der einzige Herrſcher wäre, deſſen Gewiſſen weit genug, die Nationen ſkrupellos in ein Meer von Blut zu treiben.

Vom Tage.

Die Miniſterkriſe.

Nach Erledigung der Arbeiten der Delegationen kehrt der Kaiſer am 10. oder 12. November nach Wien zurück. Dann dürfte noch vor der Eröffnung des Reichsrates die Rekonſtruktion des Kabinetts erfolgen. Es beſteht die Abſicht, eventuell auch Mitglieder des Herrenhauſes als Landsmannminiſter in das Kabinett zu berufen. Die deutſchen Parteiführer haben erklärt, daß die deutſchen Miniſter bis auf weiteres auszu - harren haben. Miniſterpräſident Baron Beck hat unum - ſchränkte Vollmachten erhalten und die Regierung iſt auf alle Eventualitäten, auch für den Fall einer Obſtruktion, vor - bereitet. Es wird ein Austauſch der einzelnen Miniſter oder eine gründliche Rekonſtruktion, aber immer mit dem Miniſterpräſidenten Beck, erfolgen. Es wird Sorge getragen werden, daß ſich Fraktionen unter den Mitgliedern des Kabinetts, wie dies in der legten Zeit vorgekommen iſt, z. B. die Vorſtöße der Chriſtlichſozialen in den Delegationen, nicht mehr ereignen, damit nicht der Kampf der Miniſter ſtärker ſei, als der Kampf der Parteien.

Die Poln. Korreſp. bringt die Nachricht, daß nach ihrer Information die Miniſterkriſe noch vor Zuſammentritt des Reichsrates gelöſt w[er]den ſoll. Baron Beck werde in Kürze mit den einzelnen Parteiführern ver - handeln. Gegenwärtig handle es ſich vor allem um die Rekonſtruktion des Kabinetts. Miniſter Fiedler ſoll bleiben, während Praſchek und Prade ausſcheiden dürften. Auf die Tagesordnung ſoll die Altersverſicherung und die Angelegenheit eines Kredits von 4 Millionen Kronen für Waſſerbauten geſetzt werden.

Der Prager Streit. Neuerliche Exzeſſe.

(Tel. der Cz. Allg. Ztg. )

Vor - mittags waren etwa mehrere tauſend Perſonen auf dem Graben angeſammelt. Etwa 44 deutſche Kouleurſtudenten gingen eine halbe Stunde hinter einem dichten Kordon der Wache auf und ab und begaben ſich ſodann in die Durch - fahrt des Kaſino, um einen Konflikt mit der Menſchen - menge zu vermeiden. In der Einfahrt des Kaſino kam es zwiſchen den Studenten, die ins Freie wollten, und der Polizei zu einem Handgemenge. Mehrere Wachleute und zwei Studenten wurden ver - letzt. Das Publikum wollte den Polizeikordon durch - brechen. Inzwiſchen wurde das Kaſinotor geſchloſſen. Der Manifeſtationsumzug der böhmiſchen Studenten iſt ruhig verlaufen. Nachmittags wurden zwei deutſche Studenten in Kouleur auf dem Graben von jungen Burſchen angefallen. Der intervenierende Polizeibeamten, der gleichfalls attakiert wurde, verhaftete einen Angreifer. Polizei und Gendarmerie ſind in voller Bereitſchaft geſtanden. Abends herrſchte Ruhe.

Die italieniſche Univerſitätsfrage.

Ueber Einladung des Rektors Hofrat Exner erſchien geſtern ein Vertreter des ita - lieniſchen Hochſchulkomitees zur Beſprechung der italieniſchen Hochſchulforderungen bei ihm. Der Rektor riet den Italienern von lärmenden Kundgebungen entſchieden ab, da dieſe ſowohl der Studentenſchaft als der Univerſität und ſchließlich auch den von den italieniſchen Studenten verfochtenen Forderungen ſchaden würden. Der Rektor verſprach, die Wünſche der Italiener in der nächſten Sitzung des akademiſchen Senates zur Sprache zu bringen und ſie an das Unterrichts - miniſterium zu leiten.

Aus Galizien.

Die Neuwahl des galiziſchen Landes - ausſchuſſes.

(Orig. -Korr.)

Rutheniſcherſeits wurde der Jungruthene Dr. Johann Kiweluk, k. k. Gerichts - ſekretär, in den Landesausſchuß gewählt. Während der geſtrigen Sitzung hielt Abg. Olesnicki in der Diskuſſion über das Budget eine längere Rede, worin er ſich über die Benach - teiligung der Ruthenen bei den letzten Landtagswahlen be - klagte und die Hoffnung ausſprach, daß das neue Wahlrecht bald die Verhältniſſe zu Gunſten der Ruthenen umgeſtalten werde. Redner könne es aber nicht leugnen, daß der neue Statthalter Verordnungen erlaſſen habe, welche ſein Wohl - wollen gegen das rutheniſche Volk bezeugen. Ferner beklagt ſich Redner über die Mißwirtſchaft in der galizi - ſchen Adminiſtration, welche den Ruthenen abſolut nicht ihr gutes Recht zugeſtehen wolle, und ruft den polniſchen Abgeordneten zu: Führt, meine Herren, die Gleichberechtigung beider Nationen durch und eine ideale Eintracht wird im Lande herrſchen. Vorläufig ſei es aber noch weit davon und um ihrer Unzufriedenheit über die herrſchenden Zuſtände Aus -327. Oktober 1908. Czernowitzer Allgemeine Zeitung. druck zu verleihen, ſtimmen Redner und Genoſſen gegen das Budget.

Finanzminiſter Dr. Kory - towski kam geſtern hier an und nahm an den Beratungen des Landtages teil.

In der heutigen Abendſitzung ſprachen noch mehrere rutheniſche Abgeordnete in der Debatte über das Budget, und zwar die Abgeordneten Dr. Korol (Altruthene), Dr. Dudykiewicz (Altruthene) u. a. Sie erklärten, ebenfalls gegen das Budget ſtimmen zu müſſen, um die gegenwärtig herrſchenden Verhältniſſe zu brandmarken. Das Slowo Polski berichtet, daß die Seſſion des galiziſchen Landtages allem Erwarten nach bis zum 4. oder 5. November währen dürfte, worauf der Land - tag vertagt werden ſoll.

Eine neue galiziſche chriſtlich-ſoziale Ver - einigung.

(Orig. -Korr.)

Eine neue chriſtlich-ſoziale Vereinigung iſt, wie der Naprzod berichtet, in Krakau im Entſtehen begriffen, an deren Spitze der Abg. Staniszewski treten ſoll. Der Gedanke an die Gründung dieſer Vereinigung iſt wegen der letzten Erfolge der Juden im Gemeinderate aufgetaucht.

Parteiſteuer.

Die ukrainiſchen Blätter ver - öffentlichen einen Aufruf des ukrainiſchen Nationalkomitees an das ukrainiſche Volk, wornach jeder Ukrainofile zugunſten ſeiner Partei einen beſtimmten Betrag je nach der Stellung, die er in der Partei einnimmt, leiſten ſoll.

Die Polen im Preußiſchen Landtag.

Wie der Kurjer Lwowski meldet, beabſichtigt der Polenklub des preußiſchen Landtages, betreffs des Verbotes, in Verſammlungen nichtdeutſche Sprachen zu benützen, in der nächſten Sitzung des Landtages zu interpellieren.

Bunte Chronik.

Schiffsunglück.

(Tel. der Cz. Allg. Ztg. )

Die Hafenagentie von Zlarin telegraphiert: Der nach Trieſt beſtimmte, der Trieſterrhede gehörige Dampfer Emma fuhr beim Leuchtturm von Rozanik auf. Der Schaden iſt unbekannt. Die Beſatzung wurde gerettet.

Die Peſt.

(Priv. -Tel. der Cz. Allg. Ztg. )

Die Bubonenpeſtepidemie hat in Terceira (Azoren Inſeln) an Umfang zugenommen. Täglich kommen durchſchnittlich ſieben Todesfälle vor.

Selbſtmord des Vizepräſidenten Emmerich von Latkoczy in Graz.

(Orig. -Ber.)

Der frühere Vize - präſident des ungariſchen Verwaltungsgerichtshofes in Budapeſt, Emmerich von Latkoczy, gegen den bekanntlich wegen Beſtechungen die Strafanzeige erſtattet wurde, hat ſich Samſtag morgens in einer Grazer Heilanſtalt erſchoſſen.

Ueben den ſenſationellen Vorfall erhält die Grazer Tagespoſt folgenden Bericht: Emmerich von Latkoczy hatte Donnerſtag abend Budapeſt verlaſſen und ſich in Begleitung ſeiner Tochter und ſeines Schwiegerſohnes nach Graz begeben, wo er Freitag Früh eintraf. Latkoczy befand ſich begreif - licherweiſe nach den Vorgängen in Budapeſt in großer Auf - regung. Er ſuchte ein hieſiges Sanatorium auf, wo er mit ſeiner Tochter verbleiben wollte. Latkoczy erklärte ſelbſt, daß ſein Zuſtand äußerſt bedenklich ſei und einer Pſychoſe gleich - käme. Die Anſtaltsleitung, der er ſich unter ſeinem wahren Namen zu erkennen gab und der er auch die bekannten Vor - gänge in Budapeſt erzählte, erklärte jedoch, momentan keine Räumlichkeiten in gewünſchtem Maße zur Verfügung ſtellen zu können, da alles beſetzt ſei. Latkoczy blieb dann trotzdem bis gegen abend im Sanatorium und wurde von ſeinem Schwiegerſohne abgeholt. Er fuhr in Begleitung ſeiner Tochter und ſeines Schwiegerſahnes vom Sanatorium fort und ſuchte nun eine andere Heilanſtalt auf, wo er auch Auf - nahme fand. Bei ſeinem Eintreffen dort ſchien er ſeinen Gleichmut wieder gefunden zu haben, Er war munter und guter Dinge. Der Eindruck der neuen Umgebung ſchien auf ihn eine ungemein günſtige, beruhigende Wirkung ausgeübt zu haben. Er nahm mit gutem Appetit ſein Abendeſſen zu ſich und begab ſich dann, ohne irgend eine Aeußerung getan zu haben, die auf ſein Vorhaben hingedeutet hätte, ſcheinbar in beſter Laune nach ſeinem Schlafzimmer. Niemand hatteeine Ahnung, daß v. Latkoczy ſein Leben enden wollte. Im Laufe der Nacht, vielleicht auch gegen den Morgen, das ließ ſich nicht feſtſtellen, da merkwürdigerweiſe niemand eine Detonation gehört hatte, jagte ſich v. Latkoczy aus einem ſechsläufig Revolver eine Kugel in rechte Schläfe. Er hatte gut gezielt. Der Schußkanal führte direkt durch das Gehirn, ſo daß nach äretlichem Befund der Tod ſofort eingetreten ſein mußte. Der Schuß mußte offenbar mit ruhiger Hand abge - geben worden ſein. Der Selbſtmord Latkoczys wurde zuerſt durch einen Diener der Anſtalt entdeckt, der früh in das Zimmer trat, um ſich nach den Wünſchen des Gaſtes zu erkundigen. Da dem Eintretenden auf ſeinen Gruß keine Antwort zuteil wurde, trat er an das Bett heran, um zu ſehen, ob der Ruhende noch ſchlafe; zu ſeinem Schrecken gewahrte er, daß das Geſicht Leichenbläſſe zeigte und der Kopf eine Schußwunde aufwies. Der Diener erſtattete ſofort einem Anſtaltsarzte Meldung von ſeiner furchtbaren Ent - deckung. Der Arzt eilte ſogleich in das Zimmer Latkoczy[ſ]. Der erſte Blick auf den im Bette Liegenden brachte ihm aber die Ueberzeugung, daß hier keine Hilfe mehr möglich ſei. Der Tod war bereits ſeit längerer Zeit eingetreten. Von dem Vorfalle wurde ſofort der Schwiegerſohn des Dahin - geſchiedenen verſtändigt, der ſodann die Familienangehörigen benachrichtigte.

Die Vorgänge, die zum Sturze Emmerich von Lotkoczys geführt haben, ſind bekannt. Er verwertete ſeinen Ei[n]fluß bei der Regierung für G[e]ld durch Erwirkung von Konz[e]ſſionen, insbeſondere für Apotheken und Tabaktrafiken. Um ihn zu überführen, wurde ihm eine Falle geſtellt, in die er auch ging. Es wurden ihm 60.000 Kronen als Vermittlungs - honorar für die E[r]wirkung einer Apothekerkonzeſſion ange - boten. Er nahm das Geld tatſächlich gegen Beſtätigung in Empfang. Der Beſtechung überwieſen, wurde er ſofort aus dem Staatsdienſt ohne Penſionsanſpruch entlaſſen. Am 17. d. publizierte das ungariſche Amtsblatt ſeine Enthebung. Die Enthüllungen ſeiner Handlungsweiſe veranlaßten ihn, auch Budapeſt zu verlaſſen.

Die rumäniſchen Chautants.

Aus Bukareſt wird uns berichtet: Im Hinblick darauf, daß ſich in den ſogenannten Varieteetheatern immer wieder Skandale ereignen, hat die Polizei angeordnet, daß die Vortragenden, ſowohl die Männer als auch die Frauen, nicht mehr mit dem Teller herumgehen dürfen, um den Lohn für ihre Künſte einzuheimſen; ſondern daß jeder Gaſt einen Leu Eintrittsgebühr zahlen muß. Des weiteren iſt es den Prieſtern und beſonders den Prieſterinnen der hochgeſchürzten Kunſt verboten, mit den Gäſten an einem Tiſch zu ſitzen und mit ihnen zu zechen. Zum Schluß wird angeordnet, daß alle dieſe Lokale um 1 Uhr nachts ge - ſchloſſen werden müſſen.

[Ein Slowackidenkmal in Lemberg.]

Aus Lemberg wird uns berichtet: Heute erſchien in den polniſchen Blättern ein Aufruf ans polniſche Volk, anläßlich der 100. Wiederkehr des Geburtstages des zweitgrößten polniſchen Dichters, Slowacki, zum Bau eines Denkmals für denſelben nach Kräften beizuſteuern.

Czernowitzer Angelegenheiten.

Vollverſammlung des Czernowitzer kaufmänniſchen Vereines.

Samſtag um 4 Uhr nachm. fand eine Vollverſammlung der Mitglieder des Czernowitzer kaufmänniſchen Vereines ſtatt, zu welcher auch ſämtliche Mitglieder des kaufmänniſchen Gremiums Gruppe I geladen waren. Außer den zahlreich erſchienen Kaufleuten, bemerkte man unter den Anweſenden die Herren Reichsratsabgeordneten Dr. Straucher, die Kammeräte kaiſ. Rat Goldluſt, Zentner und Picker, Bankdirektor kaiſ. Rat Kindler, Kozower und Groß - induſtriellen Jakob Hecht. Der Vorſitzende, Herr Handels - kammerpräſident und Landtagsabg. Wilhelm Tittinger, begrüßte die zahlreich erſchienenen Kaufleute und insbeſondere den Abgeordneten der Stadt Czernowitz, Herrn Dr. Straucher. Derſelbe erteilte hierauf dem Sekretär Mittelmann das Wort zur Erſtattung der auf der Tagesordnung ſtehenden Referate. Der Genannte beſprach nunmehr eingehend über das Konſumvereinsweſen in der Bukowina, ſowie über die durch das ſelbe der Kaufmannſchaft verurſachten Schäden und die nationale Begrenzung der Konſumvereine in der Bukowina.

Ueber dieſes Thema ſprachen dann die Herren Kammer - räte Goldluſt und Bankdirektor Kindler. Kammerat Goldluſt verwies auf die bevorſtehende neue Novellierung des Geſetzes vom 9. April 1873, Reichs-Geſ. -Blatt Nr. 70 über die Erwerbs - und Wirtſchaftsgenoſſenſchaften und be - richtete über eine Reihe von Beſtimmungen, welche bei der neuen Novellierung zu Gunſten der Kaufmannſchaft im Parlamente vorgelegt wurden. Der Sekretär berichtet ſodann über das Inſormationsweſen in der Bukowina, ſowie über die Stellungnahme des kaufmänniſchen Vereines im Jahre 1903. Der Genannte weiſt auf Grund einer Reihe von Tat - ſachen nach, daß mit den Informationen in der Bukowina und namentlich in Czernowitz zum Schaden der Kaufmanſchaft von nichtautoriſierten Perſonen ſehr viel Unfug getrieben wird. Zu dieſem Thema ſprachen die Herren: Abgeordneter WilhelmTittinger, Direktor Kindler und Reichsratsabgeordneter Dr. Straucher, welcher eine gründliche Regelung dieſer ſo wichtigen Frage fordert. Redner iſt der Anſicht, daß die Zu - hilfenahme der Kammer ganz überflüſſig iſt, daß der kauf - männiſche Verein in dieſer Frage ſelbſtändig vorgehen ſolle und in Einvernahme mit den maßgebenden kaufmänniſchen Korporationen in Wien einen Modus zur ſtrengen Regelung dieſer A[n]gelegenheit finden könnte. Eine in dieſem Sinne be - antragte Reſolution gelangt zur einſtimmigen Annahme. Sodann berichtete der Referent über die g[e]plante Erhöhung des Frachtbriefſtempels ſowie der Frachtentarife auf den k. k. Staatsbahnen und beantragte die Ueberreichung einer Proteſteingabe an das Handelsminiſterium.

Kaiſ. Rat Goldluſt beantragt eine Debatte über in die Details der geplanten Frachtenerhöhungen. Es entſpinnt ſich eine lebhafte Diskuiſion, an der ſich die Herren Direktor Kindler, Goldluſt, Feuerwerk, Hecht u. ſ. w. beteiligen. Schließlich wurde dem Antrage des Referenten auf Uebermittlung einer Proteſtnote an das Hand lsminiſterium zugeſtimmt. Hierauf erſtattete Herr Mittelmann ein längeres Referat über die Eskomptierung offener Buch - forderungen und deren Wichtigkeit für den kauſmänniſchen Mittelſtand.

Zu dieſem Thema ſprechen die Herren Kammerrat Zentner, Direktor Kindler und Herman Bianovici. Dr. Straucher wies die Organiſation des Kredites im Handels - und Gewerbeſtande in der Bukowina nach und fand mit ſeinen ſehr intereſſanten Ausführungen reichlichen Beifall. Kammerrat Zentner betonte abermals die Wichtigkeit der Errichtung einer kaufmänniſchen Bank und bedauerte, daß dieſes Projekt bis nunzu nicht zuſtande kam. Eine diesbezügliche Anfrage richtet gleichzeitig Herr Fuhrmann an den Vorſitzenden. Der Vorſitzende, Herr Abgeordneter Tittinger, ſowie Abgeordneter Dr. Straucher ſtimmen der Tatſache zu, daß die Begeiſterung bei Gründung ähnlicher Kreditinſtitute bis zum Geldgeben ſehr groß iſt, wenn aber die Einzahlungen erfolgen ſollen, ziehen ſich alle zurück. Redner habe diesbezügliche Erfahrungen bei Gründung der jüdiſchen Genoſſenſchaftsbank gemacht, und liegen beim Genannten noch heute ganze Stöße von Zuſchriften wegen Ernennung von Bankzenſoren, Reviſoren, Liquidatoren, Mäkler, Diener, Aushilfsbeamten u. ſ. w. Die vom Referenten vorgelegte Reſolution, der kaufmänniſche Verein werde ermächtigt mit den einzelnen Bankinſtituten, die ſich mit der Eskomp - tierung von offenen Buchforderungen beſchäftigen, in Verbindung zu ſetzen und die Errichtung einer Filiale in Czernowitz zu ermöglichen, wurde einſtimmig angenommen.

Wegen der vorgerückten Zeit beantragte ſodann Herr Neſtl die letzten 2 Punkte der Tagesordnung, Handlungs - gehilfengeſetz und Handelsvertrag mit Rumänien, von der Tagesordnung abzuſetzen, und zum Zwecke der Erledigung dieſer 2 Punkte eine eigene Verſammlung einzuberufen. Herr Schnapp proteſtiert gegen die Abſtellung dieſer 2 wichtigen Punkte. Nachdem aber Abgeordneter Dr. Straucher die Anſicht ausſpricht, daß es nicht angeht, ſo wichtige Referate ſchablon - mäßig zu behandeln, wurde der Antrag auf Vertagung einſtimmig beſchloßen. Es gelangte nunmehr der letzte Punkt der Tagesordnung, Stellungnahme zu den bevorſtehenden Handelskammerwahlen, zur Verhandlung. Zu dieſem Punkte ſprach der Sekretär Mittelmann, welcher auf die Notwendigkeit einer Einigung der geſamten Kaufmannſchaft hinwies und die ablehnende Haltung der kaufmänniſchen Gremien Gruppe II. und III. bedauerte. Redner iſt der Anſicht, daß die Forderung der Kaufmannſchaft und ſämtlicher Ladenbeſitzer auf Delegierung eines Mitgliedes in die Handelskammer vollkommen be - rechtigt iſt. Namens der kaufmänniſchen Gremien Gruppe II. und III. erwiderten hierauf die Herren Feuerwerk und Haß. Herr Abgeordneter Dr. St[r]aucher beſprach nunmehr ausführlich die bevorſtehenden Kammerwahlen, ſowie Stellung - nahme der Chriſtlichſozialen, wies auf die ungemein wichtige Poſition im Landtage hin, erörterte auch ausführlich die Agenden des Kammerbu[r]eaus, ſowie der einzelnen Kammer - beamten (Zwiſchenrufe: Die Kammerſekretäre ſind fort auf Reiſen oder gehen ſpazieren! ) und iſt der Anſicht, daß j[e]der Kammer-Kandidat vorerſt dem Handels - oder Gewerbeſtande ſein Programm vorzulegen verpfl[i]chtet iſt. Im ſelben Sinne ſprechen auch Herr B. Baltineſter und Kammerrat Picker. Der Vorſitzende, Herr Abgeordneter Wilhelm Tittinger, gibt die Erklärung ab, daß bei den bevor - ſtehenden Handelskammerwahlen gewiß die maßgebenden Anſichten des Abgeordneten Dr. Straucher gehört werden und daß in ſeinem Sinne und mit ſeinem Einverſtändniſſe auch dieſe Angelegenheiten durchgeführt werden. Ein Antrag des Herrn Neſtl, am 31. d. M. im jüdiſchen Nationalhauſe eine größere Verſammlung ſämtlicher Handels - und Gewerbe - treibenden von Czernowitz zur Stellungnahme dieſer Frage einzuberufen, konnte nicht zur Abſtimmung gelangen, nachdem viele der Anweſenden den Saal verlaſſen hatten.

Einiges über Direktor Kahlert und Profeſſor Reichel.

Sechsundvierzig ſage und ſchreibe: 46 Jahre ſind es, daß ich, mit dem Lehrbriefe der Reife verſehen, das damals nur vierundfünfzig, ſage und ſchreibe: 54 Jahre alte k. k. Obergymnaſium von Czernowitz verließ, um in Wien die akademiſche Staatsbürgerſchaft zu erlangen. Daß ich der jubilierenden Unterrichtsanſtalt noch heute in Treue zugetan bin, iſt mehr ſelbſtverſtändlich als lobeſam. Schon die un - auslöſchlichen Erinnerungen an die bunten Erlebniſſe, vorzugs - weiſe jedoch an die Lehrer und Erzieher, die an mir herum - geboſſelt haben, halten das Gefühl der Dankbarkeit und Anhänglichkeit in mir lebendig.

Bis zum Jahre 1859 war Friedrich Kahlert Direktor des Gymnaſiums, wie es ſcheint, nur in proviſoſcher Eigenſchaft, denn er wurde an das Wiener akademiſche Gymnaſium nicht mit dem Range eines Direktors, ſondern mit jenem eines Profeſſors verſetzt. Er verkörperte tatſächlich das abſolutiſtiſche4Czernowitzer Allgemeine Zeitung. 27. Oktober 1908Syſtem, das damals in ganz Oeſterreich, einſchließlich Ungarns, blühte. Nicht bloß er, jeder Lehrer und Supplent hatte das jus gladii gegenüber den Schülern, d. h. das Schopfbeuteln und Einſperren ſtand ihnen frei, der Klaſſenarreſt insbeſondere war ein gewohnheitsmäßiges Strafmittel, und mancher Gymnaſiaſt pflegte zu Mittag nur ausnahmsweiſe nach Hauſe zu kommen. Der Carcer und das ſpaniſche Röhrel dagegen waren dem Direktor und einem fachmänniſchen Beirate desſelben vorbehalten. Dieſe beiden Strafmittel kenne ich gottlob nur vom Hörenſagen; eine Prügelexekution kam übrigens während meiner Studienzeit nur einmal zum Vollzuge und rief nicht geringe Aufregung unter den Gymnoſiaſten hervor. Dagegen war der Carcer, ein kleines Stübchen mit vergittertem Fenſter, gleich einem Fremdenzimmer im Hotel, ziemlich häufig beſetzt. Er war nicht etwa ein finſteres Loch, ſondern licht und luftig. Bis zu 16 Stunden konnte man zum Sitzen oder Brummen daſelbſt verhalten werden, niemals jedoch während der Nacht, daher ſaß man eine längere Freiheitsſtrafe in zwei natürlich nur ſchulfreien Tagen ab.

Bleiben wir noch eine Weile bei Direktor Kahlert. Man muß ihm das Zeugnis ausſtellen, daß er das Hand - werk eines Schulleiters vortrefflich verſtand. Auch ein tüchtiges Wiſſen brachte er aus ſeiner Heimat Preußen mit, und ſeine wiſſenſchaftliche Lehrmethode im Lateiniſchen und Griechiſchen zeitigte keine ſchlechten Erfolge. Meine Vorliebe für die klaſſiſchen Sprachen dürfte er in mir wachgerufen haben. Seit ſeinem Abgange von Czernowitz ſah ich ihn nie mehr in meinem Leben. Erſt eine Begegnung in den kärntner Alpen brachte mir ihn in lebhafte Erinnerung.

Damit verhielt es ſich ſo: Im Jahre 1874, nachdem ich die Advokatenprüfung glücklich beſtanden hatte, fühlte ich das Bedürfnis nach Erholung oder eigentlich nach Heilung von einem inneren Leiden. Zugleich wollte ich aber die ſchöne Alpenwelt auskoſten, und ein Wiener Arzt, mit dem mich Kouleurbruderſchaft verband, dirigierte mich nach dem Säuerlingbade Preblau. Ich war daſelbſt ziemlich heimiſch geworden, da kam ein Wiener Pfarrer ebenfalls dahin. Als wir uns gegenſeitig vorſtellten, intereſſierte es ihn, daß ich aus Czernowitz ſei, denn der geweſene Direktor Kahlert zähle zu ſeinen beſten Freunden. Wir ſchloſſen in der Folge eben - falls einen Freundſchaftsbund, deſſen Bindeglied ſozuſagen Kahlert war. Wir verließen gemeinſam zu Fuß Preblau und wanderten über die Back nach Köflach, wo wir erſt die Eiſenbahn beſtiegen, um in Graz Abſchied von einander zu nehmen. Ich blieb nämlich in Graz zurück, das ich diesmal wiederſehen wollte, zumal dort mein alter Gymnaſiallehrer Reichel reſidierte, den zu begrüßen ich das Verlangen hatte.

Wer oder eigentlich was Profeſſor Joſef Reichel war, der Schleſier, wie er ſich mit Stolz nannte, das wiſſen nicht nur die Zeitgenoſſen desſelben, ſondern auch viele unter uns, die ihn gar nicht gekannt haben. Er war ein Sonderling, ein Wüterich, ein Exerziermeiſter und doch ein guter Kerl und kein ſchlechter Lehrer. Die meiſten ſeiner Schüler hatten ihn lieb oder hatten eine heilige Scheu vor ihm. Wie oft wallfahrteten ſie in die Nähe ſeiner Wohnung das gegenwärtig Diamant’ſche Haus in der Schlangengaſſe (Bürgermeiſter Dr. Reiß-Gaſſe) um ſeine häuslichen Gewohnheiten zu beobachten. Letztere waren drollig genug, und ich müßte ſämtliche Spalten dieſes Blattes mit Embargo belegen, wollte ich nur ein Bruchteil hiervon veröffentlichen. So z. B. pflegte er manchmal einen Bettler auf die Probe zu ſtellen, ob er lange Finger habe oder nicht. Erblickte er ihn im Hofe ſeinem ebenerdigen Gelaſſe zuhinken, ſo legte er raſch einen ſilbernen Zwanziger auf den Tiſch und verbarg ſich hinter dem Bettvorhang. Wehe, wenn der Almoſenſuchende, ſich unbeachtet glaubend, nach der Münze griff. Reichel ſtürzte ſich ſofort mit einem Knittel in der Hand auf den Täter und gerbte ihm weidlich das F[e]ll. Wußte aber der Bettler zwiſchen Mein und Dein gewiſſenhaft zu unter - ſcheiden, ſo ſchenkte ihm Reichel den Zwanziger und verſah ihn wohl auch noch mit leiblicher Zehrung.

Mit offenen Armen und mit den Worten: Als meinen Schüler habe ich Dich geduzt und geſchopfbeutelt, von heute an duzen wir uns als Freunde empfing mich mein alter, aber auch gedämpfter gewordener Profeſſor. Man ſah ihm die Unbehaglichkeit ſeines neuen Wirkungskreiſes in Graz an, wohin er ſich nur über Andringen ſeiner Ehegeſponſin hatte verſetzen laſſen. Er verhehlte mir auch nicht, wie ſehr er ſich nach Czernowitz wieder zurückſehne, das er ſeine zweite uner - ſetzbare Heimat nannte. Lange hat er in der Murſtadt ſein Lehramt nicht ausgeübt, in der Bukowina unter dem Hutweiden - volke, wie er uns in ſeiner Sprechweiſe beeilte, hätte er länger gelebt. Da ich meine Heimreiſe nicht über Wien, ſondern über Budapeſt antrat, ſo ſchrieb ich meinem geiſt - lichen Freunde über die Begegnung mit Profeſſor Reichel. Karl Blechſchmidt ſo hieß der Pfarrer war über meine Mitteilungen ſehr erbaut und trug mir in ſeinem Antwortſchreiben ebenfalls das traute Du an. So hatte ich denn im Jahre 1874 zwei Duzfreunde auf einmal gewonnen, leider ſie aber durch den Tod nach wenigen Jahren verloren.

Reichel’ſche Ausſpruche und Kraftworte haben ſich noch bis heute in der Schulüberlieferung erhalten. Mein Gymnaſial - kollege Leon Maximovici, welcher erſt vor drei Jahren als Pfarrer von Jaslowetz geſtorben iſt, hat ſie auf der Schulbank ſelbſt zu Papier gebracht, und als wir im Jahre 1902 unſer 40jähriges Maturantenjubiläum begingen, ver - ſetzte uns die Lektüre des altehrwürdigen Manuſkripts in nicht geringe Heiterkeit. Ich verfaßte zur dauernden Erinnerung an die Reechel’ſche Lehrzeit eine eigene Kneipzeitung mit Be - nützung dieſer koſtbaren Aufzeichnungen, und jeder von uns Abiturienten, mit Einſchluß des gegenwärtigen Gymnaſial - direktors Klauſer und des geweſenen Gymnaſialprofeſſors Vyslouzil, beſitzt wohl noch ein autographiertes Exemplar hievon.

Bukowiner Landtag. Streik im Finanzausſchuß.

Der Finanzausſchuß hat heute im vollen Ernſte zu ſtreiken begonnen, und nicht einmal zu dem ſo beliebten Mittel der paſſiven Reſiſtenz wollten die unzufriedenen Mitglieder des Finanzausſchuſſes greifen, ſie entſchieden ſich für eine draſtiſchere Maßnahme, nämlich die Verweigerung der Weiterberatung. Ueber die Debatte, die ſich bei dieſer Gelegenheit entſpann, gibt das unten ſtehende Kommuniquee Aufſchluß.

Wie wir hören, trifft heute Landeshauptmann Baron Georg Freiherr v. Waſſilko aus Berhometh hier ein. In einer morgen ſtattfindenden Konferenz ſoll die Tagesordnung für die nächſte Sitzung endgültig feſtgeſtellt werden. Bekanntlich dreht ſich der Streit um die Lehrergehaltsregu - lierung, welche die Onciulgruppe zu allererſt ſichergeſtellt wiſſen möchte. Die Anhänger einer flotteren Durchberatung des Budgets ſtehen jedoch auf dem Standpunkte, daß dieſes vorher feſtgeſtellt ſein müſſe, bevor man ſich überhaupt für die Lehrergehaltsregulierung entſcheiden könne. Morgen wird, wie erwähnt, über dieſe Frage definitiv Beſchluß gefaßt werden. Heute bleibt nicht anderes übrig, als den Ausſchuß - ſtreik zu verzeichnen.

Nachſtehend das uns zugekommene Kommuniquee:

Nach Eröffnung der h[e]utigen Sitzung des Finanz - ausſchuſſes bringt Abg. Dr. Onciul nachſtehenden Vorfall zur Kenntnis des Ausſchuſſes:

Am Samſtag wandte ich mich durch den Kommiſſär Scalat telephoniſch nach Berhometh an den Herrn Landeshauptmann mit der im Namen des Rumänenklubs vorgebrachten Bitte, auf die Tagesordnung der nächſten Sitzung in erſter Linie die Wahlreform, das Rentengüter - geſetz, das Straßengeſetz, das Lehrergehalts - geſetz ſowie das Lehrerpenſionsgeſetz und erſt ſodann die weiteren Vorlagen zu ſetzen. Herr Kommiſſär Scalat überbrachte mir im Auftrage des Landeshauptmannes die Antwort, daß die Feſtſtellung der Tagesordnung aus - ſchließlich Sache des Landeshauptmannes ſei, in welche ſich Niemand anderer zu miſchen habe und daß der Landes - hauptmann eine Sitzung überhaupt inſolange nicht einzuberufen gedenke, als nicht die Voranſchläge und die Darlehensvorlage im Ausſchuſſe erledigt ſeien. Ich finde, daß es Jedermann’s Recht ſei, eine Bitte vorzubringen und daß insbeſondere den Klubobmännern und den Klub’s ein legitimer Einfluß auf die Zuſammenſetzung der Tagesordnung zukomme, zumal[d]ie Geſchäftsordnung über Beſchluß des Hauſes ſowohl die ſofortige Verhandlung eines nicht auf die Tagesordnung ge - ſetzten Gegenſtandes, als auch die Umſtellung der Tagesordnung gegen den Willen des Landeshauptmannes vorſieht. Was den zweiten Teil der Antwort betrifft, kann ich nicht glauben, daß ſie authentiſch ſei, denn ſonſt würde ſie eine Verletzung der Würde der Abgeordneten und eine dem Landeshauptmanne nicht zuſtehende Einflußnahme bedeuten. Um in dieſer Beziehung den wahren Sachverhalt zu konſtatieren, hat der Rumänenklub beſchloſſen, eine Deputation an den Landeshauptmann zu entſenden, um authentiſche Aufklärung zu erbitten. Solange dieſe Aufklärung fehle, ſei eine Weiter - verhandlung der Ausſchüſſe zwecklos.

Ich beantrage daher die Schließung der heutigen Sitzung und Vertagung derſelben bis nach Ein - langen der Antwort des Landeshauptmannes .

Abg. Dr. Stocki opponiert gegen die Vertagung. Er meint, daß dem Finanzausſchuſſe gewiſſe Arbeiten zugewieſen ſeien und ſei es ſeine Pflicht, die zugewieſenen Agenden recht - zeitig zu erledigen und dem Hauſe Bericht zu erſtatten. Sache der Parteien ſei es, im Hauſe dann eine Umſtellung der Tagesordnung zu beantragen. Der vom Abgeordneten Dr. v. Onciul geſtellte Antrag falle nicht in die Kom - petenz des Finanzausſchuſſes.

Abg. Dr. v. Onciul erwidert, daß er den Antrag geſtellt, gerade die Sitzung des Finanzausſchuſſes zu vertagen und dabei lediglich ſeinen Antrag motiviert habe.

Abg. Langenhan ſteht gleichfalls auf dem Stand - punkte, daß der Finanzausſchuß pflichtgemäß, ohne Rückſicht auf das Ergebnis ſeiner Beratungen dem Hauſe rechtzeitig die Vorlagen vorzulegen habe.

Bei der hierauf erfolgten Abſtimmung wird der Antrag des Abg. Dr. Onciul mit 4 gegen 3 Stimmen angenommen und ſohin die Sitzung vertagt.

Die für heute angeſagte S[i]tzung des Verwaltungs - ausſchuſſes konnte wegen Beſchlußunfähigkeit nicht abge - halten werden. Morgen, Dienſtag, findet eine Sitzung des Schul - und Mittwoch ei[n]e Sitzung des Finanzausſchuſſes ſtatt.

Der Streit zwiſchen der Onciulgruppe, reſpektive dem Rumänenklub und dem Landtagspräſidium hat heute eine Verſchärfung durch folgenden Vorfall erfahren:

Landeshauptmann Br. Waſſilko hatte dem Bureau den Auftrag, erteilt, den Schulbericht inſolange nicht zu ver - vielfältigen, als er nicht hiezu beſonderen Auftrag erteilt haben wird. Offenbar wollte der Landeshauptmann mit dieſem Auftrage die raſche Erledigung des Budgets zuwege bringen. Dem Herrn Dr. Onciul geht es aber hauptſächlich darum, die Lehrergehaltsregulierung unter Dach und Fach zu bringen, um[ü]berdies die Bewilligung des Landtages zur Aufnahme des Millionendarlehens zu vereiteln, verlangt Onciul die Anbe - raumung einer Landtagsſitzung für die nächſten Tage mit der Tages - ordnung Schulbericht . Das diesbezügliche Referat war bereits vom Berichterſtatter Wiedmann ausgearbeitet und dem KommiſſärScalat zur Drucklegung übergeben worden. Herr Dr. v. Onciul erſchien nun heute nach der Vertagung des Finanz - ausſchuſſes im Präſidialbureau und verlangte die Herausgabe des Schulberichtes, um ihn gemäß eines im Rumänenklub ge - faßten Beſchlußes auf eigene Koſten in Druck zu legen. Kom - miſſär Scalat berief ſich auf den ihm von ſeinem Vor - geſetzten erteilten Auftrag und weigerte ſich, das Anſuchen Onciuls zu erfüllen. Es kam deshalb zu einer erregten Szene im Bureau des Präſidiums. Onciul drohte, er werde den Schutz des Landespräſidenten anrufen, Polizeiaſſiſtenz herbei - ſchaffen, den Schreibtiſch aufbrechen laſſen ꝛc. Schließlich mochte er eingeſehen haben, daß ein Beamter nur ſeine Pflicht erfülle, wenn er ſeinem Vorgeſetzten gehorche, und entfernte ſich. Nun verlautet, Onciul habe beim Landespräſidenten vorgeſprochen und um Intervention gegen die Anordnungen des Landes - hauptmannes gebeten. Ferner hat demſelben Gerüchte zufolge der Rumänenklub Proteſttelegramme an den Miniſterpräſi - denten und die Kabinettskanzlei des Kaiſers gegen das Vorgehen des Barons Waſſilko gerichtet.

Militäriſches.

Transferiert wurden Oberſtleutnant Joſef Wonka vom 100. Infanterieregimente und Major Peter Schönhöfer vom 36. Infanterieregiment beide zum 41. Ju - ſanterieregiment und Major Artur Hann von Hannenheim vom 41. Infanterieregiment zum 40. Infanterieregiment.

Ernennung.

Der Ackerbauminiſter hat im Stande der juridiſch-adminiſtrativen Beamten der Direktion der Güter des bukowiner gr. -or. Religionsfondes in Czernowitz den Admini - ſtrationskonzipiſten Dr. Jozefowicz zum Adminiſtrations - adjunkten ad personam ernannt.

Perſonalnachricht.

Abgeordneter Anton Lukasze - wicz begibt ſich morgen zu längerem Anfenthalte nach Wien.

Promotion.

Heute wurde in der Aula unſerer Uni - verſität Herr Ottokar Hrimaly, ein Sohn des unlängſt ver - ſtorbenen Muſikdirektors Adalbert Hrimaly, zum Doktor der Philoſophie promoviert. Als Promotor fungierte Profeſſor Doktor Jüthner.

Todesfall.

Geſtern iſt hier der gr. -kath. Pfarrer Michael Strepko im 40. Lebensjahre geſtorben.

Kirchliches.

Am Sonntag, den 1. November l. J. findet die Einweihung der Kaiſer Franz Joſef I. Jubiläums - Kirche in Babin ſtatt.

Von den Staatsbahnen.

Verſetzt wurden die Bahnadjunkten Berthold Aron vom Bahnbetriebsamte in Itzkany und der Stationsvorſtand in Alt-Kimpolung Wolf Korber, beide zum Bah betriebsamte in Czernowitz, Ignatz Mogilnicki von der Bahnbetriebsleitung in Czernowitz als Stationsvorſtand nach Alt-Kimpolung und der Beamtenaſpirant Rudolf Leibſchütz von Zuczka zur Bahnbetriebsleitung in Czernowitz, Abteilung I und II.

Die Säkularfeier des k. k. I. Staatsgym - naſiums in Czernowitz.

Samstag, den 24. d. M. hat im Profeſſorenzimmer des I. Staatsgymnaſiums die letzte Sitzung des Feſtordnungskomitees ſtattgefunden, in welcher alle Maßnahmen getroffen wurden, welche ein glänzendes Gelingen der Feſtlichkeiten verbürgen. Die Nachfrage nach den Eintrittskarten zur Feſtſitzung und zum Feſtbankett iſt eine ſo rege, daß der Verkauf derſelben nur unter verſtärkter Heranziehung der Komiteemitglieder vor ſich gehen kann. Aus allen Teilen unſeres Kronlandes, ja auch aus dem fernſten Weſten und Oſten, tr[e]ff[e]n ununterbrochen Schüler der Jubi - läumsanſtalt ein, um an dem ſeltenen und erhabenen Feſte teilzunehmen. Kein Schüler des altherwürdigen Gymnaſiums möge an dieſem Ehrentage desſelben fehlen! Die Plaquetten, welche zur Teilnahme an allen Feſtlichkeiten berechtigen, ſind ſpäteſtens am Dienstag von 4 6 Uhr nachmittags im Schwarzen Adler erhältlich. Der Feſtausſchuß macht darauf aufmerkſam, daß beim Eintritt in den Synodalſaal der erz - biſchöflichen R[e]ſidenz keinerlei Billets abzugeben ſind; es iſt blos die Plaquette dem Dienſtperſonal vorzuweiſen. Das Billet, welches beim F[e]ſtbankett dem bedienenden Kellner zu übergeben iſt, erhalten die Feſtteilnehmer zugleich mit der Plaquette gegen Erlag von 12 Kronen. Alle Herren Komitee - mitglieder werden dringend erſucht, beim Begrüßungsabend am Dienstag um 8 Uhr abends im Reſtaurant des Schwarzen Adler zu erſcheinen, und dort die Komiteeabzeichen perſönlich in Empfang zu nehmen. Nach den umfaſſenden Vorbereitungen, welche von allen Ausſchüſſen getroffen wurden, verſpricht das Feſt in allen ſeinen Programmpunkten einen glänzenden und erhebenden Verlauf zu nehmen und ſich zu einer impoſanten Huldigung für die älteſte Bildungsſtätte des Landes zu ge - ſtalten. Für die Schülerfeier am 27. d. M. wurde fol - gendes Programm feſtgeſtellt: 1. Eröffnung und Begrüßung durch den Direktor Regierungsrat Klauſer; 2. Schülerchor (Muſik von Euſebius Mandyczewski, Worte von Dr. Anton Norſt), dirigiert Hans Horner; 3. Feſtrede ge - halten von Profeſſor Karl Wolf; 4. Volkshymne, geſungen vom Schülerchor; 5. Anſprache des Schülers der VII. Gymnaſial - klaſſe Rudolf Hargesheimer; 6. Hymne an Auſtria von Anaſtaſius Grün, vorgetragen vom Schüler der V. Klaſſe Eduard Lederle; 7. Enthüllung der Gedenktafel.

Frequenz der Mittelſchulen in der Bukowina zu Beginn des Schuljahres 1908 / 09.

Zu Beginn des Schuljahres 1908 / 09 wurden aufgenommen: am I. Staats - gymnaſium in Czernowitz 881, am II. Staatsgymnaſium in Czernowitz 770, am III. Staatsgymnaſium in Czernowitz 1. bis 7. Klaſſe 692, am Staatsgymnaſium in Kimpolung (1. und 2. Klaſſe) 168, am Staatsgymnaſium in Kotzman (1. bis 5. Klaſſe) 254, am Staatsgymnaſium in Radautz 398, am Staatsgymnaſium in Sereth 340, am griech. -orientaliſchen Gymnaſium in Suczawa 920, ſomit an allen Gymnaſien der Bukowina 4423 öffentliche Schüler. Ferner wurden527. Oktober 1908. Czernowitzer Allgemeine Zeitung. auf[g]enommen: am Staatsrealgymnaſium in Gurahum[o]ra (1. Kl[a]ſſ[e]) 88 und an der[a]r. -[o]r. R[e]alſchule in Czernowitz 719 öffentliche Schüler. Die Summe der öffentlichen Schüler an den vorher genannten Mittelſchulen beträgt daher 5229. Am ſtädtiſchen Mädchenlyzeum in Czernowitz wurden 497 öffentliche Schülerinnen anfgenommen. Im Schuljahre 1908[/]09 beſtehen an allen Gymnaſien in der Bukowina 50 an der gr. -or. Realſchule in Czernowitz 10, am Staatsrealgymnaſium in Gurahumora 1 und am ſtädtiſchen Mädchenlyzeum in Czernowitz 5 Parallelklaſſen.

Verſpätung der Wiener Poſt.

Infolge Zugs - zuſammenſtoßes bei St[i]eb[ni]g an der Nordbahn wird die Wiener Poſt verſpätet einlangen.

Ein deutſches Realgymnaſium in[ Czernowitz]

Wir erhalten folgende Zuſchrift: Alle jene, welche an der Errichtung eines deutſchen Realgymnaſiums in Czernowitz ein Intereſſe haben, mögen ihre Adreſſe an einen der Unterzeichneten ehebaldigſt einſenden. Prof. Dr. Rudolf Scharizer, Prof. Dr. Leon Kellner.

Rom. acad. Verbindung Bucovina .

Der Eröffnungs-Kommers für das LVIII. W. -Semeſter findet Samſtag, den 31. Oktober l. J. um halb 9 Uhr abends im Pavillon des Nationalhauſes (Ringplatz 3) ſtatt. Alle Herren, die bis nun an den von der Verbindung veran - ſtalteten Feſtlichkeiten teilgenommen haben, mögen ſich auf dieſem Wege für eingeladen betrachten. Am 4. November l. J. abends veranſtaltet die Verbindung im Armonia-Saal (R[ing]platz 3) ein Kränzchen. Ei fache Toilette. Eintritt: 2 K per Perſon. Einladungskarten we[r]den nicht verſchickt.

Die Geſchworenenausloſung

findet wegen der Säkularfeier des I. Staatsgymnaſiums nicht am 28, ſondern morgen, den 27. d. um 10 Uhr vormittags ſtatt.

Konkurseröffnung über eine alte Firma.

Das Landesgericht in Czernowitz hat die Eröffnung des Konkurſes über das Geſamtvermögen des Weißwarenhändlers Joſef Strihafka in Czernowitz bewilligt. Zum Konkurskommiſſär wurde Landesgerichtsrat Konſtantin Zenta in Czernowitz und zum einſtweiligen Maſſ verwalter Advokat Dr. Eugen Lauer in Czernowitz beſtellt. Die Paſſiven belaufen ſich auf zirka eine Viertel Million Kronen, und zwar Waren - ſchulden 100.000 Kronen, Wechſelſchulden 80.000 Kronen und Haushypotheken zirka 70.000 Krone[n]. Die Firma Joſef Strihafka beſteht über 32 Jahre am hieſigen Platze. Strihafka beſaß auch eine Filiale in Kolomea, die ſelbſt - verſtändlich in die Konkursmaſſe einbezogen iſt.

Die Polizei-Sperrſtunde.

Wir erhalten folgende Zuſchrift: Die Gaſtwirte-Genoſſenſchaft Gruppe X in Czer - nowitz hält am Mittwoch, den 28. Oktober 1908, 3 Uhr nachmittags im Pavillon Gottlieb (Ringplatz 3) eine außer - ordentliche Genoſſenſchafts-Verſammlung mit der Tagesord - nung Stellungnahme zur neuen Sperrſtundenverordnung ab, zu welcher die P. T. Mitglieder hiemit geladen werden. Als Gäſte zu dieſer Verſammlung werden geladen: der löbliche Gemeindera[t], ſoferne den Herren das Wohl und Wehe der Stadt am Herzen liegt, die Herren Handelskammerräte und ſonſtige gewerbefreundliche Perſonen, die Vertreter der Bier - brauereien, die Pächter der ſtädtiſchen und ärariſchen Gefälle, der Verein zur Förderung und Hebung des Fremdenverkehres und der Verein der Hausbeſitzer. Czernowitz, am 26. Oktober 1908. Der Genoſſenſchaftsvorſteher: Jakob Gottlieb. Morgen begibt ſich die Genoſſenſchaftsvorſtehung korporativ zum Landespräſidenten, um die Aufhebung der Verordnung zu erwirken.

Raufexzeß bei einer Hochzeit.

In der Roſcher - gaſſe fand geſtern abends eine Hochzeit ſtatt. Man unterhielt ſich ausgezeichnet, doch gegen 9 Uhr gerieten die erhitzten Gemüter derart hart〈…〉〈…〉 inander, daß bald[e]ine regelrechte Keilerei entſtand. Ein Hochzeitsgaſt, namens Demeter D. wurde vom Bruder des Bräutigams, namens Johann K., derart mit den Fäuſten bearbeitet, daß D. einen linksſeitigen Rippenbruch und andere Verletzungen erlitt. Sicherheitswache und freiwillige Rettungsgeſellſchaft mußten intervenieren. Der verletzte Hochzeitsgaſt wurde in die Landeskrankenanſtalt gebracht, während ſein Gegner verhaftet wurde.

Das Jubiläumsreſtaurant.

In den nächſten Tagen gelangt in den aufs modernſte eingerichteten Räumen des jüdiſchen Nationalhauſes ein Reſtaurant zur Eröffnung, das den ſtolzen Namen Das Jubiläumsreſtaurant führen wird. Die Pracht der Architektonik, welche in dem Nationalgebäude am Eliſabethplatze ſowohl in der Ausſtattung der Faſſaden, als in den Lokalitäten verwendet wurde, wird auch in den herrlich gelegenen, luftigen und ausblicksreichen Reſtaurantsräumen, welche die ganze Front zur Heinegoſſe, wie zum Eliſabethplatze einnehmen, zum Ausdruck kommen. Die Kultusgemeinde hat einem verſierten Fachmanne das Reſtaurant, welches, nebenbei bemerkt, eine moderne, aber ſtreng jüdiſche Küche führen wird, übergeben. Es iſt dies Herr Simon Dorfmann, der eine ausgezeichnete Praxis in den erſtklaſſigſten Etabliſſements ſich angeeignet hat und alle Fähigkeiten beſitzt, um ſelbſt dem verwöhnteſten und anſpruchsvollſten Publikum gerecht zu werden. Bei dem vor - herrſchenden Mangel an einer wahrhaft bürgerlichen Küche wird gewiß das neue Jubiläumsreſtaurant , das alle Vorzüge eines Großſtadtlokales vereinigen wird, aufs freudigſte begrüßt werden.

Theater, Kunst und Literatur.

Eine Rigolettoaufführung,

die zu dem Beſten gehört, das wir jemals auf dieſem Gebiete in Czernowitz zu verzeichnen hatten, wurde uns Samſtag dargeboten. Herr Arnold ſang und ſpielte den Rigoletto mit einer Hingebungund einem Stimmaufwand, der mit großen Ehren vermerkt zu werden verdient. Frl. Breit war eine überaus liebliche Gilda, ſtimmlich und ſchauſpieleriſch gleich hervor[r]agend, und auch Herr Deutſch-Haupt (Herzog), der aufangs indisponiert ſchien, kam zuletzt wieder auf die gewohnte geſangliche Höhe. Erwähnen wir noch, daß Herr Spada den Bravo tadellos ſang, ſo iſt das Enſemble entſprechend gewürdigt. Fräulein Gellinek und Frl. Heller entledigten ſich ihrer kleineren Aufgaben gleichfalls zur Zufriedenheit des Publikums, das in wahrhaft ſpontaner Weiſe Beifall auf Beifall häufte. Herrn Mohn’s muſikaliſche Leitung verdient ein Seperatlob.

Die geſtrige Aufführung des Troubadour erweckte den Eindruck einer mangelhaften Vorbereitung, und es wäre vielleicht am Platze geweſen, die Aufführung um einige Tage zu verſchieben, um durch weitere Proben Unſicherheiten zu beſeitigen. Die beſte Leiſtung des Abends bot unſtre[iti]g Fräulein Heller als Azacena, die uns von voriger Saiſon noch in beſter Erinnerung iſt. Auf gleicher Höhe ſtand der Luna des Herrn Arnold. Er zeigte ſich wieder als Sänger von Geſchmack und gediegenem Können und erzielte einen wohlverdienten Erfolg. Frau Pauli - Werbke’s. Leonore konnte uns inſoferne nicht ganz befriedigen, als ihr die Coloraturen, die für dieſe Partie unbedingt erforderlich ſind, fehlen. Da Herr Hein indisponiert zu ſein ſchien, ſo fiel ſeine Unſicherheit im Texte ſtark auf. Die kleineren Partien des Fernando und der Juez waren mit Herrn Spada und F[i]l. Abicht gut beſetzt. Orcheſter und Chor taten unter Kapellmeiſter Hrubetz ihre Pflicht. Die Inſze[n]ierung des Herrn Wolter war geſchm[a]ckvoll. Unangenehm bemerkbar machte ſich die Unſicherheit in der Handhabung der Beleuchtungs[e]ffekte. F. F.

Stadt-Theater in Czernowitz.

Direktion: Martin Klein.

Dienstag 27. Oktober: Abends halb 8 Uhr: A bonn. Pari LA TRA VIATA Oper in 3 Akten von Giuseppe Verdi.

  • Mittwoch, 28. Oktober, Abonn. Disp. Der Dieb
  • Ein Stück in 3 Aufzügen von Henry Bernstein.
  • Donnerstag, 29. Oktober, Abonn. Pari 6, Novität La main (die Hand) Mimodram von Henry Bereny hierauf Cavaleria rusticana Oper in 1 Aufzuge von P. Mascagni.
  • Freitag, 30. Oktober, Volkhtümliche Vorstellung bei halben Preisen, Charley’s Tante Schwank in 3 Akten von Hugo Felix.
  • Samstag, 31. Oktober, Abonn. susp. Operettennovität Madame Sherry Operette in 3 Akten von Hugo Felix.
  • Sonntag, 1. November: Nachmittagsvorstellung bei halben Preisen, Der Müller und sein Kind‘ Volksdrama in 5 Akten von Ernst Raupach. abends Ab. susp. Derfidele Bauer Operette in 3 Akten von Leo Fall.

Avis! Für die Samstag - und Sonntagabend - vorstellung sind Logensitze I. Rang und Parterre à K erhältlich. Die Tageskasse ist täglich von 9 Uhr früh ununterbrochen geöffnet.

Letzte Telegramme. [Die bis 2 Uhr nachmittags eingetroffenen Telegramme ſiehe die Rubriken Vom Tage , Bunte Chronik und Rechtspflege .]

Die Miniſterkriſe. Bevorſtehende Demiſſion des Geſamtkabinetts.

(Priv. -Tel. der Cz. Allg Ztg. )

Die Miniſterkriſe iſt wieder in ein akutes Stadium ge - treten. Der Kaiſer trifft am 2. November in Wien wieder ein. Noch vor dieſem Z[e]itpunkte, wahrſcheinlich am 30. oder 31. Oktober wird das Geſamtkabinett ſeine De - miſſion geben. Obwohl dieſe Demiſſion nur den Zweck hat, für eine völlige Rekonſtruktion freie Hand zu haben, ſpricht man in informierten Kreiſen auch davon, daß der Miniſterpräſident v. Beck gleichials amtsmüde und daß es ihm mit ſeiner Demiſſion er[n]ſt iſt.

Was die Rekonſtruktion betrifft, ſo wird das neue Kabinett, falls es auf parlamentariſcher Grundlage gebildet werden ſollte, folgende Namen aufweiſen: An Stelle Geß - mann’s (öffentliche Arbeiten), der auf den Poſten eines Landmarſchalls von Niederöſterreich aſpiriert, ſoll Prinz Alois Lichtenſtein Arbeitsminiſter, Pergelt ſoll deutſcher, Celak[o]wsky czechiſcher Lundsmannminiſter werden. Für die übrigen Portefeuilles kommen in Betracht: Stanek (Ackerbau), Weißkirchner (Handel), Sylveſter (Unterricht) und Fuchs (Juſtiz).

Falls Baron Beck wieder mit der Kabinettsbildung betraut werden ſollte, was in dieſem Augenblicke als ſicher gilt, wird die oben genannte Miniſterliſte poſitiv her - vorgehen.

Demonſtrationen gegen Oeſterreich in Belgrad.

(Korr. -B.)

Geſtern fand eine von Belgrader Frauen einberufene Proteſtverſammlung gegen die Annexion Bosniens und der Herzegowinaſtatt, woran etwa 10.000 Frauen und Männer teilnahmen. Es wurde einſtimmig eine Reſolution gefaßt, worin das ſerbiſche Volk zum Boykott gegen die öſterreichiſch-ungariſchen Waren aufgefordert wird. Hierauf gelangte ein an die Frauen Frankreichs, Englads und Rumäniens gerichtetes Memorandum zur Verleſung, worin deren Unterſtützung gegen das gewalttätige Vorgehen Oeſterreich-Ungarns erbeten wird. Schließlich brachten die Manifeſtanten, deren Zahl inzwiſchen vermehrt war, vor der engliſchen, türkiſchen und ruſſiſchen Ge - ſandtſchaft und vor dem Königs - und Kronprinzenpalais, ſowie vor dem Abſteigquartier des Wojwoden Vukotic ſtürmiſche Ovatiouen dar.

Abreiſe des Kronprinzen Georg nach Petersburg.

(Korr. -B.)

Kronprinz Geong iſt heute früh mit der Spezialmiſſion nach Petersburg abgereiſt.

Die Pforte und Bulgarien.

(Priv. -Tel. der Cz. Allg. Ztg. )

Trotz des formellen Abbruches der Verhandlungen mit Bulgarien werden dieſe doch ſortgeſetzt. Der Großvezier erklärte ſogar, daß die Verhandlungen mit Bulgarien günſtige Ausſichten bieten.

〈…〉〈…〉
6Czernowitzer Allgemeine Zeitung. 27. Oktober 1908

Effekten - und Wechſel-Kurſe.

Einheitliche 4% konv. Rente, Mai-November[...].95 95
4% Jänner-Juli ....96 80
Rente 4·2% in Noten, Februar-Au[guſt]98 95
4·2% in Silber, April-Oktober ..99 05
OeſterreichiſcheGoldrerent ..........114.90
Kronenrente 4% ........96〈…〉〈…〉
Inveſtitionsrente 3[½%]......85 90
Ungariſche Goldrente 4% ..........109 90
Kronenr[ente]4% .........92.00
Inveſtitionsrente [%].......81.55
Oeſterr. -ungar. Bank-Aktien .........17 41
Kreditaktien ..............631 00
London vista .............239 45
Deutſche Reichsbanknoten für 100 Mark d. R. -W. ..117 55
20-Mark-Stücke .............23.48
20-Frank-Stücke .............19 13
Italieniſche Banknoten .........95 20
Rubel-Kurs ..............251 25

Telegraphiſcher Handelsbericht vom 26. Oktober 1908

Die Budapeſter Produktenbörſe no[tiert :]

Weizen ...........K 12 35 36 pr. 50 Kg
Mais .......... 7 48 49 50
Oelſaaten ..........[]4 30 40 50[]

Amtlicher Kurs - und Markt-Bericht der Czernowitzer Frucht - und Produkten-Börſe.

Preiſe in Kronen per 50 Kilogram[m]ab (Parität) Czernowitz

VonBis
KhKh
Weizen: Prima .......11251150
Mittel .......
Roaggen: Prima .......900925
Mittel ......
Gerſte: Brauerware ......800840
Brennerei-Malzware ...
Hafer: Herrſchaftsware .....690710
Marktware .......
Uſanzenware ..[..]..
Oelſaaten: Winterreps prompt ..
Rüben ......
Leinſaat ......
Hanfſaat prompt ...
Kleeſaat prima ....000000
mittel ....
Mais: Prima prompt ......890910
Neumais: prompt ......
Kleie Prima prompt ..470480
Hülſenfrüchte: Bohnen lange ..000000
Er[bſ]en000000
Fenchel: ..........
Spiritus pr. 10.000 Literperzent roher, prompt exkl. Steuer ab. Czernowitz54505500
〈…〉〈…〉
727. Oktober 1908. Czernowitzer Allgemeine Zeitung
〈…〉〈…〉
8Czernowitzer Allgemeine Zeitung. 27. Oktober 1908.
〈…〉〈…〉

Eigentümer und Herausgeber: Dr. Philipp Menczel und Joſef Kaufmann. Verantwortlicher Redakteur: Arnold Schwarz. Buchdruckerei Gutenberg , Czernowitz.

About this transcription

TextNr. 1437, 27.10.1908.
Author[unknown]
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Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Benjamin FiechterSusanne HaafNote: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat).2018-01-26T13:38:42Z grepect GmbHNote: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2018-01-26T13:38:42Z Amelie MeisterNote: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung.2018-01-26T13:38:42Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationNr. 1437, 27.10.1908. . Buchdruckerei „Gutenberg“Czernowitz1908. Czernowitzer Allgemeine Zeitung

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IDS Mannheim

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationZeitung; ready; mkhz2

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

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  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
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