Einzelexemplar 20 h.
Monats[ab]onnement fur Czernowitz K 3·20 (Zuſtellungsgebühr ins Haus 60 h); nach auswärts K 4· —; ins Ausland K 5· —; Feldpoſtabonnement K 4· —.
Redaktion und Adminiſtration: Herrengaſſe 11.
Anzeigen und Inſerate werden nur im Text - format zur Veröffentlichung angenommen. Die Berechnung erfolgt nach dem Millimetertarif.
Der Kaiſer erließ folgendes Manifeſt:
„ An Meine Völker! Dank Gottes gnä - digem Beiſtande haben wir mit der Ukraine Frieden geſchloſſen. Unſere ſiegreichen Waffen und Unſere mit unverdroſſener Ausdauer verfolgte Friedenspolitik haben die erſte Frucht des um unſere Erhaltung geführten Vertei - digungskampfes gezeitigt. Im Vereine mit Meinen ſchwer geprüften Völkern vertraue Ich darauf, daß nach dem erſten für uns ſo erfreulichen Friedensſchluſſe bald der all - gemeine Frieden der leidenden Menſchheit gegönnt ſein werde. Unter dem Eindrucke dieſes Friedens mit der Ukraine wendet ſich Unſer Blick voll Sympathie jenem ſtreb - ſamen jungen Volke zu, in deſſen Herzen zuerſt unter unſeren Gegnern das Gefühl der Nächſtenliebe wirkſam wurde, und wel - ches nach der in zahlreichen Schlachten be - wieſener Tapferkeit auch dazu genügende Entſchloſſenheit beſaß, um ſeiner beſſeren Ueberzeugung vor aller Welt durch die Tat Ausdruck zu verleihen. So ſchied es denn als erſtes aus dem Lager unſerer Feinde aus, um im Intereſſe der möglichſt raſchen Erreichung des nunmehr gemeinſamen großen Zieles ſeine Beſtrebungen mit Unſerer Kraft zu vereinen. Habe Ich Mich ſchon vom erſten Augenblicke an, als Ich den Thron Meiner erlauchten Vorfahren beſtieg, eins gefühlt mit Meinen Völkern in dem felſenfeſten Entſchluſſe, den Uns aufgedrängten Kampf bis zur Erreichung eines ehrenhaften Frie - dens auszufechten, ſo fühle Ich Mich um ſo mehr eins mit ihnen in dieſer Stunde, in welcher nunmehr der erſte Schritt zur Verwirklichung dieſes Zieles erfolgt iſt. Mit Bewunderung und liebevoller Anerkennung für die faſt übermenſchliche Ausdauer und unvergleichliche Opferfreudigkeit Meiner hel - denhaften Truppen, ſowie jener, die täglich daheim nicht mindere Aufopferung bekunden, blicke Ich voll Zuverſicht in eine nahe glück - lichere Zukunft. Der Allmächtige ſegne Unsweiter mit Kraft und Ausdaner, auf daß Wir nicht nur für Uns und Unſere treuen Verbündeten, ſondern auch für die ganze Menſchheit den endgültigen Frie - den erreichen.
Reuter erfährt: Die engliſche Regierung halte ſich nicht verpflichtet, den zwiſchen Oeſter - reich-Ungarn, Deutſchland und der Ukraine abgeſchloſſenen Frieden anzuerkennen.
Das Wolffbureau meldet: Wie wir erfahren, iſt die durch „ Agence Havas “verbreitete Meldung von einem Ultimatum der Deutſchen an die rumäniſche Regierung nicht zutreffend. Richtig iſt, daß Generalfeldmarſchall von Mackenſen mit der rumäniſchen Heeresleitung in Verhandlungen eintrat, um eine Entſchei - dung über das Fortbeſtehen des ſeinerzeit mit General Tſcherbatſchew abgeſchloſſenen, für die Ruſſen und Rumänen gemein - ſamen Waffenſtillſtandes herbeizuführen, nachdem durch die augenblicklichen Ver - hältniſſe zwiſchen den Ukrainern und Ru - mänen eine Klärung dieſer Frage not - wendig geworden iſt.
In die wirren Nachrichten, die über das Verhältnis und das Schickſal Rumä - niens infolge der durch den Friedensvertrag von Breſt-Litowsk neugeſchaffenen Lage ent - ſtanden ſind, bringt heute eine amtliche Berliner Meldung des Wolffbüro einige Klarheit. Aus Berlin werden die Gerüchte über ein Ultimatum Deutſchlands an Rumänien offiziell dementiert, und es wird feſtgeſtellt, daß zwiſchen dem Gene - ralfeldmarſchall v. Mackenſen und der rumäniſchen Oberſten Heeresleitung Ver - handlungen eingeleitet wurden, die ſich als Notwendigkeit aus den Vorgängen über den Abſchluß des Friedens mit der Ukraine und der einſeitig gegebenen Erklärung Trotzkis über die Beendigung des Kriegszuſtandes mit den Mittelmächten ergeben haben. Es iſt bekannt, daß der Waffenſtillſtand an der Oſtfront für die ruſſiſch-rumäniſche Front, die vom Dnieſter nördlich von Czernowitz bis zum ſchwarzen Meere reicht, für die ruſſiſch-rumäniſchen Truppen vom General Tſcherbatſchew abgeſchloſſen wurde. Seit dieſem Zeitpunkt ſind bedeutſame Zwiſchen - fälle innerhalb des Verhältniſſes zwiſchen den Ruſſen und Rumänen eingetreten. Es kam zum offenen Krieg zwiſchen den ehe - maligen alliierten Bundesgenoſſen, die zu veritab en Schlachten führten. Der rumä - niſche Raubzug gegen beſſarabiſches Gebiet mußte Halt machen angeſichts des in Breſt - Litowsk abgeſchloſſenen Friedensvertrages. Man darf ſich über die weitere Stellung - nahme Rumäniens nicht allzuviel Kopfzer - brechen machen. Rumänien ſteht vor einem „ Entweder — oder “: Entweder mit den Mittelmächten auf gütlichem Wege Frieden zu ſchließen oder aber die äußerſten Konſequenzen aus einem weiteren ſtarrſin - nigen Verhalten, zu dem fernerhin kein an - derer Anlaß beſtehen kann, als die kriegs - hetzeriſche und ranbgierige Politik der poli - tiſchen Bankrotteure Take Jonescu und Bra -2„ Czern. Allg. Zeitung “und „ Czern. Tagblatt “. Nr. 150.tianu fortzuſetzen, zu ziehen. Rumänien hat ſich bisher auf die Ukraine geſtützt und von ihr Lebensmittel und Waffen bezogen; ebenſo war die Ukraine für Rumänien im Notfalle die Rückzugslinie. Mit all dieſen Möglich - keiten und Phantaſien hat es endgültig auf - gehört. Es exiſtiert keine andere Eventua - lität für Rumänien, als dem Schickſals - momente, wie es ſich aus der heutigen Si - tuation ergibt, klar ins Auge zu ſehen; mit der alten Bratianu’ſchen Hazardtradition des Herumlavierens zu brechen und ſich an den Verhandlungstiſch zu ſetzen. Wenn nicht das Entweder möglich iſt, dann muß das un - barmherzige Oder eintreten.
Außen - miniſter Graf Czernin traf geſtern nach - mittags aus Breſt-Litowsk ein. Auf der Zufahrtſtraße zum Bahnhofe hatte ſich ein zahlreiches Publikum angeſammelt, das dem Miniſter einen außerordentlich herz - lichen Empfang bereitete. Im Bahnhof ſelbſt, wo die Gemeindevertretung zur Be - grüßung erſchienen war, begrüßte Bürger - meiſter Dr. Weiskircher den Miniſter mit einer Anſprache, und zwar als Brin - ger des Friedens mit der ukrainiſchen Volksrepublik und des Endes des Krieges mit Rußland. „ Wolle Gott Sie ſtärken “, ſchloß der Bürgermeiſter, damit es Ihnen gelingt auch den allgemeinen Frie - den den Völkern Europas zu bringen. Der Bürgermeiſter bat ſodann den Mini - ſter, dahin zu wirken, daß die Kriegs - gefangenen bald in die Heimat zurückkehren, und ſchloß mit einem ſtürmiſch aufgenommenen Hoch auf dem Volksdiplomaten und Friedensbringer.
Graf Czernin erwiederte zunächſt mit einem herzlichſten Dank für den Emp - fang und die wohlwollenden Worte der Anſprache, ſodann ſprach er den heißen Dank an die ruhmvolle, ſiegreiche Armee und den Völkern der Monarchie in Waffen und fuhr fort:
Der Friede in Breſt-Litowsk iſt in doppelter Beziehung bedeutungsvoll: Erſtens, weil er uns dem allgemeinen Frieden um ein bedeutendes Stück näher bringt, zweitens in wirtſchaftlicher Be - ziehung. Denn am 9. d. 2 Uhr morgens wurde durch Unterzeichnung des Friedens - vertrages die würgende Blockade durch - brochen. Es iſt ein „ Brotfrieden “aber nicht ein „ Hungerfrieden “; gewiß ſeien da Transportſchwierigkeiten noch bedeu - tend, aber alle Vorkehrungen ſeien ge - troffen, und wenn ſich die Verhältniſſe auch nicht raſch ändern, ſo werde doch von Woche zu Woche, von Monat zu Monat eine Beſſerung eintreten. Der Miniſter erklärte, er habe die poſitive Verſicherung, daß alle Kriegsgefangenen im Ausland freigegeben werden. Es werde alles, was menſchenmöglich iſt geſchehen,damit ſie ſo raſch als möglich in die Heimat zurückkehren können. Der Bür - gerkrieg in Rußland, ſowie in der Ukraine bieten ſicherlich große Erſchwerniſſe, aber wir hoffen, auch mit dieſen Schwierig - keiten fertig zu werden. Wenn jemals, ſchloß der Miniſter Zuverſicht berechtigt war, ſo iſt es heute der Fall. Ich bin feſt überzeugt, noch etwas durchhalten, und der ehrenvolle allgemeine Friede wird erreicht ſein.
Die Rede Czernins wurde mit begei - ſtertem Beifall aufgenommen. Unter leb - haften Ovationen des Publikums fuhr der Miniſter ins Miniſterium des Aeußern.
Die Blätter melden: Auf das Dank - und Huldigungstelegramm der ukrainiſchen Ver - treter des öſterreichiſchen Abgeordnetenhauſes anläßlich des Friedensſchluſſes erhielt der Obmann des ukrainiſchen Verbandes Doktor Petruszewicz von der Kabinettskanzlei fol - gendes Telegramm: Seine Majeſtät dankt allergnädigſt für die anläßlich des Friedens - ſchluſſes mit der Ukraine telegraphiſch un - terbreiteten Glückwünſche und gibt gerne, auf Gottes weiteren Segen bauend, der Erwartung eines baldigen allgemeinen ehrenvollen Friedens vertrauensvollen Aus - druck.
Das Korreſpondenzbüro meldet aus Breſt-Litowsk vom 12. d.: Der auf Grund des allge - meinen Friedensvertrages zwiſchen Oeſter - reich-Ungarn und der Ukraine abgeſchloſſene Sondervertrag über verſchiedene rechtliche Angelegenheiten wurde heute mittags von den beiderſeitigen Bevollmächtigten unter - zeichnet.
Den Warſchauer Blättern zufolge fand am 11. d. M. eine mehrſtündige Sitzung des Miniſteriums ſtatt, worin die letzten po - litiſchen Ereigniſſe, insbeſonders der Frie - densvertrag mit der Ukraine erörtert wurde. Abends überreichte der Miniſter - präſident Kucharzewski dem Regent - ſchaftsrate die Demiſſion des Kabinetts.
Das Wolff - ſche Büro meldet:
Engländer und Franzoſen ſetzten an vielen Stellen der Front ihre Erkundungen fort. Nördlich von Lens und in der Champagne kam es dabei zu heftigen Kämpfen in einem vorſpringendem Teilunſerer Stellung. Südöſtlich von Tahure haben ſich die Franzoſen feſtgeſetzt. Eigene Infanterie brachte in Flandern und auf den Maashöhen Gefangene ein.
Von den anderen Kriegsſchauplätzen nichts Neues.
Amtlich wird verlautbart:
Keine beſonderen Ereigniſſe.
(Reuter) Auf die Anfrage Asquiths nach der Konferenz in Verſailles, wies Lloyd George im Unterhauſe darauf hin, daß bis zum Jahre 1918 die Alliierten die über - wältigende Mehrheit an Truppen an der Weſtfront beſaßen. Stufenweiſe und ſogar raſch habe dieſe Ueberlegenheit nachgelaſſen, beſonders, wie bekannt, in den letzten Wo - chen, trotz der von den Deutſchen den Ruſſen gegenüber eingegangenen Verpflich - tung, daß während des Waffenſtillſtands keine Truppen von der Oſtfront abgezogen würden. Das war die Lage, der wir uns in Verſailles gegenüberbefanden. Bis zu dieſem Jahre war kein Angriff denkbar, den die Deutſchen gegen uns oder gegen die franzöſiſche Armee ausführen konnten, der nicht in der Hauptſache durch Reſerven jeder der beiden Armeen pariert werden konnte. Die Lage iſt durch die außeror - dentlichen Verſtärkungen, die von Oſten nach dem Weſten gebracht wurden, voll - ſtändig verändert. Der Feind hat hinter ſich ein rieſenhaftes Eiſenbahnſyſtem, wodurch der Angriff hier und dort zur Ausführung kom - men kann. Es wäre weſentlich, daß Anord - nungen getroffen würden, durch die die Alliierten mit ihren Armeen gleich einer einzigen Armee operieren könnten, um der Gefahr und der Drohung, wo immer ſie komme, zu begegnen. Das war das Problem, dem wir in Ver - ſailles gegenüberſtanden. Ich kann ſagen, daß das Ergebnis eine vollkommene Ein - mütigkeit war, es gab keine geteilte Mei - nung bei irgend einer Entſchließung. Infor - mationen auszuplaudern, was beide Regie - rungen wünſchen, wäre ein Verrat ohne gleichen und ich lehne es ab, einen ſolchen zu begehen. Es genügt, zu ſagen, daß die getroffenen Entſchließungen einſtimmig waren. Ich möchte noch ein Wort hinzufügen. Es gibt keine Armee, deren Sicherheit ſtärker von der Ausführung dieſer Entſchließungen abhängig iſt als die britiſche. Sie nimmt den wichtigſten Frontabſchnitt ein.
(Svenska Telegraphen-Büro.) Nach den Berichten der Weißen Garde fand geſtern ein lebhafter Kampf zwiſchen Mäniharju und St. Andree ſtatt. Der Feind griff die Stellungen der Weißen Garde heftig an. Tauſende der Roten Garde verließen Tammerfors in der Richtung auf Rumovebi,3Nr. 150. „ Czern. Allg. Zeitung “und „ Ezern. Tagblatt “.plündernd und Tod und Schrecken verbrei - tend. Der Vizepräſident des Landtags Ingmans wurde beſtialiſch ermordet. Der Terrorismus der Roten Garde nimmt zu. Andererſeits wird behauptet, daß Außen - miniſter Sirola und Innenminiſter Haapa - lainen durch verzweifelte Weiße Gardiſten ermordet wurden.
„ Stockholms Tagebladed “erfährt, daß auf Aaland unter den ruſſiſchen Truppen eine völlige Revolte ausgebrochen iſt. Die Soldaten verhafteten mißliebige Inſel - bewohner und richteten in Marfeha ein entſetzliches Blutbad an. 2000 ruſſiſche Soldaten ſind auf Aaland mit Munition und Maſchinengewehren bewaffnet; die Be - völkerung iſt vollkommen wehrlos. Auf den Inſeln zwiſchen Aaland und der Schwedenküſte herrſcht eine große Panik.
„ Stockholm Aftonbladed “meldet aus Vaſſa: Infolge Aufforderung des Helſingforſer Bezirkskomitees der Roten Gardiſten neh - men ganze ruſſiſche Truppenabteilungen am Kampfe teil. Demgegenüber erließ Ge - neral Mannheim eine Proklamation mit der Androhung der Hinrichtung von drei Ruſſen für jeden ermordeten Finnen. In Helſingfors iſt ein Revolutionsgericht eingeſetzt, das die unbotmäßigen Beamten mit Todesſtrafe bedroht.
Gemäß Artikel 2 Abſatz b des mit der Ukraine abgeſchloßenen Vertrages, der den status quo ante der zwiſchen Oeſter - reich-Ungarn und Rußland beſtandenen Grenzen wieder herſtellt, ſind geſtern un - ſere Truppen in Brody eingezogen. Das einmarſchierende Jägerbataillon wurde vom Bürgermeiſter der Stadt Brody in Gegenwart der Rada der 10. ukrain. Diviſion feierlich begrüßt und auch der Bevölkerung ließ es an allerherzlichſteu Sympathiekundgebungen für die öſterr. -ungar. Truppen nicht fehlen. Durch dieſe friedliche Beſetzung Brodys iſt die letzte größere Stadt in Oſtgalizien wieder in öſterr. -ungariſchen Händen, nachdem ſie ſeit den letzten Julitagen des Jahres 1916 unter ruſſiſcher Herrſchaft geweſen war.
Die Gemeinde Werenczanka hat dem Reichstags - und Landtagsabgeord - neten Anton Ritter v. Luk-Lukaszewicz für ſein hingebungsvolles Eintreten um die Wahrung der Intereſſen der ſchwergeprüften Bukowina den Dank der Gemeinde in einem Beſchluſſe des Gemeindeausſchuſſes zum Aus - druck gebracht.
Wir haben geſtern bereits feſtgeſtellt, daßdurch den Friedensvertrag von Breſt-Litowsk für die unmittelbare Bukowiner Front keine Aenderung eingetreten iſt. Dieſe Feſtſtellung ergibt ſich aus der einfachen Tatſache, daß die Bukowinaer Grenze mit der Ukraine keine Berührungspunkte hat. Solange nicht die Abgrenzung der neugeſchaffenen ukrai - niſchen Republik nach Südoſt gegen Beſſa - rabien feſtgeſetzt iſt, inſolange läßt es ſich nicht ſagen, daß die Bukowina eine gemein - ſame Grenze mit der Ukraine hat. Dieſe Feſtſtellung iſt umſo notwendiger, als die Wiener Blätter, darunter auch die „ Neue Freie Preſſe “, abſolute falſche Schlüſſe über die geographiſch vor ſich gegangenen Verän - derungen in unſerem Nachbargebiet enthalten. In den Blättern finden wir nämlich wie - derholt die Folgerung aus der durch den Frieden geſchaffenen Lage, daß durch den Friedensvertrag ein Teil der Bukowina frei wird, ferner die neue ukrainiſche Grenze im Süden bis in den Raum von Czernowitz hineinreicht. In dieſer Hinſicht beſteht alſo in der Wiener Preſſe ein großer Irrtum, den wir hiemit richtigſtellen.
An - geſichts der außerordentlichen Beunruhigung von weiteren Bevölkerungskreiſen hinſichtlich der Lage der Kriegsgefangenen infolge des vorläufigen Nichtzuſtandekommens des for - mellen Friedensvertrages mit Rußland wird über den derzeitigen Ständ der Kriegs - gefangenenangelegenheiten in Rußland amt - lich verlautbart. Die zuſtändigen Stellen ſetzen intenſiv die Verhandlungen betreffend der Kriegsgefangenen fort. Die bereits ge - troffenen Vereinbarungen bezüglich der be - ſtimmten Gefangenenklaſſen werden voraus - ſichtlich einer großen Zahl von Kriegs - gefangenen der Heimkehr in einem relativ früheren Zeitpunkt ermöglichen. Obwohl jeder Retorſionstaktik unbedingt abgeneigt, wird die Heeresverwaltung dennoch die Entlaſſung der ruſſiſchen Kriegsgefangenen nur in der Form verfügen, welche den gleichartigen ruſſiſchen Gegenmaßnahmen entſpricht. Die Heeresverwaltung, welche die Frage der Erhaltung der Kriegsgefangenen niemals in formeller bürokratiſcher Weiſe behandelte, arbeitet ſeit langem daran, der Gefahr vorzubeugen, daß die Gegner Kriegs - gefangene ohne jede weitere Obſorge preis - geben könnten. Die Verlautbarung zählt die diesbezüglichen vorgeſehenen Maßregeln auf, namentlich die Bereitſtellung hoher Fonds zur Erhaltung der Kriegsgefangenen in Notſtandsgebieten und Schaffung einer techniſchen Organiſation, welche die möglichſt verluſtloſe Heimbeförderung der Kriegsge - fangenen ſicher beſchleunigen ſoll. Die mehrjährige Erfahrung der Kriegsverwaltung im Kriegsgefangenenſchutz, die weitgehende Information über die jeweilige Lage der Kriegsgefangenen in allen Teilen Rußlands, die zielbewußte kluge und mutige Tätigkeit der für unſere Kriegsgefangenen wirkenden neutralen Stellen, weiters das Herannahen der warmen Jahreszeit und die Einſtellung der Feindſeligkeiten im Oſten ſind wohl geeignet, die Ueberwindung der augenblick -lichen Kriſe erhoffen zu laſſen. Die Heeres - verwaltung iſt ſich bewußt, daß jedes ge - fährdete Menſchenleben in Feindesland ſo - weit die Autorität und die materielle Macht des Staates in ihrem vollen Einſatz es ermöglichen kann, geſchützt werden muß, und daß die in allen Nöten ſo mutige aufopferungsfähige Bevölkerung nicht eine durch ſorgenvolle Jahre bewahrte Hoffnung in ein neues Unglück verwandelt ſehen darf.
wurde geſtern auf der Linie Eugengaſſe — Bahnhof wieder aufgenommen. Die Inbe - triebſetzung der ganzen Strecke kann erſt in einem ſpäteren Zeitpunkte erfolgen.
In einer Interpellation an den Landesverteidigungs - miniſter verweiſt der Abgeordnete v. Luka - szewicz darauf, daß die für die Buko - wina vorgeſehenen Kriegsleiſtungskommiſ - ſionen noch nicht konſtituiert ſind, und erſucht den Miniſter, darauf zu dringen, daß die militäriſchen Vertreter für dieſe Kommiſſionen wie am ſchnellſten nominiert werden. Der Interpellant ſtellt feſt, daß es nicht angehe, daß die Bukowinaer, die bereits das vierte Jahr auf die Vergütung der Kriegsleiſtungen warten, als Lohn für ihren Patriotismus damit beſtraft werden, daß die Kriegsleiſtungskommiſſionen infolge der noch nicht erfolgten Ernennung der militäriſchen Vertreter ihre Arbeiten nicht beginnen können.
Die Vorbereitungen für die Er - öffnung des Koloſſeums ſind nunmehr ab - geſchloſſen. Die Eröffnungsvorſtellung beginnt Samſtag, den 16. um 7 Uhr abends. An Sonn - und Feiertagen finden Nachmit - tagsvorſtellungen 3 Uhr ſtatt. Der Kartenverkauf beginnt heute und täglich um 4 Uhr nachmittags an der Kaſſa des Ko - loſſeums (Ambrosgaſſe 1). Gleichzeitig wird mitgeteilt, daß die Direktion für vorzüg - liche Küche und gute Getränke vorgeſorgt hat, ſo daß das Publikum bei gedeckten Tiſchen gemütlich ſpeiſen kann.
Der Kaiſer hat anläßlich der ruſſiſchen Er - klärung über Beendigung des Kriegszu - ſtandes folgenden Armeebefehl erlaſſen:
„ Das ruſſiſche Millionenheer geht daran, die gegen die Monarchie erhobenen Waffen niederzulegen. Ich will dieſe Stunde nicht ohne ein Gedenkwort an meine Wehrmacht vorüberziehen laſſen. Ich blicke vor allem rückſchauend auf die ſchweren Wochen und Monate, in denen Oeſterreich-Ungarns Streitkräfte, geleitet von den Segenswün - ſchen Meines unvergeßlichen Großoheims, faſt der ganzen Wucht des erſten Ruſſen - ſturmes zu widerſtehen hatten. Alles, was ſich in treuem Zuſammenwirken mit unſeren tapferen Verbündeten ſpäter erfüllte, es ſog ſeine Urkraft aus jener Feuerprobe. Zum Frühling von Gorlice und Tarnow bedurfte es der ſchmerzlichen Blutſaat,4„ Czern. Allg. Zeitung “und „ Czern. Tagblatt “. Nr. 150.welche die erſten polniſchen und gali - ziſchen Schlachten und der erſte Kar - pathenwinter in die Erde geſenkt hatte. Die Wiedereinnahme von Lemberg, die Eroberung von Ivangorod und Breſt und die Abwehr von 1916, deren ſiegreichen Ausklang Ich als Heerführer inmitten Meiner Getreuen verbringen konnte, all dieſe Erfolge waren ohne den Schwung und den Opfermut jener Anfangsperiode kaum zu denken. Der große ruſſiſche Zu - ſammenbruch hat ſeinen erſten Anſtoß am San und Dunajec erhalten. Dieſe Erkennt - nis wird für alle Zeiten zu den glänzend - ſten Ueberlieferungen der vaterländiſchen Geſchichte gehören. Noch iſt die Stunde nicht da, in der ich Meine Kriegsleute an den häuslichen Herd zurückrufen kann, aber die Heimkehr wird kommen, und dann mögen Meine Völker aus den erhebenden Erinnerungen an die Ruhmesſtätten ihrer Söhne die Kraft zum Wiederaufbau und zu neuem Gedeihen ſchöpfen. Gott ſei mit uns!
Aus dem Kriegspreßquartier wird gemeldet: Im Gebiete zwiſchen der Brenta und der Piave kam es geſtern auf dem Monte Spinuccia zu einem Gefechte, zwei feindliche Kompagnien verſuchten es unter dem Schutze des ſtarken Nebels und des bewölkten Himmels die öſterreichiſch-ungariſchen Stel - lungen anzugreifen, doch wurden ſie blutig zurückgeworfen und Gefangene eingebracht. Im Aſticotal unternahm der Gegner gleich - falls einen Vorſtoß, der vollſtändig abge - wieſen wurde. Auf den Höhen öſtlich der Brenta holten eigene Sturmpatrouillen einige Gefangene aus den feindlichen Gräben.
Verantwortlicher Redakteur: Arnold Schwarz. Bukowinaer Vereinsdruckerei in Czernowitz, Ringplatz 3
Benjamin FiechterSusanne HaafNote: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat).2018-01-26T13:38:42Z grepect GmbHNote: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2018-01-26T13:38:42Z Amelie MeisterNote: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung.2018-01-26T13:38:42Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe
Fraktur
Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
Distributed under the Creative Commons Attribution-NonCommercial 3.0 Unported (German) License.