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Telegramme Allgemeine, Czernowitz.

Czernowitzer Allgemeine Zeitung

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Manuſkripte werden in keinem Falle zurück - geſendet, unfrankierte Briefe nicht an - genommen.

Nr. 2400. Czernowitz, Dienstag, den 23. Jänner 1912.

Ueberſicht.

Vom Tage.

Wie das N. Wr. Tagbl. meldet, dürfte Graf Aehrenthal nach den Delegationen einen Urlaub nehmen und nach der Rückkehr vom Urlaub, wenn ſeine Wiederher - ſtellung ſo weit fortgeſchritten ſein wird, die Leitung der Geſchäfte übernehmen.

Czernowitzer Angelegenheiten.

Generalvikar Myron Calinescu iſt geſtern nach län - gerem Leiden geſtorben und wird morgen um 2 Uhr nach - mittags beerdigt.

Letzte Telegramme.

Graf Apponyi erklärte im ung. Abgeordnetenhauſe, daß er die Regierung unterſtützen werde, wenn ſie an den Grundlagen der äußern Politik feſthaltend mit Italien das Bundesverhältnis fortſetzen werde.

Die Begebung der Anleihen.

In einer intereſſanten, ja man kann ſagen, merkwür - digen Zeit iſt die Begebung der öſterreichiſchen Anleihen erfolgt. Ein Gefühl der Unbehaglichkeit ergreift die poli - tiſchen und namentlich die finanziellen Kreiſe. Jeder Tag bringt in der äußeren Politik, wenn auch nicht gefahr - drohende, ſo doch normalen Verhältniſſen nicht entſpre - chende Tatſachen und Stimmungen. In den letzten Wo - chen wird auch in Wien viel geflüſtert und man hört davon ſprechen daß ſich das Verhältnis zu dem ſüdlich gelegenen Nachbar und Bundesſtaat weſentlich verſchlechtert habe. Das alles ſind Erſcheinungen, die bei längerer Fortdauer ſchließlich auch auf die wirtſchaftlichen Verhältniſſe nicht ganz ohne Einfluß bleiben können. Ein geordnetes öko - nomiſches Leben hat zur erſten Vorausſetzung politiſche Stetigkeit. Wenn das Publikum einmal unruhig wird und ihm die politiſche Furcht in den Gliedern liegt, dann zieht die Beſorgnis Wellenlinien und die Anſteckungsgefahr wird ſehr groß. Die Bevölkerung in Oeſterreich will den Frieden und er wird, das darf man wohl mit Zuverſicht behaupten, erhalten bleiben. Es iſt aber charakteriſtiſch, daß das Konſortium, welches die Rente übernimmt, es für vorſichtiger hielt, nur 200 Millionen zu bewilligen und daß der Finanzminiſter ſich eine Einſchränkung des Rentenbetrages um 50 Millionen auferlegen muß. Gewiß waren die beruhigenden Erklärungen, die der Finanzmi -niſter über die politiſche Frage gab, richtig, aber oft ſind Stimmungen in der Bevölkerung bedeutungsvoller als offizielle Auffaſſungen, wenigſtens was die Wirkung be - trifft. Der Rentenmarkt braucht zu ſeiner Geſundung volle Ruhe und es genügt nicht, wenn man keine Verwick - lungen erwartet, ſondern es muß der Himmel vollſtändig frei von Wolken ſein. Das iſt nicht der Fall und das ſchä - digt den Rentenmarkt und muß die Unternehmungsluſt behindern.

Der Finanzminiſter kann übrigens zufrieden ſein, ſoweit dies die jetzigen Verhältniſſe des Anlagemarktes, für die er ſelbſtverſtändlich nicht verantwortlich iſt, ge - ſtatten. Erſtens hat er die richtige Taktik verfolgt, die Be - gebung von Schatzſcheinen zu reduzieren, da 50 Millionen durch Rente fundiert werden. Zweitens hat er einen Kurs erzielt, den das Konſortium anfangs nicht bieten wollte. Die Gruppe hat dagegen, darüber kann kein Zweifel ſein, die Durchführung einer Kreditoperation auf ſich genom - men, die nicht gewinnbringend iſt, ſehr bedeutende Mittel einer fruchtbringenden Verwertung entzieht und in den heutigen Zeitläuften nur ſchleppend abgewickelt werden kann. Die Finanzoperation, bei der an Rente und Schatz - ſcheinen 330 Millionen in Frage kommen, iſt die größte, die der öſterreichiſche Staat auf einmal in den letzten zwei Dezennien vollzogen hat. Während man bei der Rente nur einen allmählichen Abſatz vorausſehen kann, wird der Umtauſch der Schatzſcheine keine Schwierigkeiten bieten, zumal ſich hiebei eine Prämie von mehr als einem Pro - zent bietet.

Die jetzige Anleihetransaktion iſt ein deutlicher Weg, die ſtaatliche Ausgabenpolitik zu begrenzen und das Par - lament ſollte daraus eine Lehre ziehen. Die Laſten, welche die produzierenden Stände treffen, vermehren ſich in einem ungewöhnlichen Maße. Auf der einen Seite wird in offiziellen Reden die Notwendigkeit verkündet, die Un - ternehmungsluſt zu heben, auf der anderen Seite wird alles dazu getan, um die Initiative in Oeſterreich zu ver - leiden. Ehe man hierzulande ſich nicht darüber hinweg - ſetzt, auf die Produktion Lawinen zu wälzen, wird man nie zu der gleichen wirtſchaftlichen Entfaltung kommen, wie in den weſtlichen Nachbarſtaaten. Wir haben leider ein wirtſchaftlich nicht genügend geſchultes Parlament. Es wählt für wichtige Aktionen unrichtige Mittel und un - richtige Perſonen. Eine ſolche Methode kann nicht zu dem erwünſchten Ziele führen. Die öſterreichiſche Produktion iſt jedoch erſtarkt und ſie wird auch den Dilletantismus beſiegen, der ſich in der Legislative bemerkbar macht.

Vom Tage.

Das Befinden des Kaiſers. KB.

(Tel. der Cz. Allg. Ztg. )

Das Befinden des Kaiſers iſt vortrefflich.

Galiziſch[e]r Landtag.

Zu Beginn der geſtrigen Si - tzung des galiziſchen Landtages, erklärte Landmarſchall Graf Badeni, daß das Protokoll der vorigen Sitzung in der Kanzlei zur Einſicht aufliege und nicht verleſen werde. Daraufhin legte Abg. Makuch namens des ukrainiſchen Landtagsklubs ſowohl gegen die Giltigkeit dieſes Protokolls als auch gegen die der vorigen Sitzung Proteſt ein. Dasſelbe tat Abg. Dr. Dudykiewicz (Altruthene) namens ſeiner Anhänger, proteſtierte des weiteren dagegen, daß ſeine Partei kein Mandat in der Budgetkommiſſion erhalten habe und auch den polniſch - rutheniſchen Ausgleichsverhandlungen nicht beigezogen wurde, und erklärte ſchließlich, daß die ruſſophilen Land - tagsabgeordneten an den Sitzungen des Landtages künftig - hin keinen Anteil nehmen werden, worauf Redner und deſſen Parteigenoſſen oſtentativ den Sitzungsſaal ver - ließen. Abg. Korol (Altruthene) gab namens ſeiner Fraktion eine gleichlautende Proteſterklärung wie die beiden Vorredner ab.

Landmarſchall Graf Badeni brachte hierauf dem Landtage zur Kenntis, daß er namens desſelben der ver - unglückten Erzherzogin Maria Thereſia telegraphiſch bal - dige Beſſerung gewünſcht habe. (Beifall.)

Vor Uebergang zur Tagesordnung ſtellte Abg. K. Lewicki den formellen Antrag, in Würdigung des Umſtandes, daß die Löſung der Wahlreformfrage die wich - tigſte Aufgabe des Landtages bilde, möge die Sitzung ge - ſchloſſen werden und die nächſte auf deren Tagesordnung die Wahlreform zu ſetzen ſei, am 25. d. M. ſtattfinden. Abg. Abrahamowicz ſprach ſich gegen dieſen Antrag aus und forderte die Ruthenen zum Waffenſtillſtand für die Zeit der Ausgleichsverhandlungen auf. Abgeordneter Skwarko (Jungruthene) polemiſierte mit ſeinem Vor - redner und erklärte, daß die Ruthenen ihre Obſtruktion nicht einſtellen würden. Abg. Staruch (Jungruthene) bezeichnete das Vorgehen der Polen als Provokation des rutheniſchen Volkes und erklärte, daß in Galizien erſt dann nationaler Friede herrſchen werde, wenn der Landtag aus

Leben. Roman von George Dellavoß.

20] (Nachdruck verboten.)

Was gibt es denn dort drüben? fragte ſie auf einmal ſehr lebhaft. Sie zeigte mit der Hand nach der gegenüber - liegenden Straßenſeite. Dort waren ſchon vor einiger Zeit eine Menge Herren im feierlichen ſchwarzen Salonrock erſchienen und hatten ſich erwartungsvoll vor das Tor des Wirtshauſes poſtiert. Jetzt kam ein großer, faſt mili - täriſch geordneter Zug die Straße herunter und ſchwenkte von Zurufen und Hüteſchwenken begrüßt, in das Tor ein. Die Gäſte im Speiſeſaal waren faſt alle aufgeſtanden und hatten neugierig hinübergeſchaut, auch am Hellmann - ſchen Tiſch hatten ſich die Herren erhoben.

Das ſind Arbeiter aus Jagenhofen! ſagte der kleine blonde Lehrer halblaut.

Ich begreife Clermont nicht , zürnte Georg, wie kann er ſo mit dem Feuer ſpielen laſſen!

Gerade unſere reichen Leute verlieren ſo leicht das Bewußtſein ihrer Pflicht gegen ihr Volk, ſagte der Lehrer der neben Frieda ſaß, unſere Gegner ſind in der Be - ziehung viel beſſer daran.

Es wird Clermont alle Toleranz nichts helfen, wenn es einmal zu einem Streik kommt, meinte der kleine Herr Groß, ich hoffe viel von ſeinem Schwieger - ſohn, der iſt ein guter Deutſcher.

Wir wolen die Politik für heute ruhen laſſen, ſagte Georg mit einem lächelnden Blick auf die Geſichter der Damen, wir ſind doch gekommen, um die Kirchweih - freuden zu genießen. Ich ſchlage vor, daß wir uns auf den Weg machen?

Was gedenken die Herrſchaften alles mitzumachen?

Alles! antwortete Frieda dem blonden Lehrer, da wir einmal da ſind!

Dürfen wir uns anſchließen?

Wenn Sie mit dem Sprichwort mitgegangen, mit - gefangen einverſtanden ſind!

Der Speiſeſaal war ſchon faſt leer, als ſie gingen. Von drüben kam lebhaftes Stimmengeräuſch, die De - batte ſchien ſehr lebhaft zu ſein. Ein paar Leute hatten ſich vor dem Hauſe angeſammelt, die auf den Zehenſpitzen ſtehend und Hälſe reckend verſuchten, einen Blick in das Verſammlungslokal zu werfen. Sonſt war alles ſchon wieder nach dem Markte geſtrömt.

Als die Geſellſchaft ihn erreichte, war der Jahrmarkts - ſpektakel in vollem Gange, und nur mühſam konnte man im Gedränge vorwärts kommen. Dadurch ergab ſich ganz von ſelbſt eine paarweiſe Einteilung der Geſellſchaft, und ehe Annemarie wußte, wie ihr geſchah, lag ihr Arm in dem des Herrn Groß, während Hedwig mit Herrn Fabian Georg folgte, der mit Frieda vorausging. Den Anblick ihrer Schweſter am Arme, Georgs empfand Annemarie wie einen Schlag. Sie war ſo gewöhnt, Georgs Aufmerk - ſamkeit ganz für ſich in Anſpruch zu nehmen, daß ſie ſich wie in eigenen Rechten gekränkt vorkam und ſich erſt be - ſinnen mußte, daß ſie ſolche gar nicht beſaß. Zerſtreut hörte ſie auf die Reden des kleinen Lehrers, der ihr Auſſig, ſeine Geburtsſtadt, ſchilderte, wo ſein Vater Werkmeiſter in einer großen Fabrik war. Plötzlich begann auch ſie zu plaudern und zu lachen und den kleinen Lehrer zu necken, der im Kreuzfeuer ihrer Worte und Blicke in nicht geringe Verwirrung geriet.

Man wanderte von einer Bude zur anderen, machte Einkäufe und beſchenkte einander mit drolligen Kleinig - keiten. Herr Fabian brachte jeder der Damen ein großes Lebkuchenherz, und Herr Groß, der ſeinem Beiſpiel folgte, wurde rot bis über die Ohren, als er Annemarie das ihrige überreichte. Sie fädelte die Herzen auf eine Schnur und hing ſie lachend über den Griff ihres Sonnenſchirmes, aber als Ge[o]rg ihr einen großen Reiter brachte, riß ſie dem den Kopf ab und ſchleuderte ihn dann ins dichteſte Ge - dränge.

Da! ſagte ſie halb lachend, halb zornig.

Der verſtümmelte Reiter war einer dicken Bäuerin ins Geſicht geflogen, ſie kreiſchte und ſchimpfte zum großen Ergötzen der Umſtehenden. Der Abend ſenkte ſich ſchon langſam nieder. Eine Wolke von Staub ſchwebte über dem Platze, die Luft, ohnedies ſchwül und drückend, war vollvon ſchweren, unangenehmen Gerüchen. In den Buden flammten ſchon die Lichter auf, die Menge drängte ſich dichter bei den fliegenden Schenken, man ſah ſchon viel dunkelgerötete Geſichter und ſtiere Augen. Der quietſchende Lärm der Trommeln und Trompeten, Pfeifen und Rat - ſchen erhob ſich mit erneuerter Kraft, von den langgezo - genen Tönen und Leierkäſten zur ſchrillſten Diſſonanz verſtärkt

Wir könnten jetzt wirklich gehen! meinte Hedwig ungeduldig.

Sie hatte alle Einkäufe beſorgt und dachte unruhig daran, ob alles richtig im Gaſthof, wo ſie ausgeſpannt hatten, abgeliefert worden war. Auch Franz, dem Kutſcher traute ſie nicht ganz. Die Verſuchung, ſich zu betrinken, war zu groß.

Ein Rollen und Schmettern nicht weit von ihnen drehte die Köpfe unwillkürlich nach den Tönen.

Wir ſollten eigentlich noch ein Tänzchen haben! meinte Herr Groß unternehmend.

Sie ſtanden ſchon vor dem großen, von einem Leinen - zelt überdachten Tanzboden, den farbige Lampions er - leuchteten. Noch einmal gellte die Fanfare auf, dann ſetzte ein rauſchender Walzer ein

Ohne Tanz gibt’s keine Kirchweih! erklärte nun auch Herr Fabian.

Wir wollten doch nach Hauſe! ſagte Hedwig un - geduldig.

Aber ſchon hatte ſich Herr Fabian mit einem Paar Glaces von zweifelhaftem Weiß bewaffnet und führte ſie auf das Podium, wo ſich bereits Georg und Frieda zu den tanzenden Paaren geſellt hatten.

Annemarie ſah das wie durch einen Schleier, der kleine Groß verbeugte ſich vor ihr und wie im Traume flog ſie mit ihm dahin. Er tanzte ganz gut, trotzdem dankte ſie nach der erſten Runde, und ſah erleichtert, wie er zu Hedwig zu gelangen ſuchte, die auf der anderen Seite des Tanzbodens von ihrem Tänzer abgeſetzt worden war.

(Fortſetzung folgt).

2Czernowitzer Allgemeine Zeitung 23. Jänner 1912

wahren Volksvertretern und nicht aus faſt lauter Reprä - ſentanten des polniſchen Adels beſtehen werde.

Landmarſchall Graf Badeni konſtatierte darauf auf Verlangen des Abg. Lewicki die Beſchlußfähigkeit des Hauſes, worauf dieſes den Antrag auf Schluß der Sitzung mit allen gegen die Stimmen der Ruthenen ab - lehnte.

Nach Uebergang zur Tagesordnung ſetzte die tech - niſche Obſtruktion der ukrainiſchen Abgeordneten, die ſich zu dieſem Zwecke alle möglichen Inſtrumente mit - gebracht hatten, mit voller Kraft wieder ein. Nichtsdeſto - weniger wurde die Tagesordnung vollſtändig erſchöpft, worauf die Abgeordneten Dr. Leo, Michalowski und Waſung ihre Dringlichkeitsanträge betreffend die Er - höhung der Lehrergehälter begründeten. Nachdem dieſe Anträge der Schulkommiſſion zugewieſen worden waren, ſchloß der Landmarſchall die Sitzung um einviertel zwei Uhr nachmittags und ſetzte als Tag der nächſten Sitzung den 25. Jänner feſt.

Die Ausgleichskonferenzen.

In der vorletzten polniſch-ru - theniſchen Konferenz erklärten ſich die Polen mit der ge - ſetzlichen Sicherſtellung der rutheniſchen Mandate einver - ſtanden, weshalb es ſich nunmehr hauptſächlich nur noch um die Frage der prozentuellen Feſtſetzung der Anzahl der rutheniſchen Mandate handelt. Geſtern nachmittags wur - den die Ausgleichsverhandlungen fortgeſetzt und insbe - ſondere die künftige Zuſammenſetzung des Landesaus - ſchuſſes und der einzelnen Kommiſſionen und die Wünſche der Ruthenen in dieſer Hinſicht beſprochen. An den Aus - gleichsverhandlungen nehmen teil: namens der Landtads - rechten Abg. Abrahamowicz, namens des Zentrums Abg. W. Czartoryski, namens der Landtagslinken Abg. Dr. Leo, namens der polniſchen Volkspartei Abg. Stapinski, beziehungsweiſe in deſſen Vertretung Abg. Stefczyk, namens der Jungruthenen die Abge - ordneten Dr. K. Lewicki, Makuch und Dr. Petru - szewicz, namens der Altruthenen Abg. Dr. Korol, ferner der Referent in der Wahlreformfrage Abg. Doktor Starzynski, der Statthalter Dr. Bobrzynski und der Landmarſchall Graf Badeni.

Die deutſch-czechiſchen Verhandlungen.

Zu den Prager und Wiener deutſch-czechiſchen Verhandlungen ſchreibt der Cas : Trotz aller Schönfärberei kann man ſagen, daß keine Rede davon iſt, daß ein halbwegs möglicher Frieden zwiſchen den bei den Nation en zuſtande kommt. Die Regierung iſt auch gar nicht in die Verhandlungen in einer Weiſe eingetreten, die darauf ſchließen läßt, daß ſie einen wirklichen Erfolg erwartet. Sie arbeitet offen - kundig nur, damit etwas zu geſchehen ſcheint. Baron Heinold hört bei den Beſprechungen faſt teilnahmslos zu und weiſt bei jedem Worte darauf hin, daß alles, was er ſagt, nur ganz unverbindlich ſei. Er müſſe erſt Zu - ſtimmung, Anſicht und Standpunkt der Geſamtregierung einholen. Nur in einem Punkte ſcheint ſich die Regierung klar zu ſein, nämlich, daß die Wünſche der Deut - ſchen in der Frage des geteilten Beamtenſtatus uner - füllbar ſind. Der Regierung iſt es endlich klar, daß bei der Errichtung geteilter nationaler Beamtengruppen in Böhmen ſolche nicht nur in Mähren und Schleſien, ſondern ſpäter auch in Steiermark, Krain, im Küſtenlande und in Galizien errichtet werden müſſen. Was dann der Staat mit einem deutſchen, czechiſchen, ſloveniſchen, polniſchen, rutheniſchen und italieniſchen Beamtenſtatus anfangen ſoll, iſt unfaßbar. Abgeſehen von allen ſachlichen Schwierigkeiten, politiſch iſt die Sache einfach unmöglich. Früher hat man für das Zuſtandekommen eines deutſch - czechiſchen Ausgleiches die höchſten Preiſe ausgeſetzt. Dr. v. Körber hat ſogar einen Vorſchuß von tauſend Millionen Kronen gezahlt jetzt haben die Parteien nur einen Preis. Wenn der deutſch-czechiſche Ausgleich zuſtande - kommt, dürfen Deutſche und Czechen für die Steuer - und Wehrvorlagen ſtimmen. Das iſt verteufelt wenig.

Graf Aehrenthal.

Wie das N. W. Tagbl. meldet, dürfte Graf Aehrenthal nach den Delegationen einen Ur - laub nehmen und nach der Rückkehr vom Urlaub, wenn ſeine Wiederherſtellung ſo weit vorgeſchritten ſein wird, die Leitung der Geſchäfte übernehmen.

Der Berliner Korreſpondent des N. Wr. Tagbl. iſt zu folgender Erklärung ermächtigt: In den politiſchen Kreiſen Berlins wird mehr und mehr mit Befremden wahrgenomen, daß die perſönlichen Angriffe gegen den Grafen Aehrenthal in gewiſſen Wiener Blättern immer wieder mit Beſchwerden der deut - ſchen Politik über die Haltung des Miniſters des Auswär - tigen Oeſterreich-Ungarns begründet waren. Man erklärt hier, daß die Berufung auf angebliche deut - ſche Beſchwerdengegen den Grafen Aehren - thal haltlos iſt. Man fügt hinzu, daß gerade in dem Kernpunkt der gegen Aehrenthal erhobenen Vorwürfe, nämlich in der ſorgſamen Behandlung des Verhältniſſes zu dem verbündeten Italien, die Anſichten der maßgeben - den deutſchen Stellen durchaus mit der vom G[r]afen Aehrenthal gewählten und konſtant feſtgehaltenen Tonart zuſammenſtimmen.

Der Veſuch des Thronfolgers in Berlin

Die Meldung, daß Erzherzog Franz Ferdinand dem deutſchen Kaiſerhofe einen Beſuch abſtatten wird, beſtä - tigt ſich. Der Erzherzog wird als Pate bei der Taufe des jüngſten Sohnes des Kronprinzenpaares fungieren. Viel -leicht iſt der Umſtand nicht ohne Bedeutung, daß auch die Königin von Italien beim jüngſten Prinzen des Hohen - zollernhauſes Patin ſtehen wird. Wahrſcheinlich wird in der Uebernahme dieſes Ehrenamtes durch Königin Helene auch die Abſicht einer Widerlegung gewiſſer Ge - rüchte zu erblicken ſein, welche der Königin nachſagten, daß ſie in jüngſter Zeit ihren perſönlichen Einfluß des öfteren gegen die Intereſſen der Dreibundpolitik und ihres Fortbeſtandes gekehrt habe. Auf dieſe politiſche Taufangelegenheit, mit welcher ſich ſogar vielleicht auch die Romreiſe Kiderlen-Waechters beſchäftigt haben mag, neh - men folgende Meldungen Bezug:

Die halboffiziöſe Korreſpondenz Wilhelm beſtätigt, daß Erzherzog Franz Fer - dinand am 28. d. M. in Berlin eintrifft, wo der Erz - herzog auf Einladung des deutſchen Kronprinzenpaares als Pate bei der Taufe des jüngſt geborenen Sohnes des Kronprinzen fungieren wird.

KB.

(Tel. der Cz. Allg. Ztg. )

Königin Helene nahm die Patenſtelle bei dem neugeborenen Sohne des deutſchen Kronprinzen an.

Die Romreiſe Kiderlen-Waechters.

Staatsſekretär v. Kiderlen - Waechter begab ſich geſtern mittags zur Conſulta, um den Miniſter des Aeußern Marquis di San Giulia no zu beſuchen. Er verweilte ungefähr eine Stunde bei ihm. Um 1 Uhr nachmittags fand in der deutſchen Botſchaft ein Frühſtück ſtatt. Später begab ſich di San Giuliano wie - derum nach der deutſchen Botſchaft, um den Beſuch des Staatsſekretärs zu erwidern. An dem Frühſtück, das der deutſche Botſchafter v. Jagow heute zu Ehren des Staats - ſekretärs v. Kiderlen-Waechter gab, nahmen Miniſterprä - ſident Giolitti und Miniſter des Aeußern di San Giuliano teil.

KB.

(Tel. der Cz. Allg. Ztg. )

Staatsſekretär Kiderlen-Wächter ſtattete Merry del Val einen Beſuch ab.

An dem Dejeuner, das im deutſchen Konſulate zu Ehren Kiderlen-Wächters ſtattfand, nahmen Miniſter - präſident Giolitti, nahezu ſämtliche Miniſter und Exz. v. Bülow teil. Um Mitternacht reiſte Kiderlen nach Berlin ab.

Der Empfang beim König.

Staatsſekretär v. Kiderlen-Waech - ter wurde geſtern abends nach ſieben Uhr vom König empfangen, der ihm das Großkreuz des Mauritius - und Lazarusordens verlieh. Um 8 Uhr fand Hoftafel ſtatt. Staatsſekretär v. Kiderlen-Waechter und Marquis di San Giuliano ſaßen zur Linken der Königin. Es wurde viel bemerkt, daß die beiden Staatsmänner mehrere lang - andauernde Unterhaltungen führten.

Das Ableben des päpſtlichen Nuntius Bavona. KB.

(Tel. der Cz. Allg. Ztg. )

Der Oſſervatore Romano meldet: Kaiſer Franz Joſef ſprach, telegraphiſch dem Papſte ſeinen tiefen Schmerz über das Ableben des Nuntius Bavona aus und drückte den überaus lebhaften Anteil aus, den er an der Trauer des heiligen Stuhles nehme.

Der öſterr. -ung. Botſchafter drückte dem Papſte und Merry del Val das Beileid der öſterreichiſchen und der un - gariſchen Regierung aus.

Die Stichwahlen im Deutſchen Reiche.

Von den 191 Stichwahlen, die im deutſchen Reiche noch auszufechten waren, ſind geſtern 78 vollzogen worden. Das Stichwahlbild war für die liberalen Parteien fol - gendes:

Es ſtanden gegen das Zentrum die Nationalliberalen in 12 Wahlkreiſen, in denen bis auf einen die Sozialde - mokraten den Ausſchlag gaben, gegen Konſervative in 10, gegen die Sozialdemokraten in 38 Wahlkreiſen. Die fort - ſchrittliche Volkspartei ſteht gegen 21 Konſervative und 29 Sozialdemokraten, die Sozialdemokraten gegen 34 Konſervative und 11 Zentrumskandidaten.

An dieſer Situation hat der erſte Stichwahltag nach - ſtehende Aenderungen vollzogen:

KB.

(Tel. der Cz. Allg. Ztg. )

Bisherige Reſultate der Reichsratsſtichwahlen: Gewählt wurden: 9 Konſervative, 6 Reichspartei, 2 deutſche Re - formpartei, 4 wirtſchaftl. Vereinigung 21 Nationalliberale, 17 fortſchrittliche Volkspartei, 7 Zen - trum, 8 Sozial de mokraten, 2 Welfen, 1 Bauern - bündler und 1 Wilder.

Die Konſervativen gewinnen drei und verlieren fünf Mandate, die Reichspartei verliert ein Mandat und gewinnt eines, die wirtſchaftliche Vereinigung gewinnt ein und verliert zwei Mandate, die Nationalliberalen ge - winnen zehn und verlieren ſechs, die fortſchrittliche Volks - partei gewinnt acht und verliert ein, das Zentrum ge - winnt zwei und verliert fünf, die Sozialdemokraten ge - winnen acht und verlieren fünf, die Welfen gewinnen zwei Mandate und der Bauernbund gewinnt ein Mandat.

Der italieniſch-türkiſche Krieg.

Die Carthago . KB.

(Tel. der Cz. Allg. Ztg. )

Der Dampfer Carthago iſt geſtern hier eingelaufen.

Die Kämpfe bei Tripolis. KB.

(Tel. der Cz. Allg. Ztg. )

Die Agenzia Stefani meldet aus Tripolis: Nach Be - endigung der nötigen Sicherungsarbeiten wurde die Oaſe Gargareſch geſtern definitiv beſetzt.

Wechſel im italieniſchen Oberkommando?

Ein umfaſſender Wechſel in den höheren Kommandoſtellen der Truppen in Tripolis ſteht, der Sera zufolge, bevor. General Caneva, der ſeit Beginn der Operationen es angeblich an der - tigen Energie fehlen ließ, ſoll durch General Frugoni erſetzt werden. Auch andere Generale ſollen abberufen werden.

Ausdehnung des Krieges zur See. KB.

(Tel. der Cz. Allg. Ztg. )

Die Agenzia Stefani meldet: Der Miniſter des Aeu - ßern notifizierte ſämtlichen in Rom akkreditierten Bot - ſchaften und Geſandtſchaften eine Erklärung, nach welcher mit Rückſicht auf den Kriegszuſtand zwiſchen Italien und der Türkei, die italieniſche Regierung, indem ſie ſich an die Beſtimmungen des Völkerrechtes hält, erklärt, daß vom 22. Jänner die ottomaniſche Küſte des roten Meeres von Ras Iſa (nördlich von Ho - deida) bis Ras Galefka (ſüdlich Hodeidas) von den Seeſtreitkräften des Königreiches im Zuſtand einer effektiven Blokade gehalten werden wird.

Den neutralen Schiffen wird eine Friſt behufs ungehinderter Entfernung aus dem Bereiche der Blokade gegeben.

Gegen jedes Fahrzeug, das verſuchen ſollte, die Blo - kade zu verletzen, wird gemäß der völkerrechtlichen Beſtim - mungen vorgegangen.

Die Friedensbeſtrebungen der Mächte.

Römiſche und Konſtantinopeler Depeſchen beſagen übereinſtimmend, daß die Groß - mächte erneut gemeinſame Schritte in Rom und Konſtantinopel zur Herbeiführung eines beiderſeits ehrenvollen Friedens vorbereiten. Die Romreiſe des deut - ſchen Staatsſekretärs v. Kiderlen-Waechter habe haupt - ſächlich der Friedensfrage gegolten.

Die Beſchlagnahme des Manuba . Die Gefangenen werden auf ihre ärztlichen Kenntniſſe geprüft. KB.

(Tel. der Cz. Allg. Ztg. )

Gegenüber der Verlautbarung der Compagne Mixte , daß die auf dem Dampfer Manuba angetroffenen 29 Türken Aerzte und Krankenwärter des roten Halbmondes ſeien, erklärt die Agenzia Stefani , daß die genannten Türken, welche verſuchten, Marſeille heim - lich zu verlaſſen, weder in Marſeille noch anderswo chi - rurgiſches Material gekauft hätten und daß der Zweifel an ihrer Eigenſchaft als Aerzte auch dadurch gerechtfer - tigt ſei, daß einige ſich als Rechnungsbeamte aus - gaben und im Beſitze bedeutender Summen (Cheks auf 1,000.000 Franks) ſeien.

Um die Eigenſchaft der angehaltenen Türken genau feſtzuſtellen, iſt eine Unterſuchung im Zuge, die von Per - ſonen von beſonderer ärztlicher Kompetenz geleitet wird.

Eigenmächtigkeiten des Botſchafters Barrere? KB.

(Tel. der Cz. Allg. Ztg. )

Außerordentliches Befremden erregt hier die Tatſache, daß der Kapitän des Dampfers Manuba behauptet, er habe infolge Weiſung der franzöſiſchen Bot - ſchaft in Rom die türk. Reiſenden ausgeliefert, während das Miniſterium des Aeußern erklärt, den Ge - ſchäftsträger in Rom beauftragt zu haben, auf Grund der Haager Konvention gegen jeden Verſuch der italieni - ſchen Behörden auf Auslieferung der türkiſchen Reiſenden entſchiedenſt zu proteſtieren.

Die Auffaſſung in Paris. KB.

(Tel. der Cz. Allg. Ztg. )

Dem Echo de Paris zufolge ſind die hieſigen politiſchen Kreiſe von der Haltung der Italiener auf das Tiefſte verletzt und glauben, Italien wolle Zeit gewinnen, um den Streitfall dem Haager Schiedsgericht zu unterbreiten.

Verſchärfung des Zwiſchenfalles. KB.

(Tel. der Cz. Allg. Ztg. )

Die Agence Havas meldet aus Rom: Die franzöſiſche Regierung gab die Abſicht kund, von der italieniſchen Re - gierung die Auslieferung der 29 Türken vom Dampfer Manuba zu verlangen, weil es ausſchließlich Sache der franzöſiſchen Regierung ſei, deren Identität feſtzuſtellen und ſicherzuſtellen, ob die Paſſagiere türkiſche Offiziere ſeien, wie die italieniſche Regierung angibt oder ob ſie im Dienſte des roten Halbmondes ſtehen, wie es die türkiſche Regierung behauptet.

Kurze Nachrichten

Der Münchner Erzbiſchof Dr. v. Bettinger wurde vom Kultusminiſter auf Grund des § 57 des Religionsediktes zur Verant - wortung gezogen, weil er am Schluſſe eines Vortrages, den ein Jeſuitenpater hielt, eine Anſprache an die Ver - ſammlung richtete. Die Unterſuchung gegen den Erzbiſchof wurde überhaupt wegen ſeines Verhaltens in der Jeſuiten - frage eingeleitet. Der Erzbiſchof und die ihm unterſtehende Geiſtlichkeit haben es nämlich trotz des von der Regierung erlaſſenen Verbotes zugelaſſen, daß Jeſuiten aus dem Kloſter Feldkirch in Vorarlberg nach Bayern kamen und hier Miſſionen abhielten. Da ſie gegen Anders - gläubige hetzten, kam es oft zu unliebſamen Szenen.

323 Jänner 1912 Czernowitzer Allgemeine Zeitung

Der ruſſophile Abgeordnete Pfarrer Senyk, welcher bekanntlich vom Metropoliten Graſen Szeptycki in ſeinem Amte auf 6 Monate ſuspendiert wurde, legte geſtern nach der Sitzung des Landtages ſein Mandat nieder. Dieſer Schritt des Pfarres Senyk hat ſeinen Grund in einem Schreiben des Metropoliten, worin letzterer den Pfarrer auffordert, ſein Mandat niederzulegen und ſeine dem katholiſchen Glauben ſchädigende ruſſophile Propaganda einzuſtellen, widrigenfalls er ſeinen geiſtlichen Würden auf die Dauer ſeines Mandates enthoben werden wurde.

Bunte Chronik.

Unfälle bei der Lemberger Jorda[n]feier.

Während der auf dem hieſigen Kingplatze ſtattgehabten Waſſerweihe froren 180 Perſonen, darunter 130 Soldaten der zur Feier ausgerückten Abteilung die Ohren und Naſen ab. Die Reitungsgeſellſchaft leiſtete allen im Rathauſe die erſte Hilfe. Nach der vollzogenen Weihe drängte ſich das Publikum zum Baſſin, um das darin befindliche Waſſer zu ſchöpfen, dabei paſſierte einer Dame das Malheur, daß ſie kopfüber ins Baſſin ſtürzte; ſie wurde herausgezogen und der Rettungsgeſellſchaft übergeben.

Maſſenvergiſtungen durch Leuchtgas.

Geſtern früh hat man die Familie der Witwe des Realſchulprofeſſors Joſef Blazek bewußtlos aufgefunden. Es handelt ſich um Leucht - gasvergiftung. Die Witwe konnte nur ſchwer ins Leben zurückgerufen werden. Ihr Zuſtand iſt ſehr bedenklich. Ihre zwei Kinder, das Dienſtmädchen und zwei Studen - ken, die als Zimmerherren bei ihr wohnten, ſind gleich - falls erkrankt. In der benachbarten Wohnung wurden der Bezirksarzt Dr. Molnar, deſſen Diener und der Haus - meiſter und die Hausmeiſterin bewußtlos aufgefunden. Im nächſten Hauſe erkrankten ein Photograph und deſſen Familie und ein Gerichtshofnotär ebenfalls an Leuchtgas - vergiſtung. Den ganzen Tag über arbeitete man, ohne den Ort des Gasrohrbruches ausfindig zu machen.

Theaterbrand.

Auf der Bühne des neuen Theaters des Volkshauſes iſt in der vergangenen Nacht ein Feuer ausgebrochen, das in kurzer Zeit die Bühne in einen rieſigen Trümmerhaufen verwandelt hat. Alle vier Stockwerke der Bühne ſind ausgebrannt. Am Abend iſt das Ausſtattungsſtück Sewaſtopol gegeben worden. Man glaubt, daß bei der Darſtellung der Exploſion eines Kriegsſchiffes Funken auf die Dekoration gefallen ſind und dadurch nach Theaterſchluß der Brand entſtanden iſt.

Ausweiſung von Italienern aus Tirol.

Alle am Bau der Fricca - ſtraße in Valſugana beſchäftigten reichsitalieni - ſchen Arbeiter, die zwiſchen 1886 und 1890 geboren ſind, wurden entlaſſen und aus Süd-Tirol ausge - wieſen. Die Friccaſtraße liegt an dem ſtrategiſch wich - tigſten öſterreichiſch-italieniſchen Grenzgebiete.

Die drei Berliner Raubmörder feſtge - nommen.

In Gurau bei Beeskow wurden geſtern drei Männer als die mutmaßlichen Mörder aus der Alten Jakobſtraße feſtgenommen. Die Verhafteten, deren Kleider noch Blutſpritzer aufwieſen, wurden in Be - gleitung einer großen Menge ins Gefängnis gebracht.

Eine Tierbändigerin im Käſig angefallen. Von einem Jaguar gerettet.

Ein ſeltſames und in der Ge - ſchichte der Menagerien wohl einzig daſtehendes Aben - teuer iſt der Tierbändigerin Morelli zugeſtoßen, die augenblicklich mit Boſtocks Bude durch England reiſt. Es war in Nottingham nach der Vorſtellung. Einer ihrer Jaguare hatte ſich ſchon in Birmingham unruhig gezeigt und war bei der Vorſtellung in Nottingham ungehorſam. Frau Morelli wollte ihn alſo ein bißchen zur Raiſon brin - gen. Kaum aber hatte ſie die Tür des Käfigs hinter ſich zugemacht, als das offenbar ſeit lange höchſt gereizte Tier auf ſie losſprang, ſie niederwarf und mit ſeinen Krallen bearbeitete. Frau Morelli ſchrie gellend auf. Und die Ka - meraden ſtürzten von allen Seiten herbei. Bevor ſie aber eingreifen konnten, hatte ſich etwas ſeltſames begeben. Paſcha, der Lieblingsjaguar der Morelli, hatte ſich mit wildem Sprung auf den Angreifer, der Tierbändigerin geworfen und ihm ſein furchtbares Gebiß in den Nacken geſchlagen. Vor Schmerz aufheulend ließ der andere ſeine Beute fahren und rang nun mit Paſcha, der aber bedeu - tend ſtärker iſt und ſeinen Gegner wohl vernichtet haben würde, wenn nicht die Zirkusleute, die inzwiſchen Madame Morelli befreit hatten, die beiden wilden Beſtien getrennt hätten. Von einem Raubtier gerettet zu werden, dürfte aber wohl noch nicht zu den alltäglichen Ereigniſſen der Tierbändiger gehören.

[Der Wiener Magiſtrat für die Richtig - keit deutſcher Schildaufſchriften.]

Wie aus Wien berichtet wird, laufen bei den ſtädtiſchen Behörden Klagen ein über die zunehmende Sprachenverlotterung auf Firmentafeln und Steckſchildern. Während viele Ge - ſchäftsleute von dem rühmenswerten Beſtreben erfüllt ſind, die Schilder und andere zu Orientierungs - und Re - klamezwecken dienenden Aufſchriften tadellos ausführen zu laſſen, wimmelt es auf anderen Tafeln von grammati - kaliſchen Schnitzern. So kann man in einer ſehr belebten Verkehrsſtraße bei dem Etabliſſement eines bekannten Induſtriellen leſen: Reparaturen von Oefen und Herde ſtatt Herden . Ein ſehr geſuchter Konfektionär kündigt ſich als Spezialiſt in Jacken, Mäntel und Koſtüme ſtatt Mänteln und Koſtümen . Häufig kann man leſen: Verkauf von Mehl und Hülſenfrüchte ſtatt Hülſen - früchten und ſo weiter. Wegen dieſer Verſündigungen gegen die Sprachreinheit will man nun im Wiener Rat - hauſe Stellung nehmen. In einer an den Magiſtrat ge - richteten Eingabe wird auf die Gefahren der Sprachver - lotterung und auf die Notwendigkeit der Erziehung zum Sprachgefühl hingewieſen.

[Der degradierte Heilige.]

Der Zar kann als Herr ſeiner Kirche bekanntlich auch Heilige machen und Nikolaus der Zweite hat ja auch den Mönch Seraphim kanoniſiert. Soweit ſind Papſt und Zar gleich, aber was der Erſte nicht kann oder doch noch nie getan hat, das hat ſeinerzeit Kaiſer Paul fertig gebracht, er hat einen Heili - gen degradiert. Im Kloſter Slumorin hatte man einen Metropoliten gefunden, deſſen Körper und Kleidung, trotzdem er ſchon ſehr lange im Grabe ruhte, vollkommen unverſehrt waren. Wegen dieſes Wunders wurde er zum Heiligen ernannt . Als man aber ſeine Glieder in ein Reliquienkäſtchen packte, zerfielen ſie in Staub. Darüber entſtand eine große Beſtürzung und der Monarch befahl über den Lebenswandel des Heiligen genaue Nachfor - ſchungen anzuſtellen. Dieſe ergaben, daß er ein laſterhafter Menſch geweſen ſei, und der erzürnte Kaiſer ſetzte den Heiligen nicht nur ab, ſondern verbannte auch feinen Leichnam nach Sibirien.

[Wie viel Slawen gibt es auf der gan - zen Welt.]

Der Pforeſſor der Statiſtik an der Kiewer Univerſität, Dr. Florinski, veröffentlicht eine ſtati - ſtiſche Studie über das Slawentum, worin er auf Grund der neueſten amtlicher Ausweiſe die Geſamtzahl der Sla - wen in der ganzen Welt auf 159,420.000 Seelen veran - ſchlagt. Davon ſind 110,000.000 Ruſſen u. zw. 59,500.000 Großruſſen, 33,100.000 Kleinruſſen und 7,400.000 Weiß - ruſſen, 5,700.000 Bulgaren, 9,733.000 Serben und Kro - aten, 1,500.000 Slowenen, 7,500.000 Czechen, 2,740.000 Slowaken, 157.000 Lauſitzer Serben, 21,700.000 Polen und 370.000 Kaſſuben. Von den Polen leben in Rußland 9,800.000, in Oeſterreich 4,900.000, in Deutſchland 3,900.000, in den übrigen europäiſchen Staaten 100.000 und in Amerika 3,000.000.

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Czernowitzer Angelegenheiten.

Generalvikar Miron Calinescu .

Geſtern nachts iſt Generalvikar Miron Calinescu von ſeinem ſchweren körperlichen Leiden durch einen ſanften Tod erlöſt worden. Der nunmehr Verblichene, der in der Hierarchie der griechiſch-orientaliſchen Kirche des Landes die zweithöchſte Würde bekleidete[,]genoß den Ruf eines hervorragend gebildeten Prieſters, der ſeinen Be - ruf ernſt und würdig ausübte. Seiner Kirche mit ganzem Herzen ergeben, war er auch ein treuer Sohn ſeines Vol - kes. Die unbedingte Treue zu ſeinem Volke brachte ihm in den Zeiten der Kämpfe zwiſchen Ruthenen und Rumä - nen die politiſche Gegnerſchaft der erſteren ein. Drohte dieſe Gegnerſchaft auch manchmal, einen perſönlichen Charakter anzunehmen, ſo wußte Calinescu, der ſich und ſeiner Stellung nie etwas vergab, das perſönliche Moment auszuſchalten und ſeinen Gegnern mit ruhigem Ernſt zu begegnen. Dies hatte zur Folge, daß die An - griffe aufhörten und daß Calinescu, der viele Jahre hindurch das Konſiſtorium auch im Landtag vertrat, ſich ſchließlich eine von Freund und Feind unangetaſtete ſupe - riore Stellung erwarb. In den letzten Lebensjahren zwang ihn freilich ein ſchweres Leiden, ſich den politiſch - kirchlichen Agenden fernzuhalten, aber im Konſiſtorium führte er noch immer ein gewichtiges Wort, und ſeine Er - fahrungen ſowie ſein Ernſt fanden immer Anerkennung und Reſpekt. Generalvikar Calinescu bot auch äußer - lich eine ſtattliche, repräſentative Erſcheinung dar, vor der man ſich unwillkürlich beugte. Nun iſt er heimgegangen, als einer der letzten Repräſentanten der altehrwürdigenTraditionen der gr. -or. Prieſterſchaft des Landes. Friede ſeiner Aſche und Ehre ſeinem Andenken!

Generalvikar Calinescu hinterläßt einen einzi - gen Sohn, den Landesgerichtsrat Hippolit Calinescu.

Nachſtehend die biographiſchen Daten des Verbli - chenen:

Dr. Myron Calinescu, geboren 1837 in Czer - nowitz, war Archimandrit-Mithrophor, Konſiſtorial-A[r]- chimandrit, erzbiſchöflicher Protoſynzell, Komtur des Franz Joſef-Ordens, Beſitzer der 50jährigen Zivil - jubiläumsmedaille, der königlich rumäniſchen Medaille Rosplata muncei pentru biſerica 1. Klaſſe, Sakellar (Referent für geiſtliche Klöſter und geiſtliche Bildungs - und Erziehungsanſtalten, Sakallariat), Direktor der Konſiſtorialkanzlei, Konſiſtorialexaminator der Kandida - ten der Prieſterweihe und des Religonslehramtes, Mit - glied der ſyſtematiſch-praktiſchen Abteilung der Prüfungs - kommiſſion für Studierende der gr. -or. Theologie, Ehren - bürger der Landeshauptſtadt Czernowitz, Gründer und Ehrenmitglied der Sozietät für rumäniſche Kultur und Literatur in der Bukowina und mehrerer kultureller und Humanitätsvereine. Er wurde 1860 zum Prieſter geweiht, war 1860 1863 Pfarradminiſtrator und zugleich ſup - plierender Gymnaſial-Religionslehrer in Czernowitz, 1863 1877 Gymnaſial-Religionslehrer in Czernowitz, zugleich proviſoriſcher Seminar-Spiritual 1866 1867, wurde Erzprieſter 1874, war von 1877 1881 Profeſſor der Moraltheologie an der gr. -or. theologiſchen Fakultät der Univerſität in Czernowitz, als ſolcher Dekan im Stu - dienjahre 1879, trat 1877 in den Regularklerus ein, wurde 1878 Protoſynzell, 1880 Archimandrit, war von 1881 1905 Konſiſtorialrat, 1881 1882 Interimsſemi - narrektor, wurde 1892 Mithrophor und 1905 Konſiſto - rialarchimandrit und Generalvikar. Der Kaiſer ernannte ihn im Jahre 1911 über Vorſchlag des akademiſchen Se - nates der Czernowitzer Univerſität zum Ehrendoktor der - ſelben.

Vom erzbiſchöflichen Reſidenzpalais, der Univerſität, dem Magiſtratsgebäude und dem rumäniſchen National - hauſe wehen Trauerfahnen. Das Leichenbegängnis findet am 23. d., um 2 Uhr nachmittags vom erzbiſchöfli - chen Reſidenzpalais aus, ſtatt.

Das erzbiſchöfliche Konſiſtorium hielt, als die Todes - nachricht bekannt wurde, ſofort eine Sitzung ab und be - ſchloß, das Leichenbegängnis in der der hohen kirchlichen Würde des Verblichenen entſprechenden feierlichen Form auf Koſten des Konſiſtoriums vorzunehmen. Die Einſeg - nung in der Wohnung wird der Metropolit perſönlich vornehmen, den feierlichen Kondukt zur Kirche wird Kon - ſiſtorialrat Bejan geleiten, die abermalige Einſegnung in der Kirche wird gleichfalls Exzellenz Dr. v. Repta vornehmen. Die Führung des Konduktes zum Friedhof übernimmt ſodann neuerlich Konſiſtorialrat Bejan.

Offiziell wird gemeldet:

Die Beerdigung findet am Dienſtag, den 23. Jänner, um 2 Uhr nachmittags vom Reſidenzgebäude aus ſtatt. Den Zug führt Seine Exzellenz Erzbiſchof Dr. Vladimir von Repta mit 12 Prieſtern und 4 Diakonen. Der Zug hält nur vor dem Univerſitäts -, dann vor dem Ma - giſtratsgebäude. In der Kathedralkirche ſegnet Erzbiſchof Dr. Repta die Leiche nochmals ein und hält Kathedral - prediger Dr. Hippolit Tarnawski die Leichenrede. Von der Kathedralkirche führt den Kondukt Konſiſtorial - rat Dionys Ritter von Bejan, welcher auch am Grabe namens des Konſiſtoriums ſprechen wird.

Empfänge beim Leiter der Landes - regierung G[r]a[f]en Meran.

Sonntag, den 21. d. M. fanden ſich unter Führung der Generalmajore Naſtopil und von Horſetzky die Kommandanten aller in Czernowitz garniſonierenden Truppenkörper und militäriſchen Anſtalten ſowie der Landesgendarmeriekommandant Oberſt Pokorny ein. Auf die Begrüßungsanſprache des Generalmajors Na - ſtopil erwiderte Hofrat Dr. Graf von Meran Fol - gendes:

Für die ſo freundlichen an mich gerichteten Be - grüßungsworte bitte ich Sie, verehrter General, und alle Herren Offiziere, meinen herzlichſten und wärmſten Dank entgegennehmen zu wollen.

Es wird mein vornehmſtes Beſtreben ſein, die be - ſtehenden ausgezeichneten Beziehungen zwiſchen Militär und Zivilbehörden auch in Zukunft ungetrübt zu erhal - ten und innerhalb des mir zuſtehenden Wirkungskreiſes die für den Staat ſo wichtigen militäriſchen Intereſſen nach Kräften zu fördern.

Indem ich auch meinerſeits um Ihre für mich un - erläßliche, überaus wertvolle Unterſtützung bitte, danke ich allen Herren nochmals herzlichſt für ihr heutiges Er - ſcheinen.

Montag, den 22. d. M. erſchienen:

Namens des reichsrätlichen Rumänenklubs die Abge - ordneten Simionovici und Dr. Iſopescul - Grecul, namens des hieſigen Landesgerichtes die Ober - landesgerichtsräte Mallek und Dr. Plohn ſowie die Landesgerichtsräte Illaſiewicz, Dr. R. v. Fren - del und Dr. Lehmann; das Kuratorium des Uni - verſitätsſtudentenheims und der menſa academica unter Führung des Hofrates Dr. Wojucki. Der Herr Leiter der Landesregierung erklärte ſich auf die an ihn geſtellte Bitte gerne bereit, die Oberleitung beider ſo ſegensreich4Czernowitzer Allgemeine Zeitung 23. Jänner 19[1]2[.]wirkenden Stiftungen zu übernehmen und verſprach, ihnen ſein tatkräftiges Intereſſe zuzuwenden.

Ferner hatten ſich zur Begrüßung eingefunden: Sämtliche Direktoren der hierländigen Mittelſchulen un - ter Führung des Direktors, Regierungsrates Kuſchni - riuk, namens der Staatsgewerbeſchule Regierungsrat Kolbenheyer mit den Profeſſoren Tutſchek und Winkler, Reichsratsabgeordneter Hruſchka, kaiſ. Deutſche Honorarvizekonſul Düſterberg, das Prä - ſidium der Bukow. Arztekammer mit Regierungsrat Dr. Philipowicz und Sanitätsinſpektor Dr. Rudnik, ferner unter Führung des Präſidenten, Prälaten Mon - fignore Schmid der kathol. Wohltätigkeitsverein und der in Lemberg exponierte gr. -or. Pfarrer Exarch Dihon.

Der Herr Leiter der k. k. Landesregierung, Doktor Rudolf Graf von Meran hat am Sonntag, den 21. d. nachſtehenden Perſönlichkeiten Beſuche abgeſtattet:

Domherrn Koſtecki, evang. Pfarrer Glondys, den Obmännern des rum. und ruth. reichsrätlichen Klubs Simionovici und Ritter von Waſſilko, Handels - kammerpräſidenten Tittinger, 1. Staatsanwalt Dr. Tuſchinski, Finanzprokurator Dr. Lorber, Vize - präſidenten des Landeskulturrates Domänenrat Bayer, Honorarvizekonſul Dueſterberg, dem Präſidenten der iſraelitiſchen Kultusgemeinde Dr. Straucher, dem Präſidenten der Aerztekammer Dr. Philipowicz, dem Präſidenten der Advokatenkammer Dr. Kiesler und dem Präſidenten der Notariatskammer Ritter von Drohomirecki.

Aus Anlaß des Ablebens des Generalvikars Cali - nescu begab ſich am Sonntag, den 21. d. M. der Herr Leiter der Landesregierung Dr. Rudolf Graf v. Meran zu Seiner Exzellenz dem Herrn Erzbiſchof Dr. v. Repta, um ihm namens der Regierung das aufrichtigſte Beileid anläßlich des ſchweren Verluſtes, den die Erzdiözeſe er - litten hat, auszudrücken.

Auszeichnung.

Der Kaiſer verlieh unſerm Lands - mann, dem Staatsrealſchuldirektor in Laibach, Regie - rungsrat Dr. Rudolf Junowics, der von ſeiner lang - jährigen Tätigkeit als Profeſſor am hieſigen 1. Staats - gymnaſium ſowie als Direktor der Staatsunterrealſchule in Sereth hier bekannt iſt, den Orden der eiſernen Krone dritter Klaſſe.

Volkstümliche Univerſitätskurſe.

Dienstag, den 23. Jänner l. J. erſter Vortrag des Herrn Profeſſors Dr. Otto Freiherrn von Dungern Ueber Parlamentaris - mus von 8 bis 9 Uhr abends im Arbeiterheim (altes Stadttheater).

Volkstümliche Vorträge der Czernowitzer Univerſität in Suczawa.

Sonntag, den 28. Jänner l. J. wird Herr Profeſſor Dr. Wilhelm Koſch im Hotel Zentral in Su - czawa von 7 bis 8 Uhr abends einen Vortrag über Heine halten. Näheres bringen die Plakate.

Handels - und Gewerbekammer.

Dienſtag, den 23. Jänner 1912 findet um 4 Uhr nachmittags eine ordent - liche öffentliche Sitzung der Bukowiner Handels - und Gewerbekammer mit folgender Tagesordnung ſtatt: 1. Bericht über die Ende 1911 durchgeführte Ergänzungs - wahl in die Bukowiner Handels - und Gewerbekammer. 2. Wahl des Kammerpräſidiums und des Haus - und des Kaſſenverwalters für das Jahr 1912, 3. Wahl der ſtän - digen Ausſchüſſe. 4. Bericht des Zenſurkomitees über die Gebahrung des Kleingewerbefondes im Jahre 1911. 5. Bericht über die Art der Verwendung des pro 1912 be - ſtimmten Kredites für Gewerbeförderungszwecke per 1000 Kronen. 6. Bericht betreffend die 1912 ſtattfindende Konferenz der Kammerſekretäre. 7. Wahl eines Mitglie - des in den Induſtrierat. 8. Vorſchlag für die Ernennung eines Erſatzmannes in den Staatseiſenbahnrat.

Czernowitzer Männergeſangverein.

Der in den Voll - verſammlungen für das 40. Vereinsjahr gewählte Ver - einsausſchuß des Czernowitzer Männergeſangvereines hat ſich in der am 16. Jänner 1912 abgehaltenen Vor - ſtandsſitzung, wie folgt, konſtituiert: Obmann (bereits in der Vollverſammlung gewählt): Dr. Alfred Pawlit - ſchek, k. k. Landesſchulinſpektor; Obmann-Stellvertreter: Kaiſ. Rat Eduard Neunteufel; Schriftführer: Adam Pawlowski, k. k. Rechnungsrevident; Säckelwart: Wilhelm Tellmann, k. k. Oberrechnungsrat; Ordner: Wilhelm Pompe, k. k. Landesregierungskonzipiſt; Sangräte: Wladeslaw von Grabowiecki, Sparkaſſa - oberrevident, Arnold Mayer, Sparkaſſaoberrevident, Ernſt Mayer, Rektor, Otto Mayer, k. k. Gymnaſial - profeſſor und Anton Zwierzina, k. k. Rechnungsrat. Die bisherigen bewährten Chormeiſter, Muſikvereins - direktor Hans Horner und Muſikvereinsdirektor-Stell - vertreter Alfred Schlüter wurden in der gleichen Eigen - ſchaft wiedergewählt.

Regenbogen im Winter.

Man ſchreibt uns: Sams - tag, den 20. d. M. gegen 8 Uhr früh auf einer Kom - miſſionsreiſe begriffen bemerkte ich bei 25 Grad Kälte eine jedenfalls ſeltene Naturerſcheinung. Einige Minuten nach Sonnenaufgang ich fuhr im Tale leuchtete zirka 20 Sonnendurchmeſſer von der Sonne entfernt im Oſten, ſcheinbar vom Bergrücken ausgehend, ein herrlicher Regen - bogen in kegelförmiger Geſtalt auf. Der Kegel hatte eine Höhe von etwa 5 Sonnendurchmeſſern. Die Er - ſcheinung erhielt ſich durch 45 Minuten am Himmel. Ich bemerke, daß im Tale ziemlich dichter Nebel herrſchte. Hochachtend J. S. Derartige ſphäriſche Erſcheinungen ſind auch im Winter ſchon öfter beobachtet worden. In den letzten Tagen, während der ſtrengen Kälte, war die Luft manchmal ſtundenlang beſonders des Morgens mit ganz kleinen haarſcharfen Eiskryſtallen erfüllt, die ſehr die Bedingungen zu einer Brechung und Reflexion desSonnenlichtes bieten konnten, wie ſie etwa im Sommer bei fallendem Regen zur Bildung der unter der Bezeich - nung Regenbogen bekannten Naturerſcheinung führt. Was hingegen auffällig wirkt und nur ſchwer zu erklären ſein dürfte, iſt die kegelförmige, d. h. alſo wohl kreisſektor - artige Geſtalt der Reflexerſcheinung, welche der Einſender der Mitteilung beobachtet hat. Sie bildet jedenfalls eine Seltenheit.

Todesfälle.

Am 20. d. M. ſtarb hier Herr Nikolaus Zielinski im 66. Lebensjahre und am 21. d. Herr Jakob Biedermann im Alter von 57 Jahren und Frau Ettel Wachs im Alter von 62 Jahren. Alle drei wurden heute nachmittags unter zahlreicher Beteiligung zu Grabe getragen.

Fachkurs für Bau - und Galanterie-Spengler.

Am 1. Februar 1912 beginnt am Bukowiner Gewerbe-Mu - ſeum ein ſechswöchentlicher Fachkurs für Bau - und Ga - lanterie-Spengler. In demſelben ſoll den Frequentanten Gelegenheit geboten werden, ſich ſowohl im Werkzeichnen als auch in den verſchiedenen techniſchen und manuellen Fertigkeiten ihres Gewerbes zu vervollkommnen und gleichzeitig die mit dem ſelbſtändigen Betriebe des Speng - lergewerbes verbundenen kaufmänniſchen und anderen Berufsarbeiten kennen zu lernen. Der Lehrplan umfaßt folgende Gegenſtände: Werkzeichnen, Fachkunde, Werk - ſtattarbeiten und gewerblich-kaufmänniſchen Unterricht (Rechnen, Buchführung, Kalkulation und Bürgerkunde.) Der Unterricht findet täglich, mit Ausnahme der Sonn - und Feiertage, von 8 bis 12 Uhr vormittags und an drei Wochentagen auch nachmittags ſtatt. Am Ende des Kur - ſes erhalten die Teilnehmer Frequenzzeugniſſe. Die auf - genommenen Bewerber werden beſonders aufmerkſam ge - macht, daß ſie ihre eigenen Handwerkzeuge mitzubringen haben. Von auswärts kommende Frequentanten erhalten einen Unterſtützungsbeitrag von je 90 Kronen, in dem auch die etwaigen Reiſekoſten miteinbegriffen ſind. An - meldungen, welche mittelſt vorgedruckter Formularien bis ſpäteſtens 27. Jänner 1912 an die Direktion des Buko - winer Gewerbemuſeums (Staatsgewerbeſchule) in Czer - nowitz zu richten ſind, ſind im Wege der betreffenden Ge - werbegenoſſenſchaft, an welche die bezüglichen Druckſorten unter einem geſendet werden, zu leiten. Nähere Auskünfte können beim Profeſſor der Staatsgewerbeſchule, Inge - nieur Johann Rotter eingeholt werden.

Das Revolverattentat und der Schülerſelbſtmord in Suczawa.

Unſer Korreſpondent ſchreibt uns: Die erregte Stimmung unter der Suczawaer Bevölkerung und der Studentenſchaft beginnt allmählich einer nüchternen Be - urteilung der Motive des Revolverattentates zu weichen. Der tiefere Grund der ganzen Affäre liegt vermutlich da - rin, daß früher die Schüler der rumäniſchen Parallelklaſſen beſondere Begünſtigungen genoſſen und ihren Kollegen der deutſchen Klaſſen gegenüber eine mildere Behandlung erfuhren, welche Verhältniſſe ſich unter der Aera Prcopo - vici inſofern zum Beſſeren geändert haben, als ſeither eine gleichmäßige Behandlung aller Schüler der Anſtalt zum Prinzip erhoben worden iſt. Dieſer Umſtand hat begreif - licher Weiſe Unzufriedenheit unter den rumäniſchen Stu - denten erzeugt und die Strenge des Prof. Mokransky wurde als Chikane aufgefaßt, gegen die ſich das leicht er - regbare Gemüt der Rumänen ſelbſt mit unerlaubten Mitteln wehren zu müſſen glaubte. So kam es zu der un - glückſeligen Tat. Jetzt, wo man alle Tatſachen ruhig zu überblicken anfängt, machen ſich auch Stimmen für Prof. Mokransky vernehmbar. Unausgeſetzt ſchwirren die aben - teuerlichſten Gerüchte durch die Stadt, die ſich aber dann ſchließlich als Ausgeburten der Senſationsluſt erweiſen. Ein an Prof. Lucaci gerichteter Drohbrief, ebenſo auch die Einſendung einer Liſte der proskribier - ten Profeſſoren (der Schülerwitz nennt ſie ſchon patres conscribti ) an die Direktion, werden als leere Schreckmittel angeſehen, die in Anſehung des Geſchehenen ſich den Charakter einer furchtbaren Drohung beilegen wollen. Die gerichtliche Unterſuchung iſt in vollem Gange und dürfte bald abgeſchloſſen ſein. Bei vielen Stu - denten wurden Hausdurchſuchungen vorgenom - men und insbeſondere im rumäniſchen Internat wird eifrig geforſcht. Ein Wirt, der einen Studenten bei ſich beherbergt, wurde, als trotz ſeines Ableugnens ein Revol - ver bei ihn gefunden wurde, geſtern verhaftet. Prof. Mokransky hält ſich ganz abgeſchloſſen und empfängt nur Beſuche ſeiner nächſten Angehörigen. Von der Be - zirks[h]au[ptma]nnſ[chaft]iſt ein eingehender Bericht über die ganze Affäre an die Landesregierung abgegangen. Im Anſchluß an dieſen Bericht erſucht uns unſer Korreſpon - dent um die Konſtatierung, daß die letzthin in einer von uns veröffentlichten Notiz enthaltene Bemerkung das Revolverattentat könne nur als Auflehnung gegen die be - ſondere Strenge eines einzelnen Profeſſors aufgefaßt wer - den, nicht von Direktor Procopovici geäußert wor - den, ſondern ſeiner eigenen Anſchauung entſprungen ſei.

Junimeaball.

Montag, den 5. Februar 1912 findet im Feſtſaale des Deutſchen Hauſes der Elite-Ball der Bukowiner Romänen, veranſtaltet vom rom. -akad. Verein Junimea , unter dem Ehrenpräſidium des Landes - hauptmannes Dr. Alexander Baron Hormuzaki ſtatt. Patroneſſinnen ſind: Emma von Krismanic, Helene von Flondor, Aurelia Gheorghiu, Katinka von Grigorcea geb. Gräfin Logothetti, Olga von Gri - gorcea geb. Gräfin Logothetti, Henny Iſopeskul - Grecul, Helene von Popovici geb. Gräfin Logo - thetti, Helene von Nikulitza-Popovici, Maria von Nikulitza-Popovici, Olga Varteres von Prunkul, Eleonora Puscariu, Maria Kaghin, Aglaia Serbu, Eugenia Simionovici, Minodora Simionovici geb. Onciul, Emilia Stefanelli, Domicula Tarnavschi, Pulcheria Tarnavschi, Virginia Zurcan, Sinclitica Voiutschi. Patrone:Dr. Janku R. v. Flondor, Niko R. v. Flondor, Dr. V. Georghiu, A. Gribovivici, Dr. C. Iſopes cul-Grecul, Conſtantin Morariu, Dr. D. On - ciul, Theofil Patraſch, Conſtantin Cl. Popovici, Dimitrie Ritter von Niculitza-Popovici, Var - teres Ritter von Prunkul, Dr. Sextil Puscariu, Dr. Stefan Saghin, George Serbu, Dioniſie Si - mionovici-Vunti, Theophil Simionovici - Vunti, Theodor v. Stefanelli, Conſtantin Ta - rangul Edler von Valna-Utſui, Dr. Theodor Tarnavschi, Dr. Vaſile Tarnavschi, Oneſim Zurcan, Dr. Emilian Voiutschi. Allfällige Rekla - mationen ſind täglich von 11 1 Uhr im Vereine Juni - mea , Ringplatz Nr. 3 perſönlich, ſchriftlich oder durch jedes Vereinsmitglied einzubringen.

Verhaftung einer ſteckbrieflich Verfolgten.

Aus Lem - berg wird uns gemeldet: Die vom Czernowitzer Strafgerichte ſteckbrieflich verfolgte A. Laszowska, verehelichte Wisniewska, wurde hier Samstag im Grand Hotel verhaftet, wo ſie die Stelle eines Dienſt - mädchens angenommen hatte. Sie wird demnächſt nach Czernowitz gebracht werden.

Sondernummer Erzherzog Franz Ferdinand der Neuen Illuſtrierten Zeitung .

Das erſte Jännerheft der von Herrn Iſidor Obſtgarten herausgegebenen und trefflich redigierten Neuen Illuſtrierten Zeitung er - ſchien als Sondernummer Erzherzog Franz Ferdinand mit zahlreichen, äußerſt intereſſanten und aktuellen Bei - trägen über die Perſon unſeres Thronfolgers. Das ge - ſchmackvoll ausgeſtattete Heft macht einen impoſanten Eindruck. Der Vorſtand der Militärkanzlei des Erzherzog - Thronfolgers hat in einem liebenswürdigen Schreiben an Herrn Redakteur Obſtgarten ihm im eigenen Namen für die gelungene Arbeit ſeinen beſten Dank ausgeſprochen.

Konzert Geheimrat Burmeſter.

Wie bereits angekün - digt, findet das Konzert des Geheimrat Profeſſor Willy Burmeſter unwiderruflich Sonntag, den 11 Februar l. J. im Muſikvereinsſaale ſtatt. Burmeſter gilt als der vornehmſte Vertreter der klaſſiſchen Violinkunſt. Aber auch für die moderne Violinmuſik muß man ihn als den hervorragendſten Künſtler bezeichnen. Karten im Vorver - kaufe ſind in der Konzertdirektion und Muſikalienhand - lung B. Klein, Rathausſtraße 17 erhältlich.

Konzert Guilbert.

Für das am Samſtag, den 10. Februar l. J. im Muſikvereinsſaale ſtattfindende Konzert hat Ivette Guilbter ein auerleſenes Programm feſt - geſetzt. Die Chanſons Pompadour aus dem 18. Jahr - hundert und die Chanſons Crinoline (1830) geben der Künſtlerin Gelegenheit, den Stil der Zeit zu charakteri - ſieren. Die Kartenausgabe erfolgt in der Konzertdirektion und Muſikalienhandlung Klein, Rathausſtraße 17. Die Liedertexte werden in franzöſiſcher und deutſcher Sprache gehalten ſein.

Faſchingsanzeiger.

  • Donnerstag, den 1. Februar: Garniſonsball . (Feſtſaal Deutſches Haus .)
  • Samſtag, 3. Februar: Ball der katholiſch-deutſchen Ver - bindung Frankonia . (Muſikvereinsſaal.)
  • Sonntag, den 4. Februar: Sojuzball . (Feſtſaal des Deutſchen Hauſes.)
  • Montag, 5. Februar: Junimea-Ball. (Feſtſaal des Deutſchen Hauſes.)
  • Mittwoch, 7. Februar: Ball der rum. akad. Verbindungen Bucovina u. Moldava . (Feſtſaal des Deutſchen Hauſes .)
  • Donnerſtag, 11. Febr.: Tanzkränzchen des allgemeinen Turnvereines. (Turnhalle Joſefsgaſſe.)
  • Mittwoch, den 14. Februar: Maskenball der akad. Ver - bindungen Armonia und Junimea . (Deutſches Haus.)
  • Samſtag, 17. Februar: Polenball , veranſtaltet vom polniſch-akademiſchen Verein Ognisko (Muſikver - einsſaal).
  • Dienſtag, 20. Febr.: Narrenabend im Wiener Prater , großes Maskenfeſt des Czernowitzer Männergeſang - vereines. (Deutſches Haus.)

Theater, Kunst und Literatur.

Repertoire des Stadttheaters.

  • Dienstag, 23. Jänner: Suſp. Die Dollarprinzeſſin , Operette in drei Akten von Willner und F. Grün - baum. Muſik von Leo Fall. (Gaſtſpiel Grethe Holm.)
  • Mittwoch, 24. Jänner: Suſp. Zigeunerliebe , Operette in drei Akten von Franz Lehar. (Gaſtſpiel Grethe Holm.)
  • Donnerstag, 25. Jänner: Suſp. Die Fledermaus , Ope - rette in drei Akten von Richard Genee. Muſik von Johann Strauß. (Gaſtſpiel Grethe Holm.)
  • Freitag, 26. Jänner: Suſp. Das dunkle Tor , Schauſpiel in 4 Akten von Felix Philippi.
  • Samstag, 27. Jänner: Suſp. Der Oberſteiger , Operette in drei Akten von Weſt und Held, Muſik von Karl Zeller.
  • Sonntag, 28. Jänner, abends halb 8 Uhr: Suſp. Büxel , Komödie in 3 Akten von Arno Holz und Oskar Jerſchke.
523. Jänner 1912 Czernowitzer Allgemeine Zeitung

Das Abonnement auf die Czernowitzer Allgemeine Zeitung kann mit jedem Tage beginnen, jedoch nur zum Schluſſe eines jeden Monates beendet werden.

Oekonomiſches.

Die Forderung Rußlands nach Erhöhung ſeines Zuckerexportkontingents.

KB.

(Tel. der Cz. Allg. Ztg. )

Die heute abgehaltene außerordentliche Generalverſamm - lung des Vereines der Zuckerinduſtriellen Böhmens nahm in Anweſenheit der Vertreter von 92 Zuckerfabriken einſtimmig eine Reſolution an, in welcher gegen die hohen Anſprüche der ruſſiſchen Zuckerinduſt[r]ie hin - ſichtlich einer Vermehrung des diesjährigen Exportkon - tingentes proteſtiert und die Regierung dringend erſucht wird, die Delegierten der am 29. Jänner in Brüſſel tagen - den Permanenzkommiſſion anzuweiſen, den bekannten Forderungen Rußlands gegenüber eine ablehnende Haltung einzunehmen.

In der geſtern unter Vorſitz des Baron Alexander von Hatvany-Deutſch ſtattgefunde - nen Plenarſitzung des Landesvereines der ungariſchen Zuckerfabrikanten bildete den Hauptgegenſtand der Be - ratungen die Stellungnahme der ungariſchen Zuckerin - duſtriellen gegenüber den bekannten Forderungen Ruß - lands. Die Majorität des Landesvereines nahm gegen jede wie immer geartete Erhöhung des für das Jahr 1912 Rußland zugebilligten Kontingentquantums entſchieden Stellung, ſelbſt für den Fall, daß Rußland gegen eine Verlängerung der Konventionsdauer bis 1918 ſtimmen ſollte. Es gelang jedoch einzelnen Rednern, der Verſamm - lung die Ueberzeugung beizubringen, daß ein eventuelles Scheitern der Brüſſeler Konvention Zuſtände ſchaffen könnte, deren Tragweite ſich nicht überblicken läßt, und die möglicherweiſe die zu bringenden Opfer in ihren Nachteilen übertreffen könnten. Die Plenarverſammlung beſchloß daher, dem weiteren Vorgehen des ungariſchen Regierungsvertreters Staatsſekretär Dr. Johann Te - leszky mit vollem Vertrauen in der Ueberzeugung entge - genzuſehen, daß dieſer Rußland nur das nötigſte Minde ſtausmaß an Konzeſſionen einräumen werde.

Der Fleiſchexport Rumäniens nach Oeſterreich.

Die hieſige Kammer befaßte ſich in ihrer geſtrigen Sitzung mit der Frage des Fleiſch - exportes nach Oeſterreich, welcher zufolge der vom Magi - ſtrate der Stadt Wien mit den rumäniſchen Exporteuren getroffenen Vereinbarungen nach der in Kürze zu gewär - tigenden Fertigſtellung der Schlachthäuſer eröffnet wer - den ſoll. Da Jaſſy als Exportſtation ſehr in Betracht kommt, ſollen auf dem dortigen Bahnhofe beſondere Ein - richtungen, als Lagerräume, Kühlanlagen ꝛc., vorbereitet werden. Die Koſten derſelben werden mit rund 250.000 Lei veranſchlagt. Der Präſident der Handelskammer er - ſtattete in dieſer Sitzung Bericht über eine Audienz, welche er in dieſer Angelegenheit beim König hatte und teilt der Kammer mit, daß der König die erſtatteten Vorſchläge für berückſichtigenswert halte und die Zuſicherung gegeben habe, den Bitten der Stadt Jaſſy und der Handelskammer, ſeine Befürwortung im Miniſterrate gewähren zu wollen.

Bukowiner Kreditanſtalt.

Bei der geſtern ſtattgefun - denen 14. ordentlichen Generalverſammlung der Buko - winer Kreditanſtalt, reg. Genoſſenſchaft mit beſchränkter Haftung, wurde an Stelle des verſtorbenen Herrn Doktor Oswald Freundlich Großgrundbeſitzer und Landtags - abgeordneter Herr Joſef Blum zum Präſidenten und Herr Dr. Emanuel Freundlich zum Vorſtandsmit - gliede einſtimmig gewählt.

Letzte Telearamme.

Veranſtaltungen bei Hof.

(Korr. -B.)

Da das Befinden des Kaiſers wieder normal iſt, wird demnächſt mit den offi - ziellen Veranſtaltungen begonnen werden.

Die erſte feſtliche Veranſtaltung beim Kaiſer wird eine Hoftafel ſein, die am 27. Jänner anläßlich des Geburtstages des deutſchen Kaiſers ſtattfindet.

Der polniſch-rutheniſche Ausgleich.

(Priv. -Tel. der Cz. Allg. Ztg. )

Geſtern fand eine Konferenz der polniſchen und rutheniſchen Landtagsabgeordneten ſtatt, in der die Frage der Zuſammenſetzung des Landesausſchuſſes beſprochen wurde. Es wurde ein Einvernehmen erzielt.

Ungariſches Abgeordnetenhaus. Graf Apponyi und die äußere Politik Oeſterreich-Ungarns

Bei der Beratung des Finanz - geſetzes erklärte Graf Apponyi, trotz ſeiner oppoſitionellen Haltung zur Regierung, werde er die Regierungun - terſtützen, wenn ſie, an den bisherigen erprobten Grundlagen der äußeren Politik feſthal - tend, freundſchaftliche Beziehungen zu Italien und Deutſchland pflege.

Demiſſion des Drohobyczer Gemeinderates.

(Priv. -Tel. der Cz. Allg. Ztg. )

Der Gemeinderat demiſſionierte, da die Unmög - lichkeit zu Tage trat, zwiſchen den einzelnen gemeinderät - lichen Parteien ein Einvernehmen zu erzielen. Die Kämpfe im Gemeinderate dauerten ſeit den letzten Reichs - ratswahlen.

Eine Flottendemonſtration Frankreichs gegen Italien.

(Priv. -Tel. der Cz. Allg. Ztg. )

Wie es in hieſigen politiſchen Kreiſen verlautet, be - abſichtigt Frankreich wegen der Beſchlagnahme des Car - thage und der Manuba eine Flottendemonſtration ge - gen Italien zu veranſtalten.

Türkei.

Ein ausgeſprochen jungtürkiſcher Kurs.

(Korr. -B.)

Der General - ſekretär des jungtürkiſchen Komitees, Hadji Adil, wurde zum Miniſter des Innern ernannt.

Drei Arbeiter durch eine Dynamit - exp[l]oſion getötet

(Korr. -B.)

Beim Baue eines Bahntunnels erfolgte hier eine Dynamitexploſion wobei vier Arbeiter getötet wurden.

Betriebsunglück in einem Ber[g]werk

(Korr. -B.)

Auf der Zeche Graf Bismarck ſind vier Bergleute infolge Reißens des Seiles des Förderungskorbes in die Tiefe geſtürzt und blieben tot.

Telegr. Börſe - und Kursnachrichten.

Wiener Börſe.

(Priv. -Tel. der Cz. Allg. Ztg. )

An der heutigen Börſe war eine feſte Tendenz vorherr - ſchend. Skodaaktien waren um ſechs Kronen höher. In Schranken behaupteten ſich gleichfalls alle Kurſe.

Wiener Bank-Verein, Filiale Czernowitz. Telegraphiſcher Kursbericht.

Vorbörſe:Schluß:
Kredit ........653· 654.
Ung. Kredit ...... · ·
Bankverein ....... · 545·50
Länderbank ....... · 551·
Boden ........ · 1319.50
Unionbank ....... · 628 50
Staatsbahn .......728· 724 50
Südbahn ....... · ·
Alpine ........887·50884·
Rimamuranyer ......691· 642·50
Siemens ....... · 331.
Skoda ........ · 726.
Poldi ........ · 630 50
Orient ........723·50718·50
Türk. Tabak ...... · ·
Türkenloſe .......247·50247·50
Salgo ........ · 691
Hutter ........ · ·
Simmeringer ...... · 360 50
Wienerbau ....... · 232·
Ver. Elektr. ...... · ·
Oeſt. Verkehr ...... · 465·
Ung. Verkehr ...... · 472
Galizia .......376· 376·
Klotilde ........ · 306·
Rothan Neudeck ..... · ·
Jungbunzlan Spir. .... · 359·50
Weſtb. Kohle ......669· 663·
A. E. G. Union .....614 75615·
Kroatiſcher Zucker ...... · ·
Schodnica ....... · ·

Telegr. Handelsbericht vom 18. Jänner 1912.

Die Budapeſter Produktenbörſe notiert:

Weizen .........K 11 78 11·79 per 50 kg.
Mais .......... 8·67 8 68
Oelſaaten ........ 00 00 00 00

Effekten - und Wechſelkurſe der Wiener Börſe

Einheitliche 4%ige konv. Rente, Mai-November 90 75, Jönner-Juli 90 70, Einhettliche Rente 4·2% in Roten. Febr[uar]Auguſt 93·90[in]Silber, April-Oktober 94· . Oeſterr. [Gold -]rente 113 93, Oeſterr., Kronenrente 4% 90 70 Oeſterr. In - veſtitionsreute[3]½ % 79 65 Ungar Goldrente 4% 110 35 Ungar Kroneurente 4% 90 30 Ungar Inveſtitionsrente[ %], 78 70 Oeſterr. -ung Bank-Aktien 19 90 Kreditaktien 653 50, London vista 240 90 Deutſche Reichs[banknoten]für 100 Mark, der[R.]- W. 117·50 20 Mark-Stücke 23·53〈…〉〈…〉 0 Frank -[Stücke]19 12 Italientſche Banknoten 94·90. Rudel 254· .

Amtlicher Kurs - und Marktbericht. der Czernowitzer Frucht - und Produktenbörſe.

Preiſe per 50[kg], in Kronen ab (Parität) Czernowitz. Weizen 11·75 12 00 Roggen 9·50 9 70 Gerſte (Bra[uer]- ware) 9 00 9 25, Haſer (Herrſchaftsware) 8 25 8 50[Mais]8·75 9 00 Klete (Werzen) 6·50 6 60, Roggen 6·70 6〈…〉〈…〉 0 Sp[iritu]s, per 10.000 Literperzent, roher, prompexi, kl.[Steuer]per Czernowitz 00·00 00 00

〈…〉〈…〉
6 Czernowitzer Allgemeine Zeitung 23. Jänner 1912.
〈…〉〈…〉
723. Jänner 1912. Czernowitzer Allgemeine Zeitung
〈…〉〈…〉
8 Czernowitzer Allgemeine Zeitung 23. Jänner 1912.
〈…〉〈…〉

Eigentümer und Herausgeber: Dr. Philipp Menczel. Verantwortlicher Redakteur: Oskar Slawik. Buchdruckerei Gutenberg , Czernowitz.

About this transcription

TextNr. 2400, 23.01.1912.
Author[unknown]
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Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Benjamin FiechterSusanne HaafNote: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat).2018-01-26T13:38:42Z grepect GmbHNote: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2018-01-26T13:38:42Z Amelie MeisterNote: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung.2018-01-26T13:38:42Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationNr. 2400, 23.01.1912. . Buchdruckerei „Gutenberg“Czernowitz1912. Czernowitzer Allgemeine Zeitung

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IDS Mannheim

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationZeitung; ready; mkhz2

Editorial statement

Editorial principles

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

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  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
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ImprintBerlin 2019-12-10T11:23:29Z
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