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Telegramme: „ Allgemeine “Czernowitz.
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Vom Tage.
Bei dem zu Ehren des bulgariſchen Königspaares in Schönbrunn veranſtalteten Galadiner wechſelten Kaiſer Franz Joſeph und König Ferdinand politiſche Toaſte. — Miniſterpräſident Lukacs lehnte das von der Oppoſition aufgeſtellte Programm in einem Antwortſchreiben an Koſſuth ab.
Letzte Telegramme.
Die Ruthenen, deren Haltung die heutige Sitzung des Budgetausſchuſſes beſchlußunfähig machte, werden morgen entſcheidende Beſchlüſſe über ihr Verhalten im Parlament faſſen. — Wie verlautet, ſteht in Ungarn ein neuerlicher Generalſtreik der ſozialdemokratiſchen Arbeiterſchaft bevor.
Wenn nicht wieder eine jener unvermuteten Wen - dungen eintritt, die im öſterreichiſchen Abgeordneten - hauſe ſo oft das Oberſte zu unterſt kehren und alles Vorherſagen zu Schanden machen, und wenn dieſer Um - ſchwung nicht ſehr bald eintritt, dann wird das Abge - ordnetenhaus kaum den urſprünglich für den Beginn der Sommerferien in Ausſicht genommenen Termin, die letzte Juniwoche, erleben. Es geht wieder einmal nicht vom Fleck, und vorderhand iſt auch noch nicht einzu - ſehen, wie ſich die parlamentariſche Lage mit ſolcher Raſchheit und ſo gründlich klären kann, daß das Abge - ordnetenhaus imſtande wäre, termingerecht die Arbeiten zu erledigen, die es bis zum Beginn der Sommerferien unbedingt erledigt haben muß, wenn nicht der Retter aus jeder parlamentariſchen Not, der Paragraph 14, hervorgeholt und das Parlament mit einem Fünfer aus Sitten und Fleiß nach Hauſe geſchickt werden ſoll, um dem Retter den Weg freizugeben. Es geht nicht vor - wärts im zweiten Volkshaus, und wie diesbezüglich Wandel geſchaffen werden ſoll, iſt umſo unklarer, als bislang die Parteien ſich viel weniger um die Be - ſchleunigung der parlamentariſchen Arbeit, als um deren Verzögerung bemühen. Immer wieder taucht aus irgend - einer Ecke des Hauſes das Geſpenſt der Obſtruktion auf, von keiner Seite aber hat ſich bisher der aufrichtige und ehrlich gemeinte Ruf nach Arbeit, nach expeditiver, frucht - barer Arbeit, erhoben. Die großen intellektuellen Energienund Potenzen, die im Kabinett Stürgkh, dem „ Kabinett der Kapazitäten “, vereinigt ſind, das geringe Kapital von Fähigkeiten und gutem Willen, das im Volkshauſe zu finden iſt, verbrauchen und erſchöpfen ſich in dem ewigen Kampf gegen unausrottbare Obſtruktionsgelüſte und können nicht frei werden zu fruchtbarer Arbeit. Die Regierung verbraucht ihre beſten Kräfte in einer end - und ausſichtsloſen Danaidenarbeit — und das Par - lament ſieht zu und ſchürzt heute die Knoten von neuem, die geſtern mit unſäglicher Mühe gelöſt worden ſind. Es geht nicht vorwärts im zweiten Volkshauſe ...
Die Arbeit, die das Abgeordnetenhaus bis zu den Sommerferien zu leiſten hat, iſt groß, übergroß für ein Haus, daß nur die Technik der Nichtarbeit, nicht die Technik der Arbeit beherrſcht. Zunächſt iſt die Dienſt - pragmatik zu erledigen, dann der Finanzplan, das Budget, beziehungsweiſe Budgetproviſorium und ſchließlich das Wehrgeſetz, das als eine Lebensfrage des Hauſes ange - ſehen werden muß. Drei Wochen, im äußerſten Falle knapp vier Wochen, ſtehen zur Abſolvierung dieſes um - fangreichen Programmes zur Verfügung, denn über die letzte Juniwoche hinaus ſoll und kann die Seſſion nicht ausgedehnt werden; kann ſie nicht, da bis dahin Dienſt - pragmatik, Budgetproviſorium und Wehrreform, eventuell Wehrreformproviſorium unbedingt erledigt ſein müſſen und es in dieſen Belangen eine Friſterſtreckung auf gar keinen Fall gibt. Und wie ſieht es damit aus? Von einem Arbeitsplan iſt keine Rede, wohl aber von einem Nicht - arbeitsplan. Die Dienſtprag[m]atik iſt von einer latenten ſüdſlaviſchen und einer lärmenden rutheniſchen Obſtruktion bedroht, an der auch das Budgetproviſorium ſcheitern kann, der Finanzplan muß angeſichts der Haltung der Czechen ſchon beinahe als abgetan betrachtet werden, gegen die Wehrreform mobiliſieren offen die Sozial - demokraten, geheim die Tſchechen, die aus der Wehr - reform gern ein Politikum machen und ſie zur Durch - drückung gewiſſer ſpezieller Wünſche mißbrauchen möchten. Das ſind Widerſtände, zu deren Beſeitigung, wenn nicht ein Wunder geſchieht, drei bis vier Wochen auf keinen Fall genügen und wir werden wohl froh ſein müſſen, wenn eine der in Beratung ſtehenden Vorlagen erledigt wird. Das aber iſt zu wenig, um den drohenden, in dieſem Falle notwendigen Paragraph 14 abzuwenden ... Wie kritiſch die Lage iſt, geht ſchon daraus hervor, daß die Regierung ſich entſchloſſen hat, gewiſſen Begehrlich - keiten der Parteien entgegenzukommen und eine Novelle zum Waſſerſtraßengeſetz einzubringen, die einen Betrag von 35 Millionen Kronen zum größten Teil für Nieder -öſterreich, Böhmen und die Alpenländer beanſprucht. Die Chriſtlichſozialen und die Czechen ſollen damit verſöhnt, die Deutſchen enger an die Regierung gekettet werden. Aber auch damit wurden Geiſter gerufen, die man nicht leicht wieder los wird: den beteiligten Parteien iſt auch das zu wenig, ſie wollen mehr, und wenn ſchon für diverſe Abſtimmungen Preiſe gezahlt werden ſollen, dann wollen ſie eben möglichſt hohe Preiſe erzielen ...
Es herrſcht ſchlechtes Wetter im Abgeordnetenhaus, und die Wolken, die ſich am Horizont zuſammenziehen, verheißen heftige Niederſchläge. Es gibt heute wohl niemanden mehr, der den Optimismus aufbrächte, zu glauben, daß das Abgeordnetenhaus in ſeiner Sommer - ſeſſion auch die Wehrreform oder ein Wehrproviſorium zu erledigen vermöchte; es wird eine relative Glanz - leiſtung vollbringen, wenn es das Budgetproviſorium und die Dienſtpragmatik unter Dach und Fach bringt, weiter aber wird es nicht gehen, und das Ende wird deshalb ſein — der Paragraph 14, mit dem das Re - krutenkontingent bewilligt werden wird; das erhöhte Re - krutenkontingent, denn die hochoffiziöſen Kundgebungen, die in der letzten Zeit erfloſſen ſind, laſſen keinen Zweifel mehr offen, daß es nichts iſt mit dem alten Rekruten - kontingent von 106.000 Mann, daß die Heeresleitung, was angeſichts der internationalen Lage und des be - kannten Zuſtandes der Armee nur als berechtigt aner - kannt werden kann, unbedingt auf dem erhöhten Kon - tingent von 136.000 Mann für das laufende Jahr be - harrt. In Ungarn braucht man ſich darüber keine Sorgen zu machen, denn gelingt die Niederrringung der Oppoſition oder der Friedensſchluß, dann wird dort binnen wenigen Tagen die Wehrreform durchgepeitſcht, und gelingt das nicht, dann iſt ein Wehrreformprovi - ſorium, für das ja die Oppoſition gern zu haben iſt, bis Ende Juni leicht durchzudrücken. Aber bei uns? Es müßte ein wahres Wunder geſchehen, wenn es gelänge, bis zur letzten Juniwoche die Wehrreform oder das er - höhte Rekrutenkontingent als Proviſorium unter Dach und Fach zu bringen. Ende Juni aber iſt der äußerſte Termin, denn im Laufe des Juli müſſen die Aſſen - tierungen vorgenommen werden, eine weitere Hinaus - ſchiebung iſt unmöglich. So wird uns denn vorausſicht - lich die letzte Juniwoche die kaiſerliche Verordnung bringen, welche die Einhebung des erhöhten Rekruten - kontingentes anbefehlen wird. Ein ſchöner Fleißzettel für das zweite Volkshaus, das nicht einmal für die Wehrhaftigkeit und damit für die Sicherheit des Staates vorzuſorgen verſteht ...
Der Luxus iſt der Liebling der Mode, ihr Ver - trauter und Helfer bei den tollſten Einfällen. Nur wenn der Luxus ſich mit der Mode verbindet, wird es ihr möglich, ihren raſch wechſelnden Ideen Ausführung zu ſichern. Es wird für Damen, denen die Verbindung mit dem Luxus nicht möglich iſt, immer ſchwieriger, ſich an die Mode zu halten. Aber die Mode feſſelt nicht nur den Luxus an ſich, auch der Frivolität und Koketterie bedarf ſie für ihre unternehmenden Taten; ein charmantes Trio, neben dem die Solidität, wie ſie Ende des vorigen Jahr - hunderts beim Anzug üblich war, als man ein Werk - tags - und ein Sonntagskleid unterſchied, als die Taillen hoch geſchloſſen, undurchſichtig und die Aermel lang waren, ſich ſtreng ablehnend verhalten hätte.
Das Draufgängeriſche, das die Mode zu Beginn einer Saiſon zur Schau trägt, wenn ſie bald nach der, bald nach jener Seite laviert, und an ſeltſame frühere Trachten Anklänge weckt, verliert ſich bald und weicht ruhiger Ueberlegung. Unſer Geſchmack iſt zu fein ent - wickelt, um kritiklos die Tracht einer Pompadour oder Lamballe wieder aufzunehmen. Wenn wir uns auch An - lehnungen an längſt Vergangenes gefallen laſſen, ſobald die Mode zu Neuſchöpfungen nicht geneigt iſt, wir wollen doch das Alte mit neuem Geiſt, dem Geiſt des 20. Jahr - hunderts durchſetzen. Gewiß übt die Mode bei Beginn der Saiſon durch die Proklamation einer Revolution der Tracht ſtarken Reiz aus, der die Induſtrie gefangen nimmt und die Modedamen faſziniert. Die wahre Eleganz kennt jedoch keine Sucht nach Neuem, ſie nimmt ab - wartende Haltung ein, prüft ſelbſt, nimmt an und ver - wirft, oder auch ſie akzeptiert unter Bedingungen und Einſchränkungen — kurzum, ſie bekennt ſich nur zu Er - probtem und dadurch ward ſchon manche Modekriſe auf - gehalten.
So war es auch dieſes Mal. Der allzu engen Röcke war man müde geworden, Voreilige griffen daher gerndie neue Idee einer Schneiderkünſtlerin auf, freilich, be - vor ſie zur Reife gelangt war. Die Parole Panier und damit Rückkehr zur Rokoko-Tracht ward verfrüht verbreitet und in der Haſt des Ueberbietens auch aus - geführt. Doch die Mode, die ſich inzwiſchen in aller Ruhe innerhalb der Schneiderſalons entwickelte, hat mit den Paniers, die einſt korbartig die Hüften verbreiterten, kaum etwas gemein. Vielmehr befinden ſich die neuen Dlraperien viel tiefer, etwa in Kniehöhe und durch ſolch ange weiche Faltenraffungen wird die Figur eher ſchmäler als breiter erſcheinen, freilich weniger akzentuiert. Die Tunique hat an Stoffülle gewonnen, indeſſen hat der untere Rock an Weite kaum zugenommen; nur gerade ſo tief als nötig war, um die Trägerin beim Gehen und beim Einſteigen in einen Wagen nicht zu behindern. Man kann ſagen, daß jeder Anzug der eleganten Pariſerin, der nicht zur Klaſſe der Schneiderkoſtüme gehört, eine Raffung beſitzt, die freilich manchmal nur durch wenige Falten vorſichtig angedeutet iſt. Es hängt von der Figur ab, ob eine der neuen Raffungen beiderſeitig, vorn oder gar rückwärts anzuordnen iſt, oder ob ein aufge - ſtülpter Doppelrock ſich vorteilhafter ausnimmt. Doeuillet hat neuerdings viel Erfolg mit ſeinen vorn gekreuzten Tuniqueteilen und ſeitlich in tiefen Bogen hinabreichenden Falten. Bei Paquin wird die Front ganz einem Unter - kleid überlaſſen, die Tunique deckt die Seiten und rafft ſie nach rückwärts. Einen Beweis, daß die Made von der Rokoko-Tracht entfernt iſt, bietet die Taillenlinie, die weder knapp anliegend, noch lang ausgeprägt iſt und ſelbſt zuſammen mit geteilten Raffungen gekürzt und faltig bleiben darf. Der dritte, für den Stil einer Robe bezeichnende Teil, der Aermel, bleibt unbeſtimmt, ent - weder halblang und loſe, oder lang und eng und endigt dann am Handgelenk mit Tüllpliſſée von der Farbe der Robe oder von Spitze, für den Fall, daß feine Spitzen als Garnitur des Ganzen in Anwendung kommen. Den Hals frei zu tragen, bleibt ein Vorrecht der Jugend, an dem Damen reiferen Alters bei der[ Straßentoilette] nicht teilnehmen, vielmehr dann den Halsausſchnitt der Toilette durch feinen Tülleinſatz verdecken. Das Lingerie -kleid hat von ſeiner früheren anſpruchsloſen Art durch den Einfluß der Tunique viel verloren. Paniers und Raffungen ſollten dabei vermieden werden, aber ein Doppelrock in gleichmäßiger Rundung oder an der Front, in der Linie durch Ausbuchtung oder zugeſpitzte Form unterbrochen, ſteht auch einem weißen Kleidchen wohl an. Denn dadurch wird den feinen Arbeiten in reliefartiger Blumenſtickerei auf Tüll oder Linon, den Inkruſtationen und zarten Spitzenvolants Gelegenheit zu ſchönem Effekt gegeben, der durch farbig ſeidene oder ſchwarze Samt - bandſchärpen Unterſtützung ſindet.
Kenner der Pariſer Gebräuche hätten es kaum für möglich gehalten, daß die Mode der zweifarbigen Garderobe ſich einbürgern werde, da bisher in der Stadt die dunkle Uni-Kleidung die einzig vornehme war. Nunmehr hat ſich die etwas auffällige Aenderung ſoweit verbreitet, daß ſie durch die Gewohnheit von ſolcher Wirkung viel einbüßte. Am meiſten werden Jackenkoſtüme und Phantaſie - „ Tailleurs “in dieſer Weiſe zuſammen - geſtellt. Sehr gut führen ſich als „ Trotteur “einfarbige Jacketts zu klein karierten Röcken ein, dazu Revers und Manſchetten am Jackett aus dem Stoff des Rockes. Das Schneiderkoſtüm für den Nachmittag beſteht oftmals aus Satin merveilleux, dabei das Jackett farbig zu ſchwarzem oder auch zu weißem Rock, und als beſonders apart ein Jackett in farbiger Panne mit weiß-ſeidenem Kragen und doppelſeitigem Spitzenjabot auf weißem Charmeuſe - Rock. Die einfach feine Dame bevorzugt dennoch ein ſchwarzes Taffetkoſtüm, umſomehr, als farbiger Samt - Paſſepoil den Anzug beleben darf und die Modiſtinnen die zierlichſten Sächelchen aus Tüll und Spitzen zum Putz dunkler Koſtüme bereit halten. Die meiſten Jacketts werden rückwärts länger geſchnitten als vorn und die Aermel mit pliſſiertem Abſchluß, entſprechend den weißen doppelten Spitzenjabots.
Alle Welt erfreut ſich jetzt des bunten Blütenflors an Baum und Strauch, im Modeviertel prankt üppiger Blumenſchmuck an Fenſtern und Balkonen und in den Modeſalons ſtehen rieſenhafte Blumenſträuße auf den
Heute vormittags machte die bulgariſche Königsfa - milie Beſuche bei den Mitgliedern der kaiſerlichen Familie. Mittags fand ein Dejeuner beim Erzherzog Franz Ferdinand und Gemahlin ſtatt, an wel - chem auch die gemeinſamen Miniſter teilnahmen. Die Gäſte waren überall Gegenſtand herzlicher Kundge - bungen der Bevölkerung. Königin Eleonora ſtattete nachmittags der Gemahlin des Miniſters des Aeußern Gräfin Berchtold einen halbſtündigen Beſuch ab. Das Königspaar und die beiden Prinzen fuhren dann in die bulgariſche Geſandtſchaft, wo der Tee einge - nommen wurde. Abends fand zu Ehren des bulgariſchen Königspaares und der Prinzen ein Galadiner in Schönbrunn ſtatt, an dem der Kaiſer, die Mitglie - der der kaiſerlichen Familie, die Mitglieder der Familie Sachſen-Koburg, die Miniſter des Aeußern Graf Berchtold und Geſchow, die Mi - niſter, die Hof - und Staatswürdenträger, die Generalität und der Bürgermeiſter teilnahmen.
Beim Galadiner brachte der Kaiſer einen Trink - ſpruch aus, in welchem er betonte, daß der König, in - dem er ſeit ſeinem Regierungsantritt eine Politik der Weisheit und der Mäßigung verfolgte, dem bul - gariſchen Volke die Wohltaten des Friedens gewahrt und kräftig zu der ſtets wachſenden Wohlfahrt des Landes beigetragen habe. Der Kaiſer begleite die friedliche Entwicklung Bulgariens, das Dank der hohen Weisheit des Königs ein Element der Ordnung und Ruhe auf dem Balkan bilde, mit ſeinen herzlich - ſten Wünſchen und betrachte den Beſuch der Königs - familie als ein neues Unterpfand der zwiſchen beiden Staaten beſtehenden ausgezeichneten Beziehun - gen. Der Kaiſer trank auf das Königspaar und die ganze königliche Familie.
König Ferdinand erwiderte mit aufrichti - gem Danke für die gnädigen Willkommens - grüße, ſowie für das ſympathiſche Intereſſe, das der Kaiſer unausgeſetzt der Entwicklung Bulgariens entge - genbringe. Der König fuhr fort: „ Ich nehme gleichzeitig die Gelegenheit wahr, jene Gefühle zu bezeigen, die ich für Euere Majeſtät hege, deren erhabene Perſon ſich in der langen hiſtoriſchen Regierung den höchſten Anſpruch auf Bewunderung und Achtung ganz Europas erworben habe. “ Der König erblicke gleich dem Kaiſer in dieſem denkwürdi - gen Augenblicke ein Unterpfand mehr für die ausge - zeichneten Beziehungen zwiſchen den bei - den Staaten und trank ſchließlich auf den Kaiſer und die kaiſerliche Familie.
Ein Kommuniquee der „ Deutſchen Nachrichten “beſagt: Auf Einladung des Miniſters für
Cheminées, ſich im hohen Glas ſpiegelnd. Nur auf den Hüten will der Modiſtinnenwille ſie nicht dulden. Doch, keine Regel ohne Ausnahme, auch in der Mode nicht. Den jungen Mädchen und den ganz jungen Frauen wird ein ſommerlicher Blumenputz geſtattet, wenn er ſich auf großem Florentinerhut befindet und wenn dieſer eine helle Lingerietoilette begleitet. Die Florentiner mit den breiten wippenden Rändern, den flatternden Bändern und Roſenkränzen erinnern an die ſchönſten Mode - ſchöpfungen der Louis XVI. -Epoche. Im übrigen iſt die Aigrette die vorherrſchende Garnitur des Sommer - hutes. Gleich, ob die Façon groß, mittelgroß, oder klein ausgewählt worden, volle Aigrettes, oft paarweiſe vom Reiher oder Paradiesvogel, finden ſtets darauf ihren geſuchten Platz. Sie poſieren ſteil an der Front, placieren ſich liegend zu beiden Seiten, verteilen ſich paarweiſe ſtehend und liegend an einer Seite und laſſen ſich auch an die Rückſeite des Hutes verweiſen. Die Vorliebe für die koſtſpielige Aigrette-Mode geht ſo weit, daß die ein - fachen Hütchen zum Trotteur-Koſtüm mit Bandſchlupfen beſteckt werden, die die Geſtalt von Reiherbüſcheln nach - ahmen. Das Band wird weiß genommen zu ſchwarzem oder blauem Hute, um auch in den Farbenkombinationen dem eleganten Genre zu entſprechen, der ſeine weißen Aigrettes nach wie vor auf ſchwarzem oder dunkelblauem Fond zu ſetzen wünſcht. Die Straußfeder iſt dadurch be - nachteiligt und wird eigentlich nur dann zugezogen, wenn es ſich darum handelt, einer Toilette von aparter Faber den paſſenden Kopfputz zuzugeſellen. Dafür eignet ſich die Straußfeder beſonders gut, weil ſie jede Farbe an - zunehmen und fein abzutönen vermag. Daher trifft man ſie zuweilen als ſteiles Geſteck an der Front einer der kleineren Hüte mit ſeitlich aufgebogenen Rändern, die den Poſtillon - und den Amazonenhüten verwandt ſind. Ferner ſchmücken ſie flache Hüte nach der Tracht der Auvergne, mit ſeitlich durch Samtband herabgeneigten Rändern, unter denen zuweilen ein Spitzenvolant, der an die Haube erinnern ſoll, hervortritt.
In allen Neuerſcheinungen prägt ſich ein Luxus aus, deſſen ſtarke Zunahme die Preiſe für die geſuchteſten Modeartikel auf eine ſchwindelnde Höhe treibt und die Fabrikation zu Imitationen nötigt, weil für beſcheidenere Anſprüche keine ſeparaten Modegeſetze erlaſſen werden.
öffentliche Arbeiten fand geſtern nachmittags zwiſchen ihm und dem zur Vertretung der waſſerwirtſchaftlichen Bedürfniſſe der ſüdlichen Länder und der Bukowina gewählten Exekutivkomitee eine Beſprechung ſtatt. Mi - niſter Trnka, der den Vorſitz führte, wies darauf hin, daß die Realiſierung der von einzelnen Ländern bekannt gegebenen Wünſche eine Summe erfordern würde, die aus ſtaatsfinanziellen Gründen nicht in Er - wägung gezogen werden könne. Die Regierung ſei jedoch bereit, ſich mit den Wünſchen eingehend zu befaſſen und unter Bedachtnahme auf die Finanzlage des Staates ihnen entgegenzukommen. Es entwickelte ſich eine einge - hende Debatte, in welcher übereinſtimmend hervorgeho - ben wurde, daß die Vertreter dieſer Länder nach wie vor ſolidariſch auf dem am 28. März d. J. einſtimmig be - ſchloſſenen generellen Programm beſtehen. Ebenſo ein - mütig wurde die Meinung ausgedrückt, daß dieſes gene - relle Programm als Richtlinie für die weiteren Verhand - lungen zwiſchen der Regierung und den einzelnen Län - dern zu gelten habe.
Die definitive Leſung der Land - marſchallskriſe ſteht eheſtens bevor. Die Uebernahme des Landmarſchallpoſtens iſt dem Grafen Adam Golu - chowski bereits geſtern in definitiver Form angeboten worden. Graf Goluchowski, der anfänglich nicht geneigt war, auf dieſes Anerbieten einzugehen hat ſich infolge des Drängens maßgebender Perſönlich - keiten eine zweitägige Bedenkzeit ausgeboten, und es iſt Grund zur Annahme vorhanden, daß er ſich beſtim - men laſſen wird, den Landmarſchallpoſten anzunehmen. Graf Goluchowski gilt als ein kluger Mann mit guten Kenntniſſen im Finanz - und Wirtſchaftsweſen. Er iſt ſtreng konſervativ, ohne es ſich jedoch bisher mit einer der nationalen Parteien verdorben zu haben. Graf Adam Goluchowski darf wegen ſeiner maßvollen politiſchen Hal - tung auf ein Entgegenkommen ſeitens aller politiſchen Gruppen rechnen, was ihm bei der Leitung der Landtags - verhandlungen zuſtatten kommen wird.
Der Miniſterpräſident Dr. von Lukacs richtete an Koſſuth ein Schreiben, in welchem er auf die Vor - ſchläge der Oppoſition hinſichtlich der Wehrreform und der Wahlreform eingehend antwortet. Was die Wehrreform betrifft, ſei die Regierung nicht in der Lage, daran Aenderungen vor - zunehmen, die über die bereits gemachten Vorſchläge hinausgehen. Das vier - oder fünjährige Pro - viſorium, wie es die Oppoſition vorſchlägt, ſei abſolut unannehmbar. Was die Vorſchläge betreffend die Wahlreform betrifft, lehnt ſie der Miniſter - präſident in eingehender Begründung ab und formuliert poſitive Vorſchläge, die zur Annahme ſeitens der oppoſitionellen Parteien zu bringen er Koſſuth bittet.
Präſident Fallieres gab zu Ehren der Königin von Holland und des Prinzgemahls ein Diner zu 250 Gedecken, woran das diplomatiſche Korps, die Mi - niſter und zahlreiche Notabilitäten teilnahmen. Der Prä - ſident und die Königin ſtellten in ihren Trinkſprüchen die ausgezeichneten Beziehungen feſt, die Frankreich und Holland verbinden und gaben dem Wun - ſche Ausdruck, daß ſich die Bande der Freundſchaft immer mehr feſtigen. Nach dem Diner fand in der Oper eine Ga - lavorſtellung ſtatt.
Vor ſeiner Abreiſe nach Paris betonte der Miniſter des Aeußern einem franzöſiſchen Journaliſten gegenüber nachdrücklich, daß die Regierung unabänderlich an die Wahrung der holländiſchen Selbſtändigkeit und Unabhängigkeit feſthalte und daß man ſich in Frankreich mit dieſer Auffaſſung ver - traut machen müſſe, weil damit der Erhaltung des euro - päiſchen Gleichgewichtes am beſten gedient ſei. Es wäre ſomit müßig, dem Beſuch eine größere Bedeutung zu ver - leihen, als einem Höflichkeitsakt, welcher das Be - ſtehen guter Beziehungen zwiſchen Holland und Frank - reich beſtätigt.
Zu den heutigen Vorgängen vor dem griechiſchen Parlament wird gemeldet: Den kretenſiſchen Deputierten gelang es, den Truppenkordon zu durchbre - chen und über die Parlamentsſtiege zur Kammer zu ge - langen. Sie wollten aber nicht mit Gewalt in die Kammer ſelbſt eindringen. Denn in dieſem Falle hatten die Trup - pen den Befehl zu ſchießen. Sie erſuchten in der Vor - halle, eine Deputation von drei Mitgliedern ins Innere ſchicken zu dürfen. Venizelos erwiderte, er könne ihnen den Zutritt zum Parlamente nicht geſtatten und ſei be - reit, zu den äußerſten Mitteln zu greifen, um neue Ver - ſuche der Kretenſer zu verhindern. Er teilte mit, daß die Kammer nach vollzogener Präſidentenwahl bis Oktober vertagt wurde. Die Kretenſer zogen ſich daraufhin zurück und wurden von der Menge auf dem Platze ſtürmiſch akklamiert. Sonſt ereignete ſich kein Zwiſchenfall.
Im Oſten von Fez bildeten ſich zwei neue Harkas. Die auf franzöſiſcher Seite erwarteten Ver - ſtärkungen ſind eingetroffen. Morgen beab - ſichtigen die Franzoſen zur Offenſive überzugehen. Zwei Poſtläufer wurden getötet und beraubt.
Der Korreſpondent des „ Matin “meldet: Die Harka, die im Norden von Fez hinter dem Berge Zalag zuſammengezogen und 15 — 18.000 Mann ſtark iſt, bleibt immer noch drohend. Das Oberkommando trifft Vorbereitungen, um gegen dieſe feindliche Macht vorzuſtoßen, denn die Situation kann nicht länger ſo bleiben, wie ſie iſt. Die Stadt muß, koſte es was es wolle, befreit werden, und man muß verhindern, daß der Harka noch weitere Unterſtützungen zuſtrömen. Alle Stra - ßen rings um Fez ſind abgeſchnitten.
Die Aufſtändiſchen ſind bei den letzten Kämpfen bis in die Mitte der Stadt vorgedrun - gen und haben die grüne Fahne des Propheten aus der Moſchee Idriß herausgeholt. Dann ſchickten ſie die Fahne vor die Stadt, wo ihr Anblick bei den anderen Stämmen die ſich an dem Kampfe noch nicht beteiligt hatten, unge - heure Begeiſterung hervorrief. Die Fahne wird jetzt von Stamm zu Stamm geſandt und immer neue Scharen von Berbern treffen vor der belagerten Stadt ein.
Es heißt, daß das Verlangen Oeſterreich-Ungarns, Italiens und Belgiens nach einer Beteiligung an der chineſiſchen Anleihe ohne Präjudiz für ſpätere Anleihen abgelehnt wird. Am eheſten würde man noch Belgien zulaſſen, das auch den ruſſiſchen Anteil fi - nanzieren würde.
Die Regierung richtete aus Anlaß der morgen beginnenden Parlamentswahlen eine Zirkulardepeſche an alle Provinzkommandos und Gendar - meriepoſten, Sonntag und die folgenden Tage die ge - ſamte bewaffnete Macht bereitzuhalten, da Wahlunruhen befürchtet werden und im Falle eines neu - erlichen klerikalen Wahlſieges ernſte Wahlunruhen un - vermeidlich ſind. Die antiklerikale Volksregung in den großen Städten iſt ſehr groß.
Prinz Max von Baden und Prinz Ernſt Auguſt von Cumberland trafen geſtern auf der Sta - tion Wildpark um 6 Uhr ein. Sie wurden vom Kaiſer in Audienz empfangen und nahmen ſpäter den Tee bei der Kaiſerin. Nachdem die beiden Prinzen noch eine Reihe von Beſuchen bei in Potsdam weilenden Fürſtlich - keiten gemacht hatten, begaben ſie ſich nach Berlin zurück.
Die Affäre der Fahrkartenmiß - bräuche auf der Staatsbahnſtrecke Krakau — Lemberg nimmt immer größere Dimenſionen an. Es iſt ſchon heute feſtſtehend, daß das Aerar um viele Hunderte tauſende von Kronen geſchädigt wurde. Die Manipula - tionen reichen auf mehrere Jahre zurück. Die Prüfung der beim Einlaufen eines einzigen Nachtzuges abge - genommene Fahrkarten hat ergeben, daß nicht weniger als 160 Paſſagiere im Beſitze gefälſchter Fahrkarten waren. Durch das Abſpringen ertappter Paſſagiere aus dem fahrenden Zuge ſind in der letzten Zeit nächſt Krakau etwa 20 Perſonen getötet oder ſchwer verletzt worden. Die Krakauer Staatsbahndirektion hat ange - ordnet, daß in Hinkunft ſowohl bei den Ausgängen als auch in den Zügen die Fahrkartenkontrolle unter Inter - vention von Gendarmen oder Polizei vor ſich zu gehen habe.
Der achtjährige Sohn des Profeſſors Muſtaza begoß ſeinen im Schlaf liegenden Vater mit Petroleum und zündete ihn an. Der Profeſſor wurde ſo ſchwer verletzt, daß er auf dem Transport ins Spital ſtarb. Auf der Polizei gab der Junge an, daß er das Attentat auf ſeinen Vater aus dem Grunde verübt habe, weil dieſer ſeine Mutter mißhandelt habe.
Die Ortſchaft Tokiczbaracz wurde von einer furchtbaren Feuersbrunſt heimgeſucht. 280 Häuſer ſind niedergebrannt, Zwei Perſonen ſind in den Flamen umgekommen, viele andere wurden verletzt. Der etwa zwei Millionen betragende Schaden iſt nur teilweiſe durch Verſicherung gedeckt.
Die Behörde hat verboten, daß in den Tabaktrafiken Zündholzſchachteln mit irredentiſtiſchen Aufſchriften verkauft werden dürfen. Daraufhin haben die italieniſchen Vereine einen antiöſterreichiſchen Tabak -34. Juni 1912. „ Czernowitzer Allgemeine Zeitung “boykott beſchloſſen und jedes Mitglied mit Ausſchluß bedroht, falls es fiskaliſchen Tabak rauchen ſoute. Bisher haben 2000 Perſoch nen ſidem Boykott angeſchloſſen.
Bei der Abfahrt zum nordweſtdeutſchen Rundflug ſtürzte Buchſtätter, der mit dem Leutnant Stille aufge - ſtiegen war, ab. Der Apparat begrub die beiden In - ſaſſen unter ſich. Leutnant Stille wurde tot und Buchſtätter ſterbend aus den Trümmern hervorge - zogen. Die Veranſtaltung wurde ſofort unterbrochen.
Der „ Adeverul “meldet, daß in den an der Donau liegenden Landſtrichen Bulgariens rieſige Heuſchreckenſchwärme aufgetaucht ſind, welche an den Saaten große Verheerungen an - richten. Drei Regimenter Infanterie ſind von der Regierung aufgeboten worden, um die Inſekten durch Feuer und Rauch zu vertilgen. Wenn die Inſekten durch den Wind nach Rumänien getrieben werden, ſo käme die Ernte der rumäniſchen Donaudiſtrikte in ſehr große Gefahr.
Das Miniſterium des Innern hat die Landesbehörden angewieſen, automatiſch wirkende Ta - ſchenfeuerwaffen, Repetierpiſtolen und Browningpiſtolen unter 18 Zentimeter Länge, ſowie Schußwaffen unter die - ſem Maße überhaupt als verbotene Waffen zu behandeln.
Vorſitzender: Bürgermeiſter Baron Fürth.
Schriftführer: Kanzliſt Schreiner.
Nach Eröffnung der Sitzung ſtellt GR. Dr. Heinrich Kiesler mehrere Dringlichkeitsanträge, Angeſtellten der Kommune Geldunterſtützungen zu gewähren. Nach Annahme der Anträge geht der Gemeinderat zur Erledi - gung der Tagesordnung über, die nur die
enthält.
GR. Wegner, der das Wort zur Tagesordnung erhält, führt aus,, daß für die Beamtenvolage ſechs Refe -renten beſtellt worden ſeien; da die Gemeinderäte aber ein Expoſee erhalten hätten, in welchem ſämtliche Referate enthalten ſeien, ſei Redner der Anſicht, man möge davon abſehen, jede Angelegenheit abgeſondert zu verhandeln, ſondern daß über den ganzen Komplex gleichzeitig abge - ſprochen werde. Redner ſtellt auch einen diesbezüglichen Antrag.
GR. Dr. Norſt ſpricht ſich gegen dieſen Antrag aus, da für jede Kategorie andere Beſtimmungen im Expoſee enthalten ſeien und infolgedeſſen ein Zuſammenfaſſen ſämtlicher Referate ein Ding der Unmöglichkeit ſei.
GR. Wallſtein ſpricht ſich für den Antrag des GR. Wegner aus, betont aber, daß nach ſeiner Auffaſſung vorerſt eine Generaldebatte über die Vorlage abzuführen ſei, bevor in die Spezialdebatte eingegangen werde.
GR. Dr. H. Kiesler ſchließt ſich den Ausführun - gen des GR. Dr. Norſt an und verlangt gleichfalls, daß jeder Teil der Vorlage getrennt von den anderen durch - beraten werde.
GR. Zalodek macht darauf aufmerkſam, daß der Geſamtbetrag für die Regulierung der Bezüge der ſtäd - tiſchen Angeſtellten und Magiſtratsbeamten 82.186 K beträgt und warnt davor, dieſen Betrag zu vergrößern, da dadurch eine Erhöhung der Umlage faſt unausbleiblich wäre. Redner ſpricht ſich für eine raſche Erledigung der Beamtenvorlage aus, damit die Beamten und Angeſtell - ten der Kommune raſcher zu ihrem Gelde kommen und ſchließt ſich aus dieſem Grunde dem Antrage Wegner an.
Stadtrat Leo erklärt, für ihn ſei die Tagesordnung maßgebend. Er könne daher nur für eine getrennte Be - handlung ſämtlicher Fragen ſtimmen.
GR. Dr. Cotlarciuc vermißt im Expoſee auch die Regulierung der Bezüge der Viertelmeiſter und bittet, daß auch dieſe Kategorie materiell beſſergeſtellt werde.
GR. Fleminger meint, daß nur der Antrag des GR. Wegner eine Verſchleppung der Beamtenvorlage hintanhalten könnte. Wenn man der Auffaſſung des GR Dr. Norſt zuſtimmen ſollte, würden zehn Sitz[u]ngen kaum dazu ausreichen, um die Vorlage zu erledigen. Schon darum, daß das Budget endlich vor das Plenum des Ge - meinderates gelange, wäre es angezeigt, die Beamtenvor - lage noch in der heutigen Sitzung zu verabſchieden.
GR. Wegner erklärt, mißverſtanden worden zu ſein. Er wolle nicht, daß die Vorlage im Pauſch und Bogen angenommen werde, ſondern daß man ſofort in die Spezialdebatte eingehen ſolle.
GR. Dr. Hoſtiuk meint, das gute Herz der Ge -[mein]deräte für die ſtädtiſchen Angeſtellten zeige ſich ganz beſonders darin, daß ſie die ganze Angelegenheit ver - ſchleppen wollen und den Antrag des GR. Wegner dazu benützen, der doch nichts weiter verlange, als daß von dem vielen Reden Umgang genommen werde.
GR. Dr. Billig ſchließt ſich den Ausführungen der GR. Dr. Norſt und Dr. H. Kiesler an.
GR. Picker iſt der Anſicht, die einzelnen Referen - ten mögen ihre Anträge ſtellen und der Gemeinderat nehme ſie ohne Debatte an. Redner befürchtet nämlich, eine Debatte könnte nur dazu führen, daß der Betrag von 82.000 Kronen um das Doppelte ſteigen werde.
Nachdem noch GR. Zalodek geſprochen hatte, wird der Antrag des GR. Wegnerangenommen.
GR. Dr. H. Kiesler referiert über die
Dem Referate iſt folgendes zu entnehmen: In ihrem Geſuche machen die Lampenanzünder die herrſchenden Teuerungsverhältniſſe, ſowie den Umſtand geltend, daß ihre Entlohnung monatlicher 30 K 36 h nicht im Ver - hältniſſe zu ihren Arbeitsleiſtungen ſtehe. Nach dem Vor -ſchlage des 3. Departements beantragt der Magiſtrat eine Erhöhung der Löhne um 6 Kronen pro Mann und Monat. Das Mehrerfordernis beträgt bei dem ſyſtemiſierten Stande von 34 Lampenanzündern 2448 Kronen jährlich. Die erſte Sektion empfiehlt jedoch eine Erhöhung um 12 Kronen pro Mann und Monat und ſtellt ferner den An - trag, der Magiſtrat ſei aufzufordern, in Erwägung zu ziehen und diesbezügliche Anträge an den Gemeinderat zu ſtellen, ob die Lampenanzünder oder ein Teil derſelben als vollbeſchäftigte Aushilfsdiener (nach Art der Auf - ſehe[r)]für Arbeiten, zu denen regelmäßig Taglöhner auf - genommen werden, neben der Bedienung der Lampen an - zuſtellen wären.
GR. Wegner ſpricht ſich dafür aus, daß den Lam - pena[n]zündern 12 Kronen monatlich mehr zugewieſen werden, jedoch nicht als Erhöhung des Gehaltes, ſondern als Teuerungszulage. Redner ſei dieſer Anſicht, weil er annehme, daß wahrſcheinlich in kürzeſter Zeit die elektriſche Beleuchtung auch in den Vorſtädten werde eingeführt wer - den und weil bei einer eventuellen Penſionierung dann auch die 12 Kronen in Anrechnung kommen müßten. Er ſtellt zum Sektionsantrag folgenden Zuſatzantrag: „ Den Lampenanzündern wäre für dieſes Jahr eine monatliche Teuerungszulage von 12 Kronen zu gewähren und der Magiſtrat aufzufordern, wegen Aenderung des Syſtems der Vorſtadtbeleuchtung binnen Monatsfriſt dem Ge - meinderate geeignete Vorſchläge zu erſtatten.
GR. Picker ſchließt ſich dem Antrage des GR. Wegner an; GR. Dr. H. Kiesler und Stadtrat Leo ſprechen ſich für den Sektionsantrag aus.
GR. Fleminger nimmt den Magiſtratsantrag der für die Lampenanzünder nur 6 Kronen monatlich ver - langt, auf, indem er ſich dafür ausſpricht, daß die reſt - lichen 6 Kronen, welche die Sektion noch für die Lampen - anzünder vorgeſehen hat, den Feuerwehrleuten, die nur 40 Kronen monatlich für die oft lebensgefährliche Arbeit erhalten, gegeben werden.
GR. Elias Wender ſchließt ſich den Ausführungen des GR. Fleminger an.
GR. Dr. Cotlarciuk meint, die Vorſtädte wären zwar dem Gemeinderat für die Einführung des elektriſchen Lichtes ſehr dankbar, doch könne Redner unter keinen Um - ſtänden zulaſſen, daß dadurch die Lampenanzünder mate - riell verkürzt werden.
Die Gemeinderäte Kindler, Zalodek und Wallſt ein ſtimmen dem Antrage des GR. Wegner zu.
GR. Treß hält die von der Sektion beſtimmte Er - höhung für zu gering. Er ſtellt den Antrag, den Lan - penanzündern 15 Kronen monatlich, ſowie eine Schuh - und Kappenpauſchale im Betrage von 40 Kronen jährlich zu gewähren.
GR. Skalat ſpricht ſich für den Sektionsantrag aus.
Bei der hierauf vorgenommenen Abſtimmung werden der Sektionsantrag und der Antrag des GR. Treßab - gelehnt und der Magiſtratsantrag ange - nommen. GR. Wegner zieht ſeinen Zuſatzantrag zurück.
Bevor der Gemeinderat die Debatte über die Be - amtenvorlage fortſetzt, ergreift GR. Dr. Straucher zu folgender Mitteilung das Wort: Bei der heutigen Landes - ausſchußſitzung kam auch die Angelegenheit des Kaſern - baues in der Ruſſiſchengaſſe zur Sprache. Der Landesausſchuß beſchloß einſtimmig, dem Landtage vorzu - ſchlagen, gemäß der Bitte der Stadt, ihr zur Ermöglichung der Amortiſation des zu inveſtierenden Kapitales von 1,800.000 Kronen einen jährlichen Zuſchuß von 25.000 K zu gewähren.
74] (Nachdruck verboten.)
Er ſtand eilig auf:
Kommen Sie.
Die drei Herren ſchlenderten durch den Logengang, als würden ſie eine kleine Promenade machen.
An dem kleinen Tiſchchen hinter der Loge Nr. 2 ſoupierte die Gräfin mit ihrem Manne.
So war eine Begegnung ſelbſtverſtändlich. Sphor be - nützte die Gelegenheit, die Gräfin zu begrüßen und dem Paare die beiden Freunde vorzuſtellen.
Die Gräfin war nicht ſo friſch wie ſonſt. Sie ſah ermüdet, faſt krank aus.
Ihre Augen flackerten nervös, und die weiße Schminke, welche ſie aufgelegt hatte, konnte die dunklen Ringe unter den Augen ebenſowenig verdecken, wie die rötlichen Flecken, welche das Fieber auf ihre Wangen ge - zeichnet hatte. Sie ſchien auch keinen Appetit zu haben, denn ſie tändelte nur ſo mit ihrer Gansleberpaſtete, trank aber haſtig zwei Gläſer Champagner nacheinander. Nur mit ſichtlichem Zwang nahm ſie an den Vorgängen, wie am Geſpräche teil.
Die drei Herren hatten ſich, auf die liebenswürdige Aufforderung Campobellos hin, zu dem Paar geſetzt, und der ſonſt ſo ſchweigſame Graf begann, offenbar durch die Umgebung und den Champagner angeregt, eine flotte Konverſation.
Ueber das Varieté ſchwatzte er, über die ſchönen Frauen, die er im Saale ſah, über das Nachtleben; den franzöſiſchen Champagner lobte er, ſpeziell die Marke, die er trank und die ihm wirklich ſehr zu munden ſchien, denn ſein Glas wurde jeden Augenblick leer.
Hauptmann Fernkorn und Baron Sphor hatten viele Fragen an ihn zu ſtellen, um ſeine Aufmerkſam - keit von Doktor Martens, der der Gräfin gegenüber Platz genommen hatte, abzulenken.
Plötzlich hielt der Graf mitten im Geſpräche inne.
Er ſchaute verwundert auf ſeine Frau, die ſcheinbar ihre Umgebung vergeſſen hatte und ſchreckensſtarr auf einen Herrn blickte, der ſich über die Brüſtung einer Loge beugte und intereſſiert herüberſah.
Was haſt du denn? fragte der Graf.
Die Gräfin zuckte bei der Anſprache zuſammen, ſtrich ſich über Augen und Stirn und ſagte bloß:
Mir iſt nicht wohl, gehen wir nach Hauſe! Aber gleich!
Ohne die zuſtimmende Antwort des Gatten abzu - warten, ſtand ſie auf und ging zur Loge vor, um ihren Mantel zu holen.
Sphor kam ihr zuvor und legte den koſtbaren Abend - mantel galant um ihre Schultern.
Doktor Martens, der Violetta unausgeſetzt beobachtet hatte, war natürlich die plötzliche Veränderung, die in ihr vorgegangen war, nicht entgangen.
Ihre Augen waren anfangs gelangweilt über das Publikum hingeglitten, bis ſie plötzlich den Blick auf - fing, den ein junger, eleganter Fremder auf ſie her - überwarf.
In dieſem Augenblick war ſie unter der Schminke tief erbleicht.
Ihre Augen hingen ſeitdem wie feſtgebannt an dem Fremden, der aufgeſtanden war, als er ſah, daß die Gräfin zur Loge ging, und nun durch das Promenoir langſam herüber kam.
Haſt du ſchon gezahlt? drängte die Gräfin.
Der Graf blickte unwillig zu ihr auf.
Haſt du ſchon gezahlt? fragte ſie nochmals.
Aber geh’, ſo bleib’ doch noch ein bißchen!
Den Grafen traf ein zorniger Blick. Sie griff nach dem Fächer und antwortete haſtig:
Nein, ich muß nach Hauſe! Du kannſt bleiben, wenn du willſt! Baron Sphor wird die Freundlichkeit haben, mich zum Wagen zu führen.
Gewiß, Gräfin. Wenn Sie geſtatten —
Der Baron bot ihr ſeinen Arm an.
Campobello ergriff die Hand ſeiner Frau.
Ich möchte wirklich noch ein wenig — —
Bleib’ nur, bleib’! unterbrach die Gräfin ihren Mann haſtig, der Anſtalten machte, ſich zu erheben. Der Baron wird ſchon ſo freundlich ſein.
Violetta nickte den drei Herren flüchtig zu und wandte ſich raſch ab, um zur Haupttreppe zu gelangen.
Da ſtand drei Schritte vor ihr der Fremde. Ein ſehr eleganter, junger, hübſcher Menſch in tadelloſem Salonanzug.
Er hatte die Arme über die Bruſt gekreuzt und blickte die Gräfin ernſt und forſchend an.
Gehen wir — durch die — andere Tür! ſtammelte die Gräfin und kehrte dem Fremden den Rücken.
Doktor Martens verließ ſeinen Platz und ſtellte ſich ſeitwärts, um die Situation genau zu überblicken.
Die Gräfin hatte den Arm des Barons fahren gelaſſen und ſchritt raſch, eilig faſt, auf die Seitentür zu.
Sphor folgte ihr auf dem Fuße.
Als ſie den erſten Treppenabſatz erreicht hatte, warf Violetta einen ſcheuen Blick nach rückwärts.
Sie ſah, wie der Schatten eines Mannes auf die Glastür fiel.
Violetta ſtieß einen leiſen Schrei aus und ſtürmte die Treppe hinunter.
Gleichzeitig hörte man die Tür oben gehen.
Der Fremde beugte ſich über das Geländer.
Da er Violetta noch auf den letzten Stufen erblickte, eilte er ihr raſch ins Foyer nach.
Bleiben Sie bei mir, mir iſt ganz ſchlecht, flüſterte die Gräfin Sphor zu und hängte ſich ſchwer in ſeinen Arm.
Ich will nur den Wagen rufen laſſen.
Nein, laſſen Sie mich nicht allein!
Sphor winkte einem Diener und beauftragte ihn, den Wagen der Gräfin vorfahren zu laſſen.
(Fortſetzung folgt.)
4„ Czernowitzer Allgemeine Zeitung “4. Juni 1912.GR. Dr. H. Kiesler referiert hierauf über die Regelung der Verſorgungsgenüſſe der ſtädtiſchen Aufſeher.
Der Referent führt aus, GR. Wegner habe ſeiner - zeit beantragt, das bisherige Dienſtverhältnis der ſtädt. Aufſeher in ein definitives umzuwandeln, ſowie dieſelben in rechtlicher und materieller Hinſicht den ſtädt. Amts - diener gleichzuſtellen, wobei auch auf die zur Wahrung der Autorität erforderliche Höherſtellung des Leiters der ſtädt. Aufſicht und deſſen Stellvertreters entſprechend Be - dacht zu nehmen wäre. Das Magiſtratspräſidium hat dieſe Frage bereits eingehend behandelt und iſt zum Schluſſe gekommen, daß von einer Zuerkennung der Pen - ſionsfähigkeit an die Proviſionsberechtigten Organe Um - gang zu nehmen, daß jedoch das Ausmaß der Proviſion auf das in der Miniſterialverordnung von 15. Oktober 1902 vorgeſehene Ausmaß von Gnadengaben für ſtaatliche Aushilfsdiener zu erhöhen wäre. Dieſem Antrage hat ſich der Magiſtrat angeſchloſſen. Den Antrag, die Aufſeher in materieller Beziehung den ſtädt. Amtsdienern gleichzu - ſtellen, kann der Magiſtratsreferent nicht befürworten, weil die Löhne der Aufſeher erſt mit Gemeinderatsbe - ſchluß vom 9. März 1908 und 1. Februar 1910 neu ge - regelt wurden. Die Sektion hat folgende Beſchlüſſe gefaßt:
1. In Bezug auf die Aktivitätsbezüge der Aufſeher nach Magiſtratsantrag, da kein Anlaß vorhanden iſt, von der erſt im Jahre 1908 bezw. 1910 erfolgten Regelung der Aktivitätsbezüge abzugehen.
2. In Bezug auf die Verſorgungsgenüſſe, die Auf - ſeher nach Analogie des Art. 2 der Verordnung des Ge - ſamtminiſteriums vom 7. September 1911 betreffend die Verſorgungsgenüſſe der ſtaatlichen Aushilfsdiener zu be - handeln, und den Magiſtrat zu erſuchen, diesbezüglich dem Gemeinderate eine entſprechende Vorlage zu machen.
Die Erhöhung der Verſorgungsgenüſſe macht gegen - wärtig einen Mehraufwand nicht erforderlich.
GR. Wegner iſt gegen die Auffaſſung des Magi - ſtrates, die er eine vormärzliche nennt. Er nimmt viel - mehr ſeinen ſeinerzeit geſtellten Antrag wieder auf und bittet um deſſen Annahme.
Sämtliche nachfolgenden Redner, die GR. Elias Wender, Dr. Cotlarciuk, Wallſtein, Doktor Hoſtiuk und Zalodek ſchließen ſich zum größten Teile den Ausführungen des GR. Wegner an.
GR. Dr. Straucher ſtellt den Antrag, der auch ſo - fort zur Annahme gelangte, daß alle Beſchlüſſe nur unter der Vorausſetzung Geltung haben ſollten, daß dem Gemeinderate noch die Möglichkeit gegeben ſei, zum Schluſſe alle Poſten in der Richtung einer Reviſion zu unterziehen, daß die Endſumme nicht derart überſchritten werde, daß hiedurch eine Erhöhung der Umlagen notwen - dig werden müßte.
Nachdem noch Stadtrat Leo und GR. Dr. Billig geſprochen hatten, wird die Sitzung infolge Beſchlußun - fähigkeit geſchloſſen.
Unſer Landsmann der Apotheker Ale - xander Bergler in Kolomea wurde vom Erzherzog Karl Franz Joſef zum Kammerlieferanten er - nannt.
Der Aſſiſtenzarztſtellvertreter in der Reſerve Dr. Johann Stupnicki wurde vom Garni - ſonsſpital Nr. 15 in Krakau zum 41. Intanferieregiment transferiert.
Herr Phöbus Semis, Inhaber der bekannten Speditionsfirma Jakob Schä - fer in Czernowitz, wurde zum Sachverſtändigen für das Transport - und Ablagerungsgeſchäft für den Sprengel des Landesgerichtes in Czernowitz ernannt.
hat den Zoll - offizial Siegmund Nowacki in Czernowitz zum Zoll - revidenten in der neunten Rangsklaſſe ernannt.
der katholiſchen Union in Wien zu dem ſich über 400 Organiſationsvertreter aller Kron - länder und Nationen Oeſterreichs eingefunden haben, ſprach u. a. namens der Polen und Deutſchen der Prälat Schmid aus Czernowitz, der auch in das Zentralkomitee der katholiſchen Union als Mitglied gewählt wurde.
Die Meldung, daß Univerſitätsprofeſſor Doktor Plemelj für eine mathematiſche Arbeit mit einem Preiſe der Budapeſter Akademie der Wiſſenſchaften be - teilt worden ſei, beruht inſofern auf einen Irrtum, als der Liebenpreis Herrn Profeſſor Plemelj für ſeine ausge - zeichnete Arbeit, dem hervorragendſten unter ſämtlichen der Jury vorgelegten Elaboraten, von der Wiener Akademie der Wiſſenſchaften verliehen wurde. Das Miß - verſtändnis hatte eine irrtümliche Meldung des k. k. Korreſpondenzbureaus zur Urſache.
Bekanntlich hat die Offertausſchreibung inſoferne ein günſtiges Reſultat ge - zeitigt, als die wichtigſten Baugründe und Realitäten gut verkauft wurden. Die Baugründe in der Ruſſiſchen Gaſſe und gegenüber der Univerſität ſind (die Genehmigung des Landtags vorausgeſetzt) in Privatbeſitz übergangen, das Gebäude der Landesbank ſoll dem Stadtmagiſtrate (für Bureauzwecke) zugeſchlagen werden. Wenn die Landtags - ſeſſion im September zuſtandekommt, woran man nicht zweifelt, wird mit dem Neubaue des Landtagsgebäudes in der Senkoviczgaſſe im Frühjahre 1913 begonnen wer - den. Dagegen ſcheint man vom Plane, ein neues Gebäude für das Landesgendarmerie-Kommando zu errichten, vor - läufig Abſtand genommen zu haben. Die ehemalige land - wirtſchaftliche Lehranſtalt wird bekanntlich für das gynä - kologiſche Inſtitut adaptiert. Dort ſind gegenwärtig un - terbracht: das Landesbauamt und der Landeskulturrat. Letzterer hat dem Landesausſchuß ein Offert auf das alte Landtagsgebäude (ohne Baugründe 250.000 Kronen) überreicht und dürfte es auch zugeſchlagen erhalten. In dieſem Gebäude würden dann nebſt dem Landeskultur - rate auch die Viehverwertungszentrale ꝛc. unterbracht werden. Was ſchließlich die Gründe hinter der Landes - krankenanſtalt betrifft, ſo hat bekanntlich u. A. auch das Juſtizminiſterium auf einen großen Baugrund zum Zwecke der Errichtung eines neuen Strafgerichtsgebäudes reflektiert. Die Verhandlungen ſcheinen ſich jedoch zer - ſchlagen zu haben, da das Juſtizminiſterium den geforder - ten Kaufpreis noch immer als zu hoch anſieht.
Gegenüber unſerer Mittei - lung, daß ſich die Unzufriedenheit der ukrainiſchen Partei wahrſcheinlich auf die in der Sanierungsaktion zutage ge - tretene Meinungsverſchiedenheit beziehe, ſtellt die letz - tere in ihrem Parteiorgane feſt, daß dies nicht der Fall ſei, vielmehr habe Graf von Meran die Aktion wärm - ſtens gefördert. Nach unſeren Informationen ſtößt der Sanierungsplan, wie er in unſerem Blatte veröffentlicht wurde, auf ſo große Schwierigkeiten, daß auch ſchon die Urheber desſelben erklärt haben, es werde das Meiſte ab - geändert und umgeſtaltet werden müſſen. Für morgen (Dienſtag) war eine Beratung in Wien unter Beteili - gung der betreffenden Miniſterien angekündigt. Dieſe Beratung wurde jedoch, wie wir hören, für Samſtag verſchoben. An dieſer wird außer dem Landeschef Grafen von Meran der Landeshauptmann Baron Hormu - zaki teilnehmen. Seitens des Landesausſchuſſes ſind die Abgeordneten Aurel v. Onciul, Pihuliak, Land - wehr Nico v. Flondor und Dr. Straucher dele - giert. Sollten dieſe Beratungen zu einem endgiltigen, von allen Teilen angenommenen Sanierungspro - gramm führen, wird im Juli in Czernowitz eine Vorbeſprechung aller Landtagsparteien (eine Art von „ Vorlandtag “) ſtattfinden, damit feſtgeſtellt werde, ob die Vorausſetzungen für eine ruhige Tagung im September gegeben ſeien. Da dies ſicherlich der Fall ſein wird, dürfte der Landtag für den 15. oder 20. September zu einer ſechswöchigen Seſſion einberufen werden.
Nach einer Meldung polniſcher Blätter, iſt der derzeit lei - tende Direktor der Selanska Kaſſa, Herr Oſyp Lucki, be - kanntlich ein Schwiegerſohn des Landeshauptmann-Stell - vertreters Dr. von Smal-Stocki, als Referent für rutheniſche Angelegenheiten ins Miniſterratspräſidium be - rufen worden. Herr Lucki hat ſich hier lange Zeit als Re - dakteur der rutheniſchen Parteiblätter erfolgreich betätigt. Als die Mißwirtſchaft in den rutheniſchen Raiffeiſen - kaſſen publik wurde, wurde er dorthin entſendet. Herr Lucki gab ſich unter den obwaltenden Umſtänden die red - lichſte Mühe, den verfahrenen Karren wieder in Ordnung zu bringen. Für die Stelle eines rutheniſchen Referenten im Miniſterratspräſidium war urſprünglich Herr Doktor Wladimir Kuſchnir in Ausſicht genommen. Es ſcheint jedoch, daß die Berufung Kuſchnirs auf Widerſpruch ſei - tens der Polen ſtieß, ſo daß er mit der Leitung der Re - daktion der rutheniſchen Parteiblätter in der Bukowina betraut wurde, während Herr Lucki — wir folgen hier der Mitteilung der polniſchen Blätter — nunmehr die Stelle im Miniſterratspräſidium erhielt.
Von heute ab wird die „ Czernowitzer Allgemeine Zeitung “in der eigenen Dru - ckerei (Allgemeine Druckerei, Herrengaſſe Nr. 11) herge - ſtellt. Der ſchon ſeit Langem geplanten Ausgeſtaltung un - ſeres Blattes ſteht nun nach Beendigung der weiteren techn. Vorbereitungen, insbeſondere nach Aufſtellung einer gro - ßen Rotationsmaſchine, der erſten im Lande, nichts im Wege. Ein großes Tagesjournal muß, wenn es auf der Höhe erhalten und mit fortſchreitender Zeit noch höher emporgebracht werden ſoll, über eine eigene Offizin verfügen. Die Hebung der Druckinduſtrie im Lande und die ungeahnte Verbeſſerung der Arbeiterverhältniſſe auf dieſem Gebiete ſind, inſofern Czernowitz in Betracht kommt, ein Verdienſt unſeres Blattes, das mit der Kre - ierung einer modernen Preſſe auf den Fortſchritt des Buchdruckes überhaupt beſtimmenden Einfluß nahm. Daß die eigene Druckerei ſich die modernſten Behelfe der Neu - zeit zu Hilfe nahm und alles tat, um nicht nur die Ausge - ſtaltung und raſche Herſtellung der Zeitung zu ermögli - chen, ſondern auch dem Publikum bei Beſtellung von Druckarbeietn das Beſte bieten zu können, iſt ſelbſtver - ſtändlich. Nach Aufſtellung der Rotationsmaſchine, die in Verbindung mit der Stereotypie in einer Stunde 20.000 Zeitungsexemplare drucken, kleben und falzen kann, wer - den wir unſere Leſer zur Beſichtigung des Etabliſſe - ments, das in ſeiner Art für das Land ganz neu iſt, höflichſt einladen.
Wie vorausgeſagt wurde, hat die Arbeiterexpedition nach Argentinien ein ſehr ungünſtiges Reſultat gezeitigt. Ein Teil der Arbeiter, der in Argentinien lohnende Beſchäftigung gefunden hat, iſt dort zurückgeblieben. Dagegen mußten etwa hundert Arbeiter auf die von ihnen für die vorgeſtreckten Reiſeſpeſen hinterlegten Wechſel eingeklagt werden. Vorgeſtern fanden ſie ſich hier ein und ſprachen beim Landeshauptmann Br. Hormuzaki mit der Bitte vor, man möge ihnen ir - gendwie aus der Not heraushelfen. Vom Landesausſchuß wurden auch Schritte unternommen, um die Bauern vor dem materiellen Ruin möglichſt zu ſchützen.
der Gaſt -, Schank - und Kaffee - hausgewerbetreibenden in Czernowitz, r. G. m. H. wird am 18. Juni 1912 um 4 Uhr nachmittags im Saale des Kommis - und Buchhaltervereines eine außerordentliche Generalverſammlung mit folgender Tagesordnung ab - halten: 1. Wahl eines Vorſtandsmitgliedes auf eine drei - jährige Funktionsdauer; 2. Wahl eines Mitgliedes in denAufſichtsrat; 3. Anträge des Aufſichtsrates; 4. Anträge der Mitglieder.
Heute Dienſtag, den 4. Juni findet im Kiosk ein großes Militär-Konzert ſtatt. Anfang halb 5 Uhr nachmittags.
Eine Urania-Vorſtellung zu Gunſten arbeitsloſer Handlungs - gehilfen findet Mittwoch, den 5. Juni l. J. bei Militär - konzert ſtatt.
Die für Montag, den 3. Juni l. J. angekündigte Erſtaufführung der Oper „ Aeneas auf Reiſen “von Dr. J. Lopatynskyj, einem der beſten ukrainiſchen Komponiſten der Gegen - wart, findet erſt Dienſtag, den 4. Juni ſtatt. Wie man nach dem Kartenvorverkaufe ſchließen kann, hat die neue Oper nicht nur beim rutheniſchen, ſondern auch beim fremden Publikum ein großes Intereſſe hervorgerufen. Der Erfolg der Oper iſt umſo ſicherer, als die letzten Pro - ben vom Verfaſſer ſelbſt geleitet werden. Auch nach der Be - ſetzung der Rollen kann man ſchließen, daß die morgige Aufführung auch die größten Kunſtkenner vollkommen befriedigen wird. Die für Montag gelöſten Karten behal - ten ihre Giltigkeit.
Die Berichte der Wiener Blätter über den Geldmarkt in Oeſterreich-Ungarn lauten noch immer ſehr ungünſtig. Weder die Berliner Reichsbank noch die Oeſterreichiſch-ungariſche Bank konnten zu einer Ermäßigung des Zinsfußes ſchreiten. Ausländiſches Geld fließt bei uns gar nicht oder nur in ſehr geringen Men - gen ein. Dennoch waren die Einreichungen in Wien und Budapeſt Ultimo Mai ſehr groß. Die Ausſichten auf die nächſte Zukunft ſind gleichfalls nicht die beſten. Auf un - ſerem lokalen Geldmarkt iſt die Zurückhaltung noch im - mer eine ſehr große. Bei der Czernowitzer Filiale der Oeſterreichiſch-ungariſchen Bank wurden — nur die Lan - desbank und die Hypothekenbank ſind rühmliche Ausnah - men — ſehr geringe Einreichungen vollzogen, was, ſelbſt die direkte Geldverſorgung aus Wien in Anſchlag gebracht, auf ſtarke Krediteinſchränkungen ſchließen läßt. Dazu kommt, daß auch die Zwiſcheneskompteure und kleinéren Inſtitute, die unnützer Weiſe große Engagements in Ga - lizien haben, das Geſchäft auf ein Minimum reduzieren. Eine durchgreifende Aenderung in der Stimmung erhofft man für den Frühherbſt, da die Ernteergebniſſe, die ſehr gute werden dürften, realiſiert werden.
Das Mitglied des Staatseiſen - bahnrates Herr kaiſ. Rat Heinrich Goldluſt wird in der am 27. Juni 1912 beginnenden Frühjahrsſeſſion des Staatseiſenbahnrates folgende Anträge ſtellen: 1. Das k.. k Eiſenbahnminiſterium wird erſucht, dafür einzutreten, daß die Beſtimmung des Internationalen Uebereinkom - mens zum Eiſenbahnfrachtenverkehr vom 14. Oktober 1890, Artikel 10, Abſatz 3, dahin abgeändert werde, daß die Zoll -, Steuer - und Polizeivorſchriften, ſolange ſich das Gut auf dem Wege befindet, nicht ausſchließlich durch die Bahn erfüllt werden müſſen, ſondern, inſoferne dieſe Auf - gaben vom Abſender im Frachtenbriefe einer Mittelsperſon an der Grenze übertragen werden, dieſe berechtigt ſei, un - ter Verantwortlichkeit der Partei die erfoderlichen Mani - pulationen vozunehmen. 2. Das k. k. Eiſenbahnminiſte - rium wird erſucht, Vorkehrungen zu treffen, daß der in Czernowitz zu errichtenden Handelsakademie eine Eiſenbahnfachſchule angegliedert werde. 3. Das k. k. Eiſenbahnminiſterium wird neuerdings er - ſucht, die Herſtellung eines Übergangsſteges zwi - ſchen dem Aufnahmsgebäude am Bahnhof in Czer - nowitz, ohne Beitrag von Privatintereſſenten, zu ver - anlaſſen. 4. Das k. k. Eiſenbahnminiſterium wird erſucht, im Zentrum der Stadt Czernowitz ein Stadtbure au, reſp. eine Stadtſtation der k. k. Staatsbahnen mit allen Befugniſſen einer Bahnſtation für den Frachten - und Eilgutverkehr in Bezug auf die Auf - und Abgabe, für den Perſonenverkehr in Bezug auf die Ausfolgung von Fahrkarten, Auf - und Abgabe von Gepäck, ferner für die Auszahlung von Nachnahmen in eigener Regie zu errich - ten. 5. Das k. k. Eiſenbahnminiſterium wird erſucht, zu veranlaſſen, daß die Bahnſtation Kaczyka baulich er - weitert werde. 6. Das k. k. Eiſenbahnminiſterium wird dringend gebeten, endlich die Direktions-Eiſen - bahnräte bei den jetzt beſtehenden Direktionen aktivie - ren zu wollen. 7. Das k. k. Eiſenbahnminiſterium wird erſucht, die Gepäckſcheine in zwei Exemplaren (Unikat und Duplikat) einzuführen, von welchen ein Exemplar bei Ausfolgung des Gepäckes abgenommen, das zweite Exemplar (Duplikat) bei der Partei belaſſen wird. 8. Das k. k. Eiſenbahnminiſterium wird erſucht, für die Beſchaf - fung von Spezialwagen für Transporte von leben - dem Geflügel Sorge zu tragen. 9. Das k. k. Eiſenbahn - miniſterium wird erſucht, zwiſchen der Bukowina und Ungarn (Budapeſt) eine beſſere Zugsver - bindung zu ſchaffen.
Wegen Si - cherſtellung der Ausführung der projektierten Uferſchutz - bauten am Suczawafluſſe bei Iſtenſegits und zwar im54. Juni 1912. „ Czernowitzer Allgemeine Zeitung “Reg. Kilometer 53.4 — 54.0 und im Reg. Kilometer 54.4 — 54.9 wird die Offertverhandlung ausgeſchrieben. Zur Vergebung gelangen a) folgende Lieferungen: 2000 Kubikmeter Weidenfaſchinen, 2000 Kubikmeter Waldfa - ſchinen, 21.000 Stück Buhnenpflöcke, 60.000 Stück Wei - denſetzlinge, 600 Stück Piloten; ferner b) nachſtehende Arbeiten: 1115 Kubikmeter Erdaushub in den Leit - kanälen, 2654 Kubikmeter Erdaushub für die Funda - mente, 1060 Meter Oberbau für Längswerke, 970 Meter Stütztraverſen-Oberbau, 2000 Kubikmeter Faſchinenpack - werk, 2108 Meter Querſinkwalzen, 78 Kubikmeter Abgra - bungen der Ufer, 260 Quadratmeter Uferbeſpreitung, 60.000 Stück Weidenſetzlingepflanzen. — Zur näheren Orientierung über den Umfang der Arbeiten wird bis zum Tage der Offertverhandlung das Bauprojekt im De - partement für Straßen - und Waſſerbau der k. k. Landes - regierung während der Amtsſtunden zur Einſichtnahme aufliegen. Unternehmungsluſtige werden eingeladen, ihre Offerte ſpäteſtens bis zum 24. Juni 1912, 11 Uhr vor - mittags bei der Hilfsämter-Direktion der k. k. Landesre - gierung einzubringen, woſelbſt zur angegebenen Stunde die Eröffnung der eingelangten Offerte ſtattfinden wird. Den Bewerbern ſteht es frei, der Eröffnung der Offerte beizuwohnen. Die der Offertausſchreibung zugrunde ge - legten Konkurrenzbeſtimmungen, die allgemeinen und be - ſonderen Bedingniſſe und das Offertformulare mit der Preistabelle können bei der Hilfsämter-Direktion der k. k. Landesregierung um den Preis von einer Krone käuflich erworben werden.
Das Eiſenbahnmini - ſterium hat das Projekt betreffend die normal - ſpurige Lokalbahn Radautz — Fürſtenthal der Landesregierung in Czernowitz mit der Weiſung übermittelt, hierüber die Traſſenreviſion in Ver - bindung mit der Stationskommiſſion einzuleiten. Die Landesregierung in Czernowitz hat die Bezirkshaupt - mannſchaft Radautz mit der Durchführung der ange - ordneten Traſſenreviſion in Verbindung mit der Stations - kommiſſion betraut. Die Bezirkshauptmannſchaft hat nun - mehr verfügt, daß die mit der Durchführung der vor - bezeichneten Amtshandlung betraute Kommiſſion am Donnerſtag, den 13. Juni 1912, 9 Uhr vormittags (Ortszeit) unter Leitung des Bezirkshauptmannes von Radautz, oder eines von demſelben zu entſendenden Stellvertreters in der Eiſenbahnſtation Radautz zu - ſammenzutreten habe. Die Projektsbehelfe liegen in der Amtskanzlei der Bezirkshauptmanſchaft in Radautz bis zum Kommiſſionstage zur allgemeinen Einſicht auf. Den Beteiligten ſteht es frei, ihre Einwendungen gegen das Projekt entweder während der für die Einſichtnahme ein - geräumten Friſt bei der Bezirkshauptmannſchaft in Radautz oder vor der Kommiſſion ſelbſt mündlich oder ſchriftlich vorzubringen. Auf ſpätere Einwendungen wird keine Rückſicht genommen werden.
(Dieneue Fachſchule für Holz - bearbeitung.) Im kommenden Monate wird die neuerrichtete Fachſchule für Holzbearbeitung, ein ſchönes zweiſtöckiges Gebäude im romaniſchen Stil, eingeweiht werden. Der Miniſter für öffentliche Arbeiten, Trnka, hat ſein perſönliches Erſcheinen bei dieſer Feier in ſichere Ausſicht geſtellt.
In der galiziſchen Landmarſchallfrage wird heute die Ent - ſcheidung fallen. Abgeordneter Graf Adam Goluchow - ski hatte ſich eine zweitägige Bedenkzeit ausgebeten, die heute abläuft. Eine ſpätere Nachricht beſagt, daß Graf Goluchowski ſich bereits erklärt habe, den Landmarſchallpoſten anzunehmen.
Der Entwurf des kaiſerlichen Handſchreibens über die Er - richtung einer rutheniſchen Univerſität wird dem Ob - mann des Polenklubs Dr. Leo und dem Obmann des rutheniſchen Klubs Dr. Lewicki zugeſtellt werden.
Die rutheniſchen Abgeordneten werden morgen vor der Hausſitzung einen definitiven Beſchluß über ihre Haltung zu dem Entwurfe und über ihre wei - tere Haltung im Abgeordnetenhauſe faſſen.
Die für heute vormittags einberufene Sitzung des Budgetausſchuſſes war be - ſchlußunfähig.
Zu Beginn der Sitzung beantragte Abgeordneter von Waſſilko, die Sitzung zu ſchließen. Für den Antragſtimmte nur Waſſilko, dagegen die übrigen 21 Anweſen - den, daraus ging die Beſchlußunfähigkeit hervor.
Bei den Feſtlichkeiten anläßlich der Eröffnung der neuen Hafenanlage in Bodenbach berichtete Statthalter Fürſt Thun auch über den Ausgleich. Er beſprach die hochpoli - tiſche Bedeutung des Ausgleiches und erklärte, man ſei dem hohen Ziele näher, als allgemein geglaubt werde; es gebe nicht mehr viele Differenzpunkte. Der Statthalter brachte ſchließlich ein Hoch auf den wahren Fortſchritt aus.
Als die Antwort des Miniſterpräſidenten Lukacs heute vormittags bekannt wurde, tauchte ſofort das Gerücht auf, daß die Sozialdemokraten neuerlich einen Generalſtreik propagieren würden. Doch wird von ſozialdemokratiſcher Seite eine diesbezügliche Abſicht in Abrede geſtellt. Von anderer Seite wieder wird gemeldet, daß die ganze Arbeiterſchaft morgen in den Generalſtreik eintreten werde.
Das bulgariſche Königspaar und die Prinzen nahmen geſtern abends vom Kaiſer Abſchied und dankten für den herzlichen Empfang. Heute vormit - tags iſt die Königsfamilie mit einem Teile des Gefolges nach Ebenthal gefahren.
Miniſterpräſident Geſchow und das übrige Ge - folge blieb in Wien, um ſich dem Königspaar bei der Ende dieſer Woche ſtattfindenden Reiſe nach Berlin anzu - ſchließen.
Die Leiche des ſo - zialdemokratiſchen Reichsratsabgeordneten Silberer wurde auf dem Hundſtein bei Zell am See aufge - funden.
Die Leiche des Abg. Silberer wurde in knieender Stel - lung bei einem Baumſtumpfe aufgefunden. Silberer iſt offenbar von einer Lavine überraſcht worden und erſtickt. Die Leiche wird nach Wien überführt.
| Vor - börſe: | Schluß: | |
| Kredit ... | 639·15 | |
| Ung. Kredit. | — · — | |
| Bankverein. | — · — | |
| Länderbank. | — · — | |
| Boden ... | — · — | |
| Unionbank. | — · — | |
| Staatsbahn. | 731·75 | |
| Südbahn .. | — · — | |
| Alpine ... | 964· — | |
| Rimamuranyer | 763·50 | |
| Siemens .. | — · — | |
| Skoda ... | 712· — | |
| Poldi ... | 666· — | |
| Orient ... | 790· — | |
| Waffen ... | 970· — | |
| Türkenloſe .. | 242· — | |
| Salgo ... | — · — | |
| Hutter ... | — · — | |
| Simmeringer. | — · — | |
| Sigl .... | — · — | |
| Ver. Elektr .. | — · — | |
| Oeſt. Verkehr. | — · — | |
| Ung. Verkehr. | — · — | |
| Galizia ... | 017· — | |
| Klotilde .. | 324· — | |
| Rothau Neudeck | — · — | |
| Jungbunzl. Spir | — · — | |
| Weſtb. Kohle. | 673· — | |
| A. E. G. Union | 610·50 | |
| Kroat. Zucker | — · — | |
| Schodnica .. | — · — |
Einheitliche 4%ige konv. Rente, Mai-November 88·75, Jänner-Juli 88·75, Einheitliche Rente 4·2% in Noten, Februar - Auguſt 91·80, in Silber, April-Oktober 91·90 Oeſterr. Gold - rente 114·15, Oeſterr. Kronenrente 4% 88·75, Oeſterr. Inveſti - tionsrente 3½ % 77·50, Ungar. Goldrente 4% 109, Ungar, Kronenrente 4% 88·60, Ungar. Inveſtitionsrente 3½%, 77· —. Oeſterr. -ung. Bank-Aktien 20·20, Kreditaktien 638·50, London vista 241·37½, Deutſche Reichsbanknoten für 100 Mark, der R. -W. 117·95, 20 Mark-Stücke 23·58, 20 Frank-Stücke 19·13, Italieniſche Bank - noten 94·75, Rubel 254· —
Die Budapeſter Produktenbörſe notiert:
| Weizen ........... | K 11·61 — 11·02 per 50 kg. |
| Mais ............. | „ 8·80 — 8·81 „ „ „ |
| Oelſaaten .......... | „ 18. — 18·10 „ „ „ |
Preiſe per 50 kg, in Kronen ab (Parität) Czernowitz.
Weizen 10·75 — 11·, Roggen 8·25 — 8·50, Gerſte (Brauer - ware) 9· — 9·25, Hafer (Herrſchaftsware) 9·10 — 10·10, Mais —. —. — Kleie (Weizen) 6·90 — 7· —, Roggen 7·20 — 7·40, Spiritus, per 10.000 Literperzent, roher, prompext, kl. Steuer, ab Czer - nowitz 00·00 — 00·00.
Eigentümer und Herausgeber: Dr. Philipp Menczel. — Verantw. Redakteur: Oskar Slawik. — Allgemeine Druckerei Geſ. m. b. H., Czernowitz, Herrengaſſe 1[1]
Benjamin FiechterSusanne HaafNote: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat).2018-01-26T13:38:42Z grepect GmbHNote: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2018-01-26T13:38:42Z Amelie MeisterNote: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung.2018-01-26T13:38:42Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe
Fraktur
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