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Telegramme: Allgemeine, Czernowitz.

Czernowitzer Allgemeine Zeitung

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Einzelexemplare 10 Heller für Czernowitz.

Nr. 784. Czernowitz, Dienstag, den 21. August 1906.

Uebersicht.

Die Vorgänge in Rußland.

Das Kriegsgericht in Kronſtadt verurteilte 10 Teilnehmer am bewaffneten Aufſtande zum Tode und 12 zu Zwangsarbeit. Nach einer amtlichen Meldung iſt die Nachricht von der Einführung der Militärdiktatur unbegründet.

Letzte Telegramme.

Durch die Erdbebenkataſtrophe in Valparaiſo wurden nach einer amtlichen Meldung 55 Perſonen getötet und hunderte ver - letzt. Der Schaden ſoll angeblich Pfund Sterling betragen. In Jurewka fand geſtern ein von tauſenden von Arbeitern beſuchtes Meeting ſtatt, das einen blutigen Verlauf nahm.

Der Kulturkampf in Frankreich.

(Orig. -Korr.)

Das Schriftſtück, das jüngſt Pius X. am Laurentius - tage an das franzöſiſche Episkopat ſandte und das hier zu Maria Himmelfahrt öffentlich bekanntgegeben wurde, hat zwar ſeine Wirkung nicht verfehlt, dürfte aber in ſeinen Folgen die im Vatikan gehegten Erwartungen kaum erfüllen. Die Katholiken aufzurütteln, zum energiſchen Widerſtande gegen die Bedränger der Kirche zu vereinigen, das muß ſich doch nach dem Durchleſen dieſer Enzyklika als ihr Zweck jedermann aufdrängen. Aber die Lehren der jüngſten Ver - gangenheit laſſen keinen Zweifel an der Fruchtloſigkeit eines derartigen Unterfangens zu. Wie ſehr treffend ſelbſt von Rom unbefangen und verſöhnlich gegenüberſtehenden großen Organen der öffentlichen Meinung erklärt wird, hat der Ausfall, der Wahlen, bei denen das Trennungsgeſetz mit all ſeinen Kon - ſequenzen die Löſung bildete, jede Berufung des Vatikans gegen dieſes unmöglich gemacht.

Aber iſt es denn ganz ſicher, daß der Papſt mit dieſer Enzyklika trotz ihres kategoriſchen Tones und ihrer ſtrengen Abweiſung der Kultusverbände auch in der Praxis, nachdem ſie theoretiſch ſchon längſt von dem Oberhaupte der katholiſchen Kirche verdammt worden waren, jede Verſtändigung verwirft und den Kulturkampf akut zu machen ſucht? Dieſe Frage wird ſehr eifrig erörtert und man führt für ihre Berechtigungbeſonders die Stelle des päpſtlichen Schriftſtückes an, in der erklärt wird, der Statthalter Chriſti könne nur gleichzeitig kanoniſchen und geſetzmäßigen Verbänden ſeine Zuſtimmung geben, wie ſolche indeſſen durch das Trennungsgeſetz in ſeiner beſtehenden Faſſung unmöglich gemacht find, weshalb er auch jeden Verſuch in dieſer Hinſicht zurückw[eiſ]en müſſe. Und man glaubt annehmen zu dürfen, daß Pius X., der an einer anderen Stelle der Enzyklika ausdrücklich Bürgſchaften für die Wahrung der katholiſchen Hierarchie verlangt, gegen die Zuerkennung des Beſitzes der Kirchen und Stiftungen, ſowie der kirchlichen Vermögen - und Liegenſchaften an den Klerus ſelbſt die Kultusverbände hinnehmen würde. Natürlich wird aber ein derartiges Verlangen von vorneherein, ſelbſt von ſehr gemäßigten Republikanern, als durchaus unerfüllbar ſcharf abgelehnt, da damit ja der katholiſchen Kirche Vor - rechte zugeſtanden werden würden, die ſogar von den ſtreng - gläubigſten katholiſchen Herrſchern nie gewährt worden wären. Es gilt indeſſen als höchſt wahrſcheinlich, daß man im Vatikan auch mit bedeutend Geringerem vorlieb nehmen würde und daß die Veröffentlichung der Enzyklika nur den Zweck habe, bezügliche Vorſchläge der franzöſiſchen Regierung zu veranlaſſen.

Aber auch in dieſer Hinſicht iſt nicht das Geringſte ſeitens der derzeitigen Machthaber und ſeitens der parla - mentariſchen Mehrheit zu erwarten. Dieſe ſehen vielmehr dem angedrohten Widerſtande und Kampfe kühl bis ans Herz hinan entgegen und erklären in klarſten Worten, an denen es nichts zu deuteln gibt, daß das Trennungsgeſetz ohne jede Aenderung und Milderung in allen ſeinen Einzelheiten durch - geführt werden würde. Die Haltung des Vatikans könnte nur eine Verſchärfung herbeiführen, derart etwa, daß man ſofort den 11. Dezember des laufenden Jahres als Friſt für die Bildung der Kultusverbände feſtſetzt und dann nach den ausbedungenen zwei Monaten die Kirche ſchließt, wenn dieſe Bildung nicht erfolgt, und ſie den Gemeinden überweiſt, während das Geſetzt hiefür als letzte Friſt den 11. De - zember 1907 feſtſetzt. Einige antiklerikale Hitzköpfe verlangen auch, man ſolle die Geſuche der Prieſter um die Penſionen und Zuwendungen, die im Trennungsgeſetze aufgeworfen ſind, einfach in den Papierkorb werfen, was ſelbſtverſtändlich alsBruch eines feierlichen, im Namen der Nation gegebenen Verſprechens energiſch zurückgewieſen wird.

Verſchiedentlich, ſo auch von dem ſofort in ſeinem Heimatsorte Pons von einem Matin - Mitarbeiter inter - viewten Schöpfer des Geſetzes, Combes, werden der katho - liſchen Kirche die Gefahren des Abfalles großer Maſſen und die eines Schismas als Konſequenzen ihrer Unverſöhnlichkeit vorgehalten. Man rechnet hier ſehr ernſthaft damit, daß ſich in vielen Gegenden und Orten trotz des päpſtlichen Verbotes Kultusverbände in der von dem Geſetze verlangten Form bilden könnten, und fragt dabei, wie die Regierung ſich zu dieſen ſtellen würde, da doch Artikel 4 des Trennungsgeſetzes nur ſolche katholiſche Prieſter zur Ausübung ihres Berufes zuläßt, deren Beſtellung den Satzungen der Kirche gemäß erfolgt iſt, die alſo von Rom beſtätigt ſein müſſen. Es wird alſo ſehr wahrſcheinlich ſofort nach dem Zufammentreten der Kammern die bereits mehrfach ſehr energiſch erhobene Forderung auf Streichung oder gründliche Abänderung dieſes Artikels 4 von Sozialiſten und ſozialiſtiſchen Radikalen neu eingebracht werden. Kurz, alles deutet darauf hin, daß der katholiſchen Kirche in Frankreich die ſchwerſten Prüfungen bevorſtehen, die nach dem Urteile zahlreicher und nicht gerade der unbedeutendſten Katholiken leicht hätte vermieden werden können. Und man muß es als unheilvolle Ver - blendung bezeichnen, wenn einige mehr von dem Haſſe gegen die Republik, als von wahrem Glaubenseifer beſeelte Zeitungen triumphierend verkünden, der Canoßagang der republikaniſchen Machthaber ſtehe unmittelbar bevor.

Die Vorgänge in Rußland.

Das Urteil des Kriegsgerichtes von Kronſtadt.

(Tel. der Cz. Allg. Ztg. )

Das Kreisgericht verurteilte heute 10 Teilnehmer am bewaffneten Aufſtande zum Tode und 122 zur Zwangsarbeit; 15 Angeklagte wurden frei - geſprochen.

Feuilleton.

Die ſchönste Frau. Nach dem Franzöſiſchen.

Von allen Anweſenden war Madame Lebadoy un - ſtreitig die Schönſte wie immer! behauptete Xavier Ancel.

Ohne Zweifel ... ohne Zweifel , erwiderte eine junge Frau, leicht verſtimmt durch dieſes öffentliche Lob, das ihr gerade nicht ſehr galant erſchien. Madame Lebadoy iſt immer noch verführeriſch, doch ſollte ſie anfangen, auf alle Anſprüche an Jugendlichkeit zu verzichten, und das iſt doch ein trauriges Anzeichen, daß ihre Herrſchaft bald zu Ende ſein wird.

Was kommt es auf das Alter an, wenn man es verſteht, hübſch zu bleiben, erwiderte eine üppige ſtaatliche Brünette.

Die Schönheit von Madame Lebadny kann nicht be - krittelt werden. Sie iſt das Weib in ſeiner Vollkommenheit , fügte eine anziehende Blondine hinzu, ein wenig reif, doch anmutsvoll verblühend wie eine von ihrem Stengel ge - trennte Blume.

Uebrigens hat die Jugend ſie noch nicht verlaſſen , bezeugte ein junger Arzt, ein Stammgaſt in Madame Leba - doy’s Salon. Aus ihren Augen ſprüht es in Lebensluſt, und ihre Bewegungen ſind gewandt und flink wie die eines jungen Rehes ...

Sie kleidet ſich göttlich, und da ſie reich iſt, ſtrahlt ſie in ihrem Luxus.

Ihre Kunſt liegt darin, ihre Kräfte richtig zu meſſen, ſuhr der Arzt fort. Wieviele Frauen müſſen die Waffen ſtrecken, weil ſie ihre Schönheit allzu ſehr abnützen. Ueberall wollen ſie bewundert werden, bei den Matinees, den Thees, den Soirees ... ohne Waffenſtillſtand, ohne Ruhe! Madame Lebadoy dagegen ſteht, wie es ſcheint, erſt gegen 4 Uhr Nachmittags auf. Dann widmet ſie zwei Stunden denBädern, Douchen, Maſſagen, Pedikuren, Manikuren, Friſeuren. Wie ſollte eine Frau bei dieſer einer Göttin würdigen Pflege nicht ſchön bleiben, um ſich am Schluß aller Dinge in ewiger Schönheit zu munifizieren!

Welches Alter geben Sie ihr denn?

Sie ſcheint dreißig ... das iſt das Alter des Weibes ... das iſt das Alter der Liebe.

Was wollen Sie damit ſagen in Bezug auf Madame Lebadoy.

O, nichts! ... Madame Lebadoy hat nach Anſicht aller Frauen, die ſie kennen, ſtets ein tadelloſes Leben geführt.

War nicht früher einmal die Rede geweſen von einem Selbſtmord, an dem ſie ſchuld ſein ſollte?

Das iſt noch nicht lange her, höchſtens zwei Jahre ... Ein junger Mann von neunzehn Jahren tötete ſich aus Verzweiflung, weil ſie nicht einmal Blicke für ihn hatte. An dieſem Anfall von Verrücktheit war Madame Lebadoy ganz unſchuldig ... Sie iſt keine ungeſunde Frau, denn ſich in ein Kind verlieben, iſt eine Verwirrung des Geiſtes, eine Verderbtheit der Sinne. Dieſe Krankheiten muß eine ehren - werte Frau bei den erſten Anzeichen niederkämpfen .... ſpäter denkt man nicht mehr daran!

Und diejenigen, die doch noch daran denken? fragte die Blonde.

Die haben eben nichts Anderes zu tun!

Sie ſind ſtreng!

Der Doktor iſt gerecht , fiel die Herrin des Hauſes ein. Man muß ſeine Neigungen zu bekämpfen wiſſen. Wo wären wir Alle um dieſe Stunde, wenn wir uns willenlos hätten forttreiben laſſen?

Einige wären vielleicht noch hier .... Weshalb nicht?

Dann kämen ſie von weit her! Beſſer iſt es nicht, dorthin zu gehen! Und Madame Lebadoy braucht ſich keine Vorwürfe zu machen über das traurige Ende dieſes jungen Toren, deſſen Mutter ſie hätte ſein können.

Oder Großmutter , berichtete die junge Frau, die ſchonvorher der Heldin dieſer Geſchichte die Jugend abgeſprochen hatte.

Jedermann dachte bei ſich, daß wohl etwas Eiferſucht und Bitterkeit im Spiele wäre bei den wenig wohlwollenden Worten dieſer allzu jungen Perſon, die nur ſelten zu den Empfängen der ſchönen Madame Lebadoy eingeladen wurde.

Während dieſer Unterhaltung weilte die ſo beſchriebene Madame Lebadoy noch in ihrem Toilettenzimmer, mit der Vorbereitung zu einem Balle beſchäftigt.

Das Heiligtum war von elektriſchen Lampen beleuchtet, deren Licht durch dünnen, hellfarbenen Seidenmuſſelin abge - dämpft war. Man hätte glauben können, ſich in dem An - kleidezimmer einer Schauſpielerin zu befinden, die ſich tauſend Verwandlungen unterziehen muß, wenn man dieſe Unmaſſen von Flaſchen, Fläſchchen, Doſen, Büchſen, Schönheitsmitteln ſah, die alle auf dem mit Alençonſpitzen verzierten Toiletten - tiſch ſtanden. Madame Lebadoy, vor ihrer Pſyche ſitzend, hatte an jenem Abend, trotz ihres gleichmäßigen Charakters, etwas nervöſe Bewegungen, auch entfuhr ihr ab und zu ein Ausruf der Ungeduld. Mit finſterer Miene wandte ſie ſich an ihre Jungfer und ſagte wie eine Operndiva:

Aline, ich muß entſchieden der Welt Lebewohl ſagen.

Das iſt Gedanke, mit dem ſich Madame nun ſchon ſeit zwei Jahren quält ... Weshalb aber den Vegnügungen der Welt entſagen, weil heute abends die Haarrolle auf der Stirn von Madame nicht gleich halten will ... Iſt das ein Grund, Alles ſo ſchwarz zu ſehen?

Ja, Aline, Sie haben ganz recht, Alles, was ich früher roſa ſah, iſt jetzt ſchwarz geworden.

Es wäre wohl beſſer, man befeſtigte die Stirnrolle direkt an der Perrücke von Madame.

O, dieſe Laſt! Alles, was ich beſaß, geht, und Alles wovor ich mich fürchtete, kommt ..... Sehen Sie nur meine Augen, von Tag zu Tag werden ſie matter und ver - welkter.

[2]Czernowitzer Allgemeine Zeitung 21. Auguſt 1906

Keine Militärdiktatur in Rußland.

(Priv. -Tel der Cz. Allg. Ztg. )

Gegenüber den von den Zeitungen immer wieder verzeichneten Gerüchten von der Möglichkeit der Ein - ſetzung einer Militärdiktatur in Rußland iſt die Petersburger Telegraphenagentur ermächtigt, dieſe Gerüchte auf das entſchiedenſte für unbegründet zu erklären.

Ruſſiſche Staatsbank.

(Tel. der Cz. Allg. Ztg. )

(Meldung der Petersburger Telegraphen-Agentur). Nach einem Ausweiſe der ruſſiſchen Staatsbank vom 14. d. M. waren Bankbilletts im Betrage von 1.190 Millionen Rubel im Umlaufe, die durch ein Golddepot im Betrage von 1.029 Millionen Rubel gedeckt waren.

Miniſterrat.

(Tel. der Cz. Allg. Ztg. )

Der Miniſterrat beſchäftigte ſich in der erſten Sitzung mit den Grundzügen des politiſchen Programmes und begann die Prüfung der Geſetzentwürfe, die der Reichsduma nach dem Wiederzuſammentritt vorgelegt werden ſollen.

Kriegsgerichtsurteile.

(Petersb. Tel. -Ag.)

Das Kriegsgericht hat 17 Matroſen des Kreuzers vom Pamiat Azowa und einen Agitator zum Tode verurteilt. Das Urteil iſt an allen 18 Perſonen heute früh vollſtreckt worden. 12 Matroſen wurden zu Zwangsarbeit von ſechs bis zu 10 Jahren, 18 zur Verſetzung in eine Strafabteilung mit zeitweiliger Haft und zu Diſziplinarſtrafen verurteilt. 34 Angeklagte wurden freigeſprochen und drei Zivilperſonen den Zivilgerichten übergeben.

Die Vorgänge am Kaukaſus.

(Tel. der Cz. Allg. Ztg. )

Wandernde Tartaren griffen bei Karakliſſi Armenier an. Sie töteten 18 derſelben, verwundeten zahl - reiche, und vernichteten viel Eigentum. Auch in anderen kleinen Ortſchaften wurden von Tartaren Untaten verübt.

Vom Tage.

Der Geburtstag des Kaiſers im Auslande.

(Tel. der Cz. Allg. Ztg. )

[Meldung der Petersburger Telegraphen-Agentur.] Anläßlich des Allerhöchſten Geburtsfeſtes Sr. Majeſtät des Kaiſers und Königs Franz Joſeph fand im Palais zu Peterhof in Anweſenheit der Majeſtäten ein Galadiner ſtatt, zu welchem das Perſonale der öſterr. -ungariſchen Botſchaft geladen war. In Krasnoje Selo gab das Kaiſerpaar im Kaiſerzelte ein Dejeneur, bei welchem der Kaiſer einen Toaſt auf das WohlSr. Majeſtät des Kaiſers und Königs Franz Joſeph aus - brachte. In der öſterr. -ungariſchen Botſchaftskapelle wurde anläßlich des Allerhöchſten Geburtsfeſtes ein Gottesdienſt zelebriert, welchem auch der Miniſter des Aeußern Isvolski beiwohnte.

(Tel. der Cz. Allg. Ztg. )

Anläßlich des Geburtsfeſtes Sr. Majeſtät des Kaiſers und Königs Franz Joſeph wurde in der hieſigen katholiſchen Kirche vom Erzbiſchof Menini ein Feſtgottesdienſt zelebriert, welchem Vertreter des Fürſten Ferdinand, die diplomatiſchen Vertreter Deutſchlands, Italiens und Rumäniens mit dem Perſonale ihrer Agentien, die bulgariſchen Miniſter, die Spitzen der Militär - und Zivilbehörden ſowie die öſter - reichiſch-ungariſche Kolonie beiwohnten. Nach dem Gottesdienſte fand in der öſterreichiſch-ungariſchen Agentie ein Empfang ſtatt, wobei Geſchäftsträger Stork die Glückwünſche aller oben erwähnten Perſönlichkeiten ſowie der öſterreichiſch - ungariſchen Kolonie entgegennahm und eine feierliche An - ſprache hielt, in der er ein Hoch auf Se. Majeſtät den Kaiſer ausbrachte.

Zur Monarchenentrevue in Friedrichshof.

(Tel. der Cz. Allg. Ztg. )

Die Norddeutſche Allgemeine Zeitung ſchreibt in ihrer Wochenrundſchau: Die Begegnung des Kaiſers mit dem König von England auf Schloß Friedrichshof iſt für beide Teile unter befriedigenden Eindrücken verlaufen. Der Verkehr zwiſchen den Monarchen trug das Gepräge freundlichen Entgegenkommens und verwandtſchaftlicher Herzlichkeit. Jedes gefliſſentliche politiſche Ausbeuten der Zuſammenkunft liegt uns fern. Sie bildet aber mit den ungetrübten Erinne - rungen, die ſie hinterläßt, eine weitere Etappe auf dem Wege der durch den Aufenthalt von Vertretern deutſcher Städteverwaltungen und der deutſchen Preſſe in England an - gebotenen allmählichen Beſſerung in den Beziehungen zwiſchen den Völkern, Regierungen und Herrſchern Deutſch - lands und Großbritanniens. In den zwangloſen freundſchaftlichen Geſprächen auf Schloß Friedrichshof ſind, wie kaum geſagt zu werden braucht, auch die großen Fragen der Politik erörtert worden, und wir wiſſen, daß dies in einem Geiſte geſchehen iſt, wie es der Feſtigung des euro - päiſchen Friedens nur förderlich ſein konnte.

Die antigriechiſche Bewegung in Bulgarien.

(Eine franzöſiſche Stimme).

(Tel. der Cz. Allg. Ztg. )

Die Agence Havas meldet aus Athen: Die antigriechiſche Be - wegung in Bulgarien wird planmäßig von Agitatoren vorbereitet und durchgeführt. Daß es die Bewegung in Kon - nivenz mit der Regierung vor ſich gehe, dafür ſprechen zahl - reiche Beweiſe, wie die Unterlaſſung jeglicher Vorſichtsmaß - regeln, die Verweigerung von Truppen, um die in Anchialo vorgeſehenen Unruhen zu verhindern, die Ermunterung der Manifeſtanten und die Teilnahme der Soldaten an den Ruheſtörungen. Die griechiſchen Geſchäfte, Kirchen und Schulen in Anchialo wurden geplündert, die Stadt in Brand geſteckt; zahlreiche Griechen wurden getötet oder verwundet -Der Schaden beträgt mehrere Millionen. Alle dieſe Tatſachen widerſprechen dem Volksrechte und bilden eine flagrante Verletzung des Artikels V des Berliner Vertrages.

(Ein Vorkongreß zum allbulgariſchen Meeting.)

(Tel. der Cz. Allg. Ztg. )

Heute fand in Philippopel ein Vorkongreß aller Delegierten und Veranſtalter des morgigen allbulgariſchen Meetings ſtatt. Es wurde beſchloſſen, die Reſolution des Meetings durch ein Manifeſt an das bulgariſche Volk zu ver - öffentlichen und an alle als Freunde der Bulgaren be - kannte europäiſche Perſönlichkeiten, ebenſo an den rumäniſchen Miniſter Lahovary ein Begrüßungstelegramm zu richten. Da der Philippopler Stadtkommandant General Ivanoff beſchuldigt wird, ſich geweigert zu haben, nötigenfalls auf Exzedenten ſchießen zu laſſen, wurde er durch General Andreew erſetzt. Der Kriegsminiſter begibt ſich perſönlich nach Philippopel, um die ausgedehnten militäriſchen Maßnahmen zu beaufſichtigen.

(Die geſtrigen allbulgariſchen Meetings).

(Tel. der Cz. Allg. Ztg. )

Das heute ſtattgehabte allbulgariſche Meeting in Philippopel, ſowie die antigriechiſchen Meetings in den übrigen Städten ſind ruhig verlaufen.

Der nationale Friedenskongreß in Grenoble.

(Tel. der Cz. Allg. Ztg. )

Der nationale Friedenskongreß ſchloß ſich den Wünſchen des internationalen Kongreſſes in Luzern nach Ab - rüſtung und Einſetzung eines Schiedsgerichtes zwiſchen den Völkern ſowie dem Wunſche an, daß über die Frage der Abrüſtung ein Referendum in allen Ländern veranſtaltet werde, an dem auch Frauen und Kinder teilnehmen ſollen.

Bunte Chronik.

Das Erdbeben in Valparaiſo.

Noch immer liegen zuſammenhängende Meldungen über die Erdbebenkataſtrophe in Chile, nicht vor, da die Unterbrechungen der wichtigſten Telegraphenlinien noch nicht behoben ſind. An einzelne in Valparaiſo vertretene europäiſche Handelshäuſer und Banken ſind von ihren dortigen Filialen Kabeltelegramme eingetroffen, wonach die Beamten unverletzt und die Gebäude nur wenig beſchädigt ſind. Wir erhalten folgende Mit - teilungen:

Nach einer Depeſche des New-York Herald aus Valparaiſo von geſtern hat das Erdbeben vorgeſtern abend gegen 8 Uhr die Stadt heim - geſucht, ohne daß irgend welche Anzeichen vorausgegangen wären, hunderten von Menſchen den augenblicklichen Tod gebracht, ſowie viele Hunderte unter den Trümmern begraben, von denen wiederum eine große Anzahl den

Mit Kohle ſieht man das nicht. Die Augen, die Ma - dame müde ſcheinen, werden einen träumeriſchen Ausdruck haben.

Und dieſe ſchrecklichen Runzeln, die ſich mit jedem Tage tiefer eingraben!

Madame beſitzt in ſo hohem Grade die Gabe der Liebenswürdigkeit, daß Jedermann dieſe Spuren dem Lächeln, der Heiterkeit zuſchreiben wird.

Und mein Mund, der früher ſo feſt war! Wie nichts - ſagend iſt er geworden, die Umriſſe ſind verſchwommen und die Schwingung formlos geworden mit herabgezogenen Winkeln.

Der Mund von Madame wird nur einen etwas ſtolzeren Ausdruck haben.

O, Aline, Sie ſind wie die Geſellſchaft. Die Be - wunderung wird ihr zur Gewohnheit. Es iſt leichter, einem Hund einen Knochen zu entreißen, als ſie von einer Meinung abzubringen, in die ſie ſich einmal ver - rannt hat!

Madame beklagte ſich darüber, eine Schönheit von Ruf zu ſein, wie viele Frauen beneiden Madame um dieſes Schickſals willen!

Ach ja, die Geſellſchaft ſanktioniert die ſchöne Madame Lebadoy und verlangt, daß ich ſo bleibe bis zu meinem endgiltigen Zuſammenſturz. Wenn man jung iſt, dann iſt man ſtolz auf eine ſolche Stellung, aber wenn das Alter kommt mit allen ſeinen unangenehmen Ueberaſchungen, iſt es ſchwer, die Rolle weiter zu ſpielen. Ja, ja, der Winter meines Lebens iſt da, und wenn es ſo weiter geht, dann iſt er nicht ſehr heiter, glauben Sie es mir! Pflückt man Roſen, reifen die Früchte, ſind die Blätter grün in der Jahreszeit des Froſtes?

O ja, Madame in den Treibhäuſern.

Ganz recht, im Treibhaus des Toilettenzimmers! ... Doch ich habe es ſatt, ich deſertiere. Auge in Auge mit mir ſelber, überläuft mich ein Schauder ... Das iſt der letzte Winter, indem ich mich ausſtelle, Aline.

Madame liebt Paris zu ſehr, ſie könnte ſich nicht davon trennen. Das hieße ja im ſchönſten Augenblick davongehen!

Umſo beſſer! ... Und Paris zu verlaſſen iſt nichtnötig ... Deſſen bedarf es nicht, damit man mich nicht mehr kennt.

Madame iſt hübſcher als je! Seitdem Madame ſich entſchloſſen hat, die letzten beiden Zähne entfernen zu laſſen, die wirklich alzu ſehr von dem ſchönen Gebiß des Doktors Hiß abſtachen, ſieht ſie wieder aus wie in der erſten Jugend und ein Blinder, wer das Gegenteil behauptet.

Meine arme Aline, ich bin kein Weib mehr, ich bin eine Ruine! Meine Hände ſind trocken, mager, todt, ſehen Sie die locker ſitzenden Ringe! Und meine Bruſt ... wie eingefallen!

Wenn die Corſetiere Madame ſo reden hörte, wird ſie Sie undankbar neuen. Ihre Corſets bringen die Reize von Madame ganz wunderbar zur Geltung.

Ja, aber ohne dieſelben.

Nur die Corſetiere und ich, wir ſind in das Ge - heimnis eingeweiht! Und ſeit dreißig Jahren, ſeitdem ich in Madames Dienſten bin, hat Madame nicht gewechſelt.

Schweigen Sie, Aline, Sie ſind toll.

Während dieſes Dialogs hatte Madame Lebadoy trotz aller Verſtimmungen ihre Toilette beendigt, und als Monſieur Lebadoy die Erlaubnis erhielt, einzutreten, fand er ſeine Frau in ſtrahlender Schönheit, bereit zum Aus - gehen. Wenige Augenblicke ſpäter erſchienen ſie auf dem Ball.

Ein allgemeines Ah der Bewunderung kam von den Lippen der Geladenen. Und in der Tat blendete dieſe Frau Aller Augen mit ihren ſchwarzen getufften Haaren, ihren orientaliſchen Augen, ihrem engliſchen Teint, ihrem kindlichen Mund, ihrer kleinen, geraden Naſe und ihrem tadel - loſen Hals.

Die ſchöne Madame Lebadoy , flüſterte es, doch laut genug, um von ihr verſtanden zu werden.

Die Schöne! ... Ach, Ihr verlangt es ja, Ihr Peiniger, die Ihr ſeid! dachte das Opfer.

Wir haben den Stern unſerer geſellſchaftlichen Zu - ſammenkünfte verloren: die ſchöne Madame Lebadoy hat, wie es ſcheint, Paris und ſeinen Feſtlichkeiten auf immer Lebewohl geſagt! ... Hoffen wir, daß es nur für eine Saiſon iſt.

Sie hat ſich in eine Villa zurückgezogen, die ſie an einem der italieniſchen Seen beſitzt. Wie es heißt, empfängt ſie dort keine lebende Seele, ſelbſt ihre beſten Freunde ſind von ihr vergeſſen. Möchte es uns beſchieden ſein, die unan - taſtbare Ewige Schönheit bald wieder unter uns begrüßen zu dürfen!

Eine Dame in einem bequemen Seſſel der Avenue des Acacias ſitzend, las eines Morgens dieſe Zeilen in ſeiner Pariſer Zeitung. Dann ſchaute ſie auf die vorbeifahrenden Wagen mit den hübſchen Damen darin, die um die Be - wunderung der Vorübergehenden warben. Alle dieſe Männer und Frauen kamen und gingen, ohne ſich im Geringſten um die alte Dame mit dem grauen Kopf zu kümmern, die den Eindruck einer ehrwürdigen Sechzigerin machte und ihre Jahre mit Schlichtheit und Stolz zu tragen ſchien.

Ihre Kleidung war geſchmackvoll, aber bequem und wenig auffallend.

Von Zeit zu Zeit lächelte ſie, wenn gewiſſe Perſonen ſie im Vorübergehen ſtreiften.

Gegen vier Uhr zog ſie dann aus einem niedlichen Körbchen eine kleine Stärkung hervor, die ſie mit Behagen verzehrte.

Niemand hätte die ſchöne Madame Lebadoy in dieſer Metamorphoſe erkannt.

Um in Ruhe und nach ihrem Geſchmack zu leben, hatte ſie nicht nötig gehabt, Paris zu fliehen, ſie brauchte nur alles Künſtliche abzulegen, was ihr den Ruf einer un - vergänglichen Schönheit ſo lange erhalten hatte.

Ihr elegantes Haus hatte ſie verlaſſen und ſich in einer gemütlichen Wohnung mit Sonne und Blumen eingerichtet.

Und Monſieur Lebadoy, der der ſteifen Förmlichkeit ſeines Lebens auch müde war, dachte nicht daran, ſich über ſein neues Schickſal zu beklagen.

Er hat ja endlich (!) ſeine Frau für ſich allein.

Madame Lebadoy, durch ihren Geiſt von aller Eitelkeit geheilt, genießt mit Muße die letzten Geſchenke des Lebens, nachdem ſie für immer der weltlichen Maskerade Valet geſagt.

321. Auguſt 1906. Czernowitzer Allgemeine Zeitung.

Tod in den Flammen gefunden hat. Sofort nach dem erſten Stoß brach Feuer aus, und jeder öffentliche Verkehr hatte aufgehört. Die Panik und der allgemeine Schrecken, die hierauf folgten, waren unbeſchreiblich, und die, die dem Tode entronnen waren, gebärdeten ſich wie wahn - ſinnig vor Angſt und konnten den Verunglückten wenig Hilfe leiſten. Das Geſchäftsviertel der Stadt iſt faſt ganz vom Feuer zerſtört. Der Brand wütet fort, und dichte Rauchwolken erfüllten die Straßen, wo Maſſen obdachlos Umherirrender das furchtbare Unheil anſtarren. Aus Santiago de Chili ſind keine Nachrichten eingetroffen. Man fürchtet, daß die Stadt dasſelbe ſchlimme Schickſal gehabt hat wie Valparaiſo. Züge ſind ſeit dem erſten Stoß weder in dieſer Stadt angekommen, noch von dort abgegangen. Es haben zwei deutlich von einander unterſchiedene furchtbare Stöße ſtattgefunden, deren zweiter faſt unmittelbar auf den erſten folgte und das Werk der Zerſtörung vollendete. Die ganze Stadt ſchien plötzlich rückwärts und vorwärts zu ſchwingen, dann folgte ein plötzlicher Ruck von ſo ungeheurer Gewalt, daß ganze Reihen von Häuſern in wenigen Sekunden zuſammenſtürzten. Unmittelbar darauf brach im Geſchäftsviertel Feuer aus, und noch in der Nacht zum Freitag gaben Flammen in Bella-Viſta-Viertel davon Kunde, daß auch dieſer Stadtteil dem Untergang geweiht war. In der Umgebung der Stadt ereigneten ſich viele Erdrutſchungen.

Aus New-York wird telegraphiert: Nach den ſpärlichen dort vorliegenden Meldungen ſoll der erſte Erdſtoß ſehr heftig, aber kurz geweſen ſein, während die in der Nacht folgenden Erſchütterungen milder waren. Infolge der Unterbrechung der Kabel trafen nur losgelöſte Meldungen auf großen Umwegen ein. Danach glaubt man, daß Valparaiſo in Trümmer gelegt und das Grauen der Kataſtrophe dutch Feuersbrünſte erhöht wurde. Hunderte von Perſonen ſollen verſchüttet und verbrannt ſein, und viele ſollen in den Theatern verletzt worden ſein. Auch Santiago ſoll zerſtört ſein. Die hieſige Firma James und Alexander Brown erhielt geſtern abend folgendes Kabeltelegramm von ihrer Filiale in Valparaiſo: Schweres Erdbeben, Handel gelähmt, Stadt in Flammen, Stab in Sicherheit. Ein anderes leitendes Exportgeſchäft erhielt ein um 4 Uhr nach - miitags in Valparaiſo aufgegebenes Kabeltelegramm, welches lautete: Bureau unverſehrt, die höheren Angeſtellten unverletzt.

In Valparaiſo brachen infolge des Erdbebens an zahlreichen Stellen Feuerbrünſte aus, die ſich von der Plaza Orden nordwärts verbreiteten. Die Brände konnten nicht gelöſcht werden. Nahezu alle Häuſer in der Stadt ſind beſchädigt, und viele von ihnen ſind völlig vernichtet. Die Stadt liegt in Dunkelheit, wodurch die Panik unter der Bevölkerung noch verſtärkt wird. Viele Familien flüchteten auf die See. Das Wetter iſt zum Glück ſchön und der Seegang ruhig. Die Verbindung mit Santiago iſt unterbrochen. Ueber die Vorgänge dort iſt hier nichts bekannt. Die Zahl der in Valparaiſo Umgekommenen und Verwundeten iſt noch nicht genau feſtgeſtellt, aber bedeutend. Die Erdſtöße wiederholen ſich, wenn auch milder. Der Hafen blieb unbeſchädigt. Am meiſten litten die Blanco -, die Condell - und die Esmeraldaſtraße ſowie das Stadtviertel Delicias.

(Tel. der Cz. Allg. Ztg. )

Valparaiſo iſt von allen Verbindungen abgeſchnitten. Die Zahl der Toten wird auf 500 geſchätzt. Der größte Teil der Stadt ſteht in Flammen. Es herrſcht Waſſermangel. Die Eiſenbahn iſt be - triebsunfähig. Noch immer werden ſchwache Erder - ſchütterungen in Santiago verſpürt.

Die geheimnisvollen Beziehungen zwiſchen der Klang - fülle eines Wortes und unſeren Sinn verleiten uns trotz aller Enttäuſchungen immer wieder dazu, etwas Unbekanntes nur ſeines ſchönen, melodiſch tönenden Namens wegen zu ſchätzen, eben weil die Muſik des Wohllauts ohne unſer Zu - tun eine Reihe von angenehmen, ſehnſüchtigen Empfindungen weckt. Sicherlich fordert auch der Name Valparaiſo (a und i ſind getrennt zu ſprechen), d. h. Tal des Paradieſes , zu ſolchen günſtigen Vorurteilen heraus. Wir ſehen im Geiſte eine üppig exotiſche Landſchaft, wiegende Palmenkronen, weiße, ſchimmernde Paläſte, betäubend duftende Blumen, kreiſchende Papageien neben ſchönen Sennoritas in der Hängematte, leidenſchaftliche Männer und alle die Dinge, die zum Fundus eines gut eingerichteten Tropentheaters gehören. Aber ach! Die Wirklichkeit gefällt ſich auch hier wieder darin, einen brutalen Riß in das duftige Traumgewebe zu machen. Val - paraiſo, deſſen teilweiſe Zerſtörung durch ein Erdbeben der Telegraph meldet, iſt eine nüchterne Handelsſtadt, deren Mangel an Reizen in auffälligem Widerſpruch zu ihrem Namen ſteht. Nicht die geößte Stadt der Republik Chile denn die Hauptſtadt Santiago iſt doppelt ſo volkreich nimmt Valparaiſo doch als der bedeutendſte Handelsplatz des Landes eine beherrſchende Stellung ein und iſt durch direkte Damperlinien mit allen Welthäfen, darunter natürlich Ham - burg, verbunden.

Rotbraune Berge ſteigen nackt und unwirklich aus den Fluten des Meeres auf und bilden im Halbkreis eine Bucht, an deren Saum in ſchmalen Streifen die Geſchäftsſtadt von Valparaiſo ſteht, während die Privatſtraßen ſich mehr land - einwärts und bergauf hinziehen. Der Stille Ozean macht hier ſeinem Namen wenig Ehre und benimmt ſich vielmehr einen großen Teil des Jahres über höchſt turbulent. Die ſchlimmſte Zeit fällt auf die Monate Juli und Auguſt; dann peitſcht der Nordwind die Fluten oft derartig, daß trotz der Hafendämme das Laden und Löſchen der Schiffe unmöglich wird, und die Transportdampfer nicht nur tage -, ſondern oft wochenlang untätig auf der Reede liegen. Von den durchſchnittlich 298 Arbeitstagen mußte in den letzten fünf Jahren an je 117 Tagen das Laden und Löſchen wegen ungeſtümer See ausfallen! Man kann ſich nach dieſen Ziffern ein draſtiſches Bild von dem paradieſiſchen Wetter im Tal des Paradieſes machen. Die internationale Schiffahrt, dabei in erſter Linie die deutſche, forderte ſchon längſt er - höhten Hafenſchutz und dem allgemeinen Drängen nachgebend hat die chileniſche Regierung auch einen großartigen, ſehr koſtſpieligen Ausbau der unzulänglichen Einrichtungen in Angriff genommen.

Das Stadtbild von Valparaiſo weiſt keine originellen Züge auf, ſondern entſpricht vollkommen dem Durchſchnitts - typus der ſüdamerikaniſchen Handelsplätze mit ihrer ganzen Nüchternheit. Die hellfarbigen, wegen der häufigen Erd - beben nur ein - oder zweiſtöckig gebauten Häuſer machen einen ſauberen Eindruck. Da von den 150.000 Einwohnern 12.000 Fremde ſind und dieſe Fremden als Großkaufleute, Induſtrielle und deren Angeſtellte das beſtſituierte, tonan - gebende Element bilden, haben ſie Valparaiſo den alt - ſpaniſchen und national-chileniſchen Charakter allmählich ge - nommen und der Stadt dafür das Gepräge einer gewiſſen Internationalität verliehen. Die Straßen werden von einem Netz elektriſcher Straßenbahnen durchzogen, deren Direktions - ſitz Berlin iſt, denn Berliner Unternehmer haben ſie an - gelegt. Eine Eigentümlichkeit dieſer Elektriſchen ſind ihre weiblichen Kondukteure! In den Straßen der Geſchäfts - ſtadt wogt ein lebhaftes, aber nicht eigentlich großſtädtiſches Treiben, das nach Schluß der Bureaus ſchnell erliſcht. Dann eilen die in den Maſchinenfabriken, Zuckerraffinerien, Salpeterwerken und Zigarrenmanifakturen tätigen Kaufherren und Beamten in die Vororte hinaus, deren ſchöne Gärten und Parkanlagen im wohltuenden Gegenreize zur Nüchternheit der Stadt ſtehen.

Das bevorzugte Villenquartier der begüterten Kreiſe iſt Vinna del Mar, die erſte Station an der nach Santiago führenden Eiſenbahn. Der Fremde, den Valparaiſo ent - täuſcht, ſieht ſich hier durch einen Ueberfluß landſchaftlicher Schönheiten entſchädigt. In den wundervollen Gärten gedeiht eine Pflanzenwelt von exotiſcher Pracht; rieſige Palmen, Eukalyptusbäume, Bananen und Bamausſtanden überragen die Blumenteppiche, deren reicher, ſchwerer Duft die Sinne betäubt. Aus weiter Ferne grüßt das mit ewigem Schnee und Eis bedeckte Haupt des Aconcagua herüber, der höchſten Audenſpitze und überhaupt des höchſten Berges von ganz Amerika. Mit einer Energie, die für die beiden Staaten kennzeichnend iſt und deutlich den nordiſchen Einfluß verrät, ſtehen Chile und Argentinien jetzt im Begriff, in dieſes un - geheure Bollwerk der Natur eine Breſche zu ſchlagen und durch eine großartige Gebirgsbahn quer durch die Anden die längſt erſehnte Verbindung von Land zu Land her - zuſtellen.

[Prinzeſſin Helene].

Aus Belgrad, 19. d., wird uns telegraphiert: Prinzeſſin Helene iſt heute nach Wien abgereiſt.

[Brauereiausſtellung in London].

In der Zeit vom 20. bis 26. Oktober l. J. wird in der Royal Agricultural Hall in London die 28. internationale Brau - ereiausſtellung ſtattfinden. Anmeldungen für dieſe Ausſtellung, welche mit einer Malz - und Gerſtenkonkurrenz ſowie mit einer Ausſtellung von Maſchinen und Utenſilien für die Brauerei und Mälzerei verbunden ſein wird, ſind bis 4. Oktober l. J. an die Ausſtellungsdirektion, 46, Cannon Street, London E. C. zu richten.

[Motorradrennen Lemberg].

Ueber 10.000 Meter, den 5. Auguſt. Sieger: H. Szybowicz, auf 4 ½ HP, Laurin Klement in 7: 15 (entſpricht einem Tempo von 82 Kilomoter die Stunde) um 1400 Meter zurück der zweite Oblt. Hempfling auf HP Puch.

[Das Verdienſtkreuz.]

Nachſtehende Satire auf die Ordensſehnſucht der Franzoſen bringt Andrien Vely im Gaulois : Der Wähler: Here Abgeordneter, ich möchte gern dekoriert ſein ... Der Abgeordnete: Was! Sie ſind noch nicht dekoriert? ... Der Wähler: Leider nein. Der Abgeordnete: In Ihrem Alter? Der Wähler: Ich bin 35 Jahre alt. Der Abgeordnete: Sie ſind 35 Jahre alt ... Sie ſind verheiratet ... Sie haben Kinder ... Und Sie ſind nicht dekoriert? ... Sie ſind ein Phänomen, mein Lieber! Der Wähler, beſcheiden: Das iſt es ja gerade, Herr Abgeordneter, ich möchte gar nicht beſonders auffallen, und deshalb möchte ich einen Orden haben ... Bis jetzt pfiff ich auf Auszeichnungen, weil ich ja doch wußte, daß ich nie etwas Außerordentliches getan habe ... Aber meine Frau machte mich darauf aufmerkſam, daß dieſer Stolz am unrechten Platze ſei ... Der Ab - geordnete: Und ſie hatte recht ... In einer Demokratie, unter einem Gleichheitsregime, muß man nicht durch etwas Beſonderes auffallen wollen ... Wenn man einen netten kleinen Orden beſitzt, kann man ſicher ſein, unbemerkt zu bleiben ... Wollen Sie die Ehrenlegion? Der Wähler: Das fehlte mir gerade noch! ... Zunächſt bin ich ihrer gar nicht würdig ... Und dann habe ich nicht die geringſte Luſt, mich von dem Ordenscat abgelehnt zu ſehen ... Der Abgeordnete: Sie ziehen vielleicht die akademiſchen Palmen vor? Der Wähler: Ich bin niemals Profeſſor und nicht einmal Komödiant geweſen ... Der Abge -ordnete: Dann haben wir noch den landwirtſchaftlichen Ver - dienſtorden ... Der Wähler: Ich habe mich nie mit Landwirtſchaft beſchäftigt ... Ich kann nicht eine Artiſchoke von einer Birne unterſcheiden ... Der Abgeordnete: Bleiben noch die Kolonialelden ... Nicham, Anjouan, Kombodſcha ... Der Wähler: Ich habe die Kolonien niemals betreten ... Bin kaum einmal über Aſnieres hinaus - gekommen ... Der Abgeordnete: Sie ſind ein Unikum, mein Freund ... Einen Menſchen wie Sie habe ich noch niemals ge[ſ]ehen! ... Sie wollen alſo nur einen Orden, den Sie wirklich zu verdienen glauben? Der Wähler: Ja ... Und das Unglück iſt, daß ich das Bewußtſein habe, gar keinen zu verdienen ... Der Abgeordnete: Sie verdienen gar keinen? Aber das iſt ja herrlich! ..

[Der Schuſter von heutzutage.]

Wir leſen in der Kölniſchen Volkszeitung: Wie man weiß, iſt es längſt nicht mehr der ehrſame Schuſtermeiſter, welcher die große Maſſe der Bevölkerung mit Schuhen und Stiefeln verſorgt, ſondern dies geſchieht von maſchinell eingerichteten und mit Kraftbetrieb verſehenen Schuhfabriken, von denen die größten deutſchen Betriebe je 1000 und mehr Arbeiter und Arbeiterinnen beſchäftigen. Kürzlich, ſo ſchreibt uns ein Leſer, hatte ich Gelegenheit, Einblick in einen ſolchen Schuhfabrik - betrieb zu erhalten. Das Fabriksgebäude ſtellt einen impo - ſanten Bau dar mit fünf übereinanderliegenden Arbeitsſälen von je 56 Meter Länge. In dieſer Fabrik werden Tag für Tag 1000 bis 1200 Paar Schuhe und Stiefel fertiggeſtellt, und zwar nur feinere Sorten. Faſt zu allen Arbeitsver - richtungen dienen Spezialmaſchinen, welche durch Dampf - kraft betrieben werden. Lediglich das Zuſchneiden der Ober - leder wird noch von Handarbeitern ausgeführt, bei allen anderen Arbeitsverrichtungen tritt jedoch die Maſchine in Funktion. Es iſt ganz erſtaunlich, welche große Zahl von komplizierten Maſchinen zur Herſtellung eines modernen Stiefels erforderlich iſt. Ich will nur einige Beiſpiele an - führen: Die Kanten der Leder werden mit Hilfe einer be - ſonderen Maſchine auf jede beliebige Stärke beſchnitten oder geſchärft , wie es der Fachmann nennt. Das Zuſammen - nähen der Lederteile geſchieht von Arbeiterinnen auf Näh - maſchinen, welche für jeden beſonderen Zweck konſtruiert ſind. An einer anderen Stelle ſah ich eine Arbeitergruppe, welche das Ueberziehen der Oberteile auf den Leiſten mit Hilfe von ſinnreichen Zwickmaſchinen ausführte. Dieſe Maſchinen be - ſorgten alles mit automatiſch bewegten Zangen, die Arbeiter hatten das Arbeitsſtück lediglich der Maſchine entgegenzu - führen. Wieder andere Arbeiter beſchäftigen ſich nur mit dem Annähen der Rahmen und Sohlen, was wiederum mit Hilfe von beſonderen Maſchinen in erſtaunlicher Schnelligkeit vor ſich ging. Ferner ſah ich Maſchinen, welche das Be - ſchneiden der Sohlenkanten mit rotierenden Meſſern aus - führten, dann ſolche, welche die Abſätze auf die Schuhe nagelten und preßten, wieder andere, welche die Sohlen der Schuhe mit Tinte und Wachs ſauber verputzten. Es würde zu weit führen, jeden einzeinen Teil der Fabrikation anzu - führen. Nur will ich noch bemerken, daß mir dieſe moderne Schuſterei Reſpekt einflößte, denn es iſt darin eine Summe von Intilligenz und techniſchem Können enthalten.

[Pariſer Enten.]

Ueber kleine Geheimniſſe der Pariſer Reſtaurants plaudert das Petit Journal : Ein Engländer und ſeine drei Töchter nahmen dieſer Tage in einem mo - dernen Reſtaurant in der Nähe des Obſtbahnhofes Platz. Der Engländer ſah die Speiſekarte durch und ſchien nichts zu finden, das ihm paßte. Plötzlich hörte er eine Donner - ſtimme an der Kaſſe melden: Viermal Ente!

Geben Sie uns auch viermal Ente, ſagte er zu dem Kellner, der ihn bediente.

Ente iſt heute nicht da, mein Herr, antwortete der Kellner, vielleicht wählen ſie etwas anderes!

Da ſchallte aus dem Hintergrunde des Zimmers eine Stimme herüber: Und dreimal Ente auf 61.

Der Engländer wurde wütend. Ich will Ente haben! Warum werden hier beſtimmte Gäſte vorgezogen?

Der Beſitzer des Reſtaurants hatte große Mühe, dem Gaſt zu erklären, daß das verlangte Gericht an dieſem Tage tatſächlich nicht zu haben war und daß Enten in der Pariſer Reſtaurantſprache die Gäſte ſind, die nur Waſſer trinken. Man meldet ſie an der Kaſſe, weil ſie für jede Speiſe 10 Centimes Zuſchlag zu zahlen haben.

Czernowitzer Angelegenheiten.

Der Vogel - und Baumtag in Ungarn.

Des Volkes Wohlfahrt iſt die höchſte Pflicht. (Schiller.)

Der ungariſche Miniſter für Kultus und Unterricht, Graf Albert Apponyi, hat mit Verordnung vom 27. April 1906, Z. 26.120 den Vogel - und Baumtag für ſämtliche Elementar - Volksſchulen des Landes inſtituiert.

Dieſe Verfügung des Miniſters wurde im ganzen Lande günſtig aufgenommen und erweckt auch im Auslande ein großes Intereſſe.

Umſo erfreulicher iſt dieſe Idee zu begrüßen, als ſie nicht nur die Hebung des Bildungsweſens bezweckt, ſondern ſie ſoll auch in der Schule der heranwachſenden Generation die erſten Begriffe über die Bedeutung und Tragweite der Volkswirtſchaft geben.

Das Reelle und Ideelle dieſer Verordnung liegt aber auch darin, daß die der Jugend eingeimpften Begriffe der ſelbſtändige, an Grund und Boden angewieſene Mann, im praktiſchen Leben zu verwerten wiſſe.

Anregung zu dieſer Verordnung des Miniſters für Kultns4Czernowitzer Allgemeine Zeitung. 21. Auguſt 1906. und Unterricht gab ein Vortrag des Chefs der ungariſchen ornithologiſchen Zentrale in Budapeſt, den derſelbe im Jahre 1900 in der Generalverſammlung des Landestierſchutz-Ver - eines in Budapeſt abhielt, den Vogel - und Baumtag zum Gegenſtande hatte und welcher wärmſtens aufgenommen wurde.

Im Monate März l. J. wendete ſich nun der Landes - tierſchutzverein in Budapeſt, durchdrungen und eingenommen von den beſonderen Vorteilen dieſer Einführung, mit dem An - ſuchen an den Miniſter für Kultus und Unterricht, die Ein - führung eines allgemeinen Vogel - und Baumtages in Ungarn anzuordnen.

Schon mit Verordnung vom 27. April 1906, wie dies bereits eingangs erwähnt wurde, iſt die Einführung durch eine ſpezielle Zirkular-Verordnung erfolgt.

In der vollſten Ueberzeugung von der dringenden Ein - führung dieſes Vogel - und Baumtages auch in unſerem Kron - lande, ſehe ich mich veranlaßt, als Mitglied des Landestier - ſchutzvereines auszugsweiſe die Beſtimmungen dieſer Verordnung wiederzugeben; um ſowohl die Einführung derſelben zu pro - pagieren, als auch um die Aufmerkſamkeit auf dieſe die Volks - wirtſchaft eminent fördernde Inſtitution zu lenken.

Die Zirkular-Verordnung des Miniſteriums für Kultus und Unterricht betreffend den Vogel - und Baumtag wurde an ſämtliche Landesſchulinſpektoren, Leitern der Schulinſpek - toratsexpoſituren, Staatsverwaltungskommiſſionen und auch an die Kirchenbehörden geleitet.

Der Zweck dieſer Einführung iſt die Abhaltung von Vor - trägen in den Elementarſchulen, um die Schuljugend in erſter Linie über die Lebensweiſe der Vogelwelt, deren Bedeutung im Haushalte der Natur und des Menſchen, ſowie über die ethiſche Bedeutung im Gemütsleben des Menſchen zu belehren.

Ebenſo iſt in zweiter Linie in jeder Schule alljährlich ein gewiſſer Tag den Bäumen zu widmen.

An dieſem Tage erläutert der Lehrer der Schuljugend den Wert der Bäume, den materiellen Vorteil aus den ge - zogenen Früchten, ſowie die Bepflanzung öder Stellen mit edlen Setzlingen.

Für die Einbürgerung dieſer Inſtitution wurde vom ungariſchen Miniſterium für Kultus und Unterricht angeordnet, daß an allen Elementarſchulen in jedem Jahre, in den Monaten Mai und Juni, zu dieſem Zwecke ausſchließlich zwei Tage beſtimmt werden, um der Schuljugend Vorträge zu halten und ſie auch praktiſch im Setzen der Setzlinge von Bäumen, die dem betreffenden Gebiete die meiſten Vorteile bringen, zu unterweiſen.

Die Einführung dieſer Vogel - und Baumtage iſt amerikaniſchen Urſprungs; wird in den vereinigten Staaten Nord-Amerikas mit großem Erfolge durchgeführt und ent - wickelt ſich immer höher.

Am Schluſſe dieſer auch die Förderung des Volkswohles abzielenden Verordnung, ſpricht der Miniſter Graf Apponyi die innerſte Ueberzeugung aus, daß die Lehrerſchaft eifrig und gewiſſenhaft ſich beſtreben wird, im Volke Liebe für Baum und Strauch zu verbreiten, weil mit dem Schutze und der Pflege von Baum und Strauch zugleich im Herzen und im Geiſte des Volkes auch der Schutz der nützlichen Vögel Wurzel faſſen wird.

Das Miniſterium für Kultus und Unterricht hat alle genannten Behörden aufgefordert, ſeinerzeit vom Erfolge dieſer Inſtitution Bericht zu erſtatten und das Namensverzeichnis jener Lehrer demſelben vorzulegen, die in der Einbürgerung dieſer Verordnung einen beſonderen Eifer an den Tag gelegt haben.

Auch der Landestierſchutzverein in Budapeſt hat für der - gleichen Vorträge auf dieſem Gebiete der Lehrerſchaft Prämien ausgeſetzt und erachtet derſelbe als eine heilige Pflicht, die hier angeführte, den edelſten Intentionen entſprungene Ver - ordnung Sr. Exzellenz des Miniſters für Kultus und Unter -richt den Landesvereinen zur Kenntnis zu bringen, damit dieſe Inſtitution überall Eingang und Nachahmung finde.

Wie opportun, wie ſegensreich wäre die Einführung dieſer Inſtitution auch in unſerem Kronlande; ſie iſt nicht nur notwendig, ſondern auch dringend geboten.

Die Bukowina, arm an Induſtriezweigen, iſt blos auf die Erzeugung von Roh - und Naturprodukten angewieſen, daher iſt es ratſam, vollſte Aufmerkſamkeit der Hebung der Landes - kultur, der Landwirtſchaft und ihren Zweigen zu widmen.

Die kompetenten Behörden, als auch die Volksvertretungen ſind hiezu berufen und verpflichtet.

Denn Laſſon ſagt im Kapitel über die Staatstätigkeit:

Die Staatstätigkeit erſtreckt ſich nicht nur auf die Abwehr des Bedrohlichen, ſondern auch auf die poſitive För - derung des für Wohlfahrt und Kultur Heilſamen; ſie muß das geſamte Leben und Bilden des Volkes durchdringen; im Gedeihen des Volkes und der einzelnen im Volke iſt die Wohlfahrt des Staates gelegen und wird ſie dieſelbe nur durch die Schaffung von Wohlfahrtseinrichtungen, die der Allgemeinheit zugute kommen, erreichen können.

Unentwegt und ſicher iſt dem Ziele der Hebung der Volkswirtſchaft zuzuſtreben, wenn auch mit Berückſichtigung des zur Zeit Mög - lichen einerſeits, aber auch zur Zeit Unent - behrlichen andererſeits.

Der Anfang iſt ſchwer,

Aber das Ende krönt das Werk!

Der Landespräſident

hat den Amanuenſis an der hierortigen Univerſitätsbibliothek Dr. Eugen Tarangul zur Schöpfung der Konzeptspraxis bei den politiſchen Ver - waltungsbehörden zugelaſſen.

Auszeichnung.

Der k. k. Landespräſident hat dem gr. -or. Archimandriten und Kloſtervorſteher in Putna Theofil Patras die mit dem Allerhöchſten Handſchreiben vom 18. Auguſt 1898 geſtiftete Ehrenmedaille für 40jährige treue Dienſte zuerkannt.

Militäriſches.

Der Militär-Obertierarzt 1. Klaſſe des 10. Huſarenregiments Guſtav Goekel wurde zum Remontendepot in Bilak und der Militärobertierarzt 2. Klaſſe Michael Goldſchmiedt vom Remontendepot in Bilak zum 10. Huſarenregiment transferiert. Zu Leutnants wurden ernannt: Die Militärakademiker des 3. Jahrganges der Thereſianiſchen Militärakademie Koloman Kovacsfy und Elemer v. Borowiczeny und der Landwehrakademiker des 3. Jahrganges der k. u. k. Land - wehr-Ludovica-Akademie Viktor Heidekker, alle drei beim 10. Huſarenregiment und der Militärakademiker des 3. Jahr - ganges der Thereſianiſchen Militärakademie Franz Rath beim Landwehrinfanterie-Regiment Czernowitz Nr. 22. Zu Kadettoffiziersſtellvertretern beim 41. Inf. -Reg. wurden er - nannt. Die Zöglinge der Kadettenſchulen Norbert Buſch, Ferdinand Hausner, Rudolf Grigorowicz, Franz Neunteufel und Johann Stauder.

Leichenbegängnis.

Geſtern nachmittags fand hier das Leichenbegängnis der in Rohozna verſtorbenen Frau Marie Dobrowolski v. Buchenthal ſtatt. Die Einſegnung der Leiche beſorgte unter zahlreicher geiſtlicher Aſſiſtenz Erz - biſchof Dr. v. Repta. Dem Leichenwagen folgten nächſt zahlreichen Angehörigen und Großgrundbeſitzern Landes - hauptmann Br, Waſſilko, Hofrat Poſch, Regierungsrat Trinks u. v. a.

Poſtaliſches.

Vom 1. September l. J. angefangen wird für die Gemeinden Paltinoſa, Berkiſcheſtie und Kapu - kimpolui vom Poſtamte Kapukodrului aus der Landbrief - trägerdienſt eingeführt werden und zwar wird die GemeindePaltinoſa mit Ausnahme der Sonntage täglich, Berkiſcheſtie nur am Montag, Mittwoch und Freitag. Kapukimpolui hin - gegen nur am Dienſtag, Donnerſtag und Samſtag be - gangen werden.

Von Bad Dorna.

Die letztausgegebene 25. Kurliſte, die mit dem 11. Auguſt abſchließt, weiſt 1955 Perſonen aus, dem Vorjahre gegenüber einen Vorſprung von zirka 300 Kurgäſten. Der rapide Anſtieg der Frequenz in den letzten 8 Tagen läßt aber eine noch bedeutendere Frequenz - zunahme vorausſehen. Vorgeſtern iſt die Gemahlin die Landes - präſidentin v. Bleyleben mit ihrer Familie zum Kuraufent - halte eingetroffen und geſtern iſt der Herr Landespräſident nachgefolgt. Das Kaiſerfeſt wurde mit einer blendenden Illumi - nation, einem langen impoſanten Fackelzug und einem Zapfen - ſtreich eingeleitet, ferner mit einer von der Militär-Kurkapelle geblaſenen Tagreveille, einem Tedeum in ſämtlichen Kirchen und Gotteshäuſern gefeiert und mit einem glänzend verlaufenen Kaiſerkränzchen im Prunkſaale des Kurhauſes abgeſchloſſen. Am 21. Auguſt jährt ſich der Todestag des unvergeßlichen Förderers und Mitbegründers der Dornaer Blüteperiode. Eine Denkſchrift für Miniſterialrat v. Wazl iſt vom Bade - arzte Dr. Loebel unter dem Titel Ein vortragender Rat als Balneolog ſoeben im Verlage B. Konegen in Leipzig heraus - gegeben worden, um die Verdienſte dieſes bedeutenden Funktionärs weiteren Kreiſen und ſpäteren Generationen zu übermitteln. Es iſt hiedurch der Beweis erbracht worden, in welchem hohen Grade die Leiſtungen dieſes verdienten Beamten auch auf die ausländiſche Anerkennung und Würdigung An - ſpruch erheben können, daß wir allen Grund haben, das Andenken dieſes Bukowiners, als eines der unvergeßlichſten Landeskinder, zu pflegen. Deutſchland verfügt über eine er - kleckliche Anzahl von Staatsbädern und faſt jeder Bundes - ſtaat hegt und pflegt dieſe Kleinode hygieniſcher Induſtrie. Mit dem Schritte Konegen’s iſt dokumentiert, daß die Arbeit Wazl’s in Dorna auch die Aufmerkſamkeit dieſer Kreiſe voll - auf verdient und daß der Ruf des buchenländiſchen Bades auch unter der Flagge eines ſeiner Begründer auf ein deutſches Leſepublikum zu rechnen berechtigt iſt. Das Büchlein rollt natürgemäß mit der Würdigung der Tätigkeit Wazl’s die Entwicklung Dorna’s im letzten Dezennium auf und, nachdem es uns zuweit führen würde, die Einzelheiten auch nur auszugsweiſe hier zu reproduzieren, ſeien bloß die einleitenden Worte angeführt. Die Nachricht, daß Miniſterial - rat Friedrich v. Wazl am 21. Auguſt 1905 das Opfer eines Automobilunfalles geworden ſei, rief in Dorna den tiefſten Schmerz um den Verlorenen und die aufrichtigſte Trauer um den Unerſetzlichen hervor. Ungeſchwächt brennt uns noch dieſer Stachel. Da aber die Pflicht immer gebieteriſcher ruft, das Haus, das er uns geſchaffen, zu beſtellen, die Arbeit, die er begonnen, fortzuſetzen, ſei es uns geſtattet, mit umſo an - andächtigerem Ernſte unſere Reminiszenzen ſeinen Manen zu widmen. Wir wollen hiebei keineswegs die Leiſtungen dieſer Perſönlichkeit in ihrer ganzen Fülle inbetracht ziehen. Der Aufſchwung des Bukowiner Bergbaues, die Einführung der Zuckerinduſtrie, die mächtige Entwicklung des Lokalbahn - netzes, die kräftige Förderung der Flußregulierungen, die un - geahnte Hebung der Land - und Forſtwirtſchaftserträgniſſe ſind Leiſtungen, deren Würdigung wir berufeneren Federn überlaſſen. Wir wollen nur als Dornaer eine Blumenleſe von Eindrücken bieten, die von Zeit zu Zeit und von Fall zu Fall publiziert wurden und wegen ihres allgemeinen Intereſſes der Vergeſſenheit entriſſen zu werden verdienen, wir wollen einen Strauß Stimmungen winden, die ab und zu feſtgehalten wurden, wenn dieſer Mann unter die Menſchen ging, deren Glück und Heil er ſo willig und emſig die Tage und Nächte, die ungewöhnlichen Talente und Fähig - keiten, die weitgreifenden und einflußreichen Beziehungen ſeiner Stellung dienſtbar gemacht. Mit ſeltenen Tugenden ausgeſtattet, hat Wazl nicht nur die von ihm inſpirierten

Um ein Linſengericht.

Reggie lief auf ſie zu und ſchlang ſeine Arme um ihren Hals; ſie preßte ihn feſt an ſich. Der Doktor zuckte zuſammen, als er auf ihre Hände ſah.

Ich hab Dich grad ſo lieb wie früher, Tantchen Heſter, ſagte Reggie, und Du mußt nicht mehr weinen.

Denn Heſters Tränen ſtürzten aus ihren Augen und löſchten das wilde Feuer darin.

Mein kleiner Schatz, mein Mäuschen, ſagte ſie immer wieder und wieder und küßte ſein Geſicht und ſeine Hände und den kleinen braunen Ueberrock.

Plötzlich veränderte ſich ihr Geſicht und ſie wendete ihre von heftigem Schmerz entſtellten Augen auf Doktor Brown.

Einen Augenblick ſpäter ſchob der Doktor das Kind zur Tür hinaus.

Führen Sie ihn fort, daß er nichts hört, flüſterte er dem Biſchof zu und ſtürzte wieder ins Zimmer zurück.

Heſter riß ſich den Verband von den Händen.

Ich weiß nicht, was das iſt, jammerte ſie, aber meine Hände tun mir ſo weh, daß ich es nicht aushalten kann.

Gott ſei Dank! ſagte der alte Doktor, indem er ſich heftig ſchnäuzte.

16. Kapitel.

Mrs. Gresley hatte einen unangenehmen Tag verbracht. Die ganze Prattſche Familie kam nachmittags zu Beſuch und Mr. Greslep war ſchon früh nach Southminſter gefahren, und hatte ſeiner Frau keine Verhaltungsmaßregeln gegeben, wie ſie ſich in dieſem unvorhergeſehenen Ereignis benehmen, wie ſie den Fragen ausweichen ſollte, mit denen ſie über - ſchüttet wurde.

Nach langem Zögern gab ſie endlich zu, daß Heſter eine halbe Stunde nach ihrer Ankunft in der Equi - page des Biſchofs wieder nach Southminſter zurüßge - kehrt ſei.

Ich kann Heſters Handlungsweiſe nicht erklären, wiederholte ſie immer von neuem, ich mache keinen An - ſpruch darauf, geiſtreiche Leute zu begreifen, ich bin nicht geiſtreich. Ich kann nur ſagen, daß Heſter gleich nach ihrer Ankunft wieder nach Southminſter zurückge - kehrt iſt.

Kaum waren die Pratts fort, ſo wurde Doll Loftus gemeldet, deſſen Frau ihn herſchickte, um zu fragen, wo Heſter ſei, da das Fräulein ſie frühmorgens beunruhigt hatte. Aber Doll ſtellte wenigſtens keine Fragen, er hatte nur einmal im Leben und zwar an ſeine Frau, eine Frage gerichtet, das war fünf Sekunden, bevor er ſich mit ihr verlockte. Er nahm alſo gleichmütig die Antwort entgegen, daß Heſter nach Southminſter zurückgekehrt ſei und ent - fernte ſich, um dieſe Nachricht ſeiner troſtloſen Frau zu überbringen.

Aber warum iſt ſie zurückgekehrt, wenn ſie eben erſt angekommen war? fragte Sybell.

Wie ſollte Doll das wiſſen? Sybell hatte geſagt, daß ſie keine Ruhe fände, ſo lange ſie nicht wiſſe, wo Heſter ſei, und darauf war Doll mitten durch den Schnee nach Warping - ton gegangen, um es in Erfahrung zu bringen. Nun hatte er es in Erfahrung gebracht, da wollte ſie wieder etwas an - deres wiſſen. Eine Frau konnte man doch nie und nimmer zufriedenſtellen. Und der gekränkte Ehemann zog ſich zurück, um ſich ſeine Stiefel auszuziehen.

Jawohl, Mrs. Gresley hatte einen ſehr unange - nehmen Tag verbracht. Als ſie ſich für ein paar Minuten hinauswagte, fand ſie Abel, die Arme in die Seite ge - ſtemmt, bei dem Seitentor, das zu den Stallungen führte; es lag auf den Boden und er hatte eben den Schnee davon abgekehrt.

Geſtern Abend hab ich es wie ſonſt verſperrt, ſagte er zu Mrs. Gresley; und über Nacht hatte es jemand ausden Angeln gehoben. Aber es fehlt nichts, weder an den Kohlen, noch am Heu es iſt nicht ſehr geheuer, daß man für nichts und wieder nichts das Tor aus den Angeln ge - hoben haben ſoll.

Mrs. Gresley gab keine Antwort. Nicht, daß ſie Heſter mit dem Tor in Zuſammenhang brachte, aber ſie war zu aufgeregt, um ſich jetzt um ſolche Kleinigkeiten zu kümmern.

Der Kutſcher des gnädigen Herrn Biſchofs hat mir ge - ſagt, daß Miß Gresley im Palaſt iſt, wie ich ihm das Futter heiß gemacht hab, denn William war gerad mit einem Brief hineingegangen, und wenn er einmal in der Küche iſt, ſo könnten von ihm aus die Tiere verhungern. Und er hat mir erzählt, daß ſein Neffe, der Diener des gnädigen Herrn Biſchofs, geſtern Abend gerad zu Bett gehen wollte, als es läutete, und da kam Miß Gresley ohne Hut, mit Schnee bedeckt, und er ſagt, ſie muß den ganzen Weg zu Fuß ge - gangen ſein.

Und Abel blickte Mr. Gresley beſorgt an.

Ich hab mir gerad gedacht, ſagte er, ob Miß Heſter vielleicht nicht ganz richtig im Kopfe iſt, man ſagt ja, daß zuviel Studieren in den Kopf ſteigt, geradeſo wie zu viel Trinken. Und Miß Heſter hat verteufelt viel ge - arbeitet.

Nicht ſo viel wie Mr. Gresley, ſagte Mrs. Gresley.

Vielleicht nicht, gnädige Frau, vielleicht nicht. Aber wenn ich um vier Uhr oder noch früher morgens aufwachte, wie die rote Kuh krank war, da hat immer ſchon ein Licht in ihrem Zimmer gebrannt und am Fenſter hat man ihren Schatten geſehen. Sie hat immer ſehr viel gearbeitet, ſehr viel.

Mr. Gresley ging ins Haus zurück, indem ſie vor - ſichtig über die Trümmer der eingeſtürzten Säulen ſchritt. Zu jeder anderen Zeit hätte das traurige Ende der kleinen Vorhalle das Pfarrhaus tagelang beſchäftigt, bis nun aber hatte Mrs. Gresley nicht einmal darüber geſeufzt; erſt als ſie über die Schwelle trat, entſchlüpfte ihr ein Seufzer, denn die umgeſtürzten Säulen bedeuteten eine neue Ausgabe.

(Fortſetzung folgt).

521. Auguſt 1906. Czernowitzer Allgemeine Zeitung.

Intentionen des Ackerbauminiſteriums erfüllt, die Dornaer Kurlagen geſchaffen, ſondern auch dieſelben durch eine pulſierende, treibende Organiſation belebt. Es iſt ihm das Wagnis geglückt, eine Millionenanlage in der kapitals - armen Bukowina zu riskieren, die bereits eine hochent - wickelte, modern gegliederte Bevölkerung vorausſetzt. Freilich kam hiebei ins Spiel der Reichtum des gr. -or. Religionsfondes. Verfügt aber auch kein Miniſter, kein Bürgermeiſter, kein Aktiengeſellſchaftspräſident über ſo geringe Beſchaffungsſchwierigkeiten der Kredite wie unſer Ackerbau - miniſter, wenn es ſich um Inveſtierungen aus dieſem Fonde handelt, vermag auch keine andere Zentralbehörde im Drange nach der Einrichtung von Muſterwirtſchaften in gleicher Weiſe über Fachautoritäten und Kapazitäten zu disponieren, die Unvergleichliches ins Leben rufen, das eine ſteht feſt dieſe Triebkräfte in den Dienſt Dornas geleitet und geſtellt zu haben, bleibt die große, die bewunderungswürdige Tat Wazl’s. Mit Wazl hat Dorna den unerſchütterlichen und optimiſtiſchen Apoſtel verloren. Er war die Vorſehung Dorna’s und darum iſt die Ausfüllung dieſer Lücke das Schickſal des Badeortes.

Das neue Poſtlexikon.

Die im Intereſſe der un - gehinderten Abwicklung des Verkehres getroffene Beſtimmung, daß die Adreſſe der Poſtſendungen außer dem Namen des Beſtimmungsortes auch deſſen Poſtbeſtellbezirk enthalten ſollen, wird, wie die Erfahrung zeigt, ſeitens des korreſpondierenden Publikums noch immer nicht hinreichend beachtet, ſo daß nicht nur den Organen der Poſtverwaltung häufig eine beträcht - liche und leicht vermeidliche Mehrarbeit verurſacht wird, ſondern auch im Falle des Vorhandenſeins mehrerer gleich - namiger Orte Fehlleitungen und verpätete Beſtellungen in - folge mangelhafter Adreſſierung keineswegs zu den Selten - heiten zählen. Die Orientierung über die Zugehörigkeit des Beſtimmungsortes von Poſtſendungen zum Beſtellbezirke eines beſtimmten Poſtamtes war allerdings dadurch einiger - maßen erſchwert, daß es bisher an einem einheitlichen und handlichen Nachſchlagbehelfe fehlte. Zur Beſeitigung dieſes Uebelſtandes läßt die Poſtverwaltung nunmehr an Stelle der bisherigen, früheren Stadien der Verkehrsentwicklung an - gepaßten Behelfe unter Verwertung des gelegentlich der letzten Volkszählung geſammelten Materiales ein Allge - meines öſterreichiſches Poſtlexikon erſcheinen, welches in alphabetiſcher Reihenfolge die Namen ſämtlicher in Oeſterreich und Lichtenſtein gelegenen Ortſchaften es ſind mehr als 100.000 unter Angabe ihrer Zugehörigkeit in territorialer adminiſtrativer, gerichtlicher, kommunaler und poſtamtlicher Hinſicht enthält. Dieſe ſoeben erſchienene, dem Publikum ſo - wohl im Buchhandel als auch im Wege der Zeitungs - abonnements zu gänzliche Nachſchlagswerk wird durch viertel - jährige Nachträge im Laufenden gehalten, welche den Ab - nehmern des Lexikons unentgeltlich zukommen werden. Es iſt zu hoffen, daß ſeitens des Publikums und namentlich in Geſchäftskreiſen von dieſer Neuerung, welche auch zu ſonſtigen Orientierungszwecken wertvolle Dienſte leiſten dürfte, in aus - giebiger Weiſe Gebrauch gemacht und auf dieſem Wege eine raſchere und zuverläßigere Beſtellung der Poſtſendungen er - möglicht werden wird.

Bukowiner Pferde - und Viehausſtellung in Bukareſt.

Es iſt gelungen, die Beſchickung der Bukareſter Jubiläumsausſtellung mit Pferden und Rindvieh aus der Bukowina ſicherzuſtellen. Dieſe Bnkowiner Expoſition wird zwiſchen 10. und 15. Oktober beginnen und fünf Tage dauern. Es werden aus der Bukowina beiläufig 50 Pferde und 60 bis 80 Rindviehſtücke zur Ausſtellung ge - bracht werden.

Errichtung von Auslaufsbrunnen.

Der Bu - kowiner Landestierſchutzverein hat an den löblichen Stadt - magiſtrat der Landeshauptſtadt Czernowitz folgende Zuſchrift gerichtet: Auf der unvergleichlich ſchönen Straße von Mentone nach Nizza und ſchon von Ventiniglia (italieniſche Grenze) durch Monaco nach Frankreich und überall in Frankreich ſind Auslaufsbrunnen mit ſteinernen Waſſerhältern, welche oben die Aufſchrift tragen: Seid milde gegen Tiere! Man fordert Kutſcher u. ſ. w. auf, ihre Zugtiere zu tränken. Wie ſteht es bei uns? Gerade das Gegenteil! Das Trinken der Zugtiere wird überall in der Stadt wegen Straßenverun - reinigung verboten und ſind die Kutſcher ſowie die allein - fahrenden Fuhrwerksbeſitzer gezwungen, den weiten und be - ſchwerlichen Weg zum Türkenbrunnen zu machen, anſtatt den armen, geplagten Tieren eine Erholungspauſe zu gewähren. Insbeſondere an den Markttagen wird von der Landbe - völkerung nicht nur ſehr viel Waſſer verbraucht, ſondern werden auch die Straßen arg verunreinigt. In Berück - ſichtigung dieſer Umſtände, die im Intereſſe der Stadtver - waltung liegen, und in Anbetracht deſſen, daß der löbliche Stadtmagiſtrat allen Bedürfniſſen in der Landeshauptſtadt nach Möglichkeit Rechnung trägt, den Landestierſchutzverein in jeder Richtung unterſtützt und nachdem in kürzeſter Zeit in der Stadt eine entſprechende große Anzahl von Auslauf - brunnen neu aufgeſtellt werden ſollen, ſtellt die gefertigte Vereinsleitung des Bukowiner Landestierſchutzvereines das dringende Anſuchen bei Errichtung derſelben auch auf die Einrichtung von Tränken für die Zugtiere Bedacht zu nehmen. Die Vereinsleitung gibt ſich der angenehmen Hoffnung hin, daß der löbliche Stadtmagiſtrat in kürzeſter Zeit eine entſprechende Anzahl von Waſſerbehältern für die Zugtiere, verteilt nach den Bedürfniſſen in der Stadt, mit der oben angegebenen Aufſchrift, um die Zugtiere nicht ver - ſchmachten zu laſſen, zur Aufſtellung bringen wird. Für die Vereinsleitung: Der Präſident: Jenner m. p. Der Sekretär: Dr. Mironovici i. V.

Die Juden.

Für die Mittwoch den 22. und Donnerstag den 23. d. im Muſikvereinsſaale ſtatt - findende Aufführung Die Juden gibt ſich ein ungewöhnlich reges Intereſſe kund. Ueberall, wo das Enſemble gaſtierte, erzielte es einen ungeheuren Erfolg. Nach uns vorliegenden Berichten iſt die Aufführung eine geradezu meiſterhafte zu nennen. Wer die Aufführung ſehen will, der möge ſich bei -zeiten mit einer Karte verſehen. Die Preiſe der Plätze ſind: Loge 12 K; erſter Platz 3 K; zweiter Platz 2 K; Balkonſitz 1 Krone, Stehplatz 1 Krone; Studentenplatz 50 h.

Telegraphen - und Telephonverkehr.

Bei dem Poſtamte in Storozynetz, welches bekanntlich durch die Mitte Mai d. J. erfolgte Eröffnung der Telephonlinie Czer - nowitz Storozynetz in den interurbanen Telephonverkehr ein - bezogen wurde, iſt nunmehr der volle Tagdienſt im Tele - graphen - und Telephonbetriede zur Einführung gelangt, wodurch einem lebhaften Wunſche der lokalen Intereſſenten Rechnung getragen wird.

Erweiterung des Poſtauftragsverfahrens.

In einer ſoeben publizierten Verordnung des Handelsminiſteriums wird von der bisher im internen öſterreichiſchen Verkehre be - ſtandenen Beſchränkung der Höhe der im Wege des Poſt - auftrages zur Einziehung gelangenden Forderungen auf einen Maximalbetrag von 1000 Kronen in einem für den Zahlungsverkehr beſonders wichtigen Falle Abſtand genommen. Es werden nämlich in Hinkunft Poſtaufträge in beliebiger Höhe ausgeſtellt werden können, falls deren Abſender ein Schekkonto beim Poſtſparkaſſenamte beſitzen und die un - mittelbare Ueberweiſung des eingezogenen Betrages auf dieſes Konto mittels Empfang-Erlagſcheines verlangen. Für die Einziehung ſolcher Forderungen wird neben den normalen Poſtauftragstaxen eine Gebühr von 1 Krone 10 Hellern für die erſten 1000 Kronen und von 50 Hellern für je weitere 1000 Kronen oder einen übrigenden Teilbetrag dieſer Summe zur Einhebung gelangen. Durch dieſe einem lebhaften Wunſche der Intereſſenten entſprechende Kombination mit dem Scheck - verkehre wird das Anwendungsgebiet des Poſtauftragsver - fahrens eine namentlich für das kaufmänniſche Inkaſſo wichtige Erweiterung erfahren. Es iſt daher zu erwarten, daß dieſe Neuerung, welche bereits mit 15. September l. J. in Kraft tritt, ſich bald im geſchäftlichen Verkehre einleben und auf die noch immer dringend wünſchenswerte Verein - fachung unſeres Zahlungsweſens von günſtigem Einfluſſe ſein wird.

Exzeß.

In dem Wirtshauſe des Samuel Frimen in der Storozynetzerſtraße kam es nachts zwiſchen Friedrich und Georg Hack einerſeits und mehreren Burſchen andererſeits zu einer Rauferei. Dem zur Herſtellung der Ruhe herbei - gerufenen Sicherheitswachmanne wurde von den Hacks der Helm beſchädigt und ihm eine leichte Verletzung an der Hand beigebracht. Die beiden Hack wurden verhaftet.

Nach Amerika

ſind mit Zug 318 geſtern 40 ruſſiſche Emigranten und eine hieſige Familie abgereiſt.

Das Leichenbegängnis

des vorgeſtern hier ver - ſtorbenen Herrn Moritz Hochdorf (infolge eines Druck - fehlers hieß es in unſerer letzten Nummer Hochmann) fand Freitag unter überaus zahlreicher Beteiligung aller Kreiſe der Bevölkerung ſtatt.

Diebſtähle.

Dem Kaufmanne Max Wagner, wohn - haft Hauptſtraße 17, wurden aus dem Keller 20 Flaſchen Wein, dem Taglöhner Stefan Pirrnak eine ſilberne Remon - toiruhr ſamt Kette und dem Seifenfabrikanten Noa Lehr, Synagogengaſſe 73 wohnhaft, 80 Kilogramm Seife geſtohlen Bis auf einen, der den Diebſtahl bei Lehr verübte, ſind die anderen unbekannt.

Ueberfall.

Der Maurerpolier Jakob Beer wurde nachts in der Storozynetzer-Straße von zwei Individuen über - fallen. Während ihm das eine Individuum zwei Hiebe ins Geſicht verſetzte, entriß ihm das andere die Uhr, worauf beide flüchteten.

Tobſuchtsanfall.

Der Bahnwächter Johann Popi - celli erlitt in Klukuczka einen Tobſuchtsanfall. Er wurde, da er ſeine Frau und Nachbarn bedrohte, der Landeskranken - anſtalt übergeben.

Letzte Telegramme. Die bis 2 Uhr nachmittags eingetroffenen Telegramme ſiehe die Rubriken Vom Tage , Bunte Chronik und Rechtspflege .

Die Erdbebenkataſtrophe in Balparaiſo.

(Korr. -B.) [Amtlich.]

Durch die Erdb[e]benkataſtrophe wurden 55 Perſonen getötet und hunderte verletzt. Die meiſten öffetlichen Gebäude und Kirchen wurden ſchwer beſchädigt. Der Schaden wird auf 1,200.000 Pfund Sterling geſchätzt. Noch immer werden ſchwache Erdſtöße verſpürt.

(Korr. -B.)

Einer Meldung aus Valparaiſo zufolge wurden dort von früh des 16. d. bis abends 82 Erdſtöße verſpürt. Der größte Teil der Häuſer wurde zerſtört oder beſchädigt. Der Schade wird auf 50 Millionen Pfund Sterling geſchätzt. Angeblich ſind 2000 Tote zu verzeichnen. Die Lebensmittelpreiſe ſind ſehr hoch geſtiegen. Die auf die Hügel und die Parkanlagen ge - flüchtete Bevölkerung leidet ſehr, da die Nächte kalt ſind.

(Priv. -Tel. der Cz. Allg. Ztg. )

Die Meldungen über die Kataſtrophe in Valparaiſo ſind entſetzlich. Eine genaue Feſtſtellung der Toten konnte zwar noch nicht vorgenommen werden, doch wird die Zahl der Umgekommenen mit 10.000 angegeben. Das große Anglaishotel, welches mit einem Aufwand von mehreren Millionen Dollar errichtet wurde, gleicht einem Trümmerhaufen. Der Präſident der argentiniſchen Republik hat Chile eine ausgiebige finanzielle Hilfe zum Wiederaufbau der Stadt angeboten.

Freiherr von Kriegshammer.

(Priv. -Tel der Cz. Allg. Ztg. )

Der frühere Reichskriegsminiſter Frh. v. Kriegshammer liegt in der Agonie.

Ein geplantes Attentat gegen Fallieres.

(Priv. -Tel. der Cz. Allg. Ztg. )

In Marſeille wurde der Anarchiſt Carillo, der ein Attentat gegen den Präſidenten Fallieres plante, ver - haftet.

Verhaftung.

(Priv. -Tel. der Cz. Allg. Ztg. )

Der bekannte Ausſtellungseinbrecher Mülleneder wurde heute hier verhaftet.

Ein blutiges Meeting.

(Korr. -B.)

Geſtern fand ein von tauſenden von Arbeitern der Wjatkärgruben beſuchtes Meeting ſtatt. Mehrere Dragonerſchwadronen trieben die Menge auseinander. Aus dem Hinterhalt fielen Schüſſe. Die Dragoner gaben fünf Salven ab. Viele Arbeiter wurden getötet und verwundet. 18 Rädelsführer wurden verhaftet. In der Bevölkerung herrſcht große Erregung.

〈…〉〈…〉
6Czernowitzer Allgemeine Zeitung 21. Auguſt 1906.

Telegraphiſche Kurſe vom 20. Auguſt 1906.

(Wechſelſtube der Bukowinaer Landesbank)

4% Bukow. Landesbank-Fond-Schuldverſchreibung99·75100·75
Bukowinaer Bodenkredit-Pfandbriefe 4 Proz ...99·25100·25
Bukowinaer Bodenkredit-Pfandbriefe 5 Proz ...103· 104·
Oſterr. Kredit .............671.50
Anglobank ..............309 75
Bankverein ..............550.50
Bodenkredit ..............1036·
Eskomptegeſellſchaft ............562·
Länderbank ..............441·
Unionbank ..............549·50
Staatsbahn ..............675·50
Nordweſt ...............453·50
Elbethalbahn ..............454·75
Lemberg-Czernowitzer ...........581·50
Dampfſchiff ..............1049·
Alpine ...............591·25
Brüxer Kohlen .............723·
Prager Eiſen .............2814·
Rima-Muranyer ............557 25
Weſtböhm. Kohlen ............294.
Draſche ...............853·
Hirtenberger ..............1138·
Türkenloſe ..............161·
Rubel ..............251· 250.
Marknoten ............117·35117.40

Amtlicher Kurs - und Markt-Bericht der Czernowitzer Frucht - und Produkten-Börſe.

Preiſe in Kronen per 50 Kilogramm ab (Parität) Czernowitz.

VonBis
KhKh
Weizen: Prima .......765775
Mittel .......
Rogggen: Prima ........570575
Mittel .......
Gerſte: Brauerware ......
Brennerei-Malzware ....
Hafer: Herrſchaftsware .....670680
Marktware ........
Uſanzenware ......
Oelſaaten: Winterreps prompt ..141425
Rüben ......
Leinſaat .......
Hanfſaat prompt ...
Kleeſaat prima ....
mittel ....
Mais: Prima prompt ......640650
Neumais: prompt ......
Kleie Prima prompt ...380390
Hülſenfrüchte: Bohnen lange ..4410
Erbſen.
Fenchel: ...........
Spiritus pr. 10.000 Literperzent
roher, prompt exkl. Steuer ab. Czernowitz35503650

Effekten - und Wechſel-Kurſe.

Einheitliche 4% konv. Rente, Mai-November ....99.40
4% Jänner-Juli .....99.30
Rente 4·2% in Noten, Februar-Auguſt ..100.
4·2% in Silber, April-Oktober ...100.05
Oeſterreichiſche Goldrente ..........117·30
Kronenrente 4% ........99.45
Inveſtitionsrente 3½% ......89·
Ungariſche Goldrente 4% ..........112·45
Kronenrente 4% .........94·65
Inveſtitionsrente 3½% .......84·65
Oeſterr. -ungar. Bank-Aktien .........17.70
Kreditaktien ..............669.50
London vista ..............239.92
Deutſche Reichsbanknoten für 100 Mark d. R. -W ...117.25
20-Mark-Stücke .............23.46
20-Frank-Stücke ..............10 07
Italieniſche Banknoten ...........95.30
Rand-Dukaten .............11.31

Telegraphiſcher Handelsbericht

vom 20. Auguſt 1906. Die Budapeſter Produktenbörſe notiert:

Weizen ...........K 14.62 64 pr. 100 Kg.
Mais ........... 12.24 26 100
Oelſaaten .......... 32.50 70 100
〈…〉〈…〉
721. Auguſt 1906. Czernowitzer Allgemeine Zeitung.
〈…〉〈…〉
8Czernowitzer Allgemeine Zeitung 21. Auguſt 1906.
〈…〉〈…〉

Eigentümer und Herausgeber: Dr. Philipp Menczel und Joſef Kaufmann. Verantwortlicher Redakteur: Arnold Schwarz. Druck der Buchdruckerei Gutenberg Czernowitz.

About this transcription

TextNr. 784, 21.08.1906.
Author[unknown]
Extent8 images; 10065 tokens; 3958 types; 76990 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Benjamin FiechterSusanne HaafNote: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat).2018-01-26T13:38:42Z grepect GmbHNote: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2018-01-26T13:38:42Z Amelie MeisterNote: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung.2018-01-26T13:38:42Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationNr. 784, 21.08.1906. . Buchdruckerei „Gutenberg“Czernowitz1906. Czernowitzer Allgemeine Zeitung

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IDS Mannheim

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationZeitung; ready; mkhz2

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Editorial principles

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

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  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
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