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Telegramme: Allgemeine, Czernowitz.

Czernowitzer Allgemeine Zeitung

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Nr. 933. Czernowitz, Mittw[o]ch, den 20. Februar. 1907.

Uebersicht.

Vom Tage.

Die Landtage von Oberöſterreich, Steiermark, Mähren und Trieſt ſind auf den 25. Februar einberufen worden.

Bunte Chronik.

Die Aſſiſtenzärzte der Berliner Krankenhäuſer haben wegen der Ablehnung ihrer wirtſchaftlichen Forderungen beſchloſſen, am 1. März in den Streik zu treten.

Letzte Telegramme.

Der deutſche Reichstag iſt vom Kaiſer Wilhelm mit einer Thronrede eröffnet worden.

Miniſterkandidaturen.

Alſo iſt wieder einmal ein ſchöner Plan in Nichts zer - ronnen. Als vor wenigen Wochen das allgemeine Wahlrecht Geſetz wurde, da hörte man, daß auch die Baumeiſter des neuen, ſtolzen Baues ſich in dem von ihnen errichteten Hauſe des neuen Oeſterreich einen Platz ſichern wollen, daß ein Novum in der innerpolitiſchen Geſchichte Oeſterreichs das geſamte Kabinett in den Wahlkampf eintreten wolle, um dann im Mai als parlamentariſche Regierung par excellence ſich dem neuen Abgeordnetenhauſe vorzuſtellen. Vorſichtig, in unverbindlicher Form wurde dieſe Nachricht in die Oeffentlichkeit lanziert; man wollte erſt den Boden ſon - dieren, wollte ſich überzeugen, ob das Experiment, das ver - ſucht werden ſollte, auch Ausſicht habe, zu gelingen. Nun, die Erfahrungen, die man bei dieſem Taſten und Erproben machten, waren unerfreulich genug; ſo unerfreulich, daß drei der gewichtigſten Perſönlichkeiten des Kabinetts, der Miniſter - präſident, der Miniſter des Innern und der Ackerbauminiſter, die Abſicht, ſich um ein Mandat zu bewerben, aufgegeben haben und daß alſo außer den Landsmannminiſtern voraus - ſichtlich nur noch Korytowski, Derſchatta und Marchet als Kandidaten auf den Plan treten werden. Was das zu be - deuten hat, liegt auf der Hand: das erſte Volksparlament Oeſterreichs wird bei ſeinem Zuſammentritt wieder nurein parlamentariſch aufgeputztes Beamtenkabinett vorfinden und mit gutem Grund wieder Urſache haben, die tatſächliche Parlamentariſierung des Kabinetts zu fordern und mit dieſem gewiß berechtigten Verlangen den Anſtoß zu endloſen Verhandlungen zu geben, die nur allzuleicht der Ausgangspunkt von Kriſen werden können.

Einem Parlamente, das aus dem allgemeinen Wahlrecht hervorgegangen iſt, muß eine durchwegs parlamentariſche Regierung gegenüberſtehen. Das iſt nun einmal ein Grund - ſatz, über den ſich nicht weiter disputieren läßt. Die richtige Erkenntnis dieſer Tatſache hat offenbar auch in den Miniſtern den Entſchluß reifen laſſen, ſich um Mandate zu bewerben und das Kabinett ſo ohne einen Perſonenwechſel, der bei unſeren innerpolitiſchen Verhältniſſen immer eine mißliche und nicht ungefährliche Sach[e]iſt, quaſi automatiſch zu par - lamentariſieren. Damit wäre der Zwittercharakter des Kabinettes Beck beſeitigt und den Hitzköpfen, an denen es ja im neuen Abgeordnetenhauſe nicht fehlen wird, die Möglichkeit benommen worden, ſich über die unparlamentariſche Regierung aufzuregen. Aber ſo wenig dagegen auch einzu - wenden iſt und ſo wenig Urſache wir auch, unſeres Erachtens wenigſtens, haben, mit den dem Beamtenſtande entnommenen Mitgliedern des gegewärtigen Kabinettes, das in vielen ſchwierigen Fragen bis jetzt eine nicht gewöhnliche Tatkraft, Konſequenz und politiſche Klugheit gezeigt hat, unzufrieden zu ſein, ſo haben ſich doch Leute gefunden, die ſich verflichtet fühlten, den Miniſtern, vor allem dem Miniſterpräſidenten, die Suppe zu verſalzen. Um Gründe für ihre Ablehnung der Miniſterkandidaturen waren dieſe Herrſchaften allerdings nicht verlegen, aber welcher Art dieſe Gründe ſind, das iſt ſo echt öſterreichiſch, daß man dar[ü]ber nicht ſtillſchweigend hinweg - gehen kann.

Die begründeten Zweifel , die man bezüglich ihrer Wahlprogramme, die zu entwickeln den Beamten-Miniſtern durch die ablehnende Haltung gegenüber ihrer Kandidatur überhaupt unmöglich gemacht wurde, äußerte, gründeten ſich natürlich in Oeſterreich iſt das ja nun ſchon einmal nicht anders auf das nationale Moment . Zwar hat man den Miniſterpräſidenten noch in keiner Wählerverſamm - lung ſprechen gehört, nichts deſto weniger aber befürchteteman, als ſeine Wiener Kandidatur beſprochen wurde, in deutſchen Kreiſen, er werde zu wenig deutſch, in czechiſchen Kreiſen, er werde zu viel deutſch ſein. Daran aber er - innerte ſich keiner von den Herrſchaften, die nur nationale Sorgen kennen, daß auch andere als nationale Wahlpro - gramme ihre Berechtigung haben, daß es vor allem öſter - reichiſche Wahlprogramme geben muß, und daß ein Abgeordneter, der die in dem ſeinerzeitigen Maydenſpeech des Miniſterpräſidenten ausgeſprochenen Grundſätze zu der Richt - ſchnur ſeines Wahlprogramms macht und demnach in erſter Linie eine öſterreichiſche Realpolitik zu verfolgen entſchloſſen iſt, in erſter Linie Anſpruch auf ein Mandat haben ſollte. Die Ablehnung der Miniſterkandidaturen iſt ein trauriges Zeichen dafür, daß man in Oeſterreich noch nicht daran geht, ſich von dem nationalen Schlagwort zu eman - zipieren. Und daß ſelbſt Baron Beck, der doch nicht gewohnt iſt, ſo bald die Flinte ins Korn zu werfen, auf ſeine Kandi - datur verzichtet, daraus könnten Schwarzſeher ſchließen, daß auch er zu der von ihm ſo oft betonten werbenden Kraft wirtſchaftlicher, realpolitiſcher Programme nicht mehr das volle Vertrauen hat. Ja, die Zukunft gehört ihnen zweifellos, aber es ſcheint nicht, als könnten ſie ſich ſchon die Gegen - wart erobern.

Die ruſſiſchen Finanzen und der Zweibund.

(Orig. -Korr.)

Die ruſſiſche Rente, die nach Auflöſung der Duma auf 68 ſtand, ſchwankt heute zwiſchen 80 82. Sie hat ſich von ihrem Tiefſtand langſam und allmählich auf dieſe Höhe gehoben und ſcheint ſich nun dort zu halten. Ruſſenfreundliche Kreiſe haben das mit der im Lande eingetretenen Beruhigung, ruſſenfeindliche mit dem Herannahen einer neuen Anleihe begründet. Es wird wohl beides ſeinen Anteil an der Steigerung haben. Bekanntlich hat die ruſſiſche Regierung ſchon vor einiger Zeit zugeſtanden, daß zur Deckung eines Defizits von ungefähr 250 Millionen Rubel auch in dieſem Jahre eine Anleihe nötig ſein wird. Ruſſiſche Anleihen ſind aber jetzt keine rein finanzielle, ſondern weltpolitiſche Ange - legenheiten von größter Tragweite. In den letzten Tagen

Feuilleton.

Die Hausapotheke.

Nachdruck verboten.

Seit Jahren hatte ſich Frau Margarete eine Haus - apotheke gewünſcht. Sie hatte ſie nie bekommen. Es waren meiſt notwendigere Gegenſtände geweſen, die an Weihnachts - feſten oder zu Geburtstagen für ſie auf dem Gabentiſch lagen.

Der Wunſch wuchs ſchließlich von Monat zu Monat heftiger.

Eine Hausapotheke? ... Wozu? ... meinte Frau Margaretes Gatte. Wir haben genug Möbelſtücke und genug Kram im Hauſe. Deine Tuben, Fläſchchen und Kranken - pülverchen ſind ſehr gut im Büffet oder in irgend einem andern Schubfach aufgehoben. Lieber mal einen anſtändigen Zigarrenkaſten zum Verſchließen, aber Doppelſchloß .... lieber Schatz .

Die junge Frau war dann jedesmal ſehr entrüſtet.

Du denkſt immer nur an dich, ... natürlich! Aber wenn ich mal irgend eine Medizin verwechſle, wenn ich dir oder den Kindern mal anſtatt Hoffmannstropfen, Lyſol gebe, ich habe keine Schuld .

Um Gottes willen, nee, ... haſte denn überhaupt Lyſol im Hauſe? Wo haſte denn das?

D .. a .. s weiß .. ich .. nicht augenblicklich ... ſo genau ... ſtotterte Frau Margarete.

Da ſuchte der Hausherr ſelber. Und als er endlich dieſes todſichere Hausmittel neben der Eſſig - und Oelflaſche im Küchenſchrank fand, ſtimmte er bei: Ja wirklich, wir müſſen eine Hausapotheke haben .

Ein oder das andere Kind iſt ja doch immer krank , ſetzte die geplagte Mama hinzu, als ſie ihre vier kaum die Maſern überſtandenen Sprößlinge betrachtete, die augenblicklich, der Abwechslung halber, den Huſten hatten.

Tante Röschen verplichtete ſich ſogar, eine Hausapotheke ſehr kunſtvoll, mit Heckenroſen zu brennen, wenn man ihr das nötige Material dazu gratis liefern würde.

Das lehnte aber der Hausherr dankend ab. Er war fürs Praktiſchere und Billigere. Er ging zum Tiſchler, beſtellte nach Maß einen zweiunddreißig Fächer bergenden, braun - gebeizten Holzkaſten, den man an die Wand hängen konnte, und bezahlte für das Ungetüm nach vierwöchiger Wartezeit pro Arbeitsſtunde bei den augenblicklichen ſchlechten Zeiten eine Reichsmark ... was eine Rieſenſumme ausmachte.

Weder Tante Röschen noch Frau Margarete erfuhren jemals den alſo erzielten Preis.

Letztere war aber doch ſehr glücklich, als die Hausapotheke wirklich im Hauſe war. Im Korridor natürlich. Für die Zimmer paßte der Farbenton der Holzbeize nicht zu den Möbeln ....

Eine Woche lang blieb Frau Margarete unter begeiſterter Aſſiſtenz ſämtlicher Kinder beim Suchen und Zuſammenſtellen des Inhalts dieſer Hausapotheke. Die ganze Wohnung wurde nach Medikamenten und ſonſtigen hygieniſchen Gebrauchs - artikeln förmlich umgeräumt. Die Verbandwatte fand man nach tagelangem Suchen als Unterlage in Lieschens Puppen - bettchen. Lanolin, Vaſeline und Heftpflaſter in Mamas Nähtiſch, und Bitterſalz, Kamillentee und doppeltkohlenſaures Natron im Schreibtiſch in der Briefkaſſette.

Das Fieberthermometer mußte durch ein neues erſetzt werden, weil Kurtchen es als Peitſchenſtiel gebraucht hatte, und die Gifte hoch oben auf dem Kleiderſpind waren ſo feſt zwiſchen Holz und Tapete eingeklemmt, daß die Tüten beim Hervorziehen ſämtlich in die Brüche gingen.

Allerſeits ergab ſich aber die doppelte Notwendigkeit einer Hausapotheke.

Als Frau Margarete endlich ihre vorhandenen Sachen eingeräumt hatte, kam ihr zum erſtenmal in den ſechs Jahren ihrer Ehe zum Bewußtſein, wie wenig von derartigen guten Hausmitteln ſie doch eigentlich im Hauſe hatte. Wie unvorſichtig und leichtſinnig das war! .. Sie ließ ſich darum von ihrem Apotheker eine Liſte aufſtellen, in der die wichtigſten Haus -mittel aufgezeichnet waren. Und da mußte ſie zu ihrem Schrecken erkennen, daß ſie nicht einmal Chloroform - und Kampferſpiritus, Rizinusöl und Lindenblütentee im Hauſe hatte. Sagradatabletten zum Abführen fehlten auch, ebenſo eſſigſaure Tonerde und Bleiwaſſer, zwei ſehr wichtige Verband - waſſer, wie der Apotheker bemerkt hatte.

Alſo kaufte ſie .... Das und noch mehreres. Frau Margarete hatte noch niemals ſo viel Wirtſchaftsgeld gebraucht wie in jenen Tagen, ſeit die Hausapotheke im Korridor hing.

Endlich, nachdem die zweiunddreißig Fächer gefüllt waren, hatte ſie ihr Ziel erreicht. Im feierlichen Zuge führte ſie Mann, Kinder und Emilie, das Mädchen für alles, vor den braungebeizten Wandkaſten, an dem ſich der Hausherr ſchon zweimal in dem dunklen Korridor den Kopf geſtoßen hatte.

So, meine Lieben, nun könnt ihr getroſt krank werden, wir ſparen den Arzt. Ich bin für alle vorkommenden Fälle verſorgt und kann euch ſelben helfen.

Sie ſtaunen alle. Auf der Innenſeite der Tür hatte die kluge Hausfrau eine Liſte angebracht. Da ſtand ſein fäuberlich Inhalt und Zweck der Fächer erklärt: Kamillentee für Leibſchmerzen, Lindenblütentee für Magenbeſchwerden, Baldriantropfen für Nervoſität, Salmiakgeiſt für Inſekten - ſtiche uſw.

Na denn man zu , ermunterte der Hausherr. Mir fehlt ja leider augenblicklich nichts ... Aber Kinder, habt ihr nicht irgendwo Schmerzen? Mutter hilft.

Erwartungsvoller Schweigen. Eins blickt das andere an, und Frau Margarete ſtand linderungsbereit.

Ich will ’n Huſtenbonbon , brüllte dann Kurtchen nach einem fürchterlichen, künſtlich angelegten Huſtenanſall.

Die Hausfran erbleichte. Darauf war ſie nicht vorbereitet. Sie überflog das Regiſter und wandte ſich dann, haſtig ihr Portemonnaie ziehend, an das greinende Dienſtmädchen.

Gehen Sie ſofort zur Drogerie drüben und holen Sie ein halbes Pfund Huſtenbonbons.

Donnerwetter , ſagte darauf der Hausherr, während alle Kinder ſich plötzlich unter Huſtenanfällen förmlich krümmten ...

2Czernowitzer Allgemeine Zeitung. 20. Februar 1907

fanden nun in der franzöſiſchen Deputiertenkammer ſehr er - regte Debatten über die finanzielle Unterſtützung des zariſtiſchen Rußlands durch gutes Geld braver franzöſiſcher Sparer ſtatt, welche in dem oben angedeuteteten Zuſammenhang von hoher Wichtigkeit ſind. Wird Frankreich dem ruſſiſchen Reiche noch weiter Geld geben oder nicht?

Die letzte ruſſiſche Anleihe, ediert im April und Mai des Jahres 1906, hat bekanntlich, trotz ſehr hoher Verzinſung, anfangs ein völliges Fiasko erlebt. Die Anleihe wurde bald mit 10 12 Prozent Disagis gehandelt und erholte ſich davon erſt ſpät und langſam wieder. Man erzählte ſich damals, die Anleihe wäre äußerſt ſchwierig zu ſtande gekommen, in dem Miniſterrat des damaligen Miniſteriums Sarrien wäre es zu ſehr heftigen Auseinanderſetzungen gekommen, der alte Revolutionär und Antizariſt Clemenceau, der damals Miniſter des Innern war, hätte mit allen Kräften dagegen, der Miniſter des Aeußern Bourgeois aber mit allen Kräften dafür geſprochen. Schließlich iſt die Anleihe doch zuſtande gekommen. Inzwiſchen iſt der damalige Ruſſengegner und Miniſter des Innern Clemenceau Miniſterpräſident geworden, hat ſich ein Kabinett nach ſeinem eigenen Willen geformt und hätte es eigentlich nicht mehr nötig, ſich durch das Votum der anderen Miniſter zur Erlaubnis einer neuen Ruſſenanleihe zwingen zu laſſen. Abgeſehen davon kann niemand leugnen, daß die Ruſſengegner im franzöſiſchen Volke an Stärke und Zahl zugenommen haben, daß je mehr ſich in Frankreich die Politik radikaliſiert, deſto größer der Gegenſatz wird zu dem großen Alliierten, der immer noch rein abſolutiſtiſch iſt. Nun iſt dieſer Gegenſatz in der Kammer in Geſtalt einer Inter - pellation zum Ausdruck gekommen: von der einen Seite wurde heftig gegen das ruſſiſche Regime, den Zaren, die finanzielle Hilfe von ſeiten Frankreichs geſprochen, auf den anderen hat das Miniſterium ſeine Pflicht getan und den Alliierten gegen dieſe Angriffe in Schutz genommen. Aber trotz dieſer Abwehr hat die Diskuſſion doch gezeigt, wie die Dinge eigentlich ſtehen. Was wird in der franzöſiſchen Kammer geſchehen, wenn Rußland eine weitere Anleihe und zwar noch in dieſem Jahre in Frankreich aufnehmen muß?

Eine Allianz baſiert auf zweierlei Dingen, auf einer gewiſſen Gem inſamkeit der Gefühle und der Intereſſen. Wobei natürlich die zweite Art die wichtigere iſt. Die Verluſte, welche die franzöſiſchen Sparer an Ruſſenpapieren erleiden mußten, der Gegenſatz zwiſchen den beiden Regierungsformen, der not - wendige Gefühlsantogonismus zwiſchen den beiden Regierungen ſind innerhalb des letzten Jahres unverkennbar gewachſen. Das aber hätte gar keine Bedeutung, wenn auf der anderen Seite die Gemeinſamkeit der Intereſſen evident wäre. Nun würde ſich aber auch hierin in dem Augenblicke, als Frankreich für Rußland kein Geld mehr übrig hat, die Sache weſentlich ändern. Rußland wird wahrſcheinlich in der nächſten Zeit eine eminent friedliche Politiktreiben und einer diplomatiſchen oder militäriſchen Hilfe kaum bedürfen. Frankreich hat ihm alſo außer Geld nicht allzuviel zu bieten. Deshalb ſteht der Zweibund jetzt einigermaßen auf der finanziellen Baſis.

Vom Tage.

Die Landtage.

(Tel. der Cz. Allg. Ztg. )

Die Wiener Zeitung publiziert das kaiſerliche Patent, womit die Landtage in Oberöſterreich, Steiermark, Mähren und Trieſt für den 25. Februar einberufen werden.

Die Ausſchreibung der Reichsratswahlen.

(Tel. der Cz. Allg. Ztg. )

Die Wiener Zeitung publiziert die Kundmachung, womit der Miniſter des Innern mit Ausnahme von Galizien und Dalmatien die Reichsratswahlen für den 14. Mai, die erfor - derlichen Stichwahlen für den 23. Mai anſetzt.

Die Zolltariffrage.

In der kriſenhaften Frage des autonomen ungariſchen Zolltarifes, die für den Ausgleich eine Frage nach Sein oder Nichtſein iſt, iſt eine neue Wendung bis jetzt nicht zu ver - zeichnen. Ueber die geſtrige Audienz Wekerles beim Kaiſer, die offenbar der Zolltariffrage galt, liegen nähere Nachrichten noch nicht vor, auch bezüglich der Miniſterkonferenzen wird nur die trockene Tatſache ihrer Abhaltung gemeldet, und man muß ſich daher auf die Feſtſtellung beſchränken, daß eine Löſung der Kriſe verſucht wird. Welcher Art dieſe Löſungs - verſuche ſind, iſt natürlich ungewiß, aber man kann annehmen, daß vor allem das Mißverſtändnis über die Zuſage der ungariſchen Regierung betreffend die parlamentariſche Be - handlung des autonomen Zolltarifes aufgeklärt und ein Weg geſucht werden wird, der die Fortführung der durch das einſeitige Vorgehen Ungarns in Frage geſtellten Ausgleichs - verhandlungen ermöglicht, ohne daß einerſeits Ungarn offen - kundig blamiert, anderſeits Oeſterreich genötigt wird, von ſeinen in der Ausgleichsfrage aufgeſtellten Grundſätzen abzu - weichen. Das iſt eine ſo ſchwierige Aufgabe, daß auf eine baldige Ausgleichung der Gegenſätze kaum gehofft werden kann. Wir verzeichnen folgende Nachrichten:

Die Miniſterkonferenz.

(Tel. der Cz. Allg. Ztg. )

Im Hinblick auf den Zuſammenhang, der zwiſchen der Behand - lung des ungariſchen Zolltarifes und der Handesverträge im ungariſchen Reichstag und den Ausgleichsverhandlungen beſteht, unterzogen heute die beiden Miniſterpräſidenten die ganze Situation einer eingehenden Beſprechung, welche in den nächſten Tagen fortgeſetzt werden wird.

Das Mißverſtändnis .

Die öſterreichiſche und die un - gariſche Regierung haben bereits in der neu aufgetauchten Frage der kommiſſionellen Beratung des autonomen unga - riſchen Zolltarifes einen Notenwechſel hinter ſich, aber des - halb iſt noch immer auch die optimiſtiſche Anſicht berechtigt, daß man noch nicht von einem Konflikt ſprechen muß, der eine friedliche Beilegung ausſchließt. Auf ungariſcher Seite wird zwar verſucht, die ſeinerzeitige Erklärung des öſter - reichiſchen Miniſterpräſidenten, er habe das Verſprechen des ungariſchen Miniſterpräſidenten, die ungariſche Regierung werde die faſſungsmäßige Behandlung des Zolltarifes nicht eher vornehmen, als die Verh[a]ndlungen mit Oeſterreich über den Ausgleich beendet ſeien, auf ein Mißverſtändnis zurück - zuführen. Die Möglichkeit eines Mißverſtändniſſes iſt im Allgemeinen wohl ſchwer zu beſtreiten. In dieſem Falle ſcheint jedoch die ungariſche Regierung ſelbſt dafür geſorgt zu haben, daß die Annahme eines Mißverſtändniſſes nicht ernſtlich auf - recht erhalten werde. In einem offenbar inſpirierten Artikel des P. Ll. heiß es nämlich bezüglich der erwähnten Er - klärung des Freiherrn von Beck: Wir vermögen es nicht zu verbürgen, allein es wurde im Kreiſe der Eingeweihten behauptet, daß dieſe Erklärung von ungariſcher Seite ſofortlebhaft angefochten wurden. Dieſe ungemein zarte, vor - ſichtige Stiliſierung läßt tief blicken. In der Kampagne gegen Oeſterreich vermögen die Budapeſter Blätter oft ſogar Dinge zu verbürgen , von denen im Kreiſe der Eingeweihten nichts behauptet wurde.

Die ungariſche Preßhetze.

A Nap , das Organ des Abgeordneten Lengyel, veröffentlicht einen heftigen Artikel gegen das Magnatenhausmitglied Dr. v. Matlekovich, in welchem es heißt: Matlekovich bemühte ſich, zu beweiſen (im Peſter Lloyd ) daß der Ausgleich ſamt dem gemein - ſamen Zollgebiet gleichmäßig im Intereſſe Oeſterreichs und Ungarns gelegen iſt. Er geht noch weiter und behauptet, daß der für die längere Friſt geſchloſſene Ausgleich der für Un - garn günſtigere iſt. Herr v. Matlekovich iſt die erſte Schwalbe für die neueſte Attacke der 67er-Partei. Wer ihn hierzu auf - gefordert hat, kann nicht zweifelhaft ſein. Aber er wird den Zuſammenbruch des Ausgleiches nicht hindern.

Parteitag der Deutſchen Fortſchrittspartei in Böhmen.

Am Sonntag hat die Deutſche Fortſchrittspartei Böh - mens in Prag ihren Parteitag abgehalten, der vor allem dadurch bemerkenswert iſt, daß er den Beweis lieferte, was von den ſo energiſch betonten Konzentrationsbeſtrebungen der deutſchen Parteien zu halten iſt. Die Deutſchfortſchrittlichen in Böhmen waren die erſten, die die von der Deutſchen Volks - partei ausgegeben Parole aufgegriffen haben, ſie ſind aber auch die erſten, die gegen den Grundſatz der Konzentration handeln. Die Begründung, die ſie für ein ſelbſtändiges Vor - gehen anführen, iſt geradezu ein Muſterbeiſpiel des echt deutſchen, eiferſüchtigen Fraktionsgeiſtes, der den Deutſchen in Oeſterreich wahrlich ſchon genug geſchadet hat. Weil ſie ſich mit der kleinſten, unbedeutendſten der in Betracht kom - menden Fraktionen nicht vertragen können, lehnen ſie ſchlank - weg auch ein Zuſammengehen mit den großen, ernſtzuneh - menden deutſchen Parteien ab. Theoretiſch ſind ſie begeiſterte Anhänger der Konzentration, in der Praxis aber ſagen ſie: Non possumus! Man muß da Taaffes Wort wiederholen: Um das zu verſtehen, muß man ein gelernter Deutſchböhme ſein! Wie es unter dieſen Umſtänden mit der großen, einigen deutſchen Partei ausſehen wird, iſt nicht zweifelhaft. Es liegt uns über den Parteitag der folgende Bericht vor:

Unter überaus zahlreicher Beteili - gung der Parteikreiſe hielt geſtern im Deutſchen Hauſe die Deutſche Fortſchrittspartei in Böhmen ihren diesjährig[e]n Parteitag ab, auf welchem die Haltung bei den kommenden Reichsratswahlen feſtgeſtellt wurde.

Landesausſchußbeiſitzer Dr. Eppinger hielt eine pro - grammatiſche Rede über die Haltung und die Ziele der Deutſchen Fortſchrittspartei. Dr. Eppinger ſagte unter anderem: Es ſei notwendig, daß der drohenden reaktionären Ge - fahr durch einen möglichſt innigen Zuſammenſchluß aller deutſchen Abgeordneten begegnet werde. Die Deutſche Fortſchritts - partei hat ſich freudig an den Konzentrationsbeſtrebungen be - teiligt und ſei ein Zuſammengehen derſelben mit der Deutſchen Agrarpartei und der Deutſchen Volkspartei, nicht aber mit der Freialldeutſchen Partei, möglich. In - folgedeſſen wird die Deutſche Fortſchrittspartei durch - aus ſelbſtändig in dem Wahlkampf auftreten.

Am ſpäten Abend desſelben Tages klopfte Emilie an die Schlafſtubentür ihrer Herrſchaft.

Frau Margarete fuhr aus erſtem, kurzem Schlummer erſchreckt empor.

Ach, jnäd’ge Frau ... wenn Se wollten mir bloß en paar Troppen von irjend was aus Ihre Apotheke jeben ... ich hab ſo’nne Zahnſchwerzen, .. huh .. huh ..

Siehſte, da haſte de Kiſte ... meinte der liebe Gatte gefühlsroh, als ſeine liebe Frau verſtört aus den warmen Federn kletterte.

Emilie mußte das Gas im Korridor anzünden, damit Frau Margarete leſen konnte, was gegen Zahnſchmerzen gut war. Sie fand auch Gott ſei Dank ein Mittel, das ſie ſtolz und erhaben dem Mädchen einhändigte.

In der Nacht konnte ſie nicht ſchlafen, weil ſie auf er - neute Huſtenanfälle der Kinder wartete. Sie hatte dafür noch ein ganz beſonderes gutes Beruhigungsmittel in ihrer Apotheke .. was ſie gleich probieren wollte.

Die Kinder rührten ſich aber nicht. Zum erſtenmal ſeit Wochen ſchliefen ſie, ohne einen Laut von ſich zu geben, die ganze Nacht durch.

In den nächſten Tagen beobachtete Frau Margarete geſpannt Mann nnd Kinder.

Fehlt dir etwas, mein Herzchen ... fragte ſie vor jedem blaſſen Geſichtchen, oder ... haſt du wieder Wehweh im Mund? forſchte ſie bei Baby, das ſeine Zahnung noch nicht beendet hatte.

Nein ... ſo geſund waren die Kinder ſeit Jahren nicht geweſen wie von dem Tage an, ſeitdem die Hansapotheke gefüllt war. Frau Margarete fühlte ſogar etwas, das beinahe wie Bedauern ausſah, daß kein Menſch etwas von ihren vielen teuren Mitteln brauchte. Ihr Mann ſelbſt, der ſonſt an nervöſer Schlafloſigkeit gelitten hatte, ſchlief jetzt jede Nacht wie ein Bär. Er ſchnarchte ſogar, ein Zeichen regelrechter Geſundheit.

Was neue Fieberthermometer lag auch noch unbenutzt,trotzdem Frau Margareta gar zu gern probiert hätte, ob es funktioniert. Eins der Kinder hatte früher immer Fieber gehabt, und wenn es ein ungefährliches Schnupfenfieber geweſen war; nun kam das nicht mehr vor.

Auf der Treppe im Hauſe fand Frau Margarete einmal einen armen, blaſſen Jungen, bitterlich weinend und mit ſchmerzverzerrten Zügen, kauernd.

Ich kann nicht loofen, ich kann nicht looſen .... jammerte er herzerweichend.

Im tiefſten Mitgefühl beugt ſie ſich nieder, in Gedanken ſämtliche Vorräte in ihrer Hausapotheke durchfliegend.

Wo tut’s denn weh, mein armes Kind, was fehlt dir denn? ... forſchte ſie hilſsbereit.

Mir .. i .. r drü .. cken meine ... Stiebeln ſo. ....

Da ſchritt Frau Margarete gekränkt von dannen ... Die ganze Welt ſchien ihr plötzlich zum Trotz aus lauter Geſundheit zuſammengeſetzt zu ſein.

Tante Dettchen, die aei ihren Beſuchen ſonſt jedesmal über irgend ein Leiden zu klagen hatte und für welche die Nichte dieſesmal in der Hausapotheke ſo verſchiedene Hifs - mittelchen vorbereitet hatte, klagte plötzlich auch nicht mehr.

Schon beim Mantelausziehen, als die alte Dame ſeufzend die Schultern zuſammenzog, hatte Frau Margarete gefragt: Fehlt dir etwas, liebes Tantchen? ...

J wo ... bloß, wie riecht denn das mit einem Male in eurem Korridor ... Gretchen? ... Puh .. das war doch früher nich. ...

Die Tante wandte den Kopf ... und bums ... ſtieß ſie gegen den dickbäuchigen, braungebeizten Holzkaſten, Haus - apotheke genannt.

Achott, achott ... was haſte denn da aufgehängt? Du mein Schrecken, nee, was hab ich mir die Stirn ge - vullert! ... Wie kommſte denn zu dem Dings, Gretchen?

Die Hausfrau hatte ſchweigend ſchon die Tür vor den 32 Fächern geöffnet.

Is doch unſe Hausapotheke , brüllte das älteſte Trio dazwiſchen.

Ach ſ .. o .. o die alte Dame zog ſich beſtürzt aus dem Korridor in die Wohnſtube zurück deshalb auch dieſer Geruch ... Haſte vielleicht en büſchen Kölniſch Waſſer dabei, Gretchen?

D .. a .. s gerade nicht , geſtand die Nichte ſehr klein - laut ein, willſte nicht lieber Bleiwaſſer an deine Beule nehmen, liebes Tantchen?

Nein, lieber ſterben! meinte die alte Dame entſetzt.

Die Hausapotheke fing an, Frau Margarete keinen Spaß mehr zu machen. In der ganzen Zeit, ſeit ſie fix und fertig eingerichtet war, brauchte kein Mitglied der Familie irgend ein Linderungsmittel daraus. So geſund waren die Kinder noch nie geweſen. Selbſt Hildchen, das Sorgenkind und Neſt - häkchen der Familie, bekam die letzten drei Zähne ohne jede Schwierigkeiten oder gar Nachhilfsmittel.

Der Hausherr brauchte kein Schlafpulver, Kurtchens Hautausſchlag, für den Frau Margarete beſonders eine Salbe in ihrer Apotheke hatte, war plötzlich wie weggeblaſen, und Emiliens Zahnſchmerzen waren geſtillt und kamen nicht wieder. Es vergingen drei Wochen, in denen die Tür der Hausapotheke nur zweimal geöffnet worden war, um eins der rotbäckigen Kinder mit dem Fieberthermometer zu meſſen, ob dieſe Röte auch keine Fiebertemperatur hatte.

Nein, es hatte keine.

Eines Sonntags nachmittags die Kleinen ſpielten in der Kinderſtube Indianer und Trapper erſcholl ein fürchter - liches Gebrüll durch die Räume.

Leichenblaß ſtürzte Vater, Mutter und Emilie herbei und fanden Kurtchen mit blutüberſtrömter Hand, ſich wie ein äußerſt echter Indianer auf dem Fußboden herumwälzend. Er hatte ſich mit Mutters Brotmeſſer einen Pfeil ſchnitzen wollen und dabei den Daumen mehr als das Holz ſtrapaziert.

In fieberhafter Auſregung rannte und ſchrie alles durch - einander.

320. Februar 1907. Czernowitzer Allgemeine Zeitung.

Hierauf erſtatteten die Vertrauensmänner der Partei in den einzelnen Wahlbezirken ihre Situationsberichte, aus denen hervorgeht, daß in vielen Wahlbezirken die Partei mit gün - ftigen Chancen in den Wahlkampf eintrete. Bezüglich der Kandidatur Dr. Eppingers gegen K. H. Wolf in Trautenau wurde allſeits hervorgehoben, daß dieſe Kan - didatur von der deutſchfortſchrittlichen Wählerſchaft freudig begrüßt werde.

Die Lage in Frankreich.

Trotz aller beruhigenden Verſicherungen aus offiziöſen Pariſer Kreiſen kann man nicht ſo recht daran glauben, daß die Situation in Frankreich völlig geklärt ſei. Die Klarheit wird erſt die laufende Woche bringen. Es verlautet, daß Clemenceau den Wunſch hat, in den nächſten Tagen eine Debatte über die Kirchenpolitik herbeizuführen und allen in letzter Zeit zutage getretenen Unklarheiten und Mißhelligkeiten ein Ende zu machen. Dieſer Kampf dürfte für die Regierung kein leichter werden, da durch den allzu lange währenden Kirchenſtreit, durch die drakoniſchen Maßregeln gegen die Spielzirkel und beſonders durch die Unzufriedenheit mit dem Steuerentwurf die allgemeine Nervoſität ſehr geſteigert iſt. Clemenceau hat ſich durch ſeine autokratiſche Art gerade bei ſeinen früheren Freunden in der Kammer viele erbitterte Feinde gemacht, und gegen Briand wühlen die Combiſten um ſo mehr, je näher ſich die Kirche ſeinen Vorſchlägen zu - neigt. Jedenfalls wird alſo in dieſer Woche für das Miniſterium Clemenceau die Entſcheidung über Sein oder Nichtſein fallen. Wir erhalten über die momentane Lage folgende Meldung:

(Orig. -Korr.)

Während ſich die dem Miniſterium des Innern naheſtehenden Blätter ſeit zwei Tagen bemühen, jede Meinungsverſchiedenheit zwiſchen Cle - menceau und Briand abzuſtreiten, beſteht in Senat und Kammer nur das eine Gefühl, daß die Regierung das ihr im Oktober gewährte Vertrauen erſchöpft hat, und daß eine Regie - rungskriſis unvermeidlich geworden iſt. Dieſe Unzufriedenheit richtet ſich im allgemeinen gegen Clemenceau und nur in einem beſondern Punkt gegen Briand. Das all - gemeine Unbehagen iſt nicht plötzlich gekommen. Clemenceau hat von Anfang an das Parlament ſchlecht behandelt; er hat ſich nicht einmal mit den Führern der Mehrheit über den unerläßlichen Arbeitsplan verſtändigt, den das Nebeneinander - wirken der Kommiſſionen und des Plenums vorausſetzt. Anſtatt zunächſt auf einer Beſchleunigung der Debatte über die Abſchaffung der Kriegsgerichte zu beſtehen, wodurch die Kammer mehrere Wochen lang beſchäftigt worden wäre, hat die Regierung ſich ſofort neuen Problemen zugewandt, die, wie die Reform der Einkommenſteuer, keineswegs die ein - mütige Zuſtimmung aller Gruppen der Mehrheit finden; Clemenceau hat nebenbei noch den Kampf gegen die bisher tolerierten Sp[i]elklubs aufgenommen und damit allen Vertre - tern der Badeorte und der Kurorte vor den Kopf geſtoßen, die ein ſtarkes Kontingent auf dem rechten Flügel der Mehr - heit bilden. So iſt es gekommen, daß die Preſſe und die öffentliche Meinung plötzlich in eine heftige Ausſprache über eine ganze Reihe tief einſchneidender Reformen hineingeriſſen worden ſind, ohne daß die Kammer ſelbſt in regelmäßiger Reihenfolge an dieſer Ausſprache teilnehmen kann. Dieſe Ohnmacht hat ein allgemeines Unbehagen erzeugt, das durch die perſönliche, ſchroffe, jeden gutgemeinten Rat abweiſende Art Clemenceaus noch vertieft worden iſt. Unterdeſſen iſt auch die Kirchenpolitik, die bisher die Mehrheit feſt zuſammen - kittete, an ihrem kritiſchen Endpunkt angelangt. Herr Briand hat nach und nach Konzeſſionen an die römiſch-katholiſche Kirche gemacht, mit denen er aus den durch das Trennungs - geſetz gezogenen Grenzen allmählich herausgedrängt worden iſt.

Watte! .... ſchrie Emilie .... Karbol! .... ſchluchzte die Hausfrau ... Kollodium! ... verlangte der Hausherr ... und Einen Lappen! brüllte Kurtchen.

Man lief ans Büfett, an den Näh - und Nachttiſch, man ſuchte im Küchenſchrank nach der Karbolflaſche und im Schreib - tiſch nach dem Verbandzeug.

Man fand nichts.

Es hat doch aber ſeit Jahren hier gelegen , ſtammelte aufgeregt Frau Margarete.

Natürlich ... und die Karbolpulle ſtand doch immer direkte mang die anderen Pullens in de Speiſekammer ... jammerte Emilie.

Der Hausherr hatte mittlerweile ſeinem Jungen das Taſchentuch um die blutende Hand gewickelt und befahl: Sofort zum Apotheker rüber Emilie .

Das Mädchen lief mehr als es ging.

Als es ſchweißtriefend mit den Verbandſachon zurück - kehrte, ſtieß es im dunklen Korridor an etwas Hartes, Dick - bäuchkges, das an der Wand hing.

Au ... ſchrie es markerſchütternd auf.

Frau Margarete, mit dem Licht in der Hand, trat ihm entgegen, gefolgt von ſämtlichen Familienmitgliedern, ſamt dem glücklich beruhigten Schmerzenskinde Kurt.

Was war denn das?

Ich gloobe ... de Hausapotheke ... meinte das Mädchen, ſich verſtört den Kopf reibend.

Da ſchwiegen alle. An das Möbelſtück hatte bei dieſer großen Aufregung kein einziger gedacht.

Der erſte, der dieſe beängſtigende Stille unterbrach, war der Hausherr.

Er klopfte ſeiner feſſungsloſen, beſſeren Hälfte gutmütig tröſtend die heiße Wange.

Siehſte, da haſte die Kiſte, ... Gretchen. ...

Es kommt hinzu, daß die vom Vatikan gewählte und von Briand angenommene Löſung der Nutznießungverträge zwiſchen Geiſtlichen und Bürgermeiſtern in der Praxis ernſten Schwierigkeiten begegnen muß. Es iſt zu befürchten, daß die Frage der Ueberlaſſung der Kirchen und der Vermietung der bisherigen Pfarrhäuſer an die Geiſtlichen zu einem heftigen Kampf in allen Gemeinden führen wird. Dieſe Befürchtung, daß der bisher zwiſchen dem Staat und dem Vatikan geführte Kampf in Zukunft in den Gemeinden wiederaufleben und fortdauern ſoll, iſt nun im Senat zum Ausdruck ge - kommen und ſchließlich wurde die Vorlage zur Erweiterung des Verſammlungsrechts an die Kommiſſion zurückverwieſen. Wie die in dieſer Frage ſchwebenden Verhandlungen aber auch enden mögen, das beſtehende Unbehagen wird ſich gewiß nicht in einen längere Dauer verſprechenden Frieden zwiſchen der Regierung und der Mehrheit verwandeln.

Kultusminiſter Briand über - ſandte ſeinen Kollegen im Kabinett Exemplare der neuen Faſſung der Vertragsformel, betreffend die Verpachtung von Kirchen. Die Lage wird bis zu dem am Dienſtag ſtatt - findenden Miniſterrat, der darüber entſcheiden ſoll, ob er der jetzigen oder der früheren Faſſung zuſtimme, ſtationär bleiben. Die Regierung wird die Interpellationen betreffs dieſes Gegenſtandes am Dienſtag beantworten und die Entſcheidung, die ſie darüber gefaßt hat, bekannt geben.

Bunte Chronik.

Aerzteſtreik in Berlin.

Die Aſſiſtenzärzte an den Berliner ſtädtiſchen Krankenhäuſer[n]haben beſchloſſen, am 1. März l. J. ihre Tätigkeit einzuſtellen. Vor Jahresfriſt ſtellten ſie in einer Eingabe an den Magiſtrat Forderungen auf, die der Magiſtrat nach acht Monaten ablehend beſchied. Die Folge davon iſt die erwähnte Ankündigung des Streikes.

Verhaftung eines Defraudanten.

Der Kaſſierer der Budapeſter Sparbank, Barkany, der mit 40.000 K durchgebrannt iſt, wurde geſtern mit ſeiner Begleiterin, einer Dresdner Theater - dame, hier im Hotel Monopol verhaftet.

Opfer des polniſchen Schulſtreiks.

Der Obertertianer Baczynski aus Jarotſchin wurde vom königl. Gymnaſium zu Liſſa ent - laſſen, weil ſein Vater, wie feſtgeſtellt wurde, ein eifriger Förderer der Schulſtreiks ſein ſoll. Beim genannten Gymnaſium ſollen noch weitere Entlaſſungen aus demſelben Grunde bevor - ſtehen.

[Eine Säbelaffäre.]

Aus Belgrad, 17. d. wird der folgende Vorfall gemeldet: Der Abgeordnete und frühere Miniſter Pavle Marinkowitſch wurde heute mittag, als er mit mehreren Abgeordneten aus der Skupſchtina kam, auf dem Haupt - platz Therazia von drei Leutnants überfallen. Ein Leutnant ver - ſetzte ihm einen Schlag mit der Reitgerte, während ein anderer mit dem Säbel dem Abgeordneten Michailo Georgewitſch den Schädel ſpaltete. Die Angreifer ſind dieſelben Offiziere, die den Abg. Marinkowitſch wegen angeblicher Beleidigung der Prinzeſſin Helene in der Zeitung Prawda forderten, worüber Marinkowitſch den Miniſterpräſidenten und den Kriegs - miniſter interpellierte. Die Miniſter antworteten jedoch nicht, noch beugten ſie dem heutigen Ueberfall vor. Es herrſcht deshalb all - gemeine Entrüſtung und man ſieht in dieſem Vorfall die Hand der Verſchwörer. Beſonders groß iſt die Entrüſtung unter den oppoſitionellen Abgeordneten, welche die Regierung für den Vorfall verantwortlich machen und die Entlaſſung der Angreifer aus der Armee, ſowie Maßregeln gegen den fortdauernden Terrorismus der Verſchwörer fordern werden. Vielfach wird auch die Meinung geäußert, daß die Offiziere im Auftrage des Hofes gehandelt haben.

[Gattenmord in der engliſchen Kolonie zu Antwerpen.]

Eine Aufſehen erregende Tragödie hat am Roſenmontag Antwerpen und ſpeziell die dortige engliſche Kolonie in Aufregung verſetzt. Mr. Timothy O’Holloran, der ſehr reiche Beſitzer einer Schiffswerft, lebte in beſtändigem Un - frieden mit ſeiner Gattin, der in dem unkontrollierbaren Tempe - rament und einem durch nichts zu zügelnden Jähzorn des Mannes, der ein Trinker war, ſeinen Grund hatte. Am Montag kam es abermals zu heftigem Streit, der ſchließlich ſo weit ausartete, daß O’Holloran einen ſchweren Stock ergriff und in höchſter Wut auf ſeine Frau losſtürzte. Dieſe flüchtete hinauf ins Schlaf - zimmer, riß einen Revolver an ſich und feuerte in größter Angſt gegen die Tür, um, wie ſie behauptet, damit Hilfe herbeizurufen. Unglücklicherweiſe trat O’Holloran, der ihr gefolgt war, in dem - ſelben Augenblick ins Schlafzimmer und die Kugel drang ihm hinter dem Ohr in dem Kopf. Er hatte noch ſo viel Kraft, daß er die Treppe hinab und zum Hauſe hinaus eilen konnte, wo er bewußtlos zuſammenbrach. Im Hoſpital gab er kurz darauf ſeinen Geiſt auf; die Frau befindet ſich in Unterſuchungshaft.

[Wie man Einbrecher fängt.]

In Leeds ſtanden dieſer Tage zwei ruſſiſche Juden wegen ſchweren Einbruchs vor Gericht. Es kam bei dieſer Gelegenheit auch zutage, auf welch ſinnreiche Art ein Detektiv die beiden Spitzbuben gefangen hatte. Als der Poliziſt eines Nachts durch die Straßen ging, hörte er aus dem Keller eines Warenlagers ein verdächtiges Geräuſch hervordringen. Hier hatte er nun die erſehnte Gelegenheit, einengut ausgedachten Trick in Anwendung zu bringen. Er nahm aus ſeiner Taſche ein Flöckchen Schießbaumwolle, welches mit fein gemahlenem Cayennepfeffer dicht beſtreut war, zündete die kurze, an der Schießbaumwolle befeſtigte Zündſchnur an und warf die Höllenmaſchine in den Keller, wo der Exploſivſtoff ſogleich verpuffte Werfen Sie nichts mehr herein, wir haben genug davon! ließen ſich zwei Stimmen vernehmen. Der Detektiv trat in den Keller und nahm die für einige Minuten erblindeten Ein - brecher in aller Ruhe feſt.

[Das Opfer und die Rache.]

Vor ſieben Jahren wurde in Zaborze der Koksarbeiter Dworowski aufgefunden. Der Verdacht lenkte ſich auf ſeine Ehefrau, die auch die Tat reu - mütig eingeſtand und vom Gleiwitzer Schwurgericht zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt wurde. Jetzt ſtellte ſich heraus, daß die Ehefrau mit dem Zimmerhäuer Morawietz in intimem Verkehr geſtanden hatte. Letzterer ſoll den Dworowski in der Abficht, die Frau zu heiraten, ermordet haben. Die Frau hat ſich unſchuldig verurteilen laſſen, um jeden Verdacht von ihrem Geliebten ab - zulenken. Weil er aber von ihr nach der Rückkehr aus dem Ge - fängnis nichts wiſſen wollte, kam es zu peinlichen Auftritten, die zum Verrat des Geliebten führten. Morawietz wurde verhaftet.

[Der Bilderdiebſtahl in London.]

Im Hauſe des bekannten Londoner Kunſthändlers und Millionärs Karl Wertheimer in Norfolk Street, unweit des Hydeparks, in welchem Kunſtſchätze im Werte von mehr als einer halben Mill. Pfund Sterling untergebracht ſind, wurde, wie ſchon mitgeteilt, am Dienſtag ein ebenſo myſteri[ö]ſer als waghalſiger Einbruch verübt. Der Einbrecher, welcher zweifellos zu den kühnſten Pro - feſſionals ſeiner Gattung gehört, drang ins Haus, welches, wie kaum ein zweites in London, allſeits mit automatiſchen elektriſchen Alarmſignalen verſehen iſt, vom Garten aus ein, von wo er ſich auf ein Fenſterbrett geſchwungen haben muß. Er öffnete hierauf das Fenſter geſchickt mittelſt eines Tiſchmeſſers und befand ſich dann im Rauchzimmer Wertheimers, von wo er relativ leicht in die Kunſtgalerie zu gelangen vermochte. Der Einbrecher, welcher Handſchuhe trug, um keine Fingerabdrücke zu hinterlaſſen, durch die ſeine Identität hätte verraten werden können, war zweifellos kein Kunſtkenner, denn er wählte bloß zwei berühmte Bilder, nämlich Naucy Parſons von Gainsborough und die Honorable Mrs. York von Reynolds, die er mit demſelben Tiſchmeſſer aus ihren Rahmen ſchnitt, ſowie einige goldene Schnupftabakdoſen der Louis Quinze - und Louis Seize-Periode, während er viel wertvollere Gemälde und Kunſtobjekte hätte mitnehmen können. Möglicherweiſe wurde übrigens der Einbrecher in ſeiner Arbeit geſtört; er ſcheint dann knapp vor 6 Uhr ſchnurſtracks die Treppen herab zum Haupttor des Hauſes geeilt zu ſein, dieſes geöffnet und derart die Straße wiedererlangt zu haben. Nun gingen zwar die Alarmglocken los, aber vom Einbrecher war keine Spur mehr zu finden. Der Wert der mitgenommenen Kunſtſchätze wird auf 70.000 Pfund (anderthalb Million Kronen) ge - ſchätzt. Ein ganzes Heer von Detektivs jagt dem unbekannten Einbrecher nach. Die auf die Verhaftung des Diebs ausgeſetzte hohe Belohnung von tauſend Pfund verſtärkt natürlich nur ihren Eifer. Sämtliche Kunſthändler Englands wurden bereits mit ge - nauen Beſchreibungen, ſowie Photographien der geſtohlenen Objekte beteilt, und dank dieſem Zirkular, welches auch an alle aus - wärtigen Kunſthändler und Muſeen geſandt werden ſoll, wird es dem Diebe unmöglich ſein, ſich der geraubten Gemälde zu ent - ledigen. Die beiden Oelbilder von Gainsborough und Reynolds dürften überdies ſchon beim Ausſchneiden aus ihren Rahmen völlig ruiniert worden ſein, denn der Einbrecher tat dies ohne beſondere Schonung der wertvollen Gemälde, welche auf je 16.000 Pfund geſchätzt worden waren. Auch die Veräußerung der koſtſpieligen goldenen Tabatieren, welche der Dieb raubte, dürfte ſich dieſem in ihrem gegenwärtigen Zuſtande als untunlich erweiſen, und es liegt die Befürchtung vor, daß er ſie einſchmelzen wird, trotzdem der Goldwert der Tabatieren im Verhältniſſe zu ihrem Kunſtwerte ein nur ganz minimaler iſt. Wertheimer, welcher nicht verſichert war, iſt infolge der Aufregungen von einem ſchweren Nervenchok befallen worden.

[Profeſſor Sarah Bernhardt.]

Die Profeſſur, welche Pierre Laugier, ein kürzlich verſtorbenes Mitglied der Academie Françaiſe, am Konſervatorium bekleidete, iſt, wie der Draht gemeldet hat, vom Miniſter der ſchönen Künſte Madame Sarah Bernhardt verliehen worden. Da die fran - zöſiſche Sprache eine Profeſſorin nicht kennt, ſo iſt nun Madame Bernhardt wohlbeſtallter Profeſſor. Und da ferner zu einem wohlbeſtallten Profeſſor in Frankreich das rote Bändchen gehört, ſo wird ein beinahe ſchon homeriſcher Kampf, der mit dem Ordensrate der Ehrenlegion ſeit ge - raumer Zeit geführt wird, hoffentlich bald zu Ende gehen. Sarah Bernhardt, von der Regierung als Schauſpielerin wiederholt vorgeſchlagen, iſt vom Ordensrate bisher nicht akzeptiert worden, und die Verleihung der Profeſſur wurde ſchon vor mehreren Wochen als ein Mittel erörtert, das allen Beteiligten recht geben würde: der Regierung, welche die Dekorierung vorſchlägt, dem Ordensrate, der dem Profeſſor gewährt, was er der Schauſpielerin nicht gewähren will, und der Madame Bernhardt, der man es wirklich nicht anſehen wird, ob ſie den Orden, nach dem ſie ſich ſehnt, als Schau - ſpielerin oder als Profeſſor trägt.

[Eine ſiebenköpfige Familie verbrannt.]

In Morgental bei Arbon am Bodenſee brach dieſer Tage ein Feuer aus, das in kurzer Zeit das davon betroffene Wohn - haus, in dem zahlreiche italieniſche Arbeiter mit ihren Ange - hörigen logierten, in Aſche legte. Nach dem Brande: wurden ſieben Perſonen der italieniſchen Familie Vanzo vermißt, deren Verbleib trotz eifrigſten Nachſuchens auf der Brand - ſtätte nicht entdeckt werden konnte. Auch den Bemühungen von dreißig aus Arbon gekommenen Italienern, die mit Schaufeln und Pickeln den Platz durchſuchten, gelang es nicht, die vermißten Landsleute aufzufinden. Nunmehr hat man in den Trümmern menſchliche Ueberreſte, als Zähne und Stücke von Schädelknochen, entdeckt, ſo daß über das Schickſal der Unglücklichen kein Zweifel beſtehen kann. Die ganze aus Montorio bei Verona ſtammende Familie, beſtehend aus Vater, Mutter und fünf Kindern, letztere im Alter von ¼ bis zehn Jahren, hat in den Flammen den Tod gefunden.

4Czernowitzer Allgemeine Zeitung. 20. Februar 1907.

[Ein Dampfer feſtgefroren.]

Ein eigentümlicher Schiffsunfall wird aus Danzig gemeldet: Der Bremer Dampfer Hermes , der mit Getreide auslaufen ſollte, geriet, als er gerade die aufgezogene Brücke paſſierte, auf Grund und fror, ehe er abgeſchleppt werden konnte, vollſtändig feſt, nunmehr ein ſchweres Hindernis für den Schiffsverkehr ſowie den Straßenverkehr bilden. Alle Losſchleppungsverſuche waren bisher vergeblich.

[Der Roman eines Teſtaments.]

Großes Auf - ſehen erregt in ganz Frankreich die Verurteilung des Abbé Gouttenoire, der in Gemeinſchaft mit einer Frau Briéry angeklagt war, in einem Erbſchaftsprozeß einen Meineid ge - leiſtet zu haben. Die Vorgeſchichte dieſes Prozeſſes lieſt ſich wie die Einleitung zu einem Hintertreppe[n]roman. Im Jahre 1892 ſtarb in C[r]emeaux ein junger, vermögender Gutsbeſitzer namens Claudius Chartre, der mit einem Fräulein Auguſtine Truffet verlobt war. Die Hochzeit, die bereits zu wiederholten Malen angeſetzt worden war, hatte infolge des Widerſpruchs der Mutter Chartres immer wieder hinausgeſchoben werden müſſen. Als die Papiere des Verſtorbenen in Gegenwart Abbé Gouttenoires und einer Nachbarin, Frau Briéry, von der Mutter Chartres durchgeſehen wurden, kam ein Teſtament zum Vorſchein, in dem Chartre ſein geſamtes Vermögen ſeiner Verlobten vermachte. Die alte Frau Chartre ſoll über dieſes Teſtament, in dem ſie völlig übergangen wurde, in die größte Wut verſetzt worden ſein und das Dokument in Gegenwart des Prieſters mit Frau Briéry verbrannt haben. Fräulein Truffet war von ihrem Verlobten von der Aufſetzung des Teſtaments benachrichtigt worden und ſtrengte einen Prozeß gegen die alte Frau Chartre an, um über den Verbleib des Dokuments Aufſchluß zu erhalten. Nach vierzehnjährigem Prozeſſieren wurde ihr das Vermögen ihres Verlobten zu - geſprochen, gegen Abbé Gouttenoire und Frau Briéry wurde jedoch ein Meineidsverfahren anhängig gemacht, da beide unter Eid ausgeſagt hatten, daß ihnen nichts davon bekannt ſei, das Frau Chartre das Teſtament verbrannt habe. Der Pfarrer erhielt ſechs Monate Gefängnis, Frau Briéry zwei Monate. Beide Angeklagten wurden jedoch ſofort in Freiheit geſetzt, da in Anbetracht ihrer bisherigen Unbeſcholtenheit der Strafvollzug vorläufig ausgeſetzt wurde.

[Die Nachmittagsvorſtellung.]

Einer ſchicken Schauſpielerin eines Berliner Theaters iſt, ſo erzählt der Bühnen-Indiskretionär der Mrgpſt. , eine peinliche Geſchichte paſſiert. Die Dame iſt im angenehmen Beſitz eines Ehegatten, was in den letzten Jahren noch nie zu Komplika[t]ionen geführt hat, da der Herr Gemahl alles, was man ihm erzählt, glaubt, und die Frau Gemahlin im Erſinnen von Ausreden eine Phantaſie erweiſt, die den Ruhm von Jules Verne erſchüttern könnte. Am letzten Sonntag wurde die Künſtlerin von einigen Herren der Lebewelt zu einem Diner nach einem faſhionablen Reſtaurant unter den Linden geladen und teilte infolgedeſſen ihrem Manne mit, daß in der Nachmittagsvorſtellung beſchäftigt ſei. Ein Manöver, das ſie ſchon öfter mit Erfolg ausgeführt hatte. Auch diesmal ging der Gatte, wie gewöhnlich, ſein Nachmittagsſpielchen machen. Mochte er nun zu arg in Verluſt geraten ſein, oder wandelte ihn merkwürdigerweiſe die Sehnſucht nach ſeiner Frau an, er erhob ſich gegen Uhr und ging an den Bühnenausgang, um die Teure abzuholen. Man braucht gar nicht viel Phantaſie zu haben, um ſich denken zu können, daß ſie nicht kam. Statt ihrer kam aber eine Kollegin, die dem Wartenden mit harmloſer Selbſtverſtändlichkeit ſagte, ſeine Frau hätte heute gar nicht geſpielt. Bei Empfang dieſer Nachricht zeigte ſich der Mann ſeiner Frau auf der Höhe der Situation. Wie Sherlock Holmes wußte er ſofort, wo er die Spur der Ungetreuen zu ſuchen habe. Man braucht wieder nicht viel Phantaſie zu haben, um ſich denken zu können, daß dies ſchon öfter vorgekommen ſein muß. Der Zürnende eilte alſo ſpornſtreichs nach den Linden und erwies ſich dort als glänzender Stratege: er faßte nämlich auf dem Trottoir derart Poſten, daß er die Ausgänge von zwei benachbarten Reſtaurants bequem überwachen konnte. Es dauerte auch gar nicht lange, als ſeine Gattin, mit zwei Begleitern und einem niedlichen Schwips behaftet, erſchien. Der zürnende Gatteerwies ſich abermals als tüchtiger Stratege, indem er ſofort zum Angriff überging und ſeine beſſere Hälfte jämmerlich verprügelte, während ihre Bedeckungsmannſchaft ſchleunigſt das Weite ſuchte. An deren Stelle war alsbald die Straßen - jugend getreten, die der ehelichen Auseinanderſetzung mit vielem Intereſſe folgte, ſo daß die Künſtlerin ſchließlich doch noch eine wenn auch unfreiwillige Nachmittagsvorſtellung gegeben hat.

[Kindermodelle.]

Allen Müttern, die ihre Garderobe für ihre Kinder im Hauſe ſelbſt anfertigen wollen, wird das ſoeben erſchienene Kinderheft der bekannten Frauenzeitſchrift Das Blatt der Hausfrau hochwillkommen ſein. Es bringt nicht nur 50 der ſchönſten Modelle für Mädchen und Knaben, ſondern bietet auch Gelegenheit, zu allen dieſen Abbildungen vollkommen gebrauchsfertige Schnittmuſter für den geringen Preis von 20 Hellern zu be[z]iehen. Das Heſt (Nr. 19 vom 10. Februar) iſt durch alle Buchhandlungen und durch den Verlag Ullſtein & Ko., Wien I. Roſenburſenſtraße 8, für 20 Heller erhältlich.

Czernowitzer Angelegenheiten.

Zur Wahlbewegung.

In der heutigen Cz. Z. iſt die Kundmachung für die Vornahme der Reichsratswahlen in der Bukowina publi - ziert. Sie hat folgenden Wortlaut:

Se. k. und k. Apoſtoliſche Majeſtät haben mit dem Allerhöchſten Patente vom 30. Jänner 1907 das Abgeordneten - haus des Reichsrates aufzulöſen und die ſofortige Einleitung und Durchführung der allgemeinen Neuwahlen an - zuordnen geruht.

In Ausführung dieſer Allerhöchſten Anordnung hat der herr Miniſter des Innnern die allgemeinen Wahlen für das Abgeordnetenhaus des Reichsrates ausgeſchrieben und gemäß § 9 der neuen Reichsrats-Wahl - ordnung vom 26. Jänner 1907, R. G. Bl. Nr. 17, für die Vornahme derſelben den 14. Mai 1907, für die eventuelle engere Wahl aber den 23. Mai 1907 anberaumt. Als Tag der Ausſchreibung der Wahlen gilt der Tag der Verlautbarung der bezüglichen Kundmachung des Miniſteriums des Innern im Reichsgeſetzblatte.

Nach den Beſtimmung der §§ 6 und 7 des durch das Geſetz vom 26. Jänner 1907, R. G. Bl. Nr. 15, abge - änderten Grundgeſetzes über die Reichsvertretung ſind im Herzogtume Bukowina vierzehn Abgeordnete zu wählen und iſt zur Wahl eines Abgeordneten jede Perſon männlichen Geſchlechtes wahlberechtigt, welche das 24. Lebensjahr zurückgelegt hat, die öſterreichiſche Staatsbürgerſchaft beſitzt, nach den Beſtimmungen der Reichsrats-Wahlordnung vom Wahlrechte nicht ausgenommen oder ausgeſchloſſen iſt und innerhalb der im Reichrate vertretenen Königreiche und Länder in der Gemeinde (Gutsgebiet), in welcher das Wahl - recht auszuüben iſt, am Tage der Ausſchreibung der Wahl ſeit mindeſtens einem Jahre ihren Wohnſitz hat.

Gemäß § 1 der Reichsrats-Wahlordnung bilden die Wahlberechtigten eines jeden Wahlbezirkes einen Wahlkörper und ſind für die Bukowina nachſtehende Wahlbezirke feſtgeſetzt, in welchen je ein Abgeordneter zu wählen iſt: (Wir haben die einzelnen Wahlbezirke am Tage der Sanktionierung der Wahlreform publizierte Anm. d. Red.) Die Inwohner eines dem Gemeindeverbande nicht einverleibten Gutsgebietes üben das Wahlrecht in jener Gemeinde aus, mit welcher das Gutsgebiet eine Ortſchaft bildet, oder falls dieſer Umſtand nicht zutrifft, in der von der politiſchen Landesbehörde be - ſtimmten Ortsgemeinde. (§ 6, Abſ. 2, Reichrats-Wahl - ordnung.)

Wegen Beſtimmung mehrerer Wahllokalitäten und Be - ſtellung mehrerer Wahlkommiſſionen in größeren Gemeinden oder Ortsgebieten im Sinne der Beſtimmungen des § 11,Abſ. 2 und § 16, Abſ. 4, der Reichsrats-Wahlordnung wird in den betreffenden Gemeinden abgeſondert die ortsübliche Verlautbarung erfolgen.

Die Wahlberechtigung wird durch die Eintragung in die Wählerliſte feſtgeſtellt.

In Gemeinden mit mehr als 5000 Einwnhnern iſt die Wählerliſte gemäß § 12, Abſ. 3, Reichsrats-Wahlordnung rechtzeitig zu vervielfältigen und auf Verlangen Jedermann vom Beginne der Reklamationsfriſt an, gegen Erſatz der auf das eine Exemplar entfallenden Herſtellungskoſten auszufolgen.

Wer die Ausfolgung einer vervielfältigten Wählerliſte beanſprucht, hat dies dem Gemeinde - vorſteher binnen acht Tagen nach Ausſchreibung der Wahl anzuzeigen; die erfolgte Anmeldung ver - pflichtet den Anmelder zur Abnahme und Bezahlung der auf die beſtellten Exemplare entfallenden Herſtellungskoſten der Liſte.

Nach dieſer Zeit einlangende Anmeldungen ſind nicht zu berückſichtigen.

Das Wahlrecht kann nur perſönlich ausgeübt werden.

Jeder Wahlberechtigte hat das Recht auf eine Stimme. (§ 5, Reichsratswahlordnung.)

Das Geſamtergebnis aller zuſammenhängenden Ab - ſtimmungsakte wird in jedem der oben augeführten Wahl - bezirke, in welchem die Stimmgebung in mehr als einer Wahlverſammlung ſtattfindet, von einer Hauptwahlkommiſſion ermittelt,

Die Beſtimmung der Orte, an welchen ſich die Haupt - wahlkommiſſionen gemäß § 32, Abſ. 2, Reichsratswahlordnung zu verſammeln haben, wird nachfolgen.

Dem Wahlkommiſſär der Hauptwahlkommiſſion obliegt auch die Einleitung einer eventuellen engeren Wahl.

Gleichzeitig mit der vorſtehenden Kundmachung wird auch das Geſetz vom 26. Jänner 1907, R. -G.-Bl. Nr. 18, betreffend ſtrafrechtliche Beſtimmungen zum Schutze der Wahl - und Verſammlungsfreiheit in allen Ge - meinden des Landes durch Anſchlag öffentlich bekannt gemacht.

Czernowitz, am 19. Februar 1907.

Der k. k. Landespräſident im Herzogtume Bukowina: Dr. Oktavian Ritter v. Bleyleben.

Zu unſerem geſtrigen Berichte über die Radautzer Wähler verſammlungen tragen wir noch nach, daß ſich in Radautz Bürgermeiſter Des Loges mit 22 Suczawaer Bürgern und Bürgermeiſter Beill mit 18 Serether Bürgern eingefunden hatten. In der Verſammlung, die im deutſchen Hauſe ſtattfand, ſprach Advokat Dr. Diſche aus Suczawa, der in einer großangelegten Rede für Dr. Skedl eintrat, ferner Doktor Benkendorf aus Sereth, Kultusvorſteher Terner, cand. iur. Brunſtein und die Gemeinderäte Kirbus und Larioniscul. Dr. Skedl berief ſich, nachdem er ſeinen Rechenſchaftsbericht erſtattet hatte, hauptſächlich darauf, daß er gegen die Zertrümmerung des Städtemandates Radautz Suczawa Sereth energiſch Stellung genommen und es ſo erhalten habe, wie es ihm vor ſechs Jahren übergeben wurde. Er lege es in die Hände ſeiner Wähler zurück und hoffe auf ihr Vertrauen. Im Gemeinderatsſaale tagte inzwiſchen eine jüdiſche Wählerverſammlung, in welche ſich Dr. Skedl ebenfalls begab. Nach dem Referate des Dr. Kinsbrunner, welches in der Forderung nach einem zweiten jüdiſchen Mandate gipfelte, ſprachen noch die Herren Dr. Bierer und Menſchel, welche die Nominierung eines Kandidaten für die Städte auch von der Schaffung eines zweiten jüdiſchen Mandates abhängig machten. Dr. Lupul aus Suczawa trat hierauf ſehr warm für Dr. Skedl ein, desgleichen Dr. Benkendorf aus Sereth, gegen den ſehr viele Zwiſchenrufe laut wurden. Ueber Antrag des Dr. Spitzer wurde dem Dr. Skedl das Ver - trauen votiert, gleichzeitig aber eine Reſolution angenommen, daß die Nominierung eines Kandidaten für die Städtegruppe erſt nach Schaffung eines zweiten jüdiſchen Mandates zu er - folgen habe.

Der Teufelskopf. 21]

Nachdruck verboten.

Hätteſt du ſie angeſprochen, würde dein Argwohn über alle Zweifel erhaben ſein; aber ſo ſahſt du die Geſtalt doch nur in der Entfernung und in einem ſchwachen ungewiſſen Lichte. Du weißt ja, Büſche oder Steine ſehen oft aus wie menſchliche Weſen, wenn man ſie in halber Dunkelheit ſieht, und es iſt beſonders ſchwierig, Perſonen in einem ſolchen Lichte zu erkennen. Zufällig trifft es ſich auch gerade ſo, daß die Dame, die du geſehen zu haben glaubſt, in der Nacht krank war zu krank, um ihr Zimmer zu verlaſſen und den Mann, den ſie bald heiraten wollte, bei Tiſch zu begrüßen. Daß ſie an dieſem Abend im Park hat umher - wandern ſollen, iſt höchſt unwahrſcheinlich, ja unmöglich.

Rigel ſprach mit dem eifrigſten Ernſte eines Menſchen, der eine folgenſchwere Sache vertritt, und ſeine Worte machten Eindruck auf ſeinen Zuhörer, der ihnen mit verſtändnisvollem Intereſſe folgte. Einige Augenblicke hielt Foulſ[h]am den Blick auf den Teppich geſenkt und ſchlug mit der Pelzkappe ſinnend gegen ſeine Knie, als wäre er mit ſich ſelbſt noch nicht ganz im Klaren. Dann plötzlich, als hätte er einer Entſchluß gefaßt, ſagte er:

Aber das Taſchentuch ?

Du haſt nicht geſehen, daß die Geſtalt es fallen ließ?

Nein.

Nun gut; der Eigentümer hat es vielleicht ſchon lange vorher verloren, ehe es gefunden iſt.

Foulſham trat unruhig von einem Fuß auf den anderen, während Rigel ihn mit größter Spannung beobachtete.

Entſchuldigen Sie, Sir Rigel, aber mir liegt noch etwas im Sinne , ſagte der Wildhüter endlich zögernd.

Dann heraus damit , ſtieß Rigel hervor.

Sie glauben alſo nicht, daß die junge Dame irgend etwas mit dem zu tun hatte, was ſich in der Nacht er - eignete?

Rigel fuhr auf, ſeine Stirnadern ſchwollen vor unter - drückter Gemütsbewegung.

Gott im Himmel, Mann, nein! rief er heiſer.

Ich bitte um Verzeihung, Sir Rigel , ſagte Foulſham, als er die Beſtürzung des Barons ſah.

Wie konnte dir ein ſolch ſchrecklicher Gedanke kommen?

Es paſſieren manchmal ſeltſame Dinge , antwortete der Wildhüter ausweichend.

Aber wir müſſen unſeren Verſtand dabei brauchen. Selbſt wenn die Dame, die du nennſt, fähig wäre, ſolch ein entſetzliches Verbrechen zu begehen, und ſelbſt wenn ſie die körperliche Kraft hätte, einen ſtarken Mann über den Abhang zu ſtoßen, was ſollte wohl ihr Grund ſein, den Mann zu töten, den ſie liebte?

Das weiß ich nicht, Sir Rigel , geſtand Foulſham beſchämt. Die Froſtigkeit des ſchattenhaft erleuchteten Zimmers, aber mehr noch die magnetiſche Kraft des Mannes vor ihm gaben ihm ein unbehagliches Gefühl. Er fühlte ſein Denken und Wollen beeinflußt.

Aber du begreifſt doch , fuhr Rigel fort, daß ein Ver - brechen niemals ohne Grund begangen wird. Hier kann doch aber keiner ſein. Sie verlor alles durch Sir Philipps Tod: einen Gatten, der ſie verehrte, einen Titel, ein großes Ein - kommen, ein ſchönes Heim. Ich ſehe, Foulſham, du glaubſt immer noch, daß es die Dame war, die du ihm Park geſehen haſt. Bedenke doch Sir Philipp muß in dem Augenblicke gefallen ſein, in dem du den Vogelſchrei gehört haſt, und faſt unmittelbar darnach haſt du die Geſtalt in einiger Ent - fernung von der Unglücksſtätte geſehen, was klar beweiſt, daß ſie nicht zu der Zeit auf dem Teufelskopf hat ſein können, in der Sir Philipp verunglückt iſt. Wäre ſie zu irgend einer Stunde der Nacht dort geweſen und hätte gewünſcht, dieſeTatſache geheim zu halten, ſo würde ſie auch auf dem kurzen Wege nach Hauſe geeilt ſein, anſtatt auf dem Wege die Gefahr einer Entdeckung zu laufen, auf dem du ſie geſehen haſt. Sieh die Sache an, von welcher Seite du willſt, du kannſt die Dame nicht in Verbindung bringen mit der traurigen Begebenheit, die uns alle ſo tief bekümmert und ganz beſonders aber ihre ſchrecklichen Folgen auf dieſe Dame ausübte; ſie iſt kaum vor einer Gehirnentzündung bewahrt geblieben.

Ich hoffe, Sie verzeihen mir , erwiderte Foulſham, der wohl verſtand, daß ſich hinter Rigels Zurückhaltung eine furchtbare Aufregung verbarg. Aber dieſer Zweifel lag mir ſchwer auf dem Herzen, fügte er hinzu.

Es iſt gut, daß du ihn ausgeſprochen haſt, denn ich hoffe, meine Gründe haben dieſen Zweifel zur Ruhe gebracht.

Ja, Sir Rigel, ich fühle mich ſehr erleichtert.

Der andere merkte, daß dieſe Antwort zweideutig war, aber er hatte ſeine Ueberredungskunſt erſchöpft und wußte nicht, was für Worte er wählen ſollte, um Foulſham zu über - zeugen. Dem jedoch ſchien deſſen Zweifel von geringerer Wichtigkeit, ſo lange er nicht anderen mitgeteilt wurde, und dies zu verhindern, war Rigels dringender Wunſch.

Du wirſt einſehen , fuhr er deshalb eindringlich fort, welch ein furchtbares Unrecht du dieſer jungen Dame tun kannſt, wenn du anderen gegenüber erwähnſt, was du mir erzählt haſt. Ein geflügeltes Wort verbreitet ſich bald, und böſer Leumund kann den Unſchuldigſten verderben. Als ein ehrlicher Mann wirſt du eine leidende Frau nicht verderben wollen, deshalb verſprich mir, über das, was du mir ſoeben erzählt haſt, zu ſchweigen!

Das verſpreche ich , erwiderte Foulſham, jetzt ganz beſiegt.

Willſt du das beſchwören? fragte Rigel, dem viel daran lag, dieſes Verſprechen in möglichſt weihevoller Weiſe beſiegeln zu laſſen, ſo lange der Mann noch unter ſeinem Einfluſſe ſtand.

(Fortſetzung folgt.)

520. Februar 1907. Czernowitzer Allgemeine Zeitung

Aus Gurahumora, 19. d., wird uns telegraphiert: Die heutige Wählerverſammlung der Dirigenta wurde ge - ſprengt. Die Aparariſten haben geſiegt.

Wir erhalten folgende Zuſchrift: An die geehrte Redak - tion der Czernowitzer Allgemeinen Zeitung in Czernowitz.

Ohne ſich auf den § 19 des Preßgeſetzes berufen zu wollen, erwarte ich von der Loyalität der geehrten Redaktion, daß Sie mit Bezug auf meine Ausführungen in der am 9. Februar d. J. ſtattgeſunderen Wählerverſammlung wegen Nominierung eines Reichsratskandidaten für die Städtegruppe in der nächſten Nummer nachſtehendes einſchalten werden, womit ein irriger Bericht aus der Nummer 926 wahrheits - gemäß klargeſtellt werden ſoll. Es iſt nicht wahr, daß ich den Juden die Forderung nach einem zweiten Mandat in der Bukowina deren Berechtigung ich ebenſo, wie Dr. Skedl und viele andere einſehe, als ein Unrecht zum Vorwurfe gemacht habe. Ich habe blos das von einem in Suczawa nicht wahlberechtigten Redner geſtellte Verlangen, Dr. Skedl möge ſeine Wahlbezirke eintauſchen oder andere in gar keinem Zuſammenhang mit der Tagesordnung dieſer Verſammlung ſtehende Bedingungen zur Sicherung des zweiten jüdiſchen Mandates erfüllen, unter lebhafter Zuſtimmung gerade der jüdiſchen Wähler entſchieden zurückgewieſen, da auch ich der Anſicht bin, daß über ein Mandat die Wähler und nicht Herr Dr. Skedl zu verfügen haben.

Hinſichtlich der entſtellten Ausführungen, ob die Juden eine Nation oder Konfeſſion ſind, habe ich blos darauf hin - gewieſen, daß die Juden ſeit dem Auszug aus Paläſtina nirgends als geſchloſſene Ration aufgetreten ſind, ſondern wie dies geſchichtlich bekannt iſt ſich in jedem Lande bezüglich ihrer Verkehrs - und Mutterſprache einer Nation anſchließen, ſo daß ſie in Galizien zu den Polen, in Ungarn zu den Ungarn, in Deutſchland zu den Deutſchen u. ſ. w. gezählt werden; ſo in der Bukowina zu den Deutſchen. Ausdrücklich habe ich hervorgehoben, daß ich während meiner 40jährigen Tätigkeit als Arzt, in welcher Zeit ich genug Gelegenheit hatte, in jüdiſchen Häuſern der verſchiedenſten Kategorien zu verkehren, in keinem Hauſe etwa die hebräiſche Sprache als Verkehrsſprache angetroffen habe.

Wer meine Vergangenheit kennt und mich bei dieſer Verſammlung ruhig angehört hat, wird meine ausgedrückten Anſichten, die jedes Chauvinismus entbehrten, in das richtige Licht zu bringen w[i]ſſen und konſtatieren können, daß die mir unter Entſtellung der Tatſachen zugemutete Abſicht, meine ſtets hochgeachteten jüdiſchen Mitbürger verletzten zu wollen, gewiß in keiner Weiſe bei mir zutreffen kann. Dies umſo weniger, als ich ein Deutſcher die Juden der Buko - wina als gleichberechtigte Deutſche moſaiſcher Konfeſſion an - ſehe. Dieſe Meinung teilt mit uns gewiß auch die Mehrzahl der gereiften und ernſt zu nehmenden Juden der Bukowina; und auf die Anſicht einiger jugendlicher Stürmer und Streber kommt es in dieſer Frage ſicher nicht an.

Für die Aufnahme vorſtehender Zeilen im Vorhinein beſtens dankend, zeichne hochachtungsvoll Dr. Otto Binder.

Perſonalnachrichten.

Landespräſident Dr. Oktavian Regner v. Bleyleben, der zwei Tage in Brünn weilte, iſt geſtern in Wien eingetroffen. Der Oberleutnant im 10. Dragonerregiment Alexander Freiherr von Waſſilko - Serecki wurde an Stelle des bisherigen Kammervorſtehers Freiherrn von Seifertitz dem Hofſtaate des Erzherzog Joſef Ferdinand zugeteilt.

Subventionierung der landwirtſchaftlichen Genoſſenſchaften.

Das Ackerbauminiſterium hat dem Verbande rumäniſcher landwirtſchaftlicher Genoſſen - ſchaften in der Bukowina zur O[r]ganiſierung des Bezuges landwirtſchaftlicher Bedarfsartikel für das Jahr 1906 eine Subvention von 3000 Kronen angewieſen. Weiters hat das Ackerbauminiſterium dem Verbande deutſcher landwirt - ſchaftlicher Genoſſenſchaften für das Jahr 1906 eine Sub - vention von 3000 Kronen und dem Verbande rutheni - ſcher landwirtſchaftlicher Genoſſenſchaften für die Jahre 1905 und 1906 je 5000 Kronen, zuſammen 10.000 Kronen, angewieſen.

Verkehrseinſtellung.

Infolge Schneeverwehung wurde geſtern nachmittags der Verkehr auf der Lokalbahn - ſtrecke Luzan Zaleszczyki eingeſtellt.

Subventionen des Ackerbauminiſteriums.

Das Ackerbauminiſterium hat dem Landeskulturrate im Herzogtume Bukowina für die Förderung des Obſt - baues im Jahre 1907 eine Subvention von 6000 Kronen bewilligt und die Hälfte derſelben im Betrage von 3000 Kronen angewieſen. Weiters hat das Ackerbauminiſterium dem Landes - kulturrate für die Beſorgung der Pferdezuchtagenden im Jahre 1907 den Betrag von 600 Kronen angewieſen.

Konkurs.

Das Landesgericht Czernowitz hat die Er - öffnung des kaufmänniſchen Konkurſes über das Vermögen der unter der Firma Chaimowicz & Reiner regi - ſtrierten Spezereiwarenhändler in Czernowitz, ſowie über das Privatvermögen der perſönlich haftenden Geſellſchafter Moſes Chaimowicz und Aron Reiner bewilligt. Der Landesgerichts - rat Dr. Alfred Handl wird zum Konkurskommiſſär, Herr Advokat Dr. Stefan v. Hordynski in Czernowitz zum einſtweiligen Maſſeverwalter beſtellt.

Marktdiebe.

Während des geſtrigen Marktes wurden drei Perſonen wegen Diebſtahls beanſtändet. So wurde eine Dienſtmagd angehalten wegen Entwendung zweier goldener Ringe und Bargeldes zum Schaden einer Marktbeſucherin, weiters eine Bäuerin aus Molodia mit einem am Rudolfs - platze geſtohlenen Umhängetuch betreten und ein 17-jähriger Bauernburſche aus Lukawetz in dem Augenblicke feſtgenommen, als er mit einem vom Stande eines Verkäufers aus Sada - gura am Auſtriaplatze entwendeten Bauernmantel das Weite ſuchen wollte.

Nichteinhaltung der Sonntagsruhe.

Wegen Nichteinhaltung der Sonntagsruhe wurden von der Sicher -heitswache am verfloſſenen Sonntag 23 Gewerbetreibende beanſtändet. Im abgelaufenen Jahre wurde wegen Uebertre - tungen der Sonntagsruhevorſchriften polizeilicherſeits 818 Fälle der Gewerbebehörde (Stadtmagiſtrat) zur Anzeige gebracht.

Italieniſche öffentliche Probelektiou.

Am Dienſtag, den 19. Februar, um Uhr abends findet in der hieſigen The Berlitz School (Kochanowskigaſſe 2) eine öffentliche Probelektion im Italieniſchen für Damen und Herren ſtatt. Zutritt nur gegen Eintrittskarten, die zum Preiſe von 10 Heller in der Papierhandlung Hermann Czopp erhältlich ſind.

Wetterprognoſe für morgen.

(Telegraphiſcher Bericht der k. k. Zentral - anſtalt für Meteorologie in Wien).

Meiſt trüb, geringer Niederſchlag, mäßiger Wind Temperatur wenig verändert, gleichmäßig anhaltend.

Theaternachricht.

Mittwoch wird die erfolgreiche Operette Lachende Erben von Weinberger zum erſtenmale in der Saiſon wiederholt. Donnerſtag iſt die Premiere des Schauſpiels Das große Glück . Für dieſe Erſtaufführung gibt ſich ein lebhaftes Intereſſe kund. Karten ſind ſoweit ſolche noch vorrätig an der Tageskaſſa erhältlich. Freitag geht bei bis zur Hälfte ermäßigten preiſen zum letzten Male in dieſer Saiſon Offenbachs Hoffmanns Er - zählungen in Sz[e]ne und Samſtag iſt die Premiere der Operetten-Novität Wien bei Nacht von Joſef Hellmesberger. Die Novität wird vom Herrn Edgar inſzeniert. Die Operette wurde in Wien mit großem Erfolg über 100 Mal aufge - führt. An demſelben Abend wird Offenbachs muſikaliſche Legende Die Zaubergeige gegeben.

Theater-Repertoire.

  • Mittwoch, den 20. Lachende Erben .
  • Donnerſtag, 21. Februar: Das große Glück
  • Freitag, den 22. Februar. Hoffmanns Erzählungen (Volks - tümliche Vorſtellung).
  • Samſtag, den 23. Februar: Wien bei Nacht. Die Zauber - geige .

Korreſpondenzen.

Radautz. (Mord.)

Drei junge Bauern aus Unter - Horodnik ermordeten einen Bauernburſchen und um die Tat zu vertuſchen, legten ſie den Leichnam auf die Bahn - ſtrecke. Der nachts fällige Laſtzug ſchleppte den Leichnam mit dem Schneepflug eine Strecke weit, doch geriet die Leiche nicht unter die Räder. Zwei Täter ſind bereits verhaftet, der dritte iſt flüchtig.

Kimpolung. (Hütet die Kleinen!)

Am 12. d. nachmittags fiel die 3jährige Marie der Eheleute Kaspar und Karoline Zippenfennig in Jakobeny derart un - glücklich in ein in der Waſchküche ſtehendes, mit heißer Lauge gefülltes Schaffel, daß ſich das genannte Kino am Oberkörper lebensgefährliche Wunden zuzog, an deren Folgen dasſelbe am 16 d. M. geſtorben iſt.

Seletin. (Brand).

Am 10 d. M. nachmittags iſt in dem, dem gr. -or. Religionsfonde gehörigen Heizhauſe in Falkeu wahrſcheinlich infolge Funkenfluges aus einer Loko - motive ein Feuer ausgebrochen, welches das Objekt gänzlich eingeäſchert hat. Der hiedurch verurſachte Schaden beläuft ſich auf zirka 1500 K, und iſt durch Verſicherung gedeckt.

Dornawatra. (Eisfeſt.)

Das am 10. d. 2 Uhr nachmittags mit einem Kunſt - und Wettlaufen ſtattgefundene Eisfeſt nahm einen glänzenden und höchſt amüſanten Verlauf. Zahreich waren die Läufer erſchienen, noch zahlreicher aber war der Zuſchauerraum beſetzt. Zum Wettlaufen waren auch viele Konkurrenten aus der Umgebung erſchienen, aber die Dornaer ſelbſt entwickelten ſoviel Schnelligkeit und Kunſt - fertigkeit, daß es keinem Fremden gelang, auch nur einen Preis zu erringen. Das Richterkollegium beſtand aus den Damen Frau Verwalter Feuer und Frl. Stefanie Eber - wein, den Herren Betriebsleiter Olszewski und Poſt - verwalter Enderl. Im Damenwettlaufen errangen den erſten Preis Frl. Lydia Fritſch, den zweiten Preis Frl. Johanne Terlefany, den dritten Preis Frl. Adrienne Fritſch. Herrenmeiſterſchaftswettlaufen: erſten Preis Herr Georg Baltheiſer, zweiten Preis Herr Fritz Baltheiſer, dritten Preis Herr Titus Grigorovici. Im Herrenrück - wärtslaufen den erſten Preis Herr Fritz Baltheiſer, den zweiten Preis Herr Georg Baltheiſer. Im Kunſtlaufen wurde geradezu Großartiges geleiſtet und ſowohl Läuferinnen, als auch Läufer ſetzten das Publikum durch ihren Chic, ihre Grazie, ihre Kunſtfertigkeit und Sicherheit in Verblüffung. Von den Damen trug den erſten Preis Frl. Lydia Fritſch davon, den zweiten erhielt Frl. Mitzi Berger, den dritten Frl. Anna Anna Fleiſcher, den vierten Frl. Anutza Kruh, von den Herren den erſten Georg Baltheiſer und den zweiten Eugen Matulla. Zum Schluſſe wurde noch ein Eis - könig gewählt in der Perſon des Herrn Lehrers Voevitca.

Letzte Telegramme. Die bis 2 Uhr nachmittags eingetroffenen Telegramme ſtehe die Rubriken Vom Tage , Bunte Chronik und Rechtspflege .

Eröffnung des deutſchen Reichstags.

(Korr. -B.)

Der Reichstag wurde heute mittags eröffnet. Der Kaiſer verlas die Thronrede. In dieſer erklärt der Kaiſer, er ſei gewohnt, alle verfaſſungs - mäßigen Rechte und Befugniſſe gewiſſenhaft zu handhaben. Er hege das Vertrauen, daß der neue Reichstag die Stellung Deutſchlands unter den Kulturvölkern verſtändnisvoll be - feſtigen werde. Die ſchwere Kriſe in Südweſtafrika und Oſt - afrika ſei überwunden. Der Kaiſer erwähnt ſodann den Wahlkampf, der der Bewegung gegen die ſtetige, fried - liche Entwickelung des Staates und der Geſellſchaft Halt gebot. Die Regierung ſei entſchloſſen, das ſoziale Werk im Geiſte Kaiſer Wilhelms des Großen fortzuſetzen. Die Thronrede hebt ſodann die friedliche politiſche Lage hervor und die Fortdauer der alten herzlichen Beziehungen zu den Verbündeten und der guten, korrekten Beziehung zu den andereſſ fremden Staaten.

Die Kandidatur des Grafen Stürgkh.

(Priv. -Tel. d. Cz. Allg. Ztg. )

Der ehemalige Abgeordnete des Verfaſſungstreuen Großgrundbeſitzes Graf Stürgkh, von dem es hieß, daß er hier auf das altklerikale Programm kandidieren wird, erklärt, daß er auf ein freiheitliches Programm kandidiere.

Eine intereſſante Duellforderung.

(Priv. Tel. d. Cz. Allg. Ztg. )

Kolonialdirektor Dernburg hat in einer ſeiner letzten Reden die Amtsführung des früheren Kolonialdirektors Stübel einer abfälligen Kritik unterzogen. Stübel überſandte deshalb Dernburg eine Piſtolenforderung.

Der Aufſtand in Tukum.

(Korr. -B.)

Geſtern wurde vor dem Kriegsgericht die Verhandlung wegen des Aufſtandes in Tukum, die am 1. Februar begonnen wurde, zu Ende geführt. 17 Angeklagte wurden zum Tode, einer zu acht Jahren Gefängnis, 45 zu Zwangsarbeit in verſchiedener Dauer ver - urteilt. 12 Angeklagte wurden freigeſprochen.

Maßregelung eines Prieſters.

(Priv. -Tel. der Cz. Allg. Ztg. )

Der Synod hat den Prieſter Petrow, der bei den Dumawahlen als Kandidat der Kadetten auftritt, aus der Geiſtlichkeit ausgeſtoßen.

Argumente der Straße.

(Priv. -Tel. der Cz. Allg. Ztg. )

Die Nationaliſten drohen, falls ſie bei den Duma - wahlen den Oppoſitionellen unterliegen, mit der Veranſtaltung von Pogroms.

〈…〉〈…〉
6Czernowitzer Allgemeine Zeitung 20. Februar 1907.

Telegraphiſche Kurſe vom 19. Februar 1907.

(Wechſelſtube der Bukowinaer Landesbank)

[4]½ Bukow. Landesbank-Fond-Schuldverſchreibung99·75100·75
Bukowinaer Bodenkredit-Pfandbriefe 4 Proz. ..99·25100·25
Bukowinaer Bodenkredit-Pfandbriefe 5 Proz. ..103· 104·
Oeſterr. Kredit .............685.
Anglobank ..............317 25
Bankverein ..............570 25
Bodenkredit ..............1〈…〉〈…〉 84·
Eskomptegeſellſchaft ............602
Länderbank ..............468.52
Unionbank ..............590.75
Staatsbahn ..............686 75
Nordweſt ...............455.50
Elbethalbahn ..............452.75
Lemberg-Czernowitzer ...........579·
Dampfſchiff ..............1040[]
Alpine ...............623 25
Brüxer Kohlen .............778.50
Prager Eiſen .............2657
Rima-Muranyer ............572
Weſtböhm. Kohlen ............352.75
Draſche ...............810
Hirtenberger ..............1174[]
Türkenloſe ..............176 75
Rubel ..............252.75253.75
Marknoten ............117·65117.60

Effekten - und Wechſel-Kurſe.

Einheitliche 4% konv. Rente, Mai-November ....99.10
4% Jänner-Juli .....99.05
Rente 4·2% in Noten, Februar-Auguſt ..100·20
4·2% in Silber, April-Oktober ...100·10
Oeſterreichiſche Goldrente ..........117·25
Kronenrente 4% ........99.05
Inveſtitionsrente 3½% ......89.20
Ungariſche Goldrente 4% ..........113·90
Kronenrente 4% .........95 35
Inveſtitionsrente 3½% .......84·40
Oeſterr. -ungar. Bank-Aktien .........17.64
Kreditaktien ..............684.50
London vista ..............241.12
Deutſche Reichsbanknoten für 100 Mark d. R. -W. ..117.55
20-Mark-Stücke .............23.50
20-Frank-Stücke .............19·〈…〉〈…〉 9
Italieniſche Banknoten ...........95.40
Rand-Dukaten .............11.32

Telegraphiſcher Handelsbericht

Die Budapeſter Produktenbörſe notiert:

Weizen ...........K 15. 02 pr. 100 Kg.
Mais ........... 10.44 46 100
Oelſaaten .......... 26.5[0] 70 100

Amtlicher Kurs - und Markt-Bericht der Czernowitzer Frucht - und Produkten-Börſe.

Preiſe in Kronen per 50 Kilogramm ab (Parität) Czernowitz.

VonBis
KhKh
Weizen: Prima .......7908〈…〉〈…〉0
Mittel .......
Rogggen: Prima .......60[0]610
Mittel .......
Gerſte: Brauerware ......720730
Brennerei-Malzware ....620650
Hafer: Herrſchaftsware .....760775
Marktware .......
Uſanzenware ......
Oelſaaten: Winterreps prompt ..
Rüben ......
Leinſaat ......
Hanfſaat prompt ...10301060
Kleeſaat prima ....5968
mittel ....5258
Mais: Prima prompt ......600610
Neumais: prompt ......
Kleie Prima prompt ...430440
Hülſenfrüchte: Bohnen lange ..925975
Erbſen.7508
Fenchel: ...........
Spiritus pr. 10.000 Literperzent roher, prompt exkl. Steuer ab. Czernowitz37503850
〈…〉〈…〉
720. Februar 1907. Czernowitzer Allgemeine Zeitung.
〈…〉〈…〉
8Czernowitzer Allgemeine Zeitung. 20. Februar 1907.
〈…〉〈…〉

Eigentümer und Herausgeber: Dr. Philipp Menczel und Joſef Kaufmann. Verantwortlicher Redakt[eur]:〈…〉〈…〉 Schwarz. Druck der Buchdruckerei Gutenberg Czernowitz.

About this transcription

TextNr. 933, 20.02.1907.
Author[unknown]
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Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Benjamin FiechterSusanne HaafNote: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat).2018-01-26T13:38:42Z grepect GmbHNote: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2018-01-26T13:38:42Z Amelie MeisterNote: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung.2018-01-26T13:38:42Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationNr. 933, 20.02.1907. . Buchdruckerei „Gutenberg“Czernowitz1907. Czernowitzer Allgemeine Zeitung

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IDS Mannheim

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationZeitung; ready; mkhz2

Editorial statement

Editorial principles

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

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  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-10T11:23:31Z
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