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Einen Act ſchuldiger Dankbarkeit hat geſtern unſere Stadtvertretung geübt, indem ſie in die Reihe der Ehrenbürger dieſer königl. Hauptſtadt zwei Männer aufnahm, deren Verdienſte um das Gedeihen und Aufblühen derſelben hellleuchtend ſtrahlen. Seine Excell. FML. Ritter v. Fröhlich, der Gouverneur von Olmütz und der k. k. Genie - Director, Herr Oberſtlieutenant v. Tilzer ſind es, die geſtern einhellig zu Ehrenbürgern dieſer Stadt ernannt wurden. Selten wol dürfte ein Beſchluß der Stadtvertretung ſo einmüthige Zu - ſtimmung in den Kreiſen der Bevölkerung finden, wie dieſer geſtern gefaßte Beſchluß, in welchem ſich die Sympathie kundgibt und die Hochachtung ausdrückt, welche die genannten Männer in unſerer Stadt genießen.
Und ſie haben dieſe Sympathie, die Gefühle der Hochachtung voll verdient. In ihrer ſoldatiſchen Bruſt ſchlägt das Herz warm für das Bedürfniß der Bürgerſchaft, und mit ganzer Seele haben ſie beigetragen die Stadt von der beengenden Schnür - bruſt zu befreien, die ihr Licht und Luft benahm, die ihre Entwicklung, ihr Aufblühen ſeit einem Jahr - hundert hemmte. In beiden Männern wohnt ein reger Sinn für Fortſchritt auf allen Ge - bieten. Nicht Stillſtand, ſondern Entwicklung wollen ſie und mit dieſem für unſere Stadt un -ſchätzbaren Wollen fördern ſie hier unſer ſtädti - ſches Gemeinweſen in ſo außerordentlicher Weiſe, ſie kommen dem tiefgefühlten Bedürfniſſe nach Erbreiterung und Ausdehnung der ſeit einem Jahrhunderte eingeengten Stadt mit ſo viel Ernſt und ſoviel Energie entgegen, daß jeder, dem die Heimath lieb und werth, ihnen dankbaren Herzens ſeine Sympathie entgegenbringen und Jeder auch ſtolz auf die Männer blicken muß, welche heute die Reihe unſerer Ehrenbürger ver - mehren. Die Stadt hat ſich ſelbſt geehrt, indem ſie dieſe beiden Männer zu Ehren-Bürgern von Olmütz erwählte, und ſie hat damit gleichzeitig damit jenen freundlichen und innigen Beziehun - gen Ausdruck gegeben, welche die deutſche Bürger - ſchaft dieſer Stadt mit der Garniſon und dadurch mit unſerer geſammten tapferen Armee aufs Engſte vereint. Wir ſind durchdrungen von der Ueberzeugung, daß die Zukunft unſerer Stadt eine um ſo gedeihlichere ſein wird, wenn unſere neueſten Ehrenbürger auch in kommen - den Tagen derſelben wie bisher ihre Neigung und Förderung nicht entziehen. Ihre Thatkraft, und ihr feſtes und freundliches Wollen iſt uns neben dem offenen Sinne der geſammten deut - ſchen Bürgerſchaft dieſer Stadt eine Bürgſchaft für kommende Blüthe der alten Reichsveſte Olmütz.
Im Nachſtehenden bringen wir die biogra - phiſchen Skizzen der beiden neuernannten Ehren - bürger der Stadt Olmütz.
F. -M.-L. Ludwig Ritter v. Fröhlich von Elmbach und Groara wurde in Neu - titſchein, wo ſein Vater, ein k. k. Officier, in Garniſon lag, am 24. Februar 1823 geboren. Im Alter von 6 Jahren bereits zur vaterloſen Waiſe geworden, zeigte er ſchon im zarteſten Knabenalter eine entſchiedene Vorliebe für den Soldatenſtand, dem ſeine drei älteſten Brüder bereits angehörten. Er kam im Jahre 1834 in die Wiener-Neuſtädter Militär-Akademie, von welcher er am 19. September 1841 als Lieute - nant zum Infanterie-Regimente Nr. 21 ausge - muftert wurde, das damals in Mailand dislo - cirt war. Hier entwickelte ſich in dem jungen Officier ein reger Sinn für ernſte Studien, insbeſondere eine große Vorliebe für die Kriegs - geſchichte, wie für moderne Sprachen und ſuchte ſich derſelbe mit allem Eifer für ſeinen Beruf und das geſtellte Ziel, den Generalſtabs-Dienſt, beſtens auszubilden. Am 10. Jänner 1844 wurde Fröhlich dem Generalſtabe in Mailand zugetheilt; im Jahre 1845 legte er die Prüfung für den Generalſtab mit ſehr gutem Erfolge ab, wurde hierauf der Brigade Generalmajor Wolgemuth als Generalſtabs-Officier, noch im ſelben Jahre dem beim k. k. Hofkriegsrathe ein Referat füh - renden Generalmajor Rouſſeau zugetheilt, wo er vom Ende October 1846 bis Mitte Februar 1848 in Verwendnng blieb. Als der Krieg 1848 in Italien ausbrach, bat Fröhlich, der inzwiſchen
Der Stil iſt der Menſch. Iſt der Satz wahr, dann haben wir Oeſterreicher vor allen Völkern viel voraus. Unſer Kronprinz iſt ein Stiliſt, und zwar ein ganz ausgezeichneter. Wir erfreuen uns alſo nicht blos gegenwärtig eines geliebten Monarchen, ſondern wir können auch im Vor - aus wiſſen, daß unſere Enkel ausgezeichnet wer - den regiert werden. Unſer Kronprinz iſt ein Schriftſteller. Wenn der Stil in der That der Menſch iſt, ſo wäre es doch wirklich von Intereſſe, wenn ein wahrhaft Sachverſtändiger ſich der Arbeit unterzöge, aus den gedruckten Schriften des jungen Erzherzogs ſein Characterbild zuſammen - zuſtellen, den künftigen Generationen gleichſam im Spiegel zu zeigen, welche Art von Regent ihnen heranblühe.
Aber, offen geſagt, es ſcheint mir einmal nicht möglich, daß der Prinz heute ſchon in Urtheil und Character ſo fertig und gereift ſei, wie er es in Stil und Darſtellung iſt. Schon dies beweiſt mir, daß der Satz: „ Der Stil iſt der Menſch “in ſo vollem Umfange nicht leicht verfochten werden kann. Ich wiederſtehe alſo der Verſuchung, mir den Kronprinzen, den wir Alle aus der Ferne ſo ſehr lieben, aus ſeinen Büchern leibhaftig herauszuconſtruiren. Ich werde mich, anſtatt mit dem Stil Sr. k. k. Hoheit, mit dem Stil im Allgemeinen beſchäftigen und die Hoheit bei Seite laſſen.
Im Reiche des Stils regiert bekanntlich die weltliche Hoheit nicht. Aber es regiert allerdings auch eine Hoheit von Gottes Gnaden, ein angeborener Rang, der ſich ohne Stammbaum und Documente auf den erſten Anblick geltend macht. Man hat Bei - ſpiele, daß Fürſten von Geblüt die Zeichen ihres Ranges beiſeite legen und unerkannt unter den anderen Sterblichen wandeln; es ſollen ihnen dabei ſchon allerhand artige Abenteuer und ko - miſche Widerwärtigkeiten paſſirt ſein. Im Reiche des Stils aber gibt es kein Incognito. Ein Fürſt des Stils mag ſich kleiden wie er will, er kann ſich in Scherz und Ernſt ſeiner Eigenheit nicht begeben. Es gibt höhere und ge - ringere Ausflüſſe desſelben Talents; das Genie hat gute und ſchwache Stunden, namentlich was den Inhalt ſeiner Emanationen betrifft. In der Form aber kann der Stiliſt, der einmal ſeine Geſtaltung gewonnen hat, weder über ſich hinaus, noch unter ſich herunter. Keiner kann beſſer ſchrei - ben, als er eben kann — aber auch Keiner ſchlech - ter. Man leſe Goethe’s Groß-Kophta, gegenſtändlich wohl ein ebenſo flaches Ding, wie irgend ein Stück von Kotzebue, mit welchem Göthe hier auf deſſen eigenem Terrain zu ringen ſcheint, und man wird finden, das der Dialog ſo gut Göthe iſt, wie ein Clavigo und ein Götz. In dieſem Sinne iſt der Stil der Menſch, inſoferne er nämlich vom Menſchen iſt und nicht cus ihm heraus kann. Daß er der ganze Menſch ſei, möchte ich be - zweifeln, denn der Menſch und ſein ganzes We - ſen hat im Stil, der nur eine Art der Aeußerung iſt, keinen Platz. Der Stil iſt Können, der Menſch iſt Wollen. Jener iſt Form, dieſer iſt Gehalt. Die Beiden müſſen ſich einander anpaſſen, umzu einer gewiſſen Erſcheinung zu gelangen; aber daß ſie ein und dasſelbe ſeien, daß läßt ſich nur im Scherze ſagen.
Ich gehe weiter und behaupte, der Stil iſt nicht nur nicht der Menſch ſelbſt, er iſt nicht einmal das Abvild ſeiner Manier. Man denkt wohl, der Stil, welcher nicht blos die Verkörperung der Gedanken, ſondern auch die genetiſche Darſtellung ihres Entſtehens enthält, alſo einen directen Einblick in die Gedankenfabrik gewährt, müſſe doch minde - ſtens ſo viel Licht über die Eigenart eines Menſchen verbreiten, wie das Geſpräch, mit dem Unterſchiede, daß die ſchriftliche Sprechweiſe größeres und zuſammenhängenderes Material bietet und gleichſam eine ſyſtematiſche Prüfung ermöglicht. Nun erſcheint uns die Art und Weiſe eines Menſchen, die individuelle Färbung ſeines Geiſtes bei längerer Unterredung, wenn er ſich aufrichtig gehen läßt, bekanntlich ſchon in ſo be - ſtimmten Farben, daß wir, wenn es halbwegs die Mühe der Beobachtung lohnt, nach einſtüdi - gem Geſpräch unfehlbar ein beſonderes, eigen - thümliches und nicht leicht verlöſchbares Bild ſeiner Art und Weiſe mit uns nehmen. Sollte eine directe abſichtliche, durch Gegenrede nicht unterbrochene Aeußerung, wie ſie in der Schreib - weiſe eines Menſchen gegeben iſt, einen weniger klaren und lebhaften Einblick gewähren?
Darauf erwidere ich, daß eben aus dieſer Parallele die große Kluft erſichtlich iſt, die den Menſchen mit der Feder von dem Menſchen in Fleiſch und Blut trennt. Wie der Menſch und was er ſpricht, das iſt wohl für ſeine innere Eigenthümlichkeit in hohem Grade bezeichnend. Er zeigt darin ſo Vielerlei auf einmal, daß ſich
zur Mappirung beſtimmt worden war, zu ſeinem Regimente einrücken zu dürfen, das vor dem Feinde ſtand. In Verona angelangt, wurde er jedoch vom Feldmarſchall Radetzky zur Divi - ſion Feldmarſchall-Lieutenant Lichnowsky und von da zur Brigade Zobel in Süd-Tirol eingetheilt.
Mit dieſer Brigade machte Lieutenant von Fröhlich den Feldzug und ſpeciell nachſtehende Affairen mit: das Gefecht bei Bardolino am 29. Mai, die Erſtürmung von Calmaſino und Ciſano am 29. Mai, das Gefecht bei Laziſe am 29. Mai, die Vertheidigung der Stellung von Rivoli am 10. Juni, die Gefechte bei Brentino am 10. Juni, bei Madonna della coronna am 18. Juni, bei Peri am 30. Juni, bei Groara am 1. Juli, bei Dolce am 8. Juli, die Erſtür - mung der Höhe bei Valfredda am Monte Baldo am 22. Juli, das Gefecht bei Rivoli am 22. Juli, die Belagerung von Peschiera am 25. Juli und 11. Auguſt und endlich die Gefechte bei Peschiera am 30. und 31. Juli. Er zeichnete ſich dabei derart aus, und legte ſo viel Umſicht und Tapfer - keit an den Tag, daß ſein Brigadier und Divi - ſionär ihn zu einer höheren Officiers-Decoration in Vorſchlag brachten. Am 13. Juni 1848 wurde er zum Oberlieutenant im General-Quartier - meiſteramte ernannt und wegen ſeines vorzügli - chen Verhaltens im Gefechte bei Calmaſino im Armee-Bulletin vom 13. Juni belobt; er erhielt weiters die Allerhöchſte Zufriedenheit ausgedrückt und wurde mit Armeebefehl vom 1. Juli 1850 mit dem Militär-Verdienſtkreuze belohnt.
Nach dem Feldzuge 1848 kam Fröhlich als Brigade-Generalſtabs-Officier zur Brigade Gene - ralmajor Graf Cavriani, mit welcher er an dem kurzen Feldzug 1849 Theil nahm und außer der Beſchießung, Erſtürmung des Brückenkopfes und dem Angriffe auf die Stadt Caſale am 24. und 25. März nur noch die Einſchließung von Brescia mitmachte.
Hierauf erhielt er im Mai 1849 den Auf - trag nach Vorarlberg abzugehen, um daſelbſt die Dislocation für das für Schleswig-Holſtein ſich ſammelnde Schwarzenberg’ſche Armeecorps aus - zumitteln, was anſtandslos bewirkt wurde.
Am 8. November 1849 wurde Fröhlich zum Hauptmann im General-Quartiermeiſter - ſtabe ernannt und zur Truppen-Diviſion FML. Erzherzog Carl Ferdinand nach Brescia einge - theilt; er machte als ſolcher mit weiland Seiner kaiſerl. Hoheit eine längere Recognoscirungsreiſe zur Beſichtigung der Uebergänge aus Italien in die Schweiz und nach Tirol. Im Jahre 1851 führte ihn eine mehrmonatliche Dienſtreiſe nach Mittel - und Unter-Italien.
Im Jahre 1851 wurde er von der früher erwähnten Diviſion ab und zur Mappirung nach Ungarn commandirt und erhielt ſeinen Aufnahmsrayon im Bakonyerwalde, woſelbſt er zweimal räuberiſche Anfälle der damals zahl -reichen Szegény legények abzuweiſen hatte. — 1853 wurde er zur Mappirung nach Sieben - bürgen beſtimmt, wo er in den gänzlich unwirth - baren und auf viele Meilen ganz unbewohnten Siebenbürger-Alpen weſtlich des Rothenthurm - paſſes ſeinen Rayon erhielt.
1854 wurde Hauptmann Fröhlich bei der Auf - ſtellung der Armee in Siebenbürgen General - ſtabs-Chef der Diviſion FML. Baron Gorizutti des 12. Armee-Corps in Cſik-Szereda, marſchirte mit dem Corps nach der Bukowina, wohin er noch am Marſche in Siebenbürgen zur Ausmitt - lung der Unterkünfte dieſes Corps vorausgeſendet wurde. Während der Inſpicirung des Feldmar - ſchalls Heß wurde er von Czernowitz aus als Courier nach Bukareſt geſendet, von wo er am rechten Donau-Ufer größere R[e]cognoscirungsritte auszuführen hatte. Im October 1854 wurde er zum Generalſtabs-Sous-Chef des 3. Armee - Corps unter FML. Baron Cſorich ernannt, das damals ſein Hauptquartier in Graz hatte und verſah hierauf durch 5 Monate die Dienſte des Corps-Adjutanten bei dieſem Armee-Corps, wo - für ihm wegen geſchickter und umſichtiger Leitung die belobende Anerkennung des Corps-Comman - dos zu Theil wurde.
Vom Monate Juni 1855 bis Frühjahr 1857 war Fröhlich im Landesbeſchreibungs-Bu - reau des Auslandes in Wien zugetheilt, in wel - cher Zeit er auch zweimal den Herbſtübungen der Cavallerie-Diviſion Fürſt Montenuovo als Ge - neralſtabsofficier zugezogen wurde.
Im April 1857 wurde er zu einer Grenz - regulirungs-Commiſſion am Apahavas, einem moldauiſchen Grenzgebirge, befohlen. Als er im Juni ſeine Thätigkeit beginnen wollte, thürmten ſich große Schwierigkeiten entgegen. Eine der benachbarten bedeutendſten Gutsbeſitzerinnen auf moldauiſcher Seite, eine Fürſtin Ghika wollte ſeine Arbeit mit Gewalt verhindern und be - waffnete zu dieſem Zwecke ihre geſammten Wald - hüter 200 an der Zahl. Dieſelben rückten aus allen Thälern, Schluchten und Höhen heran, von Zeit zu Zeit ihre Gewehre abfeuernd. Fröhlich war auf der Grenzſcheide von nur 5 Szeklern umgeben, welche keine andere Waffe hatten, als ihre Aexte. Fröhlich ging den Waldhütern trotz ihres fortwährenden Geknalles entgegen und fragte nach ihrem Begehr. Die Moldauer ver - langten in kecker Weiſe ſeine Entfernung, im entgegengeſetzten Falle würden ſie ihn, wenn er ſich ihrer Forderung widerſetzen ſollte, gefangen nehmen und nach Komanieſte (Reſidenz der Fürſtin) führen. Sein unerſchrockenes Benehmen ſchüchterte aber die bewaffnete Schaar derart ein, daß ſie mit einem Schreiben an die Fürſtin den Rückweg antrat.
In Folge dieſes Ereigniſſes wurden jedoch Fröhlich zum Schutze gegen eventuelle weitereBeläſtigungen die Truppen des nächſten Militär - Commandos zur Dispoſition geſtellt.
Im Jahre 1858 wurde er als Hauptmann zum Generalſtabschef des unter FML. Ritter von Benedek zu Lemberg geſtandenen 4. Armee - Corps ernannt und am 3. April 1859 zum Major befördert. Er marſchirte in dieſer Eigen - ſchaft mit dem 4. Corps in den Feldzug nach Italien, mit welchem er leider erſt einige Tage vor Abſchluß des Waffenſtillſtandes am 7. Juli bei Sct. Bouifacio eintraf.
Nach dem Feldzuge 1859, dann 1860 — in welchem Jahre er zum Oberſtlieutenant des General-Quartiermeiſterſtabes ernannt wurde — ferner 1861 bis April 1862 functionirte Fröhlich als Chef der 2. Section des General-Commandos Brünn unter S. k. Hoheit dem General der Cavallerie Erzherzog Carl Ferdinand.
Mit Anfang Mai 1862 wurde er zum Generalſtabschef des Gouvernements der Bundes - feſtung Mainz ernannt, in welcher Eigenſchaft er bis zum November 1864 blieb.
Vom Präſidium des deutſchen Bundes wur - de er mit dem Entwurfe eines detaillirten Be - feſtigungs-Planes der Bundesfeſtung Mainz und Detail-Vertheidigungs-Inſtructionen für die ein - zelnen Forts beauftragt, welchen Auftrages er ſich derart entledigte, daß das Gouvernement in Mainz ſich veranlaßt fand, ſein Elaborat der beſonderen Berückſichtigung zu empfehlen. Die Verleihung des königl. preuß. Kronenordens 2. Claſſe, des würtembergiſchen Friedrich Ordens 2. Claſſe und des großherzoglich heſſiſchen Or - dens Philipp des Großmüthigen (Comthurkreuz) folgte dieſer Empfehlung.
Im Jahre 1863 wurde Fröhlich der Bundes-Inſpections-Commiſſion des königl. wür - tembergiſchen Bundes-Contingents als Commiſſi - onsmitglied b[e]igezogen und wurde mit dem Be - richt an den deutſchen Bund betraut.
Mit Allerhöchſter Entſchließung vom 9. Dez. 1864 wurde Fröhlich gelegentlich der Abgabe des Feſtungs-Gouvernements an Preußen zum Chef des Generalſtabes des 6. Armee-Corps in Peſt ernannt. In dieſer Eigenſchaft und auch, als er am 15. Juni 1865 zum Oberſten im Generalſtabe ernannt wurde, blieb er bis zum Ausbruche des Krieges 1866 in Peſt.
Am 9. April 1866 wurde er für den Fall der Mobiliſirung als Generalſtabs-Chef bei dem zur Armee im Norden der Monarchie beſtimm - ten 6. Armeecorps ernannt. In dieſem Corps machte er das Treffen bei Wiſſokow am 27. Juni und die Schlacht bei Königgrätz am 3. Juli mit und erhielt wegen ſeiner vorzüglichen Leiſtungen in dieſem Feldzuge den Orden der eiſernen Krone.
Die Relation des Corpscommandanten FML. Baron Rommunz lautete: Im Kampfe tapfer, rührig und geiſtesgegenwärtig, hat Oberſt von Fröhlich mit ſicherer Orientirung und ſelbſt
bei einem ſtarken Blitzen die tiefſten Schluchten ſeines Weſens mit einem Male erhellen. Er zeigt wie er auffaßt — ſowohl was die Art, als die Schnelligkeit und die Tiefe dieſer urſprünglichen geiſtigen Function betrifft. Er zeigt wie er denkt — ob es das Weſen oder die Schale der Dinge iſt, die er zunächſt erfaßt — ob ihn die Erſcheinung oder das Geſetz feſſelt, ob ihn Maß und Gewicht oder Form und Farbe mehr an - zieht. Er zeigt auch ſein Temperament und ein Stück ſeines Characters, denn ob der Gegen - ſtand ſein Wohl und Wehe, ſein engoiſtiſches Intereſſe auch gar nicht berühre, ſchon darin, daß er ſpricht oder nicht ſpricht, verräth er den Grad der Theilnahme den er für die Dinge und Menſchen hegt. Wir werden uns vielleicht hüten, nach einem Geſpräche zu beurtheilen, ob ein Menſch gut oder böſe ſein; ob er aber offen oder verſchloſſen, heiter oder trübſelig, kalt oder warm ſei, darüber werden wir immer einen ziemlich decidirten Eindruck behalten. Das ganze Bild erhält aber außerdem noch Ton und Farbe durch ein Zufälliges, welches beim geſchriebenen Worte wegfällt, und das iſt die Stimme. Dieſes warme, zitternde Etwas, welches der größte Heuchler, Philoſoph oder Schauſpieler nicht ganz in der Gewalt hat, dieſer Bote aus den Tiefen, welcher die Hälfte ſeiner Meldung ſchon auf dem Geſichte. trägt dieſes geheimnißvolle Inſtrument der Seele, welches man ſo ſchön mit „ Organ “bezeichnet, denn es iſt eine Art Orgel in dem Dom des Menſchenbaues iſt in ſeiner ſinnlichen Wirkung bei aller Zufälligkeit ſo mächtig, daßwir uns von ſeiner Gewalt gar nie ganz be - freien können; es gibt zugleich den Grundton des Geſagten in ſeiner unveränderlichen Beſtän - digkeit und ſchmiegt ſich belebend und färbend jeder neuen Wendung ſo vielgeſtaltig an, daß man ſagen muß: Wahrlich, der Stil hat viel zu leiſten, wenn er auch nur die Stimme des Sprechenden zu erſetzen berufen iſt.
Nun ſagt man eben, wenn von den Vorzügen des Stils die Rede iſt, der beſte Stil ſei der, welcher der natürlichen Sprache am nächſten liegt. Der Stil iſt die Art der Mittheilung von Gedanken. (Gefühle äußert er erſt in dem Stadium, wo ſie ſchon zum Ge - danken abgeklärt ſind.) Das Organ der Gedan - kenmittheilung iſt die Sprache. Da nun der Stil die lebendige Sprache zu erſetzen hat, ſo wird er ſeinen Beruf am beſten erfüllen, wenn er hinter dem Zweck, das geſprochene Wort zu erſetzen, nicht zurückbleibt, aber auch nicht über ihn hi - nausgeht. Natürlichkeit iſt die Kunſt des Stils, was darüber hinausgeht iſt Künſtelei.
Das iſt wohl richtig und verdient volle Be - herzigung. Wer aber glaubt, damit das oberſte Stilgeſetz auf die einfache und goldene Regel „ Schreib, wie du ſprichſt “zurückführen zu können, der überſieht Eines, das von großer Wichtigkeit iſt. Man ſpricht zu Hörern, man ſchreibt für Leſer. Die Hörer ſprechen zu uns, die Leſer ſchweigen. Die Anweſenheit des Zuhörenden wirkt in doppelter Weiſe auf den Sprecher ein. Erſtlich: Einwürfe und Zwiſchenreden lenken den Gang und beſtimmen den Ton der Rede. Sieerhält dadurch das Gepräge der Unmittelbarkeit, der Nothwendigkeit, welche das Doppelſiegel der Natürlichkeit ſind. Zweitens: Der Hörer ſpricht auch wo er ſchweigt. Die Art, wie er zuhört, der Eindruck des Verſtehens oder Nichtverſtehens, des Zweifelns oder der Zuſtimmung wirkt wie eine lebendige Gegenrede, wie eine Art Mitſpre - chens und hält den Sprechenden damit wie mit feſtem Bande an der Wirklichkeit und Gegen - ſtändlichkeit des Geſpräches feſt. Da hat die Rede leicht natürlich ſein. Der Sprechende fühlt ſo unmittelbar, ſei es an den Worten, ſei es aus den Blicken ſeines Gegenparts, daß er ſich von der Natürlichkeit entfernt, daß ein Deklamiren und Zerflattern in die bloße Form rein aus - geſchloſſen iſt: er fühlt ſich augenblicklich als Komödiant, ſobald er nicht aus der Wahr - heit ſpricht. Dem Schreibenden fehlt dieſer Widerwart. Er hört nur ſich und ſieht nur ſeinen Gegenſtand. Daraus folgt eine Gefahr und eine Lizenz. Die Gefahr iſt, daß er ſich an dem eigenen Eifer entzündet und fort - fährt, ehe er wiſſen kann, ob ihm die Anderen folgen. Die Lizenz iſt die edle Freiheit, ſich von der Sprechweiſe der Sprechenden zu entfernen. Er darf, er kann, ja, er ſoll anders ſprechen, als Jener, der mit ſeinem Nachbar disputirt. Die rüde Uebertragung der alltäglichen Proſa aus dem „ Discurſe “in die Literatur, welche man heute vielfach als Natürlichkeit des Stils preiſt, ſcheint mir Unnatur. Sie iſt eben ſo affektirt, wie die Geſpreiztheit, welche Proſa in Jamben ſchreibt. Warum? Weil es mir natür -
bei den ungünſtigſten Ereigniſſen mit Ausdauer und Entſchloſſenheit gewirkt und durch ſeinen rich - tigen Blick im Terrain, durch klar und beſtimmt verfaßte Marſch - und Gefechts-Dispoſitionen ſich die vollſte Zufriedenheit ſeines Corps-Comman - danten erworben.
Feldzeugmeiſter Baron Ramming lernte die vorzüglichen Eigenſchaften, den raſtloſen Eifer, die Ausdauer und Pünktlichkeit Fröhlichs kennen und erbat ſich ihn zum Generalſtabs-Chef, als ihm nach dem Feldzuge anfänglich das General - Commando Prag, dann Hermannſtadt anvertraut wurde.
Mit Allerh. Entſchließung vom 13. Novem - ber 1866, bis zu welchem Tage er ſeit dem Ende des Krieges in Prag Generalſtabs-Chef war, wurde Fröhlich nun zum Generalſtabs-Chef beim General-Commando zu Hermannſtadt ernannt.
Mit Allerh. Entſchließung vom 22. Novem - ber 1868 zum Generalſtabs-Chef beim General - Commando in Ofen ernannt, vollendete er ſeine Generalſtabs-Dienſtleiſtung am 1. October 1870, mit welchem Tage ihn Se Majeſtät zum Briga - dier bei der 22. Inf. -Truppen-Diviſion ernannte. Am 30. April 1871 wurde er zum General - Major befördert. Von dem Generalſtab zuge - theilten Lieutenant an durchlief er ſomit in die - ſem Corps alle Stufen bis zum Generalmajor. Mit Ende Auguſt 1872 zum Commandanten der Wiener Neuſtädter Militär-Akademie ernannt, übernahm Fröhlich am 2. September 1872 das Commando dieſer Anſtalt.
Es iſt bekannt, daß der Commandant dieſer Anſtalt durchaus kein Recht hat, irgend eine Aenderung in der Akademie zu treffen und in Allem und Jedem von den vom k. k. Reichs - kriegsminiſterium herabgelangten Vorſchriften ab - hängig iſt. Generalmajor v. Fröhlich war aber mit Vielem nicht einverſtanden und fand ſich gezwungen in einem Memorandum jene Anträge zu ſtellen, deren Annahme ihm geeignet erſchien, der Academie allmälig ihren früheren guten Namen zu gewinnen. Dieſe Anträge wurden angenommen und die Akademie von ihm in einem ſo muſterhaften Zuſtande übergeben, den ſie früher nie erreicht hatte; vor Allem aber wurde ſie eine militäriſche Fachſchule.
Im April 1875 wurde Generalmajor Fröhlich vom Commando der Wiener Neuſtädter Academie enthoben und zum Commandanten der 13. Truppen - Diviſion ernannt und mit 25. October 1876 zum Feldmarſchall-Lieutenant befördert.
Ende des Jahres 1879 wurde FML. von Fröhlich durch das Prädicat „ Ritter v. Groara “ausgezeichnet und als Diviſionär nach Olmütz überſetzt; er übernahm das Commando der 5. Infanterie-Truppen-Diviſion. Am 2. Februar 1881 wurde er nach Penſionirung des FML. Drechsler zum Feſtungscommandanten von Olmütz ernannt.
Der neue Ehrenbürger der Stadt Olmütz, Geniedirector, Oberſtlieutenant Carl v. Tilzer, beſitzt ein Anrecht Olmütz ſeine zweite Vaterſtadt zu nennen. Er iſt der Sohn eines Militär - Beamten, der aus Sternberg ſtammt, ſeine Er - ziehung aber in Olmütz erhalten hat. Seine Mutter, Deutſche von Geburt, wie der Vater ſtammte aus Mähr. -Trübau, kam jedoch nach dem frühen Tode ihrer Eltern ſchon als Kind von 3 Jahren nach Olmütz, woſelbſt ſie bis zu ihrer Vermählung blieb. Die Eltern Tilzer’s ſprachen von Olmütz demzufolge ſtets wie von ihrer wirklichen Heimat.
Carl Tilzer wurde im Jahre 1832 zu Spalato in Dalmatien geboren und begann ſeine Studienlaufbahn in Olmütz im Jahre 1840 unter der Direction des Peter Faber.
Seine Mutter war nämlich, um ihre Kin - der nicht verwälſchen zu laſſen, aus Italien nach Olmütz gezogen, wo ſie ſo lange blieb, bis der Vater im Herbſte des Jahres 1842 nach Innsbruck überſetzt wurde.
Carl Tilzer begann ſeine militäriſche Carriére im Frühjahre 1849 wieder in Olmütz, indem er ſich zum Sapeur-Corps als Corps - Cadet aſſentiren ließ. In den Jahren 1851 bis 1855 frequentirte er die Genie-Academie in Kloſter-Bruck bei Znaim und wurde im Jahre 1855, Lieutenant in der Genie-Waffe.
Im Jahre 1859 wurde Tilzer zum Oberlieutenant befördert und wurde bei den Vertheidigungs-Inſtandſetzungsarbeiten der Feſtun - gen Legnago, Peſchiera und Verona verwendet, kam nach dem Feldzuge nach Trieſt, wo er bei Bauten bis zum Herbſte 1861 in Verwendung blieb, 1861 — 1862 abſolvirte er den höheren Genie-Curs, wurde im Jahre 1863 zum Haupt - mann 2. Claſſe und im Jahre 1866 zum Haupt - mann der 1. Claſſe befördert.
Im November 1866 vermählte ſich Tilzer und kam im Jahre 1868, nachdem er im Jahre 1862 in Spalato 1863 — 1866 in Cattaro und von 1866 — 1868 in Carlſtadt in Verwendung geſtanden hatte, zur Genie-Direction nach Comorn, 1869 zum 2. Genie-Regimente und im Sommer 1870 wieder nach Olmütz zur Genie - Direction daſelbſt.
Hier entwarf Tilzer den Plan zur öſt - lichen Stadterweiterung, wie er heute noch beſteht und zum Theile auch ausgeführt wurde.
Vom Jahre 1873 bis Ende 1876 verblieb Tilzer in Brünn in Dienſtleiſtung, kam Ende 1876 zum 2. Genie-Regimente, wurde im Mai 1877 zum Major befördert und der Genie - Direction in Comorn zugetheilt.
Im Jahre 1878 während des Occupations - feldzuges zum Genie-Director in Alt-Gradiska
lich und erlogen ſcheint, anzunehmen, daß irgend Jemand, wiſſend, daß er allein ſpricht und von Niemand unterbrochen wird, ſeine Rede genau ſo einrichte, wie wenn er mit Jemanden im Zwiegeſpräch wäre. Das Bewußtſein, der ſtille Pakt, der zwiſchen Leſern und Schriftſtellern darüber beſteht, daß ihm für eine gewiſſe Zeit das Wort ausſchließlich und ohne Unterbrechung überlaſſen bleibt, muß auf die Art ſeines Vortrages, auf Ton und Länge ſeiner Satz - bildung, auf die Folge und Anordnung ſeiner Gedanken und damit unwillkürlich auch auf die Vornehmheit ſeiner Worte und Wen - dungen unfehlbar zurückwirken. Es mag Einer noch ſo wenig auf Formen und Aeußerlichkeiten halten, er mag auf Natürlichkeit wie auf die höchſte Gottheit ſchwören, ſo wird er doch an dem Tag, wo er als Beiſtand oder Bräutigam vor den Altar tritt, ein beſſeres Kleid anlegen, als wenn er in die Wirthsſtube geht. Das Bewußt - ſein, daß Viele gleichzeitig auf ihn, als den Mittelpunct ſehen werden, legt ihm, und wäre er der rüdeſte Zimmergeſelle, dieſe Verpflichtung auf. Den Mann, der das Gegentheil thäte, würde man Alles eher, als einen „ natürlichen “Menſchen nennen. Ebenſo wird ein Menſch, der zuſammenhängend und ohne Unterbrechung zu reden, d. h. zu ſchreiben berufen iſt, ſich in ge - wiſſem Maße von der alltäglichen Sprechweiſe nur dann nicht entfernen, wenn er ſich das ausdrücklich vorgenommen hat und dann wird ſeine Natürlichkeit eben höchſt unnatürlich ſein.
Schreibe, wie du ſprichſt, heißt daher inmeinem Sinne nur ſo viel: Schreibe ſo klar, wie du ſprichſt und wo möglich noch klarer. Wolle nicht mehr ſagen, als du denkſt. Schreibe aber ſo ſchön, als du gerne ſprechen möchteſt. Schreibe ſo, wie du ſprechen würdeſt, wenn du beim Sprechen auch immer Zeit hätteſt, über das richtige Wort nachzudenken und das unrich - tige zu vermeiden.
Mit anderen Worten: der Stil iſt der Menſch, aber der Menſch in ſeinem Feiertags - kleide. Es mag dies Manchem weniger natürlich vorkommen, als wenn ich ſagen würde, der Stil iſt der Menſch an ſich, der ideale Menſch in edler apolloniſcher Nacktheit. Das würde idealer klingen, aber es wäre weniger wahr. Gewiß, der Stil ſoll den Menſchen wiederſpiegeln, der ihn ſchreibt, und ein ganzer Menſch wird auch in ſeinem Stil mit ſich Eins ſein und als ein Ganzes erſcheinen, ſo daß wir ei - nen weſentlichen Widerſpruch zwiſchen dem Menſchen, wie er ſchreibt und dem Menſchen, wie er lebt, nicht zu erkennen vermögen. Ich möchte das ſo ausdrücken: Das Leben zeigt den Mann wie er ſich zu den Menſchen ſtellt; der Stil kennzeichnet die Art, wie er den Dingen gegen - überſteht. Das Erſtere iſt von Temperament, Zufall und Intereſſen beeinflußt; das Zweite iſt der Ausfluß ſeiner objectiven Art, es iſt der Kern ſeines geiſtigen Weſens. Und in dieſem Sinne iſt der Stil der beſſere Menſch.
ernannt, wurde er Ende 1879 nach Sarajewo überſetzt. Daſelbſt entwarf er den Plan zu dem Gebäude für den dortigen militärwiſſenſchaftlichen Verein ſammt Parkanlage. Nebenbei ſei bemerkt daß das Militärcaſino in Sarajewo ein pracht - volles Heim beſitzt wie kein anderes Militärcaſino in Oeſterreich-Ungarn.
Im Jahre 1878 wurde Tilzer mit dem Militär-Verdienſtkreuz decorirt.
Im Jahre 1880 avancirte er zum Oberſt - lieutenant und kam als Genie-Director nach Travnik und Ende des Jahres 1882 nach Olmütz, woſelbſt ſeine erſte Arbeit der Ent - wurf einer Stadterweiterung im Weſten der Stadt war, wodurch der gerade Durchbruch beim Mitterthor ermöglicht wurde.
Im Laufe ſeiner 35jährigen Dienſtzeit er - hielt Herr Oberſtlieutenant Tilzer mehrfache Allerhöchſte Anerkennungen. Als Militär-Schrift - ſteller beſitzt er einen trefflicheu Ruf. In Aner - kennung ſeiner vorzüglichen Dienſtleiſtung wurde er im Jahre 1883 in den Adelſtand erhoben.
Die Woche der Reichstagswahlen hat mit dem heutigen Tage in Ungarn begonnen. So weit der Blick reicht, zeigt ſich nirgend ein Moment, aus welchem auf eine weſentliche Veränderung ſei es der inne - ren Conſtruction, ſei es der Machtverhältniſſe der Parteien geſchloſſen werden könnte. Die liberale Partei behält die Führung im Lande und die Herrſchaft im Parlamente — das kann heute als zweifellos betrachtet werden. Auch daß ihre nume - riſche Stärke unverringert dieſelbe ſein werde, wie am Schluß der abgelaufenen Legislaturperiode, kann nicht mehr fraglich erſcheinen, eine Majori - tät, groß genug zum Schutz und zum Trutz und hinreichend, um die poſitive Geſtaltungskraft des Abgeordnetenhauſes zur Entfalung zu bringen, iſt ihr alſo jedenfalls geſichert. Und ſo weit ſich die Chancen der Candidaturen heute beurtheilen laſſen, dürfte auch die Phyſignomie der Majori - tät keine Veränderung erfahren. Kaum in weni - gen, ganz vereinzelten Fällen dürfte irgend eine der Perſönlichkeiten, auf deren Anweſenheit im Reichstage die liberale Partei Gewicht legen muß, auf dem Schlachtfelde bleiben, und ſteht auch ein Zuwachs an friſchen und ſtrebſamen Kräften in Ausſicht. Ob mit der erneuten Majorität auch ein neuer Geiſt einziehen werde in das Haus?
Die gemäßigte Oppoſition, die mit ſchmettern - den Fanfaren und flatternden Fahnen auszog, um die politiſche Welt Ungarns zu erobern, ſie wird vorausſichtich mit gedämpften Tönen und eingerollten Kriegszeichen zurückkehren. Ja, ſie hat die Schlacht ſchon verloren, ehe das Treffen noch begonnen. Bei dem heftigen Anlauf, den ſie nahm, um in einem einzigen Sturm die liberale Partei und die Regierung hinwegzufegen, hat ſie raſch den Athem verloren, und aus der himmelſtürmen - den Aggreſſion iſt ſchnell eine recht mühſelige und betrübſame Vertheidigung geworden. Es iſt ja in hohem Grade characteriſtiſch, daß die Coalition, deren eingeſtandener und lärmvoll proclamirter Zweck der Sturz des Miniſteriums Tißa iſt, zu ſolchem Unternehmen nicht mehr als neunzig Can - didaturen aufzubringen vermochte! Und gleichviel nun, ob dieſe Unzulänglichkeit daraus reſultirt, daß ſich keine größere Zahl politiſcher Männer fand, welche die Ideen und Strebungen der ge - mäßigten O ppoſition zu begreifen im Stande oder zu vertreten gewillt ſind, oder daraus, daß die Wahlbezirke ſich gegen die Invaſion zur Wehre ſetzten und ſelbſt den Verſuch einer Candidatur zurückgewieſen: in jedem Falle iſt die eigentliche Tendenz der gemäßigten Oppoſition ſchon vor den Wahlen kläglich geſcheitert. Mit neunzig Mann — ſelbſt den ganz undenkbaren Fall vor - ausgeſetzt, daß alle neunzig gewählt würden — mit neunzig Mann, alſo mit kaum etwas mehr als dem fünften Theil des Abgeordnetenhauſes ſprengt man keine Majorität, ſtürzt man kein Cabinet und legt man die parlamentariſche Herr - ſchaft der Gegner nicht in Trümmer. Allein wie Viele von den oppoſitionellen Candidaten werden durch das grobe Wahlſieb zu Boden fallen, und wie viele Hoffnungen, die am Morgen keck em - porſchießen, werden am Abend geknickt am Boden liegen!
Weſentlich beſſer iſt es auch um die äußerſte Linke nicht beſtellt. Die Expanſivkraft dieſer Par - tei iſt völlig gebrochen, ihr Anhang im Volke[4]iſt zerſtoben und auf den fabelhaften Aufſchwung, den ſie vor drei Jahren genommen, iſt eben ſo raſch der Niedergang gefolgt. Sie wird empfind - liche Verluſte erleiden. Ein Factor, der entſchei - denden Einfluß auf die Hervorbringungen der Legislative übt, war die äußerſte Linke auch in den Tagen ihrer Blüthe nicht, und ſie wird alſo an politiſcher Bedeutung im Hauſe eigentlich nichts einbüßen.
Unter der Flagge der äußerſten Linken, von dieſer vielfach verleugnet, aber nicht wirkſam be - kämpft, ſteuert die Contrebande des Antiſemitis - mus. Von ihm zu ſprechen, koſtet uns Ueber - windung. Denn wie unbefangen und nüchtern man auch die Dinge anſchauen mag, über die Schmach, daß in Ungarn unter allen europäiſchen Staaten allein eine Partei oder eine Fraction ausſchließlich den Glaubens - und Racenfanatis - mus zur Grundlage ihrer politiſchen Exiſtenz machen kann, hilft keine Beſchönigung und keine Nachſicht hinweg. Aber ſprechen müſſen wir von dieſen Leuten, zunächſt, um die Thatſache zu con - ſtatiren, daß die ungariſche Nation in allen ihren Schichten den giftigen Trank, der ihr mit unglaub - licher Aufdringlichkeit credenzt wird, voll Ent - rüſtung und Ekel von ſich weiſt und daß ſelbſt die Wenigen, die ſich in einzelnen Neſtern feſt - geſetzt haben, ihre Wiederwahl mehr der Lauheit und Energieloſigkeit der Gegner, als der Anzie - hungskraft ihrer wahnſinnigen Lehren verdanken. Und ſprechen müſſen wir ferner von ihnen des - halb, weil ſich aller Welt peinlich die Wahrneh - mung aufdrängt, wie viel die antiſemitiſche Agi - tation zur Verrohung des öffentlichen Geiſtes und zur Verwilderung der Sitten beigetragen. Wer weiß es nicht, daß der Antiſemitismus die unſaubere Quelle jener bösartigen ſocialen Krank - heit iſt, die ſich in den Wahlexceſſen manifeſtirt? Der Antiſemitismus hat die Steine gehäuft, die der Straßenpöbel als Wahlargumente gebraucht hat, als Argumente freilich nicht mehr gegen die Juden, ſondern gegen alle Factoren der Ord - nung und des Geſetzes.
Faſſen wir nunmehr das Geſagte kurz zu - ſammen, ſo ſtellt ſich uns als vorausſichtliches Reſultat der Neuwahlen Folgendes dar: die Aggreſſion der oppoſitionellen Parteien iſt auf der ganzen Linie zurückgedrängt und die Herr - ſchaft der liberalen Partei iſt abermals geſichert. Die Herrſchaft — darunter verſtehen wir nicht nur die numeriſche Ueberlegenheit, ſondern auch die geiſtige Führung. Immer deutlicher tritt die Thatſache hervor und macht die Ueberzeugung ſich geltend, daß die liberale Partei allein es iſt, von der die Regenerirung der ungariſchen Zuſtände erwartet werden kann. Homogen in ihrer Zu - ſammenſetzung, einheitlich in ihrer Organiſation und klar und unzweideutig in ihren Beſtrebungen wird die liberale Partei aus der Berührung mit den Wählern zurückkehren, und darin liegt die Garantie ihrer dauernden Superiorität. Nur gilt es, den ſolcherweiſe geſteigerten Pflichten auch mit erhöhtem Eiſer gerecht zu werden — nicht lediglich in dem Rahmen der poſitiven Geſetz - gebung, ſondern auch in dem Hinauswirken auf das Land und auf die Bewegung der Geiſter. — Doch, das mag einem ſpätern Tage vorbe - halten ſein. Heute blickt die liberale Partei voll Zuverſicht und Vertrauen auf den Beginn der Wahlen; ſie werden bis ans Ende Zeugniß geben für den Sieg der geſunden Vernunft und der politiſchen Idee über Verdunkelung und per - ſönliche Tendenz.
iſt mit der nun erfolgten Conſtituirung des Niederöſterreichiſchen Bauernvereins ein weſent - licher Schritt nach vorwärts zu verzeichnen. Die - ſer Verein verfolgt die gleichen Tendenzen wie der Oberöſterreichiſche Bauernverein, der den Cle - ricalen bereits viele ſchwere Stunden bereitet hat. Obzwar in Niederöſterreich die clericale Partei nicht ſo weit verbreitet iſt wie in der Nachbar - provinz ob der Enns, ſo iſt doch ihr Einfluß, insbeſondere auf dem flachen Lande, in einer Reihe von Bezirken ein ſtarker, und da auch die Clericalen Niederöſterreichs im Parlament mit Tſchechen und Polen Hand in Hand gehen, kann man den neu gebildeten Bauernbund nur mit Befriedigung begrüßen, denn an der Spitze ſeinesProgramms ſteht die Unterſtützung des Deutſch - thums, an der es gerade in den bäuerlichen Kreiſen leider noch ſo vielfach mangelt.
„ Slovenski Gospodar “, vom 5. Juni l. J., das Organ der Herren Vosinak, Pokuklar und Baron Gödel-Lannoy, Vicepräſident des Ab - geordnetenhauſes bringt folgende Stilblüthe: „ Der Grazer Bürgermeiſter erfrechte ſich, eine Kundgebung auf die Mauern ſchlagen zu laſſen, in welcher er die Städter aufforderte, den Häup - tern des Schulvereins zu Ehren am Pfingſtfeier - tage die revolutionären ſchwarz-roth-goldenen Fetzen (cote) auszuhängen. Der Polizeivorſtand aber ließ die Kundmachungen herunterreißen. Zum Trotz kamen 1306 Schulvereinler, die ab - ſcheulich auf die Slovenen ſchimpften und beſon - ders Auſſerer betonte es, daß Unterſteiermark zu germaniſiren ſei, denn ſonſt haben die Deutſchen (Prajzi) keine Brücke zum adriatiſchem Meere. Der Univerſitäts-Rector feierte die Lutheriſchen „ goldenen Zeiten “, alle aber krähten grauslich die „ Wacht am Rhein “— das war nicht der Feiertag des heiligen Geiſtes, ſondern Faſching (Fašeng) preußiſcher beſoffener Tölpel und her - gelaufener Weiber. “— Wie würde gegen ein deutſchliberales Blatt vorgegangen werden, das ſich erlauben würde, gegen die „ Matice školſká “oder gegen eine nichtdeutſche Nationalität ſo zu ſprechen?!
fordert fortwährend neue Opfer. So wird aus Szegedin, 9. Juni berichtet: Als Markgraf Pallavicini mit ſeinen Anhängern, von Szegvar kommend, in Mindſzent anlangte, verhinderte der betrunkene, mit Stöcken bewaffnete Pöbel denſelben gewalt - thätiger Weiſe, ſeine Programmrede zu halten. Der Pöbel wollte die inzwiſchen in das Haus des Stuhlrichters geflüchteten Anhänger der liberalen Partei angreifen und den Cordon der Gendarmerie durchbrechen. Der Führer der Gen - darmen ward inſultirt und die Gendarmen wurden zu Boden geworfen. Der Pöbel begann das Thor zu ſtürmen und auf die Gendarmen zu ſchießen. Dieſe erwiederten das Feuer mit ſieben Schüſſen. Mehrere Perſonen wurden getödtet und mehrere verwundet. Die Stimmung iſt eine äußerſt erregte.
In Mindſzent gab es am 8. d. M. fünf Todte und drei Verwundete. Regierungs - Commiſſär Horvath und Candidat Szivak woll - ten auf dem Platze Reden halten, wurden aber vom Pöbel durch Spectakel daran gehindert; ſie zogen ſich dann ins Stuhlrichteramt zurück, wohin nur Wähler zugelaſſen wurden. Der Pöbel wollte ſich den Eingang in das Amtsgebäude erzwingen und griff die Gendarmerie an, die Feuer geben mußte; Todte und Verwundete blieben danach auf dem Platze.
In der geſtrigen Sitzung des Stadtverordneten - Collegiums wurde die Tagesordnung in folgen - der Weiſe erledigt: Ein Schreiben des penſionir - ten Wirthſchaftsverwalters Joſef Blaha ſowie die Anzeige des Theater-Directors Müller betreffend die erlegte Pacht-Caution wurden zur Kenntniß genommen. — Das Geſuch des Stadtarztes Herrn Zaſtiera um Verleihung des Bürgerrechtes wurde der dritten Section zugewieſen.
Herr Dr. Bayer ſtellt hierauf Namens der Section den Antrag Sr. Excellenz, dem Herrn Feſtungscommandanten Ritter v. Fröhlich und dem Geniedirect[o]r Herrn Oberſtlieutenant Carl v. Tilzer das Ehrenbürgerrecht derk. Hauptſtadt Olmütz zu verleihen u. z. mit Rückſicht auf die hervorragenden Ver - dienſte derſelben um die Förderung des öffent - lichen Wohles durch Begünſtigung und Unter - ſtützung der Unternehmungen der Gemeinde - repräſentanz in Bezug auf die Stadterweite - rung.
Die Abſtimmung über dieſen Antrag erfolgt nach der Geſchäftsordnung mittelſt Kugelung und wird derſelbe vom Collegium einſtimmig an - genommen.
Zur Anſchaffung von Montur und Armatur für zwei neu aufgenommene Sicherheitswachleute wurde der Betrag von 149 fl. 34 kr. bewilligt.
Schließlich erſtattete Herr Gemeinderath Lang den Bericht über den Stand der ſtädt. Induſtrie - werke. Dieſer Bericht, welchem einige Anträge beigefügt ſind und auf den wir noch zurückkommen werden, wurde dem Induſtrie-Comité zugewieſen.
In dem Befinden des er - krankten Vice-Präſidenten unſerer Handelskammer, Herrn Klob iſt ſeit geſtern eine erfreuliche Beſſe - rung eingetreten.
Ueberſetzt wurden die Regiments - ärzte 1. Claſſe Dr. Wenzel Wyt vom Inf-Rgt. Nr. 57 zum Inf. -Rgt. Nr. 93, Dr. Johann Zielina vom Inf. -Rgt. Nr. 57 zum Inf-Rgt. Nr. 20, der Regimentsarzt 2. Cl. Dr. Alexan - der Hauſſer vom Inf. -Rgt. Nr. 20 zum Inf. - Rgt. Nr. 57, der Oberarzt Dr. Karl Ritter vom Inf. -Rgt. Nr. 93 zum Inf-Rgt. Nr. 57, der Militär-Baurechnungs-Official Anton Hla - waczek von der Geniedirection in Olmütz zur Geniedirection in Wien, der Militär-Rechnungs - Aſſiſtent Alfred Hillebrand von der Geniedirec - tion in Serajewo zur Geniedirection in Olmütz, der Militär-Verpflegsverwalter Eduard Hörber, Vorſtand des Militär-Verpflegsmagazins in Ol - mütz in gleicher Eigenſchaft nach Cattaro.
Reclamatio - nen gegen die Wählerliſte des Stadtwahlbezirkes Olmütz müſſen beim k. k. Statthaltereirathe, Herrn Carl Khade eingebracht werden. Derſelbe dürfte auch zum k. k. Wahlcommiſſär bei der Wahl ſelbſt ernannt werden.
Zur Anſchaffung von Ehrengaben für das 2. mähr. Landesſchießen haben weitere Spenden gewidmet die Damen: Marie Zbitek, Joſefine Zbitek, Caroline Uhl in Wien, Marie Wenzel in Iglau, und Laura Scholda in Littau. — Wie wir vernehmen werden ſich die Wiener Schützen an dem mähr. Landesſchießen in zahl - reichſter Weiſe betheiligen und eine eigene Muſik - kapelle mitbringen. Ein Banderium von Reitern aus Olmütz und Umgebung ſoll ebenfalls gebildet werden und haben ſich bereits mehrere Herrn bereit erklärt daran theil zu nehmen.
Zu der Donners - tag, den 12. d. M. ſtattfindenden Frohnleich - namsfeier wurden die Spitzen der Behörden eingeladen. Die Feierlichkeit beginnt um 8 Uhr Früh in der Domkirche mit einem von Sr. biſchfl. Gnaden, dem hochw. Weihbiſchof Grafen Belrupt celebrirten Hochamte unter Aſſiſtenz des Metro - politancapitels. Eine Abtheilung des Inft. -Regts. Nr. 93 bildet hiebei im Schiffe der Kirche Spalier. Bei der hierauf ſtattfindenden Pro - ceſſion wird eine Compagnie des 93. Inft. -Regts. das Sanctiſſimum begleiten; derſelben ſchreitet die Muſikcapelle des genannten Regiments voran. Dieſelbe Compagnie gibt bei den 4 Altären am Reſidenzplatz, Niederring und Oberring, ſowie beim letzten Segen am Demplatze die vorge - ſchriebenen General-Dechargen ab. Zur Begleitung des Sanctiſſimum ſind ein Officier und 12 Unterofficiere des 93 Inft. -Rgts. beſtimmt. Zum Tragen des Baldachins ſind Officiere des 54., 93. und 100 Inft. -Rgts, des 1. Genie-Rgts., des 2. Feld-Art. -Rgts. und des 7. Feſtungs-Art. - Bataillons, dann 6 Unterofficiere des 93. J. -R., welche den Baldachin bei den Altären zu tragen haben, beordert. Unter dem Commando des Herrn Oberſten Sedlmeyer werden ferner ausrücken: 2 Bataillone des 54. 2 Bataillone des 93. und ein Bataillon des 100. Infanterie-Regiments, welche längs der weſtlichen Häuſerreihe am Nie - derring mit der Front gegen die Marienſäule und mit der Capelle des 54. Infanterie-Reg iments am linken Flügel in entwickelter Linie geſtellt ſein werden. Auf dem Oberringe wird längs der weſtlichen Häuſerreihe (Café Hirſch) 1 Bataillon des 1. Genie-Regiments poſtirt ſein, während Abtheilungen des 2. Feldartillerie-Regiments und des 7. Feſtungsbataillon längs der nördlichen Häuſerreihe des Oberringes, ſämmtliche Truppen in Parade-Ausrückung, mit Feldzeichen geſchmückt, aufgeſtellt ſein werden. Nach der Proceſſion wird die Defilirnng der ausgerückten Truppen bei der Hauptwache am Oberring vor dem Herrn Feſtungs - Commandanten FML. Ritt. v. Fröhlich ſtattfinden. Für den Fall ungünſtiger Witterung findet die Feier in der Domkirche ſtatt.
Morgen ſoll beim hieſigen Schwurgerichte die Strafver - handlung gegen den Sternberger Apotheker, Herrn Ferkel wegen Vergehens gegen die Sicher -[5] heit der Ehre begangen an dem Redacteur des Sternberger Volksblattes, Herrn Krick ſtattfinden. Herr Ferkel hat noch im letzten Momente für die in ſeinem Pamphlete gegen Herrn Krick enthaltenen ehrenrührigen Behauptungen den Wahrheitsbeweis angeboten. Der Vertreter der Anklage, Herr Dr. Markbreiter dürfte deßhalb zur Beibringung der Gegenbeweiſe wohl genö - thigt ſein morgen eine Vertagung der Verhand - lung zu beantragen.
Die morgen Abends ſtatt - findende Turnerkneipe wird nicht im Palais Maya, ſondern am Sommerturnplatze abgehalten werden.
Heute Abends ½ 9 Uhr findet ein muſikaliſcher Zapfenſtreich ausgeführt von der Militär-Capelle des 54. Inf. Rgts. Graf Thun-Hohenſtein ſtatt.
Eine Anzahl von ſlaviſchen Vertrauensmännern unſeres Bezirkes hat ſich am verfloſſeuen Sonn - abend geeinigt, Herrn Wysloužil aus Přikaz als Vertrauensmann unſeres Bezirkes für die tſchechiſche Parteiconferenz in Mähren zu nomi - niren. Gleichzeitig wurde ausgeſprochen, daß man nur einen Candidaten die Stimmen zu - wenden wolle, welcher Mitglied des tſchechi - ſchen Bauernvereines iſt. Dieſer Beſchluß richtet ſich wohl zunächſt gegen die Gegner des Herrn Demel im tſchechiſchen Lager ſelbſt, es iſt aber damit zugleich ausgeſprochen, daß man nur tſchechiſchen Candidaten die Stimmen geben werde und es wird alſo dekretirt, daß ein deutſcher Landwirth keine Ausſicht habe von ſeinen tſche - chiſchen Standesgenoſſen gewählt zu werden.
die auf ihrer Kunſtreiſe überall mit einem geradezu ſenſationellen Erfolge concer - tirte, wird morgen Mittwoch und übermorgen Donnerſtag im Hotel Pitſch ein Concert ver - anſtalten. Das „ Prager Tagblatt “vom 26. März l. J. ſchreibt über die Leiſtungen der Geſellſchaft: „ Die ſpaniſchen Glockenvirtuoſen Geſchwiſter Eſpira beſtehend aus zwei jugendli - chen Damen, zwei jungen Männern und drei, ſich noch vollſtändig in den Kinderſchuhen bewegenden Künſtlern, gaben geſtern Abends in dem ſehr gut beſuchten Sofieninſelſaale ihr erſtes Concert mit einem Erfolge, welcher den vorangegangenen Ruf die - ſer Künſtler-Geſellſchaft weit übertraf. Die manuelle Fertigkeit, künſtleriſche Präciſion in dem muſi - kaliſchen Gebrauche der vor den Künſtlern kun - terbunt auf einem Tiſche lagernden Glocken diverſer Größe ſind in der That überraſchend. Der Effect, der insbeſondere in den wechſelnden Tonfärbungen durch dieſes einfache, eherne, ſonſt ſchrille Inſtrument geliefert wird, wirkt in der angenehmſten Weiſe. Die techniſche Fertigkeit, der ſich ſchon an und für ſich durch ein exqui - ſites Auftreten beſonders günſtig einführenden Künſtlergeſellſchaft überwindet die ſchwierigſten Paſſagen, die wechſelnden Tempi und wechſeln - den Tonarten, ſowol im Solo als auch im En - ſemble mit vollſtändiger Correctheit und künſtle - riſcher Durchbildung. Die wie wol ſelbſtverſtänd - lich nothwendige Tonvermittlung liefert in direc - ter Weiſe ein Harmonium. Von dem im erſten Concerte gewählten Piegen, welche durchwegs ſtürmiſchen Beifall fanden und theilweiſe wieder - holt werden mußten, gebührt in erſter Reihe der „ Styrienne “von Eſpira, der „ Stradella “- Ouverture und den Onslowſchen Opernpot - pourri die beſondere Erwähnung. Die Kleinſte der Künſtlergeſellſchaft, die dritteinhalbjährige Laura, welche mit ſelbſtbewußter Manier auf das Podium trat, erwarb ſich ſchnell die Gunſt des geſammten Auditoriums. Die Glockenvirtu - oſen-Geſellſchaft Eſpira hat ſich durch ihr geſtri - ges erſtes Auftreten jedenfalls als Specialität erſten Ranges präſentirt. “
Geſtern Nachmittags 1 Uhr machte der Unter - kanonier Engelbert Fiehl der 4. Compagnie des 7. Feſtungsbataillons einen Selbſtmordverſuch, indem er aus dem 2. Stockwerke der Convikt - Kaſerne auf das Straßenpflaſter herabſprang. Der Selbſtmord-Candidat blieb beſinnungslos liegen und ſoll ſich derſelbe eine Gehirnerſchütte - rung und innere Verletzungen zugezogen haben. An ſeinem Aufkommen wird gezweifelt.
Unſere geſtrige Notitz über die Vermählung des Frls. Olga Schiepek haben wir dahin richtig zu ſtellen, daß nicht die Colo - raturſängerin Frl. Schiepek die glückliche Braut iſt, ſondern Frl. Olga Schiepek, die Tochter einesangeſehenen Bürgers von Kremſier, welche am 16. d. M. ihre Vermählung mit Herrn Wallenta in Kremfier feiert.
Aus Brünn, 8. Juni wird geſchrieben: Nachdem heute Vormittags unter dem Vorſitz des Abgeordneten Dr. Sturm eine vertrauliche Be - ſprechung des Executiv-Comités ſtattgehabt, wurde Nachmittags gleichfalls unter dem Präſidium Sturm’s eine Vertrauensmännerverſammlung der deutſch-liberalen Partei abgehalten, welche außer - ordentlich zahlreich beſucht war und mehrere Stunden währte. Faſt ſämmtliche Wahlbezirke waren vertreten, ſo daß die Betheiligung eine außergewöhnliche genannt werden kann und die erfreuliche Thatſache zu Tage trat, daß die Städte wie Landbezirke, welche bisher der deutſchen Partei gehörten, rüſtig vorgearbeitet hatten, ſo daß man annehmen kann, die Deut - ſchen werden auch künftig ihre bisherigen Poſitio - nen behaupten. An der Verſammlung hatten unter Anderen theilgenommen: die Reichsraths - Abgeordneteu Dr. Sturm, Dr. Promber, Auſpitz, Budig, Winterholler, Herrmann, Panowsky; die Landtags-Abneordneten Dr. Steinbrecher, d’Elvert, Dr. Frendl, Haaſe, Riſtl, Dr. Illek, Primaveſi, Maneth, Brix, Prei enhammer, Lichtblau, Miku - laſchek, Lebwohl; ferner die Bürgermeiſter Engel (Olmütz), Jungnickl (Znaim), Nowak (Auſpitz), Jiruſch (Seelowitz), Vogel (Pohrlitz), Zajicek (Proßnitz), Jeſchek (Kanitz), Fuchs (Neutitſchein), Schraller (Brüſau) und Stroß von der israeli - tiſchen Gemeinde in Weißkirchen. Die Verſamm - lung wurde von Dr. Sturm mit einer einleitenden Rede eröffnet, welche mit großem Beifall aufge - nommen ward. Sodann wurde ein von Dr. Sturm verfaßter Wahlaufruf, welchen das Executiv-Comite bereits genehmigt hatte, unter allgemeiner lebhaf - ter Zuſtimmung angenommen, worauf eine ein - gehende Beſprechung mit den anweſenden Land - tags-Abgeordneten und den Vertrauensmännern der einzelnen Bezirke erfolgte. Dieſe gaben die von ihnen gemachten Wahrnehmungen kund, welche meiſt für die deutſche Partei ſehr erfreuliche ſind. Es wurden ferner verſchiedene Candidaturen be - ſprochen, doch noch nicht definitiv aufgeſtellt. Von Brünner Abgeordneten verzichten wegen Kränklich - keit oder hohen Alters auf die Wiederwahl die Herren Kafka Dr. Wenzliczke sen. nnd Bochner. Auch Frantich in Weißkichen lehnte die Candi - datur ab. Betreffs Nominirung der Brünner Candidaten findet am Mittwoch Abends eine Sitzung des Gemeinde-Wahl-Comités ſtatt. Dem bisherigen Landeshauptmann - Stellv. ſprach Dr. Sturm anläßlich ſeines Rücktrittes Dank und Anerkennung aus. Die Candidatur des bisherigen Brünner Abgeordneten Hofrath ďElvert wurde mit allgemeinen Beifall begrüßt. Von allen wurde die außerordentliche und erfolgreiche Thätigkeit des Führers der Deutſchen Mährens, Dr. Sturm und des Dr. Promber rühmend anerkannt und wiederholt ausgeſprochen, daß jeder Wahlbezirk ſich glücklich ſchätzen könne, dieſe als Vertreter im Landtage zu haben. Der Wahlaufruf wird am Mittwoch veröffentlicht werden.
Das Miniſterinm des Innern hat in Folge des Erkenntniſſes des Reichsgerichtes vom 22. April d. J. die Bildung des deutſch - öſterreichiſchen Lehrerbundes bewilligt. Die Con - ſtituirung desſelben wird auf dem am 11, 12. 13. Auguſt in Troppau ſtattfindenden Erſten deutſch-öſterreichiſchen Lehrertag vorgenommen werden.
Die Section für öffentliche Geſundheitslehre des Wiener mediciniſchen Doctoren-Collegiums zog unlängſt einen Gegenſtand in Berathung, der geeignet iſt, die Aufmerkſamkeit des Publikums und der competenten Behörden zu erregen. Es handelte ſich um einen Antrag des Dr. J. M. Loebl, daß Friſeure und Raſeure verhalteu wer - den, ihre Utenſilien einer wirkſamen Desinfection nach jedesmaligem Gebrauche zu unterziehen. Das Desinfections-Mittel müßte eine Sublimat - löſung (1: 500 bis 1000) ſein, nachdem das - ſelbe keinen üblen und überhaupt keinen Geruch haben, nicht färben und die Utenſilien nicht be - ſchädigen dürfe. Der Inhaber eines Friſeurladens müßte verpflichtet ſein, ein Porzellan - oder Glas - gefäß in ſeinem Local zu haben, groß genug, um darin ſeine ſämmtlichen Bürſten und Kämme Raſirmeſſer und Scheeren, Haarkräusler ꝛc. unter - zubringen. Bei jedem Gebrauche werden dienöthigen Gegenſtände herausgenommen und mit einem Flüſſigkeit leicht aufſaugenden Tuche abge - trocknet. Was die Controle der Behörde anbe - langt, ſo wäre es genügend, wenn hiezu antori - ſirte Organe von Zeit zu Zeit das vorgeſchriebene Mittel auf Qualität und Quantität unter - ſuchten. Die gewiſſenhafte Durchführung der Maßregeln würde das Publicum ſelbſt con - troliren, vorausgeſetzt, daß ihm Ziel und Zweck derſelben bekannt iſt. Die angeregte Maßregel dürfte in Wien ſchon in der nächſten Zeit Geltung für das practiſche Leben erlan - gen, und wäre es auch gewiß ſehr angezeigt dieſelbe in Olmütz einzuführen.
Morgen Mittwoch: Reibgerſtelſuppe, Rindfleiſch, Spinat, Nockerln.
des deutſchen Schulvereins verſendet an die deutſchen Frauen und Mädchen von Graz nachſtehenden Aufruf, den wir allen Franen und und Mädchen — ſo weit die deutſche Zunge klingt — zur Beherzigung und Nachahmung empfehlen. Der Aufruf lautet: „ Verklungen iſt der Feſtes - jubel und ernſt mahnend tritt nun die Pflicht an uns heran Euch aus tiefſten Herzen zuzurufen: Auf, Ihr Frauen und Mädchen von Graz, dem Vororte der Steiermark! Erfüllt das Gelöbniß, das wir, auf den edlen Sinn deutſcher Frauen bauend, in Eurem Namen thaten! Erfaſſet Alle die hohe Bedeutung der Ziele des deutſchen Schul - vereins, tretet ihm Alle bei und fördert ſo nach Kräften ſeine idealen Zwecke! Helft Eure Mutter - ſprache wahren, den edelſten Hort deutſcher Bil - dung. Für den Vorſtand der Frauenortsgruppe Graz: Ninie Kinzel, Vorſteherin. Roſa Gräfin Attems, Eugenie Gräfin Wurmbrand, Vorſteherin - Stellvertreterinnen. “
Der Großfürſt Friedrich von Baden beſuchte kurz vor ſeiner Abreiſe nach Kiſſingen das Hoftheater ſeiner Reſi - denz und ließ dem Tenoriſten Götze, der eben ein Gaſtſpiel abſolvirte einen Kranz werfen, der den Vers auf den Schleifen trägt:
Wenn dieſes Beiſpiel auch bei audern deutſchen Fürſten Nachahmung finden ſollte, dann dürfte mancher deutſcher Sänger folgenden hübſchen Liederkranz zuſammenkriegen:
Das Innsbrucker Landes - muſeum iſt bekanntlich in jüngſter Zeit um ein zweites Stockwerk erhöht worden und der Architekt hatte zur Ausſchmückung der Metopen claſſiſch nackte Geſtalten verwendet. Die clericale Clique brach darüber in Zeter und Mordio aus und r[u]hte auch nicht eher, bis ſich der Architekt, um den lieben Landfrieden zu wahren, bereit fand, die antiken Nacktheiten durch Embleme zu erſetzen. Er hat nun ſein Verſprechen gehalten, die Torſi herabgenommen und an deren Stelle — Nacht - eulen einſetzen laſſen.
Wie oft hört man nicht, wenn die Rede auf dieſen oder jenen Verwandten, Freund oder Bekannten kommt, ſagen, „ dem geb ich auch nicht mehr lange, ſehen Sie nur ſein bleiches Geſicht, die eingefallenen Augen, hören Sie wie er hüſtelt und ſeine Stimme heiſer iſt, ſein Vater, ſeine Mutter ſind ja auch an einem ſchleichenden Leiden geſtorben, dasſelbe hat ſich vererbt ꝛc. ꝛc.
Pflicht eines Jeden ſollte es aber ſein, einen leidenden Freund oder Bekannten, namentlich im[6]Hinblick darauf, daß ſich häufig ſolche Leute über ihren eigenen Zuſtand täuſchen und nicht ahnen, daß auch auf ſie die Krankheit der Eltern oder Voreltern, ſei es nun Tuberculoſe, Scropheln oder Syphilis oder dgl., übergegangen iſt, — auf eine neue Heilmethode aufmerkſam zu machen, welche nach den überraſchend günſtigen Heilungen, welche mittelſt derſelben erzielt wurden, der größten Beachtung werth erſcheint. Wir meinen die Dr. Liebaut’ſche Regeneration, welche, auf 40jährigen Erfahrungen baſirend, zum Zweck hat, das im Blute kreiſende Gift — in den meiſten Fällen die Grundurſache alles Uebels — auf rationellſte Weiſe zu beſeitigen und durch Neubildung eines geſunden, normalen Blutes die vollſtändige Wiederherſtellung der Geſundheit herbeizuführen.
Alles Weitere ergibt ſich aus der ſoeben in 14. Auflage erſchienenen, hochintereſſanten Bro - ſchüre: „ Die Regeneration von Dr. Liebaut “, aus der übrigens die Adreſſen vieler geheilter Perſonen, bei welchen man ſich über die Reſultate der Kur unterrichten kann, zu entnehmen ſind.
Die Broſchüre iſt á 30 kr. in Olmütz bei Herrn Eduard Hölzel zu haben.
Im Zuſammenhange mit der Verleſung der Anklageſchrift conſtatirt der Präſident, daß das Ober-Landesgericht Wien in der Erwägung, daß der Verdacht vorliege, daß die Morde an Hlubek und Blöch mit dem Raubmorde an Eiſert in Berbindung ſtehen, das Wiener Landesgericht zur Führung des Proceſſes betreffs der erſterwähnten Morde delegirt hat.
Hierauf folgt das Verhör Stell - ma cher’s. Dasſelbe iſt ſehr kurz und draſtiſch.
Präſ. : Bekennen Sie ſich ſchuldig? — Angekl. : Was den erſten Theil betrifft, ja.
Präſ. : Betreffs der Ermordung des Blöch? — Angekl. : Ja.
Präſ. : Bezüglich der anderen ſtrafbaren Handlungen. ? — Angekl. : Nein.
Präſ. : Bezüglich Eiſerts? — Angekl. : Nein. —
Präſ. : Sie haben das Recht, der Anklage eine zuſammenhängende Darſtellung des Sachver - haltes entgegenzuſetzen. Wollen Sie davon Ge - brauch machen? — Angkl.: Ja, aber ich habe erſt etwas Anderes zu ſagen, was ich vor der Verhandlung vorbringen wollte, und ich möchte erſuchen, mir dies zu gewähren. Es betrifft eine Anklage — es betrifft zwar mich nicht direct, aber von dieſem Hugo Schenk ... (Der Ver - theidiger bemüht ſich bei dieſen Worten ver - gebens, den Angeklagten abzuwehren.)
Präſ. (unterbrechend): Der Fall Schenk gehört nicht hieher. Das Urtheil gegen Hugo Schenk iſt rechtskräftig. — Angekl. : Von dieſem Hugo Schenk ...
Präſ. : Bezüglich des Hugo Schenk laſſe ich Sie nicht ſprechen. — Angekl. : Es betrifft das doch mich.
Präſ. : Es hängt mit Hugo Schenk zu - ſammen, und ich laſſe Sie darüber nicht ſprechen. — Angekl. : Dann muß ich erklären, daß ich in der Verhandlung überhaupt kein Wort ſprechen werde.
Präſ. : Dann ſetzen Sie ſich nieder, und ich werde mit dem Beweisverfahren beginnen. — Stellmacher ſetzt ſich. Sein bleiches Geſicht iſt ein wenig geröthet. Er blickt erregt vor ſich hin. Der Angeklagte beabſichtigt, wie man weiß, im Auftrage Hugo Schenk’s die Beſchuldigung gegen den Staatsanwalt zu erheben, daß er im Namen von deſſen Frau ohne Vollmacht auf den Ertrag von deſſen Memoiren verzichtete.
Zunächſt gelangen nun die Local-Augenſchein - befunde nach der Ermordung Blöch’s, ſodann der Obductions-Befund des Ermordeten zur Ver - leſung. Den Sachverſtändigen wird hierauf die Schädeldecke Blöch’s zur Beſichtigung übergeben.
Der Vertheidiger ſpricht während der Verleſungen lebhaft mit dem Angeklagten. Dieſer übergiebt ſeinem Vertheidiger das Blatt Papier, von welchem Stellmacher einige auf Hugo Schenk bezügliche Stellen herableſen wollte. Der Verthei -diger begibt ſich zum Präſidenten, der das Pa - pier übernimmt.
Der Vertheidiger ſagt ſodann zu Stell - macher: Ich habe Ihnen vorgehalten, daß das, was Sie vorbringen wollten, nicht zur Sache gehört. Ich habe Ihnen vorgeſtellt, daß es in Ihrem eigenen Intereſſe iſt, da Sie den Raub - mord an Eiſert begangen zu habeu beſtreiten, Rede und Antwort zu ſtehen. Ich rathe Ihnen nochmals dazu. Stellmacher erhebt ſich und antwortet nicht. Er ſcheint zu zögern.
Präſ. : Sie haben das Recht, der Anklage eine zuſammenhängende Darſtellung des Sach - verhaltes entgegenzuſtellen. Sie haben das Recht, zu antworten, aber nicht die Pflicht; ich kann Sie nicht dazu zwingen und werde es natürlich auch nicht. Zunächſt werden wir das Beweis - verfahren fortſetzen.
Vertheidiger: Vielleicht haben Sie be - züglich dieſes Factums (Blöch) noch etwas vor - zubringen?
Präſ. : Ich glaube, wir laſſen bezüglich dieſes Factums vorläufig erſt das Beweisverfahren durchführen. — Stellmacher will hierauf ant - worten, der Präſident unterbricht ihn jedoch mit der Bemerkung: Ich ſage Ihnen nochmals, die andere Geſchichte laſſen wir; Ihr Schriftſtück befindet ſich nunmehr bei den Acten, ich werde es dem Staatsanwalte zeigen, aber eine Debatte über dieſe längſt abgethane Sache laſſe ich nicht zu.
Es wird Profeſſor Hoffmann vernommen, welcher mit dem Schädel des ermordeten Blöch in der Hand, die Verletzungen an demſelben demonſtrirt. Hierauf beginnt das Zeugenverhör. Dasſelbe beſchränkt ſich zunächſt auf die Ergreifnng Stellmacher’s nach der Ermordung Blöchs.
Joſeph Swoboda, Taglöhner, war eben - falls unter den Ergreifern Stellmacher’s. Er will gehört haben, wie dieſer nach dem erſten gegen ſeine Verfolger gerichteten Schuſſe rief: „ Das macht nichts, das iſt blind. “
Stellmacher erhebt ſich nun und be - merkt lächeld: Ich habe geſagt: „ Geht weg, ich könnte euch erſchießen! “ Ich wollte ihnen nur zeigen, daß ich ſchießen kann, und meinte, ſie werden mir vielleicht Platz machen zum Ent - rinnen.
Präſ. (zum Zeugen): Er ſoll ja auch ge - ſagt haben: „ Dumme Arbeiter, laßt mich gehen, ich bin auch ſo ein Arbeiter wie Ihr. “— Zeuge: Ja, das hat er geſagt.
Sicherheitswach-Inſpector Joſef Benedict erſchien in Begleitung des Bezirksarztes auf dem Thatorte und ſah die Leiche Blöch’s liegen. Die Verfolger brachten eben den Mörder zurück, den ſie an den Händen hielten. Drei Wachmänner gingen zur Seite, und ein vierter folgte, die Dynamit-Caſſete hoch in der Hand haltend. Man hörte Rufe: „ Sieh’ dein Opfer! “ Der Mörder ſah die Leiche an. Es herrſchte ein un - beſchreiblicher Lärm und wurden ſo heftige Drohungen gegen Stellmacher ausgeſtoßen, daß der Zeuge dreimal nach dem Säbel griff, um ihn zn ſchützen. Im Wachzimmer angelangt, ließ der Zeuge Stellmacher nackt entkleiden und ihm dann ein anderes Gewand anziehen. Er fragte ihn dann, wie er heiße, und erhielt zur Ant - wort: „ Schulze. “ Auf die Frage, warum er Blöch erſchoſſen habe, antwortete der Mörder: „ Weil er eine elende Creatur war. “
Der Präſident conſtatirt, daß nach der Ausſage dreier Wachleute Stellmacher bei der Einbringung geſagt hat: „ Ich habe den Schergen deßhalb erſchoſſen, weil er ſchon Vielen das Leben verkürzt hat. Mich hat die menſchliche Geſellſchaft zum Mörder gemacht. “
Der Angeklagte wird von dem Präſidenten über ſeine Ankunft in Wien befragt. Er beant - wortet nu: unweſentliche Punkte, antwortet aber auf die Frage, ſeit welchem Tage er in Wien war, wann er die Abſicht zur Ermordung Blöch’s gefaßt und in welcher Abſicht er nach Wien ge - kommen ſei: „ Darüber ſchweige ich. “ Er verlieſt endlich aus einem Schriftſtücke ſeine Rechtfertigung. Man habe den Arbeitern das Mittel entzogen, ſich zu verſtändigen, ihre Verſammlungen aufge - löſ[t], ferner in ihre Wohnungen eingebrochen, und deßhalb wollten wir zeigen, daß wir uns nicht Alles gefallen laſſen. Der Angeklagte entwickelt nun ſeine religiöſen Anſichten, wobei er vom Präſidenten unterbrochen wird. Er weiſt nur darauf hin, daß die Mutter angeſtrengt arbeiteund ſich nicht ihren Kindern widme, wobei er Thrähnen vergießt.
Präſ. : Ich ſehe, Sie ſind ergriffen; vielleicht ſetzen Sie ſpäter Ihre Worte fort. — Stell - macher nimmt Platz, ſpringt aber gleich wieder auf, ſchildert das traurige Los der Töchter der Arbeiter, welche verkümmern oder feile Diruen werden müſſen, hebt dem gegenüber das glückliche Los der Töchter der Reichen hervor, wie die Lage der Kapitaliſten überhaupt, und erwähnt zu ſeiner Vertheidigung, daß im Kriege Maſſen von Menſchen ohne Verſchulden umkommen. Die Ausdrücke, deren Stellmacher ſich hiebei bedient, rufen wiederholt energiſche Unterbrechungen des Präſidenten hervor.
Hotel Lauer. Muilwig Moſawetz, Kfm. Arad, Victor Neumann, Kfm. Breslau, Joſef Hermann, Kfm Wien, Franz Erthat, Kfm. Wien, Sam. Stein, Kfm. Brünn.
Wiener Mittagsbörſe vom 9. Juni 1884. Geld-Cours. in öſterr. Währg.
| Rente, Papier. | 80.47 |
| Ung. Papierr. 5% | 88.80 |
| Ung. Goldr. 4% | 91.92 |
| 5% Papierr .. | 95.85 |
| 1874 Wien. -Loſe | 127.75 |
| Ung. Präm. -Loſe | 115.40 |
| Theiß-Loſe ... | 115. — |
| Anglo-öſtr. -Bank | 111.10 |
| Wien[.]Bank-Ver. | 107. — |
| Credit-Actien. | 308. — |
| Ung. Cred. -Act. | 309. — |
| Länderbank .. | 103.30 |
| Unionbank ... | 106.25 |
| Nordbahn ... | 252.25 |
| Staatsbahn .. | 317.80 |
| Südbahn ... | 151.30 |
| Elbethal .... | 188.75 |
| Nordweſtb. I.A. | 180.25 |
| Carl Ludwigsb. | 286.75 |
| Lupkower ... | 170.75 |
| London .... | 122.10 |
| Napoleon ... | 9.68 |
| Reichs-Mark .. | 59.60 |
Herausgeber und verantwortlicher Redakteur Wilhelm Seethaler. Druck von Joſef Groak in Olmütz.
Benjamin FiechterSusanne HaafNote: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat).Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2018-01-26T15:49:55Z grepect GmbHNote: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2018-01-26T15:49:55Z Amelie MeisterNote: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2018-01-26T15:49:55Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe
Fraktur
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