Das „ Mähriſche Tagblatt “erſcheint mit[A]u[s]na[h]me der Sonn - und Feiertage täglich. Ausgabe 2 Uhr Nachmittag im Adminiſtrationslocale Niederring Nr. 41 neu. Abonnement für Olmütz: Ganzjährig fl. 10. — Halbjährig „ 5. — Vierteljährig „ 2.50 Monatlich „ — ·90 Zuſtellung ins Haus monat - lich 10 kr, Auswärts durch die Poſt: Ganzjährig fl. 14. — Halbjährig „ 7. — Vierteljährig „ 3.50 Einzelne Nummern 5 kr. Telephon Nr. 9.
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Ein officiöſes Reſidenzblatt veröffentlichte Freitag einen Mahnruf zur Verſöhnlichkeit, der ſcheinbar an Deutſche und Tſchechen zugleich ge - richtet war, thatſächlich aber die Erſteren zur Umkehr aufforderte, gerade als ob dieſe an den heutigen unerquicklichen Zuſtänden die Schuld trügen. Das officiöſe Blatt treibt da eine Vogel - ſtraußpolitik, weche natürlich die beabſichtigte Wirkung verfehlen muß, weil ſie nicht mit den gegebenen Thatſachen, ſondern mit Fictionen rechnet, deren Haltloſigkeit auf den erſten Blick zu erkennen iſt. Die deutſchen Abgeordneten, meint das Blatt, hätten wiederholt erklärt, daß ſie zu einer Verſtändigung bereit ſind und, ſo folgert es weiter, es wäre nunmehr ihre Aufgabe, dem Verſtändigungsgedanken in der Wählerſchaft Raum zu verſchaffen. Das iſt nur die halbe Wahrheit; die deutſchen Abgeordneten haben zugleich, was das officiöſe Blatt verſchweigt, die Bedingung geſtellt, die Sprachenverordnungen müßten zuvor zurückgenommen werden, und bisher iſt nicht das geringſte Anzeichen dafür vorhanden, daß die Regierung gewillt ſei, dieſe Forderung zu er - füllen. So lange aber Graf Badeni an ſeinen Verordnungen feſthält, bleiben die Wege zu einer friedlichen Auseinanderſetzung verſchüttet, darüber möge man ſich in Wien nicht der allergeringſten Täuſchung hingeben und dagegen werden ſich alle officiöſen Beſchwichtigungsverſuche als vollſtändig fruchtlos erweiſen.
Was thun die deutſchen Abgeordneten und was muthet man ihnen officiöſerſeits zu? Sietreten pflichtgemäß vor die Wähler, erläutern ihnen die im Abgeordnetenhauſe eingeſchlagene Politik des äußerſten Widerſtandes und verge - wiſſern ſich in Uebereinſtimmung mit ihren Auf - traggebern zu befinden. Das iſt ihre Pflicht, das müſſen ſie thun, anders können ſie nicht handeln, wenn ſie ihrer Aufgabe als Vertreter des Volkes und als kräftige Anwälte ſeiner Wünſche und Forderungen gerecht werden ſollen. Dazu kommt ein Zweites; die deutſchen Abgeordneten machen die Wählerſchaft auf die Nothwendigkeit auf - merkſam, auch fortan im äußerſten Widerſtande zu verharren, bis die Abhilfe wider die wohl - begründeten Beſchwerden der Deutſchen gefunden ſein wird. Das gebietet die Klugheit und die einfachſte politiſche Taktik, das Gegentheil wäre der ſchlimmſte Fehler; man legt die Rüſtung nicht ab, ſo lange der Kampf nicht beendigt oder ſo lange nicht die ſichere Ausſicht vorhanden iſt, daß er durch einen ehrenvollen Frieden beigelegt werden wird. Eine ſolche Ausſicht beſteht aber nicht, denn vorläufig verhalten ſich die Tſchechen ſchroff ablehnend und was die Regierung betrifft, ſo bietet ihr Verhalten nicht den geringſten An - haltspunkt, um beurtheilen zu können, ob und inwieweit ſie bereit ſei, den Deutſchen entgegen - zukommen.
Wir glauben es dem officiöſen Blatte gerne, daß es ihm angenehm wäre, wenn die ent - ſchloſſene Stimmung, die heute die Deutſchen Oeſterreichs erfüllt, erſchlaffen und wenn der Volksſtamm, der ſich ſo unvergängliche Verdienſte um den Staat erworben und dafür einen recht zweifelhaften Lohn erhalten hat, in die frühere falſche Gemüthlichkeit zurückfallen würde. Aberwenn das Wiener Regierungsorgan auf das Letztere rechnet, dann rechnet es eben ſehr falſch: die deutſchen Wähler wiſſen zu genau, was auf dem Spiele ſteht, als daß ſie ſich aus dem ſtarken moraliſchen Bollwerk, welches ſie ſich geſchaffen haben, hinausdiplomatiſiren ließen. Nach den trüben Erfahrungen, die ihnen zutheil ge - worden ſind, müſſen ſie in der kraftvollen Ent - ſchloſſenheit, die ſie für ihre nationale Stellung kämpfen und im Kampfe ausharren läßt, das einzige Rettungsmittel für die Gegenwart und für die Zukunft erblicken. Schwäche wäre ihr Verderben, Nachgiebigkeit in dieſer Stunde wäre der Anfang einer Reihe von Demüthigungen, deren Ende nicht abzuſehen iſt. Wenn in Brünn ſcharfe Worte gefallen ſind, worüber das officiöſe Blatt ſich ſehr gekränkt zeigt, ſo entſpricht dies durch - aus der Sachlage; dieſe Worte ſind der Aus - druck der herrſchenden Stimmung, und dieſe Stimmung iſt aus den vorliegenden Thatſachen entſtanden, ſie wurde weder durch die Abgeord - neten in die Wählerſchaft getragen, noch von dieſer den Abgeordneten eingeflößt.
Das Regierungsorgan warnt die gemäßigten Deutſchen vor dem Radicalismus. Es thäte beſſer, ſeine Warnung an die Adreſſe der Regierung zu richten. Alle Reden zuſammen können die Er - regung nicht ſo ſehr ſteigern, als dieß die be - hördlichen Maßregeln der letzten Tage gethan haben. Vereinsauflöſungen, Verſammlungsver - bote, Zeitungsbeſchlagnahmen und der vielbe - ſprochene Erlaß an die Landeschefs, der eine viel tiefere Wirkung hervorgerufen hat, als man in Wien zu ahnen ſcheint, ſind das unrichtigſte Mittel, den Frieden herzuſtellen. Die Deutſchen
Die nachfolgende Erzählung entnehmen wir dem neueſten Bande: „ Tiroler Geſchichten, “die ſoeben im Edlinger’ſchen Verlage zu Innsbruck erſchienen ſind und die abermals das Talent des bekannten Tiroler Humoriſten im vollen Lichte zeigen.
Hoch oben auf einer vorſpringenden Naſe des Jaufen ſteht, wenn auch nur aus mächtigen Baumſtämmen gezimmert, ein großer Bauernhof. Den Beſitzer desſelben nannte man im Thale den „ Gatterle[“](Gitterthor) Bauer.
Das kam ſo. Alle Felder und Wieſen waren dicht eingezäumt, denn unten aus dem Dorfe wurden im Sommer hindurch die Schafe und Ziegen in den Wald auf die Weide getrieben. Die Geißbuben aber legten lieber den Eichhörn - chen Schlingen oder nahmen Vogelneſter aus, oder ſie ſchwangen ſich vom ſchlanken Gipfel einer Fichte auf eine andere, ein recht waghalſiges, aber eben darum bei den Bergjungen ſehr be - liebtes Spiel. Die Schafe und Ziegen ſchlüpfen oft, ohne Aufſicht, von der mageren Weide gerne auf die Wieſen und Felder des genannten Hofes. Daher wurden dieſe ſo ſorgfältig verwahrt und alle Wege und Zugänge mit einem ſelbſtſchließenden Gitter verſehen. So entſtand der Name „ Gatterle - Bauer. “
Auf dem Hofe lebte eine Witwe mit ihrem einzigen Sohne, dem einſtigen Erben des nicht unanſehnlichen Anweſens. Die Bäuerin war, ſo wie man zu ſagen pflegt, ein gutes, braves Hausmutterle, und auf ihrem Hofe gab es eigentlich keine Knechte und Mägde, denn Alle lebten im Hauſe zuſammen, wie eine große Familie.
Der Sohn, der „ Gatterle-Hans, “wie man ihn nannte, hatte einen großen Fehler. Er war das einzige Kind ſeiner ſchwachen Mutter. Darum wurde er auch verhätſchelt und verzogen von früheſter Jugend an. So lange der Hof ſtand, war es ein einziges Mal vorgekommen, daß ein Knecht Knall und Fall entlaſſen wurde. Hans war damals fünf Jahre alt und purzelte in die Jauchengrube. Die Weiber auf dem Hofe, allen voran die Mutter, erhoben ein fürchterliches Jammerſchrei, als „ ’s Hanſele “, freilich nicht gerade ein ſchöner Anblick, mit weit ausgeſpreizten Armen daſtand und ebenfalls jammerte.
Chriſtl, der Jungknecht, nahm den triefen - den Burſchen und tauchte ihn fünf - bis ſechsmal tief in den großen Brunnentrog, trotz des Ge - ſchreies der Mutter. Die Reinigung war gründ - lich, und ſchmunzelnd meinte Chriſtl: „ ’s Hanſele iſt jetzern ſo ſauber, wie a friſch gewaſſerter Stockfiſch. “
Dieſe gewaltſame Reinigung und ganz be - ſonders der Vergleich ihres Herzenskindes mit einem Stockfiſch, das war der Bäuerin zu viel und ſie ſchickte den Chriſtl aus dem Dienſte;allerdings verſchaffte ſie ihm eine andere gute Stelle.
Der Gatterle-Hans wurde von dieſer Zeit an in der Schule „ g’waſſerter Stockfiſch “ge - nannt und dieſer Name blieb ihm bis in die ſpäteſten Jahre.
Er war ſonſt ein ſchmucker Burſche mit blonden Haaren und blauen Augen, die faſt mädchenhaft ſchüchtern in die Welt ſchauten. Und als um Kinn und Wange gar ein feiner, blonder Flaum zu wachſen begann, da guckte ihn gar manches nette Dirndl ermunternd an. Wagte er ſich einmal auf den Tanzboden, ſo hatte er aber nie den Muth, eines der Dirndln aufzufordern.
Die Kramer Lieſel hatte den Hans einmal am Arme gefaßt und ihn faſt gewaltſam zum Tanz gezwungen. Hans hatte natürliche Anlage hiezu. Die Muſik, das fröhliche Dirndl an der Seite und die luſtigen Jauchzer brachten ihn in die beſte Stimmung.
Als der Schuhplattler aus war und er mit ſeiner Partnerin in die Gaſtſtube zurückſchritt, ſpöttelte der „ Rofner-Sepp “: „ Lieſei, haſt Dir amal a Portion Stockfiſch vergunnt? “ Hans wurde erſt feuerroth im Geſicht, und als er die ſpöttiſchen Blicke ringsum auf ſich gerichtet ſah, ſtieg ihm der „ Hahn zu Kopfe, “wie man in Tirol ſagt. Hurtig zog er ſeine Joppe ab und warf ſie in eine Ecke. Der Rofner-Sepp des - gleichen. Die Anweſenden bildeten einen weiten Kreis im Tanzſaale, denn es war ſelbſtverſtänd - lich, daß nach einer ſolchen Beleidigung nur ein „ hurtiges Schmeißen “folgen konnte. Der ſonſt
geben nicht nach, ſie laſſen ſich durch officiöſe Kundgebungen weder einſchüchtern, noch beſchwich - tigen. Zuerſt müſſen die Verordnungen ver - ſchwinden, dann kann über das Weitere geſprochen werden.
Unter dem Mini - ſterium Taaffe wurde mit der Politik der Sprachenverordnungen begonnen, und man ſagte dem Miniſterpräſidenten ſchon damals voraus, daß dieſe Verordnungen nur der erſte Schritt auf dem Wege ſeien, auf welchem man zu der inneren tſchechiſchen Dienſtſprache gelangen werde. Graf Taaffe widerſprach entſchieden; aus ſeiner am 13. October 1885 abgegebenen Er - klärung läßt ſich vernehmen, daß er die unter ſeinem Regime hinausgegebenen Verordnungen als das äußerſte Zugeſtändniß an die Tſchechen betrachte. Der damalige Miniſterpräſident ſagte nämlich: „ Die Regierung erkennt die Nothwen - digkeit an, daß die deutſche Sprache eine beſon - dere Stellung in Oeſterreich haben muß, als Vermittlungsſprache und als Sprache, die von den Meiſten in Oeſterreich verſtanden wird. Die Regierung wird ſich daher in ſolchen Dingen nie auf einen einſeitigen nationalen Standpunkt ſtellen, ſondern ſich immer die Bedürfniſſe der Länder vor Augen halten. Daher iſt auch die Beſorgniß unbegründet, daß der Erlaß meines Collegen nur eine Etappe ſei, auf welcher man zur tſchechiſchen Dienſtſprache in Böhmen gelangen will. Dazu wird es nicht kommen, da die Verhältniſſe in Böhmen ganz andere ſind als in Galizien .... Ich kann erklären, daß die Verhältniſſe in Böhmen nicht derart ſind, um eine Verordnung wie die von 1869 (für Galzien) einzuführen. “ Seither ſind etwa zehn Jahre vergangen, und ſchon wurden neue Verordnungen hinausgegeben, welche die Taaffe’ſchen weit überholen, Verordnungen, die zwar noch nicht die ganze innere tſchechiſche Dienſt - ſprache anordnen, aber immerhin einen beträcht - lichen Anfang hiezu enthalten. Graf Taaffe ver - wahrte ſich nachdrücklich dagegen, daß den Tſche - chen in der Sprachenfrage nationale Zugeſtänd - niſſe gemacht werden ſollen; die jüngſten Ver - ordnungen ſind aber ein ganz offenkundiges na - tionales Zugeſtändniß der bedeutendſten Art. Wundert man ſich unter ſolchen Umſtänden noch, daß die Deutſchen von der ſchwerſten Sorge er - füllt ſind und mit einem entſchiedenen: „ Bis hieher und nicht weiter “antworten?
In der am 11. d. ſtattgefundenen Sitzung des Gemeinderathes der autonomen Stadt Steyr wurde ein Statt - haltereierlaß verleſen, worin es heißt, daß der Gemeinderath durch die Anfangs Mai erfolgte einſtimmige Faſſung einer Reſolution gegen dieSprachenverorbnungen ſich auf den Parteiſtand - punct geſtellt habe und daß insbeſondere nicht angenommen werden könne, daß die Gemeinde - vertretung bei Verſammlungen, in denen die fraglichen Sprachenverordnungen beſprochen wer - den, die Geſetze über das Vereins - und Ver - ſammlungsrecht mit voller Unbefangenheit zu handhaben imſtande ſein werde. Der Statthalter finde ſich daher im Grunde des Gemeinde - ſtatutes Sterr, ſowie des Geſetzes über das Vereinsrecht beſtimmt, die Handhabung des Ge - ſetzes über das Vereins -, reſpective Verſammlungs - recht hinſichtlich jener im Stadtgebiete Steyr ſtattfindenden Vereins - und ſonſtigen Verſamm - lungen, in welchen vorausſichtlich die fraglichen Sprachenverordnungen oder die derzeitige par - lamentariſche Lage überhaupt beſprochen werden könnten, bis auf weiteres der Bezirkshauptmann - ſchaft Steyr zu übertragen. — Der Gemeinde - rath hat ſofort einſtimmig und ohne Debatte eine Reſolution angenommen, wonach der Erlaß zur Kenntniß genommen, aber mit aller Ent - ſchiedenheit der darin enthaltene Vorwurf zurück - gewieſen und tief beklagt wird, daß durch die Form der getroffenen Verfügung des Statthalters dem Gemeinderathe die Möglichkeit, ſeine ſtaats - grundgeſetzlich gewährleiſtete Berechtigung zur Beſchließung von Petitionen im geſetzlichen In - ſtanzenzuge zu erhärten und gegen dieſe indirecte Maßregelung Schutz zu ſuchen, benommen wurde.
Die deutſchfortſchritt - liche „ Reichenberger Zeitung “ſchreibt: „ Gewiß ſind die Deutſchböhmen auch jetzt wieder zu einem Ausgleiche bereit; allein vor Allem beharren ſie darauf, daß zuvor die Sprachenverordnungen vom 5. April 1897 zurückgezogen und die Be - ſtimmungen der Wiener Vereinbarungen vom Jahre 1899 ſtricte durchgeführt werden. Bevor man uns daher mit neuen Ausgleichsverhand - lungen kommen darf, muß man zuerſt die Wiener Vereinbarungen in ihrer Gänze durchführen, und in dieſen war auch der Weg vorgezeichnet, auf welchem die Sprachenfrage in Böhmen gelöſt werden könnte. Nach den damaligen Verein - barungen ſollte nach der Abgrenzung der Gerichts - ſprengel die Verordnung vom 19. April 1880, betreffend den Gebrauch der Landesſprachen im Verkehre der Gerichts - und ſtaatsanwaltſchaftichen Behörden in Böhmen mit den Parteien und autonomen Behörden, einer Reviſion unterzogen werden. Da man aber die Wiener Punctation nicht einhielt, fiel dieſe „ Reviſion “weg und Graf Badeni ſuchte in einſeitiger Weiſe die Sprachen - frage in Böhmen durch eine neue Verordnung zu löſen. Mit welchem Erfolg, iſt bekannt! Wohin man auch immer hören mag, es herrſcht in allen Kreiſen des deutſchen Volkes in Böhmen über die durch die jüngſten Vorkommniſſe geſchaffene Lage nur eine Stimme, und die lautet: Nichtnachgeben! Man kann in Oeſterreich wohl ohne die Deutſchen, nicht aber ohne ſchwere Schädigung der Staatsintereſſen gegen die Deutſchen regieren! “
In tſchechiſchen Kreiſen wird für die Einberufung eines tſchechiſchen Abgeordnetentages agitirt, der am Cyrill - und Methud-Feſte in den Räumen des Prager Stadthauſes ſtattfinden ſoll. Wie ein von den Odmännern der tſchechiſchen Vereine in Brünn unterfertigter Aufruf vorſchlägt, ſollen zu dieſer Verſammlung ſämmtliche tſchechiſchen Volks - vertreter geladen werden, um eine Adreſſe an an den Kaiſer zu beſchließen, in welcher alle tſchechiſchen Forderungen und ein Proteſt gegen das Vorgehen der deutſchen Minorität Aufnahme finden ſollen. Ferner wird berichtet, daß in tſchechiſchen Kreiſen das Gerücht verbreitet ſei, die Ernennung Dr. Kaizl’s zum böhmiſchen Landsmannminiſter ſei vom Miniſterrathe bereits in Vorſchlag gebracht und vom Kaiſer beſtätigt worden. Nur die Zeit der Veröffentlichung dieſer Ernennung ſei noch offen gelaſſen.
Vor dem Wiener Schwurgerichte haben ſich heute und morgen die beiden ehemaligen Officiere Paul Bartmann und Joſef Waniczek wegen Verbrechens des Hochverrathes zu verant - worten und zwar Erſterer begangen durch Aus - ſpähung als unmittelbarer Urheber und ſtrafbar mit dem Tode durch den Strang, Letzterer als auf entferntere Weiſe betheiligt, jedoch bei be - ſonderer Gefährlichkeit des Unternehmens mit lebenslänglichem Kerker ſtrafbar. Beiden liegt zur Laſt, daß ſie militäriſche Geheimniſſe als Feſtungs - und Eiſenbahnpläne, Mobiliſirungsbefehle, Nach - richten über Heeresverpflegung u. dgl. an einen „ fremden Staat “gegen hohes Entgelt verriethen. Die Uebergabe aller dieſer Pläne und Aufzeich - nungen erfolgte in Wien zu Handen eines fremden Militärbevollmächtigten. Soviel erwieſen iſt, hat Bartmann von dem fremden Staate für ſeine Dienſte mindeſtens 42.000 fl. erhalten. Bemerkenswerth iſt, daß die Anklageſchrift es ſorgfältig vermeidet, den fremden Staat und deſſen in Wien lebenden Militärbevollmächtigten zu nennen; dieß geht ſoweit, daß es in einem ſonſt wörtlich aufgenommenen Briefe Bartmanns ſtets anſtatt des Namens des ausländiſchen Staates heißt: „ Ihr Reich. “
Bartmann war früher Oberlieutenant und Kriegskamerad des ſeinerzeit vielgenannten Haupt - mannes Huſſanowsky; aus gleichem Anlaſſe wurde auch dieſer des Officierscharacters verluſtig. Später
gefürchtete Raufer, der Rofner, hatte einen ſchlechten Tag, denn Hans, friſch und keck angreifend, ſchmiß ihn, nach kurzem Ringen, daß ihm die Rippen krachten. Himmelhoch ſtieg das Anſehen des ſonſt nur verſpotteten Hans nach dieſem Siege; aber er ſollte ſich deſſen nicht lange erfreuen.
Zeternd und jammernd durchbrach ſeine Mutter den Kreis und ſtürzte auf ihren Sohn hin. Willenlos ließ ſich dieſer hinausführen, und lautes Gelächter folgte ihm. Aus dem Fenſter wurde ihm Hut und Joppe nachgeworfen und der Rofner - Sepp ſang ihm als Trutzlied:
Nun war es allerdings mit dem Anſehen des armen Gatterle-Hans aus für alle Zeiten. Er wagte ſich nie mehr auf einen Tanzboden und ſchlich an Sonn - und Feiertagen ſcheu von und zur Kirche. Der kräftige Burſche, zum Mann herangereift, ſelbſt in den kleinſten Kleinigkeiten jeder Selbſtſtändigkeit durch die Hätſchelei ſeiner Mutter entfremdet, konnte ſich von dem Gängel - band derſelben nicht frei machen.
Da lebte unten im Dorfe ein Zimmermann und der hatte eine Tochter mit einem Mundwerk ſo ſcharf, wie ein friſch geſchliffenes Meſſer und einer Energie, wie ein Wachtmeiſter. Der Vater dieſes Dirndls lebte von ſeiner Hände Arbeit, die manches Jahr mehr, manches Jahr weniger abwarf, je nach dem es im Thale zu bauen gab. Verdiente er viel, brauchte er viel, und ſeine Tochter half ihm redlich dabei. Waren die Ein - nahmen mager, trank der Zimmermann Brannt - wein, und die Tochter war ſo unverträglich, wie „ die geborene Zuwidrigkeit. “
Des Zimmermann’s Annele hatte nun einen Plan entworfen, um aus dieſen ärmlichen Ver - hältniſſen herauszukommen, und der Gatterle - Hans erlebte zu ſeiner größten Verwunderung, daß er von dem nicht unſchönen, wegen ſeiner Schneid aber etwas gefürchteten Zimmermanns - Dirndl angeworben wurde, wie ſonſt ein Burſche ein Mädchen freit. Und das kam ſo:
An einem Sonntag Nachmittag lag der Hans auf der Waldwieſe unter einer Fichte und rauchte heimlich ſein Pfeifchen. Seine Mutter hielt das Rauchen für ſchädlich. Da krachte plötzlich hinter ihm der Zaun und als er aufblickte, bemerkte er das Zimmermann-Annele, wie ſie flink die Spälter emporkletterte und mit einem Satz neben ihn auf den Raſen ſprang.
„ Weißt, Hans, auf was ich heut’ ausgeh’? “ Haus ſchwieg und ſchaute verwundert auf das Dirndl, welches, mit den Enden der beiden mächtigen Zöpfe ſpielend, neben ihm ſaß. „ An Schatz will i mir auffangen, Hans, und gut iſt’s, daß i Di g’ſund’n hab’, denn an andern hätt’ i nit mögn. “
Nun begann das Mädchen eindringlich und ſchmeichelnd auf den Burſchen einzureden, wie er auf allen Orten verſpottet werde, wie ſchade es um ſo einen ſauberen Buben ſei, der einer der Erſten im Dorfe ſein müſſe, als einziger Sohndes Gatterle-Hofes und dann als der Einzige, der den Rofner-Sepp geſchmiſſen habe. Hans mußte dem Mädchen eigentlich recht geben und es brauchte gar keine große Ueberredung, ihn zu bewegen, mit dem Zimmermanns-Annele heute Abend noch den Kirchtag von Grabling zu beſuchen.
„ Teufel, “ſagte Hans aber bedenklich, „ was werd’ die Mutter ſag’n? “ „ Die Mutter? Sell werd’ ſchon i übernehmen! Biſt ja a g’wachſener Bua, den der Bart aus ’n G’ſicht ſticht, wie friſch g’ſahnter Klee im Langes (Frühjahr) aus einer Wieſ’n. Und nachher, Einer, den Rofner - Sepp fragt, ob’s ihn g’fällig ſei ’s Schmeißen, und der’n nachher a wirft, ſo Einer, mei lieber Hans, fragt nit erſt ſein’ Mutter, ob er mit ’n Schatz auf ’n Kirchtag darf. “
„ Mit ’n Schatz? “fragte vor ſich hinſinnend der Gatterle-Hans. „ Na freili, mit ’n Schatz! “eiferte nun Anna, ſchlug ihre Arme um ſeinen Hals und küßte den Burſchen herzhaft ab. Hans fand Gefallen an dieſer Liebeswerbung ſo gegen den Brauch, und gab bald die Küſſe doppelt und dreifach zurück. „ Oha, Du biſt ein leichtlerniger Bua, “lachte Annele, ſich verſchnaufend. „ Kimm lei, mit der Mutter red’ i. “
Die alte Gatterle-Bäuerin ſaß in der aus - getäfelten Stube, und da es ihr zu beſchwerlich wurde, auch zum Roſenkranz hinunter in die Dorfkirche zu ſteigen, pflegte ſie an Sonntagen in der heiligen Schrift zu leſen.
Als ſie den Hans, etwas verlegen allerdings, mit dem Zimmermann-Annele eintreten ſah,
[3]war er Diurniſt beim Lemberger Magiſtrate, verlor dieſe Stelle infolge eines Scandals mit ſeiner Gelieb - ten und trat dann mit dem ehemaligen Hauptmann Joſ. Waniczek in Verbindung, der ſeinerzeit in der Cadettenſchule ſein Lehrer war. Waniczek hatte in Lemberg ein militäriſches Informationsbureau, ſeine Gattin einen Modeſalon inne. Am 16. Fe - bruar laufenden Jahres ſiel es Con - ducteur Joſef Czygonski während der Eiſenbahn - fahrt von Lemberg nach Stryj auf, daß ein Rei - ſender von der Plattform aus fortwährend die militäriſche Bahn beobachtete und Notizen machte. Ueber telegrafiſche Anzeige des Conducteurs, auf den der Reiſende ſofort den Eindruck eines Spions machte, wurde derſelbe in Stryj verhaf - tet und als Paul Bartmann agnoscirt. Die in ſeiner Lemberger Wohnung vorgenommene Haus - durchſuchung förderte eine Menge Beweiſe ſeines hochverrätheriſchen Treibens zutage, insbeſondere ungemein gravirende Briefe an einen fremden Militärattaché, der in Wien domicilirt. Bartmann behauptete zwar urſprünglich, es handle ſich nur um die Herausgabe eines Werkes über Eiſenbahn - weſen, mußte aber nach Vorhalt der Briefe zum Geſtändniſſe ſchreiten. Zugleich ergab ſich aus den vorgefundenen Aufzeichnungen, daß Waniczek ihm behilflich und hiefür entſchädigt worden war. Auch dieſer wurde verhaftet und da die Delegirung der Wiener Schwurgerichtes erwirkt wurde, wur - den beide bereits am 18. Februar dem Wiener Landesgerichte eingeliefert. Aus einem Voracte ergibt ſich, daß Bartmann einmal ſeine Geliebte in Jaroslau mit einem dem Waniczek entlehnten Revolver bedrohte, wegen Erpreſſung und ver - ſuchter Körperverletzung angeklagt, jedoch frei - geſprochen wurde. Seit dem Jahre 1890 leiſtete er dem „ fremden Staate “Dienſte und laut eines bei ihm vorgefundenen Concepts war dieſer Staat „ wie kein Zweiter ſelbſt über die geheim - ſten Pläne Oeſterreichs “vorzüglich unterrichtet. Unter Hinweis darauf, bietet er in dieſem Briefe dem fremden Reiche „ gegen ein Honorar von 25.000 fl. und 5000 Francs Abfertigung “, ſeine weiteren Dienſte bis zum Jahre 1900 an. Wiewohl des Thatſächlichen geſtändig, iſt er dennoch bezüglich ſeiner Ausſagen verſchloſſen und behauptet, alle ſeine Leiſtungen beruhen auf ſeinen Studien, Erfahrungen und Combinationen; allein das Gutachten des Reichskriegsminiſteriums geht dahin, es ſei dies geradezu unmöglich.
Was dem Waniczek anbelangt, ſo hat der - ſelbe an den Mobiliſirungsplänen mitgearbeilet und in Kenntniß der Sachlage ſeinen Antheil an der Entlohnung gehabt, ſein Verſchulden wird daher nur als ein entfernteres angenommen.
Die Verhandlung leitet Hofrath Ritter von Holzinger, die Anklage vertritt Staatsanwalt Ritter von Kleeborn, in die Vertheidigung theilen ſich Dr. Joſef Kopp und Dr. Raben - lechner.
Anläßlich der Drei - faltigkeitsfeier begab ſich geſtern Morgens ½8 Uhr von der Stadtpfarrkirche zu St. Mauritz aus eine Proceſſion unter Führung des hochw. Propſtes Dr. Johann Weinlich zur heil. Dreifaltigkeits - ſäule auf den Oberring, woſelbſt derſelbe unter Aſſiſtenz der hochw. Pfarrgeiſtlichkeit an dem vor der Dreifaltigkeitsſäule errichteten Altare einen feierlichen Gottesdienſt celebrirte. Zur Beglei - tuug des Sanctiſſimum und zum Tragen des Baldachins war eine Abtheilung der k. k. priv. Scharfſchützen-Compagnie als Spalier und 12 Unterofficiere des Corps als Baldachin - und Fackelträger ausgerückt. Um ½9 Uhr Vormittags kehrte die Prozeſſion in die St. Maurizkirche zurück, woſelbſt der hochw. Probſt Dr. Weinlich den heil. Segen ertheilte.
Seine Excellenz der Herr Truppendiviſionär FML. Carl Freiherr von Mertens iſt geſtern Vormittags in Begleitung der Herren Stabsofficiere der Olmützer Garniſon vom Uebungsritte wieder hier eingetroffeu. — Die angeſuchte Ablegung der Oſſicierscharge wird bewilligt dem Lieutenant Joſef Konetzni, des Inftr. -Rgts. Nr 98.
Der Präſident des Brünner Strafgerichtes, Hofrath Dwořak ſoll, wie man uns mittheilt, demnächſt in den Ruheſtand treten; derſelbe war hier in den ſiebziger und Anfangs der achtziger Jahre als Landesgerichtsrath thätig. — Herr Landesgerichtsrath Teſař hat geſtern einen Urlaub angetreten. — Wie man uns heute mittheilt iſt in dem Befinden des kaiſerl. Rathes Herrn Carl Graeſer eine Beſſerung eingetreten, eine Nachricht, die ſeine hieſigen zahl - reichen Freunde erfreuen wird.
In der Pfarrkirche zu Maria Verkündigung in Laibach findet am 21. Juni d. J. die Trauung des Herrn Hubert Jerza[b]ek, Fabriksbeſitzer in Mähr. -Neuſtadt, mit Fräulein Louiſe Rauſchin ſtatt.
Samſtag Abends halb 6 Uhr fand vom Trauerhauſe, Sporergaſſe Nr. 17, aus, das Leichenbegängniß des hier verſtorbenen, allgemein geachteten Kaufmannes, Herrn Anton Wrba, unter äußerſt zahlreicher Betheiligung ſtatt. Nach der im Trauerhauſe erfolgten Ein - ſegnung der Leiche ſetzte ſich der Trauerzugzum Fried - hofe in Bewegung. Dem mit zahlreichen und präch - tigen Kränzen geſchmückten Sarge folgten die trauernden Hinterbliebenen, Herr Vicebürgermei - ſter Sachs, Herr Handels-Gremialvorſtand Hübl, mehrere Herren Gemeinderäthe und Stadtver - ordnete, die Mitglieder des Handelsgremiums, der Olmützer k. k. Scharfſchützengeſellſchaft und des erſter Olmützer Radfahrer-Clubs. Auf demFriedhofe fand ſodann die abermalige Einſegnung der Leiche ſtatt.
Herr Stadtrath Theodor Fiſcher wurde von einem tiefſchmerzlichen Verluſte be - troffen. Samſtag Nachts iſt nämlich in Iglau deſſen Mutter, Frau Anna Fiſcher im Alter von 65 Jahren nach nur kurzer Krankheit ver - ſtorben. Herr Stadtrath Fiſcher hat ſich, wie wir bereits meldeten, am letzten Samſtag nach Iglau begeben.
Die von der letzten Mitgliederverſammlung beſchloſſenen neuen Satzungen wurden bereits der hohen k. k. Statt - halterei vorgelegt.
Die an den Landesmittelſchulen angeſtellten Lehrperſonen wurden bereits verſtändigt, daß mit dem 1. Jänner 1898 die Erhöhung ihres Gehaltes eintreten wird u. z. in dem für das Lehrperſonal an Staatsſchulen beſtimmten Ausmaße. Die Zuſtellung der neuen Decrete wird rechtzeitig erfolgen.
Am nächſten Don - nerſtag, den 17. d. M. findet wie alljährlich von der Metropolitankirche zu „ St. Wenzel “aus der Frohnleichnamsumzug ſtatt. Während des um 7 Uhr Früh vom hochw. Fürſterzbiſchof Dr. Theodor Kohn celebrirten Hochamtes, bildet eine Abtheilung von einem Officier, 4 Unter - officieren und 40 Infanteriſten des Inft. -Regts. Nr. 93 im Kirchenſchiffe Spalier. Eine Compagnie des Landwehr Inft. -Regts. Nr. 13 mit der Muſikcapelle des 93. Inft. -Regts. begleitet die Proceſſion nnd gibt bei jedem der 4 Altäre ſowie bei dem letzten Segen bei der Domkirche die Dechargen ab. Unter dem Commando des Herr[n]Brigadiers Generalmajors Adolf Heimroth rücken nachfolgende Truppen aus: 1 Bataillon des Inftr. -Regts. Nr. 54, 2 Bataillone des Inft. -Regts. Nr. 93 mit der Fahne, 2 Bataillone des Inft. -Regts. Nr. 98 mit der Fahne und Muſik, 1 Bataillon des Landwehr. -Inft.-Regts. Nr. 13, eine Escadron des Drag. -Regts. Nr. 2, eine Escadron des Landwehr-Uhlanen-Regiments Nr. 4, je eine Batterie vom Detachemente des Corps-Art. -Regts. Nr. 1 und dem Div. -Art. - Regt. Nr. 2, letztere zu Fuß. Längs der beiden Häuſerreihen des Niederringes nehmen Aufſtellung: 1 Bataillon des Inft. -Regts. Nr. 54, 1½ Bataillon des Inft. -Regts. Nr. 93, 1 Bat. des Landw. -Inft.-Regts. Nr. 13 und je eine Batterie des Corps-Art. -Regts. Nr. 1 und des Div. -Art. Regts. Nr. 2. — Am Oberringe werden aufgeſtellt ſein: ½ Bataillon des Inft. - Regts. Nr. 93, 2 Bataillone des Inft. -Regts. Nr. 98 mit Fahne und Muſik. 1 Escadron des Drag. -Regts Nr. 2 und 1 Escadron des Landw. - Uhlanen-Regts. Nr. 4. — Im Falle ungünſtiger Witterung unterbleibt jede Ausrückung und rückt zum Gottesdienſte in der Domkirche nur das
nahm ſie den Naſenklemmer ab und ſah ſtaunend und ſprachlos die zwei jungen Leute an.
„ Grüaß Gott, Gatterle-Bäuerin, “begann Anna friſch und keck, „ ’s werd Enk neu ſein und leicht a unerwartet, aber i und der Hans haben a Liebſchaft anbandelt und daß d’ Leut’ ſegn, wie fein miar zuſammentaug’n, der Hans und i geh’n mir miteinand und zum Kirchtag’! “
Die alte Bäuerin ſtützte beide Fäuſte auf den Tiſch und erhob ſich langſam; die Füße waren ihr ſchwer wie Blei. Bedächtig ſchritt ſie zur Thür, tupfte mit den Fingern in das Weih - brunnkrüglein und beſprengte die beiden mit dem heiligen Waſſer. „ Daß die zwei Leut’ vom Teufel b’ſeſſen ſein, iſt eine ausg’machte Sach’! Im Namen Gottes und der heiligen Dreifaltigkeit, “ſegnete ſie, „ entfleuch, Satan! “
„ Na, na, Mutterl, “lachte Anna, „ den Teufel treibſt nimmer aus, der ſitzt ſchun zu feſt, “und luſtig zog ſie den Hans zur Thüre hinaus.
Hanſens Eintritt in das öffentliche Leben machte ſich nicht ſchlecht. Anfangs waren die Leute allerdings etwas verwundert, aber es wagte doch Niemand offenen Spott. Anna war vorſichtig genug geweſen, den Hans erſt in eine Weinſtube zu führen und denſelben ordentlich für den Kirchtag vorzubereiten. Ein ſtarker Burſche war er und halb angetrunken ließ er ſich keinen Spott gefallen.
Gleich beim Eintritt in den Tanzſaal drückte er den Sagſchneider-Jörgl, dem das Wort Stock -fiſch entſchlüpfte, an die Wand und gab ihm zwei ſchallende Ohrfeigen, eine links, eine rechts. Auf dieſe Art pflegten ſich die Burſchen einzuführen und gleich den Standpunkt feſtzuſetzen, den ſie einzunehmen wünſchen.
Am anderen Tage ſchnarchte Hans um zehn Uhr Früh noch im Belte, er, der ſonſt immer mit den Hühnern auf war. Von da ab ſtellte ſich Anna jeden Abend auf dem Gatterle-Hofe ein, die Bäuerin mochte ſchelten und ſchreien, wie ſie nur wollte. Auf allen Kirchentagen zogen die zwei Liebesleute herum, Hans ſeinem aufgedrun - genen Schatz willenlos folgend. Das Mädchen hatte eine gar wunderbare Gewalt über den jungen Burſchen. Er fühlte, daß er ſich nur an ihrer Seite halten konnte in der Geſellſchaft, und ihr Rath, ihre Anweiſung waren die Richtſchnur der er folgte. Dies neue Leben behagte dem Hans ungemein; er, der ſonſt die Sonn - und Feiertage einſam verträumte und furchtſam jeder Begegnung auswich, war nun einer der Geſuchteſten und Gefürchtetſten.
Dreiviertel Jahre verſtrichen auf dieſe Weiſe. Die Gatterle-Bäuerin wehrte, was ſie nur konnte um ihren Sohn aus dieſem Verhältniß zu reißen. Es gab keinen Wallfahrtsort im Lande, den ſie nicht entweder ſelbſt aufſuchte, oder wohin ſie nicht eine Wallfahrerin entſendete, um ihren Sohn von der „ Zimmermann’ſchen los zu beten. “ In einem Seitenthale wohnte eine alte Pechklauberin, der man nachſagte, ſie verſtünde allerlei Künſte. Da wurde die Bäuerin förmlich Stammgaſt. Bald fand der Hans unter ſeinem Kopfkiſſen eine Alraunwurzel. Einmal ſprang er fluchend auf und ſpuckte den erſten Schluck ſeines Früh - ſtück-Kaffees, den er als Hofſohn ausnahmsweiſe erhielt, aus. Wie Feuer brannte ſein Mund. Die Pechlerin hatte der Bäuerin ein „ Lieb-Abfreß - pülverl “mitgegeben und dieſe hatte dem Sohn im Uebereifer einen Eßlöffel voll in den Kaffee gemiſcht. Für gewöhnlichen Paprika doch eine zu große Doſis. Kurz, an allen Orten und bei allen Gelegenheiten fand Hans die Sympathie - mittel der Pechler-Hexe. Aber keines wollte zum Jammer der Mutter angreifen.
Mit der Zimmermanns-Anna hatte die Bäuerin auch einmal eine heimliche Unterredung gewagt. Den Hans wollte ſie loskaufen. Da kam ſie ſchön an. „ Etwan von der Hochzeit wöllt’s reden mit miar, Bäu’rin “, meinte ſie. „ Abkaufen laſſ’ i mir den Hans nit, i hab’ ihn zu gern, ſelb könnt’s mir glauben. So gern hab’ i den Buben, daß i als ſein’ Bäu’rin und Weib für alle Zeiten bei ihm bleiben werd’. “
Da ſprang die Bäuerin wüthend auf. „ Du, Du möchſt Gatterlehof-Bäu’rin werd’n, Du nichtsnutziges Menſch. Sell erlebſt nit, ſo lang i auf ’n Hof ſitz’, ſell erlebſt nit! “
„ Nit ſchön iſt’s, Bäu’rin, daß Oes Enkere Schwiegertochter ſo ſchimpft, ſell iſt nit ſchön. Wenn’s aber a Jurament abg’legt habt, daß i nit als Bäu’rin auf ’n Gatterlehof kumm’, ſo lang Oes d’rauf ſeid, macht’s Enk knana G’wiſſensbiſſen d’raus. Wenn i aufzieh’, zelm gehts Oes ja in’s
[4]Spalier, ſowie die Ehrencompagnie mit der Muſikcapelle aus.
An den dießjährigen Manövern zwiſchen dem 1. (Kcakauer) und dem 2. (Wiener) Corps werden ſeitens des 1. Corps außer ſämmtlichen Truppen der 5. und 12. Infanterie-Truppen - D[i]viſion und 46. Landwehr-Infanterie-Truppen - Diviſion noch theilnehmen: Das Dragoner-Re - giment Graf Paar Nr. 2, die 1. Artillerie - Brigade mit Ausnahme der reitenden Batterie - Diviſion Nr. 1, der Bataillonsſtab und 2 Compagnien des Pionnier-Bataillons Nr. 9 mit der halben leichten Kriegsbrücken-Equipage Nr. 36, endlich die Sanitäts - und Train-Abtheilungen des 1. Corps. Im Verbande der 46. Landwehr - Infanterie-Truppen-Diviſion ſind eingetheilt: Das 13., 15. und 16. Landwehr-Infanterie - Regiment, 2 Escadronen des Landwehr-Uhlanen - Regiments Nr. 4 und das Infanterie-Regiment Edler v. Krieghammer Nr. 100 mit allen vier Bataillonen. Die reſtlichen vier Escadronen des Landwehr-Uhlanen-Regiments Nr. 4 werden bei der 5 und 12. Infanterie-Truppen-Diviſion als Diviſions-Cavallerie eingetheilt. Das k. u. k. Diviſions-Artillerie-Regiment Nr. 1 iſt bei der Landwehr-Truppen-Diviſion als Diviſions-Artillerie zugetheilt. Die Verſammlung des 1. Corps hat derart zu erfolgen, daß dasſelbe am Abend des 30. Auguſt mit dem Dragoner-Regimente Graf Paar Nr 2 in Neutitſchein, die 5. Infanterie - Truppen-Diviſion im Raume Grätz-Skřipp (ſüd - lich Troppau), die 12. Infanterie-Truppen - Diviſion um Frankſtadt, endlich die 46. Land - wehr-Truppen-Diviſion um Freiberg concentrirt iſt. Von dieſen Orten aus marſchiren die Trup - pen am 31. Auguſt und 1. September in die Ausgangsſtakionen für die Schlußmanöver, welche erſt bekanntgegeben werden. Am 1. September beginnt das Kriegsverhältniß. Die Manöver enden am 4. September.
Die Tagesordnung der heutigen Sitzung des Stadtverordneten-Collegiums iſt folgende: Adele Griff, Marketenderin in der Landwehr-Cavallerie - Kaſerne bittet nm Erneuerung des Pachtvertrages der Cantine auf 3 oder 6 Jahre. — Der Ge - meinderath ſtellt den Antrag den Ankauf von Gründen zur Erbauung eines Verpflegs-Eta - bliſſement für das k. k. Aerar zu übernehmen. — Herr Kunibert Diedek erſucht um Verleihung des Bürgerrechtes. — Herr Johann Popelka erſucht um Verleihung des Heimaths - und Bürgerrechtes. — Herr Ernſt Sotornik erſucht um Verleihung des Heimaths - und Bürgerrechtes. — Herr Ed. Ziwny erſucht um Verleihung des Heimaths - und Bürger[r]echtes. — Recurs der Firma A. Bayer & Comp. in Prag als Beſitzer des Hauſes Nr. 85 alt in Olmütz Katharinengaſſe, widerden Bauerlaß vom 22. Mai 1897. — Bericht der 3. Section betreffend die Reorganiſation des ſtädt. Rechnungs-Controldienſtes (2. Leſung. ) — Bericht des Bauamtes über die Entwäſſerung des verſumpften Terrains zwiſchen Thereſiengaſſe und Alleegaſſe. — Antrag des Wirthſchaftsamtes auf Verpachtung eines Theiles der Lodenitzer Wieſen auf 12 Jahre. — Der Verwaltungsrath der höheren Töchterſchule in Olmütz bittet um Syſtemiſirung einer zweiten Hauptlehrerſtelle an der Communallehrerinnen-Bildungsanſtalt. — Bericht der 1. Section über das Geſuch der Firma A. Beyer & Comp. in Prag, um Preis - bemeſſung für an dieſe Firma abzutretenden Straßengrund (2. Leſung. ) — Bericht der 1. Section über die Abänderung des Lageplanes bei dem Thereſienplatze (2. Leſung. ) — Bericht der 1. Section über die Beſtimmung der Bau - linie für das Haus Nr. 85 alt, 13 neu, der Katharinengaſſe. — Bericht der 1. Section über die Herſtellung von Arreſtlocalitäten im Ge - meindehauſe. — Bericht der 3. Section über die eingelangten Geſuche wegen Verleihung der er - ledigten Sicherheitswachführerſtelle (2. Leſung. ) — Bericht der 2. Section über das Geſuch des Diurniſten Herrn Carl Skoda um eine Unter - ſtützung. (2. Leſung. ) — Bericht der 3. Section über die Bewerbungsgeſuche um die erledigte Bauadjunctenſtelle. (2. Leſung. ) — Bericht der 1. Section betreffend die Verlängerung des Contractes mit Herrn Nekwaſil in Angelegenheit eines Grundaustauſches. — Bericht des Gemeinde - rathes über den mit dem hohen k. k. Aerar betreffs des Doppelforts Nr. 1 bei Czernowier ab - zuſchließenden Kaufcs und über die mit den Czerno - wierer Anſaſſen abzuſchließenden Punctationen.
Bei herr - lichſtem Wetter fand geſtern das von der hieſigen Mädchen - und Frauen-Bundesgruppe des „ Nord - mährerbundes “veranſtaltete Frühconcert im Stadtparke ſtatt. Der Beſuch war ein immerhin recht anſehnlicher zu nennen und dürfte aus dem Concertertrage dem Nordmährer-Bundesfonde ein hübſches Schärflein zufließen. Daß dieſes Er - trägniß erzielt wurde, iſt namentlich den reizenden jungen Damen zu danken, welche ſich in liebens - würdigſter Weiſe an dem Verkaufe von Blumen betheiligten. Den Concertvorträgen der Muſik - capelle des 93. Infanterie-Regiments, welche ein gediegenes Programm in beſter Weiſe zur Aus - führung brachte, wurde die vollſte Anerkennung gezollt.
welches geſtern auf der Schießſtätte und auf dem Ausſtellungsplatze veranſtaltet wurde, erfreute ſich eines in jeder Beziehung glänzenden Erfolges. Der Beſuch war ein äußerſt zahlreicher und die Unterhaltung eine ſehr ungezwungene. Unſer wackerer Männergeſangsverein, der ſich bereitwil -ligſt in den Dienſt der guten Sache geſtellt hatte, war in voller Stärke erſchienen und brachte unter Lablers befeuernder Leitung einige Männer - Chöre in bekannt vorzüglicher Weiſe zum Vor - trage. Reichſter Beifall wurde der Sängerſchaar zutheil. Von Seite unſerer beiden Muſikcapellen wurde unter Leitung der Herren Capellmeiſter Bleſchin und Schubert ein ſehr abwechslungsrei - ches Concert-Programm ſehr exact ausgeführt. Ueber ſtürmiſches Verlangen des Publicums muß - ten die Muſikcapellen einige Zugaben machen. Aeußerſt lebhaft ging es auf dem Ausſtellungs - platze zu. Dort hatten reizende junge Damen Blumenverkaufsſtände errichtet, deren Vorrath bald erſchöpft war. Die Gemahlin des Herrn Generalmajors Heimroth übernahm in freund - licher Weiſe die Leitung dieſes Theiles des Feſt - programmes. den Höhepunct erreichte die Unter - haltung als gegen 8 Uhr Abends das Schneeball - werfen begann. Es war ein an heiteren Epiſoden reiches Bombardement, das die Feſtbeſucher gegen einander eröffneten und bei dem die Beſiegten über ihre Niederlage keineswegs erzürnt waren. Die Damen des „ Rothen Kreuzes “, an ihrer Spitze die Präſidenten Frau Gräſin Zierotin und die Präſidentin-Stellvertreterin Frau Marie Schrötter machten in liebenswürdigſter Weiſe die Hon[n]eurs. Frau Gräfin Zierotin nahm während des Feſtes Veranlaſſung Herrn Chor - meiſter Labler für die überaus freundliche Mit - wirkung des Männergeſangsvereines den wärmſten Dank auszuſprechen, wobei ſie es nicht an Worten ſchmeichelhafter Anerkennung über die Leiſtungen des Vereines fehlen ließ. An dem Feſte hatten u. A. theilgenommen: Se. Excellenz der Truppendiviſionär FML. Freiherr von Mertens Generalmajor Heimroth und zahlreiche andere militäriſche Würdenträger, Herr Altbürgermeiſter von Engel, mehrere Herren Gemeinderäthe und Stadtverordnete etc. Das Feſt endete erſt in vorgerückter Stunde. Sehr effectvoll geſtaltete ſich nach Eintritt der Dämmerung die Beleuchtung des Schießſtattgartens mit Auer’ſchen Gasglühlichtern. Der Schützgeſellſchaft gebührt die vollſte Anerkennung dafür, daß ſie dieſe Beleuchtungsart einführte; ſie hat dadurch dem Schießſtattgarten eine neue Annehmlichkeit verliehen. Eines wird die Geſell - ſchaft jedoch noch beſorgen müſſen: nämlich die Anbringung einer Schutzplache bei dem auf dem Ausſtellungsplatze befindlichen Muſikpavillon. Wer es geſtern mit anſah, wie die Muſiker der 93er Regimentscapelle, die auf dieſem Pavillon poſtirt waren, unter den ſengenden Sonnenſtrahlen litten, wird es begreiflich ſinden, wenn wir den Wunſch ausſprechen, daß eine ſolche Schutzplache baldigſt hergeſtellt werde.
Zu dem Berichte über die am Samſtag, den 12. l. M. abgehaltene Bezirks-Lehrer-Conferenz haben wir
Ausgeding — na, na, Mutterl, nit harb ſein, wir werden Enk gut halten, g’wiß gut, i und mein Mann, der junge Gatterlehof-Bauer.
Wie alt iſt er? Ja, ja, richtig, zwanzig vorbei. Da könnt’s ’n volljährig erklären laſſen, nachher müßt’s ihm den Hof ja ſo wie ſo abtreten.
„ Um kein Preis thu’ i ſell, merk’ Dir’s, um kein Preis, Du — Du — Du Zauberin Du, Du Liebtrank’lmiſcherin, Du — Du “.
Da ſtand das Mädchen auf und ſagte mit feſter Stimme: „ Und döcht g’ſchieht’s! Der Hans iſt öffentli als mein Schatz auftreten. Drei Burſchen hat er ſchon windelweich prügelt, zwegen purlauter Eiferſucht auf mi, ’s ganze Thal weiß, daß er zu mir in’s Fenſterl’n ſteigt. Kein Menſch kann mir von früher her a Wörtel nach - ſagen! Wenn ſo a Bu a a Rechtſchaffenheit im Herzen hat, a Diandl, dös er ſo behandelt, führ[t]er als Bäu’rin auf. So verſteh’ i die Sach’. Pfüat Gott, Gatterle-Bäu’rin. “
„ Ja richti, dös hött’ i bald no vergeſſen, “wendete ſie ſich noch einmal zur Bäu’rin zurück, „ ſchon zwegen dem thut der Hans mein gehören, weil i aus dem langweiligen Menſchen, aus dem Büaberl mit an Bart um Kinn und Wangen, den Oes aufgezogen habt, an rechtſchaffenen Burſchen g’macht hab’, der ſie nit verkriacht und hinter Mutter’s Schurz verſteckt, wenn er ang’ſpöttelt wird. So hab’ i den Hans für mi ſelber her’ - grichtet und nit, daß ’n die Thalmüller Theres, auf die’s alleweil ſpitzt, mir wegſchnappet. Könnt’s ihr’s ausrichten, dem ſcheinheiligen Ding! “
Am andern Tag erlebte die Gatterle-Bäuerin noch zwei Niederlagen, welche ſie vollſtändig niederdrückten.
Beim Thalmüller machte ſie als Braut - werberin Beſuch. Sie wollte noch einen Verſuch machen, die alte Macht über ihren gewiß nur verführten Sohn zu erringen und die Thal - müller-Tochter ſollte das Mittel ſein. Die Thereſe war ein überaus frommes Mädchen, ſcheu und ſchüchtern und ganz beſonders abhold dem Treiben der übrigen Dorfjugend. Als ſie in die Stube gerufen wurde und ihr die Müllersleute den Antrag der Gatterle-Bäuerin mittheilten, da konnte ſie ſich kaum faſſen vor Entrüſtung.
„ Sell wät’ für mi und die Thalmühl a Schand, wenn i den verlotterten Hans möcht’ und als Bäu’rin folget. So a Burſch, der taugt höchſtens für die Zimmermann-Anna, oder ihres, gleichen nnd nit für a rechtſchaffenes Diandl. “
Das war die erſte Niederlage. Die zweite folgte ſchnell. Beſchämt und niedergeſchlagen war die Bäuerin heimgekommen und fand in ihrer Stube ihrer wartend — den Herrn Pfarrer.
Der machte ein gar ſtrenges Geſicht und ging nach kurzer, trockener Einleitung ſofort auf den Zweck ſeiner Anweſenheit über.
„ So a Liebesverhältniß iſt eine Schand’ für die Gemeinde, ein ſchlechtes Beiſpiel für die Jugend und kurz und gut, i duld’s nit.
„ J g’wiß a nit, Herr Pfarrer, “jammerte die Bäuerin, „ ganz g’wiß nit und heut’ bin i ſchon d’cunt g’weſt beim Thalmüller zwegen dem Th’reſerl, und der Zimmermanniſchen hab’ i garden Hans abkaufen wollen und für Wallfahrten hab’ ich leicht g’rechnet, hundertfünf Gulden aus - geben. Nachher, was mi lei die Pecher-Hex koſtet hat “— erſchrocken hielt ſie ein.
„ Ja, ja, “brummte der Pfarrer, „ die Dummheit tritt da ſchon glei tüchtig auf. Kurz und gut. J war ſelber beim Zimmermann drunt und hab mit ’n Diandl g’red’t. Da wird nix mehr zu ändern ſein, Hochzeit wird g’macht, je bälder deſto beſſer und damit Amen. “
Und ſo wurde es auch. Die Zimmermann - Anna ſchaltet und ſcheltet von früh bis ſpät als Bäuerin auf dem Gatterle-Hof, die Dienſtboten, die da ein - und in Bäl[d]e wieder abziehen, ſo un - leidlich iſt die Bäuerin, geben ſich förmlich die Thürſchnalle in die Hand, und den jungen Gatterle - Bauer kann heute jeder Schulbube einen Stock - fiſch nennen.
Die Bäuerin hat ihren Zweck erreicht und ſchon in den erſten Wochen dafür geſorgt, daß der Mann tüchtig, „ eing’waſſert “würde, ein „ Siemandl “wie kein zweites im Thale.
Der arme Teufel hatte einen ſchlechten Tauſch gemacht. Das herrſchſüchtige Weib behandelte ihn gar ſchlecht. Er durfte es nie wagen, in ſeinem Hauſe eine Anordnung zu treffen, denn ſie wurde ſofort von der jungen Bäuerin widerrufen. Scheu und fürchtſam ſchlich er in Haus und Feld herum und die Knechte machten den Witz: „ Auf ’n Gatterle-Hof iſt ’s alleweil Faſttag, weil ſie zelm ’s ganze Jahr an Stock - fiſch haben. “
[5]noch nachzutragen, daß dieſelbe nach vollzogener Wahl ſeitens des Vorſitzenden mit einem Hoch! auf den Kaiſer geſchloſſen wurde. Im Anſchluſſe an dieſelbe fand die Bürgerſchullehrerconferenz ſtatt, in welcher Herr Theodor Knaute einen Vortrag über Reformbeſtrebungen auf dem Ge - b[i]ete des geographiſchen Unterrichtes hielt.
Der Kanzlei-Official der bieſigen k. k. Finanz-Bezirks-Direction Prokop Nedbal wurde zum Kanzlei-Adjuncten bei der k. k. Finanz-Landesdirection in Brünn ernannt.
Am letzten Freitag ſtarb die Mutter des Herrn Profeſſors Gaßmann in Linz. Herr Prof. Gaßmann hat ſich zum Leichen - begängniſſe dorthin begeben.
Der Olmützer Männergeſong-Verein beabſichtigt, im Laufe der nächſten Woche ſeine Sommer[li]edertafel abzuhalten. Die ausübenden Herren Mitglieder werden dem - nach erſucht, ſich morgen Dienſtag, den 15, zu einer Probe vollzählig einzufinden.
Der Gewerbeverein hat ſich mit dem Brudervereine in Jägerndorf wegen Veranſtaltung einer Studien - reiſe des Olmützer Gewerbevereines nach Jägern - dorf ins Einvernehmen geſetzt. Der freundlichſte Empfang wurde zugeſichert. Für den Beſuch wurde von Seite des Jägerndorfer Gewerbeverei - nes im allgemeinen folgendes Programm aufgeſtellt: Frühſchoppen, Webſtuhlfabrik, Orgelfabrik, k. k. Weberei-Fachſchule, Mittageſſen, Tuchfabrik, An - ſtalten des Gewerbevereines, Rundgang durch die Stadt in den Schützengarten, Concert. Alles Nähere wird demnächſt verlautbart werden.
An der landwirthſchaftlichen Lehranſtalt Francisco-Joſephinum in Mödling ſowie an der damit verbundenen Brauerſchule und Gärtnerſchule Eliſabethinum gelangen mit Beginn den Schuljahres 1897 / 98 mehrere Stipendien zur Verleihung. Competenten um dieſe Stipendien wollen ihre mit den nöthigen Belegen verſehenen Geſuche längſtens bis Ende Auguſt l. J. bei der Direction des Francisco - Joſephinum, von welcher auch Programme dieſer 3 Anſtalten zu beziehen ſind, einbringen.
Der in Folge der Witterungsungunſt vorigen Mittwoch verſchobene Ehrungsabend der Frauen - und Mädchenbundes - Gruppe des Bundes der Deutſchen Nordmährens findet nun definitiv Mittwoch, den 16. Juni d. J. Abends 8 Uhr im Reſtaurations - garten „ zur Stadt Retz “ſtatt und werden alle Mitglieder der Männer-Bundesgruppe, ſowie alle Stammes - und Geſinnungsgenoſſen hiezu höflichſt eingeladen. Im Falle ungünſtiger Witte - rung wird der Feſtabend auf den nächſten Donnerſtag, eventuell Samſtag verſchoben.
Am 9. d. fand die executive Feilbietung der gräflich St. Genois’ſchen Güter Kunzen - dorf und Repiſcht ſtatt. Der Schätzungs - werth von Kunzendorf betrug 1,065.757 fl. 49 kr., jener von Repiſcht 240.112 fl. 32 kr. Belehnt waren die beiden Güter von der Erſten mähriſchen Sparcaſſa mit 860.000 fl. Nachdem ſich Niemand fand, der dieſe Belehnungsſumme der genannten Sparcaſſa gezahlt hätte, ſo erſtand dieſe ſelbſt die beiden Güter, u. zw. Kunzendorf um den Kaufpreis von 400 000 fl., Repiſcht um 160.000 fl., alſo tief unter dem Schätzungswerthe.
das geſtern im großen Reſta[u]- rationsgarten zu Kloſter-Hradiſch abgehalten wurde, war maſſenhaft beſucht und mochten ſich an demſelben über tauſend Perſonen betheiligt haben. Das Comité hatte für Unterhaltung reich - lich vorgeſehen. Vielen Beifalles erfreuten ſich die Vorträge der ſtädt. Muſikcapelle. In den Abendſtunden wurde ein Gartenfeuerwerk abge - brannt, während die Muſikcapelle gleichzeitig den Marſch „ Mein Oeſterreich “anſtimmte.
Unſere Landsmännin Frl. Irma Hausner, eine Schweſter der Berliner Hofſchauſpielerin Frl. Bertha Hausner wurde für die kommende Saiſon an das „ Berliner Theater, “welches gegenwärtig Herr Praſch leitet, engagirt. — Der Tenoriſt, Herr Burggraf, der jüngſt in Hermanſtadt und Kronſtadt mit glänzendſtem Erfolge gaſtirte, hat von mehreren größeren Bühnen vortheilhafte Engagementsan - träge erhalten. — Herr Szengery, der unter Berghof hier als Barytoniſt mit bedeutendem Erfolge wirkte, iſt ins Tenorfach übergegangen. Dem tüchtigen Sänger wird es wohl auch auf dieſem Gebiete nicht an Beifall fehlen.
Der am 1. Juli 1897 fällig werdende Coupon der Pfandbriefe der I. mähr. Sparcaſſa wird bereits vom 21. Juni l. J. an der Hauptcaſſa abzugsfrei eingelöſt.
Geſtern ½12 Uhr Vormittags ſollte ein Gendarm einen total betrunkenen Strolch, der ſich in der Allee - ſtraße, nächſt dem Pöttingeum auf der Erde wälzte, und nur mit einer defecten Hoſe beklei - det, arr[e]tiren. Der Strolch widerſetzte ſich jedoch der A[r]retirung und konnte ſelbſt als zwei Sicher - heitswachmänner zu Hilfe herbeigeeilt waren, nicht gebändigt werden. Als man eben den Strolch emporhob, um ihn in die Stadt zu tragen, traf ein Wagen, in dem ſich ein Artillerie-Officier und ein Artillerie-Officiersſtellvertreter befanden, an der Stelle, wo ſich der Excedent befand, ein. Die beiden Herren verließen nun den Wagen und ſtellten ihn dem Gendarmen zum Transporte des Arretirten zur Verfügung. Der Strolch wurde hierauf in den Wagen ge - hoben. Der Gendarm und ein Wachmann ſetzten ſich neben denſelben und im Galopp ging es nun zur Frohnfeſte, woſelbſt der Arretirte inter - nirt wurde. Die Freundlichkeit der beiden Herren, die ihren Wagen zur Verfügung geſtellt hatten, verdient alle Anerkennung. Die Scene hatte Hunderte von Menſchen herbeigelockt.
Geſtern gegen 6 Uhr Abends iſt der beim hieſigen Schneidermeiſter, Adolf Schrott, Oberring Nr. 28, in Arbeit ſtehende 21jähriger Schneidergehilfe Eduard Schaffer aus Römerſtadt beim Baden im Marchfluſſe nächſt der Enveloppe ertrunken. Nachdem das Waſſer an jener Stelle nicht tief iſt, auch mehrere Kameraden des Verunglückten ſich in deſſen nächſter Nähe befanden, ſo muß angenommen werden, daß Schaffer von Krämpfen befallen oder aber von einem Schlaganfalle betroffen wurde und nur in Folge deſſen den Ertrinkungstod fand. Der von den Arbeitsgenoſſen des Ertrunkenen aus dem Waſſer gezogene Leichnam desſelben wurde nach Aufnahme des Thatbeſtandes in die ſtädt. Todtenkammer transportirt.
Beim Oeffnen eines iſraelitiſchen Grabes in dem derzeit zur Kremſierer Frohnfeſte gehörigen Gortens wurden viele Silbermünzen, Schmuckgegenſtände u. dgl. von großem Werthe gefunden.
für das zweite Halbjahr 1897 kommen für die Ferienzeit zwei kritiſche Tage zweiter Ordnung am 14. und am 29. Juli in Betracht, von denen der zweite allerdings „ ſehr wahrſcheinlich um eine Ordnung höher rücken “dürfte. Der Juli ſoll — nach Falb — im erſten Drittel verhält - nißmäßig ziemlich trocken verlaufen. Erſt mit dem Eintritte des zweiten Drittels iſt bedeu - tendere Zunahme der Niederſchläge zu erwarten. Namentlich dürfte die Häufigkeit der Gewitter auffällig werden, während im letzten Drittel, in welchem die Niederſchläge eine bedeutende Höhe erreichen, Gewitter doch verhältnißmäßig ſelten eintreten. Für den Auguſt ſoll verhältniß - mäßig trockenes Wetter zu erwarten ſein. Nur die erſten Tage dürften ſich noch ziemlich regneriſch geſtalten, ſagt Falb.
Am 12. d. M. Abends unternahm in Berlin der von der dortigen Gewerbeausſtellung bekannte Privat-Luftſchiffer Wölfert in Begleitung des Mechanikers Knobe mit ſeinem lenkbaren Luft - ſchiff[e]eine Probefahrt vom Tempelhofer Felde aus, wo ihm die Füllung und der Aufſtieg ſeitens der Militärbehörde geſtattet worden war. Der Ballon hatte eine beträchtliche Höhe, etwa 1000 Meter, erreicht, als eine ſtarke Detonation erfolgte. In demſelben Augenblicke ſtand der Ballon in Flammen. Die Gondel löſte ſich von der brennen - den Hülle und fiel mit raſender Geſchwindigkeit in der Nähe des Tempelhofer Feldes zu Boden. Man fand beide Inſaſſen verbrannt. Ueber dieſe Cataſtrophe liegen heute folgende Nachrichten vor: „ Der Aufſtieg des Ballons ging glatt von ſtatten. Plötzlich gerieth der Ballon — er iſt etwa 30 Meter hoch und 80 Meter lang — in Brand. Gerade als ein Güterzug die Streckepaſſirte, überflog er den Bahndamm, er hielt in einer Höhe von ungefähr 800 Metern über dem Hauſe Nr. 49 der Ringbahnſtraße, als Zuſchauer aus den Gärten und Fenſtern der gegenüber liegenden Straßenſeitezwei kleine Flammen, ähnlich wie empor[g]ereckte Arme wahrnahmen. Plötzlich ver - größerten ſich die Flammen, in blaugelben Strahlen ſchoſſen ſie auf, es erfolgte eine gewaltige Detonation, und eine Flammenſäule ſtieg praſſelnd auf. Die Untenſtehenden vernahmen laute Hilferufe aus der Gondel, während das Luftſchiff als Flammen - ſäule in ſchräger Richtung pfeilſchnell zur Erde ſchoß. Es landete in der äußerſten Ecke des Holz - platzes von Höltzel u. Trenner, dicht bei dem Pferdeſtall und einem kleinen Häuschen, das be - wohnt iſt, ſofort alles Holzwerk ringsum ent - zündend. Der Motor grub ſich faſt einen Meter tief in die Erde. Holzarbeiter ſprangen ſofort herzu, um zu retten und zu löſchen, da ergab ſich aber, daß der brennende Ballon gerade auf die Pumpe gefallen war und ſo die Arbeiter vom Waſſer abhielt. Als man ſich mit Knitteln einen Weg durch die Flammen gebahnt hatte, fand man die beiden Opfer der Cataſtrophe. Dr. Wölfert war vollſtändig unkenntlich, Haar und Bart total verſengt, die Augen ausgebrannt, die Hirnſchale zerſchmettert, ſo daß Blut und Hirn am Boden verſchüttet waren. Die Kleider ſind verkohlt, der Leib aufgeſchlitzt, ſo daß die Einge - weide hervordrangen; trotzdem gab er noch ſchwache Lebenszeichen. Mechaniker Knabe iſt durch Zerſchmetterung des Kopfes getödtet, die Hirn - ſchale war geſpalten, ein Bein gedrochen. Man nimmt als Entſtehungsgrund der Exploſion an, daß das Bambusrohr des Steuers beim Manö[v]- riren zerbrach. Und da unter dieſer Umſtänden die Fahrt nicht gut fortgeſetzt werden konnte, ſo beabſichtigte Dr. Wölfert, vor Anker zu gehen. Zu dieſem Zwecke mußte das über dem Motor befindliche Ventil geöffnet werden. Der Führer des Luftſchiffes vergaß unvorſichtigerweiſe, den Benzinmotor zu löſchen, und ſo ſchlug die Flamme in die ausſtrömenden Gaſe. “
Der am 11. d. M. in Düſſeldorf durchgeführte Ehrenbeleidigungsproceß der Lona Barriſon und ihres Gatten gegen den Redacteur des Düſſeldorfer „ Artiſt “, Waldemar Otto, endete mit der Verurtheilung Otto’s zu einer Geldſtrafe von 500 Mark, eventuell 50 Tagen Geſängniß, und 1000 Mark Schadenerſatz, zur Vernichtung aller Exemplare der die 10 beleidigenden Artikel enthaltenden Nummern des „ Artiſt “und zur Zahlung der Koſten, ſowie ſchließlich zur Publication des Urtheiles.
Einige halten den Brauch für ungeeignet, weil ſo viel flüſſige Nahrung die Verdauungskraft ſchwächen ſoll und durch ſie der Magenſaft verdünnt würde. Es iſt aber für dieſe Behauptung bisher nicht möglich geweſen, den geringſten Beweis zu liefern. Viel - mehr läßt ſich ein ſolches zu Gunſten der Suppe anführen. Denn eine Suppe verſchwindet faſt unmittelbar, ſobald ſie in den Magen gekommen iſt, und beeinträchtigt in keiner Weiſe den Magen - ſaft, welcher in ſeinen Zellen ſich angeſammelt hat und bereit iſt, zur Verdauung mitzuwirken. Die Gewohnheit, das Mittageſſen mit einer Suppe zu beginnen, hat ohne Zweifel ihren Urſprung in dem Umſtande, daß Nahrung in dieſer Form — in der That ſchon halb verdaut — ſofort ins Blut eintritt und raſch den Hung - rigen ſtärkt, wenn er nach beträchtlichem Faſten und großer Anſtrengung ſich mit einem Gefühle der Erſchöpfung hinſetzt und ſeine Hauptmahl - zeit einnimmt. In zwei bis drei Minuten, nach - dem er einen Teller warme Suppe zu ſich ge - nommen, fühlt er, daß ſeine Erſchöpfung ſchwindet und allmählig einem Grade von Wohlbehagen Platz macht. Manche Leute haben die Gewohn - heit, wenn ſie erſchöpft ſind, vor dem Eſſen ein Glas Branntwein oder dergleichen zu ſich zu nehmen, wodurch ſie aber gerade den Magen verderben und die Verdauung ſtören.
Bei einem aus der Gefangenſchaft in Afrika zurückkehrenden Soldaten wurden in Neapel mehrere Tauſend - lireſcheine gefunden, von denen einige mit Blut befleckt waren. Bei dem darüber angeſtellten Verhör kam beraus, daß der Mann als Ver - wundeter der Vertheilung von Geld und anderen gefundenen Gegenſtänden bei einem Trupp von[6]Abeſſyniern beiwohnte. Wie er ſah, daß dieſe die Billets als werthlos verbrennen wollten, redete er ihnen ein, es ſeien wunderthätige Heiligen - bilder, die zum Verbinden der Kranken verwendet würden. Es gelang ihm ſo, die Billets zu retten und dieſelben, nachdem ſie ihren Dienſt gethan hatten, für ſich zu bekommen.
Ein durch ſeine Thatigkeit auf dem Gebiete der Electrotechnik bekannter engliſcher Gelehrter ent - wickelte vor Kurzem, wie wir einer Mittheilung des Patentbureaus S. Fiſcher in Wien ent - nehmen, in einer Geſellſchaft ſeine Anſchauungen über die Telegraphie der Zukunft in folgender Weiſe: Es unterliegt keinem Zweifel, daß eine Zeit kommen wird, wo Kupferdrähte, Guttapercha und andere Mittel zum Umhüllen der Telegraphen - drähte ein Ding der Vergangenheit ſein werden. Wenn dann Jemand einem Freunde, deſſen Aufenthalt er nicht kennt, eine telegraphiſche Mittheilung machen will, wird er mit electro - magnetiſcher Stimme reden, die nur von Jenem vernommen wird, der das zugehörige electromagne - tiſche Hörorgan hat, die aber für jeden Anderen unhörbar iſt. Er ruft zum Beiſpiel: „ Wo biſt Du? “ Und die Antwort wird dann dem, der das Hörorgan beſitzt, vernehmbar werden. „ Ich be - finde mich im Schachte des Bergwerks, oder in der Mitte des Oceans oder über ſteige die Anden “ꝛc. Aber keine Antwort erſchallt und der Betreffende weiß dann, daß der Freund todt iſt. Was für ein Rufen und Sprechen mag dann von Pol zu Pol ſtattfinden, hörbar jedoch nur für den, dem es beſtimmt iſt, unvernehmbar für alle Uebrigen.
Manſchreibt der „ K. B. Ztg. “aus Münſter in Weſtf. : Im hieſigen Lortzing-Garten (Hamburger Hof) be - findet ſich ein alter, ſehr kräftiger Kaſtanien - baum, den man gewiſſermaßen als Albino zu bezeichnen verſucht wäre. Der Hauptſtamm iſt, im Gegenſatz zu ſeinesgleichen, dicht mit Laub beſetzt, das an kurzen Zweigen oder unmittelbar am Stamme wächſt. Dieſes reichliche Laub nun iſt faſt weiß, während die übrigen. an Aeſten und Zweigen ſitzenden Blätter, mit wenigen Ausnahmen, das gewöhnliche Grün zeigeu. Von Lichtabſchluß, wie er in dunkeln Kellern an Blumen die bekannte Folge der Nichtentwicklung von Chlorophyll hat, kann im vorliegenden Falle nicht die Rede ſein, da unmittelbar neben den weißen ſich grüne Blätter befinden. Im Schloßgarten wiederholt ſich an einem Kaſtanien - baum die gleiche Erſcheinung.
Man ſchreibt den „ M. N. N. “aus London, 30. Mai: Die ſchottiſche „ Sabbath-Allianz “, die ſich ſchon manches nette Stückchen geleiſtet hat, berieth auf ihrer letzten Sitzung mit großem Eifer, wie man Schottlands Kühe zu einem Halten des Sabbaths veranlaſſen könne. Die Thiere beſtehen nämlich darauf, auch Sonntags Milch zu produciren, was das Melken nöthig macht. Die Allianz empfiehlt nun, am Samſtag das Füttern zu unterlaſſen; ein chriſt - licher Kuhbeſitzer habe dieſes Mittel mit Erfolg angewandt, um die bisher nothwendige Sünde des Sonntagsmelkens in Zukunft aus der Welt zu ſchaffen.
Wie die „ Zeit - ſchrift für Verſicherungsweſen “mittheilt, gibt ein engliſcher Fahrrad-Fabrikant jedem Käufer ſeiner Maſchinen als Gratiszugabe eine Police, durch welche derſelbe gegen Unfall, Tod und Invalidi - tät, ſoweit ſolche beim Gebrauche des Rades ein - treten, verſichert iſt und ihm gleichzeitig der Erſatz desſelben im Diebſtahlsfalle zugeſichert iſt.
[Aus der „ Münchner Jugend “Nr. 23] Verkehrte Welt. Tante: „ Komm zu mir Karlchen! “ Karlchen: „ Erſt wenn Du mir ein Stück Kuchen gibſt, Tante. “ Tante: Nein, Du be - kommſt keinen Kuchen mehr. “ Karlchen: „ So? Dann komm’ ich auch nicht zu Dir ... ich will Dir den Eigenſinn ſchon abgewöhnen! “— Oxygen. Profeſſor der Chemie (im Laufe ſeiner Vorleſung): „ Ohne Oxygen, meine Herren, könnte der Menſch überhaupt nicht leben. Merkwürdiger Weiſe wurde dieſer für uns ſo unentbehrliche Stoff erſt vor etwa einem Jahr - hundert entdeckt. “ Studioſus Dämlich: „ Entſchuldigen Sie, daß ich Sie unterbreche, Herr Profeſſor — aber wie haben denn da die Leute vorher gelebt? “— Vom Ehemarkte. „ O Papa, bitte, bitte, gib Deine Einwilligung— der Vicomte iſt ein zu entzückender Menſch. “— „ Aber, Kind, Kind, — nach Allem, was ich über ihn gehört, muß er ein ganz werthloſer Menſch ſein. “— „ Ach, Papachen, wenn er werthlos iſt, dann kriegſt Du ihn ja gewiß billig. “— Sie: „ Habe ich nicht in tauſendfacher Weiſe gelitten, ſeitdem ich Deine Frau bin? “ Er: „ Mag ſein, aber in einer Weiſe ſicher noch nicht. “ Sie (empört): „ In welcher, wenn ich bitten darf? “ Er: „ In ſtummer Weiſe. “— Höchſter Realismus. Romanſchreiber: „ Mein liebes Fräulein, wollen Sie meine Frau werden? — — Aber ich bitte Sie, mein theuerſtes Mäd - chen, laſſen Sie mich noch einige Zeit auf die Antwort warten, ich muß in meinem neueſten Roman die Qualen der Unſicherheit ſchildern. “— Mr. Benham: „ Ich wollte, ich wäre noch ledig! “ Mrs. Benham: „ Du Ungeheuer von einem Menſchen! Was würdeſt Du dann thun? “ Mr. Benham: „ Dich wieder heiraten. “ Mrs. Benham: „ O Du entzückender Menſch! “— Vielverſprechend. — Junger Mann — ſagte ihr Vater — ich halte Sie für einen tüch - tigen, energiſchen Menſchen und habe durchaus nichts dagegen, Sie meinen Schwiegerſohn zu nennen. Aber bei einer derartigen Angelegenheit müſſen natürlich auch die Wünſche meiner Tochter in Betracht gezogen werden. — Glauben Sie, daß dieſelbe meine Gefühle jemals erwidern wird? — Daran zweifle ich nicht. Nur müſſen Sie ihr etwas Zeit laſſen, für den Moment iſt Sie nämlich zu ſehr von ihrem neuen Bicycle in Anſpruch genommen. “— Wahrſcheinlich. Alfred (ſchwärmeriſch:) „ Und bin ich wirklich der erſte Mann, den Du liebſt, Fifine? “ Made - moiſelle Fifine: „ Gewiß, gewiß! Wie komiſch ihr Männer doch ſeid — das hat mich thatſächlich Jeder gefragt. “— Ein gewal - tiger Unterſchied. Papa (welcher ſeinem Fritzchen das Weſen der Electricität zu erklären verſucht hat:) „ Alſo was iſt der Unterſchied zwiſchen dem Blitz und dem electriſchen Licht? “ Fritzchen: „ Für den Blitz braucht man nichts zu bezahlen. “— Schlagfertig. Mr. Fuſſy: „ Ich ſehe nicht ein, warum Du ſolch lächerlich weite Aermel trägſt; Du haſt ja nichts, um ſie auszufüllen. “— Mrs. Fuſſy: „ Füllſt Du vielleicht Deinen Cylinder aus? “
Münchner illuſtrirte Wochenſchrift für Kunſt und Leben (G. Hirth’s Verlag in München, Preis 3 Mk. pro Quartal), enthält u. A.: Farbiges Titelblatt von M. Ra - diguet (Paris); „ Roſen “, eine ſociale Hypotheſe von G. S.; „ Das Auge, “farbiges Vollbild von Otto Seitz; „ Im Nebel “, Proſaſkizze von Friedr. Picker; Einbanddecke zur Partitur von Schillings’ „ Ingwelde “, Zeichnung von Fritz Erler; „ Vor - ſchläge für die Internationale Kunſtausſtellung 1904 “, Vollbild von Julius Diez; „ Aus dem Gedankenſchatze des Ausſtellungs-Saal-Dieners Nepomuk Krautſtändl in München “; Gedichte von Ferd. Avenarius, Otto Ernſt; „ Iſar-Athene “, Zeichnung von L. Kirſchner; „ Parabel “, poli - tiſche Satire von Ki-Ki-Ki, illuſtrirt von Schmid - hammer; Türkiſche und Neugriechiſche Sinnſprüche von Maxim. Bern; Neues vom Sereniſſimus; „ Der Selbſtbinder “, Humoreske von Victor Ottmann; Kleine Münze; Briefkaſten der Re - daction; Witze; Humor des Auslandes; Son - ſtige künſtleriſche und literariſche Beiträge von Schmidt-Helmbrechts, Hegenbart, Chriſtianſen, Prochownik, H. Müller, Baraſcudts, Schmuz - Baudiß, Kleiter, Graſſet, Oertel, Caſpari, O. E. Hartleben.
Von der Wiener Wochenſchrift „ Die Zeit “iſt ſoeben das 141. Heft erſchienen. Aus dem Inhalt desſelben heben wir hervor: Miniſterielles Lebenselixir. Von K. — Der Tauſch-Proceß und das per ſönliche Regime. Von Richard Mercarius. — Die Schlacht bei Nádudvar. Von Dr. Hugo Ganz. — Zur Kritik der materia - liſtiſchen Geſchichtstheorie. Von Dr. D. Pasmanik. — Entdeckungen und Erfindungen. Von Leo Silberſtein. — Eine neue Geſchichte von Florenz. Von Richard Ehrenberg. — Die öſterreichiſchen Nibelungen. Von Guſtav Karpeles. — Kunſt und Leben auf Samoa. Von Richard Wallaſchek. — Die Schlierſee’r. Von Hermann Bahr. — Die Woche: „ Ein officiöſes Pflegekind der Groß - induſtrie “. — Bücher. — Revue der Revuen. — Feuerblumen. Von Paul Scheerbart. — Abonnements auf dieſe Wochenſchrift vierteljährlich 3 fl. nehmen die Poſt, alle Buchhandlungen unddie Adminſtration Wien, IX / 3, entgegen. Einzel - nummern á 30 kr. Probenummern gratis und franco.
Der Aufzug der Ver - einigungen ehemaliger Militärperſonen, penſio - nirter Officiere und Generale zu Gunſten der Abſchaffung der Stellvertretung und der Einfüh - rung der Heeresreform fand heute in den Haupt - ſtraßen ſtatt und verlief ohne Zwiſchenfall. Eine Deputation überreichte dem Könige eine diesbezüg - liche Petition.
Bei dem heutigen Rennen um den Grand-Pr[i]x de Paris kam „ Doge “als erſter, „ Roxelane “als zweiter und „ Paraſol “als dritter.
Infolge Ungewitters wurden einige Gegenden der Provinz Korinth überſchwemmt und die Eiſenbahnverbindungen unterbrochen,
Das große Joch der Rheinbrücke ſtürzte vorgeſtern Abends um 9 Uhr in den Rhein und ſchwamm brennend ſtromabwärts.
Die Polizei belegte die geſammte Auflage des Journals „ Marſelleza “wegen eines unter dem Titel: „ Erlöſung oder Tod “veröffentlichten Artikels mit Beſchlag.
Geſtern um Mitter - nacht wurde ein zweites ſtärkeres Erbeben in der Dauer von 5 Minuten verſpürt. In mehreren Stadttheilen iſt faſt jedes Haus beſchädigt. Ein 15 Fuß langes Stück des Thurmes der Cathedrale ſtürzte herab. Auch die Thürme anderer Kirchen ſowie mehrere öffentliche Gebäude wurden beſchä - digt. Acht Eingeborene wurden getödtet, viele andere verletzt. Europäer kamen nicht zu Schaden. — Auch in Hughli und Burdwan richtete das Erdbeben großen Schaden an.
(Meldung der „ Agence Havas. “) Der Gouverneur von Volo ver - öffentlicht eine Proclamation, in welcher zur Kenntniß der Bevölkerung gebracht wird, daß über Auftrag der kaiſerlichen Regierung das bewegliche und unbewegliche Eigenthum jener Perſonen, welche Theſſalien verließen und anders - wohin flüchteten, falls dieſelben mit ihren Fami - lien innerhalb 14 Tagen, von heute an gerechnet, nicht in ihr Heim zurückgekehrt ſind, zu Gunſten des türkiſchen Staates confiscirt werden wird. — Seifullah Paſcha richtete an den Kronprinzen Conſtantin von Griechenland ein Schreiben, in welchem er zur Anzeige bringt, daß das dritte Corps das Lager wechſeln werde, und um die Entſendung von Officieren behufs Aufklärung über manche Einzelheiten des Waffenſtillſtandes erſucht.
(Meldung der „ Agence Havas “.) Die Frage in Betreff der freien Ein - fahrt in den Golf Ambrakia bleibt trotz des ab - geſchloſſenen Waffenſtillftandes eine ſchwebende. — Außer dem an die Mächte geleiteten Proteſte wies die Regierung den Kronprinzen an, auch bei dem türkiſchen Generaliſſimus, welcher den allgemeinen Waffenſtillſtand unterzeichnete, zu proteſtiren. Einer weiteren Meldung zufolge, wurde die Einfahrt in den Golf von Ambrakia während des Tages für Handelsſchiffe für frei erklärt. — Der griechiſche Generalſtabschef begab ſich in das türkiſche Lager und regelte die Frage in Betreff der Vorpoſten. Indeſſen ſcheint es, daß die Türken noch immer die neutrale Zone überſchreiten.
Morgen findet die fünfte Sitzung für die Friedens-Verhandlun - gen ſtatt. Dieſelben nehmen einen regelmäßigen Fortgang. Bisher ſind keine unerwartete[n]ernſten Schwierigkeiten aufgetaucht, welche zu Zweifeln über eine Verſtändigung und den Abſchluß der Verhandlungen in dem vorausgeſehenen Zeit - raume Anlaß geben könnten.
Die hier tagende Ver - ſammlung der Reichsraths - und Landtagsabge - ordneten gab in ihrer heutigen Berathung folgendes[7]Communiqué heraus: Heute verſammelten ſich in Eger zahlreiche Reichsraths - und Landtags - abgeordnete aller deutſchfortſchrittlichen Partei - richtungen und beſchloſſen nach einem Berichte des Vorſitzenden des vorberathenden Aus - ſchuſſes, Abgeordneten Dr. Funke, einmüthig den Volkstag neuerlich für Sonntag den 11. Juli in Eger einzuberufen. Außerdem wurden die vor - berathenden Schritte wegen Einſtellung der Ge - ſchäfte im übertragenen Wirkungskreiſe ſeitens der deutſchen Gemeinden berathen und durch ein - müthigen Beſchluß feſtgeſtellt. Mit der Durch - ſührung ſämmtlicher Beſchlüſſe wurde der bisherige Ausſchuß betraut. Den Berathungen wohnte Bürgermeiſter Gſchier bei. Nach der Beſprechung der Abgeordneten begab ſich eine Menſchenmenge, ungefähr 2000 Perſonen, zum Kaiſer Joſef - Monumente, wo Abg. Iro eine kurze Anſprache hielt.
Als ſich der Präſident der Republik, Faure, heute Nachmittags zu dem Rennen um den Grand-Prix de Paris nach Longs Champs begab, feuerte ein junger Mann in der Richtung gegen den Präſidenten einen Revolverſchuß ab, ohne jemanden zu verletzen. Das Individuum wur[d]e verhaftet und es ſtellte ſich heraus, daß es Waffen und Stücke einer Bombe bei ſich trug.
Nach neueren Berichten wurde kein Revolverſchuß auf den Präſidenten abgegeben, ſondern eine mit Pulver geladene Gußſtahlröhre explodirte auf dem Wege, welchen er nahm, ohne daß jemand verletzt wurde. Man fand neben der Röhre ein unfläthiges Placat beleidigenden Inhaltes für den Präſidenten, eine Piſtole und ein kleines Dolchmeſſer, auf welchem Todesdrohungen gegen den Präſidenten eingravirt waren. Man glaubt, daß es ſich um das Werk eines Narren handelt. Ein Individuum, welches im Augenblicke der Exploſion entfloh, konnte nicht ausfindig gemacht werden.
Präfident Faure iſt um 6 Uhr Abends nach dem Palais Elyſée zurückgekehrt. Die Menſchenmenge, die von dem Attentate Kenntniß hatte, bereitete dem Präſidenten herzliche Ovationen.
7 Uhr 20 Min. Abends. Die Exploſion der mit Pulver gefüllten Röhre erfolgte in dem Augenblicke, als der Wagen des Präſidenten Faure die Cascade des Boulogner Wäldchens paſſirte, um nach dem Rennplatze einzubiegen. Der Urheber der Exploſion war zweifellos im Gebüſche verſteckt. Poliziſten, ſowie die umſtehenden Perſonen eilten ſofort der Rich - tung des Knalles nach, doch blieb eine ſorgfältige Durchſuchung des Gebüſches ohne Reſultat.
7 Uhr 52 M. Abends Die Höllenmaſchine, die auf dem Wege, den Präſident Faure nahm, zur Exploſion gebracht wurde, iſt eine Röhre von 15 Centimeter Länge, 6 Centimeter im Durchmeſſer und 2 Centimeter Dicke. Dieſelbe war mit Pulver und Schrott ge - füllt. Das von der Menge als Urheber der Ex - ploſion verdächtigte Individuum wurde ver - haftet und heißt Gallet. Von dem Polizei - Präfecten einem Verhör unterzogen, gab Gallet faſt gar keine Antwort. Auf dem Schafte der ge - fundenen Piſtole befindet ſich die Inſchrift: „ Felix Faure iſt verurtheilt. Elſaß-Lothringen, Köln. “ Gallet erklärte, ohne Profeſſion zu ſein und in der Rue Gida Levallois zu wohnen, wo gegen - wärtig eine Hausdurchſuchung vorgenommen wird.
Außerdem wurde ein zweites, 19 Jahre altes Individuum verhaftet und wird ſoeben verhört. Man glaubt, daß Gallet nicht der Urheber ſei. Man hält ihn für einen Irrſinnigen, der im Augenblicke der Vorbeifahrt des Präſidenten Rufe ausſtieß und ſo die Aufmerkſamkeit der Menge auf ſich zog.
Man vermuthet, daß der wahre Thäter im Dickicht verborgen blieb und entkommen konnte. Als Präſident Faure den Rennplatz verließ, brachte ihm das Publicum eine Ovation dar.
Ueber das angebliche Attentat auf den Präſidenten Faure liegen fol - gende Nachrichten vor: Die Polizei verhaftete drei verdächtige Individueu und nahm in deren Wohnungen Durchſuchungen vor. Nachdem jedoch nichts Belaſtendes vorgefunden wurde und die mit ihnen vom Unterſuchungsrichter vorgenomme - nen Verhöre keinen Schuldbeweis ergaben, wur - den die Verhafteten wieder um Mitternacht in Freiheit geſetzt. Der Polizeipräſident erklärte den bei ihm erſchienenen Journaliſten, es liege augen - ſcheinlich eine Myſtification vor; die Exploſion habe abſolut keinen Schaden anrichten können. Die auf der Stelle, wo die Exploſion ſtattfand, vorge - fundene Piſtole und das Dolchmeſſer ſeien mit theatraliſcher Abſichtlichkeit hingelegt worden. Die ſocialiſtiſchen Organe beſagen, das Ganze ſei nichts als eine Machination der Polizei. Aus einem Geſpräche mit einer im Gefolge des Präſidenten Faure befind - lich geweſenen, amtlichen Perſönlichkeit geht hervor, daß die Detonation in der Nähe eines Gebüſches gehört wurde, aus welchem man Rauch aufſteigen ſah. Als conſtatirt wurde, daß Niemand eine Verletzung erlitten habe, ſetzte der Wagen des Präſidenten den Weg zum Hippodrom fort. Zwei Polizeiagenten ſtürzten, ſofort nachdem die Detonation gehört worden war, auf das Gebüſch zu, aus welchem dieſelbe kam, fanden aber dort Niemand. Sie hoben mehrere Gegen - ſtände vom Boden auf, ſowie ein Stück Papier,auf dem die Worte geſchrieben waren: „ Hin - richtung Felix Faure’s. “ Die empörte Menſchenmenge, welche den einen der beiden Polizeiagenten, der ſich bei dem Gebüſche zur Erde gebückt hatte, um die dort liegenden Gegenſtände aufzunehmen, für den Urheber des Attentates hielt, hieb auf ihn mit Regenſchirmen und Stöcken ein, wobei der Agent blutige Ver - letzungen auf dem Kopfe erhielt. Nur mit Mühe konnte der Ueberfallene von den Poliziſten aus den Händen der Menge befreit werden.
Heute Morgens wurde der Hofſchauſpielerin Charlotte Wolter von den Aerzten eine Morphium-Inje[c]tion verabreicht. Frau Wolter liegt in vollſtändiger Agonie. Das Bewußtſein iſt nicht zurückgekehrt.
Hier ſind geſtern drei große Tuchfabriken und eine Spinnerei abgebrannt. Der Schaden iſt ein ſehr großer. Zahlreiche Arbeiter ſind durch dieſe Brände brotlos geworden.
am Wochenmarkt, den 12. Juni 1897.) Weizen per Hectoliter 6.40, 6.61, 7. —, Korn 4.80, 5.18, 5.50, Gerſte —. —, —. —, —. —, —. —, Heu 100 Kilo 2.60, 3.25, 3.90, Stroh 100 Kilo 1.96, 2.03, 2.10.
| Credit | 368. ¼ |
| Ung. Credit | 405¾ |
| Staatsbahn | 357. ½ |
| Lombarden | 88. ½ |
| Anglo | 160. ½ |
| Länderbank | 244. ¾ |
| Mai-Rente | —. — |
| Ung. Kronen | —. — |
| Oeſt. Kronen | —. — |
| Prager Eiſen | 690. — |
| Rima | 250. — |
| Alpine | 101.25 |
| Werndl | 319. — |
| Türken-Loſe | 57.90 |
| Mark | —. — |
| Bankverein | 258. — |
| Dampfſchiff | 481. — |
| Wr. Union | 302. ¼ |
| Brüxer | —. — |
| Böhm. Un. -Act. | —. — |
Druck von Joſef Groák in Olmütz.
Benjamin FiechterSusanne HaafNote: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat).Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2018-01-26T15:49:55Z grepect GmbHNote: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2018-01-26T15:49:55Z Amelie MeisterNote: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2018-01-26T15:49:55Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe
Fraktur
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