Das “Mähriſche Tagblatt” mit der illuſtr. alle 14 Tage 1 Bogen ſtark erſcheinenden „ Illuſtrirt. Sonntagsbeil. “erſcheint mit Ausnahme der Sonn - und Feiertage täglich. Ausgabe 2 Uhr Nachmittag im Adminiſtrationslocale. Niederring Nr. 41 neu ober den Fleiſchbänken.
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Der geſtrige Tag, an welchem der Büger - meiſter der Stadt Olmütz, Herr Joſef v. Engel ſein ſechzigſtes Wiegenfeſt beging, brachte demſel - ben eine außerordentlich große Anzahl von Ehrun - gen, welche neuerdings den Beweis erbrachten, welch’ großer Werthſchätzung und Hochachtung ſich das allverehrte Oberhaupt unſerer Stadt er - freut.
Alle Kreiſe der Stadt wetteiferten Herrn Bürgermeiſter v. Engel ihre Sympathien zum vollen Ausdruck zu bringen.
Beſonders glänzend geſtaltete ſich die Gra - tulationscour, welche geſtern Vormittags 11 Uhr im Bureau des Herrn Bürgermeiſters v. Engel ſtattfand.
Um die genannte Stunde verſammelten ſich im Gemeindeſaale die Herren Mitglieder des Stadtverordneten-Collegiums mit Herrn Vicebür - germeiſter Wilhelm Nather an der Spitze, die ſtädt. Beamtenſchaft mit den Herren Stadt - rath Franz Thometſchek und Rechnungsre - ferenten Franz Sitta an der Spitze, ferner Abordnungen aller hieſigen deutſchen Vereine und mehrerer Corporationen um Herrn Bürgermei - ſter v. Engel ihre Glückwünſche zu ſeinem ſech - zigſten Geburtsfeſte darzubringen.
Von den erſchienenen Corporationen wurde das Stadtverordneten-Collegium in den mit exotiſchen Gewächſen hübſch geſchmückten Amts-Bureau des Herrn Bürgermeiſters von Engel zuerſt empfangen.
Herr Vicebürgermeiſter Wilhelm Nather welcher an der Spitze der Herren Stadtverord - neten ſtand, richtete an Herrn Bürgermeiſter von Engel folgende formvollendete Anſprache:
Euer Hochwohlgeboren! Geehrter Herr Bürgermeiſter!
Geſtatten ſie heute, am Gedenktage Ihrer Geburt, welchen Sie bis nun im vertrauten Kreiſe Ihrer lieben Familie zu feiern pflegten, daß dieſem Feſte ſich diesmal ein weiterer Kreis Ihrer Verehrer auſchließen darf, jener des Stadtverordneten-Collegiums von Olmütz, deſſen Mitglieder Ihr Geiſt, Ihre Liebenswür - digkeit, gleichſam, zu einer Familie vereinigt und zu dem Beſtreben entflammte Ihren ge - meinnützigen Ideen, hochgeehrter Herr Bür - germeiſter zu folgen und dieſelben nach Kräften zu fördern und zu unterſtützen.
Das löbliche Stadtverordneten-Collegium hat mich mit der hochehrenden Miſſion betraut. Ihnen, geehrteſter Herr Bürgermeiſter, an Ihrem für uns und die ganze Stadt ſo bedeutungs - vollen 60. Geburtsfeſte eine Beglückwünſchungs - Adreſſe zu überreichen, welche Ausdruck verleiht unſeren tiefempfundenen Gefühlen der Ver - ehrung, der Dankbarkeit und AnerkennungIhrer unvergänglichen Verdienſte um die Stadt Olmütz und deren Wiederaufblühen.
Möge Gott Ihrer hochgeachteten Familie noch lange Jahre erhalten den geliebten Vater und Gatten, der Stadt Olmütz den hochbegabten Bürgermeiſter, dem Stadtverordneten-Collegium ſeinen bewährten vortrefflichen Leiter und Führer auf der Bahn des Fortſchrittes.
Tiefbewegt nahm Herr Bürgermeiſter von Engel die ihm überreichte Beglückwünſchungs - Adreſſe entgegen und erwiderte die Anſprache d[e]s Herrn Vicebürgermeiſters Nather mit folgen - den Worten:
Meine hochgeehrten Herren und lieben Freunde!
Sie erweiſen meinem Alter von 60 Jahren, welches ſoeben erſt eine Probe ſeiner Gebrech - lichkeit und ſeines Anſpruchs auf Ihre Nach - ſicht abgelegt hat, eine viel zu große Aufmerk - ſamkeit, indem Sie demſelben eine ſo herzliche, feierliche und hochehrende Kundgebung widmen. Sie gehen ſchon aus dem Grunde viel zu weit, weil von den 60 Jahren meines Lebens doch nur die letzten 28 Jahre meiner Thätigkeit als Gemeindevertreter angehörten, in welcher ich öffentlich zu wirken berufen war und welche Sie mir vielleicht zu einigem Dienſt und Ver - dienſt anrechnen. Und unter einer beſonderen Gunſt der Verhältniſſe ſtanden ſie allerdings, dieſe 28 Jahre! Sie knüpften an die erſten Regungen der wiedererwachten Gemeindeauto - nomie, aus welcher im Gemeindeleben alles Schöne und alles Erſprießliche herkommt; ſie
Wir leben in einer Zeit, in welcher ſich auf dramatiſchem Gebiete die abſonderlichſten Erſchei - nungen zeigen; eine Unzahl von Schriftſtellern iſt auf dieſem Felde fieberhaft thätig, ohne daß ſie ſelbſt, noch das Publicum die erhoffte Befrie - digung gewännen und die wenig erfreuliche Lage des Theatergeſchäftes iſt eine ſtändige. Ein kenn - zeichnendes Merkmal iſt auch die Verwiſchung der natürlichen Grenzen zwiſchen den einzelnen Gattungen des Drama’s. Unſere Luſtſpiele ſind Schwänke, unſere Schwänke eigentlich Poſſen und das, was man uns oft unter dieſer letzteren Etikette bietet, ſehr häufig Unſinn. In entgegen - geſetzter Richtung ſchweißen manche Dramatiker in der Abſicht, ein Luſtſpiel zu ſchreiben, die ernſteſten Scenen mit luſtigen zuſammen, ſo daß eine neue Gattung entſteht, wie wir ſie bis jetzt nur als Volksſtück gekannt haben, eine ſchwäch - liche Nachahmung des franzöſiſchen Salonſtückes. Das neue „ Schauſpiel “Lindau’s. „ Der Schatten “, iſt nur im Beginne ein ſolches, nimmt auf der Höhe d[e]r Entwicklung den Character eines Trauerſpieles an und endet auch als ſolches. Der Regierungsrath Freiherr v. Brücken hat die in jeder Beziehung vortreffliche OperettenſängerinEdith Mühlberg kennen und lieben gelernt. Ihr Haus iſt ſein Haus, zugleich ein Mittelpunct für den ungezwungenen Verkehr näher und ferner ſtehender Freunde. Solch ein Verhältniß iſt aber der ſogenannten guten Geſellſchaft ſchon lange ein Stein des Anſtoßes; und als der Miniſte - rialdirector Waldhofen ſeinem Freunde Brücken dies ſo recht auseinanderſetzt — freilich nur mit der geheimen Nebenabſicht, ihn mit ſeiner Nichte Ellen zu verheiraten — faßt Brücken den raſchen Entſchluß, ſeine bisherige Freundin zu ſeiner Frau zu machen und durch dieſe Aeußer - lichkeit die beſtandene „ Unregelmäßigkeit “zu be - ſeitigen. Edith hat darein gewilligt, nicht ohne früher ihrem Freunde geſtanden zu haben, daß ſie vor Jahren als unerfahrene Choriſtin das Opfer des gewiſſenloſen Leopold Nehringen ge - worden. Brücken hat ſich damit abgefunden, umſo mehr, als die Welt nichts davon wiſſen konnte und Nehringen weit weg iſt.
Allein bald nach der Vermählung muß er mit Befremden ſehen, daß er mit dieſem ſo gut gemeinten Schritte nichts beſſer gemacht hat. Alles zieht ſich von ihm zurück, denn das Vor - urtheil gegen die Operettenſängerin wirkt zu mächtig. Ein Schatten tritt unheimlich zwiſchen ihn und ſeine Gattin; Brücken gibt ſeine amt - liche Stellung auf und will der Geſellſchaft den Rücken wenden, allein nachgerade fehlt ihm die rechte Energie, und als vollends der Verführer Nehringen auf dem Plane erſcheint, wird die Lage eine verzweifelte. Edith, die alles mit tief - ſtem Schmerze kommen geſehen, vermag den jungen Nehringen nicht zum Weichen zu bewe - gen, ſie ſieht aber auch keinen anderen Ausweg,um ihrem geliebten Gatten Stellung und Ruhe zurückzubringen, als den Tod, den ſie auch frei - willig in den Wellen findet.
Das Stück hätte ein Schauſpiel bleiben kön - nen, wenn der Dichter den Conflict auf die Weiſe gelöſt hätte, daß Nehringen von Brückens Hand beſeitigt wird, worauf dieſer ſelbſt mit ſeiner Gattin einen fern gelegenen, neuen Auf - enthalt nimmt. Allein dadurch wäre die conſe - quente Zeichnung des vornehmen Characters der Edith unmöglich geworden. Freilich wüßten wir noch eine andere Löſung, die ganz modern, dabei aber originell und vernünftig geweſen wäre. Da die Vermählung Brückens mit einer Operetten - ſängerin als Scandal befunden wird, als ein größeres Uebel im Verhältniß zu den früheren — gut, die Beiden laſſen ſich ſcheiden und lieben ſich und leben wie früher. Doch wie geſagt, dem Dichter handelte es ſich um ſeine Edith einzig und allein; darum gerieth ihm auch ihr Gatte ſo wenig gut in der geſammten Haltung. Edith iſt ein Opfer geworden; deshalb, ſowie im Hin - blick auf ihr tadelloſes Leben ſeit jener Zeit, iſt das Maß der „ Schuld “für den tragiſchen Zweck zu gering geworden. Wenn ſie dennoch, blos durch die unglücklichen äußeren Umſtände, in den Tod getrieben wird, ſo überwiegt bei dem Zu - hörer das Gefühl das Mitleids und die noth - wendige poetiſche Gerechtigkeit iſt verletzt, umſo - mehr als Nehringen unangefochten bleibt, das Laſter alſo triumphirt. Thatſächlich empfinden wir am Schluſſe nichts von jener gewiſſen Be - friedigung, die wir haben müſſen, wenn der Held nicht nur durch widrige Verhältniſſe, ſon - dern auch durch eigene „ Schuld “untergeht, ſon -
ſahen in ihrem Verlaufe alle unſere gemein - ſamen Beſtrebungen nach Fortſchritt und Auf - ſchwung, deren Früchte wir jetzt genießen, und ſie brachten alle unſere beſten Errungenſchaften zum Durchbruche: die Errungenſchaft unſerer edlen Volksſchule, die Anlage des Stadtparkes, die Gründung der Muſeen, die Stadterwei - terung, die Stadtverſchönerung und noch zuletzt unſere herrliche Waſſerleitung. Und auch das das werthvollſte von allen Gütern, deren wir uns durch die allerhöchſte Gnade Sr. Majeſtät unſeres erhabenen Kaiſers erfreuen, die Auf - hebung des Bauverbotes und die Aufhebung der Feſtung ſelbſt, dieſe große Wendung im Leben unſerer Stadt, fiel in die nämliche Zeit. Wer daher dieſe Zeit, wie Jeder von uns, mitwirkend und mitſchaffend durch - lebt hat, der trägt die Erinnerung an die größten Ereigniſſe des ſtädtiſchen Lebens in ſich, der hat aber auch erfahren, daß jeder einzelne Wille unweſentlich und unbedeutend war, und daß alles von uns Errungene her - vortrat aus den großen Antrieben der Cultur, aus den veränderten Nothwendigkeiten des ſtaatlichen Lebens und aus den unabweislichen Bedingungen und Bedürfniſſen der öffentlichen Wohlfahrt. Die ſchönen Worte einer reichen und überreichen Anerkennung, welche Sie, hoch - geehrter Herr Vicebürgermeiſter, im Namen des löbl. Stadtverordneten-Collegiums ſoeben an mich gerichtet haben, Sie, der Sie in das öffentliche Leben am ſelben Tage wie ich ein - traten und dasſelbe bisher Schulter an Schulter ununterbrochen als mein lieber Freund und Genoſſe mit mir durchſchritten haben — dieſe ſchönen Worte darf ich daher nicht auf mich beziehen, ſondern ich muß ſie beziehen auf das friſche, iebendige Gefühl für das öffentliche Wohl, von welchem das löbl. Stadtver - ordneten-Collegium in ſeiner wechſelnden Zu - ſammenſetzung ſtets erfüllt war und durch welches dasſelbe zum immerwährenden ſtarken Träger des öffentlichen Geiſtes und der öffent Richtung in unſerer Stadt geworden iſt. An dieſem Gefühle und an dieſer Geſinnung laſſen Sie uns daher, meine hochgeehrten Herren, feſthalten wie an einem heiligen Bande, und laſſen Sie uns dasſelbe auch auf diejenigen übertragen, welche uns nachfolgen werden, da - mit unſere Stadt immer ſo ſei und bleibe, wie wir ſie kennen und vertreten: Ein ehr - würdiger Sitz deutſchen Bürgerthums mit allen Vorzügen deutſcher Sitte und Cultur, aber aucheine Stätte des friedlichen Zuſammenlebens mit der anderen Nationalität und eines ach - tungswerthen Verkehrs zwiſchen den Anhängern der verſchiedenen Confeſſionen, ein fruchtbarer Boden für Recht und bürgerliche Freiheit unter dem Schutze der Verfaſſung und der Grundgeſetze unſerer Staates und vor Allem ein Hort der Treue und Anhänglichkeit an das allerhöchſte Kaiſerhaus und an das theuere öſterreichiſche Geſammtvaterland;
Und ſo ſpreche ich Ihnen meinen innig - ſten und gerührten Dank aus mit dem tief - empfundenen Wunſche: daß unſere edle Stadt Stadt Olmütz in ihrer verjüngten Geſtalt aufblühen möge für und für und daß ihr dabei das jetzige Stadtverorddeten-Collegium zum entſchloſſenen zielbewußten Führer diene und in ſpäterer Zeit immer wieder ein Stadt - verordneten-Collgegium wie das jetzige: deutſch und ſtaatstreu, thatkräftig und erleuchtet, und in weiſer Eintracht nach den ſchönſten Zielen hinſtrebend. welche unſerer Stadt noch in der Zukunft winken! Die Stadt und ihre wür - dige Vertretung leben hoch!
Dankend nehme ich endlich noch die mir überreichte koſtbare Adreſſe entgegen und be - halte mir vor, mich in den Inhalt derſelben zu vertiefen und darin ein theueres Andenke[n]an die Zeit meines Bürgermeiſteramtes und und an den heutigen Tag zu bewahren.
In das am Schluſſe der Anſprache ausge - brachte Hoch ſtimmten die Herren Stadtverordneten begeiſtert ein, und erwiderten dasſelbe mit Hoch - rufen auf Herrn Bürgermeiſter v. Engel.
Herr Bürgermeiſter v. Engel dankte hierauf jedem einzelnen Mitgliede des Stadtverordneten - Collegiums, insbeſondere dem Herrn Vicebürger - meiſter W. Nather mit herzlichen Worten.
Die Herrn Bürgermeiſter v. Engel über - reichte Beglückwünſchungsadreſſe des Stadtver - ordneten-Collegiums hat folgenden Wortlaut:
Euer Hochwohlgeboren!
Hochgeehrter Herr Bürgermeiſter!
Die eilenden Wogen der Zeit haben uns heute zu einem Tage voll hoher Bedeutung geführt, den wir begeiſterungsfreudig als einen emporragenden, wichtigen Markſtein Ihres tha - tenreichen, dem Wohle der Mitbürger geweihten Lebens begrüßen, den wir als den Abſchluß des ſechzigſten Jahres Ihres Erdenwallens mit den herzlichſten Empfindungen feiern.
Das ſpricht die Bibel vom Leben des Menſchen. Auf weſſen irdiſches Wirken fände dieſer Ausſpruch der heiligen Schrift berechtig - tere Anwendung als auf das Ihre?
„ Mühe und Arbeit! “
Mit dieſen Worten iſt Ihre Wanderung auf dem Lebenspfade treffend gekennzeichnet. Doch, wem galt all’ die Aufopferung, die raſt - loſe Thätigkeit?
Der Allgemeinheit, dem Gedeihen der Stadt, dem Beſten der Bevölkerung von Olmütz.
Und wenn wir heute Umſchau halten in unſerem aufblühenden Gemeinweſen, wenn wir abwägen all’ das, was in den letzten Jahr - zehnten geſchaffen wurde; wenn wir dem ent - gegenhalten den hervorragenden Antheil, den Euer Hochwohlgeboren während Ihrer Amts - dauer als Stadtverordneter und als Bürger - meiſter an dem Neuerſtandenengenommen: dann beugen wir uns in dankbarer Verehrung und mit hochachtungsv. Anerkennung vor Ihrem nimmer raſtenden und ruhenden Geiſte, deſſen ſchöpfe - riſcher Kraft immer neue Ideen entſprangen, die ihre Verwirklichung zum größten Theile bereits gefunden haben, zum Theile noch fin - den werde.
Ein Rückblick um zweimal zehn Jahre führt das Bild von „ Alt-Olmütz “vor unſer geiſtiges Auge. Der Vergleich mit dem „ Olmütz von heute “läßt unſer Herz in ſtolzer Freude höher ſchlagen.
Früher: eingeengt in die beſchränkenden Feſſeln der Mauern und Wälle — heute: frei, der Bauluſt und friſch pulſirender Thatkraft reichen Raum bietend. Die hindernden Schran - ken ſind gefallen, „ neues Leben erblüht aus den Ruinen “, über die Gemarkung der Stadt hinaus — und doch mit ihr innig verbunden — reiht ſich Bau an Bau.
Nach Oſt, Süd und Weſt iſt dem Ver - kehre uneingeſchränkte Ausbreitung geſtattet; mit den weltumſpannenden Schienenſträngen ver - knüpft unſere Stadt ein mächtiges, lang er - ſehntes Straßenband, das freie Entfaltung und Wegverkürzung in erwünſchter Weiſe vereinigt.
Die erhöhten Anforderungen des Geſchäfts - lebens machten das Bedürfniß nach Errichtung eines zweckmäßigen geräumigen Amtsgebäudes für die Poſt - und Telegraphenanſtall fühlbar. Auch dieſe Frage wurde durch die Erbauung eines prächtigen Heims für die genannten Aemter in glänzender Weiſe gelöſt.
dern nur eine Oede und Leere. Die Darſtellung des ſchön geſchriebenen Stückes war im allge - meinen befriedigend, und die beiden Geſtalten der Edith, ſowie ihres Gatten fanden in Fräul. Breier und Herrn Timm ſehr paſſende Vertreter. Frl. Körner ſpielte die Ada in ſehr einnehmender Weiſe, während Herr Schiffmann die äußerlich und innerlich unſympathiſche Rolle des Nehrin - gen auch durch ſeine Maske zu der nöthigen unerfreulichen Wirkung brachte, die noch durch den Gedanken erhöht wurde, daß er eine ſo reizende Frau wie Ada bekommt.
Da in Folge zahlreicher Erkrankungen und wiederholter Repertoireſtörungen keine rechte Muße für die Schauſpielkräfte vorhanden iſt, ſo iſt es wohl nicht auffallend, wenn, wie in letzter Zeit häufig, auch diesmal der helfende Geiſt im Soufflerkaſten recht hörbar zu Worte kam.
(Nachdruck unterſagt.)
Er war nur ein texaniſcher Cowboy. Jahr - aus, jahrein hütete er das Rindvieh auf der Range, ſpielte, vertilgte große Quantitäten feu - rigen Whiskys, trug einen breitkrämpigen Hut mit einem Band aus Schlangenhaut, war auf beiden Seiten von einem Ravirevolver flankirt und ritt einen herrlichen Ponny.
Ponny, Sattel und Piſtolen nebſt einigen anderen Kleinigkeiten, die für den täglichen Ge - brauch nothwendig ſind, waren der ganze Reich - thum dieſes Mannes. Aber kein Geizhals hat je - mals ſeine Schätze eiferſüchtiger gehütet, als die -ſer Cowboy ſeine wenigen Habſeligkeiten. Mit ſeinem Leben würde er ſie vertheidigen und ſelbſt vor einem Blutvergießen nicht zurückſchrecken. Kühn, trotzig und leichtſinnig war dieſer eigen - artige Typus weſtlicher Civiliſation; keck, wild, verwegen, unmoraliſch, von der ſanſten Hand der Cultur unberührt. In Laredo hat er einen Des - perado ſeines Schlages getödtet und einen an - deren draußen bei Paſo.
Mit fünf Cumpanen war er in eine kleine Anſiedelung im Panhandlediſtrikt geritten gekom - men und hatte, um uns der auf den Ebenen üblichen Sprache zu bedienen, „ das Neſt roth gefärbt “. „ Die rothe Farb “war durch das Le - bensblut zweier Wirthe verſinnbildlicht, und zwei Witwen und eine Anzahl ſchluchzender kleiner Kinder nahmen an der Leichenfeier am darauf - folgenden Sonntage theil. Der Cowboy und ſein Gefolge waren um dieſe Zeit meilenweit fort und es wäre ebenſo rathſam für den Tigerjäger, von ſeinem dreſſirten Elephanten herabzuſteigen und ſeinem Wilde zu Fuß in den Oſchungeln nach - zuſpüren, als für die Sheriffsbeamten die Ver - folgung der Cowboy’s.
Am Lagerfeuer ging das Gerücht, daß der Cowboy ein Weib in Brownsville und ein an - deres in Laredo hatte, aber Niemand fiel es je - mals ein, ihn darüber zur Rede zu ſtellen.
Laſſet uns nun die Umſtandsbeweiſe, die gegen dieſen ſpeciellen Cowboy vorhanden ſind, recapituliren. Wie lautet das Ergebniß? Er iſt ein Trunkenbold, ein Spieler, ein Bigamiſt und ein Mörder.
Sonſt noch etwas?
Ja.
Ein mexicaniſcher Pferdehändler, der in Texas einige Tauſend Dollar verdient hatte, fand, daß ſeine Gedanken jeden Tag zu ſeinem jungen Weibe in Monterrey zurückſchweiften, dieihr Erſtgeborenes pflegte und geduldig auf ſeine Heimkehr wartete. Zweimal nur in langen Monden hatte ſie von dem fernen Gatten gehört, aber der letzte Brief, den ihr ein eingeborener Landſtreicher überbrachte, enthielt die frohe Kunde, daß der Erſehnte bei den Americanos gute Ge - ſchäfte gemacht und bald heimkehren werde. Dem jungen Weibe ward es nu[n]leichter ums Herz; ſie ſang ihrem Kindchen heitere Lieder vor und liebkoſte es. Auf einer einſamen Wanderſchaft campirte der mexicaniſche Händler Nachts bei einem ſeichten Bache, bereitete ſich zum Abendeſ - ſen das denkbar einfachſte Mahl, ſchnallte inſtinc - tiv ſeinen Geldgurt feſter und ſtreckte ſich auf den Boden hin. Wie lange er ſchlummerte, iſt Nebenſache, aber er träumte von ſeiner Heimath, von Weib und Kind und lächelte in ſeinem Schlummer. Er wurde roh und gewaltſam ge - weckt. Etwas Kaltes preßte ſich gegen ſeine Schläfe und Jemand beugte ſich über ihn und ſetzte ihm ein ſchweres Knie auf die Bruſt. Er verſuchte ſich zu wehren, aber eine rauhe Stimme befahl ihm unter Todesdrohungen, ſich ruhig zu verhalten und eine rohe Ha d ſchnallte ihm den Geldgurt ab.
Heimath, Weib und Kind.
Er ſah im Mondenſcheine den Mann ihm Alles nehmen — Alles, außer Heimath, Weib und Kind. Dieſe würden ihm verbleiben.
Doch — Entſetzen! Der Maun entrollt ſei - nen Laſſo, er ſchlüpft ihn über des Mexicaners Kopf, er macht die Schlinge feſt und umwickelt mit dem Stricke die Gliedmaßen des Ueberfalle - nen, bis derſelbe nicht mehr fähig iſt, ſich zu rühren. Bewegungslos und in furchtbarer Ago - nie liegt der Mexicaner auf der unermeßlichen Ebene unter dem ſanften ſchimmernden Monde.
Morgen wird an des letzteren Stelle eine ſüdliche Sonne ihre blendenden Strahlen in ſeine
Seit Kurzem durchfluthet das ſegenſpen - ſpendende, kryſtallklare Naß die Adern der Stadt, den Bewohnern köſtlichen, geſunden und erfriſchenden Trank darbietend, den Haushal - tungen und den Gewerben tauſendfälttgen Nutzen bringend.
In den herrlichen, ſchattigen Gängen, in den lauſchigen Hainen des zu vollendeter Schön - heit erblühten Stadtparkes finden Kinder und Erwachſene Erholung und Genuß, Leidende geneſungbringende, würzige Luft, Ermüdete neue Kräftigung.
Aber nicht nur das leibliche, auch das geiſtige Wohl der Bevölkerung bildete einen Gegenſtand Ihrer unermüdlichen Fürſorge.
Die ehrwürdige Stadtpfarrkirche zu Sct. Mauritz — ein erhaben[e]s Denkmal früherer Jahrhunderte — erſteht durch pietätvolle Sorg - falt in der alten Pracht, im Schmucke der Vorzeit, wieder.
„ Ein Meer des Lichtes “erſtrahtt aus den der Bildung gewidmeten Stätten. Der Pflege „ bürgerlicher Berufsbildung “dient eine Reihe von Anſtalten, in denen die Jugend, der Nach - wuchs unſeres geſinnungstüchtigen Bürgerthums in trefflicher, Weiſe Erziehung und Unterricht empfängt; ein ſtattlicher Monumentalbau iſt „ der Kunſt und Wiſſenſchaft “gewidmet. Ein Theil ſeiner weiten Gelaſſe beherbergt Erzeug - niſſe heimiſchen und auswärtigen Gewerbeflei - ßes, der bildenden und vervielfältigenden Kunſt; die Erinnerung an unſere Vorfahren wird durch die Sammlung hiſtoriſcher Schätze wachgerufen und belebt.
Der für die darſtellende Dichtung errich - tete Tempel fand eine neue, den Zeitverhält - niſſen Rechnung tragende, ebenſo ſchöne als vornehme Ausſtattung und die dem Fortſchritte der Jetztzeit entſprechende Beleuchtung.
Durch dieſe großartigen Maßnahmen auf allen öffentlichen Gebieten iſt Olmütz in die erſte Reihe der öſterreichiſchen Städte eingetre - ten. Und das verdanken wir in erſter Linie Ihnen, hochverehrter Herr Bürgermeiſter, Ihrer hervorragenden Befähigung und Umſicht, Ihrem idealen, auf die Wahrung der edelſten Güter der Menſchheit gerichteten Streben.
Damit ging die Bethätigung echt deut - ſcher Ueberzeugung Hand in Hand.
„ Die alte, reichs - und kaiſertreue Veſte “. Das war ſeit jeher ein Ehrenname unſerer Stadt. Unter Ihrer bewährten Führung blieb die Haltung eine gleich loyale, aleich patrio - tiſche. Doch paarte ſich mit derſelben die klareErkenntniß von dem, was dem deutſchen Volke in Oeſterreich noththut, und wir erblickten Euer Hochwohlgeboren mit Stolz ſtets an der Spitze, wenn es galt, die deutſchen Intereſſen durch Wort und That zu fördern, wenn es galt, unſeren Stammesgenoſſen zu zeigen, daß Ol - mütz noch das ſei, als was es bisher gegolten: eine deutſche Stadt!
Dank, unbegrenzten Dank für alles aus treuen, deutſchen Herzen.
Nicht nur die unterzeichneten Mitglieder der Stadtvertretung, alle einſichtsvollen Be - wohner ſind einig in dieſem Gefühle der Dankbarkeit. Alle würdigen und preiſen Euer Hochwohlgeboren als den ruhmreichen Schöpfer von „ Neu-Olmütz “; alle ſchätzen ſich glücklich, in dem „ erſten Bürger der Stadt “einen nach jeder Richtung hin ſo außerordentlichen Führer einen Mann von Geiſt, Herz und Character verehren zu dürfen.
Jahrhunderte mögen vergehen und manche Schöpfungen durch neue erſetzt werden. Aber preiſend wird einſt der Urenkel in der Ge - ſchichte der Stadt Ihren Namen leſen und mit gerechtem Erſtaunen das unter Ihrer Leitung Geſchaffene bewundern.
Der Name „ Engel “kann nur erſterben, wenn Olmütz erſtirbt.
Mit dem Ausdrucke unſerer tiefen Em - pfindungen und unſeres ehrerbietigen Dankes vereinen wir die herzlichſten, aufrichtigſten Glückwünſche zu dem heutigen Wiegenfeſte.
Möge es einem gütigen Geſchicke gefallen, Sie, hochverehrter Herr Bürgermeiſter, noch lange vor den Beſchwerden des Alters bewah - ren zu wollen; mögen Sie ſelbſt auch in fer - ner Zukunft noch Ihre Freude daran finden, uns und allen Mitbürgern als leuchtendes Beiſpiel echter Bürgertugenden voranzugehen: als unſer aller Stolz und zu unſerem ferne - ren Wohl!
Das walte Gott!
In deutſcher Treue und unwandelbarer Anhäng - lichkeit Euer Hochwohlgeboren ergebenes Stadtverordneten-Collegium der königl. Haupt - ſtadt Olmütz.
Hierauf fand der Empfang der ſtädt. Beamtenſchaft, welche von den Herren Stadtrath Johann Thometſchek und Rech - nungsreſerenten Franz Sitta geführt wurde, ſtatt. —
Herr Rechnungsreferent Sittarichtete an Herrn Bürgermeiſter v. Engel folgende treffliche Anſprache:
Euer Hochwohlgeboren! Hochgeehrteſter Herr Bürgermeiſter!
Durchdrungen von den Gefühlen der tiefſten Ergebenheit, erlauben ſich auch die ſtädtiſchen Communalbeamten, vereint mit den Beamten der ſtädt. Anſtalten Eurer Hochwohlge - boren die ergebenſten und tiefgefühlten Glück - wünſche zu dem heutigen Feſte des vollendeten 60. Lebensjahres darzubringen.
Unſere Wünſche gehen insbeſondere dahin, daß es im Rathſchluße der Vorſehung gelegen ſei, Euer Hochwohlgeboren dieſen freudigen Tag des Geburtsfeſtes noch durch eine lange Reihe von Jahren im ungetrübten Wohlſein erleben zu laſſen, und daß Euer Hochwohlgeboren geneigt wären, noch durch viele Jahre als Oberhaupt der Gemeinde die Geſchicke unſerer theuern deutſchen Vaterſtadt zu deren Wohle und wei - teren gedeihlichen Entwicklung zu leiten. Zur Erinnerung an den heutigen freudenvollen Tag wollen, hochgeehrteſter Herr Bürgermeiſter, eine Glückwunſch-Adreſſe als den Ausdruck der beſonderen Hochverehrung der geſammten Be - amtenſchaft, deren Dolmetſch zu ſein ich die Ehre habe, geneigteſt entgegennehmen, Zugleich erlaubt ſich die geſammte Beamtenſchaft Euer Hochwohlgeboren den tief gefühlten Dank für die ihr bereits durch eine lange Reihe von Jahren erwieſene väterliche Fürſorge auszu - drücken und hieran die ergebene Bitte zu knüpfen, der hochgeehrte Herr Bürgermeiſter wolle der Beamtenſchaft auch noch fernerhin Ihr gütiges Wohlwollen geneigteſt angedeihen laſſen.
Herr Bürgermeiſter v. Engel dankte der ſtädt. Beamtenſchaft in der herzlichſten Weiſe; er ſagte, daß er durch ein Unwohlſein leider durch längere Zeit dem Amte ſernzubleiben genöthigt war, und daß ihm der heutige Geburtstag ein doppelt freudiger Feſttag ſei, weil ihn derſelbe wieder in die Mitte der Beamtenſchaft zurück - führe. Indem er der Beamtenſchaft für die dar - gebrachten Glückwünſche den herzlichſten Dank ausſprach, müſſe er die Beamten aller Zweige der ſtädt. Verwaltung als ſeine erprobten Mit - arbeiter, deren Tüchtigkeit nach jeder Richtung er ſeit langer Zeit zu erproben Gelegenheit hatte, bitten, ihn auch fernerhin in der bisherigen Weiſe zu unterſtützen, da nur durch gemeinſames und einheitliches Zuſammenwirken Aller ein wahres Gemeinwohl erzielt und gefördert und auf die
Augen bohren. Und am folgenden Tage wird es ebenſo ſein und auch am nächſten. Dann iſt Alles vorbei.
Das iſt das Werk des Cowboys.
Und das hübſche Weibchen in Monterey wachte und wartete auf die Heimkehr des ge - liebten Mannes und flehte zur heiligen Jungfran und betete ihren Roſenkranz ab. Und die düſteren freudeleeren Tage verbleichten zu langen, dunklen thränenvollen Nächten und Wochen und Monde und ein Jahr vergingen, aber das Weib ſah ihren Gatten nicht wieder.
Bei einem jährlichen Zuſammentreiben des Viehes kommt der Cowboy mit einigen Ge - noſſen zu dem Schauplatze des Verbrechens und ſie ſinden ein gebleichtes Scelett unter dem loſen Gewinde eines vermoderten Strickes. Der Tod hat die Feſſeln gelöſt. Der Cowboy ſteigt vom Pferde und verſetzt den bleichen Knochen einen Fußtritt, daß ſie klappern. War das Muſik für ſeine Ohren?
Eine wilde Stampede von Tauſenden und Zehntauſenden texaniſcher Stiere, ein ungeheures wogendes Meer ſchwellenden Fleiſches und ver - ſchlungener Hörner, ſo enge aneinander bewegt ſich das Rindvieh auf ſeiner wilden unlenkbaren Flucht. Was bedeutet es, davon eingeholt zu ſein? Nicht nur Tod, ſondern Vernichtung — Vertil - gung von der Oberfläche der Erde. Nichts Leben - diges verbleibt hinter einer ſolchen Stampede. — Das unglückliche Thier, das ſtrauchelt und fällt, iſt nicht mehr zu ſehen, wenn dieſe wilde, erbar - mungsloſe Woge darüber hinweggegangen iſt. Vor ihnen prangt die Ebene in ſammtenem Grün des Frühlings. Hinter ihnen iſt der Boden einer Wüſte, aufgewühlt von den zahlloſen Hufen derHeerde und kahl wie eine ſandige Düne. Die Wuth eines Cyclons könnte nicht mehr ſichtbare Spuren ihrer ſchauerlichen Gewalt hinterlaſſen, als der ungeſtüme Galopp dieſer Heerde. Vor - wärts jagt ſie wie die Windesbraut, und eine Staubwolke bewegt ſich wie ein Bahrtuch über ihr.
Mit einem gedämpften Brüllen ſtürzt das Vieh blindlings dahin und der Boden erzittert wie von einem Erdbeben gerüttelt. An den Flanken dieſer wahnſinnigen raſenden Thiermaſſe und ebenſo wahnſinnig und raſend jagen Reiter dahin, welche ihren Roſſen grauſam die Sporen in die Weichen ſtoßen und deren ſchrilles, bar - bariſches Geſchrei ſich mit dem dumpfen Brüllen der Rinder vermengt. Wird die Heerde jemals anha[l]ten? Ja, vor Erſchöpfung! keine menſchliche Gewalt vermag ihr gegenwärtig Einhalt zu thun. Was iſt das Schickſal der Schwachen? Vertil - gung. Die Maſſe ſchwankt nun von ihrem Courſe ab, in dem ſie die ſchreienden Reiter zu halten verſuchten und kommt einem einſamen Farmhaus gefährlich nahe. Der Farmer betrachtet das groß - artige belebte Schauſpiel mit neugierigen Blicken. Sein Weib klammert ſich, Schutz ſuchend, wie in Gegenwart eines nahenden Gewitters in ſei - nen Arm. Die Colonne fährt fort, einwärts gegen die Farm zu ſchwenken, als ob das Fatu[m]ſie leitete. Plötzlich hören der Farmer und ſein Weib einen wilden ſchrillen Schrei von den Reitern und ebenſo plötzlich erwachen ſie wie aus einem Traum. „ Was hat das zu bedeuten? “
„ Großer Gott! “ Weit draußen auf der Ebene, gerade im Wege dieſes Dämons iſt ihr kleines Mädchen, das, während die Eltern von der erhabenen Furchtbarkeit der Scene hingeriſſen waren, fort irrte. Ohnmächtig ſinkt das Weib zu Boden. Der vor Entſetzen faſt wahnſinnigeGatte trägt ſie fort — auch ſie müſſen fliehen, weit hinweg von der gefährlichen Bahn und überlaſſen ihr Kind einem Tode der den heim - geſuchten Eltern nicht einmal den Troſt gewährt, einen letzten Kuß auf die todten Lippen der Kleinen drücken zu können. Nichts als ein letzter Blick auf die lebende Geſtalt bleibt vergönnt und dann — ein Andenken.
Schaue ſüdlich auf den fernen Gegenſtand über den Rücken der wallenden See. Es iſt einer der Reiter und er iſt Hals an Hals mit der erſten Reihe der Heerde. Auch er hat das Kind erblickt und ſpornt ſein Roß und galoppirt den Rindern voraus. Wenige Ellen von ihnen ſchwenkt er ein und direct über ihren Pfad. Wenn ſein Pferd ſtrauchelt, wird er verſchlungen wie eine Broſame von einer Woge. Wenn er die Zeit für ſeine Bewegungen nicht richtig berechnet, wird ihn die Erde nicht mehr kennen. Er kann nicht anhalten, um das Kind zu bekommen. Das iſt auch nicht ſeine Abſicht. Ermuthigende Zurufe aus den heiſeren Kehlen ſeiner Gefährten dringen an ſein Ohr, während er über den Raſen hinſchwebt. Ein Haſenloch in dem Pfade ſeines Roſſes würde das Schickſal des Tages beenden. Näher und näher kommt er zu dem kleinen Mädchen. Nun lehnt er ſich über die Seite ſeines Pferdes und fegt mit ſeiner Hand dahin, um die Diſtanz bis zum Boden zu meſſen.
Wenn er das Kind das erſte Mal vermißt, ſind ſeine Bemühungen vergeblich. Er kann nicht umkehren. Er naht der Kleinen und zügelt ſein Roß ſo ſicher, wie der Steuermann ſein Schiff nach dem Compaß hält. In athemloſer Seelen - angſt blickt der Vater auf die Scene, deren An - blick der Mutter eine wohlthätige Ohnmacht er - ſpart. Jetzt oder nie.
Stufe der Vollkommenheit gebracht werden kann. Für das ſchöne Geſchenk, welches ihm ſtets eine liebe Erinnerung bleiben werde, ſage er den beſten Dank und ſpreche er gleichzeitig die Verſicherung aus, daß es ihm ſtets eine angenehme Pflicht und Freude ſein werde, die Intereſſen der Beam - tenſchaft, wo immer ſich hiezu Gelegenheit bieten werde, nach beſten Kräften zu fördern.
Die Adreſſe der ſtädt. Beamtenſchaft, welche Herrn Bürgermeiſter v. Engel überreicht wurde, hat folgenden Wortlaut:
„ Ihrem allverehrten Vorſtande dem Hoch - wolgeborenen Herrn Herrn Joſef von Engel, Ritter des Ordens der eiſernen Krone III. Claſſe und des Franz Joſef Ordens, Bürgermeiſter und Ehrenbürger der königlichen Hauptſtadt Olmütz etc. etc. etc. weihen huldigend die tiefftgefühlten Glückwünſche zur Vollendung des 60. Lebens - jahres in treuer Ergebenheit die Beamten der Stadtgemeinde Olmütz und der ſtädtiſchen An - ſtalten, erfüllt von dem beglückenden Hoffen, daß Hochdemſelben ein gütiges Geſchick noch lange Jahre unermüdlicher Schaffenskraft und ſegens - reicher Wirkſamkeit zum Heile Seiner deutſchen Vaterſtadt gewähre. Olmütz, am 19. Jänner 1890. “
Nachdem ſich die ſtädt. Beamtenſchaft aus dem Amtsbureau des Herrn Bürgermeiſters ent - fernt hatte, erſchienen die deutſchen Vereine und mehrere Corporationen an deren Spitze der Ob - mann der hieſigen Ortsgruppe des Deutſchen Schulvereins, Herr Robert Primaveſi ſtand, zur Beglückwünſchung.
An dieſer Abordnung nahmen folgende Ver - eine und Corporationen, theil: Der Beamtenver - ein, der Bezirksſchulrath der Stadt Olmütz, das k. k. priv. Bürger - und Schützencorps, die Bun - desgruppe Olmütz des Bundes der Deutſchen Nordmährens, die Caſino-Geſellſchaft, der Da - menſingverein, der Deutſche Verein, die Damen - und Männerortsgruppe des Deutſchen Schulver - eins, der Eislaufverein, die evangeliſche Gemeinde, der Frauenvcrein, der Geſchworenen-Verein, die Di - rection des Kaiſer Franz-Joſef Gewerbemuſeums, der Gewerbeverein, der iſraelitiſche Cultusverein, der deutſche Lehrerclub, der Männergeſangverein, der Muſikverein, der Verein „ Schlaraffia “, die Schützengeſellſchaft, die Lehrkörper der ſtädtiſchen Volks - und Bürgerſchulen, der Turnverein und der deutſche Veteranen-Verein.
Herr Robert Primaveſi hielt an Hrn. Bürgermeiſter v. Engel eine zündende Anſprache in welcher er betonte, daß die Vereine und Cor - porationen, als deren Sprecher er fungire, den herzlichſten Antheil an dem heutigen Feſte des hochverehrten Herrn Bürgermeiſters, welcher die hieſigen deutſchen Vereine und Corporationen ſtets kräftigſt förderte, nehmen. Gleichzeitig bat Herr Primaveſi, daß Herr Bürgermeiſter Engel auch fernerhin dieſen Vereinen und Corporationen
Der Reiter wirft ſich weit hinab an ſeines Muſtangs Seite, er berührt mit ſeinen nervigen muskulöſen Fingern die Grashalme, er iſt dem Kinde gegenüber, er erfaßt es, hebt es herauf in den Sattel, ſchwenkt ſcharf nach rechts ab und Pferd, Reiter und Kind ſind gerettet.
Das war das Werk des Cowboy’s.
Nie vorher wurde ein ſo verwegenes Reiter - ſtückchen auf den texaniſchen Ebenen geſehen. Nie vorher wurde zu Waſſer oder zu Land eine muthigere That vollbracht.
Es war ein verzweifelter Kampf, bei welchem von Meſſern fleißig Gebrauch gemacht wurde. Der Streit war wegen eines Kartenſpiels ent - ſtanden und als er ſein Ende erreicht hatte, lag der Cowboy beſinnungslos in ſeinem Blute auf dem Fußboden der Spelunke und ſein wildes ungleiches Leben endete auf dem Flecke, wo er niedergeſtürzt war.
Nur ein Cowboy getödtet bei einer Prügelei Betrunkener und dennoch, obwohl alle ſeine Ver - wandten und Freunde dahin, oder ſie, er ſie längſt verlaſſen, obwohl ſeine ganzen Reichthümer ſein Ponny, ſein Sattel und ſeine Piſtolen waren, war der Sarg dieſes Mannes reich und koſtbar, der ſchönſte Leichenwagen in der Stadt zog ihn zu einem lieblichen Flecke nach einem hübſchen Friedhof und das Leichengefolge beſtand aus einer ſchönen Kutſche, welche den trauernden Prairie - farmer, deſſen Frau und ein kleines Mädchen enthielt.
ſeine wohlwollende Förderung und Unterſtützung angedeihen laſſen möge.
Herr Bügermeiſter v. Engel ſprach für die ihm zutheil gewordene Ehrung ſeine herz - lichſten Dank aus, indem er hervorhob, daß die hieſigen deutſchen Vereine und Corporationen im Vereine mit der Stadtvertretung jederzeit zum Aufblühen und zum Fortſchritte der Stadt Olmütz beitrugen; er danke demſelben herzlich für dieſe erſprießliche Unterſtützung.
Nachdem der Empfang dieſer Abordnung beendet war, erſchien eine Deputation der hieſi - gen Creditbank, geführt von Herrn M. Wödl.
Herr M. Wödl beglückwünſchte in herz - lichen Worten Herrn v. Engel im Namen des von ihm vertretenen Inſtitutes zu ſeinem ſechzig - jährigen Wiegenfeſte und überreichte gleichzeitig eine Beglückwünſchungsadreſſe.
Herr v. Engel dankte dem Sprecher in über - aus freundlichen Worten und verſprach, daß er auch ferner das erwähnte Inſtitut kräftigſt för - dern wolle.
Die Adreſſe der Olmützer Creditbank hat folgenden Wortlaut:
Hochgeehrter Herr!
An dem Tage, an welchem ſich die Verord - neten unſerer Vaterſtadt im Vereine mit den Re - präſentanten aller öffentlichen Körperſchaften und in Uebereinſtimmung mit dem Sinne und den Herzen aller Bewohner dieſer Stadt zuſammen - ſchließen, um Ihnen die Gefühle unbegrenzter Liebe und Verehrung, unau[s]löſchlicher Dankbar - keit und Bewunderung für Alles das auszuſpre - chen, was Olmütz durch Ihre raſtloſe und auf - opfernde Thätigkeit erreicht hat und für ſeine ganze zukünftige Entwicklung zu erreichen hoffen darf, an dem Tage mögen Sie die Männer nicht vermiſſen, welche das Glück haben unter Ihrer Führung ein Creditinſtitut verwalten zu dürfen, welches im Verkehrsleben unſerer Stadt nicht den letzten Rang einnimmt und dereinſt noch berufen iſt den gewerblichen und commerciellen Intereſ - ſen derſelben weſentliche Dienſte zu leiſten.
An der Schwelle eines 25jährigen Arbeit[s]- abſchlußes vermögen wir am Beſten zu erkennen, daß der Name Joſef von Engel genügte, um unſerem Inſtitute das Vertrauen und die Ach - tung aller maßgebenden Kreiſe zu ſichern und uns jederzeit der ſtrengen Pflichterfüllung einge - denk zu erhalten, die uns die Verantwortung für die Hochachtung dieſes Namens auferlegte.
Empfangen Sie daher auch heute mit dem unverbrüchlichſten Danke für das, was Sie uns ſind: die tiefempfundenen Glückwünſche für Sie ſelbſt, Ihr theueres Leben, Ihre ungeſchwächte Geſundheit und Ihr ungetrübtes Glück, auf daß unſere Vaterſtadt und wir Alle, welche in dieſer Stadt die Segnungen und Früchte Ihres gott - begnadeten Wirkens genießen noch ungezählte Jahre in den Ruf einſtimmen:
Heil und Preis dem hochverdienten Sohne dieſer Stadt, Joſef von Engel.
Die Olmützer Creditbank.
Den Schluß der Abordnungen bildete die Olmützer freiw. Feuerwehr, als deren Sprecher Herr Feuerwehrhauptmann Joſef Anton Heilich fungirte.
Herr Heilich bat Herrn Bürgermeiſter v. Engel dem Inſtitute der freiw. Feuerwehr auch ferner ſeine wohlwollende Unterſtützung ange - deihen laſſen zu wollen und theilte demſelben mit, daß die Olmützer freiw. Feuerwehr in Anbetracht der außerordentlichen Verdienſte, welche ſich Herr Bürgermeiſter v. Engel um das Inſtitut der freiw. Feuerwehr erworben hat, den Beſchluß geſaßt habe, Herrn Bürger - meiſter v. Engel zu ſeinem Ehrenmitgliede zu ernennen.
Herr Bürgermeiſter v. Engel dankte in herz - lichen Worten für die ihm zutheil gewordene Ehrung, indem er gleichzeitig herhorhob, daß er ſtets ein warmer Freund des ſo gemeinnützigen und wichtigen Inſtitutes der freiw. Feuerwehr, welche ſich bereits ſo zahlreiche und hervorragende Verdienſte erworben hat, geweſen ſei.
Die Beglückwünſchungsadreſſe der freiw. Feuerwehr hat folgenden Wortlaut:
„ In aufrichtiger Verehrung für Euer Hoch - wohlgeboren und in voller Hochſchätzung der von Ihnen, Euer Hochwohlgeboren, dem Feuerlöſch - weſen der königl. Hauptſtadt Olmütz jederzeit gewidmeten außerordentlichen Fürſorge, ſowieder reichen Förderung des Feuerwehrweſens durch Sie, Euer Hochwohlgeboren, hat die am 18. Jän. [1]890 ſtattgehabte Corpsverſammlung der freiw. Feuerwehr in Olmütz einhellig beſchloſſen, Euer Hochwohlgeboren zum Ehrenmitgliede der freiw. Feuerwehr in Olmütz zu ernennen.
Nachdem die Abordnungen der freiwilligen Feuerwehr ſich entfernt hatten, erſchienen noch zu perſönlicher Begrüßung: Herr Diviſionär GM. R. v. Samonigg, Herr penſ. Statt - haltereirath Carl v. Khade, Herr Gymnaſial - Director Seyß mit mehreren Herren Profeſſoren des Olmützer deutſchen Staatsobergymnaſiums, Herr Staatsanwalt Ritter von Weſſely und Herr Oberfinanzrath Schneider.
Im Laufe des geſtrigen Tages ſind Herrn v. Engel noch zahlreiche ſchriftliche und telegra - fiſche Beglückwünſchungen zugekommen.
Schließlich ſei noch erwähnt, daß ſämmtliche Beglückwünſchungsadreſſen, welche Herrn Bür - germeiſter v. Engel geſtern überreicht wurden, eine ungemein prächtige Ausſtattung beſaßen und aus dem Atelier des Herrn Adolf Lachnik in Olmütz hervorgingen, welches ſeiner Leiſtungs - fähigkeit in dieſem Genre auch dießmal glänzend bethätigte.
= Die Frage tönt uns aus den tſchechiſchen Blättern entgegen, welche geneigt ſcheinen, nach dem deutſchböhmiſchen Ausgleiche einen ſeparaten mähriſchen und ſchleſiſchen Ausgleich zu fordern, und dieſe ihre Forderung mit allerlei ſonderbaren Gründen, darunter namentlich mit dem motiviren, daß Mähren und Schleſien Theile der böhmifchen Krone ſind und daß das, was in Böhmen recht und billig iſt, auch für Mähren und Schleſien gelten muß. Der deutſch-böhmiſche Ausgleich ſoll alſo, wie man ſieht, nur der erſte in einer lan - gen Reihe von Vergleichen ſein. Ja wie iſt uns denn? Iſt der deutſch-böhmiſche Ausgleich ſchon perfect; iſt er nicht bloß beſiegelt und beſchloſſen, ſondern auch ſchon durchgeführt zum Wohle des Staates, zum Heile ſeiner Bürger? Vorläufig ſteht er erſt auf dem Papiere fertig da, und ob er von da auch fertig ins Leben ſpringen wird, ob die Völker, durch Jahrzehnte gewohnt ſich kampfgerüſtet und miß - trauiſch einander gegenüberzuſtehen, mit einem Male ſich in die Arme ſtürzen werden, ob die Verſöhnung auf Commando ſich werde durchfüh - ren laſſen, das iſt noch die Frage. Zu ſehr hat Zwiſt und Hader ſich in die Seelen eingeniſtet, zu tief[i]ſt Streit und Kampf in alle Gebiete des Lebens eingedrungen, zu lange wurde Zwietracht geſäet, als daß die Frucht dieſer Saat mit einem Male eine heilſame, eine genießbare ſein könnte. Nicht als ob wir damit die allgemeine Befriedi - gung über die endlich geplante Beilegung des natio - nalen Haders ſtören wollten. Nein wir freuen uns ehrlich und aufrichtig, daß man nach zehn Jahren unfruchtbaren Streites daran ging die Grund - lage für eine Verſöhnung der Völker zu ſchaffen. Wir meinen aber, daß mit den nun zu Ende gegangenen Conferenzen eben nur dieſe Grundlage und nicht mehr als dieſe geſchaffen wurde. Ob die Streitluſt ſelbſt, der eingewurzelte Hader damit auch aus den Gemüthern wird verbannt werden können, ob insbeſondere die langgeübte Luſt der Tſchechen deutſchen Beſitz anzutaſten und die Deutſchen allmählig aus demſelben zu verdrängen, vorerſt in Böhmen ſchwinden, und damit ein modus vivendi, ein friedliches Neben - einanderbeſtehen beider Volksſtämme gefunden werden wird, das müſſen erſt kommende Jahre lehren. „ Nah beieinander wohnen die Gedanken, “auch jene von Kampf und Frieden, von Streit und Verſöhnung. Doch hart im Raume ſtoßen ſich die Dinge, und zwiſchen zwei Volksſtämmen, welche ſich ſo vielfach berühren, wird es immer Differenzen geben, deren Schlichtung ſich nicht durch Geſetz und Verordnung vorausſehen läßt. Wir dächten deßhalb, daß man, ehe man muthwillig und leichtfertig die Frage aufwirft: Und in Mähren? vorerſt abwarten muß, wie ſich die Ideen, die in den Conferenzen der Führer und Staats - männer die leitenden waren, im politiſchen, natio - nalen und ſocialen Leben der Völker werden verwirklichen laſſen. Mancher herrliche Plan[5]ſcheiterte bei der Ausführung; manche glückliche Idee zerſtob in Nichts bei dem Beſtreben ſie zu verwirklichen. Wir halten es deshalb für frivol, wenn man an den Plan den Frieden in Böhmen herzuſtellen, noch ehe an deſſen Ausführung ge - ſchritten werden kann, neue Ausgleichspläne hängt. Hinter ſolchem Beginnen können wir nur das Beſtreben ſuchen, die, wie es ſcheint, glücklichen Reſultate der Conferenz in Wien an ihrer Ver - wirklichung zu hindern. In dieſer Annahme be - ſtärkt uns der Zweifel, den uns gegenüber erſt jüngſt einer der Führer der mähriſchen Tſchechen an dem Erfolge dieſer Conferenz äußerte. Die Frage „ Und in Mähren “bedeutet deßhalb für uns nur das beklagenswerthe Streben, neue Conflicte heraufzubeſchwören, ehe noch die bisherigen beſeitigt erſcheinen. In Mäh - ren waren bei allem nationalen Zwieſpalt die Gegenſätze nie zu ſolcher Schärfe gediehen wie in Böhmen, und herrſcht nur erſt dort leidliche Ruhe, ſo ſind wir überzengt, daß auch in Mähren der Friede bald einkehren werde, der ja doch zumeiſt nur durch den Zündſtoff geſtört wurde, der aus Böhmen hieher übertragen wurde. Wir bedauern dabei aus tiefſter Seele, daß gerade jetzt unſer bewährter Führer, Dr. Sturm vom politi - ſchen Schauplatze zurücktreten will. Er hat uns in den Tagen des Kampfes ſo tapfer und ſiegreich geführt, daß wir ſeiner Führung jetzt, in der Zeit, wo es gilt das Erſtrebte und Erkämpfte ſicher zu bergen, nicht gerne entrathen möchten. Sein ernſter Sinn, ſein planender Geiſt, ſeine treue Feſtigkeit im Gewoge der Meinungen, ſie werden uns fehlen. Wir ſagen es offen, daß wir keinen zweiten Mann im Lande wiſſen, der die Lücke in unſeren Reihen ausfüllen könnte, wenn Sturm wirklich „ unabänder - lich “aus dieſen Reihen treten ſollte. Und es glaube ja Niemand, daß wir jetzt leichter als früher des Führers entbehren könnten. Wiege ſich Niemand in allzu duſelige Stimmung. Be - ſchloſſen iſt’s wohl, den Kampf zu enden; allein der politiſchen Arbeit, der regen nationalen Thätig - keit wird es trotzdem allüberall bedürfen um feſt - zuhalten, was wir beſitzen, und die Dämme auf - zurichten, die dieſen Beſitz für alle Zukunft uns ſichern. Nicht des ſcharfen Schwertes mag es vielleicht ferner mehr bedürfen, wohl aber des blanken Schildes; denn nicht um anzugreifen, wohl aber um etwaige Angriffe abzuwehren, müſſen wir gerüſtet bleiben. Dazu bedürfen wir des treuen Führers, der, wie er ſo oft für uns die rechte Antwort gegenüber feindſeliger Frage fand, auch dießmal die richtige Parole ausgeben muß, gegenüber der Frage: „ Und in Mähren? “
Nach einer Meldung der „ N. Fr. Pr. “ſollen die Ausgleichs-Conferenzen erſt heute geſchloſſen werden; die Mitglieder der Ausgleichs -Conferenz werden noch einmal zu einem Hof - Diner geladen werden. „ Die „ Deutſche Zeitung “erwartet, daß nach der erfolgten neuen Bezirks - Abgrenzung die neue Sprachenverordnung nicht mehr auf dem Standpunkt des tſchechiſchen Staatsrechtes baſiren werde; andernfalls wäre die neue Bezirks-Eintheelung für die Deutſchen abſolut werthlos. Die Verſammlung der deut - ſchen Landtagsabgeordneten zur Entgegennahme des Berichtes über die Ergebniſſe der Ausgleichs - Conferenz erwartet man kommenden Sonntag, den 26. Januar. Wenn dieſe Körperſchaft ihr Urtheil hierüber abgegeben hat, wird auch der Termin des Teplitzer Parteitages endgiltig ſixirt werden. Welche Factoren haben die Alttſche - chen in den letzten Tagen nachgiebig geſtimmt? Als die deutſchen Delegirten Böhmens mit den in Prag wohnenden Mitgliedern des Vorſtandes der deutſchen Linken beriethen, erklärte Rieger öffent - lich und privat, nichts bewilligen zu können, da er nicht mehr Mandatar der Tſchechen ſei. „ Ihr ſo ungefähr ſagte Rieger zu den deutſchen Dele - girten, Ihr habt leicht verlangen, Ihr ſeid einig aber wir werden beſchimpft und inſultirt. Wie die maßgebendſten Kreiſe über die deutſchen De - legirten, beſonders über Plener denken, interpre - tirte das officiöſe „ Fremdenblatt “ausgiebig. — Ueber die Conſequeuzen der Ausgleichs-Conferenz bezüglich der künftigen Zuſammenſetzung des Cabinets iſt man ſich in Regierungskreiſen noch nicht klar. Das darf wohl erwartet werden, daß die deutſche Linke intact wie bisher bleibt. Es ver - lautet, daß die deutſchen Delegirten auch betreffs der Curien-Frage durchdrangen. Die meritoriſche Arbeit der Ausgleichs-Conferenz iſt beendet. Morgen wird das das Schlußprotokoll verfaßt. Die Publication der Ergebniſſe erfolgt kommen - den Sonntag, 26. Januar, in Prag.
Der Herzog von Aoſta iſt am 18. Jänner Abends in Turin geſtorben. (Amadeus Ferdinand Maria, Herzog von Aoſta, wurde am 30. Mai 1845 als zweiter Sohn Victor Emanuels geboren, vermählte ſich 1867 mit der 1876 verſtorbenen Prinzeſſin Maria dal Pozzo della Ciſterna, focht 1866 bei Cuſtozza, ward von den Cortes am 16. No - vember 1870 zum König von Spanien gewählt, behauptete ſich jedoch nur mit Mühe auf dem Throne und legte am 11. Februar 1873 die Regierung nieder. Er kehrte über Portugal nach Italien zurück und war ſeither Generalinſpector der italieniſchen Cavallerie. Vor Kurzem hatte er ſich zum zweiten Male vermählt.)
Wie wir vernehmen, hält Frau Baronin Vera Pillerstorff-Tolſtoj die Gemahlin des Statthaltereirathes Dr. Her - mann, Freiherrn von Pillerstorff, jeden Mittwoch zwiſchen 12 und 1½ Uhr Empfangstag
Im Laufe dieſes Monats werden, wie die „ Reichs - wehr “mittheilt, die bereits im Budget des Jahres 1889 bewilligten Baraken für das Corps-Ar - tillerie-Regiment Nr. 1 in Przemysl fertigge - ſtellt, worauf die Translocirung des genannten Truppe[n]körpers nach dem 10. Corpsbereiche er - folgen wird. Dermalen überſiedelt bereits das Augmentationsmagazin. Der Aufſchub des Aug - mentationsmateriales erfolgt mit ſieben Seperat - zügen der Carl Ludwig-Bahn von Krakau bis auf den Militärbahnhof in Przemysl. Wir ver - nehmen gleichzeitig, daß auch das bisher in Olmütz dislocirte Corps-Artillerie-Regiment Nr. 10 im Laufe des Frühjahrs an Stelle des abgehenden Corps-Artillerie-Regiments Nr. 1 nach Krakau verlegt wird und daß benannte Truppenkörper wechſelſeitig die Regimentsnummer wechſeln. In Hinkunft wird das Corps-Artillerie - Regiment Prinz-Regent von Baiern die Nr. 10, das Corps-Artillerie-Regiment FML. Carl Fiſcher die Nr. 1 tragen. Die reitende Batterie - Diviſion Nr. 10 überſiedelt ebenfalls im Laufe des Frühjahrs nach Krakau, während die für Krakau beſtimmt geweſene ſchwere Batterie-Divi - ſion Nr. 1 bis auf Weiteres im dermaligen Standquartiere in Wadowice verbleibt.
Das deutſche Cafino ſah ſeine ſchönen Räume am verfloſſenenen Sonnabend von einem zahlreichen und eleganten Publicum gefüllt, dem Faſchings - luſt und Faſchingslaune nicht fehlte. Der voll - giltige Beweis hiefür mag in der Thatſache ge - funden werden, daß man von 8 Uhr Abends bis 5 Uhr morgens mit hingebendem Eifer tanzte. Die Tanzmuſik beſorgte die Capelle des 54. Inft. - Regimentes mit der ganzen Unermüdlichkeit. die der herrſchenden Tanzluſt entſprach. Die Unter - haltung war eine äußerſt lebhafte und das Caſino darf auf dieſes erſte Faſchingskränzchen umſo befriedigter blicken, als es ſich ſo vor - theilhaft von den meiſt ſchwach beſuchten erſten Kränzchen früherer Jahre unterſchied.
Gibt es noch einen anderen intereſſanten Geſprächsſtoff für unſere Geſellſchafts - kreiſe als den Gſchnasball? Mütter und Töchter Männer und Frauen halten eifrige Berathungen um ein paſſendes Gſchnas-Coſtüm zu finden, und auf die Frage, was man von den Wiener Ausgleichs-Conferenzen halte, kann man leicht die Antwort erhalten, „ O es wird ſehr ſchön werden! In Böhmen. “ Ach was der Ball wird doch in Olmütz ſtattſinden und Olmütz liegt doch nicht in Böhmen. Aehnlich entwickeln ſich jetzt die Ge - ſpräche in allen Kreiſen. Um die großen Vorbe - reitungen für den Ball zu bewältigen hat ſich nun auch ein aus 30 jungen Damen beſtehendes Damencomité dem Herrencomité an die Seite geſetzt, deſſen Aufgabe es iſt für zahlreichen Be - ſuch des Balles zu ſorgeu. Ueberflüſſige Mühe! Seit Jahren dürfte hier kein Ball ſo viel An - ziehungskraft geübt haben, als der heurige
„ Aber noch immer nicht ſchwer genug. Ihr habt aus Eurer Macht und meiner Hilfloſigkeit Nutzen gezogen und mir Eure Bewerbungen auf - gezwungen. Ihr nahmt Euch in Acht, mich zu beunruhigen, während wir noch in England waren. Kein Vater hätte beſſer ſein können, als Ihr es dort waret. Aber vor einigen Monaten entließet Ihr meine alte Gouvernannte und kündigtet mir Eure Abſichten an, auf Reiſen zu gehen. Ihr waret gegen die Begleitung meiner alten Amme und ihres Sohnes, aber ich wollte Eng - land ohne ſie nicht verlaſſen. Sie hatten auf den Wunſch meines Vaters mein ganzes Leben lang bei mir gelebt und ſie werden bei mir bleiben, bis zu unſerem Tode. Mit Eurem Kammerdiener und meinen Dienern gingen wir auf Reiſen Aber erſt als wir Neapel erreicht hatten, zeigtet Ihr Euch in Eurem wahren Lichte, warft die Maske der väterlichen Liebe ab und enthülltet Euch als Liebender. Ich wies Euch ſanft und freundlich zurück, fürchtend, Euch zu verletzen. Dann fingt Ihr mit den Verfolgungen an, die ich aufgezählt habe. “
„ Ein ſchrecklicher Fall “, höhnte Herr Gower. „ Man würde mich nach Eurem aufgeregten Be - richt wirklich für ein Ungeheuer halten. Was Eure Anſpielungen auf meine verſtorbene Frau, die Lady Feodora, mit der Sache zu thun haben, kann ich wahrlich nicht verſtehen. Es iſt wahr, daß Ihr ihre Mündel waret und daß ſie Euch mir als Vermächtniß hinterlaſſen hat. Ich glaube, ſie würde meinen Entſchluß, Euch zu heirathen, billigen, denn ſie liebte uns beide, trotz ihrer Eiſerſucht, die erſte ſein zu wollen. Sie war eine Frau, auf die man ſtolz ſein konnte. “ſagte er ſinnend. „ Groß, ſtattlich, elegant und vornehm, aber ſie vergaß nie, daß ſie die Tochter eines Grafen war. Vor unſerer Heirath verſicherte ſie mir, daß ſie nie einen Witwer heirathen würde. Sie wollte niemals die Zweite im Herzen oder in der Heimath des Mannes ſein. So lange ſie lebte, vergaß ſie nicht, daß ſie eine Dame von hohem Range war, und ich nur ein armer Edel - mann. Aber das iſt jetzt alles vorbei. Wenn ich wieder heirathe, nehme ich nur eine, die mit mir im gleichen Range iſt. Heirathen unter wie über ſeinem Stande, haben immer ihre Schwierigkeiten. Ich würde ein Weib wählen, das jünger iſt als ich; die Jugend in ihrer Unſchuld und Friſche iſt ſo ſchön. Kurz und gut, Olla, ich würde Euch wählen. “
„ Niemals könnte ich Euch wählen, nie - mals “, entgegnete Olla in lebhaftem Tone. „ Esiſt unnatürlick, daß ſich die Jugend mit dem Alter vereint. “
Er machte ein böſes Geſicht, entgegnete jedoch in katzenfreundlichem Tone: „ So ſei es denn — von heute an ſoll die Heirathsfrage ganz ver - ſchwinden und niemals wieder werde ich Euch mit meinen Bewerbungen beläſtigen. Von dieſer Stunde an bin ich nur mehr Euer Vormund, nichts als Euer liebevoller, für das Wohlergehen ſeiner Mündel beſorgter Vormund. Ihr braucht von jetzt an nicht mehr vor mir zu fliehen, dürft mir frei und offen in’s Auge ſchauen und getroſt auf meinen väterlichen Schutz rechnen. Dafür verlange ich aber auch Zutrauen und Gr - horſam unter meine Autorität und hoffe, daß die alte Heiterkeit, die ich auf dieſem hübſchen Geſichte ſo oft und ſo gern geſehen, wiederkehrt. Hier iſt meine Hund, ſchlagt ein, Olla, im Grunde genommen bringt der Handel für uns Beide nur Vortheile. Ihr braucht nicht mehr in Aufregung, Angſt und Furcht zu leben und auch mir dem alterndem Manne, iſt es erwünſcht, mit Ruhe und Genuß meine Tage in dieſem ſchönen Lande zu verbringen. “
Zur Bekräftigung ſeiner Worte bot er ihr die Hand. Die reinen unſchuldsvollen Mädchen - augen blickten in die ſeinen und fanden darin nur Offenherzigkeit und Wahrheit.
(Fortſetzung folgt.)
[6]Gſchnashall, für deſſen Zwecke es gut wäre, wenn man den Redoutenſaal ein wenig erweitern könnte.
Wie aus Brünn mitgetheilt wird, finden die Neuwahlen für den mähriſchen Landtag Ende Juni oder Anfangs Juli ſtatt.
Samſtag Vormittag verſchied in Greinergaſſe Herr Anſelm Navratil, em. Bürgermeiſter und Ehrenbürger der Gemeinde Neu - und Greinergaſſe, nach kurzem ſchmerzlichen Leiden, im 72. Lebensjahre. Der Verblichene ſtand durch 23 Jahre an der Spitze der Ge - meindevertretung in Neu - und Greinergaſſe und erfreute ſich ſowohl in ſeiner Gemeinde, als auch in unſerer Stadt allgemeiner Hochachtung. Das Leichenbegängniß findet Dienſtag den 21. Jänner 1890, um 3½ Uhr nachmittags, vom Trauer - hauſe, Greinergaſſe 23 aus, nach dem ſtädt. Friedhofe in Olmütz ſtatt.
Ein Telegramm aus Brünn meldet den im Stifte Raigern er - folgten Tod des mähriſchen Landes-Hiſtoriogra - phen P. Beda Dudik. Der um Mähren viel - fach verdiente Prieſter wurde 1815 in Kojetein bei Kremſier in Mähren geboren, beſuchte das deutſche Piariſten-Gymnaſium in Kremſier, von 1834 an die philoſophiſche Lehranſtalt in Brünn und darauf bis 1840 die damalige Franzens - Univerſität in Olmütz, trat 1836 in den Orden der Benediktiner zu Raigern und empfing 1840 die Prieſterweihe. Nachdem er hierauf 1840 Pro - feſſor der claſſiſchen und 1848 der böhmiſchen Philologie und Geſchichte an der philoſophiſchen Lehranſtalt in Brünn, dann bis 1854 Lyceal - Profeſſor am Obergymnaſium ebendaſelbſt geweſen war, habilitirte er ſich 1855 als Privatdocent für hiſtoriſches Quellenſtudium an der Uni - verſität Wien und ward 1859 zum Landes - Hiſtoriographen für Mähren ernannt. Als ſolcher ſchrieb er eine auf Quellen ſich ſtützende „ Allge - meine Geſchichte Mährens “(Bd. 1 — 10, Brünn 1860 — 1882) von welcher drei Bände (Bd. 8 — 10 Culturgeſchichte der Przemsliden-Zeit) auch in tſchechiſcher Sprache erſchienen ſind. Im Jahre 1851 unternahm er eine Reiſe nach Schweden 1852 eine zweite nach Rom, deren Reſultate er in den „ Forſchungen in Schweden für Mährens Geſchichte “(Brünn, 1852) und „ Iter Romanum “(Wien, 1855) niederlegte. Dudik war 1853 — 1859 mit Anlegung eines Centralarchivs des Deutſchen Ritterordens in Wien beſchäftigt, das neben den Staatsarchiven zu den reichſten und wohlgeordnetſten der ganzen öſterreichiſch-ungari - ſchen Monarchie gehört. Nachdem er ſchon 1863 eine Orientreiſe gemacht, nahm er an dem Krieg 1866 in Italien theil. („ Erinnerungen aus dem Feldzuge 1866 in Italien, “Wien 1870), be - gleitete 1869 Kaiſer Franz Joſef nach Jeruſalem und zur Eröffnung des Suez-Canals, veröffent - lichte darüber die „ Kaiſerreiſe nach dem Orient 1869 “(Wien 1870), bereiſte 1870 zu archiva - liſchen Zwecken Frankreich, Belgien und Holland und 1874 und ſpäter mehreremale Rußland. Ein großes Verdienſt um Mähren erwarb ſich Dudik 1878 durch die Wiedererwerbung von 51 in tſchechiſcher Sprache verfaßten Handſchriften, welche die Schweden im dreißigjährigen Kriege aus ſeinem Vaterlande nach Stockholm gebracht und nun dem Landes-Archiv in Brünn geſchenkt haben. “
E[i]ner der tſchechiſchen Führer in Mähren und Obmannſtellvertreter des Tſche - chiſchmähriſchen Laudtagsclubs, Dr. Johann Kozanek, ſtarb am 18. d. M. in Kremfier im Alter von 71 Jahren.
Unter zahlreicher Be - theiligung fand geſtern Nachmittag 3 Uhr von der Reſidenzgaſſe aus, das Leichenbegängniß des verblichenen Herrn Ludwig Cäſar, k. k. Poſt - caſſiers des hiefigen k. k. Poſt - und Telegraphen - amtes nach dem ſtädt. Friedhofe ſtatt. Dem mit vielen prächtigen Kränzen geſchmückten Sarge folgten die Trauernden, die Beamten und Be - dienſteten des hieſigen k. k. Poſt - und Telegra - phenamtes und viele Bekannte.
Die Tagesordnung der heutigen Sitzung des Stadtverordneten-Collegiums iſt folgende: Geſuche um die erledigte Officials - und Kanzeliſtenſtelle. — Geſuch der Joſefa Sedlaček um Gewährung einer Unterſtützung. — Bauämtlicher Bericht über eine Zuſchrift der k. k. Finanz-Bezirks -Direction, betreffend die Erbauung von zwei neuen Mauthäuſern. — Geſuch der Oberin des Urſulinerinnen-Kloſters um Begünſtigung ſür den Waſſerbezug. — Geſuch der Stadtphyſicuswaiſe Amalia Schimko um eine Unterſtützung. — Bericht über das ſtädt. Archiv und hiſtoriſche Muſeum ſammt Muſeumsfondsrechnung pro 1890 — Geſuch der Marie Werner um Gewährung eines Beitrages zu den Krankenkoſten und Leichenbe - ſtattungsauslagen für ihren Ehegatten Carl Werner. — Geſuch derſelben um Witwenpenſion. — Präſidial-Antrag über eine Remuneration. — Geſuch des Frauen-Wohlthätigkeits-Vereines um Bewilligung zur electriſchen Beleuchtung des Redoutenſaales für den Ball am 1. Februar 1890. — Bericht der 1. Section über ein Ge - ſuch des Johann Gaberlik um Pachtnachlaß. (2. Leſung. ) — Bericht der 3. Section über die pro 1888 gelegte Communcaſſarechnung.
Aus Brünn ſchreibt man der „ N. Fr. Pr. “: Das Schreiben des Dr. Eduard Sturm an die Iglauer Stadtverordneten, deſſen Inhalt ſelbſt die intimſten ſeiner hieſigen Parteifreunde völlig überraſcht hat, ruft in allen deutſchen Kreiſen der Landeshauptſtadt das lebhafteſte Bedauern wach. Allgemein äußert ſich der rege Wunſch, daß Dr Sturm ſeine geradezu unerſetzliche Kraft den Deutſchen Mährens erhalten möge. Man gibt ſich der Hoffnung hin, daß es doch gelingen werde, den Dr. Sturm zu beſtimmen, daß er nicht nur an der Spitze der Partei verbleibe, ſondern ihn auch zu bewegen, ſobald es ſein Geſundheitszuſtand zuläßt, wieder in den Vertretungskörpern zu er - ſcheinen. Der Eindruck, welchen das Reſignations - Schreiben Dr. Sturm’s hervorgerufen hat, iſt allſeits ein tiefer und nachhaltiger.
Samſtag den 18. l. M. fand die Generalverſammlung dieſes Vereines ſtatt. Der Caſſa - und Biblio - theksbericht wurde zur Kenntniß genommen. In den Ausſchuß wurden die bisherigen Mitglieder wiedergewählt und es hat Herr Prof. Joſ. Thannabaur wiederum das Amt eines Ob - mannes und Büchereiverwalters, Hr. Dir. W. Dörrich das eines Caſſiers übernommen. Be - ſchloſſen wurde ferner, den Jahresbeitrag auf 2 fl. 40 kr. zu erhöhen, dafür aber nur für jedes zweite und folgende Werk die Ge - bühr von 3 kr. einzuheben. Die Eintrittsgebühr wurde mit 3 fl. belaſſen.
Morgen findet die erſte Probe nach den „ Krankheits “- Ferien ſtatt. Da mehrere Gegenſtände zur Be - ſchlußfaſſung vorliegen, wird um zahlreiches Er ſcheinen erſucht.
Am Samſtag ging zum Benefice des Opperettentenors Herrn Ferdinand Dreher die Operette: „ Don Ceſar “in Scene. Der Beneficiant wurde vom Publicum bei ſeinem Erſcheinen auf der Bühne freundlichſt begrüßt, erhielt eine Kranzſpende und wurde im Laufe des Abends wiederholt durch Beifall ausgezeichnet.
Bei dem k. k. Kreis - als Handelsgerichte in Olmütz wurde in das Handelsregiſter eingetragen: Am 10. Jänner 1890: Die Einzelnfirma: Franz Peter, des Franz Peter, Gemiſchtwaaren-Händlers in Hof.
Das Landesvertheidigungs-Miniſterium hat hinſichtlich der 1890 in der Dauer von vier Wochen ſtattfindenden Waffenübungen angeordnet, daß bei den Landwehr-Bataillonen Nr. 1 bis Nr. 82 und bei den Landesſchützen-Bataillonen Nr. 1 bis 10 je eine an die Frühjahrs-Recruten - Ausbildung anſchliefiende Vor - und eine Haupt - waffenübung ſtattzuſinden hat. Hiezu werden ein - berufen: die unmittelbar in die Landwehr Ein - gereihten der Jahrgänge 1889, 1888, 1887, 1885, 1883 und 1880, dann der mit 31. De - cember 1889 aus der Reſerve in die Landwehr überſetzte Jahrgang 1879 und von den anderen Aſſentjahrgängen die, welche noch nicht die nor - mirte Zahl Waffenübungen abgeleiſtet haben, endlich von der Erſatzreſerve der Landwehr die Jahrgänge 1889, 1886 und 1883.
Die Handels - und Gewerbekammer in Olmütz theilt mit, daß Anmeldungen ausländiſcher Ausſteller zu der im laufenden Jahre in Edin - burgh ſtattfindenden internationalen Ausſtellung nur bis 1. Februar l. J. entgegengenommen werden.
Aus Goldberg in Nieder - Schleſien wird unter dem 14. d. M. berichtet: Die Löwen ſind los! Dieſer Schreckensruf durch - eilte geſtern die Stadt. Als die Lehrburſchen der vor dem Oberthore gelegenen holländiſchen Mühle die Thür derſelben öffneten, bemerkten ſie zu ihrem nicht geringen Entſetzen in nächſter Nähe der Mühle ein Löwenpaar. Der eine der Lehrlinge behielt noch die Geiſtesgegenwart, holte ſofort einen Revolver aus der Mühle und feuerte auf eine der Beſtien, die jedenfalls aus einer Me - nagerie entſprungen ſind, einen Schuß ab; doch fehlte derſelbe und verſcheuchte nur die Thiere in den nahen Wald. Nunmehr zogen Jäger, Schützen und wer ſonſt in der Stadt eine Flinte oder einen Revolver beſaß, hinaus, um den beiden Löwen nachzuſpüren. In einem Gebüſche bei Warmuthsruh ſchoß der Gendarm Beylfuß, der ſich unter den Verfolgern befand, auf die ſich zei - genden Thiere und hat eines jedenfalls auch ge - troffen, denn am anderen Ende des Wäldchens kam nur ein Löwe heraus, der ſeinen Lauf nach Hermsdorf nahm. Die herannahende Dunkelheit machte eine weitere Verfolgung unmöglich. In das Wäldchen, wo ſich das verwundete Weibchen befinden ſoll, hat ſich bis jetzt noch niemand hin - eingewagt.
Aus Wien wird berichtet: In den allerletzten Tagen fanden hier Verſuche mit einem neuen telephoni - ſchen Apparate ſtatt, welche ein überraſchend günſtiges Ergebniß hatten. Dieſer neue Apparat von dem ſchon in wiſſenſchaftlichen Kreiſen und Zeitſchriften mehrfach die Rede war, macht den Gebrauch von Hörmuſcheln oder des Tele - phonirhelmes vollſtändig überflüſſig; man ſteht oder ſitzt am Apparate und hört ſeinen Partner weit deutlicher und lauter als mittelſt der bis - herigen Vorrichtungen. Die betreffenden Verſuche wurden hier in der Centrale des Privat-Tele - phongeſellſchaft vorgenommen in Gegenwart vieler Fachleute und höherer Beamten aus dem Han - delsminiſterium. Es ergab ſich, daß alle Perſonen, die im Zimmer ſich befanden, die Geſpräche, die im Localnetze geführt wurden, vollkommen deutlich und laut hörten, ohne direct mit dem Apparate in Verbindung zu ſein. In den nächſten Tagen wird dem Publicum die neue Erfindung bekannt gegeben werden.
Wegen Ueberfülle an Stoff mußte ein großer Theil der Localchronik für die morgige Nummer zurückbleiben.
Kothny’s Andersdorfer reinſt alkaliſche Maria Thereſia-Quelle, von ausgezeichneter heilkräftiger Wirkung bei allen Krankheiten der Luftwege, des Magens ꝛc. Be - ſonders empfohlen mit warmer Milch, Zucker oder Wein vermiſcht zu allen Jahreszeiten.
Vermöge der mildlöſenden, erquickenden Wir - kung und der ſo günſtigen Schleimabſonderung, ſei Kothny’s „ Maria Thereſia-Quelle “ſpeciell bei den in jetziger rauher Jahreszeit eintretenden Katarrhen der Athmungsorgane, bei Huſten, Hei - ſerkeit, Schnupfen und diverſen Halsaffectionen und aber hauptſächlich bei der jetzt ſo ſehr über - handnehmenden, hierortigen „ Influenza “drin - gend zum täglichen Genuß bei jeder Mahlzeit empfohlen, da Kothny’s „ Maria Thereſia-Quelle “bei Influenza-Epidemie ſich bereits vielfach als Schutzmittel gegen derartige Anfälle bewährte und auch Linderung des Leidens mit ausgezeichnetem Erfolge förderte.
Die geſtrige Sitzung der Ausgleichs-Conferenz begann um 10½ Uhr Vormittags. Die getroffenen Vereinbarungen wurden in protocollariſche Form gebracht und das Protocoll ſelbſt von den Con - ferenzmitgliedern gefertigt. Hierauf dankte der Miniſterpräſident ſämmtlichen Conferenztheilneh -[7]mern und insbeſondere auch dem Fürſten Schön - burg in warmen Worten für ihre Mitwirkung und erklärte die Conferenz für geſchloſſen. Die Sitzung endete um 12〈…〉〈…〉 Uhr. Die Mittheilung der Vereinbarungen an die in der Conferenz vertretenen Landtags-Clubs erfolgt in Prag am 26. Jänner; die Verlautbarung derſelben durch die öffentlichen Blätter am 27. Jänner.
Wie wir vernehmen, iſt der vertagte böhmiſche Landtag auf den 23. d. M. zur Wiederaufnahme ſeiner Thätigkeit einberufen.
Bei dem geſtern ſtattgefundenen Em - pfange des Präſidiums des Abgeordnetenhauſes bekundete der Kaiſer ſeine lebhafte Theilnahme für die Aufbeſſerung der Gehalte der unteren und mittleren Beamten.
Der Papſt ſandte alsbald nach Erhalt der Nachricht von dem Hinſcheiden des Herzogs von Aoſta ein Beileidstelegramm an die Witwe desſelben. — Der König ſagte beim Empfang des Bürgermeiſters und des Präfecten von Turin, er habe ſeine theuerſte und feſteſte Stütze, ſeinen verläßlichen und ergebenen Berather verloren, vor dem ſein Herz keine Geheimniſſe hatte.
(Reuter-Meldung.) Das Be - finden Emin Paſchas hat ſich etwas gebeſſert.
am Wochenmarkt den 18. Jänne[r]1890.) Weizen per Hoctoliter 7.72, 8.01, 8.31, Korn 5.85, 6.83. 7.14. Gerſte 5 86, 5.89, 5.03. Hafer, — —, —. —, —. —, Proſſo 4.60, 4.67, 4.80 Erbſen —. —, —. —, —. —, Linſen —. —, —. —, —. —, Wicken —. —, —. —, —. —, Hanfſamen —. —, —. —, —. — Leinſamen —. —, —. —, —. —. Mohn —. — —. —, —. —, Heu, 100 Kilo 3.60, 4. —, 4.40, Stroh ein Schock —. —, —. —, —. —, Sroh, 100 Kilo 3.22 3.36, 3.50.
vom 18. Jänner 1890: Weizen 10.3, 9.82, 9.31 Korn 9.36, 9.04, 8.81, Gerſte 9.71, 9.31, 8.91, Hafer 8.17, 7.96, —. — Erbſen 11.09, —. —, —. —. Linſen —. —, —. —, —. —, Fiſolen 12. —, —. —, —. —, Proſſo —. —, —. —, —. — Hirſe 13. —, —. —, —. —. Kukuruz 7. —, 6. —, —. —. Wicken —. —, —. —, —. —, Bohuen —. —, —. —, —. —. Mohn 26. —, 47. —, —. —. Erdäpfel 2. —, —. —, —. —, Heu 3.60, 3.20, —. —, Korn-Stroh 2.30, 3.20, —. —, Kleeſamen —. —, —. —, —. —.
Koſten - frei für Jedermann hat die Direction der San - jana-Company zu Egham (England) eine neue Auflage der Sanjaua-Heilmethode in deutſcher Sprache herausgegeben. — Die Sanjana-Heil - methode iſt das berühmteſte Heilverfahren der Neuzeit und beweiſt ſich von ganz wunderbarem Erfolge bei allen Stadien der Lungenſchwindſucht, chron. Lungencatarrh, Verhärtung der Lunge, tuberculöſer Erweichung, Aſthma, Emphyſem, bei Nerven - Gehirn - und Rückenmarkleiden, ſowie bei allen hieraus reſultirenden Krankheitszuſtänden. Jedermann erhält die Heilmethode gänzlich koſten - frei durch den Secretär der Sanjana-Company Herrn Paul Schwerdfeger zu Leipzig. NB. Zahl - reiche amtlich beglaubigte Atteſte wurden bereits an dieſer Stelle veröffentlicht und ſind jedem Exemplare der Heilmethode beigegeben.
Herausgeber und verantwortlicher Redacteur Wilh. Seethaler. Druck von Joſef Groak in Olmütz.
Benjamin FiechterSusanne HaafNote: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat).Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2018-01-26T15:49:55Z grepect GmbHNote: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2018-01-26T15:49:55Z Amelie MeisterNote: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2018-01-26T15:49:55Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe
Fraktur
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