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Nr. 29. Olmütz, Montag den 7. Februar 1887. 8. Jahrgang.

Der brave Abg. Kronawetter.

(Orig. -Corr.)

Selbſt wenn wir uns den Zwang anthäten, dem Abgeordneten des achten Wiener Bezirkes aufs Wort zu glauben, daß er es ehrlich und auf - richtig meint mit Allem, was er in ſeinen Reden wider den Arbeiterkammern-Antrag des deutſch - öſterreichiſchen Clubs vorgebracht hat, ſelbſt wenn wir annehmen, ſeine Feindſeligkeit gegenüber den Liberalen des öſterreichiſchen Abgeordnetenhauſes entſpringe dem Unwillen über die von ihm be - hauptete Schwächlichkeit ihres Liberalismus, wenn wir uns mit Einem Worte alle Mühe gäben, den Herrn Dr. Kronawetter ernſt zu nehmen; an dem Geſtändniſſe, welches er in der Samſtaaſitzung des Abgeordnetenhauſes in Betreff ſeines Verhaltens gegenüber dem deutſch-öſterrei - chiſchen Parteitage vom Jahre 1880 abgelegt hat, müßte unſere wohlwollende Abſicht ſcheitern.

Nein und tauſendmal nein! Ein Mann, dem ſo ſehr die Empfindung für das im politiſchen Leben Zuläſſige und Anſtändige abgeht, daß er eine Rede, die er zur Rechtfertigung einer politi - ſchen Handlung angezweifelten Characters hält, mit den Worten ſchließt: So aber geht man zu Dem, von Dem man Etwas kriegt und der Etwas gibt , ein ſolcher Mann muß ſich eigentlich bedanken, wenn man ihn nicht ernſt nimmt; denn wollten wir ihn ernſt nehmen, dann wäre kein Ausdruck ſcharf genug, um den Grad der Mißachtung zu kennzeichnen, welche uns ſeine Rechtfertigung einflößt. Seinem eigenen Geſtänd -niſſe zufolge hat ſich nämlich Herr Kronawetter einem ſlaviſchen Abgeordneten, der aus ſeiner reactionären Geſinnung nie ein Hehl machte, dem ſeither verſtorbenen ſloveniſchen Abgeordneten v. Schneid gegenüber dazu hergegeben, in Form einer Arbeiterverſammlung eine Gegendemonſtra - tion gegen den 1880er deutſch-öſterr. Parteitag zu veranſtalten und ſich die hiezu erforderlichen Geldmittel von ihm ſchenken laſſen, ja nicht nur ſchenken zu laſſen, ſondern ſich davon noch einen Theil für ſeine Bemühungen zurückzu - behalten. Bedenken über den Urſprung dieſer Gelder ſind ihm, wie Herr Kronawetter behaup - tet[e], nicht aufgeſtiegen. Ob Herr v. Schneid das Geld aus ſeiner eigenen Taſche genommen, ob er es durch Sammlungen bei ſeinen Parteigenoſſen zuſammengebracht oder am Ende gar aus dem Dispoſitionsfond erhalten habe, um das kümmerte er ſich nicht. Ich habe ſagte er geſtern ihn um das nicht gefragt und auch nicht das Recht gehabt, ihn zu fragen, das kümmert mich nichts und intereſſirt mich auch nicht. Beſtim - mend für Herrn Kronawetter war ſeiner eigenen Verſicherung zufolge die Mittheilung des Herrn v. Schneid, daß die Verſammlung des deutſch - öſterr. Parteitages ihnen unangenehm ſei das verfängliche ihnen ſoll angeblich ſeine (des Herrn v. Schneid) Bekannten bedeuten daß eine Gegendemonſtration erwünſcht wäre, daß die ſtaviſch clericale Majorität den Fünſguldenmän - nern das Reichsrathswahlrecht zu ertheilen beab - ſichtige, daß die Arbeiterverſ[a]mmlung von der k. k. Polizei nicht behelligt werden würde.

Hic haeret! Wenn Herr Dr. Kronawetterauf dieſe Zuſage des Herrn v. Schneid hin, die Arbeiter zu einer Verfammlung zuſammentrom - melte, welche er ohne dieſe Zuſage im Hinblick auf die von der k. k. Polizeibehörde gegenüber von Arbeiterverſammlungen beoabachtete Praxis einzuberufen den Muth nicht gehabt hätte, ſo ſcheint es doch wohl, daß er damals über die Beziehungen des Herrn v. Schneid und deſſen Partei zu der h. Regierung eine beſtimmte Mei - nung gehabt habe und daß dieſe Meinung dahin ging, Herr v. Schneid ſei ermächtigt, im Namen der Regierung Verſprechungen zu machen. Für ſo ganz privat und harmlos, wie er uns jetzt glauben machen möchte, hat alſo Herr Krona - wetter 1880 den Abg. v. Schneid nicht ange - ſehen. Das felſenfeſte Vertrauen in deſſen Zuſage polizeilicher Indulgenz beweiſt vielmehr, daß in Herrn Kronawetter kein Zweifel darüber beſtand, Herr v. Schneid verhandle mit ihm gewiſſer - maßen als Regierungsvertreter.

Herr Kronawetter hat alſo um die 500 fl. des Herrn v. Schneid nicht nur ſeine Stammes - genoſſen vom deutſch öſterr. Parteitag verrathen, ſondern auch die Arbeiter durch Verheimlichung des wahren Sachverhaltes allerdings unbewußt die häßliche Rolle von Polizeiſpitzeln und Agents provocateurs ſpielen laſſen, ihre Ehre auf’s Spiel geſetzt. Und unſere Arbeiter, denen Hofrath Exner ein glänzendes Zeugniß ausſtellte, haben Ehre im Leibe. Herr Dr. Kronawetter mag ſich geſagt ſein laſſen; nicht Jeder denkt wie er: So geht man halt zu dem, von dem man was kriegt!

Feuilleton.

Mein Treibhaus. (Aus den Erinnerungen eines Reporters.)

In meiner zarteſten Reporterjugend hatte ich einen Provinz-Redacteur, der mich marterte. Worin dieſe Martern beſtanden, läßt ſich ſo genau nicht beſchreiben. Ein Reporter kann tauſendfach gequält werden. Genug, er mochte mich nicht lei - den und ich haßte ihn. Wenn er mich wieder einmal zu einer recht eiligen Sache beordert hatte, zerbrach ich mir den Kopf, wie ich ihn ärgern könnte, ohne die ſtrenge Disciplin zu verletzen. Ich beobachtete ihn monatelang, um endlich das geeignete Mittel zu finden. Dieſe Ausdauer wurde belohnt. Ich fand, daß er beſonders große Stücke auf blühende Zweige und verfrühte Schmetterlinge hielt, wenn ſolche Anachronismen zur Winterszeit aus dem Publicum an die Redaction geſendet wurden. Die Beſchreibung dieſer liebenswürdigen Einſendungen beſorgte er perſönlich, wobei er immer die nämlichen tiefſinnigen Gedanken über das mit einem geheimnißvollen Schleier bedeckte Walten der Natur entwickelte, ſonſtige empfind - ſame Redensarten vollbrachte und mit einem Dank an die feinſinnigen Beobachter der treibenden Kräfte im All ſchloß. Warte, Du alter Gries - gram, dachte ich, Du wirſt die treibenden Kräfte noch verfluchen lernen.

Und von dieſer Stunde an verwandelte ich mein Zimmer in ein förmliches Treibhaus. Durch Wärme und Waſſer verleitete ich die älteſten Kirſch -, Birnen -,Pfirſich -, Kaſtanien -, Weiden - und ſonſtige Bäume von welchen ich mir einen Zweig verſchaffen konnte zu den unnatürlichſten Ausſchreitungen mitten im Winter. Wenn ſo ein Zweig ein paar Knoſpen angeſetzt, oder wenn ich von irgend einem Gärt - ner friſche Erdbeeren und dergleichen erhandelt hatte, wurde das Wunder ſofort ſauber in eine Schachtel mit Baumwolle verpackt und an meinen Feind geſendet. Der von einem meiner Freunde abgeſchriebene Begleitbrief, aufgegeben irgendwo außerhalb der Stadt, lautete ohne weſentliche Veränderungen ungewöhnlich folgendermaßen:

Euer Wohlgeboren!

Bei einem Spaziergange in meinem Gar - ten fiel mein erſtaunter Blick auf beifolgendes lebendige Zeugniß von der Wahrheit des Satzes, daß die treibenden Kräfte im All auch zur Winterszeit nicht ruhen. Welcher Anblick, bei ſo und ſo viel Grad Kälte Blüthen (Früchte) an einem ſonſt winterlich kahlen Baum (Strauch) zu finden! Allerdings liegt mein Garten gegen Süden. Trotzdem halte ich die Erſcheinung für intereſſant genug, daß ich ſie Ihnen mittheile in der angenehmen Hoffnung, ein paar Worte hierüber in Ihrem geehrten Blatte erwähnt zu ſehen.

Hochachtungsvollſt A. B. oder C. D. u. ſ. w.

Mein Treibhaus lieferte wöchentlich zwei bis drei ſolche poetiſche Sendungen. Verſagte es aber einmal, ſo ſcheute ich die Mühe nicht, auf ein kahles Zeiglein die Kelche von Maiglöckchen auf - zupfropfen, wobei ich mich auf die Kurzſichtigkeit meines Peinigers verließ. Dieſer nahm in derThat das Surrogat jedesmal arglos hin, noch an - dächtig dazu und verſicherte, es ſei im Winter offen - bar ſtellenweiſe eine außergewöhnlich energiſche Triebkraft vorhanden, weil das Zeug beſſer rieche, als im Frühling. Nachdem drei Wochen lang Schachtel auf Schachtel eingelangt war und mein Vorgeſetzter bereits eine eigene Rubrik für das ſeltſame Walten der Natur hatte errichten müſſen, kam eine Zuſchrift aus dem Publikum folgenden Inhalts:

Werden Sie das ſo forttreiben mit dem blühenden Unſinn im Winter? Füllen Sie Ihren koſtbaren Platz nicht mit einem Gefaſel über dumme Bäume und Sträucher aus, die im Winter Blüthen anſetzen, als ob ſie nicht im Frühjahre noch Zeit genug hätten! Auf demſelben Raum könnten Sie einen anſtändi - gen Raubmord oder wenigſtens einen Seeſturm unterbringen. Achtungsvoll Einer für Viele.

Natürlich freute ich mich ungemein über dieſen erſten Entrüſteten. Der Alte aber ſagte:

Merken Sie das neidiſche Concurrenz - manöver? Der Teufel ſoll mich holen, wenn ich die von mir erfundene Rubrik Der Winter als Ziergärtner aufgebe. Juſt nicht!

Nun war es Zeit, die Beſtien gegen ihn loszulaſſen. Ich hatte unterdeſſen die Bekanntſchaft eines ländlichen Pilgers gemacht und demſelben ein gutes Trinkgeld verſprochen, wenn er mir ein wahnſinniges Inſect oder anderes, zur jetzigen Jahreszeit unmögliches Kleinvieh bringen würde. Zu meiner fröhlichen Ueberraſchung kam der Bur - ſche nach einigen Tagen mit einem Maikäfer an - geſchritten. Wir ſchrieben December. Ich wunderte

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Die Erhaltung deutſcher Seelſorge.

Der Bericht, welchen im verfloſſenen Herbſt Einer der wackerſten Vorkämpfer des Deutſch - thums in Böhmen, Prof. Dr. Knoll aus Prag, auf dem deutſchen Colonialtage zu Berlin über die Erhaltung deutſcher Sprache und Art in der Fremde erſtattet, war überreich an dankens - werthen Anregungen auf dem Gebiete der natio - nalen Arbeit, die weit über das actuelle Intereſſe des Tages hinausreichen. Wir wollen heute Eine derſelben als beſonderer Beachtung würdig her - vorheben. Nach dem Muſter des evangeliſchen Guſtav-Adolf-Vereines ſolle ein katholiſcher Verein für die Erhaltung deutſcher Seelſorge bei den katholiſchen Deutſchen in der Fremde und für die Ausbildung deutſcher katholiſcher Prieſter für ſolche Gemeinden, die hieran Mangel leiden, gegründet werden. Mit vollem Rechte meint Knoll, ein ſolcher Verein könnte ſeiner Kirche und ſeinem Volksthume zugleich ſehr förderlich ſein.

Das Letztere iſt gerade im Hinblicke auf unſere bedauerlichen Verhältniſſe in Oeſterreich klar und einleuchtend genug. Wo immer wir an den Sprachgrenzen und in den Sprachinſeln das deutſche Gebiet im Laufe der Jahre abbröckeln und dahinſchwinden ſehen, wo immer wir das Einniſten und Vordringen des ſlaviſchen und welſchen Elementes beobachten, wir werden, wenn wir den Urhebern dieſer Erſcheinung nachſpüren, faſt immer auf den katholiſchen Prieſter ſtoßen, der, wenn ſelbſt ſlaviſchen oder welſchen Stammes, dem eigenen Herzensdrange folgend, wenn deutſcher Abſtammung, dem Gebote der geiſtlichen Oberen ſich fügend, an der Bekämpfung deutſcher Sprache und Art ſich in erſter Linie betheiligt. Es iſt ja gewiß betrübend und beſchämend, wenn im Reichs - rathe deutſche Prieſter und von dieſen gegängelte deutſche Alpenbauern die Geſchäfte der Polen, Tſchechen und Slovenen beſorgen und gegen Ab - ſchlagszahlungen zweifelhafteſten Werthes mit er - bittertſten nationalen Gegnern Schulter an Schulter marſchiren. Aber viel gefährlicher noch für den Beſitzſtand unſeres Volksthumes iſt die unausge - ſetzte Hetz - und Wühlarbeit der in gemiſchtſpra - chige oder auch rein deutſche Gemeinden, etwa in Böhmen und Mähren oder im ſteiriſchen Unter - lande und in Kärnten geſetzten tſchechiſchen, bezie - hungsweiſe windiſchen Geiſtlichen, die den Kampf gegen das verachtete und verhaßte deutſche Weſen als wichtigſte Aufgabe betreiben.

Wie die Dinge in Böhmen und Mähren ſtehen, iſt längſt kein Geheimniß mehr. DerMangel an deutſchen Prieſteramts-Candidaten iſt derzeit thatſächlich ſo groß, daß es den kirchlichen Behörden auch bei beſſerem Willen ſchwer fiele, alle deutſchen Pfarrgemeinden mit deutſchen Seel - ſorgern zu verſehen. Aber man weiß auch längſt, wo des Uebels Grund zu ſuchen. Man weiß, wie den deutſchen Alumnen in den biſchöflichen und ſtiftlichen Hauslehranſtalten das Leben ſauer ge - macht wird. Auch iſt es begreiflich, wenn in einem Lande wie Böhmen, wo der nationale Gedanke naturgemäß feſtere und tiefere Wurzeln geſchlagen als in irgend einem anderen Theile unſeres Staates, dem Deutſchen ein Beruf verleidet wird, der Deutſche und Tſchechen mit ſo völlig ungleichem Maße mißt. Wirken doch die ſlaviſchen Pfarrer und Capläne allenthalben als fanatiſche Agenten im Dienſte der nationalen Idee, während die leiſeſte Kundgebung nationalen Bewußtſeins dem deutſchen Prieſter mit ſicherer Zurückſetzung, mit offenkundigem Uebelwollen, unter Umſtänden wohl auch mit directer Ahndung gelohnt wird. Da iſt es erklärlich, wenn der Nachwuchs deutſcher Prieſter in den Sudetenländern von Jahr zu Jahr abnimmt, während mit tſchechiſchen, wie wir vor Kurzem vernommen haben, in Bälde auch die ſchöne Steiermark geſegnet ſein wird, die vorläufig ſchon an den fanatiſchen Hetzcaplä - nen des Unterlandes, welche die windiſchen Bauern gegen die deutſche Schule aufreizen und zur Wahlurne für ſloveniſche Streber treiben, vollauf genug hat. Es iſt auch wohlbekannt mit wel - chen Schwierigkeiten der Deutſche Schulverein, dem es um ehelichen Frieden mit der Kirche zu thun iſt, ſchon zu wiederholten Malen zu kämpfen hatte, um ſeinen Schulen den katholiſchen Reli - gionsunterricht zu verſchaffen. Da könnte ein Verein, wie er dem trefflichen Redner aus Prag vorſchwebt, ſegensreich wirken. So manches ge - fährdete Gebiet könnte wieder befeſtigt und ge - rettet werden, wenn es mit deutſcher Seelſorge, freilich nicht bloß in deutſcher Sprache, ſondern auch in deutſchem Geiſte, bedacht würde. Der Gedanke iſt ſchön und ſollte einmal in die öffent - liche Discuſſion geworfen, nicht mehr vergeſſen werden.

Aber auch die Kirche würde durch ſeine Ver - wirklichung nur gewinnen können. Denn unmög - lich iſt es, daß das unnatürliche Verhältniß, in welchem gegenwärtig der größte Theil des deut - ſchen Clerus zum eigenen Volke und deſſen hei - ligſten Lebensintereſſen ſteht, auf die Dauer nicht auch der Kirche ſchaden ſollten. Unmöglich iſt es, daß der tſchechiſche und ſloveniſche Prieſter, der aus dem Haſſe und der Verachtung kein Hehl

mich ſelbſt, daß der Maikäfer ſo fett war, als ob man ihn gemäſtet hätte.

Alle Achtung, belobte ich den Pilger. Sie ſind ein Ehrenmann. Wie haben Sie denn aber gegenwärtig einen Maikäfer erwiſcht?

Gnä Herr, erwiderte er verſchmitzt, wiſſen’s, i hab’n als Engerling ausgrab’n und aufpappelt, bis aus ihm a Maikäfer word’n is. Der hat Ihna was z’ſammag’freſſ’n! A Gans hätt i damit ſchopp’n können.

Ein frecher Lüngner! Aber was ging mich die Entſtehungsgeſchichte des Maikäfers an? Mir war geholfen. Alsbald ſetzte ich den dicken Mai - käfer in eine Schachtel mit durchlöchertem Deckel und gab ihn unter der Bezeichnung Viehtrans - port zur Poſt. Am nächſten Morgen ſchon las ich etwas von den ſchöpferiſchen Launen der Na - tur, welche zur Weihnachtszeit einen Maikäfer in die Welt geſendet hätte, um die Menſchheit mitten im ſtarren Froſt daran zu mahnen, daß es doch einmal Frühling werden müſſe. Im Bureau ſah ich dann den Malkäfer auf dem Tiſche meines Quälgeiſtes herumkriechen.

Wollen Sie ihn Nachts auch hier laſſen? fragte ich.

Warum denn nicht? Er iſt ja angebunden.

Hm, ſagte ich ſehr ernſthaft auf einen Maikäfer, der im December ſchon erſcheint, iſt meines Erachtens kein Verlaß. Das Vieh bellt am Ende die ganze Nacht wie ein Schloßhund.

Er ſandte mich auf der Stelle zu einer Ex - humirung, bei der ich ohnmächtig wurde. Dies nahm ich racheſchnaubend zum Anlaß, um einige Tage krankgemeldet das Zimmer zu hüten und da - ſelbſt mehrere ſtarke Weidenäſte auszubrüten, die ich ihm zuſendete. Außerdem kam mein Pilger und brachte mir eine ganz muntere Hummel, einen Miſtkäſer, einen Regenwurm, einen alten, glatz -köpfigen Kohlweißling und ein paar ſiameſiſch zu - ſammengewachſene Kaulquappen. Dieſe ganze Me - nagerie wanderte hinein zu meinem Widerſacher, daß ihm die Finger krachten ob der haarſträu - bende Dinge, die er in der Rubrik Winterliches Thierleben ſchreiben mußte.

Als ich wieder in das Bureau kam, war der Sclavenhälter in böſer Laune. Er mußte wieder einige Schimpfbriefe erhalten haben.

Gut, daß Sie da ſind , ſchnurcte er mich an. Die intereſſanten Rubriken über Winterblüthen und voreilige Thiere, welche ich eingeführt habe, finden ſolchen Anklang, daß ich nicht mehr Zeit habe, ſie zu bewältigen. Von heute an überneh - men Sie dieſe Sachen. Aber ich bitte mir aus, daß ſie ſorgfältig gemacht werden. Sie leichtſinni - ger Menſch ſind ſonſt im Stande, eine recom - mandirte Reblaus zum Fenſter hinauszuwerfen. Muß ſchon bitten! ...

Wie der Zufall aber mitunter ſpielt es kam in dieſem Winter keine einzige vorwitzige Blüthe und auch kein voreiliges Vieh mehr per Poſt. Wegen der paar Flöhe im Bureau mochte ich die Rubrik nicht eröffnen, und ſo trat im März der Wütherich auf mich zu, mir den Ver - weis ertheilend:

Es muß ſich verbreitet haben, daß Sie die beiden Rubriken redigiren. Niemand hat es mehr der Mühe werth gefunden, Pflanzen oder Thiere zu ſchicken. Selbſtverſtändlich haben Sie ſich auch um dieſe Naturſpiele nicht im Geringſten geküm - mert. Solchen Ereigniſſen muß man nach - gehen, wenn ſie nicht ſelbſt kommen. Aus Ihnen wird nichts, mein Lieber, das ſehe ich ſchon. Die nächſte Hinrichtung beſorge ich ſelbſt, hab kein Vertrauen mehr ...

macht, welche er der Nationalität ſeiner deutſchen Pfarrkinder entgegenbringt, deren Liebe und Ver - trauen gewinne oder daß er ſie durch Predigt und Unterweiſung in einer ihnen unverſtändlichen Sprache in Glauben und Gottesfurcht ſtärke. Nicht principielle Feindſeligkeit iſt es, welche die Deutſchnationalen der katholiſchen Kirche entgegen - bringen; Knoll’s Anregung, deren Ausführung der Kirche nicht minder wie unſerem Volksthume zum Segen gereichen könnte, hat es neuerdings bewieſen. Freilich ſind wir nicht ſanguiniſch genug, um auch nur einen Augenblick daran zu zweifeln, daß die Antwort der clericalen Partei eitel Hohn und Spott ſein werde. Denn dieſe Partei ver - ſteht es meiſterhaft, die Urſache gewiſſer Erſchei - nungen, die ihr nicht behagen, ſo auch des unter den Deutſchen in Oeſterreich überhandnehmenden religiöſen Indifferentismus und ihrer immer deut - licher zu Tage tretenden Abwendung von der Kirche, in allen möglichen Factoren zu ſuchen nur nicht in ſich ſelbſt.

Reichsrath. Sitzung des Abgeordnetenhauſes vom 5. Februar.

Nach Mittheilung des Einlaufes erbat ſich heute der Miniſter Baron Ziemialkowski das Wort, um in Vertretung des Miniſter-Präſiden - ten, welcher durch Unwohlſein in der Sitzung zu erſcheinen verhindert war, die vorgeſtern geſtellte Interpellation Mauthner in Folgendem zu be - antworten:

Die Beziehungen der Monarchie zu den auswärtigen Mächten ſind durchaus befriedigend (Beifall) und iſt in letzterer Zeit hierin nament - lich keinerlei dem Frieden nachtheilige Aenderung eingetreten. (Beifall)

Trotz der Unſicherheit und des Ernſtes der allgemeinen politiſchen Lage in Europa hält die Regierung an der Hoffnung feſt, daß die Auf - rechterhaltung des Friedens gelingen werde, da dies den wiederholt betonten Wünſchen aller Re - gierungen und namentlich der Regierung Seiner Majeſtät entſpricht. (Lebhafter Beifall.)

Wenn nichtsdeſtoweniger von Seite der Mi - litärverwaltung gewiſſe Anſchaffungen für nöthig befunden werden, ſo entſpricht dies jenen Erfor - derniſſen der Vorſicht und Vorſorge für die Sicherheit und Machtſtellung des Reiches, welche die Regierung als eine ihrer wichtigſten Pflichten anſieht. (Beifall.) Es kann hierin ebenſowenig ein kriegeriſches Symptom erblickt werden als in der ſeinerzeitigen Einholung der verfaſſungsmäßigen Zuſtimmung zu jenen als richtig erkannten mili - täriſchen Vorſichtsmaßregeln. (Lebhafter Beifall.)

Vor Uebergang zur Tagesordnung nahm

Abg. Dr. Poklukar das Wort, um zu erklären, daß die Verantwortung dafür, daß er das Referat über die angefochtenen dalmatiniſchen Wahlen niederlegte, ihn allein treffe und er werde ſich daher wenig kümmern, ob dies dem Abg. Plener genehm ſei oder nicht. (Proteſtrufe links, Beifall rechts.)

Abg. Dr. v. Plener meint, Dr. Poklukar hätte ſchon vor eineinhalb Jahren wiſſen können, daß er das Italieniſche nicht verſtehe. Seine Dar - ſtellung ſei eine ganz gewöhnliche Entſtellung der wirklichen Sachlage. Dieſe ſei vielmehr die, daß eine Anzahl von Abgeordneten gegen deren rechts - giltige Wahl die ſchwerſten Bedenken vorliegen, hier Jahr für Jahr an der Abſtimmung theil - nehmen und bei der ſchwankenden Mehrheit, über welche die Regierungspartei verfügt, ſehr häufig den Ausſchlag geben. (Beifall links.) Wenn man durch eine derartige Hinausſchiebung der Wahl - prüfungen, die Stellung der Mehrheit befeſtigen will, ſo iſt das eines der allertraurigſten Mittel, zu welchem eine Mehrheit greifen kann. (Beifall links.)

Sodann wurde die Debatte über den Antrag betreffs der Arbeiterkammern fortgeſetzt. Die noch eingetragenen Redner Dr. Kronawetter und Dr. Kaizl polemiſirten gegen mehrere der Vorredner, während Abg. Türk ſich zu einigen perſönlichen Bemerkungen veranlaßt ſah. Hierauf erhielt Abg. von Plener als Antragſteller das Schlußwort.

Abg. Dr. v. Plener: Ich muß zu meinem Bedauern geſtehen, daß ich in einer viel weniger[3]gehobenen Stimmung das Schlußwort ſpreche, als die Stimmung war, womit ich den Antrag begründet habe. Nach übereinſtimmenden Mitthei - lungen war zur Zeit der Einbringung des An - trages ziemlich allgemein bekannt, daß alle Par - teien dieſes Hauſes dem Antrage im Großen und Ganzen zuſtimmen werden, und daß unter dem gemeinſchaftlichen Gefühl der Nothwendigkeit ſo - cialer Reformen ein gedeihliches Zuſammenwirken aller Parteien möglich ſein werde, und man hat gehofft, daß auch in dieſem Sinne ſich die Stim - men bei der erſten Leſung ausſprechen werden. Allein die kurze Debatte bei der erſten Leſung hat gezeigt, wie überwuchernd und gehäſſig der Parteigeiſt in dieſem Hauſe iſt, daß ſelbſt bei einem Anlaſſe, wo in Bezug auf den Zweck bei allen Parteien Uebereinſtimmung herrſcht, dennoch ſofort der gehäſſige kleinliche Parteiſtandpunct dominirt und die g[a]nze Debatte, welche zu einer befriedigenden Einigung aller Parteien hätte füh - ren können, ſofort in ein widerliches Gezänke einzelner Parteiſtandpuncte ausgeartet iſt. (Zu - ſtimmung links.)

Redner wendet ſich dann gegen Dr. Kaizl, der, trotzdem er (Plener) offen erklärt habe, in Bezug auf das Wahlrecht der Arbeiter ſeit 1874 anderer Meinung geworden zu ſein, doch wieder auf ſeine damaligen Aeußerungen zurückgekommen ſei, eben weil es einmal auf ſeinem Concept ſtand. Aehnlich verhalte es ſich mit Dalmatien. Gegen Türk gewendet fährt Redner fort: Ich glaube, das hohe Haus wird es mir erſparen, auf die Rede des Abgeordneten der Troppauer Landgemeinden einzugehen. Es iſt ein trauriges Zeichen, daß ſolche Reden überhaupt jetzt in die - ſem Hauſe möglich ſind; denn vor wenigen Jah - ren waren ſolche Abgeordnete und eine derartige Sprechweiſe in dieſem Hauſe nicht möglich. Daß dieſe Sprechweiſe in einem gewiſſen Theile der Bevölkerung Zuſtimmung und Anhängerſchaft findet, zeigt wie tief der ganze öffentliche Geiſt ſinkt, wenn ſolche Redner als populäre Wort - führer eines gewiſſen Kreiſes der Oeffentlichkeit erſcheinen, und jeder ruhige Politiker ſollte, wenn er auch hier und da zu einer Art Heiterkeit an - angeregt wird, eher mit Ernſt und Beſorgniß ſehen, wohin unſer öffentliches Leben geht, wenn nichts als Claſſenhaß, Verdächtigung und feind - ſelige Verbitterung eines Theiles des Bevölkerung gegen den anderen als der eigentliche Beruf eines Volksvertreters verſtanden wird (Beifall links), und wenn in einem Momente, wo von einer Partei verſucht wird, bona fide einen Vorſchlag zu machen, der, ſo weit dies unter den complicir - ten Verhältniſſen der heutigen, ohnehin mit großen Gegenſätzen erfüllten bürgerlichen Geſellſchaft mög - lich iſt, eine Harmonie, ein gutes Zuſammenleben der einzelnen Bevölkerungsclaſſen herbeizuführen beſtrebt iſt die Antwort darauf nichts iſt als feindſelige Angriffe gegen einzelne Claſſen der Geſellſchaft.

Der Herr Abgeordnete Türk verwahrt ſich dagegen, Demagog zu ſein oder demagogiſch zu ſprechen. Ich glaube, die Rede, welche er geſtern gehalten hat, würde allein ausreichen, ihn als einen demagogiſchen Redner erſcheinen zu laſſen. Ich will nicht weiter auf eine Polemik gegen ſeine Rede eingehen, weil dies weder mir, noch dem hohen Hauſe zukommt (Sehr gut! links); allein er ſagt: Wir ſind keine Demagogen u. ſ. w.; und an derſelben Stelle einige Zeilen früher ſagt er (lieſt:) Ich wollte erwähnen, daß die Früchte des parlamentariſchen Geſchäftsbetriebes, wie er jetzt geübt wird, zum großen Theile den Geſinnungsgenoſſen des Herrn Abgeordneten Plener in den Schoß gefallen ſind; uns aber den kleinen Leuten, ſind dieſe Früchte nicht in den Schoß ge - fallen, wir haben die ſaueren, verdorbenen, verfaulten Früchte bekommen, mit denen wir uns nicht ernähren und ſättigen können. Nun bitte ich, mich jetzt zu unterbrechen und mir zu ſagen, welche Früchte ſind unter dem jetzigen parlamen - tariſchen Geſchäftsbetriebe, das heißt unter der gegenwärtigen Regierungsmajorität, zu der Zeit, wo wir ſeit dem Jahre 1879, alſo ſeit acht Jah - ren, in der Minorität ſind, mir und meinen Geſinnungsgenoſſen in den Schoß gefallen? Ich werde jetzt ſchweigen und die Antwort erwarten.

Abg. Türk (nach einer Pauſe): Ich habe die Majorität der Vereinigten Linken damit gemeint.

Abg. v. Plener: Welche Früchte ſind alſoder Partei der Vereinigten Linken in den Schoß gefallen? Ich bitte mir zu antworten.

Abg. Türk: Das kann ich ſchon beantwor - ten, aber ich habe nicht das Wort. (Lautes Ge - lächter links.) Ich darf nur an den Börſenkrach und die Ausbeutung aller arbeitenden Claſſen erinnern. (Rufe: Ruhig! Sie haben nicht das Wort!)

Abg. v. Plener: Laſſen Sie ihn reden, (Heiterkeit.) Dieſe Herren, die ſonſt mit Unter - brechungen bei der Hand ſind, ſind, wenn man ſie einmal an die Wand ſtellt und fragt: Was ſind die Anſchuldigungen concreter Natur, die Sie gegen uns vorbringen? ſehr wenig gewandt und verſtummen ſehr bald. Alſo der Börſenkrach hat uns reiche Früchte in den Schoß gebracht! (Heiterkeit.) Erſtens war der Börſenkrach im Jahre 1873, zweitens ſind bei demſelben die meiſten Leute verarmt, es ſind ihnen alſo nicht reiche Früchte in den Schoß gefallen.

Abg. Türk: An was ſind denn dann Ihre Freunde, die Juden, ſo reich geworden?

Abg. v. Plener: Ich glaube nicht, daß die Juden durch den Börſenkrach reich geworden ſind. (Heiterkeit.)

Abg. Türk: Aber durch die parlamentariſche Herrſchaft.

Abg. v. Plener: Er ſprach von der Herr - ſchaft der Vereinigten Linken, welche immer in der Minderheit, in der Oppoſition war. Er ſprach von dem jetzigen parlamentariſchen Geſchäftsbe - triebe, er muß alſo offenbar das jetzige politiſche Syſtem meinen, und ich glaube, daß uns bei dieſem keine beſonderen Früchte in den Schoß gefallen ſind. Hier wird das Alles als eine ſpaß - hafte Scene betrachtet es wird übrigens unter der Reihe unſerer Gegner genug verſtändige Leute geben, welche die Wahrheit erkennen (Abg. Türk: Das iſt gar nicht ſpaßhaft), allein in der Oeffent - lichkeit und in den großen populären Verſamm - lungen, wo man nicht über alle Details ſo genau informirt iſt, wirken ſolche Aeußerungen und Angriffe allerdings gefährlich und verhetzend und in dieſem Sinne ſind ſolche Aeußerungen, wenn ſie von hier aus nach außen verbreitet werden, demagogiſcher Natur.

Abg. Türk: Man weiß, wie viel Abge - ordnete der Linken Verwaltungsräthe und Grün - der bei Bank-Inſtituten waren. (Rufe links: Ruhig! Nicht unterbrechen!)

Vicepräſident Ritter v. Chlumecky (das Glockenzeichen gebend): Ich bitte, den Herrn Redner nicht zu unterbrechen.

Abg. Türk: Er hat mich ja aufgefordert, zu ſprechen.

Abg. v. Plener (fortfahrend): Nachdem dieſer genannte Abgeordnete gar nichts vorzubrin - gen weiß, als einige zum Gegenſtande ganz un - paſſende Schlagworte, die er in einem früheren Stadium ſeiner Agitation gelernt hat (Sehr gut! links), die aber mit dem heutigen Gegen - ſtande gar nicht zuſammenhängen, ſo will ich mich mit ihm in keine weitere Polemik einlaſſen. Nur noch ein Wort möchte ich ſagen: er hat ver - ſucht, meine deutſche Geſinnung anzugreifen; nun glaube ich aber ohne Selbſtüberhebung behaupten zu können, daß ich in einigen Theilen Böhmens ſowohl als auch hier einige Dienſte geleiſtet habe, und war ich auch immer ſo glücklich, eine reiche Anerkennung von Seiten des beſten Theiles der deutſchen Bevölkerung Böhmens zu erhalten. Ich bin daher nicht in der Lage, von irgend Jeman - den, wenn ſie auch Deutſchnationale heißen, eine Belehrung über gute deutſche Geſinnung und über die correcte deutſche Haltung in Empfang zu nehmen. Allerdings verſtehe ich die deutſche Ge - ſinnung eines Deutſchöſterreichers nicht dahin, daß er jeden Act der Berliner Regierung mit einer Art religiöſer Begeiſterung kritiklos bewundert.

Hierauf wendet ſich Abg. v. Plener gegen Abg. Kronawetter und weiſt nach, daß das Syſtem, für welches Abg. Kronawetter plaidirt, ein Syſtem der Unfreiheit ſei.

Im weiteren Verlaufe ſeiner Rede kam Dr. v. Plener auf die Verſammlung zu ſprechen, welche Dr. Kronawetter gegen den Deutſchen Parteitag einberufen hatte und erwähnte dabei, daß dieſe Verſammlung mit clericalem Gelde arrangirt wurde.

Abg. v. Plener ſchloß ſodann: Für den Dr. Kronawetter, für die Radicalen gibt es keine Reform, keine langſame, ſtetige Entwicklung wie ſie allein das Heil des Staates und desVolkes bedeutet, ſondern nur die brutale Gewalt, entweder die brutale Gewalt von der einen oder von der anderen Seite. Er verſteht nur Windiſch - grätz, der die Radicalen zuſammenſchießt, oder umgekehrt, die Radicalen, welche die Vertreter der Autorität zuſammenſchießen. Darin liegt nach ihm eigentlich der letzte Schluß und das letzte Wort der politiſchen Entwicklung der Völker, und das iſt die gefährliche Seite, daß man mit der fortwährenden Gegenüberſtellung des abſoluteſten Gegenſatzes der Partei der Ordnung und der Un - ordnung zuletzt nur dahin kommt, wie der Herr Abgeordnete Kronawetter, daß die letzte Entſchei - dung eine Entſcheidung der rohen Gewalt und des blutigen Kampfes iſt, während wir das nicht wollen, weil wir nicht wollen, daß die bürgerliche Geſellſchaft durch blutige und gewaltthätige Kriſen hindurchgehe, weil wir nicht wollen, daß die ſociale Frage im Wege einer Revolution oder im Wege einer gewaltſamen Niederſchlagung einer Revolution vorwärts gebracht werde, weil wir wollen, daß dieſe großen Aufgaben, deren Be - deutung die beſitzenden Claſſen ſich immer mehr bewußt werden, im Wege friedlicher Reform, im Wege gemeinſchaftlicher, ſachlicher Berathung ge - fördert werden. Darum haben wir dieſen Vorſchlag gemacht, haben ihn vorſichtig und mäßig gefaßt. Eines iſt gewiß, daß nämlich der ein beſſerer Freund der Arbeiter iſt, der verſucht, ſchrittweiſe im Wege von Reformen ihre Intereſſen zu för - dern, als Derjenige, welche die ganze Sache dahin - ſtellt, daß zuletzt nur die rohe Gewalt und der Bürgerkrieg über das Schickſal der Arbeiter und des Staates entſcheiden ſollen. (Lebhafter Beifall und Händeklatſchen links.)

Es verlangt ſodann zu einer thatſächlichen Berichtigung der

Abg. Kronawetter das Wort, um ſich bezüglich der 500 fl. zu rechtfertigen. Er ſagt: Wie öfters Discuſſionen unter den Abgeordneten gepflogen werden, ſo hat auch über die Ereigniſſe zwiſchen mir und dem Abg. Schneid v. Treuen - fels, der heute todt iſt, eine ganz zwangloſe Privat-Discuſſion ſtattgefunden. Ich habe aber von der Regierungspartei nicht einen Kreuzer be - kommen, es iſt mit einer Partei von mir auch nicht verkehrt worden (Gelächter links,) ſondern nur mit einem einzigen Manne. (Rufe links: Einem Mitgliede der Regierungspartei!)

Abg. Dr. Forreger: Aber Sie werden doch nicht glanben, daß der Schneid das aus ſeinem Sacke gezahlt hat!

Abg. Dr. Kronawetter: Ich bitte, um das habe ich nicht gefragt (Geſächter links), das kümmert mich nichts und intereſſirt mich auch nicht. (Lachen links.) Die Sache hat ſich folgendermaßen entwickelt: Er hat geſagt, daß da eine Verſamm - lung ſtattfinden ſoll, ihnen aber die Geſchichte etwas unangenehm iſt. (Gelächter und Rufe links: Wem ihnen?) Ich bitte, mich nicht ſo auszufragen, begnügen Sie ſich mit dem was ich ſage; wahr - ſcheinlich war es ſeinen Bekannten unangenehm. (Gelächter links.)

Er hat dann geſagt, es wäre recht gut, wenn eine andere Verſammlung an demſelben Tage ſtattfände und ob das möglich wäre. Darauf habe ich geſagt: Wir ſtehen Gewehr bei Fuß, uns geht das nichts an. Darauf hat er mir geſagt: Seine Partei (Rufe links: Aha!) geht mit einer Aenderung des Wahlgeſetzes um, wo - durch den Fünfguldenmännern das Wahlrecht er - theilt werden ſoll. Und er hat mir die poſitive Zuſicherung gegeben, daß dieſe Partei den Fünf - guldenmännern das Wahlrecht in der ganzen Monarchie geben wird. Darauf habe ich geſagt: Wenn dem ſo iſt, wenn Sie das für uns thun wollen, ſo werde ich ſchauen, ob nicht ſo eine Verſammlung zu machen iſt, jedoch muß ſie voll - kommen frei ſein.

Abg. Prade ruft: Das hat der Schneid machen können!

Abg. Dr. Kronawetter: Das kümmert mich nicht, wer’s machen kann und wer’s nicht machen kann. Nun, ſo eine Geſchichte koſtet ja Geld. Sie werden wiſſen, daß Sie den Sofien - ſaal auch nicht umſonſt gehabt haben. (Rufe links: Das haben wir ſelbſt gezahlt!) Man kann doch nicht Leuten zumuthen, daß ſie die Koſten für die Verſammlung tragen, die ja doch in letzter Linie nicht ihnen zugute gekommen iſt, denn das Wahlrecht der Fünfguldenmänner iſt ja ihnen nicht zugute gekommen. Sie haben nur den einen Vortheil gehabt, daß ſie einmal den[4]ganzen Tag ſich haben ordentlich ausſprechen können. Dieſe Auslagen (500 fl.) ſind mir vom Abgeordneten Schneid, nicht von der Regierungs - partei, vergütet worden. Ob er irgendwo ab - ſammeln gegangen iſt, das kümmert mich nicht. (Gelächter links.) Es war alſo eine momentane Coalition. Wenn Sie (zur Linken) nicht immer ſo reactionär gegen jeden freiheitli - chen Fortfchritt ſich verhalten hätten, ſo wären ſolche unnatürliche Coalitionen unmöglich gewe - ſen. So aber geht man halt zu Dem, von dem man etwas kriegt und der etwas gibt. (Schallen - des Gelächter links.)

Der Antrag der Abgeordneter Plener, Exner und Wrabetz wird hierauf einem vierundzwanzig - gliedrigen Ausſchuſſe zugewieſen.

Der nächſte Gegenſtand der Tagesordnung iſt die erſte Leſung des Antrages der Abgeordne - ten Dr. Foregger und Genoſſen betreffend die Preſſe. Zur Begründung ſeines Antrages erhält der Antragſteller Dr. Foregger das Wort. Nach - dem noch Abg. Dr. Vosnjak geſprochen, wird der Antrag einem Preßausſchuſſe zugewieſen und ſo - dann die Verhandlung abgebrochen. Es gelangen noch zur Vorleſung der Antrag Reicher betreffend die Steuerſiſtirung für Mobiliſirte, und eine In - terpellation des Abg. Dr. v. Derſchatta betreffend die Auflöſung des Bismarck-Commerſes in Graz und wird hierauf die Sitzung geſchloſſen.

Die nächſte Sitzung findet Freitag ſtatt. Auf der Tagesordnung ſteht das Arbeiter-Kran - kenverſicherungsgeſetz.

Politiſche Nachrichten.

(Die Lage.)

Endlich einmal Anzeichen, daß ſich die Situation im friedlichen Sinne gebeſſert hat, trotz des öſterreichiſch-ungariſchen Verbotes der Pferde - ausfuhr, in welchem Jedermann nur eine Vorſichts - maßregel erblickt. Die Berliner Regierung iſt augen - ſcheinlich beſtrebt, abzuwiegeln. Die Aeußerungen des deutſchen Kronprinzen ſind in unſerer letzten Num - mer wiedergegeben worden. Die Kriegsdrohungen der Poſt werden auch in amtlichen und regierungs - treuen Organen mißbilligt. So erklärt die amtliche Leipziger Zeitung die Zuſpitzung der Kriegsfrage zu einer Frage Boulanger für ein entſchiedenes Verſehen, und die gouvernementale Straßburger Poſt , welche ſorgſam alle franzöſiſchen Rüſtungen regiſtrirt, erklärt, ein ähnlicher Artikel in einem offi - ciöſer Beziehungen verdächtigen franzöſiſchen Blatte hätte in Deutſchland gefährlich beunruhigt. Man dürfe den franzöfiſchen Zündſtoff nicht vermehren. Das deutſche Volk kenne keine Furcht und ſei bereit, Alles für das Vaterland zu opfern; aber es ſei weit entfernt, einen Chauvinismus zu nähern, deſſen Trä - ger ſich immer nur aus kleinen Kreiſen zuſammen - ſetzen. Der Großherzog von Baden brachte vorgeſtern bei der Scheffel-Feier im Polytechnicum in Carls - ruhe einen Toaſt auf das Gedeihen der Anſtalt unter den Segnungen des Friedens aus. Und vielleicht auch ein Friedenszeichen iſt die Meldung der conſervati -ven Schleſiſchen Zeitung , die geplante kaiſerliche Proclamation für das Septennat werde nicht erlaſſen werden.

Dagegen iſt nicht als Friedenszeichen zu er - achten, weil nicht als wahr, ſondern als häßliche franzöſiſche Anſchmeichelung des Czaren die vom Journal des Débats und der République Fran - gaiſe veröffentliche Mittheilung: Der franzöſiſche Botſchafter in Petersburg, Laboulaye, berichtete, der Czar habe an den deutſchen Kaiſer eine Anfrage über deſſen Intentionen bezüglich Frankreichs gerich - tet, in demſelben Sinne habe auch Giers eine An - frage an Bismarck gerichtet. Die Antworten Beider lauteten, Deutſchland werde Frankreich nicht angrei - fen. Dieſe Antworten wurden Laboulaye mitgetheilt.

Und auch kein beſonderes Friedenszeichen iſt der von Katkoff in den Moskowskija Wjedomoſti un - ternommene Verſuch, Deutſchland vom Bünd - niſſe mit Oeſterreich-Ungarn fort in die Arme Rußlands zu locken. Dieſes Blatt, die deutſch-ruſſiſchen Beziehungen und die Gefahr eines ruſſiſch-deutſchen Zuſammenſtoßes beſprechend, ſtaunt, daß dieſe Fragen, trotz der wiederholten Ver - ſicherungen Bismarck’s daß, Rußland keine Gründe habe, Deutſchland anzugreifen und umgekehrt, den - noch immer periodiſch angeregt werden.

(Die Einberufung der deutſchen Reſer - viſten.)

Das am 5. d. erſchienene Armee-Verord - nungsblatt veröffentlicht einen Erlaß des deutſchen Kai - ſers vom 27. Jänner, wonach zu zwölftägigen Uebun - gen zum Zwecke der Ausbildung mit dem neuen Gewehre aus der Reſerve 68 200 Mann Infante - rie und 4800 Jäger und Schützen einſchließlich der vom Kriegsminiſterium feſtzuſetzenden Zahl von Un - terofficieren einzuberufen ſind. Zu dieſer Uebung ſind heranzuziehen die übungspflichtigen Reſerviſten mit der jüngſten Jahresclaſſe beginnend, welche noch nicht mit dem neuen Gewehre ausgebildet ſind. Die zur Landwehr am 1. April übertretende älteſte Jahres - claſſe der Reſerve iſt von der Uebung ausgeſchloſſen. Die Uebung findet vom 7. bis zum 18. Februar ſtatt.

Locales und Provinzielles.

(Perſonales.)

Se. Excellenz der Herr Feſtungs-Commandant, FML. von Fröhlich iſt ſeit einigen Tagen unwohl, ſo daß er das Bett hüten muß. Aus dieſem Grunde war der - ſelbe auch verhindert den Frauenvereinsball zu beſuchen.

(Aus dem Stadtverordneten-Collegium.)

Die Tagesordnung der heutigen Sitzung des Stadtverordneten-Collegiums iſt folgende: Be - werbungsgeſuche um zwei erledigte Kanzeliſten - Stellen. Rechnungsabſchluß der Krankencaſſa der freiw. Feuerwehr. Geſuch des Herrn Joſ. Deutſch um Zuſicherung der Aufnahme in den Gemeindeverband. Geſuche um das Hei - mat - und Bürgerrecht. Bericht der 2. Sec - tion über die Verwendung der im Jahre 1886gelöſten Taxgelder für Hundemarken. Bericht der 2. Section über die Verwendung der im Jahre 1886 gelöſten Taxgelder für das Heimat - recht. Bericht der 2. Section über das Geſuch der Stadtphyſikuswaiſe A. Schimko um eine Unterſtützung. Gemeinderäthlicher Bericht über Unterbringung der ſlaviſchen Stadtſchnle. Gut - achten des Herrn Stadtanwalts über eine ver - weigerte Trottoiranlage. Bericht des Theater - Comités über einige Abänderungen des Theater - vertrages mit Bezug auf die neue Pachtperiode. Bericht der 3. Section über das Geſuch des Wachmannes J. Gejda um Zuerkennung der Dienſtesprämie. Bericht der 3. Section über den Jahresbericht des Curatoriums der ſtädt. Pfandleihanſtalt. Bericht der 2. Section über die Bewerbung um eine ausgeſchriebene Pfründe der Bürgerſtiftung und das Geſuch der ſtädtiſchen Arbeitslehrerinnen um Gewährung der ortsübli - chen Zulagen. Bericht der 3. Section über das Geſuch des A. Kockeſch um Bewilligung zum Bezuge der Intereſſen aus dem Fonde der ehe - maligen Färberzunft. Bericht der 1. Section über das Geſuch des Wenzel Slowak um mehrere Pachtzugeſtändniſſe.

(Ernennung.)

Dem k. k. Bezirksgerichts - Adjuncten für den mähr. -ſchleſ. Oberlandesgerichts - ſprengel Karl Raček wurde eine ſyſtemiſirte Be - zirksgerichts-Adjunctenſtelle in Trebitſch verliehen.

(Hofſchauſpieler Meixner decorirt.)

Der Hofſchauſpieler Meixner, welcher am 6. d. M. ſein 50jähriges Schauſpieler-Jubiläum feierte, wurde durch die Verleihung des Ritterkreuzes des Franz Joſefs-Ordens ausgezeichnet.

(Generalverſammlung der k. k. priv. Olmützer Schützengeſellſchaft,)

Geſtern Nach - mittags 3 Uhr fand im Schießſtattſaale die Ge - neralverſammlung der k. k. priv. Schützengeſell - ſchaft ſtatt. Herr Oberſchützenmeiſter Anton Heintz eröffnete die Verſammlung, begrüßte Herrn Bür - germeiſter v. Engel, welcher derſelben beiwohnte und conſtatirte die Beſchlußfähigkeit der Verſamm - lung worauf Herr Schriftführer Michel das Protocoll der letzten Generalverſammlung zur Vorleſung brachte. Erſtattet wird hierauf der Jahresbericht für das Jahr 1886, welchem wir entnehmen, daß die Thätigkeit des Vereines im abgelaufenen Jahre eine ſehr rege war u. auch in Bezug auf das Schießweſen erfreuliche Reſultate lieferte. In hervorragender Weiſe gedenkt der Bericht der Jubelfeier des Herrn Bürgermeiſters Joſef v. Engel und des Vicebürgermeiſters Herrn Wilhelm Nather. Der Bericht wird unter Beifall zur befriedigenden Kenntniß genommen. Herr Caſſier Auſt erſtattet ſodann den Rechenſchafts - bericht für das Jahr 1886. Die Einnahmen be - trugen fl. 2429·89½, die Auslagen fl. 2355·75½, daher mit Ende 1886 ein Baar-Caſſaſtand von fl. 74·14 verbleibt. Das Activvermögen beträgt heute fl. 24. 871·15 und hat ſich gegen das Vor - jahr um fl. 324·89½ vermehrt. Die Rechnungs - legung wird, nachdem die Reviſoren deren Richtigkeit

Das Schloß im Grünen(140.)

Ein Suchen im Dunkeln nach der Thür, welche zu des Barons Gemächern führte, wäre zwecklos geweſen, auch konnte ſie darauf vertrauen, daß derſelbe nicht im Schlaf überfallen werden und daß er im äußerſten Nothfalle denſelben Gang zum Rückzuge benutzen könnte, wie ſie ſelbſt. Sie hatte nur Zeit gehabt, einen großen wollenen Shawl über ihr Nachthabit zu werfen, der ihr auch bei der entgegenwehenden Zugluft ſehr zu Statten kam, als ſie in den alten Theil des Schloſſes gelangte.

Einen Augenblick hielt ſie auf ihrem Wege an; ſie hörte am Gebell ihres Mentor, daß die - ſer mit den Räubern handgemein geworden, ver - nahm aber bald darauf ſein klägliches Geheul, welches ihr verkündete, daß ihn in Vertheidi - gung der ihm anvertrauten Schwelle der Todes - ſtreich traf.

Armer Mentor! Sie zog ſchaudernd das einhüllende Tuch dichter um ihren Körper und ſetzte ihren Weg eilig fort, der ſie in den Ahnen - ſaal führte. Dieſen durcheilte ſie, fand leicht die offene Thür zum Thurme und erſtieg dieſen mittelſt der ihr bekannten Wendeltreppe. Oben warf ſie die Thür hinter ſich nieder und ſuchtenach dem Glockenſtrange. Kaum hatte ſie ihn gefunden, ſo ertönte der lautſchallende Nothruf aus dem ehernen Munde der Glocke in die Nacht hinaus.

Der Klang wurde weithin von manchen Schlafloſen gehört und erweckte mit ſeinem unge - wohnten, hellen und beinahe wimmernden Tone ſogar viele im Schlummer Befangene.

Im Gaſthof zur grünen Tanne ſprang Günther von ſeinem Lager auf und weckte den Wirth.

Hören Sie die wimmernde Glocke? Es ſtürmt; wo?

Es iſt die Schloßglocke, antwortete Müller, indem er ſich ſchnell in die Kleider warf, da muß große Noth vorhanden ſein. Feuerſchein ſeh ich nicht: Auf, Chriſtian, Andreas! wir wollen zu Hilfe! Fritz, lauf nach dem Oberförſter, ſie ſollen ſchnell zum Schloſſe! Alle Uebrigen vor - wärts!

Fritz der Stalljunge, huſchte fort, die An - deren bewaffneten ſich ſchnell, ſo gut ſie konnten und eilten unter Günthers Anführung dem Schloſſe zu, während Frau Müller mit ihren Mägden das Haus hinter ihnen verſchloß und verwahrte.

Müller führte einen großen Kettenhund an der Kette mit ſich, aber der beleibte Mann ver - mochte kaum, Günthers eiligen Schritten zu fol - gen, mit denen dieſer der kleinen Schaar voran -eilte. Noch immer klang der Glockenruf ſchaurig von Thurme herab. Dem jungen Manne ſagte das Herz, daß es ihr Ruf um Hilfe ſei, den ſie in höchſtſter Noth vor allen Dingen an ihn er - gehen ließ.

Es muß eine Räuberbande im Schloſſe ſein , hatte Müller geſagt, er er meinte den Baron, hat zwei ſeiner Leute fortgeſchickt und nun haben wir die Beſcheerung. Nun iſt blos noch der alte Kaſtellan im Schloſſe, der kann nicht viel machen, der Kutſcher ſchläft bei den Pferden, und der er unterbrach ſich.

Halt, wer da!

Mehrere dunkle Geſtalten traten aus einer Thür der Gartenwand des Schloßgartens und gaben ſich als der Gärtner und zwei Gärtner - burſchen zu erkennen. Dieſe hatten in das Schloß zu Hilfe eilen wollen, waren aber ſchleunig zurück - gekehrt, als ſie die Uebermacht der Räuber be - merkten und wollten Verſtärkung von der grünen Tanne holen, als dieſe ihnen bereits begegnete. Jetzt ſchloſſen ſie ſich an. Das Thor zum Hofe ſtand offen, ebenſo das Schloßportal, durch wel - ches Günther, von der Mehrzahl gefolgt, ſchnell eintrat, während der Gärtner nach dem Stalle eilte und dort den gefangenen Kutſcher befreite, denn die Räuber hatten ihn eingeſperrt, indem ſie die Stallthür von außen verrammelten. Auch dieſer, mit einer Radehacke bewaffnet, verſtärkte nun die Partie. (Fortſetzung folgt.)

[5]

beſtätigt hatten, genehmigt. Der Voranſchlag für das Jahr 1887 wird ebenfalls genehmigt. Herr Schützenmeiſter Hartwich ſtellt den Antrag, es mögen Saiſonkarten á 5 fl. für die Herren Offi - ciere und Beamten ausgegeben werden. Es ent - ſpinnt ſich hierüber eine lebhafte Debatte. Der Antrag des Herrn Hartwich wird angenommen. Der Jahresbeitrag wird in der bisherigen Höhe (5 fl) feſtgeſetzt. Hierauf findet die Wahl des Schützenrathes ſtatt. Gewählt werden die Herren: Auſt, Fiebich, Hartwich, Anton Heintz, Wilhelm Mika, Nimmerfroh, Schiedek und Math. Wödl. Zu Schützenmeiſtern werden gewählt die Herren: Anton Heintz zum Oberſchützenmeiſter und die Herren Franz Hartwich und Moritz Läufer zu Schützenmeiſtern.

(Frauenvereinsball.)

Die Ballſaiſon hat ihren Höhepunct erreicht. Der Frauenvereinsball iſt ſtets ein Anzeichen dafür. Am Samſtag fand er ſtatt, mit all dem Glanze und all der Heiter - keit, die ſtets das Gepräge dieſes Balles bildet, und die keinen Abbruch erleidet, wenn auch die Zahl der Ballbeſucher eine geringere iſt, als in anderen Jahren. Die Tanzenden finden darin ſogar einen Vorzug des Balles, weil ſie dadurch allein die Möglichkeit haben, ſich dem Tanzver - gnügen mit vollſter Luſt hinzugeben. Dieſe Gele - genheit wurde dießmal im vollſten Maße ausge - beutet. Man tanzte von halb 9 Uhr Nachts bis zum grauenden Morgen. Nach 9 Uhr erfolgte der Einzug der Maskengruppen, welche um ſo mehr Bewunderung erregten, als man in denſel - ben eine Anzahl gerade zu prachtvoll coſtumirter Frauengeſtalten und die reizendſten jugendlichen Erſcheinungen erblickte. In dieſer Beziehung dürfte wohl kaum einer der nachfolgenden Bälle dem Frauenvereinsballe gleich kommen. Den Gruppen voran zogen ſtattliche Herolde, ihnen folgten der Ritter Falſtaff mit den luſtigen Weibern von Windſor eine Fauſt - Gruppe, in welcher zwei reizende Gretchengeſtalten und ein Mephiſto den Mangel des plötzlich ent - wiſchten Fauſt verdecken mußten, eine ſtattliche Angot - Gruppe, dann ein prächtiger Bettel - ſtudent mit ſchönen Polinnen, eine Carmen - Gruppe mit einer reichen Anzahl von Spanie - rinnen, ein ſtolzer Zigeunerbaron , der Schweine - züchter Zſupan mit einem ganzen Bataillon von Zigeunerinnen, ein kräftiger Pierre , der bei Laternenſchein Hochzeit halten wollte, und zum Schluſſe eine Maskenball - Gruppe , in welcher ein buntes Gewühle von allerhand Trachten und Coſtümen zu ſehen war. Der ſtolze Zug durch - ſchritt zweimal den Saal und während einzelne Theilnehmer desſelben ſofort die Maske lüfteten, um dem Tanze zu huldigen, befaßte ſich der größere Theil damit, die nichtmaskirten Ballbe - ſucher zu intruigiren und den heiterſten Schabernack zu inſceniren. Dies gelang insbeſondere drei jungen Damen, die ſich abwechſelnd in einen grauen Domino ſteckten und in dieſer Verkleidung die tollſte Neckerei trieben. Das ſchönſte Coſtüme zu bezeichnen ſind wir thatſächlich außer Stande. Es ſchien uns als ob jedes zu ſeiner Trägerin ſo vollkommen paßte, daß man ſich nichts voll - kommeneres denken konnte. Ein lichtes Vergiß - meinnicht ſah ſo lieblich aus, daß es trotz ſeines einfachen Coſtümes ſich kühn um den Schönheits - preis mit einer altdeutſchen Dame, die in präch - tigem Scharlach und Goldbrokat erſchien, einem Coſtüme ebenſo ſchön als ſtylvoll, hätte wetteifern können. In einen ſolchen Wettbewerb hätten aber auch mit voller Berechtigung eine Anzahl ſtolzer Polinnen und feuriger Spanierinnen, von welchen zwei reizende junge Damen, welche prächtige ſpaniſche, aus dem Atelier Hochwald hervorge - gangene Coſtüme auch das altdeutſche Coſtüme wurdein demſelben Atelier angefertigt trugen und Aufmerkſamkeit erregten, eintreten können, freilich hätten ihnen den Sieg eine ſtattliche Orientalin, einige glutäugige Zigeunerinnen, unter denen eine Saffi mit prachtvoll wallendem Haare auffiel, ſtreitig machen können, und dieſe hätten dann wieder um den Schönheitspreis mit den luſtigen Weibern oder mit anderen jugendlichen Geſtalten in Coſtümen voll Reiz und Anmuth kämpfen müſſen. Damit wäre der Wettbewerb noch nicht beendet geweſen, weil auch manch herrliche ſchöne Geſtalt, manche üppige Schön - heit in Balltoilette bewundert wurde. Es war Mitternacht, ehe man recht dazugekommen war, die Details des Balles zu bewundern. Wir wiſſen daher nicht, ob wir nicht manche der er -ſchienenen hervorragenden Perſönlichkeiten uner - wähnt laſſen, wenn wir noch berichten, daß Herr Bürgermeiſter Joſef von Engel, Herr General - major Ritter v. Zambaur, die Oberſte Baron Komers, v. Kleinſchmidt, Freiherr v. Karaisl, Oberſtlieutenant v. Gebauer eine große Zahl von Stabs - und Oberofficieren ſowie von Gemeinderätheu und Stadtverordneten das Feſt durch ihre Anweſenheit auszeichneten. Die Ballmuſik unter Herrn Capellmeiſter Amenth war vortrefflich; noch vortrefflicher war Speiſe und Trank, die Herr Brandl in einer von allen Gäſten gewürdigten Güte bot. Ebenſo reiches Lob gebührt dem Decorateur Herrn Schubert, der den Saal elegant und geſchmackvoll geſchmückt hatte. Ein letztes Lob endlich dem vorſorglichen Ballcomité und Herrn Director Müller, der die Gruppen ſo trefflich arrangirt hatte.

(Vom Bürgercorps-Kränzchen.)

Die Karten-Abnahme für das Bürgercorps-Kränzchen iſt eine ſo bedeutende, daß nach derſelben zu ſchließen, dieſes Kränzchen zu den beſtbeſuchteſten Tanzunterhaltungen des diesjährigen Carnevales zählen wird. Wie uns mitgetheilt wurde ſteht das Comité vor der Nothwendigkeit, die Karten - ausgabe baldigſt zu ſchließen; diejenigen P. T. Damen und Herren, welche das Kränzchen beſuchen wollen, werden daher gut thun, ſich die Eintritts - karte entweder direct bei dem Obmanne des Comités, Herrn Wilhelm Lang, Niederring Nr. 44, zu löſen, oder ſich wegen Erhalt derſelben an ein Mitglied des k. k. pirv. Bürgercorps zu wenden.

(Für den Landſturm.)

Wie wir erfahren, ſind bei der hieſigen Stadtgemeinde bereits eilf Ge - ſuche von Aſpiranten für Landſturm-Officiers-Stellen eingebracht worden. Die betreffenden Geſuche werden der Militärbehörde zur weiteren Beſchlußfaſſung vor - gelegt.

(Theater-Repertoire.)

Dienſtag 8. Februar: Orpheus (Benefice Frau Schmutz) Mittwoch 9. Februar: Rigoletto . Donnerſtag 10. Febr.: Salontiroler (Benefice Herr Höfer.) Freitag 11. Februar: Undine .

(Benefice-Vorſtellungen.)

Morgen Dien - ſtag geht die Operette: Orpheus in der Unter - welt zum Benefice der Schauſpielerin Frau Schmutz in Scene. Der treffliche Vertreter des Faches der jugendlichen Helden und Liebhaber an unſerer Bühne, Herr Emil Höfer hat für ſeine am näch - ſten Donnerſtag ſtattfindende Benefice-Vorſtellung, eine Novität: Der Salontiroler Luſtſpiel von G. v. Moſer gewählt, ein Werk, welches zum Repertoire - ſtücke der deutſchen Bühnen geworden iſt und ſeine Entſtehung dem bekannten gleichnamigen Bilde De - freggers verdankt. Im 2. Acte wird nach dieſem Bilde ein Tableaux geſtellt werden. Herr Bauer hatte die Freundlichkeit dem Beneficianten die Zuſage zu machen, daß er die Rolle des Sepp in dem ge - dachten Luſiſpiele übernimmt, wodurch die Vorſtel - lung jedenfalls noch ein erhöhtes Intereſſe gewin - nen wird.

(Generalverſammlung der Schuhmacher - genoſſenſchaft.)

Bei der geſtern Nachmittag ab - gehaltenen Generalverſammlung der Schuhmacher - genoſſenſchaft wurde Herr Max Hornich zum Vor - ſtand und Herr Carl Feiſig zum Vorſtand-Stell - vertreter neugewählt. Näheres über dieſe Gene - ralverſammlung tragen wir morgen nach.

(Ball der freiw. Fenerwehr in Powel - Neuſtift.)

Die Mitglieder der freiw. Feuerwehr von Powel-Neuſtift, veranſtalteten Samſtag im Saale zur Weintraube in Neuſtift ihren diesjäh - rigen Vereinsball, der ſehr gelungen ausfiel. Bot ſchon der mit Wappen, Feuerwehremblemen und ſon - ſtigem Schmuck decorirte Saal einen hübſchen An - blick, ſo wurde derſelbe noch durch die große Zahl von anmuthigen und flotten Tänzerinnen, welche ſich aus den nahe liegenden Landgemeinden eingefunden hatten, noch erhöht. Bei den heiteren Klängen der unermüdlich zum Tanze aufſpielenden Muſikcapelle unterhielt ſich die zahlreiche Geſellſchaft vortrefflich und nur allzu raſch verſchwanden die fröhlichen Stunden geſelligen und kameradſchaftlichen Beiſam - menſeins. Den Ballgäſten wurde um die Mitter - nachtsſtunde noch ein Genuß geboten, u. zw. wur - den zwei humoriſtiſche Piegen vorgetragen, um welche ſich die Herren Gödl, Kleibl, Ochmann und Hausmann verdient machten und dafür von Seite des zahlreich anweſenden Publicums ſtürmiſchen Beifall ernteten. Der Gemeindevorſteher von Powel, Hr. Urban, Hr. Vereinsarzt Schmarda, der Haupt - mann-Stellvertreter der freiw. Feuerwehr in Weska, Herr Thuma und viele Gäſte aus Olmütz nah -men an dem ſchönen Feſte theil. Die um Mitter - nacht abgehaltene Jux-Lotterie ergab recht nette Treffer. Schließlich ſei des wackeren Comités und ſeines Obmannes Herrn Anton Hausmann gedacht, welche ſich um das ſchöne Gelingen dieſes Balles verdient gemacht haben und zur Heiterkeit und fröh - lichen Stimmung weſentlich beigetragen haben. Sie können mit Stolz auf das ſchöne Feſt zurückblicken.

(Ball der Anterofficiere des 93. Inft. - Regts.)

Morgen Abends findet in den hübſch decorirten Localitäten der bürgl. Schießſtätte der Ball der Unterofficiere des 93. Jaft. -Regts. ſtatt. Das Comité, welches ſeit längerer Zeit die um - faſſendſten Vorbereitungen für dieſen Ball ge - troffen hat, kann auf einen glänzenden Erfolg rechnen. Die Tanzmuſik beſorgt die eigene Re - gimentscapelle.

(Coſtüme-Kränzchen des Paulowitzer Leſe - und Fortbildungsvereines.)

Samſtag, den 12. d. l. J. veranſtaltet der deutſche Leſe - und Fortbildungsverein in Paulowitz in den Saal-Localitäten zur Spitz (Bahnyofſtraße) ein Coſtüme-Kränzchen. Der Anfang iſt auf Uhr Abends feſtgeſetzt und beträgt das Entré per Perſon 50 kr. Nachdem das am 8. Jänner l. J. von dieſem Vereine veranſtaltete Kränzchen ſich eines glänzenden Erfolges erfreute, dürfte auch diesmal der Beſuch dieſes Kränzchens ein ſehr guter ſein.

(Der erſte Bauernabend in Nebotein.)

In dem großen, hübſch decorirten Saale des Herrn Schindler zu Nebotein wurde geſtern der vom dortigen deutſchen landwirthſchaftl. Leſe-Verein veranſtaltete Bauernabend abgehalten. Die Zahl der aus den Nachbargemeinden Schnobolin, Nedweis, Neretein, Nimlau, Powel, Neuſtift, Paulowitz, Gießhübl und aus Olmütz gekommenen Gäſte war eine ſo zahlreiche, daß ſich der Saal faſt zu klein erwies, um die Zahl der Theilnehmer zu faſſen. Der Verein Cajüte , welcher ſeine Mitwirkung freundlichſt zugeſagt hatte, war mit dem Obmanne Herrn Pöck an der Spitze, voll - zählig vertreten. Herr Bürgermeiſter Nowotny, der Obmann des deutſchen landwirthſchaftlichen Vereines, Herr Zahradnicek, die Gemeinderäthe von Nebotein u. Herr Oberlehrer Krček machten die Honneurs und begrüßten die Gäſte in herzlicher Weiſe. Eine Abtheilung der Militärcapelle des 54. Inft. -Regts. beſorgte die Concert - und Tanz - muſik. Der Bauernabend, der erſte, der in Nebo - tein veranſtaltet wurde, nahm einen erhebenden Verlauf. Die wackeren deutſchen Landbewohner, welche wie ſchon erwähnt, in impoſanter Anzahl erſchienen waren, nahmen ſowol die Vorträge, gehalten von den Herren Hiecke und Knaute, ſowie die trefflichen Leiſtungen des Vereines Cajüte , der ſich um das Gelingen der Unterhaltung in hervorragender Weiſe verdient machte und jene der Muſikcapelle ungemein günſtig auf und zollten denſelben rauſchenden Beifall. Nachſtehend bringen wir den Bericht über den geſtern in Nebotein veranſtalteten Bauernabend:

Herr Frz. Zahradniček, Obmann des deut - ſchen Leſevereines, begrüßt die Verſammlung mit herzlichen Worten, er dankt für das zahlreiche Er - ſcheinen der Gäſte aus Nah und Fern, welche gekommen ſeien, den Bauernabend zu verherr - lichen; ſie ſeien in Nebotein herzlich willkommen und ſie werden hier wahre deutſche Bruderliebe finden. Herr Oberlehrer Hiecke aus Paulowitz gibt hierauf eine kurzgefaßte Geſchichte des deutſchen Bauern - ſtandes. Er gab zunächſt eine Schilderung der Verfaſſung der alten Germanen und kam ſodann auf die Entſtehung und Entwicklung des deutſchen Bauernſtandes zu ſprechen, die Umwälzungen, welche derſelbe im Laufe der Jahrhunderte durch - gemacht, bis er auf den heutigen Standpunkt gelangte. Das Aufblühen des deutſchen Städte - weſens brachte der Bauernſchaft große Vortheile. Joſef II. habe den Bauer durch Aufhebung der Leibeigenſchaft zum freien Menſchen gemacht. Der Bauer war nicht mehr an die Scholle gebunden wie früher. Redner gedenkt der Verdienſte Hans Kudlich’s um die Befreiung des Bauernſtandes von unerträglichen Laſten und ſchließt ſeinen po - pulär gehaltenen, beifälligſt aufgenommenen Vor - trag, mit einer Apoſtrophe an den Bauernſtand.

Als Herr Hiecke im Laufe ſeines ſehr ſorg - fältig ausgearbeiteten, überſichtlichen Vortrages des Volkskaiſers Joſef II. und des Bauernbefreiers Hans Kudlich gedachte, erſcholl lebhafter Beifall und man fühlte, daß Redner ſo recht aus dem Herzen der Anweſenden geſprochen, als er deren[6][u]nſterbliche Verdienſte um den öſterreichiſchen Bauernſtand hervorhob.

Der nächſte Redner, von den Anweſenden bei ſeinem Erſcheinen auf der Rednertribüne mit ſtürmiſchem Beifall acclamirt, war Herr Knaute, Bürgerſchullehrer aus Olmütz, der in glänzender Rede die Ziele des neugegründeten Bundes der Deutſchen in Nordmähren ſchilderte.

Herr Knaute ſprach zunächſt ſeine Be - friedigung darüber aus, daß die deutſchen Städte an den deutſchen Bauern wackere Bundesgenoſſen gefunden haben. Hans Kudlich habe uns zuge - rufen: Deutſche, haltet den Nacken ſteif. So wollen wir es halten. (Bravo.) Wir müſſen den Nacken ſteif halten, um uns unſerer Gegner zu erwehren. Redner macht auf den Bund der Deutſchen Nordmährens aufmerkſam, der trotz der kurzen Zeit ſeines Beſtandes ſchon 2000 Mitglieder zählt. Herr Knaute erläutert die Ziele des Bun - des der Deutſchen Nordmährens. Es iſt noth - wendig, daß eine große Zahl von Mitgliedern dem Bunde beitrete, die materiellen Opfer ſind ſo geringe, daß ſie gar nicht der Rede werth ſind. Man möge überall Bundesgruppen bilden, damit das Deutſchthum in Oeſterreich nicht noch weiter zu - rückgehe, als es ſchon zurückgegangen iſt. Redner ſchildert die glänzenden Erfolge des deutſchen Böhmerwaldbundes, er bittet um warme that - kräftige Unterſtützung. Stürmiſcher, nicht enden - wollender Beifall folgte den zündenden Worten des Redners.

Der Verein Cajüte und die Muſikcapelle des 54. Inf. -Reg. brachten, wie ſchon erwähnt, Vorträge, welche ſich der beifälligſten Aufnahme erfreuten. Der Verein Cajüte ſang als erſte Programmnummer einen exact vorgetragenen Männerchor, worauf Herr Loch ein Lied für Tenor vortrefflich zum Vortrag brachte und hiefür reichen Beifall erntete. Ein von Herrn Roßmanith mit Verve vorgetragenes Couplet: Die Geſchicht wird immer ſchöner erregte ſtürmiſche Heiterkeit und gefielen namentlich die Localſtrophen. Die beiden Chineſen und die draſtiſch-komiſche Turnerriege entfeſſelte förmliche Lachſalven. Herr Roßmanith der die Turner des amerikaniſchen Circus Leder - fleck vorführte, ſowie die drei Turner, die unge - mein exact turnten, fanden reichlichen Appaus. Eine prächtige Ueberraſchung bot den Gäſten der Bauern-Geſangsclub aus Schno - bolin, welcher den Chor Heut iſt heut vor - trefflich zum Vortrag brachte und Gegenſtand ſchmeichelhafter Ovationen war. Als der Bauern - geſangsclub hierauf das Deutſche Lied anſtimmte erſcholl frenetiſcher Applaus. Der wackere Ge - ſangsclub von Schnobolin, der geſtern ſeine Feuer - taufe erhielt, möge auf der betretenen Bahn fort - fahren, eines durchſchlagenden Erfolges kann er jederzeit ſicher ſein. In einem Toaſte, der ſtür - miſchen Beifall fand, wurde des wackeren deut - ſchen landwirthſchaftlichen Leſevereines und der Frauen und Mädchen von Nebotein gedacht, welch letztere den Gäſten wahre Berge von Kugelhupf und Krapfen beſcheert hatten. Die ge - ſchmackvolle Liebesgabe wurde von den Gäſten dankbarſt angenommen. Ein ſehr animirtes Tanz - kränzchen ſchloß den Abend. Die Tanzmuſik be - ſorgte die Militärcapelle des 54. Inf. -Regts., welche auch, wie ſchon erwähnt die Concertmuſik in ausgezeichneter Weiſe executirt hatte. Allge - mein wurde der Wunſch laut, daß dem erſten Bauernabende zu Nebotein, der einen ſo glänzen - den Verlauf nahm und ſich zu einer echt deutſchen Manifeſtation geſtaltete, bald ein zweiter folgen möge.

(Von der Masken-Redonte.)

Die geſtrige Masken-Redoute war außerordentlich ſtark beſucht und fah man manches bübſche Coſtüme. Großen Spaß und nicht endenwollende Heiterkeit erregte das trefflich inſcenirte große ſpaniſche Stiergefecht welches ſtürmiſchen Beifall fand. Es läßt ſich auch kaum etwas draſtiſch-komiſcheres denken, als dieſe Picce, deren Acteure, namentlich die vier Reiter, ihre Aufgabe trefflich löſten. Die Reſtau - ration des Herrn Brandl ließ auch geſtern nichts zu wünſchen übrig. Der Beſuch der Redouten iſt heuer ein ſo ſtarker, wie dieß ſeit Jahren nicht mehr der Fall war.

(Im kunſtgewerblichen Atelier im mähriſchen Gewerbemuſenm)

werden, wie man uns mittheilt, kunſtgewerbliche Zeichnungen jeder Art (Entwürfe, Werkzeichnungen ꝛc. ) für Ge - werbetreibende und Private nach einem Minimal - Tarife gefertigt. Wir machen auf dieſes durch dieBrünner Handels - und Gewerbekammer beim mähriſchen Gewerbemuſeum ins Leben gerufene kunſtgewerbliche Atelier alle Gewerbetreibenden, wie auch Lehrer und Lehrerinnen aufmerkſam. Nutzrießende Mitglieder des Muſeums und als ſolche können alle den genannten Ständen Ange - hörige dem Muſeum durch die Leiſtung des minimalen Jahresbeitrages von 3 fl. beitreten, genießen außer der Begünſtigung, daß ſie für alle im Atelier beſtellte Arbeiten nur die ange - ſetzen Minimalbeiträge zu entrichten haben, daß ſie die Muſealmittheilungen unentgeltlich zugeſchickt erhalten und daß ſie Werke und Vorlagen auch außer Hauſe bringen dürfen. Für die aus dem Atelier hervorgehenden Arbeiten ſind für obige Categorien die Minimalkoſten angeſetzt und zwar berechnet nach Stunden der Arbeitszeit, die Hono - rirung der Arbeit variirt jedoch inſoferne, nach - dem es einfach geometriſche, ornamentale Zeich - nungen (Skizzen) 2. Profile[b]) Ornamente im größeren Abſchnitte, 3. reichere Zeichnungen in Grund - und Aufrißen und 4. endlich reiche Zeich - nungen, Perſpectiven, completirte Werkzeichnungen ſammt Details ſind. Ferner je nachdem es Pauſen nach vorhandenen Muſtern, Umarbeitun - gen von Muſtern oder eigene Aufnahmen ausge - ſtellter Objecte und neue Entwürfe ꝛc. ſind. Für Nicht-Gewerbetreibende und Nichtmitglieder des Muſeumserhöhen ſich die Minimalanſätze um ½ bis zum Doppelten. Die Differenz zwiſchen den wirklichen Anfertigungskoſten und den be - rechneten wird im Intereſſe der Unterſtützung der Gewerbetreibenden durch die Handelskammer und durch das Muſeum getragen.

(Patriotiſcher Frauenhilfsverein für Mähren.)

Durch die vereinsfreundlichen Be - mühungen des k. k. Bezirkshauptmannes Herrn Eugen Raynoſchek hat ſich in Mähr. -Kromau eine Serie patriotiſcher Frauen zu einem Comité ver - einigt, um für die Stadt Mähr. -Kromau und Umgebung einen Zweigverein des patr. Frauen - hilfsvereines für Mähren zu gründen. Die - ſes Unternehmen der edlen Frauen M. -Kromaus wird in der dortigen ſich ſtets patriotiſch opfer - willigen Bevölkerung und namentlich in der dor - tigen Frauenwelt ohne Zweifel eine lebhafte Unterſtützung der Beſtrebungen der öſterreichiſchen Geſellſchaft vom rothen Kreuze zur Folge haben. Der Zweigverein Ung. -Hradiſch hat in Durch - führung der nach § 2 der Statuten vorgeſehenen Friedensthätigkeit in der dortigen Krankenanſtalt drei Krankenpflegerinen heranbilden laſſen. Zweigvereine: Groß-Meſeritſch hat zur Erhaltung des Krankenpflegerinnenheims 38 fl., jener von Olmütz 25 fl,. von Biring 20 fl. gewidmet. Der Stammverein ſpricht dieſen Vereinen wie auch dem Stadtphiſicus in Ung. -Hradiſch Herrn Med. Dr. Mannaberg, welcher der Mühewaltung an - läßlich Heranbildung der oberwähnten Kranken - pflegerinen ſich unterzog für die patriotiſche hoch - herzige und opferwillige Förderung der Vereins - beſtrebungen den wärmſten Dank. Dem Stamm - vereine ſind neuerdings als unterſtützende Mitglieder beigetreten u. z.: Iſraelitiſcher Frauen-Unter - ſtützungsverein in Kremſier mit dem Jahresbei - trage von 4 fl.

(Olmützer Wochenmarkt vom 5. Fe - bruar.)

Am ſamſtägigen Markttage fand wieder reichliche Zufuhr von Getreide und für dasſelbe recht gute Nachfrage ſtatt. Neben Gerſte, welche die vor - wöchentlichen Preiſe erzielte, war Weizen am mei - ſten beachtet und erfuhr dieſes Cereale eine Steige - rung von 10 bis 15 Kreuzer pr. ½ Hect. Rog - gen war wenig ausgeboten und die Nachfrage darin ziemlich bedeutend, ohne daß jedoch die Zufuhr der - ſelben entſprechen konnte. In Kleeſaat herrſchte matte Stimmung.

(Eine Arretirung mit Hinderniſſen.)

Geſtern Abends ſollte ein bei einem Bäckermeiſter in der verlorenen Gaſſe bedienſteter Geſelle, Namens Ignaz Cerhalik, weil er nicht arbeiten wollte, ver - haftet worden. Bei ſeiner Arretirung geberdete ſich derſelbe wie toll und konnte er nur unter Mithilfe mehrerer Perſonen dingfeſt gemacht werden. Der Bäckermeiſter und ein Wachmann, der bei der Arre - tirung intervenirte, erhielten von dem Excedenten Bißwunden.

(Raubanfall.)

Der Fleiſchermeiſter Theimer wurde Samſtag Morgens, als er auf der Prerauer Straße nach Olmütz zum Beſuche des Wochen - marktes fuhr, zwiſchen Krčman und Kokor das Opfer elnes Raubanfalles. Mehrere bisher unbe - kannte Individuen raubten nämlich von deſſenWagen ein halbes Schwein. Als ſie ſich auch der zweiten Hälfte des Borſtenthieres bemächtigen wollten, wurde Theimer auf die Strolche aufmerk - ſam. Er wollte urſprünglich gegen die Räuber Front machen, zog es aber vor, da dieſelben eine drohende Haltung annahmen, ihnen die Beute zu überlaſſen und davon zu fahren. Mit der öffentlichen Sicherheit ſcheint es, wie dieſer Vor - fall neuerlich beweiſt, noch immer nicht gut beſtellt zu ſein.

(Plötzlicher Tod in der Kirche.)

Am 29. v. Mts. wurde der Pfarrer von Brosdorf in Oeſterreichiſch-Schleſien Pater Ignaz Nowarra, während der Einſegnung einer Leiche in der Pfarr - kirche plötzlich vom Herzſchlage getroffen, worauf er mit den Worten: Mir iſt ſchlecht! auf den Stu - fen des Altars todt in die Arme des daneben ſte - henden Meßners ſank. Alle Wiederbelebungsver - ſuche blieben erfolglos und unter allgemeiner Be - ſtürzung verließen die Theilnehmer des Leichenbe - gängniſſes die Kirche.

(Speiſezettel der Volksküche.)

Morgen Dienſtag: Faſtenſuppe, Selchfleiſch, Erbſen, Griesauflauf.

Vom Tage.

(Nicht hoffähig)

Aus Liſſabon wird der W. A. Z. unterm 28. Jänner geſchrieben: Vor mehreren Monaten heiratete der reiche portugie - ſiſche Grundbeſitzer Juan Menaro ein ſehr ſchönes, aber armes Mädchen aus einer alten, ariſtokra - tiſchen Familie. Vorige Woche fand ein Ball bei Hofe ſtatt. Zu demſelben erhielt nun Ma - dame Menaro, geborene Gräfin N., eine Einla - dung; ihr Gatte, der bürgerliche Herr Menaro, dagegen blieb gänzlich unberückſichtigt. Juan Me - naro bat nun ſeine Frau, am Abende des Hof - balles zu Hauſe zu bleiben, da ſie ja doch un - möglich allein den Ball beſuchen könne. Aber die junge Gattin beharrte auf ihrem Wunſche, die Reichthümer ihres Gatten in Geſtalt einer glän - zenden Toilette und verſchiedener Perlen-Colliers und Diademe bei Hofe zur Schau zu tragen; ſie lehnte daher die Bitte ihres Gemahls ab und ging allein auf den Hofball, wo ihre Toilette allgemein bewun - dert wurden. Gegen Mitternacht kam ſie nach Hauſe; allein Hausthor und Hausthüre blieben trotz wiederholten Pochens und Läutens verſchloſſen. Frau Menaro fuhr nun zu einer verwan[d]ten Dame, um nun bei ihr zu übernachten. Dieſe empfing ſie ſofort und überreichte ihr ein Billet ihres Gatten Menaro, worin dieſer ſchrieb: Madame! Ich bin bei unſerem König nicht hof - fähig; in meinem Hauſe bin ich Herrſcher und bei mir ſind Sie nicht hoffähig. Ich vermäche Ihnen eine Rente von 200,000 Francs jährlich und ſage Ihnen auf ewig Lebewohl! Am näch - ſten Morgen erfuhr ganz Liſſabon, daß die auf dem Hofballe bewunderte Frau Menaro mit einem Federſtrich Ex-Millionnrin geworden ſei.

(Das Lied vom braven Mann.)

Aus Büſum an der Oſtſee ſchreibt man der Kieler Zei - tung : Am 30. v. M. waren mehrere Kinder hie - ſiger Einwohner in die Watten hinausgegangen, um auf den treibenden Eisſchollen den hier üblichen Sport des ſogenannten Schipperns zu betreiben. Bei dieſer Gelegenheit hatte ſich eine Eisſcholle von etwa vierzehn Fuß im Quadrat losgelöſt und trieb mit drei auf derſelben befindlichen Kindern mit dem reißenden Mielſtrom ſeewärts. Das Geſchrei der Kinder, die ſich in dem Alter von 10 bis 14 Jah - ren befanden, drang bis in den Ort hinein, und bald zählte der Strand Hunderte von wehklagenden Menſchen, darunter auch die Eltern der Kinder. Die Kinder waren in kurzer Zeit den Augen der am Strande Stehenden entſchwunden und man konnte nur noch mit dem Fernrohr dieſelben als kleine Puncte zwiſchem dem Treibeis wahrnehmen, als ein erfahrener, beherzter Schiffer, Namens Hans Rei - her, hinzukam und mit noch drei Gehilfen mit ſei - nem Boot die gefährliche Fahrt zur Rettung der Kinder antrat. Nach mehrſtündiger ſchwerer An - ſtrengung, bald das Boot über die Eisſtücke tra - gend, bald dasſelbe ſchleppen, erreichten die Schiffer endlich eisfreies Fahrwaſſer, wo es gelang, den ſchon halb erſtarrten Kindern nahe zu kommen. Der Schiffer Reiher ſprang ins Waſſer, erreichte ſchwim - mend die Eisſcholle und brachte die drei Kinder ins Boot. Der Jubel wollte kein Ende nehmen, als die Schiffer mit den Kindern, die kaum mehr zu gehen im Stande waren, auf dem Nacken, nach lan -[7]gem, bangem Harren über die Eisſchollen hinweg das Feſtland erreichten. Der Schiffer Reiher, wel - cher in dürftigen Verhältniſſen lebt, wies eine Be - lohnung, die man ihm überreichen wollte, von der Hand und erwiderte nur, daß er nichts weiter als ſeine Pflicht gethan.

(Meteor.)

Freitag Abends nach 6 Uhr wurde in Troppau ein Meteor bemerkt, welches ſich von Oſt nach Weſt bewegte und einen an - fänglich rothen, ſpäter einen bläulichen Lichtein - druck hervorrief.

Herr Anton Holzknecht, Specereiwaarenhändler in Meran wurde mit Erkenntniß der Bezirkshaupt - mannſchaft zu Meran vom 3. December 1886 des wiſſentlichen Eingriffes in das, der Société Ano - nyme de la distillerie de la liquere Bénedic - tine de l Abbaye de Fécamp, zuſtehende Markenrecht, ſchuldig erkannt, derſelbe zu einer Geldſtrafe von fl. 35 und zur Tragung der Koſten des Verfahrens mit fl. 30 verurtheilt.

Ferner wurde Herr Anton Holzknecht verpflich - tet, die widerrechtlichen Marken von den damit be - zeichneten Waaren zu beſeitigen, die widerrechtlichen Marken zu vernichten und ſich des ferneren Ge - brauches widerrechtlichen Marken zu enthalten.

Herr Joſef Wagner, Conditor in Meran, wurde mit Erkenntniß der Bezirkshauptmannſchaft zu Meran vom 3. December 1886 des Eingriffes in das der Société Anonyme de la disttillerie de la liqueur Bénedictine de l’Abbaye de Fécamp, zuſtehende Markenrecht ſchuldig erkannt, und der - ſelbe zur Tragung der Koſten des Verfahrens mit fl. 30 verurtheilt.

Ferner wurde Herr Anton Wagner verpflichtet, die widerrechtlichen Marken von den damit bezeich - neten Waaren zu beſeitigen, die widerrechtlichen Mar - ken zu vernichten und ſich des ferneren Gebrauches widerrechtlicher Marken zu enthalten.

Telegramme

(Orig. -Tel. d. Mähr. Tagbl. )

Wie wir erfahren, iſt die Verlängerung des Ausgleichs auf ein Jahr als ziemlich gewiß anzuſehen. Die Verhandlungen der beiden Mi - niſterien haben trotz des oftmaligen Zuſammen - tretens noch nicht die geringſte Baſis gewonnen und nachdem die Mandatsdauer des ungariſchenAbgeordnetenhauſes ſchon im Monate Mai l. J. abläuft und die Durchberathung nahezu unmög - lich iſt, muß man zu dem Proviſorium greifen.

(Orig. -Tel. d. Mähr. Tagbl. )

Die Dachſteinpappe-Fabrik von Poz - mansky und Streulitz in Laa wurde ein Raub der Flammen.

(Orig. -Tel. d. Mähr. Tagbl. )

Hofſchauſpieler Meixner war anläß - lich ſeiner Schauſpieler-Jubiläumsfeier der Ge - genſtand ſchmeichelhafter Ovationen. Zahlreiche Beglückwünſchungs-Telegramme ſind eingelangt. General-Intendant Baron Bezeczny überreichte Meixner den ihm vom Kaiſer verliehenen Franz-Joſef-Orden.

(Orig. -Telg. des M. Tagbl. )

Die Candidatur Serenys an Stelle Schroms wurde fallen gelaſſen. Als Candidaten ſind die tſchechiſchen Landtagsabgeordneten Stanzel und Roskošny in Ausſicht genommen.

(Ortg-Tel. d. Mähr. Tagbl. )

Der Handelsminiſter erklärte auf eine private Interpellation Trojans betreffs der ver - ſpäteten Offertausſchreibung der böhm. -mähr. Transverſalbahn, daß dieſe deshalb ſo ſpät er - folge, weil der böhm. Statthalter Baron Kraus noch nicht das Verzeichniß und den Bericht vorgelegt, daß jene Beitrags[l]eiſtungen, zu welchen ſich die tſchechiſchen Städte und Ortſchaften verpflichtet haben, thatſächlich erlegt worden ſeien.

(Orig-Telegr. des Mähr. Tagbl. )

Sämmtliche Clubs der Rechten werden bei dem Krankenverſicherungsgeſetz Amende - ments im autonomiſtiſchen Sinne ſtellen.

(Origl. -Telg. d. M. Tagbl. )

Die königliche Botſchaft, welche morgen erfolgt, wird 80 Millionen zu Rüſtungszwecken verlangen.

(Origl-Tegr. des Mähr. Tagbl. )

Die Regierung erklärte der Deputirten-Kammer aus der Tabakfrage (Ver - pachtung der Tabakregie) eine Cabinetsfrage zu machen. Der Antrag der Regierung wurde mit 128 gegen 62 Stimmen angenommen.

(Orig. -Teleg. d. M. Tagbl. )

Ein Bericht des Schiffscommandanten in Maſſauah vom 22. Jänner an den Marine - miniſter beſagt, Ras Alula ließ den Oberbefehls -haber der italieniſchen Streitkräfte auffordern, die vorgeſchobenen Forts zu räumen und ſich auf die alleinige Occupation von Maſſauah zu beſchrän - ken. General Gené erwiderte, er könne dieſe Auf - forderung nicht annehmen, die genannten Forts dienen zum Schutze der Karawanen und er ſei bereit, die Drohungen der Abyſſinier zurückzuweiſen.

(Orig. -Telg. des M. Tagbl. )

Die oppoſitionellen Journale ſprechen beharrlich von der Demiſſion Robilants, Tajanis und Ricottis. Der Popolo Romano glaubt nicht an die Möglichkeit einer Kriſe in dieſem Momente.

FremdenliſteHotel Lauer.

J. Goldberger, Kfm. Wien, S. Landau, Kfm. Wien, E. Petſcha, Kfm. Wien, S. Schwarz, Kfm. Wien, Karminsky, Chef-Redac - teur Wien, J. Boehm, Kfm. Berlin, J. Pollack mit Sohn, Schildberg, M. Kohn, Spediteur Freu - denthal, Joſef Kaſſowitz, Rſdr. Prag, Franz Ham - mer, Privat Troppau.

(Getreide-Preiſe)

in der königl. Hauptſtadt Olmütz am Wochenmarkt den 5. Februar 1887. Weizen pr. Hectoliter 7. , 7.48, 7.84, Korn 4.88, 5.62, 6. , Gerſte 4.80, 5.54, 6. , Hafer 2.80, 3.13, 3.66, Proſſo . , . , . , Erbſen . , 8.30, . , Linſen . , 15.60, . , Wicken . , . , . , Haufſa - men . , . , . , Leinſamen . , . , . , Mohn 18.62, 19 58, 20.06, Heu, 100 Kilo 3.20, 3.60, 4.20, Stroh, ein Schock . , . , . , Stroh, 100 Kilo 2.40, . , 2.70.

Königl. ſtädt. Theater in Olmütz.

Unter artiſtiſcher Leitung des Directors Robert Müller 117. Vorſtellung Im Abonnement. Ungerader Tag. Montag, den 7. Februar 1887. Der Marquis von Villemer. Schauſpiel in 4 Acten von George Sand.

Morgen Dienſtag: Zum Benefice der Frau Marie Schmutz. Orpheus in der Unterwelt.

〈…〉〈…〉
[8]
〈…〉〈…〉

Herausgeber und verantwortlicher Redacteur Wilhelm Seethaler. Druck von Joſef Groak in Olmütz.

About this transcription

TextNr. 29, 07.02.1887.
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Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Benjamin FiechterSusanne HaafNote: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat).Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2018-01-26T15:49:55Z grepect GmbHNote: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2018-01-26T15:49:55Z Amelie MeisterNote: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2018-01-26T15:49:55Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic informationNr. 29, 07.02.1887. . Jakob RiemerCzernowitz1887. Mährisches Tagblatt

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationZeitung; ready; mkhz2

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Editorial principles

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