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Das Mähriſche Tagblatt erſcheint mit Ausnahme der Sonn - und Feiertage täglich. Ausgabe 2 Uhr Nachmittag im Adminiſtrationslocale Niederring Nr. 41 neu. Abonnement für Olmütz: Ganzjährig fl. 10[]Halbjährig[]5. Vierteljährig 2.50 Monatlich .90 Zuſtellung ins Haus monat - lich 10 kr. Auswärts durch die Poſt: Ganzjährig fl. 14. Halbjährig 7. Vierteljährig 3.50 Einzelne Num[m]ern 5 kr. Telephon Nr. 9.

Mähriſches Tagblatt.

Inſertionsgebühren nach aufliegendem Tar[if]. Außerhalb Olmütz überne[h -]men Inſertions-Aufträge Heinrich Schalek. Annon - cen-Exped in Wien, I. Woll - zeile Nr. 11, Haase[n]stein & Vogler, in Wien, Buda - peſt, Berlin, Frankfurt a. M. [Ha]mburg, Baſel und Leipzig. Al[ois]Opellik, in Wien. Rud. Messe, in Wien, München[u]. Berlin. M. Dukes, Wien, I. Schulerſtraße 8. G. L. Daube, und Co., Frankfurt a. M. Karoly u. Liebmann’s Annon - ce[n]b[u]reau in Hamburg, ſowie[ſäm]mtl. conc. Inſertionsbu - r[ea]us des In - u. Auslandes. M[an]uſcripte werden nich zurückgeſtellt. Telephon Nr. 9.

Nr. 296 Olmütz, Freitag, den 29. December, 1893. 14. Jahrgang

Pränumerations-Einladung!

Mit 1. Jänner beginnt das erſte Quartal des 15. Jahrganges des Mähr. Tagblattes .

Die Pränumerationspreiſe betragen:

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Zahlungen ſind nur in der Admi - niſtration zu leiſten.

Unſere P. T. bisherigen Pränumeranten werden erſucht, das Abonnement eheſtens zu erneuern, damit in der Zuſtellung des Blattes keine Unterbrechung eintrete.

Mit 2. Jänner beginnt im Mähriſchen Tagblatt die Veröffentlichung eines neuen ſpan - nenden Original-Romanes unter dem Titel:

Das verlaſſene Gaſthaus von A. K. Green, der Verfaſſerin der mit ſo vielem Beifalle aufge - nommenen Romane: Hand und Ring , Hinter verſchloſſenen Thüren , Um Millionen und Verſchwunden .

Verſammlung der deutſchen Land - tagsabgeordneten Böhmens.

(Original-Bericht des Währ. Tagblattes. )

Die geſtrige vollzählige Clubverſammlung der deutſchen Landtagsabgeordneten eröffnete Dr. Schmeykal mit folgender Anſprache: Seit langen Jahren konnte ich meine verehrten Land - tagscollegen nicht mit ſo leichtem Herzen will - kommen heißen wie es mir heute durch die weſentlich beſſere Geſtaltung der politiſchen Lage vergönnt iſt. Das Regierungsſyſtem, welches uns ſeit dem Jahre 1879 national und politiſch bedrückt, gegen welches wir mit dem Aufgebote aller un - ſerer Kräfte ununterbrochen ankämpften, iſt ſeinen eigenen Irrgängen zum Opfer gefallen und mußte einem Miniſterium weichen, welches aus dem Zu - ſammenwirken und dem Einverſtändniſſe der drei großen parlamentariſchen Parteien des Abgeord - netenhauſes hervorgegangen iſt und es ſich vor Allem zur Aufgabe geſtellt hat, dem Ernſte und der Würde parlamentariſchen Weſens und der ſchaffenden politiſchen und wirthſchaftlichen Arbeit zu ihrem lange verkümmerten Rechte zu verhel - fen. Aus dem Wirrſal der Verlaſſenſchaft des früheren Syſtems gab es keinen anderen Ausweg als das patriotiſche Einvernehmen der maßgeben - den Parteien, und was als neue Schöpfung vor uns ſteht, iſt der Ausdruck der politiſchen Er - kenntniß der Unmöglichkeit, unſeren Staat auf den bisher beſchrittenen Wegen weiter zu regieren ohne Gefahr für ſeine Grundlagen und den Be - ſtand verfaſſungsmäßigen Lebens. In der ge - ſchaffenen Coalition liegt kein Aufgeben der Grundſätze, von welchen die Parteien geleitet werden, wohl aber ein zeitliches Zurückſtellen con -creter Anliegen und damit eine Zurückhaltung welche wir uns auferlegen müſſen, wenn wir wol len, daß wir nicht alsbald wieder zurückfallen in die Zuſtände kaum überwundenen politiſchen Un - gemachs. Es mag keine leichte Sache ſein, ſich eine ſolche Reſerve aufzuerlegen und ſich in mühe - vollen Compromiſſen den weiteren Weg für die Fortentwicklung ſeiner Parteigrundſätze zu ſuchen, allein gedenken wir unſeres Ringens gegen ſo manches politiſche Mißgeſchick und ziehen wir daraus die weiſe Lehre klug zu handeln in einem nun wieder an uns herangetretenen kritiſchen Mo - mente politiſcher Entſcheidung, deren Ziel dahin gerichtet ſein muß, uns und unſere Wählerſchaf - ten mit dem Wirken der Coalition vertraut zu machen und für dieſelbe durch eigene ruhige Arbeit die ſicheren Grundlagen ihres Beſtandes und ihrer Vertrauenswürdigkeit ſchaffen und befeſtigen zu laſſen. Unter dem Zeichen der politiſchen Selbſt - erhaltung und des berechtigten Erſtrebens ſtaat - licher Einflußnahme und Mitwirkung iſt es ge - ſchehen, daß die uns zunächſt ſtehende große par - lamentariſche Partei der Vereinigten deutſchen Lin - ken in offener Erklärung den Gedanken der Coa - lition anerkannt und der aus dieſem hervor - gegangenen neuen Regierung ihre loyale Unter - ſtützung zugeſagt hat. Dieſe Erklärung hat ſofort die laute Zuſtimmung des deutſchen Volkes in Böhmen in zahlreichen Kundgebungen gefunden und darum wird es auch an uns ſein offen auszuſprechen, daß der Club der Deutſchen Land - tagsabgeordneten die Bildung des neuen Coali - tionsminiſteriums vertrauensvollſt begrüßt und in ſeinem landtäglichen Wirken dasſelbe grund - ſätzlich zu unterſtützen und zu fördern bereit iſt. Für unſern Club und für unſer Verhalten im böhmiſchen Landtag iſt in erſter Reihe die Action der nationalen Abgrenzung, welche durch

Feuilleton.

Paulla. Capriccio von

Norbert Falck.
(Original-Feuilleton des Mähriſchen Tagblattes .)

Die Straßen Wiens waren voll Sonne, voll Juniluft und Roſenduft, voll geputzter, lachender Menſchen. Aus allen offenen Fenſtern, aus allen jagenden Karoſſen lachte die Lebens - wonne, jedes Auge ſchimmerte von Daſeinsfreude und ſchien mir zuzurufen: Was gehſt denn Du da ſo allein und ſo ſtill und ſo bleich? Lache doch mit uns, freue Dich doch, wie wir! Gott ſchenkt den Juni aus, trinke doch, trinke, trinke! Und weil ich einmal heiterer Natur bin und mein Temperament ſo friſchblütig iſt und ich nicht lachen ſehen kann, ohne gleich mitzulachen, ließ ich mich fortſchwemmen von den tauſend ſonnenglitzernden Wellen und freute mich. So eine thränenluſtige Freude überkam mich, ſo eine un - nennbar ſüße Weltwehwonne, daß ich die Arme hätte ausbreiten mögen und die ganze, ganze Welt an mein heißes Herz drücken. Die ganze Welt?! Ich höre Euch lachen. Nicht wahr, wo nähme ich die Gigantenarme dazu her? Und dennoch hätte ich ſie an mich preſſen können, die ganze, weite Welt, an mich mit ſehnendem, glück - lichen Drucke, denn ſie hatte ſich mit allen ihrenWundern in einen Leib verſteckt, ihre Roſen blühten in einem ſüßen Munde, ihre Sonnen und Sterne leuchteten aus zwei dunklen Augen. Die Liebe, die Liebe lag in mir mit allen ſüßen Schauern der Sehnſucht, mit all der verhaltenen Trauer der Entſagung, mit aller bebenden Ver - zweiflung des unfreiwilligen Verzichtes. Und den - noch freute ich mich, dennoch war mir tänzeriſch, weil ein Roſenwölkchen Hoffnung mir muthig eine Zukunft log.

O ſüße Lüge!

In Träumen, die nach Norden zogen, wan - delte ich durch den Volksgarten. Jede Geſellſchaft hätte mir wehe gethan, denn unter tauſend Men - ſchen einſam ſein, darin liegt ein frohes Leid, von einem herben Dufte und ich fühlte mich ſo ferne, ferne, wie ganz außerhalb der Welt, bis mich die helle Stimme eines kleinen Blumen - mädchens aus den Träumen riß: Schöne Roſen, angenehm? Bitte, ſchöne Roſen!

Auf einem weißen Teller hielt mir das kleine Mädchen eine Auswahl von wunderſchönen Roſen entgegen, aber ich ſchüttelte den Kopf und wehrte ab. Wozu ſollten mir Roſen? Roſen kauft man doch nur, um ſie zu verſchenken, wem ſollte ich meine Roſe ſchenken? Ich habe doch Niemand! Der ich ſie geben würde, ach, die iſt fern. Nein, meine Kleine, ich brauche keine Roſen, geh zu Andern, Glücklicheren!

Aber das Mädchen ſah mich ſo bittend anund die Roſen waren ſo einzig ſchön und ich kaufte die zwei ſchönſten, friſcheſten, duftendſten. Aber ſie ſahen mich ſo verwundert an, ſo kühl und platoniſch, als wollten ſie ſagen: Wie kom - men wir zu Dir? Wir, duftende Lieb[e]sgaben, wir waren für die junge Bruſt eines ſchönen Mädchens gebrochen, aber nicht für den ſchwarzen Rock eines verbitterten Verſchmähten, für das melancholiſche Knopfloch eines Ungeliebten!

Ach, wie ſüß dufteten die rothen Roſen!

Ich ſog Erinnerung aus ihnen, einen Traum von zwei märchentiefen Augen, von einer koſenden Stimme und von braunen Haaren. Ach, iſt das die goldene Jugend, die vielgeprieſene, die ſich in ſo tiefen Schmerzen zerquält, die ein fortgeſetztes Leid iſt? O, wie weh thuſt Du mir, Du ſchöne Jugend! Wie beneide ich Dich, Du alter, grauer Bettler, der Du im zerriſſenen Gewande um milde Gaben flehſt! Wie gerne gäbe ich Dir meine Kraft und Jugend, mein friſches, rothes Blut und meine ſehenden Augen, wenn Du mir Deine Ruhe geben könnteſt, Deinen leiſen Schmerz und Dein bald vollendetes Leben!

Es war eine traurige Geſtalt, die an der Gittermauer des Gartens lehnte und um Al - moſen bat. Aus einem ſchönen Geſichte, von dem ein langer, ſchneeweißer Bart auf einen zerriſſenen Mantel niederwallte, blickten zwei blinde Augen zum Himmel auf, während eine verdorrte Hand aus geflicktem Aermel um

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den brutalen Vorgang in der letzten Landtags - ſitzung aufgehalten wurde, von maßgebender Be - deutung. In der practiſchen Anwendung unſeres Anſchluſſes an das Coalitionsſyſtem wird es gelegen ſein, daß wir zunächſt davon abſehen, die Durchführung der nationalen Abgrenzung insbeſondere in dieſer Landtagsſeſſion zu be - treiben, ſondern uns damit beſcheiden, die Er - ledigung dieſer Frage auf eine günſtigere Zeit zu vertagen. Von einem Aufgeben dieſes unſeres weſentlichen nationalen Anliegens kann und darf keine Rede ſein, weil dasſelbe abgeſehen von ſeiner Verbriefung im Ausgleiche zu unſeren oberſten Parteigrundſätzen gehört. Nur einen Aufſchub bezwecken wir, um nicht durch ein un - zeitiges Aufrollen jener engeren Parteifrage den Beſtand und das Einleben der Coalitions-Re - gierung, kaum daß dieſe ihre Thätigkeit begonnen, wieder in Frage zu ſtellen. Wir dürfen umſo zuverſichtlicher dieſen Weg einſchlagen als dem nun berufenen Miniſterium ein Mann angehört, welcher ein langjähriges Mitglied unſeres Clubs und Vorſtand im Club der Vereinigten Deutſchen Linken geweſen iſt, ein Mann, der durch ſeine weiſe Führerſchaft, durch ſeine bethätigte Opfer - willigkeit und ſeine volle Hingabe an unſere Sache den Anſpruch auf unſer unbegrenztes Ver - trauen erworben hat und nicht zugeben wird, daß unſere nationalen und politiſchen Intereſſen durch das Vorgehen der Regierung Abbruch leiden. Nur kurze Zeit ſind die neuen Männer im Amte und ſchon läßt es ſich empfinden, daß ein friſcher lebendiger Zug durch die Behandlung der öffent - lichen Angelegenheiten geht und das parlamen - tariſche Leben die längſt vermißte Würde und das verlorene Anſehen wieder zu gewinnen be - ginnt. Darum wollen wir guten Muthes der Zukunft entgegenblicken und an unſere Arbeit im Landtage ſchreiten im Vertrauen darauf, daß uns eine beſſere Zeit beſchieden iſt.

Dr. Schmeykal beantragt hierauf fol - gende Erklärung: Der Club der deutſchen Landtagsabgeordneten erklärt, ſeine volle Zu - ſtimmung zu der Coalition der drei großen Parteien des Abgeordneten - hauſes und begrüßt vertrauensvollſt die Bildung des neuen Miniſteriums unter vollinhaltlicher Billigung des kundgegebenen Programms und gleichzeitiger Wahrung der be - kannten Parteigrundſätze des deutſchen Volkes in Böhmen mit der Zuſicherung der Bereitwilligkeit in ſeinem landtäglichen Wirken die neue Regie - rung grundſätzlich zu unterſtützen und zu för - dern. Der Club der deutſchen Landtagsabgeord - neten begrüßt insbeſondere mit ungetheilter Freude die Berufung ſeines langjährigen verehr - ten Clubmitgliedes Dr. v. Plener in den Kreis der Regierung und verſichert ihn ſeines unwan - delbaren Vertrauens und treueſter Anhänglichkeit. Nachdem ſich die Abgeordneten Ruß, Hallwich, Schleſinger, Bendel und Schücker für dieſe Kund - gebung ausgeſprochen hatten, wurde dieſelbe ein -hellig unter großen Beifalle zum Beſchluſſe erhoben.

Das allgemeine Wahlrecht.

Die heutige Nummer der Wiener Wochen - ſchrift Neue Revue bringt aus einem Geſpräche eines ihrer Mitarbeiter mit Prof. Anton Menger folgende bemerkenswerthe Aeußerungen des hervorragenden Juriſten und Socialpolitikers über das allgemeine Wahlrecht.

Ich bin, ſagte Profeſſor Anton Menger, für das allgemeine, directe und gleiche Wahl - recht. Ich halte die Einführung desſelben für eine conſervative Maßregel, wie es denn auch in vielen Ländern, z. B. in Deutſchland und Bel - gien, von conſervativen Staatsmännern vor - geſchlagen und durchgeführt worden iſt. Nur muß man freilich unter einer conſervativen Politik nicht diejenigen Maßnahmen verſtehen, welche die Intereſſen der begünſtigten Volksclaſſen für den Augenblick fördern, ſondern jene, die eine ruhige Entwicklung der Geſellſchaft für die Dau[e]r gewährleiſten. Es kommt ſehr häufig vor, daß ein geſchichtliches Ereigniß, welches vom Standpunkte der vorübergehenden Intereſſen ein - zelner Geſellſchaftskreiſe als eine conſervative Maßregel erſcheint, für die Dauer auf Staat und Geſellſchaft geradezu revolutionirend wirkt. Bekanntlich wollte Turgot beim Beginne der Regierung Ludwig XVI. faſt das ganze Pro - gramm der großen Revolution: die Abſchaffung der Feudalrechte, des Zunftzwanges und der Steuerprivilegien des Adels und der Geiſtlichkeit, die Freiheit des Gewiſſens und der Preſſe u. ſ. w. auf friedlichem Wege verwirklichen. Ob - gleich es ſich hier um conſervative Maßregeln im wahren Sinne dieſes Wortes handelte, lei - ſteten doch die bevorrechteten Geſellſchaftsclaſſen, weil ſie für den Augenblick erhebliche Opfer bringen ſollten, energiſchen Widerſtand, und als Turgot im Jahre 1776 fiel, wurde ſein Sturz als ein Sieg der conſervativen Ideen gefeiert. Wenige Jahre ſpäter wurde das Programm Turgot’s von der Revolution unter ungeheuern Opfern, gerade der bevorrechten Stände, ver - wirklicht. Turgot war eben ein wahrhaft con - ſervativer Staatsmann, das heißt: ein Staats - mann, der auch vor großen Umwälzungen nicht zurückſcheut, wenn es gilt, die ruhige Ent - wicklung von Staat und Geſellſchaft zu ſichern.

Man könnte einwenden, fuhr Profeſſor Menger fort, daß durch das allgemeine Wahl - recht doch unzweifelhaft revolutionäre Elemente ins Parlament gelangen dürften. Aber die Ar - beiterclaſſe iſt im allgemeinen infolge ihrer wirthſchaftlichen Situation keineswegs zu Re - volutionen geneigt. Denn derjenige Stand, wel - cher bei großen Bewegungen am meiſten leidet und zuerſt auf die Straße geworfen wird, iſt eben der Arbeiterſtand. Daß dieſe Anſichtenrichtig ſind, zeigt ein Blick auf die Geſchichte Faſt alle Revolutionen wurden von jenen Ständen gemacht, welche bei einer Bewegung nur einen Theil ihrer wirthſchaftlichen Exiſtenz aufs Spiel ſetzen, alſo vom Adels, Bürger - und Bauernſtand. Bis vor hundert Jahren gingen die meiſten Umwälzungen vom Adel aus, an deſſen Stelle ſeither das ſtädtiſche Bürgerthum getreten iſt. Selbſt die zwei größeren Revolu - tionen des Arbeiterſtandes, wel[ch]e in dem letzten Jahrhundert ſtattgefunden haben; die Juniſchlacht des Jahres 1848 und der Communeaufſtand im Jahre 1871 waren bloß Folgeerſcheinungen von Umwälzungen, die der Mittelſtand her - beigeführt hatte. Ich weiß nun wohl, daß ein namhafter Theil der arbeitenden Claſſen gegen - wärtig thatſächlich revolutionär gefinnt iſt, doch kann eine einſichtige Staatskunſt ohne große Schwierigkeiten revolutionäre Ausbrüche verhüten. Wenn die Arbeiter heute unzufrieden ſind, ſo darf man eben nicht vergeſſen, daß unſere gegen - wärtige Staatsordnung ohne ihr Votum zu - ſtande gekommen iſt, und daß, um ſie zu be - ruhigen, ſehr viele und ernſte Reformen unerläß - lich ſind. Wenn die beſtehenden Einrichtungen ſtetig und ohne Unterbrechung zu Gunſten der unteren Volksclaſſen reformirt würden, ſo dürfte dieſe Umgeſtaltung gewiß nicht durch revolutio - näre Ausbrüche geſtört werden.

Noch könnte man darauf hinweiſen, daß zunächſt doch ſchon die agitatoriſche Wirkung der Reden, welche die Arbeiterabgeordneten unter dem Schutze der Immunität halten werden, den revo - lutionären Sinn ſteigern müßten. Mit mehr Recht könnte man aber antworten, daß gerade die Mitwirkung an der Geſetzgebung und Ver - waltung die Arbeiter lehrt, wie ſchwer es iſt, der Trägheit und Selbſtſucht weiter Volkskreiſe auch nur mäßige Reformen abzuringen. Wird doch jedem, der auf dem Gebiete der Wiſſenſchaft, Kunſt oder Politik arbeitet, ſofort der vulgäre Satz zum Bewußtſein gebracht, daß die Kritik leicht, das Beſſermachen ſchwer iſt. Der verhält - nißmäßig ruhige Verlauf der ſocialen Bewegung in dem letzten Jahrzehnt iſt hauptſächlich auf den Umſtand zurückzuführen, daß in Deutſchland und Frankreich immer mehr politiſche Talente, an welchen es dem Arbeiterſtande nicht mangelt, in die Geſetzgebung und Verwaltung eintreten.

Wenn man glaubt, die Wahlrechtsfrage durch Hinzufügung von einer oder zwei Prole - tarier-Curien zu den beſtehenden Curien des Ab - geordnetenhauſes zu löſen, ſo darf man doch nicht überſehen, daß die Begründung von geſonderten Curien der unbemittelten Volksmaſſen die ohne - dieß ſchon ſcharfen ſocialen Gegenſätze noch mehr verſchärfen muß. Vielleicht werden manche, welche die Frage bloß mit Rückſicht auf den politiſchen Beſitzſtand und die Zahl der Deputirtenmandate beurtheilen, durch die Wirkung der vorgeſchlagenen Maßregeln unangenehm enttäuſcht werden. Jeden - falls aber wird durch die Arbeitercurien eine

Kreuzer flehte. Von den bleichen Lippen des alten Bettlers tönte ein monotones: Ein armer, blinder Mann bittet um eine milde Gabe!

Es war die flehende Demuth der Gewohn - heit, es war nicht die Verzweiflung der momen - tanen Noth, aber ſo unendlich traurig, ſo ſchmerz - voll, daß es mich innerlichſt rührte. Armuth! Noth! Ihr düſteren Quäler der Menſchheit, Ihr Würgeſatane der ſchönſten Hoffnungen, Ihr harten, rauhen Deſpoten, wann wird Euch der Menſchen - zorn entthronen, wann wirſt Du hinſinken, ge - troffen vom empörten Schwerte der Gerechtigkeit, Du häßlicher, grinſender Tyrann? Wo erwächſt die Fauſt, die Dir die grimmen Zähne aus dem Rachen reißt?? Der blinde Bettler ſtand da, wie ein ſtummer Ankläger der Menſchheit, die an ihm, geputzt und nach Parfums duftend, vorüberwogte. Manch mitleidiger Cavalier, manch weichherziges Mädchen legte eine Münze in ſeine Hand, die er mir nun entgegenſtreckte. Ich ſtand vor ihm, aber er ſah mich nicht, am Tritte nur hörte er, daß jemand nahe ſei. Zitternd lehnte er, die Krücken fortgelegt, ſchwach und alt und von ſeinem zahnloſen Munde kam unausgeſetzt im Gebettone: Ein armer, blinder Mann bittet um eine milde Gabe!

Ich zog meine Börſe, aber einem ſchnellen Gedanken folgend, preßte ich in ſeine trockene Hand eine meiner ſchönen, reifen Roſen. Diefeinfühlende Hand des Blinden drückte ſich zu - ſammen, über ſein Geſicht wolkte ein gequälter Zorn, er dachte, irgend ein Uebermüthiger wolle ihn necken. Aber der berauſchende Duft der Roſe ſagte ihm, daß es ein ſchönes Geſchenk ſei. Er führte ſie zum Geſichte, auf dem ein wehmüthiges Lächeln erſchien. Er ſah ſie nicht in ihrer Schön - heit, aber ihr Duft erquickte ihn. Laut ſtammelte er: Dank, tauſend Dank! Du armer, alter Blinder, wie lange iſt es her, ſeit man Dir Roſen ſchenkte? O, auch Du warſt einſt jung und dieſer wonnevolle Duft weckt in Dir ein Erinnern an frühere Tage, an Träume, die Dich betrogen, an Hoffnungen, die welkten, an Lieder, die verklungen, an Farben, die verblaßt ſind! Armer Alter, wie grauſam magſt Du ge - täuſcht ſein in allen kühnen Plänen Deiner Jugend, wie mag Dein Herz zerſtoßen worden ſein vom Hohne der kalten Welt! Du armer Greis! Aus den blinden Augen des grauen Bettlers rannen helle Thränen und fielen auf die Roſe nieder, wo ſie glitzerten, wie herrliche Brillanten. Da wandte ich mich zu dem Alten und ſagte ihm: Ich bin’s, der Dir die Roſe gab, blinder Mann, ich ein Elender, wie Du! Meine Füße ſind ſtark und jung, aber ſie finden keinen ebenen Weg, meine Augen ſind jung und hell, aber ſie ſehen nur fremdes Glück, meine Ohren ſind ſcharf, aber ſie hören nur fremde Fröhlichkeit, meine Lippen ſind roth und friſch,aber der ſüßeſte Mund verſchmäht ihn, in meinem Herzen rollt rothes Blut, pocht Treue und Leiden - ſchaft, aber kein Herz ſchlägt ihm entgegen, ich bin elend, wie Du! Aber, wenn Du mir danken willſt für meine Gabe, die Dich nicht ſatt macht, ja die alte Schmerzen in Dir aufwühlt, ſo danke mir mit einem Worte! Sprich einen Namen aus, den ich Dir nennen werde! Sprich ihn aus, mit all der unſäglichen Wehmuth, mit all der flehenden Trauer, die im Tonfalle des Bettlers liegt, ſprich, daß es ein Herz erſchüttern kann, rufe wie ein Gebet den Namen: Paulla!

Der Bettler faltete die dürren Hände und richtete ſeine todten Augen zum Himmel empor und ſprach den Namen aus. Es ſchnitt durch Mark und Herz. Dank, alter Bettler! Aber ſag es mir jetzt leiſe, leiſe in’s Ohr, daß es niemand hört, wie ich und Du! Alle Ver - zweiflung Deiner durchweinten und durchhungerten Nächte ſoll daraus tönen, aller Kummer und Gram eines zerriſſenen Herzens!

Ich neigte mein Ohr zu ſeinem Munde und er hauchte mir leiſe, aber ſo innig und herzzer - reißend, wie nur ein Bettler es vermag, den Namen ins Ohr. Ich hatte die Augen geſchloſſen: Paulla!!!

Und die zweite Roſe ihm in die zitternde Hand drückend, ſtürzte ich davon, hinein in das tollſte Getriebe!

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große Anzahl van Abgeordneten, welche entſchie - den für das allgemeine Stimmrecht eintreten, in das Parlament gebracht werden, ſo daß in Zu - kunft die zur Verfaſſungsänderung erforderliche Zweidrittelmajorität leichter erreichbar ſein wird.

Ich glaube übrigens , ſchloß Profeſſor Menger, daß die Beſtrebungen nach einer durch - greifenden Wahlreform durch die geplanten Maßregeln nicht, wie dies in England bei der Reformacte des Jahres 1832 der Fall wor, auf ein Menſchenalter hinaus befriedigt werden dürf - ten, ſondern daß ſich an die heutige Wahlreform - bewegung ſehr bald mit größeren Machtmitteln und mit günſtigerer Ausſicht auf die verfaſſungs - mäßige Erreichung ihres Zieles eine neue Be - wegung anſchließen wird.

Der politiſche Meuchelmord in Prag.

Die amtliche Prager Zeitung bringt an der Spitze ihrer geſtrigen Nummer einen bemer - kenswerthen, mit: Ein politiſcher Mord in Böhmen überſchriebenen Artikel, in welchem es u. A. heißt:

Den in Wien gehaltenen Brandreden iſt die ſchmachvollſte Blutthat, iſt ein Meuchel - und zugleich politiſcher Mord gefolgt. Ein mittelbarer Zuſammenhang zwiſchen jenen Brandreden und dieſer Blutthat ergibt ſich zweifellos aus dem Geſtändniſſe der Mörder. So weit alſo iſt es in Böhmen gekommen, daß der politiſche und natio - nale Kampf zur Verſchwörung und dieſe zum Morde ausartet. Wir, die wir ſelbſt zum böh - miſchen Volke gehören, uns durch und durch kennen, wiſſen wohl zu gut, daß dieſes Volk ebenſowenig mit einer ſolchen Unthat, als mit jenen Brandreden das Geringſte gemein hat. Jenſeits der Grenzen unſeres Landes aber er - ſcheint nunmehr der böhmiſche Name nicht allein durch Illoynlität, Untreue und ſchnöden Undank beſudelt, ſondern auch durch meuchleriſch ver - goſſenes Blut befleckt, ſo daß ſich alle Welt außerhalb Böhmens fragen wird, ob das böh - miſche Volk es verdient hat, dem Wahnwitze eines Häufleins Irreleitender und Irregeleiteter ſeinen guten Ruf zum Opfer fallen zu ſehen. So geſellt ſich zu eigenem Entſetzen, zu eigener Scham, zu eigenem Abſcheu auch noch tiefer Schmerz eines jeden böhmiſchen Patrioten über die Schändung des böhmiſchen Namens durch meuchleriſch vergoſ - ſenes Blut in der ſonſt aller Welt geheiligten Weih - nachtszeit. Zugleich muß aber auch ein heiliger Zorn, ja Ingrimm jeden Böhmen von altem Schlage erfüllen, wenn er ſich geſtehen muß, daß die blu - tige, ſchmachvolle That eigentlich nur das letzte Glied einer Kette von Urſachen und Wirkungen iſt, die ſämmtlich auf dem bewußten, ſyſtemati - ſchen Mißbrauch des geſprochenen wie des ge - ſchriebenen Wortes ſeitens der jüngeren politi - ſchen Generationen zurückzuführen ſind. Ihre Wortführer haben in der heranwachſenden jüng - ſten Schichte des böhmiſchen Volkes alle Begriffe von öffentlichem, das iſt ſtaatlichem und nationa - lem Rechte auf den Kopf geſtellt. Dieſe Wort - führer haben das öffentliche Gewiſſen eines großen Theiles der böhmiſchen Jugend zerrüttet, ihren nationalen Geiſt vergiftet, ihre Zukunft in die Schanze geſchlagen. Tauſende von Vätern und Müttern blicken verzweifelnd und bekümmert in die Zukunft ihrer irregeleiteten Söhne. Wenn jene gewiſſenloſen Verführer der Jugend ſich nicht ſcheuen, offen zu bekennen, das vielberufene böh - miſche Staatsrecht ſei keine Pfeife Tabak werth, die böhmiſche Nationalität ſei nicht im mindeſten gefähr - det, um die Zukunft des böhmiſchen Volkes ſei ihnen nicht im Geringſten bange und dergleichen, wozu das wahnwitzige Aufwühlen aller böſen Triebe und Leidenſchaften des Volkes, zumal ſeiner po - litiſch unreifen Maſſen, indem ihnen auf den Tabors, von der parlamentariſchen Tribüne und in den Spalten einer gewiſſenloſen Hetzpreſſe vorgeſpiegelt wird, das böhmiſche Volk ſei unter - drückt, ſeine heiligſten Rechte würden mit Füßen getreten und dergleichen. Höchſte Zeit iſt es, daß alle ehrlichen, und die Zukunft des böhmiſchen Volkes bedenkenden Patrioten darüber klar wer - den, daß in dem Leben des böhmiſchen Volkes ſich Erſcheinungen zu regen beginnen, wie ſie vor den verhängnißvollen Junitagen des Jahres 1848, wie ſie vor dem noch verhängnißvolleren Jahre1620 aufgetaucht waren. Wenn es ein Volk auf Gottes Erde gibt, das es doppelt und dreifach nöthig hat, aus ſeiner eigenen Geſchichte zu lernen, ſo iſt es das böhmiſche Volk. Wiederholt haben es ſeine leitenden Politiker hart an den Rand des Abgrundes mit ſich fortgeriſſen. Es gibt der reifen und einflußreichen Männer in allen Schichten des Volkes genug, welche die Tragweite der jüngſten Erſcheinungen im öffentlichen Leben zu ermeſſen wiſſen, warum treten ſie nicht hervor, warum öffnen ſie nicht der irregeleiteten Maſſe und namentlich der Jugend die Augen? Eine noch ſo nationale Politik, wie die, die bis zum po - litiſchen Meuchelmorde ausartet, kann keine gute, keine ehrliche ſein, keine noch ſo hervorragende parlamentariſche Beredtſamkeit, welche ſich nach - gewieſenermaßen als Urſache des politiſchen Meuchelmordes darſtellt, kann eine für das Volk erſprießliche Vertreterſchaft bedeuten. Eine noch ſo hoch entwickelte Preſſe und Literatur über - haupt, die den öffentlichen Geiſt durch die cauſale Verkettung in ihren letzten Nachwirkungen bis zum wahnwitzigen politiſchen Meuchelmord be - rauſcht, bedeutet die moraliſche Brunenvergiftung für ein ganzes Volk. Wer ein guter böhmiſcher Patriot iſt, wird fortan auf eine gründliche Reviſion des politiſchen und nationalen Pro - grammes, auf eine unnachſichtliche Muſterung der Vertreterſchaft des Volkes und auf eine durch - greifende Moral der öffentlichen Meinung und ihrer Organe dringen. Aber raſches Eingreifen aller Patrioten thut noth, ſonſt müßte von Außen das Unerläßliche vorgekehrt werden, damit Böhmens Ruf nie mehr durch politiſchen Meuchel - mord befleckt werde.

Eröffnung des böhm. Landtages.

Der böhmiſche Landtag trat heute zu ſeiner erſten Sitzung zuſammen. Die Eröffnung ging ohne alle äußeren Anzeichen eines ſogenannten großen Ereigniſſes vor ſich. Auf dem Fünf - kirchenplatze vor dem Landhauſe herrſchte keine ungewöhnliche Aufregung, in den Couloirs fanden keine Conferenzen zwiſchen den Mitgliedern der Parteien ſtatt und auch die Galerien des Sitzungs - ſaales waren nur ſchwach beſucht.

Um 11 Uhr zog eine Ehrencompagnie des Scharfſchützencorps unter klingendem Spiele und von einer großen Menſchenmenge gefolgt vom Radetzkyplatze her auf. Während des Marſches ſpielte die Capelle Weiſen, welche im Gegenſatze zur Gepflogenheit früherer Jahre keine nationalen Motive enthielten. Die in außerordentlich ſtarker Anzahl ausgerückte Sicherheitswache bildete auf dem Fünfkirchenplatze einen Cordon und drängte die mit dem Schützencorps herbeigeſtrömte Men - ſchenmenge auf den Radetzkyplatz zurück, wo ſie dann zerſtreut wurde.

Auf dem Platze vor dem Landhauſe war das Stehenbleiben und Anſammeln verboten.

Statthalter Graf Thun und Statthalterei - Vice-Präſident Graf Coudenhove betraten um 12 Uhr unter den Klängen der Volkshymne das Landhaus. Eine Viertelſtunde ſpäter eröffnete Oberſtlandmarſchall Fürſt Lobkowitz, an deſſen Seite ſich der frühere Bürgermeiſter von Prag, Landmarſchall-Stellvertreter Dr. Scholz, befand, die Sitzung mit einer Anrede in deutſcher und böhmiſcher Sprache. Er wies in derſelben auf die große Zahl der zu erledigenden wirthſchaft - lichen Arbeiten, die Nothwendigkeit der Ausnützung der Zeit und die Nothwendigkeit von Creditope - rationen mit Rückſicht auf die großen, umfaſſenden Bedürfniſſe des Landes hin, wobei er die Frage der Erwägung empfahl, ob nicht neue Einnahms - quellen für das Land zu ſchaffen ſeien. Der Oberſt-Landmarſchall erwartet von den Abge - ordneten, daß ſie in ernſter Weiſe die Zeit zum Wohle des Landes ausnützen werden, gemäß den Intentionen des Kaiſers, auf welchen er ein dreimaliges Hoch und Slava ausbrachte.

Sämmtliche Abgeordnete ſtimmten in die Hoch - und Slava-Rufe ein und erhoben dabei die Hände. Nur auf den Bänken der Jung - tſchechen regte ſich keine Hand.

Finanzminiſter Dr. v. Plener erſucht wegen dringender Amtsgeſchäfte um einen dreiwöchent - lichen Urlaub. (Abg. Dr. Eduard Gregr ruft: Meinetwegen ſechs Wochen! Heiterkeit.)

Der Urlaub wird bewilligt.

Abg. Dr. Julius Gregr theilt in einerZuſchrift mit, daß er in Folge eines ernſten Augenleidens verhindert ſein werde, an den Sitzun - gen dieſes Seſſionsabſchnittes theilzunehmen.

Die Abg. Dr. Podlipny und Genoſſen überreichen einen Antrag auf Aufhebung des Ausnahmszuſtandes in Prag und Umgebuug. In demſelben wird die Regierung zur ſofortigen Auf - hebung der Ausnahmsverfügungen aufgefordert, weil durch dieſelben die geſchäftlichen und wirth - ſchaftlichen Verhältniſſe ſehr empfindlich geſchädigt würden und die beſtehenden Geſetze vollkommen ausreichend ſeien.

Weiters bringen die Jungtſchechen einen Antrag auf Staatshilfe in den Nothſtandsbe - zirken ein.

Die nächſte Sitzung findet morgen ſtatt.

Politiſche Nachrichten.

(Abg. Herold über die Ermordung Mrva’s.)

Ein Mitarbeiter des Prager Tagblatt hat dem Reichrathsabgeordneten Dr. Herold einen Beſuch abgeſtattet und ihm vor Allem die Frage vorgelegt, ob die von der Wiener Allgemeinen Zeitung nach dem Dziennik Polski gebrachte Nachricht richtig ſei, daß Dr. Herold das Notiz - buch Mrvas im Drucke zu veröffentlichen beab - ſichtige, um nachzuweiſen, daß Mrva thatſächlich in den Dienſten der Polizei ſtand. Dr. Herold bezeichnete dieſe Nachricht als pure Erfindung und erklärte gleichzeitig, daß er niemals mehr, auch in der bevorſtehenden Landtagsſeſſion nicht, von dieſem Notizbuche auch nur mit einem Worte Erwähnung thun werde. (!) Herold theilte auch mit, daß er die Vertheidigung der ihm anvertrauten Omladiniſten niedergelegt habe mit der Begründung, daß ihm wegen ſeines Berufes als Abgeordneter die Zeit hiezu fehle.

(Die Ruheſtörungen von Aigues-Mortes.)

Ver dem Schwurgericht der Charentie in Angou - leme begann am 27. d. Mts. unter großem Zu - drange die Verhandlung gegen die wegen der Ruheſtörungen in Aigues-Mortes Angeklagten. Unter den Zuhörern befand ſich der italieniſche Generalconſul aus Marſeille. Die Ausſagen der vernommenen Angeklagten franzöſiſcher Nationa - lität gehen dahin, daß die Italiener zuerſt die Franzoſen mit dem Rufe: Nieder mit Frank - reich, es lebe Italien! angegriffen hätten. Im weiteren Verlaufe der Verhandlung unterbrach der Präſident das Verhör der Angeklagten, um diejenigen Zeugen zu vernehmen, deren Ausſagen ſich auf die bekundeten Thatſachen beziehen. Der Friedensrichter, welcher bei den Unruhen zwiſchen den Italienern und den Franzoſen zu vermitteln ſuchte, ſagte aus, die Italiener hätten in einem Augenblick eine ſo drohende Haltung ongenom - men, daß der Befehlshaber der Gendarmerie Feuer geben laſſen wollte, was er, der Friedens - richter, verhindert habe. (Siehe Telegr.)

Locales und Provinzielles.

(Landtags-Ergänzungswahl.)

Wie bereits von uns gemeldet wurde, findet am 10. Jän - ner 1894 die Wahl eines Landtags-Abge - ordneten aus dem zweiten Wahlkörper des Großgrundbeſitzes an Stelle des Freiherrn Franz v. Hopfen, welcher bekanntlich reſignirte, ſtatt. Da mittlerweile auch der Abgeordnete Alfred Freiherr v. Baillou ſein Mandat niedergelegt hat, werden an dem bezeichneten Tage nunmehr zwei Landtags-Abgeordnete vom zweiten Wahl - körper des mähriſchen Großgrundbeſitzes zu wählen ſein.

(Leichenbegängniß.)

Unter ganz außer - ordentlicher Theilnahme aller Kreiſe der hieſigen Bevölkerung fand geſtern Nachmittags halb 4 Uhr vom Trauerhauſe, Schießſtattgaſſe, aus, das Leichenbegängniß des am 26. d. M. verſtorbenen Buchbindermeiſters und Stadtverordneten Herrn Adolf Lachnik ſtatt. Dieſe impoſante Bethei - ligung an der Trauerfeier legte ein beredtes Zeug - niß ab von der Werthſchätzung und Hochachtung, deren ſich der Verblichene hierorts erfreute. Um die genannte Stunde wurde die Leiche im Trauer - hauſe durch den hochw. Obercaplan von Sct. Mauritz, Herrn P. Mattula, unter geiſtlicher Aſſiſtenz eingeſegnet, worauf ſich der Leichenzug in Bewegung ſetzte. Zu beiden Seiten des reich mit prächtigen Kränzen geſchmückten Sarges, der[4]auf dem Galaleichenwagen der Pietäe ruhte, ſchritt ein dreifaches, aus Mitgliedern der freiw. Feuerwehr, des Olmützer Gewerbevereines und der Bedienſteten der Leichenbeſtattungs-Anſtalt Pietät gebildetes Spalier von Fackelträgern. Vor dem Sarge ſchritt die hochw. Geiſtlich - keit und hinter demſelben folgten die trauernden Hin - terbliebenen, ferner Herr Bürgermeiſter v. Engel, Herr Geniedirector Oberſt v. Albach, Herr Kammerpräſident Moritz Primaveſi, Herr Vicebürgermeiſter Brandhuber, Herr Alt - Vicebürgermeiſter Nather, die Mitglieder des Stadtverordneten-Collegiums und der Handels - kammer, der Olmützer Gewerbeverein und deſſen Obmänner die Herren Raimund Nietſche und Carl Wlaka, die Herren Schuldirectoren Bar - chanek und Seyß, Herr Bezirksſchulinſpector Jahn, Herr Oberſchützenmeiſter Lauer, die Genoſſenſchaft der Ausſchmückungs - und Be - kleidungs-Gewerbe, eine Abordnung der Homboker freiw. Feuerwehr, Mitglieder, Vorſtände und Directoren der hieſigen Banken, Mitglieder des Handelsgremiums, Vertreter des l. Officierscorps, der deutſchen Vereine unſerer Stadt, der Lehrerſchaft, der k. k. Staatsbeamtenſchaft, der Beamtenſchaft der Handelskammer und der ſtädt. Beamtenſchaft und zahlreiche Freunde der Familie Lachnik. Der im - poſante Trauerzug nahm ſeinen Weg über die Pilten, durch die Schloſſergaſſe und ſodann über den Oberring und durch die Thereſiengaſſe zum Friedhofe, wo die nochmalige Einſeg - nung der Leiche ſtattfand. Am Grabe ſangen mehrere dem hieſigen Männergeſangsvereine an - gehörige Freunde des Verblichenen einen erheben - den Trauerchor, womit die Leichenfeier ihren würdigen Abſchluß fand.

(Todesfall.)

Am 27. d. verſtarb im hiefigen Garniſonsſpitale nach langem Leiden der Lieu - tenant-Rechnungsführer des 10. Corps-Artillerie - Regts. Herr Franz Hauber. Das Leichen - begängniß findet heute Nachmittags 3 Uhr von der Garniſonskirche Maria Schnee aus, in welcher die Einſegnung der Leiche erfolgt, auf den ſtädt. Friedhof ſtatt.

(Das Weihnachts-Avancement.)

(Schluß.)

Ernannt werden ferner: in der Artillerie: zum Majoren: Ludwig Guzek des C. -A.-Regt. Nr. 10 beim Div. -Art.-Regte. Nr. 3. Zum Haupt - mann 2. Claſſe der Oberlieutenant: Victor Pri - maveſi des C. -A.-R. Nr. 1, beim D. -A.-Rgt. Nr. 30. Transferirt werden: der Oberthier - arzt 1. Cl.: Alois Göth, vom CAR. Nr. 10 zum DAR. Nr. 2; der Unterthierarzt 1. Claſſe: Franz Konhäuſer, vom CAR. Nr. 10 zum DAR. Nr. 1. Ferner werden transferirt der Unterthierarzt 2. Cl.: in der Reſerve: Leopold Killinger, vom C.A.R. Nr. 10 zum D.A.R. Nr. 22 und der thierärztliche Praktikant in der Reſ. Anton Knopp, vom C.A.R. Nr. 10 zum D.A.R. Nr. 3. Ernannt werden: zu Lieute - nanten in der Reſerve: in der Infanterie: die Reſerve-Unterofficiere: Johann Schwarz und Theodor Skacel des Inf. Rgt. Nr. 93, beide im Regimente, Walrich Langer des JR. Nr. 93, beim JR. Nr. 41, Benedict Pilpel des JR. Nr. 2 beim JR. Nr. 54, Richard Hruban des JR. Nr. 54 im Regimente, Franz Kirch - hofer des JR. Nr. 4, beim JR. Nr. 93, Franz Birek des JR. Nr. 54, beim JR. Nr. 1, Robert Walter des JR. Nr. 100 im Regi - mente, Joſef Bründelmayer des JR. Nr. 2, beim JR. Nr. 93, Vincenz Effenberger des JR. Nr. 93, beim JR. Nr, 100, Johann Pro - chazka des JR. Nr. 54, beim JR. Nr. 9, Ferdinand Pieczka, Eduard Schön und Wilh. Kwizda des JR. Nr. 100, alle im Re - gimente, Rudolf Karpeles des Feld-Jäger-Bat. Nr. 10, beim JR. Nr. 93, Adalbert Přemys - lowsky des JR. Nr. 54, beim JR. Nr. 90, Carl Heller des JR. Nr. 100 und Joſef Skřehota des JR. Nr. 53, in den Regimen - tern, Carl Meixner des JR. Nr. 54, beim JR. Nr. 24, Leopold Ruža des FJB. Nr. 17, beim JR. Nr. 100, Joſef Kober des JR. Nr. 54, beim JR. Nr. 100, Otto Hückel, des Tiroler Jäger-Regts. beim JR. Nr. 100, Heinrich Wyhlidal des JR. Nr. 54, beim JR. Nr. 79, Joſef Feßl, des JR. Nr. 14, beim JR. Nr. 93, Edmund Goldſtein des FJB. Nr. 10, beim JR. Nr. 54, Samuel Weiß des JR. Nr. 81, beim JR. Nr. 54, Robert Kurz des JR. Nr. 81, beim JR. Nr. 93, Jaroslaw Hoſtinsky des JR. Nr. 11,beim JR. Nr. 100, Franz Breitſchopf des JR. Nr. 91, beim JR. Nr. 100, Franz Tomek des JR. Nr. 3, beim JR. Nr. 54, Rudolf Quaſigroch des JR. Nr. 100 im Regimente, Joſef Manhart des JR. Nr. 59, beim JR. Nr. 54. In der Cavallerie: die Reſerve-Unterofficiere: Graf Philipp Spaur des Drag. -Rgts. Nr. 2 im Regimente, Otto Gulz des DR. Nr. 12, beim UhlR. Nr. 4, Heinrich Graf v. Demblin des DR. Nr. 13, beim DR. Nr. 2, Arthur Ritter v. Seyfried des DR. Nr. 13, beim DR. Nr. 12, Felix Hauſer des DR. Nr. 7, beim DR. Nr. 2. In der Artillerie: die Reſerve Unterofficiere: Stefan Schattel, der Bat. -Div. Nr. 20, beim DAR. Nr. 2, Johann Fiedler und Alois Weinelt, beide des CAR. Nr. 10, beim CAR. Nr. 1, Carl Brenner des CAR. Nr. 10, beim DAR. Nr. 2, Rudolf Wiatſchka des CAR. Nr. 10, beim DAR. Nr. 5, Arthur Herſchmann des CAR. Nr. 10, beim CAR. Nr. 1, Paul Amende und Waldemar Wenig, beide des CAR. Nr. 10, beim CAR. Nr. 1, Joh. v. Wyſocki der Bat. -Div. Nr. 4, beim DAR. Nr. 3, Ludwig Thaußig der Bat. -Div. Nr. 20, beim DAR. Nr. 2, Franz Gongefert der Bat. -Div. Nr. 41 beim Div. -A.R. Nr. 3, Joſef Bayer, Oscar Rosmanith und Franz Gebauer, alle drei der Batt. -Div. Nr. 20, beim DAR. Nr. 2, Rudolf Lubojacký und Leopold Jäntſchke, beide des CAR. Nr. 10, beim CAR. Nr. 1, Ladislaus Ritter v. Zielinsky der Batt. -Div. Nr. 41, beim CAR. Nr. 10, Julius Ritter v. Wenuſch, des CAR. Nr. 10, beim CAR. Nr. 1 und Guido Hamburger, der Batt. -Div. Nr. 20, beim DAR. Nr. 20.

(Chriſtbaum - Feier und Weihnachtsbe - ſcheerung der Manuſchaft des k. und k. Dragoner-Regts. Graf Paar Nr. 2.)

Man ſchreibt uns: Am 24. d. hat in der hiefigen Landes-Cavallerie-Kaſerne eine ebenſo erhebende als militäriſch würdige Feier ſtattgefunden. Dank der liebevollen Fürſorge des Regiments-Comman - danten Herrn Oberſten Hugo Graf Kalnoky für das von ihm befehligte 2. Dragoner-Regi - ment und der Munificenz des Officiers-Corps dieſes Regiments wurde die Chriſtbaumfeier und Weihnachtsbeſcheerung nicht nur bei den hier dislocirten, ſondern auch bei ſämmtlichen aus - wärts detachirten Abtheilungen des Regiments ermöglicht. Zur Abhaltung der auf 4 Uhr 15 Min. Nachmittags anberaumten Feier war die große gedeckte, mit den Bildniſſen Ihrer Maje - ſtäten geſchmückte Reitſchule beſtimmt worden, woſelbſt ein mächtiger, ſchön geſchmückter, mit zahlreichen Geſchenken behangener Chriſtbaum auf - geſtellt war. Die übrigen Geſchenke und Gaben waren auf mehreren Tiſchen aufgelegt. Kurz vor der feſtgeſetzten Stunde hatten ſich die Herren Officiere ſammt ihren Familien im Feſtlocale eingefunden, wo bereits die Unterofficiere und die übrige Mannſchaft verſammelt waren. Nach Ein - treffen des Herrn Oberſten und Regimentscom - mandanten wurde die Feier mit einer hierauf bezüglichen tief empfundenen deutſchen und böhmi - ſchen Anſprache des Herrn k. und k. Militär - Curaten P. Rudolf Hrbaty eröffnet, nach welcher zur Vertheilung der im reichen Maße vorhande - nen Geſchenke geſchritten wurde. Sämmtliche Unterofficiere und Soldaten wurden mit ſehr hüb - ſchen, zumeiſt für den practiſchen Gebrauch be - ſtimmten Gegenſtänden beſchenkt und außerdem noch mit Cigarren, Weihnachtsſtollen, Bier und Eßwaaren betheilt. Nach erfolgter Vertheilung wurde von den 2 älteſten Wachtmeiſtern im Namen ſämmtlicher Mannſchaft des Regiments dem Herrn Oberſten und Regiments-Commandan - ten der Dank ausgeſprochen, worauf der Herr Oberſt in einer an das Regiment gerichteten An - ſprache die Unterofficiere und Mannſchaft auffor - derte, in regem Eifer und gewiſſenhafter Pflicht - erfüllung auch weiterhin auszuharren und ein dreimaliges Hoch auf Se. Majeſtät, den oberſten Kriegsherrn ausbrachte, in welches ſämmtliche Anweſenden begeiſtert einſtimmten und ſodann auch dem Herrn Oberſten ſtürmiſche Ovationen darbrachten. Hierauf wurde auf das Trompe - tenſignal Attaque der Chriſtbaum von der Mannſchaft geſtürmt und fand damit die Feier - lichkeit ihr Ende. Am 25. d. Mts. um 6 Uhr Nachmittag fand in Anweſenheit mehrerer Her - ren Officiere und deren Familien ein von der eigenen Capelle des Regiments aus geführtes Pro -menade-Concert ſtatt, gelegentlich deſſen die geſammte Mannſchaft mit einem Abendeſſen und Bier im reichlichen Maße betheilt wurde. Dieſe ſchöne militäriſche Feier hat abermals den Beweis er - bracht, wie ſehr der Herr Oberſt und Regiments - Commandant Hugo Graf Kálnoky das Wohl der ihm untergebenen Mannſchaft in jeder Hinſicht fördert und mit welch ſeltener Liebe und Anhäng - lichkeit ihm alle ſeine Untergebenen wirklich und wahrhaft zugethan ſind.

(Abmarſch der Artillerie-Truppe.)

Am 2. Jänner findet in zwei Staffeln der Abmarſch der nach Galizien dislocirten Abtheilungen der hieſigen Artillerie-Truppe ſtatt. Dieſelben wer - den an dem genannten Tage u. z. um 9 Uhr Vormittags und 9 Uhr Abends mit der Nord - bahn nach Krakau, beziehungsweiſe Wadowice in ihre neuen Garniſonen befördert werden. Am ſelben Tage treffen die nach Olmütz dislocirten Artillerie-Truppen aus Wadowice, beziehungs - weiſe Proßnitz hier ein.

(Abſchiedsabend der Artillerie-Officiere.)

Die Herren Officiere der von hier nach Galizien am 2. Jänner n. J. abrückenden Artillerie-Ab - theilungen veranſtalten heute im Clublocale des Hotel Lauer einen Abſchiedsabend.

(Abſchiedsabend.)

Geſtern veranſtalteten die Unterofficiere der von hier nach Galizien ab - rückenden Artillerie-Abtheilungen im Schießſtattſaale, an deſſen Stirnſeite unter einem ſchwarzgelben Baldachin die Büſten des Kaiſer - paares angebracht waren, einen Abſchiedsabend. Zu dieſer Feier hatten ſich der Commandant des Diviſions-Artillerie-Regts. Nr. 3 Herr Major Hermann de Verette, die Herren Artillerie - Officiere und die Frennde der ſcheidenden Truppe eingefunden. Die Betheiligung war eine ſo zahl - reiche, daß der Saal in allen ſeinen Räumen gefüllt war. Trotzdem es ein Abſchiedsfeſt war, verlief dasſelbe in heiterer, gemüthlicher Weiſe, wozu die trefflichen Vorträge der Muſikcapelle des 93. Inf. -Rgts., welche ein ſehr hübſches Pro - gramm zur Aufführung brachte, weſentlich beitrugen. Ein Mitglied unſerer Bühne, Herr Wahle ſprach eine verſificirte Abſchiedsrede, welche in einem Hoch auf das Allerhöchſte Kaiſerhaus ausklang, worauf die Muſikcapelle die Volkshymne an - ſtimmte und die Anweſenden ſich von den Sitzen erhoben. Herr Wahle brachte ſodann noch das bekannte Gedicht: Der ſterbende Comödiant zum Vortrage und fand für die recht gelungene Wiedergabe desſelben vielen Beifall, deſſen ſich auch der Coupletvortrag eines Mitgliedes der Geſellſchaft erfreute. Nach dem Concerte, deſſen Schluß ein mit jubelndem Beifall aufgenom - mener, von Herrn Capellmeiſter Franz Schubert componirter Artillerie-Abſchiedsmarſch bildete, begann der Tanz, zu welchem die Militärcapelle ihre reizendſten Weiſen aufſpielte. Das Tanzver - gnügen dauerte bis in die Morgenſtuuden und da mochte es wohl manchem der wackeren Mars - ſöhne und mancher Tänzerin zu früh geweſen ſein. Die Arrangeure dieſer Abſchiedsfeier verdienen für die hübſche Inſcenirung derſelben die volle Anerkennung.

(Sylveſter-Feier.)

Der deutſche Leſe - und Fortbildungsverein in Paulowitz veranſtaltet am Sonntag, den 31. d., im Saale des Hotel Spitz eine Sylveſter-Feier, zu welcher die Freunde des Vereines geladen ſind.

(Vom Theater.)

Mit Frl. A. Malten als Herzogin gab man geſtern auf unſerer Bühne Scribe’s Muſterluſtſpiel Ein Glas Waſſer , jenes glänzende und glitzernde Intriguenluſtſpiel, das mit ſeiner brillanten Technik und ſeinem ſchönen Aufbaue ein ganzes Menſchenalter hin - durch Vorbild der geſammten Luſtſpielproduction wurde. Wenn es bei der Aufführung an glitzern - dem Glanze nichts verlieren ſoll, erfordert es freilich eine bis in’s kleinſte Detail ſorgfältige Vorbereitung und einen fein abgetönten, flüſſigen Dialog, in welchem die ſcharfen Pointen der Rede wie zwei electriſche Pole Funken ſtieben, wenn ſie aufeinanderſtoßen. Das iſt nun von einer Provinzbühne kaum zu erwarten, und geſtern trat dieſer Mangel ſogar ſehr empfindlich hervor. Die feine Redewendung wurde zum plumpen Trumpf, und die höfiſch elegante Bewegung zur ſteifen, eckigen Geſtion, unter der aller Reiz des Dialogs ver - loren ging. Die Wirkung des Stückes beruht aber faſt nur auf dieſem Reize, und die prächtige Erſcheinung der gaſtirenden Künſtlerin, die allein mit Schärfe und Gewandtheit der Dichtung gerecht ward, ver -[5]mochte über die gerügten Mängel nicht hinweg - zuhelfen. Den Bolingbroke mußte in Ermang - lung eines Bonvivants Herr Steinar über - nehmen, deſſen Leiſtung erkennen ließ, daß er den eleganten Höfling ſchon lange nicht geſpielt habe. Er fand neben der Gaſtin, die wiederholt gerufen wurde, den meiſten Beifall Verdienſtvoll ſpielte auch Frl. Marion, die Königin, deren Be - ſchränktheit und Unſelbſtſtändigkeit ſie in ihrem Spiele ſehr verſtändig characteriſirte. Im Uebri - gen gab es vielen Unſinn, der geſprochen wurde, und viele Verſprechungen, die beſſer ungeſprochen geblieben wären. Der letzteren machte ſich das ſonſt ſo fleißige Frl. Wally ebenſo wie die Herren Steinar und Andreſen (Masham) wiederholt ſchuldig. Was aber Herr Andreſen geſtern im Dialoge wie in der Darſtellung lei - ſtete, ſtand tief unter dem Niveau ſeiner bisheri - gen Darbietungen. Der jugendliche Darſteller ſollte nicht vergeſſen, daß die Muſe der Schau - ſpielkunſt eine Dame iſt, die volle und ausſchließ - liche Hingebung fordert.

(Die erſte Hälfte der Theaterſaiſon)

iſt vorüber. In derſelben überwog heuer das heitere Genre weitaus. Es wurden bis Weihnachten auf - geführt 25 Luftſpiele, 12 Poſſen und Volksſtücke und 18 Operetten. Opernabende gab es 23; das Trauer - uud Schauſpiel brachte es zu 18 Aufführungen. An Gäſten ſahen wir bisher Frl. Liſſl, Frl. Berkany, Herrn Tauber Frl. Zöllner und Frl. Malten.

(Beſchränkung der Beiſtellung von Unterofficieren zum Ordonnanzdienſte.)

Der nach dem Dienſt-Reglement für das k. und k. Heer beſtehende Anſpruch auf einen Unterofficier zum Ordonnanzdienſte wird dahin beſchränkt, daß unter gewöhnlichen Verhältniſſen den Generalen, dann den ſelbſtſtändigen detachirten Commandanten vom Abtheilungs-Commandanten aufwärts, nur dann ein Unterofficier zum Ordonnanzdienſte beizuſtellen iſt, wenn dieſe Befehlshaber ſich außerhalb ihres ſtändigen Garniſonsortes in einer Militärſtation ihres Dienſtbereiches vor - übergehend dienſtlich aufhalten.

(Der tſchechiſche katholiſch-politiſche Verein)

für Olmütz und Sternberg hielt am 27. d. eine Verſammlung in Těſchétitz, in welcher neben einer Anzahl geiſtlicher Redner der hieſige Advocatursconcipient Dr. Hruban als Redner auftrat, worauf eine Reſolution beſchloſſen wurde. Dieſelbe fordert zur Vertheidigung der Rechte der tſchechiſchen Nation und zum Eintreten für Gleichheit und Eintracht auf Grund der katholiſch - conſervativen Principien auf.

(Die Brauherren beim Finanzminiſter.)

Man ſchreibt uns aus Wien unterm Geſtrigen: Geſtern Vormittags wurden die Herren J. Me - dinger, Präſident des öſterr. Brauerbundes und des Brauherren-Vereines für Wien und Umgebung, J. Wünſch, Vicepräſident des Bundes, Dr. Dregler, Vorſtand-Stellvertreter des Brauherren-Vereines für Wien und Um - gebung, F. Schreiner, Präſident des Steier - märkiſchen Brauherrenverbandes und Dr. C. Urban, Präſident des Brauinduſtrievereines für Böhmen als Vertreter der öſterr. Brauinduſtrie vom Finanzminiſter Dr. v. Plener in Audienz empfangen. Herr Medinger beglückwünſchte den Miniſter und wies in ſeiner Rede auf die in der Brauinduſtrie beſtehenden Uebelſtände hin, worauf er nachſtehende hauptſächlichſte Wünſche der Brauer vorbrachte: Endliche Schaffung eines Bierſteuer-Reſtitutionsgeſetzes für den Export, Einſchränkung und geſetzliche Regelung der Landes - und Gemeindeumlagen, eine für alle Länder gleiche Einhebung der Gemeindeumlagen und Einführung der Malzſteuer in ähnlicher Weiſe, wie ſie in Deutſchland beſteht. Gleichzeitig über - reichte Herr J. Medinger dem Miniſter ein Memorandum, worin dieſe Wünſche genauer präcifirt und begründet werden. Finanzminiſter Dr. v. Pleuer, der ſich von ſeiner früheren Eigenſchaft als Mitglied des Budgetausſchuſſes her in allen Fragen ſehr verſirt zeigte, beſprach die vorgebrachten Wünſche in eingehendſter und liebenswürdigſter Weiſe mit den einzelnen Mit - gliedern der Deputation und verſprach die Brau - induſtrie nach Möglichkeit unterſtützen zu wollen. Das beſondere Intereſſe des Miniſters erregte die zum erſten Male vorgebrachte Bitte um Schaffung eines ſtändigen Beirathes für das Finanzminiſterium für alle die Spiritus -, Zucker - und Brauinduſtrie betreffenden Fragen.

(Curs zur Ausbildung von Wärterin - nen in der Cholera-Krankenwartung.)

Gemäß Erlaß der hohen k. k. mähr. Statthalterei vom 19. December 1893, Z. 44.263 pr. 23. December 1893, Z. 19.148 p. bringt der Gemeinderath zur allgemeinen Kenntniß, daß am 10. Jänner 1894 in der Landeskrankenanſtalt zu Brünn ein vierwöchentlicher, theoretiſcher und practiſcher Curs zur Ausbildung von Wärterinnen in der Cholera - Krankenwartung und Desinfection beginnt. Die Frequentantinen desſelben werden gegen Erſatz der für die III. Claſſe feſtgeſetzten Verpflegsgebühren in der Anſtalt verpflegt und bequartirt. Bei dem Abgange einer verfügbaren Dotation zur Erthei - lung von Suſtentationsbeiträgen aus Staats - und Landesmitteln an etwaige zur Abſolvierung dieſes Curſes unter dieſem Vorbehalte angemel - dete Theilnehmerinnen können nur ſolche Perſonen aufgenommen werden, welche denſelben auf eigene Koſten abſolviren wollen. Die Abhaltung eines ſolchen Curſes zur Schulung von Männern iſt vorläufig an dieſer Krankenan - ſtalt nicht in Ausſicht genommen. Die Anmel - dungen für dieſen Curs müſſen bis zum 3. Jän - ner 1894 beim Gemeinderathe (Stadtphyſicate) erfolgen.

(Ein Ueberfall.)

Wir erhalten heute einen Bericht über einen Vorfall, der ſich am 25. d. auf der neuen Bahnhofſtraße abſpielte. Man ſchreibt uns hierüber: Als am Nachmittage des Chriſttages der hieſige Kaufmann Herr Guſtav Buchinger mit ſeiner Gattin auf der neuen Bahn - hofſtraße ſpazieren ging, wurden dieſelben von vier des Weges kommenden Artillerie-Soldaten in der frechſten Weiſe attaquirt und namentlich die genannte Frau thätlich inſultirt. Als Herr Buchinger ſich und ſeine Frau gegen die Angriffe der Soldaten zu ſchützen verſuchte, zog der Artil - leriſt Paul Maleček des k. und k. Corps-Art. - Rgts. Nr. 10 ſein Faſchinmeſſer, um mit dem - ſelben auf Herrn Buchinger einzuhauen. Nur der Hinzukunft mehrerer Spaziergänger iſt es zu danken, daß die Soldaten von weiteren Gewalt - thaten zurückgehalten und der genannte Excedent der Kaſernwache in der Landwehrkaſerne überge - ben werden konnte. Dem Stationscommando wurde von dieſem Vorfalle Anzeige erſtattet .

(Die Einführung von Poſtportomarken.)

Vom 1. Februar 1894 wird die Controle und Verrechnung der von unfrankirten, ſowie der von ungenügend franki[r]ten Briefpoſtſendungen hierlands zu erhebenden Portogebühren mittelſt beſonderer Marken oder Poſtportomarken ſtatt - finden. Die Poſtportomarken werden in Categorien zu 1, 3, 5, 10, 20 und 50 kr. aufgelegt. Die ausſchließlich nur dem vorerwähnten Zwecke die - nenden Marken bilden keinen Gegenſtand des Verſchleißes und dürfen demnach von den Poſt - ämtern weder an Zahlungsſtatt angenommen, noch veräußert oder gegen andere Werthzeichen ausgwechſelt werden. In den Händen des Publi - cums haben die Poſtportomarken keinen Werth und können insbeſondere auch nicht zur Frankirung der Poſtſendungen verwendet werden. Die auf den einzelnen Briefpoſtſendungen haftenden Porto - gebühren werden ſomit fortan aus der Geſammt - werthbezeichnung der auf ſolchen Sendungen auf - geklebten Portomarken erſichtlich ſein. Die Poſt - portomarken ſind in einem rechteckigen Format mit ausgezackten Rändern ausgeführt und in der gleichen dunkelbraunen Farbe gedruckt. Das Markenbild, welches für alle Categorien gleich iſt, zeigt ein mit Perlenſchnüren verziertes ovales Schriftband, in welchem ſich die Worte Kaiſ. königl. öſterr. Poſt und Portomarke weiß auf dunklem Grunde befinden. In der Mitte dieſes Ovales ſind die Ziffern 1, 3, 5, 10, 20 und 50 in duukler Farbe erſichtlich gemacht, welche von dem in Halbton gehaltenen Worte Kreuzer wagrecht durchſchnitten werden. Die vier Ecken des Markenbildes ſind mit Linien eingerahmt, in deren Mitte ſich kleine ſechstheilige Roſetten befinden. Hievon geſchieht zu Folge h. Handels - Miniſterial-Erlaſſes vom 27. November 1893 Z. 61193 die Verlautbarung.

Vom Tage.

(Anglaublich!)

Bei dem am 30. Septbr. in Elbing, Oſtpreußen, abgehaltenen Deut - ſchen Abende hielt Hr. Prof. Dr. v. Seydlitz die Feſtrede Vom national-deutſchen Kampfplatze in Böhmen von 1893 aus eigener Erfahrung. In dieſer Rede bedauert Sedlitz, daß in Deutſch - land noch viel zu wenig Leute die Bedeutung des Allgemeinen deutſchen Schulvereins wür - digen und fährt fort: Dieſe dürften durch eine Action des immer mehr um ſich greifenden Tſche - chenthums bald eines andern belehrt werden. Be - merkbar haben ſich die Tſchechen bereits gemacht. Aus der Mitte der Tſchechencolonie in Dresden wurde an den dort tagenden Schulverein ein freches Schreiben gerichtet. Die Tſchechen ſind in Dresden ſogar mit der Forderung aufgetreten, daß für ſie ein Theater errichtet werde. In vielen Orten des (ſächſiſchen) Erzgebirges iſt bereits eine bedenkliche Zunahme der tſchechi - ſchen Bevölkerung zu verzeichnen. In Berlin gibt es eine große Colonie von Tſchechen. Alle halten an ihrem Stamme feſt, haſſen das Deutſche und ſenden erhebliche Summen an den tſchechi - ſchen Schulverein in Böhmen.

(Ein Scherz mit einer Höllenmaſchine )

iſt von einer Dame gegen einen Kaufmann B. in Berlin am Sonntag in Scene geſetzt worden. Herr B. empfing am Nachmittag des gedachten Tages zwiſchen 6 und 7 Uhr ein Paket in der Form einer Cigarrenkiſte, das von einem unbe - kannten Mann beim Portier des Hauſes abge - geben worden war. Es trug die Aufſchrift Ab - ſender Ravachol’s Nachfolger. Ich bin waſſerſchen nicht verſuchen. Der Empfänger übergab die verdächtige Sendung der Polizei, die ihrer - ſeits einen Büchſenmacher kommen ließ, der die Oeffnung der Kiſte vornehmen ſollte. Der Büchſen - macher lehnte indes dieſe Arbeit entſchieden ab. Das Paket wurde nun auf das Tempelhofer Exercierfeld gebracht und dort zunächſt einem Waſſerbade ausgeſetzt. Hierauf erfolgte die Oeffnung desſelben mit aller Vorſicht. Das Kiſtchen enthielt nun allerdings keine Höllenmaſchine, ſondern einen Apparat, der mit einer ſolchen eine ge - wiſſe äußere Aehnlichkeit haben konnte, er beſtand aus einer Uhrfeder und einem Gewicht, und ferner befand ſich in der Kiſte eine in Papier gehüllte Maſſe , die nichts weniger als die Beſchaffenheit eines Sprengſtoffes beſaß. Gegen die Urheberin dieſes geſchmackvollen Scherzes ſoll mit aller Strenge vorgegangen werden. Ihre That läßt ſich allerdings nur unter den Unfugs - paragraphen bringen, der Geldſtrafe bis zu 150 Mark oder Haft bis zu ſechs Wochen androht. Die Berliner Criminalpolizei hält es, wie das B. T. ausführt, für geboten, bei der Staats - anwaltſchaft die ſtrengſte Ahndung des Falles zu beantragen, um weiteren Beunruhigungen der Bevölkerung durch derartige Scherze vorzubeugen.

(Eine ſehr weſentliche und werthvolle Verbeſſerung ihrer Wochenausgaben)

hat die Oeſterr. Volks-Zeitung , dieſes reich - haltige, hochintereſſante und gediegene Wiener Blatt, dadurch bewirkt, daß künftighin die in deren täglicher Ausgabe erſcheinenden zwei ſpannenden Romane auch den Abonnenten ihrer Wochenausgaben (Sonntagsblatt und Sonntags - und Donnerſtagsausgaben) gratis nachgeliefert werden, und zwar in einer beſon - deren, 4 Seiten ſtarken Beilage, in welcher auch eine überſichtlich gehaltene Wochenſchau über alle wichtigen Ereigniſſe veröffentlicht werden. Für das im December d. J. in der Oeſterr. Volks-Zeitung erſcheinende Preis-Räthſel wurden nachſtehende 4 ſehr werthvolle und nütz - liche Werke als Prämien beſtimmt, welche ganz unentgeltlich und ohne jede Nachzahlung vertheilt werden: 1. Spamer’s großes Conver - ſations Lexikon (Ladenpreis 72 fl.) 2. Neſtroy’s ſämmtliche Werke in 12 Bänden. 3. Klencke’s Großes Haus - und Geſundheits-Lexikon. 4. Goethes Fauſt reich illuſtrirter Prachtband. Probenummern der Oeſterr. Volks - Zeitung , welche mit einmal wöchentlicher Zuſendung vierteljährig 90 kr., mit zweimal wöchentlicher Zuſendung vierteljährig 1 fl. 45 kr. und mit täglicher Zuſendung monatlich 1 fl. 50 kr. koſtet, verſendet die Adminiſtration Wien, I. / 1., Schulerſtraße 16.

(Verloſungs-Kalender pro 1894.)

So - eben iſt der von der Wechſelſtuben-Actien-Geſell - ſchaft Mercur in Wien herausgegebene Ver - loſungs-Kalender erſchienen. Die prachtvolle Aus - ſtattung desſelben, ſowie der reiche Inhalt, höchſt wichtig für jeden Losbeſitzer, geben demſelben un - ſtreitig vor allen von anderer Seite ausgegebenen derartigen Kalendern den Vorzug. Nachdem der - ſelbe nicht nur an das in den Wechſelſtuben der[6]obgennanten Geſellſchaft, Wollzeile 10 und 13 und Mariahilferſtraße 74B verkehrende Publicum gratis abgegeben, ſondern auch allen Losvereinen und auf Verlangen in die Provinz portofrei ver - ſendet wird, ſo dürfte die Auflage derſelben, wie - wohl dieſelbe heuer 150.000 Exemplare beträgt, bald vergriffen ſein.

Telegramme des Mähriſchen Tagblattes .

(Vom Correſpondenz-Burean.)

Die Landtags - ſeſſion wurde heute nach einem feierlichen Hoch - amte mit begeiſterten Hochrufen auf Se. Ma - jeſtät den Kaiſer eröffnet. Der Landespräfident ſtellte dem Hauſe den neuernannten Landes - hauptmann-Stellvertreter Cardinal Fürſtbiſchof Dr. Kopp vor, worauf die neugewählten Abge - ordneten Frh. v. Mattencloit und Dr. Bukovski die Angelobung leiſteten.

Zum Schluſſe der heutigen Landtagsfitzung wurde ſeitens der Abgeordneten des Großgrundbeſitzes ein Antrag bezüglich eine Landeshilfe für die vom Nothſtande heimgeſnchten Bezirke eingebracht. Die nächſte Sitzung findet morgen ſtatt. Auf der Tagesordnung derſelben befindet ſich die Budgetvorlage.

Der katholiſche Biſchof von Tiraſpol in Rußland iſt nicht nur mit Zu - ſtimmung, ſondern mit ausdrücklicher Ermunterung ſeiner Regierung, bei welcher er persona grata iſt, hierher gekommen und bemüht ſich, die Schwierig - keiten zu applaniren, welche infolge der Vorſtel - lung des Papſtes über die Lage der Katholiken in Polen in den Beziehungen Rußlands zum Vatican entſtanden waren. Es wird ſich demnächſt erweiſen, ob und bis zu welchem Punkte die ver - ſöhnlichen Schritte des genannten Kirchenfürſten von Erfolg gekrönt waren.

Die Obmänner der hieſigen Arbeitervereine brachten dem Mini - ſterpräſidenten Crispi telegraphiſch die Genug - thuung zur Kenntniß, welche die Action der Regierung zu Gunſten der arbeitenden Claſſen hervorgerufen habe, und fügten hinzu, ſie hegen das volle Vertrauen, daß es dem Patriotismus Crispi’s gelingen werde, zu bewirken, daß die von der localen Tyrannei befreite Bevölkerung dem Auslande gegenüber, welches, der Einheit des Vaterlandes feindlich gefinnt, dieſelbe mit Hilfe Siciliens zerſtören möchte, geeignet aufzu - treten im Stande ſein werde.

In Bonifacio wurden zwei Italiener unter dem Verdachte der Spionage verhaftet.

Wie der Temps meldet, lautet die Anklage gegen Vaillant auf Mordverſuch und Zerſtörung eines öffentlichen Gebäudes.

Die Ruheſtörungen von Aigues - Mortes.

In dem Proceſſe wegen der Unruhen in Aigues Mortes gibt der Angeklagte Buffat, zu, die Italiener durch Knüttel - ſchläge verwundet zu haben. Er bedauere lebhaft und entſchuldigt ſich damit, daß er infolge von genoſſenen Getränken aufgeregt geweſen ſei.

Im weiteren Verlaufe der Verhandlung des Proceſſes wegen der Unruhen in Aigues-Mortes gibt der ein - vernommene Commandant der Gendarmerie eine detaillirte Darſtellung der Kampfſcenen. Die aufgebrachte Menge umzingelte trotz der Anſtren - gung der Gendarmerie die Häuſer, in welche ſich die in den Salinen beſchäftigten Italiener ge - flüchtet hatten, und zertrümmerte Fenſter und Dächer. Als die Gendarmerie tagsdarauf die Italiener nach Aigues-Mortes führte, wurden ſie von einer bewaffneten Bande angegriffen. Einige Verwundete wurden durch Stockſchläge vollends niedergemacht.

Die Anruhen in Sicilien.

Der Staats - anwalt und der Unterſuchungsrichter ſetzen in Valguarnera die Vorunterſuchung in Betreff der Unruhen vom 25. d. M. fort. Es gelang der Sicherheitsbehörde, einen großen Theil der ent - wendet[e]n Gegenſtände wieder mit Beſchlag zu belegen. Ungefähr 30 Perſonen, darunter die An -ſtiſter der Brandlegung und Plünderung wurden verhaftet. Auf die Initiative des Präfecten ver - ſammelte ſich heute der Gemeinderath, um für die Wiederherſtellung der Gemeindeverwaltung Vorſorge zu treffen. Die Verzehrungsſteuer - Aemter ſind bereits wieder eröffnet, Valguarnera nimmt ſein gewöhnliches Ausſehen wieder an, und das Vertrauen kehrt zurück.

Ein Dementi.

Gegenüber den von einigen Blättern gebrachten Nachrichten über angeblich bevorſtehende Veränderungen im Mini - ſterium erklärt der Peſter Lloyd auf Grund von an competenter Stelle eingeholten Erkundi - gungen, daß alle derartige Mittheilungen voll - ſtändig grundlos ſeien.

(Priv. -Tel. d. M. Tagbl. )

Miniſterpräſident Fürſt Windiſchgrätz hat ſein Mandat für den böhmiſchen Landtag niedergelegt.

(Priv. -Tel. d. M. Tagbl. )

Nach Privatdepeſchen aus Kamerun brach unter den Polizeiſoldaten eine Meuterei aus, ſie ſtürmten und plünderten das Gouver - nementshaus. Letzteres wurde von der Beſatzung des deutſches Kriegsſchiffes Hyäne nicht ohne Blutvergießen zurückerobert. Es gab mehrere Todte. Die Nachricht wird amtlich geheim gehalten.

Verunglückte Touriſten.

(Priv. -Tel. d. Mähr. Tagbl. )

Drei Wiener Touriſten Dr. Kohn, Dr. Palzau und Bankbeamter Pick ſind am erſten Weihnachtstage beim Abſtiege vom Großglockner abgeſtürzt. Die Leiche Dr. Kohns wurde auf gefunden, jene der beiden anderen Touriſten jedoch noch nicht. (Wie wir erfahren, dürfte der verunglückte Dr. Kohn mit dem gleichnamigen Neffen des hieſigen Malzfabrikanten Hrn. Sigmund Zweig identiſch ſein. Derſelbe war Advocaturscandidat und hielt ſich längere Zeit hindurch in Olmütz auf. Die Red.)

Die Regelung der conceſſionirten Baugewerbe.

(Priv. -Tel. d. M. Tagbl. )

Die heutige Wr. Ztg. veröffentlicht die kaiſerliche Sanction des Geſetzes, betreffend die Regelung der conceſſionirten Baugewerbe. Darnach wird mit anderen Orten auch die Stadt Olmütz von folgender Beſtimmung des Ge - ſetzes als ausgenommen erklärt: An dieſen Orten hat ſich der Baumeiſter bei Aus - führung von Bauten, rückſichtlich jener Arbeiten, welche in das Fach der Zimmer -, Steinmetz - und Brunnenmeiſter einſchlagen, der zu der betreffenden Arbeit berechtigten Gewerbeinhaber zu bedienen und kann obgenannte Arbeiten nur dann ſelbſt ausführen, wenn er die bezügliche Conceſſion für das betreffende Gewerbe erworben hat.

Prediger Dr. Adolf Jellinek .

(Priv. -Tel. des M. Tagbl. )

Der berühmte Kanzelredner der Wiener iſrael. Cultusgemeinde Dr. Adolf Jellinek iſt hier nach nur zweitägiger Krankheit er wurde von einer Rippenfellentzündung befallen im Alter von 73 Jahren verſtorben.

Sprechſaal.

Olmützer Caſino-Geſellſchaft.

Die Herren Mitglieder der Caſino-Geſell - ſchaft werden zu der am 1. Jänner 1894 um 5 Uhr Nachmittags ſtattfindenden Ver - äußerung von Zeitungen und Zeitſchriften ein - geladen und erſucht im Intereſſe der Caſino - geſellſchaft recht lebhaften Antheil an derſelben zu nehmen.

Spenden für den Chriſtbaum der ſtädt. Schuljugend und Kleinkinderbewahr-Anſtalt.

Geſpendet wurde von folgenden Damen und Herren: Walloſch 50 kr., Kakſa 50 kr., Heilich 50 kr., Strawa 50 kr., Roſſiwal 60 kr., Cäcilie Fiſcher 50 kr., Lakomy 1 fl., Weiſer 1 fl., Mandeblüh 1 fl., Hollei 1 fl., Kobliſchek 50 StückStritzeln, Ludmilla Weiß 3 fl., A. Borrée 1 fl., Steyskal 3 fl, Joſef Groák 3 fl., Raimund Nietſche 2 fl., ſtädt. Pfandleih-Anſtalt 1 fl., Simon Schein 1 fl., Patloch 2 fl., Fritſch 1 fl., Appel 1 fl., Franz Juſt 1 fl., Carl Czepelak 1 fl., Ungenannter 30 fl., Joſef Tropper 1 fl., Leop. Lachnik 1 fl., Domek 1 fl., Weber 50 kr., Naß - wetter 1 fl., Joſ. Schwarz 1 fl., Wilh. Nather 4 fl, Math. Wödl 4 fl., Wilh. Hoppe 1 fl., Unleſerlich 2 fl., Adolf Thannabaur 1 fl., Wilh. Redlich 1 fl., Hans Zbitek 1 fl., Ferd. Mžik 1 fl., Joſ. Baderle 1 fl., Dr. Eben 1 fl., Rup - recht 1 fl., A. Hausner 1 fl., E. Winterſtein 1 fl., Thereſe Linhardt 1 fl., Joh. Dokoupil 1 fl., Baumeiſter Mader 1 fl., Carl Stary 1 fl., Cark Pollak 3 fl., Max Schwank 2 fl., A. B. 70 kr.

Erklärung!

Ein großer Theil der Partezettel, betreffend das Ableben meines unvergeßlichen Gatten Andreas Wödl, welche einem Dienſtmanne des gelben Dienſtmann-Inſtitutes zur Zuſtellung übergeben wurden, iſt nicht an ſeine Adreſſe gelangt, nachdem derſelbe das Paket weglegte und ſich auf dieſe nicht genug zu rügende Art ſeines Auftrages ent - ledigte. Die ergebenſt Gefertigte erlaubt ſich die - ſen unliebſamen Vorfall, an welchem ſie keine Schuld trägt, jenen P. T. Damen und Herren zur Kenntniß zu bringen, welche nicht in den Beſitz des Partes gelangt ſind.

Hochachtungsvoll

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Herausgeber und verantwortlicher Redacteur Wilhelm Seethaler.

Druck von Joſef Groák in Olmütz.

About this transcription

TextNr. 296, 29.12.1893.
Author[unknown]
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Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Benjamin FiechterSusanne HaafNote: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat).Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2018-01-26T15:49:55Z grepect GmbHNote: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2018-01-26T15:49:55Z Amelie MeisterNote: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2018-01-26T15:49:55Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic informationNr. 296, 29.12.1893. . Jakob RiemerCzernowitz1893. Mährisches Tagblatt

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LanguageGerman
ClassificationZeitung; ready; mkhz2

Editorial statement

Editorial principles

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

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  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
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ImprintBerlin 2019-12-10T11:23:38Z
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