PRIMS Full-text transcription (HTML)
[1]
Marburger Beitung.

Der Preis des Blattes beträgt: Für Marburg: Ganzjährig 12 K, halbjährig 6 K, vierteljährig 3 K, monat - lich 1 K. Bei Zuſtellung ins Haus monatlich 20 h mehr.

Mit Poſtverſendung: Ganzjährig 14 K, halbjährig 7 K, vierteljährig 3 K 50 h. Das Abonnement dauert bis zur ſchriftlichen Abbeſtellung.

Erſcheint jeden Dienstag, Donnerstag und Samstag abends.

Sprechſtunden des Schriftleiters an allen Wochentagen von 11 12 Uhr vorm. und von 5 6 Uhr nachm. Poſtgaſſe 4.

Die Verwaltung befindet ſich: Poſtgaſſe 4. (Telephon Nr. 24.)

Anzeigen werden im Verlage des Blattes und von allen größeren Annoncen-Expeditionen entgegengenommen und koſtet die fünfmal geſpaltene Kleinzeile 12 h.

Schluß für Einſchaltungen: Dienstag, Donnerstag, Samstag 10 Uhr vormittags.

Die Einzelnummer koſtet 10 Heller.

Nr. 123 Donnerstag, 14. Oktober 1909 48. Jahrgang.

Von der Staatssprache herunter zur Landessprache.

Noch in dem denkwürdigen Pfingſtprogramme der deutſchen Parteien war die deutſche Staatsſprache im Mittelpunkte der politiſchen Forderungen. Ver - klungen ſind die Zeiten, in denen Freiherr v. Schar - ſchmid und Graf Wurmbrand ihre Vorſchläge über die deutſche Staatsſprache unterbreiteten. Ein weiteres Stück von dem amtlichen Gebrauche der deutſchen Sprache wurde im vorigen Jahre unter der Koalition weggeriſſen. Die Reſte der deutſchen Staatsſprache, ſoweit dieſe Einrichtung auf der Grundlage von alten Geſetzen, hiſtoriſchen Überlieferungen und tat - ſächlichem Gebrauche noch beſteht, ſchrumpfen immer mehr zuſammen. Anträge wegen der Einführung der deutſchen Staatsſprache werden kaum noch ge - ſtellt, und die niedergehende Entwicklung zeigt ſich, wie ein Wiener Blatt ſchreibt, am deutlichſten darin, daß in den Beſprechungen zwiſchen dem Miniſter - präſidenten und den Vertretern des deutſchfreiſinnigen und des chriſtlichſozialen Verbandes die Möglichkeit geprüft wurde, ob die deutſche Sprache geſetzlich mindeſtens als Landesſprache ein kleines Ausgedinge bekommen könne. Nicht die Staatsſprache, aber Landesſprache für Niederöſterreich, Oberöſterreich, Salzburg und Vorarlberg! Wirklich, die Geſchichte vom herabgekommenen Edelmanne. Wie groß muß die nationale Gefahr ſein, und wie tief mußte das Selbſtgefühl des deutſchen Volkes herabgedrückt werden, ehe das Bedürfnis entſtehen konnte, die ausſchließ - liche Landesüblichkeit der deutſchen Sprache in Niederöſterreich, Oberöſterreich, Salzburg und Vor - arlberg feſtzulegen. Der geiſtige Prozeß, der ſich dabei zeigt, iſt ſehr bemerkenswert und ſehr traurig. Denn auch der Standpunkt, daß die Sprachenfragen von der Reichsgeſetzgebung entſchieden werden müſſen, wird dabei wohl nicht formell, aber tatſächlich um -gangen. Auch dieſer verfaſſungsmäßige Beſitzſtand der deutſchen Politik ſcheint immer mehr als kaum haltbare Feſtung angeſehen zu werden. Die Löſung der nationalen Fragen wird dem Reiche entwunden, aus dem Zentralparlamente hinausgeſchoben und in die Landtage verlegt. Ein bewegter Abſchnitt der öſterreichiſchen Politik mußte vorausgehen, ehe der Gedanke auftauchen konnte, die Landesüblichkeit der deutſchen Sprache in den vier reindeutſchen Kron - ländern geſetzlich feſtzulegen und zu ſichern.

Es gehört zu den ſeltſamſten Ereigniſſen der öſterreichiſchen Geſchichte, daß die deutſche Staats - ſprache als Landesſprache der reindeutſchen Kron - länder den geſetzlichen Schutz braucht. Von der Staatsſprache herunter zur Landesſprache! Dieſe Linie zeichnet das Schickſal des deutſchen Volkes in Öſterreich.

Die geſtern in den Landtagen der reindeutſchen Kronländer Niederöſterreich, Oberöſterreich, Salzburg und Vorarlberg eingebrachten beiden nationalen Ge - ſetzentwürfe lauten:

§ 1. Die Verhandlungen des Landtages werden in deutſcher Sprache geführt.

§ 2. Die Amts - und Geſchäftsſprache des Landesausſchuſſes und der ihm unterſtehenden Or - gane und Angeſtellten, ſowie der Gemeindevertre - tungen, ihrer Organe und Angeſtellten iſt die deutſche Sprache. Dieſe Beſtimmung hat auch auf die Städte mit eigenem Statut Anwendung zu finden.

§ 3. Für Beſchlüſſe des Landtages über bean - tragte Änderungen gelten dieſelben Vorſchriften, wie für Beſchlüſſe auf Änderung der Landesordnung.

Das zweite Geſetz, betreffend die Unterrichts - ſprache an den Realſchulen, an den Lehrer - und Lehrerinnenbildungsanſtalten, lautet:

§ 1. Die Unterrichtsſprache an den Staats - und Landesrealſchulen iſt die deutſche, Privatreal - ſchulen können das Recht zur Ausſtellung ſtaats -gültiger Zeugniſſe nur dann erhalten, wenn deren Unterrichtsſprache die deutſche iſt.

§ 2. Die Unterrichtsſprache an den ſtaatlichen und vom Lande erhaltenen Lehrer - und Lehrerinnen - bildungsanſtalten iſt die deutſche. Andere Privat - Lehrer - und - Lehreinnenbildungsanſtalten können das Recht auf Ausſtellung ſtaatsgiltiger Zeugniſſe nur dann erhalten, wenn ihre Unterrichtsſprache die deutſche iſt.

Der oberöſterreichiſche Verfaſſungsausſchuß hat beſchloſſen, den Landesausſchuß anzuweiſen, einen Bericht vorzulegen, durch den auch die Feſtlegung der deutſchen Unterrichtsſprache an den Volks - und Bürgerſchulen des Landes geſetzlich vorgenommen werden ſoll. Ein Beſchluß des Verfaſſungsaus - ſchuſſes geht dahin, der Landesausſchuß möge einen Antrag vorlegen, wonach künftighin nur ſolche Lrhrer anzuſtellen ſind, die an einer deutſchen Lehrerbil - dungsanſtalt herangebildet worden ſind und an einer ſolchen die Lehramtsprüfung abgelegt haben.

Der Statthalter erklärte, daß die Regierung gegen die oben erwähnten beiden Geſetzentwürfe keine Einwendung erheben und ſie zur Sanktion empfehlen werde.

Obige geſetzliche Beſtimmungen reichen natürlich nicht aus, um den deutſchen Charakter der rein - deutſchen Kronländer für alle Zeit zu erhalten; einen ſolchen Schutz hätte nur die Lex Kolisko - Axmann gewähren können, wenigſtens hinſichtlich des Volks ſchulweſens. Aber eben deshalb, weil die Lex Kolisko hiezu geeignet geweſen wäre, wurde ſie von der Regierung nicht der kaiſerlichen Sanktion unterbreitet , während ſie für die obigen Geſetz - entwürfe, welche die von unten herauf erfolgende Slawiſierung keineswegs behindern, ſofort die Sanktion zuſagte. Man will offenbar der Bevölkerung Sand in die Augen ſtreuen und ſie national wieder einlullen!

Entlarvt. Roman von Ludwig Blümcke.

1 (Nachdruck verboten.)

Graf Ewald von Waldengrund ſaß eifrig ſchreibend in einer der Weinlauben des herrlichen Schloßparkes. Da trat der alte Kaſtellan Täubner ſchlurfenden Schrittes mit überaus wichtiger Miene zu ihm heran und kündete durch eine vielſagende Geberde an, daß er etwas ganz Beſonderes zu melden hätte.

Zum Geier, kann man denn nicht eine Stunde ungeſtört ſein? Was hat Er denn, he? Laſſe Er ſein Grimaſſenſchneiden und ſchieße Er los! So fuhr der leicht erregbare Herr ſeinen Untergebenen an und ſchleuderte dabei ſeinen Gänſekiel recht unſanft auf den grünen Gartentiſch.

Pſt, Herr Graf, die Sache iſt von äußerſter Wichtigkeit. Es handelt ſich ums edle Weidwerk , ſprach Täubner mit ernſter Miene. Ich bin zwei gefährlichen Wilderern durch einen Zufall auf die Spur gekommen.

Da flammte es hell auf in Graf Ewalds ſtahlgrauen ſtrengen Augen. Er erhob ſich, ſo ſchnell die Gicht das zuließ und trat dicht an den Kaſtellan heran. Ja, Herr Graf, der Täubner iſt ein alter Schlaukopf , fuhr dieſer mit liſtigem Blinzeln fort. Der ſieht mit ſeinen ſcharfen Augen alles. Geh ich da geſtern Abend, nur um friſche Luft zu ſchnappen, in den Wald und komme an die Schenke. Ehe ich eintrete, horche ich erſt am Fenſterladen, ob auch eine anſtändige Geſellſchaft dort. Da ſehe ich denn ganz deutlich durch einen Spalt Ew. GnadenRevierförſter Otto und den Waldläufer Heyſe und den Erzſpitzbuben Nathan aus der Stadt, dieſen alten Schmuggler, dem Ew. Gnaden kein Wild mehr verkaufen wollen, weil er früher die Förſter beſtochen hat. Der Mann ſpendierte Otto und Heyſe eine Flaſche Rotwein nach der anderen und dann ſchüttelten ſie ſich die Hände wie zu einer großen Verbrüderung. Ganz deutlich hörte ich Nathan ſprechen: Wir werden reich ſein in einem Jahr! Alſo Herr Graf, ich bin der feſten Überzeugung, die ganzen Wilddiebereien, die Ew. Gnaden ſo viel Kummer bereiten, werden von den eigenen Förſtern ausgeübt.

Das iſt allerdings eine Mitteilung, die mir wichtig ſcheint! rief der Graf aus, während ſeine wohlgepflegte, ariſtokratiſche Rechte nervös über den grauen Knebelbart fuhr. Seine Reckengeſtalt richtete ſich hoch auf und mit geballten Fäuſten lief er umher wie ein gereizter Tiger, der ſeine Beute zu verſchlingen ſucht, nachdem er ſich erſt noch einen Augenblick an ihrer Hilfloſigkeit geweidet.

Geh Er, Täubner und beſtelle mir den Diener , damit war der kluge Kaſtellan entlaſſen.

Der Diener Süßmann erſchien und erhielt den Befehl, ſofort Förſter Otto und den Waldläufer Heyſe aufs Schloß zu beordern.

Graf Ewald von Waldengrund war, ſeit er ſich von dem Tun und Treiben der großen Welt gänzlich zurückgezogen, ein rechter, echter Sonderling geworden. Die Mauern ſeines ſtolzen Ahnenſchloſſes, das durch ſeine romantiſche Lage zu den größten Sehenswürdigkeiten im Fürſtentum gehörte, verließ er nur, wenn es galt, ſeiner Jagdleidenſchaft zufröhnen oder wenn er am Geburtstage des Landes - herrn zu Hofe geladen wurde, wo er ein gern ge - ſehener Gaſt war. Er war in ſeinen jungen Jahren preußiſcher Offizier geweſen, hatte an den Freiheits - kriegen rühmlichen Anteil genommen und wurde dann, weil eine Verwundung ihn zwang, die Kriegsdienſte aufzugeben, aus einem flotten Huſarenrittmeiſter ein Sonderling. Sein Herz war deutſch und edel, aber trotzdem beſaß er viele Eigenſchaften, die ihn bei ſeiner engeren Umgebung für einen geſtrengen, in ſeinem Urteil ſehr voreiligen und oft ungerechten Herrn gelten ließen.

Da kam Briefträger Abel. Der Graf ſah ihn durch den Staketenzaun und rief ihn heran.

Außer der Zeitung vier Briefe , ſagte der Poſtbote froh lächelnd, eines guten Trinkgeldes gewärtig. Das erhielt er mit nervöſer Haſt vom erwartungsvollen Empfänger.

Briefe gehörten auf Schloß Waldengrund nämlich zu den Seltenheiten. Hm, es handelt ſich um eine ausgeſchriebene Oberförſterſtelle , murmelte der Schloßherr vor ſich hin. Und der hier, der iſt von Ilſe!

Dabei verklärte ſich ſein faltenreiches, ver - wittertes Antlitz. Ilſe war ſeine jüngſte Tochter und weilte zur Zeit bei ihrer älteren Schweſter Annette, der Gattin des fürſtlichen Kammerherrn Freiherrn von Schmachtenberg, um Großſtadtluft zu atmen und gute Sitte im Sinne der oberen Zehntauſend des Fürſtentums zu erlernen, denn die ging dem in der freien Gottesnatur aufgewachſenen Wildfang noch vollkommen ab. Lächelnd legte der Graf

2Marburger Zeitung Nr. 123, 14. Oktober 1909

Politiſche Umſchau.

Aus der ſteiriſchen Landſtube. Auslieferung des Abg. Kukovetz.

Über eine Anzahl von Verhandlungsgegenſtänden der vorgeſtrigen Landtagsſitzung berichten wir unter den Marburger Nachrichten der heutigen Nummer. Von beſonderem politiſchen Intereſſe für das Unter - land war in jener Sitzung die Verhandlung über das vom Kreisgerichte Cilli geſtellte Auslieferungs - begehren hinſichtlich der werten Perſon des win - diſchliberalen Landtagsabgeordneten Kukovetz. Für die Tätigkeit dieſes Mannes iſt es bezeichnend, daß gegen ihn 21 Ehrenbeleidigungskla - gen eingebracht wurden. Der Berichterſtatter Abg. v. Mayr-Melnhof zählte alle 21 Klagen auf, unter denen ſich auch eine ſeines ſloweniſchklerikalen Kol - legen Roſchkar befindet, und ſtellte den Antrag, die Auslieferung in allen Fällen zu bewil - ligen. Als Abgeordneter Kukowetz dies hörte, fiel ihm, der ſo Großes leiſtete im Denunzieren, das Herz in die Hoſen; er fürchtet ſich, vor Gericht das verantworten zu müſſen, was er in ſkrupelloſer Weiſe verbrochen hat. Kukovetz hatte ſich, als er ſoviele Männer verleumdete, offenbar in der Hoffnung gewiegt: Bin ich erſt Landtagsabgeordneter, dann bin ich immun, dann können mich die Verbündeten und die ſchwer in ihrer Ehre gekränkten Männer nicht zur Rechenſchaft ziehen! Als der Ehrenmann aber ſah, daß dieſe ſeine Rechnung nicht ſtimmte und ſeine Auslieferung beantragt wird, da wurde er klein und kleiner und er verlegte ſich aufs Bitten und Flehen, ihn doch um Gotteswillen nicht aus - zuliefern, ihn doch nicht bei Gericht das vertreten zu laſſen, was er behauptet hatte. Er jammerte, daß es ſich um politiſche Angelegenheiten handle; der Landtag habe noch nie jemanden ausgeliefert, der in Erfüllung ſeiner politiſchen und moraliſchen (!) Pflichten gehandelt habe. Abg. Waſtian: Schöne moraliſche Pflichten! Nun kam es zu einer Auseinanderſetzung zwiſchen Dr. Kukovetz und ſeinen ſloweniſchklerikalen Kollegen; ein Verſchleppungs - antrag des Dr. Kukovetz wurde einſtimmig abgelehnt. Abg. Waſtian entwarf ſodann ein getreues und daher für Dr. Kukovetz geradezu vernichtendes Bild des Auszuliefernden. Er führte die abſcheulichen Denunziationen an, welche Kukovetz gegen Cillier Bürger bei der Staatsanwaltſchaft Cilli einbrachte und jeder Begründung entbehrten, die Denunzierten aber als Verbrecher darſtellten. Dieſe Anzeigen fanden bei der Cillier Staatsanwaltſchaft die liebe - vollſte Aufmerkſamkeit. Man müſſe ſagen: Für Doktor Kukovetz habe die Gerechtigkeit wohl eine Binde vor den Augen, aber kein Schwert in der Hand! (Rufe: Sehr gut! ) Für 99 Fälle von 100, die Doktor Kukovetz zur Anzeige brachte, wurde gerichtsordnungs - mäßig feſtgeſtellt, daß ſie vollſtändig erfunden ſind. Alle dieſe Fälle ſind durchaus keine politiſchen An - gelegenheiten, ſondern ehrabſchneideriſche Dinge, die nach Sühne ſchreien. Es iſt geradezu eine Pflicht des Landtages, den gekränkten Per -ſonen Gelegenheit zu geben, ſich bei Gericht Genug - tuung zu verſchaffen. Von Herrn Dr. Kukovetz aber ſage er: Er iſt ein Mann, nehmt alles nur in allem! Ihr werdet nie mehr ſeinesgleichen ſehen! (Heiterkeit und Beifall.) Vergeblich wehrte ſich der klein und angſtvoll gewordene Kukovetz gegen die Auslieferung; in 20 Fällen, welche ſeine gegen Deutſche gerichteten Tathandlungen betrafen, wurde ſeine Aus - lieferung mit den Stimmen aller Parteien (Deutſch - freiheitliche, Chriſtlichſoziale, Großgrundbeſitz, Sozial - demokraten) mit Ausnahme der Slowenen ange - nommen; bei der Abſtimmung über den Fall Roſchker, der ihren eigenen von Kukovetz angegriffenen Genoſſen Roſchker betraf, entfernten ſich die Slo - weniſchklerikalen, worauf auch in dieſem Falle die Auslieferung beſchloſſen wurde. (Der Fall Roſchker betrifft einen Vorwurf, den Kukovetz dem Roſchker machte, dahingehend, daß er einen Monat im Arreſte geſeſſen ſei. Es bezieht ſich dies auf jenen bekannten Fall, in welchem Roſchker nicht wegen Totſchlag, wie manchmal irrtümlich behauptet wurde, ſondern wegen des Vergehens gegen die Sicherheit des Lebens verurteilt wurde; die betreffende, von Roſchker, als dieſer noch Knecht bei Feldkirchen war, unab - ſichtlich totgeſchoſſene Bäuerin war die Dienſtgeberin des nunmehrigen Abg. Roſchker.) Mit Intereſſe und Befriedigung wird man nun den Gerichtsverhand - lungen gegen Dr. Kukovetz entgegenſehen können.

Ein kraftvoller deutſcher Stamm.

Über die Entwicklung der ungarländiſchen Schwaben im Banat und in der Batſchka melden die Mitteilungen des Vereines für das Deutſchtum im Auslande folgende feſſelnde Tatſachen: Als Maria Thereſia 1764 die Neubeſiedelung der in den Türkenkriegen verödeten Landſtriche des Banat in Angriff nahm, verpflanzte ſie 30.000 ſchwäbiſche Bauern nach dort, denen in den nächſten Jahren noch weitere 10.000 folgten. Heute nach 135 Jahren ſind dieſe 40.000 allein im Temeſer Komitat auf über 600.000 angewachſen. Insgeſamt ſind die Schwaben in Südungarn über 900.000 Köpfe ſtark. Dazu kommen die 250.000 Deutſchen in und um Ofenpeſt, die 150.000 Deutſchen in Nordungarn, die 600.000 Deutſchen in Weſtungarn. Die im Gebiet der Schwaben angelegten franzöſiſchen Ko - lonien Charleville, Lovrin, Seultour, St. Hubert und die ſerbiſchen bezw. rumäniſchen Dörfer Per - jamos, Peszak, Grabarcz u. a. m., tragen jetzt deutſchen Charakter. Von den Schwaben ſind Tau - ſende hinüber nach Slavonien gezogen und haben in Syrmien deutſches Land geſchaffen. Selbſt in Bosnien, an der Schwelle des Orients, leben heute ſchon über 6000 ſchwäbiſche Koloniſten.

Eigenberichte.

(Kaffee - und Gaſthauseröffnung.)

Das früher im Beſitze der Frau Marie Wilhelmer geweſene ebenerdige Gaſthaus ging ſamt den dazugehörigen Grundſtücken in das Eigentum der Eheleute Karl und OttilieStelzer über. Die Letztgenannten haben das Ge - bäude mit einem Stockwerke ausbauen laſſen, ſo daß der Markt um ein ſchmuckes einſtöckiges Ge - bäude bereichert wurde. In dieſem Hauſe wurde ein Gaſthaus und ein Kaffeehaus errichtet, welche am 10. Oktober eröffnet worden ſind.

(Steinwürfe ge - gen die deutſche Schule.)

Heute um dreiviertel 1 Uhr nachts wurde die deutſche Schule mit fauſt - großen Steinen beworfen. Dieſem Bombardement fielen mehrere Fenſter im Erdgeſchoß zum Opfer. Daß dieſer Anſchlag planmäßig vorbereitet war, er - hellt daraus, daß die in den Lehrzimmern gefun - denen Steine von ſolcher Beſchaffenheit ſind, wie ſie in der Nähe des Tatortes nicht vorkommen. Die Steinwürfe erfolgten aus nächſter Nähe und mit ſolcher Wucht, daß ſelbſt die Türſtöcke beſchädigt wurden. An die deutſche Bevölkerung ergeht die Bitte, dieſe Kulturtat mit Spenden von Büchern uſw. für die exponierte deutſche Schule zu beant - worten.

Pettauer Nachrichten.

Theaternachricht.

Renaiſſance . Das Debut der erſten Liebhaberin Frl. Ida Günther - Kunſt als Marcheſa vollzog ſich vor einem vollen Hauſe. Die Künſtlerin, deren routiniertes Sptel von einer ſchönen Figur unterſtützt wird, erntete reichen Beifall, an welchem auch die übrigen Darſteller mit vollem Recht teilnahmen. Die prächtige Ausſtattung, die neuen Dekorationen und Goldgarnitur gaben der ausgezeichneten Darſtellung einen prächtigen Rahmen, ſo daß man von einer Renaiſſance Wiedergeburt unſeres Theaters ſprechen kann. Allgemein freut man ſich über die Wandlung un - ſeres Muſentempels und zollt der rührigen Direktion volles und ungeteiltes Lob. Samstag den 16. Ok - tober geht das Shakeſpeareſche Trauerſpiel Othello mit den Damen Lützow, Lörentzy und den Herren Mathaeus, Stippinger, Renner (Regie), Heim, Mraſchner und Lichtenberg in Szene. Sonntag den 17. Oktober, nachmittag 3 Uhr, wird das Görner - ſche Märchen Aſchenbrödel bei kleinen Preiſen als zweite Kindervorſtellung aufgeführt. Abends 8 Uhr wird der zugkräftige Schwank Die blaue Maus mit Frau Franziska Fleiſcher in der Titel - rolle wiederholt.

Fahrraddiebſtahl.

Am 11. Oktober in der Zeit von 1 5 Uhr nachmittags wurde aus dem Eingang des Hauſes Florianigaſſe 2 ein Fahrrad, Type Neger, Freilauf mit Rücktrittbremſe, Halb - renner, Wert 90 K., geſtohlen. Das Fahrrad hat ſchwarzlackierten Rahmenbau, ſchwarz-rote Felgen, roten Vorder - und weißen Hintermantel, ſowie Ge - birgsdecke, vernickelte leere Scheibe, durch Sturz auf der rechten Seite etwas ſchadhafte und ver - bogene Lenkſtange. Handbremſe und Werkzeugtaſche fehlte. Die Glocke iſt in der Mitte der Lenkſtange angebracht und hat das Zeichen Neger. Von der Nummer iſt bloß 32 kennbar, während die anderen drei Zahlen unkennbar ſind. Die Anzeige wurde

den Brief ſeines Lieblings beiſeite, um erſt das Geſchäftliche zu leſen.

Oberförſter a. D. Winkelmann. Früher in kgl. preußiſchen Dienſten, wegen Differenzen mit den Behörden vorzeitig penſioniert.

Fort damit! brummte der alte Herr. Mag keinen Menſchen in meinem Revier haben, der für andere nicht mehr brauchbar.

Dann der zweite Brief: Forſtreferendar Glück - mann, Württemberger, ſucht Stellung als Privat - oberförſter, da ſein Aſſeſſorexamen dreimal nicht beſtanden Weg damit, Dummköpfe und Lüderjane habe ich ohnehin genug. Damit flog das ſehr ſchön und ſtiliſtiſch großartig verfaßte zweite Schriftſtück auch erbarmungslos in den gräflichen Papierkorb.

Und nun das dritte. Nach kurzer formeller Einleitung hieß es darin: Ich bin Schleswig - holſteiner, ſtand in däniſchen Dienſten als Forſt - referendar und durfte auf gute Karriere mit einiger Beſtimmtheit rechnen. Als dann vor vier Jahren der Freiheitskrieg ausbrach, der leider ſo erfolglos enden ſollte, da hielt ich es für Ehren - und Ge - wiſſensſache, auch Soldat zu werden, um für Recht und Freiheit meines bedrängten Vaterlandes zu kämpfen. Ich machte die Kriegsjahre von 48 bis 50 als Jägerleutnant mit und wurde nach dem unglücklichen Friedensſchluß als Rebell aus dem Staatsdienſt entlaſſen. Als Offizier weiter zu dienen in anderen deutſchen Landen, war mir, da ich ohne Mittel bin, nicht möglich. Und ſo ſuche ich denn ſeit Jahresfriſt nach einer Stellung, die mich ernähren kann undmir Gelegenheit bietet, für drei noch unerwachſene Geſchwiſter mitſorgen zu helfen. Sollte die ausge - ſchriebene Stelle eine ſolche ſein, ſo bitte ich, falls man nicht andere bevorzugt, umgehend um Beſcheid.

Hm, das iſt intereſſant , murmelte der Graf vor ſich hin. Der dürfte ein Mann nach meinem Geſchmack ſein: Kurz, geradeaus und ein Freiheitskämpfer für die gute Sache. Schreiben wir ihm zu.

Das geſchah denn auch ſehr kurz und bündig.

Jetzt kam der zierliche Brief mit der korrekten Damenhandſchrift an die Reihe: Liebes, gutes, beſtes Papachen! Nach dir und der goldenen Freiheit habe ich eine ſolche Sehnſucht, daß der Herr Leibarzt ſchon Bleichſucht bei mir befürchtet. Wie es bei Hofe zugeht und was die Reſidenz alles zu bieten vermag, weiß ich jetzt ganz genau. Ich glaube aber, daß ich für dieſes Leben nicht ſo recht geſchaffen bin. Durchlaucht, unſer gütiger, edler Landesherr, tun mir zwar viel Ehre an, auch laſſen es die Herren Leutnants und andere Würdenträger nicht daran fehlen, aber dennoch ſehne ich mich nach meinem ſchönen, grünen Wald zurück. Du, lieber Papa, wirſt meine Bitte, jetzt wieder heimkehren zu dürfen, gewiß nicht abſchlagen. Annette leidet ſehr an ihren Nerven. Sie iſt allezeit mürriſch und unzufrieden, trotzdem ihr alter Herr Gemahl ſie auf Händen tragen würde, wenn ſeine Kraft nicht ſchon zu ſehr verbraucht wäre.

Weiter las der Graf nicht. Mit einem tiefen Seufzer ſchob er den Brief beiſeite, ſchlug die Stirnin tiefe Falten und hing trüben Gedanken nach. War es denn nicht ſein grenzenloſer Ehrgeiz geweſen, der Annette alle Lebensfreude verdorben? Hatte er ſeine Tochter nicht geradezu gezwungen, jenes alten Mannes Gattin zu werden, weil derſelbe in großen Ehren ſtand und viel Geld beſaß? Ja, mochte er es drehen und wenden wie er wollte, ſein Gewiſſen konnte ihn nun einmal nicht freiſprechen. Daß ſein Wildfang ſich in der Reſidenz nicht wohl fühlte, paßte ihm ganz und gar nicht. Als er Ilſe vor einem halben Jahre dorthin ſchickte, da war er der feſten Überzeugung, ſie als Braut eines vornehmen Hofbeamten wiederkehren zu ſehen. Ihr Herz konnte ſie alſo, wo ſie ſich ſo ſehr nach den heimatlichen Fluren ſehnte, noch nicht verloren haben. Aber was half es, ihre Bitte mochte er ihr nicht abſchlagen.

Der Diener meldete, daß die Förſter zur Stelle wären. Mit vielen Bücklingen nahte zuerſt der Revierförſter Otto, ein großer hagerer Mann, mit langem fuchsrotem Bart und ein paar Augen, in denen ein Menſchenkenner unſchwer Falſchheit und Heuchelei geleſen hätte. Der Waldläufer Heyſe folgte zaghaft und ſein noch faſt knabenhaftes Geſicht trug deutlich die Anzeichen größter Erregung und Furcht. Otto wußte bereits oder ahnte es gut genug, um was es ſich handelte. Der Diener hatte ihm gewiſſe Andeutungen gemacht.

Ihr wart geſtern Abend in der Waldſchenke? fragte der Graf und ſchaute die beiden Grünröcke ſo durchdringend an, daß ſie ihre Blicke ſenkten. Was hattet Ihr da zu tun? Fortſ. f.

3Nr. 123, 14. Oktober 1909. Marburger Zeitung

erſtattet, vom Täter fehlt bis jetzt jede Spur. Das dem Korbflechter Horwath in Rann bei Pettau entwendete Fahrrad hat der Dieb einem Bäckergehilfen in Sauritſch um 66 K. verkauft. Das Rad hat einen Wert von 120 K. Der Dieb flüchtete nach Kroatien. Am 7. Oktober um halb 8 Uhr abends wurde dem Ökonom Johann Wasle aus Skofzen, Bezirk Pettau, vor dem Gaſthauſe Blaſchitz in Pettau, in dem er ſich kaum zehn Minuten auf - gehalten hatte, ein Fahrrad im Werte von 80 K. entwendet. Der Täter flüchtete in der Richtung gegen Pichldorf.

Tod in den Flammen.

In der Gemeinde Trebuſchak bei St. Lorenzen W. -B. brach am 9. Oktober um 4 Uhr nachmittags in der aus Holz beſtehenden und mit Stroh gedeckten Winzerei, Eigentum der Herrſchaft Oberpettau, ein Feuer aus. Die Winzerei bewohnten die Eheleute Joſef und Gertrude Ribitſch mit ihren Kindern. Das Feuer entſtand durch Spielen eines dreijährigen Knaben mit Zündhölzchen. Ein ſieben Monate altes Kind der Eheleute konnte nicht mehr gerettet werden und fand den Tod in den Flammen. Die Winzerei war mit 1500 K. verſichert, jedoch der verurſachte Schaden ein viel größerer. Auch die Winzersleute erleiden einen größeren Schaden, da ihnen alle Habſeligkeiten verbrannten.

Schaubühne.

Das verwunſchene Schloß .

Operette in fünf Bildern von A. Berla. Muſik von Karl Millöcker. Am 31. Dezember wird Millöckers Todes - tag zum zehnten Mal wiederkehren. Wir wiſſen da - her der Direktion Dank dafür, daß ſie eines ſeiner Werke aufführte. Den Melodienreichtum der Mil - löckerſchen Operetten iſt man heute förmlich nicht mehr gewöhnt; ſo enthält auch Das verwunſchene Schloß geradezu opernhafte Finali, daneben Lieder von einer Einfachheit und Innigkeit, daß ſie ins Volk gedrungen ſind, zum Beiſpiel O du himmel - blauer See , A biſſerl a Liab uſw. So darf man ſich nicht wundern, daß dieſe über 30 Jahre alte Operette heute noch volle Lebensfähigkeit beſitzt und das Publikum mit fortreißt. Wieviele der neuen und neueſten Schlager werden nach 30 Jahren noch leben? Was die Aufführung am Sonntag betrifft, ſo ſtellen wir mit Freuden feſt, daß die Coralie des Frl. v. Flamir in Erſcheinung, Spiel und Geſang eine Prachtleiſtung war, zu der wir der Künſtlerin gratulieren. Ihr Trinklied im dritten Akt hätte eine Wiederholung verdient. Bewunderns - wert war vor allem das zarte Piano in dieſem Liede, wie auch im Terzett O du himmelblauer See . Um den Erfolg des Abends machte ſich neben ihr beſonders Herr Reiſſer (Sepp) verdient, der end - lich einmal Gelegenheit hatte, ſeine klangvolle, echte Tenorſtimme voll zu entfalten; ferners Herr Schi - roki, der als Andredl bewies, daß er einen dal - keten Geisbuben ebenſo lebenswahr darſtellen kann, wie einen Gentleman. Die ſtürmiſchen, ſich ſtets wiederholenden Heiterkeitsausbrüche des vollen Hauſes ſind größtenteils auf ſein Konto zu buchen. Frl. Rebſel ſah diesmal ſehr hübſch aus. Ihr Sopran hat einen ſympathiſchen Klang und wir wünſchen ihr nur, daß ſie ihre große Schüchternheit ablegen möge. Sehr gut waren die Damen Urban und Steinhofer in den luſtigen Rollen der alten Traudl und ihrer Gehilfin Regerl. Frl. Steinhofer zeigte in einer Zugabe zu ihrem Kouplet A biſſerl a Lieb eine verblüffende Vertrautheit mit den Marburger Lokalverhältniſſen. Auch die kleineren Rollen wurden faſt ausnahmslos gut gegeben. Chor und Orcheſter zeigten anerkennenswerte Disziplin, ſo daß gar manche ſchöne Klangwirkung erzielt wurde, ein Verdienſt des Kapellmeiſters Herrn Schiſchka. Die Regie lag in Herrn Moſers bewährten Händen; doch erinnerte im zweiten Bilde das verwunſchene Schloß im Hintergrunde zu ſehr an das Marionetten - theater unſrer Kinderzeit. Auch ſei die Frage erlaubt, aus welcher Lichtquelle die glänzende Erleuchtung des Feſtſaales ſtammte. Die Aufführung war jedenfalls weitaus beſſer als die beiden vorhergehenden es war für Marburger Verhältniſſe eine ganz vor - zügliche Vorſtellung, der wir mehr als eine Wieder - holung wünſchen. Bedauern müſſen wir nur, daß der Blauſtift ein wenig gar zu herzlos wütete. Der volle Erfolg dieſes Abends möge die Direktion veranlaſſen, im Todesjahre Millöckers noch einige von deſſen melodiöſen Werken aus dem Archiv hervorzuholen. a

Marburger Nachrichten.

Vom Juſtizdienſte.

Der Juſtizminiſter hat verſetzt: Den Richter Dr. Franz Bicek in Mött - ling nach Luttenberg, ernannt zu Richtern die Aus - kultanten Hermann Deu in Radmannsdorf für Gonobitz und Dr. Johann Hizelberger in Rann für Möttling.

Unſere Schullaſten und der Landes - ſchulrat.

In der vorgeſtrigen Sitzung des Land - tages begründete Abg. Waſtian den Antrag wegen Abänderung des Geſetzes vom 8. Februar 1869 über die Schulaufſicht. Der § 38 des zitierten Ge - ſetzes ſoll außer Wirkſamkeit geſetzt werden und künftig lauten: Der Landesſchulrat beſteht aus dem Landeschef oder dem von ihm beſtimmten Stellver - treter als Vorſitzenden, vier vom Landesausſchuſſe gewählten Mitgliedern, zwei vom Gemeinderate der Landeshauptſtadt Graz gewählten Mitgliedern, aus einem vom Gemeinderate der Stadt Marburg ge - wählten Mitgliede, aus einem Mitgliede der Statt - halterei, aus zwei Landesſchulinſpektoren, zwei ka - tholiſchen und einem evangeliſchem Geiſtlichen und zwei Mitgliedern des Lehrſtandes. Das Geſetz ſoll bereits am 1. Jänner 1910 in Kraft treten. Abge - ordneter Waſtian führt aus: Die Erwägungen, die zu dieſem Antrage geführt haben, ſind zunächſt rein autonomiſtiſcher Natur, weil es doch gerechtfertigt und den tatſächlichen Verhältniſſen angepaßt er - ſcheint, daß diejenigen, die für die Schullaſten am meiſten herhalten müſſen, auch eine entſprechende Vertretung in der höchſten Stelle für das Landes - ſchulweſen, im Landesſchulrate, beſitzen. Das Land Steiermark empfindet die Ausgaben für das Schul - weſen, die automatiſch von Jahr zu Jahr wachſen, in ſeinem Budget immer ſtärker, weil ja auch die in Ausſicht geſtellte Sanierung der Landesfinanzen durch die Regierung längſt die Form einer aufrei - zenden Geduldprobe angenommen hat. Die Schul - laſten des Landes für das Volksſchulweſen betrugen im Jahre 1900 3,536.742 K., während ſie ſich in dieſem Jahre auf 5.133.167 K. belaufen. Bei den Landes-Bürgerſchulen betrug im Jahre 1900 der Ab - gang 93.634 K., im Jahre 1909 ſtehe man vor einer Summe von 98.567 K. Die Geſamtſumme der Schullaſten betrug im Jahre 1900 nicht weniger als 8,606.548 K. Bei dem automatiſchen Anſchwellen der Auslagen ſei man nun bei der Summe von über 14 Millionen Kronen angelangt das ſind 40·09 Prozent des geſamten Haushaltes, den das Land beſtreiten muß. Dem Lande Steiermark iſt durch den Antrag eine Verdoppelung ſeiner jetzigen Ver - tretung zugedacht. Was die Stadt Graz für das Schulweſen aufbringen muß, geht weit über das Maß der Verpflichtung hinaus, da man auch in Betracht ziehen muß, was für Wohlfahrtseinrich - tungen (Jugendſpiele, Suppenanſtalten, Schulärzte, Schulbäder und dergleichen) geſchieht. Von der Stadt Marburg wird ſelbſtverſtändlich das Gleiche, nur im verkleinerten Maßſtabe, gelten. Der Antragſteller ſpricht den Wunſch aus, es möge der Zuweiſung ſobald als möglich die Behandlung und Annahme des Antrages im Hauſe folgen. Der Antrag wird dem Unterrichtsausſchuſſe zugewieſen.

Deutſchnationaler Handlungsgehilfen - verband.

In der am 13. d. abgehaltenen Ver - bandsvollverſammlung wurde die Neuwahl des Aus - ſchuſſes für das kommende Jahr vorgenommen, welche folgendes Reſultat ergab: Obmann Herr Viktor Gregori, Stellvertreter Hans Lenhart, Schriftwart A. Schimek, Stellvertreter Peſſin - ger, Säckelwart R. Jager, Stellvertreter E. Grabner. Die Vollverſammlung nahm einen würdigen Verlauf und wurde unter anderem der Beſchluß gefaßt, im kommenden Winter literariſche Vorleſungen abzuhalten, zu welchem Zwecke ein eigener Bildungsausſchuß mii Herrn Gregori an der Spitze eingeſetzt wurde. Außerdem iſt die Ab - haltung eines Stenotachygraphie-Kurſes in Ausſicht genommen.

Errichtung einer zweiten Mädchen - bürgerſchule.

In der vorgeſtrigen Sitzung des Landtages wurde unter anderem auch der Bericht des Landesausſchuſſes, betreffend die Errichtung neuer Bürgerſchulen im Lande Steiermark, vorgelegt. Es war eine große Anzahl von Geſuchen aus vielen Orten Steiermarks vorhanden. Mit Rückſicht auf die finanzielle Lage des Landes konnte nicht allen Wünſchen entſprochen werden. Es wurden aber doch zwei Schulen beantragt, bei welchen es ſich eigentlich nicht um die Schaffung von etwas Neuem, ſondern nur um die Abtrennung ſchon beſtehender Klaſſenund deren Selbſtändigmachung unter eigener Leitung handelt. Dies verurſacht verhältnismäßig geringe Koſten (je 400 Krronen) und macht längſt beklagten Übelſtänden ein Ende, die ſich aus der Überzahl von zum Teile noch an verſchiedenen Orten unter - gebrachten Klaſſen an einer Schule ergeben. Dies gilt insbeſondere von der Errichtung einer neuen Knabenbürgerſchule für das rechte Murufer in Graz. An der Knabenabteilung der derzeitigen Doppel - bürgerſchule am rechten Murufer in Graz beſtehen bereits ſieben Parallelklaſſen, von denen ein Teil in einem von dem Schulgebäude getrennten Hauſe notdürftig untergebracht iſt. Die Koſten der Leitung dieſer Klaſſen werden vom Stadtſchulrate Graz be - ſtritten. Das Beſtreben des Stadtſchulrates auf Abwälzung dieſer Koſten iſt ſehr begreiflich und es wird durch die Errichtung einer zweiten Knaben - bürgerſchule am rechten Murufer nur der tatſächlich ſchon beſtehende Stand auch dem Geſetze entſprechend geſtaltet. In ähnlicher Weiſe verhält es ſich auch mit dem Anſuchen der Stadtgemeinde Marburg um Errichtung einer neuen Bürgerſchule für Mädchen. Auch hier würde es ſich nur um die Abtrennung bereits beſtehender Parallelklaſſen von der Mädchen - bürgerſchule und deren Stellung unter eigene Leitung handeln. Den Wünſchen der Lehrerſchaft und der Bevölkerung wie den Anforderungen des Unterrichts würde durch die Abtrennung der Parallelklaſſen und deren Umgeſtaltung zu einer ſelbſtändigen Bürgerſchule in zweckentſprechender Weiſe entſprochen werden. Auch der Landesſchulrat hat in erſter Linie die Errichtung der drei genannten Schulen empfohlen. Der Landesausſchuß hat nun beſchloſſen, dem Landtage vorerſt die Errichtung je einer Knabenbürgerſchule in Leoben und Graz rechtes Murufer und einer Mädchenbürgerſchule in Marburg zu empfehlen.

Grand Elektro-Bioſkop.

Nur mehr zwei Tage, heute und morgen Freitag, jedesmal um 8 Uhr abends wird das jetzige große Programm mit den letzten Kaiſermanövern uſw. vorgeführt; die Vorſtellungen finden allſeits den verdienten Beifall und empfehlen ſich zum Beſuche von ſelbſt auf das Beſte. Das am Samstag beginnende Programm bringt wieder ſchöne, durchwegs die neueſten Num - mern, darunter die Fahrt Zeppelin 3 nach Berlin. Die Kinder - und Schülervorſtellungen ſind von nun an über den Wintermonaten jeden Mittwoch und Samstag auf 4 Uhr feſtgeſetzt.

Evangeliſcher Kinderausflug.

Der in - folge ſchlechter Witterung am vorigen Samstag unterbliebene Kinderausflug findet, falls das jetzige gute Wetter bis dahin andauert, am nächſten Sams - tag den 16. Oktober ſtatt. Abmarſch um Punkt halb 2 Uhr vom Pfarrhauſe.

Theaternachricht.

Als das künſtleriſche Ereianis dieſer Woche kann man die am Samstag ſtattfindende Premiere der Operette Der fidele Bauer von Leo Fall bezeichnen. Die Zahl der Aufführungen dieſer Operette in Deutſchland und Öſterreich hat eine Höhe erreicht, die mit der Luſtigen Witwe , Walzertraum und Dollar - prinzeſſin gleichen Schritt hält. Und ſo iſt auch wohl anzunehmen, daß auch unſer Publikum dieſer Novität das größte Intereſſe entgegenbringen wird. Über die Premiere am Theater an der Wien ſchrieb das Neue Wiener Tagblatt : Die geſtrige Novität iſt durchaus geeignet, für eine längere Dauer An - ziehungskraft auszuüben. Die Treffſicherheit des Leonſchen Buches iſt auch der Muſik von Fall zu eigen. Die ſtarke Begabung dieſes Komponiſten äußert ſich auch hier wie in der Dollarprinzeſſin in einer ſehr feinen, reich ornamentierten Inſtrumen - tation in volkstümlich-freundlicher Melodik. Es iſt überflüſſig, die einzelnen reizvollen Geſangsſtücke aufzuzählen. Man applaudierte ſtürmiſch und ver - langte jede Nummer zur Wiederholung. Ganz be - ſonders nach dem Duett des kleinen Heinerls und der roten Liſi brauſte ein orkanartiger Beifallsſturm durch das Haus. Die Hauptrollen in Der fidele Bauer ſind beſetzt mit den Damen Flamir, Hanſen, Steinhofer und Urban, die bereits Lieblinge des Publikums geworden ſind, und den Herren Brecher, Clement, Egger, Eſchenbach, Goebel, Hainreich, Raul, Moſer, Reiſſer, Schiroki. Die muſikaliſche Leitung hat Herr Kapellmeiſter Schiſchka, die Spiel - leitung Herr Regiſſeur Moſer inne. Sonntag nach - mittag findet die erſte Operetten-Nachmittagsvorſtellung bei kleinen Preiſen ſtatt und gelangt zum zweiten und letzten Male die Operette Das verwunſchene Schloß , die bei ihrer Aufführung am vorigen Sonntag großen Beifall fand, zur Darſtellung. Für Dienstag kommende Woche bereitet die Direktion4Marburger Zeitung Nr. 123, 14. Oktober 1909die Erſtaufführung des Luſtſpieles Glück bei Frauen von Engel und Horſt vor, das am Bürger - theater in Wien im Vorjahre ununterbrochen den Spielplan beherrſchte.

Südmark-Lotterie.

Wenn auch der Bezug der Loſe durch die Ortsgruppen im allgemeinen recht zufriedenſtellend iſt, ſo iſt damit allein der Erfolg wohl noch nicht gegeben. Jetzt handelt es ſich darum, dafür zu ſorgen, daß die von den Orts - gruppen beſtellten Loſe tatſächlich alle abgeſetzt werden. Das iſt für die einzelnen Ortsgruppen in den meiſten Fällen eine geringe Arbeit, verbürgt aber in der Arbeit aller Ortsgruppen den erwünſchten vollen Erfolg der Lotterie. Die Lotterieleitung ſieht ſich mit Rückſicht darauf, daß einzelne Ortsgruppen diesmal nicht mit jenem Eifer wie im Vorjahre für die Lotterie einzuſetzen ſcheinen, gedrängt, noch - mals an alle Ortsgruppenleitungen die Bitte zu richten, in der Arbeit für die Südmark-Lotterie nicht zu erlahmen. Es muß dabei immer darauf verwieſen werden, daß tatſächlich keine der beſtehenden Effektenlotterien auch nur annähernd ſo gut und ſo reich an Treffern ausgeſtattet iſt, wie eben die Südmark-Lotterie. Sie iſt auch, wie mit Genug - tuung bei der letzten behördlichen Reviſion in der Kanzlei feſtgeſtellt wurde, nach jeder Richtung hin in der Durchführung einwandfrei und klaglos. Das muß hervorgehoben werden, weil nur allzuleicht unter dem Eindrucke der Erfahrungen, die bei anderen Effektenlotterien von Gewinnern gemacht wurden, auch die Südmark-Lotterie Schaden leiden könnte. Mögen ſo alle Ortsgruppen und Südmarkfreunde ihre Pflicht tun, in den wenigen Tagen, die noch bis zur Ziehung am 11. November für die Arbeit gegeben ſind.

Deutſcher Gemeindewahlſieg in Zirk - nitz.

Aus St. Egydi W. -B. wird dem Grazer Wochenblatte geſchrieben: Eine freudige Nachricht! Unſere ſchwerbedrohte Nachbargemeinde Zirknitz iſt durch die am 7. d. M. vollzogene Gemeindeausſchuß - wahl in deutſchen Händen. Zwar kein vollſtändiger Sieg; unter acht Ausſchüſſen ſind zwei Wenden, die aber natürlich nicht zur Geltung kommen. Von den zwei Wahlkörpern iſt der erſte ganz in unſeren Händen, im zweiten drangen zwei Gegner durch. Und traurig, es ſagen zu müſſen, auch hier iſt nur deutſche Fahrläſſigkeit Schuld an dem Eindringen der zwei Wenden. Nur drei Stimmen fehlten und der Sieg wäre vollkommen geweſen. Gewählt wurden die Herren Kröll, Schalhammer, Dr. Ven - ningerholz und Hempel im erſten, Flucher, Bau - mann (Wende), Prinz (Wende) und Reppnik im zweiten Wahlkörper. Wir können feſtſtellen, daß der Erfolg dieſer Wahl die erſte Frucht der zielbewußten Südmarkarbeit in Zirknitz iſt. Heil und tiefen Dank dem wackeren Vereine! Nun friſch drauf und dran an die Wiedergewinnung unſeres vielumſtrittenen Egydi, ſie ſoll die ſchönſte Frucht der Arbeit ſein!

Der ſteiriſche Wein.

Man erſucht uns um Aufnahme folgender Zeilen: Zur bevorſtehenden Weinerntezeit wurde allſeitig die landwirtſchaftliche Verſammlung vom 10. Oktober im Hotel Stadt Wien freudig begrüßt und ſehr gut beſucht. Der zeitgemäße, ſehr lehrreiche Vortrag des Herrn Direktor E. Schmid über die Krankheiten, Be - handlung eventuell Zuckerung der leichteren Wein - möſte fand dankbare Anerkennung; auch die An - regung des Herrn Dr. Leonhard d. Ä. über den Verkauf und die Verwertung der Produkte durch Errichtung von Weinlagerhäuſern, wie ſolche bereits in Innsbruck mit Erfolg beſtehen und den einzelnen Produzenten nützlicher als die Genoſſen - ſchaften ſind, ſo auch die Anträge des Herrn Girſtmayr, betreff der Herabſetzung der zu hohen Verzehrungsſteuer auf Wein, welche in Graz 14 K., in Klagenfurt ſogar 18 K. per Hektoliter beträgt, dann Erweiterung der Landhaus-Kellerei-Gaſtwirt - ſchaft fanden ungeteilten reichen Beifall. Leider konnte wegen vorgerückter Stunde der ſehr wichtige Punkt über die notwendige Hebung des ſteiriſchen Weinhandels und deſſen Konſum im eigenen Lande nicht mehr zur Sprache kommen, obwohl gerade dieſer Punkt endlich ernſtliche Erwägung verdient. Bei dem Umſtande, daß durch die Neuanlagen, deren Produkte bedeutend weniger Säure auch in minderen Jahrgängen aufweiſen als die Weine alter gemiſchter Anlagen, kann der ſteiriſche Wein umſo leichter in die Konkurrenz von allen Tiroler, Iſtrianer, Dalmatiner, Öſterreicher und auch vielen ungariſchen Spezialitäten, beſonders in Weißweinſorten, geſtellt werden, als dieſe viel haltbarer und erfriſchender in der Qualität ſind. Trotz dieſer Vorzüge findet man in den meiſten größeren Reſtaurants dieWeinkarten voll mit lauter fremdländiſchen Weinſorten verzeichnet, wobei der edle ſteiriſche Tropfen kaum eine ſehr ſtiefmütterliche Aufnahme gefunden hat, was jedenfalls auf Mangel nötiger Reklame oder Unkenntnis der Konſumenten zurück - zuführen iſt. Weiters wird ſeit einigen Jahren von vielen Ärzten jedem Kranken bei jeder Gelegenheit, ob in krankem oder geſundem Zuſtande das Wein - trinken verboten, obwohl Beweiſe genug vorhanden ſind, daß ſehr viele Leidende gerade dem mäßigen Genuß eines guten ſteiriſchen Weines ihre Geſund - heit und hohes Alter zu verdanken haben. Solche Zuſtände veranlaſſen dann viele Konſumenten, vom Genuſſe des Weines abzuſehen, wodurch der Wein - konſum bedeutend zurückgedrängt wird, hingegen aber andere, weniger kräftige Getränke in Anſpruch ge - nommen werden.

Bürgermeiſterwahl in Arnfels.

Aus Arnfels, 11. Oktober, ſchreibt man uns: Bei der heute ſtattgehobten Wahl wurde an Stelle des zurückgetretenen Bürgermeiſters Auguſt Stroh - maier der Kaufmann Emmerich Grabner ge - wählt. Die freigewordene Stelle des dritten Ge - meinderates erhielt der gräflich Schönborn-Buch - heimſche Gutsverwalter Karl Schatt.

Panorama International.

Viel Sehens - wertes bietet die in dieſer Woche ausgeſtellte inter - eſſante Serie Die Truppenmanöver in der Schweiz 1908 und der herrliche Beſuch von Baſel . Wir ſehen von Baſel das Geſamtpanorama, die Rheinbrücke, den Marktplatz mit dem ſchönen Rat - haus, die Totalanſicht der Kathedrale, den Altar, die ſchöne Orgel der Kirche, den Marktplatz und andere reizende Punkte. Weiters können wir das hochinterſſante Truppenmanöver verfolgen, die ver - ſchiedenenen Gefechtsſzenen, die neuen Schnellfeuer - geſchütze im Gefecht, die fremdländiſchen Offiziere, Kavallerie ins Gefecht rückend, ſchußbereite Artillerie, Szenen im Lager, defilierende Radfahrerkompapnie und vieles andere.

Zum Raubmorde an dem Gaiſchützen Ploj,

über den wir vorgeſtern kurz berichteten, ſei noch folgendes nachgetragen: In der Nacht vom 6. auf den 7. Oktober wurde ein Einbruch in das Gemiſchtwarengeſchäft des Joſef Farkas in Sankt Georgen an der Stainz verſucht. Die Diebe er - brachen das große Auslagefenſter und entwendeten daraus alles. Als ſie in das Geſchäftslokal eindringen wollten, wurden ſie vom erwachten Kaufmann, dem Poſtmeiſter und Dr. Kreft durch Flintenſchüſſe verſcheucht. Die Diebe ergriffen die Flucht in der Richtung gegen Selluſchen und warfen einige ge - ſtohlene Sachen weg. Dieſer Tat dringend ver - dächtig erſcheint auch der Dreſcher Reiſer aus Selluſchen, der von der Gendarmerie verhaftet wurde; ſeine Spießgeſellen Franz und Andreas Neubauer aus Sagoretz bei Pettau aber gingen den nächſten Tag in der Richtung nach Eichmaut - dorf, in der Abſicht, den erſtbeſten Menſchen, dem ſie auf der Straße begegnen, zu ermorden und zu berauben, um ſich dadurch Geldmittel zu verſchaffen. Im Gaſthaus Hanzekovic in Eichmautdorf an - gelangt, erkundigten ſie ſich, ob der Gaſtwirt Majcen auf der Koliben zu Hauſe ſei, wahrſchein - lich in der Abſicht, im Falle der Abweſenheit Majcens deſſen Ehegattin in dieſem einſam in der Au gelegenen Gaſthauſe zu berauben. Die genannten zwei Strolche zogen dahin, fanden jedoch den Gaſt - wirt Majcen beim Hauſe und ſuchten bald das Weite. Nun begegneten ſie gegen 11 Uhr vormittags in der Au dem verheirateten Gaiſchütz Ploj des Bäckermeiſters Nedog aus Kapellen, welcher bereits mit ſeinem leeren Korbe auf dem Heimwege war und beſchloſſen raſch, dieſen Gaiſchütz zu ermorden und zu berauben. Der ältere, Andreas, befahl dem jüngeren 18jährigen Franz, er müſſe den Gaiſchütz, ſobald er ihn faſſe, mit dem Meſſer er - ſtechen. Franz ſchlitzte dem ohnehin ver - krüppelten Gatſchütz den Bauch auf und nach der Beraubung der geringen Barſchaft von einigen Kronen warfen ihn die Räuber ſamt dem Rückentragkorbe in die Mur. Dieſe Tat bemerkte von der Ferne ein Müller, der den Toten, da er infolge des angeſchnallten leeren Tragkorbes nicht unterging, herausfiſchte. Nach der Beſchreibung der Leute, die die Räuber ſahen, wurden ſie von der Gendarmerie aus Bad Radein verfolgt, der ſich auch die Nachbarpoſten St. Georgen an der Stainz und Kreuzdorf anſchloſſen. Ein weggeworfener zerriſſener Brief, welchen der Gaiſchütz mithatte, führte die Spur in die Richtung gegen Selluſchen, wo ſie tatſächlich im Gaſthauſe des Laßboſchek den jüngeren Räuber Franz Neubauer mit einem Revolver be -waffnet antrafen. In die Enge getrieben, geſtand er nach längerem Leugnen die gräßliche Tat und erzählte, daß der Anſtifter ſein Bruder Andreas ſei. Nun ging die Suche nach dieſem. Nach langem Suchen wurde in Erfahrung gebracht, daß der Räuber im Stalle der Gaſtwirtin Kreft in Sankt Georgen a. d. St. ſich verſteckt hat; jedoch entkam er vor dem Eintreffen der Gendarmerie und ver - ſteckte ſich im Wirtſchaftsgebäude des Gaſtwirtes Domainko in Jandorf. Der von einem Kranken - beſuche heimkehrende Dr. Kreft begegnete ihm nach Mitternacht und erzählte es der eifrig nachforſchen - den Gendarmerie. Da die Hunde des Gaſtwirtes Domainko beim Wirtſchaftsgebäude auffallend ſtark bellten, wurde das Gebäude von der Gendarmerie umſtellt. Gaſtwirt Domainko ging mit ſeinen zwei Fleiſcherhunden auf die Tenne und ſchrie, der un - angemeldete Gaſt ſolle ſich melden, ſonſt werde ge - ſchoſſen. In der Meinung, daß der Gaſtwirt allein ſei, rührte ſich der Räuber hinter einem Haufen Fiſolenſtöcken und wurde alsbald gefaßt. Bei ihm fand man eine geladene Doppelpiſtole, Pulver, Hammer, Stemmeiſen, Meſſer und dergleichen.

Von der k. k. Bezirkshauptmannſchaft

als Steuerbehörde Marburg wird hiemit bekannt - gegeben, daß die Einreihung der Perſonaleinkommen - ſteuerpflichtigen in die drei Wahlkörper zur Vor - nahme der Wahlen für die ausſcheidenden gewählten Mitglieder und Mitgliederſtellvertreter der Perſonal - einkommenſteuer-Schätzungskommiſſion für die Ver - anlagungsbezirke Marburg Stadt und Land voll - zogen wurde. Den Perſonaleinkommenſteuerpflichtigen ſteht es frei, vom 15. Oktober 1909 an durch acht Tage in die Wählerverzeichniſſe täglich inner - halb der Amtsſtunden von 8 bis 12 vormittag und von 2 bis 6 Uhr nachmittag im Amtszimmer 6 und 4 Bahnhofſtraße 3, 2. Stock, behufs Einbrin - gung von Beſchwerden gegen die Einreihung in die einzelnen Wahlkörper Einſicht zu nehmen. Nicht amtsbekannte Perſonaleinkommenſteuerpflichtige haben ſich als ſolche gehörig zu legitimieren. Allfällige Beſchwerden ſind bei der gefertigten k. k. Bezirks - hauptmannſchaft einzubringen, ſtehen jedoch der Fortſetzung der Amtshandlung, insbeſondere der Vornahme giltiger Wahlen, nicht im Wege.

Sanitäre Übelſtände in Gams.

Ein Marburger Spaziergänger ſchreibt uns: Auch am Lande ſoll und muß das Sanitätsgeſetz gehand - habt werden. Geſetzliche Beſtimmungen verlangen, daß menſchliche und tieriſche Abfälle entfernt werden müſſen. Leider werden dieſe Vorſchriften nicht immer eingehalten. Wenn man einen Spaziergang nach dem idylliſch gelegenen Gams unternimmt und den Gamſerberg paſſiert, ſo ſtrömt uns gleich beim Bache ein ekelhafter Geruch entgegen; weiterſchreitend ſehen wir auf der Straße ein Bächlein tiefbrauner Flüſſigkeit rinnen es iſt Jauche. Durch Erkun - digungen im Orte erfuhr ich nun, daß der Beſitz, von dem die Jauche über die Straße und auf ihr weiterfließt, Eigentum der Marburger Schul - ſchweſtern iſt. Es ſcheint, als ob die zuſtändige Behörde dieſen ſanitätswidrigen Zuſtand nicht ſehen würde, denn daß bei der Handhabung des Sanitäts - geſetzes ein Unterſchied gemacht wird zwiſchen ge - wöhnlichen Menſchen und den Schulſchweſtern, kann doch nicht angenommen werden. Allerdings meint man, daß wenn ſich ein deutſcher Beſitzer eine ſolche ſanitätswidrige Handlung zuſchulden kommen ließe, er ſchon längſt eindringlich die Kraft des Geſetzes und ſeiner Exekutivorgane kennen ge - lernt hätte; daß dies bei den ſloweniſchklerikalen Schulſchweſtern noch nicht der Fall war, ruft nach ſchleuniger Abhilfe. Übrigens ſei die Hoffnung aus - gedrückt, daß die Schulſchweſtern infolge dieſer Zeilen freiwillig und in ihrem eigenen Intereſſe dieſem Übelſtande abhelfen, was ganz leicht geſchehen könnte durch Anlegung einer waſſerdichten Jauche - be - ziehungsweiſe Düngergrube. Ein Marburger Spaziergänger im Namen anderer, die nur ungerne den Beſuch des ſchönen Ortes Gams meiden würden.

Die bezeichnende Äußerung eines Wen - denprieſters.

Überallhin werden Loſe der Vierten ſteiermärkiſchen Wohltätigkeitslotterie zum Ankaufe verſandt. Um den guten Zweck zu fördern, ging kürzlich eine Perſönlichkeit auch zu mehreren Fami - lien im ſteiriſchen Drautale mit der Bitte, Wohl - tätigkeitsloſe abzunehmen. Bei einer Familie wurde nun dem Menſchenfreunde geſagt, er möge nächſter Tage wieder kommen, man müſſe erſt den Herrn Kaplan um ſeine Wohlmeinung hinſichtlich des An - kaufes dieſer Wohltätigkeitsloſe befragen. Die der Familie durch den ( natürlich ſloweniſchen) Kaplan erteilte Antwort lautete wörtlich alſo: Die5Nr. 123, 14. Oktober 1909 Marburger ZeitungLoſe ſollen nur die deutſchen Trotteln kau - fen! Unſer Geld geben wir lieber den ſlowe - niſchen Vereinen! So wird gearbeitet, damit nicht etwa ein roter ſloweniſcher Heller aus Unter - ſteiermark dem allgemeinen Wohl des Landes zu - fließe! Die genannten Loſe werden zu Gunſten des ſteiermärkiſchen Notſtandsfonds, des Vereines für Armenpflege und Kinderfürſorge und des Vereines zur Bekämpfung der Tuberkuloſe in Steiermark herausgegeben. Beſonders aus dem Titel Not - ſtandsfonds kommt erfahrungsgemäß und bekanntlich der Löwenanteil den ſloweniſchen Bauern Unter - ſteiermarks zugute, wie man ja auch im Landtage ſieht, daß dort ein Notſtandsantrag nach dem an - dern für ſloweniſche Gebiete Unterſteiers eingebracht wird, für welche natürlich immer die deutſche Be - völkerung faſt ausſchließlich die Deckung aufbringen muß. Die allſlawiſchen Heerführer im Unterlande laſſen es aber nicht zu, daß ein Heller ſloweni - ſches Geld zur Quelle der Wohltätigkeit gelange. Auch die anderen früher genannten Titel werden gerade von der ſloweniſchen Bevölkerung ſehr in Anſpruch genommen. Daß ſoviele Hilfe geſchaffen werden kann als tatſächlich geboten wird, iſt nur dem humanen Opferſinn der deutſchen Bevölkerung zu danken, die dafür die Bezeichnung Trotteln erhält. Vielleicht ſieht der Wendenprieſter die Deut - ſchen deshalb als Trotteln an, weil ſie gewöhn - lich für humanitäre Einrichtungen allgemeinen Charakters, die zum großen Teile den Slowenen zugute kommen, lieber und mehr Geld geben, als für ihre nationalen Angelegenheiten bei den Slaven iſt dies gerade umgekehrt. So haben ja auch die der Roſeggerſtiftung nachgeahmten ſlawi - ſchen Fondsgründungen verhältnismäßig raſcher und mehr Erfolge erzielt als dieſe. Es wäre aber gewiß am Platze, wenn die deutſchen Trotteln bei der Verwertung der geſammelten Wohltätigkeitsfonds die Äußerung jenes Kaplanes, die ſich ja mit den Anſichten aller ſüdſlawiſchen Häuplinge Unterſteiers deckt, gebührend beachten würden!

Evangeliſches Erntedankfeſt.

Die hieſige evangeliſche Gemeinde feierte in der ſchön geſchmück - ten Chriſtuskirche am letzten Sonntag ihr diesjäh - riges Erntedankfeſt. Vor des Altars ſchönen Säulen waren noch ſchönere Säulen aufgeſtellt, deren Teile keine Menſchenhand gebaut hat und keine Menſchen - hand bauen kann in ihrem ſtolzen, kraftſpendenden Ährengold; auf des Altars weißer Decke waren ausgebreitet der Felder und der Bäume rotwangige, lachende Früchte und ſie vertrugen ſich gut mit dem alten heilgen Bibelbuch, denn Prediger ſind ja auch ſie! Um die Kapitäle war das purpurne Laub des wilden Weines geſchlungen und damit der neue Taufſtein, der zum erſtenmale Erntedankfeſt feierte, nicht leer ausgehe, leuchteten aus ſeiner Niſche die hellroten und die dunklen Sterne der Dahlien. Pfarrer Mahnert hatte als Textwort ſeiner Predigt gewählt 1. Sam. 20, 11: Komm, laß uns hinaus aufs Feld gehen! Dort wollen wir Gott begegnen und anbeten den Herrn der Herrlichkeit und danken dem Vater der Treue . Die Predigt klang aus in eine Erinnerung ans letzte große große Erntedank - feſt, wenn der Erntewagen zum Totenwagen und Gottes Scheune zum Gottesacker wird und über die Gräberhügel die Morgenröte leuchtet einer neuen, ſchöneren Zeit!

Vom Gemeinderate.

Die für geſtern an - beraumt geweſene Gemeinderatsſitzung konnte wegen Beſchlußunfähigkeit nicht abgehalten werden; es fehlten zwei Gemeinderäte zur Beſchußfähigkeit. Die erſchienenen Gemeinderäte waren natürlich nicht ſehr erfreut darüber, daß ſie nach halbſtündigem Warten unverrichteter Dinge wieder fortgehen mußten.

Konzert Frau Olga v. Türk-Rhon und Quartett Klietmann.

Die in allen Muſikkreiſen bekannte Opern - und Konzert-Sängerin Frau Olga von Türk-Rhon veranſtaltet mit unſerem heimiſchen Streichquartett am 25. Oktober im großen Kaſinoſaale ein Konzert. Frau von Türk, eine ſchöne Dame, iſt im Beſitze eines morgenfriſchen, hellen Soprans und feierte als Opernſängerin große Triumphe. Sie verſteht es, das Feingefühl für dra - matiſche Effekte und die Grazie, die ihr auf der Bühne ſo bedeutende Erfolge gebracht, auch auf das Podium zu übertragen. Heute wollen wir über dieſe Sängerin nur noch einige Ausſprüche berühmter Meiſter mitteilen. Reinecke und Hofkapellmeiſter Seidl ſagten: Es iſt eine der ſchönſten Stimmen, die ich hörte. Grünwald: Nur bei der Barbi iſt mir auch ſo warm geworden ums Herz. Grieg ſchrieb ihr nach einem Konzerte in Leipzig: Welche ſchöne Stimme, welche Kunſt, welche Einfachheit. Siehaben mich begeiſtert. Sollen wir über unſer Quar - tett Klietmann auch ſchreiben? Wir erinnern nur an den großen Erfolg im Jänner mit Tſchaikowsky. Vormerkungen auf Sitzplätze zu 4, 3 und 2 Kronen ſind in der Muſikalienhandlung des Herrn Joſef Höfer, Schulgaſſe 2, zu haben.

Notſtandsfond des Vereines Südmark.

Aus dem Erträgniſſe der erſten, im Vorjahre durch - geführten Wohltätigkeitslotterie des Vereines Südmark im Betrage von 80.000 Kronen iſt ein eigener Notſtandsfond geſchaffen worden, der geſondert vom ſonſtigen Vermögen des Vereines verwaltet wird. Aus dieſem Fonde wird genommen, wenn durch Elementarereigniſſe oder ſonſtige Unglücksfälle im Tätigkeitsgebiete des Vereines Südmark Handwerker oder Bauern in Not geraten. In vielen Fällen iſt ſeit Schaffung dieſes Notſtandsfondes bereits ein - gegriffen worden. Die letzten großen Hochwaſſerſchäden in Kärnten haben nun neuerdings die Hauptleitung beſtimmt, ſofort mit großen Beträgen unterſtützend einzugreifen. Auch für Niederöſterreich wurden in der letzten Zeit bedeutende Beträge ausgegeben, ſo erſt in dieſen Tagen für die in den Gemeinden Pousdorf und Eichhorn durch Hagelſchlag ge - ſchädigten Bauern. Dieſen ſo wohltätig wirkenden Notſtandsfond des Vereines Südmark zu ergänzen, iſt nun die Aufgabe der zweiten eben in Durch - führung begriffenen Südmark-Lotterie. Darum darf wohl nicht nur allen Südmärkern, ſondern allen Deutſchen die Förderung der Lotterie durch Ankauf von Loſen aufs beſte empfohlen werden.

Friſche Erdbeeren im Oktober.

Der von Herrn Sooß uns eingeſandten Probe reifer Erdbeeren aus dem Weingarten am Fuße des Kalvarienberges ließ heute Herr Schleſinger vom Gute Langental ein ähnliches Pröbchen dieſes lieb - lichen Naturſpieles folgen; auch die Erdbeeren - ſpätlinge von Langental zeigen eine köſtliche Friſche. Bei dieſer Gelegenheit ſei bemerkt, daß vier Roß - kaſtanienbäume in der Tegetthoffſtraße in voller, weiß ſchimmernder zweiter Blüte ſtehen.

Einlieferung eines Totſchlägers.

Vor - geſtern wurde dem Marburger Kreisgerichte der Be - ſitzersſohn Simon Weſiak aus Worowetz, Bezirk Pettau eingeliefert. Am 29. September war in Gajofzeu zwiſchen den dortigen Burſchen und den aus Worowetz gekommenen eine Rauferei entſtanden, wobei Weſiak gegen den Beſitzersſohn Prelog einen Revolverſchuß abfeuerte. Die Kugel drang dem Prelog ins Gehirn; der Tod trat ſofort ein. Weſiak wurde dem Pettauer Bezirksgerichte eingeliefert, von wo er nun nach Marburg überſtellt wurde.

Mit dem Tode gebüßt

hat der 18jährige Bruder des Fiakereibeſitzers R. v. Nowakowski das Mordattentat auf ſeinen Bruder. Sonntag vor - mittags halb 10 Uhr iſt er im Krankenhauſe an den Folgen des Schuſſes, den er nach dem Attentate auf ſeinen Bruder gegen ſich ſelbſt abfeuerte, ge - ſtorben. M. R. v. Nowakowski iſt durch ſeinen Tod dem Strafgerichte entgangen. Vorgeſtern nachmittags 4 Uhr wurde er begraben.

Kaufmänniſcher Geſangverein.

Wir werden erſucht, nochmals darauf aufmerkſam zu machen, daß der kaufmänniſche Geſangverein morgen Freitag in Schneiders Gartenſalon um 8 Uhr abends ſeine gründende Verſammlung abhält. Allfällige Beitritts - anmeldungen wollen in der Verwaltung dieſes Blattes, welche dieſe aus Gefälligkeit übernimmt, abgegeben werden.

Aus dem Gerichtsſaale.

Bauunternehmer und Maurermeiſter auf der Anklagebank.

Vor dem hieſigen Be - zirksgerichte ſtanden geſtern nachmittags als Ange - klagte der hieſige Zimmermeiſter und Bauunter - nehmer Franz Spes, der ehemalige Maurermeiſter Ledinegg von der Theſen und der Maurermeiſter Karl Stupan von Windiſch-Feiſtritz. Sie ſind alle der Übertretung des Betruges beſchuldigt, be - gangen dadurch, daß ſie dem Erſtangeklagten, Franz Spes, falſche Lehr - und Verwendungszeugniſſe aus - geſtellt hätten. Spes hatte vor einiger Zeit an die k. k. Statthalterei ein Geſuch um Erteilung der Maurermeiſterkonzeſſion gerichtet und belegte dieſes Geſuch u. a. mit einem vom Maurermeiſter Ledinegg ausgeſtellten Lehrbriefe, nach welchem Spes bei ihm das Maurergewerbe, die praktiſch-theoretiſche Bau - führung erlernt habe, ſowie mit einem Zeugniſſe des Maurermeiſters Stupan, in welchem dieſer be - ſtätigt, daß Spes bei ihm durch eine Reihe von Jahren als Maurerpolier in Verwendung geſtandenſei. Es wurden nun hinſichtlich der Echtheit dieſer Dokumente Zweifel wach; es wurde eine Unter - ſuchung eingeleitet, in deren Verlaufe Ledinegg ſo - wohl der Gendarmerie gegenüber als auch bei einer protokollariſchen Aufnahme bei den Funktionären der hieſigen Baugenoſſenſchaft das Geſtändnis ab - legte, er habe dem Spes über deſſen Bitten und infolge ſeiner Verſprechungen gegen beſſeres Wiſſen und entgegen der Wahrheit ein Lehrzeugnis ausgeſtellt. Stupan aber bleibt dabei, daß das von ihm dem Spes ausgeſtellte Zeugnis der Wahrheit entſpreche. Mehrere Arbeiter gaben aber an, daß das Zeugnis nicht der Wahrheit entſpreche, daß Spes wohl im Zimmermannsberufe, nie aber bei Stupan tätig ge - weſen ſei. Im Laufe der Unterſuchung wurde weiters konſtatiert, daß ſich ſeinerzeit die Kollektivgenoſſen - ſchaft Windiſchfeiſtritz, als deren Obmann noch der nunmehr verſtorbene Schön war, die Beſtätigung jenes vom Stupan dem Spes ausgeſtellten Zeug - niſſes verweigert hatte und zwar mit dem Bedeuten, daß ihr nichts davon bekannt ſei, daß Spes je einmal als Maurerpolier bei Stupan tätig geweſen ſei. Gegen dieſen abweislichen Beſcheid wandte ſich Spes nun an das Schiedsgericht der Genoſſenſchaft; dieſes aber übergab die ganze bedenkliche Angelegen - heit der k. k. Bezirkshauptmannſchaft, wo ſie ge - raume Zeit ruhte. Als der Vorſtand Schön ge - ſtorben war, ließ Spes die ganze bei der Bezirks - hauptmannſchaft anhängige Sache fahren, ließ ſich von Stupan ein neues Zeugnis ausſtellen, und übergab nun dieſes der genannten Genoſſen - ſchaft zur Beſtätigung. Der neue Vorſtand, Arſen - ſcheg, der von den früheren Vorkommniſſen nichts wußte, gab die Beſtätigung in Unkenntnis der Ver - hältniſſe. Dies alles wurde in der Verhandlung aufgerollt. Spes und Stupan leugneten, während Ledinegg bei ſeinem Geſtändniſſe blieb. Verhands - lungsrichter Modriniak vertagte ſchließlich die Verhandlung behufs Vorladung neuer Zeugen, ins - beſondere des Zeugen Arſenſcheg, um verſchiedene dunkle Punkte, ſo insbeſonders auffällige, einander widerſprechende Daten in den Zeugniſſen aufzu - klären. Spes hat als Verteidiger den Dr. Sernec.

Eingeſendet.

Öffentliche Daukſagung.

Der Bezirksausſchuß Pettau ſpendete der Schulleitung in Monsberg zum Zwecke der Anſchaffung eines neuen Bienenſtandes eine Sub - vention im Betrage von 60 K., für welche groß - mütige Spende hiemit der wärmſte Dank aus - geſprochen wird.

Monsberg bei Pettau, am 12. Oktober.

Jahr - und Viehmärkte in Steiermark.

Die ohne Stern aufgeführten ſind Jahr - und Krämermärkte die mit einem Stern (*) bezeichneten ſind Viehmärkte, die mit zwei Sternen (**) bezeichneten ſind Jahr - und Viehmäkte.

Oktober:

Am 16. zu Wildalpe* im Bez. St. Gallen, St. Philipp* im Bez. Drachenburg, Rann (Schweine - markt), Spielfeld** im Bez. Leibnitz.

Am 18. zu Veitſch im Bez. Kindberg, Hoche - negg* im Bez. Cilli, Priſtova** im Bez. St. Ma - rein b. E., Praßberg** im Bez. Oberburg, Trifail** im Bez. Tüffer, Dreikönig** im Bez. St. Leonhard W. -B., Schöder** im Bez. Murau, Hörberg** im Bez. Drachenburg, Piſchelsdorf** im Bez. Gleis - dorf, St. Leonhard** im Bez. Windiſchgraz.

〈…〉〈…〉
6Marburger Zeitung Nr. 123, 14. Oktober 1909

Beobachtungen an der Wetterwarte der Landes-Obſt - und Weinbauſchule in Marburg von Montag, den 4. bis einſchließlich Sonntag, den 10. Oktober 1909.

TagLuftdruck-Tagsm. ( red. Baromct.)Temperatur u. CelſtusBewölkung, TagesmittelNiederſchläge m / mBemer - kungen
7 Uhr früh2 Uhr mittags9 Uhr abendsTagesmittelHöchſteNiederſte
in der Luftam Bodenin der Luftam Boden
Montag738.811.519.113.714.819.524.510.56.03
Dienstag735.711.117.012.313.519.621.610.57.66
Mittwoch734.712.820.217.316.821.526.510.05.173.2nachts Regen
Donnerst.740.812.614.812.913.416.019.712.311.0104.2abends
Freitag739.59.417.115.013.818.220.59.05.78früh Nebel
Samstag738.713.012.511.112.212.816.011.610.2103.1Regen
Sonntag739.410.514.210.011.615.117.89.66.0102.7
〈…〉〈…〉
7Nr. 123, 14. Oktober 1909. Marburger Zeitung
〈…〉〈…〉
8Marburger Zeitung Nr. 123, 14. Oktober 1909
〈…〉〈…〉
9Nr. 123, 14. Oktober 1909 Marburger Zeitung
〈…〉〈…〉
10Marburger Zeitung Nr. 123, 14. Oktober 1909
〈…〉〈…〉

Verantwortlicher Schirftleiter Norbert Jahn. Herausgabe, Druck und Verlag von Leop. Kralik in Marburg.

About this transcription

TextNr. 123, 14.10.1909.
Author[unknown]
Extent10 images; 8728 tokens; 3515 types; 65847 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Benjamin FiechterSusanne HaafNote: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat).2018-01-26T13:38:42Z grepect GmbHNote: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2018-01-26T13:38:42Z Amelie MeisterNote: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung.2018-01-26T13:38:42Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationNr. 123, 14.10.1909. . KralikMarburg1909. Marburger Zeitung

Identification

IDS Mannheim

Physical description

Fraktur

LanguageGerman
ClassificationZeitung; ready; mkhz2

Editorial statement

Editorial principles

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: keine Angabe; Silbentrennung: keine Angabe; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: keine Angabe;

Publication information

Publisher
  • dta@bbaw.de
  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-10T11:23:39Z
Identifiers
Availability

Distributed under the Creative Commons Attribution-NonCommercial 3.0 Unported (German) License.

Holding LibraryIDS Mannheim
Shelfmark
Bibliographic Record Catalogue link
Terms of use Images served by Deutsches Textarchiv. Access to digitized documents is granted strictly for non-commercial, educational, research, and private purposes only. Please contact the holding library for reproduction requests and other copy-specific information.