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Marburger Zeitung.

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Nr. 77 Dienstag, 10. Juli 1900 39. Jahrgang

Die Steuerſchraube.

Die öſterreichiſche Steuergeſetzgebung kann gewiſs nicht als Muſter bezeichnet werden. Sie iſt auf rein fiskaliſcher Grundlage aufgebaut und bezweckt nur, die Steuerſchraube ſo feſt als möglich anzuziehen, ohne Rückſicht darauf, ob dadurch die ſteuerzahlende Bevölkerung, namentlich jener Groß - theil, der ſchwer arbeiten muſs, in ſeinen Erwerbs - verhältniſſen geſchädigt wird oder nicht. Die von dem verfloſſenen Finanzminiſter Dr. Steinbach in Angriff genommene Steuerreform iſt bekanntlich in ihrer Fortentwicklung ſtecken geblieben. Es wurde nur die Perſonal-Einkommenſteuer ins Leben gerufen, eine Beſteuerung, welche ſich in ihrer Abſtufung im Allgemeinen als gerechte Steuer bezeichnen läſst. Wenn übereifrige Bureaukraten und eingefleiſchte Finanzbeamte bei der Durchführung dieſer Steuer in fiskaliſcher Weiſe durch unbegründete Steuer - erhöhungen, Beſchränkungen der Recursrechte ꝛc. ꝛc. vorgehen wollten, ſo hat das Finanzminiſterium im großen Ganzen ſolche Uebergriffe raſch beſeitigt. Wie ſehr das neue Syſtem ſich auch praktiſch als fruchtbringend erweist, das beweiſen am beſten die Ergebniſſe der directen Perſonalſteuern, welche im Vorjahre eine ſolche Höhe erreicht haben, daſs bei den Nachläſſen an den Ertragſteuern für das laufende Jahr bis zum geſetzlichen Maximum gegangen werden konnte. Mit Recht iſt das Finanzminiſterium ſtolz auf dieſe günſtigen Ergebniſſe. Wir laſſen nun dem miniſteriellen Berichte das Wort:

Aus der im letzten Reichsgeſetzblatte zur Publication gelangenden Verordnung des Finanz - miniſteriums vom 18. Juni 1900 ergibt ſich die Thatſache, daſs die im Jahre 1899 erzielten Er - trägniſſe der reformierten directen Perſonalſteuern die Erhöhung der Individual-Nachläſſe an den Er - tragſteuern für das Jahr 1900 bis zum geſetzlichen Maximum ermöglichen.

Während nämlich nach der Verordnung des Finanzminiſteriums vom 28. Juni v. J. in Durch - führung des Finanzplanes die Nachläſſe für das Jahr 1899 an der Grundſteuer nur mit 12·5 Percent, an der Gebäudeſteuer mit 11·2 Percent und an der allgemeinen Erwerbſteuer mit 23·7 Percent feſtgeſetzt werden konnten, werden ſie mit der eingangs er - wähnten Finanz-Miniſterial-Verordnung für das Jahr 1900 bereits in dem geſetzlich in Ausſicht ge - nommenen Höchſtausmaße, nämlich mit 15 Percent der Grundſteuer, 12·5 Percent der Gebäudeſteuer und mit 25 Percent der allgemeinen Erwerbſteuer beſtimmt.

Dieſes Ergebnis iſt der im Allgemeinen fort - ſchreitenden Entwicklung der neuen Perſonalſteuern zu verdanken, welche im Jahre 1899 insgeſammt einen Betrag von 137,175.059 K abgeworfen haben, wovon dem Staatsſchatze nach den Beſtimmungen des Finanzplanes nur 109,305.232 K verbleiben, während der geſammte Reſt zu Steuernachläſſen und Ueberweiſungen an die Landesfonds zu ver - wenden iſt.

Allerdings darf über dem Erreichten dasjenige nicht vergeſſen werden, was zu thun übrig bleibt. Der Staat und die Länder ſehen mit Ungeduld dem Zeitpunkte entgegen, wo die Antheilnahme an den weiteren Ueberſchüſſen ihre Finanzen kräftigen ſoll. Auch die Ermäßigung der Steuer der Actien-Ge - ſellſchaften von 10½ auf 10 Percent iſt noch nicht vollzogen.

Für Erfolge in dieſen Beziehungen ſind nach - ſtehende Geſichtspunkte maßgebend: Um das bisher Erreichte zu bewahren, das heißt, um auch aus den Ereigniſſen des Jahres 1900 wieder das volle Ausmaß der Realſteuer-Nachläſſe und der Ermä - ßigung der Erwerbſteuer-Hauptſumme eintreten laſſen zu können, müſſen die Einzahlungs-Ergebniſſe des Jahres 1900 jene des Jahres 1899 um etwas mehr als 2,000.000 Kronen überſteigen, ein Er -gebnis, das zwar zu hoffen, aber nach den nicht beſonders günſtigen Einzahlungs-Ergebniſſen der Perſonalſteuern in den erſten Monaten des Jahres 1900 noch keineswegs geſichert iſt.

Das Mehrerfordernis zur Erreichung des gleichen Zweckes rührt theils daher, daſs unter den Realſteuern die Gebäudeſteuer raſch zunimmt und daher der Nachlaſs an derſelben immer höhere Be - träge in Anſpruch nimmt, theils iſt es in dem Zuwachſe des dem Staatsſchatze vorbehaltenen An - theiles an den Perſonalſteuern begründet.

Die Herabſetzung der Erwerbſteuer nach dem II. Hauptſtücke von 10½ auf 10 Perzent würde bereits nach den Ergebniſſen des Jahres 1899 den erheblichen Betrag von 2·14 Millionen Kronen erfordern. Im ganzen müſsten daher die Mehr - eingänge im Jahre 1900 etwas mehr als 4 Mil - lionen Kronen betragen, damit die Steuer der Actien-Geſellſchaften auf 10 Perzent zurückgeführt werden könnte.

Wenn man erwägt, daſs die Einzahlungen auf die bisherige Erwerb - und Einkommenſteuer, die im Jahre 1899 noch 1,961.277 Kronen be - tragen haben, in Wegfall kommen, ſowie, daſs ein etwaiges Zurückbleiben der Eingänge in der einen oder anderen Steuer-Kategorie aus verſchiedenen Urſachen, z. B. wegen Wechſel geſchäftlicher Con - juncturen oder infolge lieberaler Geſetzesauslegung ſeitens der oberſten Inſtanzen, keineswegs als aus - geſchloſſen bezeichnet werden kann, ſo kommt man zum Schluſſe, daſs die Eingänge an Perſonal - ſteuern im laufenden Jahre eine ganz beſonders günſtige Entwicklung nehmen müſsten, wenn für das Jahr 1901 nicht nur was wohl zu ge - wärtigen iſt das Höchſtausmaß der Invidual - Nachläſſe aufrechterhalten, ſondern darüber hinaus auch noch die gewiſs allſeits erwünſchte Herab - ſetzung der Erwerbſteuer der Actien-Geſellſchaften und eine ſtärkere Betheiligung der Länder ermöglicht

Note: (Nachdruck verboten.)

Seine Schweſter. (22. Fortſetzung.)

Dieſe Ruhe in der luxuriös eingerichteten Villa, die ſie bewohnten, hatte manchmal etwas unheimlich Bedrückendes, als ſchlummere etwas unter dieſer glatten ſtillen Außenſeite, das nur des geeigneten Moments bedürfe, um vulcanartig hervor - zubrechen und das künſtlich aufgebaute Gebäude einer nach außenhin glücklich ſcheinenden Ehe er - barmungslos zu zerſtören.

Die Roſen blühten in ſeltener Fülle in dem Garten der ſtillen Villa des jungen Doctors Fred Brenken; eine ganz von Clematis umſponnene Laube lud förmlich zum Koſen und Tändeln, wenn der Mond ſchien und drüben das Meer rauſchte. Die Welt war ſchön! Fred, der gedankenvoll durch den ſtillen Garten ſchritt, muſste ſich das heute an einem köſtlichen Sommertag eingeſtehen, ſo wenig er auch ſonſt auf die herrliche Natur, die ihn um - gab, achtete, es war, als vernähme er in dieſen Augenblicken einmal wieder eine der Stimmen, die immer und immer noch durch das Weltall tönen, von Daſeinsfreude ſingen und klingen, wie es ſo ſchön auf Gottes Erde und wert, darauf vergnügt zu ſein.

Ach, wo war ſeine Daſeinsfreudigkeit ge - blieben! Untergegangen in dem ermüdenden Gleich - lauf der Tage, wo es nichts mehr zu fürchten, zu hoffen und zu ſorgen gab. Es war die Pappel - allee des Lebens, die er glücklich erreicht, rechts einePappel, links eine Pappel; in unheimlicher Regel - mäßigkeit ſtanden ſie da, die öden, langweiligen Bäume, einer wie der andere, ſeine Tage! Flora war pünktlich wie ein Uhrwerk in allen Dingen, es wurde zur beſtimmten Zeit gefrühſtückt, zu Mittag gegeſſen, regelmäßig kehrten die großen Wäſchen, die Reinmachentage wieder, und wenn die junge Frau auch ſelbſt nicht weiter thätig war, die Dienſt - boten wuſste ſie zu dirigieren wie ein Feldherr.

Die beſten Stunden ſeiner Tage waren noch die, die er bei ſeiner Mutter und Schweſter zu - brachte. Sie wohnten beide ganz in der Nähe, in einem der neugebauten Häuſer des Seebades, und die Einrichtung ihrer Zimmer hatte wieder das alte Anſehen wie in G., von den modernen Ber - liner Herrlichkeiten, die er einſt mit ſolchem Eifer herangeſchleppt, waren nur noch geringe Ueberreſte vorhanden, ſie waren verblichen und vergangen, wie die ganze tolle Zeit damals.

Der alte Hauch von Gemüthlichkeit lag wieder über den Räumen des ſtillen Witwenheims, nur der fröhliche Student und ſeine Freunde fehlten. Statt ſeiner ſaß in der Ecke des alten Sophas ein ernſter Mann, um deſſen Lippen nur ſelten ein Lächeln ſpielte, aber er litt es gern, wenn die ſanfte Hand der Mutter wie ſonſt über ſeine Stirn ſtrich und die guten Augen ihn theilnehmend anſchauten. Von niemand weiter hätte er Theilnahme vertragen als von ihr, zu ihr allein ſprach er ſich denn auch bisweilen aus; vieler Worte bedurfte es nicht, ſie verſtand ihn und wufste, woran ſein Herz krankte, und wie er Carla Axhauſen und jene Zeit in Berlin nicht vergeſſen konnte. Flora war eben nicht dieFrau, ihm ſolches Vergeſſen zu lehren, ſo muſter - haft ſie auch für ſein leibliche Wohl ſorgte.

War Melitta im Zimmer, wurden ſolche Ge - ſpräche, die das Vergangene berührten, nie geführt; ſie hatte ja jene Zeit in Berlin nicht mit durch - lebt, wuſste wenig von der Herzensgeſchichte ihres Bruders, da er ſich ſo ſchnell damals entſchloſſen, ſich mit Flora zu verloben, muſste er doch Carla bald vergeſſen haben. Daſs es kein volles Glück war, was er an Floras Seite gefunden, das ſah ſie wohl, aber ſie machte ſich nicht viel Gedanken darüber, ſie dachte in dieſer Zeit, vielleicht zum erſtenmale in ihrem Leben mehr an ſich als an den Bruder. Ein Glanz inneren Glückes lag über ihrem ganzen Weſen, ſtrahlte aus ihren Augen, daſs Fred ſie manchmal ganz verwundert anſchaute. Woher kam ihr nur dieſe ſonnige Heiterkeit, dieſe Freude an ihrem doch wahrlich nicht reichen Leben. Ihre ſchönſten Jugendjahre hatte ſie auf dem Gute ſeiner Schwiegereltern verbringen müſſen, wo ſie wahrlich nicht auf Roſen gewandelt. War es nun das Glück, wieder mit der Mutter vereint zu ſein, was ihr Weſen ſo verklärte oder hatte es noch einen andern Grund. Dachte ſie vielleicht noch an Martin Harden, aber der war ja, trotz aller Ueberlegenheit, die er ihm ſtets gezeigt, jetzt noch nicht einmal ſo weit wie er, hatte noch keine feſte Anſtellung. Er hatte ja wohl Melitta ſtets ſehr gern gehabt, auch wohl ernſtlich daran gedacht, ſie einſt zu ſeiner Frau zu machen, wer weiß aber, ob er nicht doch ſchließlich dem Zuge der Zeit folgte und eine reiche Frau wählte. Die idealen Lebensanſchauungen halten meiſtens dem realen Leben nicht ſtand, man

Mit einer Extra-Beilage.

2Marburger Zeitung Nr. 77, 10. Juli 1900

werden ſollte. Jedenfalls wird die Verwaltung der directen Steuern, welche übrigens im Hinblicke auf die eben geſchilderten Erforderniſſe des Finanz - planes eigentlich gar keine ſtaatsbudgetären Auf - gaben zu erfüllen, ſondern nur als Geſchäftsführer der Nachlaſs - und Ueberweiſungs-Berechtigten zu fungieren hat, kaum in der Lage ſein, den mannig - fach geäußerten Wünſchen nach Beſeitigung ein - zelner Beſteuerungsarten zu entſprechen, da jeder Einnahme-Ausfall die Einhaltung des Finanzplanes auf das Empfindlichſte gefährden müſste.

Politiſche Umſchau.

Inland.

Alldeutſcher Tag in Eger.

Am 11. Juli jährt ſich zum drittenmale der Deutſche Volkstag von Eger, der weit über die Grenzen der engeren Heimat hinaus für alle Deutſchen beſonders denkwürdig geworden iſt, bedeutet er doch den Beginn einer mächtigen völkiſchen Erhebung in der Oſtmark.

Um dieſen Tag in Erinnerung zu bringen, wird Sonntag, den 15. Juli in Eger ein Alldeutſcher Tag abgehalten.

Nachmittags 3 Uhr wird unter dem Vorſitze des Abgeordneten Schönerer in der Sängerfeſthalle eine Verſammlung abgehalten mit der Tages - ordnung:

1. Der 11. Juli 1897. Redner Abgeord - neter Iro.

2. Die clericale Gefahr in Oeſterreich. Redner Abg. Wolf.

Zu dieſer Verſammlung haben auch Frauen Zutritt. Der Eintritt iſt auf Karten beſchränkt. Mit der Verſendung der Karten wurde geſtern begonnen.

Die Tracenreviſion der Pyhrn - bahn fand, wie die Wiener Abendpoſt meldet, am 2. und 3. Juli für den oberöſterreichiſchen Theil und jene für den ſteiermärkiſchen Theil am 4. d. ſtatt. Die Commiſſion wurde allſeits mit Freuden begrüßt und konnte durchaus die volle Zuſtimmung der Intereſſenten zu den Projecten entgegennehmen. Dem auf ſteiriſcher Seite ſeitens der Gemeinde Liezen vorgebrachten Anſuchen, auf die frühere Trace über den Pyhrn und den An - ſchluſs in Liezen zurückzugreifen, kann im Hinblick auf die Reſultate der oben erwähnten Studien nicht entſprochen werden, da dieſelben ergeben haben, daſs die Linienführung mit der Tunnelierung des großen Oßruck und dem Anſchluſs in Selzthal in bauökonomiſcher, betriebstechniſcher und tarifariſcher Beziehung unbedingt den Vorzug ver - dient.

Die Moravska Orlice weiß zu be - richten, daſs die ſloveniſchen Abgeordneten, welche kürzlich in Wien weilten und mit dem Mi - niſterpäſidenten conferierten, den Eindruck mit -nahmen, daſs der Reichsrath in ſeiner jetzigen Zuſammenſetzung nicht mehr zuſammentreten werde, vielmehr ſei deſſen Auflöſung wahrſcheinlich.

Die geſtrigen Gemeinderathswahlen in St. Pölten hatten vorgeſtern ein ſtürmiſches Vor - ſpiel. Die Chriſtlichſocialen hatten eine Verſamm - lung einberufen, an der 200 Perſonen theilnahmen, darunter viele Geiſtliche, die Abg. Bielohlawek, Scheicher, Wohlmeyer u. ſ. w. Sechs Social - demokraten waren in den Saal gedrungen. Etwa tauſend warteten draußen. Gegen Schluſs der Ver - ſammlung machten ſich die Socialdemokraten in der Verſammlung bemerkbar. Die chriſtlichſocialen Ordner warfen nun einen davon über die Treppe. Die Socialdemokraten ſchrien darauf: Pfui! Pfaffenknechte! Gauner! und dergleichen. Als Abg. Bielohlawek mit Wohlmeyer, dem Bürger - meiſter-Candidaten und den übrigen Chriſtlichſocialen den Saal verließ, drangen die Socialdemokraten unter Pfui-Rufen u. ſ. w. auf ſie und ſpien ſie an. Wohlmeyer pockte einen Socialdemokraten an der Bruſt. Dieſem eilten Genoſſen zu Hilfe und nun kam es zu einer fürchterlichen Keilerei, bei der Wohlmeyer und andere Chriſtlichſociale ſehr ſchlecht wegkamen. Endlich ſchritt auch Sicherheits - wache ein und räumte den Hof. Abg. Bielohlawek entfernte ſich vom Schauplatze unter polizeilichem Schutz und wurde von Pfui-Rufen begleitet.

Die zunehmende huſſitiſche Bewegung unter den Tſchechen beunruhigt die römiſch - katholiſch kirchlichen Kreiſe ſehr ſtark, weil ſich die Bewegung ungemein raſch verbreitet und tief greift. Das Blatt des Prager Erzbiſchofs fordert den Landesſchulrath auf, gegen jene Schulleitungen einzuſchreiten, die das Recht haben, drei beliebige Tage des Schuljahres freizugeben, heuer aber das Recht dazu benützten, um den Schülern Gelegenheit zu geben, ſich an der Hußfeier zu betheiligen.

Ausland.

Das deutſche Fleiſchbeſchaugeſetz hat die kaiſerliche Genehmigung erhalten. Das Ein - fuhrverbot von Wurſt und Büchſenfleiſch dürfte in den nächſten Monaten zu erwarten ſein.

In der Mandſchurei ſind aufrühreriſche Banden aufgetaucht und haben die dortige von den Ruſſen gebaute und verwaltete Eiſenbahn an mehreren Punkten zerſtört; es wurden Maßnahmen zum Schutze der Bahnlinie angeordnet.

Der finnländiſche Senat hat nunmehr das Reſcript des Caren über die Einführung der ruſſiſchen Sprache in Finnland, ſoweit es ſich um die höheren Verwaltungspoſten handelt, veröffentlicht.

In den letzten Tagen wurde in Conſtan - tinopel eine größere Anzahl von Armeniern ver - haftet, die zum Theile in ihre Heimat nach Klein - aſien abgeſchoben wurden. Als Grund hiefür wurde angegeben, daſs die Regierung nach armeniſchen Revolutionären fahndete, welche angeblich hier ein - getroffen wären, um einen neuen Coup vorzubereiten.

Die nationaliſtiſche Partei in Frankreich führt ihren Feldzug gegen die Re - gierung wegen der Demiſſion des Generaliſſimus Jamont und des Generalſtabschefs Delanne weiter. Die nationaliſtiſchen Mitglieder des Pariſer Ge - meinderathes unterzeichneten im Namen ihrer Wähler einen Proteſt gegen die Maßnahmen, welche die beiden Generäle zu ihrem Rücktritt nöthigten.

Der ruſſiſche Botſchafter beab - ſichtigt, an die Pforte neuerlich eine energiſche Note zu richten, und die in der Note vom 21. Mai berührte Angelegenheit, die Behinderung einwandfreier Armenier an der Rückkehr vom Kau - kaſus, zu regeln. Ein kaiſerliches Irade beſtimmt die Aufhebung des Differenzialtarifes für Montenegro und Wiedereinführung des Regimes von 8 v. H.

Tagesneuigkeiten.

(Verhafteter Prieſter.)

Von der Inns - brucker Polizei wurde der Redemptoiriſten-Prieſter (Liguorianer) Georg Chabot aus dem Kloſter Wilten wegen eines gröblichen Sittlichkeitsdelictes, das er in den Parkanlagen am Inn begangen hatte, ver - haftet. Sein Mitſchuldiger wurde ebenfalls hinter Schloſs und Riegel geſetzt.

(Ein Familiendrama.)

Am Donners - tag erſchoſs der Stadthauptmann Julian Hecker in Petersburg den Augenarzt Profeſſor Dohnberg während deſſen Sprechſtunde an der Univerſität. Dohnberg, ein Kurländer, hatte Heckers Frau ver - führt und ſich geweigert, die Frau Heckers nach der Scheidung zu heiraten und einen Zweikampf aus - geſchlagen. Nun griff Hecker zu dieſem Mittel. Nach der That ließ er ſich ruhig verhaften.

(Schnee.)

Infolge des Wetterſturzes der letzten Tage iſt in vielen Gegenden auf den Bergen Neuſchnee gefallen. Wie aus Seckau berichtet wird, ſind die Gipfel der Zinken, die Schweigerhöhe und der Ringkogel in Schnee gehüllt. In Tirol liegt auf allen Bergen bis zur Holzgrenze Neuſchnee. In der Schweiz fiel im ganzen Gebiete der Central - alpen Schnee. Interlaken war vorgeſtern früh in Schnee gehüllt; der Rigi und Pilatus ſind beinahe bis zum Fuße beſchneit. Geſtern betrug die Tem - peratur in Luzern 4 Grad unter Null.

(Ein Idyll von der Kleinbahn!)

Am 10. December v. J. kam auf der Bahn Kreuznach - Winterburg ein Zug auf der Station Brockenau ſogar einige Minuten zu früh an zur Beſchämung aller Verleumder des Secundärbahnweſens. Zur Feier dieſes Ereigniſſes wurde das Zugperſonal von einem Bauunternehmer zu einem feſtlichen Umtrunk in der Reſtauration eingeladen. Auch der Locomotiv - führer gab der Lockung Folge, befahl jedoch vorher dem Heizer, einem früheren Barbier, gut Obacht zu geben und die Locomotive zu ölen. Mit dem Ge - ſchäft des Einſeifens war der ehemalige Raſeur bald fertig, und nun gedachte auch er ſich nach der

wirft eine nach der andern über Bord und doch doch gäbe man manchmal nicht alles dahin, was man mühſam errungen im Daſeins - kampf, könnte man ſich damit die Jugendthorheiten und Ideale zurückkaufen, noch einmal voll über - ſprudelnder Kraft hineinſtürmen in das volle reiche Leben.

Wie ſolche Gedanken heute ihm immer wieder kamen, was wollten ſie! Ihn quälen, ihm klar - machen, daſs er das Glück, wonach ihm ſo heiß einſt verlangt, nicht gefunden. Wo war es überhaupt zu finden? Er hatte es noch nie ge - ſchaut, menſchliches Elend, die ganze Miſère des Erdendaſeins genug und übergenug, ſein Beruf lernte es ihn kennen aber Glück, volles Menſchen - glück! Hatte das überhaupt noch eine bleibende Stätte in dem raſtloſen Getriebe der modernen Menſchenkinder fin de siècle. Er ahnte nicht, daſs er ſchon im nächſten Augenblicke ſolch ſeltenen Anblick haben ſollte.

Ein paar Minuten nur wollte er raſten hier in der Laube, bis die Glocke ertönte, die zum Mittageſſen in gewohnter Pünktlichkeit rief.

Doch was war das, klang das nicht wie Flüſtern dort aus der Laube heraus, hatte eines der Mädchen dort vielleicht ein Stelldichein, ver - lockend genug war ja der ſtille, ganz mit blauen Blumen bezogene Winkel dazu, aber unter dem ſtrengen Regiment ſeiner Gattin konnten ſolche Dinge doch unmöglich vor ſich gehen.

Er trat näher. Fred! Fred! ertönte da eine jubelnde Stimme und in dem blauen Clematis - rahmen des Eingangs zur Laube ſtand da Melittavor ihm, ſo ſtrahlenden Antlitzes, im lichten Sommer - kleide, wie ein wunderſchönes Bild.

Mein Gott, was iſt denn paſſiert? fragte Fred. Du ſiehſt ja aus, als hätteſt Du Beſitz genommen von allen Seligkeiten des Himmels und der Erde.

Das habe ich auch , verſetzte Melitta, ein glücklicheres Menſchenkind würdeſt Du heute auf der ganzen Welt nicht finden, und wenn Du ſie von einem E[nde]zum andern durchwanderteſt.

Vielleicht doch und zwar in nächſter Nähe , ließ ſich da eine Stimme vernehmen, da, aus dem Dämmerlicht der Laube trat jetzt Martin Harden heraus.

Mein Verlobter, Oberförſter in F. , ſtellte Melitta ihn dem Bruder feierlich vor.

Ja, das war Glück, volles Menſchenglück, was dieſen beiden aus den Augen ſtrahlte, nicht gewaltſam dem Schickſal abgetrotzt, nein, langſam aufgebaut auf ſicherem Grunde.

O, wie arm, wie bettelarm kam ſich Fred vor, als er ihnen nun gegenüberſaß in der Laube, und ſie ihm erzählten; wie nun doch alles ſo ſchnell gekommen, Hardens Anſtellung, nach welcher er ſofort an Melitta und ihre Mutter geſchrieben und wie ſie beide dann das ſüße Geheimnis bewahrt, bis er habe die Reiſe hierher machen können.

Heute morgen habe ich ihn von der Station abgeholt und dann ſind wir mit dem Dampfer hierhergefahren , ſchloſs Melitta den Bericht.

Es war die ſchönſte Dampferfahrt meines Lebens , fügte Harden hinzu, der ſonnige Morgen und das Herz ſo voll des reichſten Glückes. Erlegte den Arm um Melitta und beide ſchauten ſich in die Augen in ſeliger Weltvergeſſenheit.

Ein eigener Blick brach aus Freds düſtern Augen; Melitta durchſchauerte derſelbe bis ins Herz hinein und hatte ein Gefühl, als begienge ſie ein Unrecht, dem Bruder ihr reiches Liebesglück ſo unbefangen zu zeigen. Ihm war es ja nicht zutheil geworden, ſolch ein Glück, das wurde ihr in dieſem Augenblicke zum erſtenmale ſo recht klar.

Habt Ihr Euch denn Flora ſchon vor - geſtellt? fragte Fred jetzt.

Gewiſs, wir haben unſere feierliche Viſite oben in Eurem Salon abgeſtattet , verſetzte Me - litta, und Flora macht jetzt Toilette, Ihr ſollt nämlich bei uns heute ſpeiſen zur Verlobungsfeier.

Ah, darum ertönte auch noch nicht die omi - nöſe Glocke, die unſere Tagesordnung mit mili - täriſcher Pünkilichkeit ankündigt, als lebte man in einer Kaſerne. Ein höhniſcher Zug lag um die Lippen des jungen Doctors und Melitta wurde es ganz weh ums Herz. Auch Harden blickte befremdet in das blaſſe, nervöſe Geſicht, das in ſeiner Er - innerung ſo ganz anders, ſo ſtrahlend und lebens - luſtig vor ihm geſtanden; es war ihm, als hätte ſich alles gewandelt, als wäre Fred der ältere, er - fahrene Mann und er der ſorglos ins Leben hinaus - ſtürmende Jüngling. Hatte das Glück wirklich eine ſolche verjüngende Kraft, es muſste wohl ſo ſein, denn auch Melitta ſah ſo fabelhaft jung aus, be - ſonders neben ihrer Frau Schwägerin, die jetzt erſchien.

(Fortſetzung folgt.)

3Nr. 77, 10. Juli 1900. Marburger Zeitung.

Mühe redlich zu ſtärken. Während er das in der Reſtauration beſorgte; machte ſich aber die Locomotive auf den Weg nach Sponheim und nahm den Zug mit ſich. Sobald das Zugperſonal das Verſchwinden der eigenwilligen Maſchine bemerkte, begann eine heilloſe Jagd. Das geſammte Perſonal rannte hinter dem Flüchtling her, 3 Kilometer weit, bis der Zug das Vergebliche ſeines Beginnens einſah und das Rennen verloren gab. Der Locomotive war gleich hinter der Station Sponheim die Puſte ausgegangen. Gegen den Heizer wurde aber nunmehr Strafantrag wegen Gefährdung eines Eiſenbahnzuges geſtellt; die Koblenzer Strafkammer erkannte ihn für ſchuldig und verurtheilte ihn zu 20 M. Geldſtrafe.

(Technologiſches Lexikon.)

Handbuch für alle Induſtrien und Gewerbe. Ueberſicht der geſammten Technologie der Jetztzeit, zum Gebrauche für Techniker, Chemiker, Gewerbetreibende, Kauf - leute u. ſ. w. Unter Mitwirkung von Fachgenoſſen redigiert von Louis Edgar Andés. Das Werk er - ſcheint in 20 Lieferungen zu 60 h = 30 kr. Die Ausgabe erfolgt in zehntägigen Zwiſchenräumen. (A. hartlebens Verlag in Wien.) Ein handliches Compendium der geſammten Technologie der Jetztzeit in gedrängter Faſſung, frei von überflüſſigem Ballaſt iſt eine ſchon längſt empfundene Nothwendigkeit und die Verlagshandlung hofft mit ihrem Technologiſchen Lexikon dieſem allſeitigen Verlangen entſprochen zu haben. In dieſem Werke, welches im Umfange von 60 Bogen Lexikonformat erſcheint und welches von einem bekannten Fachmanne auf Grund eines ſehr reichlichen Materiales und eigenen umfangreichen Wiſſens aus der Praxis heraus redigiert iſt, wird jedermann über irgend einen techniſchen Ausdruck, eine Maſchine, ein techniſches Geräth, ein Natur - oder Fabrikationsproduct, einen chemiſchen oder mechaniſchen Vorgang, über die mit der Technologie zuſammenhängenden und für ſie unentbehrlichen Wiſſenſchaften in wenigen Augenblicken kurzen, bündigen und zutreffenden Aufſchluſs finden und mühevollen Nachſchlagens und Anfragens vollſtändig enthoben ſein. Die uns vorliegende erſte Lieferung des Werkes verſpricht nur das Beſte und das Technologiſche Lexikon dürfte eine weite Verbreitung in jenem großen Kreiſe finden, der mit der Technologie in Verbindung ſteht.

(Die Nationalitäten in Europa im Jahre 1900.)

Laut Otto Hübners neueſten ſtati - ſtiſchen Tabellen aller Länder ſind von 386,000.000 Bewohnern Europas 124,558.530 Germanen, 124,009.000 Slaven, 107,011.400 Romanen und 22,004.000 anderer Nationalität. Von den Ger - manen ſind die Deutſchen mit 65,900.530 die ſtärkſten und zwar in Deutſchland 51,151.130, in Oeſterreich-Ungarn 10,600.000, in der Schweiz 2,173.000, in Rußland 1,200.000, die Engländer mit 38,500.000, die Schweden mit 4,990.000, die Vlämen mit 4,214.000, die Dänen mit 2,284.000, die Frieſen mit 2,908.000, die Holländer mit 3,602.000 und die Norweger mit 2,160.000 Seelen. Von den Slaven ſind die ſtärkſten die Ruſſen mit 84,930.000 Seelen (hievon in Rußland ſelbſt 81,400.000, in Oeſterreich-Ungarn 3,515.000). Von den Romanen ſind die ſtärkſten die Franzoſen mit 43,360.000 (hievon in Frankreich 37,470.000, in Italien 1,400.000, in der Schweiz 735.000, in Deutſchland 580.000), die Italiener mit 31,135.400 Seelen (hievon in Italien 29,760.000, in Oeſter - reich-Ungarn 675.000, in Frankreich 500.000, in der Schweiz 175 000), die Spanier mit 18,066.000 Seelen, Rumänen mit 9,441.000 Seelen, und die Portugieſen mit 5,010.000 Seelen. Außer - dem ſind Magyaren 7,405.000 (Ungarn), 5,928.000 Juden (hier ſind die Juden ſehr richtig als Volk gerechnet), hievon 3,400.000 in Rußland, 1,910.000 in Oeſterreich-Ungarn, Türken 4,571.000, Finnen 4,090.000, Griechen 2,330.000. Vom Jahre 1850, da Europa 240,000.000 Bewohner zählte (80,140.000 Germanen, 78.885.000 Slaven, 74,200.000 Romanen und 14,775.000 andere), vermehrten ſich die Germanen um 55% (am ſtärkſten die Deutſchen um 61%), die Slaven um 57% (am ſtärkſten die Ruſſen um 73%), die Romanen um 44% (am ſchwächſten die Franzoſen um blos 14·5%) und die anderen um 49% (am ſtärkſten die Magyaren um 83%, was freilich der ſeit dem Jahre 1870 gewaltſamen Magyariſierung zuzu - ſchreiben iſt), am ſchwächſten die Türken und Tar - taren, die letzteren um 18%, die erſteren ſogar blos um 9·2%.

Eigen-Berichte.

(Landwirtſchaft - liche Verſammlung.)

Am 24. v. M. hielt die hieſige Filiale der k. k. Landwirtſchafts-Geſell - ſchaft unter dem Vorſitze des Herrn Adolf Reichs - ritter von Jeniſch eine ſehr gut beſuchte Wander - verſammlung in Herrn Hubmanns Gaſthaus in Kaindorf ab, an welcher auch die Zöglinge der Winzerſchule Silberberg unter Führung ihres Leiters Herrn J. Neuwirt theilnahmen. Herr Landes - Ackerbauſchullehrer A. Rauch hielt einen lehrreichen Vortrag über Bienenzucht . Der Vortragende illuſtrierte zuerſt den großen directen und dann den noch größeren indirecten Nutzen der Bienen - zucht, erörterte die Urſachen, warum ſich die edle Imkerei heutzutage noch keines beſſeren Auf - ſchwunges erfreue, und erwähnte unter dieſen namentlich die Furcht vor dem Bienenſtachel, worauf er Winke angab, wie die bös gemachten Thierchen zu beſänftigen ſind. Der Redner ergieng ſich in ſeinen weiteren Ausführungen ſehr genau über die Lebensweiſe des Bienenvolkes, beſprach die einzelnen einſchlagenden Capitel ſehr ausführlich, übergieng dann zu den krankhaften Zuſtänden eines Bienen - volkes, wobei er die Weiſelloſigkeit und deren Be - hebung ſehr eingehend ſchilderte. Schließlich wurde auch der Raubbienen, deren Entſtehen und ihrer Abhaltung von den Ständen gedacht. Reicher Bei -fall lohnte den Redner für die gediegenen Aus - führungen, an welche ſich zahlreiche Anfragen ſeitens der Theilnehmer ſchloſſen, die vom Referenten wieder recht klar beantwortet wurden. Man ſah ein, daſs die Lehre von der Bienenzucht nicht mit einem Vortrage abgethan werden könne, ſondern daſs die Bienenfreunde ſich vereinigen, eine Filiale des ſteierm. Bienenzucht-Vereines gründen ſollen, welcher ſeinen Mitgliedern nicht nur mit Rath und That an die Hand geht, ſondern auch ſehr viele anderweitige Vortheile verſchafft. Die Verſammlung fand ihren Abſchluſs, indem dem Berichterſtatter der Dank der Verſammlung durch Erheben von den Sitzen ausgedrückt wurde.

(Schul - freundlichkeit.)

Am vergangenen Donnerstag empfiengen in der hieſigen Pfarrkirche 11 Schüler der hieſigen deutſchen Schule die erſte hl. Communion. Nach dem feierlichen Acte führte Herr Pfarrer Matthias Kelemina ſeine Schüler in den Pfarrhof und be - wirtete ſie an einer geſchmückten Tafel mit Kaffee und Bäckerei. Herzlichſten Dank für dieſe Kinder - freundlichkeit.

(Windiſche Berichterſtatter.)

Berichterſtatter des in Laibach erſcheinenden Tagblattes Slovenski Narod für St. Egydi i. W. -B. und vielleicht auch für deſſen Umgebung iſt ein gewiſſer Ferlinz . Er hatte ſeinerzeit kurze Zeit die Lehrerbildungsanſtalt in Marburg oder vielleicht nur die Vorbereitungsclaſſe beſucht, dort wahrſcheinlich die zum Berichterſtatter eines ſloveniſchen Blattes erforderlichen Fähigkeiten ſich angeeignet, in den Wintermonaten iſt er Schnee - ſchaufler der k. k. priv. Südbahn-Geſellſchaft und in den Sommermonaten ſucht er durch Handlanger - dienſt ſich ein Einkommen zu verſchaffen. Hie und da bläst er als Mitglied einer Veteranenkapelle den Deutſchen Marburgs etwas vor. Wir haben dies alles erwähnt, weil die Deutſchen aller Geſellſchafts - claſſen in den deutſch - und windiſchgeſchriebenen Slovenenblättern fort und fort angegriffen werden, in dieſen Blättern ſo manche Denunciation erfolgt, die maßgebenden Ortes häufig Beachtung findet. Wir wollen mit dieſen Zeilen darthun, wie wähleriſch die ſloveniſchen Blätter in der Wahl ihrer Bericht - erſtatter ſind, und welchen Wert deren Mittheilungen haben. Schließlich ſei erwähnt, daſs dieſe Mit - theilung keineswegs auf Vermuthungen beruht, ſondern Ferlinz brüſtet ſich öffentlich, daſs er Be - richterſtatter des Slovenski Narod ſei. Sie ſollen ihn nur haben.

(Vom Gymnaſium.)

Der 31. Jahresbericht des Kaiſer Franz Joſef - Gymnaſiums in Pettau iſt erſchienen. Veröffentlicht hat ihn Director Andreas Gubo. Außer den Schul - nachrichten enthält das Heft einen Beitrag zur Ge - ſchichte des Gymnaſiums: Der Auszng aus dem alten Haus aus der Feder des Directors. Am Ende des Schuljahres betrug die Schülerzahl 144, die ſich auf ſechs Claſſen vertheilte. Aus Pettau waren

Marburg um die Mitte des 19. Jahr - hunderts. Erinnerungen eines alten Marburgers, von A. M.

(Schluſs.)

Eine eigenthümliche Verbindung von Luſt und Schmerz befand ſich an der Ecke des Kirchplatzes und der Kirchgaſſe. Hier war das alte Theater. Wer dieſes nie geſehen hat, kann ſich wohl keine Vorſtellung machen von dem damaligen Muſentempel, aus dem aber doch tüchtige Kräfte, die ſpäter auf großen Bühnen glänzten, hervorgiengen. Bei den damals ſo beliebten Ritterſtücken ſchwebten wohl die Federn auf den Baretts der Ritter in den Wolken und wehe dem Schauſpieler, der bei den Zauberſtücken die Verſenkung benützen muſste, er hatte einen Kampf mit den Ratten zu beſtehen, wenn er unterirdiſch zur Verſenkung hinkroch. Anſchließend, an das Theater befand ſich in der Kirchgaſſe das alter - thümliche Bürgerſpital, deſſen Fenſterchen kaum 2 Schuh im Geviert betrugen. An die Weſtſeite des Theaters ſchloſs ſich an das allgemeine Kranken - haus, deſſen ebenerdige Zimmer ihren Fußboden mindeſtens einen Schuh unter dem Bürgerſteige hatten, während die Höhe ſämmtlicher Räumlichkeiten die jetzt für gewöhnliche Wohnzimmer vorgeſchriebene nicht erreichte. Kaum 2 Klafter vom Haupteingange in die Kirche entfernt, befand ſich der alte Pfarrhof. An ihn ſich anſchließend der Wirtſchaftshof mit den Stallungen, in ſeiner Mitte der große Düngerhauſen, von dem die Jauche in die Pfarrhofgaſſe abfloſs. Die nördliche Ecke des Kirchplatzes bildete das indenſelben weit hineinſpringende Manich’ſche Häuschen, welches einſt das Schulhaus von Marburg geweſen ſein ſoll. An Stelle des jetzigen Pfarrhofes war das k. k. Verpflegsamt mit ſeinem ebenerdigen Mehl - magazin. An Stelle der biſchöflichen Reſidenz ein, zwei franzöſiſchen Grafen gehöriges Gebäude. Daran ſchloſs ſich das kleine Wreg’ſche Häuschen und die Macher’ſche Reſtauration. Mit dem Baue des Theaters wurde ſchon 1848 begonnen, dasſelbe aber erſt 1852 ſeiner Beſtimmung zugeführt. Vor ihm, wo jetzt das Caſinogebäude ſteht, war ein freier, mit Kaſtanienbäumen bepflanzter Platz. Wo ſich jetzt die Schillerſtraße hinzieht, war an der nördlichen Stadtmauer eine Allee von Maulbeerbäumen, nördlich von ihr die Reſte des Stadtgrabens. Die geringſte Veränderung erfolgte in der Kärntnervorſtadt, ja man muſs wohl ſagen, daſs der Verkehr in ihr ehemals lebhafter war als jetzt, da die Waren nach Kärnten zu Wagen auf der Drauwaldſtraße befördert wurden. Gänzlich hat ſich die Magdalenavorſtadt verändert. Aus den wenigen alten Häuſern der Trieſter -, Berg -, Franz Joſef - und Joſefſtraße können wir ihre geringe Ausdehnung in der Mitte dieſes Jahrhunderts erſehen. Leider erfolgte die Aus - dehnung dieſer Vorſtadt nicht nach einem beſtimmten Syſteme und ſo macht ſie, trotzdem ſie mehr Ein - wohner als die Stadt Cilli zählt, keinen ſtädtiſchen Eindruck. Viel ſind daran auch die Hausbeſitzer ſchuld, von denen die wenigſten vor ihren Häuſern Bürgerſteige legen laſſen u. ſ. w.

Nachdem wir ſo beiläufig ein Bild Marburgs vor 50 Jahren entworfen haben, wollen wir noch einiges über die Zuſtände erzählen, wie ſie damalsin der Stadt herrſchten. Während gegenwärtig die Poſt in einem Palaſte untergebracht iſt, von dem aus des Morgens eine Schar von Briefträgern nach allen Richtungen hin eilt, finden wir damals den, ſtets in untadelhaftes Schwarz gekleideten Poſtverwalter Koſcheg mit 3 4 Beamten und einem Briefträger den ganzen Poſtdienſt beſorgen. Von letzteren, dem kleinen dicken Propſt, ſagten die Leute, ſeine Beine ſeien deshalb ſo kurz, weil er ſie durch das viele Umherlaufen abgenützt habe. Nächſt dem Poſtverkehr hat wohl die öffentliche Beleuchtung den größten Umſchwung erlitten. Wo ſind die Zeiten, in welchen das Laternanzünderglöcklein dem Laternanzünder Stefan (Atſchko) bedeutete, er habe für die Beleuchtung der Stadt zu ſorgen. Da ſchulterte er denn ſein hölzernes Geſtelle, in welchem ſich die Oellampen befanden und ſchritt von Laterne zu Laterne, in ihnen das Licht anzubringen, welches wohl nicht die Straßen beleuchtete, ſondern der Be - völkerung nur kundgab, an welcher Stelle ſich eine öffentliche Laterne befand. Aber noch ein anderes Glöcklein erſchallte und zwar täglich um 11 Uhr nachts, das zu oberſt im Thurme aufgehängte ſo - genannte Lumpenglöcklein. Ob auf ſeinen Ruf alle ehrbaren Bürger Marburgs die Wirtsſtube verließen und ſich nach Hauſe begaben, wiſſen wir nicht, doch ſie wuſsten es, welchen Titel ſie verdienten, wenn ſie ſich noch nach Läuten dieſes Glöckleins auf der Straße blicken ließen.

Die ſtädtiſche Polizei, aus 2 3 Mann be - ſtehend, unter dem Commando des allerorts, be - ſonders aber von den Studenten gefürchteten Stadt - wachtmeiſters Dank, bot ein Bild dar, wie wir es

4Marburger Zeitung Nr. 77, 10. Juli 1900

davon 28, aus der übrigen Steiermark 101. Deutſche waren 82, Slovenen 60, Katholiken 142, Evangeliſche 2. Erſte Fortgangsclaſſe mit Vorzug erhielten 16, erſte Fortgangsclaſſe 92, zweite Fort - gangsclaſſe 13, dritte Fortgangsclaſſe 9. Zu Wieder - holungsprüfungen werden 13 zugelaſſen.

(Unglück durch ſcheue Kühe.)

Andreas Penitz, Knecht des hie - ſigen Kaufmannes Herrn Othmar Götz, verunglückte vor kurzem dadurch, daſs die ſeinem Gefährte vor - geſpannten Kühe plötzlich ſcheu wurden und der Wagen über den herabgeſtürzten Lenker rollte, ſo daſs dieſer einen complicierten Bruch des linken Armes und ſchwere Verletzungen im Geſichte erhielt. Der Verunglückte wurde in das Krankenhaus nach Graz geſchafft.

(Jubelfeſt des Leobner Männergeſangvereines.)

Aus Anlaſs des 50jähr. Beſtandes dieſes Vereines prangte die Stadt Leoben ſeit 7. Juli im Feſtkleide; die Ge - meindevertretung und die Bürgerſchaft unterzogen ſich aus dieſem Anlaſſe auch der Aufgabe, den zahlreichen Geſangvereinen des Landes einen glän - zenden Empfang zu bereiten. Der erſte Theil des Feſtes wurde mit der Veranſtaltung der Feſtver - ſammlung im Stadttheater abgewickelt. An derſelben nahmen außer dem Bundes-Obmanne mit dem Ausſchuſſe und verſchiedenen Vertretern der ein - zelnen Vereine auch die Spitzen der Behörden theil. Die Feſtrede hielt der Obmann des Jubel - vereines Herr Karl Kipfel. Begrüßungen erfolgten ſodann durch den Bürgermeiſter Dr. Buchmüller und den Bundes-Obmann R. v. Schmeidel, welch letzterer einen prachtvollen Pokal als Ehrengeſchenk überreichte. Vorgeſtern um 8 Uhr abends wurde im Hotel Poſt das Feſtconcert abgehalten. Am Programme ſtanden Chöre, an deren Ausführung ſich nur erſte Vereine zu wagen pflegen. Der Jubelverein beſtand ſeine Aufgabe glänzend, was zur Ehre des Chormeiſters Herrn Anton Menacher hiemit feſtgeſtellt ſei. Der zweite Tag, der 8. Juli, brachte den üblichen Feſtzug, der um 3 Uhr nach - mittags formiert wurde. Nach ſeiner Ankunft am Hauptplatze folgte die öffentliche Begrüßung der circa 800 Sänger durch den Bürgermeiſter Dr. Buchmüller vom Balkon des Rathhauſes, woſelbſt auch die Gemeinderäthe ſich eingefunden hatten. Den Schluſs bildete die Abſingung des Bundes - Wahlſpruches aus tauſend Kehlen. Hierauf wurde in den Stadtpark marſchiert. Um halb 6 Uhr abends begann im Stadtparke, wo vor der Sänger - halle eine für circa 1000 Sänger berechnete Tribüne errichtet war, die Feſtliedertafel. Der geräumige Platz konnte die Feſttheilnehmer kaum faſſen. Dem Geſammtchore, welcher den geſanglichen Theil ein - leitete, folgten Einzelchöre, wobei ſich in der erſten Abtheilung beſonders der Brucker und der Eggen - berger Männergeſangsverein und zum Schluſſe der Jubelverein ganz beſonders auszeichneten. Von Grazer Vereinen war der Mäunergeſangverein in anſehnlicher Stärke erſchienen, dirigiert vom Chor - meiſter-Stellvertreter F. Weiß. Den Schluſs bil - dete ein Commers in der Sängerhalle. Montag wurde das Leobner Sängerfeſt durch einen heiteren Frühſchoppen ꝛc. geſchloſſen. Dem Leobner Männer -geſangverein muſs alles Lob ausgeſprochen werden, daſs er unſeren gemeinſamen deutſchen Sache durch die Pflege des deutſchen Liedes einen großen Dienſt erwieſen hat. Es gebürt ihm daher unſer aufrich - tig es Heil!

(Geflügel-Aus - ſtellung in Troppau.)

Der öſterr. ſchleſ. Geflügelzuchtverein in Troppau veranſtaltet in der Zeit vom 8. bis 11. September d. J. eine große allgemeine Geflügelausſtellung, wozu alle Geflügel - züchter zur Beſchickung derſelben eingeladen werden. Für die Unterbringung der Ausſtellungsthiere iſt in vollkommen gedeckten Räumen, ſowie für deren Fütterung und Bewartung, Ab - und Zufuhr zur Bahn ſeitens des Comités beſtens Vorſorge ge - troffen. Auf Wunſch wird auch der Verkauf von Thieren bereitwilligſt vermittelt. An der Spitze der Ausſtellung ſteht Herr Bürgermeiſter Dr. Emil Ro - chowanski; ſeitens der Staats - und Landesbehörden, ſowie auch ſeitens des Vereines ſind wertvolle Prämien und Preiſe gewidmet. Platzmiete, wobei jeder einzelne Stamm Geflügel in einem beſonderen Käfig untergebracht wird, iſt eine ganz minimale. Anmeldungen ſind zu richten an das Comité der erſten öſterr. -ſchleſ. Geflügel-Ausſtellung in Troppau, welches auf briefliche Anfragen bereitwilligſt Aus - künfte ertheilt.

(Militäriſches.)

Morgen Mittwoch wird unſere Garniſon die Haupt - übung des. feldmäßigen Schießens und das Schießen auf große Diſtanzen auf der Seethaler Alpe, und zwar im Raume Welzensalpe-Seethaler - Almhütte-Kreiskogel vornehmen; mit dem Schießen wird um 6 Uhr 30 Minuten früh begonnen werden. Das Betreten des Terraintheiles zur Zeit des Schießens iſt ſtrenge unterſagt. Der Gendar - merie-Inſpector Feldmarſchall-Lieutenant Johann Edler von Horrak trifft am 19. d. zur Inſpicierung in unſerer Stadt ein.

Marburger Nachrichten.

(Ernennungen im politiſchen Dienſt.)

Der Kaiſer hat den Statthaltereirath Dr. Karl König zum Hofrathe bei der Statthalterei in Graz und die Bezirkshauptmänner Eugen Edlen von Schickh und Dr. Max Grafen von Wickenburg, dann den Miniſterial-Secretär im Miniſterium des Innern Otto Grafen Manzano zu Statthalterei - räthen im Stande der ſteiermärkiſchen Statthalterei ernannt.

(Ernennung im Poſtverkehrsdienſte.)

Die Poſt - und Telegraphen-Direction hat die Poſt - und Telegraphen-Expeditorin Marie Schweuner zur Poſt - und Telegraphen-Manipulantin ernannt.

(Dr. Othmar Reiſer.)

Der 70. Ge - burtstag des Hof - und Gerichtsadvocaten und Rechtsconſulenten der Erſten öſterreichiſchen Sparcaſſe, Dr. Othmar Reiſer, verlief, wie die N. Fr. Preſſe berichtet, trotz der Beſcheidenheit des Jubilars nicht ohne Zeichen weitverbreiteter Verehrung für das Wirken des trefflichen Mannes. Der Beamten - körper der Sparcaſſe, zahlreiche Berufscollegen aus dem Advocatenſtande, an der Spitze der Präſident der Kammer, Dr. v. Feiſtmantel in Wien, zahl -

öfters in den fliegenden Blättern unter der Be - zeichnung aus der guten alten Zeit ſehen. Bei der Frohnleichnamsproceſſion erſchien Dank in voller Uniform mit einem gewaltigen Schleppſäbel und einem dreieckigen Federhut, den er aber meiſt in der Hand trug. Die beiden anderen ſtädtiſchen Poliziſten, der ſchon vom Alter gebeugte Savez und der große, ſtramme Toni, ſpäter Realſchuldiener, in dunkelgrüner Uniform mit roſenrothen Aufſchlägen und hohen Czakos mit dem Stadtwappen auf ihren Häuptern. Für gewöhnlich jedoch hatte Dank ſtatt ſeines Säbels ein bei der ganzen Jugend gefürchtetes, ſpaniſches Rohr in der Hand, welches er auch lebhaft zu gebrauchen verſtand. Muthig ſtürzte er, dieſes ſchwingend, in den Streit der zwiſchen den beiden ſtadtbekannten Taubſtummen dem Gurgelſchneider und dem Kirchentrottel , entſtand, ſobald ſich dieſe nur begegneten. Warum der Gurgelſchneider zu dieſem Namen kam, wiſſen wir nicht. Sicher iſt, daſs er ſtets in die höchſte Wuth gerieth, wenn die liebe Straßenjugend ihm das Zeichen des Hals - abſchneidens machte. Der Kirchentrottel, ein aus Tirol zugewandeter Taubſtummer mit 2 gewaltigen Kröpfen, deſſen langer ſchwarzer Rock und Cylinder - hut an ein Prieſtergewand mahnen ſollte, hatte ſeine Bezeichnung von einer hölzernen Kirche, die er am Rücken umhertrug. Er hieß auch Thurmtrottel, da er ſeine Schlafſtätte im Thurm hatte.

Ja, derartige Originale gibt es heutigen Tages nicht mehr, die Sicherheitswache würde dieſe und die Palmpepi , die Körbelflechterin , den Pajau in den Straßen nicht mehr dulden. Aber noch andere, nicht polizeiwidrige Originale gab es. Wer erinnert ſich nicht noch lebhaft an den Wolken - ſchieber , ſogenannt wegen ſeiner hohen Körper - größe, welche der Cylinder auf dem Haupte noch erhöhte. Wie viele haben bei ihm nicht franzöſiſch, engliſch und italieniſch gelernt. Des Nachts, wenn ſchon die Meiſten im ſanften Schlummer ruhten, durchſchritt er luſtwandelnd die Straßen der Stadt. Er war ein edler Charakter und mancher ſeiner ehemaligen Schüler würde trauernd an ſeinem Grabe ſtehen bleiben, wenn er in dem gänzlich veränderten, ſloveniſchgeſchriebenen Namen auf dem Grabſteine jenen ſeines einſtigen Lehrers erkennen würde.

So ſind wir denn beim Friedhofe angelangt und wer ihn durchwandert, wird ſo manchen ſeiner alten, lieben Bekannten in ihm ruhend antreffen, und bald werden auch wir, die wir noch dieſe Zeit durchlebten, auf ihm ſchlummern und mit uns die Erinnerung an jene Tage, an jene Sitten und Ge - bräuche, über welche ein neues Geſchlecht lächelnd die Naſe rümpft.

reiche Rechtsanwälte in Graz, Marburg und Klagenfurt, viele Körperſchaften der Reichs - hauptſtadt und der Provinz ſendeten in Worten der Anerkennung abgefaſste Glückwunſchtelegramme. Das von Dr. Freiherrn v. Widerhofer geleitete St. Anna-Kinderſpital überreichte eine kalligraphiſch ausgeführte und künſtleriſch ausgeſtattete Adreſſe, unterzeichnet von Gräfin Czernin, Gräfin Kheven - hüller und dem leitenden Comité. Auch aus den Kreiſen der deutſchen Parteien und von den dank - baren unterſteiriſchen Gemeinden liefen zahl - reiche ſchriftliche und telegraphiſche Glückwünſche ein.

(Die Centralcommiſſion für Kunſt - und hiſtoriſche Denkmale)

hat den Domherrn Dr. Joſef Pajek in Marburg zu ihrem Correſpon - denten ernannt.

(Perſonales.)

Herr Erich Strohbach, ein Marburger, hat an der techniſchen Hochſchule in Diesden das Diplom-Schluſsexamen mit der Auszeichnungscenſur ſehr gut beſtanden und den Titel eines Diplom-Ingenieurs für Chemie er - worben. Herr Strohbach bekleidet bereits ſeit 1. März die Stelle eines Aſſiſtenten an der könig - lich ſächſiſchen Hochſchule in Dresden. Die zahl - reichen Freunde unſeres ſtrebſamen Landsmannes werden ſich ſeiner Erfolge gewiſs freuen.

(Leichenbegängnis.)

Am Sonntag um halb 3 Uhr nachmittags fand das Leichenbegängnis des am Freitag verunglückten Meſſerſchmiedmeiſters Herrn Wenzel Wrba auf dem ſtädtiſchen Fried - hofe ſtatt. Hiezu hatten ſich Leidtragende aus allen Kreiſen eingefunden und die zahlreiche Theilnahme ſprach für das allgemeine Mitleid anläſslich dieſes ſo traurigen Falles.

(Lehrſtellen.)

An der fünfclaſſigen Knaben - volksſchule in Feldbach kommt die Stelle eines Ober - lehrers mit den Bezügen nach der zweiten Orts - claſſe definitiv zur Beſetzung. An der dreiclaſſigen, in der dritten Ortsclaſſe ſtehenden Volksſchule in Wölling, Poſt Mureck, mit ſloveniſcher Unterrichts - ſprache iſt eine Lehrſtelle definitiv, eventuell auch proviſoriſch mit Beginn des Winterſemeſters zu be - ſetzen. Geſuche um eine dieſer Stellen ſind bis 10. Auguſt an den betreffenden Ortsſchulrath zu richten. An der fünfclaſſigen ſtädtiſchen Mädchen - volksſchule III am Wielandplatze zu Marburg iſt die Stelle einer Lehrerin mit den Bezügen nach der erſten Ortsclaſſe definitiv zu beſetzen. Geſuche ſind bis längſtens 30. d. an den Stadtſchulrath zu richten. An der zweiclaſſigen, in der zweiten Ortsclaſſe ſtehenden Volksſchule in Stiwoll iſt mit 1. November die Oberlehrerſtelle definitiv zu beſetzen. Geſuche ſind bis 31. d. beim Ortsſchulrathe einzubringen.

(Ueberſetzung im Poſtverkehrsdienſte.)

Der Poſtaſſiſtent Ignaz Fleck in Dervent (Bosnien) wurde nach Knittelfeld überſetzt.

(Beſetzung von Poſtamtspraktikanten - ſtellen.)

Die Grazer Poſt - und Telegraphen - direction hat, um den erhöhten Anforderungen des Poſt - und Telegraphenverkehrs in ihrem Dienſt - bereiche entſprechend zu begegnen, die Beſetzung einer größeren Anzahl von Poſtamtspraktikantenſtellen bei den Poſtämtern Graz, Klagenfurt, Marburg, Bruck, Cilli, Villach und anderen in Ausſicht genommen. Hiedurch erſcheint Anwäctern, welche mit den er - forderlichen Schulſtudien (abſolvierte Mittelſchule oder gleichgeſtellte Lehranſtalt) ausgeſtattet ſind, Gelegenheit geboten, ſolche mit einem jährlichen Adjutum von 600 K dotierte Staatsdienſtpoſten in allernächſter Zeit zu erlangen.

(Das 25jährige Gründungsfeſt des k. k. I. Marburger Militär-Veteranen - Vereines)

nahm unter großer Betheiligung aus - wärtiger Vereine einen ſehr würdigen Verlauf. Es hatten ſich folgende Vereine, beziehungsweiſe Abord - nungen eingefunden, und zwar: Grazer Bürgercorps, Infanterie, Jäger und Cavallerie unter Commando ihrer Officiere, I. und II. Grazer Militär-Veteranen - Verein, dann die Vereine von Pettau, Cilli, Leoben, Klagenfurt, Wildon, Eggenberg, St. Veit bei Graz, Radkersburg, Leibnitz. Am Vortage, am Samstag abends, fand durch den feiernden Verein ein Fackel - zug bei klingendem Spiele ſtatt, dem ſich eine nach Hunderten zählende Menge anſchloſs. Zur Feier des Feſtes waren die meiſten Häuſer mit Fahnen ge - ſchmückt. Der eigentliche Feſttag. der Sonntag, begann um 5 Uhr früh mit einer Tagreveille. Um 7 Uhr früh wurde vom Vereinslocale zum Südbahn - hofe abmarſchiert, um die ankommenden Gäſte zu empfangen. Nachdem ſich ein langer Feſtzug gebildet hatte, erfolgte der Abmarſch in die Domkirche. wo - ſelbſt ein Feſtgottesdienſt abgehalten wurde. Nach Beendigung desſelben raillierten ſich die Vereine mit fliegenden Fahnen vor dem Poſtgebäude zur Defi -5Nr. 77, 10. Juli 1900. Marburger Zeitunglierung. Stramm marſchierten die alten Krieger unter Muſikklängen bis zur Stadtpfarre, vor welcher Se. Excellenz Herr F. -M.-L. von Némethy Auf - ſtellung nahm und die Defilierung abnahm. Nachdem die Fahnen verſorgt worden waren, zerſtreuten ſich die Feſttheilnehmer in den verſchiedenen, ſchon vorher beſtimmten Gaſthäuſern zum gemeinſamen Mittag - eſſen, um ſich dann in Götz Brauhausgarten wieder zu verſammeln. Um ½3 Uhr erfolgte der Abmarſch zum Vereinslocale, woſelbſt die Fahnen behoben wurden, und dann trat man unter klingendem Spiele den Marſch nach dem Volksgarten an. Hier hatten ſich Buſchenſchänken, eine Juxlotterie, Juxpoſt, Jux - fiſcherei ꝛc., etabliert und bald begann bei den flotten Klängen zweier Veteranenkapellen ein buntbewegtes Leben, das bis in die Abendſtunden anhielt. Bei Anbruch der Dämmerung erſtrahlte der Garten in bengaliſchem Lichte und bunte Feuerwerkskörper wurden unter dem Beifalle von Jung und Alt abgelaſſen. Die Feſtlichkeiten verliefen in ungeſtörter, echt kamerad - ſchaftlicher Weiſe und werden gewiſs allen Theil - nehmern in angenehmer Erinnerung bleiben.

(Abgeordneter Lorber mandats - müde.)

Der Reichsrathsabgeordnete Profeſſor Lorber hat an den Bürgermeiſter von Frohn - leiten, Herrn Julius Valentin, ein Schreiben ge - richtet, worin er aus Geſundheitsrückſichten und anderen damit zuſammenhängenden perſönlichen Gründen die Verzichtleiſtung auf ſein Reichsraths - mandat anzeigt und ſagt, daſs er bisher nur des - halb ausharrte, weil er hoffte, das Abgeordneten - haus würde aufgelöst werden. Profeſſor Lorber trat politiſch nie beſonders hervor. Er wurde nach dem Tode Dr. Heilsbergs in das Abgeordnetenhaus entſendet und im März 1897 wiedergewählt.

(Von der Realſchule.)

Herr Profeſſor F. Kaufmann rückte vor kurzem in die VIII. Rang - claſſe vor. Derſelbe wurde vom Lande Nieder - öſterreich übernommen und an die Realſchule Krems a. d. Donau überſetzt, woſelbſt er mit 16. September ſeine Wirkſamkeit beginnt. Während ſeines neun - jährigen Wirkens in Marburg hat ſich Herr Profeſſor Kaufmann durch ſein gewinnendes, liebenswürdiges Weſen die Sympathien der Bevölkerung, ſeiner Collegen und ſeiner Schüler im vollſten Maße zu erwerben gewuſst und viele werden ihn mit Be - dauern aus ihrer Mitte ſcheiden ſehen.

(Militärkapellen und Narodni dom.)

Eine von der Tagespoſt gebrachte Meldung, die Marburger Bezirkshauptmannſchaft hätte einer Militärkapelle das Spielen im Narodni dom ver - boten, wird vom Commandanten des bosn. herzeg. Infanterie-Regiments Oberſten Sertič dahin richtig - geſtellt, daſs das Anſuchen nach eingeholter Infor - mation vom Commando ſelbſt abſchlägig beſchieden wurde. Wir ſind neugierig, ob die Regimentskapelle des Regiments Graf Khevenhüller Nr. 7, am 15. d. den windiſchen Abiturienten im Narodni dom auf - ſpielen, oder es vorziehen wird, gleichfalls abzu - ſagen. Zu den ſloveniſchen Hetzliedern paſst wohl die Begleitung einer Militärmuſik ſchlecht.

(Ausflug nach Pettau.)

Sämmtliche An - geſtellte der hieſigen Südbahnwerkſtätte unternehmen in Begleitung der eigenen Kapelle am 29. d. Mts. einen Ausflug nach Pettau, zu welchem Zwecke zwei Sonderzüge abgelaſſen werden.

(Diſtanzfahren.)

Am Sonntag, dem 26. Auguſt veranſtaltet der Marburger Trabrenn - verein ein Diſtanzfahren, wobei vier Preiſe à 1000, 400, 200 und 100 Kronen zur Vertheilung kommen, außerdem erhält jeder Theilnehmer am Fahren eine ſilberne Erinerungsmedaille. Diſtanz circa 46 Kilometer, Maximalzeit für die vier Preisgewinner eine Durchſchnittszeit von 3 Minuten per Kilo - meter. Das Fahren iſt für Pferde aller Länder und jeden Alters offen. Zu fahren iſt von Mit - gliedern des Herrenfahrerclubs, im Trab, in mit wenigſtens zwei Sitzplätzen verſehenen Wagen. Wagen mit Pneumatikrädern ſind ausgeſchloſſen. Nennungs - ſchluſs: 20. Juli 1900.

(Vortragsordnung)

zum Promenade - concert am 11. Juli: 1. Urban-Marſch von M. Schönherr, 2. Ouverture zur Oper Zampa von A. Herold, 3. Coletta , Walzer von F. v. Suppé, 4. Blümlein traut, ſprich zu mir , Scene aus der Oper Fauſt von Ch. Gounod, 5. Griſette , Polka mazur von J. Gleisner, 6. Am Meer , Lied von F. Schubert, 7. Luſtiges Marſchpotpourri von C. Komzak.

( Stajerc .)

Beide, ſowohl das windiſche, als auch das deutſch geſchriebene Domcapitel-Echo ſpeien über das in Pettau in ſloveniſcher Sprache erſcheinende Blatt, Stajerc, Gift und Galle und fallen insbeſondere über die Inſerenten in gewohntergemeinſter Weiſe her, was dem windiſchen Wiſch letzthin eine Confiscation und der Verbrecherin an der deutſchen Sprache eine Ehrenbeleidigungsklage einbrachte. Alſo Jonas & ſchwarze Co. thut Geld in eueren Beutel. Trotz der, oder beſſer infolge der wüſten Schimpfereien hat es der Stajerc bereits auf 7000 Abnehmer gebracht und ſollte in Kaufmanns - kreiſen jegliche Unterſtützung finden.

(Staatsprüfung im Forſtweſen.)

Jene Bewerber aus Steiermark, welche im laufenden Jahre zur Staatsprüfung für Forſtweſen oder für das Forſtſchutz - und techniſche Hilfsperſonale oder den Jagd - und Jagdſchutzdienſt zugelaſſen werden wollen, haben ihre Geſuche bis 31. d. M. der Statthalterei vorzulegen.

(Waffenübungen für des Radfahrens kundige Reſervemänner.)

Das k. und k. 3. Corps-Commando hat verfügt, daſs jene heuer noch waffenübungspflichtige Reſervemänner der In - fanterie - und Jägertruppe, welche geübte Radfahrer ſind, die Waffenübung in der Verwendung als Militär-Radfahrer ableiſten können.

(Die Bismarck-Eiche in Graz.)

Vor - geſtern nachts wurde die am Hilmteiche angepflanzte Bismarck-Eiche abgeſchnitten. Die Thäter ſind bisher unbekannt. Es wurde ein Preis auf die Eruierung derſelben ausgeſetzt.

(Schlechtes Einſchenken ſtrafbar.)

Schlechtes Einſchenken des Bieres iſt in Bayern ein Vergehen und wird mit Gefängnis beſtraft. So hat kürzlich das Münchner Landgericht entſchieden, indem es einen Schankkellner wegen ſchlechten Ein - ſchenkens von Bier zu 14 Tagen Gefängnis ver - urtheilte. Wäre auch bei uns manchmal zu empfehlen!

(Verſteigerungen.)

Es gelangen zur Verſteigerung: Am 11. Juli vormittags 9 Uhr in Marburg, Mellingerſtraße Nr. 42: 2 Kleiderkäſten, 1 Divan, 1 Tiſch, 5 Seſſel, 1 Spiegel mit Rahmen, 2 Landſchaftsbilder, 3 Heiligenbilder, 4 kleine Bilder mit Goldrahmen, 1 Credenzkaſten mit Auf - ſatz und 1 Stockuhr. Am 11. Juli vormittags 9 Uhr in Marburg, Neue Colonie Nr. 137: 6 Bände Converſations-Lexikon.

(Wetterbericht)

der Centralanſtalt für Meteorologie vom 9. Juli. Mäßiger Nordweſtwind, trübes und kühles Wetter mit zeitweiſen Nieder - ſchlägen vorausſichtlich.

(Extra-Beilage.)

Die heutige Nummer ent - hält eine Beilage der Actien-Geſellſchaft für Glasinduſtrie vorm. Friedr. Siemens in Neuſattl (Böhmen), auf welche wir unſere Leſer aufmerkſam machen.

Aufruf an die Bevölkerung Steier - marks!

Am 26. Juni l. J. ſind über weite Gebiete des ſteiriſchen Unterlandes Wolkenbrüche von ſeltener Heftigkeit niedergegangen, welche an verſchiedenen Orten, insbeſondere in den Gerichtsbezirken Gonobitz, Schönſtein und Windiſchgraz ſchwere Hochwaſſer - Kataſtrophen zur Folge hatten.

Die wilden Fluten der weithin über ihre Ufer getretenen Waſſerläufe haben nicht nur mehrere Menſchenleben zum Opfer gefordert, ſondern auch im Verlaufe weniger Stunden ungeheuren Schaden an menſchlichen Wohnſtätten, Waſſerwerken, Brücken und Straßenzügen, ſowie an Grundſtücken und Culturen angerichtet.

Troſtlos, aller Mittel beraubt, ſtehen die ſo hart betroffenen Beſitzer der Zerſtörung ihrer induſtriellen Erwerbsquellen, der Vernichtung der erhofften Ernte und der nachhaltigen Verwüſtung ihrer Wieſen und Felder gegenüber.

Noch läſst ſich heute nur annäherungsweiſe der verurſachte Schaden mit Hunderttauſenden von Kronen bemeſſen, zahlreiche Familien ſind in bitterſte Noth und Bedrängnis gerathen!

Bei dieſer Größe des Unglückes bleibt die eigene Kraft der Heimgeſuchten ohnmächtig und verſiegen die localen Hilfsquellen.

Alle müſſen unterſtützend zuſammenwirken, ſoll den Verunglückten die ſo nothwendige Hilfe raſch und ausgiebig zutheil werden!

Indem ich ſomit zur Linderung des durch dieſe Hochwaſſer-Kataſtrophe hervorgerufenen Noth - ſtandes eine öffentliche Sammlung milder Spenden im ganzen Lande einleite, gebe ich der Ueberzeugung Ausdruck, daſs die Bewohnerſchaft Steiermarks, die im Vorjahre den ſchwergeprüften Heimatgenoſſen im Oberlande ſo opferwillige Nächſtenliebe bewieſen hat, auch jetzt der Nothleidenden in werkthätiger Fürſorge gedenken wird.

Die milden Gaben werden ſowohl im Prä - ſidial-Bureau der k. k. Statthalterei, als auch beiden k. k. Bezirkshauptmannſchaften und den Bürger - meiſterämtern in Graz, Marburg, Cilli und Pettau entgegengenommen und unverweilt ihrer Beſtimmung zugeführt werden.

Die Lage in China.

Neue Kämpfe.

Die letzten De - peſchen aus Tſchifu vom Samstag laſſen die Lage in Tientſin höchſt kritiſch erſcheinen. 10.000 chineſiſche Soldaten kehrten am Mittwoch nach Tientſin zurück, eroberten das Arſenal und befeſtigten die Chineſenſtadt. Man glaubt, die Alliierten würden Tientſin ſeinem Schickſale überlaſſen müſſen, da die Aufrechthaltung der Verbindungen zwiſchen Taku und Tientſin ohne viel Truppen unmöglich iſt. Herr Sabourand, der franzöſiſche Conſulatskanzler in Tientſin, und zwei japaniſche Artillerie-Officiere wurden von einer chineſiſchen Granate getödtet.

Prinz Tſching und die Geſandtſchaften.

Nach einer Depeſche des Admirals Bruce aus Taku vom 7. d. ſei Grund zur Hoffnung vorhanden, daſs Prinz Tſching mit einer Armee die Geſandtſchaften in Peking gegen Prinz Tuan und deſſen Armee, ſowie gegen die Boxers ſchütze.

Unruhen in der deutſchen Colonie Kiaotſchau.

In der Nähe der deutſchen Niederlaſſung in Tſingtau brachen Unruhen aus. Lieutenant Schöller ward mit einer Compagnie disci - plinierter Chineſen nach dem Schauplatz beordert, die chineſiſche Compagnie gieng aber mit Sack und Pack zu den Boxers über.

Unwetter in Ungarn.

Aus allen Gegenden Ungarns treffen Nachrich - ten über große Verheerungen durch Regengüſſe. Ha - gelſchläge und Stürme ein, der Schaden an den Saaten und Weinſtöcken iſt enorm. In Iglo ſind zwei Per - ſonen ſammt Wagen in den Fluten umgekommen, in Nyusztya iſt die Brücke mit 14 Perſonen einge - ſtürzt, von denen blos 4 gerettet werden konnten. Im Peſter Comitat war der Orkan ſo heftig, daſs er Wohngebäude demolierte.

Eingeſendet.

Nachſtehende Zeilen ſind uns anonym zu - gekommen und da ſie ſo manches Kernchen Wahr - heit enthalten, geben wir ſelbe in der mehr originellen als richtig geſchriebenen Weiſe wieder:

Liebe Marburger! Eine Frage, wo ſind denn die Deutſchen? Sehr wenig oder gar keine in Marburg. Wenn die Schuſterlehrbuben oder vom Kaufmann der Lehrbub ſich recht dumm ſtellen, das macht den Deutſchen ein großes Vergnügen, da laufen alle hin in Noratni dom; das ſind Deutſche? Geht man in die kleine deutſche Kirche, die iſt ganz leer, bei dem Gottesdienſt in der Dom - kirche laufen ſie auf einer Seite hinein, auf der anderen hinaus. Der Windiſche wartet doch eine halbe Stunde. Iſt ein Feſt deutſch, ſind alle deutſch, iſt eines windiſch, ſind alle windiſch. Ein Natur - Deutſcher kann ja kaum darunter ſein. In Marburg ſind die Leute, auf alle Suppen ein Schnittel, da iſt die Falſchheit ohne Grenze. Ein Kaplan läſst ſich in der Schule hören, daſs ſich die Maiandachten alle auf Luther bezogen haben wegen dem Hochmuth.

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6Marburger Zeitung Nr. 77, 10. Juli 1900
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7Nr. 77, 10. Juli 1900 Marburger Zeitung
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Marburger Marktbericht. Vom 1. bis 7. Juli 1900.

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Die Marktpreiſe ſind in Kronen-Währung angegeben.

GattungPreiſeGattungPreiſe
vonbis
perKhKh
Fleiſchwaren.
RindfleiſchKilo88136
Kalbfleiſch14128
Schaffleiſch721
Schweinfleiſch14140
geräuchert150150
Fiſch150160
Schinken friſch110114
Schulter 114
Victualien.
Kaiſerauszugmehl3032
Mundmehl2628
Semmelmehl2224
Weißpohlmehl1820
Schwarzpohlmehl1618
Türkenmehl2022
Haidenmehl4042
HaidenbreinLiter2830
Hirſebrein2224
Gerſtbrein2[0]24
WeizengriesKilo3234
Türkengries2226
Gerſte gerollte4056
Reis2864
Erbſen4052
Linſen6072
Fiſolen2024
Erdäpfel6
Zwiebel2240
Knoblauch6064
Eier 9Stck.40
Käſe ſteiriſcherKilo3264
Butter2280
Milch friſcheLiter20
abgerahmt16
Rahm ſüß4056
ſauerer5664
SalzKilo24
Rindſchmalz2
Schweinſchmalz140144
Speck gehackt136140
friſch110116
geräuchert124130
Kernfette120128
Zwetſchken5[0]5〈…〉〈…〉
Zucker8892
Kümmel8088
WachholderbeerenKilo5056
Kren4050
Suppengrünes3034
Kraut ſaueres20
Rüben ſauere20
Kraut 100Kopf
Getreide.
Weizen 100Kilo161680
Korn 132014
Gerſte 12601340
Hafer 12601340
Kukurutz 13601440
Hirſe 152016
Haiden 17901870
Fiſolen 1921
Geflügel.
IndianStck.
Gans2103
EntenPaar23
Backhühner130180
Brathühner180220
KapauneStck.
Obſt.
ApfelKilo
Birnen
Nüſſe
Diverſe.
Holz hart geſchw.Met.540560
ungeſchw640680
weich geſchw.440470
ungeſchw.550580
Holzkohle hartHktl.140150
weich140150
Steinkohle 100Kilo2
SeifeKilo4064
Kerzen Unſchlitt961
Stearin160168
Styria144154
Heu 100Kilo3604
Stroh Lager 4440
Futter 2803
Streu 250270
BierLiter3640
Wein60128
Brantwein60170
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8Marburger Zeitung Nr. 77, 10. Juli 1900.
〈…〉〈…〉

Verantwortlicher Schriftleiter: Joſef Partiſch Herausgabe, Druck und Verlag von L. Kralik in Marburg.

About this transcription

TextNr. 77, 10.07.1900.
Author[unknown]
Extent8 images; 8778 tokens; 3677 types; 65973 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Benjamin FiechterSusanne HaafNote: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat).2018-01-26T13:38:42Z grepect GmbHNote: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2018-01-26T13:38:42Z Amelie MeisterNote: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung.2018-01-26T13:38:42Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic informationNr. 77, 10.07.1900. . KralikMarburg1900. Marburger Zeitung

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IDS Mannheim

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationZeitung; ready; mkhz2

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Editorial principles

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: keine Angabe; Silbentrennung: keine Angabe; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: keine Angabe;

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  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
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