PRIMS Full-text transcription (HTML)
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Nr. 35. Uznach, Mittwoch den 1. Mai 1895. 40. Jahrgang.
St. Galler Volksblatt.
Publikations-Organ der Bezirke See und Gaſter. Obligatoriſch in Uznach, Jona, Eſchenbach, Schmerikon, St. Gallenkappel, Ernetſchwil, Gommiswald, Goldingen.

Abonnementspreis: Bei den Verträgern und mit Adreſſe in der Schweiz halbjährlich Fr. 2. 50 Rp., vierteljährlich Fr. 1. 30 Rp. Bei |der eidgen. Poſt jährlich Fr. 5. Rp., halbjährlich Fr. 2. 60 Rp., vierteljährlich Fr. 1. 40 Rp. Für das Ausland (Poſtverein) jede Nummer mit Adreſſe halbjährlich Fr. 5, wöchentlich ein Mal halbjährlich Fr. 3. 50 Rp.

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Telephon.

Inſertionsgebühr für den Seebezirk und Gaſter (ohne Vermittlung der Inſeratenbureaux): Die kleinſpaltige Petitzeile oder deren Raum 10 Rp. Für die übrigen Inſerenten koſtet die kleinſpaltige Petitzeile oder deren Raum 15 Rp. Bei Wiederholungen Rabatt. Inſerate müſſen bis jeweilen ſpäteſtens Dienſtag und Freitag vormittags 9 Uhr abgegeben werden.

Erſcheint Mittwoch und Samſtag.

Druck und Verlag von K. Oberholzer’s Buchdruckerei, Uznach.

Wöchentl. Gratisbeilage Linth-Blätter .

Die empörte Hausfran.
Mich lähmt der Schreck bei dieſer Kund;
Wie konnte das geſchehen!
Wie kommt mich das Petroleum
So rieſig hoch zu ſtehen!
Für 20 Rappen konnt ich ſonſt
Den Liter mir erlauben;
Nun ſoll ich 50 und noch mehr
Dafür zuſammklauben.
Und ohne das Petroleum
Kann ich nicht exiſtieren,
Und ſteigt’s noch mehr, ſo muß zuletzt
Mein Männchen bankrottieren.
Was ſagt man da? Die Wucherei
Sei ſchuld an der Affäre?
Es bilden ’nen Petroleumring
Die reichen Millionäre?
Die kaufen das Petroleum auf
Um wahre Schleuderpreiſe,
Und ſchrauben’s dann ſo hoch hinauf
In niederträcht’ger Weiſe?
D daß ich doch zugegen hätt
Solch einen böſen Preſſer!
Ich ſtände vor den Schinder hin
Mit ſamt dem Küchenmeſſer.
Und ſpräch zu ihm: Du wüſter Kerl!
Du willſt Dich unterſtehen
Mit uns, dem beſſeren Geſchlecht
So grauſam umzugehen?
Setz nur ſofort den Preis herab
Mit Deinen Ring-Genoſſen,
Sonſt mach ich Dich zu Wienerſchnitz
Ja, ja ich bin entſchloſſen.

Apoſtoliſcher Brief Lev XIII. an England.

Der heilige Vater hat ſeinen langgehegten Wunſch, ſich in einem längeren Schreiben an die Engländer zu wenden, welche das Reich Chriſti in der Einheit des Glaubens ſuchen , nun - mehr erfüllen können. Leo XIII. hat ſchon zu jener Zeit, als er in ſeinem erſten hohen Kirchenamte, als Delegat in Bene - vent war, in ſeinen Predigten er ließ es ſich nicht nehmen, ſelbſt zu predigen mit Innigkeit ſeine Sehnſucht ausgedrückt, den großen Tag erleben zu dürfen, da die jetzt von Rom ge - trennten Kirchen zur Einheit wiederkehren, den Papſt als Ober - hirten der Kirche, als Statthalter des Heilands anerkennen werden. Mit ſolchem Eifer predigte manchmal der junge Delegat über dieſes Thema, daß die Aerzte ihm ſo anſtrengende Predigten unterſagen mußten, da danach mehrmals Lungenblutungen ein - traten, welche für das Leben des ſchwächlichen, aber ſo eifrigen Prieſters das Schlimmſte befürchten ließen. Die göttliche Gnade hat nicht gewollt, daß der Delegat Pecci von Benevent in der Blüte ſeiner Jahre zu Gottes Frieden einginge: war er doch berufen, ein außerordentliches Alter zu erreichen und zwar als das geliebte und verehrte Oberhaupt der Kirche, deren Regierung der erhabene Jubelgreis ſchon ſeit 18 Jahren glorreich führt. Aber ſeit ſeinen jungen Jahren hat er an ſeinem Ideale gehangen und hat unabläſſig über Mittel und Wege nachgeſonnen, welche eine allmälige Angliederung der abgetrennten Teile der Kirche ermög - lichen. Und Gott hat es gnädig ſo gefügt, daß Leo XIII. jetzt auf eine ganze Reihe von Tatſachen zurückblicken kann, welche das ihm vorſchwebende erhabene Ziel merklich näher gebracht haben. Noch unlängſt ſind in der orientaliſchen Kirche erfreuliche Wandlungen eingetreten; gewaltige Bezirke, die ſeit Jahrhunderten ſogar vom Mohammedismus aufs ſchwerſte bedroht waren, die aber ſelbſt im Schisma dem Heilande treu geblieben waren, ſind heute wieder, dank der göttlichen Vorſehung und der unermüd - lichen Fürſorge des Papſtes, mit Rom feſt verbunden. Nun war es, nachdem in den letzten vierzig Jahren in England ein beträcht - licher Teil der anglikaniſchen Kirche immer mehr ſich katholiſierte , d. h. im Ritus Aeußerlichkeiten des katholiſchen Ritus ſich an - eignete, nachdem auch die Zahl der Uebertritte zur katholiſchen Kirche immer zahlreicher geworden iſt, ein Bedürfnis des Papſtes, der Frage nahezutreten, auf welche Weiſe die anglikaniſche Kirche, oder doch wenigſtens der Teil, der guten Willens iſt und der mit vollem Ernſte das Reich Chriſti in der Einheit des Glaubens ſucht , der Kirche wieder gewonnen werden kann. Mehrfache Beſprechungen mit den hervorragendſten Biſchöfen, darunter Kar - dinal Vaughan, fanden ſtatt; auch wurde zu dieſen Lord Halifax zugezogen, ein Anglikaner, welcher ein eifriger Beförderer der Be - wegung iſt, obwohl er ſelbſt die Schwelle der katholiſchen Kirche noch nicht überſchritten hat. Als Ergebnis dieſer Beſprechung hat Leo XIII. am h. Oſterfeſte an die Engländer ein Schreiben gerichtet, in welchem er alle chriſtlich Geſinnten zur Rückkehr zur Kirche herzlich und dringend auffordert. Das Schreiben iſt zu lang, als daß wir es auf einmal mitteilen könnten; es wird ge - nügen, in einem genauen Auszuge, den bedeutſamen Inhalt kurz wiederzugeben.

Der Papſt erinnert zunächſt an die Zeiten Gregors des Großen, der, als er noch ein einfacher Mönch war, die Bekehr - ung der Angelſachſen ſich vorgenommen hatte. Da ihn (wie ſehrerinnert das nicht an Leo XIII. ) die göttliche Vorſehung zu noch Höherem berufen hatte, entſandte er aber ſeinen getreuen Schüler, den heiligen Auguſtinus, dem nach mühevoller Arbeit das Be - kehrungswerk geglückt war. Voll apoſtoliſcher Freude ſchrieb da - mals der hl. Gregor der Große an den König Ethelred und die Königin Bertha einen herzlichen Brief, indem er ſie mit der hl. Helena und dem Kaiſer Konſtantin verglich und ihnen die ſchönſten Lehren gab für die weitere Ausbreitung und Bewahrung des hl. Glaubens. Bald erſtarkte das Chriſtentum ſo, daß aus der Reihe der Neugewonnenen viele heiligmäßige Männer und Frauen erſtanden, und die Bezeichnung die Inſel der Heiligen für England bald im Schwung war. Das Volk nannte Eng - land: die Mitgift Mariens (the Dowry of Mary). Welch koſtbarer Ehrentitel! Aber die Stürme der Revolution ſollten auch den reichen Garten verwüſten, den die Kirche in England gepflanzt hatte. Ein gewiſſenloſer König, ein Wüſtling ſchlimmſter Sorte, ließ die frommen Männer hinmorden, die ſich ſeiner Meinung nicht fügten, und mit der willigen Hilfe einiger ehr - vergeſſener, abgefallener Prieſter unternahm er eine ſogenannte Reformation. Ein Teil dieſer Reformierten wandte ſich ganz und gar proteſtantiſchen Lehren zu und leugnete das hl. Meßopfer und die Sakramente andere, und deren Zahl war groß, konnten ſich dem Gedanken nicht verſchließen, daß jene Refor - mation ihnen etwas Köſtliches geraubt hatte die Einheit des Glaubens! Und ihrem Einfluſſe iſt es unter dem Beiſtande der göttlichen Gnade zu danken, daß es in England, während wir auf dem Feſtlande Unglauben, heuchleriſchen Nationalismus und roheſten Materialismus immer ärger wuchern ſehen, ums Chriſten - tum noch beſſer ſteht als anderswo. Dort wird die Sonntags - heiligung ſtrenge durchgeführt; dort haben ſich große, einflußreiche Vereine gebildet, welche mit aller Macht das Laſter der Trunken - heit bekämpfen, die Quelle ſo vieler anderer ſchwerer Sünden, dort finden wir ſogar unter der Jugend der ſog. oberen Klaſſen - Vereinigungen, um die Reinheit der Sitten und die Ehre des Weibes zu ſchützen und der ſog. modernen Moral , die im Grunde kraſſe Moralloſigkeit iſt mit Entſchiedenheit entgegenzu - treten. Der Papſt freut ſich herzlich über dieſe Betätigung chriſtlicher Geſinnung, die ſich auch im Vorhandenſein ſo zahl - reicher Wohltätigkeitsanſtalten äußert und in der hohen Achtung, welche die Bibel genießt. Der hl. Vater erinnert dann an die Gebete für die Rückkehr von Englands Kirche, ein großartiges Liebeswerk, das namentlich der hl. Karl Borromäus und Paulus, der Gründer des Vereins vom hl. Leiden Chriſti, förderten. Leo XIII. traf auch, als er als Nuntius in Belgien weilte, einen treuen Sohn dieſes Ordens, Ignatius Spencer, der ebenfalls zu dieſem Behufe eine beſondere Gebetsvereinigung gegründet hatte. An dieſe Beſtrebungen anknüpfend ſchildert der hl. Vater in er - greifenden Worten die Macht des Gebetes. Ohne Zuflucht zu Gott iſt für uns keine Hilfe. Glücklich das Volk, deſſen Herr Gott iſt. (Pſ. 143. 15). Menſchlichem Bemühen wird, wenn er durch das Gebet geſtärkt wird, übernatürliche Kraft verliehen, und Hoffnungen, die nach menſchlichem Ermeſſen unerfüllbar ſind, verwirklichen ſich unter dem Beiſtand der göttlichen Gnade. Das Gebet iſt unſere wirkſame Waffe, unſer ſtarker Hort, unſer Vorratshaus, unſer Zufluchtshafen, unſer Rettungsort , wie der hl. Chryſoſtomus ſagt. Faſt ſind es 13 Jahrhunderte, daß das engliſche Volk zum erſtenmale die Sendboten des Glaubens will - kommen hieß ſollte heute, wo die Segnungen der Kirche an - geſichts der immer dreiſter drohenden Verächter jeden Geſetzes immer klarer erkannt werden, die Erinnerung daran nicht außer - ordentliche Früchte tragen? Zu dieſem Zwecke iſt, im Verein mit den Katholiken des Erdballes, vor allem notwendig das in - brünſtige Gebet der engliſchen Katholiken zu Gott und die An - rufung der Fürſprache der allerſeligſten Gottesmutter und der hl. Schutzpatrone Englands. Leo XIII. empfiehlt am Schluſſe ſeiner ernſten, wiederholten Ermahnung, recht eifrig, recht innig, recht gottvertrauend zu beten, als beſonders wirkſames Gebet den Roſenkranz und ein beſonderes Gebet zur Mutter Gottes, wofür er einmal im Monat einen Ablaß von 300 Tagen verleiht und einen vollkommenen Ablaß für alle, welche unter den üblichen Bedingungen dieſes Gebet täglich verrichten. Das Gebet lautet:

Gebet für England zur allerſeligſten Jungfrau.

O gebenedeite Jungfrau Maria, Mutter Gottes, Königin und Mutter, ſchau mit Erbarmung nieder auf England, deine Mitgift , und auf uns alle, die wir auf Dich hoffen und ver - trauen. Durch Dich ward Jeſus, unſer Erlöſer und unſere Hoff - nung, der Welt gegeben, und Er hat uns Dich gegeben, damit wir noch ſtärker hoffen. Bitte für uns, Deine Kinder, die Du am Fuße des Kreuzes als ſolche angenommen haſt. O ſchmerzens - reiche Mutter, ſprich für unſere getrennten Brüder, auf daß ſie mit uns in derſelben wahren Heerde vereinigt werden mit dem Oberhirten, dem Stellvertreter Deines Sohnes. Bitte für uns alle, teuerſte Mutter, auf daß wir fruchtbar im Glauben und guten Werken, alle verdienen, Gott zu ſchauen und zu preiſen zugleich mit Dir in unſerer himmliſchen Heimat. Amen.

Die Steigerung des Petroleumpreiſes

ſcheint nach allem, was man vernimmt, noch nicht auf die ganze Höhe gekommen zu ſein. Berliner Verkäufer ſtellen ſogar ſchoneine Erhöhung desſelben auf 60 80 Rp. per Liter in Ausſicht. Wir haben ſchon öfters unſere Leſer auf die Mache der ameri - kaniſchen Schinher-Millionäre Rockefeller und Genoſſen aufmerkſam gemacht. Deshalb ſei nur kurz die Geſchichte der mit dem Namen Rockefeller auf das Engſte verknüpften Standard-Oil - Company geſchildert.

In den Vereinigten Staaten von Nordamerika iſt der ge - ſamte Petroleumhandel monopoliſiert, und zwar in den Händen der Standard-Oil-Company, einer Geſellſchaft von einigen un - ermeßlich reichen Leuten, an deren Spitze Rockefeller ſteht. Seit 1886 hat die Geſellſchaft ihre Tätigkeit auch auf Europa aus - gedehnt. Auf jede mögliche Weiſe wurde der Kampf gegen die Konkurrenz geführt. Seit dem Jahre 1890 begann die Geſell - ſchaft, die hauptſächlichſten Einfuhrgeſchäfte in Hamburg, Bremen, Stettin, Rotterdam, Antwerpen und London in Filialen zu ver - wandeln, ſo daß der freie Einfuhrhandel ſamt der Schiffahrt für Fäſſerpetroleum faſt ganz aufgehoben wurde. Dann kam auch das Verſandtgeſchäft nach dem Binnenland an die Reihe. Endlich machte ſich die Geſellſchaft durch allerlei praktiſche Neuerungen auch die Kleinhändler untertan. Dieſe erhielten Standgefäße, die bequem als Tankwagen von der Straße aus gefüllt werden können, wogegen der Händler garantieren mußte, kein anderes Petroleum als das der Geſellſchaft zu kaufen. Auf dieſe Weiſe gelang es der Geſellſchaft, faſt den ganzen Petroleumhandel in ihre Hände zu bekommen. In Deutſchland ſind es nur noch eine Bremer und eine Mannheimer Firma, die ſich in dem ver - zweifelten Kampfe bisher behaupten konnten. Einen mächtigen Konkurrenten aber hatte die Oil-Company: die ruſſiſche Petro - leum-Produktion. Wiederholt wurden Verſuche gemacht, eine Einigung und ein Zuſammengehen der beiden Gegner herbeizu - führen. Aber alle Verhandlungen waren bisher daran geſcheitert, daß die Ruſſen erſt die Vernichtung der beiden deutſchen Kon - kurrenten verlangten. Die Amerikaner verſuchten jetzt, die Ruſſen und die übrigen Konkurrenten durch Drücken der Preiſe tot oder doch unſchädlich zu machen.

Es kann nun kaum mehr einem Zweifel unterliegen, daß es dem amerikaniſchen Ring gelungen iſt, mit dem ruſſiſchen Produzenten zu einem Einverſtändniſſe zu gelangen.

Was dann? Wir ſtehen einem Truſt , einer Preistreiber - und Ausſchinder-Bande von mehrfachen Sovereigns-Millionären, einer Geldmacht allererſten Ranges gegenüber, welche die ſtarke Hand des ruſſiſchen Staates für ſich hat, und ſo lange das andauert, iſt für das Publikum eine Selbſthilfe undenkbar. Amerika und Rußland geben für Petroleum auf dem Weltmarkte den Ausſchlag; wenn auch die kleinen Petroleumdiſtrikte, z. B. die galiziſchen, infolge der Preisſteigerung wieder konkurrenzfähig werden, können ſie doch auf dem Weltmarkt es zu maßgebendem Einfluſſe auch bei ſtärkſter Ausbeutnng nicht bringen, vielmehr liegt dann die Gefahr vor, daß auch ſie von den Polypenarmen des Truſt umklammert werden. Geld regiert heutzutage die Welt.

Eidgenöſſiſches.

Schweiz. Landesausſtellung in Genf 1896.

(Mitgeteilt) Schweizerdorf. Mit der Genehmigung der Pläne durch das Zentral-Komitee tritt dieſe Schöpfung in’s Stadium der Aus - führung und am 1. Mai wird mit den Erdarbeiten und der allgemeinen Inſtallation begonnen werden. Zum Gelingen des Unternehmens und um die Hoffnungen der Initianten und des Komitees zu erfüllen, iſt die Unterſtützung aller derjenigen not - wendig, welche das Intereſſe begreifen, das darin liegt, dem Ganzen einen vaterländiſchen Charakter zu geben. Die Pläne begreifen zahlreiche Bauten und Lokalitäten in ſich, beſtimmt zur Aufnahme der Haus - und Alpinen Induſtrien und von Maga - zinen, welche die verſchiedenartigen Arbeitsprodukte unſerer Täler, wie Stickereien, Spitzen, Holzſchnitzereien, Leinenwaren, Stroh - waren ꝛc. ꝛc. dem Publikum vor Augen führen. Sie ſehen auch Wirtſchaften und ähnliche Einrichtungen für die Bewohner des Schweizerdorfes und die zahlreichen Beſucher desſelben vor. Alle dieſe Induſtrien ſollten durch ihre intereſſanteſten Typen vertreten ſein und in geſchmackvoll ausgerüſteteten Lokalen inſtalliert werden mit Bedienungsperſonal im Landeskoſtüm. Um nun die Detaill - pläne feſtzuſtellen, die Platzverteilung vorzunehmen und die ver - ſchiedenen innern Maßnahmen zu treffen, wünſcht das Komitee ohne Verzug die Platzbegehrer ſowie eventuelle Mitofferten kennen zu lernen. Bevor die Erſtellung eines Schweizeedorfes beſchloſſene Sache war, ſind dem Komitee Offerten zugegangen, doch wünſcht dasſelbe vor einer definitiven Auswahl dieſen Appell an die intereſſierten Kreiſe zu erlaſſen.

Ein überaus prächtiges, wirkungsvolles Verkehrsplakat ſendet uns die Schweizeriſche Südoſtbahn zu. Im Mittelpunkte desſelben tritt uns das ſchöne Bild des Kloſters Einſiedeln entgegen, von der Höhe des von den Pilgern vielbeſuchten St. Meinradsdenkmales aus geſehen, woſelbſt eine Gruppe Wallfahrer in ſchönen, bunten Trachten die herrliche Ausſicht auf Kloſter und Flecken Einſiedeln bewundert. Die Gruppierung und die Ausführung des Mittelbildes iſt eine ſo vortreffliche, wie wir ſie noch auf keinem Reklamebilde geſehen. 2Der obere und untere Teil des prächtigen Plakates ſtellen die herrlichſten Gegenden dar, die beidſeitig des Berges das Auge des Südoſtbahn-Reiſenden erfreuen und feſſeln: einerſeits den Ausblick auf den herrlichen, mit ſchmucken Dörfern reich um - kränzten Zürichſee, anderſeits von Goldau her den großartigen Ausblick auf den Lowerzerſee, Rigi, Mythen und die majeſtätiſchen Urnerberge. Die Südoſtbahntoute iſt unſtreitig eine der ſchönſten der ganzen Schweiz und jedermann wird die landſchaftlich ſo genußreiche Fahrt auf der Südoſtbahn ſtets in beſter Erinnerung behalten. Das Plakatgemälde dieſer Bahn iſt mit einem Worte ein wahres Kunſtwerk (Arbeit des Schweizer Malers Kunz), und verdient die Firma Benziger u. Co. wie die Bahngeſellſchaft hohe Anerkennung. Schließlich konſtatieren wir gerne, daß die Schweizeriſche Südoſtbahn ſich Mühe gibt, das Publikum zu be - friedigen; ſie ſucht, wo ſie kann, den Pilgern die Fahrt an - genehm und leicht zu machen, und entwickelt ſelbſt in der Be - förderung der Pilgerzüge regen Eifer.

St. Galliſches.

Regierungsrats-Verhandlungen vom 26. April 1895.

Die Wahl des Herrn Jakob Geißer von Altſtätten, z. Zt. Ka - plan in Berneck, zum Pfarrer der katholiſchen Kirchgemeinde Eggersriet, erhält die hoheitliche Anerkennung.

Der Regierungsrat ſetzt die Tagesordnung feſt für die am 13. Mai nächſthin beginnende ordentliche Frühjahrsſeſſion des großen Rates. Auf derſelben figurieren neben den vorgeſchriebenen Wahlen der beiden Abgeordneten in den Ständerat und des Landammanns für die nächſte einjährige Amtsdauer, Geſetzesberatungen über folgende Materien: Ver - ſorgung und Erziehung armer Kinder und Waiſen, Nachtrag zum Geſetz betr. Errichtung eines Lehrerſeminars und einer Kantonsſchule (Einfüh - rung eines vierten Seminarkurſes), Jagdweſen, Zivilrechtspflege, Nach - trag zum Sparkaſſageſetz, wogegen laut Mitteilung der betr. Großrats - kommiſſion die zweite Beratung des Geſetzesvorſchlages betr. das Ge - bäudeverſicherungsweſen infolge angeordneter, weiterer Unterſuchungen in der bevorſtehenden Großratsſeſſion nicht ſtattfinden kann; ferner: Bot - ſchaften des Regierungsrates betr. Reorganiſation der Molkereiſchule Sornthal und Verteilung des Alkoholzehntels pro 1894, Petition des Feuerbeſtattungsvereins St. Gallen um Auftragerteilung an den Regie - rungsrat zur Ausarbeitung einer Vorlage über Einführung der fakultativen Feuerbeſtattung u ſ. w.

Aus der im Auftrage des Volkswirtſchaftsdepartements aufgenom - menen Statiſtik über die Geſamtzahl der in der Schweiz im Betrieb be - findlichen Stickmaſchinen ergibt ſich folgende Zuſammenſtellung:

Maſchinenzahl:

Dem ſchweiz. Departement des Innern wird die Abrechnung über die Baukoſten der Rheinkorrektion Tardisbrücke-Monſtein pro 1894 mit einer Ausgabeſumme von Frs. 215 349.52 Ctm. zur Prüfung und Genehmigung unterbreitet.

Dem Kirchenverwaltungsrat Murg wird die nachgeſuchte Be - willigung zur Ausführung der projektierten Friedhofvergrößerung erteilt.

Mit Bezug auf das von der Direktion der V. S. B. vorgelegte Projekt für Verbreitung des Ausladeplatzes und Verlängerung des Stumpengeleiſes auf der Station Oberriet läßt ſich der Regierungs - rat gegenüber dem ſchweiz. Eiſenbahndepartement in zuſtimmendem Sinne vernehmen.

Auf ein Geſuch des Gemeinderates Bronſchhofen um Erhöhung des ſeinerzeit zuerkannten Staatsbeitrages von Frs. 2500 an die Bau - koſten der Straße Bronſchhofen-Maugwil erteilt der Regierungs - rat den Beſcheid, daß auf das Geſuch erſt eingetreten werden könne, wenn nach erfolgter Ausführung der Bauten auch über die wirklichen Baukoſten genauer Aufſchluß vorliege.

Der neugegründeten freiwilligen Feuerwehr St. Margrethen wird an verſchiedenen Anſchaffungskoſten für Hebung des Feuerlöſchweſens ein Staatsbeitrag von Frs. 500 und dem Kavallerieverein St. Gallen an die Koſten des im Laufe des nächſten Sommers ſtattfindenden Mili - tärreitens auf dem Breitfeld ein ſolcher von Frs. 300 zuerkannt.

Hiſtoriſche Ausſtellung in Lichtenſteig.(Eingeſandt.)

In immer weiteren Kreiſen erregt die bedeutſame Veranſtaltung hohes Intereſſe. Antiquare und Geſchichtskundige von nah und fern ſpenden dem ganzen Arrangement volles Lob. Allgemein überraſcht die Reich - haltigkeit der Sammlung. Seit dem Eröffnungstage ſind höchſt wert - volle Ergänzungen eingetroffen. Sachverſtändige von St. Gallen, Zürich, Baſel, Genf ꝛc. anerkennen rückhaltlos den großen Wert vieler Objekte. Einzelne Stücke werden ſehr hoch taxiert. Die Ausſtellung wird täglich mehr zu einem geſchichtlichen Zeugen von ſeltener Treue. Toggenburgiſches Streben und Sein in längſt enteilter Zeit, toggenburgiſche Kraft und Energie grüßen aus dem Dunkel der Vergangenheit herauf. Eine reiche Geſchichte politiſcher und kultureller Entwickelung zieht in dem alten Saale an dem geiſtigen Auge vorüber. Man möchte die alten Banner und Waffen, die Bilder der Ahnen, die prächtigen Erzeugniſſe des Kunſt - handwerks ꝛc. ernſt und lang befragen über das, was ſie geſehen und erlebt.

Der erſtellte Katalog gibt uns Auskunft darüber, daß Behörden und Private in freundlichem Bemühen mitgewirkt haben, ein wertvolles Ganzes zu geſtalten. Außer Lichtenſteig ſind es namentlich das Muſeum von St. Gallen, der kantonale biſtoriſche Verein, das Kloſter Neu St. Jo - hann, die Stiftsbibliothek, der hochwſt. Biſchof Egger, Verwaltungen und Pri - vate benachbarter Gemeinden ꝛc., welche zum Gelingen der ſchwierigen Unternehmung ein weſentliches beigetragen haben. Die Ausſtellung bleibt nur bis zum 6. Mai geöffnet, worauf wir des rechtzeitigen Beſuches wegen nachdrücklich aufmerkſam machen.

Zum Kantonsrat wurde, entgegen dem Vorſchlage der Liberalen, mit 2052 Stimmen Nationalrat Scherrer-Füllemann gewählt. Direktor Gygax (ſyſtemsliberal) erhielt 1263 Stimmen. Das Bezirksgericht wurde nach dem liberalen Vorſchlag beſtellt.

St. Gallen.

Die vierte Ehrengabenliſte für das ſt. galliſche Kantonalſchützenfeſt verzeichnet ein Total von 8556 Franken.

Goßau. Kirchliches.

Mittwoch den 1. Mai feiert der hochw. Herr Neuprieſter Robert Oberholzer in hier ſein erſtes beiliges Meßopfer. Der Gottesdienſt beginnt um halb 9 Uhr.

Goßau.

Die Käſereigeſellſchaft hat dem Käſer Anton Huber dahier die Milch für 13½ Rp. fürs ganze Jahr zuge - ſchlagen. Damit iſt der höchſte Preis hierzulande erreicht.

Widnau.

Als am Oſterſonntag morgen der hier ſtationie - rende eidg. Grenzwächter Oberbek ſich auf einem Patrouillengang be - fand, ſah er, wie ſich etwas unterhalb der Widnauer Rheinbrücke eine Frau in den Rhein ſtürzte und in den trüben Fluten des - ſelben augenblicklich verſchwand. Trotz des ſchneidenden Notd - windes entledigte er ſich raſch entſchloſſen ſeiner Waffen und Oberkleider und ſprang, der eigenen Gefahr nicht achtend, der Unglücklichen nach. Unter großer Anſtrengung gelang es ihm,dieſelbe dem naſſen Elemente zu entreißen und in eines der nächſten Häuſer zu bringen.

Ernetſchwil.(Eingeſ.)

An hieſige Schule wurde Hr. Lehramtskandidat Hüppi in Gommiswald gewählt.

* Jona.

Letzten Sonntag wurde im Walde beim Lehn - holz ein unbekannter Mann erhängt aufgefunden.

Eſchenbach.(Eingeſ.)

Mit dem 1. Mai beginnt in hier ein junger, tüchtiger Arzt ſeine Proxis, nämlich Hr. Dr. An - ton Hegglin von Menzingen. Wohnung nimmt er bei Herrn Gemeindeſchreiber Albert Morger. Er ſei uns willkommen!

Rapperswil.(Eingeſ.)

Unſer Wochenblättli ſchreibt, die Konſervativen gehen da, wo ſie in Mehrheit ſind, mit der größten Rück - ſichtsloſigkeit vor. Wir wollen dem Blatte nicht mit gleicher Münze ant - worten, aber Tatſachen wollen wir ihm bringen und dann mag es ur - teilen, wo die größte Rückſichtsloſigkeit geübt wird. In Rapperswil hat die liberale Mehrheit ſeit zirka 20 Jahren der konſervativen Minder - heit keinen einzigen Vertreter im 7 Mitglieder zählenden Gemeinderate gegeben; haben die Konſervativen des Bezirkes ebenſo gehandelt?

Schließlich möchten wir noch auf einen Widerſpruch im Wochen - blatt aufmerkſam machen: In einem Spitzartikel klagt das Blatt in jämmerlichem Tone, daß die Konſervativen bei Aufſtellung der Liſte den Wünſchen der einzelnen Gemeinden gar nicht Rechnung getragen haben, und auf der gleichen Seite des Blattes klagt man darüber, daß die Orts - intereſſen bei den Richterwahlen eine ſo entſcheidende Rolle ſpielten und man zu ſehr Rückſicht auf die einzelnen Gemeinden genommen habe.

(Eingeſandt aus dem Seebezirk).

Im Rappetswiler Wochenblatt ſchreibt da ein Einſender: Den zahlreichen Proteſtanten des Bezirks mit ganz bedeutendem Steuerkapital und Opferſinn für das allgemeine Wohl wird nicht ein einziger Vertreter in unſerem Bezirksgerichte gewährt und doch verdienten dieſelben gewiß der Beachtung. Wir wollen hier nur ein einziges Beiſpiel ihrer Gemeinnützigkeit anführen: Wer ſteuerte den Löwenanteil an das Bezirks - krankenhaus in Uznach bei?

Halt, mein Lieber! fehlgeſchoſſen! Der Löwenanteil an das Bezirkskrankenhaus in Uznach kam nicht von dieſer Seite und nicht von Rapverswil und ſeiner Umgebung, ſondern dieſen Löwenanteil ſteuerten die Schuldner der Sparkaſſe, die dieſem Inſtitute den Zins pünktlich bezahlen mußten; nicht die Herren, ſondern die armen Schuldenbauern und Zinſer, die beſonders in Uznach und den umliegenden Gemeinden und im Bezirk Gaſter wohnen, legten zum größten Teil die Summe zu - ſammen und ein weiterer großer Teil die Gemeinde Uznach. Wenn auch der Kanton St. Gallen eine große Summe beiſteuerte, ſo hat er nur damit zurückerſtattet, was er ſ. Z. vom St. An - toniusſpital in Uznach emgeſackt hat. Das Sparkaſſa-Inſtitut iſt in uneigennützigſter Weiſe derwaltet von Liberalen und Konſer - vatiden, und finden wir höchſt abgeſchmackt und vetwerflich, da - mit politiſches Kapital zu ſchlagen.

Gaſter. Wahl des Bezirksgerichts.

In den 6 Gemeinden dieſes Bezirkes wurden letzten Sonntag zu Be - zirksrichtern pro 1895 / 99 gewählt:

  • 1. Herr Fäh Fr., Gerichtspräſident in Kaltbrunn.
  • 2. Fäh Alex., Gemeindeammann in Benken.
  • 3. Tremp A., Gemeindeammann in Schännis.
  • 4. Zimmermann I., Gemeindeammann in Weeſen.
  • 5. Gmür L., Gemeindeammann in Amden.
  • 6. Steiner Chr., Kaſſier in Rieden.
  • 7. Zahner Beat, Präſident in Kaltbrunn.

Der Letztgenannte iſt neu gewählt.

Als Erſatzrichter wurden beſtätigt:

  • 1. Herr Kühne A., Ortspräſident in Benken.
  • 2. Tremp I., Ortspräſident in Dorf.
  • 3. Gmür Fr., Vizeammann in Amden.
  • 4. Tremp Wilhelm, Verwalter in Rufi.

Kanione.

Zürich.

Der Kantonstat beſchloß mit großer Mehtheit gegenuber einem Verwerfungsantrage das Geſetz betreffend den Verkauf von Brot nach Gewicht dem Volke zur Annahme vorzulegen.

Bevölkerungszunahme.

Seit der am 1. Juni v. I. vorgenommenen Volkszählung hat die Wohnbevölkerung der Stadt Zürich bis Ende März 1895 um rund 7000 zugenommen und betrug anfangs April 128,043.

Obwalden.

Die Landsgemeinde wählte zum Landamann Durrer, zum Stadthalter Wirz. Die bisherigen Oberrichter wurden mit Ausnahme Reinhatds beſtätigt. Zum Präſidenten wurde Stockmann gewählt.

Nidwalden.

Ständerat Wyrſch wurde von der Landsgemeinde mit 1178 gegen 1177 beſtätigt, bei der Abzählung ergab ſich eine Mehrheit von 1 Stimme. Mit großem Mehr wurde die Vornahme der Verfaſſungsreviſion durch einen Verfaſſungsrat beſchloſſen.

Zug.

Die Generalverſammlung des Verkehrsvereins vom Zugerſee und Umgebung hat beſchloſſen, das Fremdenblatt von Zug habe einzugehen und die Koſten des eingegangenen Blattes ſeien zu Geſamtempfehlungen in den Fremdenblättern von Zürich. Lazern und Interlaken zu verwenden.

Zug.

Am 25. April wurde bei Zug der Bau der Linie Zug-Goldau in Angriff genommen, an beiden Enden des dortigen Tunnels wird tüchtig gearbeitet.

Baſel.

Bei den vorgeſtern und geſtern ſtatt - gehabten 4 Großratsetſatzwahlen wurde im Riehenquattier der konſervative Pfaff von Mechel gewählt mit 190 gegen 160 Stimmen, welche der Kandidat der Freiſinnigen, Dr. Karl Nienhaus auf ſich vereinigte. Im Harburgquartier, in welchem ein heißer Wahlkampf entbrannt war, iſt gar keine Wahl zu - ſtande gekommen. Das abſolute Mehr betrug 453 Stimmen. Die 3 Kandidaten der Freiſinnigen machten 357, 354, 381 Stimmen, diejenigen der Sozialdemokraten 348, 306, 362 Stimmen. Die Kandidaten des freien Quartiervereins (Konſer - vative und Ultramontane) erhielten 204, 145, 179 Stimmen.

Man iſt geſpannt auf den Ausgang der Wahlen, die wahr - ſcheinlich zu Gunſten der Sozialdemokraten ausfallen dürften.

Aargau.

Das Bürgerſchulgeſetz wurde mit 17,687 Ja gegen 13,939 Nein angenommen.

Das Geſetz betr. die bürgerliche Fortbildungsſchule iſt mit 17,687 gegen 13,939 Stimmen angenommen worden. Verworfen haben die Bezirke Muri, Bremgarten, Laufenburg, Baden und Rheinfelden.

Thurgau.

Die Kantonsſchule in Frauenfeld zählt gegen - wärtig einen leibhaftigen Türken unter ihren Schülern, nämlich einen 15 Jahre alten Neffen des Khedive von Aegypten.

Graubünden.

Letzten Sonntag, nachdem die kirchliche Trauung eines Hochzeitspaares in Felberg vorbei war, ſtand eine Chaiſe bereit, um die Neuvermählten aufzunehmen, und ſie für einige Stunden dem heimatlichen Dorfe zu entführen. Die Fahrt hatte nicht lange gedauert, als Schüſſe (Hochzeitsſchießen) in unmittelbarer Nähe abgegeben wurden. Das junge und feurige Pferd brannte durch, und der Kutſcher war nicht im Stande, es zu halten. In raſender Eile in Neudorf angekommen, prallte dasſelbe, ſoviel uns mitgeteilt wird, an einem Baume an. Tie neue Chaiſe wurde umgeworfen und das Hochzeitspaar flog mit Wucht auf die harte Straße. Nur die Geinesgegenwart des Kutſchers konnte ſerneres Ungluck verhüten. Er ſprang ab, um im gleichen Moment dem Pferde in die Zügel zu fallen, das er zum Stehen brachte. Das Paar wurde am Kopfe und an den Füßen ziemlich ſtark beſchädigt und die Chaiſe iſt demoliert.

Ausland.

Oeſterreich.

In Mehrerau iſt Donnerstag abend der am 31. Januar 1893 neu - gewäblte Abt des Kloſters, P. Laurenz Wocher (der erſte Oeſterreicher, der zu dieſer Würde erhoben wurde), im beſten Mannesalter von 40 Jahren plötzlich infolge Schlaganfalles geſtorben.

Aus dem Herzogtum Krain. In der Hauptſtadt Laibach kamen vom 14. bis 25. l. M. ſozuſagen täglich ſchwächere und heftigere Erdſtöße vor, ſo auch am 24. ds.

In Ungarn wütet die liberale Preſſe gegen den Nuntius Agliardi, weil er den ungariſchen Epiſkopat und Clerus zum Ausharren im Kampfe gegen die Civilehe aufgefordert hat. Auch die offiziöſe Preſſe beteiligt ſich an der Hetze und bezeichnet die Reiſe des Nuntius nach Ungarn als eine internationale Rechtsverletzung. Offenbar iſt dieſe Haltung der Preſſe nur das Vorſpiel für eine vom Miniſterium geplante Action, die Regie - tung wird nächſtens dem Magnatenhauſe die kirchenpolitiſche Vorlage mit den geſtrichenen Paragraphen wieder vorlegen. Miniſterpräſident v. Banffy erklärte in den Ausſchüſſen des Ab - geordnetenhauſes aber ſelbſt, daß er keine Garantie für die neuerliche Abſtimmung im Magnatenhauſe bieten könne. Ob die Hetze der Regierungspreſſe die Oberhausmehrheit gefügiger machen wird, wird man ja bald ſehen.

Deutſchland.

Für den kommenden deutſchen Katho - likentag in München (Ende Auguſt oder Anfang September) werden große Vorbereitungen getroffen. Das Lokalkomitee wird aus über 120 Perſonen beſtehen; ſämtliche katholiſche Pfarrer der Stadt haben ihren Beitritt zum Komitee erklärt; das erzbiſchöfliche Ordinariat iſt durch Domprobſt Kronaſt vertreten. Die hervorragenſten Redner aus ganz Deutſchland werden her - angezogen werden. Man erwartet eine ganz impoſante Ver - ſammlung.

Oldenburg.

Der 34jährige Schwindler Partiſch aus Wien, der 12 Jahre hindurch als Dr. Hans Hubertus Partiſch unbeanſtandet als evangeliſcher Geiſtlicher an der Lamberti-Kirche wrkte, hatte ſich am 24. April vor der hieſigen Strafkammer des Landgerichts wegen Unterſchlagung von 27.000 Fr. und wegen und fugter Führung des Doktor - titels zu verantworten. In Sacken ſeiner Amtshandlungen als Paſtor iſt Verjährung eingetreten. Paſtor Partiſch wurde wegen Unterſchlagung zu 3 Jahren Gefängnis verurſeilt.

Bei einer Erſatzwahl in Dresden-Land wurde der So - zialdemokrat Horn gewählt. Er vereinigte 16,575 Stimmen auf ſich, während auf einen Antiſemiten 8643 und auf einen Konſervativen (Adeligen?) 7774 Stimmen fielen. Nun ſind im ganzen 48 Mitglieder des deutſchen Reichstages Sozialdemo - kraten.

Ein deutſcher Miniſter erklärte im deutſchen Reichstage, infolge Aufſchlages des Petroleums um 150 Prozent würde eine Mehrbelaſtung für das deutſche Volk um jährlich 300 Millionen Mark entſtehen, dank dem Kommunismus des Mammons.

In Halle a. S. trat am Montag der allgemeine deutſche Handwerkertag zuſammen. Wiewohl Fürſt Bis -3markt (der noch immer fleißig Deputationen empfängt und ihnen Reden hält, die häufig mit der Wahrheit und ſeiner Vergangen - heit nicht übereinſtimmen) neulich den Vertretern der Innungen geſagt hat, es ſei nichts mit der Zwangsinnung, hielt die Verſammlung entſchieden an der Forderung der Zwangsinnung und des Befähigungsnachweiſes feſt. Daß die Handwerker mit ihrer Agitation Eindruck machen, dafür war in Halle u. a. der nationalliberale Abgeordnete Dr. Friedberg Zeuge. Er nahm das Wort, überbrachte grüße von Herrn v. Bennigſen und verſicherte, die Nationalliberalen hätten ſtets ein warmes Herz für das Handwerk gehabt. Die Verſammlung wollte das freilich nicht recht glauben. Die Regierung ſcheint dieſe Reichstagsſeſſion wieder vorübergehen zu laſſen, ohne daß etwas für die Handwerker geſchieht. Nicht einmal der Geſetzentwurf gegen den unlauteren Wettbewerb, der auch ihnen zu Gute kommen würde, ſcheint vorgelegt werden zu ſollen.

Frankrcich.

Schreckliche Ueberſchwemmung.

Der Damm des Waſſerreſervois in Douzey (Vogeſen), welches acht Millionen Kubikmeter faßt, iſt letzten Samstag Morgen 5 Uhr geborſten. Unterbrochen iſt die Eiſenbahnlinie zwiſchen Epinale und Chaumont. Die Linie Epinale-Nancy iſt unterbrochen zwiſchen Chapelle und Charme. Einige Dörfer ſind zerſtört. Der Schaden beträgt mehrere Millionen.

Das aus dem Reſervoir von Bouzey entfloſſene Waſſer hat ſich bei Chàtel in die Moſel ergoſſen. Bei dieſer, 15 Kilometer von Epinal entfernten Ort - ſchaft ertanken acht Perſonen. Der angerichtete Schaden iſt ungeheuer; er beträgt gegen 50 Millionen Franken. Man ſpricht von 50 Opfern, welche die Kataſtrophe gefordert haben ſoll; doch die Zahl derſelben iſt noch nicht genau feſtgeſtellt.

Das Tal der Avière bietet einen betrübenden Anblick. Je mehr man vordringt, deſto mehr kann man ſich von der Ausdehnung des Unglücks überzeugen. In Domevre wurden 17 Häuſer weggeriſſen, 25 Perſonen kamen ums Leben. In Ancourt wurde ein einziges Haus weggeriſſen. Auf der Mairie in Ancourt wurden die Leichen von 2 Kindern, 2 Männern und 5 Frauen niedergelegt. In Uxegney wurden 16 Häuſer weggeriſſen, 17 Perſonen kamen um. Die Ueber - lebenden ſind in großer Not. Man ſchätzt die Zahl der Toten auf 110, die Hälfte iſt aufgefunden.

Ein Kohlenhändler Robespierre, Großneffe des hiſtoriſch bekannten Revolutionswüterichs Robespierre, ſtand vor der Pariſer Zuchtpolizei unter der Anklage, durch falſches Gewicht betrügeriſche Schädigungen verübt zu haben. Er wurde jedoch freigeſprochen.

Frankreich.

Empörende Karfreitagsſchändungen haben ſich die hieſigen Sozialiſten auch in dieſem Jahre wieder zu Schulden kommen laſſen. In der Maiſon du Peuple, dem Central-Vereinshauſe der hieſigen ſozialiſtiſchen Partei, wurde das ſog. Karfreitags-Bankett abgehalten, an welchem außer den bekannteſten Parteiführern und den ſozialiſtiſcken Pariſer Gemeinde - räten auch die beiden Abgeoedneten Erneſt Roch u. Clovis Hugues, ſowie der berüchtigte Robin, Exdirektor des Waiſenhauſes von Cempuis, teilnahmen. Schon die gedruckte Speiſekarte, auf welcher Pfaffenſuppe , Chriſtuswürſtchen , kath. Paſteten u. ſ. w. angezeigt waren, war eine frehe Verhöhnung der kath. Religion. Die Speiſen wurden durch Kellner in Mönchstracht aufgetragen, und als Tafelaufſatz figurierte ein großes Kreuz, zu deſſen Füßen ein friſchgeſchlachtetes Schwein (!) lag, welches das Oſterlamm darſtellen ſollte. Während einer Pauſe des Mahles kam ein als Prieſter verkleideter Genoſſe , beſprengte das Schwein mit Waſſer und Wein, dann wurde, während die Anweſenden das Dies irae und andere Lieder ſangen, das Tier in einen Sarg gelegt und zum Schluß parodierte der Pſeudo - Prieſter die Generalabſolution. Wie es heißt, ſollte urſprünglich das Schwein ans Kreuz genagelt werden; die Gottesläſterer wagten aber anſcheinend doch nicht, dieſen äußerſten Frevel zu begehen, und begnügten ſich mit der vorerwähnten Szene, die allerdings auch ſchon teufliſch genug war. Von den Reden, die auf dieſem Bankett gehalten wurden, wollen wir ſchweigen; nach dem Geſogten kann man ſich ohnehin eine Vorſtellung von ihrem unflätigen Inhalte machen. Mehrere Poliziſten, die während des ganzen Bankettes im Saale anweſend waren, ſahen ſich nicht veranlaßt, gegen dieſe Sakrilegien einzuſchreiten (!), ſo ſchreibt man dem Vaterl.

Trotz des Widerſtrebens, das wir empfinden, haben wir obige Scheußlichkeiten hier mitgeteilt, weil dieſelben beſſer als alles andere beweiſen, wie bei den Socialiſten, ſobald ſie nicht durch taktiſche Gründe gehindert ſind, ihre wahren Geſinnungen zu zeigen, an Stelle des heuchleriſchen Reſpektes vor der Religion der brutale Haß gegen die katboliſche Kirche zu Tage tritt.

Frankreich.

Der Figaro veröffentlicht einen Brief des verſtorbenen Herzogs von Gramont, aus welchem hervorgeht, daß in der Tat während des Beginns des Krieges von 1870 Oeſter - reich und Italien in Uebereinſtimmung mit Napoleon III. unter ſich einen Vertrag für bewaffnete Neutralität vorbereitet hatten. Die Beſprechungen führten zu einem Vertrag von drei Artikeln, welcher nach der Genehmigung in Wien und Florens dem Kaiſer durch den Grafen Vimeeti nach Metz überbracht wurde und von dorther mit der Genehmigung Napoleons zurückkam. Dieſem Vertrag fehlten nur noch die Unterſchriften der Parteien, als ſich die erſten Niederlagen Frankreichs ereigneten. Wenn die franzöſiſchen Truppen noch einige Zeit Stand gehalten hätten, wäre der Vertrag unterzeichnet worden. Einer der Vertragsar - tikel beſtimmte, daß ſich die gemeinſame bewaffnete Neutralität Italiens und Oeſterreichs in eine aktive Mitwirkung ihrer Heeres - mächte mit denjenigen Napoleons gegen Preußen verwandeln ſollte. Der Zeitpunkt dieſer Mitwirkung ſtimmte überein mit dem bereits feſtgeſetzten Augenblick, in dem Oeſterreich losbrechen ſollte, nämlich in der erſten Hälfte September.

Belgien.

Der König hat das neue Gemeindewahlgeſetz beſtätigt. Am 1. November werden die alten Gemeinderäte aufgelöſt und die Wiederwahlen nach dem neuen Geſetze vorge - nommen werden. Die weſentlichen Beſtimmungen desſelben ſeien im nachſtehenden wiedergegeben: Jeder unbeſcholtene, mindeſtens 30 Jahre alte und ſeit 3 Jahren in der Gemeinde anſäſſige Belgier verfügt über eine Wahlſtimme. Wer 35 Jahre alt, Familienvater oder Witwer mit ehrlicher Nachkommenſchaft iſt und direkte Staatsſteuern von 5 bis 15 Fr. zahlt, wer den Beſitz von Grundſtücken von mindeſtens 2000 Fr. Kataſterwert oder den Beſitz einer Jahresrente von mindeſtens 100 Fr. nachweiſt, erhält eine zweite Wahlſtimme. Den Inhabern von Grundbeſitz von mindeſtens 150 Fr. Kataſterertrag wird eine weitere Wahlſtimme zuerkannt. Die höher gebildeten Befähig - ungswähler erhalten zwei Zuſatzwahlſtimmen. Bürger, dieweniger als 30 Jahre alt ſind und bisher das Stimmrecht beſeſſen haben, erbalten eine Wahlſtimme, wofern ſie akademiſch gebildet ſind oder ſich das Stimmrecht durch eine Befähigungs - prüfung erworben haben. Die Wähler der Induſtrie - und Ar - beitsräte, ſoweit ſie 30 Jahre alt und ſeit drei Jahren in der Gemeinde anſäſſig ſind, wählen in den Städten von 20,000 bis 70,000 Seelen je zwei Arbeitgeber und je zwei Arbeiter, in den Städten von mehr als 70,000 Seelen je vier Arbeit - geber und je vier Arbeiter zu Mitgliedern der Gemeideräte. Auf Grund dieſer Beſtimmung treten in den größeren Städten insgeſamt 66 Arbeitgeber und 66 Arbeiter in die Gemeinderäte ein. Mehr als 4 Wahlſtimmen darf niemand abgeben.

Aſien

In dieſem Erdteil beſitzt Rußland die Herrſchaft über mehr als derſelben der ländlichen Ausdehnung nach, nämlich die weſtlichen Teile und die nördlichen Gebiete vom Weſten weg bis zum äußerſten Oſten. An Einwohnerzahl (viel - leicht 30 Millionen) kommt dieſe Herrſchaft nicht ſo ſtark in betracht, dagegen erſcheint von hoher Bedeutung der Umſtand einmal, daß Rußland den wichtigen Kriegshafen Wladiwoſtock am Meere in der Nähe von Korea und China (Mandſchurei) beſitzt, und ferner die Tatſache, daß der Plan des rieſigen ruſ - ſiſchen Reiches dahin geht, nach und nach in Jahrzehnten oder Jahrhunderten ſozuſagen ganz Aſien zu beherrſchen.

Daher iſt die ruſſiſche Regierung jetzt ſehr unzufrieden darüber, daß Japan durch den Friedensſchluß ſo ſehr erſtarken und ſogar China in ſeine Obhut nehmen ſoll, während Ruß - land auf allmälige Abbröckelung des im weithin benachbarten chineſiſchen Reiches und auf Eroberungen trachtete. Frankreich ſteht in Bezug auf das Beute-Objekt China den Ruſſen bei, ſchon wegen ihrer europäiſchen Freundſchaft, aber auch, weil es ſelbſt die aſiatiſchen Gebiete Tonkin und Cochinchina nächſt dem chineſiſchen rieſig großen Land in ſeiner Macht hat und ebenfalls auf Eroberungen bedacht iſt. Daß nun neueſtens Rußland und Frankreich ſchriftliche Vorſtellungen an Japan gemacht haben, die Friedensbedingungen gegenüber China zu mäßigen und kein oder möglichſt wenig chineſiſches Feſtland, namentlich den Kriegshafen Port Arthur nicht anzuſprechen oder nicht zu behalten, iſt bei ihren Plänen begreiflich, weniger verſtändlich dagegen, wie Deutſchland einer diplomatiſchen Note an Japan ihnen folgt. Die deutſche Regierung wird in ihrem eigenen Lande zu hören bekommen, daß ſie ja froh ſein ſollte, wenn in Aſien eine neue Großmacht der Aſiaten ſelbſt entſteht und Rußland nicht ganz Aſien mit der Zeit einſacken kann, ſondern dort auch mächtige Feinde hätte, wegen deren Widerſtand und Feindſchaft dann Rußland im Kampfe gegen Deutſchland und andere Staaten in Europa auch nicht zu übermächtig würde.

Japan.

Yokohama.

Den Korreſpondenten der aus - wärtigen Preſſe iſt folgende Mitteilung zugeſtellt worden: Der von China mit Japan abgeſchloſſene Handelsvertrag umfaßt: 1. Das Recht der Schiffahrt auf dem Yangtſekiang und den Flüſſen, welche nach Futſchen und Hangsteu führen; 2. Die Erlaubnis der zollfreien Einfuhr von Maſchinen und gewiſſer anderer Handelsartikel, ferner das Recht, in China Fabriken zu errichten. Dieſe Bedingungen ſind nicht allein Japan als meiſtbegünſtigter Nation zugeſtanden, ſondern auch allen euro - päiſchen Mächten. Indem Japan dieſen Mächten ſolche Ver - günſtigungen verſchaffte, hoffte es, ſie würden dem Vertrag keine Oppoſition machen. Das Gerücht von einem Schutz - und Trutz - bündnis ſei völlig aus der Luft gegriffen.

Yolkswirtlchaftliches.

Bei der jetzigen Verteuerung des Petroleums iſt zu beachten, daß außer der Bemächtigung faſt der geſamten Erdölausbeutung durch wenige Großfirmen in Nordamerika und durch die Rothſchilds als Beſitzer der großen ſüdruſſiſchen Pe - trolquellen bei Baku am kaſpiſchen Meere die Wohlfeilheit der letzten Jahre auch herrührte einerſeits von den ſogen. Kampf - preiſen , mit welchen die amerikaniſche Geſellſchaft Standard Oelkompagnie jede Konkurrenz tot machen wollte, und ander - ſeits daher, daß Jahre lang der Verbrauch oder Konſum die Produktion überſtieg und nur durch Aufzehrung der vorhandenen Vorräte die Nachfrage befriedigt werden konnte. Infolge des Preisaufſchlags werden wahrſcheinlich noch neue Quellen in andern Ländern erforſcht und entdeckt.

Schwindel.

In den Tagesblättern findet man hie und da Inſerate, welche lohnenden Nebenverdienſt jedem zuſichern, der noch etwa über ein freies Stündchen im Tag verfügen könne und einen einmaligen kleinen Geldbetrag für Bekanntgabe des Mittels oder Verdienſtes einſende. Es beruhen aber die meiſten dieſer Inſerate auf Schwindel und Täuſchung; denn es iſt nicht wahr, daß in der heutigen Zeit, wo auf allen Gebieten ſo ſchwere Konkurrenz herrſcht, ſo leicht möglich wäre, ſich einen lohnenden Nebenverdienſt zu verſchaffen; wahr iſt vielmehr, daß man mit ſeiner ganzen Kraft in ſeinem Berufe einſetzen muß, wenn man etwas rechtes leiſten und ſich ein Auskommen ver - ſchaffen will. Es gilt auch hier das Wort Franklins: Wer euch ſagt, daß ihr auf andere Art reich werden könnet als durch Arbeit und Sparſamkeit, der iſt ein Lügner und Gift - miſcher.

Abwendung von Froſtſchaden.

Die Vegetation iſt ſo weit vorgeſchritten, daß ein Sinken der Temperatur unter Null vernichtend wirkt. Zugleich iſt die Periode der bei uns üblichen Spätfröſte eingetreten. Man ſei deshalb auf der Hut und ſchütze was man ſchützen kann. Langjährige Erfahrung ſetzt den Landwirt und Gärtner in ſtand, die Gefahr mit einiger Sicherheit zu erkennen. Durch Decken, Umhüllen, Vorhängen von Tüchern, Matten u. d. g. (bei Reben durch Räuchern) und andere Methoden kann die Froſtgefahr vielfach abgewendet werden. Wem es daran gelegen iſt, irgend einen Baum, Reben, Kulturen u. d. g. zu ſchützen der treffe ſeine Maßregeln rechtzeitig!

Allgemeiner deutſcher Muſter-Brieſſteller und Univerſal - Haus-Sekretär für alle in den verſchiedenen geſellſchaftlichen Verhältniſſen, ſowie im Geſchäfts -, Gewerbs - und Privatleben vorkommenden Fälle. Unentbehrliches Handbuch für Jedermann von Georg Gaal. Zwölfte, gänzlich umgearbeitete und den Zeit - verhältniſſen vollkommen angepaßte Auflage. In 13 Lieferungen zu 4 Bogen. Preis jeder Lieferung 55 Ctm. Ausgabe in zehn - tägigen Zwiſchemäumen. Auch komplet geh. 6 Fr. 70 Cts. oder geb. 8 Fr. (A. Hartleben’s Verlag, Wien.)

Der Menſch iſt ſein Stil , ſagt einer der größten Denker ſeiner Zeit, und in der Tat iſt man gewohnt, aus dem Stile eines Briefes oder einer Eingabe einen berechtigten Schluß auf den Bildungsgrad ſeines Abſenders zu ziehen. Begreiflicherweiſewill niemand über ſeinen Bildungsgrad ein ungünſtiges Urteil ergehen laſſen, und doch ſind heute, bei der intenſiven und ex - tenſiven Steigerung des Schulweſens, die in dieſer Beziehung zu ſtellenden Anforderungen viel größer, als ſie noch vor etwa zwanzig Jahren geweſen. Ueberdies gibt es aber bei der Ab - faſſung von Briefen und beſonders von amtlichen Eingaben eine Menge formeller Nebenbedingungen, welche ſelbſt den gebildetſten nicht bekannt ſind. Auch die Geſetzgebung ſchreitet fort und verlangt auf dieſe Weiſe die Kenntnis ſtets neuer Geſichtspunkte. Es iſt daher für Jedermann von großer Wichtigkeit, für alle derartigen Fälle einen verläßlichen Ratgeber zu beſitzen, und ein ſolcher, der ſoeben in zwölfter vermehrter und verbeſſerter Auflage erſcheinende Allgemeiner deutſcher Muſter-Briefſteller von Georg von Gaal. Auch auf dieſe neue Auflage wurde dieſelbe Sorgfalt verwendet, welche den früheren Auflagen ge - widmet wurde. Alle Teile in dem ganzen Buche ſind mit ſteter Berückſichtigung der neueſten Zeitverhältniſſe verändert und zum größten Teile umgearbeitet worden.

Yerſchiedenes.

Ein Gaunerſtreich.

Ein in Dietikon wohnender italieniſcher Kaufmann war Geſchäfte halber in Zürich. In der Nähe des Hauptbahrhofes wurde er von zwei eben angekom - menen Italienern, die in ihm einen Landsmann vermuteten, gefragt, wo ſich das italieniſche Konſulat befinde. Erfreut da - rüber, Landsleuten gefällig ſein zu können, bot ſich der Gefragte ſofort als Führer an. Auf dem Wege bemerkte einer der diſtinguiert ausſehenden Fremden, er trage 35,000 Fr. in Bank - noten aus einer Erbſchaft bei ſich, und er fragte den Begleiter, ob er ihm dieſes Geld nicht aufbewahren möchte, bis er ſeine verſchiedenen Geſchäfte beſorgt habe. Der gefällige Mann ſagte gern zu, erhielt eine dicke Brieftaſche und ſteckte dieſelbe ein, ohne ihren Inhalt zu prüfen. Um ſich ſeine ſeits nobel zu zeigen, offerierte er dem Landsmann eine Brieftaſche mit 2500 Fr. in italieniſchen Banknoten und zwei Bankdepoſitionen im Betrage von 7000 Fr. Mit nachläſſiger Bewegung ſteckte der Fremde die kleine Brieftaſche zu ſich. Im weiteren Verlaufe des Geſpräches äußerte der eine der beiden Fremden den Wunſch, eine gute Zigarte zu rauchen. Unſer Italiener wollte ſich wieder gefällig zeigen, bat die Herren, ſich ein Weilchen zu gedulden und kehrte bald aus einem Zigartengeſchäft mit Primaware zurück. Die beiden Kompatrioten aber waren nirgends mehr zu ſehen. Ein jäher Verdacht durchzuckte das Hirn des ver - trauensſeligen Mannes: raſch öffnete er die 35,000fränkiche Brieftaſche und fand darin einige Vexterbanknoten und Zeitungen. Er war das Opfer eines plumpen Betruges geworden. Ver - geblich fahndete die in Kenntnis geſetzte Pelizei nach den Gaunern; dieſen war es bereits gelungen, das Weile zu ſuchen.

Wie kann man ſo was liegen laſſen!

Am 17. ds. blieb in dem um 8 Uhr 22 Minuten abends in Bern anlangenden Freiburgerzug ein offenes Pli, enthaltend Obli - gationen und Aktien im Geſamtbetrage von über 14,000 Fr., in einem Wagen liegen, ohne daß ſich der betreffende unbekannte Eigentümer bis jetzt gemeldet hätte. Der Fundgegenſtand iſt beim Bahnhofvorſtand deponiert.

Literariſches.

Alte und Neue Welt, 29. Jahrgang, 7. Heft.

Der Roman Auf der Schwelle zum Paradieſe wird weiter geführt. Die beiden Novellen Die Probe und Die Vergeltung zeigen auf ver - ſchiedenen Gebieten die Falſchheit der Welt und den Troſt, der in der Religion liegt. Wie finden noch biographiſche Notizen über Feldmarſchall Erzherzog Albrecht und T. Alphens Maria. Der Aufſatz: Geſelliger Verkehr und Familienleben im alten Rom gibt uns eine anſchauliche Schilderung über das mit aller Raffiniertheit gepflegte Vergnügungsleben der alten Römer. Manche Lichtblicke fallen dabei auf die Geſchichte der Chriſtenverfolgungen. Illuſtrationen aller Art bringt dieſes Heft.

Butterprets in Uzuach, den 20. April.

Fr. 1. 15 bis 1. 18 per Halbkilo.

Markt in Herisau, den 26. April.

Butter, zollentoeiſe Fr. 1.20, ptundweiſe Fr. 1.35 bis .

Kattoffeln, ztrw, Fr. 4. , pfdw. 0 5 Cts.

Aepfel, zentnerweiſe Fr. bis . , pfundweiſe 25 Cts.

Kalbervreis: ver Pfund 50 56 Cts.

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About this transcription

TextNr. 35, 01. 05. 1895.
Author[unknown]
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Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Benjamin FiechterSusanne HaafNote: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat).2018-01-26T13:38:42Z grepect GmbHNote: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2018-01-26T13:38:42Z Amelie MeisterNote: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung.2018-01-26T13:38:42Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic informationNr. 35, 01. 05. 1895. . GegenbauerUznach1895. St. Galler Volksblatt

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IDS Mannheim

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationZeitung; ready; mkhz2

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Editorial principles

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