PRIMS Full-text transcription (HTML)
[1]

Preis 8 h

Redaction, Adminiſtration, Expedition und Druckerei: VIII., Strozzigaſſe 41.

Stadtexpedition I., Wollzeile 15. Zeitungsbureau Weis.

Unfrankirte Briefe werden nicht an - genommen: Manuſcripte werden nicht zurückgeſtellt. Unverſchloſſene Reclamationen ſind portofrei.

Inſerate werden im Ankündigungs - Bureau VIII., Strozzigaſſe 41, ſowie in allen Annoncenbureaux des In - und Auslandes angenommen.

Abonnements werden ange - nommen außer in den Expeditionen bei J. Heindl, I., Stephansplatz 7.

Erſcheint täglich, 6 Uhr Nach - mittags, mit Ausnahme der Sonn - und Feiertage.

Reichspoſt.
Unabhängiges Tagblatt für das chriſtliche Volk Oeſterreich-Ungarns.

Preis 8 h

Bezugspreiſe: Für Wien mit Zuſtellung ins Haus ganzjährig ...... 28 K halbjährig ...... 14 K vierteljährig ...... 7 K monatlich ..... 2 K 35 h

Einzelne Nummern 8 h. per Poſt 10 h

Bei Abholung in unſerer Adminiſtra - tion ganzjährig 24 K monatlich 2 K

Für: Oeſterreich-Ungarn: ganzjährig ...... 32 K halbjährig ...... 16 K vierteljährig ...... 8 K monatlich ..... 2 K 75 h

Für: Deutſchland: vierteljährig .... 9 K 50 h oder 8 Mark.

Länder des Weltpoſtvereines: vierteljähr. 12[K]oder 10 Mark.

Telephon 1828.

VIII. Jahrgang. Wien, Freitag, 4. Jänner 1901. Nr. 3.

Bayern

wird in der Preſſe nicht bloß in der öſterreichiſchen, ſondern auch in der reichsdeutſchen Preſſe, ſoweit ſie nicht bayriſch iſt, ziemlich ſtiefmütterlich behandelt. Man hat ſich dort wie hier gewöhnt, von den vielen Bundesſtaaten des deutſchen Reiches nur vom führenden preußiſchen Bundesſtaat eingehendſt zu be - richten und die Vorgänge im zweitgrößten Bundes - ſtaat ziemlich bagatellmäßig zu behandeln. Selbſt das iſt eines der Symptome, wie verpreußt , um den bekannten kräftigen Sigl’ſchen Ansdruck hier der Kürze wegen anzuwenden, die deutſchen Bundes - ſtaaten und ſpeciell Bayern ſind, d. h. wie Bayern als der zweite der vielen Bundesſtaaten des deutſchen Reiches an Bedeutung verloren hat, während Preußen als der erſte an Bedeutung derart ge - wonnen hat, daß man Preußen und Deutſches Reich vielfach, freilich ganz fälſchlich, ſozuſagen identificirt. Nur bei ganz wichtigen Vorgängen nimmt nament - lich die nicht reichsdeutſche Preſſe von Vorgängen Bayerns Notiz, ſpeciell auch die öſterreichiſche Preſſe; und doch ſteht unſerem Oeſterreich Bayern ſo nahe, nicht bloß geographiſch und ethnographiſch, nein, auch den Herzen und den Sympathien und der geſchicht - lichen Tradition nach. Namentlich das katholiſche Volk Oeſterreichs intereſſiren Bayerns Freuden und Leiden; denn Bayern iſt ein katholiſches Land wie Oeſterreich, und Bayern wird leider, ſo wie Oeſterreich, nicht im Geiſte ſeines katholiſchen Stamm-Volkes und ſeiner katholiſchen Tradition regiert, obſchon dort wie hier katholiſche Monarchen den Thron zieren. Holen wir unſererſeits wenigſtens an der Jahreswende das Verſäumte in etwa nach, indem wir einen kurzen Rückblick auf die bayriſchen Vorgänge des letzten Jahres werfen.

Um gleich da anzuknüpfen, wo wir ſo eben ge - endet, ſo haben ſich die Katholiken Bayerns leider keines beſonderen Wohlwollens, ja nicht einmal paritätiſcher Behandlung zu erfreuen. Obſchon ſie im Parlamente die Mehrheit bilden, nimmt die Regierung auf ſie nur Rückſicht, wo ſie muß. Der Fall Kerſchen - ſteiner und Schnek, die Anſtellung zweier katholiſcherLehrer, die mit Proteſtantinen verheirathet, ihre Kinder proteſtantiſch erziehen laſſen, an katholiſchen Schulen, die Schwierigkeiten, die man den Fronleichnamsproceſſionen mehrfach machte, die Berufung von Proteſtanten auf die wichtigſten Poſten in der Verwaltung und im Rathe des Prinzregenten, die Haltung des liberaliſirenden Juſtizminiſters, die Haltung der liberalen Preſſe gegen die Katholiken und das katholiſche Königshaus, mußten die Katholiken mißſtimmen und gegen das Reich verdroſſen machen; denn der proteſtantenfreundliche Wind, der jetzt in Bayern bläſt, bläſt vom Reich herüber, iſt preußiſcher Wind , wie wieder Dr. Sigl ſagen würde. Auch die Einheits-Gelüſte, die ſich z. B. bei der Einführung des Reichsmilitärgerichtshofes, beim Flaggen-Erlaß kundgaben, ſtammen von drüben und tragen das Meiſte bei zu der in Bayern that - ſächlich herrſchenden Reichsverdroſſenheit .

Aber auch im Lande ſelbſt ſieht es nicht am er - freulichſten aus. Das wirthſchaftliche Leben leidet Noth, beſonders der Bauernſtand, vom Hand - werkerſtand nicht zu reden. Die Landwirthe Bayerns, die großen wie die kleinen, kämpfen um ihre Exiſtenz bei Erneuerung der Handelsverträge, während Liberale und Socialdemokraten vereint als Gegner ihrer Intereſſen auftreten. Vom Liberalismus iſt das ſelbſtverſtändlich, er iſt ja in Bayern wie bei uns der Hort des Groß - capitalismus und des Freihandels; aber daß die Socialdemokratie in Bayern bauernfeindlich iſt, beweiſt klipp und klar, daß ſie keine Volkspartei iſt; denn die Mehrheit des bayeriſchen Volkes bildet die Bauern - ſchaft. Sie iſt nur eine Proletarier-Partei, die Bauern ſind nur reif für ſie, wenn ſie proletariſirt, an den Bettelſtab gebracht ſind. Leider haben es aber die baieriſchen Bauern demgegenüber noch nicht zu einer ein - heitlichen Organiſation, ja nicht einmal zu einem ein - heitlichen Vorgehen gebracht. Dem bayeriſchen Bauern - bund bleiben die Oberbayern fern und merkwürdiger - weiſe verlegt er ſich weniger auf die Förderung der bäuerlichen Standesintereſſen als auf die Bekämpfung des Centrums und der chriſtlichen Bauernvereine. Das echt preußiſche Gewächs, der Bund der Land - wirthe, hat man auch noch nach Bayern importirt. So ſind drei Bauernvereinigungen da, aber dem Bauern helfen können ſie nicht, weil die Vereine unter ſich ſelbſt nicht einig ſind. Die chriſtlichen Bauernvereine, an deren Spitze Männer wie Pichler, Gerſtenberger, Heim u. ſ. w. ſtehen, und die in ſich vollſtändig einig ſind, böten da das Heil. Aber gerade der chriſtliche Charakter und der Umſtand, daß Männer des bayri - ſchen Centrums ſich derſelben und der bäuerlichen Intereſſen annehmen, iſt Schuld daran, daß die Hetzer die Bauern vom Anſchluſſe an dieſelben ferne halten und ſo die Bauernſchaft in ſich ſpalten und entzweien.

Das Intereſſe des Centrums für das Wohl des Volkes hat ſich doch hinlänglich gezeigt bei der Steuerreform, die ſein Werk iſt. Sah ſich doch erſt vor einigen Wochen ein liberaler Rechtsrath der Stadt München gezwungen, in einem Vortrag an der Hand amtlichen Materials zuzugeben, daß die Steuerreform die kleinen Leute thatſächlich entlaſtet hat. Er theilte mit, daß der Ertrag der Gewerbe - ſteuer um eine volle Million ſich erhöht hat. Die ganze Mehrung vertheilt ſich auf etwa 7500 Steuer - pflichtige. Von 30.700 Steuerzahlern haben 23.200 eine niedrigere Steuer als früher gezahlt, 4400 haben eine weſentliche Erhöhung erfahren. Wer ſind aber dieſe? Nach dem Bericht eines liberalen Blattes ſind es Bankgeſchäfte, Bierbrauereien und Malz - fabriken mit einer halben Million, weiter Händler mit Liegenſchaften, Verſicherungsgeſellſchaften, Waaren - häuſer mit einer Viertelmillion.

Die edle, volksfreundliche und auch katholiſche Geſinnung des Prinzregenten Luitpold iſt über allen Zweifel erhaben. Daß er nicht die beſten Rathgeber findet, ſcheint das Leidenslos der katholiſchen Mo - narchen der Gegenwart zu ſein. Der hoffende Blick des Volkes, namentlich aber der Katholiken Bayerns, richtet ſich auf die ritterliche Geſtalt des Prinzen Ludwig, des Thronfolgers, der im Laufe dieſes Jahres zwei Worte ſprach, die ſeine katholiſche und ſeine national-bayeriſche Geſinnung laut und klar documentirten. Bei einer gegebenen Gelegenheit ſagte er: Ich habe die Klöſter ſehr gern! und bei einer anderen erinnerte er gewiſſe Kreiſe daran, daß Bayern ein ſelbſtändiger Bundesſtaat iſt, indem er

Der Jubiläumsdichter.

(Schluß.)

Steputat’s Reimlexikon aufſchlagend, verſuchte er durch das Echo der gleichen Klänge ſich in dich - teriſche Stimmung zu verſetzen. Alles umſonſt. Schließlich gab er es auf und legte ſich zu Bette, um von fürchterlichen Träumen gequält zu werden. Kleine, ſchwarze Teufelchen erſchienen ihm, an raſſelnden Ketten gefeſſelte Verſe nachſchleppend, welche ſie ihn unter fürchterlichem Getöſe um Haupt und Rücken ſchlugen. Er ſah Beaten’s reizende Geſtalt in eine Kröte verwandelt, die ihn unter herz - zerreißendem Jammer in menſchlicher Sprache bat, durch ein Gedicht ſie zu erlöſen und er vermochte es nicht.

An allen Gliedern zerſchlagen, erhob ſich Hofer früh Morgens, entſchloſſen, durch einen Spaziergang im Stadtgarten unter den thaublitzenden Bäumen und dem friſchen Duft der Gräſer und Blumen ſeine Seele für das Jubiläumsgedicht zuzubereiten. Der Morgenwind blies leicht in die bereits ausgeſteckten Fahnen, daß ſie ſich luſtig blähten und wunderliche Bewegungen vollführten, die Morgenröthe warf ihre purpurnen Strahlen auf die vielen Kränze und Schleifen unter den Fenſtern, und aus den Augen der ihm Be - gegnenden leuchtete der Widerſchein froher Erregung und die ſehnſüchtige Erwartung des großen Feſtes. Hofer wurde wüthend; er allein, in der Mitte ſo vieler Glücklichen, trug die ſchwere Laſt einer fürchter -lichen Pflicht in ſich und vermochte nicht, ſich der - ſelben zu entledigen um in den Jubel der anderen einſtimmen zu können. Ein Bäckerjunge kam ihm ent - gegen, heiter pfeifend; die freudige Stimmung, die über der ganzen Stadt lag, hatte auch ihn mächtig ergriffen und nach einem Ausdrucke derſelben ringend, fing er plötzlich laut zu ſingen an:

Zu Mantua in Banden
Der treue Hofer war;

Weiter jedoch kam er nicht, eine furchtbare Ohr - feige hatte ihm den Mund verſchloſſen! Beſtürzt und rathlos ſchaute er dem davonſtürmenden Manne im blauen Mantel nach und eine Thräne gekränkten Ehrgeizes kollerte über ſeine geröthete Wange; doch das Bewußtſein, für eine große Sache gelitten zu haben, erhob den Jungen über das Beleidigende kleinlicher Vorurtheile und tapfer ſchritt er mit ſeinen Semmeln weiter.

Hofer ſah ſich an den blühenden Perlen der Parkbäume die Augen wund, zog ſeiner Naſe durch das öftere Riechen an Blumen einen ge - waltigen Schnupfen zu, aber die Schleußen des poetiſchen Stromes öffneten ſich nicht. Mit flammenden Blicken und wirrem Haar irrte er im Parke herum, rannte auf die grünen Wieſen und buſchigen Auen hinaus, probirte ſelbſt den dämmernden Waldes - ſchatten, Alles vergeblich. Um 5 Uhr Nachmittags ſah man ihn endlich wie einen Verzweifelten in den Laden des Tabakkrämers, der zugleich die erſte Buch - handlung der Stadt Ja ... hielt, hineinſtürzen.

Alles ging prächtig. Der Fackelzug wurde in ſchönſter Ordnung abgehalten. Herr A. H. Schußdankte in gerührten Worten dem Capellmeiſter der Stadtmuſikanten und ließ mehrere Fäßchen Bier im Gaſthofe Zum grünen Igel auffahren; am Feſt - tage ſelbſt ſah man vor Fahnen, Kränzen, Bändern und Triumphpforten kaum die Häuſer, die kirchlichen Feierlichkeiten erhöhten die Feſtſtimmung, das Feſt - bankett ging unter zahlreichen Reden glücklich vor - über und Volk und Arbeiterſchaft ſchwamm auf der Gemeindewieſe in einem Meere von Wonne.

Im Salon des Herrenhauſes hatten die zahl - reichen Gäſte ſoeben die gediegenen Tableaux vivants kräftig beklatſcht, als auf dem Podium Hofer in höchſter Dichtergala erſchien. Ueber dem tadellos ſchwarzen Salonanzug ſchwebt ein geiſterbleiches Antlitz, aus tiefliegenden Augen ſprühte ein blenden - des Feuer und das Haar rieſelte in Locken und Löckchen auf den blühend weißen Kragen und die Hemdbruſt nieder, den ſtimmungsvollſten Contraſt bildend.

Als Hofer das blauſeidene Band von der Papier - rolle, welche er mitgebracht, löſte, ertönte ein brau - ſender Beifallsſturm, man rückte die Seſſeln, um zum reinen Genuſſe der poetiſchen Gabe bereit zu ſein, und auch der Jubilar formte ſeinen Mund zu einem ermunternden Lächeln. Hofer begann erſt mit geheimnißvoller Flüſterſtimme, um nach und nach bis zum höchſten Pathos ſich empor zu arbeiten. Die Zuhörer gaben kein Zeichen der Bewunderung von ſich, höchſtens daß Einer oder der Andere ſtill mit dem Kopfe zu nicken wagte, wenn Hofer in bilder - reicher Emphaſe eine vorzügliche Eigenſchaft des Fabriksherrn pries. Man wartete, bis der -

Note:
[figure]
Die heutige Nummer iſt 10 Seiten ſtark.
[figure]
2Wien, Freitag Reichspoſt 4. Jänner 1901 3

ſagte: Vor Allem verwahre ich Bayern gegen den Vorwurf, daß es eine Gnade iſt, zum Reich zu ge - hören! Bayern gehört zum Deutſchen Reiche, die Verhältniſſe haben es ſo gefügt, mit dem Herzen wird es erſt dann zum Deutſchen Reiche gehören, wenn das Deutſche Reich es verſteht, die Herzen der Bayern zu gewinnen, und wenn in Bayern ſelbſt katholiſch und bayeriſch regiert wird.

Jungczechiſche Geſtändniſſe.

Letzten Sonntag iſt es dem jungezechiſchen Candidaten Dr. Fořt in Kolin ſchlecht gegangen. Die Radiealen waren in ſeiner Wählerverſammlung an ihrer Spitze Dr. Baxa, der Gegencandidat Fořt’s, zahlreich erſchienen und trieben ihn durch Zwiſchenrufe und die Sorge vor einem Mißtrauens - votum hart in die Enge. Bei der Vertheidigung der jungczechiſchen Politik machte Herr Dr. Fořt nun einige Geſtändniſſe, die den Baxiſten weniger intereſſant geweſen ſein dürften als uns. Herr Dr. Fort war nämlich den Radicalen gegenüber viel offenherziger, als die Jungczechen bei Hofempfängen und ſonſtigen hochpolitiſchen Gelegenheiten, wo es gilt die wahre Veranlagung mit dem ſtaats - männiſchen Mäntelchen zu verhüllen, zu ſein pflegen. Herr Dr. Fořt beſchwor eingangs ſeiner Rede ſeine Zuhörer zur Einigkeit. Es gebe keine ſachlichen Gründe dafür, die bisherige Zuſammen - ſtellung der politiſchen Kampfreihen der Czechen zu ändern, denn das Weſen der ſtaatsrechtlichen Be - ſtrebungen eines jeden Czechen beſtehe in der Zurück - eroberung der nie veräußerten Rechte des König - reiches, in dem Verlangen, daß das czechiſche Volk nicht weiter mehr Miſt zum Düngen des Weizen - feldes ſeiner Unterjochung (!) ſei. Darum ſei ſechzehn Jahre lang, von 1863 bis 1879 paſſive Oppoſition getrieben worden. Die Niederlage dieſer verfehlten Taktik und ſpäter die Punctationen hätten eine Re - volution des Volkes gegen die Altczechen zur Folge gehabt und mit einem Schlage an die Stelle der altczechiſchen Einheit die jungczechiſche geſetzt. Dieſe habe unter Betonung des Staatsrechtes immer getrachtet, daß der politiſche Käfig (!) des centraliſtiſchen Parlamentes für die czechiſche Delegation nicht noch enger gemacht werde, habe genommen, wo zu nehmen war, zu ver - meiden geſucht, daß Waſſer auf die Mühle der Wider - ſacher des czechiſchen Volkes getrieben werde und habe die böhmiſche Frage in Fluß zu bringen geſucht, damit in Folge der Kriſen endlich der erſehnte Augenblick komme, in welchem der Staat entweder abdiciren oder den Forderungen der Czechen im Wege einer Reviſion ſtattgeben müßte. Auch den Ausgleich mit Ungarn habe die jung - czechiſche Delegation ſo behandelt, daß der kriſenhafte Zuſtand, aus dem die Czechen profitiren wollen, nicht aufhöre. So ſeien denn auch die Sprachen - Verordnungen nichts Anderes als die Brücke zu Verhandlungen des Staates mit den Vertretern des czechiſchen Volkes geweſen, und dieſe Verhandlungen heute könne es Redner ſagen ſeien auch bereits be - gonnen geweſen zu dem Zwecke, um auf Grundlage der Nimburger Reſolution die politiſchen Anſprüche der Czechen zu be - friedigen. Dieſe ſo überaus günſtige Situation ſei das Werk der jungczechiſche Politik geweſen. Die Deutſchen hätten auch von ihrem Standpunkte mit Recht ſofort die Gefahr für ſie wahr -

ſelbe ſelbſt das Zeichen zum allgemeinen Beifall geben oder auf’s wenigſte gerührt, nach dem Taſchentuche greifen würde. Doch nichts dergleichen geſchah. Das Geſicht des Herrn A. H. Schuß drückte anfänglich Neugierde, ein wenig ſpäter ge - ſpannte Aufmerkſamkeit aus; je weiter die Decla - mation vorſchritt, deſto auffallender wurde ſein Be - tragen; Wangen und Stirn färbten ſich kirſchroth, die Augen ſchoſſen Blitze, um die Mundwinkel ſam - melte ſich eine fürchterliche Erregung, und die Hände fingen an, ſich ja derart zu bewegen, daß Fräulein Beate es für gerathen fand, einen zu früh los - brechenden Beifall des Herrn Papa durch kräftiges Feſthalten ſeiner Hände und beſchwichtigendes Wiſpeln hintanzuhalten.

Hofer hatte geendet. Das allgemeine Beifalls - klatſchen machte die Fenſter erzittern, man ſtürzte ſich auf ihn, um ihm glückwünſchend die Hand zu drücken, und nur mit Mühe gelang es der Tochter des Hauſes, zum Dichter ſich durchzudrängen und denſelben unter dem verheißungsvollſten Lächeln zu Herrn A. H. Schuß hinzugeleiten. Dieſer erhob ſich, ſtürmte auf Hofer zu und ihn an der Schulter packend, ſchrie er dem aufs Höchſte beſtürzten Dichter die wüthenden Worte zu:

Menſch, wie können Sie ſich unterſtehen, mit meinen eigenen Verſen mich anzudichten; das Gleiche brachte ich ſchon vor Jahren zum Vortrag und ließ es drucken! Unerhörte Frechheit! Gibt er das als ſein eigenes Product zum Beſten! Hat man je ſo etwas erlebt! Schämen Sie ſich bis auf den Grund Ihrer Seele, Sie ...!

Wir würden entmenſchte Scheuſale ſein, wollten wir dieſe Erzählung noch weiter fortführen!

genommen und einen großen Sturm entfacht, umſomehr als ſie ſich bewußt geweſen ſeien, daß auch ihre December-Verfaſſung ſie in ſprachlicher Beziehung nicht hinreichend ſchütze.

Mit dieſen Worten hat Herr Dr. Fořt den ganzen elenden Schacher mit den Sprachenverordnungen ein - geſtanden. Es iſt wohl nur der momentanen Ver - legenheit gegenüber den Radicalen zuzuſchreiben, daß Dr. Fořt ſich dieſes kühne Geſtändnis entreißen ließ, unter andern Umſtänden hätte der kluge Dr. Fořt wohl kaum einen ſolchen Einblick in die corrupte Politik des Jungczechenclubs und deſſen damaligen Gönners, des Grafen Badeni, thun laſſen. Hier ge - ſteht es Dr. Fořt ganz offen zu, daß die Jung - czechen mit den Verordnungen für den Ausgleich ge - kauft werden ſollten, ja, daß der Kauf ſogar ſchon perfekt war, und weiters geſteht er auch, daß thatſächlich die Verordnungen eine Gefahr für die Deutſchen bedeuteten. Würdig neben dieſer Eröff - nung ſteht die Erklärung, zu der ſich Dr. Fořt in Fortſetzung ſeiner Rede verſtieg, daß es das erſte taktiſche Ziel der czechiſchen Abgeordneten ſein muß, eine dauernde Conſolidirung des cisleitha - niſchen Parlaments unmöglich zu machen, das zweite die Anſpannung aller Kräfte, damit das ungeheuere Emporſchnellen (!) des Germanenthums gekreuzt, paralyſirt werde. Dieſe Geſtändniſſe ſind von geradezu hiſtoriſcher Wichtigkeit. Sie ſind von bleibendem Werth für die Beurtheilung der Politik aller Rechtsparteien im Jahre 1897.

Politiſche Rundſchau.

Oeſterreich-Ungarn.

Baron Hildprandt,

dem ſeitens der Stra - konitzer Bezirksvertretung das Mandat Piſek (Land) angeboten wurde, hat die Candidatur abgelehnt. Seine Candidatur hing bekanntlich mit ſeiner Maß - regelung wegen ſeines Verhaltens bei Aufhebung der Badeni’ſchen Sprachen-Verordnungen zuſammen. Ihm wurde deswegen die Officierscharge und Kämmerer - würde aberkannt. Es iſt intereſſant, daß ſeine Maß - regelung, wie wir von guter Seite hören, haupt - ſächlich auf Betreiben der höchſten Militärkreiſe erfolgte, ſpeciell einer ſehr hohen Perſönlichkeit. Hildprandt gehört zu der politiſchen Egeria des Dr. Friedrich Prinz Schwarzenberg, den ein Erzherzog den böhmiſchen Koſſuth zu nennen pflegt. Die Aberkennung der Kämmererwürde Hildprandt’s iſt für den Umſchwung der Verhältniſſe inſofern höchſt bezeichnend, als in den Siebziger-Jahren unter Hinweis auf die vorhergegangene analoge Maß - regelung Giskra’s, von berufener Seite vorge - ſchlagen worden war, aus einem beſtimmten Anlaſſe dem Erfinder des böhmiſchen Staatsrechtes Grafen Camm-Martinic und noch einem anderen Heiß - ſporne der czechiſch-feudalen Partei die damals etwas allzu nahe an den erlaubten Grenzen frondiert hatten den Hof auf eine gewiſſe Zeit zu verbieten. Damals wurde von maßgebender Stelle dieſer Vor - ſchlag mit der Begründung abgewieſen, derartige Ahndungen ſeien gegen Mitglieder hoffähiger Adelsfamilien nicht zuläſſig. Tempora mutantur.

Aus der chriſtlich-ſocialen Partei.

Der Vorarlberger bisherige Reichsraths-Abgeordnete Fink, deſſen Wahl auch für diesmal außer Zweifel ſteht, wird, wie wir aus ganz ſicherer Quelle hören, dem chriſtlich-ſocialen Parteiverbande bei - treten. Fink gehörte bisher keinem Club an, ſtimmte jedoch regelmäßig in den letzten Seſſionen mit den Chriſtlich-Socialen.

Katholiſche Volkspartei und Mehrheit.

Das Linzer conſervative Blatt, das öfters von Dr. Ebenhoch zu politiſchen Kundgebungen benützt wird, bringt eine Erörterung über die Ausſichten einer Wiederherſtellung der Rechten. Wenn man, ſagt das genannte Blatt, die Frage beantworten will, ob ſich die alte Rechte wieder zuſammenfinden ſoll und kann, ſo muß man zunächſt die Vorfrage ſich ſtellen, warum ſie denn auseinanderging. Man wird dann beurtheilen können. ob Gründe für die Sprengung der Rechten auch heute noch vorhanden ſind. In be - jahendem Falle beantwortet ſich dann die Frage über die Wiederherſtellung der Rechten von ſelbſt. Am Ende zeigt es ſich ſogar, daß noch weitere Gründe gegen dieſe Fuſion aufgekommen ſind. Die Gründe, weshalb die Rechte auseinanderging, waren haupt - ſächlich folgende: 1. Die czechiſche Obſtruction, welche von den Czechen trotz aller Mahnungen, Bitten und Drohungen der katholiſchen Volkspartei und der Polen betrieben und nicht aufgegeben wurde. 2. Die feierliche Proclamirung des böhmiſchen Staats - rechtes als officiellen Programmpunkt des Jung - czechenclubs, während dasſelbe früher lediglich in Reden, Zeitungsartikeln u. ſ. w. hervorgehoben wurde. 3. Der oſtentative Kampf der Czechen gegen das Wiener Centralparlament. Dieſe drei Punkte waren es vor Allem, welche die katholiſche Volkspartei zum Verlaſſen der früheren Majorität veranlaßten. Der Autor folgert, daß, ſo lange dieſe Urſachen der Sprengung der Rechten nicht beſeitigt ſind, wohl naturgemäß an einen Wieder - zuſammenſchluß derſelben nicht zu denken ſei. Dazu kommt aber noch, führt der Verfaſſer die weitere Erwägung, daß man auf czechiſcher Seite von einer zu bildenden ſlaviſchen Gemeinbürgſchaft ſpricht. Unſere Partei hatte zum nicht geringen Theile auch deswegen früher der Rechten ſich angeſchloſſen, um den nackten Raſſenkampf in Oeſterreich hintan - zuhalten und mäßigend zu wirken, wo und wann es ging. Wenn ſich nun thatſächlich eine ſlaviſche Ge - meinbürgſchaft im neuen Parlamente allerdings mit Ausſchluß der Polen bildet, ſo iſt es doch klar, daß unſerer Partei dann ihr Platz durch dieſe Thatſache allein ſchon angewieſen iſt. Aus alledem folgt, daß wir bei Aufrechthaltung obiger Punkte ſeitens der Czechen ein Zuſammengehen mit ihnen kurzweg für ausgeſchloſſen erachten. Außerdem ſpricht aber gegen die Wiedererrichtung der alten Majorität der Umſtand, daß durch dieſelbe die Ob - ſtruction auf der Linken ſofort einſetzen würde.

Deutſches Reich.

Der deutſche Kaiſer

hielt am 1. Jänner keine politiſchen Anſprachen. Bei der Parole-Ausgabe im Zeughauſe brachte der Kaiſer nur zur Sprache, daß Officiere ſo häufig Civilkleidung tragen, und erklärte ſich dagegen, indem er auf die Spieler - proceſſe hinwies.

Vom Grafen Poſadowsky,

Staatsſecretär des Innern, wird wieder einmal gemeldet, ſein Rück - tritt ſtehe bevor. Die agrariſche Deutſche Tagesztg. zweifelt daran, weil der Reichskanzler bei der Be - antwortung der Interpellation über den Fall Woedtke ausdrücklich erklärt habe, daß er einer Intrigue ſich nicht beugen werde. Läßt er den Rücktritt des Grafen Poſadowsky zu, ſo wäre damit bewieſen, daß er ent - weder gezwungen worden iſt, ſich doch der Intrigue zu beugen, oder daß er auf die wichtigſten Ent - ſchließungen keinen genügend ſtarken Einfluß beſitzt. Beides würde ſeinem Anſehen ſicherlich nicht förder - lich ſein.

Italien. Der Papſt als Schiedsrichter.

Wie aus Rom berichtet wird, hat Papſt Leo XIII. in der zwiſchen der Dominicaniſchen Republik und Haiti ſchwebenden Streitfrage das Schiedsrichteramt über - nommen.

Spanien. Die Miniſterkriſis

dürfte vorläufig nicht zum Ausbruch kommen, nachdem Madrider Blättern zu - folge die Frage der Marineforderungen in einer den Wünſchen des Marineminiſters entſprechenden Weiſe werde gelöſt werden.

Auſtralien. Vom auſtraliſchen Staatenbund.

Die Conſtituirung des Staatenbundes wurde am Neu - jahrstage in ganz Auſtralien feſtlich gefeiert. Zahlloſe Stiftungen wurden errichtet, die die Erinnerung an dieſes denkwürdige Ereigniß für alle Zeiten wach erhalten ſollen, ein prächtiges Denkmal wird errichtet werden, tauſende von Erinnerungsmedaillen wurden vertheilt und eine weitgehende Amneſtie erlaſſen. Mit beſonderer Feierlichkeit wurde der Tag in der Hafen - ſtadt Sydney begangen, die zum Sitze des Bundes - gouverneurs beſtimmt iſt. Im Hafen war das ganze engliſche Südſeegeſchwader verſammelt, und die Stadt ſelbſt trug reichen Feſtſchmuck. Neuſeeland iſt dem Bunde noch nicht beigetreten, hat aber ſeinen Anſchluß an denſelben bereits in Erwägung gezogen; um ſeine Sympathien für denſelben zu be - kunden, ließ es ſich bei der geſtrigen Inſtallation durch eine Deputation vertreten.

Gemeindezeitung.

Vicebürgermeiſter Strobach

befindet ſich noch immer in Reconvalescenz und bedarf zur völligen Wiederherſtellung ſeiner Geſundheit der größten Schonung. Vor Allem iſt ihm das Ver - meiden von rauchigen und dunſtigen Localen ſeitens des Arztes zur ſtrengſten Pflicht gemacht worden.

Stadtregulirung.

Stadtrath Dr. Mayreder berichtete geſtern im Stadtrath über die Baulinien - beſtimmung für Theile der Singerſtraße, Seilerſtätte und Liebenberggaſſe. Nach dem Antrage des Be - richterſtatters erhält die Singerſtraße auch in ihrem unteren Theile eine Breite von 15 Metern, die Seilerſtätte zwiſchen Weihburg - und Singerſtraße, dann die Liebenberggaſſe längs des Palais Coburg eine ſolche von je 16 Metern. Ferner ſoll die Riemergaſſe geradlinig in einer Breite von 14 Metern bis zur Weihburggaſſe fortgeſetzt werden. Die Anträge werden genehmigt.

Ueberreichung von Salvatormedaillen.

Bür - germeiſter Dr. Lueger überreichte geſtern in ſeinem Bureau dem Bezirksvorſteherſtellvertreter von Maria - hilf Gottfried Endres, dem Armenrathe der Inneren Stadt Anton Feyerſeil, ferner dem Obmannſtellver - treter des Armeninſtitutes für den Bezirk Fünfhaus Heinrich Perna, dem Caſſier desſelben Armeninſtituts Leopold Eſchlböck, ſchließlich dem Vorſteher der Ge - noſſenſchaft der Fiſchhändler Peter Hammerſchmidt die ihnen verliehenen Salvatormedaillen.

33 Wien, Freitag Reichspoſt 4. Jänner 1901

Tagesbericht.

* Kalender für Freitag, den 4. Jänner 1901.

Katholiken: Titus B. Griechen (22. December): Anaſtaſia. Sonnenaufgang 7 Uhr 52 Minuten Morgens. Sonnenuntergang 4 Uhr 18 Minuten Abends. Mondesaufgang 4 Uhr 8 Minuten Abends. Mondesuntergang 7 Uhr 3 Minuten Morgens.

* Hof - und Perſonalnachrichten.

Herr Erzherzog Peter Ferdinand und Frau Erzherzogin Maria Chriſtine werden am 5. d. Abends aus Salzburg hier eintreffen. Herr Erzherzog Leopold Sal - vator und Frau Erzherzogin Blanca ſowie Frau Erzherzogin Maria Dolores ſind Mittwoch Abends um ½9 Uhr nach München abgereiſt.

* Audienz.

Se. Majeſtät der Kaiſer wird heute um 1 Uhr den Fürſten Heinrich XXIV. von Reuß - Köſtritz in beſonderer Audienz empfangen.

* Ehrung des Profeſſors Sectionschefs Wilhelm Exner.

Heute überreichte eine vom Pro - feſſoren-Collegium der Hochſchule für Bodencultur gewählte Deputation unter Führung des Rectors Profeſſors Friedrich dem Sectionschef Dr. Exner eine prachtvoll ausgeſtattete Adreſſe, in welcher auf Grund einſtimmigen Beſchluſſes des Profeſſoren - Collegiums die Verdienſte des als Profeſſor an der Hochſchule für Bodencultur in den Ruheſtand ge - tretenen Mitgliedes des Profeſſoren-Collegiums Exner rühmend hervorgehoben werden.

* Audienzen.

Se. Majeſtät der Kaiſer hat heute Vormittags allgemeine Audienzen ertheilt, wobei zahlreiche Geheime Räthe, Sectionschef, Kämmerer, höhere Beamte und Privatperſonen em - pfangen wurden.

* Deutſch-öſterreichiſche Literaturgeſell - ſchaft.

Frau Irena von Noot hat ihre Stelle als Vicepräſidentin der freien Vereinigung Wiener Mit - arbeiterinnen der deutſch-öſterreichiſchen Literatur - geſellſchaft zurückgelegt.

* Der Diſtanzgeher Popoff in Wien.

Seit Mittwoch weilt der bulgariſche Diſtanzgeher der Gymnaſiaſt Alexander Popoff, wieder in Wien. Popoff hat im Vorjahre die Strecke Sofia-Paris zu Fuße zurückgelegt. Er brauchte dazu im Ganzen 70 Tage von denen 47 Marſchtage waren, und im Ganzen iſt er genau 488 Stunden gegangen. Herr Popoff hat Paris am 1. Mai 1900 erreicht und hat in der Metropole die ganze Ausſtellungszeit verbracht und ſich bis jetzt dort aufgehalten.

* Der Branntweinrauſch des Einbrechers.

Als der Branntweinverſchleißer Samuel Lunzer, Mittwoch Früh ſein auf der Schottenbaſtei gelegenes Geſchäftslocal aufſperrte, ſah er zu ſeinem Erſtaunen in einem Winkel einen Mann in tiefen Schlaf ver - ſunken. Die Geldlade war aufgeſprengt, und aus ihr fehlten 11 K 32 h. Neben dem Schlafenden ſtanden unterſchiedliche Flaſchen und Gläschen, die er geleert. Der Zuſammenhang war klar: Der Strolch hatte ſich am Neujahrsabend im Branntweinladen verſteckt und ſich einſperren laſſen, um Nachts die Geldlade aufzu - ſprengen. Nach gelungenem Einbruch hat er der Ver - ſuchung nicht widerſtehen können, und ſoviel Schnaps getrunken, daß er ſchwer berauſcht einſchlief und ſo lange ſchnarchte, bis er geſtern Morgens entdeckt wurde. Mit Mühe gelang es, den Dieb zu wecken. Der Einbrecher wurde als der 43jährige Hilfsarbeiter Oskar Glaß erkannt und dem Landesgerichte ein - geliefert.

* Brände.

In der Lackfabrik, Simmering, Braunhubergaſſe 21, gerieth geſtern der Inhalt zweier je 200 Liter faſſender Keſſel in Brand. Die Flammen breiteten ſich über den ganzen Raum aus und ver - zehrten ſämmtliche Einrichtungsgegenſtände. Das Object ſelbſt blieb, da es aus Stein und Eiſen er - baut iſt, unverſehrt. Der angerichtete Schaden iſt be - deutend. Die Löſchmannſchaft unterdrückte das Feuer in einer halben Stunde. Im Hauſe Ottakringer - ſtraße Nr. 24 entzündete ſich geſtern Mittags in Folge mangelhafter Kaminreinigung Ruß. Das im zweiten Stocke befindliche Putzthürchen war durch eine Bücher - und Actenſtellage verſtellt. Dieſe gerieth durch herausfallende Funken in Brand. Die ſtädtiſche Feuerwehr unterdrückte den Brand in einer Viertel - ſtunde. Geſtern Nachmittags gerieth in einer der Kanzleien der Verſicherungsgeſellſchaft Anker durch brennende Kohlenſtücke, die aus dem Kamine fielen, der Fußboden in Brand. Eine Feuerwache blieb über Nacht im Hauſe. Im photographiſchen Atelier Ungar in der Strauchgaſſe 1 entzündenden aus dem Ofen fallende Funken geſtern Nachmittags eine Holzwand. Die Feuerwehr löſchte den Brand in einer halben Stunde. Im Hauſe Meidling, Schön - brunnerſtraße 189, brannten geſtern Abends in Folge mangelhafter Rauchfangconſtruction ſechs Dippel - bäume. Außerdem gab es geſtern kleinere Brände Am Lichtenſteg Nr. 5.

* Ein guter Fang.

Am letzten Sonntag haben Polizeiagenten auf der Praterſtraße einen Burſchen auf friſcher That verhaftet, weil er dem Tiſchler - meiſter Georg Jiskra, Meidling, Murlingergaſſe Nr. 12 wohnhaft, eine goldene Remontoiruhr ſammt Kette und einen goldenen mit Brillanten beſetzten Ring, zuſammen 240 K werth, geſtohlen hat. Aufdem Wege in das Sicherheitsbureau der Polzei - direction unternahm der Burſche zweimal Flucht - verſuche und warf auch die geſtohlene Uhr ſammt Kette und den Brillantring weg. Die Pretioſen fand man gleich. Die Fluchtverſuche wurden vereitelt. Nun verſuchte es der Gauner damit, daß er eine Ohnmacht ſimulirte, aber auch das half ihm nichts. Dem Sicherheitsbureau überſtellt, iſt er als der 21jährige Commis Eduard Weiß erkannt worden. Weiß, zu Bulaſſa-Gyarmat in Ungarn geboren, hielt ſich ſeit 21. November v. J. in Wien auf und wohnte 2. Bez., Odeongaſſe 5. Das Sicherheitsburau hat feſtgeſtellt, das Weiß auch ſeinem Chef, dem Kauf - mann Emil Storch, Mariahilferſtraße 7, Waaren ge - ſtohlen hat. In Weiß Wohnung fand man gelegent - lich einer Durchſuchung 18 Pfandſcheine über Werth - gegenſtände, ſowie mehrerer Geldbörſen, Cigaretten - taſchen, eine Reiterſtatuette aus Bronce, einen Jockey darſtellend, ſchwarze Metalluhren und Ringe. Eduard Weiß dürfte mit dem in Budapeſt wiederholt abge - ſtraften Gewohnheitsdieb Eduard Weiß identiſch ſein und in der ungariſchen Hauptſtadt jüngſt auch Dieb - ſtähle ausgeführt haben, da man bei ihm Pfand - ſcheine fand, die in ungariſcher Sprache ausgeſtellt ſind. Weiß iſt geſtern dem Landesgerichte eingeliefert worden.

* Ein gefundenes Crucifix.

Am 23. v. M. hat der Gartenwächter im Augarten in einem hohlen Pappelbaum ein ſilbernes Crucifix in einem Leder - Etui gefunden. Wie nunmehr feſtgeſtellt worden iſt, rührt das Crucifix von einem Einbruche her, den am 20. Auguſt v. J. der Schuhmachergehilfe Anton Holdaß im gräflich Clam-Gallas’ſchen Palais in der Währingerſtraße ausgeführt hat. Holdaß war durch ein Oberfenſter in das Palais gedrungen, hatte einen Kaſten aufgeſprengt und Schmuckgegenſtände, Nippes und zwei ſilberne Crucifixe geſtohlen. Einige Tage darauf wurde er im Prater ſchlafend angetroffen und verhaftet.

* Auch ein Opfer ſeines Berufes .

Der Profeſſor an der Breslauer Univerſität Neißer, deſſen experimentelle Impfungen mit Syphilisgift an Kindern ſeinerzeit unliebſames Aufſehen erregten und Gegenſtand heftiger Kritik in der Preſſe und im Abgeordnetenhauſe bildeten, mußte ſich vor dem hieſigen Disciplinarhofe für nichtrichterliche Beamte wegen dieſer odioſen Experimente verantworten. Da dieſelben bis in das Jahr 1892 zurückdatiren und ſeitdem nicht erneuert wurden, war deren Verfolgung wegen Verjährung unmöglich. Dagegen erhielt Neißer wegen ſeiner wiſſenſchaftlichen Publication über dieſe Verſuche eine Ordnungsſtrafe von dreihundert Mark und einen Verweis.

* Großſtadtelend.

Die Freiwillige Rettungs - geſellſchaft und die Centrale der Feuerwehr wurden Donnerſtag Früh um 6 Uhr zur Großmarkthalle be - rufen, um angeblich mehreren verunglückten Canal - räumern Hilfe zu leiſten. Sie fanden jedoch keinen Anlaß zur Intervention, da Niemand verunglückt war. Zwei unterſtandsloſe Individuen hatten nämlich in einem Canal übernachtet und konnten heute Früh das Gitter, das vereiſt war, nicht öffnen. Auf ihre Hilferufe eilten Paſſanten herbei und befreiten ſie aus ihrer Lage. Die Individuen wurden einem Wach - mann übergeben.

* Geſtohlene Fahrräder.

Am Neujahrstag Abends ſind dem Fahrradhändler Carl Raſchke, Margarethen, Pilgramgaſſe 10, 3 Bicycles, 12 Pneumatikgarnituren, 22 Doppelrollketten im Werthe von 1000 K und 16 K baar aus dem Magazine geſtohlen worden. Die Ausforſchung der Thäter wurde eingeleitet.

* Die Ueberſchwemmungen,

welche in ganz Weſt-England große Verheerungen anrichteten, haben auch in Coventry große Verwüſtungen ver - urſacht. Der Schade wird auf etwa 50.000 Pfund Sterling geſchätzt. Auch aus den mittelengliſchen Grafſchaften werden von allen Seiten ausgedehnte Verheerungen in Folge der Fluth gemeldet. In der Nähe von Wellington in der Grafſchaft Salop platzte ein Waſſerreſervoir. Die Waſſermaſſen ſetzten die Stadt Oakengates unter Waſſer, ſo daß die Ein - wohner durch die Fenſter der Häuſer fortgeſchafft werden mußten. Auch die Eiſenwerke waren ge - zwungen, den Betrieb einzuſtellen. Das Thal des Neufluſſes iſt auf 50 Meilen ganz unter Waſſer geſetzt. Die Gutshöfe und Dörfer zu beiden Seiten des Fluſſes ſind vollſtändig von der Außenwelt ab - geſchnitten. Die Midland-Eiſenbahn ſteht auf der Strecke von Nothingham bis Lincoln ebenfalls unter Waſſer.

* Ein Mühlenbeſitzer als Brandſtifter ver - haftet.

In Ungariſch-Hradiſch erfolgte am Sonntag die Verhaftung des Dampfmühlenbeſitzers Friedrich Mayer in Gaya und ſeiner beiden Söhne unter dem Verdacht, daß ſie die Mühle in Brand geſteckt hätten, um von der Verſicherungs-Geſellſchaft, bei welcher das Etabliſſement aſſecurirt war, die Prämie von 360.000 K ausbezahlt zu erhalten. Die großen Fabriksetabliſſements waren bereits einmal ein Raub der Flammen geworden, und nach dem vor einigen Jahren ausgebrochenen Brand hatte der Mühlen - beſitzer von der Verſicherungs-Geſellſchaft eine große Summe ausbezahlt erhalten. Dieſe Verſicherungs - Geſellſchaft erneuerte aber die Polizze nicht mehr,und erſt nach langem Suchen fand Herr Mayer eine ausländiſche Geſellſchaft, welche ſich bereit erklärte, mit dem Kaufmann einen Verſicherungsvertrag auf 360.000 K für die Dampfmühle abzuſchließen. Im September lief der Verſicherungsvertrag ab und wurde wieder erneuert. Wenige Tage, nachdem ſich die neue Polizze in Händen des Mayer befand, brach abermals ein Brand in der Mühle aus, welcher den größten Theil des Etabliſſements einäſcherte. Dem Mühlenbeſitzer wurden 260.000 K als Schadenerſatz zur Liquidation angewieſen. Bevor jedoch noch dieſe Summe zur Auszahlung gelangte, erhob die Ver - ſicherungs-Geſellſchaft Einwendungen, wodurch es zu einem Proceß kam, der noch nicht ausgetragen iſt. Mittlerweile hatte der Mühlenbeſitzer einen anderen Proceß mit ſeinem ehemaligen Buchhalter, der zu Ungunſten des Letzteren ausgefallen war. Der Buch - halter machte der Behörde Angaben, welche vor einigen Tagen zur Verhaftung des Friedrich Mayer und ſeiner beiden Söhne unter dem Verdacht der Brandlegung führten.

* Univerſal-Jahrbuch des Anker .

Im Verlage des Bankhauſes Schelhammer und Schattera iſt ſoeben das Univerſal-Jahrbuch des Verloſungsblattes Anker pro 1901 erſchienen. Dieſes wertvolle Nachſchlagewerk enthält die Liſten ſämmtlicher bis 31. December 1900 unbehobenen Stücke aller europäiſchen Loſe und Prämien-Anlehen, aller verlosbaren Actien, Prioritäten, Obligationen, Pfandbriefe ꝛc. Den bisherigen Abon - nenten wird dieſes Jahrbuch gratis zugeſandt, neu ein - tretenden ebenfalls unentgeltlich nachgeliefert. Der ganzjährige Prännmerationspreis für den Anker be - trägt für Wien (mit Zuſtellung ins Haus) K 4.50, für die Provinz mit portofreier Zuſtellung K 5. . Einzelne Exemplare des Univerſal-Jahrbuches ſind an der Caſſa des Bankhauſes Schelhammer und Schattera, 1. Bez., Stephansplatz Nr. 11 um den Preis von K 2. er - hältlich.

Aus Südafrika.

Der Dampfer Canada mit Marſchall Lord Roberts an Bord iſt geſtern am 2. d. M. Früh in Cowes eingetroffen. Zur Begrüßung hatten ſich auch die Prinzeſſin Beatrix und der Herzog von Connaught eingefunden. Lord Roberts erwiderte die Anſprachen und ſagte u. A., er bedauere, daß ſeine Rückkehr nicht das Anzeichen bevorſtehenden Friedens ſei, wie er gehofft habe. Er habe Südafrika nur mit Widerſtreben verlaſſen, er habe aber unbe - dingtes Vertrauen zu General Kitchener, deſſen Auf - gabe freilich angeſichts der Beweglichkeit des Feindes ſowie der Ausdehnung und Unfruchtbarkeit des Landes eine ſchwierige ſei. Roberts hege bezüglich des End - ergebniſſes keine Furcht. Lord Roberts fuhr ſo - dann nach Schloß Osborne, wo er von der Königin Victoria empfangen wurde, die ihm die Earls - würde und den Hoſenbandorden verlieh.

Im Capland

machen die Boeren weitere Fort - ſchritte. Eine Boeren-Abtheilung iſt in Glenharry - Station an der Eiſenbahn, unmittelbar im Norden von Graafreinet, erſchienen. Eine andere Abtheilung hat Roodehoogte ſüdlich von Middelburg erreicht. In Middelburg ſind bedeutende engliſche Verſtärkungen eingetroffen.

Im Haag ſind Nachrichten eingelaufen, wonach mehr als 10.000 waffenfähige Capholländer zu den Boeren übergegangen ſeien. Die Invaſion der Boeren in der Capcolonie wird angeblich vom Präſi - denten Steyn perſönlich geleitet.

Lord Kitchener tele - graphirt aus Pretoria vom Geſtrigen: General Knox berichtet, Dewet verſuchte Bethlehem zu gewinnen, wurde jedoch durch Pilcher daran verhindert und mußte ſich auf Lindley oder Reitz zurückziehen. Eine Abtheilung berittener Infanterie ſtieß, als ſie Kroonſtad verlaſſen hatte, auf Widerſtand; es gelang ihr jedoch mit ge - ringen Verluſten die Bahnlinie und Südſerfontein zu paſſiren. Williams zwang die ſüdweſtlich von Middelburg befindlichen Boeren zu einem Gefechte. Die Engländer beſetzten Graaffreinet.

Wie Daily Mail aus Capſtadt vom Geſtrigen meldet, haben die Boeren Jagersfontein, welches am 25. v. M. von den Engländern geräumt worden war, wieder beſetzt.

Telegramme.

Präſident Krüger erkrankt.

Präſident Krüger leidet an einer leichten Bronchitis und muß das Bett hüten. Die Aerzte haben folgenden Krankheitsbericht veröffentlicht: Präſident Krüger wurde vor einigen Tagen von einem Bronchitisrückfall betroffen, der ihn mit Rückſicht auf ſein Alter und die hieſigen klima - liſchen Verhältniſſe nöthigt, ſich beſondere Schonung aufzuerlegen.

Die portugieſiſche Thraurede.

Der König eröffnete die Cortes mit einer Thronrede, in welcher zunächſt der engen Allianz zwiſchen Portugal und England gedacht und betont wird, daß Portugal während des ſüdafrikaniſchen Krieges bedacht war,4Wien, Freitag Reichspoſt 4. Jänner 1991 3ſeine Souveränitätsrechte ſicherzuſtellen. Die ſchwebende Schuld ſei durch die aufeinander folgenden Deficitjahre geſtiegen, der Papiergeldumlauf habe die äußerſte Grenze erreicht; auch die Pflichten der Gaſtfreundſchaft haben zur Vermehrung der Schuldenlaſt beigetragen. Die allgemeine wirthſchaft - liche Lage der Nation habe ſich beſtändig gehoben, aber das Budget balancire nicht, und zwar noch weniger im laufenden Rechnungsjahre. Der hohe Stand des Goldagios bringe ſchwere Laſten mit ſich. Die Staatsverwaltung dürfe weder Verpflichtungen eingehen noch Ausgaben genehmigen, welche die Hilfsquellen des Staatsſchatzes nicht leiſten könnten; das ganze Finanzweſen müſſe vereinfacht werden.

Der bulgariſch-rumäniſche Conflict.

Die Kammer hat in ihrer geſtern Abends abgehaltenen Sitzung die Handels - convention mit Griechenland mit 58 gegen 21 Stimmen angenommen.

Im Laufe der Debatte hatte der Miniſter des Aeußern, Marghiloman, das Wort ergriffen, um auf die Ausführungen mehrerer Redner, darunter der ehemaligen Miniſter General Mano und Jonesco, welche bezüglich des Zuſatzprotokolles zur Convention, wonach ſechs griechiſchen Kirchen in Rumänien die Eigenſchaft einer juriſtiſchen Perſon zuerkannt wird, Einwendungen gemacht hatten, zu antworten. Der Miniſter betonte, daß die Convention für beide Länder vortheilhaft ſei.

Die Kammer genehmigte ferner eine Penſion für die Witwe des ermordeten Profeſſors Mihaileano. Der Deputirte Raſchcano verlangte bei dieſer Gelegenheit Aufklärungen über den rumäniſch-bulgariſchen Conflict.

Miniſter des Aeußern Marghiloman er - widerte, er hätte nicht erwartet, daß man über die Politik der Regierung ſprechen werde bei Gelegenheit der Berathung eines Entwurfes, in welchem die Re - gierung keineswegs eine politiſche Kund - gebung gegen den Nachbarſtaat, ſondern nur die Ehrung des Andenkens eines guten Patri - oten erblicke. Der Miniſter bittet die Kammer, die Preſſe ſowie alle Jene, die eine Feder führen, auch weiterhin in würdiger Ruhe und Stillſchweigen zu verharren, namentlich in dem Augenblicke, wo die Acten des großen Proceſſes über die Donau hinüber geſendet wurden. Die betreffende Angelegenheit werde eine Jedermann befriedigende Löſung finden. (Beifall.)

Cultusminiſter Arion und Jonesce ſprachen im gleichen Sinne.

Die Corruptions-Wirthſchaft in Serbien.

Der vorgeſtern wegen Veruntreuung von Amtsgeldern verhaftete Oberſt Simonovitſch hat ſich heute morgens im Gefäng - niſſe erſchoſſen. Durch die inzwiſchen eingeleite Unterſuchung wurde feſtgeſtellt, daß Oberſt Simo - novitſch als Leiter der geographiſche Abtheilung allerdings einen größeren Betrag veruntreut und auch ſonſt mit Amtsgeldern Mißbrauch getrieben, ſich jedoch keinerlei politiſchen oder hochver - rätheriſchen Vergehens ſchuldig gemacht hat, wie dies einzelne auswärtige Blätter behaupteten.

Ueber das Befinden des Großherzogs wurde heute um acht Uhr Früh folgendes Bulletin ausgegeben: Die Nacht verlief gut. Kein Fieber. Die Körperkräfte und die Herz - thätigkeit heben ſich recht langſam. Reſpiratorium frei. Die Ernährung läßt ſich in ausreichender Weiſe durchführen. Neue Complicationen ſind nicht ein - getreten.

Der neuernannte ſerbiſche Ge - ſandte Simic iſt hier eingetroffen.

Die Wirren in China.

Die Times meldet aus Peking vom 31. v. M., daß zwiſchen Rußland und China ein Uebereinkommen bezüglich der militäriſchen Beſetzung der Provinz Feng - tien in der Mandſchurei durch die Ruſſen und der Wiederaufnahme der Civilverwaltung der Provinz durch die Chineſen unter ruſſiſcher Oberhoheit zu Stande gekommen ſei.

Anläßlich der Jahresfeier der Proclamirung der Königin Victoria als Kaiſerin von Indien wurde am 1. d. eine große Truppenſchau in Peking veranſtaltet. Feldmarſchall Graf Walder - ſee, welcher Kaiſer Wilhelm vertrat, übernahm das Commando der Truppen und brachte auf Königin Victoria ein Hoch aus. Die Thatſache wird lebhaft beſprochen, daß bei der Truppenſchau, zu der alle Nationen Vertreter entſendet hatten, die Franzoſen nicht vertreten waren.

Die Agence Havas meldet aus Peking: Der Zwiſchenfall von Tingbou iſt beendet. Die Chineſen ergriffen die Flucht, ohne den Kampf aufgenommen zu haben.

Einem General - ſtabsberichte iſt zu entnehmen, daß Ende November und Anfangs December die Säuberung der Mandſchurei von chineſiſchen Banden undFlüchtlingen fortgeſetzt wurde. Mit der Rückkehr des Generals Fock iſt die Expedition an die Quellen des Sſungari als beendet zu betrachten; nachdem zwei größere Banden, die einige tauſend Mann ſtark waren, auseinandergetrieben worden ſind, iſt innerhalb des durch die Orte Girin, Itundshou und Tſchapitshou gebildeten Dreieckes ein ernſtlicher Widerſtand nicht mehr zu erwarten. Zum Widerſtande ſind nur einzelne Anführer geneigt, die den Chineſen das Berauben und Beſtehlen der ruhigen Be - völkerung erlauben, was aber nur wenige Chineſen verlockt, ſich ihnen anzuſchließen.

Li-Hung-Tſchang äußerte in einem Interview, Kaiſer Kwang-ſü ſei durchaus gewillt, den Forderungen der Mächte zu entſprechen, er ſei aber der Anſicht, daß die zahlreichen Erregung hervorrufenden Expeditionen unnöthig ſeien und beträchtlichen Schaden anrichten.

Römiſcher Brief.

Geſtern fand zu Ehren des Welterlöſers und gelegentlich des zur Neige gehenden Jahrhunderts bei den berühmten Katakomben der hl. Domitilla eine großartige Feier ſtatt. Das unter der Leitung unſeres berühmten Landsmannes Dr. Anton de Waal, Rectors des deutſchen Campo Santo, ſtehende Collegium Cultorum Martyrum, hatte das Arrange - ment der Feſtlichkeit in die Hand genommen. Am Vormittage celebrirte Monſignor de Waal ein Hoch - amt, bei welchem die alten gregorianiſchen Geſänge zum Vortrage kamen. Die alte über den Katakomben, aber ſelbſt unterirdiſch gelegene Baſilika der hl. Petronilla war mit Guirlanden und ſonſtigem Blumen - ſchmuck geziert und ſtilvolle Kronleuchter, Candelaber und Kerzen vervollſtändigten die Ausſchmückung. Viele der Theilnehmer nahmen ihr Mittagsmahl in der ländlichen Oſteria ein, welche ſich in der Nähe befindet. Am Nachmittage war die alte Via Appia ungemein belebt. Zu Wagen, zu Fuß und auf dem Velociped ſtrömten die Feſttheil - nehmer zu den Katakomben und in die genannte Baſilika. Es formirte ſich eine großartige Proceſſion, an welcher Zöglinge ſämmtlicher Collegien und Seminarien, Abordnungen der hieſigen katholiſchen Vereine ꝛc. theilnahmen. Der Cardinalvicar Reſpighi trug das Allerheiligſte, welches vom Cardinal Mathien ſowie vielen Biſchöfen und Prälaten be - gleitet wurde. Die Proceſſion nahm ihren Weg über die benachbarten Felder zu einem eigens errichteten Pavillon, wo Halt gemacht wurde. Ein Muſikcorps begleitete den Zug und die hier üblichen Böllerſchüſſe wurden abgefeuert. Der Cardinalvicar ſpendete darauf den Segen. Nach Rückkehr in die Baſilika wurde das Tedeum angeſtimmt, womit die großartige Feier ihr Ende erreichte. Unter den Feſtgäſten befand ſich auch Prinz Max von Sachſen, der Propſt Prinz Hohen - lohe ſowie der apoſtoliſche Protonotar, Domherr Doctor Fiſcher-Colbrie. Groß war die Zahl der deutſchen und öſterreichiſchen Prälaten, Geiſtlichen, Ordensleuten und Touriſten. Die heutige Mitter - nacht der Jahrhundertswende wird überall feierlich begangen werden. Von der Engelsburg wird eine Artillerieſalve gelöſt und die große Glocke des Capitols wird geläutet werden. Leo XIII. beab - ſichtigte ſelbſt in der Peterskirche eine Mitternachts - meſſe zu celebriren, nahm aber auf den dringenden Rath ſeines Leibarztes davon Abſtand und wird in der Hauscapelle eine Meſſe leſen. An ſeiner Stelle wird der vaticaniſche Erzprieſter Cardinal Rampolla in St. Peter pontificiren. Die deutſchen Katholiken haben gegen 11 Uhr Gottesdienſt im deutſchen Campo Santo und ziehen ſodann unter Führung des Rectors de Waal gemeinſam in die gegenüberliegende Peterskirche. Am königlichen Hofe fällt der Trauer wegen jede Neujahrsgratulation aus. Unter allen Nationen, welche während des nun - mehr beendeten Jubiläumsjahres Pilgerzüge nach Rom geſandt haben, nimmt ſelbſtverſtändlich die italieniſche den erſten Platz ein. Von den 223 großen und größeren Pilgerſchaften, welche in der Zeit vom 24. December 1899 bis ebendahin 1900 hier waren, entfallen allein 152 auf Italien. Was die nicht-italieniſchen Nationen betrifft, ſo ſandten dieſe 71 Pilgerzüge nach Rom, unter welchen 10 auf Frankreich, 5 auf Spanien, 6 auf Amerika, 2 auf Belgien und je 1 auf Portugal und die übrigen kleineren oder entlegenen Länder fallen. Der ge - ſammte Reſt von 43 Pilgerzügen (wobei die kleineren Gruppen und die unzähligen Einzelpilger ſelbſt - verſtändlich nicht mitgezählt ſind) entfällt aber auf das deutſche Element, d. h. auf das Deutſche Reich, die öſterreichiſche Monarchie und die Schweiz, ſodaß dasſelbe alſo wie in früheren Jubiläen ſo auch diesmal in jeder Be - ziehung obenan ſteht! Von dieſen 43 deutſchen Pilger - ſchaften kommen nun 23 auf die Oeſterreichiſche Monarchie, 18 auf das Deutſche Reich und 2 auf die Schweiz. Die Pilgerfrequenz war in den einzelnen Monaten ſelbſtverſtändlich ſehr verſchieden. Obenan ſteht der September mit 49 Pilgerzügen. Es folgen die Monate October mit 38, Mai mit 35, November mit 31, Februar und April mit 20, März mit 12, December mit 9, Auguſt mit 8, Juni mit 7, Juli mit 3 und endlich der Jänner mit 1 Zug. Dasdeutſche Element war am zahlreichſten in den Mo - naten März, April, Mai, ſowie im September und October vertreten. Auffällig war die verhältnißmäßig geringe Betheiligung von Seiten Frankreichs, von den fehlenden Engländern gar nicht zu reden. Beiden fehlte es leider nicht an einem gewiſſen Grund, welcher jedoch rein politiſchen Charakters war. Bei den Franzoſen war es der in gewiſſen hieſigen Kreiſen als zu demokratiſch angeſehe Anſtrich der geplanten ſogenannten Arbeiterpilgerzüge, und die Engländer fühlten ſich verſchnupft in Folge des feindſeligen Ver - haltens eines Theils der vaticaniſchen Preſſe in Bezug auf die Transvaalfrage. Mit Mühe und Noth iſt es erſt kürzlich dem Cardinal Rampolla gelungen, eine Verſöhnung zu Stande zu bringen, was am beſten durch die geſtern erfolgte Ankunft von etwa 180 Engländern bewieſen wird. Dieſe Zahl iſt allerdings nur ſehr klein; die Pilgerſchaft erhält aber ihren Werth durch die Anweſenheit des Führers der Katholiken Englands, des ſteinreichen und generöſen Herzogs von Norfolk ſowie des Erzbiſchofs von Weſt - minſter (London) Cardinal Vaughan.

Arbeiterbewegung.

Verſammlung der Nordweſtbahn - bedienſteten.

Vor einiger Zeit ſprach eine Deputation bei dem Generaldirector der Nordweſtbahn, Sectionschef Dr. Zehetner vor, um ihm die Forderungen der Bedienſteten-Kategorien vorzubringen. Dieſer Herr hat die Deputation einfach nicht vorgelaſſen, und ſo iſt über die berechtigten Wünſche von Bedienſteten und Beamten zur Tagesordnung übergegangen worden. Die richtige Antwort haben ihm nun Bedienſtete und Beamte damit gegeben, daß ſie ſich ſolidariſch er - klärten in der Erkämpfung ihres guten Rechtes und dieſe Solidarität auch in der Verſammlung vom 1. Jänner, die im Saale zum goldenen Widder abgehalten wurde, manifeſtirten. Es ſprachen in dieſer Verſammlung von ſocialdemokratiſcher Seite die Herren Taub und Grüll, von chriſtlich-ſocialer Seite Oberrevident Czermak. Schließlich wurde folgende Reſolution angenommen:

Den Mitgliedern der zwei Deputationen, die eigen - mächtig und ohne die Meinung der angeblich von ihnen vertretenen Gruppen eingeholt zu haben, beim Sectionschef Dr. Zehetner vorſprachen, ſpricht die Verſammlung die tiefſte Entrüſtung und ſchärfſte Mißbilligung aus. Damit endlich die ſo nothwendige Verbeſſerung der Lage aller Bedienſteten in kürzeſter Zeit erfolge und docu - mentirt werde, daß thatſächlich das Memorandum der Ausdruck des Geſammtwillens des Perſonals iſt und daß die 18gliedrige Deputation berechtigt war, in Vertretung der Geſammtheit des Perſonals zu ſprechen, beauftragt die heutige Verſammlung die Executive der organiſirten Eiſenbahner Oeſter - reichs, ſofort an ſämmtliche von Eiſenbahnern gebildete Organiſationen mit der Aufforderung, ſich an dieſe Bewegung anzuſchließen, heranzutreten. Sodann ſind von den geſammten Organiſationen gemeinſam mit den Vertrauens - männern der Nordweſtbahn die weiteren Schritte zur endlichen Verwirklichung der in dem Memorandum enthaltenen Wünſche einzuleiten. Schließlich ſpricht die Verſammlung die Hoffnung aus, daß die Direction der öſterreichiſchen Nordweſtbahn, ohne weiteres Vorſprechen der Vertreter der Organiſationen und Vertrauensmänner der öſterreichiſchen Nordweſt - bahn abzuwarten, die auf eine Verbeſſerung der Lage des Geſammtperſonals abzielenden Reformen ſchleunigſt durchführen werde, da die Noth und das Elend des Geſammtperſonals in Folge der ſtetig fortſchreitenden Theuerung ſich bereits bis zur Unerträglichkeit ge - ſteigert haben.

Der Bergarbeiterausſtand in Böhmen.

Aus Brüx wird unterm 2. d. M. berichtet: Die für heute angekündigte Action der Bergarbeiter zur Durch - ſetzung der Achtſtundenſchicht machte ſich nur in geringem Umfange und nur inſoweit geltend, als in den politiſchen Bezirken Dux, Brüx und Komotau auf einigen Schächten die Belegſchaften um 2 Uhr Nach - mittags, als vorzeitig, die Arbeit theilweiſe oder ganz einſtellten. Dort, wo die Schächte ſeicht ſind, fuhren ſie auf den Fahrten aus. In den tiefen Schächten warteten ſie am Füllorte die regelmäßige Ausfahrts - zeit um 4 Uhr Nachmittags ab, um mit der Schale auszufahren. Auf einzelnen Schächten des Duxer Reviers wurde deshalb mit Disciplinarſtrafen vorge - gangen. Die Ruhe wurde jedoch bisher nirgends geſtört.

Um Uhr Nachmittags ſtellte die Belegſchaft des Victoria-Tiefbaues, und zwar 177 Häuer und 30 Förderer, die Arbeit ein und begab ſich vom Arbeitsorte zum Füllorte; dasſelbe that die Beleg - ſchaft des Habsburg-Schachtes, beſtehend aus 197 Häuern und 30 Förderern. Da die Werkleitungen die Belegſchaften nicht ausfahren ließen, verweilten dieſe bis Uhr Nachmittags unthätig in der Grube, worauf ſie erſt zur normalen Zeit ausfuhren. Auf dem Thereſien-Tiefbau ſind gegen 3 Uhr Nachmittags 57 Häuer, 14 Förderer und 37 Schichtlöhner vorzeitig von der Arbeit abgeſtanden, ſind aber erſt um 4 Uhr normal -53 Wien, Freitag Reichspoſt 4. Jänner 1901mäßig ansgefahren. Im Pluto-Schachte bei Wiſa ſind 13 Schichtlöhner um 2 Uhr Nachmittags eigenmächtig ausgefahren: Aus Dux wird gemeldet: Auf fünf Schächten, darunter auf dem Alexander -, dem Maria - und dem Amalien-Schachte, ſind die Bergarbeiter nach acht Stunden eigenmächtig ausgefahren. Im Amalien-Schachte wurden deshalb 11 Arbeiter ſofort abgelöhnt und entlaſſen. Einer von ihnen wurde wegen öffentlicher Gewaltthätigkeit verhaftet und dem Kreisgerichte eingeliefert.

Die Anfahrt zur Nachtſchicht war im ganzen Bezirke normal. Eine vorzeitige Ausfahrt erfolgte nur auf dem Johann Tief - bau , wo 30 Mann um 2 Uhr Früh ausfuhren. Geſtern iſt auch auf den Poppe-Werken in Tribſchitz und zwar Saxonia , Waſhington und Maria Opferung die ganze Belegſchaft von 200 Mann um 2 Uhr Nachmittag ausgefahren.

Die Wahlbewegung.

Wahlergebniſſe von heute. Sieg in Steiermark!

Das Mandat der V. Curie von Oberſteiermark iſt von den Chriſtlich-Socialen behauptet worden. Der chriſtlich-ſociale Candidat Schoiswohl, der den Wahlkreis bisher vertrat, iſt mit 313 Stimmen wiedergewählt worden; ſein ſocialdemokra - tiſcher Gegencandidat Bichl erhielt 301 Stimmen, drei Stimmen waren zerſplittert. Die Höhe der ſocialdemokratiſchen Stimmen erklärt ſich daraus, daß ein Theil der bauernbündleriſchen Wahlmänner für den Socialdemokraten ſtimmten. Die Nachricht von dem Siege Schoiswohl’s kann mit umſo größerer Freude begrüßt werden, als ſich gegen Schoiswohl diesmal Alles vereint hatte: Socialdemokraten, Schönerianer, Bündler und Anfangs auch durch Eder’s Candidatur zahlreiche Wähler der Deutſchen Volkspartei. Die Nachricht von dem Siege Schoiswohls war die erſte Siegesnachricht, die in Wien aus den heuitgen Wahlergebniſſen einlief. Sie erregte überall ſtürmiſchen Jubel und verbreitete ſich raſch durch die Agitationslocale. Unſeren Glückwunſch dem wackeren chriſtlich-ſocialen Abgeordneten und ſeinen Mitſtreitern in der Steiermark!

Theilreſultate von der heutigen Wahl.

I. Wahlkreis.

1. Bezirk, Innere Stadt.

Im 1. Bezirk iſt ſchon in den frühen Morgen - ſtunden die Wahlbetheiligung eine recht lebhafte. An allen Ecken prangen rothe Plakate, die zur Wahl für Ellenbogen auffordern. Von chriſtlich-ſocialer Seite iſt unauffälliger und ſchwächer plakatirt, da hier die Agitation von Haus zu Haus mehr gilt. Im chriſt - lichen Centralagitationslocal beim Fida in der Bäckerſtraße wird rüſtig unter der bewährten Leitung Herrn Heindl’s gearbeitet, die Ordnung der Agitation iſt dort eine muſterhafte. In der Mittagszeit haben ſchon bei viertauſend Wähler der Inneren Stadt geſtimmt, und Bielo - hlawek hat in allen Sectionen, mit Ausnahme jener vom Salsgries und des Rathhausviertels einen ſehr erheblichen Vorſprung. Auch der greiſe Cardinal erſchien ſchon frühzeitig im Wahllocale, um ſeine Stimme abzugeben. Das Straßenbild iſt wenig be - wegt, der Wahlact vollzieht ſich in gemeſſener Ruhe. Viele Liberale bleiben der Wahl ferne, anſcheinend aus Ueberdruß, abermals für einen Socialdemokraten ſtimmen zu müſſen.

Bis 2 Uhr 20 Minuten wurden 5447 Stimmen abgegeben und dürfte der chriſtlich-ſociale Candidat Bielohlawek in allen Sectionen mit Ausnahme von einer im Vorſprunge ſein. In den Agitationslocalen waren erſchienen Vicebürgermeiſter Dr. Neumayer, Baron Vittinghoff-Schell und Gemeinderath Dr. Kornke.

2. Bezirk, Leopoldſtadt.

Die chriſtlich-ſociale Agitation leitet Cooperator Dietrich. Bis Mittags waren circa 10.000 Stimmen abgegeben. Die Socialdemokraten haben bis jetzt einen großen Vorſprung.

Von 22.112 Wählern ſind bis 4 Uhr 14.892 zur Wahl erſchienen. Die Wahl geht in größter Ruhe vor ſich.

20. Bezirk, Brigittenau.

Die chriſtlich-ſociale Agitation leitet Gemeinde - rath Laßmann; in den erſten Morgenſtunden ent - falteten die Socialdemokraten eine große Rührigkeit, um ½9 Uhr hatten von 12.865 Wählern über 8000 geſtimmt.

II. Wiener Wahlkreis.

3. Bezirk, Landſtraße.

Die Agitation der Chriſtlich-Socialen leitet Landtags-Abgeordneter Spitaler. Bis 11 Uhr waren ungefähr 7000 Stimmen abgegeben worden.

4. Bezirk, Wieden.

Bis 11 Uhr wurden 3000 Stimmen abgegeben.

Bis 4 Uhr wurden 5000 Stimmen abgegeben. Die Chriſtlich-Socialen haben einen bedeutenden Vorſprung.

10. Bezirk, Favoriten.

In Favoriten, dem Hauptſitze der Social - demokraten iſt die Wahlbetheiligung eine äußerſt rege. Die Socialdemokraten operiren auch mit ſchlechten Witzen, die Genoſſen überkleben nämlich die Placate ſo, daß auf denſelben zu leſen iſt: Antiſemiten! Wählet Dr. Adler! Wir glauben nicht, daß auch nur ein Menſch in Wien exiſtirt, der dieſem Tric auf den Leim gehen würde. Bis 12 Uhr wurden über 6000 Stimmen abgegeben. Bis 3 Uhr 11.000 Stimmen abgegeben, die Socialdemokraten dürften hier einen Vorſprung von etwa 2000 Stimmen haben.

11. Bezirk Simmering.

Dieſer Bezirk hat ſeit 1897 etwa 1500 neue Wähler. Die Betheiligung an der Wahl iſt eine äußerſt rege. Bis 3 Uhr waren 5000 Stimmen abge - geben worden. Die Chriſtlichſocialen haben einen kleinen Vorſprung.

III. Wahlkreis.

5. Bezirk, Margarethen.

Bis 3 Uhr wurden 9000 Stimmen abgegeben. Die Socialdemokraten arbeiten mit einer großen Rührigkeit.

6. Bezirk, Mariahilf.

In Mariahilf wurden bis 3 Uhr Nachmittags gegen 4800 Stimmen abgegeben, die Socialdemokraten ſind eine zeitlang im Vorſprung.

12. Bezirk, Meidling.

Hier iſt die Betheiligung an der Wahl größer als im Jahre 1897.

Bis 3 Uhr wurden 9500 Stimmen abgegeben.

13. Bezirk, Hietzing.

Bis 11 Uhr Vormittags waren von 12.792 Wählern ungefähr 1835 erſchienen.

Bis 3 Uhr wurden 5000 Stimmen abgegeben.

IV. Wahlkreis.

7. Bezirk Neubau.

In dieſem Bezirk haben die Socialdemokraten mittelſt Circulärs, auf denen die Namen der Ge - noſſenſchafts-Vorſteher Jedlicka und Bitza ſtanden, die chriſtlichen Wähler aufgefordert, für Doctor Lueger zu ſtimmen. Es iſt dies ein ſehr durch - ſichtiges Wahlmanöver. In dieſem Wahlbezirk candidirt nämlich GR. Axmann und da hoffen die Genoſſen Verwirrung unter den chriſtlichſocialen Wählen anſtiften zu können. Bis 10 Uhr wurden 2000 Stimmen abgegeben. Bis ½3 Uhr wurden 6400 Stimmen abgegeben.

8. Bezirk, Joſefſtadt.

In dieſem Wahlbezirk machen ſich auch die czechiſchen. Agitatoren bemerkbar, die namentlich die Bauarbeiter für den czechiſchen Candidaten Cilling gewinnen wollen. Sonſt geht die Wahl ruhig vor ſich. Bis 10 Uhr Vormittags wurden gegen 1700 Stimmen abgegeben. Bis ½3 Uhr wurden 4200 Stimmen abgegeben.

9. Bezirk, Alſergrund.

Hier zeigen ſich beſonders die jüdiſchen Aerzte vom allgemeinen Krankenhauſe und die Börſenjobber äußerſt geſchäftig. Von den Eiſenbahnern ſtimmten Viele für Axmann. Bis zur Mittagsſtunde wurden gegen 5000 Stimmen abgegeben, bis ½3 Uhr 7000 Stimmen.

14. Bezirk, Rudolfsheim.

Um 10 Uhr waren bereits 6000 Stimmen ab - gegeben. Die Socialdemokraten drohen den Geſchäfts - leuten mit Boycott, und gehen in ihrer bekannt brüderlichen Weiſe zu Werke. Um 2 Uhr waren 8000 Stimmen abgegeben worden.

15. Bezirk, Fünfhaus.

In Fünfhaus iſt die Wahlbetheiligung eine ſehr rege. Die Omnibusgeſellſchaft gibt ihren Bedienſteten keine freie Zeit, damit dieſe ihr Wahlrecht ausüben könnten. Bis 2 Uhr waren 6000 Stimmen abgegeben worden.

In der Victoriagaſſe brach in einem rothen Agi - tationslocale zwiſchen den Socialdemokraten ein Streit aus, der erſt durch Intervention der Po - lizei geſchlichtet werden konnte.

V. Wiener Wahlkreis.

16. Bezirk, Ottakring.

Schon um 9 Uhr waren in dieſem Bezirke un - gefähr 5500 Stimmen abgegeben worden. Die Social - demokraten arbeiten mit unerhörtem Terrorismus, ſie gehen ſogar ſo weit, einzelnen Wählern die Legi - timation ſammt Stimmzettel einfach wegzunehmen. Einige kühne Genoſſen haben bereits in den früheſten Morgenſtunden die Telegraphendrähte mit Schuhmeierplakaten verunziert. Bis 2 Uhr waren 13.000 Stimmen abgegeben worden.

Bis ½2 Uhr wurden 13.000 Stimmen ab - gegeben. Die Wahlbetheiligung von Seite der Gewerbetreibenden iſt gleich Null, und zwar infolge des Terrorismus, den die Social - demokraten ausüben, indem ſie von Geſchäft zu Geſchäft in Gruppen ziehen und unter An -drohung des Boykotts ſelbſt von ſtrammen chriſtlich-ſocialen Parteigenoſſen Wahlenthaltung verlangen. Die chriſtlich-ſocialen Agitatoren werden auf offener Straße überfallen und mißhandelt. Wenn es nicht gelingt, dieſen Terrorismus der Rothen zu brechen, dann geht Ottakring mit großer Mehrheit an die Socialdemokraten verloren.

17. Bezirk Hernals.

Bis 10 Uhr ſind 4000 Stimmen abgegeben worden. Die Socialdemokraten überfielen zwei chriſtlich-ſociale Agitatoren und mißhandelten ſie in brutaler Weiſe. Bis 2 Uhr waren 8000 Stimmen abgegeben worden. In der I. Section wurde ein ſocialdemokratiſcher Bäckergehilfe wegen Wahl - ſchwindels verhaftet.

Bis ½3 Uhr wurden 12.000 Stimmen abge - geben. Von Seite der Gewerbetreibenden anfangs ſchwache Wahlbetheiligung in Folge des großen Ter - rorismus der Socialdemokraten. Da dieſem Ter - rorismus erfolgreich begegnet wird, wird die Wahl - betheiligung von Seite der Gewerbetreibenden eine größere.

18. Bezirk, Währing.

Bis 12 Uhr wurden 5000 Stimmen abgegeben. Die Agitation iſt von beiden Seiten eine rege.

Bis ½3 Uhr wurden 9000 Stimmen abgegeben.

19. Bezirk, Döbling.

Bis 2 Uhr wurden 3500 Stimmen abgegeben.

Theilreſultate von auswärts.

Niederöſterreich.

VI. u. . Wahlkreis. Kirchberg a. d. Pie - lach, (Priv. -Tel.) In Kirchberg a. d. Pielach er - hielt heute Dr. Scheicher 196, der Socialdemokrat Bretſchneider 45, der Schönerianer Hübl 5 Stimmen.

VIII. niederöſterreichiſcher Wahlkreis. Laa, 3. Jänner. Hier erhielt Kaſparek (Schön.) 343 Schlinger (ſociald. ), 79, Mayer (chriſtl. -ſoc.) 70.

IX. u. . Wahlkreis. Katzelsdorf, (Priv. - Tel) Der Chriſtlich-Sociale Steiner erhielt hier 68, der Socialdemokrat Pernerſtorfer 7 Stimmen.

Pfaffſtätten, 3. Jänner. (Priv. -Tel.) Steiner erhielt bei uns 80, Pernerſtorfer 64 Stimmen, Schwahl 1 Stimme.

Steiermark.

Weiz. (Wahlbezirk Bruck a. M.) 3. Jänner. Hier erhielten bei der heutigen Reichsrathswahl in der V. Curie von 67 abgegebenen giltigen Stimmen Michael Schoiswohl aus Gußwerk 60 und Rudolf Bichl aus Graz 7 Stimmen.

Luttenberg (Wahlbezirk Cilli). 3. Jänner. Hier erhielten bei der heutigen Reichsrathswahl in der V. Curie von 52 abgegebenen giltigen Stimmen Joſef Zickar 29, Johann Wiſenjak 13 und Dragotin Hribar 13 Stimmen.

Mähren.

Neuſtadl, (VI. Wahlbezirk Iglau.) 3. Jänner. Hier erhielten bei der heutigen Reichsrathswahl in der V. Curie von 113 abgegebenen giltigen Stimmen Dr. Sileny (Jungczeche) 92, Alois Jakubsky (Chriſtlich-Socialer) 17 und Franz Komprda 4 Stimmen.

Küſtenland.

Görz. Tolmein, 3. Jänner. Hier erhielt bei der heutigen Reichsrathswahl in der V. Curie Dr. Heinrich Tuma (liberaler Slovene) Advocat in Görz, 30 Stimmen und Dr. Anton Gregorcic (katholiſcher Slovene) Theologieprofeſſor in Görz, 14 Stimmen.

Flitſch (Wahlbezirk Görz), 3. Jänner. Hier er - hielten bei der heutigen Reichsrathswahl in der V. Curie Dr. Anton Gregorcic, Theologieprofeſſor in Görz, 3 und Dr. Heinrich Tuma, Advocat in Görz, 7 Stimmen.

Kirchheim (Wahlbezirk Görz), 3. Jänner. Hier erhielten bei der heutigen Reichsrathswahl in der V. Curie Dr. Anton Gregorcic 13 und Doctor Heinrich Tuma 5 Stimmen.

Endreſultate.

Oberöſterreich.

Auguſt Etz (Katholiſche Volkspartei) wurde mit 345 von 501 giltigen Stimmen gewählt. Johann Baumgaltner (unabhängige Bauernpartei) erhielt 115, Georg Schamberger (unabhängige Bauernpartei) erhielt 32 Stimmen.

Mähren.

Von 576 im Wahlbezirke Iglau abgegebenen giltigen Stimmen entfielen 302 auf den Jungczechen Dr. Wenzel Sileny, der ſomit zum Abgeordneten gewählt iſt. Außerdem erhielt Alois Jakusky (Chriſtlich-ſocialer) 173 Stimmen, Franz Tertſch 58, Franz Komprda (Social - demokrat) 37 Stimmen.

Schleſien.

Bei der heutigen Wahl in der V. Curie in Weſtſchleſien entfielen von 537 giltigen Stimmen 245 auf Carl Türk (deutſch -6Wien, Freitag Reichspoſt 4. Jänner 1901 3radical), 207 auf Mathias Elderſch (Social - demokrat), 66 auf Rudolf Gudrich (Czeche), 19 auf Heinrich Fraß (chriſtlich-ſocial). Da die abſolute Majorität 269 Stimmen beträgt, findet heute Nach - mittags eine engere Wahl ſtatt.

Es wurden gewählt:

Im Wahlbezirke Linz der Conſervative Doctor Schlegl;

in Steyr Dr. Kern;

in Cilli der katholiſche Slovene Dechant Zickar;

in Feldbach der Conſervative Frh. v. Morſey;

in Ung. -Hradiſch der czechiſche Chriſtlich - Sociale Dr. Stojan;

in Schönberg kommt es zu einer Stichwahl zwiſchen dem Schönerianer Bursofsky und dem Socialdemokraten Rieger;

in Walachiſch-Meſeritſch kommt es zu einer Stichwahl zwiſchen den czechiſch Chriſtlich - Socialen Valouſchek und dem National-Socialen Reichsſtädter;

im Städtebezirk Rudolfswerth wurde der Sloveniſch-Liberale Plantan gewählt;

Die Wahlergebniſſe im Jahre 1897.

Niederöſterreich.

I. Wiener Wahlkreis: der Chriſtlich-Sociale Bielohlawek erhielt 16.056 Stimmen.

Der Socialdemokrat Reumann erhielt 13.810 Stimmen.

Außerdem wurden 1714 liberale, 151 ſchöneriani - ſche und 82 czechiſche Stimmen abgegeben.

II. Wiener Wahlkreis: der Chriſtlich-Sociale Prochazka erhielt 24.111 Stimmen.

Der Socialdemokrat Dr. Adler erhielt 19.154 Stimmen.

Außerdem wurden 1409 liberale, 625 ſchöne - rianiſche und 434 czechiſche Stimmen abgegeben.

III. Wiener Wahlkreis: der Chriſtlich-Sociale Dr. Lueger erhielt 23.839 Stimmen

Der Socialdemokrat Nemec erhielt 18.076 St.

Außerdem wurden 711 liberale, 379 ſchöneriani - ſche und 132 czechiſche Stimmen abgegeben.

IV, Wiener Wahlkreis: dee Chriſtlich-Sociale Armann erhielt 27.177 Stimmen.

Der Socialdemokrat Skaret erhielt 16.390 St.

Außerdem wurden 1877 liberale, 518 ſchöne - rianiſche und 292 czechiſche Stimmen abgegeben.

V. Wiener Wahlkreis: der Chriſtlich-Sociale Mittermayer erhielt 24.820 Stimmen.

Der Socialdemokrat Schuhmeier erhielt 20.920 Stimmen.

Außerdem wurden 588 liberale, 817 ſchöneriani - ſche und 288 czechiſche Stimmen abgegeben.

VI. Wahlkreis (Viertel ober dem Wienerwald): der Chriſtlich-Sociale Dr. Scheicher erhielt 39.080 Stimmen.

Der Socialdemokrat Bretſchneider 10.345 Stimmen.

Der Schönerianer Schamberger 589 Stimmen.

VII. Wahlkreis (Viertel ober dem Manharts - berg): der Chriſtlich-Sociale Dr. Geßmann erhielt 28.827 Stimmen.

Der Schönerianer Wittmann 14.187 Stimmen.

Der Socialdemokrat David 3460 Stimmen.

VIII. Wahlkreis (Viertel unter dem Man - hartsberg): der Chriſtlich-Sociale Mayer erhielt 35.159 Stimmen.

Der Socialdemokrat Wutſchel 9339 Stimmen.

Der Deutſchnationale Profeſſor Richter 8811 Stimmen.

IX. Wahlkreis (Viertel unter dem Wiener - wald): der Chriſtlich-Sociale Wedral erhielt 23.840 Stimmen.

Der Socialdemokrat Pernerſtorfer 21.987 Stimmen.

Die Chriſtlich-Socialen im Wahlkampfe im Jahre 1897.

In der V. Curie mit directem Wahlrechte ent - fielen auf die Chriſtlich-Socialen in Niederöſter - reich von 413.761 giltig abgegebenen Stimmen 243.960, in Steiermark von 39.181 Stimmen 18.143 Stimmen.

In der V. Curie mit indirectem Wahlrechte entfielen in Steiermark von 1961 giltig abge - gebenen Stimmen 436, in Vorarlberg von 226 giltig abgegebenen Stimmen 197, in Böhmen von 10.612 giltig abgegebenen Stimmen 360, in Schle - ſien von 1108 giltig abgegeben Stimmen 132 auf die Chriſtlich-Socialen.

Wählerzahl in der V. Curie.

I, Wahlkreis.
18971901
I. Bezirk ...10.3949.912
II. ...31.43234.777
Geſammtzahl ...41.82645.698
II. Wahlkreis.
18971901
III. Bezirk ...23.55725.703
IV. ...11.50911.488
X. ...19.42623.589
XI. ...6.0197.525
Geſammtzahl ...60.51168.305
III. Wahlkreis.
18971901
V. Bezirk ...19.86721.995
VI. ...11.62711.471
XII. ...12.67114.426
XIII. ...10.08012.792
Geſammtzahl ...54.24560.684
IV. Wahlkreis.
18971901
VII. Bezirk ...13.65813.544
VIII. ...8.9189.084
IX. ...14.87215.644
XIV. ...12.93515.356
XV. ...9.2029.118
Geſammtzahl ...59.58562.746
V. Wahlkreis.
18971901
XVI. Bezirk ...24.29329.265
XVII. ...15.46116.879
XVIII. ...15.14116.873
XIX. ...6.9037.263
Geſammtzahl ...61.79870.298

Der judenliberale Candidat des Wiener 9. Bezirkes (Städtecurie.)

Im Wiener 9. Bezirk caudidirt bekanntlich Herr Dr. Alexander Dorn v. Marwald gegen den chriſtlich-ſocialen Mandatsträger Dr. Weiskirchner. Es wird die verehrten Wähler intereſſiren, über die Perſönlichkeit des Herrn Dr. Dorn Näheres zu er - fahren. Herr Dr. Alexander Dorn iſt mit dem Spröß - ling einer Großwardeiner Judenfamilie vermählt; es fiel ihm dies freilich nicht ſchwer, da er ſelber jüdiſchen Blutes iſt. Herr v. Dorn hatte in ſeinem früheren Domicil Trieſt das Glück, als Functiouär des dortigen Veteranenvereines beim Feſtzuge am Corſo im Jahre 1882 durch den Oberdank’ſchen Bombenwurf eine Wunde am Bein zu erhalten. Dieſe benützte er ſpäter durch Jahre zu Anpum - pungen des k. k. Hofzahlamtes, welche ſie ihm ſuc - ceſſive gegen 8000 fl. eingebracht haben ſollen ...

Niederöſterreich.

Aus Seefeld wird uns gemeldet: Sonntag, den 30. v. M. hielt der Candidat, Dechant von Guntersdorf, Joſef Kühſchelm, eine Wählerverſammlung in Seefeld ab, die einen glän - zenden Verlauf nahm. Faſt vollzählig waren die Wähler von Seefeld und Gr. -Kadolz erſchienen und zollten dem Redner reichen Beifall. Zum Schluſſe wurde ſeine Candidatur einſtimmig angenommen.

Tirol.

Aus Nordtirol wird uns berichtet: Unſere in der Reichspoſt gebrachte Meldung, daß im Falle einer Stichwahl der V. Curie Mittelrirols die Socialdemokraten für Dipauli ſtimmen werden, wurde in allen Tiroler Blättern discutirt. Die meiſten Blätter ſtellen unſere Meldung in Abrede. Und doch ſprechen zwei gewichtige Thatſachen für die Richtig - keit dieſer Meldung. Es waren zwei ſocialdemo - kratiſche Agitatoren Südtirols, die Herrn Reichsraths-Candidaten Schraffl perſönlich dieſe Mittheilung machten. Ferner ſchrieb die radical deutſchnationale Bozener Zeitung am Tage vor der Stichwahl der Wahlmänner-Candidaten in Bozen ausdrücklich, daß ihre Anhänger ja vollzählig zur Wahl erſcheinen mögen, weil es bei den Social - demokraten durchaus nicht ſicher ſei, ob ſie in der Stichwahl für Schraffl eintreten würden. Aus - geſprochen altconſervativ wird vorausſichtlich in den Bezirkshauptmannſchaften Imſt und Reutte, aus - geſprochen chriſtlich-ſocial in den Bezirkhauptmann - ſchaften Innsbruck und Kitzbühel, halbaltconſervativ und halbchriſtlich-ſocial in den Bezirkshauptmann - ſchaften Landeck, Schwaz und Kufſtein werden. Man darf daher auf den Ausgang der Wahlen geſpannt ſein. Eine Gefahr, daß durch dieſe Doppelcandidatur der Wahlkreis an die gemeinſamen Gegner verloren gehen könnte, iſt nicht vorhanden. Die gemeinſamen Gegner werden gegen die letzten Wahlen einen Stimmenzuwachs von etwa 40 Stimmen zu ver - zeichnen haben, was ſie lediglich dem Ausgange der Innsbrucker Wahlmännerwahlen, ſowie der Fahr - läſſigkeit der katholiſch geſinnten Wähler einiger Ort - ſchaften zu verdanken haben werden. Es kann nicht genug betont werden, daß in Tirol fortwährend fleißig gearbeitet werden muß, um dem Vordringen der Gegner ein Ende zu bereiten.

Böhmen.

Aus Marienbad wird uns ge - ſchrieben: Heute am 1. d. fand hier im Stadthaus - ſaale eine Wählerverſammlung des ſchönerianiſchen Wahlwerbers Herrn Dr. Anton Schalk aus Wien ſtatt. In zweiſtündiger Ausführung entwickelte er ſein Programm. Die Liberalen wurden vom Ordner hart mitgenommen, dagegen hütete er ſich wohlweislich die Chriſtlich-Socialen auch nur mit einem Worte anzugreifen, da ihm zweifelsohne eine derbe Ab - fertigung zu Theil geworden wäre. Sowohl von der Wahl eines Präſidiums wie von der Ertheilung eines Vertrauensvotums war Abſtand genommen worden, da die Veranſtalter der Verſammlung ſich die Ueberzeugung verſchafft, daß die Mehrheit der Anweſenden Chriſtlich-Sociale ſeien.

Eine Separat-Ausgabe der Reichspoſt mit den genauen Wahlreſultaten wird den Abonnenten gratis zugeſtellt und morgen Früh in allen Trafiken für den Preis von 4 Heller zu beziehen ſein.

Wir mogeln ...

In Brigittenau ereignete ſich ein heftiger Zuſammenſtoß. Mehrere Socialdemokraten verſuchten einigen chriſtlich-ſocialen Wählern die Stimmzettel zu entreißen, wobei es zu einer Balgerei kam. Die Socialdemokraten wurden verhaftet, unter ihnen ein gewiſſer Vogler, der ſich ſchon öfter durch ſeine Wahlmogeleien ausgezeichnet hatte.

Vereinsnachrichten.

§ Oeſterreichiſcher Ingenieur - und Architekten - Verein.

Samſtag den 5. Jänner l. J. Vortrag des Herrn k. k. Profeſſors dipl. Chemiker Joſef Klaudy: Analogien und Grenzen grundlegender Naturgeſetze.

Aus dem Gerichtsſaale.

Dr. Pupovac als Angeklagter.

Gegen den Wiener Advocaten und Reichsraths-Candidaten Doctor Alexander Pupovac wurde von einer Anzahl Kärntner Wähler, die der Deutſchen Voikspartei an - gehören, die Anzeige erſtattet, er habe als Candidat in einer Wählerverſammlung unter Anderem geäußert, der Kärntner Landtag ſei zu feig geweſen, das allgemeine Wahlrecht zu beſchließen. Der Landeshauptmann Graf Goëß, dem die Anzeige zukam, trat dieſelbe der Staatsanwaltſchaft ab, und dieſe erhob gegen Dr. Pupovac die Anklage wegen Beleidigung des Kärntner Landtages nach Artikel 5 des Geſetzes vom 17. December 1862. Nach der Behauptung des Dr. Pupovac und ſeiner Zeugen ſoll die kritiſche Aeußerung lediglich der deutſch - nationalen Landtagspartei gegolten haben, während die Staatsanwaltſchaft ſieben Zeugen zur Beſtätigung der Anklage führt. Die Verhandlung findet am 15. d. vor dem Bezirksgerichte Spittal a. d. Drau ſtatt.

Verein der penſionirten k. k. Staats - beamten Oeſterreichs.

Man ſchreibt uns: Das Miniſterium des Innern hat den rechtlichen Beſtand des Vereines der pen - ſionirten k. k. Staatsbeamten Oeſterreichs beſcheinigt und iſt damit die geſetzmäßige Grundlage der weiteren Wirkſamkeit geſchaffen. Alle Staatsbeamten und Staatslehrperſonen des Ruheſtandes werden aufge - fordert dem Verein als Mitglieder beizutreten die Collegen darauf aufmerkſam zu machen. Der Mit - gliedsbeitrag per 2 K iſt gering und was erſpart werden kann, ſoll wieder bedürftigen Penſioniſten zu - gewendet werden. Beitrittserklärungen ſind an den Vereinsvorſtand k. k. Oberlandesgerichtsrath i. P. Carl von Jurkovics, Wien, 1. Bezirk, Riemergaſſe Nr. 14, zu richten.

Volkswirthſchaftlicher Theil.

Eine handelspolitiſche Section im Mini - ſterium des Innern

wurde ſoeben neu creiirt. Zu deren Leitung wurde Sectionschef Ritter v. Suzzara berufen. Die neue Section umfaßt das handels - politiſche Departement, das Conſulardepartement und das Departement für internationales Sanitätsweſen, Donau-Commiſſion, Pruth-Commiſſion ꝛc.

Streichung aus der Cursliſte.

Das Finanz - miniſterium hat über Anſuchen der Gaisbergbahn - geſellſchaft bewilligt, daß die Notirung ihrer Stamm - actien à 200 fl. Nominale mit 2. Jänner 1901 aus dem amtlichen Cursblatte der Wiener Börſe entfällt.

K. k. Poſtſparcaſſa.

Im Laufe des Monats December 1900 wurden bei der Poſtſparcaſſa a) im Sparverkehr eingelegt 6,888.792 K 97 h, rückgezahlt 7,367 K 64 h und haben daher im Monate Decem - ber 1900 im Sparverkehr um 478.456 K 67 h mehr Rückzahlungen als Einlagen ſtattgefunden. b) im Checkverkehr wurden eingelegt 459,068.410 K 02 h, zückgezahlt 451,141.259 L 42 h und hat ſich ſonach im Monate December 1900 der Einlagen-Saldo im Chekoerkehr um 7,927.150 K 60 h erhöht. Umſatz im Monate December 1900 924,465.712 K 05 h. Geſammtſaldo des Amtes mit Ende December 1900 354,137.552 K 53 h. Geſammtzahl der Theilnehmer im Sparverkehr 1,484.607 und im Checkverkehr 42.658. Von den Checkbüchelbeſitzern ſind 33.438 Theilnehmer am Clearingverkehr.

Subventionirung von Weinbauvereinen durch die Gemeinde Wien.

Der Wiener Stadt - rath hat in ſeiner heutigen Sitzung nach einem Be - richte des Stadtrathes Grünbeck nachſtehenden Wein - bauvereinen für das Jahr 1900 Subventionen be - willigt: jenen für den Bezirk Ottakring 1000 K, für Hernals 800 K, für Unter - und Ober-Sievering 600 K, für Grinzing 1660 K, für Währing je 400 K, für die Jahre 1899 und 1900 und dem Vereine zum Schutze des öſterreichiſchen Weinbaues 200 K.

Errichtung eines biologiſchen Inſtituts in Spanien.

Für öſterreichiſche Firmen iſt Gelegen -73 Wien, Freitag Reichspoſt 4. Jänner 1901heit vorhanden, ſich um Lieferungen für ein neu zu errichtendes biologiſches Inſtitut in Spanien zu be - werben. Intereſſenten können gegen entſprechende Legitimation an Wochentagen zwiſchen 10 und 2 Uhr im Bureau der Wiener Handelskammer, 1. Bez., Wipplingerſtraße 34, 1. Stock, Amtszimmer 56, nähere Auskünfte erhalten.

Inſolvenznachrichten.

Der Creditorenverein ver - öffentlicht folgende Inſolvenzen: Moriz Lang, Kauf - mann in Veszprim. Georg Roſchitz, Kanfmann in Wien, 4. Bezirk, Hauptſtraße 32. Joſef Jog, Kaufmann in Neutitſchein. Joel Langer und Sami Zeiger, prot. Firma in Neumarkt (Galizien). Simon Schwarcz, Kaufmann in Szentes. Joſefa Hora, Handelsfrau in Königinhof a. E. Marie Graſſer, Gaſtwirth in Wien, 9. Bez., Van Swietengaſſe. Dezſö Hillinger, Leder - handlung in Erlau. Vincenz Artiano, Bijouterie - waarenhändler in Obermais. Anton Feldmann, Kauf - mann in Budapeſt, Kerepeſerſtraße 50. Alexander Tichy, Handſchuhfabrikant in Wien, 13. Bez., Auhofſtraße 178. Marcus Roſenfeld, Kaufmann in Wien, 2. Bez., Praterſtraße 59. Joſef N. Mika, Lederhändler in Wien, 4. Bez., Große Neugaſſe 33. Hanns Huber, Kleider - händler in Wien, 6. Bez., Gumpendorferſtraße 24. Hermann Löwy, Kaufmann in Brüx. Trauer Gyulané, Krämerin in Schemnitz. Samu Hochmann in Nagy - Raab. Samuel Drach in Budapeſt, Königsgaſſe 59.

Amtliche Curſe der Börſe für landwirth - ſchaftliche Producte in Wien.

Weizen, per 50 Kilogramm: Theiß, 77 81 Kilo, K 7.90 bis K 8.40; Banater, 74 79 Kilo 7.50 bis 8.15; Südbahn, 77 80 Kilo, 7.85 bis 8.20; March - felder, 77 79 Kilo, 7.90 bis 8.10. Schlußcurſe: Uſancewaare per Frühjahr 1901 7.90 bis 7.91.

Roggen, per 50 Kilogramm: ſlovakiſcher, 72 bis 75 Kilo, 7.65 bis 7.90; diverſer ungariſcher, 71 74 Kilo, 7.50 bis 7.75; öſterreichiſcher, 72 75 Kilo, 7.80 bis 7.95. Schlußcurſe: Uſancewaare per Frühjahr 1901 7.82 bis 7.83.

Gerſte, per 50 Kilogramm: mähriſche 8.20 bis 9.75; Brenner - und Rollgerſte 6.10 bis 6.35.

Mais, per 50 Kilogramm: ungariſcher und rumäniſcher neuer 5.10 bis 5.20.

Hafer, per 50 Kilogramm: ungariſcher, prima 6.15 bis 6.35.

Malz, per 50 Kilogramm: prima 12.75 bis 14. , ſecunda 11.50 bis 12.50.

Mahlproducte, per 50 Kilogramm: Wiener Weizenmehl-Type: Nr. 0 13.10 bis 13.50, Nr. 1 12.50 bis 12.90, Nr. 2 11.90 bis 12.30, Nr. 3 11.50 bis 11.90, Nr. 7 8.20 bis 8.70, Nr. 7.50 bis 8. . Wiener Roggenmehl-Type: Nr. 0 12.25 bis 12.75, Nr. 1 10.85 bis 11.35, Nr. 3 8.50 bis 9. .

Handelsnachrichten.

Officielle Schlußcurſe (Notirung alles per 50 Kilo in Kronenwährung): Weizen per April 7.56 bis 7.58, per October 7.67 bis 7.69, Roggen per April 7.38 bis 7.40, Hafer per April 5.85 bis 5.87. Mais per Mai 4.93 bis 4.94, Kohlreps per Auguſt 12.75 bis 12.85.

Weizenofferte genügend, Kaufluſt flott, Tendenz feſt. 30.000 Metercentner Umſatz, Preiſe 5 bis 10 h höher. Uebriges feſt. Termine: Weizen ſetzte auf höheres New-York feſter ein, ſodann etwas abgeſchwächt. Uebriges preishaltend. Schnee, Froſt.

(Metallmarkt.) Chili - Kupfer I 73. pt. 73⅝ 3 Monate, II 72⅞ pt. 73½ 3 Monate, Zinn, Straits I 122½ pt. 121¼ 3 Monate, II 121¾ pt. 121½ 3 Monate, Zink, gew. Marken Käufer I 18⅞, . Verk., II . . , Blei, ſpan. I 16¼, II 16¼, Blei, engl. 16⅝, II 16⅝, Queck - ſilber I 9 / 2 / 6, II . .

(Baumwollmarkt.) Umſatz 8000 Ballen. Tenders in Dockets (je von 100 Ballen) . Tagesimport Ballen. Stetig.

Deliveries American Any Port L. P. C. per Jänner 5.26 / 64, Jänner-Jebruar 5.23 / 64, Februar - März 5.19 / 64, März-April 5.16 / 64, April-Mai 5.04 / 64, Mai-Juni 5.11 / 64, Juni-Juli 5.08 / 64, Juli-Auguſt 5.06 / 64, Auguſt-September 4.55 / 64, September neue Baſis (Middling) 4.42 / 64, October neue Baſis (Good ordinary) 4.41 / 64.

Amtliche Waareneurſe der Wiener Börſe.

Zucker (per 100 Kilo), Rohzucker, ruhig, prompt, Frachtbaſis Auſſig K 24.35 G. K 24.45 W.; pro Februar Frachtbaſis Auſſig 24.45 G. 24.55 W.; Raffinade Ia, ruhig, prompt ab Wien in Ganzwaggons 84.75 G. 85. W.; Würfelzucker Ia, ruhig, per Jänner-Februar ab mähriſche Station tranſito 28.50 G. 29.25 W.; Piles Centrifugal Ia, ruhig, prompt ab Trieſt tranſito 26.75 G. 27. 12·5 W.; per Jänner-März ab Trieſt tranſito 26.75 G. 27. 12·5 W. Spiritus (per 10.000 Liter), abgeſchw., prompt contingent. ab Wien 40.20 G. 40.60 W. Rüböl (per 50 Kilo), ruhig, prompt ab Wien 40.50 G. 41.50 W. Leinöl (per 100 Kilo), ruhig, engliſches, prompt ab Wien 90. G. 91. W. Oelſaaten (per 50 Kilo), Kohlreps ab Wien . G. . W. Petroleum (per 100 Kilo), ruhig, Kaukaſiſches raff., ohne Faß, prompt ab Trieſt tranſito 11.50 G. 12. W.: galiziſches und white, prompt ab Wien per Waggon 39.35 G. 40.35 W.; detto waſſerhell prompt ab Wien per Waggon 40.35 G. 41.35 W. Fettwaaren (per 50 Kilo), matt. Schweinfett, inländ., incluſive Faß, prompt I. Koſten ab Wien 57.50 G. 58. W.; Speck, weiß, excluſive Packung, promptI. Koſten ab Wien 48. G. 49. W.; Unſchlitt, Aus - ſchnitt, prompt, I. Koſten ab Wien 34.50 G. 35. W

Letzte Depeſchen.

Zuckermarkt. Ruhig. Roh - zucker ab Prag prompt 23.75, ab Kolin 23.15, ab Auſſig 24.35, per Jänner 24.45, Raffinade Prima prompt und Jänner 84. / 84·5 feſt; Kartoffelſpiritus raffinirt ab Prag 111.50 / 111.75, Rüböl per 50 Kilo 41. / 42.

Zuckermarkt. Kornzucker excl. 96 percentiger . , Kornzucker excl. 92 gr. . , Kornzucker excl. 88 gr. 10. / 10.20, Kornzucker excl. 75 gr. 8. / 8.25 ſtetig. Gemahlene Raffinade mit Faß 27.85, Gemahlene Melis Prima 27.35 unverändert. F. a. B. Hamburg, Baſis 88° ſtetig, Jänner 9.20, Februar 9. 32·5, März 9. 42·5, April 9. 52·5, Mai 9. 62·5.

(Eröffnung.) Kaffee. Santos gooď average, per laufenďen Monat Frcs. 38.75, per 4 Monate 39.25.

Zuckermarkt. Centrifugal Pilés ruhig. 26·75 bis 27·12, per Jänner / März 26·75 bis 27·12. Kaffee per 50 Kg. Schwach. Rio 43 / 52, Santos 39 / 50, Spiritus per Jänner / Februar öſterr. 20. G., 20·25 W.

Petroleum loco 7.05.

Petroleum loco 6.95 feſt.

Petroleum (fehlt).

Rohrüben-Zucker, Baſis 88° ſtetig, Jänner 9 / 1·25, März 9 / 3·75, Mai 9 / 5·50 Continental-Granuland-Kryſtall-Zucker 10 / 11·25, ſtetig. Tates Cubes Raffinade 16 / 3, ſtetig. Java-Zucker 12 / ſtetig.

Rohzucker 88° disponibel 23.50 / 23.75 feſt, Weißer Zucker per laufenden Monat 27. , per Februar 27.25 feſt, Raffinade disponipel 100. / 100.50.

Fettwaaren, per 50 Kg. Peſter Schweinfett 55. , Tafel-Speck 45.50, Speck ge - räuchert (fehlt).

Centralviehmarkt St. Marx.

(Stechviehmarkt.) Dem heutigen Markt wurden zugeführt: 4328 Stück Kälber, 3637 Stück Weidener Schweine, 1615 Stück lebende, 318 Weidener Schafe und 694 Stück Lämmer.

Man verkaufte: Weidener Kälber von 64 bis 84 H., prima von 88 bis 96 H., hochprima von K. 1 bis K. 1·12, ausnahmsweiſe K. 1·16, Weidener Schweine von 75 H. bis 96 H.; untergewichtige bis K. 1·04, lebende Schafe von 36 bis 46 H.; Weidener Schafe von 56 bis 76 K. per Kilo, und Lämmer von 10 K. bis 26 K. per Paar excluſive Verzehrungsſteuer.

Curſe an der Wiener Börſe (nach dem officiellen Cursblatte) vom 3. Jänner 1901.

Die notirten Curſe verſtehen ſich in Kronenwährung. Die Notirung ſämmtlicher Actien und der Diverſen Loſe verſteht ſich per Stück. In den Rubriken A F werden die auf K, ö. W. oder Silber lautenden Effecten 100 K = 50 fl., die auf C. -M. oder Goldgulden lautenden für 50 fl. des betreffenden Nominales, die auf Mark, Fraues, Lire oder Liv. St. lautenden für 100 Mark, Fraues, Lire und 5 Liv. St. notirt. Die ausnahmsweiſe per Stück gehandelten Effecten dieſer Rubriken ſind beſonders bezeichnet. Umrechnungsſätze für Zinſen: 1 fl. ö. W. oder Silber = 2 K, 1 fl. C. -M. = 2 K 10 h, 1 Goldgulden = 2 K 40 h, 1 Mark = 1 K 18 h, 1 Franc oder 1 Lira = 96 h, 1 Liv. St. = 24 K.

GeldWaare
A. Allgemeine Staats - ſchuld.
Mai-Rente p. C. 4·2%.97.4597.65
Februar-Rente p. C. 4·2%97.3097.50
Silber-Rente-Juli p. C. 4·2 % .......97.3097.50
Silber-Rente-October p. C. 4·2 % ......97.3097.50
1854er Staatsloſe 250 fl..176. 178.
1860er 500 fl..137 75138.25
1860er 100 fl..164.50165.50
1864er 100 fl..197.50199.
1864er 50 fl..197.501 9.
Dom. -Pfdbr. à 120 fl..300. .
B. Staatsſchuld der im Reichsrathe vertrete - nen Königreiche und Länder.
Oeſt. Goldrente. ſtfr., 100 fl. per Caſſa .... 4 %117.55117.75
dto. Rente in Kronenwähr. ſtfr., per Caſſa .. 4 %98.2598.45
dto. dto. dto. p. Ultimo 4 %98.2598.45
Oeſt. Inveſtitions-Rente, ſtfr., per Caſſa. %84.4084.60
Eiſenbahn-Staats - ſchuldverſchrei - bungen.
Eliſabethb. in G. ſtfr., zu 100 fl ...... 4 %113.50114.50
Franz Joſef-Bahn in Silber (div. St.) .... 4 %120. 120.75
Rudolf-Bahn in Kronenwh. ſtfr., (div. St.) .. 4 %95.4096.10
Vorarlberger Bahn i. Krwh. ſtfr. 400 Kr .... 4 %95.8096.20
Zu Staatsſchuldver - ſchreibungen abge - ſtempelte Eiſenbahn - Actien.
Eliſabethbahn 200 fl. CM. 5[¾]% von 200 fl ....500. 508.
dto. Linz-Budweis 200 fl. ö. W. S .... 5[¾]%443. 446.
dto. Salzbr. -Tir. 200 fl. ö. W. S. .... 5 %434. .
dto. Karl Ludwig-B. 200 fl. CM. 5 % von 200 fl ...427.10428.10
Vom Staate zur Zah - lung übernommene Eiſenbahn-Priotäts - Obligationen.
Böhm. Weſtbahn Em. 1885 400 Kr. 4 % ...96.3597.35
GeldWaare
Eliſabethb. 600 und 3000 M. 4 ab 10 % .....113.50114.50
Eliſabethbahn 400 u. 200 M. 4 % .......116.50.
Franz Joſeph-B. Em. 1884 (div. St.) Silb. 4 % ..96. 96.70
Galiziſche Karl Ludwig-B. (div. St.) Silber 4 %.96.6097.40
Vorarlberger Bahn Emiſſ. 1884 (div. St.) Silb. 4 %96.3097.
C. Staatsſchuld der Länder der ungariſchen Krone.
4 % ung. Goldrente p. C.117.45117.65
4 % dto. Rente in Kronen - währ. ſtfr. per Caſſa ..92.4592.65
% dto. dto. dto. p. C.83.5083.70
Ung. St. -Eiſ.-Anl.-G. 100 fl.120. 120.90
dto. dto. Silber 100 fl..99.70100.70
dto. Staats-Oblig. (Ung. Oſtb. ) v. J. 1876 ..120.10120.40
dto. Schankregal-Ablöſung - Obligation .....98.7099.20
dto. Prämien-Anl. à 100 fl. = 200 Kronen ....166.50167.50
dto. dto. dto. à 50 fl. = 100 Kr .......166.50167.50
Theiß-Reg. -Loſe 4 % ..140. 141.
4 % ung. Grundentl. -Oblig.91.7092.70
4 % croat. und ſlavou. dto.92.7593.75
D. Andere öffentliche Anlehen.
5 % Donau-Reg. -Anl. 1878107.50108.25
Wiener Verkehrs-Anl ...96. 96.40
Anlehen der Stadt und Han - delskammer Trieſt. 4 %94.5095.25
Anleheen der Stadt Wien103.35104.35
dto. dto. (Silber od. Gold)122. 122.50
dto. dto. (1894) ...93.6094.40
Anl. d. Stadt Wien (1898)95.4096.20
Börſebau-Anl. verlosb. 5 %100.45101.45
Bulgar. Staats-Eiſ. -Hyp. - Anl. 100 fl. G. = 240 Kr ...... 4 %93.7594.25
Bulgar. Staats-Hyp. -Anl. 1892. 100 fl. G. = 240 Kr ....... 6 %95.5096.
E. Pfandbriefe ꝛc.
Bodener. allg. öſt. in 50 J. verk. ..... 4 %93.7594.75
Böhm. Hyp. -Bank .. 5 %101.85102.85
N. -öſt. L. -Hyp.-Anſt. 4 %96.6097.60
Oberöſterr. Landes-Hyp. - Anſt ...... 4 %98.2599.25
GeldWaare
Oeſt. -ung. Bank 40½jähr. verl ...... 4 %98.2599.25
dto. 50jähr, verl .. 4 %98.2599.25
Sparcaſſa erſte öſterr., 60 J. verl ...... 4 %95.5096.50
Steierm. Sparcaſſa. 4 %95.5096.50
F. Eiſenbahn-Priori - täts-Obligationen.
Bozen-Meraner Bahn 4 %95. .
Buſchtehrader Bahn. 5 %101.60102.60
Dux-Bodenbacher B., I. E. 1869 ..... 5 %. .
Ferd. -Nordb. E. 1886 4 %97.9098.60
Oeſterr. Nordweſtbahn 5 %107.60108.40
dto. lit. B. ... 5 %107.60108.40
Staatsbahn .... 3 %429. .
dto. X. Emiſſ. 1885.409. .
dto. Ergänzungsnetz ..420. .
Südbahn Jänner-Juli. 3 %340. 341.
dto. April-October. 3 %340. 341.
Südnorddeutſche Verbindg. - Bahn 4 % .....95.2096.
Ung. -galiz. Bahn ...105. 106.
4 % Unterkrain. -Bahn (div. St.) .......99.50100.
4 % Valſugana-Eiſenb. -G. 200 Kr .......91.7092.40
4 % Wien-Aſp. -Eiſenb.-Geſ. 200 fl. S. .....97. 97.50
4 % Wr. -Loc.-A.-G. 400 Kr.90. 90.50
5 % Wr. -Pott.-Wr.-N.-B. 200 fl. S. .....104.50105.25
4 % Ybbsthalb. 200 fl. und 1000 fl. ö. W ...... .
G. Diverſe Loſe. (per Stück.)
3 % Bodener. -Loſe Em. 1880239. 240.50
3 % Em. 1889234. 235.50
4 % Don. -Dampfſch 100 fl.350. 370.
5 % Don. -Reg.-Loſe ...258. 260.
Serbiſche Prämien-Anleihe à 100 Fres ... 2 %81. 82.
Präm. -Oblig. der türk. E. - B. 4000 Fr. p. C. ... .
dto. dto. p. M.106.75107.75
Credit-Loſe 100 fl ....390. 394.
Clary-Loſe 40 fl .....142. [ ]144.
Dombau Budapeſter ...13.5014.50
Innsbrucker Stadtanl .... .50
Krakauer Anl. ....68. 72.
Laibacher Pr. -Anl. ..... .
Ofener Loſe 40 fl ....154. 165.
Rothen Kreuz ö[ſter]r. Geſ. v. 10 fl. .....144. 146.
Rothen Kreuz ung. ... .
Rudolf-Loſe 10 fl. ...59. 61.
Salm-Loſe 40 fl .....179. 180.
GeldWaare
Salzburger Prämien-Anl.71. 72.
Stanislauer Prämien-Anl.160. .
St. -Genios-Loſe 40 fl ...206. 208.
Wiener Communal-Loſe v. Jahre 1873 .....385. 387.
Gew. -Sch. der 3 % Präm. - Schuldv. der Bodencred. - Anſtalt Em. 1889 ...51. 52.
Actien.
H. Transport-Unter - nehmungen.
Auſſig-Tepl. Eiſenb. 500 fl.30853105
Bau - und Betriebs-Geſ. f. ſtädt. Straßenb. in Wien lit. A. ......241. 243.
Bau - und Betriebs-Geſ. f. ſtädt. Straßenb. in Wien lit. B ......235. 237.
Böhmiſche Nordbahn 150 fl.420. 424.
Buſchtiehrader Eiſ. 500 fl. CM ........31353133
dto. (lit. B.) 200 fl. p. Ult.11241128
Donau-Dampfſchiffahrt-Geſ. 500 fl. CM .....743. 747.
Dux-Bodenb. -Eiſenb. 400 K.610. 615.
Ferdinands-Nordb. 1000 fl. CM ........62506260
Lemb. -Czern.-Jaſſy-Eiſen - bahn-Geſ. 100 fl. S..535. 537.
Lloyd, öſt. Trieſt, 500 fl. CM ........840. 845.
Oeſt. Nordweſtb. 200 fl. S.462. 464.
dto. (lit. B.) 200 fl. S. p. U.473.50474.50
Prag-Duxer-Eiſenb. 100 fl. abgſt ........179.50180.50
Staatseiſb. 200 fl. per Ult.674.50675.50
Südb. 200 fl. Silb. p. Ult.110. 111.
Südnorddeutſche Verbdgsb. 200 fl. CM .....374. 378.
Tramway-Geſ., neue Wr., Prioritäts-Actien 100 fl.199.50200.50
Ung. -galiz. Eiſb. 200 fl. S.414. 415.50
Ung. Weſtbhn. (Raab-Graz) 200 fl. Silber ....418.25420.
Wiener Localbhn. -Act.-Geſ.. .
I. Banken.
Anglo-Oeſt. Bank 120 fl..269.50270.50
Bankverein, Wiener 200 fl.460.50461.50
Bodencredit-Anſtalt, öſterr. 200 fl. S. .....880. 882.
Credit-Anſtalt für Handel u. Gewerbe 160 fl. per C.. .
dto. dto. per Ultimo ..673. 373.
GeldWaare
Creditbank, Allg. ung. 200 fl.677. 679.
Depoſitenbank, Allg. 200 fl.420. 421.
Escompte-Geſellſch., Nied. - Oeſt. 500 fl. ....13951404
G[i]ro - und Caſſenverein, Wiener 200 fl .....470. 475.
Hypothekenbank, öſterreich. 200 fl. 30 % E. ...197. 200.
Lärderbank, öſterr. 200 fl.408.50409.50
Oeſterr. -Ung. Bank 600 fl.16961702
Union-Bank 200 fl ....542. 543.
Verkehrsbank, Allg. 140 fl.325. 327.
K. Induſtrie-Unter - nehmungen.
Baugeſ., Allg. Oeſt. 100 fl.150. 154.
Egydyer Eiſen - und Stahl - Ind. in Wien 100 fl..199. 200.
Elektr. -Geſ. allg. öſterr ..467. 469.
Eſienbahnw. -Leihg., erſte, 100 fl .......335. 339.
Elbemühl , Papierf. V. -G.159. 162.
Lieſinger Brauerei 100 fl.309.75310.
Montan-Geſ., öſterr. -alpin.435. 536.
Prager Eiſen-Ind. -Geſellſch. 200 fl. ......16681676
Salgo-Tarj. Steinkohlen r00 fl. ......630. 635.
Trifailer Kohlenw. -G. 70 fl.445. 450.
Türk. Tabakregie-Geſellſch. 200 Frcs. 5 % per Caſſa. .
dto. dto. Ultimo283. 284.
Waffenf. -Geſ., Oeſt. in Wien 100 fl. ......272. 274.
Waggon-Leihanſtalt fl. Allg. in Peſt 400 Kr. ...10101030
Wr. Baugeſllſch. 100 fl..150. 151.
Wienerberger Ziegelei-Act. - Geſellſchaft .....653.50665.
L. Deviſen.
Amſterdam ......199.[8]0199.50
Deutſche Plätze ....117.60117.80
London .......240.15240.40
Italieniſche Bankplätze ..[9]0.70[9]0.90
Paris .......95.7395.83
Schweizer Plätze ....95.[2]095.35
M. Valuten.
Ducaten .......11.8911.41
20-Francs-Stücke ....19.1319.15
Noten .......117.60117.75
Rubel-Noten .....2.542.55
〈…〉〈…〉
8Wien, Freitag Reichspoſt 4. Jänner 1901 3
〈…〉〈…〉

Druck, Herausgabe und Verlag von Ambr. Opitz, Wien. Verantwortlicher Redacteur Hermann Hikiſch, Wien.

93 Wien, Freitag Reichspoſt 4. Jänner 1901

Streiflichter.

Ein ſocialdemokratiſcher Paſtor .

Der bekannte reichsdeutſche Prediger Göhre, der früher in Frankfurt an der Oder amtirte, hat ſchon länger ſein geiſtliches Amt niedergelegt, war aber dabei doch noch Geiſtlicher der evangeli - ſchen Landeskirche geblieben. Er hat ſich ein eigenes Chriſtenthum zurechtgelegt, das nicht das katholiſche, nicht das evangeliſche Antichriſtenthum iſt, aber ſich auch weſentlich von dem Chriſtenthum der So[cial]demokratie unterſcheidet, der er jetzt als Mitglied angehört. In letzter Zeit wurde er von dem Conſi - ſtorium der Provinz Brandenburg unter An - drohung des Disciplinarverfahrens zum frei - willigen Verzicht auf die Rechte des geiſtlichen Standes aufgefordert worden und hat dieſer Aufforderung auch entſprochen. Göhres neues Chriſtenthum entſprach alſo nicht den Anforderungen des Conſiſtoriums an einen evangeliſchen Geiſtlichen. Darüber iſt nichts zu ſagen, das iſt ſelbſtverſtändlich. Intereſſanter aber iſt, daß das Göhre’ſche Chriſtenthum auch den Socialdemokraten nicht paßt, und warum es ihnen nicht paßt. Nach ſeiner Anſicht ſind die Chriſtus-Leugner Strauß und Bauer mit ihrer Evangelienkritik, auf welche ſich auch die Socialdemokratie zu ſtützen pflegt, auf dem Holzwege geweſen; er meint, neuere theologiſche Forſcher, wie Harnack und Holzmann, hätten nachgewieſen, daß Jeſus in der That eine hiſtoriſche Perſon geweſen ſei und daß man in den vier Evangelien eine authentiſche Dar - ſtellung ſeines Lebens beſitze. Danach ſei das Chriſtenthum von einer machtvollen, in ſich har - moniſch abgeſchloſſenen Perſönlichkeit ausge - gangen, von dem einzigen Uebermenſchen, den die Geſchichte kenne; durch die Perſon Jeſu, und nicht durch die Verhältniſſe ſei die Rieſenbewegung des Chriſtenthums entſtanden. Göhre erkennt an, daß er damit den hiſtoriſchen Materialismus verleugne. Das iſt der Grund, warum Goehre in ſocial - demokratiſchen Verſammlungen vielfachen Wider - ſpruch findet. Er wird wohl bald erfahren, daß er ſelbſt mit ſeinem freien wiſſenſchaftlichen Chriſtenthum bei den zielbewußten Socialdemo - kraten, denen nach Bebel Atheismus Partei - ſache iſt, nichts ausrichten kann. Trotzdem geht die Socialdemokratie mit dem Prediger a. D. Goehre, welcher ſeinerſeits die Frage, ob ein Chriſt Socialdemokrat ſein könne, bejaht hat, krebſen; für die Landagitation der Socialdemo - kratie, die auf eine wirkliche Bauernfängerei hin - ausläuft, iſt Herr Goehre trotz allem und wider Willen ein willkommener Kronzeuge . Wir mogeln, wo wir können . Ob Goehre nicht bald auch aus der Genoſſenſchaft herausfliegt?

Mediciniſche Aphorismen,

das heißt Ausſprüche der berühmteſten Mediciner, ſind der Wiener Mediciniſchen Wochenſchrift aus Anlaß ihres fünfzigjährigen Beſtandes (1850 1900) gewidmet worden, die in einem ſtattlichen Heft ge - ſamm[e]lt uns vorliegen. Wir finden darin eine Menge Streiflichter, die verſchiedene Gebiete berühren, und aus ſolchem Munde vielleicht beſſer wirken, als wenn ſie aus unſerer Feder flöſſen. Wir theilen nur einige mit.

Profeſſor Dr. Victor Babes in Bukareſt ſchreibt unter Anderem:

Endlich muß die Preſſe dahin wirken, das Dogma von der Unantaſtbarkeit der Freiheit des Individuums, durch Uebertragung ſeiner Krankheit Elend und Tod unter ſeinen Mitmenſchen zu verbreiten, zu zerſtören.

Das Dogma von der Freiheit, auf der Univerſität und in der Literatur durch Uebertragung der Krankheit des materialiſtiſchen Unglaubens Elend und Tod unter ſeinen Mitmenſchen zu verbreiten ſoll dies allein als unantaſtbar gelten?

Mehrere Mediciner betonen den Einfluß der pſychiſchen (ſeeliſchen) Vorgänge auf Geſundheit und Krankheit des Körpers, dem Profeſſor Dr. Gabriel Anton in Graz aber ſind die pſychiſchen Vorgänge anſcheinend nur Abänderungen der Ge - hirn vorgänge . Daß aber auch das Gehirn von den ſeeliſchen Vorgängen beeinflußt wird, ſcheint der mediciniſchen Wiſſenſchaft noch fremd zu ſein, während doch das Umgekehrte der Medizin wie der Philoſophie und dem geſunden Menſchenverſtande einleuchtet.

Docent Dr. Roman von Baracz in Lemberg jedoch bildet eine rühmliche Ausnahme dieſer die Pſyche leugnenden Gelehrten. Er ſchreibt:

Die Unſterblichkeit der Seele bewahrheitet ſich alltäglich vielleicht nirgends ſo ſehr wie in unſerer Wiſſenſchaft.

Eine echt jüdiſche Fre iheit nimmt: ſich Doctor Theodor Beer-Wien heraus mit der Bemerkung:

Wenn man bedenkt, daß nach der Zerſtörung der antiken Cultur die Menſchen an zweitauſend Jahrevon dem Wahn beſeſſen bleiben, man müſſe aus - ſchließlich oder vorwiegend für das Seelen - heil ſorgen, kann die furchtbare Morbidität, in welche die Menſchheit verfallen iſt, nicht Wunder nehmen. Wir leben in hygieniſch-prophylaktiſcher und in ſexual-ſelectiver, auch in lebensgenußlicher Hinſicht noch in einer mittelalterlich (!) beeinflußten Periode wilder Anarchie, deren wir uns umſomehr ſchämen ſollten, als unſere großartige Technik uns viel mehr Hygiene und Lebensgenuß geſtalten könnte, als jemals den Menſchen früherer Epochen von dieſer Seite möglich war.

Würde man heute mehr für’s Seeleuheil ſorgen, ſo würde gewiß die Morbidität heute nicht ſo groß ſein, als ſie es iſt. Trunkſucht und Sitten - loſigkeit ſind die Hauptſchuld an der großen Sterb - lichkeit und die verbietet die Sorge für’s Seelen - heil. Die wilde Anarchie des Genuſſes iſt nicht mittelalterliche Tradition, ſondern Product der Neu - zeit trotz ihrer ſehr erfreulichen Hygiene! Dr. Beer ſtellt ſelbſt folgendes Ideal phyſiſcher Cultur uns vor Augen.

Als ein Ideal künftiger Cultur ſollte uns vor - ſchweben: Das Ausgerottetſein der meiſten Krank - heiten, vor Allem des Alkoholismus, der Syphilis, Gonorrhoe, Tuberculoſe u. ſ. w.

Hofft Herr Dr. Beer dies Ideal zu erreichen, wenn er die Sorge für’s Seelenheil als überflüſſig oder als Nebenſache, die Sorge für’s Körperheil als vor Allem nöthig erklärt?

Eine Reihe von mediciniſchen Autoritäten er - klären mit anderen Worten, was Profeſſor Doctor Hann Chiari-Prag folgendermaßen ausdrückt:

Der größte Fortſchritt der modernen Medicin liegt darin, daß ſie es nunmehr gelernt hat, nicht bloß Krankheiten zu diagnoſticiren und zu heilen, ſondern auch Krankheiten zu verhüten.

Krankheiten zu verhüten, dazu wird eben nicht wenig die Sorge für’s Seelenheil beitragen, Herr Doctor Beer! Oder glauben Sie nicht?

Die Sorge für’s Seelenheil iſt den Aerzten ſelbſt zu empfehlen; denn nur zu wahr iſt, was Hofrath Profeſſor Dr. Rudolf Chrobak-Wien ſchreibt:

Die ſegensreichen Reſultate der modernen Wund - behandlung haben zu einer zu beklagenden Unter - ſchätzung der techniſchen Fertigkeit und Ausbildung geführt, ſie bergen aber noch für den ſittlich nicht zuhöchſt ſtehenden Arzt eine reiche Quelle von Gefahren.

Wir werden dieſe Aphorismen noch fortzuſetzen Gelegenheit nehmen.

Ferk’s Ehe ungiltig.

Durch das hieſige Landes - und Civilgericht wurde geſtern die Ehe des altkatholiſchen Pfarrers Ferk in Graz, der früher katholiſcher Prieſter geweſen, ungiltig erklärt. Ferk führte zwar aus, daß er ſeinerzeit die Gelübde als katholiſcher Prieſter nur unter Zwang abgelegt habe (?), und zwar unter phyſiſchem Zwang, indem man es ihm unmöglich (?) machte, aus dem Kloſter an ſeine Eltern zu ſchreiben oder wegzugehen (?) unter moraliſchem Zwang, indem man ihm nur den Beſuch einer Oeffentlichkeitsrechtes entbehrenden Privatſchule geſtattete, was ihm jede andere Mög - lichkeit einer Exiſtenz benahm (?). Der Gerichtshof ſprach unter Berufung auf § 63 B. G. B. die Ungiltigkeit der am 29. Juli 1900 abgeſchloſſenen Ehe aus.

Was Herrn Ferk phyſiſch gehindert hat, aus dem Franciscanerkloſter als Novize vor Ablegung der Gelübde auszutreten, iſt uns unerfindlich. Man hätte ihn doch nicht eingeſperrt oder ge - martert oder gar abgemurkſt? Ein Glück für ihn und für den Orden wäre es doch geweſen?

Theater, Kunſt und Muſik.

Kaiſerjubiläums-Stadttheater.

Durch die geſtrige Aufführung von Schiller’s Räuber erfuhr das claſſiſche Repertoir dieſer Bühne eine be - deutungsvolle Erweiterung. Der den Wienern be - reits wohlbekannte Künſtler Ferdinand Bonn gaſtirte in der Rolle des Franz Moor. Er brachte ſämmtliche Vorzüge des ihm eigenthümlichen Talentes zur Geltung. Durch die Natürlichkeit ſeiner Dar - ſtellung, vor Allem durch ſein treffendes Mienen - ſpiel verſtand er es, die erſchütterndſten Wirkungen hervorzubringen. Den größten Effect erzielte er in der Verzweiflungsſcene. Allgemeines Aufſehen er - regte der Schluß der Vorſtellung. Statt der uns bekannten Scene, wonach Franz, nachdem er keine Rettung mehr ſieht, ſich in wildeſter Ver - zweiflung erhenkt, bot uns die geſtrige Darſtellung die urſprüngliche Faſſung. Franz wurde von den Räubern erfaßt und, getreu dem Eide, liefert Schweizer ihn lebend ſeinem Hauptmann aus. Carl, in einem Anfall von Menſchlichkeit will nicht ſelbſt über ſeinen leib - lichen Bruder richten, er überläßt es ſeiner Bande, eine Strafe über ihn zu verhängen. Hohnlachend werfen die Räuber das Scheuſal in den Thurm und geben ihn dem Hungertode preis. Würdig an der Seite des Gaſtes ſtanden die übrigen Darſteller. Vor Allem Herr Schmidt (Carl Moor), dem aber mitunter etwas Mäßigung anzurathen wäre, umeinem ſtörenden Sichverſprechen auszuweichen. Herr Godai verdiente für ſeine zwar kurze, doch gut ge - ſpielte Rolle des Koſinsky den ihm gezollten Beifall mit vollem Rechte. Der Umſtand, daß die Vorſtellung erſt in ſehr ſpät vorgerückter Stunde zu Ende ging, iſt alleinige Schuld des Publicums, das in ſeinem rauſchenden Beifalle keine Grenzen kannte und den gaſtirenden Künſtler vierzigmal vor die Rampe rief.

Im Kaiſerjubiläums-Stadttheater

findet heute die ſechſte Aufführung der übermüthigen Geſangs - poſſe Von Penzing nach Peking ſtatt. Morgen Freitag wird das erfolgreiche Volksſtück Das Kind von A. Baumberg wiederholt, das bereits an zahl - reichen auswärtigen Bühnen zur Aufführung ange - nommen wurde. Die nächſten Aufführungen des Märchen - ſpiels Aſchenbrödel finden am Samſtag den 5. und Sonntag den 6. Jänner l. J. Nachmittags um ½3 Uhr ſtatt.

Im Jantſchtheater

findet heute Donnerſtag anläßlich der 50. Aufführung des Ausſtattungsſtückes Zwanzigtauſend Meilen unterm Meere eine Feſtvorſtellung ſtatt. Sonntag, den 6. d. M. ge - langt dieſes Stück Nachmittags 3 Uhr und Abends ½8 Uhr zur Wiederholung.

Quartett Duesberg.

Am Sonntag, 6. Jänner, findet das IX. Concert Duesberg (Sonate-Abend) mit folgendem Programm ſtatt: 1. Brahms; Clavier - Violin-Sonate D-moll. 2. Chorvorträge des Damen - Chorvereines unter Leitung des Herrn Carl Lafite und zwar von Zechner, Rebay und Lafite. 3. Chriſtian Sinding, Clavier-Violin-Sonate E-dur.

Wiener Concert-Verein.

In der heute Donnerſtag, den 3. Jänner, ½5 Uhr Nachmittags im k. k. Volksgarten ſtattfindenden populären Orcheſter - Concerte des Wiener Concert-Vereines gelangen u. A. Werke von Mozart ( Jupiter - Symphonie), Wagner ( Rienzi - Ouverture), Johann Strauß ( An der ſchönen blauen Donau ), Delibes, Suppé, Grieg, Dvorak, Eduard Strauß zur Aufführung.

Concerte und Liederabende.

Johannes Meßſchaert und Julius Röntgen veranſtalten Montag, den 21. Jänner einen Liederabend im Böſen - dorfer-Saale. Moriz Roſenthal veranſtaltet Samſtag, den 26. Jänner ein Concert im Böſendorfer - Saale. Karten in Gutmann’s Hofmuſikalienhandlung.

Verloſungen.

Creditloſe.

(Fortſetzung.) Bei der geſtern vorge - nommenen Ziehung der Creditloſe gewannen je 800 K S. 638 Nr. 25, S. 929 Nr. 41, S. 954 Nr. 53 und 72, S. 1114 Nr. 45, S. 1125 Nr. 63, S. 1167 Nr. 47, S. 1226 Nr. 17 und 57, S. 1482 Nr. 42, S. 1551 Nr. 51, S. 1768 Nr. 38, S. 1841 Nr. 8, S. 2303 Nr. 43 und 57, S. 2575 Nr. 12, 21 und 50, S. 2652 Nr. 80, S. 2683 Nr. 51, S. 2777 Nr. 5, 22 und 58, S. 2808 Nr. 20, S. 2852 Nr. 76, S. 2916 Nr. 60, S. 3237 Nr. 39 und 71, S. 3424 Nr. 15, S. 3442 Nr. 29, 51 und 54, S. 3533 Nr. 19, S. 3601 Nr. 14 und 41. Auf alle übrigen in den ver - loſten Serien hier nicht aufgeführten Nummern fällt der kleinſte Gewinn von je 400 K.

1851er Staatsloſe.

Bei der geſtern vorgenom - menen Ziehung wurden nachſtehende Serien gezogen: 4 77 304 345 423 463 513 516 524 529 649 663 744 784 812 858 892 960 1084 1153 1189 1210 1224 1269 1280 1364 1393 1699 1751 1806 1973 1996 2089 2093 2100 2109 2116 2169 2272 2333 2357 2359 2378 2406 2426 2437 2474 2530 2657 2663 2703 2789 2912 3051 3058 3087 3120 3146 3172 3222 3234 3332 3346 3366 3389 3430 3469 3525 3587 3640 3712 3762 und 3883. Die Prämienziehung der in dieſen verloſten Serien enthaltenen höheren Gewinnſte findet am 1. April d. J. ſtatt.

Wiener Verkehrsanleihe.

Bei der geſtern ſtattge - fundenen öffentlichen Ziehung der Obligationen des Anlehens der Commiſſion für Verkehrsanlagen in Wien wurden nachſtehende Serien gezogen und zwar: Erſte Emiſſion: S. 295 1388 1966 2340 2877 4393 4589 4606. Zweite Emiſſion: S. 5377 6016 6135 6549 6246 7508 8002. Emiſſion vom Jahre 1900: S. 28 1303 1661. Dieſelben gelangen gegen Rückſtellung der Obligationen und der nicht verfallenen Coupons ſammt Talons ab 1. April 1901 bei der Zahlſtelle der obigen Commiſſion (das iſt dermalen die Unionbank in Wien) zur Einlöſung.

Oeſterreichiſche Rothe Kreuz-Loſe.

Bei der vor - geſtern vorgenommenen Ziehung fiel der Haupttreffer mit 70.000 K auf S. 5491 Nr. 5, der zweite Treffer mit 2000 K auf S. 2316 Nr. 6. Je 200 K gewannen S. 200 Nr. 24, S. 276 Nr. 13, S. 383 Nr. 37, S. 624 Nr. 40, S. 1122 Nr. 14, S. 1252 Nr. 24, S. 1774 Nr. 34. S. 2476 Nr. 48, S. 2538 Nr. 17, S. 3831 Nr. 37, S. 4449 Nr. 17, S. 4774 Nr. 32, S. 9062 Nr. 6, S. 9444 Nr. 42 und S. 10303 Nr. 12. Je 100 K gewannen G. 1803 Nr. 9, S. 2348 Nr. 18, S. 3103 Nr. 36, S. 4639 Nr. 34, S. 4770 Nr. 30, S. 5009 Nr. 31, S. 5338 Nr. 40, S. 5381 Nr. 43. S. 6709 Nr. 36, S. 7877 Nr. 15, S. 8431 Nr. 43, S. 9658 Nr. 45, S. 11073 Nr. 21, S. 11487 Nr. 15 und S. 11954 Nr. 11. In der folgenden Tilgungsziehung wurden die Serien 82 287 1290 2381 2973 3215 3690 3921 3973 4400 4514 4612 5157 5529 6773 6838 6854 7109 7494 7571 7962 8655 9098 9151 9284 10371 10502 11502 11686 und 11862 gezogen, welche je die Nummern 1 bis 50 enthalten und mit dem Nominalbetrage von je 28 K gezogen wurden.

Loſe der Stadt Krakau.

Bei der geſtern in Krakau vorgenommenen Ziehung fiel der Haupttreffer mit 50.000 K auf Nr. 7502, der zweite Treffer mit 5000 K auf Nr. 21991. Je 1000 K gewannen Nr. 28995 37631 40569 44616 und 58700.

Loſe der Stadt Laibach.

Bei der geſtern in Laibach vorgenommenen Ziehung fiel der Haupttreffer mit 50.000 K auf Nr. 71763, der zweite Treffer mit 3000 K auf Nr. 3330. Je 1000 K gewannen die Nummern 5775 21183 28962 41540 und 42657.

10Wien, Freitag Reichspoſt 4. Jänner 1901 3

[Nachdruck verboten.]

Opfer des Haſſes.

Ich ſcheue mich vor ſolchen Thieren, Lallu, ich begreife nicht, wie Du Dich ſo mit ihnen abgeben kann.

Ich habe ſie gern und ſie mich ebenfalls, er - widerte das Mädchen einfach, ich kann mit allen Thieren thun, was mir beliebt.

Wer brachte Dir das Thier? frug Mercy, ihren Blick ängſtlich und argwöhniſch auf die Schlange haftend.

Ab-Dur hat es gekauft.

Iſt es giftig? Beißt es?

Beißen ja, giftig iſt ſie nicht mehr, da ihre Giftzähne weg ſind, ſchau! und mit einer raſchen Bewegung hielt ſie ihr den Kopf des Reptils ent - gegen, öffnete deſſen Mund und zeigte der Freundin die Stelle, von der ſie die Giftzähne entfernt hatten, hierauf lachte ſie und lehnte den Kopf des Thieres gegen ihre Wange, ſie ſchien ſtolz darauf, wie ein Kind auf ein neues Spielzeug. Es iſt ein Jammer, ſie ſo zu mißhandeln, ſie ſind ganz harmlos.

Haſt Du auch eine, die nicht auf dieſe Weiſe mißhandelt iſt, wie Du Dich ausdrückſt; die noch im Beſitz ihrer Giftzähne iſt?

Nur eine, aber Du darfſt es nicht Deiner Mutter ſagen; ſoll ich ſie Dir zeigen?

Nein, mein Herz, ich danke, rief Mercy ängſt - lich, ich glaube, Du ſollteſt ſie nicht behalten. Mama und ich fürchten uns zu ſehr vor dergleichen Thieren .

O, ſie wird gewiß Niemanden etwas zu Leid thun, ſie darf niemals ihr Käſtchen verlaſſen, wenn ich nicht ganz allein bin. Ohne Deine Erlaubniß ſoll ſie nie mehr heraus, nur erwirke mir die Gunſt, ſie behalten zu dürfen. Mich würde das Thier niemals beißen, ich kann es aber gegen jeden Beliebigen aufs Aeußerſte reizen, auch dieſes hier folgt mir aufs Wort. Sieh mal her!

Bei dieſen Worten entwand ſie ſich aus der Um - armung der großen Schlangen; dieſelbe langſam aufihr Bett gleiten laſſend, undeutliche Worte murmelnd hob ſie wie beſchwörend ihre Hände gegen das Thier, das von dem eigenartigen Rythmus ihres monotonen Geſanges wie bezaubert ſich langſam aufrichtete, den Kopf bewegend um ſich blickte und endlich, ſich ganz aufrichtend, wie von Wuth erfaßt, ſich blähte und ziſchte. Mercy erſchrack und eilte zur Thür, um zu fliehen, da änderte Lallu ihren Geſang, und ſofort ſchien das Thier beſänftigt, rollte ſich langſam wieder zuſammen, bis es bewegungslos, eingeſchlummert auf dem Bette lag und Lallu es in ſein Behältniß zurück - bringen konnte.

Dieſe Deine eigenthümliche Leidenſchaft be - ängſtigt mich immer, ſagte Mercy, als Lallu das Zimmer wieder betrat.

Du ſollſt Dich niemals vor mir fürchten, Mercy. Ich würde mein Leben freudig für Dich laſſen, rief Lallu, die Freundin ſtürmiſch umarmend.

Du giltſt mir mehr als mein Leben, der Tod iſt nur ein kurzer Schmerz, wenn es überhaupt einer iſt, das Leben aber bereitet uns unaufhörlich Schmerz und Kummer.

Was willſt Du damit ſagen? frug Mercy ſie zärtlich umfaſſend.

Das iſt wieder einmal der Unterſchied zwiſchen Weſten und Oſten, entgegnete Lallu lachend. Ihr Lachen aber klang ſo eigenthümlich, daß Mercy nach - denklich wurde.

Ihr habt einen merkwürdigen Scharfſinn, ver - mittelſt welchem Ihr jede unſerer Handlungen durch - ſchaut.

Jawohl, mit Leichtigkeit! Mercy verſtand den verborgenen Sinn dieſer leicht hingeworfenen Worte nicht und frug nach einer Pauſe:

Du wirſt heute Oberſt Roca kennen lernen, ob Du auch ihn ſo durchſchauen wirſt!

Es kommt auch noch jemand anderer heute, jemand intereſſanterer, Herr Rhodes.

Mercy blickte erſtaunt und erröthend auf.

Woher weiß du das?

Du haſt ſoeben daran gedacht! Ich konnte es Dir aus den Augen leſen, und nunmehr ſteht es in rother Farbe auf Deinen Wangen geſchrieben.

Es iſt richtig, ich dachte ſoeben an ihn; vor Dir kann ich nichts verbergen, aber, bitte mit niemanden darüber zu ſprechen . Bei dieſen Worten ergriff ſie Lalln’s Kopf, und, ihr tief in die Augen ſehend, ſagte ſie: Ich wollte, ich könnte eben jetzt Deine Gedanken leſen.

Lachelnd ſchüttelte dieſe den Kopf und erwiderte ſchelmiſch: Nicht meine die ſeinen. Es iſt keine ungetrübte Freude, dieſes Leſen in der Zukunft , und ernſter werdend fügte ſie hinzu. Wenn einem das Leben nur erfreuliches bringen würde, dann wäre es allerdings ſchön, es im Voraus zu wiſſen. Die trübe Ahnung eines bevorſtehenden Unglücks aber wird nicht aufgewogen durch die Erwartung einer glücklichen Stunde. Dir ſollte ich eigentlich nichts derartiges ſagen, denn keine größere Freude, als in einem Herzen zu leſen, das einem in ſo inniger Liebe zugethan iſt, wie das Deine mir.

Es iſt eigenthümlich, Lallu, wie ein Gedanke bei Dir den andern jagt; doch haſt Du mich ein wenig erſchreckt. Iſt es zu fürchten das ? und mit einem ängſtlich forſchenden Blick ſchien ſie die Antwort auf dieſen unvollendeten Satz, aus dem Antlitz der Freundin leſen zu wollen.

Ich kann nicht alles vorausſehen, Mercy , ent - gegnete dieſe ſich umwendend, um den forſchenden Blick zu entgehen.

Wird es Dir angenehm ſein, Mr. Rhodes wieder zu ſehn? frug Mercy nach einer kleinen Pauſe, während welcher ſie ſich bemühte, dem Ge - dankengang der Anderen zu folgen.

Was iſt er mir? entgegnete Lallu in gleich - giltigem Ton.

Er war Dir ſtets ein guter Freund , ſagte Mercy eifrig, der Gedanke, daß der Geliebte einer ihr ſo naheſtehenden Perſon gleichgiltig ſei, ſchien ihr peinlich.

Ich weiß, ich weiß. Ich bin ein abſcheuliches Ding, Mercy, ich haſſe mich und will trachten, ihn ſehr lieb zu gewinnen, Deinetwegen. Vergib mir liebe Mercy! rief Lallu ſie umarmend und in leidenſchaft - liches Schluchzen ausbrechend. (F. f.)

〈…〉〈…〉

Druck, Herausgabe und Verlag von Ambr. Opitz, Wien. Verantwortlicher Redacteur Hermann Hikiſch, Wien.

About this transcription

TextNr. 3, 04.01.1901.
Author[unknown]
Extent10 images; 16185 tokens; 6177 types; 120990 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Benjamin FiechterSusanne HaafNote: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat).2018-01-26T13:38:42Z grepect GmbHNote: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2018-01-26T13:38:42Z Amelie MeisterNote: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung.2018-01-26T13:38:42Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationNr. 3, 04.01.1901. . OpitzWien1901. Reichspost

Identification

IDS Mannheim

Physical description

Fraktur

LanguageGerman
ClassificationZeitung; ready; mkhz2

Editorial statement

Editorial principles

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: keine Angabe; Silbentrennung: keine Angabe; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: keine Angabe;

Publication information

Publisher
  • dta@bbaw.de
  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-10T11:23:49Z
Identifiers
Availability

Distributed under the Creative Commons Attribution-NonCommercial 3.0 Unported (German) License.

Holding LibraryIDS Mannheim
Shelfmark
Bibliographic Record Catalogue link
Terms of use Images served by Deutsches Textarchiv. Access to digitized documents is granted strictly for non-commercial, educational, research, and private purposes only. Please contact the holding library for reproduction requests and other copy-specific information.