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Telephon 1828.
Am Samſtag wurde unſer Abendblatt con - fiscirt. Bis jetzt wiſſen wir officiell nur, an welcher Stelle des Blattes wir etwas ver - brochen haben, was wir verbrochen haben, iſt noch ein Geheimniß des Staatsanwaltes. Freilich ganz gut ſcheint man im Preßbändigungsamte das Geheimniß nicht gewahrt zu haben, denn der „ Peſter Lloyd “wußte ſchon vorgeſtern, welches Verbrechen in unſerem beſchlagnahmten Artikel enthalten war. „ Schmähung des Balles der Stadt Wien “heißt dieſes neueſte Preßdelict, wobei leider der „ P. Ll. “verſchweigt, mit wie viel Jahren Kerker ein ſolch ſchweres Vergehen beſtraft wird. Die Juriſten des „ Peſter Lloyd “imponiren uns thatſächlich und können uns geradezu fürchterlich werden, wenn ſie noch öfter dem Staatsanwalt auf die Fährte helfen, falls er um den Grund für die Beſchlagnahme in Verlegenheit iſt. Jeder Empfangsabend, jeder Jour fixe und jedes Kränz - chen kann ſich dann durch eine ſcharfe Kritik beleidigt fühlen und der Faſching würde dann nicht nur zur Gefahr für die Hageſtolze, ſondern auch für die Zeitungsſchreiber. Doch wir ſind ſchon wieder beruhigt, denn nach eifrigem Studium des Geſetzbuches haben wir gefunden, daß weder der elaſtiſche § 300, noch der protectioniſtiſche § 302 ſich in dieſem Falle anwenden laſſen und ſelbſt der § 431 nicht recht paſſen will.
Einer Lemberger Nachricht des Brünner „ Hlas “zu Folge ſollen jene griechiſch - katholiſchen Geiſtlichen, welche ſich an der bekannten großen Ruthenen-Deputation an den Kaiſer betheiligten, vom Conſiſtorium zur Verantwortung gezogen werden. Das klingt denn doch ſelbſt aus Galizien unglaublich.
Die Reichsrathserſatzwahl in Steyrfindet morgen ſtatt. Das Mandat befand ſich bisher in Händen der Liberalen, jedoch iſt gegrün - dete Ausſicht vorhanden, daß der von den ver - einigten antiliberalen Parteien aufgeſtellte Candidat, Profeſſor Leopold Erb, die Majorität erlangt. Jedenfalls wird der Wahlkampf ein ſehr heißer werden und hoffentlich mit einer Niederlage der Liberalen endigen.
Die „ N. L. “kündigen mit Beſtimmtheit an, daß die Ernennung des Grafen Coudenhove zum Statthalter von Böhmen bereits durch - geführt ſei. Der neue Statthalter ſei der czechiſchen Sprache beſſer mächtig als Graf Thun und ebenſo als Marquis Bacquehem. Das Letztere wäre freilich keine Kunſt.
Bourgeois wiegelt ab, wenigſteus in der ihm ergebenen Preſſe. Die radicalen Blätter er - klären nämlich, daß die Entſetzung des Bot - ſchafters Grafen Lefebore de Behaine durch eine andere Perſönlichkeit keineswegs ein Anzeichen ſei, daß das Cabinet Bourgeois gegenüber dem Vatican eine ſchroffe Politik ein - zuleiten beabſichtige; die Rede, welche der Mi - niſterpräſident bei der Budgetberathung gegen die Auflaſſung des Botſchafterpoſtens beim heiligen Stuhle gehalten, bilde allein ſchon eine Wider - legung dieſer Auffaſſung. Auch die beabſichtigte Ernennung des Herrn Nifard an Stelle des Grafen Lefebvre zeuge doch nicht von einer feind - ſeligen Stimmung gegen den Vatican, denn dieſer ſei eine ſehr maßvolle Perſönlichkeit, durch deſſen eventuelle Wirkſamkeit beim heiligen Stuhle die beſten Traditionen der franzöſiſchen Diplomatie zur Geltung gelangen würden. — Wir wollen’s hoffen. Iſt aber Bourgeois frei von aller Feind - ſchaft gegen den Vatican, warum dann die Ab - berufung des Grafen Lefebvre de Behaine, der mit dem Papſte Leo XIII. in ſo freundſchaftlichen Beziehungen, auch perſönlich, ſtand?!
Die in Paris erſcheinenden „ Nouvelles d’ Orient “treten wieder mit einer Scandal - Affaire der dortigen Preſſe hervor. Das Blatt ſtellt dem türkiſchen Botſchafter in Paris, Munir Bey die Frage, ob es richtig ſei, daß er als ehemaliger Preßbureauchef der hohen Pforte eine Reihe franzöſiſcher Blätter im türkiſchen Intereſſe „ ſubventionirte “? Eine weitere Frage ſtellt das Blatt an die Direction des „ Voltaire “, ob dieſelbe mit Munir Bey nicht einen förm - lichen Vertrag geſchloſſen, wonach der „ Voltaire “ſich gegen Zahlung einer „ Subvention “zur Ver - tretung der türkiſchen Intereſſen bereit finden läßt. Eine Antwort der Interpellirten liegt bis zur Stunde noch nicht vor.
Der Pariſer „ Figaro “berichtet, die Aus - lieferung Arton’s ſei ſo gut wie beſchloſſen und der Advocat Demange beſchäftige ſich bereits mit dem Falle, der gegen Ende Februar oder längſtens im Verlaufe des März vor den Aſſiſen verhandelt wird. Arton werde indeß nicht nur als Angeklagter erſcheinen, ſondern auch als Zeuge in den Affairen Dupas und Souligoux auszuſagen haben.
Scandale überall, auch in der freien Schweiz. In Limmat-Athen, wie ſich die Großſtadt Zürich gern nennen läßt, hat wider alles Recht und Geſetz die Cantonsregierung in die Unter - ſuchung gegen den oberſten Polizei - beamten (!) der Stadt, den Hauptmann Fiſcher, eingegriffen. Dieſen ſauberen, „ ſchneidigen “Mann hat ſie nach ſiebzehntägiger Haft, entgegen der Anordnung der oberſten Gerichtsbehörde, gegen Caution auf freien Fuß geſetzt. Hauptmann Fiſcher’s anſtößiger Lebenswandel, ſeine geradezu empörende Willkürherrſchaft war ſtadtbekannt, trotzdem ließ ihn die Cantonsregierung unangefochten in ſeinem wichtigen, einflußreichen Amte. Man wußte, daß dieſer berüchtigte Weiberheld, Säufer, Stammgaſt der verrufenſten Kneipen und Schuldenmacher in
[Nachdruck verboten.]
Darum müſſe er den Angeklagten, ſo leid es ihm thue, zur Deportation nach Auſtralien verurtheilen.
Dieſe Strafe bedeutete thatſächlich ein Todesurtheil, denn der arme alte Mann ſah ſo elend und gebrochen aus, daß es keinem Zweifel unterliegen konnte, er würde die Reiſe bis ans andere Ende der Welt nicht überleben.
Gegen 12 Uhr wurde der Name Mary Nelſon aufgerufen und Robins Mutter wurde von einem Poliziſten in den Saal geführt. Die feierliche Stille, die in dem Saal herrſchte, und die vielen Augen, die ſich auf ſie richteten, verwirrten ſie einen Augenblick und ſie blieb zitternd an der Thüre ſtehen.
Bald gewann ſie jedoch ihre Selbſtbeherrſchung wieder und ging feſten Schrittes auf den Gerichtshof zu. Im Vorbeigehen bemerkte ſie Bartlett und Robin und winkte ihnen einen freundlichen Gruß mit den Augen zu.
Robin war in einem Zuſtand der höchſten Er - regung, und Bartlett hatte die größte Mühe, ihn zu beruhigen, um nicht den Richter auf ihn aufmerkſam zu machen und ſich ſeinen Unwillen zuzuziehen.
Nachdem Blake einen prüfenden Blick auf die Ge - fangene geworfen hatte, muſterte er mit geſpannter Aufmerkſamkeit die Mienen und Bewegungen der Ge - ſchworenen.
„ Sie macht einen guten Eindruck, “flüſterte er Chubb zu. „ Dieſe blaſſen und feinen Züge, dieſe un - ſchuldigen, treuherzigen Augen, ihre anſtändigen, wenn auch etwas abgenutzten Kleider und ihr ganzes beſchei -denes und paſſendes Auftreten ſprechen zu ihren Gunſten. Sie hat ſchon die Sympathie der Geſchworenen ge - wonnen. Sehen Sie nur, mit welchem Intereſſe ſie ſie betrachten und wie ſie ſich über ſie unterhalten. “
„ Dies iſt die Gefangene, welche ſich weigert, ihren Namen und ihre Adreſſe anzugeben, Mylord, “ſagte der Gerichtsſchreiber. „ Sie wird in den Acten „ Mary Nelſon “bezeichnet — ein Name, welcher auf einigen in ihrem Beſitz befindlichen Pfandſcheinen gefunden wurde. “
„ Der Name iſt von nebenſächlicher Bedeutung, “bemerkte der Richter gleichgiltig, „ übrigens wird ſie auch wohl „ Nelſon “heißen. Leute, die bei der Verübung eines Verbrechens ertappt werden, pflegen gewöhnlich mit der Wahrheit auf geſpanntem Fuße zu ſtehen. — Verleſen Sie die Anklageſchrift. “
Dieſe beſagte, daß die Gefangene Mary Nelſon „ unbekannten Standes und Gewerbes “beſchuldigt werde, am Abend des 13. December einen Mantel im Werthe von zehn Schilling aus dem Laden des Kaufmannes Jakob Lazarus entgegen den Geſetzen und dem Willen Sr. Majeſtät des Königs unrechtmäßig entwendet zu haben.
„ Angeklagte, bekennen Sie ſich ſchuldig oder nicht? “fragte der Richter im ſtrengen Tone.
„ Ich bin unſchuldig, “antwortete Sophie mit leiſer, aber doch deutlich vernehmbarer Stimm[e].
Die Verhandlung begann. Der erſte von der Anklagebehörde geladene Zeuge war John Smith, welcher die Fragen des Staatsanwaltes dahin be - antwortete, daß er den Diebſtahl beobachtet habe, und im Uebrigen ſeine vor dem Polizei-Richter gemachte Ausſage wiederholte. Blake nahm ihn in ein ſcharfes Kreuzverhör, vermochte jedoch ſeine Ausſagen nicht ab - zuſchwächen.
Der nächſte Zeuge war Perkins, welcher beſtimmt verſicherte, daß die Angeklagte nicht geflohen, ſondernihm entgegengekommen ſei, als er ſie an jenem Abend traf. Er beſchwor ſeine Ausſage hoch und heilig und verſicherte, daß die Gefangene ihm ſogleich ihr Be - dauern über ihre That ausgeſprochen habe und Willens geweſen ſei, den Mantel zurückzubringen.
„ Es thut Ihnen jetzt wohl ſehr leid, daß Sie die Angeklagte damals nicht haben laufen laſſen? “fragte der Richter mit einem höhniſchen Lächeln.
„ Allerdings, Mylord, ich bedauere es von ganzem Herzen, “antwortete der brave Menſch treuherzig, „ und ich werde es Zeit meines Lebens bedauern. “
Sodann wurde der Poliziſt vernommen, welcher Sophie verhaftet hatte; dieſes Verhör ergab jedoch keine neuen oder wichtigen Momente für die Anklage.
Hierauf erhob ſich Herr Blake und richtete in ehr - erbietiger und höflicher Weiſe die Bitte an den Richter, eine Vertheidigungsrede halten zu dürfen.
„ Eine Vertheidigungsrede?! “rief Baron Hardreß erſtaunt aus. „ Aber das iſt ja gegen alle Regel und Gewohnheit bei Capitalverbrechen. Womit wollen Sie dieſe ungewöhnliche Bitte motiviren, Herr Blake? “
„ Damit, daß die Angeklagte eine Frau iſt, Mylord, und damit, daß ſie die Gattin eines Officiers Sr. Majeſtät des Königs iſt. Ich weiß ſehr wohl, daß meine Bitte ungewöhnlich iſt, aber unter den ob - waltenden Umſtänden hege ich die zuverſichtliche Hoff - nung, daß Sie eine Ausnahme zu Gunſten dieſer Frau machen werden. “
„ Die Gattin eines Officiers?! “rief Hardreß er - ſtaunt und ungläubig aus. „ Aber womit wollen Sie das beweiſen? “
„ Wenn Sie die Güte haben wollen, dieſen Brief zu leſen, Mylord, welcher im Beſitz der Frau gefunden wurde, ſo werden Sie ſich davon überzeugen, daß ich die Wahrheit ſagte. “
(Fortſetzung folgt.)
2Wien, Dienſtag Reichspoſt 28. Jänner 1896 27liederlichſter Geſellſchaft Amtsgeheimniſſe aus - plauderte, daß er ihm mißliebige Perſonen wider - rechtlich wochen - und monatelang (bis zu 88 Tagen) einſperren ließ; man erzählte ſich auf allen Gaſſen, daß er einem Mädchen, das von einem reichen Züricher verführt worden war, mit Gewalt und ohne alles Recht die ſämmtlichen Briefſchaften wegnehmen ließ, um den Verführer gegen die wider ihn zeugenden Beweiſe zu ſichern u. ſ. w. Aber alle Beſchwerden blieben fruchtlos. Der Polizeipaſcha ſcheint Kenntniß von Dingen zu haben, deren Bekanntwerden in den Regierungs - kreiſen ſehr gefürchtet wird. Trotz aller Pro - tection gelang es endlich, im December v. J. eine gerichtliche Klage gegen Hauptmann Fiſcher anhängig zu machen — die Cantonsregierung aber ließ den Mann frei, um die Unterſuchung zu hintertreiben. Staatsanwalt und Unterſuchungsrichter, ebenſo wie die Bevölkerung tief empört über dieſen beſpiel - loſen Act der Cabinetsjuſtiz, dankten ab; von zwei Seiten wurde die Regierung im Cantons - rath interpellirt, aber unverfroren gab ſie zur Antwort: der Staatsanwalt unterſtehe dem Aufſichts - und Befehlsrecht der Regierung, dieſe habe daher ihre Competenz überſchritten, indem ſie den in Haft geſetzten Verbrecher laufen ließ. — So ſteht der Scandal jetzt; wie er ſich weiter entwickeln wird, ob ſich das Volk ſo etwas bieten laſſen wird, muß abgewartet werden. Nicht für überflüſſig halten wir es jedoch, zu betonen, daß, wie Miklos und Banffy in Budapeſt, ſo Fiſcher und die Cantonsregierung in Zürich liberale Parteigänger ſind.
Transvaal und Venezuela, ſowie die Kämpfe auf Cuba haben das politiſche Intereſſe von den Vorgängen im Oriente abgelenkt, bis es letzthin der Brief der Königin Victoria an den Sultan wieder erweckte. Der faſt unvermeidlich erſchienene Conflict der Mächte mit der Türkei in Betreff der Ueberwachung der in Ar - menien vorzunehmenden Reformen wurde zwar in Folge des Nachgebens der hohen Pforte beigelegt, aber die Lage wurde dadurch nur wenig geklärt. Der Aufſtand in Armenien hat wo möglich an Ausbreitung noch zu - genommen und heute ſchon läßt ſich behaupten, daß das Maß der vom Sultan den Armeniern zuge - ſtandenen Verwaltungsreformen bedeutend erweitert, vor Allem aber die Reform wirklich durchgeführt werden müßte, wenn es gelingen ſoll, den unglücklichen verzweifelten Volksſtamm wieder unter die türkiſche Botmäßigkeit zu bringen. Darüber herrſchen indeß einige Zweifel. Der Mangel an Finanzmitteln in der Türkei auf der einen Seite, die vor ſich gehende Weiterverbreitung des Aufſtandes auch in Provinzen, die ſich bisher ruhig verhalten haben, die Beſtrebungen der Armenier, Macedonier und der Griechen, im Ein - vernehmen zu operiren auf der anderen Seite, geben ſolchen Zweifeln die nöthige Berechtigung. Man iſt überzeugt, daß es im Frühjahre in Macedonien wieder zu Aufſtandsverſuchen kommen werde; der vor einiger Zeit in Sofia ſtattgefundene Macedoniertag hat es ganz offen ausgeſprochen.
Zu den bisherigen Aufſtandsgebieten hat ſich vor Kurzem die Inſel Kreta geſellt, wo die türkiſchen Truppen empfindliche Schlappen erlitten. Auch in Epirus gährt es und in Albanien ſind italieniſche Emiſſäre mit Erfolg thätig, ſo daß der Sultan heute nicht einmal auf die Albaneſen unbedingt rechnen kann.
Das gegenwärtige freundſchaftliche Verhältniß des Großherrn zu den benachbarten ehemaligen Vaſallen - fürſten dürfte auch nur auf Sand gebaut ſein, fleht ja doch ſelbſt der Miniſter ſeines bulgariſchen Vaſallen, die Pforte möge dringend in Macedonien „ Ordnung machen, da er für den Fall des Andauerns der dortigen Kämpfe nicht für die Aufrechthaltung der Objectivität Bulgariens garantiren könnte. Aehnlich verhält es ſich bezüglich Serbiens und Montenegros, und in Griechenland hat ſich König Georgios ſelbſt an die Spitze der Sub - ſcriptionsliſte für die aufſtändiſchen Kretenſer geſtellt.
Die Lage erſcheint ſomit verwickelter als je, und es iſt nicht ausgeſchloſſen, daß der April oder Mai ein allgemeines Losſchlagen in der Türkei bringen wird. Deshalb dürften die Stimmen recht behalten, welche eine „ Occupation “Armeniens durch Rußland an - kündigen. Auch die Verſtärkung der ruſſiſchen Truppen im Kaukaſus ſcheint damit im Zuſammenhange zu ſtehen, ebenſo der Wechſel in der Perſon des dortigen Generalgouverneurs. Rußland wird ſich zu einer Action „ gedrängt “ſehen, wenn es nicht eine Einbuße an ſeinem Preſtige in dieſem Gebiete erleiden will. Ob die Action im Einverſtändniſſe mit den übrigen Mächten vorgenommen wird, läßt ſich zur Zeit nicht abſehen, immer aber würde ſie den Anfang vom Ende des „ kranken Mannes “bedeuten. Würde ſich in einem ſolchen Falle England mit einer ſelbſtloſen Zuſchauerrolle be - gnügen? Die diplomatiſche Action des Grafen Golu - chowski, ein Einvernehmen der Mächte den Vorgängen in der Türkei gegenüber zu erzielen, hat wohl bisher allgemeinen Anklang gefunden, aber es iſt doch nur einEinvernehmen von Fall zu Fall, welches bei der Un - berechenbarkeit der genannten Vorgänge raſch ein Ende finden kann. Im Frühjahre dürfte auch diesbezüglich ſich erweiſen, ob das Einvernehmen eine ſtärkere Probe auszuhalten vermag.
Auch im fernſten Oriente, dort, wo die Intereſſen - ſphären Rußlands, Japans und Englands zuſammen - ſtoßen, ſpitzen ſich die Gegenſätze zu einer Kriſe zu. Rußland ſcheint nicht gewillt, den Einfluß Japans prä - dominiren zu laſſen, und die umfangreichen Rüſtungen in Oſtaſien, die Haſt, mit welcher der Bau der ſibiriſchen Bahn und von Kriegsſchiffen betrieben wird, ſowie ſchließlich die Verſtärkung der Befeſtigungen von Wladiwoſtok ſind gewiß ernſte Zeichen, daß man ſich da auf eine gewaltſame Löſung der drohenden Kriſis vorbereite.
Im Frühjahre dürfte daher der Orient wieder in den Vordergrund des Intereſſes rücken, auch wenn bis dahin die Verwicklungen in Transvaal, Venezuela u. ſ. w. noch nicht gelöſt ſein ſollten.
Der alten Preſſe, die an der galoppirenden Abon - nenten-Schwindſucht ſeit Jahren leidet, ſoll geholfen werden. Graf Badeni hat Erbarmen mit der Matrone und will ſie nun à tout prix — volksthümlich machen. Dieſelbe ſoll vom 1. Februar dieſes Jahres dreimal täglich erſcheinen und den Titel „ Wiener freie Preſſe “führen. Der Stempel ſoll ganz geſchenkt werden, damit die Steuerträger auch eine — Freude haben. Auch ſonſt gehen im Wiener „ Blätterwalde “merkwürdige Dinge vor Verſchiedene „ große “Blätter ſchnappen nach Luft und Abonnenten, das in Wien erſcheinde Blatt von Frankfurter-Juden, das „ Neue Wiener-Journal “, das ſich auch mit Vorliebe ein „ unparteiiſches “nennt, überſchwemmt ganze Bezirke mit ſeinen Blättern. Wochen ja monate - lang wird es gratis ausgetragen, „ Prämien “zweifel - haften Werthes den Abonnenten gegeben, ja ſelbſt in die Provinzen ſo z. B. nach Brünn, wird dieſes Blatt gratis verſendet. Ein dortiger Freund unſeres Blattes ſchreibt: „ Seit zwei Tagen wird hier in Brünn ſowohl in den Geſchäften wie in den Privat-Wohnungen das Judenblatt „ Neues Wiener Journal “unentgeltlich vertheilt. “ Und merkwürdig, alle dieſe Mittel dies Blatt zu heben, verfangen nicht, wie uns aus beſtinformirter Quelle mitgetheilt wird, ſinkt die Auflage von Tag zu Tag, und auch die Gehalte der Bedienſteten ſollen zum neuen Jahre eine beträcht - liche Reduction erfahren haben. Die alte Preſſe griff übrigens bereits im Vorjahre zu dieſem Auskunftsmittel und ſetzte die Gehälter der Redacteure beinahe um die Hälfte herab. Das Organ des dummen Kerl von Wien leidet ebenfalls ſehr unter dem allmählichen Er - wachen des chriſtlichen Geiſtes der Wiener Bevölkerung. Die Auflage dieſes gedruckten Unſinns iſt ſoweit geſun - ken, daß eine große Rotationsmaſchine entbehrlich wurde. Nun glaubte Herr Aaron Speichel, die Leſer mit Gewalt zu fangen durch ein Abendblatt mit acht Seiten. Aber auch dieſe Mittel halfen nichts und die Macher dieſer „ öffentlichen Meinung “blicken beſorgt in die Zukunft.
Am traurigſten ſoll es jedoch mit unſerem Specialfreund „ Szeps “beſtellt ſein. Die letzten Wahlen haben dieſem Preßproducte den Text gegeben, die Auflage ſoll auf ein Minimum geſunken ſein und die Inſerate werden immer weniger. Der Wunſch der Patrone des Organes für den ſchlechten Kerl von Wien, den Grafen Badeni zu einer Hilfsaction zu be - wegen, iſt nicht erfüllt worden. Es ſcheint alſo auch Graf Badeni erkannt zu haben, daß das Leibblatt des Ehren-Richter denn doch für — zu niedrige Kreiſe geſchrieben wird. Im Wiener liberal-jüdiſchen Blätter - walde herrſcht demnach eine recht gedrückte Stimmung. Die Wiener Bevölkerung hat der Judenpreſſe den Brotkorb höher gehängt, wir wollen hoffen, daß er der Judenpreſſe unerreichbar wird, daß das geſammte chriſtliche Volk einſtimmt in den Schlachtruf:
Hinaus mit der Judenpreſſe!
In einem zur Ver - leſung kommenden Proſpect des Salvatorordens wird gelehrt, wie man den Antichriſt zerſchneidet. Die Zeugin Johanna Hobler, Stickerin und im Orden Oberin Salvata genannt, gibt an, daß ſie Heger ſeit eilf Jahren kenne. Vorſ. : Was bewog ſie mit Heger ſo einen Orden zu gründen? Zeugin: Ich hab’ ſchon als Kind g’ſchwärmt, ein keuſches, religiöſes Leben zu führen und Buße zu thun, und Heger hat mich das gelehrt. Vorſ. : Aha, und darum hat er wahrſcheinlich auch bei Ihnen in der Waſagaſſe gewohnt, nicht wahr? Sie gaben ihm 700 fl.? Angekl. : Ja, aber ich hab’ nie g’fragt wozu ſie der heilige Mann braucht. Vorſ. : Sie hatten mit Heger auch ein intimes Verhältntß? Angekl. : Ein geiſtiges! Vorſ. : Sie ſind wirklich ſehr zu be - dauern. Iſt Ihnen denn nicht aufgefallen, daß der Orden nur aus Ihnen, der Oberin, der Männnerorden nur aus Bruder Matthäus, und der Frauenorden aus Schweſter Janua beſtand? Das iſt für einen Orden denn doch zu wenig. Und in dem Diplom ſtellen Sie dem Heger das Zeugniß aus, er ſei von „ ungeheuchelter, wahrer, chriſt - katholiſcher Situation. “ Verſtehen Sie das? — Angekl. : Ja. — Vorſ. : Ich nicht. — Angekl. : Heger iſt eine heilige Situation. — Vorſ. : Das iſt zu dumm aber tief - traurig. — Angekl. : Oh, ich fühle mich ſo glücklich. — Der Bürgermeiſter von Stumpendorf, Bernhard Fahl, ſagtaus, daß das ganze Dorf über das unſittliche Verhältniß empört geweſen ſei, welches Heger mit den Frauensperſonen geführt. Vorſ. Halten Sie den Heger fähig, einen Orden zu gründen? Zeuge. Gar nie nöt. Angekl. Was ver - ſteht der Mann von einem Orden? Der heil. Franciscus wurde auch für einen Narren gehalten, und ſein Orden blüht. Ich leide für meine heilige Miſſion unſchuldig. Vorſ. Haben Herr Zeuge den Heger für heilig gehalten? Zeuge: A wo! — Der Pfarrer von Stumpendorf, hochw. Herr Florian Langer gibt an, daß er dem Heger gerathen, in einen ſchon be - ſtehenden Orden einzutreten, und beſprach ſodann die Diffe - renzen zwiſchen den Angeklagten und dem Cooperator. — Zeuge Franz Körbler iſt jener „ Bruder Matthäus “, der in ſeiner Perſon den ganzen Männerorden repräſentirt. Er war früher Diener bei der » Franco Hongroise « und gibt an, daß er Heger im Jahre 1893 kennen gelernt und daß eine innere Stimme ihm geſagt habe, daß dieſer Mann nicht von dieſer Welt ſei, ſondern von Gott. — Der Gaſtwirth Beneſch aus Wels iſt von dem ganzen Ordenſchwindel durch einen Brief in Kenntniß geſetzt worden, in dem es u. A. hieß: „ Ich habe es gewohlt, und ich genüße. “— Vorſ. : Dieſe Orthographie iſt für einen Ordensgründer ſehr hübſch. — Angekl. : Orthographiſche Fehler haben mit meiner Ordensgründung nichts zu thun. — Vorſ. : Aber ſie haben damit inſoferne zu thun, daß Sie die Leute be - ſchwindelten und unterrichteten. — Angekl. : Gerade dieſe Fehler zeigen, daß mir der liebe Gott Alles eingegeben hat. — Votant: Das iſt empörend. — Vorſ. : Herr Zeuge, wie haben Sie die Loidl gefunden? — Zeuge: Das is nöt zum beſchreiben. J bin über die Stiegen hinauf, die was jeden Moment einſtürzen kann, und ins Zimmer eini, da hat’s erſt recht ſchmutzig ausg’ſchaut. Er erzählt, wie die Loidl ſchlecht behandelt wurde. Sie hat unterm Tiſch ſchlafen müſſen, und der liebe Herr da im ſchönen Bett. Vorſ. Das alſo iſt der heiligmäßige Mann, der vorgibt, alles Irdiſche abgeſtreift zu haben, den Leuten das Geld aus den Taſchen ſtiehlt und den Schwachſinn dieſer Perſonen in betrügeriſcher Weiſe ausnützt. — Als nächſter Zeuge wurde der Commis Nemetz vernommen, der dem Heger wöchentlich für nichts und wieder nichts 4 fl. gab, und von Letzterem Ohrfeigen erhielt, als er einmal das Geld zurück verlangte. (Fortſetzung im Morgen - blatte.)
Das diesjährige Kränzchen des Vereines findet Dienſtag, 4. Februar, 8 Uhr Abends in den Saal - localitäten „ zum grünen Thor “, 8. Bezirk, Lerchenfelder - ſtraße 14, ſtatt. Entrée 1 fl., Familienkarten für 4 Perſonen 3 fl. an der Abendcaſſa, woſelbſt auch Spenden für den Bazar entgegenegnommen werden. — Gäſte willkommen. — Geſellſchaftsanzug.
Der kaufmänniſche Ball des Vereines „ gelernter Kaufleute in Wien “findet 4. Februar in Gſchwandner’s Saal ſtatt. Zuſchriften zu richten an Joſef Leitner, Kaufmann, 17. Bezirk, Roſenſteingaſſe 47. Telephon-Nr. 6575. Der Reingewinn fließt kaufmänniſchen Zwecken zu.
Der Reform-Vereiu der Gemiſchtwaaren-Ver - ſchleißer in Wien veranſtaltet in den Sälen „ zum grünen Thor “, 8. Bezirk, Lerchenfelderſtraße 14, Sonntag 2. Februar 1896 ein Kränzchen. Das Reinerträgniß wird zur Unter - ſtützung der vom Vereine herausgegebenen Fachpreſſe ver - wendet. — Jurbazar. — Karten im Vorverkaufe 50 kr. bei M. Pabſt, 6. Bezirk, Hoher Steig 5, an der Caſſa 80 kr. — Beginn 8 Uhr. — Einfache Toilette.
Der erſte Brigittenauer Zither-Club veranſtaltete Sonntag, 26. d. ſein erſtes Gründungsfeſt im Hotel Union, Nußdorferſtraße. Nach einigen Eröffnungspiecen der Capelle Chorherr brachte der Zither-Club mehrere Piecen, darunter für 11 Zithern, zur Aufführung und erntete damit ebenſo wie die Mandolinen-Brüder „ Kling-Kling “, der Komiker Kömle und der Tenoriſt Podhradecky reichen Beifall. Ein Tanzkränzchen beſchloß das gemüthliche, antiſemitiſche Feſt.
kam letzten Sonntag die im Deutſchen altbekannte Komödie » Les deux Sourds « („ Die beiden Tauben “) von Jules Moinaux und der Kadelburg’ſche Schwank „ In Civil “zur Aufführung, in welchen Stücken Herr Burian den Löwenantheil des Beifalls für ſich in Anſpruch nahm und verdiente. Nächſte Vorſtellung Sonntag, 2. Februar 3 Uhr Nachmittag » L’Etincelle « und „ In Civil “.
Die 23jährige Magd Aloiſia Frauenberger und die Hilfsarbeiterin Sophie Neumann, 16 Jahre alt, Beide ohne Beſchäfti - gung und ohne Unterſtand, Letztere bereits zweimal wegen Diebſtahles abgeſtraft, kamen am 25. d. M. Nachmittags zu ihrer Freundin, der Magd Emilie Stöfke, Wallgaſſe Nr. 13 wohnhaft, auf Beſuch und ſtahlen einen dem Dienſt - geber der Stöfke, dem Schneidermeiſter Johann Morſch gehörigen Menczikoff. Sie entfernten ſich raſch und verſetzten denſelben. Geſtern wurden die Diebinnen verhaftet.
Geſtern Abends um 8 Uhr wurde die Handarbeiterin Karoline Kraus auf der Landſtraße, Hauptſtraße von einer Privatequipage überfahren und erlitt eine Verrenkung der linken Schultergegend.
In einem Artikel des Berliner Tagblattes über den „ Weihnachtskarpfen “finden wir folgen - den ſchönen Satz: „ Als ob er wüßte, daß es ſein Beruf iſt, recht feiſt zu werden, um den Weihnachtstiſch zu zieren, ißt und trinkt er, daß es eine Art hat, und die geſättigte Melancholie, die trotzdem über ſeinen ruhigen Schwimmbe - wegungen liegt, gibt ihm faſt ein philoſophiſches Gepräge. “— Dieſer Blödſinn könnte auch im „ Wiener Tagblatt “ſtehen, das ja gleichfalls mit viel — Phantaſie gearbeitet wird.
Wie aus Agram berichtet wird, hat ſich dort geſtern, Montag Vormittags der Vicebürgermeiſter Milan Stankovic mittelſt Revolverſchußes ſelbſt entleibt. 327 Wien, Dienſtag Reichspoſt 28. Jänner 1896Stankovic genoß in der kroatiſchen Landeshaupt - ſtadt das größte Anſehen, er war nicht nur Directionsrath mehrerer Geld - und Induſtrieunter - nehmungen, Präſident der ſerbiſchen Kirchengemeinde, Rittmeiſter a. D., ſondern war auch, wenigſtens in früheren Jahren lebhaft politiſch thätig. Perſönlich war er liebenswürdigen Characters und einer jener wenigen Serben, die auch unter den Kroaten ſich einer gewiſſen Popularität erfreuen. Börſen - verluſte ſollen den im beſten Mannesalter befindlichen Stankovic in den Tod getrieben haben. Zu bemerken wäre, daß Agram nun binnen wenigen Jahren zum zweiten Male in die traurige Lage kam, den Vicebürgermeiſter durch Selbſtmord zu verlieren. Der erſte war im Jahre 1887 der Vicebürgermeiſter Kallabar, der ſich Malverſationen zu Schulden kommen ließ und im Momente der Verhaftung ſich erſchoß.
Die „ Débats “melden folgende Geſchichte, deren Schauplatz nicht etwa Schilda iſt. Der Präfekt eines Departements X. hat kürzlich einen Erlaß veröffentlicht, der gegen die Perſonen auf ſtrenge Strafe erkennt, die ſich des Baumfrevels in der Weiſe ſchuldig machen, daß ſie die Rinde der Platanen auf den öffentlichen Promenaden abſchälen. Die ſo ver - ſtümmelten Bäume böten, wie der Präfect erklärt, das traurigſte Schauſpiel dar. Wider Erwarten blieb aber der Erlaß des Präfecten ohne Erfolg und der hohe Würdenträger ließ in größter Entrüſtung ſeinen Kabinetschef rufen, um zunächſt dieſem die Leviten zu leſen. Dieſer machte ihn aber in aller Beſcheidenheit darauf aufmerkſam, daß die Platanen die löbliche Ge - pflogenheit haben, ſeit urdenklichen Zeiten aus hygieniſchen Gründen ſich ſelbſt zu ſchälen, was man ihnen doch ſchließlich nicht verbieten könne. — Ob das wohl den Herrn Präfecten zu überzeugen vermochte?
* Die Pariſer-Theater haben im Jahre 1895 ins - geſammt 18½ Millionen Francs eingenommen, das iſt um rund 690.000 Francs mehr als im Vorjahre. Die ſtärkſte Mehreinnahme hat das Gymnaſe-Theater erzielt. Auch die ſtattlich ſubventionirten Theater haben eine ſehr günſtige Bilanz aufzuweiſen. Die große Oper hat 1895 mehr als 3 Millionen, die Comédie-Francaiſe mehr als 2 Millionen abgeworfen, letzte um 116.000 Francs mehr als 1894. Es iſt dabei zu berückſichtigen, daß im Jahre 1895 Dumas’ » L’ami des femmes « das Repertoire der erſten franzöſiſchen Bühne lange Zeit faſt ausſchließlich beherrſchte. Die kleineren Theater verzeichnen durchwegs ſchlechten Geſchäftsgang. Die Renaiſſance allein hat um eine halbe Million Francs weniger eingenommen als im Jahre 1894.
Die Londoner „ Weſtminſter “erinnert daran, daß der frühere Beſitzer des Grund und Bodens, auf dem heute das „ goldene “, vielgenannte Johan - nesburg ſteht, als Invalide im Armenhaus in Guilford liegt. Der alte Mann hatte ein ſehr bewegtes Leben. Er diente in der alten oſtindiſchen Compagnie, kämpfte in der Krim, wurde bei Sebaſtopol ſchwer verwundet und machte den indiſchen Aufſtand mit. Als er von Indien genug hatte, ging er nach Südafrika und kämpfte hier gegen Zulus und Buren. Bevor das Transvaal an die Buren fiel, kaufte er für 7000 Mark nahe bei der Quelle des Limpopo 15.000 Acker Land — eben die Stelle, wo Johannesburg ſteht — und beſchloß, ſich dauernd hier niederzulaſſen. Aber Krieg brach aus, er ergriff die Waffen gegen die Buren und gehörte zu der Abtheilung, die Prätoria hielt. Als 1880 die Republik erklärt wurde, weigerte er ſich, unter Präſident Krüger zu dienen, und ſein Land, das nun Hunderte von Millionen werth iſt, wurde confiscirt. So wäre der heutige Armenhäusler um ein Haar Millionär geworden!
Dien - ſtag den 4. Februar abends 7¼ Uhr findet in der katholiſchen Reſſource (I., Annagaſſe 9) eine Sitzung der St. Franciscus Regis-Conferenz ſtatt. Gäſte will - kommen.
Donnerſtag den 30. Jänner d. J. findet eine euchariſtiſche Ver - ſammlung in Jedenſpeugen ſtatt, Donnerſtag den 6. Februar in Mannersdorf an der March.
* Die Generalverſammlung des katholiſch - geſelligen Vereines Wiener Reſſource, findet Donnerſtag den 30. Jänner um 7 Uhr Abends im Locale des Vereines I., Annagaſſe Nr. 9 ſtatt. Die Mitglieder, welche zu erſcheinen verhindert ſind, werden gebeten, ihre Vollmachten einzuſchicken.
Unter den Einläufen befindet ſich eine Interpellation des Abg. Dr. Lueger, in welcher angefragt wird, ob der Statthalter endlich der Termin für die Ausſchreibung der Wiener Gemeinderaths-Wahlen bekannt geben wolle.
Statthalter Graf Kielmansegg beantwortet mehrere Interpellationen, darunter diejenige der Abg. Dötz und Hauck, betreffend die Schweineſeuche.
Hierauf wird zur Tagesordnung übergegangen.
Der griechiſche Biſchof Milas leiſtete die Angelobung. Der Landtags-Präſident theilt mit, daß Abg. Biankini drei von ihm unterſchriebene Anträge überreicht habe, welche er, weil ſie nicht von 4 Abgeordneten unterfertigt ſind, nicht zur Vorleſung bringe. Biankini verlangt zur Verleſung die Stellung der Unterſtützungsfrage, worauf ſich eine längere Debatte über die Auslegung des § 32 der Geſchäftsordnung entſpinnt. Schließlich wird für die Ver - leſung entſchieden. Alle drei Anträge Biankinis betreffen die Ausdehnung der Seſſion bis Ende Februar, Wünſche wegen Grundſteuer-Regulirung und Abänderung des Kunſtweingeſetzes werden unterſtützt. DieDringlichkeit für den erſten Antrag wird abgelehnt. Bei der Verification der Landgemeindewahl in Sebenicover - ſucht der Regierungsvertreter die Angriffe Biankinis wegen der wegen der Wahlen erfolgten Entziehung der Unterſtützung der Seelſorger zu widerlegen. Biankini be - ſpricht die Landtagswahlen, und die Ungerechtigkeit der Landtags-Wohlordnung und den Kampf der Parteien ſowie über die Stellungnahme der Regierung gegen die Rechts - partei und beſpricht die Vorfälle bei den verſchiedenſten Wahlen, wobei er vom Präſidenten wiederholt zur Sache gerufen und ihm ſchließlich das Wort entzogen (Ganz wie bei uns!) wird. Die Debatte wird ſodann ge - ſchloſſen. Die Wahl der zwei Abgeordneten der Landge - meinden von Sebenico wird agnoscirt.
Die Agenzia Stefani meldet aus Adaga-Hamas vom heutigen: Der von Baratieri an Makonnen entſandte Bote kehrte gegen Abend zurück. Makonnen betheuert in der Antwort auf den Brief des General Baratieri ſein und Meneliks Feſthalten an den in Betreff der Räumung Makalles feſtgeſetzten Pakten. Alle Kundſchafter beſtätigten, daß das Bataillon Galliano’s Waffen, Kanonen und viel Kriegsmaterial mit ſich führe und daß die geſammte Mannſchaft des Bataillons gut gehalten ſei. Das Bataillon iſt im Lager im Carrée formirt. In der Mitte befinden ſich die Officiere mit den Verwundeten, die Kanonen und das Kriegsmaterial. Das Bataillon iſt nach der Gepflogenheit (?) der Abeſ - ſynier von dem Corps Makonnens umgeben wegen der von dem Letzteren übernommenen Bürgſchaft, damit das Bataillon nicht mit den Corps der übrigen Chefs in Berührung komme. Felter erzählt, daß die Sol - daten der übrigen Chefs beim Abzuge Galliano’s aus Makalle unzufrieden mit den feſtgeſetzten Bedingungen und wegen des langen Widerſtandes Galliano’s auf - gebracht waren. Sonntag war Raſttag. Die Schoaner, welche bei Agula lagerten, ſollten ſich mit ihrer ganzen Streitkraft gegen Hauſſen, die Colonne Galliano’s gegen Adagahamus wenden.
Fürſt Ferdinand begab ſich geſtern Abends mit ſeinem Gefolge in zwei Wagen nach dem Vatican, von wo er ins Hotel zurückkehrte.
Der Miniſterrath be - ſchäftigte ſich mit der Fünfzig-Millionen - Anleihe und der Einführung einer Kriegſteuer auf Cuba. Der letztere Plan wird noch den Gegenſtand weiterer Berathungen bilden. Miniſterpräſident Ca - novas erklärte, daß die Kammern zu einem ge - eigneten Zeitpunkte einberufen werden. — Eine officielle (!) Depeſche aus Havannah verkündet mehrere Treffen mit den Inſurgenten, namentlich einen Sieg des Oberſten Molina über 600 von dem Führer Bienvenido befehligte Inſurgenten in der Provinz Matanzas. Die Truppen bemächtigten ſich des Lagers der Inſurgenten, welche einen Verluſt von vier Todten hatten. In Guanajay, Provinz Pinar del Nio, hielten die Inſurgenten einen Eiſenbahnzug an und ſetzten alle Waggons in Brand.
Nach weiteren Meldungen ſind von den bei der Exploſion in der Kohlengrube bei Tylorſtown verſchütteten Bergarbeitern 33 lebend an’s Tageslicht befördert und 15 Leichen geborgen worden; 42 werden noch vermißt.
Wir erſuchen unſere geehrten p. t. Abnehmer, gütigſt zum Monatswechſel das Abonnement bald - möglichſt erneuern zu wollen, damit in der Zu - ſendung keine Unterbrechung eintritt.
Gleichzeitig bitten wir jene Abonnenten, welche das Abonnement angemeldet haben und daraufhin das Blatt bereits zugeſandt erhielten, gütigſt die Begleichung des Betrages erfolgen zu laſſen.
Eifrige Beſtrebungen, die Cursſteigerung weiter zu fördern, haben an der heutigen Vorbörſe den erwünſchten Erfolg erzielt. Die meiſten Bankpapiere waren zu erhöhten Curſen gehandelt. Die Türkenloſe ſind ſeit mehreren Tagen vernachläſſigt.
Um 11 Uhr notirten: Oeſterreichiſche Creditactien 375. —, Ungariſche Creditactien 420.50, Anglobank 174. —, Unionbank 310.50, Bankverein 147.75, Länderbank 250. —, Bodencreditanſtalt 478. —, Tabakactien 19.10, Mairente 100.86, Silberrente 101.10, Oeſterreichiſche Kronenrente 100.75, Ungariſche Kronenrente 99.15, Oeſterreichiſche Goldrente 122.70, Ungariſche Goldrente 122.75, Staatsbahnactien 370.25, Lombarden 101. —, Galizier —. —, Elbethalbahn 279. —, Norweſtbahn 277. —, Czernowitzer 294. —, Kaſchauer 195.50, Buſchtehrader A. 146. —, Buſchtehrader B. 536.75, Böhmiſche Nordbahn 276.50, Böhmiſche Weſtbahn —. —, Graz-Köflacher 265. —, Nordbahnactien 34.20 Oeſterreichiſche Localbahnen 206. —, Oeſterreichiſche Waffenfabrik 299. —, Tramwayactien 494. —, Neue Wr. Tramwayactien —. —Donau-Dampfſchiffahrts-Geſellſchaft 470. —, Lloydactien —. —, Communalloſe —. —, Ungarloſe —. —, Theißloſe —. —, Türkenloſe 57.40, Waggonleihanſtalt —. —, Montan 84.40 Prager Eiſen 679. —, Wienerberger Ziegelfabrik 322. —, Rima-Muranier 254. —, Trifailer 165. —, Brüxer Kohle 294. —, Weſtböhmiſche Kohle —. —, Rubel 1. 28·75, Marknoten 59.32 bis —. —, Napoleons 9.62, Prag-Dux —. —, Wiener Bau —. —, Allgemeine Bau 129. —, Hütten —. —., Elektr. -Geſ. —. —.
Im böhmiſchen Landtage führte der Abg. Dr. Pazak bei der Begründung ſeines Antrages bezüglich der Zuckercartelle aus, daß das Coalitionsgeſetz nicht ausreiche und zwar nicht gegen die ſogenannten Rayonnirungscartelle, und daß die Erlaſſung eines neueren Geſetzes als nothwendig erſcheine. Frankreich England und Amerika haben Maßregeln gegen die Cartelle ergriffen. Die Zuckercartelle hatten urſprüng - lich den Zweck, der Ueberproduction zu ſteuern. Später haben ſich die ſogenannten Rayonnirungen entwickelt und derzeit gliedern ſich die Zuckerfabriken in 5 Sectionen, deren jede ihre eigenen Einrichtungen und ihren eigenen Vollzugsausſchuß haben. Unter dem Rayonnirungszwange dürfe der Bauer ſeine Rüben nur jener Fabrik verkaufen, der er zugewieſen iſt. Er iſt alſo auf Gnade und Ungnade dem Käufer ausgeliefert. Dieſe Cartelle ſeien an dem Rückgange des Preiſes des Rohmateriales allein ſchuld. Sie müſſen alſo unbedingt einer Controlle unterworfen werden.
Die Dienſtmann-Garantie-Geſellſchaft hielt. Sonntag Vormittags im „ Lanner-Saale “ihre diesjährige Generalverſammlung ab. Der Jahresbericht beziffert die Zahl der Mitglieder mit 610. Die Einnahmen von 3196 fl. 73 kr. ſtehen Ausgaben im Betrage von 2724 fl. 33 kr. gegenüber, hiervon wurden 458 fl. 90 kr. an Hinter - bliebene verſtorbener Mitglieder und 508 fl. als Abfertigung an erwerbsunfähig gewordene Mitglieder ausbezahlt. Das Vermögen beläuft ſich auf 10445 fl. 17 kr. Der Vorſtehung wurde das Abſolutorium ertheilt. Es gelangte eine Note des Wiener Magiſtrates zur Verleſung, in welcher die von den Dienſtmännern gewünſchte Kappe mit der Aufſchrift „ Wiener Dienſtmann “genehmigt und der Garantiegeſell - ſchaft der Name „ Wiener Dienſtmann-Inſtitut “ertheilt wird. Auf Antrag des Ausſchuſſes wurde beſchloſſen, dem Magiſtrate eine die Wünſche der Dienſtmänner zuſammen - faſſende Petition zu überreichen. In dieſer Petition wird ausgeführt, daß der heutige Stand von 1700 Dienſt - männern den beſtehenden Verhältniſſen nicht mehr entſpreche und eine Reducirung dieſer Zahl auf 1000 Mann dringend geboten erſcheine. Die bisher beſtehenden Inſtitute „ Com - miſſionär “, „ Stadtcourier “und „ Expreß “ſollen beim Ab - leben der Conceſſionsinhaber oder bei Rücklegung der Con - ceſſionen aufgelöſt und die Würdigſten unter den Be - dienſteten dem „ Wiener Dienſtmann-Inſtitut “angegliedert werden. Für neu aufzunehmende Leute ſoll die Beſtimmung gelten, daß ſie mindeſtens 30 Jahre alt ſind und fünf Jahre in Wien gewohnt haben müßten. Sodann wurden die Neuwahlen in die Inſtitutsleitung vorgenommen. Der bisherige Obmann Johann Ertl wurde zum Obmanne wiedergewählt.
Die Berliner Börſen - preſſe beginnt jetzt das alte Manöver, das auch wir in Wien bei paſſender Gelegenheit von der Wiener Börſen - preſſe durchgeführt ſahen. Die Berliner Börſenpreſſe ſucht nämlich durch die Aufſtellung aller möglichen Schreckgeſpenſte die Börſenreform zu lähmen. So ſchreibt die „ Nat. -Ztg. “in ihrem Börſenberichte: „ Die Reſignation, mit der man hier der weitern Entwicklung der Dinge hinſichtlich der „ Börſenreform “, wie man zu fagen beliebt, entgegenſieht, lähmt alle Unternehmungs - luſt. “ Und an anderer Stelle: „ Amſterdam freut ſich ſchon auf den Gewinn an Geſchäftsthätigkeit, den ihm der Niedergang der Berliner Productenbörſe zuführen wird. “ Das wird ja der reine Exodus der mißhan - delten Jobber werden. Es iſt die alte Geſchichte wie bei uns in Wien. Uns drohte man mit dem Auszuge der Getreidehändler nach Budapeſt, den Berlinern macht man bange mit dem Hinweiſe auf Amſterdam. Aber weshalb wollen ſie gerade das unſchuldige Amſterdam beglücken? Es gibt eine friedliche Stelle im großen Ocean. Mögen ſie doch dort auf Actien eine nette kleine Inſel erwerben und ein neues Fürſtenthum Monaco gründen. Wenn es da mit Roggen und Weizen zu umſtändlich iſt, können ſie ja in Muſcheln oder Fiſchgräten Termingeſchäfte machen. Das iſt auch an - regend und gewinnbringend; außerdem ſchadet es nie - mandem.
Der Real - credit der Landwirthe iſt wie die ſteigenden Verſchul - dungsziffern zeigen, vtelfach ganz erſchöpft und daher der Andrang zu den Perſonalcreditinſtituten ein unge - heuerer. So ſind dem Generalanwaltſchaftsverband länd - licher Genoſſenſchaften im Jahre 1895 circa 500 neue Genoſſenſchaften beigetreten, ſo daß er jetzt 1900 um - faßt. Der Allgemeine Verband der deutſchen landw. Genoſſenſchaften iſt durch Zutritt von etwa 800 Ge - noſſenſchaften im Jahre 1895 auf die Zahl von über 2700 angelangt. Auch die kleineren ländlichen Genoſſen - ſchaftsverbände haben ſich erheblich vermehrt. Die neuen Genoſſenſchaften ſind, wie die L. d. B. d. L. bemerkt, ganz überwiegend Spar - und Darlehenskaſſen, ein Be -4Wien, Dienſtag Reichspoſt 28. Jänner 1896 27weis, daß das Creditbedürfniß der Landwirthe mit Rieſenſchritten wächſt, während die Schultze-Delitz’ſchen Caſſen ſeit Jahren ſo gut wie gar keine Zunahme mehr aufweiſen. Denn die zu ihnen gehörigen Städter brauchen nicht mehr Geld als früher, und Landwirthe treten auch nicht weiter dort ein, weil ſie die hohen Zinſen dieſer Creditbanken nicht mehr zahlen können.
Die Börſencommiſſion des deutſchen Reichstages nahm unverändert § 14 und 15 an, wonach die Hauptverhandlung der Ehrengerichte nicht öffent - lich iſt, außer wenn der Staatscommiſſär oder der Be - ſchuldigte es verlangen, und die Strafe in dauernder oder zeitweiliger Ausſchließung beſteht. Ferner wurden die Para - graphen betreffend die Berufung an eine periodiſch zu bildende Berufungskammer angenommen, ſowie Paragraph 28, wonach es den Kaufleuten bezw. den im Börſenregiſter Eingetragenen überlaſſen bleibt, ſich dem Börſenſchieds - gericht zu unterwerfen, Die Commiſſion nahm weiterhin den Gamp’ſchen Antrag an, wonach die amtliche Börſen - preisfeſtſtellung der Waaren und Werthpapiere durch den Börſenvorſtand erfolgt, ſoweit die Börſenordnung nicht die Mitwirkung anderer Berufsvertreter vorſchreibt. ebenſo den Antrag Bachem, welcher die Cursfeſtſtellung, unter Aus - ſchluß der Oeffentlichkeit vorſchreibt.
Die Gewerbebehörde hat bekanntlich die im Jahre 1894 vollzogenen Wahlen angeblich wegen vorge - kommenen Incorrectheiten bei denſelben annullirt und fanden, nachdem die von der Genoſſenſchaft an die Statt - halterei und an das Miniſterium des Innern gerichteten Recurſe zurückgewieſen wurden, geſtern die neuerlichen Wahlen ſtatt. Dieſelben nahmen einen vollkommen ruhigen Verlauf. Bei den in der Volkshalle vorgenommenen Wahlen wurde zum Genoſſenſchafts-Vorſteher Johann Tiefenſtädter mit 112 und zum Genoſſenſchafts-Vorſteher - Stellvertreter der liberale Franz Backhaus mit 109 Stimmen gewählt. In den Ausſchuß wurden berufen: Johann Leipelt, Carl Settegaſt, Joſef Hudlak, Joſef Artner, Emil Schenke, Anton Ziwny, Joſef Schwanzar, Johann Daubar, Adolf Hüttler, Joſef Herlik, Laurenz Witzel, Sigmund Ketskemeti. Zu Erſatz-Ausſchüſſen: Pius Bauer, JoſefKlenkhart, Wenzel Studeni, Ed. Hüttler, Adolf Steppach, Joſef Feiner.
Der Creditorenverein ver - öffentlicht folgende Inſolvenzen: Leon Sperber, Kaufmann in Tarnow; Herſch Rosner, Möbelſtoff - und Teppich - händler in Lemberg; Sandor Fiſcher, protocollirter Kauf - mann in Szerb-Itebe; Ignaz Beck, Kaufmann in Kis - Ujszallas; Gahor Jagamaſt, Kaufmann in Szamos - Ujvar; Joſepha Hladik, Handelsfrau in Lieben; Engelbert Rzieb, protocollirter Canditen - und Galanteriewaaren - erzeuger in Königliche Weinberge; Johann Kaufmann, Schnittwaarenhändler in Mähriſch-Kromau; Emanuel Reich, Handelsmann in Tarnow.
Der Stand vom 23. Jänner 1896 geſtaltete ſich folgendermaßen: Bank - notenumlauf 549,152.000 fl. (— 16,634.000 fl.) Metall - ſchatz 383,221.000 fl. (+ 5,314.000 fl.), Portefeuille 160,580.000 fl. (— 19,845.000 fl.), Lombard 33,762.000 fl. + 3,303.000 fl.), Steuerfreie Banknotenreſerve 40,235.000 fl. (9 — 1,727.000 fl.)
über den Auftrieb, die Zufuhr und die Preiſe des Schlachtviehes auf dem Centralviehmarkte zu St. Marx am 27. Jänner 1896.
Geſammtauftrieb 3930 Stück, darunter — unverkaufte von der Vorwoche.
Theilung des Auftriebes nach:
Qualitäten: Maſtvieh 3016, Weidevieh —, Beinlvieh 894 Stück; Racen: ungariſche 2139, galiziſche 1134, Bukowinaer 99, deutſche 558, Stück; zuſammen 3930 Stück Vieh, worunter ſich 894 Stück Beinlvieh befanden. Samſtag waren 535 Stück Rinder am Contumazmarkte aufgetrieben. — Bei unveränderter Tendenz.
Preiſe per 100 Kilogramm Lebendgewicht:
Ungariſche Maſtochſen 36. — fl. bis 39. — fl. Ungariſche Weideochſen —. — fl. bis —. — fl., Galiziſche Maſtochſen 36. — fl. bis 38. — fl., Deutſche Maſtochſen 38. — fl. bis 42. — fl., Büffel 22. — fl. bis 27. — fl., Stiere 20. — fl. bis 31. — fl., Kühe 20. — fl. bis 31. — fl., Beinlvieh —. — fl. bis —. — fl.
(Wochenviehmarkt amtl. Bericht), 23. Jänner. Auftrieb: 337 Ochſen, 52 Stiere, 345 Kühe, 55 Kälber; zuſammen 789 Stück. Preiſe: Maſtochſen (über 55 % Pleiſch und Unſchlitt) fl. 29.50 bis 33. —, Ausnahms - preis fl. 35. — bis —. —, halbfette Ochſen fl. 27. — bis 28. —, magere Ochſen (unter 50% und Unſchlitt) fl. 25. — bis 26.50, Ochſen für Maſtzwecke fl. 27. — bis 31. —. — Maſtkühe (über 55 % Fleiſch und Unſchlitt) fl. 24. — bis 27. —, halfette Kühe fl. 18. — bis 23. —, magere Kühe (unter 50% Fleiſch und Unſchlitt) fl. 14. — bis 17. —. — Stiere fl. 26. — bis 30.50, junge neumelkende Kühe fl. 25. — bis 29. —, ältere Melkkühe fl. 21. — bis 24. —, trächtige Kühe fl. 21. — bis 25. —; Preiſe für 100 Kg. Lebendgewicht. — Die Preiſe haben für beſſere Waare etwas angezogen. — Stechviehmarkt, 24. Jänner. (Todtes Stechvieh.) 421 Kälber 45 — 54 kr. per Kg., 1637 Schweine 40 — 48 kr., Maſtſchweine 46 — 50 kr. per Kg.
(Amtlicher Bericht.) 23. Jänner. Auftrieb: 24 Stück Hornvieh (— böhmiſche, 17 galiziſche, 7 ſerbiſche und ungariſche.) Böhmiſche Maſtochſen per Kilogramm Lebendgewicht, I. — kr. bis — kr., II. — bis — kr. ; galiziſche, ſerbiſche und ungariſche Maſtochſen per Kilogramm 23 kr. bis 24 kr. Verkehr war flau. — Stechvieh. — Stück lebende Schöpfen per Paar fl. —. — bis fl. —. —, 118 geſchlachtete Schöpfen per Kilo - gramm 30 kr. bis 52 kr., 240 geſchlachtete Kälber per Kilo - gramm 56 kr. bis 66 kr. (Abſchlag 7 bis 9 Kilogramm per Stück), 32 Stück Schweine, böhmiſche per Kilogramm 46 kr. bis 60 kr., galiziſche per Kilogramm 52 kr. bis 55 kr., un - gariſche Bakonyer per Kilogramm 63 bis 64 kr. — Lämmer per Paar fl. —. — bis fl. —. —. — Zickel per Stück fl. —. — bis fl. —. —. — Rindfleiſch: 43.640 Kilo - gramm, per Kilogramm 32 kr. bis 42 kr. vorderes prima 52 kr. und 38 kr. bis 50 kr. hinteres, prima 64 kr. — Schweinefleiſch: 10.620 Kilogramm, per Kilogramm 46 kr. bis 60 kr. böhmiſche, 52 kr. bis 55 kr. galiziſche — Verkehr mittel.
Herausgeber und Verleger A. Weimar, Wien. Sprechſtunden von 5 bis 6 Uhr Abends. — Verantwortlicher Redacteur Franz Winter. Druck von Ambr. Opitz, Wien.
Benjamin FiechterSusanne HaafNote: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat).2018-01-26T13:38:42Z grepect GmbHNote: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2018-01-26T13:38:42Z Amelie MeisterNote: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung.2018-01-26T13:38:42Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe
Fraktur
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