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Mittagsblatt.
Reichspoſt.
Unabhängiges Tagblatt für das chriſtliche Volk Oeſterreich-Ungarns.

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Nr. 56 Wien, Montag den 3. Februar 1913. XX. Jahrgang.

Wiederausbruch des Krieges.

Heute um 7 Uhr abends läuft der zwiſchen der Türkei und den Balkanſtaaten geſchloſſene Waffen - ſtillſtand ab und es gibt nur mehr wenige, die ſich noch der Hoffnung hingeben, daß der Wiederbeginn der Feindſeligkeiten noch verhindert werden könnte. Die Er - klärung der türkiſchen Delegierten, daß ſie zur Fortſetzung der Veryandlungen bereit ſeien, wurde von den Ver - tretern der Balkanſtaaten mit der Forderung be - antwortet, daß die Türkei vorher die Bedingungen des Balkanbundes annehmen müſſe, und eine erfolg - reiche Vermittlungsaktion der Großmächte wird durch die Schwerfälligkeit des diplomatiſchen Apparates und die Kürze der Zeit unmöglich gemacht.

So tritt denn der Krieg wieder in ſein Recht, um jene klare und einwandfreie militäriſche Situation herbei - zuführen, die eine von beiden Teilen anerkannte Grund - lage für die diplomatiſchen Verhandlungen bilden kann. Denn die eigentliche Urſache der Wiederaufnahme der Feindſeligkeiten iſt das bedeutende Hinausgehen der politiſchen Forderungen der Sieger über die tat - ſächlichen militäriſchen Ergebniſſe des Krieges, eine Erſcheinung, die wir bereits beim Tripolis - krieg als einen den Abſchluß des Friedens naturgemäß überaus erſchwerenden Faktor feſtſtellen konnten. Die unbeſiegte Armee von Tſchataldſcha und der ungebrochene Widerſtand Adrianopels ſind ſolche Argumente für den Standpunkt der Türkei, daß ſelbſt die ſtärkſte diplomatiſche Preſſion ſie nicht ohneweiters aus der Welt zu ſchaffen und der Türkei einen Friedens - ſchlaß auf Gnade oder Ungnade aufzuzwingen vermag. Nur das aktive Eintreten Rußland für die Balkan - ſtaaten hätte die militäriſche Situation der Türkei unhaltbar gemacht; da dies jedoch infolge der Haltung der übrigen Mächte verhindert wurde, ſo ergab ſich für die Verbündeten die Notwendigkeit, entweder ihre poli - tiſchen Anſprüche zu reduzieren oder durch Wiederauf - nahme des Kampfes eine den geſtellten Forderungen entſprechende militäriſche Situation zu ſchaffen.

Die Balkanſtaaten haben ſich für das Letztere ent - ſchieden.

Die Wiederaufnahme der Feindſelig - keiten.

Die amtlichen Pfortekreiſe ſind der Anſicht, daß die Wiederaufnahme der Feindſelig - keiten nunmehr unvermeidlich ſei

Die Kriegskorreſpondenten werden nicht die Er - laubnis erhalten, die Kriegsoperationen zu verfolgen.

Der Vali von Adrianopel erhielt den Groß - kordon den Osmanjeordens.

Großvezier Mahmud Schefket Paſcha ſtattete dem engliſchen Botſchafter Lowther einen Beſuch ab.

Eine offiziöſe Notiz beſagt: Die türkiſchen Truppen wurden angewieſen, keinen Schuß abzugeben, be - vor die Bulgaren nach Ablauf der Friſt für die Kündigung des Waffenſtillſtandes das Feuer eröffnen. Die Pforte hat es für notwendig erachtet, dieſe In - ſtruktionen zu erteilen, damit die öffentliche Meinung ſich davon überzeuge, daß die aus der Wiederaufnahme der Feindſeligkeiten ſich ergebende Verantwortung einzig und allein auf die Verbündeten falle.

Die türkiſchen Bevollmächtigten erhielten Auftrag, London erſt nach Wiederaufnahme der Feindſeligkeiten zu verlaſſen.

Neutrale Haltung der Großmächte. Eine offiziöſe de[ut]ſche Stimme.

Die Norddeutſche Allgemeine Zeitung ſchreibt in ihrer Wochenrundſchau: Ueber den Ernſt der europäiſchen Friedensbeſtrebungen können die Türkei und die Balkan - ſtaaten nach den beiden Teilen zugehenden wohl - gemeinten Ratſchlägen nicht im Zweifel ſein. In dieſer Einwirkung werden die Mächte nicht nachlaſſen. Sollten wider Verhoffen die Feindſeligkeiten abermals beginnen,ſo ſteht ſchon jetzt feſt, daß in dieſem Falle die Mächte auch für den zweiten, vorausſichtlich nur kurzen Teil des Balkankrieges eine neutrale Zurückhaltung beobachten und jede Sonderunternehmung vermeiden werden, durch die eine Beſchränkung des Kampfes auf ſeinen Herd erſchwert würde.

Venizelos hat Poincaré, ferner dem Miniſterpräſidenten Briand und dem Miniſter des Aeußeren, Jonnart, Beſuche abgeſtattet.

Dr. Danew und die Sekretäre der bulgariſchen Miſſion ſind heute früh nach Paris abgereiſt, wo Dr. Danew bis Dienstag zu bleiben gedenkt.

Das Regierungsorgan Mir wendet ſich dagegen, daß die zwiſchen Bulgarien und der Türkei anhängigen Streitfragen ſo dargeſtellt werden, als ob Adrianopel den äußerſten Punkt der künftigen türkiſch-bulgariſchen Grenze bilden würde. Es ſeien noch andere Fragen zu regeln. Für den Fall der Wieder - aufnahme der Feindſeligkeiten werden die zukünftigen Verhandlungen auf einer durchaus neuen Grundlage ge - führt werden müſſen.

Kriegeriſche Stimmung der Mohammedaner.

Das Komitee und die Subkomitees für nationale Verteidigung entfalten eine große Tätigkeit. Die Ein - ſchreibung von Freiwilligen hat begonnen. Die Notabeln von Afghaniſtan ſandten 250 Pfund Sterling als Ergebnis einer Subſkription. Telegramme aus den Provinzſtädten melden, die Bevölkerung ſei zu allen Opfern bereit und entſchloſſen, für die Verteidigung des Vaterlandes zu ſterben. In Bruſſa fand am Grabmal des Begründers der Türkei, Sultans Osman, eine Verſammlung ſtatt, in der die Anweſenden ſchwuren, nicht zu dulden, daß der Boden des Vaterlandes von den Bulgaren betreten werde.

Die Vorſchußverhandlungen der türkiſchen Regierung.

Die Vorſchußverhandlungen haben noch zu keinem endgültigen Abſchluß geführt. Abgeſehen von den 300.000 Pfund, welche vor etwa einer Woche eingezahlt worden ſind, hat das Finanzminiſterium noch keine meitere Zahlung auf den Vorſchuß erhalten.

Tanin erf[ä]hrt, daß die Formalitäten, betreffend den Vorſchuß von einer Million Pfund ſeitens der Deutſchen Bank gegen Schatzſcheine zum Abſchluſſe gelangt ſeien. Die erſte Zahlung im Betrage von 100.000 Pfund werde unverzüglich erfolgen.

Rumänien und Bulgarien. Die Verſtändigung.

Wie der Bukareſter Korreſpondent der Temps aus guter Quelle erfahren haben will, ſei in dem bulgariſch - rumäniſchen Zwiſt eine Entſpannung eingetreten und es ſei eine Verſtändigung als gewiß anzuſehen und zwar auf der Grundlage, daß Rumänien eine größere Gebietsabtretung an der Küſte des Schwarzen Meeres bewilligt wird, während Rumänien ſeinerſeits auf die Ab - tretungmehrerer Punkte verzichtet, bezüglich deren ſich das bulgariſche Nationalgefühl unnachgiebig zeigen würde.

Der Großvezier erklärte in einem Interview, er hege die volle Ueberzeugung, daß ſich Rumänien mit Bulgarien verſtändigen werde. Er wünſche aufrichtig auf Grund ſeiner perſönlichen Sym - pathien für das rumäniſche Volk und deſſen Lenker, daß ſie die Haltung Rumäniens in dem gegenwärtigen Kon - flikte in Zukunft nicht zu bedauern haben werden.

Verſchärfung des Belagerungszuſtandes in Saloniki.

Infolge der durch die Konſtantinopler Vorgänge unter den hieſigen Mohammedanern hervorgerufenen Stimmung trafen die griechiſchen Behörden ſtrengere Vorſichtsmaßregeln und ließen einige Hausdurchſuchungen vornehmen. Wie verlautet, ſollen Verhaftungen von in der jungtürkiſchen Bewegung kompromittierten Türken bevorſtehen. Die Vorſchriften bezüglich des Belagerungs - zuſtandes werden wieder ſtrenger gehandhabt.

Die Serben als neue Landesherren.

Die ſerbiſchen Behörden in Monaſtir haben, wie verlautet, die Direktion der dortigen rumäni - ſchen Schule verſtändigt, daß der Unterricht an der - ſelben ein zu ſtellen ſei. In gleicher Weiſe ſollen die Serben gegen die bulgariſche Schule in Iſtip vorgegangen ſein.

Die ſerbiſchen Behörden von Veles widerſetzten ſich der Errichtung einer Niederlaſſung der bul - gariſchen landwirtſchaftlichen Bank daſelbſt und bedeuteten den betreffenden bulgariſchen Delegierten, Veles binnen 24 Stunden zu verlaſſen. Auf einen Proteſt der Delegierten wurde die Friſt um einen Tag verlängert. Man glaubt, daß es ſich um ein Miß - verſtändnis der ſerbiſchen Behörden handle und daß die Maßregel werde zurückgezogen werden.

Serbiſche Kriegsſtimmungen.

In der Belgrader Preſſe iſt eine auffallende Schwenkung eingetreten. Während wenigſtens die oppo - ſitionellen Blätter bisher gegen die Wiederaufnahme des Krieges, der nur Bulgarien nützen könne, Stellung nahmen, begrüßen ſie jetzt plötzlich den wahrſcheinlichen Wiederbeginn, allerdings mit einem beſonderen Beiſatz, daß dieſer Wiederbeginn vielleicht den Aus - bruch des europäiſchen Krieges bedeute, der Serbien willkommen ſei. Die Straza ſchreibt: Wenn die Türken, was bereits eine fertige Tatſache iſt, Adrianopel und die Inſeln an die Verbündeten nicht abtreten wollen, werden die Verbündeten den Krieg fortſetzen; der Er - folg der Verbündeten iſt ſicher. Wenn Oeſterreich und Deutſchland neutral bleiben, iſt es gut, wenn aber nicht, ſo werden ſie gegen ſich die Dreivereini - gung haben, und dann kommt der europäiſche Krieg, in welchem allem Anſcheine nach Oeſter - reich zugrunde geht. Wir Serben wür - den dann unſere Hoffnungen vollkom - men erfüllt ſehen. Der Balkan ſchreibt: Der europäiſche Krieg bringt neue Staats - formationen und neue Konſtellation ender Großmächte. Wenn es Gott gibt, auf den wir vertrauen, ſo wird jener Teil ſiegen, auf deſſen Seite ſich Serbien und das ganze Serbentum befindet. Wenn wir dieſen Sieg ausfechten, dann werden die ſerbiſchen Ideen und die ſerbiſchen Hoffnungen erſt vollkommen in Er - füllung gehen. Für dieſe Hoffnungen müſſen wir auch mehr ertragen, und wenn uns auch die erſten Schläge treffen. Dies wäre das Signal für einen all - gemeinen Krieg, aus welchem Rußland und ſeine Ver - bündeten als Sieger hervorgehen werden. Wir Serben, wir fürchten nicht den europäiſchen Krieg, im Gegen - teile, wir begrüßen denſelben; je eher, um ſo beſſer. Das Blatt veröffentlicht auch einen Brief aus Offizierskreiſen, die den Krieg verlangen, wenn auch einen europäiſchen Krieg; nur fortgeſetzt ſoll der Krieg werden. Die Pravda lehnt die Ver - mittlung der Mächte ab und ſchreibt: Wir werden den Krieg fortſetzen und die Beute werden wir auch ſelbſt teilen. Allein haben wir geſiegt und werden auch allein Ordnung machen. Auch die übrigen Blätter ſchreiben mehr oder weniger in dem Sinne. Die ganze Bevölke - rung iſt aber gegen Oeſterreich mehr wie gegen die Türkei haranguiert. Man ſollte in der öſterreichiſchen Preſſe mehr auf dieſe Stimmungen achten; es ſcheint, daß man ſich in Oeſterreich einem ganz falſchen Optimismus über die hier herrſchenden politiſchen Ideen und Neigungen hingibt. Jenen ſlove - niſchen Enthuſiaſten, die in einzelnen öſterreichiſchen2Wien, Montag Reichspoſt 3. Februar 1913 Nr. 56Blättern jetzt für Serbien ſchwärmen, wäre zu wün - ſchen, daß ſie ſich jetzt einige Wochen in Serbien ſelbſt von dem wahren Stand der Dinge und den wirklichen Stimmungen überzeugen und ſie würden dann darüber urteilen können, ob ſich die hieſigen politiſchen Ideen und Abſichten mit jenen eines Oeſterreichers vereinigen laſſen.

Die Telegraphenlinie Belgrad Prijepolje im Sandſchak iſt hergeſtellt. Die Frau des ruſſiſchen Geſandten Hartwig hat aus Moskau vom Bürger - komitee drei Waggons Leibwäſche und Kleidungsſtücke für die ſerbiſchen Kranken und Verwundeten bekommen und gleich verteilt. Mit dem geſtrigen Orient - expreß iſt in Belgrad nicht ein einziger Paſſagier an - gekommen. Dies iſt in dieſem Jahre der erſte Fall, daß mit dieſem Zuge niemand angekommen iſt.

Italien und die Inſeln.

Die italieniſche Botſchaft hat in den letzten Tagen mehrmals erneuerte Schritte unternommen, daß die Cyrenaika von den dort noch verbliebenen tür - kiſchen Truppen geräumt werde, damit die beſetzten Inſeln der Türkei zurückgegeben werden können.

Religion und Balkankrieg.

Am Samstag, 1. d. abend hielt im Feſtſaale des Niederöſterreichiſchen Gewerbevereines Monſignore Eugen Boeglin einen Vortrag über Religion und Balkankrieg, der umſo intereſſanter war, als der Redner ein Franzoſe iſt und ſein Urteil ſehr von dem landläufigen franzöſiſchen abweicht. Monſignore Boeglin führ[t]e aus:

Seit dem dreißigjährigen Kriege hat kein Schlachtfeld wie das gegenwärtige eine derartige weltgeſchichtliche Tragweite in konfeſſioneller Beziehung gehabt. Siegt endgültig der Balkan, ſo bringt das Sadowa der Türkei das Waterloo der Kirche. Ueberall faſelt man über den Zuſammenbruch der Diplomatie. In Wirklichkeit hat die Tripelentente alles erreicht: den Balkanbund, den ſiegreichen Krieg, die balkaniſch-ſchis - matiſch panſlaviſtiſche Kravatte um den Hals Wiens, die Feſtnagelung Oeſterreich-Ungarns an der Orient - grenze mit der teilweiſen Einkreiſung Deutſchlands. Um welchen Preis? Ein in Konſtantinopel lebender hoher Diplomat ſagte mir: Man hat 200.000 Türken niedergemetzelt, Kinder vor den Eltern geſchändet, Mädchen verheiratet und ſie nachher ermordet, um ihr Hab und Gut zu ſtehlen, die Menge in den Moſcheen verbrannt oder ſie lebendig begraben. Kreuzzug! Jetzt, da der Balkan erſchöpft iſt, predigte er mit einer Lippe die Friedensliebe, mit der anderen die Aufteilung Oeſterreich-Ungarns.

Die Schwächung Oeſterreich-Ungarns wäre ein Weltunglück. Gott ſchütze es! Die Türkei war in der letzten Zeit für die Kirche die wohlwollende Neutralität; das Schisma iſt die aggreſſive Kon - kurrenz. In Rußland hetzt man ſyſtematiſch fort - während gegen Wien und Rom. Byzanz gegen Rom! So jubelt die Preſſe. Die Lage der Kirche auf dem Balkan iſt gepflaſtert mit Paſſionsſteinen.

Das fanatiſch haſſende Serbien ſucht allerdings ein Konkordat mit Rom abzuſchließen, um die Zukunft des Landes zu erweitern, damit die Südſlaven hinüber - kommen. Das iſt die größte Gefahr!

... Die Sieger ſind einige Balkankönige, die im Blutbade[ih]rer Völker ihre Kronen aufputzen. Einſt - weilen iſt der größte Beſiegte aber das Evangelium der Bruderliebe und der Gerechtigkeit. Der Vortrag, dem ein elegantes Publikum beiwohnte, fand vielen Beifall.

Verlängerung der Amtsdauer des amerikaniſchen Präſidenten. Keine Wiederwahl.

Der Senat hat mit Zweidrittelmajorität eine Reſolution angenommen, welche es befürwortet, die Amtsdauer des Präſidenten auf ſechs Jahre zu ver - längern, ſeine Wiederwahl jedoch aus - zuſchließen. Im Laufe der Debatte wurde darauf hingewieſen, daß ſich dieſe Maßregel gegen etwaige Beſtrebungen Rooſe[v]elts nach einer dritten Präſidentſchaft richtet. Die Reſolution geht jetzt an das Repräſentantenhaus.

Der Miniſterpräſident beim Kaiſer.

Der Kaiſer hat geſtern in Schönbrunn den Miniſterpräſidenten Grafen Stürgkh in längerer beſonderer Audienz empfangen.

Die Obſtruktion in Böhmen und die Steuerreform.

Der Deutſche Volksrat in Böhmen beſchäftigte ſich in ſeiner geſtrigen Sitzung mit der Finanzreform und deren Rück - wirkung auf die deutſche Obſtruktion im böhmiſchen Landtage. Die von den Führern aufgeſtellte Behauptung, daß der kleine Finanzplan keine Schwächung der deutſchen Obſtruktion bedeute, wurde als vollſtändig unrichtig bezeichnet und beſchloſſen, an die deutſchböhmiſche Vereinigung im Reichsrate das dringende Erſuchen zu richten, mit dieſer Frage ſich eingehend zu befaſſen und alles zum Schutze der nationalpol[i]tiſchen Stellung der deutſchböhmiſchen Landtagsabgeordneten vorzu - kehren.

Die mähriſchen Landtagswahlen.

Wie die Blätter melden, verlautet in Kreiſen des Landesausſchuſſes, daß die Neuwahlen für den Landtag erſt im Herbſte dieſes Jahres durchgeführt werden ſollen.

Kardinal Dr. Nagl.

Leider war am Sonntag keine Beſſerung im Befinden des ſchwerkranken Kardinal-Fürſt - erzbiſchofs Dr. Nagl zu verzeichnen. Seine Eminenz hat in der Nacht vom Samstag auf den Sonntag nur wenig Schlaf gefunden. Der Patient hat wiederholt erbrochen.

Das Sonntag abend um 6 Uhr ausgegebene Bulletin lautet:

Harnausſcheidung bei fortdauerndem Erbrechen gering. Zeitweiſe Beklemmungsgefühle. Schlafloſigkeit und ab und zu Muskelzuckungen. Herztätigkeit befriedigend Puls 88.

#jArticle#Profeſſor Dr. Ortner. Dr. Kaſpar Friedrich Schwarz.

Heute, Montag vormittags, wird uns aus dem fürſterzbiſchöflichen Palais mitgeteilt: Die Nachrichten heutiger Blätter ſind völlig falſche und ſichtliche Kombi - nationen. Ohne uns mit den groben Taktloſigkeiten zu befaſſen, ſtellen wir feſt, daß in dem Befinden Seiner Eminenz weder eine Verſchlimmerung noch eine Beſſe - rung zu verzeichnen iſt. Das Befinden des allverehrten Oberhirten iſt ſtationär geblie - ben. In der Nacht hat Kardinal Dr. Nagl etwas Schlaf gefunden.

#jArticle# Orat[i]o imperata in der Diözeſe St. Pölten.

Das biſchöfliche Ordinariat St. Pölten verlautbart ſoeben:

Se. Eminenz Kardinal Dr. Franz Nagl, Fürſt - erzbiſchof von Wien, iſt erkrankt. Wir wollen nicht ſäumen, die Geneſung unſeres Metro - politen von Gott zu erbitten. Ich ordne an, daß jeder Prieſter nach Kenntnisnahme von dieſer Anordnung in der erſten Meſſe, in welcher es nach den Rubriken möglich iſt, die Collecta aus der Missa pro infirmis (in Singulari) einſchalte.

Johannes, Biſchof.

#jArticle#Erkundigungen.

Der Kaiſer hat am Sonntag Erkundigungen nach dem Befinden des Kardinals eingezogen. Vom Kaiſerhauſe fragten noch nach: Erzherzog Franz Ferdinand und Herzogin von Hohenberg, die Erzherzoginnen Maria Joſefa, Marie Thereſe und Maria Annunziata, Erzherzogin Alice Großherzogin von Toscana, Erzherzog Peter Ferdinand, Erzherzog Friedrich und Erzherzogin Iſabella, Erzherzog Eugen und die Herzogin von Parma. Erkundigt haben ſich ferner: Miniſterpräſident Graf Stürgkh nnd die Miniſter Dr. Freiherr v. Heinold, Dr. Frei - herr v. Schuſter und Dr. Freiherr v. Forſter, dann Armee - inſpektor G. d. J. Ritter von Auffe[n]berg, Präſident Marquis Bacquehem, Präſident Freiherr v. Hauenſchield, Fürſt und Fürſtin Paar, der Präſident des Herrenhauſes Fürſt Alfred und Fürſtin Windiſch-Graetz, Fürſt und Fürſtin Trauttmansdorff, Oberſthofmeiſter Gräfin Alberti-Zichy, Fürſt Schwarzenberg, befanden ſich unter den Perſönlichkeiten, d[i]e im fürſterzbiſchöf - lichen Palais Erkundigungen einzogen. Dann haben nachgefragt Sektionschef Ritter v. Holzknecht, Graf und Gräfin Julius Seilern, Gräfin Hardegg-Waldenburg, Graf Joſef Har[d]egg, Direktor Huemer (Eggenburg), Adam Trabert und Frau, Pro - feſſor Dr. Grabmann, Kommendator v. Burgſtaller (Trieſt), kaiſ. Rat Alfred Spuller, Gräfin Cou enhove für das Sa - voyenſche Damenſtift, Gräfin Gerda Walterskirchen, Hofrat Fedorowicz, Karl Graf Kuefſtein, Direktor Franz Angelo v. Eisner, Major Viktor Thierfelder, Graf und Gräfin Menns - dorff-Pouilly, Graf Alexander Paar, Graf und Gräfin Günther - Stolberg, deutſcher Konſul Dr. Edler v. Vioenot, Graf und Gräfin Georg Wallis, Oberſthofmarſchall Graf Zichy, Helene v. Gratzy-Zedtwitz, Rechnungsrat Fuchs, der Präſident der öſterreichiſchen Geſellſchaft für chriſtliche Kunſt Profeſſor Reich, Gemeinderat Paulitſchke, Bürgermeiſter Exzellenz Weiskirchner und die drei Vizebürgermeiſter, Stefanie Gräfin Wenckheim, Kommerzialrat Wild, Heinrich Graf Degenfeld, Baron und Baronin Otto Pfungen, Graf Boſſi-Fedrigotti, Kammervorſteher v. Tarnoczy, Gräfin Zichy-Gatterburg, Gräfin Attems-Hartig, Graf und Gräfin Piatti, Baron Hübl, Korpskommandan: G. d. J. Ritter v. Ziegler, Apoſtoliſcher Nuntius Conte Scapinelli, Biſchof Dr. Faulhaber, Weihbiſchof Dr. Kutrowatz, Herrenhausmitglied Krupp, Hofrat Freiherr v. Gorup, geiſtlicher Rat Müller für den Katechetenverein, Sektionsrat Rukavina, Markgraf und Markgräfin Pallavicini, Graf und Gräfin Lariſch, Statthalterei - rat Freiherr v. Klezl, Miniſterialrat Dr. Pranter, Oberfinanzrat Kraupa, Hofrat Ritter v. Eiſenbach uſw. uſw.

Gemeinderat Weidinger .

Geſtern abend ſtarb in ſeiner Wohnung, 3. Bezirk, Schlachthausgaſſe 14, der Privatbeamte GR. Joſef Weidinger im 47. Lebensjahre. Weidinger wurde erſt anläßlich der jüngſten Gemeinderatswahlen im Vorjahre in den Gemeinderat gewählt und vertrat den 4. Wahlkörper des Bezirkes Landſtraße. Er war der Nachfolger des GR. Stroh. Ihm gelang es, nach einem überaus hartnäckigen Kampfe, das Mandat gegen die Sozialdemokratie zu halten. Im Gemeinderat war er wegen ſeines Arbeitseifers ein vielverſprechender und allſeits beliebter Mandatar.

Plafondeinſturz in Ottakring. Niemand verletzt.

In dem Poſt - und Telegraphenamte Nr. 102 in der Ottakringerſtraße Nr. 71, das von dem Ober - verwalter Franz Pelzl geleitet wird, hat ſich am Sonn - tag vormittag ein Plafondeinſturz ereignet, der zum Glück nur materiellen Schaden anrichtete. Das Poſtamt iſt in einem alten Hauſe untergebracht. Geſtern vor - mittag um etwa 9 Uhr befanden ſich in dem großen Raum drei Perſonen: eine Beamtin und zwei Poſtdiener,die eben mit dem Kartieren von Briefſchaften beſchäftigt waren. Trotz der Amtsſtunden war der Parteienverkehr gering. Plötzlich glaubten die Bea[m]in und die Diener ein leiſes Kniſtern von der Decke zu vernehmen. Sie waren ſich ſofort im Klaren, daß ein Einſturz drohe und flüchteten auf die Straße. Die Beamtin hatte noch ſo viel Geiſtesgegenwart, die eine Handkaſſe an ſich zu nehmen. Es war die höchſte Zeit geweſen; denn un - mittelbar darauf ſtürzte die Hälfte der Decke unter donn erähnlichem Krachen ein.

Von der Straße eilten gleich Paſſanten und Sicher - heitswache zum Poſtamte. Es entſtand eine förmliche Panik auch unter den Hausparteien, da man das ganze Haus gefährdet wähnte. Es hieß auch, daß drei Perſonen verſchüttet ſeien. Die Freiwillige Feuerwehr Ottakring und die Rettungsgeſellſchaft wurden ſofort verſtändigt. Die Feuerwehr kam mit einem Rettungszug, die Rettungsgeſellſchaft vorläufig mit einer Ambulanz mit dem Inſpektionsarzt Dr. Förſter. Auch mehrere Sicher - heitswachmänner waren gleich zur Stelle. Die Situation im Poſtamte war troſtlos, alles verſchwand unter der Schuttſchicht. Die Verkleidung des Fußbodens und die Parketten der oberhalb befindlichen Wohnung waren intakt geblieben. Zunächſt erfuhr man aus dem Munde der Bedienſteten des Poſtamtes, daß im Schutte niemand begraben liegen könne, da ſich alle Angeſtellten zu retten vermocht hatten. Allerdings war gerade an jener Stelle, an der die Beamtin geſeſſen hatte, der herabfallende Schutt am höchſten gehäuft. Sie hätte wahrſcheinlich, wenn ſie nicht durch das Kniſtern gewarnt worden wäre, den Tod gefunden. Die Feuerwehr pölzte den Plafond und durchſuchte den Schutt. In den Trümmern wurde niemand gefunden, dann wurde mit den Wegſchaffungs - arbeiten begonnen. Die Poſtdirektion wurde von dem Einſturz in Kenntnis geſetzt. Auch das Stadtbauamt wurde verſtändigt und entſandte eine Kommiſſion ins Haus. Desgleichen fand ſich vom Polizeikommiſſariat Ottakring eine Kommiſſion ein. In Ottakring hatte der Einſturz rieſiges Aufſehen erregt und Hunderte umſtanden das Haus. Nach der Wegräumung des Schuttes wurden die Kaſſen und die Briefſchaften in Sicherheit gebracht.

Biſchof Dr. Bjelik. Die Konſekrationsfeier.

In der Minoritenkirche, die ziemlich ſelten der Schauplatz großer kirchlicher Veranſtaltungen iſt, fand geſtern die feierliche Konſekration des apoſtoliſchen Feld - vikars Dr. Emmerich Bjelik zum Biſchof ſtatt. In der Kirche war ein Spalier von 40 Mann mit zwei Unteroffizieren des Infanterieregimentes Nr. 4 unter Kommando eines Offiziers geſtellt. Die Muſik des Infanterieregimentes Nr. 99 ſpielte bei der kirchlichen Handlung.

Die Kirche trug feſtlichen Schmuck von Blumen und Blattpflanzen und war hell erleuchtet. Bald nach ½9 Uhr fanden ſich die zahlreichen Feſtgäſte ein. Im Publikum überwogen zwar die Militärs, doch waren auch zahlreiche illuſtre Gäſte vom Zivil anweſend. Unter den Teilnehmern an der erhebenden Feier befanden ſich: Korpskommandant G. d. J. Ritter v. Ziegler, Sektionschef G. d. K. Franz Rohr, Stadtkommandant FML. Wikullil, Sektionschef FML. Schleyer v. Pontemalghera, FML. Ritter v. Bocken - heimer, FML. Madlé v. Lenzbrugg, der Kommandant der Thereſianiſchen Militärakademie in Wiener-Neuſtadt FML. Roth, der Kommandant der Techniſchen Militärakademie in Mödling GM. Hefele, Generalintendant Jarzebecky, der Stellvertreter des Chefs der Mil[i]tärkanzlei des Kaiſers GM. Ritter v. Marterer, FML. Freiherr v. Hübl, General - major Keſtranek, GM. Langer, Generalober - ſtabsarzt Dr. Ritter v. Uriel; ferner: Sektionschef Freiherr v. Wetſchl, Vizegouverneur des Poſtſpar - kaſſenamtes Leth, die Gemahlin des Polizeipräſidenten Ida Edle v. Brzeſowsky, die Gemahlin des Hofrates Freiherrn v. Gorup, Hofwirtſchafts - direktor Hofrat v. Prilesz[k]y, Hofrat Karl Jerabek, Sektionsrat v. Györy, Hofrechnungsrat Reglovics und Gemahlin, Baronin v. Bolfras, die Obervorſteherin des Offizierstöchtererziehungsinſtitutes Gräfin v. Geldern - Egmont und ihre Stellvertreterin Baronin v. Trollo, Gräfin Caſtellnau, die Damen des Arbeitskomitees der Offiziersdamen-Paramenten - vereinigung.

Mit dem Glockenſchlage 9 Uhr nahm die erhebende kirchliche Feier ihren Anfang. Zwei Altäre waren für die Feier hergerichtet, einer für den Konſekrator, den frü - heren apoſtoliſchen Feldvikar Biſchof Dr. Koloman Belopotoczky, der andere für den zu weihenden Biſchof. Als Mitkonſekratoren fungierten der Biſchof von Kaſchau Dr. Auguſtin Fiſcher-Colbrie und der Wiener Weihbiſchof Dr. Joſef Pfluger. Die in Wien garniſonierende Militär - geiſtlichkeit aſſiſtierte. Außer ihr war auch Hof - und Burgpfarrer Dr. Ernſt Seydl anweſend. Mit der Verleſung der päpſtlichen Bulle, die der dem Feldvikariat zugeteilte Feldkurat und päpſtliche Ehrenkaplan Dr. Ferdinand Pawlikowski vornahm, wurde die kirchliche Feier eröffnet. Nach der Weihe führte Biſchof Dr. Belopotoczky den Biſchof Dr. Bjelik zum biſchöflichen Thron, und nach der In - throni ation wurde das Tedeum geſungen. In voller Biſchofswürde ſchritt Biſchof Dr. Bjelik, begleitet von3Nr. 56 Wien, Montag Reichspoſt 3. Februar 1913ſeinen Aſſiſtenten, in die Kirche und erteilte den biſchöf - lichen Segen zum erſten Male. Alles neigte ſich tief nieder. Damit ſchloß die heilige Handlung voll Tiefe und bedeutungsvoller Symbolik um ½11 Uhr. Zum Schluſſe wurde die Volkshymne intoniert. Dann begab ſich der neugeweihte Biſchof in die Sakriſtei der Kirche und nahm die Glückwünſche der Feſtgäſte entgegen.

Mittags vereinigte ſich der engſte Kreis der geiſt - lichen Dignitäre an der in der Wohnung Biſchof Bjeliks bereiteten Tafel. Es waren anweſend: der Apoſtoliſche Nunzius Exzellenz Conte Scapinelli mit ſeiner Begleitung, den Mſare. Roſſi, Ogno und Soppa, Exzellenz Biſchof Dr. Belo - potoczky, Erzbiſchof von Govrik, die Biſchöfe Dr. Fiſcher-Colbrie und Dr. Joſef Pfluger, Burgpfarrer Mſgre. Seydl, Rektor des Pazmaneums Mſgre. Drexler, Provinzial P. Wimmer S. J., P. Graf Andlau S. J. und der Kapuzinerprovinzial P. Cſak, Kirchendirektor Don Pallna und die biſchöflichen Zeremoniäre. Bei den üblichen Toaſtſprüchen brachte Biſchof Bjelik die erſte Huldigung dem Hl. Vater dar und anſchließend den Ausdruck der Treue und dankbaren Ehrerbietung dem Kaiſer, dankte dem Apoſtoliſchen Nunzius für ſein Wohlwohlen ſowie dem Biſchof Belopotoczky und den beiden Mitkonſekratoren für die Erteilung der Weihe. Auch gedachte er mit Worten tiefſter Anteilnahme des kranken Kardinals Nagl.

Der Faſchingszug in Gerſthof.

Trotz des ſo unfreundlichen Wetters belebten ſich geſtern bald nach 12 Uhr mittags die Straßen und Gaſſen von Gerſthof. Sicherheitswache zu Fuß und zu Pferd erſchien, die Rettungsgeſellſchaft fuhr zu ihren Standorten, Hunderte von Ordnern hielten ihre Karten feil: 20 Heller für die armen Kinder in Währing. Und da greift jeder in die Taſche; denn das Wiener - herz iſt empfindſam und es fände keine innere Zu - friedenheit, dort nicht zu geben, wo es dem Einzelnen nicht ſchwer ankommt, den vielen Armen aber die Lebensbürde mildert.

Punkt ½3 Uhr ſetzte ſich der Zug, der ſich am Ende der Herbeckſtraße aufgeſtellt hatte, durch ein dichtes Menſchenſpalier in Bewegung. Es eröffneten ihn eine Gruppe von Ordnern zu Pferde; dann kam eben - falls zu Pferd der Herold (Herr Wiedemann) mit der Standarte des Vereines zur Veranſtaltung von Maskenzügen in Gerſthof, umgeben von einer Reihe von Begleit[h]er[o]lden. Kleine maskierte Läufer tummelten ſich zwiſchen den Reitern und es war erſtaunlich, mit welcher Kühnheit dieſe Buben ſich durch das Roſſegewirr drängten. Jahreszahlreiter, Fanfarenbläſer und Tſchikoſche ritten dem ruſſiſchen Edelmann (Herrn Johann Klein) voraus; daran ſchloſſen ſich zwei reizende Ponnys, auf deren Rücken ein leibhaftiger Affe die poſſierlichſten Dinge trieb. Nun erſchien Prinz Karneval (Herr Adler) ſelber auf einem vier - ſpännigen Wagen. Er thronte unter einem purpurnen Baldachin, der von zwei Rittern und Lorbeerbäumen flankiert war und rückwärts des Prinzen Initialen zeigte. Dann kam auf dem nächſten Wagen gleich der Teufel in eigener Perſon mit ſeiner Schwiegermutter , die er in einem Käfig verſperrt hielt, aber als guter Wiener? ſie manchmal auch wieder herausließ und mit ihr ein Tänzlein wagte. Dann folgt die Folgen der unternehmungsluſtigen Vindobona (So ſchaut das Kleingewerbe aus) der letzte Blick (Lainz!) des Handwerksmannes infolge der Beſteuerung , der Stier als Kaſſier am Gänſehäufl . Dann kam die Dürwaringbrücke zum Vorſchein, unter der ſich eine Geſellſchaft von Proletariern häuslich niedergelaſſen hatte. Auf der Brücke prangte die Aufſchrift: Wir kenan kan Zins, wir kennen ka Steigerung. Weitere Gruppen be - titelten ſich Der fromme Bär als Schütze beim Ronacher , Ein Rauchfangkehrer als Feinſchmecker , Gehaltsre - gulierung in den Amtshäuſern . Große Heiterkeit erregte auch Das neue Villenviertel in Neuſtift am Walde (Fliegenſchwämme und Pilze als menſchliche Wohnungen); aber ins ungemeſſene ſtieg dieſe Heiterkeit als das neueſte Löſchgerät der freiwilligen Feuerwehren bei dem großen Brande in Moißldorf in Aktion trat. Dieſe Gruppe bezog ſich auf die bekannte Rede des juden - liberalen GR. Moißl gegen die freiwilligen Feuerwe ren. Das Löſchgerät beſtand nämlich innaſſen Fetzen, mit denen die Feuerwehrleute auf Moißl einhieben, ſo oft er über ſie zu ſchimpfen begann und aus dem Rauchfang auftauchte. Lautes Gelächter erhob ſich überall. Dann folgte das Rätſel der Gegenwart , ein rieſenhafter Wenzel, der den ganzen Globus mit ſeinen habgierigen Fingern um - klammert hielt, indeß der deutſche Michel klein und traurig daneben ſtand. Der Jude aber ſchürt mit Geld den nationalen Kampf. Köſtlich war das ſchlummernde Andreas Hofer-Denkmal - komitee , das Haus der Agrarier , und das Parlament mit böhmiſchen Muſikanten, das als Titel trug die Worte: Eine Muſikſchule ohne Noten oder der’s verſteht, der weiß ſchon ; die elektriſche Straßenbahn Wien Preßburg und die Folgen im Schankgewerbe durch die Hochſaiſon 1912 beſchloſſen den Zug, der nach etwa zwei Stunden wieder an ſeinen Ausgangsort zurückkehrte. In der Schule in der Alseggerſtraße fand dann das Preis - gericht ſtatt.

Das Ergebnis der Preisverteilung war: 1. Preis: Die Folgen der unternehmungsluſtigen Vindobona ,2. Preis: Das Rätſel der Gegenwart , 3. Preis: Das neue Villenviertel in Neuſtift am Walde , 4. Preis: Neueſtes Löſchgerät der freiwilligen Feuer - wehr in Moißldorf , 5. Preis: Der letzte Blick des Handw[e]rkmannes infolge der Beſteuerung , 6. Preis: Erſtes Abenteuer der Elektriſchen Straßenbahnlinie Wien-Preßburg , 7. Preis: Neue Vorſchriften auf der Dürwaringbrücke in Gerſthof , 8. Preis: Eine Muſik - ſchule ohne Noten , 9. Preis: Der Stier als Kaſſier am Gänſehäufel , 10. Preis: Was Menſchenhände alles können und nicht können . Von Einzelgruppen erhielt eine hübſche Affen - und Ponnygruppe den 1. Preis, eine reizende Ehefrau den 2. Preis und der Deutſche Michel den 3. Preis.

Als Preisrichter fungierten die Herren Richard Suchanek, A. A. Naaff, Anton Taché, Franz Vogl, Hans Roth, Guſtav Holaubek, Leopold Wolf, F. Buchinger, Sixt, Richard Grann und Fingal.

Dem äußeren Eindruck nach zu ſchließen, dürfte das Reinerträgnis ein ausgezeichnetes ſein; denn in der Zeit von 3 bis 4 Uhr war ein derartiger Menſchen - andrang, daß die Polizei oft genug energiſch vorgehen mußte, um die Ordnung aufrechtzuerhalten.

Große Verdienſte um das Zuſtandekommen der ganzen Veranſtaltung erwarben ſich der liebenswürdige Obmann des Vereines, Herr Leopold Schwarz, die Obmannſtellvertreter Grill und Straßer, die artiſtiſchen Leiter Maglock und Anderl, die Schriftführer Lehner und Grobauer und die übrigen Herren des Vereinsausſchuſſes.

Die Induſtriellen gegen die Not - ſtandsaktion der Firma Gerngroß. Käufliche Wiener Blätter.

Durch ſeitengroße Inſerate in der liberalen und ſozialdemokratiſchen Preſſe verlautbarte, wie erinnerlich, in der verfloſſenen Woche das jüdiſche Waren - haus Gerngroß, daß es eine Notſtandsaktion für ſich, nein für die Arbeiter durchzuführen gedenke, und zwar in der Weiſe, daß es für ſeine maſſen - haft angeführten Waren Kaufluſtige ſuche. Gegen dieſe Verſpottung der Arbeiter und geſchäftliche Ausbeutung des herrſchenden Notſtandes proteſtiert der Zentral - verband der Induſtriellen Oeſterreichs namens des Vereines der Stickereifabrikanten Vorarlbergs :

Unter dem Titel einer Notſtandsaktion für den Ar - beiter hat in der letzten Zeit ein Wiener Warenhaus Notſtands - Verkäufe der verſchiedenſten Bekleidungsgegenſtände, darunter auch von Vorarlberger Stickerei[e]n, angekündigt mit der Erklärung daß zufolge der wirtſchaftlichen Kriſe Verkäufe unter den Herſtellungskoſten notwendig geworden wären, um Betriebseinſchränkungen und Arbeiterentlaſſungen zu vermeiden. Durch eine derartige Reklame wird das Anſehen der Induſtrie in den Augen der geſamten Oeffentlichkeit empfindlich herabgeſetzt und die Fabrikanten gegenüber ihren übrigen Ab - nehmern, welche an die Mitwirkung der erſteren bei dieſer Notſtandsaktion glauben, distreditiert. Der Verein der Stickereifabrikanten Vorarlbergs ſieht ſich deshalb ver - anlaßt, hiegegen den entſchiedenſten Proteſt zu erheben und ſich mit den anderen betroffenen Induſtrie - zweigen für ſolidariſch zu erklären. Zur Steuer der Wahrheit ſei feſtgeſtellt, daß trotz der allerdings unleugbaren nachteiligen Rückwirkung der gegenwärtigen politiſchen und wirtſchaftlichen Ereigniſſe es der Stickereiinduſtrie niemals beifallen würde, in einer derartigen Aktion ihr Heil zu ſuchen. Unter einem wird die Regierung aufgefordert, die längſt zugeſagte Ein - bringung eines Geſetzes gegen den unlauteren Wett - bewerb zu beſchleunigen, damit derartigen Vorkommniſſen vorgebeugt werde, welche die Induſtrie im größten Ausmaße zu ſchädigen geeignet ſind.

Der Verein der Wirk - und Strickwarenfabrikanten verſendet eine ähnliche Proteſterklärung, in der er feſtſtellt:

Dem Verbande der Wirk - und Strickwarenfabrikanten iſt nichts von einer derartigen Notlage der Fabriken in dieſer Induſtrie bekannt, daß ſie gezwungen wären, ihr Warenlager mit effektivem Verluſt ab - zuſtoßen. Im Gegenteil durch die frühzeitig einſetzende und an - dauernde talte Witterung wurden die Lager in Wirkwaren ſo - wohl bei den Fabrikanten als auch bei den Groſſiſten voll - kommen geräumt und ſogenannte Partieverkäufe haben über - haupt nicht ſtattgefunden. Durch eine ſolche Reklame wird die heimiſche Induſtrie vor der geſamten Oeffentlichkeit und die Fabrikanten und Groſſiſten vor den übrigen Detailliſten, welche die Ware nicht verſchleudern können, empfindlich diskreditiert und die Marktpreiſe deroutiert.

Wir ſtellen nur noch einmal feſt, daß ſich die liberale Preſſe zu einer ſolchen Schädigung der Induſtrie und die ſozialdemokratiſche zu einer ſolchen hlutigen Verhöhnung der Arbeiterſchaft, gegen Bezahlung natürlich, hergab. Der Fall zeigt wieder einmal, was alles in Wien käuflich iſt.

Der geſtrige Heiratsſonntag. Zwölfhundert Hochzeiten an einem Tag.

Der geſtrige Faſchingſonntag war der Haupttag für die Heiratsluſtigen, aber auch ein ſehr heißer Tag für die Zuckerbäcker, Wirte, Fleiſchhauer, Blumenhändler, Fiaker und eine große Anzahl verſchiedener Gewerbe geweſen. Trotz der derzeit herrſchenden Not an Klein - wohnungen, ſowie der allgemeinen Lebensmittelteuerung und der kritiſchen politiſchen Verhältniſſe waren am geſtrigen Faſchingſonntag in allen 76 katholiſchen Pfarrkirchen der 21. Bezirke Wiens nicht weniger wie zwölfhundert Brautpaare erſchienen, um vor dem Altar durch den Prieſter den Bund der Ehe beſchließen zu laſſen. Die Urſache dieſes Maſſenan - dranges der Heiratsluſtigen iſt ohne Zweifel die kurze Faſchingszeit, welche in dieſem Jahre nur 29 Tage währte, für viele Heiratsluſtige eine gar zu kurze Zeit. Mit dem geſtrigen Tage dürfte der höchſte Rekordder Eheſchließungen erreicht ſein, die am Faſchingſonntag in Wien vollzogen wurden. Im Jahre 1910 fanden am Faſchingſonntage acht - hundert, an demſelben Tage im Jahre 1911 tauſend und im verfloſſenen Jahre gleichfalls am Faſching - ſonntag gegen elfhundert Hochzeiten ſtatt. Die meiſten Trauungen erfolgten in denjenigen katholiſchen Pfarr - kirchen, deren Bewohner hauptſächlich dem Arbeiter - und Mittelſtande angehören, wie Favoriten, Brigittenau, Meidling, Margareten, Fünfhaus, Ottakring, Zwiſchen - brücken, Hernals uſw. So fanden am geſtrigen Faſching - ſonntag in den nachſtehenden Pfarrkirchen die meiſten Hochzeiten ſtatt:

In der Pfarrkirche zum hl. Leopold in der Leopold - ſtadt 12, in den Pfarrkirchen des 3. Bezirkes, und zwar hl. Peter und Paul in Erdberg 25, St. Rochus und Sebaſtian 15, St. Otmar unter den Weißgerbern 18, Maria Geburt 25; im 4. Bezirke: St. Karl 9, Paulanerkirche 22, St. Eliſabeth 13; im 5. Bezirke: St. Joſef in Margareten 19, St. Florian (Matzleins - dorf) 45, hl. Dreifaltigkeit (Alferſtraße) 8, St. Franziskus am Breitenfeld 8, Lichtentaler Pfarrkirche 32, heiliger Johannes von Nepomuk (Favoriten) 60, St. Anton von Padua (Favoriten) 85, St. Laurenz in Simmering 23, hl. Oswald in Altmannsdorf 12, hl. Dreifaltigkeit in Hetzendorf 14, hl. Johann von Nepomuk in Meidling 63, Notkirche zur unbefleckten Empfängnis Maria in Neumargareten 44, St. Annakirche in Baum - garten 20, St. Laurentius in Breitenſee 30, hl. Drei - faltigkeit in Reindorf 40, St. Rudolf in Rudolfsheim 50, Erhöhung des hl. Kreuzes in Alt-Ottakring 22, hl. Familie in Neu-Ottakring 25, hl. Bartholomäus in Hernals 39, St. Leopold (Gerſthof) 15, St. Brigitta (Brigittenau) 40 und in der Allerheiligenkirche in Zwiſchenbrücken 42. In den anderen nicht genannten Pfarrkirchen fanden geſtern 5 bis 12 Hochzeiten ſtatt. Auch in den Pfarrkirchen des 21. Bezirkes erfolgten mehr als 60 Trauungen.

Außer dieſen zirka zwölfhundert Hochzeiten fanden geſtern nahezu zweihundertzwanzig ſil - berne Hochzeiten und neun goldene Hochzeiten ſtatt.

Unter den vielen Trauungen befanden ſich in dieſem Jahre ſehr viele arme Brautpaare, welche von den Geiſtlichen unentgeltlich, beziehungsweiſe ohne die hiefür geſetzlich vorgeſchriebene Gebühr zu entrichten, getraut wurden. Für Fiaker, Wirte, Zuckerbäcker, Blumenhändler, Goldarbeiter, Photographen uſw. war der geſtrige Faſchingſonntag ein ſehr erträgnisreicher und es waren nicht nur die Fiaker und Automobile vergriffen, ſondern auch die bei Hochzeiten zum Bewerfen der Brautpaare ſo ſehr beliebten Hochzeitskügerln bei vielen Zuckerbäckern ausverkauft.

Eiſenbahnzuſammenſtoß bei Oswiecim.

Wie wir erfahren, iſt am 2. d. auf der preußiſchen Strecke Oswiecim Mislowitz vor der Eiſenbahnſtation Oswiecim der Perſonenzug Nr. 397 um 5 Uhr 19 Mi - nuten nachmittags an einen vor der Station Oswiecim angehaltenen preußiſchen Güterzug angefahren. Hiebei ſind die Lokomotive und ein Perſonenwagen des Per - ſonenzuges entgleiſt. Mehrere Wagen des Güterzuges ſind ſind beſchädigt worden.

Dreizehn Perſonen erlitten leichte und drei Perſonen erheblichere Ver - letzungen. Den Verletzten wurde an Ort und Stelle ſofort ärzliche Hilfe geleiſtet. Der Perſonenverkehr wird durch Umſteigen aufrecht erhalten. Die durch den Un - fall eingetretene Störung wird im Laufe des heutigen Vormittags behoben werden. Die Erhebungen über den Unfall ſind im Zuge.

Vom Warenmarkte. Börſe für landwirtſchaftliche Produkte vom 3. Februar.

(Eigenbericht,) Der vorwöchentliche Schluß an Amerikas Börſen war Cent höher bis ¼ niedriger. Die Märkte litten unter Ankündigung günſtigen Wetters für Ne - braska und Kanſas. Budapeſt eröffnete den dieswöchentlichen Verkehr in matter Haltung, Terminweizen ſchwächte ſich um 2, Roggen um 4, Hafer um 7 Heller ab. Die Stimmung auf dem hieſigen Platze iſt dieſebe geblieben wie am Schluſſe der Vorwoche, Preiſe ſind behauptet.

Budapeſt. (Kurſe um ½12 Uhr.) Weizen per Oktober 12.20, per April 11.73, Roggen per April 10. , Hafer per April 10.54, Mais per Mai 1913 7.68.

Wiener Effektenbörſe.

(Eigenbericht.) Bei Beginn der heutigen Vorbörſe übte der bevorſtehende Wiederausbruch des Balkankrieges ungünſtigen Einfluß auf die Tendenz und veranlaßte die Spekulation zur Reſerve, doch beſſerte ſich im Verlaufe des Verkehres die Stimmung im Hinblick auf die Beilegung der Differenzen zwiſchen Bulgarien und Rumänien. Erhöhtem Intereſſe be - gegneten Skoda - und Staatsbahnaktien und übertrug ſich, aus - gehend von dieſen Effektengattungen, die feſte Tendenz auch auf die übrigen Gebiete. Lediglich Oeſterreichiſche Kreditaktien lagen ſchwächer, da die Gerüchte von einer Erhöhung der Dividende dementiert wurden. Mit einer größeren Avance dagegen wurden abermals Orientbahnen bedacht. Im Schranken waren durchwegs höhere Kurſe vorwaltend.

Zahlungseinſtellungen. Der Kreditorenverein veröffentlicht folgende Zahlungseinſtellungen: Schäffer Gottlieb in Wien, IX. Alſerſtraße 46. Oesztreicher Marton, Kauf - mann in Jaszbereny. Morgenſtern Mano, Kaufmann in Szabadka. Ungar Albert & Sohn, Handelsfirma in Gyula - fehervar. Hirſch Elek, Schuhhändler in Marosludas. 4Wien Montag Reichspoſt 3. Februar 1913 Nr. 56Dragomir Stefan, Kaufmonn in Lugos. Sonnen - ſchein & Ko., Damenkonfektionsfirma in Budapeſt, VII. Weſſeleny-ut 10. Mautner Eugen, früher Wwe. Jakob Mayer, in Fünfkirchen. Nedbal Anton, Kaufmann in Zlonitz. Medek Ferdinand, Modewarenhaus in Daruvar. Hold Matthias, Firma in Ziſtersdorf. Knott Joſef, Kauf - mann in Lugos. Zirner Frigyos, Modewarenhändler in Budapeſt, Rakoſi-ut 14. Weißberg M. & B., Fahrrad - handlung in Krakau. Vratny Stefan, Kaufmann in Pribram. Adler M., Kaufmann in Meran. Berger Adolf, Firma in Dunaföldvar. Littauer Oskar, Kanfmann in Budapeſt. Dobos Jozſef, Schneider in Magyarkanizſa. Weil Rudolf, Kaufmann in Prag, Langegaſſe. Vuſenek G., Lederhändler in Zara. Keller Markus, Kaufmann in Krakau. Kovacs Bela utoda Oezv. Kovacs Jozſefne in Klauſenburg. Pollak Karl, Kaufmann in Bjelovar. Behrmann M., Kaufmann in Brod a. d. Save. Kadlec Fr., Maſchinenfabrik in Prag - Smichov.

Nachtrag.

Die politiſche Lage.

Mittag wird uns an unterrichteter Stelle mitge - teilt, daß leider keinerlei Ausſicht beſtehe, den Ausbruch der Feindſeligkeiten heute abend zu verhindern.

Die Botſchafterreunion hat in ihrer Samstag - ſitzung keine Aktion weder in Konſtantinopel noch bei den Balkanſtaaten beſchloſſen und es ſind auch keinerlei Schritte unternommen worden.

Die Mächte verharren auch weiterhin in ſtrikteſter Neutralität und hoffen, daß durch dieſes Verhalten die Lokaliſierung des Krieges möglich ſein wird. Es fehlt nicht an der Anſchauung, daß ſich Bulgarien, beziehungsweiſe die Balkanſtaaten bei Wiederaufnahme der Feindſeligkeiten von Motiven leiten ließen, die ſich bisher noch dem Einblicke entziehen.

Bezüglich des Handſchreibens des Kaiſers an den Zaren wird an hieſiger Stelle nach wie vor Stillſchweigen bewahrt und es wird ſelbſt der Tag der Ueberreichung in Peters - burg nicht bekanntgegeben.

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Tagesbericht.

* Kalender für Dienstag den 4. Februar.

Katho - liken: Veronika. Griechen (22. Jänner): Thimoteus. Sonnenaufgang 7 Uhr 28 Minuten morgens. Sonnen - untergang 5 Uhr 1 Minuten abends. Mondesaufgang 7 Uhr 4 Minuten abends. Mondesuntergang 8 Uhr 35 Minuten morgens.

Kirchlicher Kalender.

3. Februar: Die heilige Relind, Aebtiſſin des Benediktinerinnenkloſters Eck in den Niederlanden, Schweſter der heil. Harlind; ſtarb Mitte des 8. Jahrhunderts. Der hl. Quarivius, Kardinal und Biſchof zu Paleſtrina im Kirchenſtaate, vorher regulierter Chor - herr zu Mortara; ſtarb als Wohltäter ſeiner Stadt 1159. Die ſel. Hildegund, Gräfin von Arnsberg, wurde Nonne und ſtiftete das Prämonſtratenſerinnenkloſter in Mehre bei Köln, wo ſie 1183 als Priorin ſtarb. Der ehrw. Godfrid, Graf von der Pfalz, nachher Mönch im Kloſter Hirſchau, ſta[r]b 118[2]

* Der Kaiſer hat geſtern früh einer Meſſe in der Kapelle des Schönbruner Schloſſes beigewohnt, dann hat der Monarch die Vorträge der Generaladjutanten G. d. K. Grafen Paar und G. d. J. Freiherrn von Bolfras entgegengenommen. Hierauf wurde Mini - ſterpräſident Graf Stürgkh in längerer beſonderer Audienz empfangen.

* Auszeichnungen und Ernennungen.

Der Kaiſer hat dem Evidenzhaltungsoberinſpektor Johann Melichar in Brünn anläßlich der Verſetzung in den Ruheſtand den Titel eines Regierungsrates dem Evidenzhaltungsoberinſpektor Johann Wenclu in Brünn aus demſelben Anlaß den Titel eines Evidenzhaltungsdirektors, den Kanzleidirektoren Anton Plocar des Oberlandesgerichtes in Prag und Adalbert Kraemera des Handelsgerichtes in Prag den Titel eines kaiſerlichen Rates und dem Kanzleioffizial Wenzel Ferber in Dux anläßlich der Verſetzung in den Ruheſtand das Goldene Verdienſtkreuz verliehen.

* Neue Kommerzialräte.

Der Kaiſer hat dem kaiſerlichen Rate Wilhelm Edlen v. Boſchan in Wien, dem kaiſerlichen Rate Joſef Haider in Wien, dem Guts - beſitzer und Dampfſägenbeſitzer Leopold Munk in Wien, dem Hoflieferanten in Atzgersdorf Julius Neuberg in Wien, dem Moritz Reithoffer in Wien, dem Direktionsrate Albrecht Schmarda in Gmunden, dem Hof - und Kammer - lieferanten Wilhelm Schoſtal in Wien, dem kaiſerlichen Rate Ludwig Videky in Wien und dem kaiſerlichen Rate Heinrich Zugmayer in Wien in Anerkennung ihrer viel - jährigen verdienſtvollen Wirkſamkeit in der Permanenzkommiſſion für die Handelswerte des Außenhandelsverkehres, beziehungs -weiſe der Zwiſchenverkehrsſtatiſtik anläßlich ihres Ausſcheidens aus dieſen Kommiſſionen auf Lebensdauer den Titel eines Kommerzialrates verliehen.

* Das Jubiläum der Landesanſtalt von Eggenburg.

Der Kaiſer hat dem Direktorſtellvertreter der Knabenabteilung der niederöſterreichiſchen Landes-Erziehungsanſtalt in Eggen - burg Adolf Wenuſch ſowie der Leiterin der Mädchenvolks - ſchule an dieſer Anſtalt Schweſter Oberin Felicitas Feigl das Goldene Verdienſtkreuz mit der Krone, ferner dem Lehrer erſter Klaſſe an der erwähnten Anſtalt Karl Fleiſcher das Goldene Verdienſtkreuz ſowie ſchließlich den Aufſehern erſter Klaſſe dieſer Anſtalt Joſef Tides und Ludwig Umlauf das Silberne Verdiennkreuz verliehen.

* Erzherzog Karl Franz Joſef Protektor der deutſchböhmiſchen Landesſchau.

Das Präſidium der deutſchböhmiſchen Landesſchau Komotau 1913 erhielt heute die Verſtändigung, daß Herr Erzherzog Karl Franz Joſef das Protektorat über die deutſchböhmiſche Landesſchau übernommen hat.

* Hof - und Perſonalnachrichten.

Herzog Robert von Württemberg und Gemahlin und Herzog Ulrich von Wüttemberg ſind geſtern nach Stuttgart zurückgekehrt. Der Oberkommandant der ungariſchen Landwehr G. d. K. Wilhelm Frei - herr von Klobucar hat ſich geſtern nach Budapeſt begeben. Fürſt Alain Rohan iſt am 1. d. M. nach Prag zurückgekehrt. Der Kommandant des 4. Korps Karl von Tersztyanszky iſt am 1. d. M. abends nach Budapeſt zurückgekehrt. Baronin Maria Seidler, geborene Gräfin Beno[m]ar, Gemahlin des k. u. k. Legationsſekretärs in Stuttgart Freiherrn von Seidler, wurde geſtern früh im Sanatorium Loew von einem geſunden Knaben ent - bunden.

* Leichenfeier.

Geſtern wurde auf der Wieden Glaſer - meiſter Hübl, ein verdienter Parteigenoſſe und allſeits be - kannter Wohltäter zu Grabe getragen. Unter den Leidtragenden ſah man die Bürgervereinigung mit BV. Rienößl an der Spitze, BVSt. Stipani, GR. Lux, die Bezirksräte Feucht, Feiler, Knöttner, eine Reihe von Armenräten, die Kinder der Kinderbewahranſtalt, die Glaſervereinigung, die Freiwillige Feuerwehr in Ebergaſſing, deren Ehrenmitglied der Verſtorbene war. Weiters ſah man den Anſtaltspfarrer Hochw. Rubay, Großfuhrwerksbeſitzer Bauer, Schildermaler Weiſer, Fleiſchhauer Stadler, die Gaſtwirte Heindl und Trappel, Fabrikant Rött, Kammerlieferant Schier, Cafetier Ruff u. v. a. In der Kirche zu St. Eliſabeth nahm Kanonikus Kundi unter Aſſiſtenz der geſamten Pfarrgeiſtlich - keit die Einſegnung vor. Der Verſtorbene beſaß die Goldene Salvatormedaille, das päpſtliche Ehrenkreuz Pro ecclesia et pontifice, war Armenrat und Kirchenrat von St. Eliſabeth.

* Von einem Auto getötet.

Am 1. d. um 7 Uhr abends wurde der ſiebenjährige Volksſchüler Franz Kaiſer, Sohn des Druckereibeſitzers Alexander Kaiſer, vor dem elterlichen Wohnhauſe Lerchenfelder - ſtraße Nr. 66 von dem Automobil A II 668 nieder - geſtoßen und überfahren. Das unglückliche Kind erlitt mehrfache linksſeitige Rippenbrüche und war tief bewußt - los. Die Rettungsgeſellſchaft leiſtete dem tödlich Ver - letzten Hilfe und brachte ihn ins Sofienſpital. Dort iſt das Kind alsbald geſtorben. Nach Angabe von Augenzeugen trifft den Chauffeur Adolf Eisner keine Schuld an dem Unfall.

* Silberne Hochzeit des Bezirksrates Bauer.

Am Sonntag feierte ein überaus beliebter und ange - ſehener Mandatar des 7. Bezirkes, Bezirks - und Armen - rat Joſef Bauer, Maurermeiſter und Hausbeſitzer, mit ſeiner Gattin Marie das Feſt der Silbernen Hoch - zeit. Die Einſegnung des Ehebundes vollzog in der Pfarrkirche zu St. Ulrich geiſtlicher Rat Pfarrer P. Roman Kohlhofer, der in ſeiner Anſprache auf das verdienſtvolle Wirken des Jubilars im öffentlichen Leben und auf humanitärem Gebiete hinwies. Dem kirch - lichen Akte wohnten unter vielen anderen bei StR. Fraß, BV. Labg. kaif. Rat Weidinger, BVSt. Ebeling, die Gemeinderäte Völkl und Zimmermann, die Bezirksräte Hold, v. Jawecki, Krauliz, Dr. Kuhn, Edler v. Schrank, Direktor Wild und Zuleger, vom chriſtlichſozialen Wählerverein Neubau Obmannſtellvertreter Sekretär Zimmerl und Kaſſier Sonnleitner mit vielen Mitgliedern, viele Armenräte, viele Mitglieder der Bürgervereinigung, eine Abordnung des Vereines Maria-Troſter Spatzen mit der Fahne und des humanitären Vereines San ma munter .

* Dr. Kronawetters Leichenbegängnis.

Geſtern Sonntag fand in Pottſchach, wie uns von dort berichtet wird, unter ſtarker Beteiligung das Leichenbegängnis des geweſenen Parlamentariers, Demokratenführers und Magiſtratsrates i. P. Dr. Ferdinand Kronawetter ſtatt. Auch von Wien waren viele Bekannte Krona - wetters, darunter in Vertretung der Gemeinde Wien Obermagiſtratsrat Dr. Aſperger, mehrere liberale und ſozialdemokratiſche Abgeordnete und Gemeinderäte und Delegierte verſchiedener liberaler und ſozialdemo - kratiſcher Vereine erſchienen. Die Einſegnung nahm P. Beierle vor. Am offenen Grabe traten die Ver - treter der verſchiedenen liberalen Parteigruppen und der Sozialdemokraten vor und jeder einzelne nahm Kronawetter für ſeine Gruppe in Anſpruch. Abg. Dr. Ofner ſprach zuerſt und benützte dies, um den libe - ralen Gruppen, in deren Namen die folgenden Redner ſprachen, einige Biſſigkeiten zu ſagen; ſo meinte er: Die Demokraten, die Du geführt, ſind abgefallen von Dir, bis auf wenige, wenige. Sie haben ſich abgewandt von Dir und haben das goldene Kalb umtanzt. Unter den Wenigen verſtand Dr. Ofner natürlich ſich. Der nächſte Redner, Hofrat Baron Hock, revanchierte ſich als Deutſchdemokrat an dem Sprecher der Leopoldſtädter Demokraten, indem er als den größten Demokraten den Tod bezeich - nete. Dem Führer der Gemeinderatsliberalen Dr. von Dorn blieb nur mehr übrig, des Studienkollegen und Spielkameraden zu gedenken. Namens derSozialdemokraten ſprachen die Abgeordneten Reu - mann und Dr. Renner. Dann meldeten ſich zwei Vertreter anderer demokratiſcher Gruppen: der ehe - malige Gemeinderat Lucian Brunner und Abg. Dr. Heilinger, welch letzterer auch im Namen eines der ehemaligen Wahlbezirke Kronawetters, Joſef - ſtadt, ſprach. So haben Freiſinn und Sozialdemokratie den wirklichen Demokraten Kronawetter begraben, den letzten der Freiheitlichen , der an das Programm glaubte.

* Konſervator Karl Atz geſtorben.

In Terlan ſtarb am Samstag ein um die Kunſt - geſchichte Tirols hochverdienter Mann, der Konſervator Karl Atz, den im Alter von 81 Jahren eine Lungen - entzündung dahingerafft hat. Er war wohl der beſte Kenner und ein fleißiger Regiſtrator der Kunſtſchätze und des Kunſtbeſtandes Tirols, dieſes für den Kunſt - hiſtoriker ſo intereſſanten Landes. Von ihm ſtammt das große Werk, das grundlegend und bahnbrechend ge - worden iſt für die kunſtgeſchichtliche Erforſchung Tirols: Kunſtgeſchichte von Tirol und Vorarlberg , ein Werk, das er in der von ihm gegründeten. Zeitſchrift Kunſtfreund unermüdlich fortſetzte und er - gänzte, der allen Freunden der reichen Kunſtſchätze Tirols ein unentbehrlicher Ratgeber und Lehrer wurde. Zahl - reiche Aufſätze und ſonſtige Arbeiten ſind aus ſeiner Feder erſchienen. Das von Pfarrer Thaler in Kuens (als Dichter unter dem Pſeudonym Lertha) begonnene Werk Der deutſche Anteil des Bistums Trient ſetzte er mit kongenialen Mitarbeitern (darunter Dr. Adelgott Schatz in Meran, ſeinem geiſtigen Erben) fort und voll - endete es mit fünf Bänden. Vom Kaiſer zum Konſer - vator der Zentralkommiſſion ernannt, widmete er ſich mit wahrem Feuereifer der Erhaltung der Kunſtwerke des Landes. Der Verſtorbene war aus Kaltern gebürtig, empfi[n]g 18[3]7 die Prieſter - weihe, war Seelſorger in verſchiedenen Orten und ſchließlich ein halbes Jahrhundert lang Benefiziat in in Terlan, das durch ihn zu einer wahren Zentralſtelle für die kunſtgeſchichtliche Erforſchung Tirols, für die fachgemäße Beurteilung des Vorhandenen und für die Beratung der Kunſtintereſſenten wurde. Terlan ſelbſt erhielt unter ſeiner kräftigen Mithilfe eine ſtilgerechte Erneuerung ſeiner herrlichen gotiſchen Kirche, deren ſchiefer Turm neugebaut werden mußte. Für ſeine Ver - dienſte erhielt er das goldene Verdienſtkreuz mit der Krone und 1907 anläßlich ſeiner goldenen Jubelmeſſe durch den Fürſtbiſchof von Trient die Würde eines geiſtlichen Rates.

* Die böhmiſche Lehrergehaltsfrage.

Aus Prag wird gemeldet: Das Referentenkomitee der Schul - kommiſſion hat die Texte der bisher angenommenen 38 Paragraphe des Lehrergehaltsgeſetzes noch einmal revidiert und Ungenauigkeiten, betreffend den Text in beiden Sprachen, richtiggeſtellt. Die Arbeit des Refe - rentenkomitees iſt ſomit beendet.

* Die Typhusepidemie in Atzgersdorf.

Aus Lieſing wird uns heute gemeldet: In der Zeit vom 24. bis 31. Jänner hat die in Atzgersdorf graſſierende Typhusepidemie einen Zuwachs von 19 auf 28 Krank - heitsfälle erfahren. Davon ſind 4 geneſen, ein Kranker geſtorben, 20 an Bauchtyphus Erkrankte wurden nach Wien ins Franz-Joſefsſpital gebracht.

* Unterſchlagungen eines Poſtmeiſters.

Aus Prag, 2. d., wird uns telegraphiert: Tſchechiſchen Blättermeldungen aus Böhmiſch-Trübau zufolge, wurde der Poſtmeiſter Prihoda wegen Malverſa - tionen in der Höhe von 10.000 Kronen verhaftet. Die Unterſchleife wurden entdeckt, als einem Kaufmann ein Wechſel proteſtiert wurde, der die Valuta mit der Poſt überſandt hatte.

* Kardinal Katſchthaler.

Die Nachricht, daß der Geſundheitszuſtand Kardinal Katſchthalers zu wün - ſchen übrig laſſe, beſtätigt ſich erfreulicherweiſe nicht. Wie uns aus Salzburg geſchrieben wird, erledigt der Kardinal alle Agenden ſeines Amtes perſönlich, macht täglich längere Spaziergänge am Mönchs - berg und wohnt allen Sitzungen des Konſiſtoriums bei; das Befinden des Kardinals iſt zur allgemeinen Genugtuung ein ſehr befriedigendes.

* Nach den Wahlen in Wiener-Neuſtadt.

Aus Wiener-Neuſtadt ſchreibt man uns: Die bisherige, allgewaltige deutſchfreiſinnige Rathausmehrheit, welche aus Deutſchnationalen, Liberalen und Deutſchradikalen beſtand, hatte ihre unumſchränkte Macht in wirklich un - erhörter Weiſe ausgenützt und damit in der Wähler - ſchaft eine Unſumme von Mißſtimmung angeſammelt, welche am allermeiſten der Sozialdemokratie zugute tam. Die Gelegenheit der Neuwahlen benützten einige Macher der Partei, um ſie in eine rein deutſch - nationale Partei der Richtung Waber-Wedra um - zumauſern, die alten Liberalen und gemäßigten Natio - nalen hinauszuekeln und dafür die Los-von-Römlinge zur Vorherrſchaft zu bringen. Sie ſetzten denn auch eine Kandidatenliſte durch, die faſt rein proteſtantiſch-konfeſſionellen Charakter trug.

Bürgermeiſter Kamman, der ſelber auf eine Be - werbung unter ſolchen Umſtänden verzichtete, ließ ſich aber gleichwohl noch im letzten Momente dazu miß - brauchen, dieſe Kanditatenliſte zu ſanktionieren und öffentlich anzuempfehlen, was aber ſeine Wirkung voll - ſtändig verſagte. Die neue Partei rechnete ſiegesgewärtig mit einer kompakten Mehrheit, vergab ſchon vor der Wahl die oberſten Stellen in der Gemeinde und zeichnete ſich beſonders durch ein ſo wegwerfen des, un - erhört verletzen des Vorgehen gegen die Chriſtlichſozialen aus, daß ſelbſt ruhig denkende Deutſchnationale und Liberale miß -5Nr. 56 Wien, Montag Reichspoſt 3. Februar 1913billigend die Köpfe ſchüttelten, umſomehr als die Chriſtlichſozialen entſchloſſen waren, jeden perſönlichen Kampf, der ja am meiſten verbitternd wirkt, zu vermeiden und in ihrem Organe auch durchführten. Dies wurde aber nur mit Hohn gelohnt.

Faſt allwöchentlich wurden die Chriſtlichſozialen im Organ der Deutſchnationalen in höhniſcher Weiſe tot - geſagt, ihnen jede Exiſtenzberechtigung abgeſprochen, ihnen vorgerechnet, daß ſie kaum 4 bis 5 Mandate er - halten werden (trotz des Proporzes) und insbeſondere die Herren Profeſſoren der hieſigen Landesanſtalten, welch letztere der Stadt jährlich eine halbe Million Kronen einbringen, als Geßmannſendlinge und als klerikale Betrüger beſchimpft. Die Sozialdemokraten hingegen wurden von dieſen Deutſchnationalen voll - ſtändig in Ruhe gelaſſen, ſo daß dieſe förmlich un - beläſtigt in aller Stille und Gelaſſenheit am beſten die kommenden Wahlen vorbereiten konnten, was ſie denn auch ſo gründlich und geſchickt beſorgten, daß ihnen die Mandate förmlich gegen ihre eigene Erwartung in den Schoß fielen und ſie für den 3. und 2. Wahlkörper ſogar zu wenig Kandidaten aufgeſtellt hatten. Das Vorgehen der Deutſchnationalen rächte ſich aber am furchtbarſten an ihnen ſelber. Dieſe Partei hat eine furchtbare Nieder - lage erlitten, von 40 Mandaten vermochten ſie nur 18 zu erobern, während die vielgehaßten, verläſterten, tot - geſagten C[h]riſtlichſozialen 10 Mandate, die Sozialdemo - kraten aber 12 erlangten. Die Chriſtlichſozialen erhielten iosgeſamt in allen vier Wahlkörpern 1610 Stimmen, die Deutſchnationalen 2351 Stimmen, (ein Drittel der geſammten abgegebenen Stimmen), die Sozialdemokraten aber 2878 Stimmen. Beim Proporz kommt es mehr als bei jedem anderen Wahlrecht darauf an, welche Partei die disziplinierteſte und politiſch ge - ſchulteſte Wählermaſſe hinter ſich hat. Das iſt in Wiener-Neuſtadt zweifellos die ſozialdemokratiſche Partei. Zugleich aber kommt es beim Proporz mehr als bei jeder anderen Wahlart auch auf gute Agitation am Wahltage ſelbſt an. Man hatte ferner damit ge - rechnet, daß durch die Einführung der Wahlpflicht die Herbeiſchleppung der Wähler, das Abholen uſw. ſo ziemlich aufhören würden. Doch iſt gerade das Gegenteil eingetreten. Wer mehr und rückſichtsloſer am Wahltage agitierte, dem fielen die meiſten Stimmen zu. Daran änderte auch die Einführung der Wahlzelle nichts. Dieſe iſt zu klein und zu offen, war übrigens auch zu neu und viele Wähler zu auf - geregt, als daß ſie ſich in derſelben zurechtge - funden oder ſich Zeit genommen hätten, den ihnen von irgend einem Agitator mitgegebenen Stimmzettel umzutauſchen. Doch dürften ſich die Wähler bei der nächſten Wahl in der Wahlzelle ſchon beſſer zurecht - finden und ſie auch beſſer ausnützen, was derjenigen Partei am meiſten zugute kommt, die nur auf die ehr - liche Ueberzeugung der Wähler baut, die kein Geld und keine Agitationskräfte hat, um die Wähler mit dem Wagen oder Auto abzuholen. Die Deutſchnationalen und die Proletarier hatten maſſenhaft Wagen und Autos zur Verfügung, die Chriſtlichſozialen ſo gut wie keinen und trotz alledem 10 Mandate! Was hätten die Chriſtlichſozialen erſt erobert, wenn ſie Geld, Zeit und Kräftigung zur Bewältigung der Arbeit zur Verfügung gehabt hätten. Bei den nächſten Wahlen werden ſie weit mehr erreichen, denn das freiſinnige Eis iſt gebrochen.

* Frecher Diebſtahl.

Am 20. v. M. ſtand im Kapellenhof der Hofburg ein der Tele[ ph] on[b]au - ſektion I gehöriger Handwagen mit Telephonkabeln im Werte von mehr als 700 Kronen. Unbekannte Täter entführten Wagen ſamt den Kabeln. Nach den Dieben wurde eindringlich geforſcht und am 1. d. wurde vom Polizeikommiſſariate Innere Stadt der Täter in der Perſon des 47jährigen Schloſſergehilfen Rudolf Effenberger, 20. Bezirk, Oſpelgaſſe 7, wohnhaft, ausgeforſcht und dem Landesgerichte eingeliefert. Die Kabel hatte Effenberger dem Eiſenhändler Franz Fleiſchmann, Favoriten, Kudlichgaſſe 46, wohnhaft, um ganze 23 Kronen verkauft. Fleiſch - mann befindet ſich bereits wegen eines anderen Faktums von Hehlerei beim Bezirksgerichte Lieſing in Haft.

* Die Tauffeierlichkeiten am Bukareſter Hofe.

Aus Bukareſt, 2 d., meldet ein Telegramm: Um 5 Uhr nachmittags fand im königlichen Schloſſe die Taufe des jüngſten Sohnes des Thronfolgers Prinzen Mircea ſtatt. Der Feier wohnten die Mitglieder der königlichen Familie mit Ausnahme der Erbprinzeſſin, die noch bettlägerig iſt, die Mitglieder des diplo - matiſchen Korps, die Mitglieder des Kabinetts, ſowie zahlreiche hohe Zivil - und Militärfunktionäre bei. König Karol, Prinz Eitel Friedrich und die Fürſtin von Wied hielten den Täufling über das Taufbecken. Abends fand auf der deutſchen Geſandtſchaft ein Galadiener ſtatt, dem Prinz Eitel Friedrich und Erbprinz Ferdinand bei - wohnten. Die Stadt iſt beflaggt.

König Karol verlieh dem Prinzen Eitel Friedrich das Kollier des Ordens Karol I., dem Generaloberſten von Pleſſen das Großkreuz dieſes Ordens, ferner den übrigen Herren des Gefolges des Prinzen Eitel Friedrich verſchiedene Ordensauszeichnungen und dem deutſchen Geſandten v. Waldthauſen das Großkreuz des Kronen - ordens.

* Ueberfall auf einen Gebäckausträger.

Geſtern früh wollte in der Ybbsſtraße ein Burſche dem Gebäckausträger Rudolf Hanacek, 22 Jahre alt, 3. Bezirk, Lorbeergaſſe 6 wohnhaft, aus ſeinem Korb Gebäck wegnehmen. Als ſich Hanacek wehrte, zog der Burſche ein Meſſer und verſetzte dem Hanacek einen Stich in den Kopf an der linken Stirnſeite. Der Täterfloh. Hanacek ließ ſich in der Zentrale der Rettungs - geſellſchaft verbinden.

* Das liberal-ſozialdemokratiſche Kompro - miß in Teſchen.

Aus Teſchen wird berichtet, daß bei den Gemeinderatswahlen, dank dem liberal - ſozialdemokratiſchen Wahlbündniſſe, im dritten Wahl - körper zwei Sozialdemokraten und ein Pole, im übrigen ſowie im zweiten Wahlkörper die Liberalen gewählt wurden. Es bleibt alſo die bedeutende chriſtlichſoziale Minorität der Bevölkerung abermals ohne Vertretung im Teſchener Gemeinderate.

* Streik bei der Hamburger Hochbahn.

Aus Hamburg meldet ein Telegramm: Die Hochbahn mußte geſtern zwiſchen 9 und 10 Uhr abends den Betrieb ein - ſtellen infolge eines, wie man fagt, von den Aus - ſtändigen herbeigeführten Kurzſchluſſes. Die Züge liegen auf der Strecke feſt. Es wurde eine Unterſuchung ein - geleitet. Die Polizeibehörde hat die Zugänge zum Bahn - körper durch Poſten beſetzt. Die Verhandlungen zwiſchen der Hochbahngeſellſchaft und den Streikenden haben zu einer Verſtändigung geführt. Der regelmäßige Betrieb wurde heute vormittags um zehn Uhr wieder aufge - nommen. Den Ausſtändigen wurde eine Lohnerhöhung in Ausſicht geſtellt.

* Erkrankung des deutſchen Botſchafters in Rom.

Aus Berlin, 3. d., wird uns telegraphiert: Der Lokalanzeiger meldet aus Darmſtadt: Der neue deutſche Botſchafter für Rom, Freiherr v. Jeniſch, iſt an einer Herzaffektion nicht unbedenklich erkrankt. Er hat ſeine für heute beabſichtigte Abreiſe nach Rom auf - geſchoben.

* Brand beim Stapellauf eines franzöſiſchen Kreuzers.

Aus Paris, 3. d., wird uns telegraphiert: Der neuerbaute franzöſiſche Panzerkreuzer Francis Garnier iſt geſtern in Cherbourg vom Stapel ge - laufen. Infolge Heißlaufens der Maſchinen brach im Maſchinenraum des Schiffes ein Brand aus, der die Einrichtung vernichtete. Der angerichtete Schaden iſt bedeutend. Der Marinepräfekt hat ſofort eine Kom - miſſion an Ort und Stelle entſandt, um die Ange - legenheit zu unterſuchen.

* Der Raubanfall auf einen Pariſer Kaſſenboten.

Aus Paris, 2. d., wird uns telegraphiert: Der Kaſſenbote des Credit Lyonnais, der, wie berichtet, von zwei unbekannten Tätern überfallen und durch Pfeffer geblendet und dann ausgeraubt worden ſein ſoll, iſt bis geſtern abend auf dem Polizeikommiſſariat verhört worden, wobei er ſich in Widerſprüche verwickelte. Es beſteht der Verdacht, daß der Bote den Ueberfall fingiert hat.

* Dankeskundgebung an den Statthalter Prinzen Hohenlohe.

Aus Rovigno wird uns geſchrieben: In der letzten Sitzung des hieſigen Gemeindeverwal - tungsausſchuſſes brachte der Vorſitzende Canduſſi - Giardo zur Kenntnis, daß Statthalter Prinz Hohenlohe bei der Zentralregierung die Bewilli - gung einer ganz bedeutenden Subvention für den Bau einer neuen Waſſerleitung wärmſtens befür - wortet hat. Der Vorſitzende wurde beauftragt, dem Statthalter den Dank der Stadt in entſprechender Weiſe zum Ausdruck zu bringen. In derſelben Sitzung teilte der Vorſitzende mit, daß die Ge - meinde Wien die Verpflichtung übernommen hat, 5000 Kronen zur Sanierung der Roja benannten Lokalität beizuſteuern, falls ſich unſere Gemeinde ihrerſeits verpflichte, im Umkreiſe eines Kilometers von der Roja Baukonzeſſionen für induſtrielle Eta - bliſſements welcher Art immer nicht zu erteilen.

Das antimilitariſtiſche Blatt der Gymnaſiaſten.

Aus Paris, 2. d., wird uns telegraphiert: Ein un - gewöhnlicher Zwiſchenfall hat ſich zwiſchen den Schülern des Gymnaſiums und der Kriegsſchule Sankt Cyr in Nantes ereignet. Seit einiger Zeit gaben die Schüler des Gymnaſiums ein antimilitariſtiſches Blatt heraus. Als die Kriegsſchüler davon erfuhren, ſtellten ſie in den letzten Tagen einige Gymnaſiaſten. Es kam zu einer regelrechten Schlägerei zwiſchen den ſeindlichen Parteien, wobei es zahlreiche Verletzungen gab.

* Eine Falſchmünzerwerkſtätte in Trieſt.

Hier wurden zahlreiche falſche Fünfkronenſtücke in Umlauf geſetzt, die in einer eigenen Werkſtätte von dem 28jährigen verheirateten Metallgießer Marius Jaſchi, dem 31jährigen verheirateten Schloſſer Rudolf Bevi - lacqua und dem 42jährigen Inſtallateur Karl Col her - geſtellt wurden. In der letzten Zeit waren die Ge - nannten meiſt ohne Stellung, was ſie aber nicht hin - derte, einen ihrem Stande keineswegs entſprechenden Aufwand zu treiben. Dieſer Umſtand lenkte die Auf - merkſamkeit der Sicherheitsbehörde auf ſie und führte zu ihrer Verhaftung, bei der in der Behauſung des Bevilacqua außer Schmelztiegeln, Punzen, fertigen und halbfertigen Fünfkronenfalſifikaten uſw. mehrere Päckchen gefunden wurden, die je ein Stück weißen Metalls, ein Zweihellerſtück und die Hälfte eines Zwei - hellerſtückes enthielten: die für die Herſtellung eines Fünfkronenſtückes nötige Metallmenge. Geradezu ver - blüffend iſt die durch einen Sachverſtändigen feſtgeſtellte Tatſache, daß die Falſifikate aus reinſtem Sil - ber mit einem nur ganz geringem Zuſatze von Kupfer und Bronze hergeſtellt wie die echten, das Stückgewicht von 24 Gramm beſitzen und das Viribus unitis der Randſchrift haarſcharf hergeſtellt er - ſcheint, was bisher ſelbſt die Wiener Münze durch Guß nicht zu erreichen vermochte. Trotz des gegenüber den echten Münzen höheren Realwertesverdienten die Fälſcher bei jedem Fünfkronenſtücke 2 Kro - nen 40 Heller infolge des niederen Silberpreiſes.

Der Wahlkampf in den Donau - ſtädten.

Große Wählerverſammlung in Krems.

Aus Krems wird uns geſchrieben:

Schon die erſte Wählerverſammlung, die am 29. d. M. in Krems ſtattfand, brachte dem chriſtlichſozialen Kandidaten im 36. Wahlkreis, Herrn Hans Margiol, einen großen Erfolg. In der Verſammlung waren unter anderen auch Abg. Koll - mann und Abg. Wollek erſchienen. Entſchuldigt hatten ſich: Abg. Miklas und Oberkurator Steiner. Obmann Hutter eröffnete die Verſammlung, hielt dem verſtorbenen Erzherzog Rainer einen Nachruf und berichtete ſonach über die Vertrauensmännerverſammlung, deren Stimmen ſich deshalb auf Herrn Margiol vereinigten, weil in dieſem Manne echtes Volkstum und wahres Pflichten - bewußtſein wohnt. (Stürmiſcher Beifall.)

LAbg. Kollmann beſprach ausführlich die Verdienſte der chriſtlichſozialen Partei in Wien und Niederöſterreich. Wer Wert auf eine ruhige, ſachliche und wirtſchaftliche Arbeit lege, könne nur chriſtlichſozial wählen. (Langanhalten der Beifall.)

Kandidat Hans Margiol, ſtürmiſch begrüßt, führte aus, es ſei nun zum erſten Male, daß ſich ein Bürger aus einer der Donauſtädte um dieſes Mandat bewerbe, ein Mann, der nach Kräften für das Gedeihen der Donau - ſtädte eintreten und dafür im Reichsrat vertreten will. Als ſeine Aufgabe ſähe er es an, in erſter Linie die wirtſchaftlichen Intereſſen der Bevölkerung und nach dieſen die nationalen zur Geltung zu bringen. Das Umgekehrte habe eine and[e]re politiſche Partei zu ihrem Programme gemacht; mir welchem Erfolge, das habe man ſchmerzlich empfinden müſſen. Er beſprach ſodann ausführlich den im Abgeordnetenhauſe in Verhandlung ſtehenden kleinen Finanzplan. die Perſonaleinkommenſteuer, die Steuer - vexationen, gegen welche der kleine Steuerträger bei dem jetzigen Einſchätzungsſyſtem gänzlich wehrlos iſt. Bei der Feſtlegung des neuen Geſetzes müſſen Mittel gefunden werden, um die unbe - rechtigten Drangſalierungen der Steuerträger hintanzuhalten. (Leb - hafter Beifall.) Die chriſtlichſoziale Partei habe ſich die Hebung des Volkswohlſtandes zur Aufgabe gemacht, den wirtſchaft - lichen Bedürfniſſen aller arbeitenden Stände Rechnung zu tragen. Der R[e]dner verurteilte es entſchiedenſt, daß eine Bevölkerungsſchichte gegen die andere ausgeſpielt wird, daß der Arbeiter gegen den Gewerbetreibenden aufgehetzt wird. Alle die arbeitenden, erwerbenden Stände müſſen ihre Intereſſen auf einer mittleren Linie vereinigen zum Wohle des großen Ganzen. (Beifall.) Der Kandidat beſprach ſodann die Notwendigkeit der Religion in Schule und Leben. Eines Andreas Hofer und Speckbachers werde nie gedacht werden, ohne nicht gleichzeitig den P. Haſpinger zu nennen. Und wenn es heute jemand wagen ſollte in unſer gutes, altes Oeſterreich, rin[g]sum von Feinden umdräut, einzudringen, dann werde das katholiſche Volk Oeſterreichs ſich erheben wie ein Mann, um mutig ſeine Pflichten gegen Gott, Kaiſer und Vaterland zu erfullen. (Stürmiſcher Beifall.)

RAbg. Wollek kam auf die Finanzreform zu ſprechen; es handle ſich dabei um viele Millionen für die Zukunft. Und da ſei es begreiflich, daß das Volk tüchtige Vertreter im Reichs - rat beſitze. Er beſprach ferner die Finanzlage des Staates, die Balkanfrage und eine Reihe von wirtſchaftlichen Fragen. (Leb - hafter Beifall.)

Mit der einſtimmigen Annahme der Kandidatur Margiols ſchloß die glänzend verlaufene Verſammlung.

Sportnachrichten.

Winterſport.

Rodelrennen um den Wanderpreis vom Kreuzberg.

Zum vierten Male ſeit ſeiner Stiſtung entſpann ſich heute der Kampf um den ſchönen Wanderpreis vom Kreuzberg. Ver - teidiger waren: Krenthaler (Schottwien), Fräulein Hanſi Hahndl (Payerbach) und Hubert Schear (Bruck an der Mur). Letzterer ging heute endgültig als Sieger hervor. Die Kreuzbergbahn (2000 Meter lang, 18·5 % Durchſchnittsgefälle) war zufolge des Tauwetters in ſchlechter Verfaſſung, ſo daß die erzielten Zeiten nicht an die der drei vorangegangenen Jahre heranreichten. Dem Starter ſtellten ſich 13 Bewerber.

Hub[e]rt Scherr (Bruck a. d. Mur) 4: 06⅘ + 4: 24⅗ = 8: 31⅖; Rudolf Wittmann (Wien) 4: 02⅖ + 4: 33⅗ = 8: 36; Vinzenz Preiner (Semmering) 4: 07⅘ + 4: 31 = 8: 38⅘; Brüder Hahndl (Payerbach) 4: 22 + 4 27 = 8: 49. Scherr abſolvierte im Jah[r]e 1911 das Rennen in der Geſamt - zeit von 7: 25⅘. Die Preisverteilung nahm der Obmann des Payerbacher Sportvereins Oberpoſtmeiſter Jerabek vor.

#jArticle#Internationales Kunſtlaufen in Troppau.

Die Ergebniſſe des heute hier mit vorzüglichem ſport - lichen Erfolge veranſtalteten Eislaufmeetings des Troppauer Eislaufvereins waren folgende:

Internationales Junioren-Herrenkunſt - laufen. F. Lauterer (Berlin) 1., A. Berger (T. E. K., Wien) 2., L. Horwitz (E. V., Wien) 3.

Internationales Junioren-Damenkunſt - laufen. G. Reichmann (E. V., Wien) 1., M. Janotta (Troppau) 2., L. Jordan (T. E. K., Wien) 3.

Internationales Eislaufen um den Troppauer Wanderpreis für Herrenkunſt - laufen. E. Oppacher (E. V., Wien) 1., Wrede (T. E. K., Wien) 2., E. Schwarzböck (C. E. W., Wien) 3.

Internationales Eislaufen um den Troppauer Wanderpreis für Damenkunſt - laufen. G. Straſilla (E. V., Wien) 1., L. Jordan (T. E. K., Wien) 2., M. Janotta (Troppau) 3.

Internationales Eislaufen um den Troppauer Wanderpreis für Paarlaufen. Frl. Engelmann Herr Mejſtrik (Wien) 1., Frl. v. Szabo Herr Horwitz (Wien) 2., Frl. Liſchka Herr Hoppe (Troppau) 3.

#jArticle#Die Europameiſterſchaft im Kunſtlaufen.

Auf Fragners Eisbahn in Chriſtiania kam heute die Europameiſterſchaft zur Entſcheidung. Sie brachte einen Sieg von Salchow, der überraſchenderweiſe am Start erſchien. Im Laufen über 500 Meter ſtellte Oskar Ma - thieſen einen neuen Weltrekord auf. Nachſtehend die Reſultate:

Laufen 500 Meter. O. Mathieſen (44·2) 1. (Welt - rekord 44·1). Ippolitow (45·5) 2., Frang (45·6) 3. 24 am Start.

Laufen 1000 Meter. O. Mathieſen (17: 22·6, Welt - rekord) 1., Ippolitow (17: 35·5) 2.

Europameiſterſchaft im Kunſtlaufen. Ulrich Salchow (Stockholm) 1., A. Szende (Budapeſt) 2., Willy Böckl (Klagenfurt) 3. Sieben am Start.

6Wien, Montag Reichspoſt 3. Februar 1913 Nr. 56

Die Winterſportkonkurrenzen am Semmering.

Heute gab es auf dem Semmering ein ſelten reichhaltiges ſportliches Programm, das den Freunden jeder Art von Winter - ſport etwas zu bieten vermochte. Vormittags kamen Bobſleigh - und Bobykonkurrenzen zur Entſcheidung, nachmittags gab es ein Skiſpringen, welches die beſten internationalen Vertreter dieſer ſo hochintereſſanten ſportlichen Disziplin am Start ſah. In den Mittagsſtunden konnte man am Semmering den Einlauf des Stafettenlaufes, der am Drahte - kogel begonnen hatte, beobachten. Es hatte ſich denn auch ein zahlreiches illuſtres Publikum am Semmering eingefunden. Man ſah die Königin-Mutter Chriſtine von Spanien, Herrn Erzherzog Friedrich, Herzog Elias von Parma, ferner den Mi - niſter des Aeußern Grafen Berchtold mit Gemahlin, Nandine Berchtold, den ungariſchen Miniſterpräſidenten v. Lukacs, den Banus von Kroatien Baron Cuvay, die Prinzen Ferdinand Montenuovo und Auersperg, die Prinzeſſinen Windiſchgrätz, Gräfin Lodron, die Grafen Dubsky und Corty, Baronin Löwenthal, Herrn Miller v. Aichholz uſw.

Leider zeigte es ſich geſtern, daß die Durchführung ſo zahl - reicher verſchiedenartiger Konkurrenzen an einem Tage auf techniſche nicht überwindbare Hinderniſſe ſtößt und der Oeſter - reichiſche Winterſportklub, deſſen Funktionäre ſich ſozuſagen zerriſſen, mußte ſchließlich die Reſultate der Bob - und Boby - rennen annullieren.

Die Schlittenkonkurrenzen.

Dem Winterſportklub machte der Wettergott inſofern einen Strich durch die Rechnung, als es nicht gelang eine Schneebahn herzuſtellen, vielmehr war ſie vollkommen vereiſt. Infolgedeſſen gab es im erſteren Lauf eine große Anzahl von Stürzen, durch welche namentlich die Forſtmeiſter und die Wegkurve arg hergenommen wurden. Im zweiten Lauſe mußten daher die Lenker an dieſen Stellen ſehr auf Löcher achten, was natürlich die Leiſtungen verminderte. So - wohl für das Bobſleighrennen, wie auch für das Boby - rennen waren je acht Unterſchriften eingelaufen, was bei 2 Läufen 31 Starts ergab. Da die Schlittenkonkurrenzen wegen der anderen Wettkämpfe bis 12 Uhr beendet ſein mußten, be - ſchloß die Rennleitung Bobs und Bobys ohne Rückſicht auf die Konkurrenzen durcheinander ſtarten zu laſſen. Dies führte zu einem Proteſt ſämtlicher Boblenker, dem Folge gebend der Winterſportklub beide Rennen annulierte. Darüber wurde folgendes Kommunique verlautbart: Da infolge Kumulierung der Boby - und Vobſleigh-Konkurrenzen das Einhalten der aus - geloſten Startreihenfolge nicht möglich war, und mithin die Chancen der einzelnen Fahrer willkürlich verſchoben wurden, ſieht ſich die Rennleitung veranlaßt, die zwei Rennen zu annu - lieren und ſpäter nochmals austragen zu laſſen. Die Reſultate der ſpäter annulierten Rennen waren:

Bobsleighrennen um den Wanderpreis des Oe. W. S. C. 2 Läufe: Bob Frauenfreſſer (Adametz, Baron Aichelburg, Ing. Baumann, Ing. Hamel, Dr. v. Frank) in 2 Min. 17 Sek. + 2 Min. 20 Sek. = 4 Min. 37 Sek. Erſter Bob Lilly (Graf Dobrzensky, Leon Doré, Alfred Doré, Graf Lodron-Wolfert) in 2 Min. 18 $$\frac{4}{6}$$ Sek. + 2 Min. 25⅙ Sek. = 4 Min. 44 Sek. Zweiter Bob, Satan (Viktor Hodek, Ballner, Paintzner) in 4 Min. 48¼ Sek. Dritter. Acht Bobs ſtarteten.

Junioren-Bobyrennen um den Pokal des Herrn Konſuls Felix v. Stiaßny. 2 Länfe. Dr. Linker Baron Sedlnitzki in 2 Mln. 46·9 Sek.

2 Min. 37·2 Sek. = 5 Min. 24·1 Sek. Erſte. Heinrich Heine (pſ) Graf Dobrzensky, 2 Min. 49 Sek. + 2 Min. 38·2 Sek. = 5 Min. 27·2 Sek. Zweiter. Leon Doré Baron Winterſtein in 2 Min. 43 Sek. + 2 Min. 47 Sekunden = 5 Min. 30 Sek. Dritter. Ing. Schwitzer 4. Acht ſtarteten.

Der Skiſtafettenlauf.

Heftige Schneeſtürme, die auf dem Drahtakogel und auf Kampalpe wüteten. verzögerten den Start zum Skiſtafettenlauf ganz beträchtlich, ſo daß die Erſten, ſtatt wie man angenommen hatte um 1 Uhr 116 Minuten erſt gegen 3 Uhr das Ziel paſſierten. Insgeſamt beteiligten ſich an dieſer Konkurrenz fünf Mannſchaften die aus je vier Perſonen zuſammengeſetzt waren, die ſich gegenſeitig an vorher beſtimm - ten Ralaispunkten abzulöſen hatten. Als Starter fungierte Herr Glocke als Zielrichter Herr Roger de Riegmatten. Das Reſultat war:

Oeſterr. Winterſportklub (Dr. Junk, Rich. Gerni, Sepp Bildsbein, Rud. Gerin) in 1 Stunde 30 Minuten 25⅕ Gekunde. Erſter Verband ſteir. Skiläufer (Dr. Gödel, Stärk, Oberreder, Kutſchera) in 1 Stunde, 11 Minuten 58 Sekunden. Zweiter. Akad. Skiklub Wilhelm, Grzyroka, Witzelsberger, Dr. F. Kutſchera) 1 Stunde 12 Minuten 0⅖ Sekunden. Dritter. Oeſterr. Skiverein (Dr. v. Klein, Ambros Scholz, Weiß, Walter Godina) Vierter. Akad. Sektion des Oeſterr. Ski-Verand (Fritz Godina, Anny Bayer, Nadherny, Beruatzki). Fünfter.

Skiſpringen.

Das intereſſanteſte Event das Tages war das inter - nationale Skiſpringen um den Preis der Gemeinde Breitenſtein, denn an dieſer Konkurreuz nahmen die hervorragendſten inter - nationalen Vertreter dierſer ſportlichrn Disziplin teil. Was für ein vorzügliches Material hier am Start erſchien, ging ſchon aus der Beſtimmung hervor, daß Sprünge unter 25 Metern als Sturz gewertet wurden. Außer Konkurrenz ſtar[t]eten der Norweger Thorloif Aas, der Weltrekordträger Harald Smidt und der Berufmeiſter Schneider aus St. Anton a. E. Schneider wollte im letzten Moment den Anlauf ver - längern laſſen, doch war dies nicht mehr durchführbar. Er führte denn auch darauf die für ſeine Fähigkeiten verhältnis - mäßig ſchwächeren Leiſtungen zurück. Den weiteſten Sprung des Tager er ichte Thorloif Aas, der einen geſtandenen Sprung, von 37 Metern und einen geſtürzten von 38 Metern zeigte. Harald Smith ſprang zweimal 36 Meter, hievon einen ſtehend, und Schneider erzielte zwei Sprünge von je 33 Metern. Bei der Preisverteilung erhielten Aas und Smith je einen prachtvollen Becher als Ehrengabe. Das Reſultat des Springens, das um 3 Uhr begonnen hatte, war:

Simoneon (München, Note 1·93, 2 geſtandene, Sprung - weiten 32·5, 33, 30 Meter) 1. Hans Rucke[r](Verband ſteiri - ſche[r]Skiläufer, Note 2·24, 3 geſt. ; 25, 31, 36·5 Meter) 2. Max Rücker (Verband ſteiriſcher Skiläufer, Note 2·29, 3 geſt. ; 30, 24, 26 Meter) 3. Sepp Bidlſtein (Oeſterreichiſcher Winterſportklub, Note 2·39, 3 geſt. ; 27·5, 26·6, 27·5 Meter) 4. Gregury (St. Louis, Note 2·68, 2 geſt. : 24, 25, 29 Meter) 5. Ferner ſtarteten: K. Gretler (Verband ſteiriſcher Skiläufer; Sprünge 28, 26, 23 Meter), Hauvard Schjerver (München, Sprünge 27, 27 30·5 Meter), Ambros Scholz (Oeſterreichiſcher Sportverband, 20·50 Meter).

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Bälle von heute:

3. Februar: Kurſalon: Ball der Beamten der Stadt Wien. Blumenſäle: Ball des Kondukteurvereines. Grünes Tor Ball der Zuckerbäckergehilfen. Gſchwandner: Ball der Eger - länder Gmoa. Pertls Drittes Café: Ball der Schuhmacher - meiſte[r]. Zum Auge Gottes : Bauernkirta des Geſangver - eines der Oberöſterreicher. Hotel Bayriſcher Hof: Geſang - verein der k. k. Staatsbeamten. Geünes Tor : Naßwalder - Kinderball. Stalehner: Monſtermaskenball. Zum wilden Mann : Ball des Geſangvereines der Bäcker Wiens.

5. Folge.

Nachdruck verboten.

Auf ſchiefer Ebene.

Drittes Kapitel.

Auf der Terraſſe des Gutshauſes ſaßen Frau Major Kranich und ihre Tochter beiſammen.

Minni von Jager war ſo tief ermattet, daß ſie, ohne Teilnahme für ihre Umgebung zu äußern, im bequemen Korbſeſſel lehnte, die Hände im Schoß gefaltet. Tiefe Schatten lagerten unter ihren Augen, und dieſe ſelber legten deutlich Zeugnis davon ab, daß die Beſitzerin ſie in längerer Zeit zu keiner Ruhe geſchloſſen.

Die Herren bleiben lange aus, ſagte die Majorin, beſorgt zu ihrer gänzlich apathiſchen Tochter hinüber - blickend.

Minni entgegnete nichts. Worauf die Majorin wie zur eigenen Beruhigung fortfuhr: Ach, Kind, Du kannſt doch Gott wenigſtens danken, daß Deine Zukunft ge - ſichert iſt. Wenn Du jetzt vor dem Nichts ſtändeſt, das wäre zu hart.

Auch hierauf erfolgte keine Antwort. Die junge Frau ſchien von ihren eigenen Gedanken dermaßen in Anſpruch genommen, daß ſie denjenigen anderer nicht zu folgen vermochte.

Die Majorin begriff das. Der erſte raſende Schmerz wollte austoben; dagegen traten die kleinlichen Be[d]enken des Lebens einſtweilen in den Hintergrund.

Und ſchließlich gab es ja auch keine Sorgen: nicht ſo, wie ſie ſie im Leben durchkämpft hatte. Es hatte ſchlim - mer für das Kind ausſehen können. Die Armut erträgt ſich nach einer Reihe von Glücksjahren weit ſchwerer, als ſie ein Menſch empfindet, der in der alten Gewohnheit verbleibt.

Dieſer Gedanke hatte etwas ungemein tröſtliches für die vergrämte Frau; er wollte aber nicht nur gedacht ſein, er wollte ſich auch in Worten Luft machen. Darin lag Erleichterung, auch Genugtuung. So zu hören, wenn auch nur mit den eigenen Worten, daß die Zukunft eines Kindes in durchaus würdiger Weiſe geſichert iſt, iſt tröſtlich.

Sie blickte mit einer gewiſſen Befriedigung um ſich. Wie vornehm wirkte alles auf Ludwigshof. Welche Mit - tel mußten zur Verfügung ſtehen, ſich dieſen Luxus, dieſe Eleganz, nach Wunſch und Geſchmack zu verſchaffen. Ach, ſie, die arme Soldatenfrau, hatte niemals den Segenund die Annehmlichkeit eines gediegenen Wohlſtandes gekannt. Um ſo mehr verſtand ſie denſelben zu ſchätzen. Auch Minni würde ſo empfinden, ſobald ihr Schmerz ſich gemildert. Ja, die Majorin ſah noch weiter. Ihr Kind[w]ar noch ſo jung.

Es war doch ſeltſam, daß in der Stunde der Sorge um den Schwiegerſohn ſich bereits hellere Zukunfts - bilder wieder breit machten.

Die Majorin ward ſich deſſen plötzlich bewußt; ſie ſchämte ſich dieſer Regung wohl, doch aber ſagte ſie ſich, daß immer und überall das Glück ihres Kindes die Ober - hand bei ihr hatte.

Leo hatte in ihrem Herzen niemals ſo recht die Stelle eines Kindes eingenommen. Lag es an ihr? Lag’s an ihm? Sie hatte des Gefühls niemals Herr werden können, ihr liebliches Kind ſei zu ſchade für den reichlich oberflächlichen Mann. Seine laute Fröhlichkeit hatte nie ein Echo in ihrem Herzen erweckt.

Aber ſicher hatte das an ihr gelegen, die ſie das Leben ſo furchtbar ernſt zu nehmen gelernt hatte.

Hauptmann Meierſahm war mehr ein Mann nach ihrem Herzen.

Und nach ihrem Ermeſſen hatte ſie einſt geglaubt, Minni würde an ſeiner Seite glücklicher geworden ſein.

Darin hatte ſie ſich getäuſcht. Glücklicher als mit Leo hätte ihr Kind auch nicht mit dem Hauptmann wer - den können.

Es war freilich nur ein kurzes Glück geweſen.

Die Majorin wiſcht ſich verſtohlen eine Träne aus dem Auge.

In dieſem Augenblick fuhr in ſchnellem Tempo ein Gefährt die lange Lindenallee, die zu dem Heerenhauſe führte, hinan.

Die Majorin erhob ſich.

Minni, ſagte ſie zu ihrer Tochter, die Herren ſind da.

Landgerichtsrat Frenzel glaubte nie ſo viel hin - reißenden Liebreiz geſehen zu haben, als Minni von Jag[e]r ihm ſchmerzvoll entgegentrat. Er ſprach mit war - mer Herzlichkeit Worte des Bedauerns, jedoch einen Troſt für die Unglückliche wußte er nicht. Hätte man den Gutsherrn beſchuldigt, einen Mord ausgeführt zu haben, ſo hätte man immer noch den Fall als nicht ganz aus - ſichtslos hinſtellen können. Hier aber war er ausſichtslos. Welches Unglück ihn auch betroffen haben mochte, für die Frau war er verloren. Und es blieb nur eine Frage der Zeit, die Löſung für das ſeltſame Verſchwinden zu finden.

Die Arbeit der Herren wickelte ſich hier genau in derſelben Weiſe ab, wie auf Wiſchhagen.

Es wurden Verhöre angeſtellt, und da niemand bis - her auf den Einfall gekommen war, das Zimmer des Hausherrn zu unterſuchen, wurde dieſer Akt jetzt von Gerichts wegen vorgenommen. Der große Diplomaten - ſchreibtiſch war hiebei natürlich von beſonderem Inter - eſſe; doch entſprach die kurze Ueberſicht der wenigen Papiere nicht den Erwartungen.

Eine Privatkorreſpondenz exiſtierte überhaupt nicht. Die die Landwirtſchaft betreffenden Geſchäfts - papiere befanden ſich in den Händen des Inſpektors. Herr von Jager ſchien ſich nicht gern mit geſchäftlichen Angelegenheiten befaßt zu haben.

Die Gutsherrin konnte, was den Vermögensſtand anbelangte, gar keine Auskünfte erteilen; auch die Schwiegermutter wußte nichts Näheres darüber, er - wähnte aber, daß ihre Kinder in den beſten Verhältniſſen gelebt.

Die Herren hielten ſich hier weit kürzere Zeit auf als auf Wiſchhagen. Oertliche Unterſuchungen waren auf Ludwigshof von keiner Bedeutung. Denn da das Pferd des Gutsherrn in der Nähe der Stadt aufgefunden wor - den war, blieb anzunehmen, daß jene Stelle oder deren nächſte Umgebung für Herrn von Jager in Betracht kom - men mußte.

Durch den Inſpektor auf Ludwigshof, der ſeine Ant - worten reſerviert abgegeben, hatten die Herren erfahren, daß das Gut bis zur äußerſten Grenze belaſtet ſei. Ein gewiſſer Wiegand aus der Stadt, ein Haus - und Hypo - thekenmakler, hatte 25.000 Mark als letzte Hypothek in dem Gute ſtehen.

Wiegand war den Herren gar wohlbekannt. Er ſtand nicht gerade in dem beſten Rufe, obgleich man dem Manne auch wiederum nichts Uebles nachſagen konnte. Das Gericht hatte ſich des öfteren mit ihm zu beſchäfti - gen gehabt, es war dem Menſchen aber doch nicht beizu - kommen geweſen.

Es könnte ſein, und die Sache hat entſchieden etwas für ſich, meinte der Kriminalkommiſſär auf der Heim - fahrt, der Jager habe alles hinter ſich geworfen und ſei geflüchtet.

Angenommen. Was aber hat der Hauptmann mit dieſer Flucht zu tun? war die Entgegnung Frenzels. Wir müßten es hier alsdann mit zwei verſchiedenen Fällen zu tun haben.

(Fortſetzung folgt.)

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7Nr. 56 Wien, Montag Reichspoſt 3. Februar 1913
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8Wien, Montag Reichspoſt 3. Februar 1913 Nr. 56
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Herausgeber Dr. F. Funder, Wien. Verantwortlicher Redakteur Heinrich Ambros, Wien. Druck von Ambros Opitz Nachfolger, Wien.

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TextNr. 56, 03.02.1913.
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Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Benjamin FiechterSusanne HaafNote: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat).2018-01-26T13:38:42Z grepect GmbHNote: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2018-01-26T13:38:42Z Amelie MeisterNote: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung.2018-01-26T13:38:42Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

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