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Der verſtorbene Abgeordnete Hausner hat das öſterreichiſche Abgeordnetenhaus einmal ein „ armes Parlament “genannt. Er ſagte, das Parlament habe alle äußeren Abzeichen einer Volksvertretung; es habe auch verfaſſungsmäßige Rechte, die ſich auf dem Papier recht imponirend ausnehmen; man dürfe auch im Parlament reden, ohne wegen des Geſagten eingeſperrt zu werden; aber dieſes Parla - ment ſei doch ein „ armes “Parlament, denn es habe keine Macht, ſeinen Willen durchzuſetzen. Man höre es zwar, aber man mache, was man wolle; man lege ihm Geſetzentwürfe vor, aber es müſſe dieſelben ſo beſchließen, wie es ihm vor - geſagt werde. Man verlange von ihm die Be - willigung der Gelder und der Recruten, ſo zwar, daß es ſie überhaupt nicht verweigern könne.
Der genannte Abgeordnete hatte mit ſeiner Behauptung nur zu ſehr Recht. Was würde er erſt hente ſagen, wenn er die jetzige Miſère ſähe? Wir wiſſen es nicht: Hausner iſt ſchon mehrere Jahre todt. Was er aber vom „ armen “Parla - mente geſagt hat, paßt in anderer Hinſicht auch auf Oeſterreich. Man könnte aber ſehr gut ſagen: Wir ſind eine arme Großmacht! Wir haben faſt alle Attribute einer ſolchen: ein großes ſchlagfertiges Heer, leidlich geordnete Finanzen,eine faſt 50 Millionen zählende, geſunde, tapfere Bevölkerung, ſchier unerſchöpfliche natürliche Hilfs - quellen; und trotz aller innerpolitiſchen Wirren ſtehen wir durch die Perſon unſeres Monarchen nach außen geeint da. Auch beſtreitet uns Niemand das Recht, im europäiſchen Staaten-Concerte mit - zureden. Wir können jederzeit unſere Zuſtimmung zu einem Machtbeſchluß verweigern; wir können uns von irgendeiner Action zurückziehen, wenn wir wollen. Aber unſere Stellungnahme macht, außer in localen Fragen des Balkans, keinen Eindruck; in allen anderen Fragen dürfen wir mitlaufen, aber niemals auf die Richtung beſtimmend Ein - fluß nehmen.
In allen Weltfragen ſind wir eine arme Großmacht! Amerika verweigerte uns die Genug - thuung und Erſatzleiſtung für die unſeren Staats - angehörigen zugefügten Schäden an Leben und Beſitz; im ſpaniſch-amerikaniſchen Kriege mußten wir unſere Sympathien einfach für uns behalten; im ſüdafrikaniſchen Kriege hat überhaupt Niemand nach uns gefragt, und bei den jetzigen Ereigniſſen in Oſtaſien hat unſere „ furchtbare “Macht von 50 Matroſen keine andere Aufgabe, als den Legationsrath mit einigen Beamten und Dienern — der Geſandte weilt im civiliſirten Europa — vor dem Maſſacriren zu ſchützen, wenn ſie dazu überhaupt ſtark genug ſind. Ein kleines Kriegs - ſchiff in den chineſiſchen Gewäſſern, war bisher unſere ganze Macht; vor einigen Monaten wurde unſere Kriegsflagge dort noch gar nicht gekannt. Als „ unbekanntes Schiff “wurde unſere „ Zenta “dort ſignaliſirt. Jetzt erſt, angeſichts der neueſten Entwicklung der oſtaſiatiſchen Ereig - niſſe, deren Tragweite unüberſehbar wird, ver - mögen wir noch ein Kriegsſchiff, die „ Maria Thereſia “, mit etlichen hundert Mann dorthin zu ſenden, eine „ That “, die einen Tropfen Waſſer im Meere der europäiſchen, japaniſchen und nord - amerikaniſchen Kriegspanzer und eiſernen See - ungeheuer bedeutet.
Wir ſind eine arme Großmacht und bedeuten nur im Bereiche unſerer Landesgrenzen eine Macht. Was unſeren Küſten fern liegt, fühlt keinen Reſpect vor uns, da unſere Kriegsflotte kaum die Adria zu decken vermag. Vor dreißig Jahren ſtand unſere kleine Marine an fünfter Stelle; bloß England, Frankreich, Rußland und Nordamerika waren uns darin überlegen, Italien hatten wir damals unſere Ueberlegenheit gezeigt; Deutſchland ſtand kaum dort, wo wir heute ſtehen. Jetzt hat uns Italien darin weit zurück - gelaſſen; Deutſchland iſt eine maritime Groß - macht erſten Ranges geworden; Japan hat uns weit überflügelt; China beſitzt mehr Schlacht - ſchiffe, wie wir. Während ſich das Gebiet der maritimen Macht auf der Erde in den letzten dreißig Jahren durch die Erſchließung Afrikas und Chinas mehr als verdoppelt hat, ſind wir zurückgegangen. Während heute die Marine that - ſächlich das zweite Bein der militäriſchen Macht geworden iſt, ſtehen wir beinahe ganz auf dem einen Bein der Landmacht allein.
Wollen wir wirklich eine Großmacht bleiben, ſoll das traurige Wort von der „ armen “Großmacht uns nicht zum Jaſagen im Mächte-Concerte degradieren, dann muß das anders werden; dann muß das gemeinſame Intereſſe Weſtöſterreichs und der Geſammt - monarchie über den brutalen Egoismus der macht - habenden Clique in Ungarn und anderwärts ſiegen.
Die ſtarke Landmacht liegt vorwiegend im Intereſſe der öſtlichen Länder der Monarchie; wenn nun die weſtlichen zu zwei Dritteln deren Koſten, zu 60 Percent davon Rekruten beſorgen, ja dann haben ſie wohl das Recht zu verlangen, daß für die Seemacht von drüben wenigſtens ein Drittel in dem Maße getragen werde, daß die Handels - und Großmachtintereſſen der Geſammtmonarchie nicht zu kurz kommen.
Für eine „ arme Großmacht “iſt unſere Armee
Ein halbes Jahrtauſend war geſtern verfloſſen, ſeit Johannes Gutenberg, der Erfinder der Buch - druckerkunſt, das Licht der Welt erblickt hat. Der Ge - burtstag iſt zwar nicht ſicher, aber wir halten mit der allgemeineren Annahme daran feſt, daß dies der 24. Juni 1400 war.
Mag man ein noch ſo großer Gegner der modernen Jubiläums-Manie ſein, eine Halb-Jahrtauſend-Feier läßt man ſich wohl gefallen, zumal wenn ſie nicht ſo ſehr dem Manne, als ſeiner Großthat gilt, die All - gemeinnutzen ſchuf. Er iſt ſo ſchnell hierhingeſchrieben, der kurze Satz: „ Johannes Gutenberg war der Er - finder der Buchdruckerkunſt. “ Welche Fülle von Ge - danken regen aber dieſe wenigen Worte an! Eine ganze Cultur, eine ganze Geſchichte, eine ganze neue Zeit baut ſich auf der Thatſache auf, daß Johannes Gutenberg die Buchdruckerkunſt erfunden und zu voller praktiſcher Verwendbarkeit gebracht hat. Nicht daß gerade er es war, der ſie erfunden hat, ſondern daß ſie überhaupt von ihm in den öffentlichen Gebrauch eingeführt wurde. Darin liegt das Hochbedeutſame.
Von Johannes Gutenberg ſelbſt iſt ſonſt nicht viel zu erzählen, was nicht mit ſeiner Erfindung zuſammen - hängt. Er war zu Mainz geboren als Sohn einer Pa - tricierfamilie dieſer deutſchen Stadt. Mit demſelben, in Folge einer Fehde der Bürger gezwungen, die Hei - math zu verlaſſen, weilte er in den verſchiedenſtendeutſchen Städten am liebſten und längſten in Straß - burg, wo in ihm der erſte Gedanke der neuen Erfin - dung, des Druckes mit beweglichen Lettern reifte und Geſtalt gewann. Erſt 1448 kam er wieder nach Mainz woſelbſt er mit Johann Fuſt, der die Mittel dazu bot, das erſte Druckwerk, die lateiniſche Bibel, her - ſtellte. Als er in financielle Nothlage gerieth, war es der Theologe Conrad Homery, der ihm zu Hilfe kam - und der Erzbiſchof war es ſpäter, der Gutenberg eine Pfründe verlieh und ihm ſo die Exiſtenz ſicherte. Sein ganzes Leben bis zu ſeinem Ende 1467 oder Anfangs 1468 erfolgten Tode widmete Gutenberg einzig der Ausbildung ſeiner Kunſt, der „ göttlichen Kunſt “, wie ſie ſchon ſeine Zeitgenoſſen nannten. Es dauerte nicht lange, und ſeine Erfindung war Gemeingut der Menſchheit, ſie nahm die verſchiedenartigſte, gewaltigſte Entwicklung bis zur heutigen Setzmaſchine, aber jede Entwicklungsſtufe baſirt doch nur auf der Erfindung Gutenbergs. Erſt nur dem Bücher - und Flugſchriften - druck dienend, wurde ſie zur Großmacht, als das Zeitungsweſen ſich Bahn brach. Und heute iſt die Preſſe, die Erfindung Gutenbergs, die Groß - macht der Großmächte.
Sie iſt in Wahrheit eine „ göttliche Kunſt “— die Buchdruckkunſt. Menſchlichen Geiſt entſprungen, iſt ihr Urſprung wie der des Geiſtes ſelbſt, von Gott, und was Gott ſchafft und zuläßt, muß in ſich gut ſein oder zum Guten gereichen können. Auch die Buch - druckkunſt konnte nicht vom Böſen ſein, mochte es auch den Zeitgenoſſen auf den erſten Blick klar ſein, welches Unheil ſie anzurichten im Stande ſei, wenn ſiemißbraucht, wenn ſie, ſtatt in den Dienſt des Wahren und Guten, in den Dienſt des Irrthums oder der Lüge und des Schlechten und Gemeinen geſtellt würde. Zuerſt diente ſie ja ſchon dem Höchſten ſelbſt. Ihr erſtes Werk war das gedruckte Gotteswort. Geiſtliche waren des Erfinders Retter in der Noth des Lebens. Allein es erfüllte ſich bald auch an dieſer „ göttlichen Kunſt “das Schriftwort, daß die Kinder dieſer Welt klüger ſind als die Kinder Gottes.
Gerade die Feinde des Wahren und Guten haben ſich damals, wie jetzt, der Preſſe mit dem Aufgebot aller ihrer Mittel und Energie bemächtigt; denn ſie wußten, daß, wer die Preſſe beſitzt, die öffentliche Meinung beherrſcht, und wer über die öffentliche Meinung verfügt, ſchier allmächtig iſt auf dieſer Erde. Daher die Hochfluth der Bücher und Schriften, die gegen den Papſt und die katholiſche Kirche in der Zeit der Reformation, gegen Glauben und Religion über - haupt in der Zeit der Aufklärung des XVIII. Jahr - hunderts, in der Zeit der Revolutionen, Culturkämpfe und der ſocialen Umwälzungen im XIX. Jahrhundert erſchien, daher die Erſcheinung, daß die Großpreſſe aller Herren Länder heute in der Hand der Feinde des Wahren und Guten eine faſt unbezwingliche Waffe iſt.
Und dennoch iſt dieſe Erfindung hochzupreiſen. Was ſie für die Wiſſenſchaft, was ſie für die Cultur, was ſie für den Fortſchritt, für den Verkehr, für die Kunſt und auch für die Religion geleiſtet, das iſt eine ſolche Summe des Großartigen, daß aller Schaden, den ſie angerichtet hat durch ihren ſchnöden Mißbrauch,
zu theuer! Entweder werden wir eine wirkliche Großmacht, die man auch jenſeits des Mittelmeeres hört, oder wir ſchränken uns ein und befriedigen uns mit der Rolle, die ſich daraus ergiebt. Dahin ſind wir gekommen. Holzſchuhe paſſen nicht zum Zobelpelz.
Man ſchreibt uns: Zu Anfang September ver - anſtaltet die » Società della gioventu cattolica «,, der Centralverband der italieniſchen Jugendvereine (Prä - ſident: Sacchentti, Oberſthofmarſchall des Papſtes) einen „ Internationalen Pilgerzug der katholiſchen Jugend “nach der ewigen Stadt. Für die Betheiligung Deutſchlands, Oeſter - reich-Ungarns und der Schweiz ſind vorläufig Wien, München und Freiburg i. B. als Ausgangs - punkte in Ausſicht genommen. Dabei ſoll der Pilger - zug die jungen Leute aller Stände umfaſſen. Natürlich ſind auch einzeln ſtehende, keinem Vereine angehörende junge Leute, Gönner und Freunde der Jugend (Lehrer u. ſ. w.) nicht ausgeſchloſſen.
Vor allem willkommen ſind aber die katholiſchen Studenten. Ihr Pilgerzug ſoll daher auch ein in ſich geſchloſſenes Ganze ſein und hat ſich nur äußerlich dem obengenannten allgemeinen Pilger - zuge angegliedert, um ſich die bedeutende Fahrpreis - ermäſſigung (von 70 Percent bei 450 Perſonen) für die italieniſchen Bahnen zu ſichern. Dieſer Pilgerzug, dem entſprechende aus andern Ländern zur Seite gehen, ſoll zugleich dem Beſuch des „ Internationalen Congreſſes der katholiſchen Stu - denten in Rom “dienen. Vor uns liegt ein Aufruf an die katholiſchen Studenten Deutſchlands, Oeſterreich-Ungarns und der Schweiz, unterzeichnet von einem römiſchen Comité, beſtehend aus 2 Mit - gliedern der italieniſchen katholiſchen Studenterver - bindung, dem Vertreter der „ Gioventu “und 5 Alten Herren deutſcher katholiſcher Studentencorporationen, von denen 4 in Rom wohnen. Wir geben hier einen kurzen Ueberblick über das Programm, wie es ſich für unſere deutſchen Studenten geſtalten wird:
1. Die Reiſe geht aus von den vorläufig drei feſtgeſetzten Centren Wien (Anſchluß der Ungarn), München und Freiburg i. B. (Auf dieſem Wege An - ſchluß der Schweizer.) Dieſe Beſchränkung der Aus - gangscentren iſt geboten, um auf jede Linie min - deſtens 450 Theilnehmer zu vereinigen und dadurch in Italien die Ermäßigung von 70 Percent auf den Fahrpreis zu erhalten. Was die nichtitalieniſchen Bahnen betrifft, ſo läßt ſich die letzte Fahrpreis - ermäßigung erſt noch Abſchluß der Liſten (1. Auguſt) mittheilen.
Die Fahrt nach Rom iſt gemeinſam und kann nicht unterbrochen werden, dagegen kann Jeder die Rückreiſe einzeln machen und ſich dabei nach Be - lieben auf den Zwiſchenſtationen aufhalten. Das Billet hat 45 Tage Giltigkeit.
doch nicht dagegen ankommt. Mögen die Kinder des Lichts auch nicht ſo klug geweſen ſein, als die Kinder der Finſterniß in Bezug auf die Preſſe, gehandhabt haben auch ſie dieſe Wehr und Waffe, und wer die gedruckte Literatur überſieht, die dem Dienſte der Wahrheit und der guten Sitte geweiht ward im Laufe dieſes halben Jahrtauſends, wird lachen über denjenigen, der es ſich wie heute die „ N. Fr. Pr. “herausnimmt, die Buchdruckerkunſt für den ſogenannten modernen „ Fortſchritt “allein in Pacht zu nehmen. Und wahrlich, ſchlecht ſteht der Stolz dieſem „ Fortſchritt “an; denn was hätte die moderne Wiſſenſchaft angefangen auch mit der „ göttlichen Kunſt “des Buchdrucks, hätten nicht vor ihrer Erfindung Mönche und Prieſter der Kirche die Wiſſenſchaft ge - pflegt, ſie gepflegt ohne das mächtige Mittel der Preſſe. Die moderne Wiſſenſchaft ſteht nur auf den Schultern der alten Wiſſenſchaft, die in den von der Mönche Hand beſchriebenen Pergamentbänden ruht. Das ſollte dieſe ſo ſtolze „ moderne “Wiſſenſchaft ſtets bedenken.
Uns aber, die wir die Großmacht der Preſſe am eigenen Leibe nur zu oft empfinden, müßte der geſtrige Tag ein Anſporn ſein, der Preſſe, die ſich in den Dienſt des Wahren und Guten ſtellt, der chriſtlichen Preſſe, endlich einmal die ihr ge - bührende Werthſchätzung und Förde - rung entgegenzubringen. Wir ſtehen im Zeichen des Fortſchritts. Alles ſchreitet vor. Wenn wir zurückbleiben und ſpeciell auf dem Gebiete der Preſſe, die heute Alles beherrſcht, dann dürfen wir uns nicht wundern, wenn man über uns zur Tages - ordnung übergeht. Die Halbjahrtauſendfeier Johannes Gutenberg’s und ſeiner Erfindung wird als ein Jubelfeſt des Fortſchrittes im ſchlechten Sinne in der gegneriſchen Preſſe gefeiert; möchte es uns zu einem wirklichen Fortſchritt Anſporn und An laß ſein!
Die Hinfahrt beginnt in Italien, reſpective für den Freiburger Zug in Chiaſſo, für den Münchener in Ala, für den Wiener in Pon - tebba. Sie geht unterſchiedslos: Bologna, Florenz, Rom.
Die Rückfahrt geht entweder Rom, Florenz, Bologna, Grenze, wobei zwiſchen Rom und Florenz Aſſiſi beſucht werden kann, und wird dann hier als voyage Nr. 2 bezeichnet, oder Rom, Aſſiſi, Loreto, Ancona, Bologna, Grenze, wobei alſo auf Florenz verzichtet werden muß, und heißt dann voyage Nr. 5. Die Preiſe ſtellen ſich für voyage Nr. 5 für die II. Claſſe 3. —, III. Claſſe 2. — Lire höher als für voyage Nr. 2.
Für voyage Nr. 2 betragen die Koſten: Gren 22, Rom, Grenze II. Cl. III. Cl. von Chiaſſo (Freiburger Zug) 50. — Lire 28.50 Lire „ Ala (Münchener Zug) 47.25 „ 27.60 „ „ Pontebba (Wiener Zug) 54.60 „ 30.60 „
Wer mit der Romfahrt einen Beſuch von Neapel verbinden will, gibt von vornherein an ſtatt Nr. 2: Nr. 2 bis, ſtatt Nr. 5: Nr. 5 bis, was eine un - erhebliche Preiserhöhung bedeutet. Man kann aber auch die Entſcheidung aufſchieben, da auch für einzelne Perſonen in Rom ermäßigte Billete nach Neapel aus - gegeben werden.
Da die Reiſe gemeinſchaftlich mit dem Jugend - pilgerzug vor ſich geht, ſo iſt für ſie die Centralſtelle dieſer Centren Dr. Schmöller (Paſſau) Clerical - ſeminar.
2. Für Wohnung in Rom wird ebenfalls gemeinſchaftlich geſorgt. Wer ſich mit Frei - quartier (150 Plätze für die Studenten aus Deutſchland, Oeſterreich-Ungarn und der Schweiz reſervirt) begnügen will, wende ſich ſofort an den „ consiglio superiore Gioventu cattolica. Rom, Piazza della Pietra 26. “ Für bezahltes Quar - tier mit vollſtändiger Beköſtigung incluſive Wein gilt der Buchſtabe A (A1 = 6 — 7, A2 = 8 — 10, A 3 = 11 und mehr Lire), ohne Beköſtigung B (B 1 = Zimmer von 2 — 3, B 2 = Bett von 1.50 bis 2. — Lire.) Die Sorge für Beſchaffung der Wohnun - gen ruht in den bewährten Händen der römiſchen Comités für deutſche Pilger, unter der unermüdlichen Leitung des Mſgr. Pick.
3. Alles Uebrige iſt ſelbſtſtändig organiſiert und hat ſeine Centralſtelle bei Dr. Mühlenbein Profeſſor in Brockſcheid (Kr. Daun) Rheinprovinz. Studenten können natürlich auch alles ſonſt zu Paſſau gehörige hier erfahren und erhalten.
4. Die Anmeldung hat dementſprechend in Paſſau oder in Brockſcheid zu erfolgen. Sie muß enthalten: Name, Vorname, Univerſität (reſp. Seminar) des letzten Semeſters, genaue Adreſſe, gewünſchte Wohnung (z. B. A 2) oder Verzicht darauf (z. B. im Falle man von Rom aus kein Quartier er - halten hat) Reiſeroute (z. B. Voyage Nr. 5 bis).
Beiliegen müſſen 2 Mark = 2·50 Kronen = 2·50 Frcs. Dafür erhält man eine Pilger - identitätskarte (Recht auf Preisermäßigung, Eintritt in die päpſtlichen Muſeen und Gallerien, Erinnerungsmedaille ꝛc. ) und ein rothes Special - billet (Theilnahme am Studentencongreß).
Die Liſten werden in Paſſau wie in Brockſcheid am 1. Auguſt geſchloſſen.
5. Das Tagesprogramm für Rom iſt derart, daß den Studenten möglichſt Freiheit gelaſſen iſt. Gemeinſam mit dem Jugend-Pilgerzug ſind nur die kirchlichen Acte (Kirchenbeſuch Generalcommunion, Audienz). Das Uebrige iſt facultativ. Eine ganze Reihe von Veranſtaltungen ſodann iſt ſelbſtſtändig und ausſchließlich für die Studenten. Im Einzelnen iſt das Programm folgendes:
3. September. Ankunft in Rom. Abends: Vorbeſprechung der Theilnehmer des Studentencon - greſſes. Wahl der Delegationen.
4. September. Vormittags: Erſter Beſuch von S. Peter, Lateran, S. Maria Magg. Nach - mittags: Erſter und zweiter Beſuch von S. Paul.
5. September. Vormittags: Zweiter Beſuch von S. Peter, Lateran, S. Maria Magg. Nach - mittags: Eröffnungsverſammlung des Studenten - congreſſes, Conſtituirung des Congreſſes und ſeiner Sectionen. Abends: Gemüthliche Vereinigung der deutſchen Studenten.
6. September. Vormittags: Audienz beim Heiligen Vater. (Beſondere Plätze für die Studenten.) Nachmittags: Sectionsſitzungen. Abends: Commers der deutſchen Studenten.
7. September. Vormittags: Sections - ſitzungen. Gleichzeitig Gelegenheit zu einem archäologi - ſchen Spaziergang. Nachmittags: Zweite öffent - liche und Schlußverſammlung des Congreſſes.
8. September. (Feſt Mariä Geburt.) Heilige Meſſe und Generalcommunion (zur Gewinnung des Jubi - läumsablaſſes) in der Kirche S. Ignazio am Altar des heil. Aloiſius, Ignatius v. Loyola, Catharina von Siena.
9. September. Ausflug der katholiſchen Jugend nach Viterbo (für die Studenten facultativ). Für die in Rom Zürückbleibenden Abends Schlußcommers.
In der folgenden Woche eventuell Ausflug der Studenten nach Neapel, falls ſich eine beträchtliche Zahl von Theilnehmern findet.
6 Bezüglich alles Weiteren, zumal den Congreß Betreffenden, verweiſen wir einerſeits auf das voll - ſtändige Programm und den nachfolgenden Aufruf’ andererſeits an den Secretär Hochwürden Herrn Dr. Mühlenbein.
Wir ſchließen mit dem ehrlichen Wunſche, bei der Demonſtration der katholiſchen Jugend in Rom möge Oeſterreich würdig vertreten ſein. Zumal die Stu - denten vor!
Die deutſchfortſchrittliche Partei hat der vordringlichen Schönerer-Wolf-Geſellſchaft nun in aller Form durch die Prager „ Boh. “verkün - digen laſſen, daß ſie mit dem nationalradikalen „ Volkstag “- Arrangement nichts zu thun haben wolle. Dieſe Abfuhr macht das genannte Blatt alſo bekannt: „ Nach an maßgebender Stelle ein - geholten Erkundigungen beſteht dermalen ſeitens der Deutſchen Fortſchrittspartei in Böhmen keinerlei Beſchluß, einen allgemeinen Volks - tag zur Erörterung der ſchwebenden innerpoliti - ſchen Fragen einzuberufen oder an einen ſolchen theilzunehmen. “
Führende czechiſche Kreiſe erhoben bekanntlich, und zwar auch im böhmiſchen Landtage, Beſchwerde darüber, daß Zuſchriften der k. k. Statthalterei in Prag als Impreſſum oder auf Stempeln die Auf - ſchrift: „ für Böhmen “und nicht „ für das König - reich Böhmen “tragen. Auf das hin hat man ſich beeilt, den czechiſchen Wünſchen nachzugeben und neue Stempel mit den begehrten Aufſchriften wenig - ſtens für die czechiſchen Landesgebiete herſtellen zu laſſen, während für Deutſchböhmen’s die Amts - ſiegel ꝛc. die Aufſchrift „ k. k. Statthalterei für Böhmen “noch bleibt. Es iſt ähnlich wie in Ungarn. Iſt dann eine Forderung bewilligt, werden eilig ein halbdutzend neue nachgeſchoben. Das iſt der ſoge - nannte „ etappenmäßige “Gang.
Der „ Slowopolskie “meldet, daß die Majorität des Polenclubs im Gegenſatze zu Jaworski, um den Schein der ſlaviſchen Solidarität aufrechtzuhalten, weiter mit den Jungczechen zuſammengehen will. Das Fiasko, das die Majorität durch die Spektakel-Obſtruction erlebte, hat die Stanczyken noch immer nicht eines Beſſeren be - lehrt. Dafür rächten ſie ſich nun an Jaworski, dem ſie nicht geſtatteten, ſeine im Polenclub gehaltene Rede, in der er ſeine Stellung gegen die czechiſche Obflruction motivirte, zu veröffentlichen. Man declarirte ſeine Rede einfach als Clubgeheimniß und fügte bei: Wenn er das Bedürfniß habe, darüber ſich öffentlich auszu - ſprechen, ſo möge er ſeine Wähler nach Zloczow einbe - rufen und vor dieſen ſprechen. Der in ſolcher Art ge - maßregelte Obmann des Polenclubs und entſchlafenen Majoritätsverbandes hat darum einem Vertreter des „ Peſter Lloyd “gegenüber ſeine Auffaſſung mitgetheilt, durch den ſie in die Oeffentlichkeit gelangte.
Wie die „ Wiener Zeitung “mittheilt, hat der Kaiſer dem vom nieder - öſterreichiſchen Landtag beſchloſſenen Entwurfe eines Geſetzes, womit die Anwendung des Landesgeſetzes vom 30. December 1882 auf die niederöſterreichiſche Landes - Brandſchaden-Verſicherungs-Anſtalt geregelt wird, die Sanction ertheilt.
Die Rede des Abg. Stefan Tisza in Großwardein hat die Führer der ge - weſenen Nationalpartei, die Abgeordneten Apponyi und Horansky, bekanntlich tief verſtimmt. Sie ſahen darin Verſuche der Tisza-Geſellſchaft, ſich mit einem förmlichen Programm wiederum an die Spitze der Regierungs-Partei zu bringen, und verſtändlich dem „ Mohr “der conſervativen „ Na - tionalpartei “, der ſeine Schuldigkeit im Steig - bügelhalten zu Gunſten der Szell’ſchen Aſpi - rationen gethan, jetzt die Thür zu weiſen. Ge - reiztes Preßgeplänkel und namentlich Erklärungen der zunächſt Getroffenen verſchärften die Gegen - ſätze, ſo daß ſich daraus ein bedenkliches Partei - Chaos zu entwickeln drohte. Auf das hin mag die Tisza-Clique ſcharfe Winke zum Einſchwenken erhalten haben, und ſo entſchuldigt ſich jetzt Stefan Tisza, der zu früh losgeſchoſſen hat, im „ Magyar Nemzet “mittelſt einer glatten Erklärung, in der es u. A. heißt:
„ Meine Freunde Apponyi und Ferdinand Horanszky geben bekannt, daß ſie ſich nicht dem Pro - gramm der liberalen Partei, ſondern jenem angeſchloſſen haben, welches Miniſterpräſident Kolomann v. Szell bei ſeinem Amtsanntritte entwickelt hat. Von dieſem Programm habe ich erklärt, daß es in allen großen, principiellen Fragen identiſch iſt mit dem Programm der liberalen Partei, was auch nicht anders ſein konnte, weil ſonſt die neue Regierung ſich nicht die ungetheilte Unterſtützung der liberalen3143 Wien, Dienſtag Reichspoſt 26. Juni 1900. Partei hätte ſichern können. Es iſt mir jedoch in meiner Großwardeiner Rede nicht eingefallen, dem berechtigten Selbſtgefühl meiner ge - ehrten Freunde Apponyi und Horansky nahezutreten. Die liberale Partei iſt eine Vereinigung von Männern, die hinſichtlich der ihnen vorliegenden politiſchen Auf - gaben übereinſtimmen, und bei gegenſeitiger Achtung vor Meinungsverſchiedenheiten in der Vergangenheit den Wunſch hegen, Schulter an Schulter die Arbeiten der Zukunft zu verrichten. “
Der deutſche Reichskanzler, Fürſt Hohenlohe, iſt nach Ragatz in der Schweiz zur Erholung abgereiſt. — Zum Unterſtaats - ſecretär im preußiſchen Cultus - miniſterium als Nachfolger des in den Ruhe - ſtand tretenden Dr. v. Bartſch ſoll Miniſterialdirector Dr. Kügler auserſehen ſein. Die Ernennung ſteht unmittelbar bevor. An Dr. Kügler’s Stelle ſoll der Geh. Oberregierungsrbth v. Bremen kommen. Sicher iſt die Ernennung Dr. Kügler’s noch nicht. Dr. Kügler hat die liberalen Tendenzen der Cultur - kampf-Aera unter dem Miniſterium Falk als deſſen rechte Hand ſich zu eigen gemacht. Seine Ernennung wäre ein Fauſtſchlag gegen Katholiken und Centrum. — Zum Präſidenten der Central-Genoſſen - ſchaftscaſſe, als Nachfolger des verſtorbenen Freiherrn v. Huene, iſt Dr. Heiligenſtadt ernannt worden, der dem Directorium dieſes Inſtituts bereits ſeit dem 1. October 1895 angehört hat. Dr. Heiligenſtadt, ſeit 1898 nationalliberales Mitglied des Reichstags für den Wahlkreis Wanzleben (ſechſten Magdeburg), iſt am 8. October 1670 zu Geeſtemünde geboren und katholiſcher Confeſſion.
Der preußiſche Landwirthſchaftsminiſter hat alle Landwirth - ſchaftskammern aufgefordert, je einen ſachverſtändigen Delegirten zur Weltausſtellung nach Paris zu ſenden, um die landwirthſchaftliche Ausſtellung und die land - wirthſchaftlichen Verhältniſſe Frankreichs zu ſtudiren und ihm Bericht zu erſtatten.
wurden die An - träge, betreffend die Herabſetzung der Grund - ſteuer zwar abgelehnt, aber man nahm dafür das Verſprechen des Finanzminiſters v. Riedel entgegen, daß er dem nächſten Budgetlandtag ein Geſetz über Reviſion der Grund - und Hansſteuer vorlegen werde.
Es iſt dem Senator Sarracco gelungen, eine neue Miniſterliſte zuſammen - zubringen, die dem Könige am 24. d. vorgelegt, und von demſelben mit einigen Aenderungen angenommen wurde. Die definitive Liſte lautet: Saracco: Präſidium und Inneres; Visconti-Venoſta: Aeußeres; Gian - turco: Juſtiz; Chimirri: Schatz und ſtaatliche Finanzen; Branca: öffentliche Arbeiten; Gallo: Unterricht; General di San Martino: Krieg; Moriu: Marine; Carcano: Ackerbau; Pascolato: Poſt und Telegraphen. — Heute am 25. d. werden die neuen Miniſter beeidigt. Die Hauptfrage iſt freilich nun die, wie die neue Regierung von der Kammer-Oppoſition, ſpeciell von den repnblikaniſchen und ſocialdemokratiſchen Abgeordneten aufgenommen, und welche Action die Obſtructionspartei in der Kammer dieſem Cabinet ge - genüber wählen wird. Darin liegt der ſpringende Punkt für die verworrene Situation.
iſt vom Kaiſer Nicolaus II. bereits ernannt. Es iſt der ſchon ſeit 24 Jahren im Auswärtigen ruſſiſchen Amt thätige Graf Lamsdorff, der ſeit den letzten Jahren „ Gehilfe “des jeweiligen leitenden Miniſters in Peters - burg war, der aber nie auswärts an fremden Höfen verwendet wurde. Deßhalb iſt auch ſein Name in der weſteuropäiſchen Preſſe kaum bekannt geworden, obſchon er für Rußlands äußere Politik ſeit Jahren maßgebend in Betracht kam. Die „ P. C. “erklärt über die Per - ſönlichkeit des neuen Vertrauensmannes des Czaren, der beſcheidene Zurückgezogenheit liebt und der vor - läufig nur als „ interimiſtiſcher “Miniſter functioniren wird: „ Bei Denjenigen, die Gelegenheit hatten, mit ihm amtlich häufiger in Berührung zu treten, hat der Name Lamsdorff einen vortrefflichen Klang. Die Gediegenheit ſeiner Arbeitsmethode und ſeine volle Beherrſchung des, einen ſo weiten Kreis der Weltpolitik umfaſſenden Materials der ruſſiſchen Diplomatie werden in den bezeichneten Kreiſen einmüthig anerkannt. Man kann gewiß ſein, daß Graf Lamsdorff die auswärtige Politik Rußlands auch in der gegenwärtigen ſchwierigen Phaſe mit jener Beſonnenheit, Klarheit und Sicherheit, ſowie mit jenem Verſtändniß für die Intentionen des Czaren leiten wird, die er in ſeiner bisherigen Stellung, insbeſondere in jenen Zeitabſchnitten, wo er, wie gegenwärtig, mit der interimiſtiſchen Führung der Geſchäfte betraut war, bewährt hat. “
Bei der Enthüllung des Monu - mentes für die im Jahre 1870 gefallenen Söhne des Departments Meuſe hielt Kriegsminiſter André eine Anſprache, in welcher er den alten aus dieſem Departement ſtammenden Generälen hohes Los zollte. Er ſagte, daß in Frankreich trotz verſchiedener hoch - trabender Verſicherungen der Patriotismus nicht dasMonopol Einzelner, ſondern der Grundzug aller Franzoſen ſei. Am Tage der Gefahr werde dieſer Patriotismus die ganze Nation einigen. Die Rede wurde mit lebhaftem Beifall aufgenommen und mit den Rufen: „ Es lebe die Republik! Es lebe die Arme! “erwiedert.
Stadtrath Loren Müller, der für die Stelle des Bezirksvorſtehers in der Brigittenau candidirt wird, hat ſein Mandat als Stadtrath und Gemeinderath niedergelegt, da er dem Gemeindeſtatut gemäß beide Stellen nicht be - kleiden darf.
Behufs Er - langung von Entwürfen für das neu zu erbauende Rathhaus hat die Gemeinde Floridsdorf eine engere Concurrenz ausgeſchrieben.
Der proviſoriſche Lager - meiſter Carl Roith wurde in Folge der Reſignation des bisherigen Kellermeiſters zum proviſoriſchen Keller - meiſter ernannt. Behufs Beſetzung der Lagermeiſterſtelle wird ein Concurs ausgeſchrieben.
Katho - liken: Vigilius — Griechen (13. Juni): Aqui - lina. — Sonnenaufgang 4 Uhr 2 Min. Morgens. — Sonnenuntergang 8 Uhr 3 Minuten Abends. — Mondes - aufgang 3 Uhr 24 Minuten Morgens. — Mondesuntergang 7 Uhr 31 Minuten Abends.
Erzherzog Rainer iſt von der Inſpicirung der Landwehrtruppen Sonntag Abends um 8 Uhr aus Iglau wieder hier ein - getroffen. — Prinz Kotohito-Kanin von Japan iſt am 23. d. M. in Kiel eingetroffen und wurde vom Prinzen Heinrich und einer Ehrencompagnie empfangen. Beide Prinzen fuhren in’s Schloß, wo Prinzeſſin Heinrich den Prinzen Kotohito-Kanin empfing. Später begaben ſich Prinz Heinrich und Prinz Kotohito-Kanin an Bord der „ Hohenzollern “.
Der Kaiſer hat heute Vor - mittags allgemeine Audienzen ertheilt. Unter Anderen wurden empfangen: Der Oberſtlandmarſchall von Böhmen Georg Fürſt Lobkowitz und der Landmorſchall von Galizien Stanislaus Graf Badeni, Abt von Melk Alexander Karl, inful. Probſt Dr. Alois Jirak ꝛc.
fand am 23. Juni ſtatt. Anweſend waren die Prinzen Friedrich und Heinrich von Preußen als Vertreter Kaiſer Wilhelm’s, der Großherzog und die Großherzogin von Baden, der König und der Kronprinz von Rumänien, der Graf von Flandern, Prinz Albert von Belgien, Herzog Robert von Württem - berg, Prinz Albert von Sachſen und andere Fürſt - lichkeiten. Das Todtenamt hielt der Erzabt des Kloſters Beuorn ab.
Der Kaiſer hat Samſtag Nachmittags den Ex-König Milan von Serbien in beſonderer Audienz empfangen und fuhr dann bei Frohner’s „ Hotel Imperial “vor, wo er für den König ſeine Karte zurückließ. Geſtern Vormittags iſt König Milan zum Curgebrauche nach Carlsbad abgereiſt.
Wie aus Port Victoria gemeldet wird, iſt das Leiden des Khedive ein complicirtes. Außer der Kehle iſt auch der harte Gaumen in Mitleidenſchaft gezogen. Königin Victoria erkundigteſich wiederholt angelegentlichſt nach dem Befinden des Khedive.
in Mainz machte der Wiener Delegirte Leitich die Mit - theilung von der im Zuge begriffenen Gründung eines neuen Journaliſtenvereines in Wien, welcher den Namen „ Club Wiener Preſſe “führen und Mitglieder von ſieben Wiener Tagesblättern umfaſſen wird. Der Delegirte knüpfte hieran die Bemerkung, daß von dieſem Zeitpunkt an alſo nicht mehr die „ Concordia “allein die Repräſentantin der Wiener Preſſe ſei, ſondern auch der „ Club der Wiener Preſſe “.
Zum Rector für das Studienjahr 1900 / 1 wurde der Profeſſor des öſterreichiſchen Civilproceſſes an der rechts - und ſtaatswiſſenſchaftlichen Facultät Dr. Emil Schrutka Edler v. Rechtenſtamm gewählt. Als Prorector wird Hofrath Profeſſor Dr. Julius Wiesner fungiren.
Zwiſchen dem hauptſtädtiſchen Ingenieur Joſef Haußner und dem Oberlieutenant des 24. Feldjägerbataillons Robert Merores kam es ſchon vor einigen Wochen wegen eines Vorfalles, bei welchem eine Dame eine Rolle ſpielte, zu einer Fehde. Vorgeſtern Abends er - ſchien der Officier in der Wohnung Haußner’s, um von dieſem Aufklärung zu verlangen. Ein Wort gab das andere, ſchließlich zog Oberlieutenant Merores den Säbel und führte gegen Haußner mehrere Hiebe, worauf er ſich entfernte. Haußner begab ſich zur Polizei und erſtattete die Anzeige, der Polizeiarzt con - ſtatirte an Haußner ſechs Verletzungen verſchiedenenGrades am Kopfe, an den Händen und auf dem Rücken.
Heute Früh um 7 Uhr iſt in der im zweiten Stockwerke der Unteren Brauhausgaſſe 39 gelegenen Wäſchefabrik des Moriz Birnbaum ein Feuer zum Ausbruche gekommen Das Feuer wurde, als die Arbeiter zum Dienſte ein - trafen, bemerkt. Durch das Oeffnen der Thüren ent - ſtand ein ſtarker Luftzug, der das Feuer anfachte. An dem leicht brennbaren Material fanden die Flammen reichlich Nahrung und als die requirirte Feuerwehr - Centrale unter Führung des Inſpectors Bogda - nowicz am Brandplatz erſchien, ſtand der ganze Raum lichterloh in Flammen. Die Löſcharbeiten waren durch die überaus ſtarke Rauchentwicklung ſehr er - ſchwert. Von drei Seiten wurde die Bekämpfung des Feuers in Angriff genommen, mit Schiebleitern und Hackenleitern dem Feuerherde nähergerückt. Im Ganzen wurden vier Schlauchlinien gelegt. Nach halbſtündiger angeſtrengter Arbeit war das Feuer localiſirt, nach einer weiteren Viertelſtunde gelöſcht. Leider er - eignete ſich bei dem Brande auch ein bedauerlicher Unfall. Der Löſchmeiſter Allinka wollte nämlich über eine Hakenleiter eine Schlauchlinie in das zweite Stockwerk dirigiren und wollte ſich zu dieſem Zwecke mit dem Karabiner einhacken. In Folge der ſtarken Rauchentwicklung ſah er eine Sproſſe der Leiter nicht und verfehlte dadurch das Einhacken. Er ließ die Leiter aus und ſtürzte zwei Stockwerke tief herab. Der Löſchmeiſter, der einen Bruch des linken Schulterblattes erlitten hat, wurde von der ſtädtiſchen Sanitätsſtation in ſchwerverletztem Zuſtande in das Wiedner Spital gebracht. Im erſten Stocke des Hauſes befindet ſich eine Schirmfabrik, die durch eindringendes Waſſer Schaden erlitten hat. Der Betrieb der Wäſchefabrik mußte heute eingeſtellt werden, da auch die Maſchinen durch die großen Waſſermengen, die in die Räumlich - keiten geſchleudert werden mußten, momentan betriebs - unfähig geworden ſind. Die Entſtehungsurſache iſt bisher vollſtändig unaufgeklärt.
Geſtern Abends um ½8 Uhr brannte das Gemiſchtwaarengeſchäft des Herrn Jaques Levermoſer, Vorgartenſtraße 205, gänzlich aus. Nach Ausſage des Eigenthümers beträgt der Schaden 2000 K. — Bei der Station Breitenſee der Stadtbahn brannten geſtern Nachmittags um ½5 Uhr circa 200 Quadratmeter dürres Gras. Die Brände wurden raſch von der Feuerwehr gelöſcht.
Zwiſchen vorgeſtern und geſtern haben im Wiener Polizeirayon nicht weniger als ſechs Perſonen, freiwillig ihrem Leben ein Ende gemacht. Drei Per - ſonen, die ſich gleichfalls tödten wollten, wurden gerettet.
Der geſtern Abends von Carlsbad abgegangene Eiſenbahnzug ent - gleiſte bei der Ausfahrt. Der Schlafwagen und der Gepäckswagen ſprangen aus den Schienen. Der letztere ſtürzte um, während der Schlafwagen ſtehen blieb. Der im Gepäckswagen anweſende Zugsführer erlitt eine leichte Verletzung. Der Zug ging dann ohne die beiden Wagen mit einer Verſpätung von 46 Minuten ab. Die Urſache des Unfalles ſoll eine falſche Weichen - ſtellung ſein.
Der achtjährige Sohn des Schuhmachers Moriz Chmela, Johann Chmela, Favoriten, Alxingergaſſe Nr. 79, wohn - haft, iſt in einem Teiche nächſt den Ziegelwerken in Favoriten gefallen und ertrunken. Die Leiche des Knaben wurde geſtern Nachmiitags nach langem Suchen von der ſtädtiſchen Feuerwehr aus dem Teiche gezogen.
Die Stelle eines zweiten Vorſtehers im öſterr. -ung. Pilgerhauſe iſt erledigt. Bewerber um dieſen Poſten, der für wenigſtens zwei Jahre verliehen wird und mit welchem nebſt freier Station ein jährlicher Gehalt von 1000 K und Ver - gütung der Hin - und Rückreiſe verbunden ſind, haben ihre Geſuche mit beigeſchloſſener Zuſtimmung des betreffenden biſchöflichen Ordinariates bis 15. Auguſt d. J. im Wege des f. -e. Ordinariates in Wien an das Curatorium des ge - nannten Pilgerhauſes zu ſenden. Dieſer Poſten kann nur an Weltprieſter verliehen werden; jene, welche außer der Landesſprache italieniſch oder franzöſiſch ſprechen, haben den Vorzug. Vom Curatorium des öſterr. -ung. Pilgerhauſes. Wien, 23. Juni 1900. Dr. Hermann Zſchokke, Curator.
Der fünfzehnjährige Schloſſer - lehrling Anton Brouſek wurde am 23. d., Nach - mittags um ½ 5 Uhr nächſt der ehemaligen Schön - brunnerlinie von einem Fiaker überfahren. Im bewußt - loſen Zuſtande wurde der Burſche in das Wiedener Krankenhaus gebracht.
Durch die Geiſtesgegenwart eines Locomotivführers iſt vor - geſtern Abends ein Eiſenbahnunglück verhütet worden. Während eines heſtigen Gewitters bemerkte nämlich der Locomotivführer des Budapeſt-Wiener Schnellzuges, Anton Müller bei Wilfleinsdorf auf dem nämlichen Geleiſe zwei Laſtwaggons mit größter Schnelligkeit dem Eilzuge entgegenrollen. Dieſelben waren in der Station Götzendorf durch den Gewitterſturm ins Rollen gebracht worden. Der Locomotivführer brachte ſofort den Zug zum Zurückrollen und ließ die Waggons allmählich herankommen, bis ſie ſachte an die Maſchine aufſtießen und dadurch in ihrem Laufe aufgehalten wurden. Nunmehr brachte der Maſchinführer den Zug langſam zum Stehen und ſchob dann die Waggons nach Trautt - mansdorf zurück, wo ſie auf ein anderes Geleiſe geſtellt wurden.
4Wien, Dienſtag Reichspoſt 26. Juni 1900 143Eduard Pötzl — ein Renommirchriſt des jüdiſchen „ Neuen Wr. Tagblatt “— hat einen Leitartikel als „ Kranz für Heine “verbrochen, in welchem er uns umſtändlich aus - einanderſetzt, daß Heine einige ſchöne Lieder, ja Volks - lieder gedichtet hat. Daß das kein Grund iſt, den ganzen Heine anders zu beurtheilen, als wir deutſche Chriſten es thun, nur nebenbei! Uns intereſſirt nur die Anmerkung der Redaction des „ N. Wr. Tagblatt “zu dieſem Artikel:
„ Wir geben unſerem Collegen Eduard Pötzl heute an dieſer Stelle das Wort, weil er nicht eine Epiſode, ſondern ein ſociale Erſcheinung beſpricht. Manche ſeiner An - ſchauungen tragen ein entſchiedenes ſubjectives Gepräge und weichen zum Theil von der politiſchen Linie dieſes Blattes ab. Der Gegenſtand aber ſowie der Autor der ihn behandelt, rechtfertigen den unveränderten Abdruck.
Wir haben nun kein Wort in dem Artikel ge - leſen, das von der politiſchen Linie des „ N. Wr. Tagblatt “abweicht. Höchſtens hat Pötzl den Juden in Heine nicht genügend gewürdigt; denn die politiſche Linie des Blattes iſt: „ Im Anfang war der — Jud und Ende Jud — Alles Jud! “ Oder iſt der Schlußſatz des Artikeln dem Chef - redacteur Wilhelm Singer ſo auf die Leber gefallen: „ In Wien, der „ Stadt der Lieder “, bewahrt man ſich doch wohl noch die innere Freiheit, in einer Huldigung für den Genius eines großen Dichters „ keine Reverenz vor dem Judenthum “zu erblicken. “ Hätte nicht auch Pötzl einen tieferen Bückling vor dem Judenthum machen müſſen, um mit der „ politiſchen Linie “Singer’s und ſeines Blattes congruirt zu ſein?
Der Juſtizminiſter Freiherr v. Spens-Booden empfing Samſtag die Deputation des Delegirtentages der öſterreichiſchen Advocatenkammer, beſtehend aus dem Präſidenten Dr. Ritter v. Feiſtmantel und dem Referenten Dr. Ruzicka, welche ihm d[i]e Beſchlüſſe des letzten Delegirtentages überreichten. Der Miniſter empfing die Herren ſehr wohlwollend, ſprach mit ihnen über advocatiſche Angelegenheiten und erklärte, er werde die Beſchlüſſe eingehend prüfen laſſen und zur Ertheilung von Aufklärungen die Herren zu ſich bitten.
Unter coloſſaler Betheiligung des Publicums wurde Samſtag Nachmittags die Leiche der unglück - lichen Schauſpielerin Emilie Krall zu Grabe ge - tragen. Der Sarg wurde von der Todtencapelle des Allgemeinen Krankenhauſes zum Wohnhauſe der Ver - blichenen, Mariahilf, Mittelgaſſe 6, gebracht und dort unter dem Hausthore niedergeſtellt. Das ganze Per - ſonal des Raimund-Theaters hatte ſich unter Führung des Directors Gettke vor dem Trauerhauſe ein - gefunden. Um 3 Uhr erſchien die Geiſtlichkeit und nahm unter dem Hausthore die Einſegnung der Leiche vor. Dann ſetzte ſich der Zug zur Gumpendorfer Kirche in Bewegung. Nach der Einſegnung ſtimmte der Chor des Raimund-Theaters Marſchner’s „ Du bleicher Tod “an. Der Zug nahm ſodann den Weg zum Raimund - Theater. Die Loggia des Theaters war ſchwarz ver - hängt. Vor dem Theater hielt der Wagen an und während ein Poſaunencorps vom Balcon herab die ernſten Klänge eines Trauerliedes erſchallen ließ, wurden auf den Sarg Kränze des Ausſchuſſes und der Direction des Raimund-Theaters niedergelegt. Auf dem Heiligenſtädter Friedhofe widmete am offenen Grabe Oberregiſſeur Räder der unglücklichen Collegin einen ergreifenden Nachruf.
Der Vorſtand des Wiener Männergeſangsvereins richtete von Paris aus ein Telegramm an Dr. Lueger, worin er erklärt, daß weder der Verein noch Jemand in deſſen Namen einen Kranz auf Heine’s Grab niederlegte und es der Liebenswürdigkeit des Bürgermeiſters überläßt, daß die vom Gemeinderath gefaßte Reſolution zurückgenommen werde. Das Friſchauer’ſche Tagblatt welches die alſo, wie man ſieht, unwahre Nachricht von der „ Ehrung Heine’s “gebracht hat, motivirt das Unterbleiben derſelben im folgendem poetiſchen Erguß:
Auch die Budapeſter Juden ſind ganz unglücklich, daß Heine keinen Kranz bekommen hat. Das „ Budapeſter Tagblatt “ſchreibt:
„ Der Beſuch des Friedhofs in Montmartre mußte ver - hindert werden und der Wiener Stadtrath war auch nicht faul, eine nachdrückliche Preſſion in die Ferne zu üben und die braven Sänger, die ſich noch einen Reſt von Freiſinn be - wahrt haben mochten, tüchtig einzuſchüchtern. Und dieſe Sängerfan den auch nicht den Muth, das Grab zu bekränzen; ſie fanden nur den Muth zu allen möglichen Ausreden. An dem einen Tage gebrach esihnen an der nöthigen Zeit, da der Tag für ſie nicht genug Stunden hatte, damit ſie ſich fetiren laſſen können. Dann wieder war der Kranz nicht fertig. Er dürfte es wahr - ſcheinlich auch nicht werden. In Paris, der Stadt der Blumen, wo die geringſte Arbeiterin ihr Sträußchen auf - ſteckt, iſt es ja ſo ſchwer, duftiges Grün aufzutreiben Heinrich Heine wird nicht viel verlieren, wenn er auf den Kranz des Wiener Männergeſangverein verzichten muß. “
Jetzt auch noch den Spott der — Juden heim - zutragen, das iſt bitter für den Männergeſangverein.
an einer tragikomiſchen Geſchichte. Vorgeſtern wurde in der Innern Stadt der 16jährige Handelsſchüler Karl S., der Sohn eines Hausbeſitzers, wegen Bedenk - lichkeit angehalten weil er Schmuckſachen verkaufen wollte. Beim Stadtcommiſſariate ſtellte es ſich heraus, daß der Angehaltene ein Opfer der ſich im Thiergarten producirenden Beduinen iſt. Er und drei ſeiner Mit - ſchüler, der 17jährige Rudolf D., der 15jährige Hans W. und der 16jährige Arthur K. hatten kürzlich den Productionen der Beduinentruppe beigewohnt und waren durch dieſelben ſo begeiſtert worden, daß ſie be - ſchloſſen nach Egypten zu entfliehen und ſich dort einem Beduinenſtamm anzuſchließen. Zu dieſem Zwecke kauften ſie mit Zuhilfenahme ihrer kärglichen Taſchengelder eine Flinte, zwei Revolver einen Dolch und Munition. Dieſe Waffen wurden verſteckt und für die Reiſe vor - bereitet. Um die Mittel zu derſelben zu erhalten, nahm Karl S. im elterlichen Hauſe die Schmuckgegenſtände, die ſeine Anhaltung veranlaßt hatten, zu ſich. Die drei Kameraden warteten bereits auf dem Staatsbahnhofe auf ihren Freund. Statt ſeiner erſchienen Agenten der telegraphiſch verſtändigten Bahnhofinſpection, welche die Ausreißer feſtnahmen. Das „ Reiſeabenteuer “endete damit, daß die vier reiſeluſtigen Jungen ihren Eltern übergeben wurden.
Der ungariſche Miniſter für Cultus und Unterricht hat den Hörer der Rechte an der Klauſenburger Univerſität Georg Novakovici (!) auf Grund der Disciplinar - unterſuchung, die gegen ihn wegen ſeiner politiſchen Umtriebe, welche er gegen den ungariſchen Staat mittelſt nationaliſtiſcher Agitation geführt, begangen hat, von ſämmtlichen ungarländiſchen Hochſchulen ein - für allemal mit dem Beifügen ausgeſchloſſen, daß, wenn der genannte Rechtshörer außerhalb Ungarns, an welcher höheren Lehranſtalt immer, ein Abgangszeugniß oder Diplom erlangen würde, dieſes in Ungarn gar keine Giltigkeit beſitzen würde. Welcher Lärm würde im Heilo-Lager erdröhnen, wenn den ſchönerianiſchen Studenten, die nach bekannten vater - landsverrätheriſchen Muſtern in Oeſterreich wühlen, in unſerer Reichshälfte ähnlich mitgeſpielt würde!
Ein rührendes Stückchen ſoldatiſcher Strammheit wird aus Mürz - zuſchlag berichtet: Am 21. d. ſtarb in Mürzzuſchlag im Alter von 82 Jahren der Veteran F. Zwangsleitner. Bei einer Ausrückung des Vereines im letzten Herbſte ſagte er zum Veteranen-Hauptmanne, daß er nicht mehr lange leben werde. Der Hauptmann tröſtete ihn und meinte ſcherzweiſe, er müſſe ſich vierzehn Tage vor ſeinem Tode beim Hauptmann melden, daß er ſterbe. Am Pfingſtmontag d. J. erſchien Zwangsleitner im Hauſe des Hauptmannes, ſalutirte und meldete, daß er in vierzehn Tagen ſterben werde. Er wurde bald dar - auf bettlägerig und ſtarb am 21. d.
ſchreibt heute einen zwei Spalten langen Artikel darüber, daß man bei der Dummheit der Wiener Pfahlbürger den Proteſt des Stadtrathes gegen die Kranzniederlegung an Heine’s Grab nicht ernſt nehmen ſollte. Zwei Spalten über etwas, was man nicht ernſt nimmt! Wir glauben, man wird den nicht ernſt nehmen, der zwei Spalten verbrochen hat. Aber ein Satz davon iſt wenigſtens wahr: „ Die Dummheit iſt grenzenlos ſelbſtbewußt, voll protzenhafter Aufgeblaſenheit! “
Der Handlungs - praktikant Adolf Wagner wurde vorgeſtern Abends um 9½ Uhr, als er ſich in Geſellſchaft eines Freundes auf dem Wege in ſeine Wohnung befand, in der Laxenburgerſtraße von dem 19jährigen Hilfs - arbeiter Joſef Bilek am Halſe gepackt, gewürgt und zu Boden geworfen. Bilek wollte dann dem Wagner die goldene Uhr und Kette entreißen, ergriff aber auf die Hilferufe des Praktikanten die Flucht Ein Sicherheitswachmann nahm ihn feſt und brachte ihn zum Polizeicommiſſariate. Bileck wurde wegen Verbrechens des Raubes dem k. k. Landesgerichte ein - geliefert.
Die „ N. Fr. Preſſe “ſteht im Rufe, für pikante Feuilletons gute Honorare zu zahlen. Es iſt aber nicht ſo leicht, ein ſolches Feuilleton, namentlich Sonntags, unterzubringen. Denn nicht jeder kann ſo pikant ſchreiben, wie es die „ N. Fr. Pr. “liebt. Aber chließlich gelang es einem Schriftſteller — er nennt ſich wenigſtens ſo — doch eine Sonntags-Plauderei in der „ N. Fr. Preſſe “hineinzu — ſchmuggeln. Er ſchrieb einfach ein Feuilleton zu Gunſten der — Hauſierer’. Da hatte er es gewonnen, zumal da er ſich Karl - weiß unterzeichnete. Denn Niemand in Wien wird glauben, daß wirklich Karlweiß das geſtern in der „ N. Fr. Preſſe “erſchienene literariſch unter allem Schund rangierende Feuilleton: „ Jugendſtreiche “ſelbſt ge - ſchrieben hat.
Jetzt wiſſen wir’s: Nicht nur in China gibt es blutrünſtige Boxers, die die Haut aller Fremdlinge haben wollen, ſondern auch in Europa. Wir haben dies aus einer ſicheren Quelle, nämlich aus Herrn Ale - xander Scharf’s „ Sonn - und Montagszeitung “, die diesbezüglich, wie in allen rituellen Fragen, competent iſt. Das genannte Blatt hat herausgefunden, daß die Antiſemiten nicht um ein Haar von den chineſiſchen Boxers verſchieden ſind und läßt in zarten An - ſpielungen durchblicken, daß Li-Lieu-Chin, der Chef der Eunuchen, die Seele der chineſiſchen Fremdenhetze, um kein Bischen etwas Anderes als der Wiener Bürgermeiſter Dr. Lueger ſei. Nach dieſen geiſtvollen Erörterungen ergibt ſich wortwört - lich folgender Schluß:
„ Unſere Boxer läßt man ſtill gewähren, ob - wohl unſere ſogenannten „ Fremdlinge “gute Staats - bürger ſind, die nichts Beſſeres verlangen, wie als gleichwerthig anerkannt zu werden, da ſie gleich ihren Mitbürgern dieſelben Pflichten erfüllen und dieſelben Laſten tragen. Den chineſiſchen Boxers hingegen rückt man an den Leib, weil ſie es wagen, gegen eine von langer Hand vor - bereitete Gewaltinvaſion ihres Vaterlandes Stellung zu nehmen. Wo liegt da die Logik? Was dem Einen recht iſt, muß dem Anderen billig ſein. Entweder iſt das geſammte Boxerthum aus der Welt zu ſchaffen oder das Eine verdient dieſelbe Sanction von oben wie das Andere. “
Das iſt eine ſchneidige Apologetik! Die chineſiſchen Boxer würden Thränen der Rührung weinen, wenn ſie erfahren könnten, wie Herr Alexander Scharf das Patriotiſche ihres Kampfes gegen die „ Gewaltinvaſion ſo ſchön verſtanden hat. Sie würden ihn dann ſicher taxfrei zum chineſiſchen „ Ehrenboxer “ernennen, er hätte es ja ſchon ſo lange verdient, wenn er die Chriſten bisher auch nur in effigie hängen, erſchlagen und viertheilen ließ. — Zugleich nehmen wir zur Kenntniß, daß Herr Alexander Scharf auf die europäiſchen Großmächte übel zu ſprechen iſt, weil ſie nicht gegen die Antiſemiten ebenſo wie gegen die chineſiſchen Boxers mit Corvetten und Kanonen aus - gerückt ſind. Das iſt freilich Grund genug, um ver - ſchnupft zu ſein.
Am 22. d. M. haben ein großer Sturm, Wolkenbruch und Hagel in mehreren Gegenden Ungarns großen Schaden an den Feldfrüchten an - gerichtet. Diesbezügliche Nachrichten liegen vor aus Erſekujvar, Gran, Györer Comitat, Barcs, Komaron - Ujvaros und Tacſa: — Aus dem Bezirke Mödling wird über ein großes Hagelwetter, das viel Schaden anrichtete, berichtet.
oder Wiens Be - lagerung und Entſatz. Volksſchauſpiel in fünf Auf - zügen von Kogl. Im Selbſtverlage des Verfaſſers, Stift Schlägel, Oberöſterreich, Mühlkreis.
wurde am 23. Juni durch den Großherzog von Heſſen mit der Eröffnung der typographiſchen Ausſtellung eingeleitet. Sie bietet im kurfürſtlichen Schloſſe ein Bild der Ent - wickelung der Buchdruckerkunſt. Die Pariſer Welt - ausſtellung hat der Mainzer Ausſtellung namentlich nach der Richtung der modernen Druckmaſchinen-Induſtrie hin Abbruch gethan; aber dennoch bietet namentlich die hiſtoriſche Ausſtellung mit ihren uralten Erſtabdrücken ein anregendes Bild. Die Ausſtellung zerfällt in drei Gruppen: 1. Maſchinen, 2. Erzeugniſſe des Buchdrucks und Buchſchmucks, der graphiſchen und Druckkunſt, der Schriftgießerei und Farbenfabriken, der Buch - binderei und 3. die hiſtoriſche Abtheilung. Ausgeſtellt haben unter Anderen die Akademie der Wiſſenſchaften in Petersburg, die Wiener Staatsdruckerei, die Berliner Königliche Bibliothek, die Reichsdruckerei, die Kunſt - gewerbe-Ausſtellung und das Muſeum in Berlin, die Darmſtädter Hofbibliothek, die deutſche Druckerei und Verlagsanſtalt in Shanghai, der Figaro in Paris, die Georgiſche Geſellſchaft für Verbreitung der Volks - aufklärung in Tiflis, die Imprimerie des beaux arts zu Paris, die Imprimerie Nationale ebendort, die Staatsdruckereien von Liſſabon, Petersburg, Monte - negro u. ſ. w. Die Stadt iſt feſtlich geſchmückt. Der Fremdenzufluß iſt ein bedeutender.
Der ſeit acht Tagen vermißte Kaufmann Heinrich Patzer in Aſch wurde als Leiche in der Elſter nächſt Oesowitz mit einer Schußwunde im Hinterhaupte und zwei Schnittwunden am Halſe aufgefunden. Ein von frem der Hand geſchriebener Brief in der Taſche des Todten ſoll den Anſchein erwecken, daß derſelbe ſich mit Selbſtmordabſichten getragen habe. In ſeinem Schlafzimmer fand man Blutſpuren, einen abgeſchoſſenen Revolver und eine aufgeſprengte leere Geldcaſſette; es liegt alſo zweifellos ein Raubmord vor, nach welchem die Leiche in den Fluß gebracht wurde. — Zum Rector der Lemberger Univerſität für das Studienjahr 1900 / 1901 wurde der Profeſſor der Theologie Dr. Joſef Bilczewski gewählt. — Der Köhler der Baron Mayr’ſchen Köhlerei, Gio -5143 Wien, Dienſtag Reichspoſt 26. Juni 1900vannini Fu Pietro im Schladnitzgraben verunglückte dadurch, daß er bei Speiſung eines bereits brennenden Meilers durch einen Fehltritt bis über den Oberleib einſank. Ueber ſein Geſchrei eilte ſeine Frau hinzu, die ihn mit Aufgebot all ihrer Kräfte aus dem Meiler zog. Pietro erhielt ſchwere lebensgefährliche Brandwunden. — Der Kaiſer hat, wie die „ Lai - bacher Zeitung “meldet, den durch Brand geſchädigten Bewohnern von Vrhpolje, Gemeinde St. Barthlmä, Joſef Potocar, Joſef Kocman und Matthias Globelnik je eine Geldunterſtützung von 80 K geſpendet. — In Smyrna iſt eine Neuerkrankung an Peſt vor - gekommen. Eine an Peſt erkrankte Perſon iſt ge - ſtorben. — Wie aus Kaltenleutgeben ge - meldet wird, fand dort Samſtag die Eröffnung der Gasbeleuchtung ſtatt. — Der wegen Ermordung ſeines Bruders Elemer zum Tode verurtheilte Gutsbeſitzer Bela Papp beging im Gefängniſſe zu Szatmar einen Selbſtmordverſuch. Der Wächter bemerkte jedoch noch rechtzeitig die That, ſo daß Papp an der Aus - führung ſeines Vorhabens verhindert werden konnte. — Der im Jahre 1897 wegen Betruges zu ſieben Jahren Kerkers verurtheilte Hochſtapler Julian Colognati iſt in der Strafanſtalt Stein geſtorben.
Warm mit Gewitterneigung.
Heute wurde folgende Hofanſage ausgegeben:
„ Donnerſtag, den 28. Juni 1900, um 12 Uhr Mit - tags, findet in der geheimen Rathsſtube der Hofburg eine feierliche Eidesablegung Sr. kaiſerl. und königl. Hoheit des durchlauchtigſten Herrn Erzherzogs Franz Ferdinand von Oeſterreich-Eſte ſtatt.
Die Oberſten Hofchargen, die Geheimen Räthe und die Miniſter verſammeln ſich daſelbſt um ¾12 Uhr Vormittags, um dieſem feierlichen Acte als Zeugen beizuwohnen.
Die Herren vom Militär erſcheinen in Gala ohne Dienſtesabzeichen, die Herren vom Civil in der kleinen Uniform. Die Bänder der Ordens-Großkreuze werden nicht getragen. Die beſtehende Hoftrauer wird nicht abgelegt.
Die Zufahrt iſt an der Botſchafterſtiege. “
Von privater Seite erfahren wir, daß dieſe feierlich eidlich abzugebende Erklärung des Erzherzogs Franz Ferdinand vor dem Kaiſer, den Erz - herzogen, den Oberſten Hofchargen, den Geheimen Räthen und den Miniſtern aus Anlaß ſeiner bevor - ſtehenden morganatiſchen Vermälung mit Sophie Gräfin Chotek erfolgt und die Stellung ſeiner künftigen Gemalin und der eventuell aus dieſer Ehe hervorgehenden Deſcendenz betrifft.
Die königlich ungariſchen Miniſter werden dieſem Acte ebenfalls als Zeugen beiwohnen und kommen - den Mittwoch aus Budapeſt hier eintreffen.
Aus Budapeſt wird über den Inhalt des dem Erzherzog auferlegten Eides gemeldet:
Die vom Erzherzoge, als dem nächſtberechtigten Thronfolger abzugebende und eidlich zu bekräftigende Erklärung kann ſich auf nichts Anderes beziehen, als daß die von ihm mit der Gräfin Chotek zu ſchließende Ehe eine morganatiſche iſt und die aus dieſer Ehe entſtammenden Kinder nicht zur Thronfolge berufen ſein können, daß aus demſelben Grunde ſeine Gemalin nicht Königin ſein kann, daß ſie Stellung und Titel ihres Gatten nicht theile. Sie kann daher auch nicht zur Königin von Ungarn gekrönt werden.
In Bezug auf die Schließung der morganatiſchen Ehe und der rechtlichen Folgen derſelben beſteht keine Schwierigkeit, weil eben die Thronfolge-Ordnung Oeſterreichs und Ungarns dieſelbe iſt. Wer in Oeſter - reich zur Thronfolge nicht berechtigt iſt, iſt auch in Ungarn von derſelben ausgeſchloſſen. Im Uebrigen kann einer morganatiſchen Ehe kein Erzherzog ent - ſtammen, weil nur die Sproſſen einer ebenbürtigen Ehe den Anſpruch auf Rang, Titel und Stellung eines Erzherzogs erheben können. Zur Thronfolge aber ſind nur die Erzherzoge des Erzhauſes berufen.
(Elementarſchäden.) Am 22. d, um 6 Uhr Abends ging über Reiſenberg, Be - zirk Mödling, ſowie über mehrere Ortſchaften im Brucker Bezirke ein fürchterliches Gewitter mit Hagel - ſchlag nieder. Der Sturm wüthete derart, daß Bäume entwurzelt wurden. Der Regen floß in Strömen, ver - miſcht mit taubeneiergroßen Hagelkörnern. Dadurch ſind bei uns ſämmtliche Weingärten, Krautfelder und der größte Theil der Frucht total vernichtet. Der Schaden iſt ſehr groß. Wegen der hohen Prämie bei der Hagelverſicherung waren nur einige Grundbeſitzer verſichtert, und es er - weiſt ſich wiederum, wie nothwendig eine allgemeine obligatoriſche Hagelverſicherung wäre. Die hierorts ſo ſchwer betroffenen Grundbeſitzer werden an dieſem Elementarereigniß vorausſichtlich mehrere Jahre hart zu tragen haben.
(Die Straßentafeln.) Bürger - meiſter Hribar und ſeine Getreuen geben noch keine Ruhe. Als ob das Heil der ſloveniſchen Cultur davonabhienge, wird der Kampf um die einſprachige Straßen - tafel fortgeſetzt. Nunmehr hat der Gemeinderath be - ſchloſſen, gegen die Entſcheidung des Miniſteriums des Innern, wonach die einſprachigſloveniſchen Straßen - tafeln durch doppelſprachige zu erſetzen ſeien, den Recurs an den Verwaltungsgerichts - hof zu ergreifen.
(Sonnenwende.) Vor den Hundstagen beginnt es bei den Radicalnationalen oft verdächtig zu werden; beſonders die Sonnwendfeier bringt pathologiſche Kriſen jedes Jahr mit einer gewiſſen Sicherheit wieder, und alljährlich ſchwelgt die radicalnationale Phraſenſucht bei dieſer Gelegenheit in „ wabernder Lohe “u. ſ. w. Beſonders bedenklich aber iſt es, daß der alte Sonnwendfeuerbrauch von den Schönerianern zu der ſchmählichſten Parteihetze aus - gebeutet wird, und bezeichnender Weiſe iſt es bei uns Niemand anderer als der Vicebürgermeiſter der Stadt, der in eiliger Geſchäftigkeit jüngſt den Anlaß zu wüſten Anrempelungen der überwiegenden Mehrheit der Tiroler Bevölkerung ausnützte. Er erklärte in ſeiner Be - grüßungsanſprache bei der hieſigen Thal-Sonnwendfeier den Beſuch derſelben als eine „ Rieſenproteſtverſamm - lung gegen alle Verſuche, den deutſchen und freien Geiſt in Innsbruck durch pfäffiſche Mittel zu knebeln. “ Man weiß, wie Herr Dr. Erler dieſe Worte gemeint hat: Sie gelten allen denen, die mit den Scherergeſellen durchaus nichts gemein haben wollen. Was ſagt denn Herr Dr. Erler dazu, daß in einer hier und anderwärts bei der Sonnwendfeier verſtreuten, von dem waſchechten Schönerianer Franz Kießling verfaßten Schrift über die Sommer - ſonnenwende geſagt wird: „ Auch das Verquicken der Tagespolitik mit der Abhaltung von Sonnwendfeiern iſt zu vermeiden. Das Sonnwendfeuer ſoll bleiben, was es unſeren Vätern war: ein völkiſch bedeut - ſames Weihefeuer und kein politiſches Demonſtrationsfeuer. Denn wir halten an altem deutſchen Ziem und Brauch aus Liebe zu angeſtammter Art feſt, und nicht etwa den politiſchen Gegnern unſeres Volksthumes zum Hohne. Man kann bei der Begehung altdeutſcher Bräuche völkiſch (national) begeiſternde Worte ſprechen, ohne die ränkeſüchtige, deutſchthumsfeind - liche Tagespolitik herbeiziehen zu müſſen! Dies ſei namentlich den Veranſtaltern von Sonnwendfeiern in der Oſtmark ins Gedächtniß gerufen! “ Dieſe Worte der Flugſchrift ſind Herrn Dr. Erler nicht ſchlecht auf den Pelz geſchrieben. Doch was kümmert das den Innsbrucker Vice-Bürgermeiſter? Schimpfe fleißig und nadere tapfer! So ſteht’s ſeit jeher in Manches Deviſe.
(Aus dem czechiſchen Lager.) Der hieſige national-katholiſche „ Hlas “ſetzt ſeine Be - kämpfung der jungczechiſchen Obſtruction fort. Das Blatt erklärt, und darin hat es ſicher Recht, daß die jungczechiſche Partei durch ihre Obſtruction im Reichs - rathe das Intereſſe des czechiſchen Volkes um keinen Schritt nach vorwärts gebracht, ſondern geſchädigt habe. Durch die Schließung des Reichsrathes ſei der deutſch-czechiſche Streit nicht erledigt, ſondern blos vertagt worden. Bei der Wiedereröffnung des Reichs - rathes würden die Czechen wieder dort ſtehen, wo ſie vor der Skandal-Obſtruction geſtanden ſind. Der Kampf um die Rechte der czechiſchen Sprache werde wieder begonnen werden müſſen, und es ſtehe in Frage, ob ſich die Lage nicht durch Octroyirung eines Sprachengeſetzes, an deſſen Spitze die deutſche Ver - mittlungsſprache ſtehe, für die Czechen verſchlimmert habe, Die Gefahr der deutſchen Staatsſprache ſei allen Ernſtes drohend geworden. Sicher ſei, daß mindeſtens eine ſtrenge Geſchäftsordnung mit Einführung einer Parlamentswache octroyirt und daß eine Obſtruction, welche die Thätigkeit des Parlaments weiter behindern wolle, unmöglich gemacht werden ſoll. Wenn das Sprachengeſetz nicht octroyirt werden ſollte, wie es die Deutſchen wünſchen, dann müſſe ſich das Abgeordneten - haus in erſter Linie mit den Sprachenvorlagen be - ſchäftigen, und dann habe die Politik der „ Narodni Liſty “den Czechen nur die Sorge um eine neue Majorität gebracht, die das Sprachengeſetz auch dann nicht zu Gunſten der Czechen erledigen würde. Das Blatt fordert deshalb eine Verſammlung aller ſlaviſchen Abgeordneten. Für den Fall der Fort - ſetzung der jungczechiſchen Obſtruction in der Herbſt - ſeſſion des Reichsrathes werde eine neue Majorität aus Polen, Katholiſche Bolkspartei, conſervativem Groß - grundbeſitz, Südſlaven, Centrum, Rumänen und Chriſt - lich-Socialen gebildet werden. Dieſer Verbindung würden ſich auch einige vereinzelt ſtehende Abgeordnete anſchließen. Dieſe Zukunfts-Muſik baſirt vorläufig noch auf Phantaſie-Arbeit.
(Erinnerung an die verewigte Kaiſerin.) Der mähriſche Landtag hatte am 29. December 1898 aus patriotiſchen Gründen eine Stiftung creirt, welche zur bleibenden Erinnerung an die verewigte Kaiſerin Eliſabeth alljährlich am 10. September als dem Sterb[e]- tage der Herrſcherin 40 nach Mähren zuſtändige ver - armte Familien mit je 50 K durch den Landesaus - ſchuß zu betheilen anordnet. Geſuche um Betheilung aus dieſer Stiftung ſind mit dem Heimatſchein, dem Armutszeugniß, der Heimats - und Aufenthaltsgemeinde, dann einem Zeugniß über die Familienverhältniſſe bis 15. Juli beim mähriſchen Landesausſchuß einzubringen.
(Gutenberg-Feier.) Der küſten - ländiſche Buchdruckerverein veranſtaltete am 24. d., ge - meinſam mit dem Verein der Buchdruckereibeſitzer, im Fenicetheater eine Gutenberg-Gedenkfeier, welche über - aus würdig verlief. Abends fand ein Gartenfeſt ſtatt, deſſen Erträgniß für die Witwen und Waiſen von Buchdruckern beſtimmt iſt.
Zu dem am Muszky - berge bei Münchengrätz heute veranſtalteten Meeting hatten ſich trotz ſchlechten Wetters gegen 60.000 Menſchen eingefunden, alſo die doppelte Zahl der Theilnehmer am Meeting von 1869. Während des - ſelben ging ſtrömender Regen nieder; die Theilnehmer harrten jedoch aus. Das Meeting eröffnete Dr. Sebor aus Münchengrätz. Dann hielten die Vertreter aller ſtaatsrechtlichen Parteien Anſprachen: Abg. Horica für die Jungczechen, Durych für die Altczechen, Redacteur Klofac im Namen der nationalen Arbeiterſchaft, Hruby für die Agrarierpartei und Dr. Sobotka aus Königſaal für die radicale Partei. Sämmtliche Redner legten Ge - wicht auf die Einigkeit der ſtaatsrechtlichen Parteien und ſprachen ſich gegen die Koerber’ſchen Sprachen - geſetzentwürfe aus. Beſonders Dr. Sobotka opponirte unter großem Beifall der Verſammlung gegen die internationale Socialdemokratie und die neue czechifche Volkspartei, wobei es zu ſehr heftigen Kundgebungen gegen Prof. Maſaryk und deſſen Partei kam. Schließ - lich verlas Zajzek aus Kosmanos eine Reſolution, in welcher die bekannten czechiſchen Wünſche zum Aus - druck gelangen. Dieſe Reſolution wurde einſtimmig angenommen. Das Maſſenmeeting verlief ohne Störung.
Das neue Miniſterium iſt folgendermaßen zuſammengeſetzt: Präſidium und Inneres Hentze-Ribeiro, Miniſterium des Aeußern Joarroyo, Finanzminiſterium Anſelmo Andrade, Juſtizminiſterium Lampos Henriques, Kriegsminiſterium Pimentel Pinto, Marinemini - ſterium Teixeira Souſa, Miniſterium für öffent - liche Arbeiten Pereira Santos.
Die an das Ackerbau - miniſterium über den Wetterſturz vom 21. bis 23. d. eingelangten Berichte ſchildern denſelben in grellen Farben. Die Ortſchaft Koprivar meldet einen ſtarken Gewitterregen, welcher die Getreideſaaten niederlegte. Im Nemes Osca (Comitat Komorn) wüthete am 22. d. ein ungeheurer Sturm mit Wolkenbruch, welcher die Wohngebäude vollkommen demolirte. Große Bäume wurden entwurzelt und in den Obſt - und Weingärten bedeutender Schaden angerichtet. Leider iſt auch ein Verluſt an Menſchenleben zu beklagen. In der Gemeinde Ekel wurde durch den Einſturz von Häuſern eine Menge Vieh vernichtet. Daſelbſt wurde auch ein großer Theil der Saatenfelder durch ein Hagelwetter mit wolkenbruchartigen Regen unter Waſſer geſetzt und ein bedeutender Schaden an - gerichtet. Der Marktflecken Weſzegfalu (Comitat Komorn) meldet einen am 22. d. M. niedergegangenen Hagelſturz. Die Saaten erlitten großen Schaden. In Nagy-Dasznod (Comitat Szeben) fielen Schloſſen von der Größe eines Hühnereies. Aus Nyaradſzereda (Comitat Maros-Torda) wird ein ungeheuerer Sturm, Wolkenbruch und Hagelwetter gemeldet. Es fielen Schloſſen von Haſelnußgröße. Mais und Gartenanbau haben darunter arg gelitten. Die Ortſchaft Zerneſt (Comitat Fogoras) erlitt am 23. d. M. durch Hagel - wetter großen Schaden.
Der amerikaniſche Geſchäftsträger überreichte geſtern der Pforte in Ange - lengeit der bekannten Entſchädigungsanſprüche eine dritte Note, in welcher er eine umgehende Antwort auf die früheren Noten urgirt.
Der ſerbiſche Geſandte Mijatovitſch machte im Yildiz-Palais Schritte in Angelegenheit des Differenzial - Tarifes.
Die gemiſchte Commiſſion zur Regelung des Zoll - tarifes zwiſchen der Türkei und Bulgarien hielt geſtern unter Theilnahme des bulgariſchen Agenten ihre erſte Sitzung ab.
Der Sultan ſandte an König Carol von Ru - mänien anläßlich des Ablebens der Mutter desſelben ein Condolenz-Telegramm.
Die Blätter veröffentlichen Depeſchen aus Oporto, welche die Richtigkeit der Meldung, daß dort ein Peſtfall vorgekommen ſei, in aller Form beſtreiten.
Der Candidat der Regierung für das Kammerpräſidium iſt der Deputirte Villa.
70 Mitglieder des Eiſenbahn - Congreſſes ſind hier eingetroffen und beſichtigten die Sehenswürdigkeiten der Stadt. Mittag veranſtaltete die Direction der ungariſchen Staatsbahnen zu Ehren der fremden Gäſte ein Bankett. Nachmittags fuhr die Geſellſchaft nach Abbazia und kehrte von dort nach kurzem Aufenthalte wieder hieher zurück. Sodann reiſte ein Theil nach Venedig, um von dort in die Heimath6Wien, Dienſtag Reichspoſt 26. Juni 1900 143zurückzukehren. Der andere Theil fuhr nach Budapeſt zurück.
Der Wiener Männergeſang - Verein iſt heute abends mittelſt Sonderzuges von hier abgereiſt. Zum Abſchiede waren im Oſtbahnhofe der öſterreichiſche Generalcommiſſär, Sectionschef Exner, der öſterreichiſch-ungariſche Conſul Baron Jacobi und die Mitglieder der localen Ausſtellungscomites er - ſchienen. Der Vorſtand des Männergeſangvereines Schmiderhan dankte für die Abſchiedsgrüße und ver - ſicherte, daß die Pariſer Woche dem Vereine unvergeß - lich bleiben werde. Als der Zug ſich in Bewegung ſetzte, erſchollen brauſende Hochrufe.
Ueber hundert ſtrikende Bedienſtete der elektriſchen Straßenbahnen nahmen nach - mittags wieder die Arbeit auf.
Die Nachrichten aus China verſchlim - mern ſich; bezüglich einzelner Hauptpunkte des wachſenden Aufruhrs beunruhigt das Ausbleiben verläßlicher Meldungen noch mehr.
Thatſache iſt, daß mit den aufſtändiſchen Boxers die regulären chineſiſchen Truppen und größtentheils auch die Beamten gemeinſame Sache machen. Tödtung oder Vertreibung der Fremden, der „ europäiſchen Teufel “, iſt dabei die Loſung.
Das Reuter’ſche Bureau meldet aus angeb - lich amtlicher Quelle: Die regierende Kaiſerin - Witwe habe den Befehl erlaſſen, alle Fremden in China auszurotten. Prinz Tuan enthob Yunglu, den Oberbefehlshaber der chineſiſchen Truppen im Norden, vom Commando und über - nahm ſelbſt den Oberbefehl, nachdem er ange - kündigt hatte, daß er gegen Tientſin marſchiren und die Handvoll Fremder dortſelbſt verjagen werde.
Die Ruſſen und Amerikaner, welche am 21. d. gegen Tientſin vorgingen, wurden ge - zwungen, ſich wieder zurückzuziehen. Sie erwarten nun Verſtärkungen.
Die fremden Geſandtſchaften in Peking ſind von den Aufrührern umzingelt; man wagte zwar noch nicht, ihre Forts, in denen ſie ſich zur Vertheidigung des Lebens mit den wenigen Schutzſoldaten bereit halten, gewaltſam anzu - greifen, hofft aber auf chineſiſcher Seite, ſie aus - zuhungern.
In Tientſin, wo eine ſtärkere euro - päiſche Streitmacht die Fremden-Colonie vor dem vollen Untergange zu retten bemüht iſt, ſetzen die chineſiſchen Truppen das Bombardement gegen dieſen Stadttheil heftig und mit Erfolg fort. Ein von dort entflohener proteſtantiſcher Miſſionär berichtete telegraphiſch nach New - York: „ Ich entkam ſoeben aus Tientſin auf einem deutſchen Kanonenboote. Die Stadt wurde mehrere Tage hindurch von den chineſiſchen Truppen beſchoſſen. Das ganze Fremdenviertel wurde zerſtört. Lieutenant Wright von der amerikaniſchen Flotte und fünfzig Marine - ſoldaten, die zu unſerem Beiſtande ab - geſendet worden waren, wurden theils getödtet, theils verwundet. Die Munition iſt verbraucht. Die Garniſon leidet ſchrecklich. Hilfe iſt dringend nöthig. “ Ueber das chineſiſche Bombardement in Tientſin meldet auch Reuters Bureau: Die Ge - ſchoſſe fielen im öffentlichen Garten in der Nähe der Gardon-Hall nieder, in welche ſich die Frauen geflüchtet hatten. Eine Niedermetzelung der Fremden wird allgemein befürchtet. In Tientſin können im Ganzen nur 3000 Mann ausländiſcher Truppen und fremder Einwohner zuſammengebracht werden.
Es kam zwiſchen den europäiſchen Truppen und den Chineſen zu einer förmlichen Schlacht, in der Erſtere im Nachtheil blieben. Der nordameri - kaniſche Admiral Kempf meldete darüber per Kabel nach New-York: Die amerikaniſchen Marineſoldaten unter Major Waller, unterſtützt von 400 Mann ruſſiſcher Truppen, hatten in der Nähe von Tientſin ein Gefecht mit den chineſiſchen regulären Truppen; es gelang ihnen jedoch nicht, die Linien der Chineſen zu durchbrechen. Eine 2000 Mann ſtarke Streitmacht ſtehe bereit, den Kampf wieder aufzunehmen. Bedeutſam ſei es, daß es reguläre chineſiſche Truppen ſind, welche den ausländiſchen Truppen entgegentreten.
Eine neueſte Reuter-Meldung ergänzt dieſen Bericht dahin, daß Tientſin am Donnerſtag durch die chineſiſchen Truppen unter Prinz Tuan mit 45 Schnellfeuergeſchützen angegriffen wurde. Den Chineſen ſei es noch nicht gelungen, die Fremden - Colonien zu nehmen, obwohl das Feuer beträcht - lichen Schaden angerichtet hat.
An allen Ecken Chinas beginnt der Aufruhrgegen die Fremden emporzulodern. Ueber das nördliche China äußert ſich eine amtliche ruſſiſche Mittheilung: Die Boxers brannten die orthodoxe Kirche im Dorfe Untinan nieder; das gleiche Schickſal drohte dem Gebäude der ortho - doxen geiſtlichen Miſſion. Das Leben und Eigen - thum der in Nordchina lebenden ruſſiſchen Unter - thanen erſcheint errnſtlich bedroht, zumal Anfangs bloß 75 Mann dem ruſſiſchen Geſandten zur Verfügung ſtanden. Unter ſolchen Umſtänden hielt es die kaiſerliche Regierung für noth - wendig, zum Schutze ihrer diplomatiſchen Ver - tretung, ſowie zur Sicherung des Lebens und Eigenthums der ruſſiſchen Unterthanen entſchiedene Maßnahmen zu ergreifen. Die ruſſiſche Regierung hat durch ihren Pekinger Vertreter Giers von der chineſiſchen Regierung energiſche Maßnahmen zur Wiederherſtellung der Ordnung verlangt. Gleichzeitig erhielt der Geſandte den Auftrag, die Aufmerkſamkeit des chineſiſchen Staatsrathes auf die gefährlichen Complicationen zu lenken, welche der Fremdenhaß der Chineſen unausbleiblich nach ſich zieht, und die chineſiſche Regierung für alle Folgen der Ruheſtörungen verantwortlich zu machen. Militäriſche Verſtärkungen aller fremden Mächte gehen nun ſchleunigſt nach China ab. Die Kanonen haben das Wort.
Ueber die Stimmung in reichsdeutſchen Kreiſen wegen Gefährdung der deutſchen Colonien und Soldaten berichtet man aus Berlin: Die letzten Meldungen aus China haben große Er - regung hervorgerufen, da es keinem Zweifel mehr unterliegt, daß gegenwärtig hunderte Landsleute im Kampfe ſtehen, der nicht nur gegen die Boxers, ſondern auch gegen die mit modernen Gewehren und Kanonen ausgerüſteten chineſiſchen Truppen gerichtet iſt. Bei Tienſin ſeien die Europäer durch chineſiſche Geſchütze arg bedrängt.
In engliſchen politiſchen Kreiſen wird das Bemühen Rußlands, bei dieſer Gelegenheit gegen die anderen Mächte eine überragende Rolle zu ſpielen, mit großer Verſtimmung em - pfunden. Die großen engliſchen Kriegsvorbereitungen ſollen ein Gegengewicht gegen den ruſſiſchen Macht - aufwand ſchaffen. Zunächſt ſind Verſtärkungen aus der engliſchen Mittelmeerflotte in den chineſiſchen Gewäſſern in Ausſicht genommen.
Wir fügen daran folgende neueſte telegraphiſche Ergänzungen.
Die Admiralität erhielt von dem engliſchen Geſchwader-Chef in Taku eine aus Tſchifu vom 23. Juni datierte Depeſche, in der es heißt: Die Admirale der Mächte handeln im vollſten Einverſtändniſſe mit dem ruſſiſchen Viceadmiral als rangälteſtem Officier. 200 Mann des chineſiſchen Regiments von Wei-hai-wei ſind am 22. Juni in Taku gelandet. Da ſeit fünf Tagen nur ein Läufer von Tientſin durchgekommen iſt, konnten keine weiteren Nachrichten eintreffen, als die, daß die Fremden-Niederlaſſung faſt ganz zerſtört ſei und daß die Fremden dort hart kämpfen.
Ein Kabeltelegramm des Admirals Kempff aus Tſchifu vom Heutigen meldet: In einem Hinterhalt bei Tientſin wurden vier Mann von Wallert’s Commando getödtet und ſieben verwundet. Eine Streitmacht von 2000 Mann iſt heute zum Entſatze von Tientſin aufgebrochen. Marine - ſecretär Long bat den Admiral Remey angewieſen, mit dem Schiffe „ Brooklyn “nach Taku zu gehen und ſich General Mac Arthur zu Beförderung von Truppen zur Verfügung zu ſtellen.
Der „ New-York Herald “berichtet aus Waſhington: Die ameri - kaniſche Streitmacht in China wird nach ihrer Verſtärkung aus 4500 Mann und einer Batterie, die von den Philippinen genommen werden und unter dem Befehl des Generals Hall ſtehen, ſowie aus 16 Schiffen aller Art und 500 Mann Marinetruppen unter Admiral Kempff beſtehen. Das Thurmſchiff „ Monadnock “, welches bei den Philippinen ſich befindet, erhielt Befehl, nach Taku abzugehen. Der Hongkonger Correſpondent des „ World “meldet aus chineſiſcher Quelle, daß Seymour die Tartarenſtadt Pekings be - ſetzt hat.
Laut Berichten des öſterreichiſchen Kriegsſchiffes „ Zenta “haben ſich an der Erſtürmung der Forts von Taku auch öſterreichiſch-ungariſche Marine-Officiere in tapferſter Weiſe betheiligt. Genannt werden insbeſondereLinienſchiffs-Fähnrich Stenner und See-Cadet Petri, welche ſich ſpäter wieder auf die „ Zenta “einſchifften. Die k. und k. Kriegsflagge weht neben der deutſchen auf der ſüdlichen Fortification von Taku.
Aus Yokohama wird ge - meldet, daß Japan in der Frage der chineſiſchen Kriſe eine reſervirte Haltung einzunehmen entſchloſſen ſei, und ſich darauf beſchränke, das Concert der Mächte und das Gleichgewicht beim Vorgehen derſelben aufrecht zu erhalten. Japan wäre jedoch augenſcheinlich bereit, ſeine volle Stärke im kräftigen Zuſammenwirken mit jeder Macht gerne zur Geltung zu bringen, welche gleiche Intereſſen mit ihm habe und eine entſchloſſene Politik verfolge, die auf die Wiederherſtellung des Friedens und auf die Hintanhaltung des Uebergewichtes irgend einer Macht gerichtet wäre.
Kaiſer Wilhelm verlieh dem Commandanten des „ Iltis “, Kapitän Laut, der ſich vor Tako ausgezeichnet hat, den Orden pour le mérite. Die Decorirung des Commandanten wurde der im Kieler Hafen liegenden Flotte durch ein Flaggenſignal bekanntgegeben.
Der Vertheidigungskrieg der Boeren wird durch die ſiegreich nach Norden vordringenden Eng - länder auf immer engere Gebiete eingeſchränkt, und der Widerſtand erlahmt ſichtlich mehr und mehr.
Das ſchließt nicht aus, daß in den ſchluchten - reichen weiten Gebieten von Transvaal und dem Oranjeſtaate der kleine Guerilla-Krieg unter ausdauernder Beunruhigung und Schädigung der engliſchen Occupation durch vereinzelte Frei - ſchaaren-Gruppen noch lange fortdauern kann, wo - durch der Eroberer gezwungen wird, zur Nieder - haltung der unterjochten Boeren noch jahrelang eine große Streitmacht in Südafrika feſtzubannen. Aber die Ausſicht auf die Erhaltung der Un - abhängigkeit der beiden Boeren-Republiken iſt dahin. England hat die Goldminen und Dia - mantengruben, das Hauptziel, im Beſitze.
Viele Boerenkämpfer legen jetzt hoffnungslos und der zweckloſen Strapazen müde, die Waffen nieder, kehren heim auf ihre Farmen und kündigen mißmuthig die Unterwerfung an.
Speciell in der ſüdlichen Capcolonie, die ſich überhaupt jetzt erſt von der engliſchen Oberherr - ſchaft durch Inſurrection freimachen wollte, hat die letzte Combattantenſchaar die Waffen geſtreckt. Das Commando Devilliers, beſtehend aus 200 Mann, 289 Pferden, 18 Wagen mit 260 Ge - wehren und mehr als 10.000 Kugeln, übergab ſich dem engliſchen General Warren. Im Commando Devilliers befanden ſich 16 Führer der Auf - ſtändiſchen. Devilliers trennte ſich und ging mit einer kleinen Abtheilung oſtwärts.
Lord Roberts meldet aus Prätoria, daß Buller in Standerton einen beträchtlichen Theil des rollenden Materials fand. Die Boeren haben die Gegend verlaſſen. General Hamilton beſetzte geſtern Heidelberg. Der Feind floh bei ſeinem Herrannahen und wurde von be - rittenen Truppen 6 bis 7 Meilen weit verfolgt. Die Cavallerie zerſtreute den Feind. Am 22. d. fand ein Scharmützel ſtatt. Die Boeren griffen die engliſche Stellung bei Hermiſprit an und zerſtörten drei Bahnübergänge durch Feuer.
Reuter’s Office meldet aus Standerton: Die Burghers fahren fort, den Neutra - litätseid zu leiſten, und die Waffen niederzulegen. Die Truppenmacht, welche dem Präſidenten Krüger jetzt zur Verfügung ſteht, wird auf 15.000 bis 20.000 Mann geſchätzt; ſein einziger Gedanke ſoll es ſein, den Krieg bis zu den amerikaniſchen Präſidentſchaftswahlen fort - zuführen, da er hofft, daß dann eine Intervention er - folgen werde.
Reſultate der beiden letzten Tage: Samſtag: Der Auſtralier Fengler warf den Franzoſen Deſiré; der Franzoſe Pons den Wiener Zwicker; der Pole Pytlaſinski den Spanier Chorello; der Türke Achmed den Wiener Hallmayer; der Belgier Robinetti den Franzoſen Fournier. Sonntag: Der Franzoſe Beaucoirois beſiegte den Belgier Petri; der Auſtralier Fengler den Spanier Chorello; der Holländer van der Berg den Deutſchen Burghard; der Belgier Robi - netti den Franzoſen Deſiré und der Deutſche7143 Wien, Dienſtag Reichspoſt 26. Juni 1900Hitzler den Franzoſen Fournier. — Chorello, Burghardt und Fournier ſcheiden, nachdem ſie bereits drei Niederlagen erlitten, aus dem Wettbewerbe aus.
erläßt an alle in Wien lebenden Tiroler, welche keinem Vereine angehören, die Ein - ladung, anläßlich des am 28. d. M. ſtattfindenden Kaiſer - Huldigungs-Fackelzuges ſich ihm anzuſchließen. Kleidung: Nationaltracht oder Lodenrock. Die Theilnahme wolle man dem Vorſtande Gemeinderath Hugo Platter, 14. Bez, Felberſtraße 22, bekanntgeben, wer hiezu keine Zeit findet, kann auch ohne weitere Formalitäten ſich am 28, d. M. zwiſchen 5 — 6 Uhr Abends beim Wimberger (Neubaugürtel) einfinden und beim Vereine melden.
hält morgen Dienſtag, den 26. Juni, Abends 8 Uhr, in Schütz’s Saal, 10. Bez., Laxenburgerſtraße Nr. 26, ſeine VI. ordentliche Generalver - ſammlung ab.
Donnerſtag den 28. d. M. wird, wie bereits be - kannt, dm Kaiſer aus Anlaß ſeines 70. Geburts - tages vor ſeiner Abreiſe nach Iſchl eine Serenade, ſo - wie ein Fackelzug dargebracht.
Zu der Serenade werden ſich nach den bisherigen Anmeldungen zu ſchließen, etwa 4500 Sänger im Schloßhofe von Schönbrunn verſammeln und unter der Leitung der Chormeiſter Kremſer und Kirchl einige Lieder executiren. Der Monarch und die Mit - glieder des Kaiſerhauſes werden, auf der großen Frei - treppe ſtehend, dieſe Sängerhuldigung entgegennehmen Sodann begibt ſich der Kaiſer mit den Erzherzogen und Erzherzoginnen in das Kaiſerzelt vor der Haupt - wache in Schönbrunn und dort wird der impoſante Fackelzug defiliren. Die circa 50.000 Theilnehmer ralliiren ſich auf dem Schmelzer Exercierfelde in fünf Treffen und werden ihren Weg durch die Johnſtraße, Hadikgaſſe über die Penzingerbrücke zur Schloßhofgaſſe nehmen und ſich dann zu Meidlinger Brücke bewegen, wo ſich der Zug theils durch die Winkelmannſtraße in die Mariahilferſtraße, theils durch die Schönbrunner - ſtraße ziehend, auflöſt. Der Fackelzug wird um ¾9 Uhr ſeinen Anfang nehmen und dürfte circa bis 10 Uhr dauern.
Nach dem Zuge veranſtaltet der Niederöſterreichiſche Sängerverband im Katharinenſaale ein Feſtconeert undauch die übrigen Verbände planen nach der Kaiſer - huldigung feſtliche Veranſtaltungen.
Die „ Nar. Liſty “verlegen ſich aufs Prophezeien, das beſonders in der Politik leicht blamirt.
„ Nach dieſem jungczechiſchen Leitorgan wird das Quoten - und Budgetproviſorium das Teſtament der Regierung ſein. Dieſe befinde ſich in einer derartigen Bedrängniß, daß ſie ſich nicht zu rühren vermag und ihre Lebenskraft nur aus der Unthätigkeit ſchöpfe. Jede Bewegung, in welcher Richtung immer würde einen ſo heftigen Anſtoß herbeiführen, daß das ohne - hin nicht einheitliche Gefüge des Cabinets zerfallen müßte. Vor dem 8. Juni ſei noch eine partielle Miniſter - kriſe auf dem äußerſten rechten Flügel und während der letzten Delegationscampagne, als es ſich um die Aufhebung der Kindinger’ſchen Geheimverordnung handelte, eine ſolche auf dem äußerſten linken Flügel möglich geweſen; heute beſtehe dieſe Möglichkeit nicht mehr. Heute ſeien eine partielle Miniſterkriſe und eine Reconſtruction des Cabinets ausgeſchloſſen; heute ſei das geſammte Cabinet gefährdet. In dem Momente, da Dr. v. Koerber genöthigt wäre, dem Monarchen das Ge - ſtändniß zu machen, daß er für ſeine über die beiden Proviſorien hinausreichende Action die Zuſtimmung aller ſeiner Collegen habe, wäre er auch gezwungen, um die Entlaſſung anzuſuchen. Es komme nur darauf an, wie groß das Spatium ſein werde zwiſchen der momentanen Phaſe und jenem Augenblick, wo die Dinge auf des Meſſers Schneide ſtehen werden. Dieſe zeitliche Entfernung könne Tage, aber auch Monate währen. Der freiwillige Entſchluß der Miniſter oder der Wille der Krone können ſie auf eine Woche herabdrücken oder ſie bis zum Herbſte verlängern.
Em. W. Wien und Def. Frd. in Wien. Beſten Dank für die Erinnerung an die Reichspoſt und die freund - liche Begrüßung. Die Zuſchrift in der morgigen Nummer.
Em. Ritter. Dafür ſind geeignete „ Röntgenſtrahlen “noch nicht erfunden. Oder kennen Sie ſolche? Und warum inſerirt die von Ihnen angeführte Concurrenz nicht?
Ambr. S. Wenden Sie ſich bezüglich des befragten Anſchluſſes an eine Reiſegeſellſchaft nach Paris etwa an den Reichsrathsageordneten Schneider, Mechaniker, Wien - Rudolfsheim, oder an das Reiſebureau Schenker u. Comp., Wien, Schottenring.
Kirchberg a. d. Piel. Deckert u. Homolka, 4. Bez., Favoritenſtraße 34.
Rob, Frantz, Univ. -P. Sie fragen, ob in Oeſterreich nach Erlangung des Doctorgrades in den 3 weltlichen Fa - cultäten die Erhebung in den Freiherrnſtand erfolge? Keineswegs! Damit hat man Ihnen einen Bären aufge - bunden.
Zucker (per 100 Kilo), Rohzucker. ſtetig, prompt Frachtbaſis Auſſig K. 29. — G. K. 29.10 W.; pro Juli Frachtbaſis Auſſig K. 29.05 G. K. 29.15 W.: Raffinade, Ia, ruhig prompt ab Wien in Ganzwaggons K. 84.75 G. K. 85. — W.; Würfelzucker Ia, ruhig, per Juli-Auguſt ab mäh - riſche Station tranſito K. 29.25 G. K. 29.75 W. Piles Centrifugal Ia, behauptet, prompt ab Trieſt tranſito K. 28. — G., K. 29. — W.; per Juli-Auguſt ab Trieſt tranſito K. 28.50 G. K. 29.50 W. — Spiritus (per 10.000 Liter), abgeſchwächt, prompt contingent. ab Wien K. 44. — G. K. 44.40 W. — Rüböl (per 100 Kilo), feſt. prompt ab Wien K. 37. — G. K. 37.50 W. — Leinöl (per 100 Kilo) ſehr feſt, engl. prompt ab Wien K. 97.50 G. K. 99.50 W. — Oelſaaten (per 100 Kilo) unv. Kohlreps per Auguſt-Sept., ab Wien K. 13.75 G. K. 13.85 W. — Petroleum (per 100 Kilo) ruhig Kaukaſiſches raff. ohne Faß prompt ab Trieſt tranſito K. 11.50 G. K. 12. — W., Galiziſches ſtand white prompt ab Wien per Waggon K. 37.50 G. K. 38.50 W.; deto - waſſerhell prompt ab Wien per Waggon K. 38.50 G. K. 39.50 W. Fettwaaren (per 100 Kilo) ruhig, Schwein. fett, incluſive Faß prompt I. Koſten ab Wien K. 56. — G. K 57.50 W. Speck, weiß, excluſive Packung prompt I. Koſten ab Wien K. 51. — G. K. 51.50 W.: Unſchlitt, Aus - ſchnitt, prompt, I Koſt ab Wien K. 34.50 G. K. 35. — W.
Die notirten Course verstehen sich in Kronenwährung. Die Notirung ſämmtlicher Actien und der „ Diverson Lose “verſteht ſich per Stück. In den Rubriken A — F werden die auf K, ö. W. oder Silber lautenden Effecten für 100 K = 50 fl., die auf C. -M. oder Goldgulden lautenden für 50 fl. des betreffenden Nominales, die auf Mark, Franos, Lire und Liv. St. lautenden für 100 Mark, Franos, Lire und Liv. St. notirt. Die ausnahmsweiſe per Stück gehandelten Effecten dieſer Rubriken ſind beſonders bezeichnet.
Die Zin[se]n ſind vom Nominale, bei nicht vollgezahlten Action vom eingezahiten Betrage zu berechnen und iſt die bei einem Effecte angeführte Steuer zu dem bemerkten Satze in Abzug zu bringen. Umrechnungssätze für Capital und Zinsen: 1 fl. ö. W. oder Silber = 2 K, 1 fl. C. -M. = 2 K 10 h, 1 Goldgulden = 2 K 40 h, 1 Mark = 1 K 18 h, 1 Franc oder 1 Lira = 86 h, 1 Liv. Sterl. = 24 K.
Geld | Waare | |
A. Allgemeine Staats - ſchuld. | ||
Mai-Rente p. C. 4·2%. | 97.90 | 98. — |
Februar-Rente p. C. 4. 2% | 97.75 | 97.95 |
Silber-Rente-Juli p. C. 4·2 % ........ | 97.40 | 97.60 |
Silber-Rente-October p. C. 4·2 % ....... | 97.40 | 97.60 |
1854er Staatsloſe 250 fl.. | 168.50 | 170.50 |
1860er „ „ 500 fl.. | 134.50 | 135. — |
1860er „ „ 100 fl.. | 158. — | 160. — |
1864er „ „ 100 fl.. | 196.50 | 197.25 |
1864er „ „ 50 fl.. | 196.50 | 197.25 |
Dom. -Pfdbr à 120 fl.. | 298. — | —. — |
B. Staatsſchuld der im Reichsrathe vertrete - nen Königreiche und Länder. | ||
Oeſt. Goldrente, ſtfr., 100 fl. per Caſſa ..... 4% | 115.80 | 116. — |
dto. Rente in Kronenwhr. ſtfr., per Caſſa ... 4 | 97.65 | 97.85 |
dto. dto. dto. p. Ultimo 4 | 97.65 | 97.85 |
Oeſt. Inveſtitions-Rente, ſtfr., per Caſſa ... 3½ | 34.20 | 34,40 |
Eiſenbahn-Staats - ſchuldverſchrei - bungen. | ||
Eliſabethb. in G. ſtfr. zu 100 fl. ...... 4% | 113. — | 113.[8]0 |
Franz Joſeph-Bahn i. Slb. (div. St.) .... 5¼% | 119.75 | 120.25 |
Rudolf-Bahn in Kronenw. ſtfr. (div. St.) .. 4% | 95.40 | 96.10 |
Vorarlberger Vahn in Kw. ſtfr. 400 Kr ... 4% | 95.25 | 96.25 |
Zu Staatsſchuldver - ſchreibungen abge - ſtempelte Eiſenbahn - Actien. | ||
Eliſabethbahn 200 fl. CM. 5¾% von 200 fl .... | 493. — | 497. — |
dto. Linz-Budw. 200 fl. ö. W. S ..... 5¼% | 437. — | 440. — |
dto. Salzb. -Tir. 200 fl. ö. W. S ...... 5% | 428. — | 431. — |
dto. Karl Ludw. -B. 200 fl. CM. 5% von 200 fl.. | 422.60 | 423.60 |
Vom Staate zur Zah - lung übernommene Eiſenbahn-Priori - täts-Obligationen. | ||
Böhm. Weſtbahn, Em. 1885 400 Kr. 4% ..... | 95.30 | 96. — |
Geld | Waare | |
Eliſabethb. 600 und 3000 M. 4 ab 10% ...... | 112.25 | 113. — |
Eliſabethbahn 400 u. 200 M. 4% ......... | 115.50 | 116.50 |
Franz Joſeph-B. Em. 1884 (div. St.) Silb. 4% .. | 95.50 | 96.30 |
Galiziſche Karl Ludwig-B. (div. St.) Silber 4%. | 95.50 | 96.30 |
Vorarlberger Bahn Emiſſ 1884 (div. St.) Silb. 4% | 94.80 | 95.60 |
C. Staatſchuld der Länder der ungariſchen Krone. | ||
4% ung. Goldrente p. C. | 115.80 | 116. — |
4% dto. Rente in Kronen - währ. ſtfr. per Caſſa. | 91. — | 91.20 |
3¼% dto. dto. dto. p. C. | 81.90 | 82.10 |
Ung. St. -Eiſ.-Anl. G. 100 fl. | 120.50 | 121. — |
dto. dto. Silber 100 fl.. | 98.80 | 99.80 |
dto. Staats-Oblig. (Ung. Oſtb. ) v. J 1876 ... | 116.80 | 117.40 |
dto. Schankregal-Ablöſung - Obligation ...... | 98. — | 98.80 |
dto. Prämien: Anl. à 100fl. — 200 Kr ....... | 157. — | 158. — |
dto. dto. á 50 fl. — 100 Kr. ....... | 157. — | 158. — |
Theiß-Reg. -Loſe 4% ... | 138.50 | 139.50 |
4% ung. Grundentl. -Oblig. | 90.50 | 91.50 |
4% croat. und flavon. dto. | 92.50 | 93.50 |
D. Andere öffentliche Anlehen. | ||
5% Donau-Reg. -Anl. 1878 | 106.50 | 107.50 |
Wiener Verkehrs-Anl ... | 94.25 | 95.25 |
Anlehen d. Stadt und Han - delskammer Trieſt. 4% | 94.50 | 94.50 |
Anlehen der Stadt Wien. | 102. — | 103. — |
dto. dto. (Silb. od. Gold) | 122 40 | —. — |
dto. dto. (1894) .... | 92.20 | 93.20 |
Anl. d. Stadt Wien (1898) | 〈…〉〈…〉4.50 | 95. — |
Börſebau-Anl. verlosb. 5% | 100. — | 100.75 |
Bulgar. Staats-Eiſ. -Hyp. - Anl. 100 fl. G. = 240 Kr. ........ 6% | 96.75 | 97.25 |
Bulgar. Staats-Hyp. -Anl. 1892. 100 fl. G. = 240 Kr. ..... 6% | 96.75 | 97.25 |
E. Pfandbriefe ꝛc. | ||
Bodener. allg. öſt. in 50 J. verl. ....... 4% | 94.20 | 95.20 |
Böhm. Hyp. -Bank .. 5% | 102. — | 103. — |
N. -öſt. L. -Hyp.-Anſt. 4% | 〈…〉〈…〉6.60 | 97,10 |
Oberöſterr. Landes-Hyp. - Anſt ........ 4% | 98.50 | 99.50 |
Geld | Waare | |
Oeſt. ung. Bank 40½jähr verl. ....... 4% | 98.50 | 99.50 |
dto. 50jähr. verl. 4% | 98.50 | 99.50 |
Sparcaſſa erſte öſterr., 60 J. verl. ....... 4% | 98.75 | 99.7〈…〉〈…〉 |
Steierm. Sparcaſſa .. 4% | 96.50 | 97.50 |
F. Eiſenbahn-Priori - täts-Obligationen. | ||
Bozen-Meraner Bahn 4% | 94. — | 95. — |
Buſchtehrader Bahn 5% | 102.25 | 102.65 |
Dux-Bodenbacher E., I. E. 1869 ....... 5% | —. — | —. — |
Ferd. -Nordb. E. 1886 4% | 98. — | 98.75 |
Oeſterr. Nordweſtbahn 5% | 106.50 | 107.40 |
dto. lit. B. ... 5% | 106. — | 106.60 |
Staatsbahn ..... 3% | 409. — | 413. — |
dto. X. Em. 1885 .. | 392. — | 394. — |
dto. Ergänzungsnetz. | 397. — | 402. — |
Südbahn Jänner-Juli 3% | 314. — | 315. — |
dto. April-October 3% | —. — | —. — |
Südnorddentſche Verbindg. - Bahn 4% ...... | 95.40 | 96.10 |
Ung. -galiz. Bahn .... | 103.10 | 1〈…〉〈…〉 4. — |
4% Unterkrain. -Bahn (d. St.) ......... | 99.50 | 100. — |
4% Valſugana-Eiſenb. -G. 200 Kr. ....... | 92. — | 94. — |
4% Wien-Aſp. -Eiſenb.-Geſ. 200 fl. S. ...... | 94.25 | 95.25 |
4% Wr. -Loc.-A.-G. 400 K | 90. — | 91. — |
5% Wr. -Pott.-Wr.-N.-B. 200 fl. S ....... | —. — | 105.50 |
4% Ybbsthalb. 200 fl. u. 1000 fl. 5. W. .... | —. — | —. — |
G. Diverſe Loſe. (per Stück.) | ||
3% Bodener. -Loſe Em. 1880 | 238.50 | 240.40 |
3% „ „ Em. 1889 | 234. — | 235.50 |
4% Don. -Dampfſch 100 fl. | 335. — | 345. — |
5% Don. -Reg.-Loſe ... | 250. — | 252. — |
Präm. -Oblig. d. türk E. - B. 400 Fr. p. C .... | —. — | —. — |
dto. dto. p. M. | 111.50 | 112.75 |
Creditloſe 100 fl. .... | 393.75 | 394.75 |
Clary-Loſe 40 fl. .... | 129.75 | 130.75 |
Domban Budapeſter ... | 13. — | 14. — |
Innsbrucker Stadtanl ... | 64.50 | 66.50 |
Krakauer Anl. ..... | 71 — | 72. — |
Laibacher Pr - Anl. ... | 47. — | 49. — |
Ofener Loſe 40 fl ..... | 131. — | 135. — |
Rothen Kreuz öſterr. Geſ. v. 10 fl. ....... | 41.50 | 42.50 |
Rothen Kreuz ung. ... | 20. — | 21. — |
Rudolf-Loſe 10 fl ..... | 63.50 | 65.50 |
Salm-Loſe 40 fl. .... | 175.25 | 177 25 |
Geld | Waare | |
Salzburger Prämien-Anl. | 60.50 | 61.50 |
Stanislauer Prämien-Anl. | 130. — | —. — |
St. -Genios. Loſe 40 fl ... | 183. — | 185. — |
Waldſtein-Loſe 20 fl. .. | 178. — | —. — |
Wiener Communal-Loſe v. Jahre 1874 ..... | 388.50 | 390.50 |
Gew-Sch. der 3% Präm. - Schuldv. der Bodencred. - Anſtalt Em. 1889 ... | 50. — | 52. — |
Actien. | ||
H. Transport-Unter - nehmungen. | ||
Auſſig-Tepl. Eiſenb. 500 fl | 3070 | 3080 |
Bau - und Betriebs-Geſ. f. ſtädt. Straßenb. in Wien lit. A ........ | 317. — | 319. — |
Bau - und Betriebs-Geſ. f. ſtädt. Straßenb. in Wien lit. B ........ | 307. — | 309. — |
Böhmiſche Nordbahn 150 fl. | 439. — | 441. — |
Buſchtiehrader Eiſ. 500 fl. CM. ........ | 3160 | 3180 |
dto. (lit. B) 200 fl. p Ult | 1142 | 1146 |
Donau-Dampfſchiffahrt-Gſ. 500 fl. CM. ..... | 768. — | 772 — |
Dux-Bodenb. -Eiſeub. 400 K. | 610. — | 614. — |
Ferdinands-Nordb. 1000 fl. CM .......... | 6340 | 6355 |
Lemb. -Czern.-Jaſſy-Eiſen - bahn-Geſ. 100 fl. S.. | 533. — | 535. — |
Lloyd, öſt., Trieſt, 500 fl. CM .......... | 774. — | 778. — |
Oeſt. Nordweſtb. 200fl. S. | 464. — | 466. — |
dto. (lit. B) 200 fl. S. p. U. | 477. — | 477.50 |
Prag-Duxer-Eiſenb. 100 fl. abgſt. ........ | 183. — | 185. — |
Staatseiſb. 200 fl. per Ult. | 677.50 | 678.50 |
Südb. 200 fl. Silb. p. Ult. | 119.50 | 120.50 |
Südnorddeutſche Verbdgsb. 200 fl. CM. ..... | 372. — | 374.50 |
Tramway-Geſ., neue Wr., Prioritäts-Actien 100 fl. | 200. — | 208. — |
Ung. -galiz. Eiſb. 200 fl. S. | 411. — | 415. — |
Ung Weſtb. (Raab-Graz) 200 fl. Silber .... | 430. — | 435. — |
Wiener Localbhn. -Act.-Geſ. | —. — | —. — |
I. Banken. | ||
Anglo-Oeſt. Bank 120 fl. | 280. — | 282. — |
Bankverein, Wiener 200 fl. | 507. — | 508. — |
Bodencredit-Anſtalt, öſterr. 200 fl. S. ...... | 904. — | 907. — |
Creditanſtalt für Handel u. Gewerbe 160 fl. per C. | —. — | —. — |
dto. dto. per Ultimo .. | 693.50 | 694.50 |
Geld | Waare | |
Creditbank, Allg. ung. 200 fl. | 728. — | 730. — |
Depoſitenbank, Allg. 200 fl. | 432. — | 433. — |
Escompte-Geſellſch., Nied. - Oeſt. 500 fl ...... | 1420 | 1430 |
Giro - und Caſſenverein, Wiener 200 fl. .... | 473. — | 475. — |
Hypothekenbank, öſterreich. 200 fl. 30% E ..... | 198.50 | 200. — |
Länderbank, öſterr. 200 fl. | 435 50 | 436.50 |
Oeſterr. -Ung. Bank 600 fl. | 1747 | 1755 |
Unionbank 200 fl ..... | 569. — | 561. — |
Verkehrsbank, Allg. 140 fl. | 322. — | 326. — |
K, Induſtrie-Unter - nehmungen. | ||
Baugeſ., Allg. Oeſt. 100 fl. | 168. — | 171 — |
Egydyer Eiſen - und Stahl - Ind. in Wien 100 fl.. | 180. — | 182. — |
Elektr. -Geſ. allg. öſterr .. | 508. — | 512. — |
Eiſenbahnw. -Leihg., erſte, 100 fl ......... | 334 — | 338. — |
„ Elbemühl “, Papierf, V-G. | 130. — | 132. — |
Lieſinger Brauerei 100 fl. | 315. — | 320 — |
Montan-Geſ., öſter. -alpin. | 479.50 | 480.50 |
Prager Eiſen-Ind. -Geſell. 200 fl ......... | 1880 | 1890 |
Salgo-Tarj. Steinkohlen 100 fl ......... | 635. — | 636. — |
Trifalier Kohlenw. -G. 70fl. | 411. — | 425. — |
Türk. Tabakregie-Geſellſch. 200 Frcs. 5% p. Caſſa | —. — | —. — |
dto. dto. Ultimo | 289. — | 290 — |
Waffenf. -Geſ., Oeſt. in Wien 100 fl ......... | 354. — | 357 — |
Waggon-Leihanſtalt, Allg. in Peſt 400 Kr ..... | 1025 | 1035 |
Wr. Baugeſellſch. 100 fl.. | 167. — | 169 — |
Wienerberger Ziegelei-Act. - Geſellſchaft ...... | 734 — | 740. — |
L. Deviſen. | ||
Amſterdam ....... | 200 40 | 200.65 |
Deutſche Plätze ..... | 118 65 | 118 85 |
London ........ | 242.40 | 242.60 |
Italieniſche Bankplätze .. | 90.90 | 91 10 |
Paris ......... | 96.55 | 96.65 |
Schweizer Plätze .... | 95 95 | 96.15 |
M. Valuten. | ||
Ducaten ........ | 11.37 | 11 41 |
20-Francs-Stücke .... | 19 33 | 19 35 |
Noten ......... | 118.70 | 118 85 |
Rubel-Noten ...... | 2.56 | 2 57 |
Druck, Herausgabe und Verlag Ambr. Opitz, Wien. — Verantwortlicher Redacteur Hermann Hikiſch, Wien.
Carl Habermann vom „ Scherer “hat ſeine Sache in der „ Scherer-Correſpondenz “bisher ſo ſchlecht gemacht, daß man ihm ſchleunigſt einen Helfer engagiren mußte, der nun dem Habermann die Artikel für die „ Correſpondenz “liefert. Der neue Mann nennt ſich „ Reinmar vom Rheine “; das wird aber nur ein Druckfehler ſein für „ Rein-narr vom Weine “. Gleich ſein erſter Artikel über „ Römiſchen Reliquien-Schwindel “wurde confiscirt, ebenſo ein anderer: „ Die Frauen und die Kirche “. Dafür iſt einer ſtehen geblieben, der von den Hugenottenkriegen handelt, von der Bartholomäusnacht und anderen alten lieben Be - kannten aus dem Culturkampf-Converſationslexikon älteſter unverbeſſerter Auflage. Und zum Schluſſe wird dann ein Wort Biſchofs Hefele von Rotten - burg citirt ohne Citat, ohne Gewähr für die Echtheit desſelben, aus jedem Zuſammenhang ge - riſſen, aber jedenfalls, wenn auch noch ſo entſtellt, aus ſeiner vor-biſchöflichen Zeit: „ Es fehlt wahr - lich nicht am Willen der Hierarchie, wenn nicht im 19. Jahrhundert wieder Scheiterhaufen aufge - richtet werden. “ Und daran fügt er den claſſiſchen Satz: „ Von welchen Friedensgedanken die Hierarchie gegen Andersgläubige beſeelt iſt, das ſagt uns u. A. die Caniſius-Encyclika und das Verhalten gegen die Altkatholiken! “ Wahrſcheinlich, weil darin empfohlen ward, die Proteſtanten und Altkatholiken alle mit Butz und Stingel, mit Haut und Haar zu[v]erbrennen! — Der „ reine Narr “ſpricht auch aus den folgenden Artikeln, die von der Tugend - roſe, den Sonetten des Papſtes, den päpſtlichen Orden, Lourdeswaſſer, Roſenkranz, Blut des heiligen Januarius, heiligen Rock in Trier und ſo weiter handeln. Wir glauben ſelbſt für die Eſel, für welche der „ Scherer “ſchreibt, iſt das alte Stroh zu dürr, und ſie laſſen es liegen. Da - gegen werden ſie mit Entſetzen leſen, „ daß Gregor VII. in einem feierlichen Concil erklärt habe: „ Die Kirche iſt berechtigt, jegliche weltliche Herrſchaft zu verleihen und zu nehmen. “ Das wird alles ſo ohne Citat, ohne Beweis, ohne Herſtellung von Sinn und Zuſammenhang, an - geführt, daß man nur annehmen kann, die Herren vom „ Scherer “ſpeculiren eben nur auf — Eſel, die ſich von „ reinen Thoren “mit den aller - abgeſtandenſten Geſchichtslügen einen blauen Dunſt vormachen laſſen. Eine ernſtere Antwort geben wir erſt dann, wenn ſolche geſchichtliche Fragen ernſt behandelt werden. Für Narren ſchreibt nur die „ Scherer-Correſpondenz “.
macht die „ Scherer-Correſpondenz “— und darum iſt dieſer Artikel auch nicht vom Rein — narr ge - zeichnet — für einen wackeren Tiroler Wirth. Der Artikel lautet:
„ Touriſten und Radfahrer, welche nach Tirol[k]ommen und Matrei am Brenner berühren, werden vor dem dortigen „ Gaſthof zur Krone “ge - warnt, deſſen Beſitzer, ein pfäffiſcher Landtags - abgeordneter Namens Franz Stadler, als Ge - meindevorſteher durch bewaffnete Bauern die Sonn - wendfeuer auf der Waldraſtſpitze verhinderte. “
Wir wüßten nicht, wie der „ Scherer “dieſem wackeren Mann und ſeinem Geſchäfte beſſer dienen konnte. Wer von chriſtlichen Touriſten nach Matrei am Brenner kommt, verſäume nicht, bei Franz Stadler einzukehren und unter einem kräftigen „ Heil! “mit ſeinem feurigen Wein auf ſein Wohl anzuſtoßen.
Niemand hat der am Samſtag zur Gruft ge - leiteten unglücklichen Schauſpielerin Frl. Krall, die, von einem jüdiſchen Arzte entehrt und dann im Stich gelaſſen, in den Tod gieng, ſein Mitleid verſagt. Aber mit allem Nachdruck müſſen wir proteſtieren, daß der Jude Julian von Sternberg in der „ N. Fr. Pr. “nunmehr dieſe That zum Beweiſe ſtempeln will, daß der Selbſtmord nun nicht mehr blos ein ſpecifiſch-theatraliſcher, ſondern ein echt bürgerlicher, ſpießbürgerlicher Tod ſei, wenn man ein Unglück nicht mehr tragen kann; wir müſſen proteſtieren, wenn er ob dieſes Selbſtmordverſuches Fräulein Krall als das „ Bürgermädchen vom Theater “preiſt und alſo ſchließt:
„ Das Theater iſt bürgerlich geworden, es ver - zichtet dankend auf die Ausnahmsſtellung, die ihm ein - geräumt wird. Auch das verführte Bürgermädchen vom Theater will geheirathet werden, und wird es belogenund betrogen, ſo handelt es nicht anders, als es ge - handelt hätte, wenn es eben nicht zum Theater ge - gangen wäre. “
Wir proteſtieren, daß ein unglückliches Bürger - mädchen auch wenn es nicht zum Theater gehört, im Unglück zum Selbſtmord eilt! Das iſt nicht bürgerliche Moral, das iſt Judenmoral; wir proteſtiren aber auch im Namen der an - ſtändigen Theaterwelt, daß das Theater moral ſein ſoll. Es iſt bürgerliche Moral, daß ein bürgerliches Mädel nicht mit jedem erſten beſten frechen Juden eine Liebſchaft anfängt und wenn es ſchließlich doch durch ihn ſich „ belügen und be - trügen läßt, “reuig und geduldig trägt, was es ſelbſt mitverſchuldet hat. Wir glauben, es wäre für den Juden Julius Sternberg ein viel pikanteres Thema für eine Plauderei in der „ N. Fr. Preſſe “geweſen, wenn er eine nähere Charakteriſtik jenes Dr. Stößel gegeben, der die Unglückliche um Unſchuld, Ehre und ihr junges, blühendes Leben gebracht. Es gibt ſolcher „ Lebe - jünglinge “noch mehr in den dem Dr. Julius Sternberg zugänglichen Kreiſen.
hat das ſächſiſche Miniſterium ſoeben beſchworen. Es konnte für Sachſen wirklich nichts Gefährlicheres