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Reichspoſt.
Unabhängiges Tagblatt für das chriſtliche Volk Öſterreich-Ungarns.

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Telephon 18082.

XIII. Jahrgang. Wien, Freitag, 5. Oktober 1906. Nr. 227.

Erinnerung, nicht Zwang.

Abg. Dr. Geßmann hat geſtern im Subkomitee für die Frage der Wahlpflicht, einen Antrag geſtellt, der die beſte Widerlegung aller der Fabeleien darſtellt, die die Wahlpflicht als einen Angriff auf die bürgerliche Freiheit, als die Ausübung eines unerlaubten Zwanges bezeichnen und daraus Wertloſigkeit einer erzwungenen Stimmenabgabe folgern möchten. Eine geſetzliche Beſtimmung, die als Entſchuldigungsgründe für die Nichtabgabe der Stimme Alter, Gebrechlichkeit, Krankheit, längere Abweſenheit, berufsmäßige Verhinderung, Kommu - nikationshinderniſſe und Erſchwerungen anführt, ohne mit dieſer Aufzählung alle Diſpensbedingungen erſchöpfen zu wollen, und als Strafe für Wahl - ſäumige Beträge bis zu höchſtens 10 Kronen feſtſetzt, kann doch unmöglich als Zwang angeſehen werden. Es gibt unzählige, bedeutend ſtrengere Geldſtraf - beſtimmungen, viele davon nur auf dem Verord - nungswege erlaſſen und nur durch einfache Polizeiakte angewendet, die, obwohl ſie gleichgültigere Angelegen - heiten als die Zuſammenſetzung der Volksvertretung, der geſetzgebenden Körperſchaft betreffen, trotzdem niemand als Zwang fühlt.

Eine Strafſanktion aber, die alle möglichen Entſchuldigungsgründe gelten läßt und dabei ſelbſt dem Wohlhabendſten gegenüber mit einer ganz ge - ringen Ahndung vorgeht, iſt in der Tat nichts an - deres als eine mit der Feierlichkeit der Geſetzgebung ausgeſprochene Mahnung an die Bürgerpflichten. Dieſe ſtete, im Geſetze feſtgelegte Erinnerung an den Bürger, daß er ein Verſäumnis begeht, wenn er ſich um die Wahl nicht kümmert, ſtellt gewiß ein Erziehungsmittel dar, das notwendig iſt, wenn das allgemeine Wahlrecht nicht auf dem Papiere bleiben und auch in der Zukunft praktiſch nicht nur den Beſitz eines Teiles aus dem Volke darſtellen ſoll. Etwas anderes haben die Chriſtlich-Sozialen, wie wieder - holt an dieſer Stelle dargelegt worden iſt, nie ge - wollt.

Die Gegner der Wahlpflicht bleiben freilich taub für alle Gründe der Vernunft, auch die Sozial - demokratie, deren Preſſe bisher hierin gegenüber allen ſachlichen Darlegungen ebenſo verſtockt iſt, wie die armen Sünder, die ſie wegen ihrer Anhänglichkeit für d[aſ]Pluralwahlrecht täglich durch die Gaſſen treibt. Jetzt iſt die ſozial - demokratiſche Preſſe gar ſchon auf das Grazer Organ der deutſchen Volkspartei gekommen. Den bürger - lichen Parteien werden die Aeußerungen dieſes Blattes, das unzählig oft gerade von der ſozialdemokratiſchen Preſſe als das Prototyp politiſcher Beſchränktheit angenagelt wurde, als heiliges Evangelium ins Ge - wiſſen gerufen. Einen ſchlechteren Dienſt hätte die ſozialdemokratiſche Preſſe ihrer Sache ſchon nicht mehr leiſten können, als daß ſie jetzt die Blinden als Augenzeugen zu Hilfe holt. Es iſt aber doch gar zu hübſch, was das Grazer Organ der deutſchen Volkspartei als Urſache ſeiner Abneigung gegen die Wahlpflicht angibt: Wenn nun auch gar nicht zu beſtreiten iſt, daß den Sozial - demokraten durch die Wahlpflicht eine gewaltige Phalanx gegenübergeſtellt würde, ſo müſſen wir doch daran denken, daß die Klerikalen erſt mit der Wahlpflicht ihren letzten Mann heraus - brächten. Denn außer ihren wohldiszipliniertenHeerſcharen fielen zu ihnen die Hauptmaſſen jener Indolenz, die ſie ja ſtets zu hegen verſtanden; alle jene, für die die Worte Freiheit, Fortſchritt und Bildung einen höchſt unangenehmen Klang haben, weil darin etwas von geiſtiger Bewegung iſt, die die Sumper haſſen. Vermehrt würden ſie durch die Zahl aller Allzuvorſichtigen; alle, die der Wahl - urne auch heute noch aus einem gewiſſen vormärz - lichen Gefühle aus dem Wege gehen, würden nur mit einem ängſtlichen Blick nach oben den Stimm - zettel ſchreiben. Jede kräftige, deutſchbewußte Volks - bewegung würde arg niedergedrückt werden durch die Stimmenmaſſen der wahlpflichtigen Indolenz.

Der langen Rede kurzer Sinn iſt: Je mehr zur Wahl gehen, deſto weniger leicht werde ich ge - wählt. Und weil ich am Ende nicht mehr gewählt werde, deswegen bin ich gegen die Wahlpflicht. Eine Politik, die alle für Trottel und Heloten der Dummheit erklärt, die nicht für ſie ſtimmen, iſt zwar nicht ſehr volkstümlich, aber ſie iſt vielleicht rieſig fortſchrittlich, freiheitlich und geiſtig bewegt Es fehlt uns Armen, die wir immer der Meinung waren, die Demokratie des modernen Verfaſſungs - lebens ruhe auf dem ganzen Volke und nicht auf einigen Ortsölgötzen und ihrem Anhange, für der - artige Begriffe fortſchrittlicher Politik ohne Zweifel jegliches Verſtändnis. Wi[r]finden es nur ſehr billig, jeden einen dummen Kerl zu heißen, der am Ende nicht in das Horn einer Partei bläſt, die einſt einem Genie wie Malik zu einem Mandat verhalf.

Daß die ſozialdemokratiſche Preſſe ſich nicht ſchämt, dem Freiſinn eine ſo geiſtreiche Logik, wie die jenes Volkspartei-Organes als die ſchlagkräftigſte Vertretung rein bürgerlicher Intereſſen anzupreiſen, iſt ebenſo denkwürdig, wie die Blindheit jener deutſch - nationalen Politiker, deren Partei in ihren ureigenſten Domänen, wie in Graz, nach den Behauptungen ihrer eigenen Parteipreſſe nur infolge der Wahl ſäumigkeit ihres Anhanges der Sozialdemo - kratie weichen mußte. Es gehört zu den ſpaßhaften Rätſeln, welche die deutſche Volkspartei ſo gerne ihren Geſinnungs - genoſſen aufgibt, daß ein alpenländiſcher Abge - ordneter der Deutſchen Partei, Herr Dr. Löcker, die von dem Hauptorgan der Deutſchen Volkspartei für die Alpenländer ſo wuchtig bekämpfte Wahlpflicht mit noch viel ſchärferen Strafbeſtimmungen ſchützen möchte als die Chriſtlich-Sozialen. Wenn ſelbſt ſein punzierter Freiſinn Herrn Abg. Dr. Löcker nicht be - wahrt vor Neigungen für die Wahlpflicht was ſind dann die vom Standpunkte des Freiſinns gegen die Wahlpflicht vorgebrachten Bedenken wert?

Wer es ernſt meint mit dem allgemeinen Wahl - rechte, muß die Wahl tatſächlich zu einer allgemeinen Volksabſtimmung machen. Das iſt keine Nebenſache in der jetzigen Reform, ſondern trifft ihr Weſen.

Politiſche Rundſchau.

Oeſterreich-Ungarn.

Befetzung von Statthalterpoſten.

In der nächſten Zeit ſollen die erledigten Statthalter - poſten in Innsbruck und Brünn zur Beſetzung gelangen. Unter den Kandidaten für den Innsbrucker Statthalterpoſten wird nebſt demStatthalter von Linz, Frhrn. v. Handel, auch der ehemalige Handelsminiſter Frhr. v. Call ge - nannt. Es verlautet auch, daß auf dem Wiener Statthalterpoſten ein Wechſel bevorſtehe und als Nachfolger des Grafen Kielmansegg der ehemalige Miniſter des Innern, Graf Bylandt-Rheydt auserſehen ſei. Damit bekäme Niederöſterreich den erſten Vertreter der Wahlreformvorlage an die Spitze der Landesverwaltung.

Landtagskandidaturen in Mähren.

Aus Iglau, 4. d., wird telegraphiert: Im Landgemeindenkreis Iglau Frain Datſchitz Jamnitz kandidieren die Chriſtlich - Sozialen gegen den Deutſchfreiheitlichen Köttner aus Wolfra[ms]den Bauer Karl Steindl in Zlabings. Für die allgemeine Kurie im 3. Wahlkreis, zu welchem die Gerichtsbezirke Iglau, Datſchitz, Jamnitz, Trebitſch, Zwittau, Mähriſch-Trübau, Müglitz, Boskowitz gehören und wo der deutſchfreiſinnige Block den Krankenkaſſen - kaſſier Müller in Iglau und die Sozialdemokraten den jüdiſchen Redakteur Leo Freundlich aufgeſtellt haben, kandidieren die Chriſtlich-Sozialen den Fahrrad - und Kohlenhändler Anton Pieringer in Zlabings. Die Sozialdemokraten ſind gut organiſiert und glauben von den 22.000 Stimmen des Wahlkreiſes über wenigſtens 6000 Stimmen verfügen zu können. Um das Mandat der Städtekurie Iglau bewirbt ſich der bis - herige liberale Abgeordnete Dr. Groß.

Das Geheimnis des Antrages Tol - linger.

Das Grazer Volksblatt übt heute an dem Antrag des Abg. Dr. Tollinger auf Einführung des Pluralwahlrechts ſcharfe Kritik, weiſt insbeſondere auf die Zurückſetzung der Geiſtlichen in dieſem Antrage hin und fährt dann fort:

Die Tollingerſchen Vorſchläge haben nicht des - halb im Wahlreformausſchuſſe ſo viele Freunde ge - funden, weil ſie der Gerechtigkeit entſpringen, ſondern deshalb, weil jetzt in der elften Stunde den Parla - mentariern der Schrecken vor der Zukunft in die Glieder gefahren iſt. Nicht prinzipielle Anſchauungen ſind es, die für die Stellungnahme maßgebend ſind, ſondern taktiſche Erwägungen. Und ſo iſt es gekommen, daß Herodes und Pilatus Freunde ge - worden ſind und den letzten Verſuch machen, um das alte Privilegienparlament unter einer neuen Form zu retten. Es hat faſt den Anſchein, daß die Entſcheidungsſchlacht bei dieſer Frage geſchlagen wird.

Miniſter Dr. Pazak für die Kongrua.

Aus Prag wird uns heute berichtet: Wie der Čech meldet, hatte der Landesausſchußbeiſitzer Mſgr. Burian geſtern mit dem tſchechiſchen Landsmannminiſter Dr. Pazak in Angelegenheit der Kongruavorlage eine Konferenz. Der Miniſter ſicherte zu, ſich der Geiſtlichkeit annehmen zu wollen und zu trachten, daß die Regelung der Kongrua ſo bald als möglich im günſtigen Sinne gelöſt werde.

Die Hilfe für Dalmatien.

Wie dem Narodni Liſt aus Wien gemeldet wird, hat die Regierung den dalmatiniſchen Abgeordnetn mit - geteilt, daß ſie ſchon im nächſten Staats - voranſchlage mehrere Millionen Kronen zur Hebung der wirtſchaftlichen Lage Dalmatiens be - anſpruchen werde, da die Regierung keineswegs beabſichtige, Dalmatien nur in akademiſcher Weiſe zu unterſtützen.

Die agrariſche Zentralſtelle und der Ausgleich.

In einer unter dem Vorſitze des Hofrates R. v. Guttenberg geſtern in Wien abgehaltenen Sitzung der Oeſterreichiſchen Zentral - ſtelle zur Wahrung der landwirtſchaftlichen In - tereſſen , der auch mehrere Abgeordnete und Ge - noſſenſchaftsvertreter beiwohnten, führte R. von

Note:
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Die heutige Nummer iſt 12 Seiten ſtark.
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2Wien, Freitag Reichspoſt 5. Oktober 1906 227

Hohenblum in ſeinem Referate über den Aus - gleich aus, daß gegenwärtig eigentlich kein Ver - tragsverhältnis zu Ungarn mehr exiſtiere und Ungarn für Oeſterreich in wirtſchaftlicher Beziehung zum Auslande geworden ſei. Nach längerer De - batte wurde eine Reſolution angenommen, in welcher der ſtändige Ausſchuß der Zentralſtelle erklärt, daß das wirtſchaftliche Verhältnis zu Ungarn nur durch den Abſch[lu]ß eines Handels - vertrages mit Zugrundelegung der ſtrengſten Reziprozität geregelt werden dürfe. Auch müſſe eine dem wirklichen Im - porte der beiden Reichshälften entſprechende Aufteilung der Zolleinnahmen und die Zweiteilung der Oeſterreichiſch-unga - riſchen Bank gefordert werden. Der Ausſchuß erklärt die Forderung Ungarns nach Aufnahme der Barzahlungen im gegenwärtigen Moment als eine große Gefahr für die Geſamtmonarchie. Schließlich müſſe in den neuen Vereinbarungen der heimiſche Viehbeſtand in veterinärer Beziehung geſchützt werden. Ferner ſei das Verbot des Blankoterminhandels in Getreide und Mahl - produkten auch in Ungarn feſtzuſetzen. Während der Dauer des Handelsvertrages dürfe der Mahl - verkehr in keiner der beiden Reichshälften wieder eingeführt werden. Dann ſeien tarifariſche Ver - einbarungen zu treffen, damit die ungariſchen Maſſenprodukte gegenüber den heimiſchen Sendungen auf öſterreichiſchen Bahnen nicht begünſtigt er - ſcheinen.

X. Parteitag der Chriſtlich-Sozialen in Deutſchland.

In Weimar gehen ſoeben die Beratungen des X. Parteitages der Chriſtlich-ſozialen Partei Deutſchlands vor ſich. Ueber die als vertrau - lich bezeichneten Verhandlungen liegt nur ein ganz allgemeines Preßcommuniqué vor, dem einige intereſſante Bemerkungen zu entnehmen ſind. In der Debatte wurde hervorgehoben, daß auf Arbeiterkandidaturen beſonderer Wert zu legen und daß die Durchführung des allgemeinen, gleichen, direkten und geheimen Proportionalwahl - rechtes Programmpunkt ſei. Auf dem Gebiete der Schulen iſt die konfeſſionelle Schule, die Unentgeltlichkeit der Lehrmittel, obligatoriſcher ſchulgeldfreier Fortbildungsunterricht an Wochen - tagen mit konfeſſionellem Religions - unterricht zu erſtreben; in ſteuerpolitiſcher Hinſicht gehen die Forderungen auf kom - munalen Zuſchlag zur Umſatzſteuer der Warenhäuſer und deren Filialen, auf allgemeine Einführung der Umſatzſteuer nach dem gemeinen Wert, Wertzuwachsſteuer; für die ſtädtiſchen Arbeiter iſt zu erſtreben freies Koalitionsrecht für ſtädtiſche Arbeiter, ſtädtiſche Arbeiterausſchüſſe; ferner Ver - ſtadtlichung aller Betriebe der Straßenbahnen, Elektrizität, Gas, Waſſer, des Abfuhrweſens, des Anſchlagweſens, Errichtung ſtädtiſcher Apotheken. In ſeiner Rede zu dieſen programmatiſchen Fragen erzählte u. a. Partei - ſekretär Rüffer aus ſeinen Erfahrungen in der Agitation:

Unendlich viele der ſogenannten Genoſſen , die bei Wahlen unentwegt rot wählen, haben keine Ahnung von dem Programm der Sozialdemokratie und dem wahren Weſen der Umſturzpartei. Durch eine energiſche Aufklärungs - arbeit im Kleinen laſſen ſich viele wieder zurück - gewinnen. Dem Parteiſekretär iſt es nach einem Vor - trage einmal paſſiert, daß ein Sozialdemokrat auf - ſtand und ſagte: Genoſſen! Unſerer roten Fahne bleiben wir treu; aber auf unſeren Kaiſer Wilhelm laſſen wir nichts kommen!

Der Parteipräſident Dr. Stöcker pro - teſtierte ſchließlich gegen eine in Mannheim aus - geſprochene Behauptung, die chriſtlichen Gewerk - ſchaften befänden ſich auf dem Wege zur Sozial - demokratie. Auch der Generalſekretär des Gewerk - vereins chriſtlicher Bergarbeiter, Behrens, er - klärte gegenüber jener Mannheimer Auslaſſung, die chriſtliche Arbeiterſchaft werde treu zu Kaiſer und Reich ſtehen und von dieſem Boden aus eine Beſſerung ihrer Lage mit Nachdruck erkämpfen.

Holland in Not

(Von unſerem Korreſpondenten in Antwerpen.)

Die Thronrede, mit der kürzlich die General - ſtaaten eröffnet wurden, hat durch die Fülle der in ihr enthüllten Zukunftspläne der Regierung alle Parteien ſtutzig gemacht. Denn es iſt kein Zeichen der Staatsweisheit, doppelt ſo viel zu verſprechen, als auch das fleißigſte Parlament zuleiſten imſtande iſt. So weiß man denn, daß zumindeſt die Hälfte der Regierungspläne aus dem Programme geſtrichen werden muß und man fragt ſich nur, welche erledigt, welche übergangen werden ſollen. Dazu kommt die ernſte Schwierigkeit, welche die Bewältigung des 8 Millionen-Defizits dem Staate bereitet, denn den Ausgaben von 186 Millionen ſtehen Einnahmen von nur 177·75 Millionen gegenüber. Außerdem machte der Finanzminiſter bekannt, daß für die angekün - digten ſozialen Reformen nicht weniger als 22,530.000 holländiſche Gulden notwendig ſeien. So wird die Krankenverſicherung 1,100.000 Gulden, die Altersverſicherung 6,400.000 erfordern und und die Ausdehnung des Unfallsgeſetzes auf den Landbau, die Fiſcherei und die Schiffahrt mit 400.000 Gulden veranſchlagt. Unter den Mitteln, die der Miniſter zur Erleichterung der Taſchen der Steuerträger erfand, wird beſonders die Steuer auf Schnaps und Tabak der Regierung großen Widerſtand ſchaffen. Wurden bis jetzt per Hekto - liter Schnaps 63 Gulden bezahlt, ſo will der Miniſter dieſe Steuer gar auf 90 Gulden erhöhen. Dem vorigen Miniſterium mißlang hier eine Erhöhung von 7 Gulden und jetzt fordert man eine ſolche um 27 Gulden. Das muß natürlich den ouden Genever viel teurer machen, und die Holländer trinken doch regelmäßig jeden Morgen ihr Gläschen. Dazu kommt die Steuer auf Zigarren und Tabak. So allgemein iſt hier das Rauchen, daß man ſogar Kinder von 11 12 Jahren un - geniert mit ihrer Zigarre im Munde ſpazieren gehen ſieht. Sogar in Erziehungsanſtalten iſt das Rauchen nach der erſten heiligen Kommunion erlaubt; ſo daß die Wendung üblich iſt, die Holländer kämen mit der Zigarre im Munde zur Welt. Zigarre und Tabak waren bis jetzt ſteuer - frei, daher um billiges Geld gute Ware. Nun will der Finanzminiſter eine Steuer auf Tabak und Zigarren legen, die dem Lande zwei Millionen einbringt. Ob das Volk dieſe Geſetze mit Freude begrüßen wird! Miniſterpräſident Kuyper iſt hauptſächlich durch das von ihm eingeführte Getränke - geſetz gefallen: ſeine Hauptfeinde waren die Wirte. Wie will nun Miniſterpräſident De Meeſter dieſem Zorn entgehen, wenn er den allgemein beliebten Genever ſo ſchwer beſteuert? Man darf auf Ueberraſchungen vorbereitet ſein, umſomehr, als die ſieben Sozialdemokraten, durch welche die Liberalen die Mehrheit haben, doch das Volk nicht gegen ſich einnehmen können, indem ſie eine ſo hohe Steuer auf den Schnaps genehmigen.

Koſtſpielig und ſchwere Opfer heiſchend iſt auch der Feldzug Hollands gegen zwei auf - rühreriſche Fürſten der Inſel Bali, über die noch kein entſchiedener Sieg davongetragen wurde. Am 19. September beſetzten die niederländiſchen Truppen die Poeri Keſiman und eroberten dort 10 Kanonen, 67 Gewehre, viel Munition und Waffen. Am darauffolgenden Tage wurde Denpaſar, wo der Fürſt mit ſeinem Gefolge ſich aufhielt, eingenommen. Der Feind verteidigte ſich tapfer, ſodaß auf holländiſcher Seite vier Soldaten getötet und zehn andere ver - wundet wurden. Der Feind ließ 400 Tote auf dem Schlachtfelde. Der Fürſt ſelbſt mit ſeinem Frauen und der ganzen Familie war unter den Getöteten. Er hatte nach Sitte der Eingeborenen, als er geſehen, daß kein Widerſtand mehr möglich ſei, mit allen ſeinen Angehörigen die Stadt ver - laſſen und ſich den Kugeln des Feindes ausgeſetzt. Die meiſten der Angehörigen des Fürſten hatten ſich ſelbſt den Tod gegeben und desgleichen die Frauen, die mit Diamanten und Perlen geſchmückt den Fürſten begleitet hatten. Am 23. wurde Bodveny geſtürmt und auch hier hatte der Radja Pametjoetan mit ſeinen Frauen den Tod geſucht, 200 ſeiner Leute kamen um. Aber die Expedition iſt noch nicht beendet, da noch zahlreiche Trupps von Untertanen des getöteten Fürſten entſchiedenen Widerſtand leiſten.

Tagesbericht.

* Kalender für Freitag den 5. Oktober.

Katholiken: Laur. Juſtin. Griechen (22. Sep - tember): Phok. M. Sonnenaufgang 6 Uhr 05 Minuten morgens. Sonnenuntergang 5 Uhr 32 Minuten abends. Mondesaufgang 7 Uhr 20 Minuten abends. Mondesuntergang 8 Uhr 43 Minuten vormittags.

* Auszeichnungen und Ernennungen.

Der Kaiſer hat die von dem außerordentlichen Ge - ſandten und bevollmächtigten Miniſter Julius Zwiedinek von Südenhorſt erbetene Ueber - nahme in den Ruheſtand genehmigt und demſelbenbei dieſem Anlaſſe das Großkreuz des Leopold-Ordens verliehen, den Privatdozenten an der deutſchen Univerſität in Prag Dr. Joſef Langer zum außerordentlichen Profeſſor der Kinderheilkunde in Graz ernannt, ferner dem Laboranten der Geologiſchen Re[i]chsanſtalt Franz Kalunder das Silberne Verdienſtkreuz mit der Krone, dem Förſter Julius Kubelka in Kotzman das Silberne Verdienſtkreuz mit der Krone ver - liehen. Der Finanzminiſter hat den Offizial beim Tabakeinlöſungsamte in Metkovic Nikolaus Pavisic zum Kontrollor des Tabakeinlöſungs - amtes in Vergoraz und den Offizial beim Tabak - einlöſungsamte in Gravoſa Julius Spraitz zum Kontrollor des Tabakeinlöſungsamtes in Imoski er - nannt. Der Juſtizminiſter hat den Staatsanwalt - ſubſtituten Dr. Franz Huber in Wien zum Staats - anwalte in Wels ernannt, den Staatsanwalt - ſubſtituten Dr. Georg Schwarz in Korneuburg nach Wien verſetzt und den Gerichtsadjunkten Robert von Soos in St. Pölten zum Staatsanwalt - ſubſtituten in Korneuburg ernannt. Der Miniſter für Kultus und Unterricht hat den Bauadjunkten des Staatsbaudienites, Ingenieur Franz Wiedorn in Bozen zum Lehrer in der IX. Rangsklaſſe an der Staatsgewerbeſchule in Czernowitz ernannt. Der Eiſenbahnminiſter hat die Ingenieure Arthur Leeder, Joſef Bocek, Max Fiſchl, Zdislav Gubrynowicz und Robert Hartinger zu Oberingenieuren im Eiſenbahnminiſterium ernannt. Der Eiſenbahnminiſter hat den Baukommiſſär der öſterreichiſchen Staatsbahnen Rudolf Leſſel zum Oberingenieur im Eiſenbahnminiſterium, den Bau - Oberkommiſſär der öſterreichiſchen Staatsbahnen Berthold Tittinger und den Maſchinen-Ober - kommiſſär der öſterreichiſchen Staatsbahnen Karl Juranek zu Oberkommiſſären der General - Inſpektion der öſterreichiſchen Eiſenbahnen, den Bau - kommiſſär der öſterreichiſchen Staatsbahnen Joſef Hula zum Oberkommiſſär der General-Inſpektion der öſterreichiſchen Eiſenbahnen ernannt. Der Ackerbauminiſter hat den Forſteleven Alfred Lin - hart zum Forſt-Inſpektions-Kommiſſär II. Klaſſe ernannt.

* Erzherzogin Marie Valerie

iſt Mittwoch abends aus Wallſee in der Station Penzing ein - getroffen und von der Station aus in das kaiſerliche Schloß Schönbrunn gefahren.

* Aus dem Landwehr-Verordnungsblatte.

Der Kaiſer hat verlieben den Orden der Eiſernen Krone III. Klaſſe dem Oberſten Ernſt von Schneller, Landwehr-Platzkommandanten in Wien, das Offizierskreuz des Franz Joſef-Ordens dem Oberſten Ferdinand Fidler von Iſarborn, Kommandanten des Landwehr-Infanterie-Regiments Eger Nr. 6; den Orden der Eiſernen Krone III. Klaſſe den Oberſten Johann Lavric, Kom - mandanten des Landwehr-Infanterie-Regiments Czernowitz Nr. 22, und Karl Schudawa, Kom - mandanten des Landwehr-Ulanen-Regiments Nr. 6; der Kaiſer hat angeordnet: die Ueberſetzung vom Aktivſtande des Heeres in den Aktivſtand der Land - wehr des Hauptmannes I. Klaſſe, Ludwig Rigger, des Infanterie-Regiments Nr. 77; der Hauptleute II. Klaſſe, Rudolf Golla, des Feldjäger-Bataillons Nr. 30, und Rudolf von Kurz zum Thurn, des Armeeſtandes.

* König Viktor Emanuel in Lebensgefahr.

Der Daily Telegraph meldet aus Mailand: König Viktor Emanuel ſchwebte vor einigen Tagen in eigener Lebensgefahr. Er wohnte im königlichen Palaſte Racconigi und ließ ſich einen Kinemato - graphen vorführen. Nach der Vorſtellung rief er den Eigentümer zu ſich, gab ihm die Hand, unter - hielt ſich in der leutſeligſten Weiſe mit ihm und verabſchiedete ſich dann ſehr freundlich. Später ent - deckte die Polizei, daß der Veranſtalter der Kine - matographen-Vorſtellung ein notoriſcher An - arch iſt namens Dutto iſt. Er wurde ſchleunigſt ge - ſucht und verhaftet.

* Die chriſtlichen Handelshilfs - und Speditionsarbeiter.

Am nächſten Sonntag, um ½10 Uhr vormittags, wird in Franz Schödls Saal, Mariahilſerſtraße 56, eine große Verſammlung ſtatt - finden, in der Beratungen über die kommenden Wahlen der Handelshilfs - und Speditionsarbeiter gepflogen werden. Als Referenten fungieren: Ge - meinderat Leopold Kunſchak, Gemeinderat Heinrich Fraß, Redakteur Franz Spalovsky und Leopold Heiniſch.

* Joſefine Gallmayer.

In ſtiller Weiſe er - folgte am Mittwoch nachmittag um 5 Uhr die Bei - ſetzung der ſterblichen Ueberreſte Joſefine Gallmayer, die auf dem Matzleinsdorfer evangeliſchen Friedhof exhumiert worden waren, in dem von der Kommune Wien bewilligten Ehrengrabe. Die ſolenne Feier bleibt dem Tage der Enthüllung des Denkmales vorbehalten. Der heutigen Uebertragung der Gebeine wohnte in Vertretung der Gemeinde Wien Magiſtratsrat Hulla bei.

* Selbſtmord im Rathauspark.

Am Mitt - woch vormittags wurde an einem Baume im Rat - hauspark ein alter Mann erhängt aufgefunden. Die Leiche wurde als die des 78jährigen proviſoriſchen Kanzleidieners der Staatseiſenbahn-Geſellſchaft Wenzel Treibiſch agnosziert. Schmerz über den vor zwei Wochen erfolgten Tod ſeiner Gattin Barbara, hat den Greis in den Tod getrieben.

3227 Wien, Freitag Reichspoſt 5. Oktober 1906

* Begegnung König Georgs mit Kaiſer Franz Joſef.

Nach hierhergelangten Mitteilungen wird König Georg von Griechenland anfangs No - vember in Wien eintreffen und mit Kaiſer Franz Joſeſ eine Begegnung haben, der nach der Anſicht hieſiger diplomatiſcher Kreiſe eine gewiſſe politiſche Bedeutung beizumeſſen ſein wird.

* Landeseiſenbahndirektor Fogowitz.

Der Landesausſchuß hat dem Anſuchen des Landeseiſen - bahndirektors um Verſetzung in den Ruhe - ſtand Folge gegeben. Landeseiſenbahndirektor Fogowitz hat aus Geſundheitsrückſichten ſein Penſionsgeſuch eingereicht. In der gleichen Sitzung erhielt Inſvektor Boyer vom Landes - eiſenbahnamt, der in dem Prozeſſe Ullrich-Pattai nicht die beſte Rolle geſpielt hatte, einen Verweis.

* Franz Eichert.

Am Donnerstag den 11. Oktober wird dem Dichter Franz Eichert die ihm vom Gemeinderate der Stadt Wien verliehene Salvatormedaille in feierlicher Weiſe überreicht werden, falls nicht durch die Erkrankung Dr. Luegers eine Verſchiebung der Feſtlichkeit notwendig wird.

* Wie ein deutſcher Gelehrter in der Judenpreſſe behandelt wird.

Aus Wiener akademiſchen Kreiſen wird uns geſchrieben: In den - jenigen alldeutſchen Kreiſen unſerer Stadt, wo man noch nicht auf das Judentum ſchwört, hat man mit großer Indignation die tückiſche Weiſe bemerkt, in welcher das Wiener Hauptjudenblatt über den ver - ſtorbenen Hofrat Profeſſor Dr. Joſef Weinlechner ſich zu ſchreiben erkühnt. Sowohl am Montag, wie am Dienstag ſtellt die Neue Freie Preſſe den toten Meiſter als Grobian, ja ſogar als Raufbold hin, der mit der Spitalsverwaltung Konflikte aus - getragen habe, die oft in Handgreiflichkeiten aus - zuarten drohten. Wer Weinlechner gekannt hat, weiß, was er von dieſen Erzählungen zu halten hat. Der alte Chirurg war zwar zeitlebens ein ſogenannter g’rader Michel , d. h. er genierte ſich niemals, gewiſſe Auswüchſe jedermann gegenüber mit den richtigen Namen zu bezeichnen. Allein ein Grobian, oder gar ein Raufbold, iſt Weinlechner nie geweſen, davon hielt ihn ſchon ſeine urgemütliche Veranlagung ab. Dem Kenner unſerer Verhältniſſe iſt es freilich klar, warum die Jüdin aus der Fichtegaſſe das Andenken des Mannes zu verunglimpfen ſucht, dem ſie ſich einigemal[e] freilich mit ſehr negativem Erfolge anzubiedern verſucht hat. Weinlechner war ein echter deutſcher Mann und noch dazu ein gläubiger Katholik, ein lauterer Charakter, welcher ſich auch um den Preis der größten Reklame nicht dazu verſtanden hätte, die Neue Freie Preſſe für ein vornehmes und der Intelligenz in Wahrheit dienendes Blatt zu halten. Dieſe Skepſis mußte Rache finden und darum verſetzt man dem toten Chirurgen den Eſelsfußtritt in den ſcheinbar objektiven Nekrologen, die wiederum zeigen, daß der größte und verdienſtvollſte Menſch bei der Neuen Freien Preſſe nur dann auf eine Behandlung ohne Gemeinheit rechnen kann, wenn er mit Macht in das Horn des Judentums ſtößt.

* Gegen die Anarchiſten.

Ein Privat - telegramm meldet uns aus Berlin vom 4. Oktober: Dem Lokalanzeiger wird aus Madrid gemeldet: Die internationale Staatenkonferenz zur Bekämpfung des Anarchismus iſt für den 21. Jänner 1907 einberufen. Die von der ſpaniſchen Regierung erlaſſenen Einladungen ergingen an 51 Staatsregierungen aus Europa und Amerika.

* Böhmerles 5000. Baumkluppe.

Am 1. Oktober wurde das 5000. Exemplar der nach den Angaben des k. k. Forſtrates Emil Böhmerle vielfach verbeſſerten Aldenbrückſchen Meßkluppe zur Ablieferung gebracht. Die vom Ackerbauminiſterium empfohlene Meßkluppe ſteht im Bereiche der Staats - und Fondsgüterverwaltung nahezu ausſchließlich mit beſtem Erfolge in Verwendung, ebenſo bei den meiſten privaten Forſtämtern und Gutsdirektionen. Ihre Vorzüge ſind außerordentliche Stabilität, Leichtigkeit in der Handhabung, und Möglichkeit, ſie gut zu rektifizieren. Außer in Oeſterreich-Ungarn ſtehen die Meßkluppen auch in den Balkanſtaaten und jüngſt auch in ausgedehntem Maße in Japan in Verwendung.

* Schmock.

Der Leobener Korreſpondent der Oeſterr. Volksztg. deliriert in einem Bericht aus Kapellen über die Enthüllungen der Friederike Zeller: ... Dieſer Mann iſt alſo nichts anderes als ein Luftmenſch in der entarteten Phantaſie der Friederike Zeller.

* Dankſagung des Deutſchmeiſteroberſten.

Der Oberſt und Kommandant des Deutſchmeiſter - regimentes, Hugo Daler, ſchreibt uns: Da ich perſönlich nicht in der Lage bin, allen jenen ehe - maligen Deutſchmeiſtern, ſowie allen anderen Perſön - lichkeiten, Geſellſchaften ꝛc., welche zu dem Arran - gement und Gelingen des Mannſchaftsfeſtes in der Rotunde am 30. September 1906 auf irgend eine Weiſe beigetragen haben, zu danken, bitte ich auf dieſem Wege im Namen des Regimentes den herzlichſten und innigſten Dank entgegen zu nehmen.

* Aus dem Polizeiberichte.

Der Lokomotiv - führer der Schneebergbahn Fridolin Hofmann wurde geſtern um ½8 Uhr abends bei der Station Zentralfriedhof der Aſpangbahn von einem Zug überfahren und auf der Stelle getötet. Hof - mann war dienſtfrei und in Zivil gekleidet. Augen -ſcheinlich liegt ein Unfall vor. Auf der Penzinger - ſtraße ſtürzte geſtern abends der Einſpännerkutſcher Auguſt Langer, als er ſchwer berauſcht die Decke vom Pferd nehmen wollte, kopfüber vom Bocke und zog ſich eine lange Skalpwunde am Schädeldach zu. Der Kommis Berthold Bernfeld hat im Laufe des letzten Jahres ſeinem Dienſtgeber, einem Kauf - mann im Kaiv[i]ertel, Waren im Werte von mehreren tauſend Kronen geſtohlen und ſie verkauft. Geſtern iſt er auf Anordnung des Stadtkommiſſariats ver - haftet und dem Landesgerichte eingeliefert worden.

* Ein Ehepaar in Erſtickungsgefahr.

Auf dem Gange im erſten Stocke des Hauſes Neuſtift - gaſſe Nr. 73 verſpürten heute ſrüh Hausparteien einen ſtarken Kohlendunſt, der aus der Wohnung des Glaſermeiſters Anton Handler zu kommen ſchien. Man befürchtete ein Unglück und öffnete die Wohnung gewaltſam. Die Küche und das anſtoßende Zimmer waren von dem beklemmenden Kohlendunſt erfüllt. Herr Handler lag im Nachtkleid mit Wunden an der Naſe und im Geſicht beſinnungslos auf dem Boden, ſeine Gattin Magdalena mit ſchweren Uebelkeiten und Benommenheit im Bette. Wieſo der Kohlen - dunſt ins Zimmer gelangt ſein konnte, iſt noch unaufgeklärt. Die Filiale Mariahilf der Freiwilligen Rettungsgeſellſchaft wurde berufen, und ihre Aerz[t]e brachten das Ehepaar zum Bewußtſein. Herr Hannder teilte mit, daß ſeine Gattin am Abend das Nachtmahl in der an das Zimmer grenzenden Küche bereitet und daß er und ſeine Gattin, ohne Kohlengas zu ſpüren, ſich dann zu Bette begeben hätten. Infolge ſtarken Brech - reizes ſei er erwacht und habe nun den Kohlendunſt verſpürt. Um Fenſter oder Tür zu öffnen, habe er ſich erheben wollen, ſei jedoch infolge eintretender Ohnmacht zu Boden geſtürzt und habe ſich dabei die Wunden geſchlagen. Das Eyepaar wurde ins Sofien - ſpital gebracht.

* Ein neues Landes-Kinderheim.

Am 14. Oktober wird ein neues niederöſterreichiſches Landes-Kinderheim und zwar jenes von Hoch - Wolkersdorf bei Wiener-Neuſtadt (das ſechſte dieſer Landesanſtalten) in feſtlicher Weiſe eröffnet werden. Die Teilnehmer verlaſſen um ¾9 Uhr vormittags vom Südbahnhof aus Wien und kommen um ½6 Uhr abends wieder in Wien an.

* Diebſtähle bei den Militärverpflegs - magazinen in Pola.

Der Polizei gelang es, eine Diebsbande dingfeſt zu machen, welche bereits jahre - lang aus den k. und k. Militärverpflegsmagazinen in Pola Zucker, Mehl, Salz und andere Nahrungs - artikel ſtahlen und ſie an größere Kaufleute in Pola verkauften. Unter den Verhafteten befinden ſich zwei Verpflegsſoldaten.

* Ein Polygamieprozeß.

Gegen Joſef Smith in Sake Salt City hat der nordamerikaniſche Staats - anwalt die Anklage wegen Polygamie erhoben. Joſef Smith iſt nämlich der Präſident der nordamerikani - ſchen Mormonen, beſitzt fünf Frauen und iſt Vater von 43 Kindern. Er kann ſeine Familie ernähren, denn als Präſident der Mormonen verfügt er über ein Einkommen von fünfzigtauſend Dollars; Smith hat jeder ſeiner Frauen ein ſchönes Haus gekauft und gibt viel Geld für Luxus aus. Ein Zufall fügte es, daß der Mormonenpräſident die Anklage - ſchaft an jenem Tage erhielt, an dem ihm das 43. Kind geboren wurde.

* Ein Heiratsſchwindler.

Ein Mann, der ſich Anton Kalons nannte, hat vor vier Jahren dem Gemiſchtwarenhändler Cyrill Kaiſer, Einſiedlerplatz Nr. 1 wohnhaft, eine Uhr herausgelockt. Der Schwindler wurde am 1. Oktober in Margareten verhaftet und auf Grund der anthropometriſchen Meſſung als der wegen Veruntreuung wiederholt abgeſtrafte Uhrmachergehilfe Cyrill Kotyza identi - fiziert. Es wurde ferner erhoben, daß Kotyza unter dem falſchen Namen Joſef Müller im heurigen Frühjahr mit einer Köchin ein Liebesverhältnis an - geknüpft und ihr unter dem Verſprechen, ſie zu heiraten, ihre geſammten Erſparniſſe in der Höhe von einigen hundert Kronen entlockt hat. Er wurde dem Landesgerichte eingeliefert.

* Eine neue Hochſchule.

Alles dürſtet nach akademiſcher Bildung. Die Tanzmeiſter, deren ſprung - haftes Weſen keine Ruhe kennt, wollen nicht immer nur Walzer, Polka und Quadrille lehren, was banal wird, ſondern ſie wollen fortſchreiten zu höherer Tanzkunſt. Ungebildete Menſchen glauben, es genüge beim Tanz, ſich um die eigene Achſe zu drehen und dabei immer einen Schritt weiter auszugreifen. Ueber eine ſolche Anſchauung lächeln die Tanz - gelehrten. Der Tanz iſt eine Wiſſenſchaft, nicht nur eine Kunſt: er muß daher auch wiſſenſchaftlich be - trieben werden und hat die Eröffnung einer Hoch - ſchule dringend nötig. Der Tanzmeiſterverband wird ſie auch gründen; es iſt bereits auch beſchloſſene Sache. Es geht abſolut nicht mehr länger ohne Tanzhochſchule. Beſonders die Konverſations - tänze verwildern förmlich. Man wird daher einige hervorragende Kräfte als Lehrer gewinnen. Es iſt auch geplant, den Frequentanten der Hochſchule ein Atteſt über den Beſuch derſelben auszufolgen, ſo daß es ſpäter zweierlei Verbandsmitglieder geben wird, und zwar gewöhnliche Mitglieder und akademiſch gebildete Mitglieder. Einer derartigen Inſtitution wird es nach Anſicht des Verbandsvorſtandes gelingen, die Konverſationstänze einheitlich zu geſtalten und dem Tanz den Schwung zu geben,ohne den er nicht möglich iſt. Hoffentlich hält die Regierung für den Rektor der neuen Hochſchule einen Hofratstitel bereit.

* Der Pädagoge Willmann.

Der Wiener Lehrerverein Lorenz Kellner hält Samstag den 6. d. ½8 Uhr abends in Hubmanns Saal, Neubaugaſſe Nr. 63, eine Vollverſammlung ab, bei welcher Herr Dr. Rudolf Hornich, Direktor des niederöſterreichiſchen Pädagogiums, einen Vortrag über das Thema Was verdankt die Pädagogik Willmann? halten wird. Der Verein wird ſogenannte Willmann-Abende einführen, in denen Herr Seminardirektor Heinrich Gieſe einen Zyklus einführender Vorträge in der Vereinsleſehalle, Uhlplatz 3, halten wird. Dieſelben finden ab Dienstag den 9. Oktober jeden Dienstag um ½8 Uhr abends ſtatt. Zu denſelben haben auch Nichtmitglieder Eintritt. Gäſte, Lehrer und Lehrer - innen willkommen.

* Die Nachtarbeit der Frauen.

Die Wiener Zeitung veröffentlicht das am 26. September in Bern abgeſchloſſene internationale Uebereinkommen, betreffend das Verbot der induſtriellen Nachtarbeit der Frauen. Das Uebereinkommen bedeutet einen wichtigen Fortſchritt auf dem Gebiete des inter - nationalen Arbeiterſchutzes. Dasſelbe iſt von folgenden Staaten gefertigt: Oeſterreich-Ungarn, Deutſchland, Belgien, Dänemark, Spanien, Frank - reich, Großbritannien (einſchließlich Indiens und der überſeeiſchen Beſitzungen), Italien, Luxemburg, Portugal, Schweden und Schweiz.

* Zum franzöſiſch-tſchechiſchen Bündnis.

In ihrem Beſtreben, ſich an die Franzoſen anzu - biedern, haben die Prager Jungtſchechen ſchon Großes geleiſtet. Am letzten Sonntag hat der Bürgermeiſter Gros von Prag wieder einmal ſich gefällig und gaſtlich erweiſen wollen und er ſtellte dem franzö - ſiſchen Konſul die Bürgermeiſterloge in der Oper zur Verfügung. Als der Konſul jedoch mit ſeiner Familie im Theater erſchien, war die Loge bereits vom Bürgermeiſter-Stellvertreter Dr. Stych und deſſen Familie beſetzt, der unter keiner Bedingung die Loge verlaſſen wollte. Der Konſul, der eine ſolche Gaſtfreundſchaft nicht begreifen konnte und andererſeits der Aufführung der Oper beiwohnen wollte, wollte Plätze für ſeine Familie kaufen, allein das Theater war ausverkauft. Unter ſolchen Um - ſtänden blieb dem Konſul nichts anderes übrig, als mit ſeiner Familie das Theater zu verlaſſen. Die franzöſiſch-tſchechiſche Freundſchaft ſoll einen Sprung bekommen haben.

* Kongreß für drahtloſe Telegraphie.

Man depeſchiert aus Berlin vom 4. Oktober: Geſtern abends gab Staatsſekretär Krätke zu Ehren der Delegierten der Internationalen Konferenz für draht - loſe Telegraphie ein Diner, woran ſämtliche Dele - gierte teilnahmen. Krätke begrüßte die Gäſte mit einer Anſprache, in der er die Hoffnung auf eine erfolgreiche Wirkſamkeit der Konferenz ausſprach. Er ſchloß mit einem Trinkſpruch auf die Souveräne der auf der Konferenz vertretenen Staaten. Der amerikaniſche Botſchafter Charlemagne Tower brachte ein Hoch auf den Kaiſer aus.

* Zwiſchen die Puffer geraten.

Im erſten Kohlenhof der Stadtbahn geriet heute früh der Bahnarbeiter Leopold Bräuer, in Scheinkirchen wohnhaft, zwiſchen die Puffer zweier im Verſchieben begriffenen Waggons und erlitt ſehr ſchwere Ouetſchungen des Bauches und der Bruſt und wahr - ſcheinlich innere Verletzungen. Aerzte der Freiwilligen Rettungsgeſellſchaft leiſteten ihm Hilfe und brachten ihn ins Spital der Barmherzigen Brüder.

Wetter.

Wetterprognoſe.

Veränderlich, ſchwache Winde, Temperatur wenig verändert, beſſeres aber noch nicht beſtändiges Wetter.

Wetterbericht vom 4. Oktober.

Tiefer Druck erſtreckt ſich von Finnland ſüdwärts bis an das Schwarze Meer. Hoher Druck beherrſcht die ſüdlichen und weſtlichen Gebiete des Kontinents. In Oeſterreich herrſcht vorwiegend trübes, mildes Wetter bei mäßigen Winden; in den ſüdlichen Gebieten iſt es heiter.

Morgens 7 Uhr melden: Prag 12·6°, Krakau 12·3°, Lemberg 11·9°, Feldkirch 11 , Iſchl 12·2°, Wien 12·6°, Graz 8·5°, Klagenfurt 5·0°, Ofen-Peſt 15·0°, Hermannſtadt 10·5°, Szegedin 16·1°, Sarajevo 11·2°, Trieſt 15·5°, Leſina · °, Riva 13·8°, Görz 14·6°, Sonnblick 4·2°, Glocknerhaus · °, Obir 3·4°, Schmittenhöhe 5·0°, Schneeberg 6·2°, Semme - ring · ° Celſius.

Aus dem Gebiete der k. k. öſterreichiſchen Staatsbahnen: Eger 9·3°, SW 1, halbbewölkt, Jaroslau 11·7°, NW 7, trüb; Tabor 10·6°, N 3, trüb; Budweis 11·4°, NW 3, trüb; Mähriſch - Schönberg 11·0°, N 2, trüb; Neumarkt 6·3°, 0, Nebel; Auſſee 9·0°, 0, Regen; Scheibbs 13·4° SW 2 trüb.

Niederöſterreich.

Gemeindewahlen.

In Neidling (Bezirk St. Pölten) wurden trotz heftiger Gegenagitation die altbewährten chriſtlichen Ge - meindevertreter mit erdrückender Majorität wieder - gewählt, und zwar: Fürſt Karl Auersperg, Pfarrer Anton Gindl, Bürgermeiſter Johann Wutzl, Ver - walter Biermann, Joſef Strohmeier, Ehrenbürger; Florian Gaßner, Joſef Kaufmann, Franz Land -4Wien, Freitag Reichspoſt 5. Oktober 1906 227ſteiner, Michael Bedih, Ignaz Schweitzer, Oberlehrer Morawa, Karl Baumberger, Johann Miedler, Franz Thürauer, Johann Schrattenholzer.

Iſpertalbahn oder Weitentalbahn.

Das Aktionskomitee für die Iſpertalbahn verſchickt ein Flugblatt, worin es in leichtverſtändlicher Weiſe die Gründe darlegt, welche für den Bau der Iſpertalbahn an Stelle der vom Eiſenbahnminiſterium projektierten Weitentalbahn ſprechen. Der Darlegung iſt eine dem Laien allerdings ſehr einleuchtende Planſkizze beigegeben. Die Traſſenlänge, ſo erklärt die Flugſchrift, würde bei der Weitental-Variante viel größer, die Durchführung dieſer Traſſe daher viel koſtſpieliger ſein. Die Intereſſenten hoffen, das Eiſenbahnminiſterium noch umſtimmen zu können.

Tirol. Fahnenweihe der Partiſaner.

Aus Thaur bei Hall wird uns geſchrieben: Wer einmal Gelegenheit hatte, in Thaur einer feierlichen Prozeſſion beizuwohnen, dem fiel ſofort die Kom - pagnie der ſogenannten Partiſaner in ihrer ſchönen, alttiroliſchen Tracht auf. Sie bilden die Ehrenwache des Allerheiligſten. Ihr Bund beſteht ſchon 130 Jahre, hatte aber bisher keine Fahne. Durch die Bemühung des Hauptmannes Johannes Höpperger, Poſtmeiſter in Thaur und durch die Opferwilligkeit der Mit - glieder und Gönner des Bundes wurde dieſer Mangel behoben. Am 30. v. M. fand die feierliche Weihe der neuen Fahne ſtatt. Die ganze Gemeinde mit ihrer Vertretung an der Spitze, Muſikbanden, Schützen ꝛc. beteiligten ſich beim Feſtgottesdienſt und auch bei der nachmittägigen Feier.

Böhmen. Boykottierung des Statt - halters.

Man telegraphiert uns aus Prag, 4. Oktober: Zu der ſonntägigen vertraulichen Sitzung des tſchechiſchen Nationalrates meldet der Samo - statnost folgende Details: Die Konferenz beſchloß, den Statthalter von Böhmen, Grafen Coudenhove, als Urheber aller Ungerechtigkeiten gegen die tſchechi - ſchen Minoritäten geſellſchaftlich zu boykottieren. Bei der Abſtimmung ent - fernten ſich die Alttſchechen, darunter die Herren - hausmitglieder Profeſſor Gebauer und Mattus ſowie die gemäßigten Jungtſchechen aus dem Saale. Dr. Herold nahm an der Abſtimmung teil.

Schleſien. Gegen den Abg. Hruby.

Der Troppauer Bürgerverein hat in einer Ver - ſammlung eine Reſolution angenommen, in der es heißt: Die Darſtellung, die Abg. Hruby über die deutſch-tſchechiſchen Zuſammenſtöße am 22. Juli, 10. Auguſt und 8. und 9. September im Ab - geordnetenhauſe gegeben habe, iſt ein Muſter von Heuchelei und Jeſuitismus (!). Der Troppauer Bürgerverein erklärt dieſe Darſtellung als eine will - kürliche und unwahre und proteſtiert gegen die An - griffe gegen die Deutſchen Troppaus im allgemeinen und die Jungmannſchaft insbeſondere.

Bukowina. Ausgebliebene Demon - ſtrationen.

Aus Czernowitz wird uns ge - ſchrieben: Sonntag wurde mit Wittenbauers Filia Hospitalis die diesjährige Spielzeit eröffnet. Das Haus war ſchon Tage vorher ausverkauft. Direktor Ranzenhofer erhielt dabei verſtärkten Polizeiſchutz, da man feindliche Kundgebungen gegen das Stück von Seite nichtſchlagender Hochſchüler befürchtete. Später ſtellte ſich heraus, daß irgend ein Spaßvogel dem Direktor den Bären aufgebunden hatte, die katholiſche Verbindung Unitas habe eine Anzahl Karten gekauft und auch ihren bürgerlichen Anhang aufgeboten, um die Vorſtellung zu ſtören. Natürlich eine Erfindung! Ein ſolches Vorgehen würde den Uniten herzlich wenig nützen. Anderſeits iſt das Stück durchaus nicht von ſolcher Bedeutung.

Das Namensfeſt des Kaiſers.

Aus Anlaß des Namensfeſtes des Kaiſers wurde heute in den Pfarrkirchen und Gotteshäuſern der Reſidenz ein feierlicher Gottesdienſt abgehalten, dem die ſtaatlichen und ſtädiſchen Behörden und die Schuljugend mit ihren Lehrern beiwohnte. Die dienſtfreie Mannſchaft der Garniſon Wien wohnte gleichfalls in den Kirchen dem feierlichen Gottes - dienſte bei. Um 9 Uhr fand in der Votiv - und Garniſonskirche zum göttlichen Heiland ein feierlicher Gottesdienſt ſtatt. Hiezu waren unter dem Kom - mando des FML. Wikullil ausgerückt: je ein Bataillon der Infanterieregimenter Nr. 19, 32 (mit Muſik) und 51, ein Landwehr-Bataillon und zwei Eskadronen des Ulanenregiments Nr. 3. Die Truppen nahmen in einem Treffen vor der Kirche Aufſtellung, wobei das Bataillon des Infanterie - regiments Nr. 32 den linken Flügel, die Landwehr den rechten Flügel bildete. Die Ulanen ſtanden rechts von der Kirche, auf dem Plateau die Genera - lität, die Frequentanten der Kriegsſchule, der Generalſtab, die Garde, der Genieſtab, die Marine - offiziere, Offiziere aller Waffen, der Landwehr und Gendarmerie, Auditore, Militärärzte und Militär - beamte Aufſtellung genommen hatten Um 9 Uhr erſchien unter den Klängen der Volkshymne Herr Erzherzog Rainer mit Oberſthofmeiſter GM. Grafen Roſenberg. Der Erzherzog nahm die Mel - dung des GM. Wikullil entgegen, beſichtigte die Truppe und begab ſich in das Gotteshaus, das dann auch die Generalität, das Offizierskorps und die Mannſchaft betraten. Die Soldaten nahmen im Mittelſchiffe und in den Seitenſchiffen Aufſtellung. Das feierliche Hochamt zelebrierte der apoſtoliſcheFeldvikar Biſchof Dr. Belopotocky im Beiſein des Prälaten Menda und zahlreicher geiſtlicher Aſſi - ſtenz. Die Muſik des Infanterie-Regiments Nr. 32 ſpielte. Nach dem Gottesdienſte verließen die Truppen durch das linke Seitentor der Hauptfront und das rechte Tor der Seitenfront die Kirche und ralliierten ſich in der Hörlgaſſe. Herr Erzherzog Rainer ſtellte ſich mit der Generalität und den Offi - zieren vor der Kirche auf und ließ die Truppe defi - lieren. Mit klingendem Spiele rückten ſie in ihre Kaſernen ein.

Das Hochamt in der Stefanskirche.

Um 11 Uhr vormittags wurde in der Metro - politankirche zum hl. Stefan ein feierliches Hochamt mit Tedeum abgehalten. Die Kirche erſtrahlte heute zum erſten Male im Glanze des elektriſchen Lichtes. Rechts und links im Presbyterium zwiſchen den Chorſtühledurchgängen ſtanden allein zwölf Kandelaber mit je 4 und 5 Lampen; ebenſo hingen drei große Luſter mit je 14 Lampen hinab. Das Mittelſchiff beleuchteten zehn Kandelaber mit je vier Lampen und vier große Luſter mit je 14 Lampen. Ebenſo effektvoll und reich waren die übrigen Teile der Kirche beleuchtet. Dem Gottesdienſt wohnten bei: der Miniſter des k. und k. Hauſes und des Aeußern Graf Goluchowski, die diesſeitigen Miniſter, der köngl. ungariſche Miniſter am Allerhöchſten Hoflager Graf Aladar Zichy, Statthalter Graf Kielmansegg die Vizebürgermeiſter Dr. Porzer und Hierhammer. Landmarſchall Schmolk und die Spitzen der Behörden. Das Hochamt hielt der Herr Weihbiſchof und General - vikar Dr. Godfried Marſchall ab. Die Domkapelle brachte unter Leitung des Domkapellmeiſters Weirich die Krönungsmeſſe von Mozart zur Auf - führung. Das Tedeum zelebrierte der Kardinal Fürſt - erzbiſchof. Miniſterpräſident Dr. Freiherr von Beck konnte an dem Hochamte in der Stefanskirche nicht teilnehmen, weil ſeine Anweſenheit im Wahlreformausſchuſſe, wo die Abſtimmung über die wichtige Frage des Pluralitätswahlrechtes unmittel - bar bevorſteht, dringend notwendig war.

Depeſchen melden aus Iſchl, Gmunden, Lemberg, Prag, Orosvar (wo ſich Graf Lon[y]a[y]und ſeine Gemahlin befinden) und Ofen - Peſt, von den dort abgehaltenen Feſtlichkeiten.

Dr. Luegers Erkrankung.

Wie wir bereits geſtern mitteilten, iſt Bürger - meiſter Dr. Karl Lueger erkrankt und bettlägerig geworden; wir erfahren dazu folgendes:

Am Sonntag um ½9 Uhr vormittags kam Bürgermeiſter Dr. Karl Lueger mit einigen ihn als Fachleute begleitenden Beamten zum Weſt - bahnhof, um eine Inſpizierungsfahrt in das Gebiet der neuen Hochquellenwaſſer - leitung zu unternehmen. Dr. Lueger kam mit den Vizebürgermeiſtern Dr. Porzer und Hier - hammer in den Bahnhof, wo ihn Magiſtrats - direktor Dr. Weiskirchner, Präſidialvorſtand Appel, Oberbaurat Berger, Magiſtratsrat Nüchtern, Bau - rat Berger und Kanzleidirektor Mayer erwarteten. Die Reiſe ging über St. Pölten nach Kernhof und von dort per Wagen nach Mariazell; dort geſellten ſich Abg. Dr. Mayreder, Stadtanwalt Dr. Swoboda und die Gemeinderäte Nagler und Effenberger zu Bürgermeiſter Dr. Lueger und ſeiner Begleitung. Nun begann eine lange Wagenfahrt zu der Brunnengrabenquelle zu den Höllenquellen über Weichſelboden zu den Kläffenbrunnen, wo die Stollen der Salza beſichtigt wurden; von dort aus begab ſich Dr. Lueger zu den Siebenſee - quellen und über Wildalpen nach Göſtling. Schon auf der Fahrt hatte Dr. Lueger Schmerzen auf dem Ballen des rechten Fußes verſpürt; es zeigte ſich zwiſchen der vierten und fünften Zehe eine nicht auffallend große Blaſe, wie ſie durch Falten in den Strümpfen bei längerem Marſchieren öfter vorkommt. Die Blaſe ſprang bald auf und es bildete ſich ein eitriges und ſehr ſchmerzhaftes Geſchwür, das den Bürgermeiſter veranlaßte, ſofort die Rückkehr anzutreten; er hatte Schüttelfroſt und ſpäter Erbrechen bekommen. Dr. Lueger fuhr am Dienstag um 2 Uhr 57 Mi - nuten nachmittags von Göſtling aus direkt nach Wien, während die Kommiſſion die Arbeiten auf der Strecke Lunz-Scheibbs beſichtigte und geſtern abends in Wien eintraf. Der Bürgermeiſter begab ſich hier ſogleich in ſeiner Privatwohnung im Rathauſe zu Bette. Wie heute verlautet, nimmt die Erkrankung einen lang - ſamen aber normalen Verlauf; die äußerſt ſchmerzende Wunde heilt nur ſehr langſam, ſo daß der Bürgermeiſter in den nächſten Tagen nicht präſidieren oder empfangen wird; es iſt fraglich, ob die für den 11. Oktober angeſetzten Empfänge die wegen der Namenstagsfeier des Kaiſers von heute auf den 11. verſchoben worden waren an dieſem Tage ſtattfinden werden.

Im Präſidialbureau liegt ſeit heute ein Bogen auf für diejenigen, die ſich um das Be -finden des Bürgermeiſters erkundigen. Als einer der erſten zeichnete ſich der Miniſterpräſident Freiherr v. Beck ein; dann kamen Polizei - präſident R. v. Habrda, Bezirksvorſteher Wieninger, Abg. Prochazka, die Gemeinde - räte Ahorner, Mareſch, Grundler, Ober - magiſtratsrat Dr. v. Radler u. v. A. In der ganzen Bevölkerung gibt ſich die herzlichſte Teil - nahme kund.

Heute abends wird ein Konſilium bei Dr. Lueger abgehalten, zu dem der Interniſt und Leiter der erſten mediziniſchen Klinik im Allge - meinen Krankenhauſe Profeſſor Dr. K. von Noorden (der Nachfolger Nothnagels, der am Dienstag ſeine Stellung angetreten hat) berufen worden iſt. Die Berufung des Profeſſors erfolgte über Anraten des Dr. Lueger behandelnden Arztes Dr. Szongott.

Das Ende eines Millianenſchwindlers.

Aus New-York wird berichtet: Ein dramatiſches Ende fand am Montag morgens eine merkmürdige Schwindlerlaufbahn; als der frühere Zuchthäusler und Millionär A. L. Adams in ſeinem Zimmer in einem faſhionablen Hotel ſich eine Kugel vor den Kopf ſchoß. Er hatte ſchon den Revolver in der Hand, als er ſeine Frau telephoniſch anrief und ihr Lebewohl ſagte und dann von ſeinem Aſſocié Thomp - ſon in der gleichen Weiſe Aſchied nahm. Unmittel - bar darauf ſetzte er die Waffe an die Stirne und drückte ab; er war ſofort tot. Der alte Mann hatte im Laufe einer langen Schwindlerlaufbahn ein ſtatt - liches Vermögen zuſammengebracht, das auf zehn Millionen geſchätzt wurde. Den Selbſtmord beging er nun in einem Anfalle von Wut und Verzweiflung, weil er kürzlich in die Hände von Gaunern gefallen war, die jünger und noch geriebener waren als er ſelbſt und ihn um eine beträchtliche Summe be - trogen hatten. Adams begann ſeine merkwürdige Laufbahn unter dem Schutze von Tammany, indem er eine betrügeriſche Form von Lotterie, die ſo ge - handhabt wurde, daß die Bank ſelbſt alle Preiſe gewann, faſt ganz öffentlich unternahm. Seine Be - trügereien hatten umſo ſchlimmere Folgen, als er ſich beſonders an die kleinen Spieler, an Frauen, junge Leute und Angeſtellte, damit wandte; unter ſeinen Opfern kamen viele Verbrechen und Selbſt - morde vor, für die er verantwortlich zu machen war. Schließlich wurde dieſe Lotterie unterdrückt und Adams wurde vor Gericht geſtellt. Man wies ihm nach, daß er ſein eigenartiges Lotterieſyſtem ohne jede Ausnahme durchgeführt hatte, daß er keinen Pfennig von dem Gelde, das das Publikum bei ihm einſetzte, wieder hergab und daß er davon über - haupt nur Summen abführte, durch die einflußreiche Beamte beſtochen wurden. Adams wurde verurteilt und in das Sing-Sing-Gefängnis geſteckt. Als er frei kam, dachte er, obwohl er ein großes Ver - mögen beſaß, ſofort an neue Methoden, die Spielleidenſchaft des Volkes auszubeuten; er ließ ſich zu dieſem Zweck mit einer Schwindlerbande ein, die bereits eine Reihe von Spielbanken unterhielt, in denen kleine Leute ausgeplündert wurden. Er gab ein großes Kapital her, um das Geſchäft in größtem Maßſtabe zu erweitern und Filialen in allen Großſtädten zu eröffnen. Zu ſpät erſt gingen ihm die Augen darüber auf, daß er, anſtatt das Publikum zu rupfen, von ſeinen Aſſociés, unter denen ſich ſein eigener Sohn befand, gerupft werden ſollte und daß ihnen dies in weitem Umfange gelungen war. Er hatte bereits große Summen bezahlt, als er den Schwindel entdeckte. Seitdem war er völlig verzweifelt und klagte in beweglichen Tönen darüber, daß Treu und Glauben aus der Welt verſchwunden wären und daß es keinen anſtändigen Menſchen mehr gäbe. Ständig ſah man ihn über ſeine Verluſte brüten, bis er ſich zu dem letzten verzweifelten Schritte entſchloß. Auch ſeine letzte Tat war charakteriſtiſch. Er hatte mehrere Stunden vor ſeinem Tode mit der Ordnung ſeiner Papiere zugebracht und ließ nun auffällig auf dem Tiſch ein Paket Papiere liegen, aus denen hervorging, daß Poliziſten, Politiker und andere Leute beſtochen waren, damit ſie ihre ſchützende Hand über ſeine betrügeriſchen Manipulationen breiteten.

Was eine Reiſe nach Japan koſtet.

Japan iſt nach dem ſiegreichen Kriege das Ziel einer großen Zahl von Reiſenden, von Kaufleuten ſowohl wie von Weltbummlern , die die zahl - reichen Schilderungen von den Reizen dieſes ſelt - ſamen Landes angelockt haben. Im letzten Jahre hat ſich die Zahl der Touriſten in Yokohama und in Tokio ſo rapid gehoben, daß die Hotels für Fremde, die allerdings noch nicht ſehr zahlreich ſind, nicht alle aufnehmen konnten und viele daher auf der Suche nach einem Obdach umherirren mußten. Die Regierung und die Handelskammer haben ſich daher der Fremden angenommen und bereiten die Errichtung komfortabler Hotels für die fremden Gäſte vor. Die Touriſten müſſen natürlich erheb -5227 Wien, Freitag Reichspoſt 5. Oktober 1906liche Summen in dem Lande zurücklaſſen. Ein franzöſiſcher Reiſender berechnet die Summe der Ausgaben, die ein Aufenthalt von ſechs Wochen koſtet, der erforderlich iſt, wenn man nur die Haupt - ſtädte flüchtig kennen lernen will, auf 2310 Yen (9240 Franks) für vornehme Europäer und auf 1823 Yen (7293 Franks) für weniger anſpruchs - volle. Das iſt eine ſtattliche Summe. Die Aſiaten kommen mit ſehr weniger Geld aus, da ſie ſich beſſer gegen die Ansbeutung zu ſchützen wiſſen; denn die Japaner zeigen ihre Geſchicklichkeit auch in der Kunſt, mit der ſie Fremde hochzunehmen wiſſen ....

Ungariſche Landwehr-Pioniere?

Wie aus Peſt verlautet, ſoll die ungariſche Landwehr nicht nur mit Artillerie, ſondern auch mit techniſchen Truppen und eigenem Train ausgeſtattet werden. Es wird auch von der Errichtung einer ungariſchen techniſchen Akademie kaum Umgang genommen werden. Das nächſte Budget wird als Vorbereitung für dieſe Reformen die Koſten für die Errichtung einer Artilleriefachſektion im Landesverteidigungs - miniſterium und für die Errichtung eines Artillerielehrkurſes in der Honved - akademie enthalten.

Der Pius-Verein.

Am 30. September fand in Nikolsburg im Saale des Domhofgebäudes die konſtituierende Ver - ſammlung der Ortsgruppe ſtatt. Sie endete mit einem erfreulichen Erfolge. Die Verſammlung war von über 200 Perſonen beſucht und wurde von Herrn Nepp aus Wien, einem gebürtigen Nikols - burger, eröffnet. Derſelbe erörterte die Entſtehungs - geſchichte der Gruppe und beſprach die Wichtigkeit der Organiſation der Katholiken Oeſterreichs. Reicher Beifall lohnte ſeine Ausführungen. Bei der Wahl für die Vorſtehung wurden Franz Brichl, Schuh - machermeiſter, als Oömann, die Canonici Simon Fuſſek als Obmannſtellvertreter, Narziſſus Grögler als Kaſſier, Joſef Mahr als Schriftführer, ferner Zimmermeiſter Alois Fellner und Winzer Matthias Kapinsky als Beiräte gewählt. Der neugewählte Obmann übernahm den Vorſitz und verſprach, energiſch für die Intereſſen des Piusvereines zu arbeiten. Hierauf nahm der Delegierte der Zentral - leitung P. Kolb S. J. das Wort. Er wußte durch ſeine markigen und kernigen Worte die Anweſenden ſo zu begeiſtern, daß nach Schluß der Verſammlung zirka 100 Mitglieder und 20 Teilnehmer der Orts - gruppe beitraten. Mit einem Hoch auf Papſt und Kaiſer ſchloß der Obmann die Verſammlung.

In Salzburg gründet der Piusverein wöchentlich eine Ortsgruppe oder hält Wander - verſammlungen ab. Am 30. September konſtituierte ſich in Mattſee eine Ortsgruppe mit 200 Mit - gliedern und Förderern. Nachmittags berief die Ortsgruppe Schleedorf eine glänzend beſuchte Ver - ſammlung ein. Kooperator Kepplinger proteſtiert gegen die Annahme, daß der Pius-Verein den Frieden ſtören werde und ſchilderte die Bedeutung des Vereines.

Herr Etter gab ein Bild von dem Auf - ſchwunge des Vereines im Herzogtum. Wenngleich erſt im Mai die Agitation eingeſetzt hat, ſeien ſchon 30 Ortsgruppen in Salzburg behördlich genehmigt und immer noch neue im Entſtehen be - griffen. Die vormittägige Verſammlung in Mattſee allein hat bereits mehr als 600 Kronen geſteuert. Er dankte der kleinen Gemeinde Schleedorf für das gute Beiſpiel, das ſie gegeben hat. Nachdem Ob - mann Oberlehrer Trigler die Verſammlung ge - ſchloſſen hatte, dankte ihm der Gemeindevorſteher für das verdienſtvolle Wirken ſeit 25 Jahren als Schul - leiter in Schleedorf. Herr Etter überbrachte ihm eine vom Kardinal Katſchthaler gewidmete Photo - graphie, Stiftspropſt Ziegler feierte den Lehrer - jubilar als chriſtlichen Schulmann.

Gewerbe.

Große Schuhmacherverſammlung am Neubau.

Zur Beſprechung der gegenwärtigen gewerb - lichen Lage berief der Schuhmachermeiſterverein Einigkeit für Mittwoch abends in den großen Saal des Reſtaurants Zum grünen Baum eine Schuhmachermeiſterverſammlung ein, die von Meiſtern aus allen Wiener Bezirken überaus zahlreich beſucht war. Vereinsobmann Bezirksrat Hermann er - ſtattete den Bericht der Vereinsleitung, in welchem er insbeſondere auf die Ausarbeitung der Werk - ſtättenordnung und des Preistarifes hinwies. Er beſprach in ausführlicher Weiſe die Lage der Schuh - macher, welche er als eine triſte bezeichnete. Die Verſammlung genehmigte ſchließlich folgenden Preistarif:

Reitſtiefeln von 35 bis 80 Kronen, Kalbleder - Halbſtiefeln von 25 bis 40 Kronen, Salon-Lack - Stiefletten von 22 bis 36 Kronen, Kalbleder - Stiefletten von 16 bis 28 Kronen, Bergſteiger -Schnürſtiefeln von 22 bis 36 Kronen, für Ueberzug von 9 Kronen 80 Heller bis 16 Kronen, für Doppler von 3 Kronen 40 Heller bis 6 Kronen, für Abſätze von 1 bis 2 Kronen uſw. für die Herrenarbeit. Für die Damenarbeit ſtellen ſich die Preiſe wie folgt: Reitſtiefeln aus Salon-Lack 55 bis 70 Kronen, Lack - oder Chevreaux-Schnürſtiefeln von 23 bis 35 Kronen, ſolche Zugſtiefeln von 21 bis 34 Kronen, Bor[c]alf oder Satin-Schnürſtiefeln von 17 bis 24 Kronen, ſolche Zugſtiefeln von 15 bis 20 Kronen, Ueberzüge von 6 Kronen 50 Heller bis 12 Kronen, Doppler von 2 Kronen 80 Heller bis 5 Kronen, Abſätze von 90 Heller bis 1 Krone 90 Heller. Die Preiſe für Knaben - und Mädchenarbeit ſtellen ſich entſprechend billiger.

Ein neuer Schlag gegen das Kleingewerbe.

Es wird uns geſchrieben: In der letzten Sonntagsnummer der Arbeiter-Zeitung wird bereits Mitteilung davon gemacht, daß mit der Errichtung einer Großbäckerei im 10. Bezirke unverzüglich begonnen wird auf Grund eines ſozial - demokratiſchen Parteibeſchluſſes und im Einvernehmen mit der Gewerkſchaftskommiſſion.

An der Spitze des nach großkapitaliſtiſcher Art zu führenden Bäckereibetriebes werden die Genoſſen Skaret, Hanuſch, Dr. Karpeles, David und Emmer - ling ſtehen.

Der Jude Karpeles führt alſo bereits den erſten Schlag gegen das kleine Nahrungsmittel - gewerbe und es ſteht außer Zweifel, daß die anderen von dem intereſſierten Herrn in Ausſicht genommenen Gründungen nachfolgen werden, durch welche wenigſtens auf dem Gebiete des Nahrungsmittel - gewerbes dem Kleingewerbe nicht nur die Kunde der organiſierten Arbeiter entzogen, ſondern auch noch eine erbitterte Konkurrenz gemacht werden ſoll.

Für die in Betracht kommenden kleinen Leute bedeutet der neueſte Plan der ſozialdemokratiſchen Partei eine erneute Gefahr, da es überdies den An - ſchein gewinnt, als ob die Roten auf genügend Katho - liken zu rechnen hätten, und die Regierung dem ſchönen Plan keine nennenswerten Hinderniſſe bereiten würde. Für die Lebensmittelgewerbe iſt angeſichts der Sach - lage der einzuſchlagende Weg eigentlich von ſelbſt gegeben. Sie werden, wollen ſie in dem zu erwartenden Konkurrenzkampf nicht unterliegen, einen Modus finden müſſen, der es ihnen etwa nach Art einer Einkaufsgenoſſenſchaft ermöglicht, ſich eben - falls großkapitaliſtiſch zu organiſieren.

Nur wenn der zu erwartenden ſozialdemoktratiſchen Großproduktion eine gleiche Erzeugungsart des chriſt - lichen Mittelſtandes gegenüber geſtellt werden kann, iſt es möglich, dem Karpeles-Projekte ein erfolgreiches Schach zu bieten. Und das umſo mehr, als ja die Herren in den leitenden Stellen von dem eigentlichen Ge - ſchäfte doch nichts verſtehen und erfahrungsgemäß auf ſozialdemokratiſcher Seite mit großen Regien gearbeitet wird, weil mit jeder neuen Unternehmung eine ziemliche Anzahl von Sinekuren für Obergenoſſen zu ſchaffen iſt.

Ob die drohende Gefahr der Vernichtung einer großen Zahl von bisher ſelbſtändigen, wenn auch nicht glänzenden Exiſtenzen einen ſolchen Zuſammen - ſchluß bewirken kann, iſt freilich eine Frage, die wir nicht unbedingt zu bejahen wagen.

Im Handelsregiſter des Handelsgerichtes Wien wurde unterm 28. September folgende Firma ein - getragen:

[IX]., Waſagaſſe 12, Skaret, Hanuſch & Co. Erzeugung von Nahrungsmitteln und Handel mit ſolchen. Offene Handelsgeſellſchaft ſeit 24. September 1906. G. Ferdinand Skaret, Ferdinand Hanuſch und Dr. Benno Karpeles. Vertretungsbefugt nur Dr. Benno Karpeles. F. Z. Unterfertigung des vorgedruckten oder vorgeſchriebenen Firmawortlautes durch den G. Dr. Benno Karpeles mit dem Zunamen.

Telegramme.

Die Ehre unſeres Vaterlandes.

Graf Friedrich Schön - born richtete an den Figaro ein Schreiben, in welchem er gegen den Artikel Bryans über Oeſterreich Ungarn entſchieden proteſtiert und erklärt: Ich kann den 30 amerikaniſchen Zeitungen, welche die Auslaſſungen Bryans verbreiten, nicht Schweigen gebieten; aber wenn dieſe Auslaſſungen die Ehre meines mir teuren und durch die Geſchichte ehr - würdigen Vaterlandes berühren, wenn ich in dieſen Auslaſſungen ein ſeltſames Gemiſch von Wahrheit und Widerſinn finde, welches geeignet iſt, die öffentliche Meinung in Irrtum zu führen, dann bezichtige ich die Läſterer der Fälſchung und fordere ſie auf, lieber zu ſchweigen, als ſchwierige und verwickelte Fragen leichtfertig zu behandeln.

Der türkiſch-perſiſche Grenzkonflikt.

Die Meldung, daß Rußland und England als puissances mediatrices in der türkiſch-perſiſchen Grenzaffäre eine energiſche Intervention planen, beſtätigt ſich nicht. Eine Intervention wurde von perſiſcherSeite auch nicht verlangt, da die Arbeiten der Grenzkommiſſion noch nicht beendet ſind.

Der türkiſch-bulgariſche Konſlikt.

Es verlautet, daß Nedjib Paſcha, der hierher zurückgekehrt iſt, in Sofia abermals beruhigende Verſicherungen erhalten habe.

Die Balkanwirren. (Das ökumeniſche Patriarchat. Der To[d]des Metropoliten von Korytza.)

In der geſtrigen Sitzung der Synode des ökumeniſchen Patriarchats wurde eine Adreſſe angenommen, in welcher dem Grafen Calice für ſein während ſeiner Amts - führung dem Patriarchat gegenüber bewieſenes Wohl - wollen der Dank ausgeſprochen wird. Geſtern überreichte das Patriarchat dem Kultus - miniſter die gemeldete Note, welche die Entfernung des bulgariſchen Exarchen von Konſtantinopel und die der Metropoliten aus der Provinz verlangt.

Der Prieſter, der den ermordeten Metro - politen von Korytza begleitet hatte, behauptet in einem Bericht an das Patriarchat, daß eine Bande von 20 Perſonen, die albaneſiſche Kleidung trugen, den Ueberfall ausführte. Die Schweſter des Ermordeten hat an den Großvezier telegraphiert, daß, trotzdem die Mörder bekannt ſeien, der Gouver - neur deren Verhaftung, die der Großvezier tele - graphiſch befohlen hatte, verzögert habe. Der Stell - vertreter des Metropoliten von Korytza telegraphierte an das Patriarchat, daß die noch unbekannten Mörder Sonntag die griechiſche Kirche in Dernovo einge - äſchert haben.

Die Ereigniſſe in Rußland.

Die heutigen Telegramme melden über mehrere Fälle von Raub, Entdeckung von Bomben - fabriken uſw. und von einem bedeutſamen Beſchluß des Miniſterrates zur Steuerung der Not bei den Bauern; die Depeſchen lauten:

Die geraubten Gehälter.

Heute als am Tage der Gehaltszahlungen wurden hier durch bewaffnete Räuberbanden in der Stärke von vier bis ſechs Mann die Kaſſiere von vier Inſtituten, einer von dieſen auf offener Struße, überfallen und größerer Geldſummen beraubt. Es gelang nur einen der Räuber zu verhaften.

Entdeckte Bombenfabriken.

Die geſtern vorge - nommene Unterſuchung des Inſtitutes der Wege - bauingenieure war durch die Entdeckung von 40, nach einer anderen Meldung von 29 Bomben in der Wohnung eines Studenten veranlaßt worden.

In einem Hauſe der Dritten Straße wurde heute eine Bomben - fabrik entdeckt. Fünf Perſonen wurden ver - haftet. Am Abend wurde das Petroffſche Teelager am Koltowsky-Kai ausgeplündert. Ein Wächter wurde getötet. Von den Perſonen, die geſtern nach - mittags auf dem Börſeplatz verhaftet wurden, weil ſie einen Ueberfall auf den aus der Rentei mit einer großen Geldſumme zurückkehrenden Kaſſier einer Regierungsbehörde geplant hatten, ſind zwei ruſſiſche Bauern und einer ein Schweizer namens Lebhardt.

Der Verband vom 30. Oktober.

In der gemeinſchaftlichen Sitzung des Petersburger und des Moskauer Aus - ſchuſſes des Verbandes vom 30. Oktober legte Gutſchkoff das Amt des Vorſitzenden des Zentral - ausſchuſſes des Verbandes nieder. Er wurde jedoch einſtimmig wiedergewählt.

Land für die Bauern.

Der Miniſterrat be - ſchloß, die der Krone gehörigen Ländereien im Altai - gebiete von Staatswegen zu übernehmen, um auf dieſe Weiſe Land für die fortziehenden Bauern zu ſchaffen, Der Staat zahlt dafür 49 Jahre hindurch 22 Kopeken für die Deſſjatine an die Krone, die alle Rechte auf die in jenen Gebieten vorhandenen Mineralien behält.

Die Polizei fand geſtern bei der Durchſuchung des Inſtitutes der Wegebauingeneure 16 Bombenhüllen und Spreng - materialien. Mehrere Studierende wurden verhaftet.

Parlamentariſches.

Der Wahlreformausſchuß.

Das Pluralwahlrecht.

Der Wahlreformausſchuß hielt heute vormittags unter Vorſitz des Obmannes Dr. Ploj und in An - weſenheit des Miniſters des Innern Dr. Freiherr von Bienerth zuſammen, in welcher die Beratung über § 5 der Reichsratswahlordnung feſtgeſetzt wurde.

Abg. Dr. Couci ſagt: Die Gründe der Plural - wahlrechtsfreunde ſeien, was das Alter und die Familie betrifft, beherzigenswert. Es wäre für den Redner verlockend, für das Pluralwahlrecht einzutreten und er würde es deshalb mit Freuden ſehen, wenn6Wien, Freitag Reichspoſt 5. Oktober 1906 227das Pluralwahlrecht beſchloſſen werden ſollte, weil ſich bei der dann notwendig eintretenden neuen Bewegung für das Wahlrecht für die Vertretung der Landbevöl - kerungs viel leichter Gelegenheit finden würde, die der Landbevölkerung durch die Vorlage zugefügte Unge - rechtigkeit zu bekämpfen. Redner ſei überzeugt, daß es nicht angehe, bei ſolchen Fragen gegenüber den breiten Volksſchichten irgendeinen Rückſchritt zu machen, und mit Rückſicht auf die ſchon beſtehende 5. Kurie würde die Annahme des Pluralwahlrechtes gewiß als ein Rückſchritt aufgefaßt werden können. Das gleiche und einfache Wahlrecht ſei vielmehr geeignet, die Gegenſätze zwiſchen den einzelnen ſozialen Klaſſen wenigſtens zu mildern. Redner werde daher bei § 5 für die Faſſung der Regierungsvorlage ſtimmen.

Der Proteſt der Bauern.

Abg. Schraffl führt aus, daß die bisherigen Ver - handlungen die Erſcheinung zutage gefördert haben, daß eine Regierungspartei, deren Vertreter im Kabinette ſitzt, gegen die Intentionen der Regierung auftreten könne. Daraus ſei der Schluß zu ziehen, daß in der parlamentariſchen Regierung etwas noch immer nicht klappt, und daß man noch immer nicht einſehen wolle, daß parlamentariſche Regierungen auch gewiſſe parlamentariſche Verpflichtungen haben.

Bezüglich des Antrages Tollinger glaube Redner, daß ihm ſchon präjudiziert ſei. Die Einführung des Plural - wahlrechtes würde gegen das Prinzip verſtoßen, das bereits im Grundgeſetze feſtgelegt ſei. Wollte man zulaſſen, daß in der Wahlordnung, die mit einfacher Mehrheit beſchloſſen werden könne, ein Pluralwahlrecht eingeführt werde, dann könnte man mit einfacher Mehr - heit jedes beliebige Wahlrecht konſtruieren. Z. B. könnte im künftigen Abgeordnetenhauſe die ſlaviſche Mehrheit beſtimmen, daß jeder, der in Oeſterreich einer ſlaviſchen Sprache mächtig iſt, mehrere Stimmen erhält. Dann wäre der Standpunkt der Alldeutſchen gegenüber der Wahlreform wirklich nicht ganz unbegründet, dann beſtünde wirklich für die Deutſchen eine durch die Wahlreform heraufbeſchworene Gefahr. Derartige grundſtürzende Aenderungen der Wahlreform hätten bei Be - ratung des Grundgeſetzes zur Sprache gebracht werden müſſen. Daß aber an den Prinzipien der Wahlreform jetzt gerüttelt werde, darf niemand weniger zugeben als die Deutſchen in Oeſterreich, und Redner ſei daher verwundert, daß auch Dentſche für den Antrag Tollinger zu ſtimmen beabſichtigen. Die Anſicht des Abg. Dr. Tollinger, daß die Landgemeinden in Tirol ſich über Zurückſetzung beſchweren, ſei falſch; ſie erhalten ja ſieben Man - date mehr als ſie bisher hatten. Würde der Antrag des Abg. Dr. Tollinger angenommen werden, dann würde dadurch die Wahlhandlung in manchen Gegenden nahezu unmöglich werden. Die Zwei - und Dreiſtimmen - wähler würden für ihr Privilegium nicht einmal dankbar ſein, weil ſie dadurch von der Bevölkerung wider Willen als Kaſte und abgeſondert ihren Einfluß im Volke verlieren würden.

Wenn Abg. Paſtor erklärt habe, er müſſe als Chriſt und Prieſter für das Pluralwahlrecht eintreten, ſo frage Redner den genannten Abgeordneten, ob diejenigen, die gegen das Pluralwahlrecht ſtimmen, weniger Chriſten ſeien. Er verweiſe diesbezüglich auf den Biſchof Jeglic, der wiederholt für die Einführung des allgemeinen und gleichen Wahlrechtes eingetreten ſei. Was den Zenſus von 25 Kronen anbelange, der eventuell auch auf 8 Kronen herabgemindert werden könne, ſo erſehe man daraus, daß die Anhänger des Pluralwahlrechtes unter einander über die Höhe des Zenſus nicht einig werden konnten. Uebrigens würde ein Zenſus von 8 Kronen in vielen Ländern und insbeſondere in Tirol keineswegs einen Schutz für die kleinen Grundbeſitzer bilden, denn wie aus den vom Tiroler Landesausſchuß gelegentlich der Beratung der Landtagswahlreform im Tiroler Landtag ver - haßten Tabellen hervorgehe, zahlen vielerorts mehr als zwei Drittel der Tiroler Grundbeſitzer weniger als 8 Kronen Steuer. Der Abſatz 5 des Antrags Tollinger beſtimme, daß derjenige, der ein Pluralwahlrecht beſitzt, verpflichtet ſei, alle ihm zuſtehenden Stimmen auf einen Wahlwerber zu vereinigen. Wie wolle man dies ohne Aufhebung des Wahlgeheimniſſes kontrollieren? Die Annahme des Antrages Tollinger würde viele Tiroler Kleinbauern, die weniger als 25 bezw. 8 Kronen Steuern zahlen, unzufrieden machen und in das Lager der Sozialdemo - kraten treiben. Es ſei nur zu wundern, daß die Sozialdemokraten nicht mit größtem Eifer für das Pluralwahlrecht eintreten. Redner habe, um ſich von der Stimmung der Tiroler bäuerlichen Bevölkerung hinſichtlich der Einführung des allgemeinen Wahl - rechtes zu überzeugen, auch Gegenden, die von konſervativen Abgeordneten vertreten ſeien, bereiſt und die Wahrnehmung gemacht, daß die erdrückende Majorität der bäuerlichen Bevölkerung für das gleiche Wahlrecht ſei. Im Wahlbezirke des Abg. Dr. Tollinger habe er in zwölf Ge - meinden nur fünf Perſonen angetroffen, die dagegen waren. Von dieſen waren zwei Halb - narren, zwei Bauern und ein Abgeord - neter. (Heiterkeit.)

Abg. Zazvorka ſchildert den Terrorismus der Sozialdemokraten auf dem Lande, polemiſiert gegen mehrere Vorredner, erklärt aber ſchließlich gegen den Antrag Tollinger zu ſtimme.

Rothſchild, der größte Pluralwähler .

Abg. Dr. Ivcevic erklärt, daß er und ſeine Ge - noſſen aus dem ſlaviſchen Verband gegen den An - trag Tollinger ſtimmen würden, der einen Rückſchritt ſogar gegenüber dem beſtehenden Wahlrecht bedeute. Würde das Pluralwahlrecht angenommen, ſo würde die Wahlreformbewegung fortdauern und die erhoffte Beruhigung ausbleiben. Es ſei eine falſche Anſicht, daß der Beſitz bevorzugt werden müſſe. Wenn das Intereſſe am Staate mit der Größe des Beſitzes wüchſe, dann wäre die logiſche Konſequenz des An - trages, daß der 50 Kronen Steuerzahlende zwei, der 100 Kronen Zahlende 4 Stimmen haben müßte uſw. und ſchließlich wäre Rothſchild der größte Wähler inOeſterreich. Intelligenz und Beſitz werden bei den Wahlen ohne[h]in großen Einfluß nehmen und bedürfen keiner Privilegierung.

Abg. Kaiſer findet, daß gegen den Antrag Tollinger keine ſachlichen Gründe vorgebracht wurden, ſondern daß man nur durch die Verzerrung ins Extrem ihn unmöglich machen wollte. Die Frage der Pluralität fei von Anfang vorgelegen, nicht erſt neu aufgetaucht. Redner erhebe das Verlangen nach der Pluralität nicht nur zum Schutze der Landwirtſchaft, ſondern auch zu dem des Staates. Daß ein Schutz des Staates durch die Pluralität notwendig ſei, beweiſe die Aeuße - rung Dr. Adlers, daß die Sozialdemokraten nur an der Umänderung des Staates Intereſſe hätten. Abg. Schraffl habe behauptet, man werde einmal den Be - ſitzenden alles wegnehmen und habe ſich als Sozial - demokrat entpuppt. Redner iſt für den Antrag Tollinger.

Abg. Dr. Geßmann polemiſiert eingangs gegen den Abg. Dr. Lecher und geht dann auf die Ent - ſtehungsgeſchichte der Vorlage über. Aus dem durch Ungarns innerpolitiſche Wandlungen hervorgegangenen Kampf um die Einheit der Monarchie, ja ſogar um deren Beſtand, habe ſich die Notwendigkeit einer Wahlreform für den ungariſchen Reichstag ergeben, obwohl freilich noch wichtiger eine Wahlreform für die Komitate und Gemeinden geweſen wäre. Die Frage wird demnächſt wieder akut werden und nichts ſei demgegenüber notwendiger, als die Einführung des allgemeinen, gleichen und direkten Wahlrechts auch für Oeſterreich. Aus dieſer bedingungsloſen Notwendig - keit geht aber auch hervor, daß eine Oktroyierung in Oeſterreich weitaus wahrſcheinlicher wäre, als jenſeits der Leitha, und welcher Vorwurf träfe in dieſem Falle die bürgerlichen Parteien, welche die Wahlreform verhindert hätten. Auch die Geſtaltung der Verhältniſſe in Rußland blieb nicht ohne Einfluß auf die Entſchließungen des Kabinetts Gautſch, da eine Rückwirkung desſelben auf die öſtlichen Länder der Monarchie ſich hätte befürchten laſſen. Weit weniger als dies ſeien die Drohungen der ſozialdemokratiſchen Partei bezüglich der Städte und Induſtriezentren für den Fall des Nichtzuſtandekommens der Reform ernſt zu nehmen, wie ja der Mannheimer Parteitag beweiſe. Anders aber ſei es in Galizien, wo weder die Loyalität des Abg. v. Waſſilko, noch die Staatsbehörden für die Maſſen garantieren könnten. Mit dem Pluralwahlrecht käme die Bewegung nicht zum Abſchluſſe. Die Pluralität wäre eine furchtbare Gefahr für die bürgerlichen Parteien, da ſich die Beſitzer einer Stimme unzufrieden im Lager der Sozialdemokratie ſammeln würden. Das ſchwerſte Verſäumnis iſt es, daß wir in Oeſterreich erſt heute dieſer Frage nahe treten. Auf die Rede Dr. Tollingers übergehend, ſagt Doktor Geßmann, es ſei lächerlich und für die Geiſtlichkeit ſogar beleidigend, daß Dr. Tollinger erſt 35jährigen eine zweite Stimme zugeſtehe, da doch das kanoniſche Alter für die Prieſterweihe das 24., für die biſchöflichen Weihen das 30. ſei. Wer die Lehrerreifeprüfung gemacht, die Lehrbefähigungsprüfung aber nicht ab - gelegt habe, dafür 35 Jahre alt, verheiratet und Vater ſei, habe 3 Stimmen, der 60jährige römiſche Pfarrer als Zölibatär nur durch die Matura zwei. Dagegen haben die griechiſch-unierten und die nicht - unierten Prieſter drei Stimmen. Wie der katholiſche Dr. Tollinger dies beantragen, die Polen dies unterſtützen können dem rutheniſchen Klerus gegenüber ſei ganz ſonder - bar. Bezüglich der ländlichen Bevölkerung ſagte Redner: Erfahrungsgemäß leben die landwirtſchaft - lichen Arbeiter meiſt im Hausſtande ihres Brotgebers und gründen ſich erſt in ſpäteren Jahren einen ſelbſt - ſtändigen Herd, während die induſtriellen Arbeiter hiezu weit früher befähigt ſind. Dadurch kämen die erſtgenannten den induſtriellen Berufsgenoiſen gegen - über ſtark in Nachteil, obwohl eben ſie viel mehr zur Aufbringung des Rekrutenkontingents betragen. Der Redner beſprach ſchließlich auch die Abhängigmachung des Wahlrechtes vom Erlag der Steuer. Das ſei bei der öſterreichiſchen Steuerpraxis eine ſo ungerechte und gehäſſige Sache, daß ſie ſelbſt die um ihre Exiſtenz ringenden Liberalen vor 18〈…〉〈…〉 0 nicht im Kampf gegen die Chriſtlich-Sozialen anwenden konnten. Redner ſtimme gegen den Antrag Tollinger.

Hierauf wird die Verhandlung bis 3 Uhr nach - mittags unterbrochen.

Heute, vor der Nachmittagsſitzung des Wahl - reformausſchuſſes, hielten die Anhänger des Plur al - wahlrechtes eine beſondere Beratung in der Abtei - lung IV ab, wobei namentlich Abg. Graf Stürkgh und Abg. Grabmayr die Erſchienenen gegen die Wahlreform zu mobiliſieren ſuchten.

Für das Pluralwahlrecht dürften 19 von den 48 Mitgliedern des Ausſchuſſes ſtimmen, ſo daß das Pluralwahlrecht mit ziemlich er - heblicher Mehrheit abgelehnt werden dürfte.

Die Delegationswahlen aus Böhmen und Mähren.

Um das bisherige Verhältnis in der Vertretung der Deutſchen und Tſchechen aus Böhmen und Mähren in den Delegationen, das bekanntlich auf einem Kompromiſſe der Parteien beruht, auch nach der Wahlreform aufrechtzuerhalten, will Abgeordneter Dr. Sylveſter mit Genehmigung der Deutſchen Volkspartei folgenden Antrag dem Abgeordneten - hauſe unterbreiten, durch welchen das Kompromiß geſetzlich fundiert würde: Das hohe Haus wolle beſchließen, dem nachſtehenden Geſetzentwurfe die verfaſſungsmäßige Genehmigung zu erteilen: Geſetzentwurf vom ..... Mit Zuſtimmung der beiden Häuſer des Reichsrates finde Ich in Ergänzung des Geſetzes vom 21. Dezember 1867, R. -G.-Bl. Nr. 144, anzuordnen: § 1. Im§ 8 des Geſetzes vom 21. Dezember 1867, R. -G.-Bl. Nr. 16, iſt im dritten Abſatz nach den Worten: Es haben mittels abſoluter Stimmenmehrheit zu wählen die Abgeordneten aus dem Königreiche Böhmen ... der erganzende Zuſatz: und zwar die Abgeordneten der Wahlbezirke Nr. ... bis Nr. ... (hier werden die tſchechiſchen Bezirke aufgezählt) ſechs Delegierte, die Abgeordneten der Wahlbezirke Nr. ... bis Nr. ... (hier werden die deutſchen Bezirke auf - gezählt) vier . Weiters iſt in demſelben Abſatze nach den Worten der Markgrafſchaft Mähren vier ... der ergänzende Zuſatz: und zwar die Abgeordneten der Wahlbezirke Nr. ... bis Nr. ... (hier werden die tſchechiſchen Bezirke aufgezählt) zwei, die Abgeordneten der Wahlbezirke Nr. ... bis Nr. ... (hier werden die deutſchen Bezirke auf - gezählt) zwei , einzufügen. § 2. Mit dem Vollzuge dieſes Geſetzes wird Mein Miniſterium beauftragt. Dieſer Antrag iſt dem Verfaſſungsausſchuſſe zuzu - weiſen.

Der Eiſenbahnminiſter über die Nord - bahnverſtaatlichung.

In der heutigen Sitzung des Eiſenbahnausſchuſſes ergriff Eiſenbahnminiſter Dr. v. Derſchatta das Wort. Er führte aus, daß die Ablöſungsrente nicht übermäßig hoch angeſetzt ſei. Die Gebührenbefreiung ſei noch bei jeder Eiſenbahnverſtaatlichung zugeſtanden worden. Die Koſten des Verwaltungsrates ſeien be - reits in die Rente einbezogen. Mit dem Ankaufe der Kohlengruben wäre der Miniſter vollkommen einverſtanden, die Koſten ſeien aber hoch und die Mittel des Staates beſchränkt. Er ſei von der Erſprießlichkeit einer ſolchen Transaktion überzeugt und die Regierung werde ihr die volle Auf - merkſamkeit zuwenden. Die Tarifverträge der Nord - bahn mit Privatparteien ſeien der Regierung alle be - kannt. Die neue Organiſation der Staatsbahnver - waltung werde gewiß durchgeführt werden. Die Re - gierung ſei mit der Abfaſſung des neuen Status be - ſchäftigt, werde ihn in kürzeſter Zeit vollenden und dem Staatseiſenbahnrate zur Begutachtung vorlegen.

Die tſchechiſchen Wahlkreiſe in Böhmen.

Dem Venkov wird, wie uns eine Prager Depeſche mitteilt, aus Wien gemeldet: Abgeordneter Praſek verhandelte geſtern mit dem Abgeordneten Cipera in Angelegenheit der definitiven Einigung betreffs der Einteilung der ländlichen Wahlbezirke in Böhmen. Es iſt Ausſicht vorhanden, daß dieſe Einigung ſchon im Laufe des heutigen Tages zu[ſt]andekommt. Strittig iſt nur die Frage betreffs der Zuteilung der größeren Induſtriebezirke zu der Kategorie der ſtädtiſchen Gruppen.

Ein beigelegter Parteiſtreit. Verſtändigung zwiſchen den Chriſtlich - Sozialen und dem Zentrum in Bayern.

Zwiſchen dem Zentrum und den Chriſtlich - Sozialen in Bayern, die ſchon ſeit längerer Zeit nach langem, oft heftigem Kampfe treue Waffen - bruderſchaft üben, iſt die Verſtändigung nun auch in formeller Weiſe zum Ausdruck gekommen. Wie das Organ der Münchener Chriſtlich-Sozialen, das Deutſche Volksblatt mitteilt, wurde der Heraus - geber des genannten Blattes und Führer der Chriſt - lich ſozialen Partei, Ingenieur Ludwig Wenng, von der Redaktion des Bay eriſchen Kurrier in München, dem offiziellen Organ des bayriſchen Zentrums, in dieſen Tagen erſucht, die Reda[d]tion des kommunalen Teiles des B. Kurier zu übernehmen. Herr Ingenieur Wenng hat dem Rufe Folge geleiſtet. Die Herausgabe und Redaktion des nur wöchentlich erſcheinenden Organs der Chriſtlich-Sozialen behält Ingenieur Wenng bei.

Aus dieſer Nachricht geht hervor, daß die Ver - ſtändigung eine vollſtändige iſt. Die Reichspoſt hat wiederholt auf das Wünſchenswerte einer ſolchen Verſtändigung hingewieſen, die bei der geringen programmatiſchen Differenz der beiden in Betracht kommenden Parteien nicht auf allzugroße Hinderniſſe ſtoßen konnte. Iſt doch der Antiſemitismus, der das einzige programmatiſche Hindernis zu ſein ſchien, auch in der bayriſchen Zentrumspartei vorhanden und erhält von Jahr zu Jahr eine ſtärkere Betonung. In ſozial - politiſcher Hinſicht beſteht ſoviel wie kein Unterſchied, ebenſowenig in rein politiſcher Beziehung. Was die etwas verſchiedene Taktik der beiden Gruppen be - trifft, ſo iſt im Zentrum gewiß ein Raum für einen Flügel mit ſchärferer Tonart.

Die größten Schwierigkeiten lagen in gewiſſen Mißverſtändniſſen und perſönlichen Differenzen. Dieſe wurden nun ausgeglichen. Wir verzeichnen dieſes Ereignis, dem angeſichts der bevorſtehenden Er - neuerung des bayriſchen Landtages eine große Be - deutung zukommt, als ein beſonders erfreuliches.

Ueber Taifune.

(Von fachmänniſcher Seite.)

In kurzer Zeit haben ſich jetzt zwei Wirbel - ſtürme ereignet, von denen jeder furchtbaren Schaden anrichtete. Der erſte zerſtörte faſt den ganzen Hafen von Hongkong, der andere verheerte die Küſte von Alabama.

Die vergleichende Meteorologie hat das wichtige Reſultat ergeben, daß alle unſere Stürme eine7227 Wien, Freitag Reichspoſt 5. Oktober 1906zyklonale Bewegung beſitzen, das heißt, ſie wehen entweder zentripedal in ein Zentrum hinein (genauer: etwas ſchief um ein Zentrum herum) oder zentrifugal von einem Zentrum heraus; Luftſtrömungen erſterer Art heißen Zyklone , jene letzterer Art Anti - zyklone . Die Zyklone heißen auch wegen der tiefen Lage des Barome erſtandes Luftdruckminima oder Depreſſionen . Der Durchmeſſer der Zyklone um hier auf dieſe etwas mehr einzugehen iſt ſehr verſchieden; bisweilen breitet ſich eine flache Zyklone über ganz Europa aus, gewöhnlich nur über einen Teil des Kontinents. Zyklone von geringem Durch - meſſer und bei welchen die Iſobaren, das heißt die Linien gleichen Luftdruckes, einander ſehr nahe ſtehen, zeichnen ſich durch beſondere Heftigkeit der in ihrem Gebiete auftretenden Stürme aus; dieſelben ſind als Wirbelſtürme (Tornados) berüchtigt. Die in den chineſiſchen und japaniſchen Meeren auftretenden Wirbelſtürme dieſer Art heißen Taifune (vom chineſiſchen Tai-Fung, Fung[=]Wind, tai = ein heftiger Wind). Dieſelben erſcheinen beſonders zur Zeit des Wechſels der Monſune (je nach der Jahreszeit entſtehende Süd - weſt - oder Nordoſtwinde), im allgemeinen entweder in den Monaten Juni bis November oder im Sep - tember und Oktober; beſonders letzterer Monat iſt ſehr gefürchtet, weil dann die Stürme am heftigſten einfallen.

Dank der neueren meteorologiſchen Forſchungen[wei]man jetzt, wie das Schiff auf hoher See[bei]m Auftreten eines Wirbelſturmes zu ſteuern iſt. Hier gilt im allgemeinen die Steuerregel von Ried: Befindet man ſich auf der rechten Seite der Sturmbahn, ſo hat man auf Steuerbordhalſen bei - zulegen; befindet man ſich dagegen auf der linken Seite der Sturmbahn, ſo hat man auf Backbordhalſen bei - zulegen. Man kann im allgemeinen auch ſagen: Ein Schiff ſegelt aus einem Wirbelſturm heraus, wenn es in den nördlichen Breiten den Sturmwind vom Steuerbord und in ſüdlichen Breiten denſelben von Backbord (linke Seite, wenn der Beobachter nach vorne ſieht) hat. Um ſich hier nach praktiſchen Regeln je nach Verſchiedenheit der auftretenden Verhältniſſe zu richten, hat P. Algué S. J., Direktor desObſervatoriums zu Manila, ein eigenes Inſtrument, das Barozyklometer, erfunden, das ſchon all - gemeinen Eingang auf der See gefunden hat. Dr. Bergholz in Bremen hat dieſes Inſtrument mit einer deutſchen Skala verſehen.

In dieſem Zuſammenhange möchte ich noch folgendes bemerken: Der verheerende Taifun in Hongkong, über welchen die Blätter ſchon mehreres berichteten, hat mich veranlaßt, über die Wirbelſtürme überhaupt und deren Anzeichen oder Prognoſen ver - gleichende Studien anzuſtellen und dabei u. a. auch meine meteorologiſchen Karten heranzuziehen. Als ein Reſultat dieſes Studiums ergibt ſich nun eine große Wahrſcheinlichkeit dafür, daß etwa um den 17. bis 19. Oktober d. J. ſehr ſchwere Stürme ſich auf dem Meere einſtellen werden, wahrſcheinlich auch ein Wirbelſturm in der Südſee. Es wäre daher meines Erachtens von nicht geringem Belang, dieſe (wenn auch nur wahrſcheinliche) Prog - noſe weiter, bekannt zu geben, damit um die ange - gebene Zeit gewiſſe Vorſichtsmaßregeln ergriffen werden können. Wie wir bei dem oben erwähnten Taifun wieder geſehen haben, können ſolche Stürme mit großen Unglücksfällen verbunden ſein. Die Klug - heit mahnt alſo doppelt zur Vorſicht; durch Ver - anlaſſung geeigneter Maßregeln kann vielleicht großer Schaden verhütet werden und es wäre gut deshalb, dieſe Prognoſe (wenn ſie auch, wie alle Wetterprognoſen, nur mit Wahrſcheinlichkeit rechnet) möglichſt zu verbeiten. R. H.

Zentralviehmarkt St. Marx.

Stechviehmarkt. Dem heutigen Markte wurden zugeführt: 3836 Stück Kälber, 1127 Stück Weidener Schweine, 2060 Stück lebende, 618 Stück Weidener Schafe und 148 Stück Lämmer.

Man verkaufte: lebende Kälber von 88 H. bis 114 H., Prima von 116 H. bis 126 H., Hochprima von 128 H. bis 134 H., ausnahmsweiſe H. bis H., Weidener Kälber von 96 H. bis 146 H., Prima von Kronen . bis . , Hochprima Kronen. bis . , Weidener Schweine von 104 H. bis 128 H., unter -gewichtige von 140 H., lebende Schafe von 50 H. bis 68, halbengliſche H. Weidener Schafe von 80 bis 108 H. per Kilogramm und Lämmer von Kr. 20. bis Kr. 34. , per Paar, alles exkluſive Ver - zehrungsſteuer.

Amtliche Warenkurſe der Wiener Börſe.

Zucker (per 100 Kilogramm), Rohzucker, prompt, ruhig, Frachtbaſis Auſſig, Kronen 21.20 G., 21.30 W., per Oktober-Dezember 1906, prompt, Frachtbaſis Auſſig 21.20 G., 21.30 W.; Brot-Raffinade prompt ab Wien in Ganzwaggons 67.25 G., 67·75 W.; Brot-Raffinade per September . G., . W.; Würfelzucker Ia, per Oktober-Dezember, ab mähriſche Station tran - ſito . G., . W.; Pilés Centrifugal Ia, ruhig, prompt ab Trieſt tranſito 28.25 G., 29.50 W.; per November-März ab Trieſt tranſito 27. G., 27. 62·5 W. Spiritus (per 10.000 Liter %), unver., prompt, kontingentiert ab Wien 42.60 G., 43. W. Rüböl (per 100 Kilo), feſt, prompt ab Wien 84. G., 86. W. Leinöl (per 100 Kilogramm), ſtetig, inländiſches, prompt ab Wien 61.50 G., 62. W. Oelſaaten (per 50 Kilogramm), Kohlreps, feſt, prompt ab Wien 16. G., 16.50 W. Petroleum (per 100 Kilo), feſt, kaukaſiſches raff., ohne Faß, prompt ab Trieſt tranſito 10.50 G., 11. W.; galiziſches ſtandard white, prompt ab Wien per Waggon 36.75 G., 37.95 W. detto ab Wien barellweiſe 38.35 G., 41.20 W.; detto waſſerhell, prompt ab Wien per Waggon 37.75 G.; 38.95 W.; detto ab Wien barellweiſe 39.35 G. 42.20 W. Fettwaren (per 50 Kilogramm), beh., Schweinefett, inkluſive Faß, prompt I. Koſten ab Wien 68. G., 68.50 W.; Speck, weiß, exkluſive Packung, prompt I. Koſten ab Wien 56. G., 57. W.; Unſchlitt, Aus - ſchnitt, prompt, I. Koſten ab Wien 36.75 G., 37. W. Kaffee (per 50 Kilogramm), prompt, Santos: prima ab Trieſt 55. G., 57. W.; Superior 53. G., 55. W. Good Average 51. G., 53. W.; Regular 49. G. 50. W.; Perl Primes 65. G., 67. W.; Perl Superior 63. G., 64. W.; Perl good. 61. G., 62. W.

Amtliche Schlußkurſe der öffentlichen Wiener Börſe vom 4. Oktober 1906.

GeldWare
Staats-Anlehen.
Mai-Rente p. K. ... 4 %98.8099.
Februar-Rente p. K. 4·2 %100.05100 25
Silb. -R. Jan. -Juli p. K. 4 %98.8099.
S. -R. Apr. -Ott. p. K. 4·2 %100.10100.30
1860er Staatsloſe 500 fl.156.7158.75
1860er Staatsloſe 100 fl.214. 219.
1864er Staatsloſe 100 fl.274.75276.75
1864er Staatsloſe 50 fl.274.5276.50
Tom. -Pfandbr. à 120 fl.289.50291. 〈…〉〈…〉0
Oeſt. Goldrente, ſtfr.,. 4 %116.75116.95
dto. Rente in Kr. -W .. 4 %99.1099. 〈…〉〈…〉0
Inveſt. -Rente .. %89.0589.25
Albrecht-B. in S. 100 u. 1000 fl. ...... 4 %99.45100.45
Eliſabethb. in G., ſtfr. 4 %117.10118.
Franz. Joſef-B. i. S. %123.90124.90
[Pilſen-Prieſ]en-Bahn. 4 %99.40100.40
〈…〉〈…〉in Kr. -W. 4 %99.30100.30
Ung. -[gal]. Eiſenb. ... 5 %111.75112.75
dto. Em. 1887 200 fl. 4 %99. 100.
dto. Em. 1963 ... %91. 92.
[Vorarl]berger Bahn .. 4 %99.40100.40
[Eli]ſabet[h]bahn ... 5〈…〉〈…〉 %463. 465.
dto. Linz-Budweis 200 fl. öſt. W. Silber .. %436. 440.
dto. Salzburg-Tirol 200 fl. ö. W. S[il]ber ... 5 %434. 437.
Albrechtbahn[3]00 fl. S. 5 %106. 107.
[dto.]200 u. 1000 fl. S. 4 %. .
[Böhm. Weſtb.]. 400, 2000 K 4 %99.60100.60
[Eliſab. -B.]. 600 u. 3000 M 4 %116.70117.70
dto. 400 u. 2000 Mr.. 4 %117. 〈…〉〈…〉0118.50
Franz Joſ[e]f-Bahn Em. 1884〈…〉〈…〉 er ..... 4 %99.55100.55
[Galiziſche Karl]Ludwig-B. 1890 ....... 4 %99.40100.40
[Pilſen]- Prieſen-Bahn 150 fl. Silber ...... 4 %99.50100.50
[Rud. -B.]. (Salzkg. )[f]. 400 Mark ....... 4 %116.50117.50
dto. 〈…〉〈…〉m. 1884 D. St. 4 %99.45100.45
[Vorarlberger-Bahn E]. 1884 in Silber ..... 4 %99.40100.40
4 % ung. Goldren[t]e 100 fl.112.55112.75
4 % ung. Rente in Kr. -W.9〈…〉〈…〉. 〈…〉〈…〉595.05
Ung.[Präm. -Anl.]100 fl.207. 209.
Ung[Präm. -Anl.]50 fl.206.35208.35
[Theiß-Regul. -Loſe].. 4 %. .
[Kroat. -Slav. Schankr. -E. -][Obl.]...... %100.50101.50
[Kroat.]- Slav. 100 fl. .. 4 %94.7095.70
[Ungarn (für 100 fl. ö. W.)]100 fl. ö. W.[)][dto]....... 4 %96. 97.20
[An]dere öffentliche Anlehen.
Bosn. Landes-Anl. .. 4 %94. 95.
〈…〉〈…〉〈…〉〈…〉...... 4½%100.05101.05
[Donau-Regul. -Anl.]1878 v. 100 fl. ...... 5 %105.75106.75
dto. Anl. 1899 .... 4 %98.9599.95
Wien. Verk. -Anl. E. 1900 4 %〈…〉〈…〉9. 100.
〈…〉〈…〉... 4 %98.6099.60
Butow. Prop. -Schuldv. 〈…〉〈…〉%101.2510〈…〉〈…〉 .25
〈…〉〈…〉4 %98.7099.70
〈…〉〈…〉. Land. -An〈…〉〈…〉. 1890 4 %98.8599.85
〈…〉〈…〉4 %100. 100.50
〈…〉〈…〉1[8]91 ....... 4 %99.10100.10
〈…〉〈…〉189〈…〉〈…〉 4 %99.50100.50
GeldWare
Brünn 1883 verl .. %101. .
Anlei[h]e der Stadt Budapeſt v. 190〈…〉〈…〉 ...... 4 %94. 95.
Anl. d. Stadt Graz 187[6]verl. ....... 6 %. .
dto. v. J. 1902 ... 4 %98 5099.50
Anl. d. Stadt u Handelsk. Trieſt ....... 4 %99.05100.
Anl. d. St. Wien v. J. 1867 verl. ....... 5 %121.40122.40
dto. v. J. 1894 .... 4 %96.6097.60
dto. v. J. 1898 .... 4 %98 8599.85
dto. (Elektr. ) 1900 (verl.) 4 %99.35100.36
Neue ſtädt. Inveſt. -Anl. 4 %99. 100.
Bulgar. Staats-Eiſb. -Hyp. - Anl. ....... 6 %118. 〈…〉〈…〉0119.20
dto. 1892 f. 100 fl. Gold 6 %118.55119.55
Ruſſ. Staatsanl., 100 K 5 %80.1080.60
Pfandbriefe ꝛc.
Oeſterr. Bodenkr. in 50 J. verl. ....... 4 %98.9099.40
Böhm. Hyp. -Bank verl. 5 %102.80103.80
dto. verl. ...... 4 %99.50100.
Zent. -Bodenkr.-B. öſt. %101.251〈…〉〈…〉 2.25
dto. 50 J. ..... 4 %99.80100.80
dto. 〈…〉〈…〉5jähr. ..... 4 %99.80100.80
Komm. -B., Peſterung. %100. 100.45
dto. Komm. -Obl. m. 10 % Pr. ....... %105.106.
dto. 50½ i. 5 % Pr.. 4 %98.2599.25
dto. 50 i. ...... 4 %97. 98.
Hermannſtadter Sparkaſſe IV. E. ..... %10.75109.75
Gal. A. -Hypoth.-B. m. 10 % Pr. ....... 5 %110.50111.50
dto. 50 ...... %100. 101.
[G]al. Bodenkreditverein 4 %98.1099.10
Mähr. Hypothek. in 36 J. verl. ....... 5 %104.50.
dto. 〈…〉〈…〉. ...... 4 %98.6099 60
Mahr. Sparkaſſe, erſte 4 %99. 99.20
N. -O. L. -Hyp.-Anſt. verl. 4 %99.50100.50
dto. Kom. Schu[ld]ſch. %9〈…〉〈…〉 92.50
dto. 4 %99.40100.40
Oeſt. Hypothekenb. verl. 4 %99.50100.50
Oeſterr. -ung. Bank 50jähr. verl. ....... 4 %99.40100.40
Spark. 〈…〉〈…〉. öſte[r]r. (verl.) 4 %10〈…〉〈…〉 .65.
Spar[k]. Budapeſt .. %100. 100.30
〈…〉〈…〉J. ver〈…〉〈…〉 ... 4 %96.2597.25
Spar[k]. ung. Land. -K. %100. 100.30
〈…〉〈…〉. Spart. 53jahr. 4 %99.10100.10
Ung. -〈…〉〈…〉 4 %97. 〈…〉〈…〉598.75
〈…〉〈…〉. - u. Bo〈…〉〈…〉 50 J. ...... 4 %9〈…〉〈…〉 .6097.60
Hypotheien-Ban[k]in〈…〉〈…〉〈…〉〈…〉 J. v. ... %100. 100.30
〈…〉〈…〉〈…〉〈…〉ahrung .... %100·35101.35
〈…〉〈…〉10 %〈…〉〈…〉 J. ....... 4 %97. 98.
Ungar. L. -B.-K. -〈…〉〈…〉〈…〉〈…〉 ..... %101.85102.85
[Ungar]. Agrar - u. R. -B. -〈…〉〈…〉- Sch. ..... 〈…〉〈…〉%100. 100.50
〈…〉〈…〉100. 101.
[Prioritäts -]〈…〉〈…〉ga〈…〉〈…〉 tonen.
Bo〈…〉〈…〉 4 %〈…〉〈…〉9. 〈…〉〈…〉5100.25
B. -〈…〉〈…〉 ..... 4 %9〈…〉〈…〉 .1596.15
GeldWare
Buſchtehr. Bahn 1896 4 %99.50100.50
Dux-Bodenb. E. 1891 S. 4 %108.50109.50
Ferd. -Nordb. E. 18〈…〉〈…〉 6. 4 %99.90100.90
dto. Em. 1887 .... 4 %99.80100.80
dto. 1888 .... 4 %100. 100.80
dto. 1891 .... 4 %100.50.
dto. 1898 .... 4 %99.85100.85
dto. 1904 .... 4 %100.10101.10
Graz-Köflacher-B. 1902 4 %98.3599.30
Kaſchau-Oderb. E. 1889 4 %98.7599.75
dto. E. 1891 .... 4 %99. 100.
dto. (öſt. Str.) E. 1889 4 %99.45100.45
Lemb. -Czern.-Jaſſy-Eiſen - bahn-G. ...... 4 %90.7091.70
dto. Em. 1884 .... 4 %98.6599.65
Leob. -Vordernb. Eb. Em. 1893 ....... 4 %98.9099.90
Donau-Dampfſch. -Geſ. 6 %
dto. ........ 4 %115.50116.50
dto. Em. 1886 .... 4 %115.50116.50
Lloyd, öſterr. .... 5 %120.25121.25
Em. 1884 ..... %120.25121.
Em. 1887 ...... 4 %113.75114.75
Montang., öſt. -alp .. %97 2598.
Oeſterr. Nordweſtbahn 5 %105.85106.83
dto. lit. B .... 5 %105 25106.25
dto. Em. 1874 ... 5 %123.75125.75
dto. Em. 1885 ... 4 %99.70100.70
dto. Em. 1903 .. %107.25108.25
Oſtrau-Friedl. Eiſenb. 5 %99.50100.
Prag-Eiſenind. E. 1873 5 %. .
Staats-E. -G. .... 3 %418. .
dto. Em. 1871 ... 3 %407. 409
dto. 10. Em. 1885 .. 3 %400. 404.
dto. Erg. -Netz .... 3 %403. .
dto. 1. Em. .... 5 %. .
dto. 2. Em. 1874 .. 5 %. .
Steir. Eiſenind. -Geſ .. 6 %104.40105.40
Sdb. -G. Jän. -Juli .. 3 %317.25319.25
dto. April-Oktober ...317.25319.25
dto. S. o. G. ... 5 %12〈…〉〈…〉. 125.75
dto. ........ 4 %112.20113 20
Ungar. Weſtbahn ... 4 %99.75.
Wien-Aſpang. Eiſb. S. 4 %99. 100.
Diverſe Loſe
(Per Stück.)
A. Verzinsliche Loſe.
Oeſterr. Bodenkr. -Präm. - Schuldv. 1880 ... 3 %280. 289.50
dto. 1889 ..... 3 %286. 294.
Donauregul. 1870 .. 5 %259. 266.50
Hypothetenb., ung., Präm - Schuldverſchr. ... 4 %259. 267.
Serb. Präm. -Anl. .. 2 %97. 105.
B. Unverzinsliche Loſe
Baſilica (Dombau) ...21.7023.70
Kredit-Auſt. f. Hand. u. Gew.453. 464.
C〈…〉〈…〉 ry-Loſe 40 fl. K. -M ..138. 148.
Innsbrucker Stadt-Anlehen78. 83.
Kralauer Lotterie-Anlehen87. 92.
Laibacher Prämten-Anlehen5〈…〉〈…〉 .5062.50
Ofen, Stadtgemeinde ..168. 178.
Pa〈…〉〈…〉 y-Loſe .......173.50183.50
Rote Kreuz, öſterr. ...48. 50.
Rote Kreuz, ung. ....28.7530.25
Rudolfſtiftung ......5〈…〉〈…〉. 60.
〈…〉〈…〉- Loſe .......19〈…〉〈…〉. 202.
Salzburger Präm. -Anl ..70. 76.
Durk. Eiſenb. -Anl. ....161.25162 25
GeldWare
Wiener Komm. -Loſe 1874505. 516.
Gew. -Sch. der 3 % Präm. - Schuldv. d. Bodenkredit - Anſtalt Em. 1880 ...46. 52.50
dto. v. 1889 ......89. 94.
4 % detto der 4 % Präm. - Anl. d. ung. Hypoth. -Bk.35. 40.50
Bank-Aktien.
Anglo-öſterreichiſche Bank.314.25315.25
Bankverein Wiener .... .
Bodenkredit-Anſt., öſt. ..10611065
Zentral-Bodenkreditb., öſt.558. 559.
Comm. -Bank, Peſter ung.32953305
Kredit-Anſtalt f. H. u. G.674.25675.15
Kredit-Bank, ung. allg.812. 813.
Depoſitenbank, allgemeine453. 455.
Eskompte-Bank, böhm. ... .
dto. mähr. ..380. 382.
dto. ſteiriſch ..610. .
Eskompte-Geſ., nied. -öſterr.588. 590.
u. Wechslerb .. ung.515. 518.
Galiziſche Akt. -Hypotheken - bank .........575. 575.50
Giro - u. Kaſſenverein, Wr.454. 457.
Hypothekenbank, öſterr ..296. 298.
dto. ung. ..518. 520.
Kroat. -ſlav. Land. -Hyp.-Bk.226. 227.50
Länderbank, öſterreichiſche444.40445.40
Merkur , Wechſelſt. -A.-G.630. 638.
Ob. -öſt. u. Salzb Bank.566. 571.
Oeſterreichiſch-ungar. Bank17641774
Unionbank .......563.75564.75
dto. böhm. ....245.50246.
Verkehrsbank, allgemeine.339. 340.
Zivnostenska banka ..242. 243.
Aktien von Transport - Unternehmungen.
Adria, k. u. Seeſch. -G. ..438. 441.
Auſſig-Tepl. Eiſenb. ...24802485
Böhmiſche Nordbahn ...366. 371.
Buſchtehrader Eiſenbahn,30003019
dto. lit. B... .
Donau-Dampfſchiffahrt-Geſ104710〈…〉〈…〉 3
Dux-Bodenb. Eiſenb. ..564. 564.
Ferdinands-Nordbahn ..55905620
Fünfkirchen-Bares. Eiſb ..429. 431.
Graz-Köfl. Eiſ. u. Bergb. -G.490.50491.50
Kaſchau-Oderberg. Eiſb. -G.377. 378.
Lemb. -Czern. - Jaſſy-Eiſen - bahn-Geſ. ......580. 580.50
Leoben-Vordernbg. Eiſenb.2〈…〉〈…〉 10.
Lloyd, öſterr., Trieſt ...775. 780.
Oeſterr. Nordweſtbahn ..455. 456.
dto. lit. B. ...... .
Prag-Duxer Eiſenbahn ..223.50224.50
dto. Pr. -A. ...294.50296.
Staatseiſenb. -Geſ. ....685.75686.75
Südbahn-Geſellſch. ..... .
Sudnorddeutſche Verbdgsb.410. 410.50
Samozsthal-Eiſenb. Pr. -A.980. 1005
Tramway-Geſ., neue Wr., Pr[i]oritäts-Aktien ....
Tramway-Geſ., neue Wr., Stamm-Aktien ..... .
Transp. -Geſ. intern. ..200. 201.
Ung. -galiz. Eiſenbahn, erſte. .
Ung. Weſtb. (Raab-Graz)407. 409.
Wien-Pott. -Wr.-N.-B. ... .
GeldWare
Induſtrie-Aktien.
Baugeſ. allg. öſt. ....140. 114.
dto. d. 1. Allg. Beamtenv.. .
Brüxer Kohlenbergb. -Geſ.715. 718.
Brunner Brauerei-A. -G ..179. 180.
Eiſenbahnw. -Leihg. Erſte.211. 214.
Elektr. -Geſ., allg. öſterr ..451. 452.
Elektr. -Geſ., intern. ...59〈…〉〈…〉. 599.
Jute-Spinnerei - u. Web., 1. öſterr. .......750. 760.
Montan-Geſ., öſterr. -alpine603.25604.25
Nadrager Eiſeninduſtrie-G.765. 790.
Neſſelsdorfer-Wagenbau - Fabrik-G. ......765. 780.
Nordböhm. Kohlenw-G ..14271440
Nordung ver. Kohlenbergb. - Geſ. .........286. 291.
Perlmooſer hydr. Kalk - u. Portl. ........439. 443.
Prager Eiſeninduſtrie-Geſ.27882798
Rimamurany-Sálgo-Tarj. Eiſw. ........578.50579.50
Roſſitzer Bergbau-Geſellſch.360. 380.
Sálgo-Tarj. Steinkohlen-B.616. 620.
Trifailer Kohlenwerks-Geſ.291. 292.
Türk. Tabakregie-Geſ. ... .
Union-Baugeſellſchaft ..189. 192.
Union-Baumater. -Geſ. ..217. 219.
Waffenfabriks-Geſ., öſterr.579. 581.
Wagg. -Leih-A.-G. intern ... .
Waggon-Leih-Geſ. in Peſt. .
Weſtböhm. Bergb. -A.-Ver.302. 305.
Wiener Baugeſellſchaft ..160. 162.50
Wienerb. Ziegel - u. Baugeſ.836. 841.
Verſicherungsanſtalten
Anker, Lebens - u. Renten - Verſ. -G. .......60006200
Assicurazioni generali.15.000.
Donau , öſterr. V. -A.-G.770. 800.
Unfall-Ver. -G., 1. öſt. allg.65007000
Wr. Lebens - u. Rentenverſ. - Anſtalt ........760. 780.
Wr. Verſicherungs-Geſ. ..495 500.
Deviſen.
Amſterdam 100 fl. holl .. 3198.65198.90
Brüſſel f. 100 Frcs. .. 4. .
Deutſche Bankpl. 100 M.. 5117.48117.68
London f. 10 Pfd. Sterl.. 4240.18240.43
New-York f. 100 Dollars 5. .
Italieniſche Bankplätze 100 L. it. (Fr.) ... 595.5095.65
Paris f. 100 Francs .. 395.3895.50
Pe[t]ersburg f. 100 Rubel 8252.25253.25
Schweizer Pl. f. 100 Frcs 595.3895.50
Valuten.
Kaiſerliche Münzdukaten.11.3511.3〈…〉〈…〉
Kaiſerliche Randdukaten.11.3111.35
Zwanzig-Franks-Stücke ..19 1219.14
Zwanzig-Mark-Stücke ..23 4823.55
Sovereigns .......23.9824.06
Türk. Goldliren ...... .
Deutſche Reichsbanknotenfür 100 R. -Mk. .....117.45117.65
Ital. Banknoten f. 100 Lire95.5095.65
Papier-Rubel .....2.532.54
〈…〉〈…〉
8Wien, Freitag Reichspoſt 5. Oktober 1906 227
〈…〉〈…〉

Herausgeber Dr. F. Funder, Wien. Verantwortlicher Redakteur Franz Winter, Wien. Druck von Ambr. Opitz Nachfolger, Wien.

9227 Wien, Freitag Reichspoſt 5. Oktober 1906

Streiflichter.

Was man von den Kirchengemeinden zu erwarten hat.

Jetzt, da man den franzöſiſchen Katholiken die Kirchengemeinden aufnötigen will und auch Luſt hätte, ſie den öſterreichiſchen Katholiken und auch jenen Ungarns, letzteren unter dem Namen der Katholiken-Autonomie aufzu - ſchwatzen, kommt gerade die Wahrnehmung zu - recht, welche ein bekannter deutſcher Journaliſt bei den amerikaniſchen Kirchengemein - den machen konnte. Der Betreffende, Adam Röder in Wiesbaden, hat Menſchen und Dinge in Amerika aufmerkſam ſtudiert und in einer vor kurzem erſchienenen Broſchüre objektiv beſprochen. In dem Kapitel Kirchliches ſagt er:

Die kirchliche Gemeinſchaft iſt in den Vereinigten Staaten Erziehungs -, Verſorgungs -, Vergnügungs - anſtalt. Sie gibt Wohltätigkeitsvorſtellungen, veranſtaltet Baſare, Tanzkränzchen und Aus - flüge für die jungen Leute beiderlei Geſchlechts. Ihr ſind angegliedert die Jünglings - und Jungfrauen - vereine und alle ſonſtigen Vereinigungen, die auf ſozialpädagogiſche Wirkſamkeit gerichtet ſind. Der junge Kaufmann, der junge Beamte, der Handwerker, der Arbeiter, die Maſchinſchreiberin, Haustochter und Verkäuferin ſie alle ſind an die Kirche gegliedert. Von hier aus werden Verlöbniſſe und Heiraten geſchloſſen. Insbeſondere die Mäßigkeitsbewegung hat in der kirchengemeindlichen Organiſation ihre mächtige Pflegerin. Mancher junge Mann, der ſich verloben oder verheiraten will, muß erſt dem Mädchen ſeiner Wahl das Verſprechen geben, daß er vom Alkohol läßt und Teetotaler (Antialkoholiker) wird. So erſetzt die Kirche in Wahrheit die mangelnde Polizei und iſt mit ihren den ganzen Menſchen umklammern - den Organen der wichtigſte Faktor der geſellſchafts - moraliſchen Erziehung. Daß die Religion an ſich hierbei zu kurz kommt und eine entſetzliche innerlich - religiöſe Verflachung zeitigt, die ſich im ge - gebenen Augenblick auch ethiſch zeigt, bedarf hier keines beſonderen Beweiſes.

Aus dieſen Beobachtungen eines nüchternen Richters iſt ſchon zu erkennen, wie die kirchlichen Gemeinſchaften in Amerika zu Handlangern des öffentlichen Lebens herabgeſunken ſind und zwar eine äußere Herrſchaft behaupten, die Herrſchaft über die Herzen ihrer Mitglieder aber verloren haben. Adam Röder führt für dieſe Tatſache auch einen ſehr konkreten Beweis. Er erzählt:

In Waſhington iſt ein hervorragendes Mitglied des Presbyteriums im begründeten Verdacht, daß er als Ehemann ſich eine käufliche Weibsperſon aus - hält. Man tritt zuſammen und erklärt, daß der Mann aus ſeiner leitenden Stellung entfernt werden müſſe. Da ſchlägt der Kirchenverwalter ſein Journal auf und konſtatiert, daß der betreffende Ehemann mit dem größten Beitrag zur Beſtreitung der kirchlichen Bedürfniſſe zu Buch ſteht , einem Beitrag, den man nicht entbehren kann. Nach langem Hin - und Her - reden entſchließt man ſich, von der Ausſchließung ab - zuſtehen, fintemalen eine konkurrierende andere kirchliche Geſellſchaft, den hervorragen - den und zahlungsfähigen Herrn wahrſcheinlich mit offenen Armen aufnehmen würde. Und ſo blieb Miſter Jonathan leitendes Mitglied der Presbyterialgemeinde.

So ſehen die Kirchengemeinden in Amerika aus.

Prinz Eugenius gemaßregelt.

In der ſüdungariſchen Stadt Zenta, bei welcher der große öſterreichiſche Heerführer Prinz Eugeu von Savoyen einen ſeiner ruhmvollſten Siege erfocht, hätte jetzt dem genialen Helden ein Reiterdenkmal errichtet werden ſollen. Hätte ſollen doch die Stadtgewaltigen von Zenta haben ſich die Sache noch rechtzeitig überlegt und durch einen kräftigen Entſchluß es verhindert, daß ein Nichtmagyar, ein Oeſterreicher und noch dazu ein Gegner Rakoczys wie ſie hervorhoben in ihrer Gemarkung ein Monument erhält. Die Uebernahme des Standbildes iſt von der Ge - meindevertretung zurückgewieſen und der Platz für dasſelbe verweigert worden. Die Nachricht wird dort, wo man die Magyaren noch nicht richtig einſchätzen gelernt hat, Kopfſchütteln erregen. Die Stadt iſt ſeinerzeit durch Prinz Eugen vom Joch der Türkenherrſchaft befreit worden, was die Epigonen der einſtigen Herren von Zenta nicht beſtreiten können. Trotzdem weigern ſie ſich mit Entſchiedenheit, den Manen ihres Befreiers durch ein Denkmal Dank zu zollen. Es wäre doch gut, wenn man die ganze Stadt Zenta ein beſcheidenes Jährchen bei den Türken von einſt in die Koſt geben könnte. Die Stadtväter von Zenta würden wahrſcheinlich ſchon nach dem erſten Monate mit aufgehobenen Händen um einen Prinz Eugen bitten. Aber die heutigen Zentaer Denkmalgegner haben recht: Sie verdienten einen Prinz Eugen wirklich nicht.

Aufgeklärte gegen die Aufklärung.

Iglau iſt ein Städtchen, in dem der mähriſche Freiſinn noch in floribus iſt. Dort hat es ſich zugetragen, daß die Wochenausgabe der Reichs - poſt in öffentlichen Verkaufsſtellen Eingang fand. Sie wurde gekauft und immer mehr gekauft; es wanderte jeden Sonntag ein anſehnlicher Stoß Reichspoſt - Blätter nach Iglau und immer waren es noch zu wenig. Von dieſer ſchrecklichen Häreſie, die durch dieſe Invaſion chriſtlich-ſozialer Zeitungen in der Bevölkerung Iglaus auszubrechen drohte, erhielten einige Stadtgewaltige Kenntnis. Was, Aufklärung durch die Preſſe? Schrecklich! In ihrer Angſt gegen das Gedruckte haben die beſagten hohen Herren von Iglau es glücklich ſo weit gebracht, daß ſie die Inhaber der Verkaufs - ſtellen einſchüchterten und durchſetzten, daß der von ihnen gegen die Reichspoſt verhängte Iglauer Bann reſpektiert wurde. Die Reichspoſt darf deshalb zunächſt in Iglau nicht mehr öffentlich verkauft werden die Kreuzelſchreiber von Iglau wollen es ſo. Wir werden uns darüber zu tröſten wiſſen, daß ſie Gedrucktes ſo ſchwer vertragen können. Aber zum ewigen Gedächtnis ſei hier feſt - genagelt, wie die liberalen Herren für ihre Burgen fürchten, wo die chriſtliche Preſſe ſtürmt.

Die Kirchenbauſubventionen und der Verwaltungsgerichtshof.

Wir veröffentlichten vergangenen Sonntag eine wiſſenſchaftliche Darlegung für die Begründung der Rechtmäßigkeit des durch Gemeinderat Schuh - meier angefo[ch]tenen Gemeinderatsbeſchluſſes betref - fend die Subventionierung des Baues der Wiener Kaiſer-jubiläumskirche. In Ergänzung eines in dieſem Aufſatze nur angedeuteten Punktes wäre noch, konform mit den Ausführungen des Anwaltes der Gemeinde in dieſem Prozeſſe, Herrn Doktor Gröll, zu konſtatieren:

Dem angefochtenen Beſchluſſe fehlt es an der objektiven Rechtswidrigkeit. Iſt aber dieſe nicht vorhanden, ſo erſcheint die Auslage als eine Gemeindelaſt, die nach dem Statute für Wien geſetzlich von den Gemeindemitgliedern zu tragen iſt, ſo daß ſich ihr gegenüber niemand auf Artikel IX des Geſ. v. 25. / V. 1868 berufen kann. Durch Schaffung eines Zweckverbandes (hier Pfarr - gemeinden) wird einer Gemeinde die freiwillige Erfüllung ſolcher Zwecke nicht entzogen. Wenn z. B. die Schulgeſetzgebung beſtimmte Verbände zur Realiſierung der notwendigen Schul - zwecke ſchafft, ſo iſt dadurch einer Gemeinde die freiwillige Erfüllung ſolcher aus eigenen Mitteln nicht verboten. Der Verwaltungsgerichts - hof hat ſich in ſeinen Präjudikaten darauf geſtützt, daß nach der geſetzlichen Definition des ſelbſt - ſtändigen Wirkungskreiſes der Gemeinde nur das in denſelben fällt, was ihre Intereſſen zu - nächſt berührt. Katholiſche Kultuswecke be - rühren aber zunächſt die Pfarrgemeinden, daher nicht zunächſt die Ortsgemeinden (!). Ab - geſehen davon, daß dieſes Wörtchen zunächſt nur in ſachlicher Beziehung aufzufaſſen iſt und nur die Abgrenzung der Gemeindeſphäre gegen - über dem Gebiete der höheren politiſchen Verbände: Land und Staat bezweckt, fehlt dieſes Wort zunächſt im § 45 des Wiener Gemeinde - ſtatutes, das nur ſagt: In den ſelbſt - ſtändigen Wirkungkreis der Ge - meinde fällt ... was ihre Intereſſen be - rührt. Und die religiöſen Verhältniſſe berühren ihre Intereſſen in der höchſten Weiſe. Man braucht nur hinzuweiſen auf das Intereſſe, das die Ge - meinde an der Sittlichkeit und an der Erziehung der Bevölkerung hat. Und hier bildet die Religion den weſentlichſten Faktor. Für die Gemeinde liegt daher die Erfüllung eines Gemeinde zweckes, nicht eines Kultus zweckes vor. Aehnlich iſt die Förderung des Religionsunterrichtes für den Staat kein konfeſſioneller, ſondern ein Schulzweck. Die Behauptung, durch die Bildung von katholiſchen Pfarrgemeinden ſei den Orts - gemeinden die Förderung von katholiſchen Kultus - zwecken entzogen, muß ſchon aus dem Grunde fallen, weil Pfarrgemeinden noch nicht konſtituiert ſind. Ohne auf die ſtrittigen Kompetenz - fragen einzugehen, muß man ſagen: Mit der Miniſterial-Verordnung vom 31. Dezember 1877, mit welcher die Beſorgung der Angelegenheiten der katholiſchen Pfarrgemeinden den Ortsgemeindevertretungen wie bisher über - tragen wurde, hat das Miniſterium die geſetzliche Ermächtigung überſchritten. Die Verordnung widerſpricht der Abſicht des Geſetzgebers, dem Geiſte des Geſetzes. Das Geſetz will den Orts -gemeinden die pflichtgemäße Beſorgung der katholiſchen Kultusangelegenheiten entziehen, das Miniſterium aber überträgt ſie wieder denſelben. Aber ſelbſt die Legalität der erwähnten Ver - ordnung angenommen, beweiſt ſie nichts. Jeden - falls kann die Schaffung von proviſoriſchen Ge - ſchäftsführern nicht die rechtliche Exiſtenz eines Organismus erſetzen. Ueberdies wurde die Art und Weiſe der Erfüllung der bezüglichen Aufgaben nach der Erklärung des Miniſteriums den Orts - gemeinden überlaſſen. Das Wort wie bisher könnte man auslegen, daß die Ortsgemeinde als ſolche handeln kann.

Richtigſtellung: Bei dem Sonntag veröffent - lichten Aufſatze haben ſich in die Wiedergabe einige Fehler eingeſchlichen, die unſere geehrten Leſer wohl ſchon ſelbſt korrigiert haben dürften. Seite 10, Spalte 2, Zeile 13 ſoll es heißen nicht ſchützt ; Seite 10, Spalte 2, Zeile 15: keine Verletzung ; Seite 10, Spalte 1, Zeile 29 von unten: über ihr Nicht - angehörige .

Parlamentariſches.

Der Wahlreformausſchuß. Pluralität und Wahlpflicht.

In der geſtrigen Nachmittagsſitzung des Wahl - reformausſchuſſes ſprach zunächſt der Abg. Kaiſer für den Antrag Tollinger. Im künftigen Hauſe werde die Landwirtſchaft faſt gar keine (!) Vertreter haben, daher ſei die Pluralität notwendig. (Ja werden denn die induſtriellen und ſtädtiſchen Wahl - kreiſe durch die Pluralität in ländliche verwandelt? Anm. d. Red.) Redner appelliert an das Herren - haus, die Pluralität einzuführen, da ein auf Grund des gleichen Wahlrechtes gewähltes Haus das Herrenhaus abſchaffen würde. Das künftige Abge - ordnetenhaus werde arbeitsunfähig ſein und von Obſtruktion und dem § 14 beherrſcht werden. Er ſtimme aus voller Ueberzeugung für den Antrag Tollinger. Abg. Dr. Kramar polemiſiert gegen Kaiſer und ſagt, es wäre töricht, gegen die Arbeiterſchaft mit ſolchen Mitteln, wie es die Pluralität ſei, zu kämpfen. Das müßte ſie revo - lutionieren. Solle man dann mit Mannlicher-Ge - wehren losgehen? Iſt es denn ein ſo großes Unglück, wenn ſtatt der jetzigen Obſtruktions - und radikalen Parteien eine geſchloſſene ſozialdemokratiſche Partei ins Parlament komme? Werde dieſe dann nicht gemäßigter auftreten müſſen als bisher? Verant - wortung ändert ja die Politik. In der Vorlage ſei bisher zwar nicht die nationale, wohl aber die ſoziale Gleichheit beſtehen geblieben; ſolle nun auch dieſe durch die Pluralität verſchwinden? Abg. Doktor Adler ſagt, die Erklärung des Miniſterpräſidenten habe ihn, obwohl ſie ſehr abgetönt und in der Form nicht entſchieden war, beruhigt. Wenn die Regierung nicht imſtande war, ein brauchbares Pluralitäts - ſyſtem zu finden, ſo werde dies dem Ausſchuſſe erſt recht nicht gelingen. Weder die Arbeiterſchaft noch ein großer Teil des Bürger - und Bauernſtandes würde ſich die Pluralität gefallen laſſen. Keinen Tag könnte das Parlament arbeiten. Der Antrag Tollinger ſei für die Wahlreform wie eine Dynamitpatrone. Seit Jahrzehnten ſei in Oeſterreich nichts Größeres geleiſtet worden als die Arbeiten des Wahlreformausſchuſſes. Und nun wolle man das alles mit einem Schlage vernichten? Die Sozialdemokraten bekämpfe man am beſten, wenn man den Arbeitern die gleichen Rechte nicht vorenthalte. Den grö[ß]ten Vorteil von der Wahl - reform werde nicht die ſozialdemokratiſche Partei ſondern der Staat haben.

Hierauf wurde die Verhandlung abgebrochen und die Sitzung geſchloſſen, worauf das Subtomitee für die Wahlpfl[i]cht unter dem Vorſitze des Obmannes Abgeordneten Dr. Ivcevic eine Sitzung abhielt, der auch der Miniſterpräſident Baron Beck und Miniſter Baron Bienerth beiwohnten In Verhandlung ſtand der Antrag Dr. Schlegel.

Abg. Hruby ſtellt folgenden Abänderungs - antrag: Die Landesgeſetzgebung kann beſtimmen, daß die innerhalb des betreffenden Landes Wahlberechtigten verpflichtet ſeien, bei der Wahl des Mitgliedes des Abgeordnetenhauſes das aktive Wahlrecht auszuüben. In dieſem Falle iſt die Erlaſſung näherer Vorſchriften über die Wahlpflicht, insbeſondere die Erlaſſung von Durchführungs - und Strafbeſtimmungen unter even - tueller Einführung des Mandatsverfahrens der Landesgeſetzgebung vorbehalten.

Abg. Dr. Geßmann beantragt die Annahme folgender Beſtimmung: Hinſichtlich der Verpflichtung der Wähler zur Ausübung des aktiven Wahlrechtes in das Abgeordnetenhaus bleibt es der Landes - geſetzgebung überlaſſen, Strafbeſtim - mungen für die Enthaltung von der Stimmabgabe unter Beobachtung der folgenden Grundſätze zu treffen: a) Es dürfen nur Geldſtrafen im Betrage von höchſtens zehn Kronen feſtgeſetzt werden, welche nicht in Arreſtſtrafen umgewandelt werden dürfen; b) die Strafausſchließungsgründe ſind feſt - zuſetzen, als welche Alter, Gebrechlichkeit, Krankheit, längere Abweſenheit, berufsmäßige Verhinderung, Kommunikationshinderniſſe und - Erſchwerungen u. ſ. w. zu betrachten ſind; c) das Strafverfahren obliegt den10Wien, Freitag Reichspoſt 5. Oktober 1906 227politiſchen Behörden, eventuell im Wege des Mandats - verfahrens.

Abg. Dr. Löcker ſtellt folgenden Antrag: Jeder Wahlberechtigte hat die Verpflichtung, ſein Wahlrecht auszuüben. Wer die Abgabe der Stimme ohne triftigen Entſchuldigungsgrund unterläßt, verfällt einer nicht in Arreſt umwandelbaren Geldſtrafe von 3 bis 100 Kronen, welche von der politiſchen Behörde zu verhängen iſt.

Es ſprechen außer den Antragſtellern die Abge - ordneten Graf Dobrzensky, Dr. R. v. Dulemba, Dr. Conci, Dr. Pergelt, Stein und Doktor Schlegel.

Miniſter des Innern Freiherr v. Bienerth beruft ſich auf ſeine Ausführungen im Wahlreformausſchuſſe und bezeichnet demgemäß neuerlich den Antrag des Abg. Dr. Geßmann als einen entſprechenden Mittelweg.

Die Verhandlung wird hierauf abgebrochen und die Sitzung geſchloſſen. Die nächſte Sitzung findet heute nach der Sitzung des Wahlreformausſchuſſes ſtatt.

Das polniſche Mandat in der Bukowina.

Die Verhandlungen wegen des polniſchen Man - dates in der Bukowina ſollen einen günſtigen Ver - lauf nehmen. Falls der polniſche Wunſch erfüllt wird, ſollen die Deutſchen ein neues Mandat er - halten. Die Frage iſt nun, wo? Wahrſcheinlich einigt man ſich ſchließlich dahin, daß Oberöſter - reich ein neues Mandat erhält, wo bekanntlich das Zentrum nicht mit Unrecht ſich beſchwerte, daß man dieſes Kronland ſeinerzeit verkürzte.

Kirchliches.

Domherr Johann Iby.

Man ſchreibt aus Baden: Der hieſige Dechant und Ehren - domherr Johann Iby, der kürzlich ſein goldenes Prieſterjubiläum und ſeinen 80jährigen Geburtstag beging und ſich während langjähriger Tätigkeit allge - meiner Beliebtheit erfreute, wurde vom Kaiſer durch Verleihung des Ritterkreuzes des Franz Joſef - Ordens ausgezeichnet. Auch eine kommunale Auszeichnung durch Verleihung des E[h]renbürger - rechtes der Stadt Baden ſteht dem greiſen Prieſter in der nächſten Gemeinderatsſitzung bevor.

Euchariſtiſches.

Die nächſte Andachtsſtunde der Vereinigung zur ewigen Anbetung des aller - heiligſten Satramentes durch Herren aus geiſtig ar - beitenden Ständen findet ſtatt Freitag 5. Oktober halb 6 Uhr nachmittags bei den Calaſantinern, Tell - gaſſe.

P. Miniſter Joſef Krafft.

Zu Ehren des Redemptoriſtenminiſters P. Joſef Krafft, der ſein goldenes Profeßjubiläum feierte, veranſtalteten der Sängerbund Dreizehnlinden und der Lorenz Kellner-Verein im Klemens Hofbauerſaal einen Feſtabend, dem beiwohnten: Weihbiſchof Doktor Marſchall, Prälat Dr. Joſef Lohninger, Rektor der Anima , Grafen Ledochowski in Vertretung der Ehrenprotektorin, Ihrer k. Hoheit Herzogin Maria Antonia von Parma, Frau Margarete Tonello di Stramare als Protektorin, die Domherren Schöpf - leuthner und Joſef Ritter v. Negri, Gemeinderat Monſignore Johann Laux, der P. Provinzial der Redemptoriſten W. Janauſchek, P. Superior der Lazariſten Gattringer, P. Harraſſer aus der Geſell - ſchaft Jeſu mit mehreren Vertretern der Studenten - kongregation vom Caniſiushauſe, P. Roman Fercher, Pfarrer von Dornbach, Frau Baronin Pillerſtorff, Herr Oberlandesgerichtsrat Dr. Joſef Kaſerer mit Gemahlin, Frau Marie Raimann, Herr Baumeiſter Karl Haas mit Gemahlin, Frau Thereſe Kinaſt, Frau Zoder, ſowie eine Vertretung der katholiſch - öſterreichiſchen Studentenverbindung Rudolfina und die Leitung des katholiſchen Jünglingsvereines von Hernals mit Herrn Meißner an der Spitze. Präfekt Eduard Hermann Gart hielt einen Vortrag über das Weſen und die Bedeutung der marianiſchen Studentenkongregation, dann beglückwünſchte Weih - biſchof Marſchall den jubilierenden P. Krafft, deſſen Wirken P. Polifka in einer glänzenden Rede feierte. P. Krafft dankte herzlich für die er - hebende Feier.

Kaiſerliche Auszeichnungen.

Der Kaiſer hat dem Pfarrer in Sachſenfeld Matthias Koren das Goldene Verdienſtkreuz mit der Krone und dem penſionierten Bürgerſchullehrer erſter Klaſſe, Piariſten - Ordensprieſter P. Franz Bauer in Wien das Goldene Verdienſtkreuz verliehen.

Die Ziſterzienſerklöſter.

Nach dem eben neu erſchienenen Schematismus des Ziſterzienſerordens zählt derſelbe etwa 1756 An - gehörige, nämlich 1015 Männer und 741 Frauen, welche 42 verſchiedene Klöſter, darunter 27 Männer - und 15 Frauenklöſter, bewohnen. Im Deutſchen Reiche gibt es nur ein Ziſterztenſerkloſter, nämlich die Abtei Marienſtatt im Bistum Limburg, welche im Jahre 1888 wieder errichtet wurde und als erſten Abt den jetzigen Biſchof von Limburg, Dominikus, Willi, hatte. Ziſterzienſerklöſter gibt es in Oeſterreich: Heiligenkreuz, Lilienfeld, Hohenfurt, Wilhering, Schlierbach, Rein, Oſſeg, Stams, Mehrerau, Sittich und dann die Trappiſtenklöſter Reichenburg und Mariaſtern, im Deutſchen Reiche vier, nämlich Lichtenthal bei Baden-Baden, Ober - ſchönenfeld bei Regensburg, Mariaſtern und Marien -thal in der ſächſiſchen Oberlauſitz (Apoſtoliſches Vikariat Sachſen). Vor der Reformation hatte der Ziſterzienſerorden 700 Manns - und 900 Frauen - klöſter, von denen viele durch ganz Deutſchland zerſtreut lagen. In der Rheingegend waren es be - ſonders die berühmten Abteien Eberbach in Rheingau, Heiſterbach, Himmerode in der Eifel und Marienſtadt, welche ſchon ums Jahr 1300 zu großer Blüte ge - langt waren. Das kleinſte jetzt beſtehende Kloſter iſt Chiaravalle mit nur ſechs Mönchen in Italien, das größte Zir[e]z in Ungarn mit 151 Mönchen. Von den 1015 Ordensmännern ſind 691 Prieſter, 170 Kleriker und 154 Laienbrüder, von denen ſich die erſteren neben dem Chorgebet und dem Studium vielfach der Seelſorge (232) und dem Unterricht an höheren Schulen (159) widmen; ſechs von letzteren ſind Univerſitätsprofeſſoren in Wien, Prag und Peſt. Von den Männerklöſtern ſind 23 Ab[t]eien und 4 Priorate, von den Frauenklöſtern 10 Abteien und 5 Priorate. Marienſtatt gehört mit ſeinem Mutterkloſter Wettingen-Mehrerau am Bodenſee und der auch von Mehrerau aus gegründeten Abtei Sittich in Krain zur ſchweizeriſch-dentſchen Kongregation, an deren Spitze der jeweilige Abt von Mehrerau ſteht. Den ganzen Orden leitet ein in Rom wohnender Generalabt. Von den Ziſterzienſern hat ſich ein Zweig, der der ſogenannten reformierten Ziſterzienſer oder Trappiſten, im Jahre 1892 getrennt und hat ſeitdem einen eigenen Generalpräſes in Rom. Die Ziſterzienſer ſind im Jahre 1098, ihr weiblicher Zweig 1125, beide in Frankreich (Citeaux und Tart) entſtanden, das erſte Kloſter in Deutſchland iſt 1123 zu Altenkamp gegründet worden.

Theater, Kunſt und Muſik.

Jubiläumstheater.

Die Zauberflöte hat geſtern in der Volksoper ihren Einzug gehalten, nachdem ſchon durch Figaros Hochzeit das Stamm - publikum dieſer Bühne mit Mozart bekannt gemacht worden war. Seit den Tagen, d[a]Aleſſandro Bon[c]i ſich[ei]n kurzes Gaſtſpiel teuer bezahlen ließ, war im Jubiläumstheater kein ſolcher Andrang erlebt worden wie geſtern; bis auf den letzten Platz war das Haus gefüllt und weitaus zum größten Teile von einem kunſtſinnigen Publikum; man ha[t]te das Gefühl, einer Senſationspremière und zugleich einer Kraftleiſtung der trefflichen Künſtlerſchar beizuwohnen; demgemäß wurde jeder zum Kritiker. Nachdem die Zauber - flöte eine Ausſtattungsoper genannt werden kann, wendete man neben Orcheſter und Sängern großes Intereſſe den Bildern auf der Bühne zu; Direktor Simons hatte ſelbſt die Inſzenierung beſorgt und dabei reinen Stil und Verſtändnis für paſſenden Hintergrund gezeigt. Der Direktor mag mi[t]dieſen Effekten, die er erzielte, ſehr zufrieden ſein; er mußte auch nach dem erſten Akte auf der Bühne erſcheinen und ſich mit Beifall überſchütten laſſen. Und die Sänger und Sängerinnen? Da gab es allerdings kleine Unterſchiede: Den Tamino ſang Herr Reinhardt; es hieß, daß kein anderer am Jubiläumstheater dieſe Partie tragen könne, als er; es wäre bedauerlich, da Rein - hardts Stimmittel für den Tenor und überhaupt für Partien der großen Oper nicht reichen. Papageno war vielleicht der Beſte von allen; Herr Hofbauer ſang ihn mit voller Stimme friſch in den Zuhörer - raum hinein und begleitete den Sang mit einem formvollendeten Spiel, ſo daß das komiſche Moment der Oper nicht verloren ging. Herrn Lordmann gefiel es dem Anſcheine nach in dieſen heil’gen Hallen nicht am beſten; ſein Organ ging in der Orcheſter - begleitung unter; anders Herr Melms, ſein Sprecher verfügt über Stimme! Die Pamina ſang Fräulein Wenger in trefflicher Weiſe, die Papagena Fräulein Petko, ſie boten vorzügliche Leiſtungen. Aus dem Terzett der Damen der Königin der Nacht hörte man den glockenreinen Sopran des Fräulein Stagl heraus. Schließlich ſei noch des erſten Auftretens des Fräulein Stöller als der Königin der Nacht gedacht; ſie war diesmal nicht diſponiert, darunter litt die brillante Technik. Ein großer Teil der Ehren des Abends gehörte dem Kapellmeiſter Zemlinsky. Die ganze geſtrige Aufführung war vielverſprechend. Die Schalmeien der Zauberflöte werden viele Kunſtfreunde ins Jubiläums-Theater locken. F. U.

Intimes Theater.

Ein wahrhaft guter Menſch. Komödie in drei Aufzügen von Otto Erich Hartleben. Erſte Aufführung am 3. Oktober 1906. Wie ein Wüterich zum ſanften Menſchen bekehrt wird, das hat man uns auf den Brettern, welche zuweilen die Welt, oft aber den Holzweg bedeuten, öfter gezeigt. Hartleben wollte einmal das Umgekehrte demonſtrieren, wie ein gar zu weicher Menſch alias guter Kerl durch das Leben die Lehre der Feſtigkeit und Unnachgiebigkeit empfängt. Die Idee war nicht übel. Jedoch ihr Vater hätte nicht ſo tief in den Farbentopf hinein - zulangen gebraucht, als er es tatſächlich getan hat. Der von ihm geſchilderte Doktor der Philoſophie und Philanthropie Joſef Oſterberg iſt gut man möchte ſagen bis zum Exzeß. Alle wiſſen das; ſeine ſchöne und kluge Frau bedauert es, alle anderen aber nützen es nach Kräften aus: Sein nichtstuender und vielbrauchender Schwiegervater, ſein Jugendfreund, der phyſiſch und moraliſch ver -armte Maler Adolf Müller, deſſen zankſüchtige Frau die Arbeiter der Stadt, um deren Intereſſen er ſich annimmt, obgleich ſie ihn gar nichts angehen, ja ſogar die eigenen Kinder. Der Schwiegervater braucht fortwährend Geld, nicht nur für des Lebens Notdurft, ſondern auch für Studien und aben - teuerliche Pläne, da er einmal Variété-Direktor ge - weſen iſt und es wieder werden möchte. Der Freund quartiert ſich mit Frau und drei Kindern bei dem Philoſophen ein, trinkt ſeine Weine, raucht ſeine Zigarren und ſtellt ſeiner jungen Frau nach. Die Arbeiter, natürlich Sozialdemokraten, denen er bei einem Streik ſeine Mittlerdienſte angetragen, benehmen ſich am großartigſten; ſie ſetzen ſich bei ihm zum Mittagstiſch, eſſen und trinken bis zur Bewußtloſigkeit, fangen einen Höllenſpektakel an, nehmen ihm Geld für die Streikkaſſe[a]b und wollen ihn ſchließlich zwingen, mit ihnen Bruderſchaft zu trinken. Die Kinder aber machen im ganzen Hauſe, was ſie wollen, denn der Papa ſagt ja doch nichts. Das geht ſo drei Akte lang fort, bis endlich Herrn Dr. Oſterberg die Schuppen von den Augen fallen und er entdeckt, daß Welt und Leben ſtarke Menſchen erfordern, die es auch verſtehen müſſen, im gegebenen Momente Nein zu ſagen. Die große Unwahrſcheinlichkeit, welche dieſem wahrhaft guten Menſchen anhaftet, deſſen Schwäche ſich faſt pathologiſch anſieht, ver - dirbt das gute Urteil, das manche Teile des Stückes dem Zuſchauer abringen. Die Darſtellung brachte redlichen Willen auf, aber nicht viel mehr. Einwandfrei gut war nur der Arbeiter Nowak des Herrn Bramer. Die Herren Mauth (Dr. Oſter - berg), Mikſch (Schwiegervater) und Sigmann (Maler Müller) genugten gerade; ein beſonderes Lob würde ihnen unrecht tun. Frl. Colmar (Frau Dr. Oſterberg) hat reiche äußere Mittel; dieſe Mittel erlauben ihr aber nicht, von der Darſtellung ſchwerer innerer Seelenkämpfe künſtleriſch zu leben. a. v. b.

Kunſtlerhaus.

Die Ausſtellungskommiſſion der Genoſſenſchaft der bildenden Künſtler Wiens hat beſchloſſen, den Einſendungstermin für die Herbſtausſtellung im Künſtlerhauſe mit Rückſicht darauf, daß noch viele Künſtler auf Studienreiſen ſind, bis zum 22. Oktober, 12 Uhr mittags, zu verlängern. Die Sommerausſtellung im Künſtlerhauſe wurde Samstag geſchloſſen.

Carl-Theater.

Alexander Girardi eröffnet Samstag, den 6. d. M. ſein auf fünf Monate be - rechnetes Gaſtſpiel. Zur Aufführung gelangt die im Vorjahre mit ſo großem Erfolg gegebene Operette von Eduard Eyſler Die Schützenlieſel . Der Karten - verkauf zu dieſer Vorſtellung beginnt Montag, den 1. Oktober an beiden Tageskaſſen.

Orpheumtheater.

Die Direktion hat folgende Novitäten in der jüngſten Zeit erworben: Paris im Omnibus von Viktor de Coſtens; Paris, ou Le bon Juge , Overette in zwei Alten von Robert de Flers und G. A. de Caillavet, Muſik von Claude Terraſſe; Der Handſchuh , Schwank in einem Akt von Bilhand und Hennequin‘. Die Taten des Herkules , Operette in drei Akten von Robert de Flers und G. A. de Caillavet, Muſik von Clande Terraſſe; das Herrenrecht , Komödie in einem Akt von Marcell Rouvier. Die Eröffnung des Orpheumtheaters nach vollſtändiger Renovierung findet noch in dieſer Woche ſtatt.

Wiener Konzertverein.

In der kom - menden Saiſon werden zwei Zyklen von je ſechs Sinfonie-Konzerten veranſtaltet, welche an Dienſt - tagen und Mittwochen jedesmal um ½8 Uhr abends unter der Leitung des Konzertdirektors Herrn Ferdi - nand Löwe, im großen Muſikvereinsſaale ſtattfinden werden. In dieſen Konzerten gelangen Werke von Bach, Händel, Haydn, Gluck, Mozart, Beethoven, Weber, Schubert, Mendelsſohn, Götz, Berlioz, Wagner, Liszt, Rubinſtein, Tſchaikowsky, Brahms, Bruckner, Wolf, Dvorak, Richard Strauß, außerdem folgende in Wien noch nicht aufgeführte Werke zur Aufführung: Jan Brandts-Buys: Vorſpiel zur Oper Das Veilchenfeſt ; Ernſt v. Dohnanyi: Konzert - ſtück für Violoncello; Robert Fuchs: Dritte Sin - fonie; Edgar Iſtel: Eine Singſpiel-Ouverture; Franz Liszt: Epilog zu Taſſo ; E. N. v. Reznicek: Sinfonie für kleines Orcheſter; Max Schillings: Sinfoniſcher Prolog zu Oedipus ; Joſef Luk: Scherzo fantastiqui .

Vereinsnachrichten.

§ Alte Herrenvereinigung des katholiſchen Jünglingsvereines (Stammverein).

Samstag, den 6. d. M. findet anläßlich der 10. Jahreswende des Beſtehens unſerer Bude eine gemütliche Zu - ſammenkunft ſtatt. 8 Uhr abends, Währingerſtraße, Zur goldenen Senſe .

§ Katholiſch-politiſcher Verein Leopold - ſtadt.

Montag, den 8. d. M. findet in M. Reiſingers Saal, Große Stadtgutgaſſe 11, eine große Ver - ſammlung ſtatt. Sprechen werden Landesausſchuß Biehlolawek, Landesausſchuß Dr. Geßmann, Stadtrat Oppenberger, Magiſtratsdirektor und Reichsratsabgeordneter Dr. Weiskirchner.

§ Der Geſangverein öſterreichiſcher Eiſen - bahnbeamten

bringt bei der Sonntag, 7. Oktober, in der Hofpfarrkirche zu St. Auguſtin, um 11 Uhr vormittags, ſtattfindenden Gründungsmeſſe unter der Leitung des Vereinschormeiſters Herrn Edmund Raim die Vokalmeſſe von Franz Köſtinger zur Auf - führung.

11227 Wien, Freitag Reichspoſt 5. Oktober 1906

Aus dem Gerichtsſaale.

Der jüngſte Dieb.

Die Mutter als Hehlerin eines dreijährigen Diebes ein Fall, der kaum jemals dageweſen ſein dürfte! Vor dem Leopoldſtädter Bezirksgerichte hatte ſich die Agnes Stehlik zu verantworten, weil ſie ihre Kinder, darunter den dreijährigen Stefan zum Diebſtahl verleitete und, als der kleine Junge einem Mädchen die Börſe ſtahl, das Geld in Ver - wahrung nahm. Der dreijährige Knabe, in dem jetzt ſchon die ſchlimmſten Inſtinkte unglaublich entwickelt ſind, wurde als Zeuge vorgerufen. Er wirft ſcheue und verbiſſene Blicke um ſich. Richter: Haſt Du das Börſel genommen? Knabe (trotzig): Nein! Richter: Es liegt ja nichts dran, wenn Du ’s ſagſt, Dir geſchieht ja nichts. Haſt Du der Mutter Geld gegeben? Knabe: Na, wenn i nix genommen hab! Der zehnjährige Joſef Stehlik ſagt, daß nicht ſein Bruder, ſondern der gleichfalls noch nicht zehn Jahre alte Pantſchochar das Geldtäſchchen geſtohlen habe. Er habe nur das Geld bekommen. Pantſchochar, der als Zeuge geladen war, war nicht erſchienen. Der Richter bemerkt, daß die Pantſchochar - Kinder ein Schrecken der Brigittenau ſeien, und ſogar ſchon Verbrechen des Diebſtahls begangen hätten. Das beſtohlene Mädchen gab aber mit Beſtimmtheit an, daß der dreijährige Stefan den Diebſtahl verübt habe. Richter: So ſag ’s doch, wenn Du’s getan haſt. Stefan: Na. Richter: Es iſt ſchrecklich, welche Ver - ſtocktheit in dem Kinde ſteckt. Der zehnjährige Andreas Zuber erzählt, daß er zugeſehen habe, wie der Stefan die Börſe ſtahl und daß er ihn vorher, offenbar um ſeine Aufmerkſamkeit abzulenken, wegſchicken wollte und ihm einen Stock verſprach. Stefan ſchreit wieder: Na! Zur Vor - ladung des Pantſchochar wurde die Ver - handlung vertagt.

Volkswirtſchaftlicher Teil.

Die Nordbahnverſtaatlichung.

Geſtern und heute fand im Eiſenbahnausſchuſſe die Generaldebatte über den Bericht des Subkomitees betreffend die Vorlage über die Nordbahnverſtaat - lichung ſtatt. Der Bericht wurde vom Abg. Hofrat Suklje erſtattet; er kommt zu folgendem Er - gebnis:

Möglich wären im Falle der Ablehnung des Uebereinkommens folgende Alternativen: a) Anbahnung neuer Verhandlungen; b) Aufſchub der Ver - ſtaatlichung und Abwarten eines neuen Septennats, um inzwiſchen durch Ausnützung der ſtaatlichen Tarif - hoheit (§ 21 K. U.) und des ſtaatlichen Bahnaufſichts - rea tes (§ 36 K. U.) die Reinertragsziffer zu drückenund den auf die einzelne Nordbahnaktie entfallenden Rentenbetrag auf 200 Kronen anſtatt der jetzt konzedierten 220 Kronen zu reduzieren; c) kon - zeſſionsmäßige Einlöſung. Hiebei wurde von den Bekämpfern des Abkommens die Anſicht geäußert, es ſolle die Legislative die Re - gierung auffordern, mit 1. Jänner 1907 die Nordbahn in Betrieb und Beſitz zu nehmen. Was die sub a) erwähnte Eventualität betrifft, konnte ſich die Mehr - heit des Subkomitees nach der Erklärung des Miniſters der Erwägung nicht verſchließen, daß die Neuaufnahme der Verhandlungen von keinem Erfolg begleitet ſein werde. Die Alternative sub b) würde die ſeitens der Bevölkerung gewünſchte Verſtaatlichung der Nordbahn auf lange Jahre hinausſchieben und vorausſichtlich zu einem weſentlich ungünſtigeren Re - ſultat führen. Aus dieſen Gründen konnte nur die Alternative sub c) ernſtlich in Betracht kommen. Die Erörterung dieſer Alternative bot Anlaß zu einer weitausgreifenden Diskuſſion, an der ſich auch der Eiſenbahnminiſter beteiligte. Im Hinblick auf die außerordentliche Wichtigkeit des Gegenſtandes wurde die Regierung erſucht, ihren Standpunkt klar zu präziſieren, und glaubt das Subkomitee, die Entgegen - nahme dieſer Erklärung dem Ausſchuß ſelbſt vor - behalten zu ſollen.

Geſtern ſprach zunächſt Abg. Dr. Steinwender; er kritiſiert die Höhe der Einlöſungsrente. Nicht zu - gerechnet werden dürfen die Tantiêmen des Ver - waltungsrates, die künftigen Auslagen für die Ver - waltung des Vermögens der Nordbahn, auch nicht die Zinſen der Betriebsgelder. Dieſe nicht gerechtfertigten Zurechnungen betragen jährlich 400.000 Kronen, repräſentieren alſo einen Anfangswert von Mil - lionen. Ganz unzuläſſig erſcheine die Privilegierung der Rente gegen jede künftige Reform der Steuergeſetzgebung auf eine ganze Generation hinaus und ebenſo die Gebührenfreiheit. Daher beantragt Redner, daß über das Uebereinkommen zur Tagesordnung übergegangen und die Re - gierung ermächtigt werde, von dem Einlöſungsrechte mit 1. Jänner 1907 auf Grund der konzeſſions - mäßigen Beſtimmungen Gebrauch zu machen. Abg. Dr. Götz iſt gegen das Uebereinkommen, weil die mähriſche Induſtrie die Erhöhung der Tarife fürchte und weil die Einlöſungsſumme zu hoch ſei. Abg. Kaftan wird trotz aller Bedenken gegen das vorliegende Uebereinkommen für dasſelbe ſtimmen; er verlangt die ſofortige Einleitung von Verhandlungen zum Zwecke der Verſtaatlichung der Staatseiſenbahn, der Nordweſtbahn und der Kaſchau Oderberger Bahn. Abg. Dr. Ellenbogen iſt im Prinzip für die Vor - lage, will aber, da das Uebereinkommen große Fehler habe, für den Antrag Steinwender ſtimmen. Abge - ordneter Dr. Koliſcher iſt ohne Rückſicht, ob die Nordbahn um einige Perzent teurer oder billiger iſt, für die Einlöſung. Abg. Dr. v. Demel iſt für den Antrag Steinwenders.

Ein Leimkartell.

Eine Anzahl öſter - reichiſcher und ungariſcher Leimfabrikanten, welche zirka 95 % der Produktion repräſentieren, hat unter Hinzutritt mehrerer ausländiſcher Fabriksfirmen eine Geſellſchaft m. b. H. gegründet, die auf mehr - jährige Dauer den geſamten Einkauf von Knochen und Verkauf von Leim, Knochenmehl und Knochen - fett zu beſorgeu hat. Mit dem kommiſſionsweiſen Ein - und Verkaufe wurde für Oeſterreich mit Aus -nahme von Böhmen die Länderbank in Wien, für Böhmen die Filiale dieſes Inſtitutes in Prag und für Ungarn ein ungariſches Bankinſtitut in Ofen-Peſt betraut. Es dürften alſo auch der Leim, Knochenmehl und Knochenfett bald teurer, die Preiſe für die Knochen aber gedrückt werden.

Amtliche Kurſe der Börſe für landwirt - ſchaftliche Produkte.

Weizen, per 50 Kilo: Theiß, 78 82 Kilo, Kr. 7.85 bis Kr. 8.35, neuer, 78 82 Kilo, Kr. . bis Kr. . ; Banater, 76 80 Kilo, Kr. 7.50 bis Kr. 8. : Südbahn, neuer 76 bis 79 Kilo, Kr. 7.50 bis Kr. 7.90; Marchfelder und andere Nieder-Oeſter - reicher, neuer 76 79 Kilo, Kr. 7.45 bis Kr. 7.80.

Roggen, per 50 Kilo: ſlovakiſcher, neuer, 72 bis 74 Kilo, Kr. 6.55 bis Kr. 6.70; diverſer ungariſcher, alter, 72 74 Kilo, Kr. . bis Kr. . , neuer Kr. 6.45 bis Kr. 6.65; öſterreichiſcher, neuer, 71 74 Kilo, Kr. 6.45 bis Kr. 6.70.

Gerſte, per 50 Kilo: mähriſche, ab Stationen, neu, Kr. 7.75 bis Kr. 8.80; Brenner - und Schälgerſte Kr. 6.30 bis Kr. 6.50.

Hafer, per 50 Kilo: ungariſcher prima, neuer Kr. 7.40 bis Kr. 7.60.

Reps, per 50 Kilo: Kohl prompt Kr. 16. bis Kr. 16.50.

Malz, per 50 Kilo: prima Kr. . bis Kr. . , ſecunda Kr. . bis Kr. . .

Mais, per 50 Kilo: ungariſcher Kr. 6.75 bis Kr. 6.95.

Mahlprodukte, per 50 Kilo: Wiener Weizen - mehl-Type: Nr. 0 Kr. 13.50 bis 13.70, Nr. 1 Kr. 12. 〈…〉〈…〉0 bis Kr. 13.20, Nr. 2 Kr. 12.50 bis Kr. 12.70, Nr. 3 Kr. 11.70 bis Kr. 11.90, Nr. 7 Kr. 8.30 bis Kr. 8.70, Nr. Kr. 7.60 bis Kr. 8.10. Wiener Roggenmehl - Type: Nr. 0 Kr. 11.20 bis Kr. 11.60, Nr, 1 Kr. 9.60 bis Kr. 10. , Nr. 3 Kr. 7.70 Kr. bis 8.10.

Die Getreidepreiſe in Peſt.

(Offizielle Schlußkurſe.) Weizen per Oktober, Kronen 14.24 bis 14.26, per April 14.84 bis 14.86, Roggen per April 12.94 bis 12.96, per Oktober Kronen 12.40 bis 12.42, Hafer per Oktober 13.78 bis 13.80, per April 13.78 bis 13.80, Mais per Oktober nominell, per Mai 10.04 bis 10.06, Kohlreps 23.90 bis 24.10.

Weizenofferte beſſer, Kaufluſt gut, Tendenz ruhig, Umſatz 40.000 Meterzentner, ſchwach behauptet. Uebriges ruhiger. Termine eröffneten auf Amerika matt, ſpäter auf ſchwache Kündigungen gebeſſert, ſchließlich auf Realiſationen ruhiger. Schön.

Neuweizen 79 bis 81 Kilo: 14.25 bis 14.65, 14.45 bis 14.85, 14.70 bis 15.05; Neuroggen 14.85 bis 15.20; Neugerſte 12. bis 12.40; Hafer 12.50 bis 13.20; Neumais 13.80 bis 14.40; Hirſe 12.20 bis 12.40; Kohl - reps . bis . ; Rübſen 30.50 bis 31.50.

Gekündigt wurden: 5000 Meterzentner Weizen, 7500 Meterzentner Roggen und 12.000 Meterzentner Hafer.

Lottoziehungen vom 3. Oktober.

Prag4335449073
Lemberg118167056

77 Nachdruck verboten.

Bezahlte Schuld.

Richtig, Waſſer zum Trinken! Das, was ſie vorhin geholt hatte, war bis zum letzten Tropfen verbraucht; ſie mußte alſo neuen Vorrat ſchöpfen. Mit einem befriedigtem Blick auf den Kochtopf, deſſen Deckel jetzt luſtig auf - und abſprang, machte Marion ſich mit einem Eimer auf den Weg zum Brunnen. Als ſie nach einer Weile zurückkehrte, war ihr Geſicht blaß und von Schmerz verzogen; das linke Handgelenk hatte ſie mit ihrem Taſchen - tuche verbunden. Mit geſenktem Haupte, ſchwer atmend, ſchleppte ſie ſich mit ihrer Laſt weiter, als plötzlich jemand, von deſſen Annäherung ſie nichts bemerkt hatte, ihr den Eimer aus der Hand nahm.

Sie ſind ſchon da? rief ſie erſchrocken, Hartley Lyle erkennend. Wo iſt mein Vater? Das Eſſen iſt noch nicht fertig.

Beruhigen Sie ſich, Miß Ferrol; Ihr Vater und Bill Morris werden wohl noch eine Viertel - ſtunde ausbleiben. Ich bin vorausgerannt in der Hoffnung, Ihnen behilflich ſein zu können.

Aber mein Vater will das nicht, rief Marion. Er wird wieder in Zorn ausbrechen. Wenn der Auftritt von heute morgen ſich wieder - holen ſollte ich ertrüge es nicht. Bitte, ſtellen Sie den Eimer nieder, ich werde ſchon allein fertig.

Aber Sie können unmöglich alles allein tun, entgegnete der junge Mann, ihre Hand ab - wehrend. Aengſtigen Sie ſich übrigens nicht, ich kenne Ihren Vater; ſein Auftreten heute morgen war nichts anderes als eine Laune. Er wollte uns zeigen, daß er der Herr im Hauſe ſei; wir haben uns ſeinem Willen gefügt, und er iſt befriedigt. Laſſen Sie mich alſo ruhig gewähren. Ich hatte noch einen zweiten Grund, weshalb ich wünſchte, vor den beiden hier zu ſein: ich wollte Ihnen nämlich ſagen, daß Ihr Vater ſehr oft kürzere oder längere Zeit abweſend ſein wird einen halben, einen ganzen Tag. zuweilen auch wochen - lang das heißt, ich denke, die größeren Reiſen wird er vorläufig wohl aufgeben, da er Sie doch ſchwerlich allein hier zurücklaſſen kann. Heute nachmittag reitet er zu Murdocks Farm hinüber. Sobald er fort iſt, wird Ihr Zimmer vor - genommen. Was haben Sie mit Ihrem Arm angefangen? unterbrach er ſich ſelbſt.

Marion warf einen Blick auf das verbundene Handgelenk und erinnerte ſich plötzlich, daß ihr Koſtüm nichts weniger als ſalonfähig war.

Mein Gott, ich ich beabſichtigte nicht, mich ſo ſehen zu laſſen, ſtammelte ſie in tödlicher Verlegenheit.

Warum denn nicht? Ihr Anzug iſt ja ganz allerliebſt, ſehr hübſch und ſehr kleidſam! Aber ich fürchte, die Stechmücken haben Sie arg beläſtigt ſo lange man hier noch nicht akkli - matiſiert iſt, hat man doppelt von ihnen zu leiden. Doch Ihr Arm Sie haben ſich hoffentlich nicht ernſtlich verletzt?

O nein, es hat nichts zu bedeuten, ent - gegnete Marion. Ich bin ſo ungeſchickt; einen Brunnen wie der hinter dem Hauſe hatte ich noch nie geſehen, viel weniger noch Waſſer daraus ge - ſchöpft. Wie es eigentlich kam, kann ich Ihnen nicht ſagen; ich glaube, ich ließ die Stange zu früh los, auf alle Fälle, das Ding fuhr plötzlich herum und verſetzte mir einen Schlag auf den Arm, daß ich einen Augenblick glaubte, er ſei ge - brochen. So ſchlimm war es aber glücklicherweiſe nicht; der Schmerz hat ſchon nachgelaſſen. Der Topf kocht prächtig, finden Sie nicht?

Hm! meinte Hartley Lyle mit einem be -ſorgten Blick in der Richtung des Kochherdes. Sind Sie ſicher, daß der Speck nicht hart ſein wird?

Hart? rief Marion. Er war ſchon weich, ehe ich ihn hineinwarf. Ich gehe jetzt, um mich umzukleiden. In zwei Minuten bin ich wieder hier.

Sobald Marion die Türe hinter ſich ge - ſchloſſen hatte, ſchob Hartley Lyle haſtig den Koch - topf mehr zurück und hob den Deckel ab.

Gott im Himmel! murmelte er, den dünnen Brei betrachtend, aus welchem das Stück Speck und die einſame Möhre wie zwei Inſeln aus dem Meere hervorragten. Ferrol wird wütend ſein, fügte er hinzu, die Gabel nieder - legend, mit welcher er die Beſchaffenheit des Specks erprobt hatte.

Marion wuſch inzwiſchen Geſicht und Hände, glättete ihr Haar, warf raſch ihr Kleid über und kehrte in den vorderen Raum zurück. Unmittelbar darauf traten auch ihr Vater und Bill Morris ein.

Der Tauſend! rief Ferrol, erſt den ge - deckten Tiſch und dann ſeine Tochter mit unge - heuchelter Verwunderung betrachtend. So fein hat es bei unſerem Mittagsmahl hier noch nie ausgeſehen, ſelbſt nicht zur Zeit, wo meine Frau noch lebte. Ich gratuliere, mein liebes Kind! Du biſt ein wahrer Phönix von einer Haushälterin. Jim Murdocks vielgeprieſene Sal Peters reicht ihr das Waſſer nicht eh Bill?

Meinetwegen, brummte dieſer. Aber vom Schwätzen wird man nicht ſatt, und ich habe Hunger. Wenn man den ganzen Vormittag wie ein Neger gearbeitet und ſich halbtot geſchunden hat, dann wird’s Zeit, daß man ’was zwiſchen die Zähne bekommt. Wartet, Miß; ich will Euch helfen. Der Topf iſt zu ſchwer für Euch; haltet Ihr die Schüſſel, dann ſchütte ich ein. Fortſ. f.

12Wien, Freitag Reichspoſt 5. Oktober 1906 227
〈…〉〈…〉

Herausgeber Dr. F. Funder, Wien. Verantwortlicher Redakteur Franz Winter, Wien. Druck von Ambr. Opitz Nachfolger, Wien.

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TextNr. 227, 05.10.1906.
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Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Benjamin FiechterSusanne HaafNote: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat).2018-01-26T13:38:42Z grepect GmbHNote: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2018-01-26T13:38:42Z Amelie MeisterNote: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung.2018-01-26T13:38:42Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic informationNr. 227, 05.10.1906. . OpitzWien1906. Reichspost

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