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Nr. 308 Wien, Samstag den 4. Juli 1914 XXI. Jahrgang

Erzherzog Franz Ferdinand .

Das Lebewohl.

Lebewohl zu Deiner letzten Fahrt, Du Großer, Du Herrlicher! In tiefem Schweigen liegt das Donautal, in düſterer Nacht bei Fackelſchein geht der Weg über den Nibelungenſtrom hinüber durch die nachtrauſchenden Wälder, die das alte Schloß mit dunklen Armen um - fangen. Die Gruft iſt bereitet, das letzte Lager iſt beſtellt. Bald wird ſich das ſchmale Pförtlein zu dieſer Toten - heimſtatt ſchließen und fortan wird in dieſe Stille nur wie von ferne herein das Glöcklein zur Meſſe des Prieſters oben am Altare klingen und das Murmeln der Gebete, die in der Kirche zu Häupten der Gruft An - dächtige darbringen werden.

Leb wohl, nun iſt aus unſerer Mitte gegangen auch, was an Dir ſterblich war, und unſer Schmerz kann nur wie ein Lied der Sehnſucht, deſſen Laute an Deinem Schloſſe erſterben, aufwärtsziehen.

Du warſt unſere Hoffnung, unſere Zuverſicht, unſer Stolz, unſer Beiſpiel. Dein ſtarker Glaube an Oeſterreich führte uns, Du zeigteſt uns wieder die harmoniſche Zuſammengehörigkeit der Völker dieſes Reiches, Du erweckteſt in unſerer Bruſt die alten Klänge von Oeſterreichs Größe, Miſſion und Weltbedeutung; Du warſt die Zuflucht der Unterdrückten, der Freund der Verlaſſenen und Dein Mut, der Dich bis zum Tode beſeelte, ſtrahlte auf alle uns Sorgenvolle, Kleine und Schwache zurück. Und welch ein Beiſpiel gabſt Du uns mit Deiner ritter - lichen Frömmigkeit, die Deine ganze Welt - und Staats - auffaſſung mit hohen chriſtlichen Idealen überſtrahlte,mit Deinem zarten, ſüßen Familienglücke, das die Engel einer großen Liebe und einer heiligen Reinheit bewachten.

In unſerer Einöde, in unſerem grauen Alltag, in dem ſo vieles ſo flach und niedrig, unfähig höheren Schwunges der Seele und des Wollens iſt, ſtandeſt Du hoch aufrecht, ein ganzer herrlicher Mann, dem keine Auf - gabe, die für das Vaterland zu vollbringen war, zu ſchwer ſchien.

Und nun ſehen wir Dich nicht mehr, Du biſt mit der hohen Frau, die die würdige Liebe Deines großen Herzens war und die für Dich und mit Dir den Tod auf ſich nahm, von uns gegangen und unſere Tränen vermiſchen ſich mit jenen der drei Waiſen, die Du uns als teures Pfand gelaſſen haſt. Leb wohl, leb wohl; mit verſagender Stimme beten wir, daß der Herr Dich und die treue Gefährtin Deines Lebensglückes und Deines Todes ruhen laſſe in ſeligem Frieden.

Es wäre das höchſte Glück, das erhabenſte Los geweſen, an Stelle deſſen ſterben und das Blut hingeben zu dürfen, den wir in Artſtetten zu Grabe tragen. Gott hat es anders gewollt. Er hat das große Opfer von unſerem Vaterlande verlangt, vielleicht, damit es einmal ſehend werde und die unmittelbaren Gefahren erkenne, an die bisher viele nicht glauben konnten. Und um ſo größer ſind nach dieſem Opfer unſere Pflichten. Und wenn uns auch die Augen noch naß ſind vom Schmerze, ſo wollen wir in dieſer Stunde ſchon einen feſten Entſchluß faſſen, den wir wie ein Gelöbnis dem Toten in die Gruft mitgeben: Wir wollen arbeiten mit ganzen Kräften für die Größe und Ehre unſeres chriſtlichen Vaterlandes, wir wollen alles, waswir ſind und haben, dem Dienſt jener Ideale widmne, die unſere Toten von Artſtetten geleitet haben. Und dieſe Märtyrer ihrer Pflicht werden uns von oben ſegnen und aus ihrem Blute wird unſer Vaterland in ſchwerer Zeit neue Stärke empfangen. So lenke und walte es der alte Gott!

Die letzte Ehre.

Der Kaiſer und die Kinder an der Bahre.

Der Kaiſer und die drei Kinder der Ermordeten weilten heute nachmittag an der Trauerſtätte. Das gab dem heutigen Tag das Kennzeichen, ſteigerte die Bedeutung der letzten Ehrenbezeugung. Der Kaiſer war bereits am Mor - gen in der Hofburg eingetroffen, während die Kinder erſt abends zu den Särgen der Eltern geführt wurden. Am Horizonte verblutete ſtill der ſchwüle Tag, als die Kinder in der Burgpfarrkirche Einlaß erhielten. Herz - zerreißend war der Schmerz der Waiſen, die ſich über die Särge der Eltern warfen. Vor Kurzem noch nahmen die Eltern mit Segenswünſchen von den Kinden Ab - ſchied, um nach Bosnien zu gehen, und heute ſind den Kindern die zwei metallenen, glänzenden Särge ihrer Eltern gezeigt worden.

Die Kinder waren heute um ½5 Uhr nachmittags in Begleitung ihrer Tante, der Gräfin Henriette Chotek, aus Chlumetz hier eingetroffen. Als die drei verwaiſten Kinder des Thronfolgerpaares in das Bel - vedere gebracht waren, fuhren beim Belvedere Ihre k. u. k. Hoheit Herr Erzherzog Karl Franz Joſef und Gemahlin Frau Erzherzogin Zita vor. Sie wollten die Kinder tröſten und ihnen in ihrem namen - loſen Schmerz beiſtehen. Um ½8 Uhr abends wurden die Kinder in die Hofburgpfarrkirche geführt, um an den

Feuilleton.

In Artſtetten ... Von dem Spezialberichterſtatter der Reichspoſt .

Leiſe gleitet die Fähre ſtromüber. Die Donauwellen ſchlin - gen gurgelnd ans Tauwerk der beiden nachfahrenden Zillen, lecken an dem mächtigen Holzblock, der uns über den mählich glei - tenden, grünlichblauen Heimatsſtrom trägt. Schief ſchneidet der Kiel durch aufſchäumendes Waſſer, das ſilberig blinkenden, ge - kräuſelten Schaum zeigt. Ueber dem uralten Pöchlarn, dem Sitz des vieledlen Nibelungenhelden Rüdiger, liegt hohe, mild rot - farbene Abendröte. Wir aber fahren einem dunklen, weiten Wald zu. Der zieht über Berge und Hügel und ſeine Konturen ver - rinnen langſam in ein immer dunkler werdendes Firmament. Wir machen die erſten Schritte am jenſeitigen Ufer. Kommen an den wenigen Häuſern Klein-Pöchlarns vorbei, vor deren Toren mit ſtillen, betrübten Mienen arbeitsmüde Landleute ſtehen.

Der Wald nimmt uns dann auf. Der reine Märchenwald. Voll flüſternden Blätterſtimmen, ſchattigen Laubgängen und vielen, wirr herumirrlichternden Johanniskäfern. Rauſchen, tie - fes, mächtiges und wie feierliches Rauſchen tönt über unſeren Häuptern wie ein Engelsgeſang. Noch einmal werfen wir den Blick hinab auf die glitzernden Waſſer der Donau, die dem ſtei - len Felſen zuſtrömen, auf dem ſich das altehrwürdige Gottes - haus von Melk erhebt.

Wir waren die letzten der tagüblichen Paſſagiere, die heute die Fähre über den Strom brachten. Ihre nächſten Fahrten wer - den trauriger ſein. Zwei prunkende Leichenwägen, die zwei hohe, unvergeßliche Tote zur letzten Ruheſtatt führen, und viel ſchwarz verhängte Trauergeſpanne das wird ihre bittere, ſchwere Ar - beit ſein. Der tote Kronerbe wird das letztemal den Strom über - ſetzen, den er ſo ſehr im Leben geliebt ...

Am Ufer unten rüſten ſie ſchon zur klagevollen Vorarbeit. Auf beiden Seiten. Drüben die Leute von Pöchlarn, hier ſolche von Artſtetten und aus andern umliegenden Dörfern und Flecken. Sehnige Bauerngeſtalten, oft in einer ſeltſam verblichenen Vete - ranen - oder Feuerwehruniform. Sie laſſen es ſich nicht nehmen, ihrem guaten Herrn Erzherzog , der ihnen allzeit ein gnädiger und wohltätiger Gutsherr geweſen, auf dieſe Art eine letzte Ehre angedeihen zu laſſen. Rauhe Stimmen werden da weich, riſſige Fäuſte öffnen ſich, und ſchwere, müde Hände falten ſich zum Gebete

Mehr als einer ſchluchzt ...

Und ſo ſtehen ſie, dieſe ſchlichten, heimatstreuen Menſchen, und warten bei der Fähre auf den toten Fürſten und ſeine tote Gemahlin. Immer röter wird der Himmel, und ſein Widerſchein färbt die Wellen der Donau. Und es iſt, als ſtröme Blut und wieder Blut gen Wien hinab. Das Herzblut Unzähliger.

Wir aber ſchreiten durch den bergigen Wald. Noch immer iſt das Rauſchen ober uns. Die erſten Sterne blinken auf. Von der Gnadenkirche von Maria-Taferl klingt in hallenden, vom Winde getragenen Tönen das Aveläuten herüber.

Da ſinkt die junge Dame, der wir Führer ſind, ſchluchzend in die Knie. Worte kommen aus ihrem Munde, qualvoll, gepreßt, und durch das Weinen wie krampfhaft hervorgeſtoßen. Sie betet:

O hilf, Du Gnadenreiche! Hilf! den armen, verwaiſten Kindern ...

Ja, das iſt dieſes Schloß mit ſeinen fünf buntleuchtenden Türmen, das ganz verſteckt in poeſievoller Waldeinſamkeit ruht. Wir haben es ſo oft ſchon geſehen; unten vom Strome aus, da es uns grüßend zuwinkte, und hier heroben, im Schatten hundertjähriger Buchen und Rüſtern. Immer iſt es uns wie ein Märchenſchloß erſchienen. Ein Märchenſchloß unſerer Träume. Weltfern, einſam, ein Sitz der Beſchaulichkeit, der Einkehr in Gott ... Ein Ort, an dem auch der Schlechteſte gut, der Sünder wieder tugendhaft werden muß. Denn nur Gottes Lob undPreis umgibt uns hier. Eine begnadete, ſchöne und fruchtbare Welt, ein frommgläubiges und arbeitſames Volk lernen wir hier im Waldesweben kennen. Zwiſchen grünen Bergkuppeln lacht fruchtbares, goldgelbes Ackerland. Tiefroter Mohn, buntfarbiger Klee, Margariten, Vergißmeinnicht und blaue Kornblumen ſticken unzählige, liebe Sternchen in dieſen weiten, wallenden Teppich, über dem ſich der Schöpfl und im Hintergrund der weißglitzernde Oetſcherkegel wie gleißende Diademe heben.

Wir kennen den Werktag dieſer waldbäuerlichen Welt. Wiſſen, wie hier ein ehrliches Brot mit harter Hände Werk, mit ſaurem Schweiß erarbeitet wird. Hoch vom blauenden Himmels - dom ertönt Lerchentriller. Bienengeſumme erfüllt eine würzige Sommerluft. Wie heiß und mühſam iſt hier der Tag, und wie grundehrlich und gottvertrauend iſt das ſchlichte Volk dieſes lieb - lichen, in idylliſcher Geruhſamkeit atmenden Geländes. Wen dieſes Volk liebt, der verdient es! Und der iſt wahr und offen, arbeitſam und getreu bis in den Tod. Getreu ſich ſelbſt und ſeinem Gotte.

Den toten Thronfolger hat dieſes Volk über alles geltebt!

Am heutigen Tage haben Werkleute die Schloßkirche und Gruft von Artſtetten zum Einzug des hohen Totenpaares ge - ſchmückt. Trauer, tiefſte Trauer blickt uns von allen Seiten an. Das ganze Kirchenſchiff iſt mit langen, ſchwarzen Portieren ausgeſchlagen. Schwarze, herabwallende Tücher mit den blinken - den, ſilbernen Kreuzen. Auch das Votivbild des Kirchenpatrons iſt verhüllt. Dies prächtige, alte Gemälde Sankt Jakob, den der berühmte Kremſer Meiſter Schmidt uns im Kampfe mit heidniſchen Mauren zeigt bedecken gleichfalls dunkle, feierlich ſtimmende Vorhänge. Vorne beim Altare haben ſie das Podium errichtet, und darauf die Aufbahrungsſarkophage geſtellt. Pal - men und Oleanderbäume bilden um dieſe zwei wehmütig ſtimmenden Lagerſtätten gleichſam einen heiligen Hain des Friedens und der Ruhe.

Auch die erſten Blumengewinde ſind bereits eingetroffen. Wertvolle, prächtige Kränze, voll berauſchend duftender Roſen,

2Wien, Samstag Reichspoſt 4. Juli 1914 Nr. 308

Särgen ihrer ihnen ſo jäh entriſſenen Eltern Gebete zu verrichten. Die wenigen Zeugen des erſchütternden Wiederſehens konnten ihre Rührung nicht bekämpfen, als ſie die drei Kinder bei den Sarkophagen weinen und ſchluchzen ſahen und als alle Troſtesworte an dem rück - haltloſen Schmerze abprallten. Inbrünſtig beteten die Kinder für das Seelenheil ihrer erlauchten Eltern.

Der letzte Gruß der Wiener.

Der Einlaß des Wiener Volkes zur Beſichtigung der Bahre währte genau vier Stunden, von 8 bis 12 Uhr mittags. In dieſer Zeit wurden an allen Altären Seelen - meſſen geleſen und um 10 Uhr das Miſerere der Hof - muſikkapelle abgeſungen. Um zwölf Uhr wurde der öffentliche Einlaß in die Hofburgpfarrkirche geſchloſſen. Der Andrang des Publikums zur Hofburg war ein überaus großer und mehrere Tauſende konnten gar keinen Einlaß mehr finden. Mit dem Glockenſchlage zwölf wurde die Kirche geſchloſſen und es klang und ſang von allen Türmen eine Stunde lang, von St. Stefan, St. Auguſtin und St. Michael, von St. Peter und von der Schotten, und von da und dort überall Glockenge - läute als Totenklage. Und als die Stunde vergangen war begann ſchon aus den Bezirken das Publikum in Maſſen nach der Hofburg zu ſtrömen, um an der letzten Fahrt des hohen Paares teilzunehmen.

Die Einſegnung.

Die Auffahrt der Trauergäſte.

Für 4 Uhr nachmittags war die Einſegnung der beiden Leichen angeſetzt. Da ſie nicht bei den Kapuzinern beigeſetzt, ſondern erſt abends nach Artſtetten gebracht werden ſollten, war von dem traurigen Schauſpiel nicht viel zu ſehen; und trotzdem ſtrömte die Menge in immer dichteren Scharen in die Burg.

Die Auffahrt der Mitglieder des Kaiſerhauſes und der vielen hohen Würdenträger bot ein großartiges Bild. An der Bellaria und auf dem Michaelerplatz ſowie in den Höfen der kaiſerlichen Reſidenz ſtrömten immer neue Maſſen zu. Wagen und Automobile rollten über den Heldenplatz an der Bellaria vor. Im Fonds ſaßen Militärs in Gala mit Flor, die zivilen Würden - träger mit Trauerkleidung, die Geheimen Räte, Käm - merer und Truchſeſſen und die Damen des Hofes in tiefſchwarzen Roben. Die Auffahrt war ungemein im - poſant. Es kamen auch die in Wien weilenden Prinzen und Prinzeſſinnen der mit dem Allerhöchſten Hofe ver - wandten Häuſer. Auffallend waren die Uniformen der vielen fremden Diplomaten und Offiziere, die zum Teil die Monarchen fremder Staaten vertraten. Faſt alle europäiſche und viele überſeeiſche Reiche waren durch Spezialgeſandte vertreten. Gegen ¾4 Uhr begann an der Bellaria die Auffahrt des Hofes.

An der Bellaria hatten Hofoberkommiſſär Rosner und Hofkommiſſär Mieß den ſchwierigen Dienſt bei der Vorfahrt der höchſten Herrſchaften. In den inneren Gemächern der Hofburg hatte der Hofzeremoniell - direktor Hofrat Nepalleck ſelbſt die Leitung in Hän - den.

Während ſich alle übrigen Teilnehmer unmittel - bar in die Hofburgpfarrkirche begaben, verſammelten ſich die Mitglieder des Hofes im Gobelinſalon des Großen Fremdenappartements. Dahin begab ſich auch um 4 Uhr der Kaiſer. Gleich danach meldete der Erſte

auch die letzten Blumengrüße der untröſtlichen, verlaſſenen Kinder befinden ſich darunter ... Daneben ſchlichte Feldblumen - ſträuße mit bäuerlichen Farben: Malven, Sommerroſen, Nelken und Reſede.

Die ſchlichte Gruft, die ſchlichteſte, in der ein Habsburger liegen wird, iſt gleichfalls ſchwarz ausgeſchlagen. Das allerletzte Abendlicht ſchwimmt in leiſen, raſch wieder verdämmernden Strahlen durch die mattfarbigen Glasplatten der Oberlichten herein. Zittert einen Moment lang über das Marmorkreuz, das oberhalb des winzig kleinen Metallſarges, in welchem das früh verſtorbene Söhnlein des Thronfolgers ſchlummert, ſein Heil - wort kündet:

Requiescat in pace!

Im Orte, wo ſelbſt die geringſte Hütte vom Dachfirſt ihre Trauerfahne herabwehen läßt, iſt heute alles auf. Die Männer ſind zumeiſt nach Klein-Pöchlarn hinabgeeilt, oder am Wege, dem erwarteten Leichenzuge entgegen. Die Weiber und Kinder ſind daheim geblieben. Man ſieht ſie vor den Haustoren ſitzen, und das lauſchende Ohr vernimmt oft und oft ein lautes, kind - liches Weinen, und ein heimliches, aber heißes Schluchzen ...

Und man erkennt nur allzu gut und deutlich, was und wie viel Artſtetten durch den Tod des geliebten Thronfolgers verloren ...

Am Hauptplatz, wo als Wahrzeichen aus alter Zeit die gleichfalls umflorte Prangerſäule ſich erhebt, eilen Poſt - und Telegraphenboten umher, und dazwiſchen ertönt der gleich - mäßige, hallende Taktſchritt der patrouillierenden Gendarmen.

Die im Mondlicht wie ſtumme, erzene Häupter aufragenden Schloßtürme ſehen ſtill auf dieſen, heute von ſolch trauervollem Leben bewegten Ort herab. Gewiß, ſie werden im Laufe der Zeit manches Leid miterlebt und erſchaut haben. Ob aber je die ein - mütige Trauer eines ganzen Dorfes? Und ſo viele und ſo bittere Tränen?

Durch das Alt-Tiroler Friedhofstor aus gelben Sandſtein, das der verewigte Erzherzog mit ſeinem Wappen ſchmücken ließ, und als ſtimmungsvollen Portikus für ſeine Gruft beſtimmte, werden, auch ſpäter, wenn dieſe Tage eines erſten und qualvollen Trauerſchmerzes längſt verrauſcht ſind, noch viele eintreten. Und viele Zähren werden auch nach Jahren noch auf dieſe zwei Särge fallen, in denen einer der beſten Männer und eine der edelſten Frauen ruhen, die unſere Zeit beſaß ...

Oberſthofmeiſter Fürſt Montenuovo, daß alles bereit ſei. Der Monarch, die Herren Erzherzoge und Frauen Erzherzoginnen verfügten ſich nun in die Oratorien; die einfache Begleitung in das Geheime Rats - oratorium.

In der Kirche.

Die Kirche bot auch bei der Einſegnung den An - blick, den all die Tauſende empfangen, welche vormittag bei den Särgen defiliert. Vom Kirchenſchiffe aus waren die Leidtragenden kaum zu ſehen, da der Monarch und alle Teilnehmer hinter den Baluſtraden der Oratorien ſaßen. Der Schein der Kerzen und das farbige Licht, das durch die hohen Scheiben drang, erhellten den düſter ge - ſchmückten Raum.

Bei den Särgen hatten ſich Ehrenwache zu bei - den Seiten ſechs Arcierenleibgarden in Gala und ſechs ungariſche Leibgarden mit gezücktem Säbel die Ehren - poſten bezogen.

Hinter den Särgen nahmen der Erſte Oberſthofmeiſter Alfred Fürſt Montenuovo, Oberſthofmeiſter Freiherr von Rumerskirch, die Dienſtkämmerer Rittmeiſter Van der Straten und Dr. Andreas Freiherr v. Morſey ſowie der Vorſtand der Militärkanzlei und Flügeladjutant Oberſt v. Bardolff Aufſtellung. Mit ihrem Hofmeiſter, dem Hofrat Ritter v. Rößler ſtanden bei den Särgen die Edelknaben: rechts Ladislaus v. Lonyay, Otto Graf Herberſtein, Erwin v. Vladar, Nikolaus Graf Sereny, Ludwig v. Mariaffi, Hans Graf Herberſtein, Stefan Freiherr v. Banffy und Auguſt Freiherr v. Reſchbach, und links Hugo Freiherr v. Tinti, Bela v. Görgey, Stefan v. Moricz, Joſef v. Ghyczy, Karl Graf Huyn, Herbert Graf Herberſtein, Johann Graf Sereny und Johann v. Goſztonyi. In der Kirche hatten den Dienſt Regierungsrat Petrowsky mit dem Hofoberkommiſſär Forche und Hofkommiſſär Martinz verſehen.

Als die Glocken der Hofburgpfarrkirche ſchwer und dumpf zu erdröhnen begannen, kamen der Kaiſer und die Mitglieder des Kaiſerhauſes in die Oratorien. Im kaiſerlichen Oratorium an der Epiſtelſeite hatte im 1. Stocke der Kaiſer Platz genommen. Neben dem Monarchen ſaßen als Leidtragende: der Erzherzog - Thronfolger Karl Franz Joſef und Gemahlin Frau Erzherzog in Zita. Im zweiten Teil dieſes Oratoriums ſaßen: die Frauen Erzherzoginnen Marie Thereſe, Maria Annunziata und Maria Joſefa, Herr Erzherzog Max, die Herzoge Albrecht, Philipp Albrecht und Albrecht Eugen von Württemberg und Prinz Alois Maria und Prinzeſſin Eliſabeth Amalia Liechtenſtein als Leidtragende; dann Erzherzogin Alice Großherzog in von Toskana, die Herren Erzherzoge Joſef Ferdi - nand und Peter Ferdinand, Frau Erz - herzogin Maria Chriſtina und Herr Erzherzog Heinrich Ferdinand; im Oratorium im erſten Stockwerke an der Evangelienſeite hatten Platz genommen:

Herr Erzherzog Leopold Salvator und Frau Erz - herzogin Blanka, die Frauen Erzherzoginnen Maria Dolores, Maria Immakulata und Margarita, Herr Erzherzog Franz Salvator und Frau Erzherzogin Marie Valerie, Herr Erzherzog Friedrich und Ge - mahlin Frau Erzherogin Iſabelle, die Frauen Erz - herzoginnen Gabriele und Marie Alice, Herr Erz - herzog Karl Stefan und Gemahlin Frau Erzherzogin Maria Thereſia, Herr Erzherzog Albrecht, die Herren Erzherzoge Eugen und Joſef und Gemahlin Frau Auguſte im Oratorium.

Im 2. Stockwerke, an der Epiſtelſeite ſaßen: Herzog Ernſt Auguſt und Herzogin Thyra von Cumberland Prinzeſſin Olga von Großbritannien Prinz Don Alfonſo von Bourbon, Prinz Elias von Parma, Herzog Miguel und Herzogin Thereſe von Braganza die Prinzen Philipp Leopold und Auguſt Leopold, Prinzeſſin Karoline, Prinz Ludwig und Prinzeſſin Anna von Sachſen-Koburg-Gotha, die Prinzen Friedrich und Albrecht zu Schaumburg-Lippe Prinz Franz de Paula Liechtenſtein und Prinz Franz Liechtenſtein; im Oratorium im 2. Stockwerke an der Evangelienſeite Graf und Gräfin Chotek, Graf und Gräfin Jaroslav Thun, Graf und Gräfin Leopold Noſtitz, Graf und Gräfin Schönburg, Graf und Gräfin Wuthenau und Gräfin Henriette Chotek.

Faſt alle europäiſchen Souveräne waren durch ihre diplomatiſchen Vertreter bei der Leichenfeier vertreten, und zwar: der König von Italien durch Botſchaſter Herzog v. Avarna, der deutſche Kaiſer durch Botſchafter v. Tſchirſchky der König von Spanien durch Botſchafter Caſtroy Caſaleiz, der König von Großbritannien und Irland durch Botſchafter Sir de Bunſen, der Kaiſer von Rußland durch den Botſchafter von Schebeko, der König von Sachſen durch den Geſandten Grafen Rex, der König von Bayern durch den Geſandten Freiherrn v. Tucher, der König von Schweden durch den Geſandten Baron Beck - Frits, die Königin der Niederlande durch den Geſandten Jonk - heer de Weede, der Schah von Perſien durch den Geſandten General Mirza Muſtafa Khan, der König der Belgier durch den Geſandten Comte Irrembault de Dudzeele, die chineſiſche Republik durch den Geſandten Shen-Soen-Ling, der Malteſerorden durch den Geſandten Grafen Trauttmansdorff, der Kaiſer von Japan durch den Geſchäfts - träger Botſchaftsrat Niſhi, der König von Dänemark durch den Geſchäftsträger de Lerche. In den Kämmereroratorien waren die Chefs der anderen fremden Miſſionen, ſoweit ſie nicht ihre Souveräne vertraten, zumeiſt mit ihren Damen verſammelt, Auch die Militärs und Marineattachés hatten ſich eingefunden.

Die Begleitung der Mitglieder des Kaiſerhauſes hatte im Geheimen Ratsoratorium Platz genommen. Vorher hatten ſich in der Kirche eingefunden: der k. u. k. Hofſtaat, die Miniſter, die Präſidien der beiden Häuſer, des Reichsrates und des ungariſchen Abgeordnetenh auſes, der Landesaus - ſchuß, die Generalität.

Unter den Trauergäſten waren zuſehen: rechts beim Hoch - altare der Apoſtoliſche Nunzius Conte Ccapinelli und die Kar - dinalfürſterzbiſchöfe Dr. Freiherr v. Skrbensky (Prag) und Dr. Bauer (Olmütz), ſowie der Fürſtprimas von Ungarn Kar - dinal Cſernoch; dann die Oberſten Hofchargen: Oberſtkäm - merer Graf Lankoronski, Oberſthofmarſchall Graf Zichy, Oberſt - ſtallmeiſter Graf Kinsky, die Hofbedienſteten Oberſtküchen - meiſter Graf Bellegarde, Oberſtjägermeiſter Max Graf Thun, und der Leiter des galiziſchen Miniſteriums Dr. Ritter v. Mo - ramski, die ungariſchen Miniſter, dann der Bürgermeiſter DoktorWeiskirchner mit den Vizebürgermeiſtern Hierhammer, Hoß, Rain und der Budapeſter Oberbürgermeiſter Dr. v. Barzzy mit dem Waiſenamtspräſidenten Dr. Bela Melly und Stadtrat Dr. Franz Harrer, dann vom ungariſchen Magnatenhaus Prä - ſident Baron Samuel Joſika mit den Mitgliedern Bartho - lomäus Graf Szechenyi, Erzbiſchof Dr. Ludwig v. Szmrecſanyi und Graf Aurel Deſſewffy, der Präſident des kroatiſchen Land - tages Dr. Medakovic mit dem erſten Vizepräſidenten Doktor Magdic und mit dem Sekretär der Landtagsquäſtur Dr. Bra - gobic, die Mitglieder des Landesausſchuſſes mit dem Land - marſchall Prinzen Alois Liechtenſtein an der Spitze. Weiters die Deputationen der Regimenter, die den Namen des Erzherzog Thronfolgers tragen: des Infanterie - regimentes Nr. 19, des Dragonerregimentes Nr. 4, Oberzeremonienmeiſter Graf Choloniewski, die Gardekapitäne G. d. K. Graf Lonyay, G. d. K. Graf Auersperg, G. d. K. von Gaudernak und G. d. K. Graf Uexküll, dann Miniſter des Aeußern Graf Berchtold, der Präſident des Herrenhauſes Fürſt Windiſchgrätz mit den beiden Vizepräſidenten Max Fürſt Fürſtenberg und Fürſt Alois Schönburg, der Präſident des Abgeordnetenhauſes Dr. Sylveſter mit den Vizepräſidenten, dann der Präſident des ungariſchen Abgeordnetenhauſes von Beöthy mit den Abgeordneten Alexander Graf Erdely sen., Graf Khuen-Hedervary, Graf Eugen Karatſonyi, Graf Markus Pejacſevich und Graf Johann Zichy, weiters Miniſterpräſident Graf Stürgkh, der ungariſche Miniſterpräſident Graf Tisza, der Kriegsminiſter FZM. Ritter v. Krobatin, der Gemeinſame Finanzminiſter Dr. R. v. Bilinski, ſämtliche diesſeitige Miniſter und der Leiter des Finanzminiſteriums Dr. Freiherr v. Engel des Ulanenregiments Nr. 7 und des Feldhaubitzenregiments Nr. 6. Die Spezialgeſandten hatten ſich links von den Särgen verſammelt. Die Geheimen Räte und Kämmerer ſtanden gegen den Ausgang der Kirche zu; dieſe konnte auch nicht im ent - fernteſten die Zahl der Trauergäſte faſſen und nicht nur der Vorraum der Kirche, auch die Botſchafterhalle war von Teil - nehmern an der Leichenfeier gefüllt. Es waren unter ihnen, ſoweit ein Ueberblick zu erhalten war, zu ſehen: die General - adjutanten G. d. K. Graf Paar und G. d. J. Freiherr von Bolfras, der Hofmarſchall für Ungarn Fürſt Palffy, Kabinetts - direktor Freiherr v. Schießl. die Töchter des Grafen Jaroslav Thun, die Tochter des Grafen Schönburg-Glauchau, die Söhne des Grafen Leopold Noſtitz, weiters Fürſtin Ida Schwarzenberg - Hoyos, Fürſt und Fürſtin Weikersheim, Graf und Gräfin Maillath, GM. Graf Wallis, Exz. Baronin Rumerskirch, Frau Oberſt Dr. Bardolff und Hofdame Gräfin Lanjus, der Präſident des Verwaltungsgerichtshofes Marquis Bac - quehem. der Präſident des Gemeinſamen Oberſten Rechnungshofes Dr. Freiherr von Plener, der Präſident des Oberſten Gerichts - und Kaſſationshofes Doktor Freiherr v. Ruber, der Präſident des k. k. Oberſten Rechnungs - hofes Dr. Freiherr v. Hauenſchield, die Statthalter Fürſt Thun, Manfred Freiherr v. Clary und Prinz Konrad Hohenlohe, der Banus in Kroatien Baron Iwan Skerlecz, die Miniſter - präſidenten a. D. Dr. v. Koerber, Dr. Max Wladimir Freiherr v. Beck und Dr. Wekerle, die Miniſter a. D. Dr. Ritter v. Wittek, Freiherr v. Glanz, Dr. Freiherr v. Jedrzejowicz und Max Graf Wickenburg, der Gouverneur der öſterreichiſch - ungariſchen Bank Dr. Alexander Popovic, GM. Graf Ernſt Chotek, Joſefine Fürſtin Trauttmansdorff; unter den Geheimen Räten und Kämmeren waren zu ſehen: Fürſt Karl Trauttmansdorff Fürſt Klemens Metternich, Fürſt Eſterhazy, Dr. Friedrich Fürſt Lobkowitz, Chlodwig Fürſt Hohenlohe Langenburg, Fürſt Lob - kowitz, Prinz Ferdinand Lobkowitz, Karl Fürſt Schwarzenberg, Fürſt Taſſilo Feſtetits, Fürſt Karl Kinsky, Franz Joſef Fürſt Auersperg, Fürſt Dietrichſtein, Fürſt Karl Auersperg, Fürſt und Fürſtin Starhemberg, Fürſt Carlos Clary, Erbprinz Schwarzen - berg, Prinz Eduard Liechtenſtein, Nikolaus Prinz Eſterhazy, Prinz Friedrich Thurn und Taxis, Prinz Jaroslav Lobkowitz, Zdislaw Graf Tarnowski, Graf Alexander Eſterhazy, Dr. Fried - rich Prinz Schwarzenberg, Sektionschef Markus Graf Wicken - burg, Sektionschef Graf Forgach, Geſandter Freiherr von Rhemen, Sektionschef Graf Meſſey, Sektionschef Ritter von Cwiklinski, Sektionschef von Feſch, Sektionschef von Thalloczy, Präſident des Oberlandesgerichtes Dr. Ritter von Vittorellt, Miniſter a. D. Albert Graf Apponyi, Geſandter Karl Graf Kuefſtein, Graf Merveldt, Graf Joſef Gudenus, Fürſtgroßprior des Malteſerritterordens Rudolf Graf Hardegg, Franz Graf Hardegg, Graf Dominik Hardegg, Max Graf Montecuccoli, Admiral Graf Montecuccoli, Hans Graf Wilczek, Alfons Graf Mensdorff, Franz Graf Clam-Gallas, FML. von Berzeviczy, Eugen Graf Czernin, Eduard Landgraf Fürſtenberg, Alexander Markgraf Pallavicini, Philipp Graf Sternberg, Leopold Graf Sternberg, Graf Haugwitz, Graf Woczyski, Anton Graf Apponyi, Hugo Graf Kalnoky, Felix Graf Thun, Graf Van der Straten, Sektionschef Graf Parenzi, Graf Alexander Eſterhazy, Graf Joſef Thun, Sektionschef Ritter von Horowitz, Vizepräſi - dent Freiherr von Schwartzenau, Fürſt Alexander Lubomirski Graf Siemienski, Graf Alfred Potocki, Anton Graf Wodzycki, der Landmarſchall in Galizien Ritter v. Niezabitowski, Franz Graf Colloredo-Mannsfeld, Graf Wilhelm Wurmbrand, Adal - bert Graf Schönborn, die Grafen Franz und Auguſt Eltz, Statt - halter a. D. Dr. Leo Graf Pininski, Graf Ottokar Weſtphalen, Graf Chriſtian Thun, FML. Graf Stürgkh, die Feldmarſchall - leutnants Baron Karg und Graf Zedtwitz, Graf Fritz Strachwitz, Graf Fritz Chorinsky, Graf Joſef Hadik, Heinrich Graf Lam - berg, Aladar Graf Zichy, Oswald Graf Wolkenſtein, Landes - hauptmann Heinrich Graf Lariſch, Oberſthofmeiſter G. d. K. Graf Orſini und Roſenberg, der Präſident der Akademie der Wiſſenſchaften Miniſter a. D. Dr. Ritter v. Böhm-Bawerk, FML. Freiherr de Vaux, Graf Rudolf Wrbna, Graf Silva-Tarouca, Graf Fugger, Landeshauptmann Graf Serenyi, Dr. Moritz Graf Vetter, der Präſident der öſterreichiſchen Geſellſchaft vom Roten Kreuze Graf Traun, Senatspräſident Dr. Franz v. Bubla, Graf Vinzenz Thurn-Valſaſſina, Graf Julius Seilern, Graf Ladislaus Seilern, Sektionsrat Graf Attems, Statt - haltereivizepräſident in Galizien Adam Ritter v. Fedorowicz, Kämmerer Hofrat Ladislaus Ritter v. Fedorowicz, Jaroslav Baron de Vaux, Alois Graf Trauttmansdorff, Graf Bawo - rowski, Freiherr v. Waſſilko, die Truchſeſſen v. Lakenbacher, Sektionsräte v. Györy und v. Höfft, der Kanzleidirektor des Herrenhauſes Regierungsrat Dr. Schratt.

Nahezu alle hervorragenden aktiven Generale aus beiden Reichshälften und viele hohe Generale des Ruheſtandes waren anweſend. Unter ihnen waren zu ſehen: G. d. J. Freiherr v. Albori, die Armeeinſpektoren G. d. K. Ritter v. Brudermann, Ritter von Frank und Ritter v. Auffenberg, Chef des General - ſtabes G. d. J Freiherr v. Conrad-Hötzendorff, Marinekom - mandant Admiral Haus, dann faſt alle Korps - und Diviſions - kommandanten der k. u. k. Armee und der beiden Landwehren mit dem Kommandanten des 2. Korps G. d. J. Schemua und Stadtkommandant FZM. Wikullil, G. d. J. v. Koloszvary, G. d. J. v. Köbes, G. d. J. v. Hortſtein, dem Kommandanten der ungariſchen Landwehr G. d. K. Rohr, G. d. K. von Tersztyanszky, G. d. J. Freiherr v. Schönaich, G. d. J. Joh. Freiherr v. Waldſtätten, G. d. K. Ritter v. Engel, G. d. J. Parmann, G. d. K. v. Hoffmann, G. d. J. Schödler, G. d. J. Ritter v. Ziegler, Admiral Ritter v. Ripper uſw.

An dem mit ſchwarzen Kreuztuch verhängten, wappengeſchmückten Altare erſchien die hochragende Geſtalt des Kardinal-Fürſterzbiſchof von Wien Doktor Piffl. Er nahm nun die Einſegnung vor, bei der ihm die Hofgeiſtlichkeit aſſiſtierte. Der Kaiſer und die Mitglieder des Erzhauſes folgten tiefergriffen den Gebeten.

3Nr. 308 Wien, Samstag Reichspoſt 4. Juli 1914

Auch während der Trauerzeremonie ertönte vielfach in den Reihen der Leidtragenden und der anderen Trauergäſte Schluchzen. Bei der Einſegnung ſangen die Sänger der Hofmuſikkapelle das Libera. Die tief - erſchütternde Zeremonie währte bis ½5 Uhr. Mit dem Vaterunſer ſchloß der Gottesdienſt, und der Monarch erhob ſich und verließ mit den Mitgliedern des Kaiſer - hauſes die Kirche. Auch die übrigen Trauergäſte gingen aus dem Gotteshaus. Die Abfahrt der Trauergäſte war wieder ein Schauſpiel für das Publikum, das ſich erſt lange darnach zu zerſtreuen begann. Die Kirche wurde nach der Trauerzeremonie geſchloſſen.

Nach der Einſegnung fuhr der Kaiſer um ¾5 Uhr mit dem Flügeladjutanten Oberſtleutnant Graf Hoyos in offenem Leibwagen nach Schönbrunn. Längs des ganzen Weges hat die Bevölkerung dem Kaiſer ſtürmiſche Ovationen bereitet.

Der Trauerzug zum Weſtbahnhofe.

Still war der Sommertag zur Neige gegangen. Wieder war es Nacht geworden, ſeit die teueren Toten in Wien eingezogen waren, und nun wurden ſie hinausgebracht zum Weſtbahnhofe, um von dort die allerletzte Fahrt anzutreten, um an den Ruheplatz in der Gruft von Art - ſtetten zu gelangen. Eindrucksvoller noch als der geſtrige Trauerzug war der heutige, zu dem überbeſon - dere Verfügung des Kaiſers auch die ganze verfügbare Garniſon ausgerückt war.

Und dichte Menſchenmaſſen, ungezählte Zehntauſende, ſäumten wie ſchwarze Mauern den Weg, den der feier - liche Zug nahm. Die Menſchen hatten ſich, wo es an - ging, aus Laſtwagen und Autos Tribünen gebaut, von denen die Rückwärtigen herabblickten, bei der Neubau - gaſſe hatten ſie von den angeſammelten Straßenbahn - wagen Beſitz ergriffen. Und lautlos, tieſergriffen war dieſe Menge; es war erſchütternd, das laute Weinen zu hören, das aus den Reihen dieſer Menſchen drang, denen alle eigene Sorge, alles eigene Leid in dieſem Augenblicke nichts war und die jetzt trauerten mit dem Kaiſer und ſeinem Hauſe, den Kindern des Fürſten - paares, denen das Mitleid aller Herzen zufliegt und die alle beherrſcht ſind von der Erkenntnis, wie bedeutungs - ſchwer dieſes furchtbare Ereignis iſt.

Bald nach 9 Uhr kamen die Truppen ſtill und ohne Kommando angerückt. Es rückten aus: Vom äußeren Burgtore bis zum Opernring: die Infanterieregimenter Nr. 29, 39 und 44 bis zum Opernring, das bosniſch - herzegoviniſche Infanterieregiment Nr. 1; in der Baben - bergerſtraße vor dem Hofmuſeum: das Feldjägerbatail - lon Nr. 25, das Landwehrinfanterieregiment Nr. 24, das Feldkanonenregiment Nr. 4 und das Feldhaubitzregiment Nr. 2 und gegen die Eliſabethſtraße die Infanterieregi - menter Nr. 16 und 82. Auf der Mariahilferſtraße ſtanden gegen den 6. Bezirk: Das Feldartillerieregiment Nr. 1 und die Traindiviſion Nr. 2 und gegen den 7. Bezirk das Landwehr-Feldkanonenregiment Nr. 13, das Land - wehr-Feldhaubitzregiment Nr. 13 und die Sanitätsab - teilungen Nr. 1 und 2. Zwiſchen der Rahlgaſſe und Königskloſtergaſſe endete die Truppenaufſtellung. Die Truppen waren in Parade, die Offiziere hatten den Flor um den linken Arm. Auch in den Mienen der Soldaten und der Offiziere drückte ſich das ſchwere Er - eignis aus. Der große Befehlshaber wird zu Grabe ge - tragen! .... Die Ausrückung ſtand unter dem Be - fehl des Kommandanten der 49. Infanterie-Truppen - diviſion FML. Kritek, dem der Kommandant der 49. Infanteriebrigade GM. Robert Edler v. Langer attachiert war.

Auch heute hatten viele Vereine mit um - florten Bannern längs des Trauer - weges Aufſtellung genommen.

Der letzte Gang in Wien.

Um zehn Uhr trat Hof - und Burgpfarrer Doktor Seydl in die Hofburgpfarrkirche und ſegnete die Leichen nochmals ein. Dann traten Unteroffiziere zum Sarg des Erzherzogs, Kammerdiener hoben den Sarg der Herzogin. Zwei Hofkommiſſäre, ein Kapellengehilfe mit dem Kreuze und die Hofkapellendiener mit dem In - cenſum und Aſperges ſchritten der aſſiſtierenden Hof - geiſtlichkeit voran. Dann kam der Hof - und Burg - pfarrer Prälat Dr. Seydl, Arcièren - und zwei unga - riſche Garden, Trabanten und Leibgardereiter, Edel - knaben mit flackernden Windlichtern. Den Särgen folgten der Erſte Oberſthofmeiſter Fürſt Montenuovo und Oberzeremonienmeiſter Graf Choloniewski, dann der Oberſthoſmeiſter des Erzherzogs, Freiherr v. Rumerskirch, die Dienſtkämmerer Graf Van der Straaten und Dr. Freiherr v. Morſey, Flügeladjutant Oberſt Dr. Bardolff und die Kämmerer Rudolf Prinz Eſterhazy und Paul Graf Czernin. Langſam bewegte[ ſich der] Zug in den Burghof hinab. Die Unteroffiziere und Kammerdiener ſtellten die Särge in die mit ſechs Rappen beſpannten Leichenwagen und nun ſetzte ſich der ernſte Zug in Bewegung: zwei Hofreitknechte mit Laternen eröffneten ihn; dann kam eine Halbeskadron Franz-Ferdinand-Ulanen, die beim Erzherzog-Karl - Monument abgeſeſſen war, dann ein Hofeinſpanier zu Pferde, ein Hofkommiſſär in einem zweiſpännigen Hof - wagen, ein Hofkommiſſär zu Pferde, ein zweiſpänniger Hofwagen mit den Kämmerern Prinz Eſterhazy und Graf Czernin, ein zweiter Hofwagen mit Flügeladju - tant Oberſt Dr. Bardolff, ein dritter Hofwagen mit den Dienſtkämmerern Graf Van der Straaten und Dr. Freiherr v. Morſey. Vor den Särgen fuhr Oberſthofmeiſter Freiherr v. Rumerskirch inzweiſpännigen Wagen. Vor und hinter den Leichen - fourgons ritten Hofreitknechte mit Laternen, zu beiden Seiten Trabantenleibgarden mit Hellebarden, Leibgarde - reiter mit blanken Säbeln, zehn Unteroffiziere und beim Sarge der Herzogin zehn Leiblakaien. In zwei Hof - wagen folgten das erzherzogliche und das herzogliche Kammerperſonale. Eine Halbeskadron Ulanen beſchloß den Zug.

Der Generalmarſch ward geſchlagen, die Fahnen der Truppen ſenkten ſich, zwei Kompanien des In - fanterieregiments Nr. 82 traten zu beiden Seiten der Straße zu einem ambulanten Spaliere zuſammen und nun bewegte ſich der Zug über den Heldenplatz, auf dem die Sieger von Zenta und Aſpern herab[g]rüßen von ihren Poſtamenten, zum Burgtor hinaus, wo die Burgwache zum letzten Male präſentierte.

Hier kam es zu einer ſchönen

Manifeſtation des Hochadels.

Bei 120 Herren der erſten Familien des Reiches, Geheime Räte, Mitglieder des Herren - hauſcs, Kämmerer, die ſich zuvor im Hotel Sacher ge - ſammelt hatten, ſchloſſen ſich hier unmittelbar nach der Kavallerie dem Zuge an.

Dieſe Schar, die eine glänzende Vereinigung der Vertreter der erſten Geſchlechter bot, hatte es ſich trotz anderslautender Diſpoſitionen für das Leichenbegängnis nicht nehmen laſſen, an dem Trauerzuge teilzunehmen, und ſchloß ſich hier, nachdem man nach längeren Ver - handlungen mit dem Oberſthofmeiſteramte die Erlaubnis erhalten hatte, dem Zuge an.

Man ſah darunter Fürſt Paul Sapieha, Fürſt Egon Fürſtenberg, Fürſt Starhem - berg, Prinz Ferdinand Taxis, Prinz Lob - kowitz, zahlreiche Mitglieder des fürſtlichen Hauſes Liechtenſtein, Prinz Croy, die beiden Schwäger der toten Herzogin, Graf Schönburg-Glaucho und Graf Wuttenau, die Grafen Leopold und Erwein Noſtitz, Graf Walderode-Des - fours, Graf Wilczek, die Grafen Paul und Laszlo Szapary, Graf Koziebrodzki, Ex - zellenz Geheimer Rat Baron Morſey, Graf Padſtatzky-Liechtenſtein, Graf Heinrich Herberſtein, Baron Wambold u. v. a.

Es war dieſes zahlreiche, von der Bevölkerung mit großer Dankbarkeit begrüßte Erſcheinen von Mitgliedern des Kaiſerhauſes in dem vom Oberſthof meiſter - amte ausgearbeiteten Zeremoniell nicht vorgeſehen. Auf dem Burgring ertönt dumpfer Trommelwirbel, der Konduktkommandant FML. Kritek leiſtet dem toten Erzherzog die Ehrenbezeigung. Die ſchwarzumflorten Fahnen neigen ſich zur Erde und das Publikum grüßt ſchmerzerfüllt die beiden Toten. Und immer weiter und weiter geht der Zug, ihn begleitet das leiſe Wehklagen, das aus der Menge dringt, der dumpfe Schall des Generalmarſches, von den Häuſern der Mariahilfer - ſtraße wallen die Flügel von Trauerengeln, die ſchwar - zen Fahnen, von leichtem Nachtwinde bewegt. Knapp vor ¾11 Uhr hat die Tete des Zuges den Bahnhof er - reicht.

Der Weſtbahnhof

hatte tiefen Trauerſchmuck angelegt. Von ſeinem Giebel wehten Trauerfahnen. Das große Veſtibule war ſchwarz verkleidet. Der Hofwarteſaal war in eine Kapelle umge - wandelt und ſchwarz ausgeſchlagen. Inmitten ſtanden zwei Katafalke für die Särge. Hof - und Burgpfarrer Prälat Dr. Seydl erwartete die Leichen mit der aſſiſtierenden Geiſtlichkeit. Auf dem Perran des Bahn - hofes war eine Ehrenkompanie mit der Fahne und Muſik des Landwehrinfanterieregimentes Nr. 24 ge - ſtellt. Am linken Flügel der Kompanie hatten Aufſtel - lung genommen: Korpskommandant G. d. J. Schemua, der Landwehrdiviſionär FML. Kreyſä, der Landwehr - brigadier, der Stadtkommandant FZM. Wikullil, der Kommandant des Regimentes Oberſt Podhajski, der Bataillonskommandant und Kompaniekommandant. Dieſer hatte den großen Flor von der rechten Schulter zur linken Schulter.

Ein feierlich-düſteres Bild bot der weitgedehnte Platz vor dem Weſtbahnhofe, der mit ſeinem von breiten Zufahrtsſtraßen umfriedeten Parkanlagen von einer vieltauſendköpfigen Menge gefüllt war. Die zum Himmel lodernden, ihrer beengenden Brennkörper entledigten mächtigen Gasflammen warfen ein magiſches Licht auf die große Trauergemeinde. Von der dunklen Kleidung der Zivilbevölkerung hoben ſich die Uniformen der Offiziere unſerer bewaffneten Macht ab. Die dienſtfreien Offiziere der Garniſon hatten gegenüber dem Weſtbahn - hofe Auſſtellung genommen und hinter ihnen ſtanden dichtgedrängt, trauernde Bewohner der Stadt, ohne Unterſchied des Standes und Geſchlechtes. Es herrſchte ein geradezu andachtsvolles Schweigen, mit der man die letzte Fahrt des entſeelten Thronfolgerpaares auf Wiener Boden erwartete.

Geraume Zeit vor 10 Uhr begann die Auffahrt der Mitglieder des Kaiſerhauſes und der anderen zur Trauerfeier erſchienenen Perſönlichkeiten.

Es hatten ſich eingefunden: die Erzherzoge Peter Ferdinand, Leopold Salvator, Franz Salvator, Friedrich, Karl Stephan, Eugen, Karl Albrecht und Joſef, ſowie Prinz Koburg; ferner Kriegsminiſter v. Krobatin, Landesverteidigungsminiſter Freiherr v. Georgi, Ge - neraladjutant G. d. J. Freiherr v. Bolfras, Chef des Generalſtabes G. d. J. Freiherr v. Conrad, Korpskommandant G. d. J. v. Schemua, Stadt - kommandant FZM. Wikullil und die geſamteGeneralität, die Herren der Militärkanzlei und des Sekre - tariats des verewigten Erzherzog-Thronfolgers. Ferner bemerkte man Polizeipräſidenten Freiherrn v. Gorup, Staatsbahndirektor Miniſterialrat Dr. Kolisko, Betriebsdirektor Hofrat Schmitz, Stationsvorſtand Oberinſpektor kaiſ. Rat Zawadil u. v. a.

Um ¼11 Uhr wurden in der Stille der Nacht von Ferne Hochrufe hörbar, die ſich immer mehr verſtärkten. Thronfolger Erzherzog Karl Franz Joſef, der der Einſegnung der Leichen in der Hofburgkapelle bei - gewohnt hatte, fuhr in Begleitung ſeines Kammer - vorſtehers GM. Zdenko Prinzen Lobkowitz vor, gefolgt von dem Erſten Oberſthofmeiſter Fürſten Montenuovo.

Im Bahnhofe.

Der Hofwarteſalon war ſchwarz ausſpaliert und in ein Trauergemach verwandelt worden. In der Mitte ſtanden, umgeben von Kerzen und Blattpflanzen die zur Aufnahme der Särge beſtimmten Katafalke, vor denen ſich Kniebänke befanden. Der Ausgang aus dem Hofwarteſalon in den Perron war mit ſchwarzem Tuche ausgeſchlagen, auf dem die Wappen des toten Thron - folgerpaares angebracht waren. Sämtliche Lampen waren umflort.

Am Perron hatte vor dem bereitſtehenden Hof - ſonderzuge eine Ehrenkompanie des Landwehr-Infanterie - regimentes Nr. 1 mit der Marſchmuſik Aufſtellung genommen. Am rechten Flügel ſtanden der Korps - kommandant, der Stadtkommandant und die Zwiſchen - vorgeſetzten.

Fünf Minuten vor elf Uhr langte der Trauerzug beim Weſtbahnhof ein. Durch das ſchwarzverhängte Portal, das die Wappen der Höchſtverblichenen ſchmückten, trugen Unteroffiziere den Sarg des Erzherzogs, Kammer - diener und Leiblakaien den der Herzogin von Hohen - berg. Trabantenleibgarden und Leibgardereiter geleiteten ſie in den Hofwarteſaal. Dort wurden die Särge auf die Katafalke geſtellt. Die Garden bezogen die Ehren - wache. Erzherzog Karl Franz Joſef und die anderen Mitglieder des Kanerhauſes, die auch jetzt noch nicht ihren Schmerz bezähmen konnten, nahmen in den Kniebänken Platz. Hofburgpfarrer Prälat Dr. Seydl nahm unter Aſſiſtenz der Hof - geiſtlichkeit die Einſegnung der Leichen vor, der der Erſte Oberſthofmeiſter Fürſt Montenuovo und die Her - ren der Suite des verblichenen Erzherzogs beiwohnten. In tiefſter Andacht folgten die Mitglieder des Kaiſer - hauſes der Zeremonie.

Dann hoben wieder die Unteroffiziere den Sarg des Erzherzogs, Leibkammerdiener und Leiblakaien den der Herzogin, und trugen ſie unter Vorantritt der Geiſt - lichkeit auf den Perron. Die Ehrenkompanie ſtand Habt acht! An der Kompanie und an der Generalität vor - bei, die ſalutierend daſtand, wurden die Särge zu dem bereitſtehenden Separatzug getragen. Die Garden gaben den Särgen das Ehrengeleite. Die Mitglieder des Kaiſer - hauſes folgten bis zu dem ſchwarz ausgeſchlagenen Wag - gon, in dem ein Katafalk zur Aufnahme der Särge ſtand.

Im Zuge nahmen dann noch Platz: Oberſthof - meiſter Freiherr v. Rumerskirch, die Dienſtkämme - rer Rittmeiſter Graf Van der Straten und Dr. Frei - herr v. Morſey, Flügeladjutant Oberſt Dr. Bar - dolff, die Beamten des Oberſthofmeiſteramteſ und des Sekretariats des Erzherzogs und das erzherzogliche Kammerperſonale.

Bis zum Zug hatten die Erzherzoge und der Erſte Oberſthofmeiſter Fürſt Montenuovo die Särge begleitet. Noch ein Gebet der Geiſtlichkeit, und der Zug fuhr wenige Minuten nach 11 Uhr aus der Halle, Groß-Pöchlarn zu.

Die Erzherzoge verließen den Bahnhof, und wieder wurden dem Thronfolger Erzherzog Karl Franz Joſef begeiſterte Ovationen bereitet, worauf aber ſo - fort unter der in die einzelnen Bezirke abziehenden Menge Worte tiefſter Trauer für die beiden Toten nur flüſternd laut wurden, die ihre letzte Fahrt angetreten hatten. Donnernd fuhr der Zug gegen Penzing, in die dunkle Nacht hinaus ...

Die Blumenſpenden.

Während des heutigen Tages langte eine ungeheure Zahl von letzten Blumengrüßen für das erzherzogliche Paar ein. Der nunmehrige Thronfolger Erzherzog Karl Franz Joſef und Gemahlin legten an den Särgen des Erzherzogs Franz Ferdinand und der Herzogin von Hohenberg prachtvolle Kränze nieder. Der Kranz für den Erzherzog war ganz aus roten Roſen und trug die wunderbare Schleifeninſchrift: In immer: währender Liebe und Dankbarkeit Karl und Zita. Der Kranz für die Herzogin von Hohen - berg war völlig aus weißen Roſen gewunden und trug auf den Schleifen die Worte: In aufrichtiger Liebe und treuem Gedenken Karl und Zita.

Eine Delegation der rumäniſchen Natio - nalpartei in Ungarn und Siebenbürgen, geführt vom Reichstagsabgeordneten Dr. Theodor v. Mihaly, legte einen Kranz nieder mit der Inſchrift: Die Ru - mänen Ungarns und Siebenbürgens ihrem edlen Beſchützer.

Der Präſident des Abgeordnetenhauſes Dr. Syl - veſter hatte einen Kranz mit der Schleifeninſchrift Das Abgeordnetenhaus des Reichsrates niederlegen laſſen, ebenſo der Klub der Mehrheit des niederöſterreichiſchen Landtages, die Antiſemitiſche Ver - einigung durch den Obmann Abg. Baumann und der Wiener Gemeinderat.

4Wien, Samstag Reichspoſt 4. Juli 1914 Nr. 308

Das Eingreifen des Kaiſers.

Heute nachmitttag wurde folgende Meldung aus - gegeben:

Auf Allerhöchſte Anordnung Sr. Majeſtät des Kaiſers werden aus Anlaß der heutigen Ueberführung der Leichen des Erzherzogs Franz Ferdinand und der Herzogin von Hohenberg die verfügbaren Truppen der Garniſon Wien ausrücken. Die Aufſtellung wird vom Kommandanten der 49. Infanterietruppendiviſion FML. Kritek befehligt. Dem Leichenzug wird die Ehrenbezeigung durch Schlagen des Generalmarſches und durch Senken der Fahnen geleiſtet. Generalität, die Stabs - und Oberoffiziere und Militärbeamten ver - ſammeln ſich beim Weſtbahnhofe. Die Truppen ſtehen in der Ringſtraße und Mariahilferſtraße bis zur Königskloſtergaſſe .

Ganz Wien danktes dem Kaiſer, daß er perſönlich eingegriffen hat, um die ſchweren Taktloſigkeiten der Hofbehörden abzuſtellen, die ſich bei dieſer Trauerfeierlichkeit. ereignet haben. Die Hofbehörden haben dieſe Leichen - feier mit einer Unſumme von groben Verſtößen gegen die Pietät begangen und die Entrüſtung, die in der ganzen Wiener Bevölkerung hinauf bis in die Kreiſe der Generalität und der Geheimen Räte herrſcht, iſt namen - los. Noch niemals hat Wien eine ſolche Würdeloſigkeit, eine ſolche Verletzung der Rückſichten, welche dem Kaiſer - hauſe und gar einem für Kaiſer und Reich gefallenen Erzherzog-Thronfolger gebühren, erlebt. Die Anteil - nahme des Heeres an dem Leichenbegängniſſe eines Erzherzogs, der nächſt dem Allerhöchſten Kriegsherrn der oberſte Chef war, und der als Soldat bei Ausübung ſeiner militäriſchen Pflichten geſtorben iſt, wurde bisher künſtlich verhindert.

Großen Unwillen erregte es auch, als die Hunderte von Kränzen, die Zeugen der Liebe von unzähligen Perſönlichkeiten unſeres öffentlichen Lebens, ja von ganzen Völkern waren, heute nachmittag auf gewöhnlichen Hoflaſtwagen auf den Weſtbahnhof geſchafft wurden.

Der Kaiſer.

Der Kaiſer hat heute um 9 Uhr vormittags den Oberſthofmeiſter weiland des Herrn Erzherzogs Franz Ferdinand Freiherrn v. Rumerskirch in beſonderer Audienz empfangen.

Um 10 Uhr erſchien beim Kaiſer Herr Erzherzog - Thronfolger Karl Franz Joſef in Privat - audienz.

Die Beiſetzung in Artſtetten. Die erzherzogliche Gruft.

Weitauf ſtehen die Torflügel der Gruft, die des Schloßherrn harrt, der im erſten Morgengrauen mit ſeiner Gemahlin in das Schloß wiederkehrt, um hier die ewige Ruhe zu finden.

Im Jahre 1910 hat der hohe Verblichene die Gruft für ſich und ſeine Familie unterhalb der an das Schloß angebauten Pfarr - und Schloßkirche anlegen laſſen. Sie liegt obertags und empfängt durch kleine Fenſter in der Höhe Tageslicht. Die Gruft iſt nach den genauen Anord - nungen des hoh em Verblichenen ſo angebracht worden, daß ſie des gruftartigen Charakters ganz entbehrt. Denn die Kirche, in deren Unterbau die Gruft liegt, ſteht hoch oben auf einem Plateau, zu welchem 36 Stufen führen, ſo daß das nunmehr ſchwarz verhängte Gruftportal, das von dem erzherzoglichen Wappen gekrönt iſt, noch über dem Niveau der Parkanlagen liegt. Dieſes Portal iſt ein ſtim - mungsvolles Tor aus gelbem Sandſtein, ein Alt-Tiroler Friedhofstor, das der Erzherzog nach Artſtetten bringen ließ.

Das Innere der Gruft iſt puritaniſch einfach gehalten. Die Wände ſind glatt weiß, weiß auch und ſchmucklos der Marmoraltar in der Niſche. Dem Altar gegenüber im Gewölbe ſtehen die beiden mit ſchwarzem Bahrtuch bedeckten Katafalke, dazwiſchen ein kleiner ſilberner Sarg mit der Leiche des vor drei Jahren totgeborenen Töchterchens des Herrn Erzherzogs. Ueber den Katafalken in der Decke iſt der dreiteilige durchſichtige Gruftdeckel angebracht, der ſich in den Erdboden vor dem Altar der Kirche einfügt. Auf Wunſch des Erzherzogs wird aber dieſer Gruftdeckel nie geöffnet werden. Links vor dem ſchwarz ausgeſchlagenen Eingangstor der Schloßkirche, die zugleich die Pfarrkirche von Artſtetten iſt, ſteht an der Umfaſſungsmauer des Gartens ein Rondeau aus Palmen, Lorbeer - und Buchs - bäumen, Blumenarrangements der gleichen Art, nur durch verſchiedenfarbige Hortenſien belebt, füllen alle Niſchen im Innern der Kirche und reiche Blumendekorationen ver - kleiden die Wände zu beiden Seiten des Hauptaltars und flankieren die beiden Seitenaltäre. Der Kirchenraum iſt ganz ſchwarz ausgeſchlagen. Oratorium und Chor ſind gleichfalls ſchwarz verhängt und die Wände, an denen die Altäre ſtehen, tragen das Kreuztuch. Schwarze Teppiche ſind über den Boden gebreitet und auch die Bänke im Kirchenſchiff ſind in ſchwarzes Tuch gehüllt. Ueber demKirchenportale und im Innern in der Höhe des Chores ſind die Wappen des Erzherzogs und der Herzogin an - gebracht. Silverne Kandelaber vor den Altären leuchten aus dem Dunkel hervor.

Vor dem Hauptaltar ſtehen die Schaubetten. Hier werden die beiden Särge um 3 Uhr 30 Minuten morgens reponiert und um 11 Uhr vormittags erfolgt in Gegen - wart der Mitglieder des Kaiſerhauſes und der Gefolge die feierliche Einſegnung.

Im Laufe des heutigen Nachmittags brachten Auto - mobile und Eiſenbahnzüge eine unüberſehbare Zahl von Kranzen, die zum Teil in der Gruft niedergelegt, zum Teil zu beiden Seiten des Weges von der Kirche zum Gruſteingange ausgebreitet werden. In Artſtetten, Großpöchlarn und Kleinpöchlarn wehen ſchwarze Fahnen von den Giebeln der Häuſer und auch auf der ganzen Weſtbahnſtrecke ſind die Häuſer zu beiden Seiten des Geleiſes mit Trauerfahnen geſchmückt. Die große Rollfähre, welche die Leichen von Pöchlarn über die Donau, die hier breit und mächtig dahinfließt, an das andere Ufer überſetzen wird, iſt ſchwarz drapiert und Trauerfahnen ſind am Gitter angebracht.

Um 12 Uhr 37 Min. nachts trifft der Separatzug mit den Leichen in der Station Großpöchlarn ein. Den Zug begleiten Oberſthofmeiſter Freiherr v. Rumers - kirch, Dienſtkämmerer Rittmeiſter Graf Van der Straten, Dienſtkämmerer Dr. Andreas Freiherr von Morſey, Flügeladjutant Oberſt Dr. Bardolff und die Beamten des Oberſthofmeiſteramtes und des Sekre - tariates des verblichenen Erzherzogs ſowie das erzherzog - lich Kammerperſonal. Die Särge verbleiben bis 2 Uhr 30 Minuten im Waggon, zu welcher Stunde ihre Ueber - führung nach dem Schloſſe erfolgt.

Das Ideal der Liebe. Dem Andenken der Herzogin von Hohenberg.

Von einer Dame der Wiener hohen Geſellſchaft erhalten wir folgende Zeilen:

In einem engliſchen Buche ſteht etwas ſo wahres: daß es mit der Liebe wie mit den Geſpenſtern ſei; ſo viele reden davon, ſo wenige haben ſie geſehen.

Und in dieſen ſo ſchickſalsſchweren Tagen muß ich immer an dieſe Worte denken, denn wahrlich unter dieſe Wenigen, die die Liebe geſehen, gehört die verewigte Herzogin von Hohenberg. Sie hat durch ihren Helden - tod bewieſen, daß ſie die höchſte Liebe gekannt, daß ſie für den Gegenſtand ihrer Liebe ihre Leben geben wollte.

In den Tagen des Glanzes iſt es ein Leichtes, an der Seite eines Mannes zu ſein, dem eine hohe Stellung, Ruhm und äußere Pracht verliehen, das trifft eine jede Frau, aber im Tode bei ihm auszuharren und der Gefahr lächelnd entgegenzuſehen, wenn dieſe nur mit ihm geteilt werden kann, das iſt ein Zeichen der Auserwählung, und wenige werden ihr auf jene Schmerzenshöhe dieſes ſchrecklichen 28. Juni folgen können.

Das iſt das Ideal einer Liebe, ſo zu ſterben, wenn auch von ferne vor ihrem erlöſchenden Blicke ihr liebes Kleeblatt, ihr roſenumranktes Konopiſcht, das viele, was ſie hätte noch leiſten können, wenn das alles vor ihr geiſtiges Auge trat das Glück, mit ihm ſterben zu können, ſchien ihr doch das Allerhöchſte.

Sie war ſein guter Engel und wird es auch vom Himmel aus für die drei Waiſen bleiben, für die heute ganz Oeſterreich heißes Mitleid fühlt.

Kaiſer Wilhelm an unſere Marine.

Das Beileidstelegramm des Kaiſers.

Kaiſer Wilhelm hat an den Marinekomman - danten Admiral Haus nachſtehende Depeſche gerichtet:

Nehmen Sie als Vertreter der kaiſerlichen und königlichen Marine den Ausdruck meines ganz beſonderen Beileides entgegen anläßlich des jähen Hinſcheidens Ihres Erzherzog-Admirals. Ich weiß, wie ſein Herz für die Flotte ſchlug und wie er für ſie gewirkt hat. Ich habe aber auch die Zuverſicht, daß ſein Geiſt weiterleben wird in den Offizieren und Mann - ſchaften der öſterreichiſch-ungariſchen Marine. Mit mir trauert meine Flotte, in deren Mitte ich mich befinde und welche morgen den Trauer - ſalut feuern ſoll für den fürſtlichen Admiral, der auch ihr Freund war.

Der Dank des Marinekommandanten.

Auf das Beileidstelegramm Kaiſer Wilhelms iſt folgendes Antworttelegramm des Admirals Haus eingegangen:

Niedergeſchmettert von der Tragik des Schickſals ſind uns die gnädigen Worte der Teilnahme, die Eure Majeſtät an mich zu richten die Gnade hatten, ein wahrer Troſt und ein Anſporn zu weiterer Arbeit. Genehmigen Eure Majeſtät meinen und der kaiſerlichen und königlichen Kriegs - marine tief ergebenſten Dank und die Bitte, anzu - befehlen, daß Eurer Majeſtät mittrauernder ſtolzer Flotte unſer innigſter, kameradſchaft - licher Dank bekanntgegeben werde.

Die Armeetrauer.

Das Kriegsminiſterium hat folgenden Erlaß heraus - gegeben: Auf Allerhöchſten Befehl hat die Hoftrauer für weiland Seine k. u. k. Hoheit den durchlauchtigſten Herrn Erzherzog Frauz Ferdinand von Oeſterreich-Eſte als Armeetrauer zu gelten und ſind in den erſten Wochen an den Fahnen (Standarten) nnd an den Feſtungs - (Kaſernen -) flaggen Trauerflore zu be - feſtigen. Die Wachen haben ohne Muſiken auf - zuziehen. Das Spielen der Muſiken bei dienſtlichen An - läſſen hat während dieſer Zeit zu unterbleiben; ebenſo haben keine Platzmuſiken ſtattzufinden. Außerdienſtliche Verwendungen der Muſiken an Unterhaltungsorten ſind von Sonntag den 5. Juli an geſtattet.

Trauerkundgebungen.

Die Trauerſitzung der Chriſtlichſozialen Vereinigung.

Ein Ereignis bewegt das Reich, wie es von größere[r]Bedeutung nicht gedacht werden kann. Beide Häuſer des Reichsrates müſſen ſich damit begnügen, durch ihre Präſidenten ihre Beileidskundgebungen ſchriftlich an den Miniſterpräſidenten zu richten. Von den Parteien des Abgeordnetenhauſes hat man nur vernommen, daß der Obmann des Polenklubs Dr. Leo aus Krakau eine poſtaliſche Kundgebung an den Miniſterpräſidenten ſandte. Der Obmann des Deutſchen Nationalverbandes hat perſönlich beim Miniſterpräſidenten vorgeſprochen. Die einzige Chriſtlichſoziale Partei hat eine würdige und eindrucksvolle Trauerkundgebung veranſtaltet, ſie hat den Anforderungen genügt, die bei einer ſolchen Gelegenheit an eine reichs - und dynaſtietreue Partei ge - ſtellt werden können. Es iſt ein Symptom der augen - blicklichen Zerfahrenheit unſeres politiſchen Lebens, daß die chriſtlichſoziale Partei mit ihrem löb - lichen Beiſpiele allein daſteht und daß keine zweite Partei gleich ihr getan hat, was Pflicht jeder parla - mentariſchen Gruppe geweſen wäre.

Um ſo wohltuender wirkt es, daß die chriſtlichſoziale Vereinigung heute vormittag zu einer Trauerkundgebung zuſammentrat. Den Vorſitz führte der geſchäftsführende Obmann Rienößl, der die zahlreichen, in Trauer - kleidung erſchienenen Abgeordneten ſowie das Herren - hausmitglied Miniſter a. D. Dr. v. Wittek begrüßte und ſodann folgende Anſprache hielt:

Meine hochverehrten Herren!

Wie Ihnen allen bekannt iſt, haben Se. k. k. Hoheit Herr Erzherzog Franz Ferdinand von Oeſterreich-Eſte und höchſt - deſſen Gemahlin Frau Herzogin Sofie von Hohenberg in der bosniſchen Landeshauptſtadt durch Mörderhand den Tod ge - funden. Ein namenloſes fluchwürdiges Verbrechen hat uns des allernächſten Thronagnaten, der ſtarken Zukunftshoffnung des Reiches beraubt. In ſolch ernſter Stunde iſt es unſer aller Herzensbedürfnis der innigſten Trauer und dem tiefſten Abſcheu über die ruchloſe Tat von Sarajevo Ausdruck zu verleihen. Zu dem ganzen Komplex der hochpolitiſchen Fragen Stellung zu nehmen, deren Höhepunkt der Fürſtenmord des 28. Juni 1914 darſtellt, dazu wird und muß ſich in einem ſpäteren Zeitpunkt, zu paſſenderer Stunde Gelegenheit er - geben. Nur das eine ſei ſchon heute geſagt: Es muß feſtgeſtellt werden, daß das große mächtige Oeſterreich Jahre hindurch gegenüber dem provozierenden Auftreten gewiſſer Elemente kleiner unbedeutender Nachbarſtaaten an der Südgrenze unſerer Monarchie weiteſtgehende Nachſicht geübt hat, daß aber dieſe zurückhaltende Politik nicht nur kein Ver - ſtändnis gefunden, ſondern im Gegenteil ein ſtetes An - ſchwellen provozierender radikaler Strömungen dort zur Folge gehabt hat. Nur ſo konnte es zu dieſer unſeligen Bluttat kommen, durch welche unſer edler Thronfolger, der Stolz und die Hoffnung Oeſterreichs, und ſeine hochſinnige Gemahlin dahingerafft wurden. Unſer Herzensbedürfnis aber iſt es heute, unſerem vielgeliebten und vielgeprüſten Monarchen, dem nach Bekanntwerden des fluchwür - digen Attentats unſere erſten Gedanken gegolten haben, unſere herzinnige Anteilnahme an dem ſchweren Schickſals - ſchlage zum Ausdruck zu bringen. Wir gedenken aber in dieſem ernſten Augenblick auch mit Wehmut der armen ver - laſſenen Waiſen, die ihre liebenden und fürſorglichen Eltern auf ſchreckliche Weiſe verloren haben, und empfehlen ſie dem Schutze des Allmächtigen. Aus der Tiefe des Herzens dringen in dieſen Tagen die Gebete zum Himmel, Gott der Allmächtige verleihe Sr. Majeſtät unſerem allergnädigſten Kaiſer und Herrn Troſt und Stärke in dieſen ſchweren Stunden der Prüfung und ſchütze unſer innigſtgeliebtes Vaterland! Dies iſt der Ausruck unſerer innigſten Gefühle und der heißeſte Wunſch der geſamten Partei, die ſtets an dem Beſtande an der Größe und Bedeutung des Reiches feſtgehalten hat und feſthalten wird und die im Glück und Unglück nach wie vor unerſchütterlich zu dem angeſtammten Kaiſerhauſe ſteht.

Sie haben ſich zum Zeichen der Trauer von den Sitzen erhoben, ich bin Ihrer Zuſtimmung gewiß, wenn dieſe Kund - gebung dem Protokolle der Sitzung einverleibt wird. Sie geſtatten aber auch, daß ich dieſe Enunziation an Seine Exzellenz den Herrn Miniſterpräſidenten Karl Grafen Stürgkh mit der Bitte übermittle, ſie an die Stufen des Allerhöchſten Thrones zu leiten.

Die Mitglieder des chriſtlichſozialen Reichsratsklubs hörten die Anſprache des Obmannes unter lautloſer Stille an; die Trauerkundgebung fand mit den Schluß - worten des Abg. Rienößl ihr Ende.

Trauerſitzung im Oeſterreichiſchen Flottenverein.

Der Vorſtand des Oeſterreichiſchen Flottenvereines hielt geſtern eine Trauerſitzung ab, welche der Präſident Alfred Prinz Liechtenſtein mit folgender An - ſprache eröffnete:

Meine Herren!

Ein furchtbares, erſchütterndes Geſchehnis führt uns in Schmerz und Trauer zuſammen. Am 28. Juni vernahmen Oeſterreich-Ungarns Völker die gräßliche Kunde: Erzherzog Franz Ferdinand iſt in treuer, mannhafter Pflicht - erfüllung als aufrechter, tapferer Soldat von ruchloſer Mörderhand dahingerafft worden; an ſeiner Seite fiel5Nr. 308 Wien, Samstag Reichspoſt 4. Juli 1914die hohe Frau, die dem eblen Verblichenen im Leben Troſt und Stütze war und im Tode ihm treu vereint geblieben iſt. Meine Herren! Unſer Verein verliert an ſeinem Protektor ſeinen wärm - ſten Freund, ſeinen großmütigen Förderer; wir ſtehen tief er - griffen in unauslöſchlicher Dankbarkeit an der Bahre des verewigten Admirals wie die Flotte ihren Führer, ihren Initiator verloren ſo iſt dem Oeſterreichiſchen Flotten - verein ſein Führer, ſein Lenker geraubt. Meine Herren! Sie ſind gekommen in dem grenzenloſen Unglück, welches unſer Vaterland betroffen, das Andenken unſeres erhabenen Pro - tektors zu ehren tun Sie es, in dem Sie feierlich ge - loben: der Oeſterreichiſche Flottenverein wird auch weiterhin im Sinne des Verblichenen wirken, er wird ihm übers Grab hin - aus Treue beweiſen,. er wird den Kurs halten, den ihm Erz - herzog Franz Ferdinand gewieſen, zu Oeſterreich-Ungarns Ruhm und Ehre!

Auch die Damenſektion Wien des Oeſterreichiſchen Flottenvereines veranſtaltete eine Trauerkundgebung. Die Präſidentin Baronin Baumgartner hielt fol - gende Anſprache an die zahlreich erſchienenen Damen:

Seit Sonntag durchzittern Schmerz und Trauer ganz Oeſter - reich. Erzherzog-Thronfolger Franz Ferdinand iſt eines jähen Todes verblichen. Mitten in raſtloſer, dem Wohle des Vater - landes gewidmeter Tätigkeit raffte ihn das Schickſal dahin. Als Held der Pflicht hat er ſich bewährt bis zum letzten Augen - blick. Auch um ſeine hohe Gemahlin trauern wir, die edle Frau, die ihm in voller Liebe anhing, die ihren Kindern die beſte und zärtlichſte Mutter war. Der allgemeinen Landestrauer geſellt ſich auch bei uns noch das ſchmerzliche Be - wußtſein, unſern hohen Protektor, den gütigen Förderer aller Be - ſtrebungen des Flottenvereines, verloren zu haben. In unſerem Herzen errichten wir ihm ein Denkmal, das dauernd zu erhalten wir in dieſer feierlichen Stunde geloben.

An die Kabinettskanzlei des Kaiſers wurde ſeitens der Damenſektion eine Beileidstelegramm geſendet.

Aus den Ortsgruppen des Oeſterreichiſchen Flotten - vereines treffen täglich Beileidstelegramme ein, welche Zeugnis ablegen von der großen Anteilnahme an dem ungeheuren Verluſte, den wir alle erlitten haben.

Kondolenz der niederöſterreichiſchen landwirtſchaftlichen Zeutralkaſſe.

In der heutigen Generalverſammlung der niederöſterreiſchen landwirtſchaftlichen Genoſſenſchaftszentralkaſſe gedachte der Vorſitzende Obmann Abg. Dechant Bauchinger zunächſt des Sarajevoer Ereigniſſes und beantragte die Abſendung folgenden Telegrammes an die Kabinettskanzlei: Tief erſchüttert von der furchtbaren Kataſtrophe, die das Allerhöchſte Kaiſerhaus und unſer Vaterland betroffen hat, legt die heute im niederöſterreichiſchen Landhauſe tagende General - nerſammlung der niederöſterreichiſchen landwirtſchaftlichen Genoſſenſcha[ftſzen]tralkaſſe ihr tieftes Beileid an den Stufen des Thrones nieder und ſchwört Gurer Mazeſtät und dem Hauſe Habsburg unerſchütterliche Treue. Der Vorſitzende ſchloß ſodann zum Zeichen der Trauer die Verſammlung.

Weitere Trauerkundgebungen veranſtalteten die Bezirksver - tretung, das Armeninſtitut und der Ortſchulrat des 9. Bezirkes, der katholiſche Fortbildungsverein Reunion, der überdies am 8. d. um 7 Uhr früh am Joſefs -, Frauen - und Leopoldsaltar der Stefanskirche drei Meſſen für das Seelenheil des ermordeten Thronfolgerpaares leſen läßt, der Staatsbeamten-Kaſinoverein, das k. k. Handelsmuſeum, der Verwaltungsrat der Allgemeinen Depoſitenbank, der Wiener Handels - und Gewerbeverein, die Vorſteher der Wiener Fleiſchhanergenoſſenſchaft. Der Ausſchuß der Congregazione Della Chieſa Nazionale Italiana, der öſter - reichiſche Fachſchriftſtellerverband, der Ausſchuß der Eintracht , der Wiener Kunſtgewerbeverein u. v. a.

Am Sonntag den 5. Juli, 8 Uhr, wird in der Hauskapelle des Katholiſchen Geſellen - und Meiſter - vereines ein Trauergottesdienſt abgehalten.

Die Hortzöglinge des ſtädtiſchen Knabenhortes im 17. Bezirk wurden Dienstag in der Hortſtation, 17. Be - zirk, Pezzlgaſſe, zu einer Trauerkundgebung verſammelt.

Aus Mödling wird gemeldet: Heute vormittag wurde in der Sankt-Otmarkirche ein Requiem von Dechant Stadt - pfarrer Fuchs unter großer geiſtlicher Aſſiſtenz abgehalten, zu dem die Spitzen der Behörden und die Schulen erſchienen.

Aus Sollenau wird uns geſchrieben: Am 2. d. fand hier eine Trauerſitzung der Gemeindevertretung unter dem Vorſitz des Bgm. RAbg. Gruber, am 3. d. ein feierliches Requiem ſtatt.

Aus Gloggnitz wird gemeldet: Die erſte Einſegnung des Thronfolgerpaares auf niederöſterreichiſchem Boden nahm hier bei der Durchfahrt des Trauerzuges Marktpfarrer Johann Göller vor. Am Bahnhofe hatten ſich die Behörden und eine tauſendköpſige Menge eingefunden.

Aus Mürzzuſchlag wird uns gemeldet: Geſtern hielt die Gemeindevertretung eine Trauerſitzung ab, bei der Bürgermeiſter Anton Werba die Trauerrede hielt. Gleichzeitig wurde be - ſchloſſen, bis inkluſive 9. d. M. keine Unter - haltungen und Konzerte abhalten zu laſſen. Samstag findet in der hieſigen katholiſchen Pfarrkirche ein feierlicher Seelengottesdienſt ſtatt.

Aus Amſtetten ſchreibt man uns: In der Trauerſitzung der Gemeindevertretung hielt GR. Gruber die Trauerrede. Samstag vormittags findet ein Trauergottesdienſt und abends eine Maſſenkundgebung der Bevölkerung ſtatt.

Aus Konſtantinsbad in Bosnien wird uns ge - meldet: In der hieſigen Kirche wurde am 2. d. M vom f. -e. Konſiſtorialſekretär Hnidek aus Prag ein Trauergottes - dienſt abgehalten, zu dem ſich der Großteil der hier weilenden Kurgäſte eingefunden hatte.

Aus Graz wird telegraphiert: Der Diözeſanrat Seckau des Katholiſchen Schulvereines wohnte heute in der Stadtpfarr - kirche einer Seelenmeſſe für den Erzherzog bei und hat an die Kabinettskanzlei ein Beileidstelegramm abgeſendet. Der Stadtrat hat in ſeiner heutigen Sitzung die Errichtung eines Erzherzogs-Franz-Ferdinand - und Herog in von Hohenberg-Stiftungsfonds beſchloſſen, über deſſen alljährliche Dotierung der neu zuwählende Ge - meinderat Beſchluß zu faſſen haben wird.

Aus Innsbruck wird uns geſchrieben: Heute, am Tage der Leichenfeier, wurden für die Schuljugend Trauergottesdienſte veranſtaltet. Die Schulen blieben geſchloſſen. Um 4 Uhr nach - mittags begannen die Glocken aller Kirchen des Dekanats Inns - bruck zu läuten. Eine halbe Stunde hindurch tönte das Trauer - geläute durch die Stadt. Die Innsbrucker Handelskammer hielt nachmittags eine Trauerſitzung.

Trauerkundgebungen haben beſchloſſen: Die Kärtnlr Handels - und Gewerbekammer, der Ausſchuß der Stadtgemeinde, Villach, der Gewerbeverband höherer Ordnung in Klagenfurt, der Kärntner Landesſanitätsrat, ſowie zahlreiche Vereine und Korporationen.

Sarajevo. Anläßlich der heutigen Trauerfeier in Wien ſind hier ſämtliche Geſchäfte geſchloſſen. Der Kaiſer ließ dem Prä - ſidenten der Handels - und Gewerbekammer Berkovic und dem Vakuſdirektor Arnautovic für die Beileids - und Loyalitäts - kundgebungen der genannten Körperſchaften den Dank aus - ſprechen.

Das Organ der kroatiſchen Arbeiterſchaft Rednicla Speza bringt einen Trauerartikel, worin geſagt wird, daß die Schuldam Attentate jener Teil der ſerbiſch-orthodoxen Bevölkerung trägt, der durch ſeine Oppoſitionsarbeit gefährliche Mal - kontenten, um ſtürzleriſche Elemente und ofene Attentäter im Dienſte der groß - ſerbiſchen Ideeerzag.

Trauergottesdienſte im Ausland.

Zu dem heute in der Hedwigskirche ab - gehaltenen Requiem hatten ſich vom Kaiſerhauſe die Prinzen Eitel Friedrich und Oskar ſowie Prinzeſſin Friedrich Leopold und Prinz Wol - rad zu Schaumburg-Lippe eingefunden.

Dem heute mittag in der Ludwigskirche abgehaltenen feierlichen Requiem wohnten bei: der König, die Königin, der Kronprinz und die übrigen hier weilenden Prinzen und Prinzeſſinnen des königlichen Hauſes, der Herzog von Calabrien. Der König und der Kronprinz trugen die Inhaberuniform ihrer öſterreichiſch-ungariſchen Regimenter.

In der katholiſchen Weſtminſterkathedrale wurde heute um 11½ Uhr vormittags ein Requiem abge - halten. König Georg war durch den Prinzen Artur von Connaught und die Königin-Mutter Alexandra durch Lord Howe vertreten. Weiters waren anweſend König Mannel mit Gemahlin und die Königin - Mutter von Portugal.

In der Marien-Kathedrale fand heute ein Requiem ſtatt, dem u. a. der öſterreichiſch-ungariſche Konſul, die anderen Konſuln ſowie der Kapitän und die Offiziere des deutſchen Kanonenbootes Eber beiwohnten.

Heute um 10 Uhr vormittags fand in der hieſtgen katholiſchen Kirche ein Trauergottesdienſt ſtatt, welchem Kronprinzregent Alexander mit ſeinem Hofſtaate, der k. und k. Geſchäftsträger Legationsrat v. Storck, Miniſterpräſident Paſic mit den Mitgliedern der Regierung u. a. m. beiwohnten.

In der katholiſchen St. Katharinen - kirche wurde eine feierliche Totenmeſſe zelebriet. Als Ver - treter des Kaiſers war Großfürſt Nikolai Nikolaje - witſch erſchienen.

Heute mittag wurde in der Kapelle der öſterreichiſch-ungariſchen Geſandſchaft ein Requiem für den Herrn Erzherzog Franz Ferdinand zelebriert, dem in Vertretung des Königs Miniſterpräſident Vukotic, in Vertretung der montenegriniſchen Regierung Miniſter des Aeußern Plamenatz, der Generaldirektor im Miniſterium des Aeußern Ramadanovic, ferner andere Würden - träger, das geſamte diplomatiſche Korps, das geſamte Perſonal der öſterreichiſch-ungariſchen Geſandtſchaft und die hier weilenden Oeſterreicher beiwohnten.

Ein Befehl des Korpskommandanten von Sarajevo.

Anläßlich des ſchweren Schickſalſchlages, der die Monarchie betroffen hat, erließ der Kommandant des 15. Korps einen Befehl, worin es heißt: Verzagen wir auch in dieſem ſchweren Augenblicke nicht! Arbeiten wir unentwegt an der Pflege jenes Geiſtes, der bisher immer mit Recht der Stolz und die Tradition der Armee war, in dem unſere Kraft beruht und der des Reiches Schutz und Schirm bildet. Die verabſcheuungs - würdigen Mordgeſellen, vor allem deren licht - ſcheue Hintermänner ſollen wiſſen, daß ſie ihre dunklen Ziele niem als erreichen werden. Dafür wird Seiner Majeſtät und unſerem großen Vaterlande allzeit treuergebene Armee Sorge tragen und die ſpontanen Kundgebungen der Bevölkerung nicht nur hierzulande, ſondern auch in allen Teilen unſeres weiten Reiches beweiſen, daß wir uns in dieſen Beſtrebungen mit unſeren Mitbürgern eins wiſſen. Treu bis in den Tod ſoll auch für die Zukunft unſere Deviſe bleiben.

Volkesſtimme.

Aus Leſerkreiſen gehen uns nachfolgende Zeilen zu:

Wer in den vergangenen Tagen ſeit dem Schreckens - ſonntag hingehorcht hat auf die Stimme des Volkes, der hat es erfahren, wie der Tod dieſer beiden Prachtmenſchen jedes Oeſterreichers Herz im Innerſten aufgewühlt hat. Man weiß nicht, was größer iſt, der Schmerz über den unerſetzlichen Verluſt oder die Empörung über die ruchloſe Tat. Wir haben viel verloren, die lieben drei Kinder alles! ... und Gott hat es gelitten, wer weiß, was er gewollt. Wer die vielen Aeußerungen wahrſten, echten Schmerzes hörte, der weiß es auch, daß manch einer gerne ſein Herzblut für unſeren geliebten Thronfolger hingegeben hätte. Und wenn ich den Tod meiner Eltern erfahren hätte, hörte ich kurz nach der Schreckenskunde einen ſchlichten Mann ſprechen, es hätte mich im Augenblicke nicht ſchwerer treffen können . Ich wüßte eine Strafe für den Mordgeſellen. An die Bahre ſeiner Opfer ſollte man ihn führen in dem Augenblicke, wo die unglück - lichen Kinder ihre ſo unendlich geliebten Eltern wieder - ſehen .... Wenn er noch nicht zum Tiere herab - geſunken iſt, iſt er für ſein ganzes Leben beſtraft genug.

So iſt er denn hingegangen von uns, er, der Lieb - ling des Volkes, mit ſeiner herzensguten Gemahlin, deren Eheleben allen ein faſt unerreichbares Ideal ſchien, unſer unvergeßlicher Franz Ferdinand, von dem Graf Sternberg ſchreibt, daß er ihn wie einen Heiligen verehrt habe. Noch brennt die offene Wunde und wird noch lange brennen, aber auch dieEmpörung gegen die Mörder und deren Hinter männer ſchlägt in hellen Flammen empor. Charakteriſtiſch ſind die Worte, die ich einen einfachen Gewerbsmann ſprechen hörte: Ja, wozu zahlen wir denn das viele Geld für die Kanonen und die Kriegsſchiffe, wenn jeder gedungene Bube unſere Teuerſten ein fach niederknallen kann und mit dem Mördergeſindel nicht aufgeräumt wird?

Hört dieſe Worte ihr alle, die ihr berufen ſeid, Oeſterreichs Geſchick zu leiten!

Von einer Wiener Perſönlichkeit, die uns erſucht, auch einen politiſchen Gegner, aber einen Oeſterreicher zu Worte kommen zu laſſen, erhalten wir folgende Zeilen:

Das Entweder oder, die Frage nach Sein oder Nichtſein, tritt in immer unverhüllterer Form an uns Oeſterreicher heran. Ich ſage ausdrücklich Oeſter - reicher nicht Oeſterreich , denn das Oeſter - reich hat uns ſeit einer Reihe von Jahren arg getäuſcht.

Ein böſer Traum; wir ſchrecken auf, treiben die Schlafgeiſter aus Aug und Ohr. Es iſt ja gar kein böſer Traum, es iſt nackte, ſchreckliche Wirklichkeit: man reſpektiert uns nicht, Großes, Bedeutendes, wir ſind Nichts. Ich will nicht unterſuchen und konſtatieren, daß den oder jenen die Schuld treffe, Oeſterreich oder die Oeſterreicher, das Auswärtige Amt oder einen anderen. Aber die Schuld iſt da, die Schuld, daß man von allen Seiten, von Nordoſten und Südoſten im Beſonderen zu drohen wagt, die Schuld, daß Feinde ſpottend höhnen, Freunde witzeln. Ränkeſpinnen hinter glatten Worten, Friedeſäuſeln hinter gezogenen Geſchützen, rechts ein teilnehmender Händedruck, links die verborgene Knute; das auf der einen Seite.

Und auf der anderen, offener, blutiger Hohn, ge - boren aus blutgewohnter Megäre.

Genug der empiriſchen Betrachtung. Alle Staaten Europas, die von der Kriſe der letzten Kriegsjahre be - troffen waren, die mehr und minder engagiert, ſogar die direkt Beteiligten, Sieger und Beſiegte, ſind daran, ſich gründlich zu erholen. Nur Oeſterreich krankt weiter in unabſehbare Fernen. Noch immer ſind viele Fabrikstore ganz geſchloſſen, zu den Textil -, Glas - und Maſchinen - fabriken wandern noch immer viel, viel weniger ſchaf - fende, erwerbende Männer als in ſonſtigen, gerade auch nicht roſigen Zeiten, Tauſende unſchuldiger Kinder hungern. Noch immer ſteigen die Inſolvenznachrichten, gute alte Häuſer beben vor dem Morgen, ſchwächere, die auch vielverheißend waren, ſtraucheln, fallen.

Wie ein Alp liegt’s allen auf der Bruſt, dem In - duſtriellen, dem Arbeiter, dem Kaufmann, dem Kon - ſumenten.

Zwei Fragen ſind’s, die ſich da alle Oeſterreicher ſtellen: Warum wie lange noch? Geht nur hinaus, ihr alle, die ihr’s nicht glauben könnt: Oeſterreicher ſind es, die die Zuſtände nicht länger ertragen wollen, Oeſterreicher aller Parteien. Laßt euch nicht beirren durch Zeitungsſtimmen, die Stimmung täuſchen wollen, fragt alle, auch den Armen, den Ar - beiter: warum wie lange noch? iſt ſeine Antwort!

Warum? Weil Oeſterreich das nächſte Opfer der Heimtücke und Hinterliſt ſein ſoll. Und der Feind iſt nicht zu verachten. An Meucheln und Morden ge - wohnt, durch häufige Uebung vertraut mit dieſem Me - tier, holt er ſchon zum Stoße aus. Ein Oeſterreicher iſt gefallen, in dem man den Beſten wähnte, die Stütze. Die Beraubten, die Schwächeren ſollen folgen. Oeſterreich trauert und ſchweigt. Ein Oeſterreicher iſt gefallen Millionen Oeſterreicher ſtehen auf, treten für den Einen in die Schanze.

Warum? Weil Oeſterreich verſchwinden ſoll, weil die ſchweren Zeiten, die noch ſchwereren Zeiten voll Greuel in der Luft liegen, darum will der Alp nicht weichen, bleibt weiter Handel und Wandel unterbunden, Not und Sorge der Oeſterreicher Gaſt.

Wie lange noch? Das fragen Tauſende und Abertauſende ſeit ſechs Jahren.

Die Teilnahme Dänemarks. (Drahtbericht der Reichspoſt .)

Zu dem heute für den ermordeten Erzherzog und ſeine Gemahlin abgehaltenen Pontifikal - requiem, zelebriert vom apoſtoliſchen Vikar, Biſchof von Euken, erſchienen: Der König, die königlichen Prinzen Harald, Waldemar, Axel und Erik, ſowie Prinz Georg von Griechenland. Die Fürſtlichkeiten wurden am Portal der Kirche vom öſterreichiſch-ungariſchen Geſchäftsträger Legationsrat Frei - herrn von Franz mit dem Perſonal der Geſandtſchaft und des Konſulats, ſowie dem Admiral von Bardenfleth als Vertreter der Königin-Witwe empfangen. In der wunderbar ſchwarzdrapierten und mit Blumen und Pflanzen geſchmückten Kirche waren ferner in großer Uniform erſchienen: der Miniſter des Aeußern v. Scavenius, die oberſten Staats - und Hof - funktionäre, das ganze diplomatiſche Korps und die öſterreichiſch-ungariſche Kolonie. Am Schluſſe der kirch - lichen Feier wurde die Volkshymne geſpielt, welche von der anweſenden Trauergemeinde ſtehend an - gehört wurde und allſeits die tiefſte Ergriffenheit hervor - rief. Der König war bereits am Tage nach dem ruchloſen Attentat perſönlich beim Geſchäfts - träger Freiherrn v. Franz erſchienen, um demſelben ſeine tiefempfundene Teilnahme auszudrücken.

6Wien, Samstag Reichspoſt 4. Juli 1914

Ein Interview mit dem Wiener apoſtoliſchen Nunzius.

Einer unſerer Mitarbeiter hatte heute Gelegenheit, mit dem apoſtoliſchen Nunzius am Wiener Hofe, Graf Raffaele Scapinelli zu ſprechen, der ſofort auf das Ereignis zu ſprechen kam, das heute aller Herzen in Oeſterreich und zum großen Teile auch im Auslande be - wegt. Der Nunzius ſtand ganz unter dem gewaltigen Eindrucke, den Wien geſtern ſeinem toten Thronfolger bei der Rückkehr aus Sarajevo bereitete. Seine Exzellenz war abends zur Abhaltung einer Segenandacht in Maria am Geſtade eingeladen, wo 3000 Männer vom Verein der ewigen Anbetung nach einer rührenden und zu Her - zen gehenden Predigtanſprache Pater Abels für das Seelenheil der Ermordeten beteten. Bei der Rückkehr aus der Kirche waren dem hohen kirchlichen Würden - träger von den ſpalierbildenden Menſchenmenge Ova - tionen dargebracht worden, die ihm für ſeine Teil - nahme an der ſo tiefen allgemeinen Volkstrauer dan - ken ſollten. Was ſoll ich, jetzt, wo aller Herzen ſo voll ſind, meinte der Nunzius, alles ſagen, über den ver - ewigten Erzherzog und ſeine Gemahlin? Er war, alles in allem, ein Fürſt von tiefſtem Gottes - glauben und ritterlichſtem Charakter. Niemand konnte ſich dem Eindrucke ſeiner männlichen Energie und ſeines ſtarken Herrenwillens entziehen. Dazu glänzte er als Muſterbeiſpiel chriſtlicher Tugend im privaten und öffentlichen Leben. Wie er lebte, treu ſeiner Pflicht und ſtets ſeiner hohen Aufgaben einge - denk iſt er geſtorben, durch und durch ein ganzer Mann und Charakter. Viele, die in mancher Beziehung mit den politiſchen Auffaſſungen des Toten nicht übereinſtim - men zu können glaubten, ſehen jetzt erſt ſo recht voll und ganz den Wert und die Wucht ſeiner mächtigen Perſön - lichkeit und ſeines eiſernen Charařters ein. In - und Ausland erkennt im Tode des Thronfolgers einen für die Monarchie unerſetzlichen Verluſt. Ich ſelbſt hatte öfters Gelegenheit, mit dem Verewigten zu ſprechen, und mehr als inmal verweilte ich im Geſpräche mit ihm über ein und auch zwei Stunden. Das Hervorragendſte an ſeinen Worten und Geſprächen war neben der großen Menſchenkenntnis und profunden Einſicht in alles, wor - über er ein Urteil abgab, einegeradezuwunder - bare Offenheit und Beſtimmtheit, die kei - nen Zweifel über das ließ, was er dachte und ſagen wollte. Dieſer männlichen Beſtimmtheit konnten ſich wohl auch jene nicht entziehen, die mit der einen oder andern Anſicht nicht einverſtanden waren. Sein ganzes Sinnen und Trachten und der energiſche Zug ſeines weit über das Mittelmaß ſtarken Wil - lens konzentrierte ſich in dem unentwegten Feſt - halten an der alten Habsburgerreichs - idee und erunentwegten Treue zum ange - ſtammten väterlichen Glauben. Die ſonſt ſo ſtarke Perſönlichkeit mit wuchtigem Wollen in Zu - und Abneigung war durchtränkt von einer geradezu innigen Religioſität. Felſenfeſt ſtand ſein katholiſche Ueberzeugung. In der praktiſchen Betätigung derſelben wurde er von der Einſicht getragen, daß der katholiſche Gedanke,, um ſeine geheimnisvolle Macht voll und ganz auf die Herzen der einzelnen, beſonders aber auch des ganzen Volkes ausüben zu können, die notwendige Frei - heit und Unterſtützung von Seite des Staates brauche. Reben ſeiner großen, fertigen und in ſich abgeſchloſſenen religiöſen Geſamtauffaſſung war es rührend, wahrzu - nehmen, wie ſeine religiöſen Gefühle und die aus den - ſelben wachſende Praxis auch ins Detail gingen. Der Ausſpruch über die Erhabenheit der päpſtlichen Auf - faſſung von der öfteren Kinderkommunion aus Anlaß des Wunſches der Prinzeſſin Sofie, bis zur Rückkehr der Eltern täglich kommunizieren und zum Heilande beten zu wollen, bietet dafür entſprechendes Beiſpiel. Solche Feinheiten in der religiöſen Lebensauffaſſung des Thronfolgers könnte ich aus meinem Umgange mit ihm noch mehrere anführen. Franz Ferdinand maß der ka - tholiſchen Religion ſpeziell für die Länder der Habs - burgerkrone auch noch eine ganz beſondere Bedeutung zu. Er ſah in ihr das einigende und vereinende Band der ſo mannigfachen Nationalitäten mit ihren vielfach aus - einanderſtrebenden Zielen und Anſchauungen. Im Vati - kan, wo man die Verehrung des Thronfolgers zur Nach - folgerſchaft Petri im Zentrum und Hort der Kirche ge - nau kannte, genoß Erzherzog Franz Ferdinand die höchſten und innigſten Sympathien. Der Schmerz, der den heiligen Vater bei der Schreckenskunde aus Sara - jevo buchſtäblich niederwarf und ihn nach längerer Be - wußtloſigkeit wieder aufſtehen ließ, um perſönlich am Grabe des Apoſtelfürſten für das Seelenheil der Ver - ſtorbenen zu beten, bieten dafür eine Illuſtration. Nun iſt, ſchloß Nunzius Graf Scapinelli, der ſo hoch - geachtete und geliebte Thronfolger nicht mehr, und kein Schmerz und kein Leid und keine Trauer um ihn kann ihn wiedererwecken. Wir müſſen, ſo ſchmerzlich dies auch klingen mag, ohne ihn weiterleben, und der Pflicht ewig gleichgeſtellte Uhr muß uns im Geleiſe halten. Seine Exzellenz konnte bei dieſen Worten die ihn überkom -mende tiefe Rührung nicht mehr zurückhalten und ver - abſchiedete ſich kurz und in offenſichtlicher Bewegung.

Die Urheberſchaft der Verſchwörung.

Von beſonderer Seite erhält die Reichspoſt folgende Zuſchrift aus der Leman-Riviera:

Les assassins de Genève! Schon vor Monatsfriſt ging in Genf und Lauſanne in ſerbiſchen Studentenkreiſen, welche nach - weislich mit den panſlaviſtiſchen Zentralen in Belgrad, Peterburg und Moskau intimſte geheime Beziehungen und von dort Geldbezüge unterhalten, das Ge - rücht, von großſerbiſcher Seite ſtände gegen die habsburgiſchen Hauptgegner ein entſcheidender Schlag bevor. Allerdings hatte man ſich ſchon vor Jahr und Tag dort und in Paris ähnliche Dinge zugeraunt, und ſo erklärt ſich wohl auch die Tatſache, daß die politiſch im Trüben fiſchende bekannte jüdiſche Haupt - mahrſagerin in Paris, Madame de Thebes, dieſe mehr als ſcheußliche Mordtat damals ſchon mehrfach vor - ausſagen konnte! Diesmal aber trat das be - treffende On dit viel ſchärfer und beſtimmter hervor. Da nun gerade dieſe weſtſchweizeriſchen Serbenklubs nachweislich mit dem berüchtigten Serbenprinzen Georg ganz intime politiſche Beziehungen unterhal - ten, und da dieſer, wie engliſche Blätter unlängſt meldeten, während ſeiner letzten Englandfahrt unum - wunden jedem, der es hören wollte, blut - rünſtige Vendetta-Abſichten gegen den öſterreichiſchen Thronfolger laut wer - den ließ, ſo konnten Eingeweihte die letzten Gerüchte wohl ernſt nehmen. In mehreren Genfer und Lauſan - ner Cafés ſind, wie eine gründliche Enquete leicht dartun würde, wiederholt darüber von ſerbiſcher Seite Aeußerungen gefallen, welche über den Urſprung des Attentates keinerlei Zweifel aufkommen laſſen. Be - kanntlich iſt damals, als der unglückliche Serbenkönig mit der Königin Draga auf eben ſo feige und tieriſch - hinterliſtige Weiſe von ſerbiſchen Offizieren abgeſchlach - tet wurden, der ruchloſe Mordplan ebenfalls zuerſt in Belgrad, Paris und Genf ausgeheckt worden und es iſt ein öffentliches Geheimnis, daß König Peter ſchon wochenlang vorher Tag und Stunde der ſcheußlichen Bluttat gewußt und gebilligt hat. Seither haben ſich die beſonders in Genf niſtenden großſerbiſchen Komitees von königlicher Seite ſtets und immer einer beſonderen Aufmunterung erfreut. Man deutet u. a. an, man habe damit den Hauptträger der deutſchen Dreibundidee beſeitigen und Oeſterreich in ein neues Fahrwaſſer drängen wollen! Wer Kains Zeichen erſt einmal auf der Stirn trägt, muß auf dem Wege des Verbrechens auch weiter mitmachen. So er - klärt es ſich, daß in Genfer politiſchen Sphären über die Mitwiſſenſchaft des Königs Peter auch nur eine Stimme herrſcht. Mordluſt geht im Schwang. Was man nicht durch feigen erkauften Landesverrat und ähn - liche finſtere Schändlichkeiten politiſch erreichen kann, das ſoll die Bombe mit der Browningpiſtole durch - ſetzen. Caveant consules!

Der Umfang der Verſchwörung von Sarajevo. (Drahtbericht der Reichspoſt .)

Von einem hohen Funktionär erhalte ich folgende Mitteilungen: Es iſt noch nicht zuläſſig, die Einzelheiten der bisherigen Erhebungen der Oeffentlich - keit zu übergeben, weil dies die weiteren Nachforſchungen erſchweren würde. Aber das kann heute ſchon geſagt werden: Es handelte ſich hier um eines der ſcheußlichſten Komplotte, das die neuere Geſchichte kennt. So verſchiedenartig die ermittelten Spuren und ſind ſo wenig bisher ſicher feſtgeſtellt iſt, ob die einzelnen Beteiligten von einander gewußt haben, ſo führen doch alle Fäden zurück nach Belgrad; die Anſchläge waren ſo zahlreich und dicht vorbereitet, daß das Verbrecherwerk faſt gelingen mußte. Die An - lage des Attentates iſt mit ſo umfangreichen Mitteln und ſo zielbewußt gefördert werden, es iſt ſo deutlich kein Zufallsattentat geweſen, das der Verirrung eines einzelnen iſolierten Individuums entſprang, daß man annehmen muß, daß die Urheber dieſes Attentat gegen den Thronfolger auch anderwärts verübt hätten, ſo wie ja ſchon verſchiedene Attentate auf militäriſche Objekte weit im Inlande ſerbiſchen Urſprunges waren. Die Bombenfunde ſind zahlreicher, als bis - her die Oeffentlichkeit erfuhr.

In zwei Jahren . Popovich, der Neffe des Königsmörders und Freund des ſerbiſchen Kronprinzen. Die An - lündigung eines Eingeweihten.

geht uns von einem Hochſchullehrer folgender Bericht zu, der die größte Beachtung verdient:

In der von mir bewohnten Penſion wohnt ſeit einigen Wochen ein Serbe namens Jowan Popo - vich. Er iſt Reſerveoffizier, ſein Vater iſt (orthodoxer) Erzbiſchof in Serbien. Sein Oheim iſt Generalund war ſeinerzeit Hauptbeteiligter bei der Ermordung des Königs Alexander. Er iſt bekannt mit dem jetzigen Kronprinzen Alexander und erhält von dieſem Geldſendungen. Er hat ge - äußert, daß, falls der Kronprinz zur Beiſetzung in Wien erſcheinen werde, er auch hinfahren wolle.

Popovich führte bereits ſeit Wochen zyniſche Reden: In zwei Jahren werde man die Bandengreuel nach Oeſterreich ver - pflanzen; der Thronfolger werde keine zwei Jahre nach dem jetzigen Kaiſer am Leben bleiben. Auch äußerte er (Popovich), im September werden die Serben in Albanien einrücken. In der Hauptſache ſprach er aber davon, daß man in zwei Jahren ſehen werde, was geſchehe.

Von der Verübung des Attentats hatte er (Popovich) bereits um fünf Uhr nach mittags am Sonntag über Paris Nachricht, ſo daß wir beim Abendeſſen über die Möglichkeit eines ſolchen ſprachen, ohne näheres zu wiſſen. Dabei ſuchte er das Attentat zu verteidigen. Als die Nachricht über den Erfolg eingetroffen war, fuhr er mit triumphierendem Lächeln durch die Stadt und feierte den Abend über in einem ſerbiſchen Kreiſe.

Er (Popovich) wird zurzeit polizeilich beobachtet. Auch iſt ihm ſeitens der Penſionsinhaberin gekündigt worden. Dabei äußerte er, er habe auch ſchon die Abſicht gehabt zu kündigen, denn die Penſions - inhaberin habe ihm gegenüber das Attentat für beſtialiſch erklärt; und wenn die Tat beſtialiſch ſei, dann ſei auch er beſtialiſch.

Schmähorgien der ſerbiſchen Preſſe.

Forderungen und Drohungen.

Die Preſſe Serbiens und ihre Hintermänner ſind durch die entſetzlichen Früchte ihrer Hetzereien nicht nur nicht, wie man meinen möchte, zur Beſinnung ge - kommen, ſondern ſie ſcheinen durch das furchtbare Gelingen des Sarajevoer Attentats in einen wahren Taumel, in einen förmlichen Blut - rauſch geraten zu ſein. Die Belgrader Blätter einſchließlich der offiziöſen führen eine Sprache gegen Oeſterreich, die täglich roher, wilder, verwegener und unerträglicher wird. Es iſt, als wollte man dem Sara - jevoer Attentat ſerbiſcher Fanatiker zahlloſe geſchriebene Attentate gegen Oeſterreich-Ungarn folgen laſſen. Während die Belgrader offiziöſe Preſſe ihre gegen unſere Mon - archie gerichteten Sottiſen noch mit einigen Redens - arten heuchleriſchen Bedauerns über das Unglück garniert, hält die Mehrzahl der übrigen Blätter nicht einmal dieſe Rückſicht für notwendig, ſondern ſchimpft und droht bar jeder Hemmung darauf los. Oeſterreich wird als unheilbar kranke Monarchie bezeichnet, als anarchiſtiſcher Staat , der plünderndes Geſindel und ſeine zahlreichen Hungerleider auf die unſchuldigen Serben hetze und dieſe ausrotten wolle. Es genügt, ſolche Exzeſſe ſerbiſcher Unkultur zu verzeichnen. Wenn aber die ſerbiſche Regierungspreſſe ſich jetzt nach dem leider nur zu gut gelungenen Attentat in der Hauptſtadt Bosniens in merkwürdig anmutender Sieger - poſe gefällt und Oeſterreich-Ungarn von hoher Tribüne herab Ermahnungen gibt, wie unſere Diplomaten und Behörden ſich zu verhalten haben und wie die Serben in der Monarchie zu behandeln ſeien, damit wir uns der ferneren Gewogenheit Serbiens zu erfreuen hätten, ſo iſt das in einem Momente, da die Regierungskreiſe Serbiens allen Grund hätten ſich eines geziemenderen und beſcheideneren Ton - falles zu befleißen, eine Sprache, deren Verwegenheit nicht geignet iſt, die Erbitterung in der Monarchie über den Nachbar im Südoſten zu mildern. Was ſoll man aber dazu ſagen, wenn der geweſene ſerbiſche Miniſter Stojanovic in einem Pariſer Blatte mit weiteren Attentaten in Bosnien droht und wenn die Belgrader Kreiſe die Vermeſſen - heit ſo weit treiben, die öſterreichiſchen Zivil - und Militärbehörden in allen Tonarten als die Anſtifter der autiſerbiſchen Demonſtrationen zu verleumden? Glaubt man denn in Serbien mit ſolchen Maßloſigkeiten wirk - lich den Serben Oeſterreich-Ungarns einen Gefallen zu erweiſen?

Unter dem Titel Aufrichtig und offen ſchreibt das Regierungsorgan Samouprava : Die furcht - bare an dem öſterreichiſch-ungariſche Thronfolger und deſſen Gemahlin in Sarajevo verübte Tat und die gräßlichen Folgen, welche in ſchrecklicher Weiſe das un - ſchuldige ſerbiſche Volk in Bosnien und der Herze - gevina treffen, machen es uns unabweislich zur Pflicht, offen und wirklich die Wahrheit über das große verab - ſchauungswürdige Verbrechen, deſſen Opfer Erzherzog Franz Ferdinand und deſſen Gemahlin geworden ſind, zu ſagen und zu erklären, daß wir es aufrichtig verur - teilen, daß wir aber ebenſo den Vandalismus ver - urteilen, deſſen Opfer das ſerbiſche Volk in Bosnien und der Herzegovina iſt. Vor allem betonen wir, daß wir ganz gut verſtehen, daß es für die unmittelbar und7Nr. 308 Wien, Samstag Reichspoſt 4. Juli 1914zuerſt Betroffenen unter der ſchweren Depreſſion des furchtbaren Ereigniſſes ſehr ſchwer ſei, volle Geiſtesgegenwart und klare Urteils - fähigkeit zu bewahren. Deshalb müſſen die erſten, zweifellos verfehlten Handlungen von dieſer Seite mit einer gewiſſen Milde beurteilt werden. Trotzdem darf nicht vergeſſen werden, daß übereilte Konzep - tionen über die Urheber und Initiatoren des Ver - brechens das ſchon geſchehene Uebel nicht gut machen. Deshalb ſind bei ſolchen Gelegenheiten Gelaſſenheit und Geiſtesgegenwart eine Notwendigkeit erſter Ordnung. In den öſterreichiſchen und ungariſchen Blättern wird teils mittelbar, teils ganz offen der Verdacht geäußert, daß Serbien in das Sarajevoer Verbrechen ver - wickelt ſei. Die Frankfurter Zeitung bringt ſogar an einer Stelle, für welche nur die Redaktion die Verant - wortung trägt, aus der Feder ihres Wiener Kor - reſpondenten mit Berufung auf maßgebende Wiener Kreiſe ziemlich verhüllte, aber genügend durchſichtige Verdächtigungen gegen Serbien vor, gegen welches auch Drohungen gerichtet werden. Erſt wenn gegen uns klare, poſitive Anklagen vorgebracht werden, werden wir Zeit zur Ausſprache haben. Schon jetzt können wir aber ſagen, daß uns unberechtigte Verdächtigungen und Beleidigungen nicht berühren und daß wir die vorge - brachten Drohungen nicht ernſt nehmen können. Heute wenigſtens hat in Serbien die Ueber - zeugung Wurzel gefaßt, daß Serbien wegen ſeiner zahl - reichen wichtigen Intereſſen in guten Beziehungen mit Oeſterreich-Ungarn ſtehen und ſich jeden Schrittes ent - halten muß, der eine allgemeine ſcharfe Verurteilung bei allen Völkern erfährt. Dieſer Ueberzeugung gab auch die ſerbiſche Regierung durch ihr Entgegenkommen gegenüber den Forderungen Oeſterreich-Ungarns ſicht - baren und klaren Ausdruck. Das iſt ein genügend ernſtes Element, um mit Zuverſicht erwarten zu kön - nen, daß man mit ihm auch an maßgebenden Stellen in Wien rechnen werde. Ebenſo im Namen der großen und wichtigen in Frage ſtehenden Intereſſen müſſen wir ſagen, daß wir die rohe, durch nichts gerechtfer - tigte Malträtierung der unſchuldigen Serben in Bosnien und der Herze - govina als ſchweren politiſchen Fehler betrachten. Gegenwärtig ſind wir noch geneigt zu glauben, daß dies die Frucht der engen Auffaſſungen der niederen be - hördlichen Organeindieſen Ländern iſt, welche ſich ihrer Schuld bewußt ſind, daß ſie das Unglück nicht zu verhüten verſtanden haben, und welche ihre Schuld vor den Vorgeſetzten zu verringern hoffen, indem ſie ſich bemühen, dieſelben zu überzeugen, daß an dem Unglück die ganze Welt ſchuld iſt, nur nicht ſie ſelbſt. Unſer aufrichtider Wunſch iſt, daß die Verhält - niſſe in Bosnien und der Herzegovina ſo bald als möglich zur normalen Ordnung zurückkehren. Eine gewiſſe Störung in den Beziehungen zwiſchen Serbien und Oeſterreich als Frucht des uns nicht erwünſchten Unglücks kann beſeitigt werden und wir hoffen, daß ſie raſch beſeitigt werden wird durch die aufrichtige und ernſte Bekämpfung eines Uebels, das in allen Ländern, demnach auch in Serbien, auftaucht.

Das jungradikale Parteiorgan führt in einem Weiß man in Wien, was man will? betitelten Artikel aus, daß in Wien in der ſogenannten ſerbiſchen Politik ſtändig Fehler begangen werden. Beſtünde dieſer Gefühlsmangel nicht, der gefährlicher als Farben - blindheit für die Leiter von Schiffen und Eiſenbahn - zügen iſt, dann beſtünde auch in der inneren und äußeren Politik Oeſter - reich-Ungarns nicht ein ſo großer Mangel an Klugheit und in dem Urteil der Wiener öffentlichen Meinung nicht ein ſo großer Mangel an Einſicht. Beſtünde dieſer Mangel an Klugheit nicht, dann hätte man den Erzherzog Franz Ferdinand nicht am Tage des nationalen Enthuſiasmus nach Sarajevo geſendet, um eine brutale Manifeſtation der Gewalt und Unterwerfung zu feiern. Dieſer brutale Akt war eine brutale Herausforderung und mußte (!) brutale Gefühle des Widerſtandes, des Haſſes und der Rache herausfordern. Die Tatſache, daß es zu einem Vanda - lismus des Pöbels gegen die Serben kommen konnte, iſt genügend für die Diagnoſe der unheil - baren Krankheit der Monarchie. In dieſem ſchon ſeit langen kranken Organismus iſt das Bewußtſein von Rückſichten und Pflichten getrübt. Mit dem Verſtande eines Huhnes kann man begreifen, daß mit ſo hyſteriſchen Manieren kein Haus, geſchweige denn ein Staat von 50 Millionen geleitet werden kann.

Das nationaliſtiſche Parteiorgan Srpska Zaſtava ſchreibt in einem Artikel, betitelt Verdächti - gungen und Drohungen : Man will in Wien den erſten Augenblick des Schmerzes über den verlorenen Thron - folger gegen das ſerbiſche Volk und gegen Serbien aus - nützen. Es ſcheint jedoch, daß dieſe Aktion mißlingen werde. Das Attentat ſtellt ſich immer mehr als ein Erzeugnis der ungeſunden Ver - hältniſſe in der Monarchie dar.

Das fortſchrittliche Blatt Pravda führt aus: Es iſt nunmehr klar, daß Wien das un - glückliche Ereignis zur Ausrottung der Serben aus den ſerbiſchen Ländern der Habsburger Monarchie ausnützen will. Die öſter - reichiſch-ungariſche Polizei hetzt die zahlreichen Hungerleider in der Monarchie unter dem Namen von Mohammedanern und Kroaten auf das ſerbiſche Volk, um zu plündern. Ein exaltierter fanatiſcher Jüngling hat einen öſterreichiſchen Erzherzog erſchoſſenjedenfalls haben die Gerichte zu ſprechen, aber nicht Strolche und Räuber, unter denen ſich verkleidete Gendarmen befinden. Die Plünderungen in Bosnien ſtellen Oeſterreich - Ungarn als anarchiſchen Staat dar. Das plündernde Geſindel wurde von der Polizei in Sarajevo immer in Gaſſen abgedrängt, wo es weiter plündern konnte. Die Wiener Politik iſt zyniſch. Sie beutet den tragiſchen Tod des unglücklichen Paares für ſeine abſcheulichen Ziele gegen das ſerbiſche Volk aus.

Infame Verdächtigungen. Attentatsankündi - gungen eines Exminiſters.

Die Agence des Balkans meldet aus Belgrad: Die in Bosnien und der Herzegovina gegen die Serben verübten Verbrechen ſind unter den Auſpizien und auf direkte Anſtiftung der öſterreichiſch - ungariſchen Zivil - und Militär - behörden (!) begangen worden.

Im Journal äußert ſich der ehemalige ſerbiſche Miniſter Stojanovic u. a.: Ich kann nur ſagen, daß in Serbien eine tiefgehende Unzufriedenheit über die Verwaltung Oeſterreich-Ungarns in Bosnien und der Herzegovina herrſcht. Wir Serben proteſtieren dagegen und wollen Europa auf die Unhaltbarkeit der dortigen Verhältniſſe (!) aufmerkſam machen. Gewaltakte irgend welcher Art verdammen wir. Die Verhältniſſe in Bosnien und der Herzegovina müſſen von Grund aus geändert werden, denn ſonſt wird die ſerbiſche Bevölkerung fortfahren zu verſuchen, die notwendigen Reformen durch Attentate zu erreichen. Von dem Tode des Erzherzogs Franz Ferdinand hat Serbien keinen Nutzen.

Die zwei großſerbiſchen Ideen.

Der Czas veröffentlicht eine von maßgebender Stelle ſtammende Darſtellung der Verhältniſſe in Bosnien, in welcher es u. a. heißt:

Es wäre ein Irrtum, zu glauben, daß Bosnien und Herzegovina ſich im Zuſtande einer revolutionären Gärung befinden. Man muß ſich gegenwärtig halten, daß zwei großſerbiſche Ideen beſtehen: Eine entſtand in Serbien, die andere in Oeſterreich-Ungarn. Erſtere Idee will Bosnien, die Herzegovina, Dalmatien und Kroatien mit Serbien vereinen, die letztere Idee hat den Trialismus zum Vorbild, und zwar unter dem Zepter der Habsburger Dynaſtie. Seit dem Jahre 1878 hat Oeſterreich großartige Erfolge ſeines zielbewußten Regimes in dieſen Ländern erzielt. Aber eben dieſe Rieſenfortſchritte ſind es, welche die Belgrader Groß - ſerben beunruhigen. Ihnen handelt es ſich einzig nur darum, daß Belgrad mehr Anziehungskraft als Sarajevo erlange, und was ſie auch immer unternahmen, dieſe Frage wurde immer zugunſten der Metropole von Bosnien entſchieden. Um der größeren Anziehungskraft der Monarchie zu begegnen, griff man in Belgrad zur Ausbeutung des religiöſen Fanatismus. Trotz der gewiſſenhafteſt beſchützten Gleichberechtigung aller drei Konfeſſionen in Bosnien und Herzegowina verbreiteten die ſerbiſchen Agents provokatenro das Gerücht, als ob Oeſterreich die Miſſion übernommen habe. Bosnien und Herzegovina, dem Katholizismus unterzuordnen und als Perſonifikation dieſer Katholi - zierung Bosniens und der Hercegovina wurde der er - mordete Erzherzog Thronfolger hingeſtellt. Da aber trotz dieſer Hetze die Loyalität zur Monarchie in den annek - tierten Ländern erſtarkte, haben die Belgrader Hetzer ihre Tätigkeit auf dem Gebiete der konfeſſionellen Auf - reizung erhöht und es im Laufe der Zeit tatſächlich auch dahin gebracht, daß die Bevölkerung in zwei Lager geſpalten erſcheint, wobei Erzherzog-Thronfolger Franz Ferdinand als der Repräſentant des Trialis - mus und der Katholiſierung hingeſtellt wurde. Die in Belgrad gegoſſene Kugel, welche den Erzherzog - Thronfolger aus der Welt ſchaffte, ſollte nach der Meinung der Mörder und deren Hintermänner jeden Gedanken an eine Führerſchaft des Südſlaventums durch Oeſterreich-Ungarn töten. Im Kampfe in Bosnien ſtehen ſich eben zwei Weltanſchauungen gegenüber: Der Oſten gegen Weſten. Erſterer hat die Hand des Mörders be - waffnet, aber Serbien hat dort tatſächlich keine An - ziehungskraft und es beabſichtigt auch gar nicht, einen Aufſtand hervorzurufen und es kämpft nur mit Bomben und Revolver. Die Verhältniſſe zwiſchen dem kleinen Serbien und der Monarchie ſind ſeit Jahren geſpannt und die Schüſſe in Belgrad können ein Echo hervorrufen, das für den europäiſchen Frieden Böſes verheißend wäre.

Serbiens Vormund. (Drahtmeldung der Reichspoſt .)

Die polniſche konſervative Gazeta Narodowa ſchreibt: Seit der erſten Nachricht von dem Mord in Sarajevo haben ſich alle Augen nach Ruß - land gewendet. Rußland iſt der politiſche Berater Serbiens, ſein Vormund. Rußland beſeitigt auch gern ſeine Feinde durch Meuchelmord. Serbien iſt ſomit nicht nur in politiſcher Hinſicht eine Expoſitur Rußlands. Die Mördergrube in Serbien iſt nur eine Filiale Rußlands. Die ſerbiſchen Königsmörder ſind nur Nachahmer der ruſſiſchen Königsmörder. Rußland, das Land der Abſolutismus und der Revolution, das Land derOchrana und des Nihilismus iſt das natürliche Vater - land des politiſchen Mordes. Die Serben ſind zwar ein altes Volk, aber die hundertjährige Gefangenſchaft mußte auf ihren Charakter das Stigma der Niederträchtigkeit aufdrücken. Es wird noch viel Waſſer in der Donau verrinnen, ehe das Gift, das im edlen ſlaviſchen Blute fließt, verſchwinden wird.

Die widerruſene Konfiskation.

Piemont berichtet, daß die von der Polizei ver - fügte Konſiskation des vorgeſtrigen Artikels des Blattes Nach Zerajic Princip von der erſten Inſtanz des Belgrader Gerichtes annulliert wurde.

Stimmen des Auslandes. Reichsdeutſche Befürchtungen. Judet über die Serben.

(Drahtbericht der Reichspoſt .)

Mehrere deutſche Blätter bezeichnen in ihren Artikeln die Situation, wie ſie durch das Ereignis von Sarajevo beleuchtet worden iſt, als gefährlich. Der Hamburgiſche Korreſpondent ſagt, Europa könne ſich nach den blutigen Ereigniſſen von Sarajevo an keiner Stelle mehr der Tatſache der von dem Großſerbentum der Monarchie drohenden Gefahr entziehen. Die Hamburger Nachrichten ſagen, daß gegen das Habsburgerreich ein ſtiller Krieg im Frieden geführt werde und daß die Pflicht der Selbſterhaltung gebiete, ſich rück - ſichtslos und energiſch dagegen zu verteidigen. Das Blatt kommt dann auf die dem Deutſchen Reiche drohenden Gefahren zu ſprechen und ſchließt, Oeſterreich-Ungarn wolle jetzt den Treibereien an ſeiner Oſtflanke zaglos entgegentreten und auch darin habe es die Sympathien ſeines Verbündeten und Schickſalsgenoſſen, des Deutſchen Reiches, für ſich. Die Berliner Neueſten Nach - richten bemerken, daß angeſichts der beinahe ſträf - lichen Schwäche der öſterreichiſch - ungariſchen Behörden gegen über der hochverräteriſchen großſerbiſchen Propaganda in Bosnien der Belgrader Preßlärm von einer echt ſerbiſchen Dreiſtigkeit ſei.

(Drahtmeldung der Reichspoſt .)

Im Eclair ſchreibt E. Judet: Der Bericht der Carnegikommiſſion über die während des Balkan - krieges begangenen Greueltaten zeige, daß ins - beſondere die Serben ſich wilder Beſtialität ſchuldig gemacht hätten. Man könne ſich nicht wundern, daß derartige blutdürſtige Raſſen im Frieden Mörder im Ueber - fluß liefern. Dies müſſe angeſichts des Attentats von Sarajevo geſagt werden. In Frankreich werde man jetzt dem verſtorbenen Erzherzog gerechter als zu ſeinen Lebzeiten.

Unterſuchung gegen Studenten in Wien.

Seit geſtern weilt der Kommiſſär der Laibacher Polizeidirektion, Skubel, hier und führt mit Unter - ſtützung der Wiener Staatspolizei eine umfaſſende Unter - ſuchung unter den hieſigen nationaliſtiſchen ſerbiſchen Stu - denten durch. Bekanntlich ſind vor mehreren Tagen in Laibach mehrere Mittelſchüler unter der Beſchul - digung, einer irredentiſtiſchen nationaliſtiſchen Organi - ſation anzugehören, verhaftet worden. Auf Grund der in Laibach ermittelten Ergebniſſe wurden in Wien bei zahl - reichen ſloveniſchen Studenten Hausdurchſuchungen vor - genommen und geſtern abend wurde ein aus Krain ſtammen der Juriſt verhaftet. Heute morgen wurde ein zweiter Student in Haft genommen. Bei einigen Studenten wurden gelegentlich der Hausdurch - ſuchungen Korreſpondenzen ſowie ſtudentiſche Zeit - ſchriften ſaiſiert und namentlich alle ſerbiſchen Bücher, die ſich bei den Verdächtigen befanden, beſchlag - nahmt. Nach einem eingehenden Verhöre wurden heute die beiden Verhafteten freigelaſſen. Die Unterſuchung gegen ſie wird jedoch weitergeführt. Es verlautet, daß die Unter - ſuchung eingeleitet wurde, welche die von der Reichs - poſt bereits wiederholt beſprochene ſüdſlaviſche Omladina , auf die wir ſchon vor Wochen vor dem Atten - tate nachdrücklich hinwieſen, betrifft.

Politiſche Rundſchau.

Oeſterreich-Ungarn.

Neue Herrenhausmitglieder.

Wie wir erfahren, ſind der Fürſt-Großprior des ſonveränen Malteſer-Ritterordens Fra Rudolf zu Hardegg zu Glatz und im Machlande und der Präſident des evangeliſchen Ober - kirchenrates A. und H. B. Sektionschef Dr. Wolfgang Haaſe als lebenslängliche Mitglieder in das Herrenhaus des Reichsrates berufen worden. Die Ernennung der beiden Genannten erfolgte ſchon jetzt, um die Zahl der Herrenhausmitglieder, die auf 148 geſunken iſt, wieder auf die erforderliche Mindeſtzahl von 150 zu bringen. Ein weiterer größerer Pairsſchub ſteht bevor. Fürſt-Großprior Fr[a]Rudolf zu Hardegg iſt 1851 geboren, trat 1879 in den Malteſer-Ritterorden und wurde 1898 zum außerordentlichen Geſandten und bevollmächtig - ten Miniſter dieſes Ordens am Ah. Hofe ernannt, welchen Poſten er bis zu ſeiner im Februar d. J. erfolgten Wahl zum Fürſt-Großprior von Böhmen und Oeſterreich inne - hatte. Während ſeiner 35 Jahre umfaſſenden Tätigkeit im8Wien, Samstag Reichspoſt 4. Juli 1914. Nr. 308Malteſer-Ritterorden hat er namentlich an allen Aktionen, welche die dem Orden obliegende Sanitätspflege im Felde betreffen, Anteil genommen, und insbeſondere an den durchgreifenden Reformen, denen die geſamte Organiſation für den Sanitätsdienſt des Ordens im Kriegsfall in den Jahren 1905 und 1906 unterzogen wurde, mitgewirkt. Fra Rudolf zu Hardegg wurde im Jahre 1901 durch die Ver - leihung der Würde eines Geheimen Rates und 1908 durch jene des Ordens der Eiſernen Krone erſter Klaſſe ausge - zeichnet. Dr. Wolfgang Haaſe, geboren 1870, trat 1894 in den Staatsdienſt und wurde nach mehrjähriger Verwendung im Finanzprokuratuts - und Gerichtsdienſte 1901 zum Sekretär beim Evangeliſchen Oberkirchenrat ernannt. Im Jahre 1907 mit dem Titel und Charakter eines Regierungsrates bekleidet, wurde er 1909 weltlicher Rat. Im Jänner 1911 durch die Verleihung des Titels und Charakters eines Hofrates ausgezeichnet, wurde Haaſe nach dem Ableben des letzten Präſidenten Sektionschefs Dr. Pfaff im Mai desſelben Jahres mit der Leitung des Evangeliſchen Oberkirchenrates A. und H. B. betraut. Im April 1913 erfolgte ſeine Ernennung zum Präſidenten des Evangeliſchen Oberkirchenrates, bei welchem Anlaß ihm gleichzeitig der Titel eines Sektionschefs verliehen wurde.

Ein ritterlicher Akt in der italieni - ſchen Kammer.

Zurückziehung der Trieſter Anfrage.

Ein ritterlicher Akt hat ſich heute, wie aus Rom, 3. d. gemeldet wird, in der italieniſchen Kammer ab - geſpielt. Der Deputierte Colonna di Ceſaro hatte eine Anfrage an die Regierung eingebracht wegen der bekannten nationalen Zuſammenſtöße in Trieſt zwiſchen den dortigen italieniſchen und kroatoſloveniſchen Arbeitern am 1. Mai d. J. So wenig man in Oeſter - reich die Einmiſchung italieniſcher Politiker und Blätter in offenbar nicht verſtandene öſterreichiſche Verhältniſſe gebilligt hat, ſo bereitwillig erkennen wir es als Loyalität und Ritterlichkeit an, daß heute der Anfrageſteller ſeine Interpellation mit Rückſicht auf die Trauer in Oeſter - reich zurückgezogen hat.

Ein bulgariſch-rumäniſcher Grenz - zwiſchenfall. Zwei Rumänen erſchoſſen.

Amtlich wird berichtet: Vorgeſtern um 11 Uhr vormittags überſchritten dreirumäniſche Soldaten, von denen einer bewaffnet war, und vier muſelmaniſche Arbeiter bei Kemanlar die von der gemiſchten Kommiſſion feſtgeſetzte Grenze und ſchickten ſich an, auf bulgariſchem Gebiete befindliche Bäume und das Gehölz zu fällen. Zwei Soldaten des bulgariſchen Poſtens begaben ſich zu den rumäniſchen Soldaten, um ſie zu bitten, ihre Arbeit bis zum Eintreffen eines Offiziers einzuſtellen. Auf dieſe höfliche Warnung erwiderten die Rumänen mit Beſchimpfungen gegen die bulgari - ſchen Offiziere und Soldaten. Einer der rumäniſchen Soldaten ergriff das Gewehr eines der bulgariſchen Soldaten, während ſein Waffengefährte das ſeinige lud und es dem Bulgaren auf die Bruſt ſetzte. Als der zweite bulgariſche Soldat die Gefahr ſah, ſchoß er auf den bewaffneten rumäniſchen Soldaten und tötete ihn. Inzwiſchen gelang es ſei em Kameraden, ſein Gewehr wieder an ſich zu nehmen; er zielte auf den Rumänen, der ihn hatte entwaffnen wollen. Dieſer fiel ebenfalls tot zu Boden. Die Leichen der beiden Soldaten werden auf bulgariſchem Gebiete bewacht. Eine Unterſuchung iſt eingeleitet worden.

Die Ablieferung der Idaho an Griechenland. Uebergabe eines Schecks von 12 Millionen Dollar.

Das Linienſchiff Maine hat Befehl erhalten, am 8. d. nach Neapel abzugehen, um die Mannſchaft des Linienſchiffes Idaho an Bord zu nehmen, das dort an Griechenland übergeben werden wird. Das Linienſchiff Miſſiſſippi wird nächſte Woche in New-Port News von Griechenland über - nommen. Ein Scheck auf 12 Millionen Dollar, den Kaufpreis für die beiden Schiffe, wird dem Marinedepartement morgen übergeben werden.

Das Friedensprotokoll von Niagara Falls. Die Intervention der A. B. C. -Staaten.

Die deutſche Kabelgrammgeſellſchaft meldet aus Mexiko: Das Schlußprotokoll der Friedenskonferenz in Niagara Falls iſt unter - zeichnet worden. Es unterliegt noch der Ratifikation durch die beiderſeitigen Senate. Die Vermittlung der drei großen ſüdamerikaniſchen Republiken zwiſchen Mexiko und den Vereinigten Staaten iſt mit der Vereinbarung des Friedensprotokolls beendet. Die gegenwärtige und die bevorſtehende proviſoriſche Regierung von Mexiko legen aber Wert darauf, daß die drei Republiken auch zwiſchen ihnen und den Aufſtändiſchen vermitteln und an der Regelung der großen innerpolitiſchen Fragen teilnehmen.

Das Friedensprotokoll von Niagara Falls, zu deſſen Unterzeichnung Huerta ſeine Delegierten am 1. Juli er - mächtigte, hat zum Inhalte die Organiſierung einer proviſoriſchen Bundesregie - rung von Mexiko. Dieſe neue Regierung ſoll aus einem Uebereinkommen zwiſchen den Vertretern der politiſchen Parteien hervorgehen. Sie ſoll, ſobald ſie ſich in der Landeshauptſtadt organiſiert hat, die An - erkennung der Vereinigten Staaten und der drei Ver - mittlerſtaaten Argentinien, Braſilien und Chile erhalten und zur Union ſowie zu den A-B-C-Staaten ſofort in normale diplomatiſche Beziehungen treten. Die Vereinigten Staaten verzichten auf eine Kriegsentſchädigung und wollen auch ſonſt keine Genugtuung ver - langen.

Telegramme.

Das Ende der Obſtruktion in der ita - lieniſchen Kammer.

In der heutigen Kammerſitzung unterbreitet Deputierter Carcano einen Antrag, die Finanzmaßnahmen durch ein königliches Dekret bis zum 30. Juni 1915 durchzuführen. Miniſterpräſident Salandra erklärt, daß er die von Carcano im Einvernehmen mit anderen angeſehenen Parlamentariern zum Zwecke der Wiederherſtel - lung des regelmäßigen Ganges der parlamen - tariſchen Verhandlungen unterbreiteten Antrag annehme. Dep. Calda erklärt im Namen der offiziellen Sozialiſten, daß dieſe gegen den Antrag Carcano ſtimmen, aber gleichzeitig zur normalen Haltung zurückkehren werden. Der Antrag Carcano wird in geheimer Abſtimmung mit 209 gegen 40 Stimmen bei 58 Stimmenenthaltungen angenommen.

Rumäniſche Induſtrielle und Kaufleute in Rußland.

An Bord des Dampfers Reuß der Ruſſiſchen Schiffahrtsgeſellſchaft Danube ſind heute hier 400 rumäniſche Indu - ſtrielle und Kaufleute, darunter mehrere Parlamentarier und Mitglieder der Handelskammer von Braila eingetroffen. Die Handelskammer von Braila hat dieſe Reiſe zum Zwecke der Entwicklung der Handelsbeziehungen mit Rußland organiſiert. Die rumäniſchen Gäſte wurden von Ver - tretern der Behörden, der Gemeinde und der Börſe begrüßt; ihnen zu Ehren geben der Gemeinderat und ein Börſenkomitee ein Diner und einen Rout.

Die franzöſiſche Kammer für den Proporz.

Die Kammer nahm in bewegter Sitzung mit 544 gegen 16 Stimmen den erſten Teil des Antrages Benoiſt an, der den feſten Willen der Kammer, die Wahlreform zu beſchließen, bekräftigt. Hierauf nahm die Kammer mit 323 gegen 245 Stimmen den zweiten Teil des Antrages Benoiſt an, wonach die Reform durch Einführung der Propor - tionalvertretung erfolgen ſolle.

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Tagesbericht.

* Kalender für Samstag den 4. Juli.

Katholiken: Udalrich. Griechen (21. Juni): Julianus. Sonnen - aufgang 4 Uhr 7 Minuten morgens. Sonnenunter - gang 8 Uhr 1 Minuten abends. Mondesaufgang 5 Uhr 30 Minuten nachmittags. Mondesuntergang 12 Uhr 35 Minuten.

* Aus dem Eiſenbahndienſte.

Der Kaiſer hat dem Oberbaurate im Eiſenbahnminiſterium Guſtav Nebesky den Titel und Charakter eines Miniſterialrates verliehen. Der Eiſenbahnminiſter hat die Miniſterialvizeſekretäre Dr. Viktor Ritter v. Kraus, Dr. Karl Ritter v. Hardt-Stremayr, Dr. Arnold Mnibek und Dr. Leopold Dautz zu Miniſterial - ſekretären, die Miniſterialkonzipiſten Friedrich Freiherrn v. Hohenblühel genannt Häufler zu Raſen und Johann Swoboda Edlen von Freyborn zu Miniſterialvizeſekretären im Eiſenbahuminiſterium ernannt.

* Das letzte Porträt des verſtorbenen Erzherzog - Thronfolgers.

Von weiland Erzherzog-Thronfolger Franz Ferdinand iſt ſchon ſeit längerer Zeit keine nach dem Leben gearbeitete Medaille erſchienen. Erſt in der letzten Zeit wurde dem Kammermedailleur Profeſſor Rudolf Marſchall vom Komitee der Adria-Ausſtellung der Auftrag erteilt, die offizielle Prämienmedaille auszu - führen, die das Bild des Erzherzogs tragen ſollte. Der Meiſter konnte dieſe Medaille, die ſich nun als trauer -volle Erinnerung in vielen Händen Prämiierter befindet, nach dem Leben ausführen. Für das neue Kriegsmini - ſterium hat Profeſſor Marſchall ein überlebensgroßes Porträtmedaillon geſchaffen, das in Bronze gegoſſen worden iſt und einen ſchönen Schmuck des Gebäudes bildet. Die allerletzte plaſtiſche Reperoduktion des Erz - herzogs iſt aber eine Plakette, die Profeſſor Marſchall im Auftrage aus Anlaß des 50. Geburtstages des Erz - herzogs Franz Ferdinand ausgeführt hat. Sie ſtellt den Erzherzog im ſtrengen Profil nach rechts gewendet dar. Die Auffaſſung des Bruſtbildes iſt ſehr charakteriſtiſch, die Durchführung ungemein lebensvoll. Nachdenklicher Ernſt und Milde paaren ſich in dem Ausdruck der Augen, die wie ſinnend in die Ferne gerichtet ſind, und des Mundes. Die Modellierung des Kopfes ergibt ein vorzügliches Bild der Erſcheinung des Erzherzogs. Erzherzog Franz Ferdinand hat die Trefflichkeit der Plaſtik ſelbſt an - erkannt. Angeſichts des erſchütternden Ereigniſſes gewinnt dieſe Geburtstagsplakette eine erhöhte Bedeutung, weil ſie das letzte nach dem Leben geſchaffene Bild des Thron - folgers darſtellt.

Oeſterreichiſche antarktiſche Expedition.

Das k. k. Unterrichtsminiſterium hat der öſterreichiſchen ant - arktiſchen Expedition eine Subvention von zwanzig - tauſend Kronen überwieſen.

* Trauerfeier in der Malteſerkirche.

Montag den 6. d. um 10 Uhr vormittags findet in der Kirche des Souveränen Malteſerritterordens in der Kärntner - ſtraße für den ermordeten Thronfolger, welcher dem Souveränen Orden als Großkreuz und Ehrenbailli angehört hat, ein feierliches Requiem ſtatt.

* Graf Lariſch plötzlich erkrankt.

Landes - hauptmann Graf Heinrich Lariſch iſt von Karlsbad zur Trauerfeier nach Wien gekommen und wurde hier von einem heftigen Gichtanfalle befallen, ſo daß er hier der Feier nicht beiwohnen konnte.

* Verlobung.

In Wilno (Rußland) findet am 19. d. die Vermählung des RAbg. Cäſar R. v. Haller mit Fräulein Maria Magdalena von Leska, Tochter des Herrn Hilarius von Leski, Gutsbeſitzer und ge - weſener Adelsmarſchall in Wilno und der Frau Maria von Leska geb. Prinzeſſin Drucka-Lubecka ſtatt.

* Kardinal Bauer in Wien.

Der Kardinal - Fürſterzbiſchof in Olmütz Dr. Karl Bauer kam heute hier an und wohnt im Hotel Erzherzog Karl.

* Abgeſagte Feſte.

Der katholiſche Jünglings - verein Mariahilf gibt bekannt, daß das für den 5. Juli geplante Gartenfeſt mit Schauturnen auf Sonntag den 12. Juli verſchoben wurde. Die bereits gelöſten Karten behalten ihre Gültigkeit. Die für 4. d. anberanmt geweſene Sommerliedertafel des Männer - geſangvereines Inzersdorf bei Wien wurde auf Samstag den 11. d. verſchoben.

* Schweres Unwetter in Nürnberg.

Aus Nürnberg, 3. d., wird gemeldet: Abends hat ſich über Stadt und Umgebung ein furchtbares Unwetter entladen. Ein Hagelſchlag mit Schloſſen von Haſel - und Walnußgröße ging zwanzig Minuten ununterbrochen nieder. Die öffentlichen Anlagen, Gärtnereien und Felder der Umgebung ſind verwüſtet. Nürnbergs herrlicher Blütenſchmuck auf den Fenſtern, auf den gerade in dieſem Jahr beſondere Sorge verwendet worden war, iſt vernichtet. Stellenweiſe haben die Waſſermaſſen das Straßenpflaſter auf - geriſſen. Der angerichtete Schade dürfte ſeiner Größe wegen vorläufig unüberſehbar ſein.

* Julius v. Kniep.

Die Beliebtheit und Wert - ſchätzung, die der ver ſtorbene Präſident der Elbemühl und Direktor der Bodenkreditanſtalt Herr Julius v. Kniep in den weiteſten Kreiſen genoſſen hat, mani - feſtierte ſich bei dem Leichenbegängniſſe, das geſtern nachmittag ſtattgefunden hat. Die Leiche des Verbliche - nen war aus der Hinterbrühl nach der Kapelle der evan - geliſchen Kirche auf dem Zentralfriedhof überführt worden und hier fanden ſich zahlreiche Perſönlichkeiten aus induſtriellen und finanziellen Kreiſen zuſammen, um dem Verſtorbenen die letzte Ehre zu erweiſen. Um vier Uhr wurde der Sarg in die Kirche übertragen, wo Pfarrer Antonius eine tiefergreifende Trauerrede hielt, in der er die hervorragenden Charaktereigenſchaften des Verblichenen würdigte. Die ganze Trauergeſellſchaft be - gab ſich ſodann zu der Gruft, welche die ſterblichen Ueberreſte Julius v. Knieps aufnahm.

Ein teures Eheverlöbnis.

In Amerika iſt auch das in der Verlobung gegebene Eheverſprechen klagbar. Eine Deutſche in New-York hat nun den Re - kord in Forderungen für eine Entſchädigung wegen ge - brochenen Eheverſprechens geſchlagen. Frl. Urſula Barbara v. Kalinowski ſetzt nämlich gegenwärtig einem hieſigen Gericht auseinander, warum ſie zu 2,500.000 Dollars oder zehn Millionen Mark Erſatz für gelöſtes Eheverlöbnis berechtigt ſei, den ein Brauer aus St. Louis, Michael J. Hurley, entrichten ſoll. Die Vorbereitungen für die Eheſchließung haben die Dame, die den Brauer in Deutſchland kennen lernte, rund 100.000 Dollars gekoſtet, wie ſie erklärt, der Reſt deckt wie ſie meint, in ſehr unzureichendem Maße den Schaden.

Zur Reiſezeit

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* Die Entſtehungsgeſchichte der Kurtaxe.

Der F. Z. wird geſchrieben: Die Kurtaxe, die nicht wenigen Badebeſuchern ein Dorn im Auge iſt, taucht ſchon im frühen ſechzehnten Jahrhundert auf, hier freilich noch9Nr. 308 Wien, Samstag Reichspoſt 4. Juli 1914unter dem unverfänglichen Namen eines Badegeldes. In einer Stifungsurkunde, die König Wladislaus den Grafen Schlick als Pfandherren von Karlsbad unterm Jahre 1531 ausſtellte, räumte er ihnen das Recht ein, alle, die zum Beſuche des bereits ſehr angeſehenen Kur - ortes kommen, in ein zimlichen Uffſatz eines Badegeldes Unſeres gefallens uff zu legen Hoch oder Nider zu ſetzen und entſetzen . Dieſes Badegeld ſollte freilich zugunſten des Heiligen Geiſt-Spitales verwendet werden. Die Ab - gabe wird bald wieder aufgehoben, und im 18. Jahrhun - dert begegnen wir nur mehr freiwilligen Beiträgen, die der Karlsbader Ratsdiener bei den Kurgäſten mittelſt des ſogenannten Sprudelbuches einſammelt. Im Jahre 1795 hören wir neuerdings von der Einführung einer feſten Kurtaxe, die für Adelige auf zwei Gulden, für die Bürgerlichen auf einen Gulden feſtgeſetzt wird. Zu Beginn des neuen Jahrhunderts hat man dann dieſe Zweiteilung beſeitigt, um ſie in den Fünfzigerjahren in der Weiſe wieder einzuführen, daß man ſechs Gulden für Bemittelte und die Hälfte für die minder Bemittelten an - ſetzt. Das Militär war ſchon früher von der Kurtaxe be - freit worden. In den nächſten Jahrzehnten haben ſich die zu zahlenden Abgabe immer wieder verändert. So betra - gen ſie zu Beginn der Siebzigerjahre nach einer Skala von vier Klaſſen zwiſchen einem und zehn Gulden, Be - träge, die von jedem zu entrichten ſind, der ſich länger als acht Tage in Karlsbad aufhält. Befreit von der Kurtaxe ſind die Aerzte und Wundärzte und die ſie begleitenden Gattinnen und Kinder, aller öſterreichiſchen Militärper - ſonen bis zum Range des Hauptmannes und jeder mit einem legalen Armutszeugnis verſehene Kurgaſt. Wann ſind zuerſt Aerzte in Karlsbad nachzuweiſen, wo man in den erſten zweihundert Jahren nach der Ent - deckung der Quellen, die zu Beginn des 14. Jahrhun - derts erfolgte, den damaligen mediziniſchen Regeln ent - ſprechend nur gebadet hat? Erſt im Jahre 1522 erſchien aus der Feder des Leibarztes des Grafen Stefan Schlick, eines gewiſſen Wenzel Payer, eine gelehrte lateiniſche Schrift über Karlsbad, in der zum erſtenmal der Ge - brauch von Brunnenkuren empfohlen wird. Ich habe ge - ſagt, daß dieſes Waſſer getrunken werden müſſe. Weil es aber bisher nur ſelten zum Trinken und mehr zum Baden benützt wurde, ſo wird dieſes Vielen als etwas Neues erſcheinen. Worin beſteht vornehmlich die Heil - kraft des Karlsbadr Waſſers? Darüber heißt es in dem deutſchen Anhange des Buches: Nützlich iſt es denen, die weder ſpeiß noch tranck gehalten mögen, bei den ſteinen in der blaſen; den grieß oder ſteyn oder greißen in len - den; verſtopfung der dermer, der gelſucht (Gelbſucht); verſtopfung der Leber und milz, dem bodagra.

* Unfall bei der Trauerdekoration.

Die Baum - gartnar Freiwillige Feuerwehr hatte auf ihrem fünf - zehn Meter hohen Rüſtturm aus Anlaß des ſchmerz - lichen Ereigniſſes im Allerhöchſten Kaiſerhauſe eine Trauerfahne gehißt. Heue nachmittag gegen ½5 Uhr wollte der 46jährige Requifitenmeiſter der Feuerwehr Ferdinand Wilczek die Fahne einziehen, verlor aber das Gleichgewicht und ſtürzte in die Tiefe, wo er ſehr ſchwere Verletzungen erlitt. Die Unter-St. Veiter Rettungsgeſellſchaft brachte ihn ins Rochusſpital.

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Angeblicher Beſuch Kaiſer Wilhelms in Iſchl.

Die Berliner Telegraphenunion verbreitete heute eine Meldung, nach welcher Kaiſer Wilhelm nach Abſage ſeiner Wiener Reiſe den Wunſch geäußert habe, Kaiſer Franz Joſef perſönlich in Iſchl zu beſuchen und ihm ſein Beileid über den Tod des Thronfolgerpaares aus - zudrücken. Nun kommt zu dieſer Meldung folgendes Dementi:

Der Lokalanzeiger bezeichnet die Meldung von einem bevorſtehenden Kondolenzbeſuch Kaiſer Wilhelms in Iſchl nach ſeinen Informationen als unzu - treffend.

Große Trauerkundgebung des Katholiſchen Volksbundes.

Sonntag den 5. Juli, 10 Uhr vormittags, ver - anſtallet der Katholiſche Volksbund in der Volkshalle des Neuen Wiener Rathauſes eine große Trauerkund - gebung für weiland Erzherzog Franz Ferdinand und Herzogin Sofie Hohenberg. Sprechen werden: Präſident des Katholiſchen Volksbundes Exzellenz Fordinand von zu Trauttmansdorff, Chefredakteur der Reichspoſt Dr. Friedrich Funder und der Direktor der Zentral - ſtelle Richard Schmitz. Zu dieſer impoſanten Ver - anſtaltung ladet der Katholiſche Volksbund alle ſeine Mitglieder freundlichſt ein. Es gilt zu zeigen, daß die katholiſchen Männer Wiens auch in ſchickſalsſchweren Stunden feſt und treu zu unſerem allgeliebten Mon - archen ſtehen.

Die Wiener Jungſchützen werden ſich an der in der Volkshalle am nächſten Sonntag den 5. d. um 10 Uhr vormittags vom Volksbunde veranſtalteten großen patriotiſchen Manifeſtation beteiligen und ſich ſchon um ¼10 Uhr beim Rathauſe verſammeln.

Wiener, grüßen wir die Kinder!

kehren die drei Kinder des ermordeten Thron - folgerpaares, die armen, von ganz Wien geliebten und bemitleideten Waiſen, von dem Grabe ihrer Eltern in Artſtetten zurück, ſteigen um ¾3 Uhr nachmittags in der Station Penzing der Weſt - bahnſtrecke aus und fahren von dort nach Schönbrunn zum Kaiſer.

Auf dieſem Wege wollen wir Wiener den ver - waiſten Kinden einen ſtummen Gruß bieten und ihnen zeigen, wie Wien ſie liebt!

Die antiſerbiſchen Demonſtrationen in Wien.

Die Einziehung der ſerbiſchen Fahne.

Bekanntlich gab zu den geſtrigen Demonſtrationen vor der ſerbiſchen Geſandtſchaft die Tatſache den Anlaß, daß vom Balkon der Wohnung des ſerbiſchen Ge - ſandten in der Favoritenſtraße die ſerbiſche Fahne, nur mit einem faſt unmerklichen Trauerflor verſehen, wehte.

Um neuerlichen Demonſtrationen vorzubeugen, hat ſich heute vormittag BV. Rienößl zum Bürger - meiſter und zum Miniſterpräſidenten Grafen Stürgkh begeben, um wegen der Einziehung der Fahne zu inter - venieren. Das Miniſterpräſidium hat ſich hierauf an das Polizeipräſidium gewendet, das von einer Inter - vention beim Geſandten aber mit Rückſicht auf die Exterritorialität der Wohnung des Geſandten Abſtand nahm.

Nachdem ſchon geſtern nachmittag der Admini - ſtrator des Hauſes, in dem der ſerbiſche Geſandte wohnt, einen Beamten in die Geſandtſchaft mit dem Erſuchen geſchickt hatte, die Entfernung des Fahne mit Rückſicht auf eine eventuelle Beſchädigung des Hauſes zu veranlaſſen, dieſes Erſuchen aber trotz der Erklärung, daß die Geſandſchaft für alle Folgen ver - antwortlich gemacht werden wird, keinen Erfolg hatte, erſchion heute der Beſitzer des Hauſes ſelbſt, Herr Dietrichſtein, in der Wohnung des Geſandten, um ſeine bereits erhobene Forderung nach Einziehung der Fahne zu wiederholen. Es wurde ihm erklärt, daß die Fahne nach den Einſegnungsfeierlichkeiten in der Hofburgpfarrkirche eingezogen wird.

Tatſächlich wurde heute um ¾5 Uhr die Fahne im Hauſe des Geſandten Jovanovic einge - zogen.

Damit iſt der nächſte Anlaß der Demonſtrationen beſeitigt. Es iſt den über die Sarajevoer Bluttat em - pörten patriotiſchen Wienern gewiß nicht zu verdenken, daß ſich ihre Erbitterung über den ungeheuerlichen Doppelmord in ſpontanen Kundgebungen äußert. Im Intereſſe des Eindruckes ſolcher Manifeſtationen iſt es aber ratſam, jede Art von Ausſchrei - tungzuvermeiden. Es entſpricht unſerer Würde, aber auch unſerer Trauer am Beſten, wenn derartige Kundgebungen möglichſt ruhig und ernſt verlaufen.

Heute abend fand auch eine patriotiſche Kundgebung vor dem Radetzydenkmal ſtatt; man ſang hier unter ſtürmiſcher Begeiſterung das Prinz-Eugenlied und die Volkshymne und demonſtrierte in Rufen gegen Serbien.

Wiederholung der Demonſtrationen.

Heute wiederholten ſich die antiſerbiſchen Demon - ſtrationen, zum Teil in einer Art und Weiſe, die nicht gebilligt werden kann und die im Imtereſſe des Ernſtes der Sache und der Bedeutung des Willens, der dabei zum Ausdruck kom - men ſollte, abgelehnt werden muß.

Schon um 8 Uhr abends ſammelten ſich in der Um - gebung der Paulanergaſſe größere Mengen an und bis 9 Uhr waren wieder mehrere tauſend Demonſtranten angeſammelt, aus deren Mitte toſende Pfuirufe gegen Serbien erſchollen. Die Wache, die wieder in ſehr großer Zahl ausgerückt war und die Umgebung des Sitzes der ſerbiſchen Geſandtſchaft in noch größerem Umkreis als geſtern abgeſperrt hielt, ging heute gleich von Anfang an energiſcher vor und duldete keine größeren Anſamm - lungen. Dies konnte ihr allerdings nicht dauernd ge - lingen, denn die zerſtreute Menge hatte ſich bald wieder geſammelt. Gegen 10 Uhr wurde die Hauptgruppe der Demonſtranten die Wiedner Hauptſtraße entlang gegen den Naſchmarkt zu abgedrängt, wo mehrere Anſprachen gehalten wurden. Im Nu waren die an der Straße lie - genden Marktſtände erſtiegen. Hier wäre jedenfalls ſtärkere polizeiliche Bewachung geboten, denn das Hab und Gut unſerer braven Naſchmarktleute verdient wohl zumindeſt jenen behördlichen Schutz, deſſen ſich geſtern die ſerbiſche Fahne erfreuen konnte. Tatſächlich ſind bereits geſtern einzelne Marktleute, wenn auch ohne Dolus der Täter, zu Schaden gekommen. Der Zug, etwa 1000 Perſonen, bewegt ſich dann zur Oper, wo ein Student einige Worte an die Menge richtete, und von da zum Kriegsminiſterium, wo es vor dem Radetzkydenkmal zu einer patriotiſchen Kundgebung kam.

In der Favoritenſtraße, wo es geſtern vor der Privatwohnung des ſerbiſchen Geſandten heiß zugegangen war, herrſchte heute, da die Fahne nachmittags beſeitigt worden war, Ruhe. Das Haus ſteht allerdings unter ſtarker polizeilicher Bewachung. Das Vorgehen des ſerbiſchen Geſandten Jovanovic bildet auch heute noch den Hauptgeſprächsſtoff unter den Demonſtranten. So oft ein Wagen mit Militärs die Straße paſſiert, bricht die Menge in brauſende Hochrufe aus.

Um 11 Uhr wird uns gemeldet: Während durch etwa eine Stunde ziemliche Ruhe herr ſchte, kommen ſeit ½11 Uhr Tauſende und Tauſende von Menſchen, welche längs des Weges, den der Trauerzug nahm, Spalier gebildet hatten, ununterbrochen auf den Schauplatz der Demonſtrationen. Die Menge iſt auf etwa 15.000 ange wachſen. Bei der Paulanerkirche wurde gegen den dortſelbſt poſtierten dichten Kordon berittener Sicherheits - wache Sturm gelaufen. Während einige Wenige durch - brechen konnten, wurde die überwiegende Hauptmaſſe zurückgedrängt. Da die Maſſen jedoch von den noch immer anſtrömenden Menſchen vorgeſchoben wurden, ging der Kordon mit einer Attake vor. Es ent - ſtand, da die Wache in die Menge hineinritt und auch einige Pferde durch explodierende Fröſche , die von den Demonſtranten gegen die Wache geſchleudert wurden, ſcheuten, eine ungeheure Panik. Die dicht eingekeilte Menſchenmenge, die weder vor - noch rückwärts konnte, wandte ſich zur Flucht, wobei viele niederge - treten wurden. Viele wurden an die Häuſerwände und an die Rollbalken gepreßt. Auch mehrere Verletzungen durch Hufſchläge kamen vor. Einige Demonſtranten er - kletterten in der Bedrängnis Laternenpfähle. Die Situation iſt ſehr bedrohlich.

Halb zwölf Uhr: Es iſt der Wache ge - lungen, die Hauptmaſſe die Wiedner Hauptſtraße hinunterzudrängen, was unter ſtürmiſchen Pſuirufen der Demonſtranten vor ſich ging. Zur Stunde beginnen ſich die zerſtreuten Maſſen wieder zu ſammeln und vor - zudrängen. Die Wache hat nach Beendigung der Leichen feier bedeutenden Zuzug zum Teil per Automobil erhalten. Es verlautet auch, daß 800 penſionierte Wach - leute bis auf weiteres einberufen wurden und heute bereits Dienſt verſehen. Ein Teil der Verſtärkungen wurde zur Sicherung der ruſſiſchen Botſchaft ver - wendet. Ein Zug von Demonſtranten ſtürmte aus der Margaretenſtraße auf den Ramerplatz und durchbrach dort die Polizeikette. Hiebei hörte man einige Schüſſe. Es iſt zur Stunde nicht feſtgeſtellt, ob es ſich um Revolverſchüſſe oder nur, wie geſtern, um den Knall von ſogenannten Fröſchen (Knallkapſeln) handelte.

Die Leitung des Sicherheitsdienſtes, den die Er - regung der Menge ſehr ſchwierig geſtaltet, hat Zentral - inſpektor Dr. Pammer, Polizeibezirksleiter Regie - rungsrat Schmied, Oberinſpektor Lonſik und Polizeirat Rzehak.

Die Umgebung der Geſandtſchaft und der Privat - wohnung des ſerbiſchen Geſandten iſt durch drei - fache Kordons abgeſperrt.

12 Uhr: Der Platz um die Paulanerkirche gleicht einem Heerlager. Die Wachmannſchaft, die da zum großen Teile ſeit drei Tagen faſt ununterbrochen im Dienſt ſtehend, ſehr ermüdet iſt, hat es ſich ſo be - quem als möglich gemacht und kampiert in den Seiten - gaſſen.

1 Uhr: Die Ruhe iſt vollkommen hergeſtellt. Die Wache iſt noch vollzählig am Platze.

Antiſerbiſche Kundgebungen in Spalato.

Geſtern abend zogen aus der Umgebung unter Führung der Geiſtlichkeit große Bauernſcharen in die Stadt, durchzogen die Hauptſtraßen unter den Rufen: Nieder mit Serbien! Nieder mit den ſerbiſchen Mördern! Die Bauernſcharen ſammelten ſich auf dem Hauptplatz, wo geiſtliche Redner das Attentat in Sarajevo unter heftigen Ausfällen gegen Serbien be - ſprachen. Im Anſchhuß hieran kam es zu vielfachen Zu - ſammenſtößen und Exzeſſen. Mittlerweile hatten die Behörden eine große Anzahl von Gendarmen zuſam - mengezogen und das Militärwurdein Bereit - ſchaft geſtellt. Die Gendarmerie ſchritt mit großer Energie ein und zerſtreute die Demonſtranten.

Der engliſche Staatsmann Chamberlain .

Der frühere Staatsſekretär für die Kolonien Joſef Chamberlain iſt geſtern abend hier ge - ſtorben.

Chamberlain war einer der bedeutendſten Staatsmänner Englands der Neuzeit. Seine Be - deutung als Kolonialpolitiker war eine außer - ordentliche. Bekanntlich war es Chamberlain, der den Burenkrieg heraufbeſchwor und durch deſſen ſiegreiche Beendigung den Engländern in Südafrika neue Gebiete zuführte. Chamberlain wurde am 8. Juli 1836 in einer Vorſtadt Londons geboren und widmete ſich zunächſt dem Kaufmannſtande. Bald wendete er ſich der politiſchen Laufbahn zu und im Jahre 1876 wurde er in Birmingham ins Parlament gewählt. Dieſen Wahlkreis hatte er in der Folge dann durch volle 37 Jahre inne. Im Jahre 1895 ſtürzte er das Miniſterium Roſebery und trat ſelbſt als Kolonial - miniſter in das dritte Kabinett Salisbury ein.

10Wien, Samstag Reichspoſt 4. Juli 1914 Nr. 308

Die Wahltagfahrt Plewa.

Wir erhalten aus dem Publikum folgende Zu - ſchrift:

In dem Edikte, durch welches die Eröffnung eines Konkurſes kundzumachen iſt, iſt ein einſtweiliger Maſſeverwalter namhaft zu machen. In der Praxis regelt dieſe Namhaftmachung ein Turnus der Ad - vokaten ohne Rückſicht auf die Natur des betreffenden Konkurſes und des betreffenden Advokaten. Nach dieſem Turnus iſt im Konkurſe Plewa Dr. Viktor Roſenfeld an die Reihe gekommen.

Die Namhaftmachung eines Maſſeverwalters im Konkursedikte iſt in doppelter Richtung proviſoriſch. Erſtens muß längſtens binnen vierzehn Tagen nach der Konkurseröffnung eine Tagfahrt ſtattfinden, bei wel - cher die Gläubiger ſchon vor der endgültigen Li - quidierung ſämtlicher Forderungen Vorſchläge über die Ernennung eines anderen Maſſeverwalters zu erſtatten das Recht haben. Zweitens findet von Rechtswegen die endgültige Wahl des Maſſeverwalters bei der allge - meinen Liquidierungstagfahrt ſtatt.

Die Tagfahrt zur Erſtattung von Vorſchlägen der Gläubiger wegen Ernennung eines Maſſeverwalters an Stelle des durch den Turnus, das heißt durch den Zufall in einer vorangegangenen Gläubigerverſammlung hatte Dr. Viktor Roſenfeld von einem Finger Gottes geſprochen namhaft gemachten, hat am 30. Juni ſtattgefunden. Es drängten ſich der Vertreter des Spar - und Vorſchußvereines Kirchberg am Walde, welcher mit einer Forderung von 280.000 Kronen betei - ligt iſt, der Schwiegerrater des Führers der Alldeut - ſchen Dr. Urſin, Herr Sickinger aus Langen - lois mit 30.000 Kronen, Herr Fabrikant Robert Rich - ter aus Münchendorf bei Laxenburg mit 425.000 Kr., Offiziere, Näherinnen uſw. Ein Bäuerlein vom Wolf - gangſee frug mich, ob er ſich in Herrn Dr. Schacherl den richtigen Rechtsfreund gewählt habe. Ueberblick und Tatkraft zeigten nur die durch den Terror des Dis - ziplinarrates der Advokatenkammer zur Solidarität mit Herrn Dr. Viktor Roſenfeld verpflichteten jüdiſchen Advokaten. Die Advokaten und Notare, welche verpflich - tet waren, gegen Roſenfeld zu ſtimmen, hielten ſich nach Möglichkeit im Hintergrunde, verſchwanden am liebſten unter ausdrücklicher Betonung der Pflichten der Kollegialität.

Der Landesgerichtsrat, welcher die Verhandlung zu leiten hatte, tat nichts, der Hilfloſigkeit der Gläubi - ger abzuhelfen, ſondern alles, den Konkurs Herrn Dr. Viktor Roſenfeld zuzuſchanzen. Das Handelsgericht wird in den nächſten Tagen zu entſcheiden haben, ob er ſich dabei Mittel bedient hat, welche beim Handels - gericht Wien gerichtsüblich ſind.

In aus drücklichem Widerſpruche zum Geſetze hat der Konkurskommiſſär die Gläubiger nicht eingeladen, Vorſchläge zu machen, vielmehr geſtellte Anträge nicht zur Abſtim - mung gebracht.

In offenbarer Begünſtigung des Dr. Roſenfeld hat der Konkurskommiſſär alle, welche nicht entſchloſſen waren, für Dr. Roſenfeld zu ſtimmen, ſtundenlang in der Gluthitze warten laſſen, bis der letzte Wähler für Dr. Roſenfeld ſeine Stimme abgegeben hatte. Ein Gläubiger, der ganz beſcheiden den Herrn Landes - gerichtsrat aufmerkſam machte, daß dieſer Wahlmodus unbillig ſei, mußte ſich anherrſchen laſſen: Spielen Sie nicht den Saaldiener! Ich bitte, ſich das Hallo der advokatoriſchen Freunde des Herrn Doktor Roſenfeld vorzuſtellen. Es war eine ungariſche Wahl in den Nationalitätenbezirken.

Da das Abgeordnetenhaus nicht tagt, wäre eine Interpellation im Gemeinderate am Platze.

Furchtbares Hagelwetter in Graz.

Von ½6 Uhr bis ½7 Uhr abends ging über Graz ein wolkenbruchartiges, mit heftigem Hagelſchlag ver - bundenes Gewitter nieder. In kurzer Zeit war der Erdboden mit einer dichten Eis - ſchichte überzogen, ſo daß Graz den Anblick einer Winterlandſchaft bot. Die Waſſermaſſen ergoſſen ſich in die Herrengaſſe, welche vom Hauptplatz bis zum Bismarckplatz knietief überſchwemmt wurde. Zurzeit arbeiten Feuerwehren an den gefährdeten Punkten.

Theater, Kunſt, Muſik.

Schulausſtellung der k. k. Graveur - und Medailleur - ſchule.

Mit dem heutigen Tage eröffnete die k. k. Graveur - und Medailleurſchule in Wien ihre diesjährige Ausſtellung. Die beſten Geſamtleiſtungen bietet, wie im Vorjahre ſo auch heuer, der ordentliche Schüler Karl Dobihal aus Innsbruck. Seine Tiroler Bauern, ſeine Porträts und Aktzeichnungen zeigen Ernſt und lobenswerte Reife, wofür ihm auch ein Staatspreis zuteil wurde. Sehr anerkennenswerte Leiſtungen hat auch Hans Steinbach aus Oedenburg aufzuweiſen. Seine hors concours geſtellte Kompoſition über das Schlußkonkurrenzthema Gebet hält zwiſchen Plaſtik und Malerei die Mitte. Er hat ſich hiefür eine Mutter, welche in höchſter Todesangſt für ihr Kind betet, zur Aufgabe geſtellt. Außer dieſer Kompoſition ſind von dieſem Schüler auch eine Reihe ſehr guter Akte und Porträts ſowie Aktzeichnungen ausgeſtellt. Der Wiener Franz Hala bringt heuer einige ſehr gute Kompoſitionen, insbeſonders eine aus - gezeichnete, fein empfundene Rundplaſtik Der Kuß . Der Preis für die beſten Geſamtleiſtungen im laufenden Schuljahre wurde zwiſchen den beiden vorgenannten Schülern geteilt. Franz Blaſchke aus Wien iſt ebenfalls mit einer ſehr hübſchen Löſung des Konkurrenzthemas Gebet vertreten. Sie ſtelltBauern beim Tiſchgebet dar. Blaſchke, der ſchon einmal als Sieger aus der Konkurrenz hervorgegangen iſt, und im Vorjahre den Kompoſitionspreis erhielt, blieb diesmal hors concours um dieſen Preis, und erhielt dafür eine Staatsunter - ſtützung zuerkannt. Seine Stahlgravur, Porträts und Akt - ſtudien ſowie ſeine Kompoſition Suſanne im Bade zeigen ernſte Tätigkeit. Den Kompoſitionspreis erhielt diesmal Viktor Leyrer für die beſte in Betracht kommende Löſung des Themas Gebet . Unter einigen ſehr hübſchen Kompoſitionen, welche zur Konkurrenz um den Entwurf für eine Schulpreis - medaille eingereicht wurden, verdient die Arbeit des ordent - lichen Schülers Viktor Sakellario aus Wiener-Neuſtadt hervorgehoben zu werden, welche auch zur Ausführung vorge - ſchlagen wurde. Sakellarios markige Kleinplaſtik Der Schmied , ein gefeſſelter männlicher Akt, und ſeine Kinder - porträts ſind anerkennenswerte Leiſtungen. Zu erwähnen wäre noch Franz Heidrich mit einem Chriſtusporträt, ſowie Anton Sell, Romuald Kraus, Robert Gans und Richard Pfeifer mit einer Reihe bemerkenswerter Arbeiten. Eine An - zahl von in die Tiefe gravierten Stahlſtanzen gibt auch in dieſer Hinſicht ein Bild von den Studien an der Anſtalt. Bemerkens - wert erſcheint in dieſem Jahre das überſichtliche Arrangement der zahlreichen Aktzeichnungen, welche unter der Leitung des Aſſiſtenten Richard Sterer ausgeführt wurden. Die Aus - ſtellung iſt noch bis einſchließlich Dienstag den 7. d., täglich von 9 bis 1 Uhr, der öffentlichen Beſichtigung zugänglich.

Mit einem ſchlechten Magen

wird man verſtimmt, mißmutig und ſchließlich zu jeder Arbeit untauglich. Es gibt aber einen Weg, um ſich vor dieſem Uebel zu be - wahren und von ihm zu befreien. Man benütze das ſeit einem Menſchenalter bekannte natürliche Franz Joſefs - Bitterwaſſer. Profeſſor Robert, Präſident der königl. Aka - demie der Medizin zu Barcelona, hat feſtgeſtellt, daß das Franz-Joſefswaſſer ein beſonders nützliches Hausmittel iſt, wenn es ſich darum handelt, früh morgens den Ver - dauungskanal mit einem ſanft wirkenden ſaliniſchen Ab - führmittel durchzuſpülen. Es iſt in Apotheken, Drogerien und Mineralwaſſerhandlungen erhältlich.

Gemeindezeitung.

Ernennungen.

Der Stadtrat hat nach einem Berichte des VB. Hoß den Oberkontrollor Julius Berger zum Vize - direktor des ſtädtiſchen Konſkriptionsamtes und den Kontrollor Joſef Grundwald zum Oberkontrollor des ſtädtiſchen Konſkriptionsamtes ernannt.

Empfang im Rathauſe.

Der Stadtrat beſchloß nach einem Berichte des VB. Hoß, die Teilnehmer an dem interationalen Lederinduſtriellen - und Lederinduſtrie - Chemikerkongreß am 27. Auguſt l. J. im Rathauſe feſtlich zu empfangen.

Neue Straßennamen.

Vom Stadtrate wurde die bei der Leyſerſtraße zwiſchen den Nummern 17 und 19 beginnende, bei einer unbenannten Quergaſſe nächſt der Altenbergengaſſe endende Teilſtrecke der Spallartgaſſe im 13. Bezirke nach dem im Jahre 1901 verſtorbenen, um den Bezirk verdienten Bau - meiſter und Bezirksrat Gottfried Alber in Gottfried Albergaſſe umbenannt (Referent StR. Poyer); die neue Paralellgaſſe zur Breitenfurterſtraße im 12. Bezirk zwiſchen der Stache - und der Biedermanngaſſe wurde nach dem im Jahre 1868 verſtorbenen Bürgermeiſter und Gemeinderat Dr. Karl Helm, dem Gründer der Kinderkrippen in Wien, mit Helmgaſſe benannt (Referent StR. Götz).

Eine Faulmann-Gedenktafel.

Anläßlich des 20. Todes - tages Profeſſors Karl Faulmann veranſtaltete die Vertretung der Faulmannſchen Schule am 28. Juni auf dem alten evan - geliſchen Friedhofe eine Gedenkfeier, der außer den Söhnen Faulmanns auch Gemeinderat Johann Alfred Breuer, Ober - rechnungsrat Emil Kramſall, Mitglied der ſtaatlichen Prüfungs - kommiſſion für das Lehramt der Stenographie, die Vorſtände und Mitglieder der Wiener und des Vöslauer Vereines dieſer Schule ſowie des Zentralverbandes der Geſchäftsſtenographen und viele Schüler und Freunde des Verſtorbenen beiwohnten.

Kirche und Kultur.

Todesfall.

In Meran iſt am 2. Juli nach längerer Krankheit P. Eligius Thaler O. F. Min. geſtorben.

Biſchof Dr. Groß von Leitmeritz als Jubilar.

Biſchof Groß von Leitmeritz feiert am 4. d. ſein ſilbernes Prieſterjubiläum. Der Jubilar iſt weit über die Grenzen ſeiner Diözeſe hinaus bekannt und geſchätzt. Er iſt ein Mann, ausgezeichnet durch Wiſſenſchaft und Frömmigkeit, ein Prieſter voll tiefem Verſtändnis für die Probleme der Jetztzeit und für die Aufgaben der Kirche. Seine theologiſch - philoſophiſche Bildung, die in glänzenden Reden und Vor - trägen zum Ausdruck kommt, iſt nicht geringer als ſein praktiſch-paſtorales Verſtändnis in der Ausübung des Ober - hirtenamtes. Der Jubilar iſt das Vorbild eines Biſchofs unſerer Tage: ein Mann der Arbeit, der vielfältigen Initiative, des ſozialen Empfindens, der vorbildlichen Religioſität. Biſchof Groß wurde am 10. Oktober 1866 zu Pfraumberg geboren und am 4. Juli 1889 zum Prieſter ge - weiht. Seine Konſekration als Biſchof von Leitmeritz erfolgte am 22. Mai 1910. Bezüglich einer geplanten großen Jubiläumsfeier, die nun mit Rückſicht auf das Unglück von Sarajevo umgeſtaltet wird, ſchreibt man uns aus Leitmeritz wie folgt: Auf den Jubiläumstag des Biſchofs war von ſeiner Diözeſe ſeit längerem eine großangelegte Huldigungs - feier vorbereitet, die jetzt auf die traurige Kunde von der Ermordung des Erzherzog-Thronfolgers hin abgeſagt wurde. Die Abſage ging vom Biſchofe ſelbſt aus, der, noch auf der Firmungsreiſe in Oſſegg weilend, den Verzicht auf ſeine Ehrenfeier als Kranz am Sarge der hohen Verblichenen niederlegte. An die Stelle der am 4. geplanten Jubiläums - feierlichkeit tritt am 3. eine kirchliche Trauerfeier für die Opfer des Attentates in Sarajevo. Am 4. d. wird das Domkapitel der ſtillen heiligen Meſſe des Biſchofs in ſeiner Hauskapelle beiwohnen. Im Zuſammenhange mit der Jubiläumsfeierlichkeit war auch eine Ausſtellung von Paramenten, die armen Kirchen der Diözeſe zur Ver - fügung geſtellt werden ſollten, geplant. Es waren Geld - ſpenden, Stoffe und anderes Material ziemlich reichlich ein - getroffen und geſchickte Hände in Klöſtern und kirchlichen Vereinen arbeiteten unabläſſig, ſo daß in kurzer Zeit die höchſt geſchmackvoll arrangierte Ausſtellung zahlreicher Kirchenparamente in dem Saale der Dompropſtei beredtes Zeugnis von der Ergebenheit und Liebe zu dem Biſchof der Diözeſe ablegte. Die Paramente werden nach der ſtillen heiligen Meſſe des Biſchofs am 4. Juli dem Jubilare in der Ausſtellungshalle zu dem Zwecke, für den ſie beſtimmt ſind, überreicht werden.

Zur Chronik der Erzdiözeſe Wien.

Der Pfarrer zu St. Rochus und Sebaſtian in Wien Ehrendomherr Karl Gold erhielt das Ritterkreuz des Franz-Joſefordens. Zu Inſpektoren des Religionsunterrichtes und der religiöſen Uebungen an den öffentlichen Volks - und Bürgerſchulen wurden ernannt: Der Pfarrer von Wien-Weinhaus Ludwig Heppenheimer für den 38. und der Religionsprofeſſor Dr. Heinrich Schneider für den 37. Wiener Inſpektionsbezirk. Chorherr Ludger Lorenz kam als Kooperator an die Pfarre Wien-Floridsdorf und Chorherr Firmin Kratky als Kooperator nach Wien - Sievering. Geſtorben ſind: Am 14. Juni Adolf Sme - tana aus der Kongregation der Marienbrüder und am 23. Juni der Stiftsdechant von Kloſterneuburg Alexander Czernohorsky.

Miſſionshaus Eichgraben.

Sonntag den 5. d. um 4 Uhr nachmittags findet im Kloſter Eichgraben eine kirch - liche Abſchiedsfeier für die in die Miſſionen gehenden Franzis - kanerinnen-Miſtionärinnen Mariens ſtatt. Die Predigt hält Profeſſor Seyß-Juquart.

Arbeiterinnen-Exerzitien

finden ſtatt im Kloſter Sacré - Coeur, Wien, 3. Bezirk, Rennweg 31. Am 9., 10. und 11. d. für 13 - und 14jährige Mädchen an den Nachmittagen von 2 bis 6 Uhr; von Donnerstag den 16. d. abends 7 Uhr bis Sonntag den 19. d. nachmittags 5 Uhr für der Schule entwachſene 15 bis 17jährige Mädchen; von Donnerstag den 13. Auguſt abends 7 Uhr bis Sonntag den 16. Auguſt nachmittags 5 Uhr für Arbeiterinnen. Für die zwei letzten Cyklen wird Gelegenheit geboten, im Kloſter zu übernachten. Anmeldungen für alle drei Cyklen ſind vorher erbeten. Für die Teilnehmerinnen der zwei letzten Cyklen wird pro Tag 1 Krone für Wohnung und Koſt berechnet.

Mitteilungen aus dem Publikum. (Für dieſe Rubrik übernimmt die Redaktion nur die preß - geſetzliche Verantwortung.)

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Der Anker , Geſellſchaft für Lebens - und Rentenverſiche - rungen, hat ſeinen Umzug in das neue Anſtaltsgebäude in Wien, I. Hoher Markt Nr. 11 12, Ankerhof , vollzogen, und den Geſchäftsbetrieb daſelbſt bereits ab 30. Juni 1914 aufgenommen.

Urlaubsreiſen nach dem Norden. Der Vergnügungs - fahrtendampfer Thalia des Oeſterreichiſchen Lloyd findet mit ſeinen beiden Nordlandfahrten laut des nachſtehenden Pro - grammes großen Anklang beim reiſenden Publikum als komfor - tables und ſeit Jahren für dieſe Exkurſionen bewährtes Schiff. Die Erſte Nordlandfahrt Nach dem Wikingerlande vom 11. bis 31. Juli geht von Amſter - dam über Koperwik, Oſternwik, Sabö, Oie, Helleſylt, Merok, Raftſund, Tromßö, Nordkap, Hammerfeſt, Lyngen, Swartiſen, Dronthjem, Molde, Loen, Balholmen, Liſter, Gudwangen, Vergen, Helgoland, Amſterdam. Fahrpreiſe ſamt Verpflegung von Kronen 480. an. Zweite Nordlandfahrt Nach Spitzbergen und dem Ewigen Eiſe vom 3. bis 30. Auguſt. Ab Amſterdam nach dem Nordkap bis zur Grenze des Ewigen Eiſes, Spitzbergen, dann zurück über Tromſö (wo eine Sonnenfinſternis zu beobachten ſein wird) uſw. nach Amſterdam. Fahrpreiſe ſamt Verpflegung von Kronen 660. an. Hierauf folgt die Bäderreiſe vom 1. bis 28. September. Amſterdam, Cowes (Inſel Whigt), Bayonne (Biarritz), Aroſa Bay (Santiago), Liſſabon, Cadix (Sevilla), Tanger, Gibraltar, Malaga (Granada), Algier, Tunis, Malta, Corfu, Cattaro, Buſi (Grotte), Brioni, Trieſt. Fahrpreiſe ſamt Verpflegung von Kronen 590. an. Es folgen weitere Reiſen im Mittelmeer und Adria. Landausflüge durch Thos. Cook & Son. Gratisproſpekte und Auskünfte durch die General - agentur des Oeſterreichiſchen Lloyd, Wien, I. Kärntnerring 6.

Sportnachrichten.

Radfahren.

Die Straßenrennen des Oeſterreichiſchen Radfahrer - bundes,

Dieſen Sonntag trägt, wie wir bereits berichteten, der Oe. R. B. auf der Strecke Schwechat Schwadorf Fiſchamend eine Reihe radſportlicher Konkurrenzen aus, die nachſtehendes Meldungsergebnis aufzuweiſen haben: Meiſterſchaft von Niederöſterreich über 50 Kilometer: Franz Mimra (Erdberger Tourenfahrer), Joſef Kokoll, Karl Kittel (Landſtraße 1894), Rudolf Krammer, H. Silberbauer, F. Pereſſon (Wiedner Radler), Fritz Kutalek (Holub), Ignaz Pöſchl (Prater Radler), Heinrich Singer (Ausdauer). Juniorenfahren über 20 Kilo - meter: Franz Mayer, Leopold Mayer, Franz Inführ (Neubauer Radler), Ludwig Kalous, Karl Schwindl (Prater Radler), Leopold Mimra, Karl Schnaderer (Erdberger Tourenfahrer), Paul Költl (Favoritner Tourenfahrer), Alfred Schalanda, Deſider Poraus (Ausdauer), Franz Nagl, Rudolf Mükler (Sturmvogel). Neulingsfahren über 10 Kilometer: Alois Kunz, Karl Merry, Karl Steflitſch (Neubauer Radler), Joſef Lippowitz, Heinrich Zwettler11Nr. 308 Wien, Samstag Reichspoſt 4. Juli 1914(Prater Radler), Ottokar Peterwagner, Johann Weber (Deutſchmeiſter), Emil Franz, Eduard Fähnrich (Ausdauer), Walter Bernhard (Lerchen, Trumau), Otmar Samuel, Richard Herterich, Karl Birchmann (Erdberger Tourenfahrer). Seniorenfahren, erſte Kategorie über 10 Kilo - meter: Anton Roy, Alois Salzborn, Karl Schleſinger, Karl Zittier. Seniorenfahren, zweite Kategorie über 10 Kilometer: Franz Janetzky, Matthias Stefandl, Wilhelm Luegmayer, Karl Salzborn, Joſef Mahn.

Vereinigung radfahrender Polizeiorgane Wiens.

Gruppe A am 8. d. ſtatt Klubabend Kubpartie zum Obmann Ziſchka in die Pfalzau. Zuſammenkunft um 3 Uhr nach - mittags bei der Stadtbahnſtation Schönbrunn. Nichtradfahrer fahren ab Hütteldorf bis Preßbaum-Pfalzau. Gäſte will -[k]ommen.

Schwimmſport.

Donautouren.

Montag den 6. d., ½6 Uhr, ver - anſtaltet die Schwimmſektion des Oeſterreichiſchen Touring - klub eine Donautour Greifenſtein Bad (20 Kilometer) bis Kloſterneuburg (10 Kilometer). Sehr tüchtige Schwimmer als Gäſte willkommen.

Ein neuer Weltrekord über 50 Yard

wurde von den Hawaianer Grace in Honolulu aufgeſtellt, indem er die Strecke in 228 / 10 Sekunden zurücklegte. Den Rekord hielt bisher der bekannte Olympirnike Krahanamoku mit 236 / 10 Sekunden.

Aus dem Gerichtsſaale.

Die Rekrutenſchlepper vor Gericht.

3. Prozeßtag.

Zu Beginn der heutigen Verhandlung wurden die bereits geſtern begonnenen Plaidoyers der Verteidiger fortgeſetzt.

Dr. Herzberg-Fränkl meinte, ſein Klient Rochmes ſei nichts weiter geweſen als der Herbergsvater (!) der Auswanderer und wenn man das Geſetz auch noch ſo ſtaatsanwaltſchaftlich interpretiert, wird ſich gegen ihn doch kein Schuldbeweis herſtellen laſſen. Dr. Schönbrunn ſagt in ſeiner Verteidigungsrede, ſein Klient Wolf Schwager habe im Geſchäſtsbetriebe der Univerſale nur die Rolle eines unter - geordneten Menſchen geſpielt, von den man nicht verlangen könne, daß er den Inhalt der dem Unternehmen erteilten Kon - zeſſion kennen müſſe.

Für den Angeklagten Murnberger ſprach Dr. Emil Stranski. Sein Klient habe nur die ihm von Ghebeles übermittelten Aufträge ausgeführt und das mußte er tun, weil er als Chauffeur im Dienſte einer Automobilunternehmung ſtand, mit welcher Ghebeles eine geſchäftliche Verbindung unter - hielt. Auch die übrigen Verteidiger ſtellen ihre Klienten natürlich als die reinſten Waiſenknaben dar.

Nach den Plaidoyers der Verteidiger zog ſich der Gerichts - hof zur Urteilsberalung zurück.

Das Urteil.

Nach dreiſtündiger Beratung erkannte der Gerichtshof acht Beſchuldigte im Sinne der Anklage ſchuldig und verurteilte Alois Müller zu fünf Monaten ſtrengen Arreſts und tauſend Kronen Geldſtrafe, Albert Werner zu drei Monaten ſtrengen Arreſts und zweihundert Kronen Geld - ſtrafe; Max Oſet wurde zu zwei Monaten ſtrengen Arreſts und fünfzig Kronen Geld - ſtrafe, Rochmes zu einem Monat, Schwager zu acht Tagen und Friſch zu vierzehn Tagen, Steringer zu vier Wochen Arreſts verurteilt. Müller, Werner und Oſet wurde die Unterſuchungshaft in die Strafen eingerechnet, bei Kochmes, Schwager, Friſch und Steringer wurden die Strafen als durch die Unterſuchungshaft verbüßt erklärt. Franz Ondik wurde auch der Er - preſſungſchuldig erkannt und zu acht Monaten ſchweren Kerkers verurtellt. Die Angeklagten Eisner, Ghebeles, Murnberger und Eipert wurden freigeſprochen, das Verfahren gegen Joſef Proko - pow aus geſchieden.

In den Gründen des Urteiles wurde zunächſt hervor - gehoben, daß der Gerichtshof bezüglich des Angeklagten Pro - kopow das Verfahren ausſcheiden mußte, weil ſich im Zuge des dreitägigen Prozeſſes der Beweis nicht erbringen ließ, ob Prokopow freiwillig ſich ſeiner Stellungspflicht unterzog oder hiezu behördlich veranlaßt wurde. Bei den Angeklagten Murnberger, Ghebeles und Eipert mußte wegen eingetretener Verjährung mit einem Freiſvruche vorge - gangen werden. Bei Eisner erfolgte der Freiſpruch, weil der Gerichtshof annahm, daß er Diener bei der Univerſale geweſen ſei und in dieſer untergeordneten Stellung lediglich die Auf - träge beſorgte, welche ihm ſeine Vorgeſetzten erteilten.

Bezüglich der Korreſpondenz, welche die Univerſale mit ſtellungspflichtigten Perſonen pflog, betrachtet es der Gerichts - hof als außer jedem Zweifel ſtehend, daß Müller ſie kannte.

Einer der Verurteilten flüchtet aus dem Gerichtsſaal.

Am Schluſſe der Verhandlung ſtellte der Staatsawalt den Antrag, den wegen des Verbrechens der Erpreſſung verurteilten Franz Ondik, für den ſein Verteidiger Dr. Lederer bereits die Nichtigkeitsbeſchwerde angemeldet hatte, in Haft zu nehmen. Während ſich der Gerichtshof zur Beratung zurückzog, ſuchte der bisher auf freiem Fuß Geſtandene, ohne aufgehalten zu werden, das Weite. Als der Gerichtshof wieder den Saal betrat und der Vorſitzende OLGR. Dr. Altmann verkündete, daß dem Antrage der Staatsanwaltſchaft Folge gegeben wurde, ſuchten Juſtizſoldaten vergebens den Ondik. Vorſ. (gemütlich): Bis auf die Nacht werden wir ihn ſchon haben.

Der Kläger plötzlich Angeklagter.

Einen für den Anzeiger unangenehmen Ausgang nahm heute eine Verhandlung, welche vor dem Strafrichter des Bezirks - gerichtes Leopoldſtadt gegen den Agenten Moritz Brecher ſtattfand. Der Zahntechniker Emanuel Herrmann hatte gegen den Agenten Moritz Brecher die Anzeige erſtattet, daß dieſer ſich ihm zur Acquirierung von Kunden angeboten und für ſeine Tätigkeit einen Vorſchuß von fünfzig Kronen verlangt habe. Herrmann habe tatſächlich nicht blos den verlangten Vorſchuß, ſondern überdies noch eine Proviſion von 28 Kronen für die angebliche Acquirierung von drei Kun - den ausbezahlt. In der Folge aber habe ſich herausgeſtellt, daß die Geſchäfte mit dieſen Perſonen nur fingiert geweſen ſeien, daß es dem Brecher ſomit nur um die Herauslockung des Vorſchuſſes und der Proviſion zu tun geweſen ſei. Brecher gab zu, Vorſchuß und Proviſion erhalten zu haben, behauptete aber, daß er tatſächlich drei Kundenacquiriert habe, daß aber dieſe mit der Behandlung nicht zufrieden geweſen ſeien und daher ausgeblieben waren. Zugleich gab der Angeklagte an, daß ſowohl Herr Hermann, wie auch deſſen Angeſtellter Ripper unbefugter Weiſe Zähne zogen und plombierten. Der Anzeiger hatte ſein Ausbleiben ſchrift - lich entſchuldigt und konnte ſich daher über die gegen ihn erhobenen Beſchuldigungen nicht äußern. Staatsanwalt - ſchaftlicher Funktionär Dr. Wahle dehnte auf Grund der Angaben des Angeklagten gegen dieſen die Anklage auf Beihilfe zur Kurpfuſcherei aus, während er gegen Emanuel Herrmann und deſſen Angeſtellten Ripper die Anklage wegen Kurpfuſcherei erhob und zugleich die Abtretung des Aktes an das zuſtändige Bezirksgericht Favoriten beantragte, welchem Antrage auch der Richter ſtattgab.

Der Luxemburgprozeß vertagt.

Aus Berlin, 3. d. M. wird uns gemeldet: In der heutigen Vor - mittagsſitzung des Luxemburgprozeſſes gab der erſte Staatsanwalt die Erklärung ab, daß es ihm infolge der Kürze der Friſt nicht gelungen ſei, von zumeiſt ſehr entfernt liegenden Garniſonen die kriegsgerichtlichen Akten herbeizuſchaffen. Er müſſe deshalb die Vertagung des Prozeſſes beantragen. Nach längeren Ausführungen der Verteidigung, die einer Vertagung widerſprach, be - ſchloß das Gericht, dem Antrage der Staatsanwaltſchaft ſtattzugeben und die Verhandlung auf unbeſtimmte Zeit zu vertagen.

Vereinsnachrichten. Aufrufe der Vereine.

Wiener Jungmannſchaft heraus!

Erſcheint maſſenhaft bei der morgen, Samstag, um 8 Uhr abends in Weinwurms Drei-Engelſäle, 4. Bez., Große Neu - gaſſe 36, ſtattfindenden großen patriotiſchen Kund - gebung. Sprechen werden Reichsratsabgeordneter Doktor Heinrich Mataja, Gemeinderat Solterer und Dr. Karl Fajkmayer.

An die Marianiſchen Kongregationen von Wien.

Alle Marianiſchen Kongregationen (auch die der Frauen und Jung - frauen) werden eingeladen, an der Trauerkund - gebung für das verewigte Thronfolgerpaar teilzunehmen, die am Montag den 6. d., abends 8 Uhr, in der Hof - und Stadtpfarrkirche St. Auguſtin ſtattfindet. Für die Kongre - gationszentrale P. Georg Harraſſer S. J.

Katholiken von Fünfhaus!

Es iſt Ehrenpflicht, an der Sonntag den 5. d., 10 Uhr vormittags, in der Volkshalle des Neuen Wiener Rathauſes ſtattfindenden großen Trauerkund - gebung teilzunehmen. Sprechen werden Präſident des Katho - liſchen Volksbundes Exzellenz Ferdinand von und zu Trautt - mansdorff, Chefredakteur der Reichspoſt Doktor Friedrich Funder und der Direktor der Zentralſtelle Richard Schmitz. Die Katholiken von Fünfhaus finden ſich bis längſtens 9 Uhr vormittags in Zeilingers Gaſthaus, Stagl - gaſſe 2, zum gemeinſamen Abmarſche in die Volkshalle ein.

Die chriſtlichſozialen Arbeiter

und Mitglieder der Zahlſtelle 103 treffen ſich Sonntag den 5. d., um 8 Uhr früh, in Schönmanns Gaſthaus, 15. Bezirk, Hütteldorferſtraße 64, vis-a-vis des Neuen Heumarktes. Von dort gemeinſamer Ab - marſch in das Neue Rathaus zur Trauerkundgebung. Mit - glieder und Parteifreunde! Erſcheinet Mann für Mann, jeder agitiere für dieſe Kundgebung.

Erſter Jugend-Fürſorge-Verein für den 9. Bezirk .

Der Erſte Jugend-Fürſorge-Verein für den 9. Bezirk veran - ſtaltet im Turnſaale der ſtädtiſchen Volksſchule für Knaben, 9. Bez. Alſerbachſtraße 23, eine Ausſtellung der Zöglingsarbeiten der Mädchen-Heimſtätte, 9. Bez. Marktgaſſe 2, und des ſtädtiſchen Knabenhortes, Alſerbachſtraße 23. Die Eröffnung derſelben findet Sonntag, den 5. Juli, um 10 Uhr vormittags im Turnſaale der ſtädtiſchen Mädchen-Volksſchule, 9., Marktgaſſe 2, ſtatt. Die Ausſtellung iſt Sonntag, den 5., Montag den 6. und Dienstag, den 7. Juli, von 2 bis 5 Uhr nachmittags bei freiem Eintritt geöffnet.

Zentralverband der Bürgerſöhne -, Meiſterſöhne - und Chriſtlich-deutſcher Jungherren-Klubs.

Der für den Sonn - tag, den 5. Juli 1914 anberaunte offizielle Ausflug des Zentral - verbandes kann mit Rückſicht auf den ſchweren Trauerfall im Allerhöchſten Kaiſerhauſe, zu dem oben angeſetzten Termin nicht ſtattfinden, ſondern wird bis zum September l. J. verſchoben.

Chriſtlicher Wählerverein für den 9. Bezirk.

Der für Sonn - tag den 5. Juli d. J. geplante Ausflug nach Lilienfeld findet wegen des tieftraurigen Ereigniſſes in unſerem Kaiſerhauſe nicht ſtatt. Für bereits gelöſte Karten wird der Betrag gegen Rückſtellung der Fahrkarten bei den betreffenden Ver - kaufſtellen rückerſtattet.

Der Männergeſangsverein Alpenroſe der Ober - öſterreicher in Wien

veranſtaltet Sonntag, 5. d., in J. Schu - manns Reſtaurationsgarten und Saallokalitäten, 13. Bezirk, Hütteldorf, Linzerſtraße 433, ein Gartenfeſt in Verbindung mit Muſik, Geſang und heiteren Vorträgen unter der Leitung des Ehrenmeiſters A. Teufl und unter freundlicher Mitwirkung der Frau Paula Katzer, ſowie des Herrn Z. Kugelweit, ferner Auftreten der Inſtrumentalhumoriſten Gebr. Wallas. Großes Preiskegelſcheiben für Damen und Herren. Anfang 4 Uhr nachmittags. Eintritt 40 Heller.

Chriſtlichſozialer Volkswahlverein Landſtraße .

Mon - tag den 6. d., 8 Uhr abends, in Drehers großem Saale, 3. Be - zirk, Hauptſtraße 97, Generalverſammlung.

Antialkoholausſtellung,

Pädagogium, I. Hegelgaſſe 12. Der am 5. d. angeſagte Vortrag von Hw. P. Theod. Stratt - mann S. D. S. wird anſtatt um 8 Uhr ſchon um 7 Uhr ſtatt - finden.

Ausflug der Militäranwärter, Gagiſten und Unter - offiziere.

Zu dem am 5. d. in Traiskirchen ſtattfinden - den Turnfeſte werden die Militäranwärter, Gagiſten und Unteroffiziere der Wiener Garniſon, dann die aus Wiener-Neu - ſtadt, Mödling, Wöllersdorf und dem Steinfelde in Traiskirchen erſcheinen.

Die Ausflugsſektion Auſtria

veranſtaltet am Samstag den 15. Auguſt (Mariä Himmelfahrt), ½6 Uhr früh eine Ver - gnügungsfahrt nach Mariazell. Ermäßigter Fahrpreis von Kronen 8.50 per Perſon für die Hin - und Rückfahrt. Gäſte, ſowohl Herren als auch Damen, ſind als Reiſeteilnehmer herz - lich willkommen. Kinder unter 14 Jahren zahlen 7 Kronen. Die Rückfahrt findet Montag den 17. Auguſt ſtatt und erfolgt die Ankunft um ½9 Uhr abends am Weſtbahnhofe. Die An - meldung zur Teilnahme ſoll wegen der zu erwartenden großen Beteiligung eheſtens erfolgen. Karten ſind zu haben bei Rich. Kretſchmer, 13. Bezirk, Zehetnergale 14 und bei Franz Schäffer, 12. Bezirk, Tivoligaſſe 50.

Der katholiſche Jugendverein Döbling

hat den für Sonntag den 5. und 12. d. angeſetzten Feſtabend im Vereins - hausgarten wegen des Trauerfalles im Kaiſerhauſe abgeſagt.

Der humanitäre Geſelligkeitsklub Die Freunde der Blinden in Wien

veranſtaltet am Samstag den 18. d. um 9 Uhr abends eine Wachaufahrt mittels Separatdampfers der Erſten priv. Donau-Dampfſchiffahrtsgeſellſchaft. Teilnehmer - karten Kronen 4.50, für Kinder Kronen 2.25. Anfragen an R. Swoboda, 4. Bez., Danhauſergaſſe 5.

Der chriſtlichſoziale Arbeiter-Wählerverein und die Bezirksorganiſation am Neubau

veranſtalten am Sonntag den 12. d. einen gemeinſamen Ausflug nach Sievring, von dort Wanderung über die Jägerwieſe auf den Hermanns - kogel. Treffpunkt: Endſtation der Elektriſchen in Sievering präziſe ½3 Uhr nachmittags. Der Ausflug findet nur bei Schönwetter ſtatt und werden alle Geſinnungsfreunde herzlich eingeladen.

Gewerbe.

Der Bürgermeiſter gegen einen gewerbeſchädi - genden Unfug. Bürgermeiſter Dr. Weiskirchner hat an den Maqiſtratsdirektor nachſtehenden Erlaß gerichtet: Zufolge einer Eingabe der Genoſſenſchaft der Optiker in Wien bedienen ſich häufig Handelsgewerbetreibende, welche unter anderem auch Zwicker, Brillen und Gucker ſonſtige optiſche Artikel führen, als äußerer Geſchäftsbezeichnung eines gerade dieſe Erzeugniſſe darſtellenden Schildes, Aus - hängezeichens; auch kommt es vor, daß derartige gewerb - liche Betriebe als optiſche Inſtitute hingeſtellt werden. Dieſe äußeren Geſchäftsbezeichnungen widerſprechen dem Inhalte der Gewerbeberechtigung und der tatſächlichen Aus - übung des Geſchäftsbetriebes und ſind geeignet, nicht nur das Optikergewerbe zu ſchädigen, ſondern auch das Publikum irre zu führen. Ich erſuche Sie daher, Herr Magiſtratsdirektor, die magiſtratiſchen Bezirksämter anzuweiſen, der Art der Geſchäftsbezeichnung jener Handels - gewerbetreibenden, welche auch optiſche Erzeugniſſe führen, ein beſonderes Augenmerk zuzuwenden und im Falle, wo die äußere Geſchäftsbezeichnung die Art des Gewerbe - betriebes bei gewöhnlicher Aufmerkſamkeit nicht erkennen läßt, gemäß §§ 44 und 131 G. -O. einzuſchreiten.

Volkswirtſchaft.

Wirtſchaftlicher Tagesbericht. K. k. Poſtſparkaſſe. Baumwollpreiſe und - ernte.

Schon ſeit drei vollen Jahren gehen die Ein - lagen im Sparverkehre bei unſerer Poſt - ſparkaſſe zurück. Im Jahre 1910 hat ſie noch in dem Einlagegeſchäft ein Aktivſaldo von 5·2 Millionen Kronen zu verzeichnen gehabt; in der Folgezeit aber haben die Rückzahlungen Oberhand gewonnen, beſonders im Jahre 1912, wo im Sparkonto 25·5 Millionen Kronen mehr behoben, als eingezahlt wurden. Eine ähnliche rück - läufige Bewegung weiſt der Scheckverkehr auf. Im Vorjahre verminderte ſich dieſes Konto um nicht weniger als um 49.5 Millionen Kronen.

Infolge der großen Rückzahlungen nahmen nun die Nettoeinlag en bei der Poſtſparkaſſe ſeit dem Jahre 1910, damals erreichten ſie den Höchſt - ſtand mit rund 230 Millionen Kronen ſtetig ab, ſo daß ſie mit Ende 1913 ſchon bei 198.5 Millionen Kronen angelangt ſind, und ſomit ſind ſie auf den Stand vor zehn Jahren gefallen. Die Spareinleger bei unſerer Poſtſparkaſſe rekrutieren ſich aus den kleinen Sparern, alſo aus den breiten Schichten unſerer Be - völkerung. Es ſcheint alſo, daß ſie ſchon ſeit drei Jahren ſowohl an ihren gegenwärtigen Erſparniſſen, als auch an jenen der früheren Jahre nunmehr zehrten. Denn man kann nicht annehmen, daß das Sparpublikum etwa aus Mißtrauen gegen die Poſtſparkaſſe ihr erſpartes Geld zurückgezogen hätte. Auch im Scheckverkehre ſind die Nettoeinlagen in letzter Zeit zurückgegangen. Im Jahre 1911 haben ſie ihren höchſten Stand mit 443 Millionen Kronen erreicht, um dann bis Eude des Vorjahres auf 392 Millionen Kronen zu fallen.

Wie aus dem Geſchäftsausweiſe für Juni l. J. hervorgeht, konnte auch im laufenden Jahre dieſe rück - läufige Bewegung nicht aufgehalten werden. Der Ge - ſamtſaldo im Sparverkehre am 30. Juni 1914 beziffert ſich mit 195·7 und im Scheckverkehre mit 379·9 Millionen Kronen; ſomit iſt der Saldo im Laufe von 6 Monaten um rund 3, beziehungsweiſe um rund 12 Millionen Kronen zurückgegangen.

Die Rohbaumwollpreiſe ſind in der letzten Zeit ziemlich gefallen. Am 29. Juni l. J. notierten ſie in Liverpool, welcher Platz auch für die übrigen europäiſchen Plätze preisrichtungsgebend iſt, für die Julilieferung noch 7·26 und gingen in der Folgezeit bis geſtern auf 7·17 zurück. Der letztere Preis iſt aber doch noch immer ziemlich hoch, denn es gab Zeiten, wo er, wie beiſpielsweiſe im Jahre 1911 / 12, bis auf 5 gefallen iſt. Im großen und ganzen muß man die gegen - wärtige Notierung als eine überdurchſchnittliche bezeichnen.

Der hohe Stand der Rohbaumwollpreiſe hat auch teilweiſe zu der Verſchlechterung der Lage der öſterreichiſchen Baumwollinduſtrie beige - tragen. Bekanntlich hat ſich die geſchäftliche Lage dieſes Induſtriezweiges in den letzten Monaten erheblich verſchlechtert. In erſter Linie iſt natürlich die Abſatzkriſe an dem ſchlechten Geſchäftsgange ſchuldig. Mit Rückſicht darauf haben die Fabriken, die gegen - wärtig nur mit ihrer Leiſtungsfähigkeit arbeiten, Be - ratungen gepflogen, die noch eine größere Betriebs - reduktion anſtreben.

Dieſe ſchlechte Lage unſerer Baumwollinduſtrie wird vorausſichtlich eine Erleichterung in dem Abbröckeln der12Wien, Samstag Reichspoſt 4. Juli 1914 Nr 308Preiſe des Rohſtoffes finden. Die hohen Notierungen der Baumwollpreiſe, die bisher in den Berichten über ſchlechten Stand der Baumwollpflanze eine Stütze ge - funden haben, geben nun, wie erwähnt, nach, und zwar hauptſächlich mit Rückſicht auf beſſere Ernteausſichten in Nordamerika. Das landwirtſchaftliche Bureau der Ver - einigten Staaten ſchätzt den Stand der Baum - wollpflanzen Ende Juni d. J. auf 79·6%, d. i. um 5·3 Punkte beſſer als vor einem Monat, gegen den gleichen Termin im vorigen Jahr bleibt die Punktzahl nur um 2·2% zurück. Nach dieſen Ziffern hat ſich im letzten Monat im Stand der Baumwolle eine kräftige Beſſerung vollzogen, die bei der Steigerung des Anbauareals um 1,338.000 Acres auf 36·96 Millionen Acres noch bedentſamer iſt. Tritt keine Verſchlechterung ein, ſo iſt in dieſem Jahre eine mindeſt ſo reiche Baumwollernte in den Vereinigten Staaten von Nordamerika zu gewärtigen, wie im Jahre 1913.

Handel und Verkehr.

Oeſterreichiſche Zentral-Bodenkreditbank. An Stelle des früheren landesfürſtlichen Kommiſſärs dieſes Inſtitutes Herrn Miniſterialrates Dr. Robert Zwierzina iſt Herr Mini - ſterialrat im Finanzminiſterium Dr. Joſef Luxardo zum landesfürſtlichen Kommiſſär dieſer Bank ernannt worden.

Zahlungseinſtellungen. Der Kreditorenverein veröffentlicht folgende Zahlungseinſtellungen: Wirtſchaftsv erein für Handel und Gewerbetreibende von Urfahr und Umgebung, Gen. m. b. H. in Urfahr; Radeſich Vinzenza, Bazar in Pola; Putik Jan jun., Schneider in Prag-Karolinenthal, Palackyplatz 83; Grau - ſtein Pepi, Galanteriewarenhändlerin in Czernowitz, Rathaus - ſtraße 191; Reiner Vilmosne, Handelsfrau in Budapeſt, Joſefsring 42; Nemes Antal, Kaufmann in Budapeſt, Nagymezö-utca 38; Ifj Löwy teſtverek, Kaufleute in Buda - peſt, Franzensplatz 4; Kato Koloman, nichtprot. Kaufmann in Budapeſt; Rosner Bernat, Kaufmann in Budapeſt, Telekiplatz; Herman Jozſef (Verl. ), Kaufmann in Brod; Fleiſchmann Iszo, nichtprot. Kaufmann in Kiſtelek; Tasnadi Sandor, Schuhwarenhändler in Torontalvaſarhely; Fülöp Lazarne, Handelsfrau in Kecskemet; Do mokos Sandor, Kaufmann in Kecskemet; Haſenſtab J., Kaufmann in Vag-Sellye; Martinek Mathias, Kaufmann in Pilſen, Podebraderſtraße 15; Churawy Karl, Handelsmann in Mähriſch-Weißkirchen. Bleuer Johanna und R. Matild, Modiſtinnen in Budapeſt, Kigyoter 5. Scheer Heinrich, Kaufmann in Zombor. Muhvics Ivan, Handels - mann in Mali-Lugi. Kovatſevits Ilija, Manufakturiſt in Mitrooitz. Slinic Braca, Kaufleute in Sarajevo.

Konknrſe. Vom Wiener Landesgerichte wurde der Konkurs eröffnet über das Vermögen des Iſak Elſtein, nichtproto - kollierten Kaufmannes, II. Stefanieſtraße 3. Konkurskommiſſär OLGR. Dr. Franz Mitſcherling, proviſoriſcher Maſſeverwalter Dr. Rudolf Klein, Hof - und Gerichtsadvokat, VII. Mariahilfer - ſtraße 112. Termine: 14. Juli, 11 Uhr, 5. Auguſt und 12. Auguſt, 11 Uhr. Vom Handelsgericht Wien wurde auf eigenen Antrag der Konkurs eröffnet über das Vermögen des unter der Firma Tiſſer und Fiſſl zum Betriebe des Manufakturwarenhandels in Wien, I. Gonzagagaſſe 1, und über die perſönlich haftenden Geſellſchafter dieſer Firma 1. Mendel Jakob Tiſſer, 2. Iſak Fiſſl. Konkurskommiſſär LGR. Stern v. Rechfelden, proviſoriſcher Maſſeverwalter Dr. Iſidor Rosner, VI. Kaſernengaſſe 24. Termine: 11. Juli, 14. Auguſt und 21. Auguſt.

Auswärtige Börſen.

Berlin. (Schlußkurſe, 2 Uhr.)
2. / 7.3. / 7.
Kaſſakurſe:
Wechſ. a. Amſtd., kurz169. .
Wechſ. a. Belgien, kurz80.77,5.
Wechſ. a. Italien, kurz81. .
Wechſ. a. New-York, vista419.75.
Wechſ. a. Vetersbg., kurz. .
Wechſ. a. Schweiz, kurz81.30.
Wechſ. a. London, vista20.50,20.48.5
Wechſ. a. Paris, vista81.50,81.45,
Wechſ. a. Wien, kurz84.82.584.77,5
Oeſterr. Banknoten84.9584.95,
Ruſſiſche Banlnoten214.15214.25
3½% D. R.86.4086.40
3% D. R.76.7576.80
Bosn. Landesanl. 1902. .
Bulg. Staats-Hypoth. - Anl. 1892. .
4½% Japaner92.1089.90
3½% Italiener. 92.25
4% Oeſterr. Goldrente85.30.
4% Oeſterr. Kronenr.81. 81.10
4% Oeſt. konv. Rente80.5080.75
4⅕% Oeſt. Silberr.. 83.80
Ruſſen 190289.5089.50
4½% Ruſſen 190598.4098 70
4% Serben 189577. 78.50
Türk. Bagdadb. 2. S.76. 76.
Türk. Anleihe 191171. 71.
4% Ung. Goldrente80.7080.60
4% Ung. Kronenrente79.3079.25
4% Ung. Staatsr. 191079.2079.20
3[½]% Ung. Kronenr.69.3069.25
Elbeſchiffahrt67. 66.75
Gebr. Böhler224.10228.
Deutſch-öſterr. Berg.246. 246.
Deutſche Gasglühlicht561.25561.
Deutſche Waffen538.50535.50
Mannesmannröhren204. 204.
Telephon Berliner177. 174.50
Ultimokurſe:
Oeſt. Kreditaktien189. 188.
Oeſt. -ung. Staatsbahn. .
Oeſterr. Südbahn17. 16 75
Türkenloſe162 25160.50
2. / 7.3. / 7.
Gelſenkirchener181.75181.75
Harpener177.25177.
Laurahütte146.25145.25
Phönix-Berg235.50235.87
Oeſt. Länderbank. .
Wiener Bantverein. .
Wiener Unionbank. .
3 Uhr-Kurſe:
Oeſterr. Kreditaktien188. 188.
Berl. Handelsgeſellſch.148.50148.75
Darmſtätter Bank115.37115.37
Deutſche Bank233.12234.
Diskonto-Komm.182.37182.12
Dresdener Bank146.37146.50
Petersb. intern. Hdsbk.178.87179.37
Ruſſ. Bank für ausw. Handel149.87150.12
Große Berl. Straßenb.. .
Schantungbahn128.50128 62
Oeſt. -ung. Staatsbahn. .
Oeſterr. Südbahn16.6216.75
Baltimore and Ohio89.50.
Canada Pacific194. 25ex.195.50
Orientbahnen194.87.
Ital. Meridionalbahn104.87.
Ital. Mittelmeerdahn. .
Lux. Prince Henri144.75144.25
Bochumer Gußſtahl221.25221.
Deutſch-Luxemburger127.37127.25
Gelſenkirchener181.62181.75
Harpener177.25177 12
Hohenlohe105.25105.50
Laurahütte146.12145 37
Phönix235 37235.62
Rhein. Stahlwerk155.50.
Rombacher Hütte. 152.
Humbg. Amerik Pak.126 87127.12
Hanſa-Dampſſchiff255. 254.50
Nordd. Lloyd110.12110.
Dynamit-Truſt164.50164.12
Allg. Elektr. -Geſellſch.241.25241.75
Siemens u. Halste. .
Ruhig.Feſter.

Verkehr und Kursbewegung hielten ſich auch heute wieder in den engſten Grenzen, ohne daß ein beſtimmter Grundton zu erkennen geweſen wäre. Größere Veränderungen waren nur vereinzelt zu verzeichnen. Aumetz-Friede - aktien büßten infolge ungünſtiger Meldungen über das Ergebnis des abge - laufenen Geſchäftsjahres zirka 2 $$frac{8}{4}$$ % ein. Hohenlohe und Oberſchleſiſche Eiſeninduſtrieaktien gaben gleichfalls ſtärker nach, konnten ſich aber ſpäter gut erholen. Hanſa-Aktien büßten über 1% ein. Heimiſche Banken, namentlich Diskontoanteile, hatten unter Realiſationen zu leiden. Recht ſeſt lagen da - gegen ruſſiſche Bankaktien in Anlehnung an St. Petersburg, Kanada-Aktien auf New-York; ferner waren Naphtha-Nobelaktien und Otaviminen höher. Die Börſe ſchloß allgemein etwas ſchwächer, doch ſprach ſich die Nachbörſe auf die Erholung der heimiſchen Bankwerte, denen die Nachricht vom Ab - ſchluſſe des Friedens zwiſchen den Vereinigten Staaten von Nordamerika und Mexiko Anregung bot, wieder etwas feſter aus. Ediſonaktien gewannen in - folge günſtioer Berichte über die Geſchäftslage 2%. Die Induſtriewerte des Kaſſamarltes lagen vorwiegend ſchwächer.

Tägliches Geld bis 3%, Privatdiskont lang 2〈…〉〈…〉, kurz 2½%.

Frankfurt. (Schlutz.)
2. / 7.3. / 7.
4% öſt. konv. Matrente. .
4% öſt. konv. Aprilrente84. ..
4% Oeſterr. Goldrente85. 85.20
4% Ung. Kronenrente79 3079.15
3% Eiſerne-Tor-Anl.69.6069.50
Oeſterr. Kreditakt. ult.189.40188.10
Oeſterr. -ungar. Bank139.25139.50
Unionbant142.50142.50
Bantverein. 128.10
Paris. (Schluß.)3. / 7.2. / 7.
Kaſſakurſe:
4% Oeſt. Goldrente84.2084.50
4% Ungar. Goldrente82.5082.45
3% Südbahnprior.252. 254.
Oeſterr. Bodenkredit1180. 1183.
Oeſterr. Länderbank502. 505.
Ung. Hypothekenbank. .
Ungar. Agrar - und Rentenbank. .
Ultimokurſe:
3% franzöſiſche Rente82.9582.25
3½% Italiener96 9296 80
3% Ruſſen 189173 3073.25
5% Ruſſen v. J 1906. 102.30
〈…〉〈…〉[ſpan.]Exterieurs89. 89.35
4% Uniſikationstürken80 9580.80
Türkenloſe197. 197.50
Banque Ottomane611. 608.
Türkiſcher Tabak436. 435.
Banque de Paris1510. 1506.
Rio Tinto1734. 1718.
Oeſterr. Staatsbahn. .
2. / 7.3. / 7.
Oeſterr. Staatsbahn145. 145.
Oeſterr. Südbahn17.7516.40
Alpine. .
Konſtanzer Holzkohle297.75.
Wechſel auf Wien, kurz84.80,84.80,
Wechſel auf Parts vista81.55,81.47,5
Wechſ. a. London, vista20.50,520.49,
Privatdiskont2 $$\frac{7}{16}$$ %2 $$\frac{7}{16}$$ %
Kaum ſtetig.Stetig.
3. / 7.2. / 7.
Südbahnaktien82. 82
Ital. Meridionalbahn. 535.
Hartmann478. 486.
Tula1031. 1017.
Urikany. .
Chartered22. 21.
De Bers425. 416.
Eaſtrand43. 42.
Spaßky Copper68. 68.
Wechſel Amſterdam (kurz)207.62207.50
Wechſel Deutſchland (kurz)122.81122.65
Wechſel Wien (kurz)104.12104.06
Wechſel Belgien (kurz) $$\frac{18}{16}$$ %
*)Unter part.
*)
⅞%
*)Unter part.
*)
Italien. Goldwechſel (kurz)⅜%
*)Unter part.
*)
⅜%
*)Unter part.
*)
Wechſel Schweiz (kurz) $$\frac{7}{14}$$ %
*)Unter part.
*)
$$\frac{7}{16}$$ %
*)Unter part.
*)
Scheck London25.14,525.15,
Privatdiskont2¾%2¾%.
Feſt. Schwankend.

Hamburger Metallkurſe.

Kupfer:Zinn:
Juli125¾Juli293
Auguſt126½September295
September126¾Dezember297
November127 März302
Dezember126¾Mai302
März127½
Mai127¾
Juni127¾
Tendenz: Ruhig.

Zentralmarkt in Rudolfsheim.

(Eigenbericht.) Die heutige Zufuhr belief ſich auf 165 Wagen Klee und Heu, 12 Wagen Stroh, 25 Wagen Kartoffeln, Wagen Kraut, 128 Wagen Grünwaren, 38 Wagen Obſt, 23 Wagen Eier (343.000 Stück) und 5 Wagen Holz. Es notierten in Kronen: Berg - und Waldheu . bis . , heuriges 5. bis 9. , Wieſenheu 5.60 bis 9.50, heuriges . bis . , Grummet . bis . , Klee . bis . , heuriger 6.40 bis 10. per Meterzentner, Schaubſtroh 6. bis 6.20 per Meterzentner und 28. bis 29. per Schober, Rüttſtroh 5. bis 5.50, Gerſtſtroh . bis . , Haferſtroh . bis . , Ballenſtroh . bis . , Kartoffel, öſterreichiſche, runde gelbe und rote 12. bis 20. , Kipfler . bis . , ungariſche, runde gelbe und rote 12. bis 18. , Kipfler . bis . , italieniſche, frühe, runde 16. bis 28. per Meterzentner, Kraut, ſlowakiſches . bis . per Schilling und . bis . per Meterzentner, Moosbrunner . bis . per Schilling, und . bis . per Meterzentner, Primaeier 28 bis 30, Sekundaeier 30 bis 31, Kalkeier bis Stück für 2 Kronen im Kleinverkaufe. Teebutter 3.20 bis 4. , Süßbutter 2.60 bis 3.60, Strizzel - (Sauer -) butter 2.20 bis 2.80, Topfen .72 bis 1. per Kilogramm im Kleinverkaufe. Markt - bericht: Bei guten Zufuhren nahm der Markt einen ſehr lebhaften Verlauf.

Butter - und Topfen-Großmarkt. (Verkaufspreiſe der Großhändler an die Detail - [Wieder -] verkäufer.)

(Eigenbericht.) Teebutter 3. bis 3.40, Süß - oder Tafelbutter 2.50 bis 2.90, Strizzel - oder Sauerbutter 2. bis 2.40, Topfen .64 bis .72 per 1 Kilogramm in Kronen. Marktbericht: Der Verkehr in Butter iſt flau und vorderhand Beſſerung nicht zu erwarten.

Heu - und Strohmarkt in Margareten.

(Eigenbericht.) Die heutigen Zufuhren beliefen ſich auf 14 Wagen Heu, 8 Wagen Stroh, Wagen Kraut. Verkauft wurden per 100 Kilogramm in Kronen: Wieſenheu 7. bis 8.40, ſlovakiſches Heu 8.50 bis 9. , ungariſches Heu 7.40 bis 7.60, Schaubſtroh 8.20 bis 8.50, Ballenſtroh . , Rüttſtroh . bis . , per Schober . bis . , Kraut per Schilling . bis . , per Meterzentner. Marktbericht: Bei geringer Zufuhr und guter Nachfrage nahm der Markt ein regen Verlauf.

Eier-Großmarkt.

(Eigenbericht.) Tendenz: Geſchäft und Preislage unverändert feſt.

Es norieren: Prima Faßeier 31 bis Stück und Kalkeier bis Stück für Kronen 2. exkluſive Packung. Kiſten - eier: Prima ungariſche Kronen 89 bis 92, mindere Kiſtenware verſchiedener Herkunft Kronen 84 bis 89. Packung und Speſen inbegriffen.

Wiener Pferdemarkt.

(Eigenbericht.) Zum Verkauf wurden auf den heutigen Markt gebracht: 274 Gebrauchspferde, 185 Schlachtpferde und Eſel. Es wurden bezahlt in Kronen: Kutſchpferde zu 500 bis 1000, leichte Zugpfer de zu 150 bis 600, ſchwere Zugpferde zu 400 bis 1200, Schlachtpferde zu 56 bis 160, Eſel zu bis per Stück. Der Markt nahm einen lebhaften Verlauf.

Internationaler telegraphiſcher Wetterbericht der k. k. Zentralanſtalt für Meteorologie in Wien

StationLuftdruckTemperatur CelſtusWindBewölkung
Eger757.517E30
Trautenau760·517E14
Prag759·419E30
Brünn
Troppau759·020S10
Bielitz761·719S20
Krakau761·817NE1Nebel
Lemberg759·517NNE40
Czernowitz758·716NNW34
Feldkirch755·819NE10
Innsbruck758·617W22
Zell a. See758·020E10
Salzburg756·724NW11
Iſchl756·120S41
Kremsmünſter757·12001
Wien758·820SE20
Graz760·418S11
Riva760·02101
Klagenfurt758·117E1Dunſt
Laibach760·518SSE11
Görz759·52303
Trieſt758·823ESE23
Pola758·723SE33
Abbazia758·12003
Luſſinpiccolo757·524E23
Zara759·424SE33
Leſina759·424ESE42
Raguſa23EN11
Budapeſt760·41900
Turin759·5200Regen
Florenz758·42104
Neapel760·424S11
Nizza759·11903
Serajevo759·713E13
Korfu761·223S22
Höhenſtationen:
Pilatus562·810N22
Zugſpitze562·64S73
Schmittenhöhe564·414S11
Sonnblick
Obir564·110S21
Semmering676·913SW20
Anmerkung: 0 = klax, 1 = viertelbewölkt, 2 = halbbewölkt, 3 = dreiviertelbewölkt, 4 = bewölkt.

Allgemeine Ueberſicht:

Das nordweſtliche Minimum hat ſich noch weiter gegen Weſt - und Mitteleuropa vorgeſchoben, während ſich das Hoch - druckgebiet über Finnland verlagert. Ueber Südweſtrußland hat ſich das im Abziehen begrüffene Tiefdruckgebiet neuerdings ver - ſtärkt und iſt rückläufig geworden. Ein ſehr ſchmaler Hochdruck - rücken trennt beide Minima.

In Oeſterreich herrſchſt noch vorwiegend heiteres Wetter; doch iſt die Bewölkung in den Alpen unter Föhneinfluß, an der Adria bei Schirrokko im raſcher Zunahme begriffen. Die Temperaturen ſind nördlich der Alpen ziemlich ſtark geſtiegen und ſtehen ziemlich hoch. Bei weiterem Vorrücken des weſtlichen Tiefdruckgebietes und nach folgendem Vorſtoß hohen Druckes von Weſten dürfte für die weſtlichen Gebiete Oeſterreichs Trübung mit Niederſchlägen (Gewittern) zu erwarten ſein.

Wetterprognoſe:

Vom Abend des 3. Juli bis Abend des 4. Juli.

1. Wien und Niederöſuerreich: Wechſelnde, ſpäter zu - nehmende Bewölkung, ſehr warm, Neigung zur Gewitterbildung, lebhafte ſüdöſtliche Winde.

2. Oberöſterreich und Satzburg: Vorwiegend trüb, zeitweiſe Niederſchläge, warm, vorerſt noch Föhn.

3. Nordtirol: Wie 2.

4. Vorarlberg: Wie 2.

5. Südtirol: Trüb, zeitweiſe Regen, ſehr warm, mäßige ſüdliche Winde.

6. Nordſteiermark und Nowdkärnten: Wie 1.

7. Krain, Südſteiermark und das nördliche Gebiet von Görz und Gradiska: Wie 1.

8. Böhmen und Mähren: Wie 1.

9. Schleſien und Weſtgalizien: Wie 1.

10. Oſtgalizien und Bukowina: Veränderlich, ſehr warm, mäßige nordöſtliche Winde.

11. Südliches Küſtenland: Trüb, zeitweiſe Niederſchläge, ſehr warm, lebhafter Schirokko.

12. Dalmatien: Wie 11.

Waſſerſtandsbericht vom 3. Juli.

AbnahmeZunahme
Vilshofen (Donau)+ 1204
Schärding (Inn)+ 2946
Engelhartszell (Donau)+ 280
Linz (Donau)+ 1282
Wels (Traun) 23414
Mauthauſen (Donau)+ 2405
Steyr (Enns)+ 642
Stein (Donau)+ 137
Wien, Reichsbrücke (Donau)+ 1112
Wien, Ferdinandsbrücke (Donaukamal)+ 102

+ bedeutet über dem Nullpumkt, unter dem Nullpunkt des Pegels.

Der Inn und die Traun ſind ſchwach ſteigend, die Donau iſt fallend.

Prognoſe für morgen Wien (Reichsbrücke): + 103 Zenti - meter.

〈…〉〈…〉
13Nr. 308 Wien, Samstag Reichspoſt 4. Juli 1914
〈…〉〈…〉
14Wien, Samstag Reichspoſt 4. Juli 1914 Nr. 308

33. Folge.

Nachdruck verboten.

Die Lämmerſchur. Ein New-Yorker Börſenroman.

Der Profeſſor ſchreibt, daß er Nancys Leiden, wie Dures ihm geſchildert haſt, wohl abſtellen könnte, da es ſich um einen typiſchen Fall von Hüftenverkrümmung zu handeln ſcheine; eine durch ſein Syſtem völlig zu beiſeiti - gende Entſtellungsform .... ja, haſt Du denn an ihn ge - ſchrieben? Ganz verblüfft ſchaute er Reggie an.

Dieſer lachte herzlich. Ich war ſo frei, Onkel Ben. Wie Du ſiehſt, lautet die Antwort aufmunternd oder nicht?

Ja, gewiß indeſſen er vertiefte ſich wieder in den Brief er will unmittelbar nach dem Monats - wechſel hierher nach New-York kommen, wo er ohnehin eine Anzahl Fälle zu erledigen hat und bei dieſer Ge - legenheit auch Nancy in Behandlung nehmen. Seine Honoraranſprüche beziffern ſich ohne Garantie für das Gelingen der Kur auf fünftauſend Dollars, die im voraus zu entrichten ſind ... Donnerwetter, der Mann hat ſich erſtaunlich raſch akklimatiſiert! entfuhr es Ben. Ganz wie unſere Aerzte auch erſt das Geld für die Behandlung und dann dieſe ſelbſt für einen Erfolg wird keine Garantie übernommen.

Er kicherte beluſtigt vor ſich hin, wurde aber ſchnell wieder ernſt. Lieber Junge, wenn Du vielleicht glaubſt, daß ich fünftauſend Dollars aufs Ungewiſſe zahlen könnte noch keine fünftauſend Pennies! pro - teſtierte er.

Aber, da ſind ſie doch!

Wo wie meinſt Du

Hier ſind ſie, die Fünftauſend nämlich! meinte Reggie, und lachend drückte er Ben den zweiten Papier - ſtreifen, mit dem er bis dahin geſpielt, in die Hand.

Ben entfaltete das Papier. Daß es ſich um einen Scheck handelte, darüber hatten ihm ſchon Form und Be - ſchaffenheit des Papiers Aufſchluß gegeben. Als er ihn nun aber entfaltete und die darauf ausgeſtellte Summe las, gab es ihm einen Ruck, und er ſchaute faſſungslos Reggie an.

Fünftauſend Dollar fünftauſend! wiederholte er nochmals ordentlich ehrfürchtig. Ausgeſtellt auf die Erſte Nationalbank und auf mich? Wieder ſchaute erden ſich herzlich an ſeiner Verblüffung Weidenden be - ſtürzt an. Ja, was ſoll denn das heißen?

Nichts mehr und nichts weniger, Onkel, als daß Du den Scheck gelegentlich zu Gelde machſt und dann die Fünftauſend im eigenen Namen an den Profeſſor nach Chicago einſendeſt.

Aber ich ich begreife nicht

Iſt doch kinderleicht, Onkel. Sieh, ihr habt mich mit ſo viel Liebe bei euch aufgenommen kann Dir ſagen, ich weiß plötzlich, wie es ſchmeckt, eine Heimat zu haben und ich müßte doch blind und taub ſein, hätte ich nicht längſt Tante Ethels Herzenswunſch, der doch ſicherlich auch der Deinige iſt, erraten und da ich ſchon in Bälde einmal mit Schönbäschen Nancy tanzen und um die Wette laufen möchte, ſo mußt Du mir ſchon ge - ſtatten, daß ich von meinem Ueberfluß etwas zu - ſteuere

Aber, ich bitte Dich, Reggie das

Nur keinen Einſpruch, Onkel Ben, denn erſtens wird ein ſolcher nicht angenommen, und zum andern haſt Du Dein Mädel doch auch lieb oder nicht? Seine Stimme klang ernſt; herzlich ergriff er die Hand des ihn nach wie vor faſſungslos anſtarrenden Onkels. Nun ſiehſt Du, da mußte ich Dich ins Vertrauen ziehen. Wir Männer verſtehen uns am eheſten. Wollte ich Tante Ethel ins Vertrauen ziehen, ſo würde dies ihr Zartgefühl verletzen und gar erſt Nancy! Nicht daran zu denken! Sie müſſen beide durch den Beſuch des Profeſſors über - rumpelt werden, verſtanden? Uebrigens habe ich mich in meiner Anfrage auch nur als von Dir beauftragt hinge - ſtellt. Iſt es dann glücklich erſt ſo weit, kann Tantchen keine Einwendungen mehr machen und ich bleibe ganz aus dem Spiele. Darin ſind wir einig, das bleibt eben unſer Geheimnis, nicht wahr? ... Und wenn Tantchen ſich nach dem Honorar und ſeiner Höhe erkundigt, nun dann kannſt Du getroſt einmal ſchwindeln, Onkel Ben. Wir reduzieren es auf tauſend Dollar und die haſt Du eben mal ſo gelegentlich in der Straße mitgenommen.

Ben wollte proteſtieren; aber die Ueberraſchung war allzu groß. Ungläubig ſtarrte er bald das ſonnig heitere Geſicht Reggies, bald den ſchmalen Papierſtreifen in ſeiner Hand an. Fünftauſend Dollar! Er hätte ſeine Seligkeit für ihren Beſitz hingegeben und nun hielt er ſie in der Hand! Freilich, ſie gehörten nicht ihm, ſondern waren anvertrautes Gut ſelbſtverſtändlich würde er das Geld unverzüglich dem Profeſſor einſenden. Aber ein merkwürdiger Zufall blieb es doch, daß ſich im Hand - umdrehen ſo viel Geld zu ihm finden konnte.

Der Spieleraberglauben in ihm begann wieder rege zu werden. Eigentlich war das ein gutes Zeichen! Wo Tauben ſind, da finden ſich Tauben zu und mit dem Gelde iſt es genau ſo.

Um Himmelswillen, nur keine Rührung, Onkel ſo was iſt doch unter Verwandten ſelbſtverſtändlich! raunte Reggie und nickte dann in der Richtung nach dem durch Strauchwerk halbverdeckten Häuschen. Dort hinter Goldregenbuſch taucht gerade etwas Weißes auf ſollte mich wundern, wenn es nicht Tantes Küchenſchürze iſt und ſie ſelbſt kommt, um uns zum Eſſen zu rufen. Alſo fort mit den Wiſchen und kein Wort verraten! Ich freue mich ja wie’n Kind auf Weihnachten, wenn die Ueberraſchung glücklich gelingt ja doch, ja, Onkel! wehrte er ab, als Ben nur mit dankbarem Drucke ſeine Hand faſſen, aber kein Wort hervorbringen konnte. Laut aber rief er: Hallo, Tantchen, wir ſtecken hier in der Laube.

Nun, dann ſeid ſo gut und kommt zum Eſſen, die Suppe ſteht bereits auf dem Tiſch! tönte wohlgemut Ethels Stimme zurück. Da kam ſie auch ſchon ſelbſt zum Vorſchein. Ihrem ſcharfen Blicke entging die Gemüts - bewegung in des Gatten Mienen nicht. Nun, was habt ihr vor? Ihr werdet euch doch hoffentlich nicht gezankt haben? erkundigte ſie ſich in leichtem Befremden.

Reggies ſieghaftes Lachen erſtickte ihre weiteren Worte. Er war aufgeſprungen und hatte ſich unbefangen bei ihr eingehängt. Aber ſicherlich nicht ich war nur indiskret und habe Onkel Ben unter der Blume zu ver - ſtehen gegeben, daß auch eine von den bewußten Silber - zipfelchen kalt geſtellt worden iſt. Das hat ihn tief ge - rührt, wie Figura zeigt.

Gut gläubig nahm Ethel ſeinen Aufſchluß hin. Nein, ſo’n unverbeſſerlicher Schlemmer! ſchmähte ſie und drohte ihrem Manne mit dem Finger. Und Dich muß ich auch ausſchelten, Reggie das ſollte doch unſer Ge - heimnis bleiben! Erſt zum Deſſert ſollte Dein Onkel darum erfahren. Wirſt ſehen, nun fängt er gleich zur Suppe zu nippen an. Noch dazu am Sonntag. Ach, über euch Männer, ihr müßt halt immer aus der Schule ſchwatzen! ſchloß ſie lachend.

Ihr Gelächter wirkte anſteckend. Reggie beteiligte ſich daran aus vollem Halſe, und auch Ben taute raſch auf und wurde ausgelaſſen fröhlich.

(Fortſetzung folgt.)

〈…〉〈…〉
15Nr. 308 Wien, Samstag Reichspoſt 4. Juli 1914
〈…〉〈…〉
16Wien, Samstag Reichspoſt 4. Juli 1914 Nr. 308
〈…〉〈…〉

Herausgeber Dr. F. Funder, Wien. Verantwortlicher Redakteur Heinrich Ambros, Wien. Druck von Ambros Opitz Nachfolger, Wien.

About this transcription

TextNr. 308, 04.07.1914.
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Extent16 images; 26452 tokens; 8499 types; 200823 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Benjamin FiechterSusanne HaafNote: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat).2018-01-26T13:38:42Z grepect GmbHNote: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2018-01-26T13:38:42Z Amelie MeisterNote: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung.2018-01-26T13:38:42Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationNr. 308, 04.07.1914. . OpitzWien1914. Reichspost

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IDS Mannheim

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationZeitung; ready; mkhz2

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Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: keine Angabe; Silbentrennung: keine Angabe; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: keine Angabe;

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