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Nr. 189. Olmütz, Montag, den 20. Auguſt, 1894. 15. Jahrgang.

Die deutſchen Volksſchulen in Laibach.

Die Laibacher deutſchen Volksſchulen bilden ſeit ihrem Beſtande, insbeſonders für die flove - niſchen Radicalen, den Gegenſtand fortwährender Anfeindung. Bekanntlich mußte der ſloveniſche Gemeinderath, der bald nach dem er zuſtande gekommen, nichts Eiligeres zu thun hatte, als, entgegen dem offenkundigen Bedürfniſſe und den Wünſchen der Bevölkerung, eine vollſtändige Sloveniſirung des ſtädtiſchen Volksſchulweſens herbeizuführen, hinterher geradezu gezwungen werden, für die Schulbedürfniſſe der deutſchen Bevölkerung zu ſorgen. Zwar war mittlerweile durch den deutſchen Schulverein eine vortreffliche Knabenvolksſchule errichtet worden, allein damit war ſelbſtverſtändlich die Gemeinde ihrer geſetz - lichen Verpflichtung nicht enthoben, abgeſehen davon, daß dieſe Schule dem ſich geltend machen - den Andrange gegenüber lange nicht genügen konnte und für die Mädchen unter allen Umſtän - den ebenfalls eine deutſche Communal-Volksſchule vorhanden ſein mußte. Hätten die deutſchen Schulen eine ungün[ſt]ige Entwicklung genommen, ſo würde man auf ſloveniſcher Seite, obwohl die Auslagen dafür dann nicht geringe geweſen wären, kaum viel auszuſetzen gehabt haben. Da der Beſuch derſelben jedoch ein ſteigender iſt, da ſich von Jahr zu Jahr deren Nothwendigkeit deut - licher herausſtellt, und ſich zeigt, wie wenig die vom Gemeinderathe veranlaßte, völlige Slovenifirungder früheren Schulen den Intereſſen der Bevöl - kerung entſprach, werden die Schulen fortwährend angegriffen und wird kein Mittel unverſucht ge - laſſen, deren Beſtand und weitere Entwicklung zu ſchädigen. In welcher verwerflichen Weiſe dies geſchieht, davon haben die Landtagsverhandlungen und zahlloſe Angriffe der ſloveniſchen Preſſe be - reits überwiegende Proben geliefert.

Erſt vor Kurzem wieder beſchäftigte ſich das radicale Hauptblatt neuerlich mit dieſem Gegen - ſtande, und es ſcheint uns am Platze, hier auf dieſe Auslaſſungen zurückzukommen, da ſie, wie die Südöſterreichiſche Poſt bemerkt, abgeſehen von der Wichtigkeit der Sache an ſich, allzu characteriſtiſch darthun, in welchem Maße Ver - drehung und Terrorismus aufgeboten werden, um den begründeten Wünſchen und Bedürfniſſen der deutſchen Bevölkerung entgegenzutreten und unbeſtreitbare Thatſachen, wenn es möglich wäre, durch ſolche Tactik in ihr Gegentheil zu verkehren.

Das radicale Organ iſt vor Allem außer Rand und Band darüber, daß die Zahl der Kinder, welche die deutſchen Volksſchulen der Stadt beſuchen, im Verhältniſſe zu der durch die letzte Volkszählung ausgewieſenen deutſchen Be - völkerung eine ungleich größere iſt; ſtatt aber daraus den ſich von ſelbſt aufdrängenden und natürlichen Schluß zu ziehen, daß einerſeits was ja auch durch eine Anzahl anderer Momente längſt erhärtet iſt die deutſche Bevölkerung Laibachs viel zahlreicher iſt, als die Volkszählung ſie ausweiſt, und andererſeits alle Kreiſe der Bevölkerung ohne Unterſchied das Verlangen nach deutſchen Volksſchulen haben, greift der radicaleMoniteur zu den künſtlichſten und bedenklichſten Manövern, um den ſta[r]ken Beſuch der deutſchen Schulen als angeblich unzuläſſig und den Ver - hältniſſen nicht entſprechend, zu verdächtigen. So ſollen vor Allem nach verläßlichen Informatio - nen d. h. in W[i]rklichkeit nach aus der Luft ge - griffenen Zuträgereien, die gute Hälfte der be - treffenden Kinder angeblich ſloveniſcher Nationa - lität ſein. Da drängt ſich vor Allem die Frage auf, in welcher Weiſe in einer Stadt wie Lai - bach, wo das deutſche und ſloveniſche Element in der mannigfaltigſten Vermiſchung nebeneinander leben, wo die Uebergänge von einer Nationalität zur anderen in zahlloſen Fällen nicht mehr wahr - nehmbar ſind, jedesmal die Nationalität eines Schulkindes beſtimmt werden ſollte; allein dieſe Frage iſt ziemlich gleichgiltig. Denn wäre ſelbſt die radicale Behauptung richtig, was ganz und gar nicht der Fall iſt, ſo würde dies an der Capacität des Schulbeſuches und an der That - ſache, daß Hunderte und Hunderte von Laib[a]cher Kindern ſich in die deutſchen Volksſchulen drän - gen, nicht das Geringſte ändern. Nach natürli - chem Rechte und nach dem Geſetze haben die El - tern zu beſtimmen, in welche Schule ſie ihre Kinder ſenden, in welcher Sprache ſie ſie unterrich - ten laſſen wollen, und es iſt und bleibt daher völlig gleichgiltig, welcher Nationalität die Kin - der angeblich ſind, welche die Laibacher deutſchen Volksſchulen beſuchen, die ſich nun einmal im wei - teſten Umfange als ein unabweisbares Bedürfniß herausſtellen. An dieſer Thatſache werden auch die ſloveniſch-radicalen Hetzer nichts ändern.

Feuilleton.

Hypnotiſirt.

(Nachdruck verboten.)

Er war der ſchönſte junge Mann von Soreni, er ſagte es wenigſtens, und er mußte es doch wiſſen! Daß der ſchönſte junge Mann ſelbſtverſtändlich dem ſchönen Geſchlecht ganz un - gemein gefährlich werden mußte, braucht wohl auch nicht erſt betont zu werden, und Niemand wird ſich darüber verwundern, daß wie Er verſicherte Jede bei ſeinem Anblick ganz hin - geriſſen, einfach hingeriſſen war, und ihm nicht länger widerſtehen konnte, wenn er nur wollte. Er aber wollte nicht. Sein Herz ſchlug nur für ein Weib, das ihm das Ideal eines Weibes, die Verkörperung von Anmuth, Grazie und Schönheit ſchien.

Daß dieſes Weib die Gattin ſeines beſten Freundes war, was verſchlug’s? Er war ja ſein Freund nur geworden, um ihr Freund zu werden, und ſo machte er denn der ſchönen Frau auf Tod und Leben den Hof, was ſie mit ihrem lieblichſten, er, der Gatte, mit ſeinem gut - müthigſten Lächeln aufnahm.

Trotz dieſes Lächelns und trotz der eigenen Unwiderſtehlichkeit vermochte unſer Freund es jedoch in d[e]r Gunſt der ſchönen Frau keinen Schritt weiter zu bringen. Scheinbar, natürlich; denn innerlich mußte ſie ja für ihn in heißer, unbezwinglicher Liebe erglühen.

Mach Dir keine Illuſionen, ſagte einer ſeiner Freunde zu ihm, und ſteckte ſich eine Ci - garre an; bei der ſteckſt Du nichts auf. Da ſind alle Künſte vergebens, ſelbſt Deine, und ein leiſes ironiſches Lächeln ſchwebte um des Freundes Lippen.

So? meinſt Du? fuhr Er jedoch auf. Na, dann irrſt Du Dich aber gewaltig. Sie iſt mein, ſag ich Dir. Jetzt ſchon mein. Das heißt, verbeſſerte er ſich, ſo gut wie mein, und ehe acht Tage vergehen na, paß auf!

Hm, viel Glück. Aber ...

Da gibt es kein Aber; ich bin meiner Sache gewiß, und gebe jede Wette ein, daß ich innerhalb der genannten Friſt mein Ziel er - reicht habe!

Gut, gut, Du magſt ja recht haben, aber es wird doch geſtattet ſein, daran zu zweifeln.

Das jedoch war nun gerade abſolut nicht geſtattet. Denn an ſeinem Erfolge zweifeln, hieß an ihm, an ſeiner bezwingenden Schönheit, ſeiner allſiegenden Unwiderſtehlichkeit, hieß an dem zweifeln, was über jeden Zweifel erhaben war.

O, gnädige Frau, ſtammelte er und warf ſich der ſchönen, blonden Frau, die wie hinge - goſſen auf der Cauſeuſe mehr zu liegen, als zu ſitzen ſchien, zu Füßen. O, gnädige Frau, ich liebe Sie! Ich liebe Sie, wie ich noch nie ge - liebt, mit aller Gluth meiner Seele und meines Herzens, ich liebe Sie, wie man als Kind an ſeinem Gotte hängt, ich liebe Sie, wie man als Mann ...

An ſeinem Schnurrbart hängt, lachte ſie.

O, ſpotten Sie nicht! Sagen Sie nur ein ſüßes, ein beſeligendes Wort, ſagen Sie nur, daß ich hoffen darf, Ihre Liebe zu e[r]ringen, Liebe in Ihrem Herzen zu erwecken.

Sind Sie nicht bei Sinnen? fragte ſie, und ſah ihn mit lachendem Munde an. Er aber rief aus:

Und wenn ich es wäre, wer wäre Schuld daran. O, Eliſe, Eliſe, wer kann Ihrer Schön - heit widerſtehen, wer der Gluth Ihrer Blicke, der Anmuth Ihres Weſens und Ihrer Sprache! O, Eliſe! Eliſe! Wir ſind Beide jung und ſchön und berechtigt, das Leben zu genießen. Wir ſind für einander geſchaffen, Eliſe, und Nichts, Nichts auf dieſer Welt darf uns trennen!

O, und mein Mann, wo thun wir den hin?

Ihr Mann! O, iſt denn dieſer Mann werth, einen ſolchen Schatz zu beſitzen, deſſen We[r]th er nicht zu verſtehen, nicht zu ſchätzen weiß. Ein Mann ohne Poeſie, ohne Geiſt, ohne Schön - heit. Ach, Eliſe, nein, nein, Er iſt der Mann nicht, er kann der Mann nicht ſein, der Ihrem Ideale entſpricht!

Und ... Sie?

Ich? Ich bete Sie an , und er ſchlug ſeine Augen zu ihr auf, und ihre Blicke ſchienen ſich mit den ſeinen zu treffen, ſich mit ihnen zu ver - ſchmelzen, und ihre Seele ſchien in die ſeine zu tauchen.

Schienen?

Nein. Ihre Blicke trafen wirklich die ſeinen, verſchmolzen ſich wirklich mit den ſeinen und ihre Seele tauchte wirklich in die ſeine, denn ... ich weiß nicht, ob ich es ſchon geſagt habe oder nicht, in jedem Falle ſage ich es aber jetzt, das

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Der Krieg im Oſten. *)Der nachſtehende Artikel ſtammt aus der Feder eines der bekannteſten deutſchen Diplomaten und dürfte von beſonderem Intereſſe ſein.

(Nachdruck verboten.)

Es iſt Krieg, wenngleich im fernſten Oſten, ernſthafter, erbitterter Krieg, und geſpannten Blickes ſieht Europa dem Kampfe zu, wohl wiſ - ſend, daß dieſer erſte Waffengang nach langem Frieden unberechenbare Folgen haben kann. Es kann nicht der Zweck dieſer Erörterung ſein, die Gefechte zwiſchen China und Japan zu verfolgen, wir wollen nur kurz darlegen, worum es ſich handelt. Korea iſt Vaſall Chinas, aber die Ab - hängigkeit des erſteren hat ſich ſeit lange auf eine Huldigungsgeſandtſchaft bei Antritt der Regierung eines neuen Königs beſchränkt, ja infolge einer Plünderung der japaniſchen Geſandtſchaft in Söul ward 1885 ein Vertrag zwiſchen China und Japan geſchloſſen, der die Bedingungen feſtſtellte, unter denen jeder der beiden Staaten Truppen in Korea landen dürfe, falls deſſen König die Ordnung in ſeinem Reiche nicht aufrecht zu halten vermöge; nämlich, daß, falls der Zuſtand eine Intervention nothwendig machen ſolle, jeder der beiden contrahirenden Staaten dem anderen unverzüglich und ſchriftlich Kenntniß von ſeiner Abſicht geben und daß, wenn die Ordnung her - geſtellt, der betreffende Staat ſeine Truppen zu - rückziehen ſolle. Dieſen Vertrag erklärt Japan als verletzt, weil China bei dem in Korea ausge - brochenen Aufſtand ein Corps hat einrücken laſſen, ohne die Regierung von Tokio zu benach - richtigen, demgemäß hat ſie 10.000 Mann ge - landet und nach den zur See ſtattgehabten Feind - ſeligkeiten China den Krieg erklärt, ohne ſich an die ziemlich ſchwächlichen Vermittlungsverſuche europäiſcher Großmächte zu kehren; ſie fordert außerdem Reformen in Korea, welche der Wieder - kehr neuer Aufſtände vorbeugen ſollen, wobei ſie das Recht Chinas, eine gemeinſame Controle zu üben, nicht beſtreitet. China aber nimmt zu ſol - chen Reformen eine zweifelnde Haltung ein, wohl wiſſend, daß eine ſolche Doppelaufſicht Gefahren für den Frieden einſchließt, wie denn auch ein japaniſcher Staatsmann Korea als das Schles - wig-Holſtein des Orients bezeichnet hat. Die Japaner ſpielen dabei die Rolle Preußens, weil ſie kriegsbereit ſind, was China nicht iſt und haben ihre Action offenbar langer Hand vorbe - reitet. Wie der Ausgang des Kampfes ſein würde, wenn beide Mächte den Kampf allein aus - zufechten haben würden, läßt ſich ſchwer berechnen, denn der ſchneidig vorgehenden Action Japansſteht der nicht zu erſchöpfende Widerſtand Chinas an Menſchenmaterial und Geld entgegen, aber die Frage iſt, ob die europäiſchen Mächte und die Vereinigten Staaten dem Kampfe ruhig zu - ſehen werden.

Die officiöſe Preſſe Rußlands hat be - reits erklä[r]t, daß dasſelbe eine Feſtſetzung Japans in Korea nicht dulden werde, ihm liegt im Ge - gentheil daran, in Korea einen Hafen zu ge - winnen, der nicht wie der ſonſt vorzügliche von Wladiwoſtok zufriert, außerdem lagert vor letz - terem ein Archipel, deſſen Canäle ſich leicht durch eine überlegene Flotte ſperren laſſen. Die Frage aber iſt einerſeits, ob die Japaner nicht das Prävenire ſpielen können, da ſie ſich ſchon im vorigen Jahre durch den Forſchungsritt eines früheren Militär-Attaché’s verſichert, daß Ruß - land bei der kaum begonnenen ſibiriſchen Eiſen - bahn nicht imſtande iſt, eine Truppenmacht zu - ſammenzubringen, welche ihnen mit Erfolg ent - gegentreten könnte. Für ein Vorgehen desſelben zur See kommt in Betracht, ob es rechtzeitig ein der japaniſchen Flotte gewachſenes Geſchwader zur Stelle bringen kann, andererſetts, ob Eng - land, welches die ſchon im Beſitz genommene Station von Port-Hamilton um des Friedens willen aufgegeben, einer ruſſiſchen Intervention ruhig zuſehen würde, während es eine der ruſ - ſiſchen Flotte überlegene Streitmacht in den oſt - aſiatiſchen Gewäſſern zur Verfügung hat. Hier wird für das Miniſterium Roſeberry mit ſeiner oſtenſibel imperialiſtiſchen Tendenz ein hic Rhodus, hic salta gegeben, die Empörung der engliſchen Preſſe gegen Japan, das den Krieg begonnen und ein angeblich unter engliſcher Flagge fahrendes Transportſchiff in den Grund gebohrt hat, das jedenfalls durch dieſen Transport die Neutralität verletzt hätte, wird nicht vorhalten, wenn man in London ſieht, daß hinter China Rußland ſteht, aber die Frage iſt, ob England activ ein - greifen wird, und wer könnte dieſelbe bei den disparaten parlamentariſchen Parteien, auf welche ſich das gegenwärtige Miniſterium ſtützt, im Voraus mit Sicherheit beantworten? Jedenfalls birgt der gegenwärtige Krieg der beiden oſtaſia - tiſchen Mächte Keime des Conflicts zwiſchen den beiden großen europäiſch-aſiatiſchen Antagoniſten und man fragt unwillkürlich, ob dieſelben nicht zu dem lange vorausgeſagten Kampf zwiſchen Sipoys und Koſacken führen wird, zumal die anglo-indiſche Armee keineswegs kriegsbereit iſt.

Ein militäriſcher Schriftſteller von anerkanntem Ruf, Major Wachs, hat kürzlich in der Kreuz - Zeitung die Vermuthung aufgeſtellt, daß Ruß - land die Verwicklung im Oſten brauchen werde, um eine Löſung der Dardanellenfragezu ſeinen Gunſten herbeizuführen und ſo auf den Vertrag von Unkiar-Skeleſſi von 1834 zurückzu - kommen. Uns ſcheint die Vermuthung ſehr un - wahrſcheinlich und auf einer mangelnden Kennt - niß der diplomatiſchen Geſchichte der Meerengen - frage zu beruhen. Der genannte Vertrag von Unkiar-Skeleſſi ward herbe[i]geführt durch das ſieg - reiche Vordringen Mehemed Alis in Klein-Aſien, die Weſtmächte wollten der Pforte nicht helfen, der Kaiſer Nicolaus aber ließ ruſſiſche Truppen landen und der Preis ſeines Schutzes war eben jener Vertrag, der nicht mit Unrecht als das ſchneidigſte Werkzeug genannt iſt, welches die Diplomatie erfunden. In demſelben verſprechen ſich Rußland und die Türkei, über alle inneren und äußeren Fragen ihrer Reiche zu verſtändigen und ſich gegenſeitig Hilfe zu leiſten; da aber dieſe Hilfe dem Sultan ſchwierig werden könne, ſieht Rußland von derſelben gnädig ab, wogegen die Pforte in einem geheimen Artikel verſpricht, allen Kriegsſchiffen anderer Mächte die Meerengen zu ſchließen. Dieſer Vertrag, der in Rußlands Intereſſe war, weil damals ſeine pontiſche Flotte noch ſo ſchwach war, daß ihm Alles daran liegen mußte, ſie vor einem Angriff zu ſichern, rief die lebhafteſte Entrüſtung in London und Paris her - vor, und die Weſtmächte prote[ſt]irten gegen den - ſelben mit der Bemerkung, daß ſie eventuell han - deln würden, comme si le traitè n’existait pas . Graf Neſſelrode erwiderte darauf kühl, der Proteſt beruhe auf einer ganz irrthümlichen Auffaſſung der Beziehungen Rußlands und der Türkei, welche jetzt die intimſten und freundſchaft - lichſten ſeien, erſteres werde daher handeln, comme si la protestation des cabinets de Londres et de Paris n’existait pas

Thatſächlich blieb der Vertrag ohne große Wirkung, und als er 1839 ablief, hatte der Czar keine Luſt, denſelben zu erneuern, weil ein militäriſches Einſchreiten Rußlands gegen Mehe - med Alis neue Anmaßungen ihm unbequem war, er ſandte alſo Baron Brunnow nach London, um vorzuſchlagen, daß die vier Mächte Rußland, England, Oeſterreich und Preußen, mit Aus - ſchluß Frankreichs, das Mehemed Ali unter - ſtützte, durch einen Vertrag eingreifen, Mehemed Ali das erbliche Vicekönigthum Egyptens und eines Paſchaliks Syriens anbieten ſollten, aber bei deſſen Weige[r]ung, hierauf einzugehen, ihn auf Egypten beſchränken würden. Dieſer Vertrag in welchem verabredet ward, daß er ſelbſt ohne die Ratification der contrahirenden Parteien ins Werk geſetzt werden ſollte, hatte das Bombardement von St. Jean d Acre durch die engliſche Flotte zufolge, worauf der Vicekönig ſich unterwarf. Gleichzeitig aber war in demſel -

Auge, der Blick des ganzen Weibes hatte eine eigenthümliche fascinirende, bannende, hypnotiſi - rende Gewalt.

Und während er ſchmachtend zu ihr empor - ſah, richtete ſie ihren Blick feſt, feſt auf ihn, als wolle ſie mit demſelben ſein ganzes Sein, ſein ganzes Fühlen und Denken durchdringen.

Und plötzlich ... plötzlich fühlte er, daß eine eigenthümliche, lähmende Mattigkeit ihn überſchlich, daß eine geheimnißvolle Kraft ihn zu zwingen ſchien, ſeine Augen zu ſchließen, er fühlte, daß ſeine Gedanken allmählich verſchwanden, und daß er mit Gewalt ankämpfen mußte, um nicht zu ſchlafen.

Und er zwinkerte mit den Augen und ſein Mund machte krampfhafte Bewegungen, um noch ein Wort zu ſtammeln, allein er brachte nur ein eigenthümliches Schlucken hervor, denn ſeine Kehle war trocken geworden, ſo ... trocken, ſo ... tro ... cken, ... daß ... daß ... Und ſeine Augen fielen ihm zu.

Ein eigenthümliches, triumphirendes Lächeln voll luſtigen Spottes flog über das Geſicht des ſchönen Weibes.

So, mein liebenswürdiger Herr , ſagte ſie, ſich aufrichtend, jetzt wollen wir Sie lehren, Frauen zu beleidigen, Freunde zu betrügen, und das Glück glücklicher Ehen zu ſtören. So, mein Herr , ſagte ſie dann, ſtehen Sie jetzt auf, gehen Sie hin und ah, da wird ja ein Walzer geſpielt nehmen Sie den alten Lehn - ſtuhl dort, das iſt nämlich die ſchöne Frau von Strehlen, und fordern Sie ſie auf, mit Ihnen zu tanzen.

Und der junge Mann vollführte die Befehle, wie etwa ein Automat dieſelben vollführt hätte. Er ſtand auf, trat ſteif, langſam und gravitätiſch auf den alten Lehnſtuhl zu, machte vor ihm eine Verbeugung und ſchlang ſeinen rechten Arm um denſelben, während er mit der linken Hand die Lehne des Stuhles erfaßte.

Die junge Frau lachte hell auf mit ihrem luſtigſten, glockenreinſten Lachen.

So, jetzt los!

Und der junge Mann machte das erſte Paar und tanzte und tanzte, den alten Lehnſtuhl zierlich im Kreiſe ſchwingend, als ſchwebe die graziöſeſte, leichteſte Tänzerin an ſeinem Arme.

Die junge Frau aber ſchlüpfte an dem Tänzer vorbei, öffnete die Thür und rief:

Edgar, Edgar!

Was iſt denn los, Lieschen, was gibt’s denn? und die geſunde Geſtalt des Gatten trat auf die Schwelle.

Teufel! rief er lachend, als er das groteske Tänzerpaar ſah, biſt Du denn verrückt, Fritz, was machſt Du denn für tolle Sachen, Junge!

Pſt! ſagte die Frau. Sei ſtill. Er tanzt mit mir!

Mit Dir? rief der Gatte erſtaunt.

Gewiß. Er glaubt es wenigſtens. Ich habe ihn nämlich hypnotiſirt.

Ah, und weshalb?

Das ſollſt Du gleich ſehen. Geh nur zurück ins Zimmer. Sie aber , und ſie wandte ſich an den noch immer Tanzenden, hören jetzt zu tan - zen auf, gehen meinem Manne nach und ſagen ihm genau dasſelbe, was Sie mir eben geſagt haben, denn er iſt ich.

Und er, der Schöne, der ſchönſte junge Mann von Soreni , er, der Unwiderſtehliche, ging dem Manne nach und unbekümmert um alle Anwe -ſenden und deren homeriſches Gelächter, in das alle ausbrachen, ging er zu dem Manne, ſeinem Freunde hin, und warf ſich vor ihm auf die Knie, und: O, Eliſe! flehte er, wer kann Ihrer Schönheit widerſtehen, wer der Gluth Ihrer Blicke, der Anmuth Ihres Weſens und Ihrer Sprache. O, Eliſe, Eliſe! Wir ſind Beide jung und ſchön, und berechtigt, das Leben zu genießen. Wir ſind für einander geſchaffen, Eliſe, und Nichts, Nichts auf der Welt darf uns trennen!

Dann machte er eine Pauſe, als warte er auf eine Antwort.

Ihr Mann! rief er dann. O, iſt denn dieſer Mann wert, einen ſolchen Schatz zu be - ſitzen, deſſen Werth ...

Wachen Sie auf, wachen Sie auf, rief in dieſem Augenblicke die Frau unter Thränen des Lachens, während die Züge ihres Mannes ſich verdüſtert hatten.

Er aber, der kniende, liebegirrende, unwider - ſtehlich ſchönſte Mann von Soreni, erwachte und ſah in die drohend auf ihn gerichteten Blicke des Mannes, vor dem er kniete.

Wo ... wo bin ich? ſtammelte er und richtete ſich taumelnd auf.

Dort wo Sie nie wieder ſein werden, ſagte der Mann mit ſtrenger Stimme, und nach der Schelle greifend, klingelte er.

Johann, dem Herrn da ſeinen Hut.

Er aber, der Unwiderſtehliche, er, der ſchönſte junge Mann von Soreni, nahm den Hut und ſchlich hinaus, ſich dabei wie verwirrt, wie faſ - ſungslos mit der Hand über die Stirne fahrend, als ſuche er einen böſen Traum zu verſcheuchen.

Soreni aber Soreni war von jenem Tage an um ſeinen ſchönſten jungen Mann

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ben geſagt, daß die Mächte das alte Staatsgeſetz des ottomaniſchen Reiches anerkennen, wonach in Friedenszeiten der Bosporus und die Dardanel - len den Kriegsſchiffen aller Nationen verſchloſſen bleiben ſollen. Dieſe Beſtimmung ward im Pa - riſer Vertrage vom 30. März 1856 erneut, und nachdem Rußland im October 1870 die Neutra - liſation des Schwarzen Meeres einſeitig gekün - digt, durch den Londoner Vertrag vom März 1871 nur inſofern modificirt, als dem Sultan freigeſtellt wurde, dieſe Regel zu Gunſten be - freundeter Mächte zu ſuspendiren, falls ſeitens einer andern Macht die Beſtimmungen des Pa - riſer Vertrages bedroht erſchienen.

Der Berliner Vertrag von 1878 hat aus - drücklich den Pariſer von 1856 beſtätigt, ſofern er nicht durch die Stipulationen von 1871 und 1878 abgeändert war. Inzwiſchen hat ſich die Lage thatſächlich allerdings verſchoben, inſofern Rußland im Schwarzen Meer eine große Flotte geſchaffen, für welche es natürlich wünſchen muß, den Zugang zum Mittelmeer zu gewinnen, und Wachs weiſt darauf hin, daß im türkiſch-ruſſi - ſchen Handelsvertrag die Pforte zugeſtanden habe, daß den mit Kriegsmaterial beladenen ruſſiſchen Schiffen die Durchfahrt durch die Meerengen ge - ſtattet iſt, eine Beſtimmung, die Rußland ſchon auf die freiw[i]llige Kriegsflotte ausgedehnt habe. Aber von da bis zur Aufkündigung der auf Rußlands eigenen Vorſchlag in den Vertrag von 1840 aufgenommenen und durch alle ſpäteren Verträge beſtätigten Schließung der Meerengen, iſt doch ein weiter Weg. Eine ſolche Maßregel, die Conſtantinopel eventuell einem Angriff der ruſſiſchen Pontusflotte preisgeben würde, könnte von den übrigen vertragſchließenden Parteien nicht anders als eine Herausforderung durch offenen Vertragsbruch aufgefaßt werden. Die Pforte würde einen derartigen Schritt entſchieden als einen im Londoner Vertrag von 1871 vorgeſehe - nen anſehen und an die Mächte appelliren, und würde von denſelben wohl nur Frankreich einer Aufhebung der Schließung zuſtimmen. Oeſter - reich vor Allem, wenn England ſchwach genug wäre, nicht einzuſchreiten, könnte bei ſeiner Stel - lung in Bosnien und um der Unabhängigkeit Bulgariens willen, niemals der Preisgebung Conſtantinopels zuſtimmen, und hinter Oeſter - reich ſteht der Dreibund. Die Befürchtung von Wachs ſcheint uns deshalb unbegründet, aber der gegenwärtige Kampf Chinas und Japans allein iſt wegen ſeiner eventuellen Folgen ernſt genug zu nehmen; die internationalen Beziehungen ſind ſo eng verflochten, daß das kleinſte Feuer einen großen Brand erzeugen kann.

Politiſche Nachrichten.

(Der Toaſt des deutſchen Kaiſers auf Kaiſer Franz Joſef.)

Das am 18. d. M. in Potsdam ſtat[t]gefundene Paradediner im Neuen Palais fand zu circa 300 Gedecken ſtatt. Ihre Majeſtäten hatten in der Mitte der Tafel Platz genommen, die Kaiſerin links vom Kaiſer. Rechts von Sr. Majeſtät hatten ihre Plätze die Prinzeſſin Friedrich Leopold und Prinz Friedrich Heinrich, links von der Kaiſerin Prinz Friedrich Leopold. Sr. Majeſtät gegenüber ſaß der Kriegsminiſter General der Infanterie Bronſart v. Schellendorff, Ihrer Majeſtät gegenüber der Reichskanzler Graf Caprivi un dieſem zur Rechten der öſterreichiſch - ungariſche Botſchafter v. Szögyeny Wäbrend der Paradetafel erhob ſich der Kaiſer und trank auf das Wohl des Kaiſers von Oeſter - reich mit folgenden Worten: Ich trinke auf das Wohl des Kaiſers Franz Joſef, meines treuen Freundes und Bundesgenoſſen; Se. Majeſtät Hurrah! Die Tafelmuſik ſtellten die Muſikcorps des 1. Garde-Regiments zu Fuß und des Regi - ments der Gardes du Corps.

(Die Kaiſerfeier in Prag.)

In Prag fand diesmal am Vorabende des kaiſerlichen Ge - burtsfeſtes m[i]t Rückſicht auf die im Vorjahre ſtattgefundenen Vorfälle, die ſich dort beim Zapfenſtreiche abſpielten, kein muſikaliſcher Zapfen - ſtreich ſtatt. Trotz des Unterbleibens des Zapfen - ſtreiches ſammelte ſich eine große Menſchenmenge auf den Straßen und Plätzen an. Einige Exce - denten wurden verhaftet und in Gewahrſam genommen.

(Die Oppoſition der Jungtſchechen.)

Die Frage, in welcher Weiſe die Jungtſchechen nunmehr ihre Oppoſition treiben wollen, beſchäftigt nach wie vor die tſchechiſchen Kreiſe. Der Abg. Spindler fährt in ſeinem Organ fort, für die Opportunitätspolitik Stimmung zu machen. So ſchreibt der Podřipan in ſeiner neueſten Nummer, daß ſich diejenigen in großem Irrthum befinden, die da glauben, daß man die Coalition durch kräftige Schläge zertrümmern könne. Im Gegentheil, dadurch werde ſie nur gekräftigt. Die Tſchechen müſſen dagegen darauf hinarbeiten, daß ſie ein wichtiger und geſuchter Factor werden. Dem gegenüber macht ſich die Česká Stráž über die opportuniſtiſche Strömung im jung - tſchechiſchen Lager luſtig und bemerkt böhniſch, es fehle nicht viel und Hlas Nár. und Nár. Lyſti liegen einander in den Armen. Den Grund für dieſe Wendung erblickt das Blatt in den Beſtrebungen der Fortſchrittler , gegen welche ſich die beiden genannten Organe zu einer feſten Coalition zuſammengethan hätten. Die ČeskáStráž verlangt ſchließlich die Begründung eines fortſchrittlichen Tageblattes.

(Zur Reichsrathswahl in Oberſteier.)

In einer am 18. d. Mts. in Bruck a. d. Mur ſtattgehabten zahlreich beſuchten Wählerverſamm - lung, in welcher Bürgermriſter Krawani den Vorſitz führte, entwickelte Prof[e]ſſor Lorber unter wiederholtem lebhaften Beifall ſein Programm. Auf eine Interpellation Krawani’s wegen der ſloveniſchen Parallelclaſſen in Cilli oder der Er - richtung eines ſloveniſchen Gymnaſiums daſelbſt antwortete Lorber, er würde darin eine Ver - letzung der Coalitionsgrundſätze erblicken und wenn die Linke ſeine Anſicht nicht theilen ſollte, würde er an die Wähler appelliren, oder das Mandat niederlegen. Die Verſammlung erklärte ſich mit 43 gegen 4 Stimmen für die Candi - datur Lorber’s.

(Die Hinrichtung Caſerio’s.)

Ueber die Hinrichtung Caſerio’s werden noch zahlreiche intereſſante Details berichtet. Um den ganzen Vorgang ſo raſch als möglich zu Ende zu bringen, hatte man Caſerio mittelſt Wagen aus dem Ge - fängniſſe nach der etwa 50 Meter weit ent - fernten Richtſtätte gebracht. Als der Mörder des Präſid[e]nten Carnot, welcher ſeit ſeinem Erwachen nur die Worte fallen gelaſſen hatte, er habe dem Unterſuchungsrichter nichts zu ſagen und wünſche keinen Troſt der Religion, der Guillotine anſichtig wurde, ſchreckte er zuſammen und mußte von dem Wagen heruntergehoben werden. Die Gehilfen des Scharfrichters packten ihn, um ihn auf das Drehbrett zu werfen, allein Caſerio machte eine Geberde des Widerſtandes und ſagte auf Piemonteſiſch: A voeni nen! (Ich will nicht!) Darauf machte Caſerio eine letzte An - ſtrengung, die Worte zu wiederholen, die er in der Schwurgerichtsverhandlung vom 3 Auguſt und Emil Henry vor ihm ausgerufen hatte: Muth, Kameraden; es lebe die Anarchie! Es machte einen höchſt peinlichen Eindruck, zu ſehen, wie Caſerio noch auf der Guillotine, in dem Augenblicke, da Deibler auf den Knopf drückte, durch den das ſchwere M[e]ffer zum Herabfallen gebracht wird, ſeinen Kopf ſo ſehr zurückzog, daß der Schnitt unterhalb der Ohren und auf dem halben Kinn erfolgte. Die gewaltige Anſtrengung, die der Mörder gemacht hatte, um ſeinen Kopf zurückzuziehen, hatte einen derartigen Blutandrang nach oben herbeigeſührt, daß das Blut in einem dicken Strahle ſich in einer Entfernung von mehr als zwei Metern ergoß. Der Kopf des Hinge - richteten zeigte deutlich die Spuren der Angſt, welche Caſerio im letzten Augenblicke empfunden hatte. Die Geſichtsfarbe war grünlich fahl, die Augen waren feſt geſchloſſen, weil Caſerio offen - bar die Guillotine nicht ſehen wollte. Als einer

ärmer, und undankbar wie es iſt, hat es dieſen Verluſt längſt ſchon verwunden.

Neues vom Mars.

Eine intereſſante Beobachtung können unſere Leſer machen, wenn ſie Luſt und Gelegenheit haben, kurz vor Tagesanbruch den ſüdöſtlichen Himmel zu ſehen. In einer nahezu geraden Linie ſtehen nämlich unſere drei glänzendſten Planeten, durch ihren Glanz alle anderen Sterne über - ſtrahlend. Ganz unten in geringer Höhe über den Horizont funkelt die holde Venus (gegen - wärtig Morgenſtern), trotz ihres niederen Standes und ihrer weiten Entfernung noch immer das hellſte Geſtirn am Morgenhimmel. Sie befindet ſich im Oſten, während höher hinauf, im Süd - oſten, der nicht viel weniger glänzende Jupiter unſere Blicke auf ſich zieht. Wer über ein ent - ſprechend gutes Fernrohr verfügt, ſollte nicht unterlaſſen, dasſelbe auf den Jupiter zu richten, der eben jetzt einen prachtvollen Anblick gewährt. Am 11. d. zeigte er nicht weniger als zwölf Streifen, welche in verſchiedener Breite und Färbung und in verſchiedenen Abſtänden waren, mithin ſehr viele Abwechslung boten. Von den beiden röthlichen Aequatorialſtreifen (den breiteſten unter allen) iſt der nördliche jetzt doppelt, d. h. er macht dieſen Eindruck, weil ſein Inneres von einer dichten ununterbrochenen Schicht weißer Wolken durchzogen iſt. Fünf minder breite Streifen befanden ſich in den gemäßigten Zonen , die vier ſchwächſten in den Polar - gegenden. Nahezu im Süden und am höchſten über dem Horizont feſſelt aber ein röthlich ſchim -mernder heller Stern unſere Blicke; es iſt der Mars, welcher ſich unſerer Erde immer mehr nähert, bis er am 20. October mit der Sonne in Oppoſition ſtehen wird. Da dieſelbe eine der günſtigſten ſein wird, ſo ſteht zu erwarten, daß unſere Kenntniß jener wunderbaren Welt durch die bevorſtenden Beobachtungen ausgiebige Be - reicherung erfahren werde. Die Sternwarten werden daher bald mit den Mars-Beobachtungen beginnen. Auf der Manora-Sternwarte hat der Mit - arbeiter des Wiener Tagblatt Herr Leo Brenner bereits verſucht, die Güte des ihm zur Verfügung ſtehenden Reinfelder und Hertel - ſchen Refractors auch an dem Mars zu er - proben. Er hatte ſich darauf gefaßt gemacht, nur wenig Detail zu ſehen, weil Mars noch ſehr weit von uns entfernt iſt, mithin nur eine kleine Scheibe zeigt (die obendrein durch die Phaſe noch mehr verkleinert wird) nämlich hundertzwei - undvierzigmal kleiner im Durchmeſſer als der Mond weil er ferner noch lange nicht ſo hoch ſteht, als er während der Oppoſition ſtehen wird, die Luft überdies mittelmäßig war, alſo nur 198 - bis 313fache Vergrößerung anwendbar er - ſchienen, und endlich, weil Mars überhaupt zu jenen Objecten gehört, die am ſchwierigſten zu beobachten ſind. Schiaparelli ſelbſt, deſſen wun - derbare Entdeckungen in den Jahren 1877 bis 1882 ſolches Aufſehen erregten und denen wir faſt Alles verdanken, was wir über unſere Nach - barwelt wiſſen, bekennt in ſeinem Memorie , daß es ihm erſt nach mehrwöchentlichen Beobach - tungen gelang, ſich über das klar zu werden, was er ſah, ſo daß ihm ſeine erſten Zeichnungen jetzt lächerlich vorkommen. Zudem war es durch -aus nicht ermuthigend, die Tauſende von Mars - Zeichnungen durchzuſehen, welche die Sternwarte von allen möglichen Beobachtern beſitzt und die mit den verſchiedenartigſten Inſtrumenten an - gefertigt worden ſind. Aus jenen Zeichnungen geht die merkwürdige Thatſache hervor, daß vor - zügliche Inſtrumente von mittlerer Größe auf dem Ma[r]s mehr zeigten, als viele Rieſeninſtru - mente. Namentlich die ungeheueren Reflectoren von 48 bis 72 Zoll Spiegeldurchmeſſer zeigten auf dem Mars verblüffend wenig Detail, das obendrein mit dem wahren Ausſehen des Planeten verzweifelt wenig Aehnlichkeit hat. Umſomehr war deshalb Herr Brenner überraſcht, als er gleich bei der erſten Beobachtung am 6. d. 14 bis 15½ Uhr (nach bürgerlicher Zeitrechnung 7. Auguſt 2 bis Uhr Morgens) mehr De - tail ſah, als ſeinerzeit Profeſſor Harkneß wäh - rend der ganzen viel günſtigeren Oppoſition des Jahres 1877 zu ſehen vermochte! Noch mehr ſah Herr Brenner am folgenden Tage von 15 bis 16 Uhr (alſo 3 bis 4 Uhr Morgens) und am 11. d. von 2 Uhr bis halb 4 Uhr Morgens. Das Anſehen des Planeten war unbeſchreiblich ſchön, weil die verſchiedenen Flecken in allen Farbenabſtufungen; roth, braun, gelb, grünlich, orange, grau, weißlich und roſa variirten und das Fernrohr die Details außer - ordentlich ſcharf widergab. Ohne vorher die Ephe - meride zu Rathe gezogen zu haben, erkannte Herr Brenner auf den erſten Blick, welche Gegenden der Marsoberfläche er vor Augen hatte und mit Vergnügen verglich er die Umriſſe der Meere Tyrrhenum, Cimmerium, Chronium, Sirenum und Auſtrale, der Inſeln Antonie, Electris, Eri -

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der Gehilfen den Kopf beim rechten Ohre in die Höhe hob, um ihn zu dem Rumpfe in den bereitſtehenden Korb zu werfen, da wurden, was bisher noch nie bei Hinrichtungen vorgefallen war, Händeklatſchen und beifällige Zurufe laut. Wie Caſerio es in einem Schreiben an ſeinen Vertheidiger gewünſcht hatte, wurde ſeine Leiche nicht der mediciniſchen Facultät zur Obduction ausgeliefert, ſondern im Friedhofe in einen kurzen, breiten Sarg gelegt und ſofort eingeſcharrt. Um ½6 Uhr war Alles beendigt. Das Journal Sera berichtet: Die Mutter Caſerio’s erhielt die Nachricht von der Hinrichtung ihres Sohnes durch ihre Schwiegertochter. Die unglückliche Frau blieb anfangs wie verſteinert, um dann in furchtbare Schmerzensausbrüche zu verfallen. Später zeigte ſie andauernd eine faſt unheimliche Ruhe und Gefaßtheit; ſie erkundigte ſich nach allen Details und ließ ſich von den Ihrigen Mailänder Zeitungen vorleſen, deren Lectüre ſie verhüllten Hauptes anhörte. Der telegraphiſch aus Lyon aviſirte letzte Brief Ca - ſerio’s an ſeine Mutter wurde für Samſtag in Motta-Visconti erwartet. Frau Caſerio er - hielt in den letzten Tagen über hundert theils unterzeichnete, theils anonyme Troſtbriefe, meiſtens aus Italien, zahlreiche auch aus Frankreich.

(Der chineſiſch-japaniſche Krieg.)

Nach Londoner Meldungen hatte die japaniſche Flotte, welche die chineſiſche Mittwoch bei Chefoo traf, ſofort gefechtsklar gemacht, der chineſiſche Admiral aber wich dem Kampfe aus und ging in den Hafen von Linkungtao vor Anker. Auffällig iſt die Meldung der Central News, daß der eng - liſche Admiral Freemantle die Japaner aufge - fordert habe, die beabſichtigten Angriffe auf Wei[-]hai-wei den Engländern 48 Stunden vor - her, angeblich zum Schutze der Fremden, anzu - zeigen. Die Meldung liegt in verſchiedener Faſ - ſung vor. Während einerſeits bezweifelt wird, daß die Japaner dieſe für China Partei nehmende engliſche Forderung erfüllen werden, wird anderer - ſeits berichtet, die Japaner hätten bereits die betreffende Zuſage gemacht. Das Telegraphen - Bureau Hirſch in Berlin veröffentlicht eine Unterredung mit einem Mitgliede der Berliner chineſiſchen Geſandtſchaft, welches ſich ſehr zuver - ſichtlich über die Kriegsausſichten äußerte. Die Chineſen würden ſich auf eine offene Seeſchlacht nicht einlaſſen, ſondern die Entſcheidung zu Lande ſuchen; Niemand in China zweifle an deſſen endgiltigem Siege. Von Intereſſe iſt die Bemerkung des Diplomaten, die Operationen würden wegen der Regenzeit im September unterbrochen und im Jänner wieder aufgenommen werden.

dania, Thyle I und II, Phaeton, theilweiſe auch Thanmaſia und Hellas ferner die Buch - ten Syrtis minior und Aonius mit der Schiapa - relliſchen Karte. Dabei fiel ihm auf, daß er die Halbinſel Atlantis nicht wahrnehmen konnte vielleicht weil ſie (gleich der Inſel Cimmeria) eben überſchwemmt iſt. Der Polarfleck erſchien ſehr deutlich, aber verhältnißmäßig klein und auf dem von Hellas ſichtbaren kleinen Stücke ſcheint Schnee zu liegen, weil dort ein auffallend heller Fleck ſichtbar war. Am überraſchendſten aber war für Herrn Brenner daß er ſogar einige der Canäle zu ſehen vermochte, welche bekanntlich lange Zeit hindurch von Niemandem außer Schia - parelli geſehen werden konnten und auch heute noch von nur ſehr wenigen Inſtrumenten gezeigt werden. Er ſah die Canäle Simois, Xanthus, Scamander, Columnae, Herculis, ſowie eine große bogenförmige Schattenlinie durch den Continent, welche nach ihrer Lage mit den Canälen Phlege - ton, Hades und Laeſtrygon, nebſt den Seen Propontis und Trivium Charontis identiſch ge - weſen ſein dürfte. Dieſer vielverſprechende Anfang gibt Herrn Brenner die Hoffnung, daß es ihm während der Oppoſition gelingen werde, das Meiſte von dem, was Schiaparelli entdeckt hat, zu ſehen. Wenn es überhauot noch eines Beweiſes bedurft hätte, daß das Aequatorial von Luſſinpiccolo hinſichtlich ſeiner Leiſtungen mit den vorzüglichſten Inſtrumenten der Welt rivali - ſiren, bzw. neben dieſen einen ehrenvollen Platz einnehmen kann, ſo wäre derſelbe durch dieſe Leiſtungen erbracht.

Locales und Provinzielles.

(Feſttafel in der fürſterzbiſchöflichen Re - ſidenz.)

Anläßlich des Geburtsfeſtes Sr. Majeſtät des Kaiſers fand vorgeſtern Nachmittags 3 Uhr in der fürſterzbiſchöfl. Reſidenz eine Feſttafel ſtatt. Derſelben wohnten bei: der hochw. Fürſterzbiſchof Dr. Theodor Kohn und das geſammte Metro - politancapitel, Herr Bürgermeiſter v. Engel, Herr Statthaltereirath Baron Pillerstorff, Herr Kreisgerichtspräſident Dr. Rodr, Hr. Ober - poſtverwalter Bartl, Hr. Stationscommandant Oberſt Panatowski, die Herren Landwehr - Majore Küffer v. Asmannsvilla und Bonjean, Oberſtabsarzt Dr. Krauß, Platz - commandant Major Mergl, die Majore von Mandelblüh und Romanič, Maior-Auditor Emer, Militär-Oberbauverwalter Dietl, Verpflegsverwalter Weis ꝛc. Den Trinkſpruch auf Se. Majeſtät den Kaiſer brachte der hochw. Fürſterzbiſchof Dr. Kohn, während ſich die Anweſenden von den Sitzen erhoben hatten, in ſchwungvollen Worten aus. Eine Tafelmuſik fand nicht ſtatt.

(Feſtdiner.)

Anläßlich des Geburtsfeſtes Sr. Majeſtät des Kaiſers fand vorgeſtern Nach - mittags 1 Uhr im Café-Reſtaurant Auſtria das militäriſche Feſtdiner ſtatt. Erſchienen maren zu demſelben: Herr Stationscommandant Oberſt Panatowski, Herr Platz-Commandant Major Mergl und die Herren Stabs - und Oberofficiere des 13. Landwehr-Infanterie-Regi - ments. Den Trinkſpruch auf Se. Majeſtät den Kaiſer, den oberſten Kriegsherrn, brachte Herr Oberſt Panatowski aus. Die Landwehrmuſik - capelle intonirte hierauf die Volkshymne, wäh - rend gleichzeitig von den auf den Baſtionen poſtirten Kanonen 24 Kanonenſchüſſe gelöſt wur - den. Die Landwehrcapelle beſorgte die Tafelmuſik in ganz vortrefflicher Weiſe.

(Kaiſertafel.)

Samſtag Abends verſammel - ten ſich im großen Saale der bürgerlichen Schieß - ſtätte die Mitglieder des k. k. priv. Bürger - und Schützencorps mit den Herren Trenkler und Nietſche an der Spitze, um wie alljährlich das Geburtsfeſt Sr. Majeſtät des Kaiſers mit einem Feſtmahle zu begehen. Als Gäſte waren anweſend: Herr Bürgermeiſter v. Engel, der Ehrenbürger der Stadt Olmütz Herr Ge - meinderath Thannabaur, ferner die Herren Gemeinderäthe kaiſ. Rath Mžik, Hüblu. Sachs, die Herren Schützenmeiſter Mathias Wödl und Alexander Schwach. Die Tafelmuſik beſorgte die Corpscapelle. Der Saal trug an der Stirn - ſeite, woſelbſt die Büſten des Allerhöchſten Kai - ſerpaares angebracht waren, Feſtdecoration. Den erſten Trinkſpruch brachte Herr Bürgermeiſter v. Engel in ſchwungvollen Worten auf Se. Majeſtät den Kaiſer, aus, der ſtets an allen Vorgängen in unſerer Stadt den größten An - theil nehme. Der Redner gedachte ſodann der großen Aufgaben, welche der Stadt Olmütz durch die Erwerbung der Feſtungsgründe er - wachſe, von welcher die Zukunft der Stadt abhänge und ſchloß mit den Worten: Hoch der erhabene Schirmer Oeſterreichs und ſeiner allzeit getreuen Stadt Olmütz. Am Schluſſe der von patriotiſcher Begeiſterung durchwehten Anſprache ſtimmten die Anweſenden, welche ſich von den Sitzen erhoben hatten, in das vom Herrn Bürgermeiſter ausgebrachte Hoch auf den Kaiſer dreimal begeiſtert ein, während die Bürger - corpscapelle die Volkshymne intonirte, von welcher eine Strophe geſungen wurde. Den nächſten Trink - ſpruch brachte Herr Julius Trenkler auf den Bürgerfreund, Herrn Bürgermeiſter v. Engel aus, welcher mit einem Trinkſpruche erwiderte, in welchem er ſagte, daß Alles, was er thue, nur geſchehe, um die Intereſſen der Stadt Olmütz zu fördern, und um dieſelbe zu alter Macht und Wohlſtand zu erheben. Die Stadt möge auch ferner wachſen und gedeihen. Der Redner ſchloß mit den Worten: Das Olmützer Bürgercorps, als der Kern der hieſigen Bürgerſchaft, lebe Hoch! Herr Bürgercorps-Hauptmann Konečny dankte hierauf den Gäſten für ihr Erſchei - nen, er bringt auf den Ehrenbürger der Stadt Olmütz, Herrn Gemeinderath Thanna - baur, die Herren Gemeinderäthe Mžik, Hübl und Sachs ſowie auf die andern Gäſte ein Hoch aus, das Herr Thannabaur mit einem Hoch auf die Olmützer Bürgerſchaft er -widert. Herr Carl Borrée gedenkt in einem zündenden Trinkſpruche der Wahl des Herrn Vicebürgermeiſters Carl Brandhuber zum Major des k. k. priv. Bürgercorps und bringt auf denſelben ein Hoch aus. Herr Bürger - meiſter v. Engel toaſtirt ſodann in launiger Weiſe auf die weiße Abtheilung des Bürger - corps , und zwar auf jene Herren des Bürger - und Schützencorps, welche das Menn der Feſttafel auch dießmal in bekannte[r], trefflicher Weiſe beiſtellten. Es folgten ſodann Trinkſprüche auf den Bürgercorpscommandanten Herrn Julius Trenkler, auf Herrn Schützen - corpshauptmann Raimund Nietſche, auf Herrn Bürgercorpshauptmann Konečny, auf die Offi - ciere des Bürger - und Schützencorps, auf die Frauen etc. etc. Die Feſttafel verlief in ſehr animirter Stimmung, wozu die ſtädt. Muſik - capelle durch den exacten Vortrag eines gewähl - ten Muſikprogrammes weſentlich beitrug. Ein von Herrn Hudlik aus München eingelangtes Begrüßungstelegramm, das im Laufe der Feſt - tafel vorgeleſen wurde, fand lebhaften Be[i]fall.

(Requiem für Cardinal Fürſtenberg.)

Heute am Todestage des verblichenen Cardinal - Fürſterzbiſchofs Landgraf Fürſtenberg fand für denſelben in der Metropolitankirche ein feier - licher Trauergottesdienſt ſtatt, welchen der hochw. Fürſterzbiſchof Dr. Kohn celebrirte.

(Generalviſitationsreiſe.)

Am nächſten Freitag tritt der hochw. Fürſterzbiſchof Dr. Kohn in Begleitung des hochwürdigen Domprälaten Dr. Klug als Viſttations-Commiſſär die Ge - neralviſitationsreiſe im Hultſchiner Dekanate an, welche bis zum 9. September dauern wird.

(Militäriſche Perſonalnachrichten.)

Der dem Landwehr-Commando in Krakau zugetheilte FML. Octavius v. Navarini und der Land - wehr-Brigadier Generalmajor Anton Gartner von Romansbrück treffen heute Nachmittags 2 Uhr von Krakau hier ein.

(Perſonales.)

Herr kaiſerl. Rath Carl Graeſer iſt von ſeiner Erholungsreiſe in Bayern geſtern zurückgekehrt. Herr Stadt - ſecretär Heeg iſt von ſeinem Urlaube zurück - gekehrt.

(Von der k. k. Landwehr.)

Morgen Dienſtag findet auf der Militär-Schießſtätte zu Liliendorf in Gegenwatt des FML. v. Navarini und des Brigadiers Generalmajors Gartner v. Romansbrück ein feldmäßiges Schießen des 13. Landwehr-Infanterie-Regiments ſtatt. Am 24. d. M. marſchirt das genannte Regiment in das Sommercantonnement nach Bärn, Bautſch ꝛc. ab, wohin ſich auch FML. von Navarini und Brigadier Generalmajor Gartner v. Romansbrück begeben.

(Erzherzog Albrecht-Schießen.)

Das am vergangenen Sonntag begonnene, von der hieſ. k. k. priv. Scharfſchützengeſellſchaft veranſtaltete Erzherzog Albrecht-Schießen wurde geſtern Nach - mittags beendet. Es errangen nachſtehende Herren Schützen Preiſe: Auf der Standſcheibe 200 Schritte: 1. Herr Joſef Kopetz Theiler, 2. Hr. F. Saneternik in Littau 15¼ Thl., 3. Hr. Max Spauſta 19 Thl., 4. Hr. L. Winkler jun. 47 Thl., 5. Carl Novotny 50 Thl., 6. Adolf Kubicki 63¼ Thl., 7. Roman Kloß 69 Thl., 8. Anton Hladny 72¼ Thl. (Ab - gegeben wurden 4400 Schuß.) Kreisprämien errangen nachſtehende Herren Schützen: 1. Hr. F. Saneternik in Littau 26 Kreiſe, 2. Hr. Carl Novotny 25 Kreiſe, 3. Hr. Wilhelm Mika 24 Kreiſe, 4. Hr. Oberforſtmeiſter Jackl 23 Kreiſe, 5. Hr. Alex. Schwach 21 Kreiſe, 6. Hr. Adolf Kubicki 21 Kreiſe. Es wurden an Tiefſchüſſen 248 Vierer, 53 Fünfer, und 35 Sechſer erzielt.

(Die Ausmuſterung.)

Der 18. Auguſt, der Kaiſertag, iſt der Tag des Glückes, welcher den Zöglingen der Militärbildungsanſtalten die erſehnte Ausmuſterung bringt. Es wurden vorgeſtern aus der Thereſianiſchen Militäracade - mie zu Wiener-Neuſtadt 140 Zöglinge, und zwar 138 als Lieutenants und 2 als Cadet-Officiers - Stellvertreter ausgemuſtert. Hievon entfallen 84 Lieutenants auf die Infanterie. Zur Jäger - truppe kommen 20 Zöglinge und zur Ca - vallerie 34 als Lieutenants, darunter Emanuel Prinz v. Orleans. Aus der techniſchen Militär-Academie gehen 45 Lieutenants der Artillerie (darunter Prinz Mohamed Djellal-Bey) 26 Lieutenants und 2 Cadet - Officicrs-Stellvertreter der Pionniertruppe, 105Lieutenants des Eiſenbahn - und Telegraphen-Re - giments hervor. Aus den Cadetten-Schu - len werden die meiſten Zöglinge als Cadet-Offi - ciers-Stellvertreter ausgemuſtert; als Cadetten gehen nur 11 Zöglinge aus den Infanterie - Cadettenſchulen, 3 aus der Cavallerie-Cadetten - ſchule, 2 aus der Pionnier-Cadettenſchule hervor. Die Wiener Infanterie-Cadettenſchule und die Artillerie-Cadettenſchule muſtert heuer nur Cadet - Officiers Stellvertreter aus, erſtere die meiſten zu galiziſchen Infanterie-Regimentern. Ernannt wurden u. A. zu Lieutenanten aus der thereſianiſchen Militär-Academie: Arthur Zoglauer von Waldborn, beim Drag-Regte. Nr. 2, Theodor Primaveſi, beim Uhlanen Regte. Nr. 3, Adolf Brudniok, beim Uhlanen-Regte. Nr. 4; aus der techniſchen Militär-Abtheilung (Artillerie-Abtheilung): Leo Schuderla, beim Div. -Art.-Regte. Nr. 2; Ernannt wurden zum Cadet-Officiersſtell - vertreter: der Zögling des 3. Jahrganges der thereſianiſchen Militär-Academie Erich Graf Belrupt-Tyſſac, beim Drag. Regte. Nr. 12, ferner in der Infanterie: die Zöglinge: Leo Fitſche, der Infant[e]rie-Cadettenſchule in Prag, beim Inft. -Regte. Nr. 54, Victor Chmel, der Infanterie-Cad[e]ttenſchule in Wien, beim Inf. - Regte. Nr. 100, Edgar Mucha, der Infanterie - Cadettenſchule in Trieſt, beim Inf. -Rgte. Nr. 54, Alois Pauli, der Infanterie-Cadettenſchule in Innsbruck, beim Inft. -Regte Nr. 93, Maximilian Neumeyer, der Infanterie-Cadettenſchule in Prag, beim Inft. -Regte. Nr. 100, Duško Ko - vačević, der Infanterie-Cadett[e]nſchule in Trieſt, beim Inft. -Regte. Nr 93; in der Cavallerie: Alexander Salamon, beim Drag. -Regte. Nr. 2; in der Artilleie: Victor Chriſt, beim Corps-Art. -Regte. Nr. 1.

(Zum Abverkaufe der Feſtungsgründe)

Heute findet im Stadtver[o]rdneten-Collegium die erſte Leſung jener Vorlagen ſtatt, welche ſich auf den Ankauf der Feſtungsgründe durch die Stadt Olmütz beziehen. In der morgigen Sitzung des Stadtverordneten-Collegium wird ſodann die zweite Leſung dieſer Vorlagen ſtattfinden.

(Aus dem Stadtverordneten-Collegium.)

Die Tagesordnung der heutigen Sitzung des Stadtverordneten-Collegiums iſt folgende: Bericht des Stadterweiterungs-Comité’s über die Vor - lage, betreffend den Ankauf der Feſtungsgründe. Gemeinderäthlicher Antrag auf Erwirkung einer Pflaſtermauth für die Stadt Olmütz. Bericht der 2. Section über die Geſuche um Ver - leihung eines Dr. Johann Koppel’ſchen Juriſten - Stipendiums. (2. Leſung. ) Bericht und Koſten - anſchlag über die Anlegung einer Schleppbahn zur Abfuhr der Ziegel für das Landeskrankenhaus aus dem Induſtriewerke zu Gießhübl nach dem Tafelberg. Geſuch des hochwürdigen Pfarr -[a]mtes zu Paſſek um einen Beitrag für eine neue Orgel. Geſuch des Aushilfsdieners Joſef Papert um Verleihung eines Theiles des früherals Kutſcher bezogenen Brennholzes. Geſuch der k. k. priv. bürgl. Schützengeſellſchaft um einen ſtädt. Beitrag zur Erhaltung der Ausſtellungs Anlagen. Bericht der 3. Section über ein Geſuch um das Heimat - und Bürgerrecht. (2 Leſung. ) Bericht der 3. Section, über das - ſelbe Anſuchen. (2. Leſung. ) Bericht der 1. Sec - tion über die Wahl des Canaliſations-Syſtems. Bericht der 3. Section über das Geſuch des ſtädt. Sicherheitswachmannes Adam Wieczorkowski um Zuerkennung der 2. Alterszulage.

(Zehnjähriges Gründungsfeſt der freiw. Turner-Feuerwehr der Marktgemeinde Neu - gaſſe.)

Die freiw. Turner-Feuerwehr der Markt - gemeinde Neugaſſe beging geſtern und vorgeſtern das Feſt ihrer vor zehn Jahren erfolgten Grün - dung unter der Theilnahme einer großen Anzahl von Gäſten, welche ſowie die Gemeindeanſaſſen dem Jubelvereine ihre größten Sympathieen ent - gegenbrachten. Der Markt hatte aus dem erwähn - ten Anlaſſe ein Feſtkleid angelegt, zahlreiche Ge - bäude waren beflaggt und an beiden Enden des Marktes waren Triumphpforten errichtet worden. Samſtag Abends fand unter Vorantritt der Czerny’ſchen Muſikcapelle ein feierlicher Umzug der Feuerwehr, welche ihren Weg vom Beamten - viertel aus nahm, durch die Gemeinde ſtatt, deren Bewohner ihre Fenſter beleuchtet hatten. Leider beeinträchtigte ein heftiger, plötzlich eingetretener Regen die volle Entfaltung des Zuges. Um 9 Uhr begann in den Steiner’ſchen Reſtaurationslocalitäten der Feſtcommers, zu welchem zahlreiche Mitglieder der Olmützer freiw. Feuerwehr mit ihrem Ob - mann Herrn Anton Joſef Heilich an der Spitze erſchienen. Ferner waren vertreten: die Bundesgruppe Neugaſſe des deutſchen Nordmäh - rerbundes (corporativ), der Geſangsverein von Neu - und Greinergaſſe (corporativ) und Mitglieder des 7. Feu[e]rwehrbezirksverbandes. Von der Ge - meindevertretung waren erſchienen: die Herren Heinrich Steiner, Oberlehrer L. Schwammel und Herr Joſef Maleſch. Nach Begrüßung der Feſttheilnehmer durch den Commandanten der Feuerwehr von Markt Neugaſſe Herrn Max Steiner wurden die eingelangten Begrüßungs - ſchreiben durch den Vereinsſchriftführer Herrn Carl Bergel zur Verleſung gebracht. Denn er - ſten Toaſt brachte Herr Commandant Max Steiner auf Se. Majeſtät den Kaiſer, den erha - benen Schirmherrn der öſterreichiſchen Feuerweh - ren aus. In das am Schluße des Trink - ſpruches ausgebrachte Hoch ſtimmten die Anweſenden, welche ſich von den Sitzen erhoben hatten, dreimal begeiſtert ein, während die Muſikcapelle die Volkshymne anſtimmte. Ein weiterer Trinkſpruch des Herrn Steiner galt der guten Kameradſchaft unter den Feuerwehren und dem Central - und Bezirksverband. Herr Feuer - wehr-Hauptmann Anton Joſef Heilich, welcher als Vertreter des Centralverbandes erſchienen war, beglückwünſchte die Turner-Feuerwehr von Neu - gaſſe zu ihrem Jubiläum und brachte ein Hoch auf dauernde Kameradſchaſt aus. Herr Gemeinde - rath Heinrich Steiner betonte in ſeinem Trinkſpruche die Wohlthat der gemeinnützigen In - ſtitution der Feuerwehren und ſchloß mit einem Hoch auf die Allerhöchſte Dynaſtie, in welches die Verſammelten begeiſtert einſtimmten. Herr Auguſt Sopper (Olmütz) gedachte in herz - lichen Worten des leider zu früh dahinge - ſchiedenen erſten Commandanten der Feuerwehr von Neugaſſe, Herrn Carl Steiner. Herr Oberlehrer Schwammel als Obmann des Geſangvereines von Neu - und Greinergaſſe toaſtirte ſodann auf den Jubelverein, während Herr Riedl (Olmütz) auf den Geſangsverein ein Hoch ausbrachte. Der Geſangsverein von Neu - und Greinergaſſe brachte mehrere Chöre in trefflichſter Weiſe zum Vortrage und erntete ſowie die Czerny’ſche Muſikcapelle für ihre hüb - ſchen Vorträge reichſten Beifall. Der Commers verlief in ſehr animirter Stimmung und endete in vorgerückter Stund[e]. Der geſtrige Feſttag wurde Morgens mit einer, von der Czerny’ſchen Muſikcapelle veranſtalteten muſikaliſchen Tag - reveille eingeleitet. Hierauf fand der Empfang der Feſtgäſte und um 10 Uhr Vormittags in der Pfarrkirche ein Feſtgottesdienſt ſtatt, wel - chen der hochw. Pfarrer von Neugaſſe, Herr P. Heger, celebrirte, der auch die Feſtpre - digt hielt. Nach dem Gottesdienſte fand in Gegenwart der Gemeindevertretung und ihres Vorſtandes Herrn v. Dworžak, des Obmannes des 7. Feuerwehr-Bezirksverbandes Herrn Anton Joſef Heilichu. der erſchienenen Gäſte die feier - liche Auszeichnung jener Mitglieder der Turner-Feuerwehr ſtatt, welche derſelben durch 10 Jahre ihre Dienſte weihten. Die Auszeichnung beſtand aus Aermel-Goldſtreifen und wurde dieſelbe folgenden Herren verliehen: Commandant Max Steiner, Commandant - Stellvertreter Stefan Zankl, Zugscomman - dant Franz Rauer, Zugscommandant Stolz, Rottenführer K. Schindler und die Feuer - wehrmänner A. Schindler, F Czepička, S. Steiner und Alois Jahn. Nach dem im Steiner’ſchen Reſtaurationsgarten ſtattgefundenen Frühſchoppen fand um 11 Uhr Vormittags am Uebungsplatze im Gemeindehauſe eine Schulübung der Feuerwehr von Markt Neugaſſe unter dem Commando des Herrn Max Steiner ſtatt, welche in präciſer Weiſe verlief und von der trefflichen Ausbildung der Jubelfeuerwehr glän - zendes Zeugniß ablegte. Nachmittags 2 Uhr wurde in den Gemeinden Neu - und Greinergaſſe ein Feſtzug veranſtaltet Den Zug eröffnete die Czerny’ſchen Muſikcapelle, worauf die Nord - mährerbundesgruppe Neugaſſe, der Geſangverein von Neu - und Greinergaſſe, die auswärtigen Feuer - wehrvereine und der Jubelverein folgten. Nach der von dem Jubelvereine ausgeführten Schauübung, welche in beſter Weiſe ſtattfand, begann auf dem an den Steiner’ſchen Reſtaurationsgarten anſtoßenden großen Platze das Wieſenfeſt, das wohl

Der große Bankdiebſtahl. Nach Mittheilungen des Chefs der New-Yorker Geheimpolizei.

(67. Fortſetzung.)

Während ſie dies alles in ihrem Innern erwog, führte ſie äußerlich die Unterhaltung mit Grady weiter fort, beſprach mit ihm die Zukunft und ging auf alle ſeine Pläne ein, ſo daß er ſich bald in der roſigſten Stimmung befand.

Wann ſollte ſie mit der Ausführung ihres Vorhabens beginnen? Die Uhr auf dem Kamin - ſims tickte laut. Es fehlten noch ſieben Minuten bis elf. Sie wollte auf den Stundenſchlag war - ten. Nun der Gedanke zur Wirklichkeit werden ſollte, erbebte ſie doch innerlich. Bleich lehnte ſie in den Stuhl zurück die Stunde war da. Sie athmete tief auf und warf einen Blick auf Grady.

Was fehlt Dir, Liebchen? fragte er mit ſüßlichem Ton, Du biſt ja ſo blaß.

Mich friert, entgegnete ſie und zog den Shawl feſter um ſich, haſt Du keinen Wein?

Freilich, rief er vergnügt, eine Flaſche Xeres ſteht im Schrank; das kommt nichtalle Tage vor, ich bin ſonſt kein Freund von dergleichen, aber heute wollen wir einander zu - trinken.

Er holte die Flaſche und da er keinen Korkzieher fand, verſuchte er den Pfropfen mit dem Taſchenmeſſer herauszuziehen. Dieſer Auf - enthalt war ihr peinlich; er verlängert ſein Leben, dachte ſie. Dann überlief es ſie plötzlich heiß: Wenn ſie unterbrochen wurden, wenn eine Störung eintrat, war alles verloren. War er morgen noch am Leben und ſie hielt ihre Ver - abredung nicht, ihn auf dem Landungsplatz des Dampfers zu treffen, ſo kam es zu offenem Krieg zwiſchen ihnen und er verkündete aller Welt, was das Dunkel der Nacht für immer begraben ſollte!

Gib mir das Meſſer, ſagte ſie ungeduldig und aufgeregt, ich weiß, wie man’s macht.

Das Meſſer bei der Klinge faſſend, ſchlug ſie mit dem Heft auf den Hals der Flaſche, bis beim dritten Schlag der obere Theil mit dem Kork abſprang und einige Tropfen der Flüſſig - keit auf den Boden ſpritzten. Sie ſah ſich nach einem Weinglas um.

Ich beſitze nichts der Art, ſagte Grady. Laß gut ſein wir trinken aus der Flaſche.

Bewahre, das geht nicht an, irgend ein Trinkgefäß müſſen wir haben.

Soll ich drüben aus der Schenke zwei Gläſer entlehnen? Ich bin im Augenblick wieder zurück.

Sie hatte nicht übel Luft einzuwilligen, aber die Gefahr war zu groß. Haſt Du denn auch kein Waſſerglas? fragte ſie be - klommen.

Grady ſtöberte im Nebenzimmer umher und brachte endlich ein unſauberes Glas mit zerbrochenem Rande zum Vorſchein. Es ließ ſich brauchen wenn nur ein zweites da wäre!

Wir können nach einander trinken, ſchlug Grady vor und goß den Wein ins Glas. Der Zufall ſchien ihren Anſchlag zu vereiteln! Wie konnte ſie den Inhalt des Fläſchchens in das Glas ſchütten, während er ihr zuſah? Plötzlich fiel ihr ein alter Zinnbecher ins Auge der auf einem Brett neben dem Waſſerbehälter ſtand. Die Schwierigkeit war gelöſt!

Während ſie das Glas in einer Hand hielt, entkorkte ſie mit der andern das Fläſch - chen in ihrer Taſche. Sie ſetzte den Wein an die Lippen und trank ihn aus. Das Glas nieder - ſtellend rief ſie: Sieh, da drüben ſteht ja ein Becher!

Richtig, ſagte Grady und ſtand auf, den hatte ich vergeſſen; eine Frau hat wirklich die Augen überall.

(Fortſetzung folgt.)

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von 1500 Perſonen beſucht war und dem Pub - licum zahlreiche Beluſtigungen bot. Während des Feſtes concertirte die Czerny’ſche Muſikcapelle, welche auch zum Tanze, dem trotz des holprigen Tanzparquetts fleißig gehuldigt wurde, fleißig auf - ſpielte. Vielen Spaß bot das Erſteigen eines mit diverſen Preiſen verſehenen Kletterbaum[e]s, ein Ringelſpiel, ein Kraftmeſſer etc. An dem Feſte, das vom ſchönſten Wetter begünſtigt war, bethei - ligten ſich u A die freiw. Feuerwehren von: N[i]m - lau, Olmütz, Powel-Neuſtift, Nebotein, Proßnitz, Paulowitz, Weska, Auje〈…〉〈…〉 d, M. Neuſtadt, Hombok etc. Den Schluß des Feſtes bildete ein ſehr animirtes Tanzkränzchen im Saale des Gaſthofes zum ſchwarzen Bären , wobei bis in die Morgen - ſtunde fleißig getanzt wurde. Wir beglückwünſchen die freiw. Feuerwehr in Markt Neugaſſe zu dem ſchönen Erfolge ihres in allen Theilen wohlge - lungenen Jubelfeſtes, welches wohl allen Theil - nehmern noch lange in Erinnerung bleiben wird.

(Arbeiterfeſt.)

Geſtern Nachmittags fand in Marienthal das von der Fabriksgeſell - ſchaft Moravia ihren Arbeitern gew[i]dmete Ar - beiterfeſt unter ganz außerordentlicher Theilnahme ſtatt. Wir werden über den Verlauf dieſes ſehr gelungenen Feſtes noch berichten.

(Cirkus Wollner.)

Mit dem Baue des großen Gebäudes für den Circus Wollner, wel - cher hier am 1. September ſeine Vorſtellungen eröffnen wird und dem ein vorzüglicher Ruf vorangeht, wurde auf dem Circusplatze vor dem ehemaligen Mitterthore bereits begonnen. Das Circusgebäude wird einen großen Umfang haben und für 3000 Perſonen Platz bieten.

(Zum Anfalle in der Ledergalle.)

Wir berichteten in unſerer Samſtag-Nummer über den Unfall eines 12jährigen Knaben, der vom zweiten Stockwerke des Hauſes Nr. 4 der Ledergaſſe am letzten Freitag herabſtürzte und in die Landes - krankenanſtalt gebracht wurde. Wie die in der Landesanſtalt vorgenommene Unterſuchung des verunglückten Knaben herausſtellte, hatte der - ſelbe glücklicherweiſe trotz der großen Höhe, von welcher herab der Sturz erfolgte, nur leichte Ver - letzungen erlitten und wird derſelbe bald aus der Landesanſtalt geheilt entlaſſen werden können.

(Verletzung.)

Letzten Samſtag Abend iſt ein bei einem hieſigen Sattlermeiſter ſeit Kurzem in der Lehre ſtehender Lehrling verunglückt, indem ihm in Folge eigener Unvorſichtigkeit eine ſchwere Lederpreſſe auf die Füße fiel und der Knabe hiedurch einen Bruch des linken Oberſchenkels erlitt. Der Verletzte wurde dem hieſ. Krankenhauſe zur Heilung übergeben.

(Neue Waſſerſtraßen.)

Im September v. J. fanden Verhandlungen zwiſchen dem damali - gen Miniſter des Handels Marquis von Bacque - hem und einem franzöſiſchen Conſortium betreffend den Bau des Donau-Oder-Canals ſtatt, für welchen der Koſtenaufwand von 72 Millionen Gulden präliminirt war, und der als Fortſetzung der regulirten Donau gegenüber Nußdorf geplant von Wien bis Oderberg gehen ſollte. Durch den Cäbinetswechſel kam die Sache ins Stocken. Nunmehr tritt die Frage, wie die N. F. Preſſe meldet, wieder in ein actuelles Stadium. Es ſollen nämlich in den nächſten Tagen Verhand - lungen zwiſchen dem Handelsminiſter und dem franzöſiſchen Conſortium ſtattfinden, aber es heißt, daß Graf Wurmbrand mit neuen Vor - ſchlägen hervortreten wird. Er tritt dafür ein, daß ſtatt des Donau-Oder-Canals ein großes nach Oſten und Weſten reichendes Netz von Waſſerſtraßen gebaut werde. Es ſoll ein Canal von Wien nach Prerau und Karwin, ein Zweig von Prerau nach Prag und ein Flügel von Teſchen nach Galizien errichtet werden. Ueber die Höhe des Koſtenaufwandes, über die Heran - ziehung der Mittel des Staates zu dieſem großen Projecte und darüber, wie ſich der Finanzmini - ſter zu dieſem Projecte verhalten werde, iſt noch nichts bekannt.

(Aus dem Oſtrauer Kohlenrevier.)

Die Karwiner Cataſtrophe hatte bekanntlich die Ein - ſtellung des Betriebes auf den Schächten des Grafen Lariſch zur Folge. Da nun der Bedarf nach Oſtrauer Steinkohle nicht abgenommen hat, mußten zur Deckung des Ausfalles alle übrigen Werke des Oſtrauer Beckens ihre Production entſprechend erhöhen. Die Werke haben auch die in den Schächten des Grafen Lariſch bedienſteten Arbeiter, ſoweit ſich dieſelben gemeldet haben, aufgenommen, ſo daß dieſe Arbeiter, trotz derSchließung der Schächte, auf denen ſie beſchäftigt waren, ausreichenden Verdienſt finden und die Kohlenprodnction in Oſtrau keinen Abbruch er - leidet. Man nimmt an, daß die Werke des Grafen Lariſch noch mindeſtens ein halbes Jahr geſchloſſen bleiben werden. Hiedurch würde, da auf dieſen Schächten monatlich etwa 500,000 Meter-Centner Kohle erzeugt werden, ein Pro - ductions-Ausfall von drei Millionen Meter - Centnern entſtehen, welcher jedoch von allen übri - gen Werken vollſtändig wettgemacht werden wird. Die geſammte Kohlenproduction des Oſtrauer Beckens beträgt im Jahre etwa 45 Millionen Meter-Centner und wird heuer keinerlei Ein - ſchränkung erfahren.

(Gewerbliches.)

Die Wiener Schloſſer - Genoſſe[n]ſchaft hat im Vereine mit mehreren Genoſſenſchaften aus anderen Kronländern eine Petition an das k. k. Miniſterium des Innern um Abhilfe gegen die Uebergriffe mancher Kauf - leute, Trödler ꝛc. gerichtet, welche, ohne hiezu einen Gewerbeſchein zu beſitzen, verſchiedene in den Berechtigungs-Umfang des handwerksmäßigen Schloſſergewerbes fallende Arbeiten verrichten. Das Miniſterium hat entſchieden, daß es neuer Beſtimmungen nicht bedürfe, da die zu Recht beſtehenden bezüglichen Verordnungen völlig ge - eignet ſeien, dem beklagten Unfuge zu ſteuern. Die betreffenden behördlichen Organe erhielten bereits einſchlägige Weiſungen, damit die in Rede ſtehenden geſetzlichen Beſtimmungen in vollem Umfange befolgt werden.

Vom Tage.

(Ertappter Heiratsſchwindler.)

Das Grazer Tagblatt meldet unterm 18. d.: In den letzten Tagen des vorigen Monats wurden die hieſigen Geſellſchaftskreiſe durch eine Ver - mählungsanzeige überraſcht, mit welcher Joſefine v. Mihanovics, geborne Baronin Maſchek v. Maaßburg, k. u. k. Oberſtlieutenantswitwe, ſich beehrte, die Vermählung ihres Sohnes Guſtav v. Mihanovics mit dem Fräulein Helene L., der Tochter der Witwe eines höheren Militärs, ge - ziemend anzuzeigen . Die Vermählung ſollte heute den 18., Vormittags in der Herz Jeſu-Kirche ſtattfinden. Die elegante Vermählungskarte, die mit dem Monogramme der Verlobten in Relief - druck geziert war, trug auf der Gegenſeite die Anzeige der Mutter der Braut, daß ſich ihre Tochter Helene am beſagten Tage mit dem bos - niſch-herzegowiniſchen Staatsingenieur Guſtav v. Mihanovics vermählen werde. Guſtav v. Miha - novics war vor ungefähr vier Wochen nach Graz gekommen und hatte nach kurzer Bekanntſchaft um die Hand der Dame angehalten. Der junge Mann wohnte und trug ſich äußerſt elegant und ſpiegelte ſeiner Braut vor, er bekleide eine be - deutende Stellung bei einem Bahnbaue in Bosnien. Mit allem Eifer wurde zur Hochzeit gerüſtet. Zunächſt aber machte der Bräutigam ſeine Beſuche bei den hervorragendſten Perſönlich - keiten der Stadt, u. A. bei dem Polizeidirector Regierungsrath Hölzl, den er auf alle Fälle zur Hochzeit geladen wiſſen wollte. Mihanovics hatte jedoch den Polizeidirector nicht zu Hauſe ge - troffen. Dadurch fühlte ſich der Polizeidirector veranlaßt, den Beſuch des Herrn Guſtav v. Miha - novics zu erwidern und ließ zu dieſem Behufe, da der Herr vergeſſen hatte, ſeine Wohnung an - zugeben, im Meldungsbuche der Polizeidirection nach der Adreſſe des Herrn v. Mihanovics Nachſchau halten. Da ſtellte es ſich heraus, daß Herr Guſtav Mihanovics gar nicht polizeilich gemeldet, ſon - dern unter dem Namen Adolf Müller, Ingenieur aus Wien, eingetragen ſei. Dieſer auffällige Um - ſtand genügte, um ſofort weitere Recherchen zu pflegen, welche alsbald eine M[e]nge gravirender Momente zutage förderten. Mittwoch Abends er - wartete das Brautpaar, die Mutter und die Geſchwiſter der Braut auf dem Bahnhofe einen langjährigen Freund der Familie L., den Oberſt - lientenant S. aus B., der zur Hochzeit nach Graz kam. Kurz vor Eintreffen des Zuges klopfte ein Unbekannter dem Bräutigam leiſe auf die Schulter und flüſterte die Worte: Bitte auf einen Augenblick! und machte die Handbewegung, ihm zu folgen. Der Bräutigam verſchwand mit dem Fremden im Warteſalon. Der Familienfreund kam, aber der Bräutigam war verſchwunden und der Braut und ihren Angehörigen wurde ſchließ - lich die furchtbare Mittheilung zutheil, daßMihanovics verhaftet worden ſei. Es ſcheint, daß man es hier mit einem äußerſt raffinirten Gau - ner zu thun habe. Alle Angaben und Anmeldun - gen ſeinerſeits ſind erdichtet. Auch ſteht er drin - gend im Verdachte, den großen Einbruchsdiebſtahl in der Stempfergaſſe verübt zu haben.

(Schneefälle.)

Aus Lemberg wird vom 17. d. gemeldet: In Zakopane und im ganzen Tatragebiete hat es geſtern ausgiebig geſchneit. Sämmtliche Berge ſind mit Schnee bedeckt.

(Drohbriefe.)

In einem Poſtbriefkaſten zu Pilſen wurde am 18. d. M. ein Zettel vor - gefunden, auf dem in tſchechiſcher Sprache die Drohungen niedergeſchrieben waren, daß am nächſten Montag oder Dienſtag, den 20. oder 21. d. Mts. die große Bierhalle der Pilſener Actienbrauerei in die Luft geſprengt werden würde.

(Die Erbin eines unermeßlichen Ver - mögens,)

Miß Helene Carol aus Boſton hält ſich gegenwärtig zum Beſuche der Feſtſpiele in Bayreuth auf. Miß Carol, die erſt neunzehn Jahre zählt, iſt die Tochter des kaliforniſchen Eiſenbahnkönigs Mr. Carol, der mehr Millionen Dollars beſitzen ſoll, als der Frankfurter Roth - ſchild Millionen Mark. Miß Helene hat ſich auf ihrer Reiſe nach Bayreuth von einigen Freun[d]innen begleiten laſſen, die einem amerikaniſchen Millionä - rinnenpenſionat angehörten, in dem ſie ſelbſt ihre Erziehung genoſſen hat. Die Koſten des Unterhaltes ihrer Freundinnen beſtreitet ſie aus eigenen Mitteln, und daß dieſe Koſten nicht gering ſind, erhellt aus der Thatſache, daß Miß Carol für jede Vorſtellung im Feſtſpielhauſe um 600 Mk. Billets kauft. Aber dieſer Poſten zählt zu den geringfügigſten im Reiſebudget der trans - atlantiſchen Muſikfreundin. Da ſich in der kleinen Mainſtadt ſelbſt kein ganz geeigneter Wohnſitz für die höheren Anſprüche der höheren Töchter Amerikas fand, hat Miß Carol das eine Stunde von Bayreuth entfernte Schloß Fantaiſie für wöchentlich tauſend Mark auf die Dauer von ſechs Wochen gepachtet. Dieſes romantiſch gelegene Schloß zählt unter den mannigfachſt[e]n Einrich - tungen für den Comfort etwa ſechzig möblirte Zimmer. In dem Muſikzimmer befindet ſich ein Flügel, den Miß Carol eigens aus Amerika mitgebracht hat und der zu den koſtbarſten ge - hört, die je gebaut worden ſind. Aus Berlin hat die junge Amerikanerin für ſich und ihre Freundinnen eine Anzahl Equipagen mit den nöthigen Kutſchern kommen laſſen und ein Reit - inſtitut in der Nürnbergerſtraße wurde beauf - tragt, einige Reitpferde in Begleitung tüchtiger Reitknechte nach Schloß Fantaiſie zu ſchicken. Die ſechswöchigen Pacht - und Erhaltungskoſten des Pferde - und Wagenmaterials und ſeiner Be - dienung ſollen etwa 20.000 Mk. betragen. Die Geſpanne dienen auch dazu, den Amerikane - rinnen die auf Schloß Fantaiſie von dem ei[g]enen Küchenperſonal bereiteten Speiſen nach dem Feſtſpielhauſe zu überbringen, wo ſie in den Zwiſchenpauſen ſervirt werden. Man ſchätzt den Betrag, der Miß Carol für ihre täglichen Bedürfniſſe zur Verfügung ſteht, auf rund 10,000 Mk.

(Heiratsluſt.)

Trotz der ſchlechten Zeiten iſt in England die Zahl der Heiraten geſtiegen. Im erſten Quartal dieſes Jahres wagten nicht weniger als 93,366 Perſonen den Sprung in’s Dunkle.

(Eine hübſche Anekdote)

erzählt die Por - trätmalerin Mme. Louiſa Starr-Canziani. Als ich noch ein junges Mädcheu war, erzählt die Künſtlerin, und ich gerade daran gehen wollte, die Schmuckkäſtchenſcene aus Shakeſpeare’s Kauf - mann von Venedig zu malen, da fehlte mir ein Modell zum Baſſanio. Ein Königreich für einen feſchen Baſſanio! Aber woher ihn nehmen. Halt, das ging ja leicht. Rowney, der bekannte Kunſtmaterialienhändler, hatte ja ſtets eine Li[ſ]te freier Modelle, bei ihm mußte ich finden, w[a]s ich ſuchte. Ich trat in den Laden ein. Zwei ſehr lange, ſehr dünne, ſehr eckige, ſehr reſpectable ältliche Damen ſtanden darin und feilſchten um Farben und Pinſel. Ich, ein kleiner Kerl, im Müſſelinkleidchen und einen kecken Strohhut auf dem Kopfe, trat zu Mr. Rowney, hin und ſagte: Ich bitte, hätten Sie nicht einen hübſchen, jun[g]en Mann für mich, ſo zwiſchen die dreißig und fünfunddreißig. Ich brauche ihn nothwendig. Sprachlos ſtarrten die beiden Damen mich an, der Hand der einen entfiel der Pinſel, der Hand der anderen eine Farbentube, ſo entſetzt waren7ſie. Wie ſtieg aber ihre moraliſche Entrüſtung, als Miſter Rowney mir ſagte: Gewiß, in zwei Stunden können Sie ihn haben, aber Vormittags das ſage ich Ihnen gleich, iſt er ſchon ander - weitig vergeben. Mit einem Entſetzlich legten ſie alle Sachen, die ſie kaufen wollten, hin und Komm ſagte die eine, worauf Beide, uns mit Blicken tiefſter Verachtung meſſend, den Laden verließen. Wir Rowney und ich waren Anfangs ein Bischen verdutzt, dann aber nun dann brachen wir in ein ſchallendes Gelächter aus.

( Ich bin Caſerio! )

Aus Karanſebes meldet man: In dem nahen Curorte Rußkberg, woſelbſt ſich die Werke des Kronſtädter Bergbau - und Hüttenbauvereines befinden, ſpielte ſich vor einigen Tagen ein blutiger Fall ab. Frau Sida Angliſerin, eine rumäniſche Bojarin, kam aus Herkulesbad zur Nachcur nach Rußkberg und einige Stunden ſpäter traf ein junger Mann von verwahrloſtem Aeußern ebendaſelbſt ein, welcher den Weg von Karanſebes bis in den Bergort zu Fuß zurückgelegt hatte. Der - ſelbe hatte die Frau in dem Eiſenbahnzuge an - geſprochen und war ihr ſodann, da ſie ſeine wahnwitzigen Anträge zurückwies, bis nach Rußkberg gefolgt. Hier lauerte er, bis ſie ihr Zimmer verließ und ſchloß ſich ihr zum Spazier - gange an. Am Abend fand man die Frau todt am nähen Waldesſaume. Das Meſſer, welches ihr Herz durchbohrt hatte, ſteckte noch im Körper. Im Laufe der Nacht wurde der Unbekannte von Gendarmen aufgegriffen, doch verweigerte derſelbe über ſeine Perſon jede Auskunft und rief immer - fort: Nennet mich Caſerio; ich habe es ja auch ſo gemacht! Er ſpricht rumäniſch und etwas deutſch. Er wurde gefeſſelt und dem Karanſebeſer Gerichte eingeliefert.

(Ein moderner Pranger.)

In Barr im Elſaß wohnt ein Photograph, der, wie die K. B. bezeugt, nicht mit ſich ſpaßen läßt. Er hat im Schaufenſter die Bilder der hartgeſottenen Schuldner mit den Köpfen nach unten aufgehängt und einen Zettel daran geklebt mit der Auf - ſchrift: Nicht bezahlt. Nur Zahlungen bis auf den letzten Heller kann die armen Sünder aus ihrer peinlichen Lage befreien.

Telegramme des Währiſchen Tagblattes .

(Vom Correſpondenz-Bureau.)

Die öſterreichiſch-unga - riſchen Vereine, namentlich der Verein der Oeſterreicher , der Berliner Ungarverein und der Verein böhmiſcher Slaven vereinigten ſich geſtern Abends, um unter dem Vorſitze des öſterr. -ungar. Botſchafters v. Szoegyenyi den Ge - burtstag Sr. Majeſtät des Kaiſers Franz Joſef bei einem Feſtbankette zu feiern, welches in ſeinem Verlaufe zu einem erhebenden monarchiſch-patrio - tiſchen Feſte ſich geſtaltete. Um Uhr erſchien der Botſchafter mit den Mi[t]gliedern der Bot - ſchaft. Bald nach dem Beginne des Feſtes brachte der Botſchafter in warm empfundenen Worten einen Toaſt auf Se. Majeſtät den deutſchen Kaiſer aus, worauf der Vorſitzende des Vereins der Oeſterreicher Ingenieur Watzlawik auf Se. Majeſtät den Kaiſer Franz Joſef einen Toaſt ausbrachte. Beide Trinkſprüche, nach welchen die preußiſche, beziehungsweiſe öſterreichiſche Hymne geſpielt wurde, wurden mit Begeiſterung aufge - nommen. Der Vorſitzende des Ungarvereins Horvath brachte ſodann einen Toaſt auf Ihre Majeſtät die Kaiſerin Eliſabeth aus.

Aus Anlaß des Geburts - tages Sr. Majeſtät des Kaiſers Franz Joſef fand in der katholiſchen Kirche ein Gottesdienſt ſtatt, dem Prinz Ferdinand incognito beiwohnte. Der Hofmarſchall war in ſeiner officiellen Eigen - ſchaft bei der kirchlichen Feier zugegen. Hierauf war Empfang bei dem öſterr. -ungar. General - conſul, bei welchem der Hofmarſchall namens des Prinzen Ferdinand, die Miniſter, das diploma - tiſche Corps und die Mitglieder der öſterr. -ungar. Colonie erſchienen. Das an dieſem Tage übliche Banquet entfiel wegen der Trauer im allerh. Kaiſerhauſe.

Der geſtrige Geburts - tag Sr. Majeſtät des Kaiſers Franz Joſef I. wurde in herkömmlicher Weiſe feſtlich gefeiert. Beim öſterr. -ungar. Miniſterreſidenten fand ein großes Diner ſtatt, an dem Erbprinz Danilo,die Miniſter und die Vertreter des diplomatiſchen Corps theilnahmen.

Wie der Re - gierungsbote mittheilt, fand geſtern aus Anlaß des Kirchenfeſtes des Preobraſchenskyſchen Regi - mentes und anderer Truppentheile in Krasnoje Selo ein Dejeuner ſtatt, bei welchem der Kaiſer von Rußland einen Toaſt auf Se. Majeſtät den Kaiſer Franz Joſef ausbrachte.

Feldmarſchall Erzherzog Albrecht iſt heute Mittags von Gmunden hier angekommen und wurde am Bahnhofe von Sr. Majeſtät dem Kaiſer erwartet.

Prinz Emanuel von Orleans, deſſen Ernennung zum Lieutenant im Dragoner-Regimente Nr. 5 geſtern erfolgte, iſt heute Früh von Wiener-Neuſtadt hier ange - kommen und wurde Vormittags von Sr. Majeſtät dem Kaiſer empfangen.

Wie die Boſſiſche Zeitung meldet, iſt der ehemalige Reichstags - und Landtagsabgeordnete und Berliner Stadt - rath, Stadtälteſter Hagen, geſtorben.

Die Meldung des Standard , Rußland ſchicke Truppen nach Korea und habe betreffs Korea’s ein Specialab - kommen mit Frankreich getroffen, wird als un - richtig bezeichnet. Rußland fährt fort, im Verein mit den anderen europäiſchen Mächten für die baldige Wiederherſtellung des Friedens zu wirken. Ein Beweis dafür, daß in Rußland keine Ver - ſchärfung der koreaniſchen Frage erwartet wird, iſt auch der Umſtand, daß der Director des Aſiatiſchen Departements, Graf Kapniſt einen mehrwöchentlichen Urlaub antritt.

Das Amtsblatt ver - öffentlicht eine miniſterielle Verordnung, durch welche in Folge des Auftretens der Cholera in Beſſarabien geeignete Schutzmaßnahmen an der Grenze getroffen werden; bei Ungheni ſoll ein ſanitärer Reviſionsdienſt für Reiſende eingerichtet und die Desinfection der benützten Effecten vor - genommen werden.

Der im vorigen Jahre wegen Choleragefahr verſchobene erſte allgemeine Congreß chriſtlicher Archäologen wird morgen unter großer Betheiligung hervorragender Gelehrten aus Oeſterreich-Ungarn, Deutſchland, Italien und Belgien auf dem claſſiſchen Boden von Spalato eröffnet. Es ſind wiſſenſchaftliche Ausflüge nach Trau und Salona, der öſterreichiſchen Fundgrube römiſcher Alterthümer, geplant.

Der anläßlich der Landesausſtellung hieher einberufene Congreß der polniſchen Handelsgewerbetreibenden wurde heute Mittags im Rathhausſaale, im Beiſein mehrerer hundert Theilnehmer in feierlicher Weiſe eröffnet. Die auswärtigen Congreßmitglieder insbeſondere die aus Poſen und Weſtpreußen waren mit ihren Damen erſchienen. Auf der Galerie war die Stadtcapelle placirt. Namens der Stadt begrüßte Bürgermeiſter Mochnacki den Handelstag mit einer Anſprache, in der er darauf hinwies, daß Lemberg einſt ein blühendes Handelsemporium geweſen und daß der polniſche Handelsſtand ſich immer durch hohe Intelligenz, warmen Patrio - tismus und traditionelle polniſche Ehrlichkeit aus - gezeichnet habe.

Dem Vereine der polniſchen Kaufleute und Induſtriellen gebühre der Dank dafür, daß er die Initiative zur Veranſtalung der galiziſchen Landesausſtellung, die ſo glänzend gelungen ſei, ergriffen habe. Kammerath Baczewski hieß den Handelstag Namens des Bürgercomités und Gemeinderath Lewicky Namens des Vereines der polniſchen Kaufleute willkommen. Der letzt - genannte Redner ſkizzirte das Programm der Verſammlung und ſchilderte die Action der früheren polniſchen Handelstage zu Gunſten der Regelung der Handelsgewerbe und der Errichtung einer galiziſchen Handelsacademie, ſowie niederer Fachſchulen. Das Mitglied des deutſchen Reichs - tages, Kubicki, bezeichnete die Emancipirung des polniſchen Handels von fremden Einflüſſen und die werkthätige Unterſtützung dieſes Handels als nothwendig. Zu Präſidenten des Handelstages wurden Kubicki (Poſen) und Grosze (Krakau) gewählt. Litynski und Tuszynski hielten Vorträge über die Aufgaben des Handelsſtandes und über die Rückwirkung der Ausſtellung auf die Han - delsgewerbe. Hierauf wurde die Vertheilung der Mitglieder in die Sectionen vorgenommen. Nach - mittags erfolgte der corporative Beſuch der Aus -ſtellung, wo die Theilnehmer des Handelstages vom Ausſtellungs, Comité herzlich empfangen wurden.

Im Senate er - klärte Sherman im Tarifgeſetze befänden ſich 50 bis 100 bedeutſame Fehler. Wenn der Feh - ler, der die Zollfreiheit des zu gewerblichen Zwecken benutzten Alkohols betrifft, nicht richtig geſtellt würde, entginge der Regierung eine jähr - liche Einnahme von 20 bis 30 Millionen Dollars. Der Senat nahm eine Reſolution an, nach wel - cher die Annahme weiterer Geſetze über die ſtritti - gen Fragen in der gegenwärtigen Seſſion für un - möglich erklärt und für zweckmäßig bezeichnet wird, die Seſſion baldmöglichſt zu vertagen.

(Japan) Das franzöſiſche Panzerſchiff Bayard iſt nach Wladiwoſtok abgegangen.

(Priv. -Tel. d. M. T. )

Miniſterpräſident Fürſt Windiſchgrötz und die Miniſter Bacquehem, Falkenhayn, Madeyski und Jaworski werden am 4. September zum Beſuche der Landesausſtellung in Lemberg eintreffen und verbleiben dort während der Anweſenheit des Kaiſers.

Gewerbliche Ausſtellung in Zwittau.

(Priv. -Telegt. des Mähr. Tagblattes. )

Trotz des zweifelhaften Wetters war geſtern der Beſuch der hieſigen ge - werblichen Ausſtellung ein ſehr reger. Ueber 3000 Perſonen erſchienen in der Ausſtellung, die wegen ihrer Reichhaltigkeit und ihres ſchönen Arrangements allgemeinen Beifall fand.

Kaiſer-Joſef-Feier in Slawikowitz.

(Priv. -Tel. d. Mähr. Tagbl. )

Zur Erinnerung an die An - weſenheit Kaiſer Joſefs II. in Slawikowitz, woſelbſt derſelbe auf einem Felde mit eigener Hand den Pflug führte, wurde heute 12 Uhr Nachts von dem Club Auſtria am Joſefs-Denkmale eine Gedenkfeier veranſtaltet, welcher zahlreiche Per - ſonen beiwohnten.

(Getreide-Preiſe der Stadtgemeinde Müglitz)

am Wochenmarkt, den 18. Auguſt 1894 Weizen per M. -C. 7.51, 7.38, 7.14, Korn 5.90 5.56, 5.23. Gerſte 7 27, 7.06, 6.96, Hafer 6.84, 5.61, 5.08, Erbſen . , . . , Linſen 17.83, . , . . Fiſolen 8. , . . , Proſſo . , . , . , Hirſe 10.50, . , . , Kukuruz 7. , 6.80, . , Wicken . , . , . , Bohnen . , . , . , Mohn . , . , . , Erd - äpfel 1.80, 1.60, . , Heu 3.40, 2.80, . , Korn-Stroh 1.60, 1.40, . , Kleeſamen . .

8
Herausgeber und verantwortlicher Redacteur Wilholm Seethaler.

Druck von Joſef Groák in Olmütz.

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TextNr. 189, 20.08.1894.
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Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Benjamin FiechterSusanne HaafNote: Bereitstellung der Texttranskription.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2018-01-26T15:49:55Z grepect GmbHNote: Bereitstellung der Texttranskription.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2018-01-26T15:49:55Z Amelie MeisterNote: Bereitstellung der Texttranskription.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2018-01-26T15:49:55Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic informationNr. 189, 20.08.1894. . Jakob RiemerCzernowitz1894. Mährisches Tagblatt

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IDS Mannheim

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationZeitung; ready; mkhz2

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