Ihr Brief vom 25[.]diesen Monatswar als Zeichen freundlichsten Gedenkens mir sehr erfreulich. Die verlorene Bemerkung sende ich auf Ihren Wunsch Ihnen noch einmal, vermehrt mit einigen ähnlichen, wie sie dem aufmerksamen Leser unserer Klassiker leider nur zu oft aufstoßen müßen. Vielleicht finden Sie für diese Zusam̃enstellung einzelner Randbemerkungen in meinem Exemplar das Goethe einen passenderen Titel als den von mir gewählten. –
Auf Ihre Frage über meine augenblickliche Be - schäftgung glaube ich Ihnen nicht besser als durch Über - sendung meines jüngst erschienenen Katechismus der deutschen OrthographieSanders, Daniel: Katechismus der deutschen Orthographie. Leipzig 1856.Dritte Auflage. Leipzig 1873. Online verfügbar: Internet Archive, abgerufen am 10.12.2018.1undeiner abschriftlichen Probe aus meinem deutschen WörterbuchSanders, Daniel: Wörterbuch der deutschen Sprache. Mit Belegen von Luther bis auf die Gegenwart. Leipzig 1860-1865.Erster Band. Online verfügbar: GoogleBooks, abgerufen am 10.12.2018.Zweiter Band. Erste Hälfte. Online verfügbar: GoogleBooks, abgerufen am 10.12.2018.Zweiter Band. Zweite Hälfte. Online verfügbar: GoogleBooks, abgerufen am 10.12.2018.2 antworten zu köñen. Wollten Sie, geehrtester Herr, vielleicht die Freundlichkeit haben, auf jenen in einer kurzen Notiz Ihres JournalsUnterhaltungen am häuslichen Herd. Herausgegeben von Karl Gutzkow. Leipzig 1852 – 1862.3 hinzuweisen und diese in dassel - be aufzunehmen, so würden Sie mich dadurch unge - mein verpflichten.
[1v]Ich verkeñe dabei durchaus nicht, geehrter Herr, daß im Allgemeinen ein Stück aus einem lexikographischen Werk nicht recht füglich in ein Unterhaltungsblatt paßt. Vielleicht aber ist die gewählte Probe, in der ich ver - sucht, manche in unsere sprachlichen Werke bisher kaum oder doch nur ganz obenhin berührte Punkte etwas tiefer zu erfassen, auch im Stande das Interesse eines lesenden Publikums zu erregen und die Aufnahme ließe sich vielleicht außerdem dadurch rechtfertigen, daß eben durch die Probe die Aufmerksamkeit auf ein für das deutsche Volk berechnetes[?] Wörterbuch gelenkt werden soll, wenn dies nach Anlage und Ausführung Ihnen einer solchen Aufmerksamkeit und Beachtung werth dünkt. Daß mir als dem Ver - fasser daran ungemein gelegen sein muß, be - greift sich, zumal mein Program̃Sanders, Daniel: Programm eines neuen Wörterbuches der deutschen Sprache. Leipzig 1854.Online verfügbar: GoogleBooks, abgerufen am 08.12.2018.4 des Wörterbuchs, (von dem ich bei der Ausarbeitung jetzt freilich so - weit abweiche, als die Beschränkung auf 300 Bogen dies erheischt), in vielen Zeitschriften tendenzi[ö] s kein oder, noch schlim̃er, eine perfide Besprechung erfahren hat, inzum Beispieldie GrenzbotenProgramm eines neuen Wörterbuchs der deutschen Sprache. In: Die Grenzboten: Zeitschrift für Politik, Literatur und Kunst. II. Semester, IV. Band. Leipzig 1854, S. 198.Online verfügbar: SUB Bremen, abgerufen am 18.12.2018.5 von meinem beabsichtig -[2r][ten]Werk urtheilten, das Publikum würde darin nachschlagen köñen, „ ob angehen mit mir oder mich konstruiert wird; ob man religios oder religiös sagen mußund so weiter“– Zudesgleichenhielt man durch meinen‘„ Ton gegen die Grim̃ “’sich berechtigt; aber noch heute bin ich nicht im Stande, den die Grim̃ nicht verletzenden Ton zu finden, weñ ich wahrheits - gemäß ihre überall, nicht etwa nur vereinzelt, sich findenden Verstöße besprechen soll, zumal da, wo sie deut - sche Schriftsteller „ berichtigen “. Ich wünschte wohl, geehrter Herr, daß Sie einmal Muße fänden,⟨ nun⟩ das rathlos schwan - kende Urtheil der Grim̃ über biegenundbeugen unter den Zusammensetzungen mit ab, auf, ausunddañ unter den Wörtern selbst durchzulesen, und ich wäre be - gierig, den Ton zu hören, in welchem Sie nicht bloß die I 1743 erhaltene Belehrung beurtheilten:
„ Man könnte unterscheiden: ich will mein Knie biegen, von: ich will dein Knie beugen, machen, daß du es biegst; nicht anders: ich biege meinen Hals, ich beuge deinen Hals “
pp., sondern auch ebenda die Berichtigung (!), daß in einer Stelle bei Claudius:‘„ Wir nehmen das Geheimnis mit gebeug - ter [demüthig gesenkter] Stirne an “’Claudius, Matthias: Einfältiger Hausvater-Bericht über die christliche Religion – an seine Kinder Caroline, Anne, Auguste, Trinette, Johannes, Rebekke, Fritz, Ernst und Franz. In Claudius, Matthias: Werke. Dritter Band. Hamburg 1819. S. 127 – 163.Online verfügbar: GoogleBooks, abgerufen am 10.12.2018.6es vielmehr „ gebogener “heißen müßte! – Ich will hier keine Beispiele häufen und ersuche Sie daher nur, in dem letzten Heft den kurzen Artikel „ Dase “Grimm, Wilhelm; Grimm, Jacob: Deutsches Wörterbuch. Zweiter Band. Leipzig 1860, S. 805.Online verfügbar: GoogleBooks, abgerufen am 15.12.2018.7 zu lesen, worin ohne Weiteres gesagt wird, daß Lutherein von ihm gebrauchtes und von ihm[2v] selbst deutlich erklärtes deutsches Wort⟨ selbst⟩ „ nicht verstanden “ha[-]be! – Doch ich schweife von meinem eigentlichen Gegenstan - de allzu sehr ab. Um darauf zurückzukom̃en, wiederhole ich also die Bitte, der Probe aus meinem WörterbuchSanders, Daniel: Wörterbuch der deutschen Sprache. Mit Belegen von Luther bis auf die Gegenwart. Leipzig 1860-1865.Erster Band. Online verfügbar: GoogleBooks, abgerufen am 10.12.2018.Zweiter Band. Erste Hälfte. Online verfügbar: GoogleBooks, abgerufen am 10.12.2018.Zweiter Band. Zweite Hälfte. Online verfügbar: GoogleBooks, abgerufen am 10.12.2018.8 in Ihren UnterhaltungenUnterhaltungen am häuslichen Herd. Herausgegeben von Karl Gutzkow. Leipzig 1852 – 1862.9, weñ Sie es für möglich erachten, noch bald einen Platz zu göñen. Sollten Sie es indeß für durchaus unthunlich erachten, so senden Sie mirgefälligstdas Manuskript zurück. Hätten Sie über Anlage und Ausführung des WörterbuchsSanders, Daniel: Wörterbuch der deutschen Sprache. Mit Belegen von Luther bis auf die Gegenwart. Leipzig 1860-1865.Erster Band. Online verfügbar: GoogleBooks, abgerufen am 10.12.2018.Zweiter Band. Erste Hälfte. Online verfügbar: GoogleBooks, abgerufen am 10.12.2018.Zweiter Band. Zweite Hälfte. Online verfügbar: GoogleBooks, abgerufen am 10.12.2018.10 mir vielleicht noch Eins oder das Andere zu bemerken, so würden Sie durch offene Mittheilung⟨ mir⟩ einen dankbarlichst anerkañten Dienst erweisen. Bei meiner Anwesenheit in Dresden, mach - ten Sie, wie auch Hr[.]Dr[.] WolfsohnundHr[.]Dr. Andrée, mir Hoffnung auf Mittheilung von Notizen für mein Wör - terbuch. Entschuldigen Sie, weñ ich in regem Intereße für mich und mein Werk Sie daran eriñere und Sie gleichzeitig freundlichst ersuche, auch die genañ - ten Herren, denen vielleicht auch Hr[.]Dr[.]BertholdAuerbachsich anzuschließen die Güte hat,undwelchen sämtlich ich mich bestens zu empfehlen bitte, in meinem Namen daran zu eriñern.
Sie sprachen in Ihrem Brief von etwaigen Bei - trägen für Ihre UnterhaltungenUnterhaltungen am häuslichen Herd. Herausgegeben von Karl Gutzkow. Leipzig 1852 – 1862.11. Augenblicklich habeich
[3r]ich Ihnen vielleicht mehr, als Sie brauchen köñen, zugesendet: Einzelnes fällt – in Art der Goethianer – bei einer Arbeit, wie mein WörterbuchSanders, Daniel: Wörterbuch der deutschen Sprache. Mit Belegen von Luther bis auf die Gegenwart. Leipzig 1860-1865.Erster Band. Online verfügbar: GoogleBooks, abgerufen am 10.12.2018.Zweiter Band. Erste Hälfte. Online verfügbar: GoogleBooks, abgerufen am 10.12.2018.Zweiter Band. Zweite Hälfte. Online verfügbar: GoogleBooks, abgerufen am 10.12.2018.12 ist, im̃er ab und steht, weñ Sie dasselben benutzen köñen, gern zu Diensten. Außerdem bewahre ich in mei - nem Pult eine reiche Sam̃lung von bisher größtentheils ungedruckten neugriechischen Volksliedern (über 300 größere und 600 kleinere), darunter einzelne nach meinem Urtheil von hochpoetischem Werth. Vor beendigtem WörterbuchSanders, Daniel: Wörterbuch der deutschen Sprache. Mit Belegen von Luther bis auf die Gegenwart. Leipzig 1860-1865.Erster Band. Online verfügbar: GoogleBooks, abgerufen am 10.12.2018.Zweiter Band. Erste Hälfte. Online verfügbar: GoogleBooks, abgerufen am 10.12.2018.Zweiter Band. Zweite Hälfte. Online verfügbar: GoogleBooks, abgerufen am 10.12.2018.13 kañ ich an die Herausgabe nicht füglich denken. Wollen Sie aber einzelne Lieder(so wie andere von mir übersetz - te Volkslieder) für[I] hre Unterhaltungen haben, so theile ich sie Ihnen gerne mit.
Die Num̃ern Ihrer UnterhaltungenUnterhaltungen am häuslichen Herd. Herausgegeben von Karl Gutzkow. Leipzig 1852 – 1862.14, in denen Etwas von mir oder über mich steht, lassen Sie mirgefälligstzu - kom̃en.
Herrn Prof. Hettner, den ich oben zu nennen ver - gessen, empfehlen Sie michgefälligstbestens und ersuchen auch ihn in meinem Namen um etwaige Notizen für mein WörterbuchSanders, Daniel: Wörterbuch der deutschen Sprache. Mit Belegen von Luther bis auf die Gegenwart. Leipzig 1860-1865.Erster Band. Online verfügbar: GoogleBooks, abgerufen am 10.12.2018.Zweiter Band. Erste Hälfte. Online verfügbar: GoogleBooks, abgerufen am 10.12.2018.Zweiter Band. Zweite Hälfte. Online verfügbar: GoogleBooks, abgerufen am 10.12.2018.15.
Entschuldigen Sie die lange Epistel mit ihren vielen Lettern und bewahren Sie ein freundliches Andenken.
Sebastian GöttelNote: Herausgeber. Linda MartinNote: Transkription und TEI-Textannotation. CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe
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