PRIMS Full-text transcription (HTML)
[1r]
Höchst verehrter Freund.

Ihren vortrefflichen Landolin von Reutershöfen 1 habe ich soeben beendet. Absichtlich wollte ich Ihnen meinen Dank für die freundliche Übersendung Ihres Buches nicht eher aussprechen, als bis ich Ihnen zugleich ein Wort über den Eindruck, den Ihr jüngstes Werk auf mich gemacht, hinzufügen köñte. Nehmen Sie um meinen doppelten und dreifachen freudigen und bewundernden Dank für Ihre köstliche Gabe! Das ist der alte, der verjüngte Odysseus, welchem

das Haupt umgoß mit Anmuth Pallas Athene, daß er höher erschien und völligen ,

der alte, jugendkräftige Odysseus, welcher mit Leichtigkeit und Sicherheit den mächtigen Bogen handhabt, den auch nur zu spañen die Andern vergeblich sich abmühen. Das ist, so weit ich sehe, auch das Urtheil der gesam̃ten Presse über Ihr jüngstes Werk und so kañ ich Ihnen deñ zugleich mit meinem herzlichsten Freundesdank ein freu -diges[1v]diges Glück auf! zurufen. Ich habe mich aufrichtig iñigst ge - freut, daß Sie mir Ihr Buch so kurze Zeit nach dem ersten Erscheinen, bereits in dritter Auflage zuschicken koñten.

Lassen Sie mich nur noch hinzufügen, was Sie Sich frei - lich wohl von selber sagen werden, daß ich Ihr Buch zugleich als eine sehr ergiebige Quelle für mein Ergänzungs-Wörterbuch 2 ausbeuten werde. Sie werden darin gar manche Belege auch aus diesem Ihrem jüngsten Buche begegnen. Auch in dem durch - sichtigen, klaren und schönen Stil erscheint mir dasselbe als ein Meister - und Musterwerk. Aus diesem Gesichts - punkt erscheint mir nur an einer einzigen Stelle eine leichte Änderung wünschenswerth. Sie verzeihen dem Freund, daß er diese unbedeutenste Kleinigkeit Ihnen mittheilt, wie er in Ihrem Anzuge angeflogenes Stäubchen wegblasen wird. AufSeite168[,]Zeile3 im 4. Absatz stört mich mit Rücksicht auf den Wortlaut das 3mal unmittelbar auf einander folgende das . Aber damit auch voilà tout.

Ein Abdruck meiner Sprachbriefe 3 wird Ihnen zugegangen sein. Ich würde nicht gewagt haben, Ihnen eine solche für ganz andere Kreise berechnete Gabe[2r] zu bieten, wenn nicht schon die einfachste Pflicht der Dankbarkeit es geheischt hätte. Und vielleicht hat es Sie doch auch einen Augen - blick gefreut, daß ich den Anfang Ihres vortrefflichen Waldfried 4 meinen Sprachbriefen mit zu Grunde gelegt. Verzeihen Sie daher die Zusendung, durch die ich nach einem Lichtenberg’schen Wort Sie mit Ihrem eigenen Fett beträufelt. Sie finden wohl in dem Kreise Ihrer Bekañten Jemand, dem Sie mit meinem Buch eine Weih - nachtsfreude bereiten köñen.

Mit den besten Grüßen und Wünschen für Sie und die Ihrigen und mit der Bitte, mich denselben ange[-]legentlichst zu empfehlen bin ichin hoher Bewunderung und Verehrung Ihr freundschaftlich ergebenster
DanielSanders[.]
Altstrelitz[,].

About this transcription

TextBrief an Berthold Auerbach.
Author Daniel Sanders
Extent3 images; 410 tokens; 265 types; 2850 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Sebastian GöttelNote: Herausgeber. Linda MartinNote: Transkription und TEI-Textannotation. Linda MartinNote: Bearbeitung und Finalisierung der digitalen Edition. CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationBrief an Berthold Auerbach. Daniel Sanders. . Altstrelitz1878.

Identification

DLA Marbach A:Auerbach Z 3550,15

Physical description

Hands

Current

Handschrift

LanguageGerman
ClassificationGebrauchsliteratur; Brief; ready; sanders-briefe

Editorial statement

Editorial principles

Dieses Werk wurde in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

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Publisher
  • dta@bbaw.de
  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-10T11:09:37Z
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Holding LibraryDLA Marbach
ShelfmarkA:Auerbach Z 3550,15
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