Zwei Freuden hatte ich gestern Abend, zu denen noch eine dritte kam. Ich will die letzte zuerst berichten. Ich hörte FriedrichSpielhagenaus seinen Romanen öffentlich vorlesenundwer von der Begründung seines Unternehmens wie von der Ausführung desselben vollkom̃en befriedigt. Ich werde wahrscheinlich öffentlich ein Wort drüber sagenundIhnen, liebenswerther Herr Dr[.], das dann zusenden. Mir war die Sache noch von besondrem 'persönlichem Belang,[1v] da ich schon vor zwei Jahrenundseitdem fortgesetzt von deutschen Gesell - schaften verschiedener Städte in Amerika aufgefordert war, nach dem Vorgange von Boz Dickenswie auch in die neue Welt zu kom̃enunddurch Vorlesung meiner Erzählungen das deutsche Element zu verdanken.
Die Aufforderung warundist mir sehr lohnend,undich hoffe, daß die Ausführung sich entsprechend verwirklichen lasse.
Die Wirkung, die Spielhagengestern hatte, weckte den Gedanken aufs Neueundmir gewisse Zuversicht des Gelingens.
[2r]Nun aber die zwei anderen Freuden. Ich traf Professor Werderim Saal vor Beginn der Vorlesung. Sie keñen wohl den feinsiñigenund〈…〉〈…〉Mann,undich kann Ihnen eins sagen, die Art wie er sich über CompositionundDurchführung meines neuen Buches[„]Das Landhaus[“]Auerbach, Berthold: Das Landhaus am Rhein. Stuttgart 1869.Erster Band online verfügbar: Internet Archive abgerufen am 04.03.2019.1aussprach, erquickte mir die Seele im Tiefsten. Er war gerade den Abend vorher fertig geworden, es Wort für Wort seinen VerwandtenundFaustgenossen, dem General Fiedlerunddessen Frau vorzulesen. Er war besonders〈…〉〈…〉 über die jüdische Manier, in derMay Ring[?]mein Buch in derMossaische Zeitungrezensiertunddem Som̃erkranz eine Episode gemacht hatte. Auf meine Bemerkung, daß man sich eben von solchen Menschen müsse beurtheilen lassenundnicht ernsteundtiefe Inhalte alles Wort annehmen – schwieg er. Sie wissen,[2v] dass Werdernicht schreibt.
Wie noch anders wurde mir nun, da ich mein Freud Oppenheimtraf, der mir sagte, dass Sie das Buch mit Wohlgefallen gelesenunddass für Ihre Beurtheilung Ihnen[Räume] in der National[-]Zeitung gegeben sind. Ich bin nun weit entfernt, Ihnen ein Wort ins In erliche zu sagen, ich weiss, dass auch wo Sie Ausstellungen zu machen haben mögen, Sie das auf Grund des Wohl - wollensundim Geiste der Kunstgesetze thun. Nur das glaube ich bitten zu dürfen, dass Sie sich ausführlichundim Zusam̃enhange meiner Arbeiten halten möchten,unddass Sie Ihre Eingebung recht bald einweihen, denn sie mir stim̃unggebend sind.
Sebastian GöttelNote: Herausgeber. Linda MartinNote: Transkription und TEI-Textannotation. CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe
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