PRIMS Full-text transcription (HTML)
[1r]
Verehrter Herr.

Vor allen Dingen sage ich Ihnen für Ihre vortrefflichen Beiträge zur Feststellung des Schiller[ ']schen Textes 1 aufrichtigen innigen Dank. Ich gehe hier nicht näher auf das Werk selbst ein, weil ich beabsichtigtee, eine Besprechung desselben ins Herrig’sche Archiv2 einrücken zu lassen. Lassen Sie mich aber wenigstens auch hier schon den Wunsch aussprechen, daß der gründliche Keñer der Schiller 'schen Werke, der sich mit so liebevoller Hingabe ihnen bis[ins] Einzelnste widmet, bei der zu erwartenden Kritischen Ausgabe sich betheiligen möge, so weit es nur irgend möglich ist. Hoffentlich wird ein solcher Wunsch, öffentlich ausgesprochen, Ihnen in Ihrem Ver - hältnis zu Cottanicht unangenehm sein ich bitte aber, weil ich dies nicht ganz kenne,gefälligsteAuskunft.

Auch für die Mittheilung des Uhland’schen Briefs bin ich Ihnen sehr verpflichtet, obgleich ich offen bekenne, daß die Ansicht des hochverehrten Mañes mich nicht ganz be - friedigt, fast so wenig wie dieervon mir in meinem vori - gen Brief aufgestellte Erklärungsversuch. Darf ich Uhlands[1v] Namen ohne Indiskretion bei der Besprechung erwähnen? Umgehende Beantwortung dieser Frage wäre mit weil ich in den nächsten Wochen schon die Korrektur des Buchstaben F[.]begiñe doppelt erwünscht.

Über die Stelle im Fiesco3:

Mein Genie geilte frühzei - tig über jedes Gehege

4erwarte ich Ihre fernere Mittheilung zur Begründung der allerdings leichtern Lesart eilte , doch erlauben Sie mir wohl beizuschbringen, was sich für geilte sa - gen lässt, das ich weñ eilte nicht auf einerhandschriftlichenpp.Auktorität, sondern auf bloßer Konjunktur beruht, so leichten Kaufes nicht aufgeben möchte. Ich setze[deshalb] aus demManuscriptmeines Wörterbuchs Folgendes her:

Geilen: I,intransitiv(haben): a, wählig springenpp.: Ist hier nicht Ei - ner, reich an Herden, welchem geilt der wohlgenährte Hengst auf fetten Masten? RückertMak. 5I,57; Schiller150a [das istdie zu bespre - chende Stelle]; KeisersbergPost. 642; 221b (nach Frisch) …… .. d, gierig nach Etwas trachten: Arbeitsliebinflinke Hand geilte wie nach Stutzertand. BlumauerI7, 101pp.8 Ich glaube, daß sich darauf geilte wohl vertheidigen lässt und daß es gegen eilte weñ dies bloße Konjunktur ist (worüber ich Ihre Mittheilung erwarte) im Text bleiben muß.

Diese Besprechung hat mich auf mein Wörterbuch ge - führt und hier fühle ich mich gedrungen, Ihnen meine leb - haftesten Dank für die Freundlichkeit auszusprechen, womit SiesSich meiner Anzeige derselben in der AugsburgerAllgemeinen[2r]Zeitung unterziehen wollen. Sie erweisen mirundmeinem Werk dadurch einen wesentlichen Dienst. Sie wünschen aber da - zu indem Sie mit liebenswürdiger allzu großer Bescheidenheit Sich mit den Leistungen auf diesem Felde zu wenig bekañt neñen von mir selbst die Angabe dessen, worinichmeiner Ar - beit sich von denen meiner Vorgänger und Mitstrebenden unter - scheidet. Und ich glaube in der That unbefangenen Blick genug zu besitzen, um in gerechter Würdigung ohne Über -undUn - terschätzung meiner selbst dies angeben zu können; jeden - falls geht mein Streben im Folgenden auf die größte Objek - tivität und in diesem Streben erlaube ich mir auch eine mit großer Fach -undSachkeñtnis geschriebene Besprechung des Prof.Raschigin derNational-Zeitungbeizulegen.

Von meinen Vorgängern und Mitstrebenden, die Sie in genügender Vollständigkeit in der Vorrede des Grim̃’schen Wörterbuchs9 (paginaXXff[.])unddes DeutschenWörterbuchs10[sehe:〈…〉〈…〉und〈…〉〈…〉]vonWeigand (paginaXff[.]) aufgeführt finden, weñ Sie dazu ausser Grim̃und Weigandnoch Wurmfügen wollen, über dessen Arbeit Sie mit vollstem Recht Ihre Bedenklichkeit kundgeben glaube ich mich vor allen Dingen durch die nie ausser Augen gesetzte Rück - sicht auf das Publikum, für das ich mein Werk bestim̃t, zu unterscheiden. Es ist dies nämlich nicht ein Publikumvonlauter Sprachforschernund Wurzelgräbern , sondern der wei - te Kreis aller gebildeten Deutschen und dazu unter den[2v] Ausländern aller derer, die sichfürüberunsere SpracheundLiteratur nach dem Standpunkt ihrer heutigen Ausbildung unterrichten wollen. Daher habe ich mit vollem Bewusstseinvonder Fülleunddem Reichthum, der als ein solcher zu beschwältigender mir bleibt,aufalles ganz Veraltete oder nur Mundartli - che ausgeschloßen, Jenes den Gloßarien, Dies den Idiotiken überlaßend, deren wir schon vorzügliche besitzen,zum Beispieldas als Muster fürAalle ähnlichen Arbeiten gelten kañ, JohannSchmeller’s bayerisches Wörterbuch11, ferner da〈…〉〈…〉zumalfürmit Rücksicht auf die Zeit seines Erscheinens(1767) ebenfalls musterhaft heißen kañ, den Versuch eines bremisch-nieder - sächsischen Wörterbuchs12und ähnliches mehr, zu deren fortwährender Vervollständigung dievon From̃añherausgegebeneZeitschrift[Die] deutschen Mundarten 13 das Ihrige beiträgt. Doch habe ich dieseundähnliche Werke wiezum Beispiel Stalder’s schweizeri - sches14, Schütze’s holsteinisches Idiotikon15, Weinhold’s Beiträge zu einem schlesischen Wörterbuch16pp.Ferner vor Allem das für die ältere Sprache so ungemein schätzenswerthe teutsch - lateinische Wörterbuch 17 von JohannLeonhardFrischwie die Wör - terbücher der althochdeutschenundmittelhochdeutschen Sprache sorgfältig benutzt, nicht ihren vollständigen Inhalt mei - nem Wörterbuch einverleibend, sondern aus ihren schöpfend[3r] schöpfend, was auf die Abstam̃ung der Wörter und auf den heuti - gen hochdeutschen Sprachgebrauch ein helleres Lichte zu werfen im Stande ist. Dafür zeugen hoffentlich die den Stam̃wörtern bei - gefügten Anmerkungen, wie deñ hoffentlich auch ein Vergleich eine selbständige Benutzung unsererer älteren Literatur, namentlichvon Luther’s Werken, darthun wird. Hier will ich übrigens gleich noch darauf aufmerksam machen, daß ich mich bestrebt habe,den funter das VeralteteundMund - artliche Nichts kom̃en zu lassen, was ihn nicht entschieden zugehört, vielmehr habe ich es mir angelegen sein lassen, das Alterthümliche, wie es sich zumal in der Bibelundin der gehobenen Rede erhalten hat, sorgfältig zu verzeichnenundmanches Wortundmanche Wendung, die Mancher allzu vor - eilig als mundartlich verwirft, durch Belege aus muster - gültigen Schriftstellern, dem hochdeutschen Sprachschatz zuvindi - cieren. In dem durch Ausschluß des VeraltetenundMund - artlichen beschränkten Kreise habe ich mich nun aber auch einer um so größeren Vollständigkeit befleißigtundich darf kühn behaupten, daß ich meine VorgängerundMit - strebendesehr beidein der Zahl der aufgenom̃enen Wör - ter welche, wie die Belege zeigen, der heutigen hochdeutschen Sprache angehören, sehr bedeutend hinter mir zurück - lasse. Ich darf hier vielleicht auf einen Aufsatzvonmir in Herrig’s ArchivBand18,Seite212ff[.]18verweisen, in welchem ich[3v] ca. 650 Wörter zusam̃engestellt habe, die im Grim̃’schen Wör[-]terbuch19 auf den ersten 161 Spalten fehlen; fügt man dazu die schon in meinem Program̃ als ebendaselbst fehlend nachgewiesenen, ca. 440, so ergiebt das über 1000 fehlende Wörter auf 160 Spaltenoderdurchschnittlich6-7 67 fehlende Wörter auf jeder Spalte in unserem größten Wörterbuch. Da haben Sie einen ungefähren Maßstab, da der Vergleich durch die verschiedene Anordnung in meinem Wörterbuchundden übrigen seine Schwierigkeit hat. Und doch lege ich mehr Gewicht als auf dieses äußere Vollständigkeit auf die iñere, die beide auf einen mich selbst überraschend geringem Raume hauptsäch - lich nur durch die erwähnte Anordnungsweise ermöglicht wurden, die organischeAnordnung nañte sie mit einem schlagenden Ausdruck eineBeskurze Besprechung in einem Züricher Blatt, worin es zugleich für das Gemüth erhebend genañt wurde zu sehen, wie aus der Wurzel ein Baum in vol - lem Wachsthum sich erhebtundZweigeundÄste hierhinunddort [-] hin breitet (Das war ungefähr der Siñ, deñ ich citiere, das flüchtig Gelesene jetzt nur aus dem Gedächtnis). Über die VortheileundVorzüged. [?]meiner naturgemäßen Anordnung darf ich auf die Ankündigung (auf den Umschlag meines Wörterbuchs20)unddie beifolgendeRaschig’sche Besprechung ver - weisen. Die Hauptsache bleibt im̃er, daß das Zusam̃engehörige[4r] nicht auseinandergerissen ist, sondern vielmehr die zerstreu - ten Strahlen in einen Fokus gesam̃elt sind, von dem aus Lichtundbelebende Wärme sich über das Einzelne verbreitet,unddie nur so mögliche iñere Vollständigkeit in Bezug auf die nach dem Wesen unsrer Sprache ins Unendliche zu mehrenden Zusam̃ensetzungen. Zu der iñernVollständigkeitzähle ich na - mentlich die möglichst erschöpfende Aufzählung der verschiedenen Bedeutungen, in denen dasselbe vorkom̃t. Und grade hier glaube ich ebenfalls sehr viel mehr geleistet zu haben als meine Mitbewerber. Sie vergöñen mir wohl, ein Beispiel zu geben. Ich wähle Abend (Seite4). In derBedeutungI. die Zeit ds Soñen - untergangs, das Ende des TagesundBegiñ der Nacht habe ich diegewöhnlichenVerbindungenaufgeführt,wennmitEigenschaftswort(der Abend ist hell, glän - zend…, dunkel ...:, ruhig, labend…), ferner mitZeitwörtern:Abend〈…〉〈…〉[= Feierabend] machen; Es wird, geht gegen (auf, denAbend; derAbendkom̃t (heran) ), naht, sinkt (hernieder) ....., ferner mitHauptwort(Gold, Schim̃ter, Schatten, Dunkel, Dunst, Thau desAbends) [.]Schon davon finden Sie in denfübrigen Wörterbüchern fast Nichts, höchstens einoderdie andre Wendung, weil sie sich rein zufällig in einer angeführten Stelle findet. Von dem unter besprochene Grüße GutenAbendistfreilichunbegreiflicherweise bei Wurm21 gar nicht die Rede, andreWörterbücherwie Adelung22, Campe23, Grim̃24pp.erwähnen sie freilich, aber nur in dem meinigen[4v] finden Sie vermerkt; daß diese Grußformel auch als ein Wort vorkom̃t (mit einem Beleg aus aus JeanPaul), wovon selbst ein Plural gebildet wird, wie ein Beleg aus Goethezeigt. Den unter b, auseinandergesetzten Unterschied zwischen der genitivi - schenundaccusativischen Zeitbestim̃ung: (den)Abendu (. ) des Abends finden Sie ebenfalls nur in meinem Wörterbuch, ebenso das verstär - kende Adverb allabends , das selbst bei Grim̃25undWurm26 fehlt, die doch allabendlich verzeichnen. Die unter 5 folgendenVerbindungen, wo Abend abhängigvondenPräpositionen diealphabetischgeordnet sind an, auf, bei, bis, gegen, in, mit, um, vor, zu, zwischen Abends (s) vermisst man in dieser Vollständigkeit ebenfalls in allen bisherigenWörterbüchern; ich hoffe die ungewöhnlichern genügend belegtzu habenundzugleich gram̃atische Freiheiten für denkende Leser zur Genüge eingeordnet zu haben,zum Beispieldaß die VerbindungvonAbend mit bei und in nur gewöhnlich ist, weñ einEigenschaftswortzu Abend hinzutritt, ferner den Unterschied des seltenern an dem Abend bei Goethe14,115 statt desgewöhnlichen am Abend pp. die inBedd, aufgeführteBdurch einBeispielausKönigbelegteBedeutung Abend = Abendgesellschaft, Soiree fehlte in den andern Wörterbüchern. Die unter 2, angeführteBedeutung übertragen, wie des Tags, so auch andrer Zeiträumen Ende , die ich mitBeispielenaus guten〈…〉〈…〉belege, findet sich bei Andern gar nicht, bei Campeund Grim̃nur in der beschränkten Anwendung Abend des Lebens , vgl[.]dagegen bei mir: AmAbenddes vergan -genen[5r]genen Jahrhunderts. Herder; AmAbendseiner Regierung. Tieckpp.unddie nach diesenBeispielins Unendliche zu mehrenden Zusam̃ensetzungen wie: Alters -, Lebens -, Weltgerichts-Abend. Weñ es deñ unter 3, heißt: Wie der Be - giñ der Nacht,pp.namentlichbei Festen inZusammensetzungoderin Verbindung mit heilig der Vorabend, Tag vorher pp., so ist das allerdings auch in andern Wörter - büchern erwähnt, aber dieAnmerkung,vonder ich[hoffte], daß man sie als vieles Hierhergehörige erhellend anerkeñen wird, wird man vergebens bei Andern suchen: InZusammensetzungbleibt Tag weg; der Thomastag istzum Beispielder 21[.]December; Thomastag Abend, der Abend des 21[.]Decemberaber: AmSanktThomasabend den 20[.]DecemberStumpf[Seite]726a27 …… Ebenso verschieden: Soñtagabend, Ende des Soñtags; Soñabend,, der Tag vorherunddazu Soñabend, Abendpp.... Hiermit sind sofortalledieZusammensetzung mit den Namen aller Feste klar,zum BeispielJohañis -, Oster -, Weih - nachts -, Fest-Abendpp.Das ist die iñere Vollständigkeit, die wie gesagt nur bei dieser Anordnung möglich ist, denn in einem reinalphabetischenWörterbuch, das aufVollständigkeitAnspruch machen will, müsste es bei dem unter F. zu verzeichnen - den Festabend heißen: Der Abend vor einem Fest, dañ unter Johañisabend (in J[.]) wieder: der Abend vor demSanktJohañis - festeund so fortmutatis mutandis unter säm̃tlichen Festen. Das Werk würde eine unermesslicheEUmfang einnehmenundder Nachschlagende würde dañ freilich in jedem einzelnem Falle das Gesuchte finden, aber zu dem Denken über die Sprache würde er nicht geleitet, wie hier,wo (um einen oben gebrauch -[5v] ten Ausdruck zu wiederholen) die zerstreuten Strahlen in einem Breñpunkt vereinigt sind. Ich will weil mir dies ein besonders zu betonender Punkt scheint gleich nachher noch einigeBeispielbei - bringenvonGesichtspunkten, zu denen ein Wörterbuchschrei - ber schwerlich gelangt bei der bisherigen zerstreutenundzerstreuenden Behandlung, die sich aber mir bei meiner Be - handlung, wobei ich das Zerstreute zusam̃enundaus einem höhern Gesichtspunkte ins Auge fassen müsste, förmlich auf - gedrungen haben, nur will ich die BesprechungvonAbend noch erst rasch zu Ende führen. DieBedeutung4, = Westen findet sich auch bei Andern, nur wird man vergebens die sorgfältig gesam̃elten Belege des seltenen GebrauchsvonAbend mit demGArtikel in dieserBedeutunganderswo suchen, ebenso den in derAnmerkungauseinan - der gesetztenUnterschiedezwischen alle Abend und alle Abende , wobei ich die Abweichungen guter Schriftstellervondem von mir auf - gestellten Unterschiede nicht verschwiegen habe, weil ich wie ich es in dem Vorwort zu meinem Katechismus der Orthogra - phie28 ausgesprochen, die Sprache nicht machen , sondern die geworden anerkeñenunddie Gründe ihres Werdens soweit ich kañ, erkeñenundentwickeln will. Auch die Belege für den seltenenGenitivdes Abendes (aus einer prosaïschenundeiner[goethischen] Schrift) finden sich nur bei mir.

Nun noch einige der oben angekündigtenBeispiele, wobei ich[6r] mich aber mit Rücksicht auf den Raum auf 2 beschränke:

Weñ es bei mirSeite37Spalte2 heißt: Apfel zuw. = Apfelbaum , mit einem Beleg aus Goetheundeinem aus Herder, so habe ich damit allerdingseine bei allen An - dern fehlendeBedeutungaufgeführt, die man in der Wendung:[]Die Äpfel blühen sehr gewöhnlich ist, aber ich füge zugleich bei,sieheBaum II 2undweñ SiegefälligstdiesSeite98 nachlesen wollen, so hoffe ich, daß Sie Ihren Beifall dieser Zusam̃enstellung nicht versagen werden, in der nachgewiesen wird, daßundwañ in den nach den Früchten benañten Bäumen wie Apfel -, Birn -,Kirsch -,[Lorbeer] -, Mandel -, Nuß-Baumund so weiterder Name der Frucht für den Baum stehen kann. Ich glaube, es ist dies einervonden Fällen, in denen durch die Zusam̃enstellung des Zusam̃engehörigen ohne Weiteres auf das Einzelne Licht fällt. Daß es wie nun möglich wird, unter Birne Seite143 durch die Bem. zuw. auch für den Baum selbst stehend(sieheBaum II 2a) und so weiterbei den ähnlichen Früchteneine Bedeutung, die in den andernWörterbüchernfehlt, klarundkurz aufzuführen, bedarf wohl keiner Bemerkungunddoch erklärt sich nur durch die Erwägung solcherBeispiele, wie es mir möglich ward, schon in den ersten vier Lieferungen (die 4te wird, denk 'ich, in spä - testens 14 Tagen ausgegeben) bis D[.]zu kom̃en, wohin es die Grim̃ ohne,wenigstens in dem, was das Interesse des gebildeten Publikums im Allgemeinen, nicht der bloße Sprachforscher in Anspruch nim̃t mit mir rivalisieren zu können. Kaum in 2 Bänden gebracht.Dazu war freilich auch nöthig, daß ich unter den schon mit Auswahlundnach bewusstem Plan für[6v] das Wörterbuch29 gesam̃elten Belegstellen, tüchtig beutelndundschütteln - des Mehlvonder Klein gesondert, nur das Schlagendste ausgewähltundnicht wenigstens bestrebt, keinen Beleg zu geben, der nicht für FormoderBedeutungpp.eines Wortes beweisend wäre,unddie Belege so kurz als möglichund so weiter das zweiteBeispielsei, da ich mich kurz fassen muß, nur angedeutet. Sehen SiegefälligstSeite85, Spalte 2 unter 4: DieZusammensetzungvongebärenundvergleichezum Beispiel Angebären bei Wurmunddie Dre - hungenundWendungen, die die Andern machen, umüber die einfache Thatsache wegzukom̃en, daßvonsolchenZeitwendungender Natur der Sache gemäß dasParticipam häufigsten ist. Wollten Sie Sich aber zu einem Vergleich entschließen, wie vielodervielmehr wie wenig die übrigen WörterbüchervondieZusammensetzungvon gebären bringen, Sie würden staunen. Doch ich eile zum Schluß. Daß ich mit MühundSorgfalt die technischenundgewerblichen Ausdrücke aufgenom̃en, wird als durchaus zeitgemäß sicher Zustim̃ungundBeifall fin - den, in Bezug auf die Fremdwörter glaube ich dasRrichti - ge Maß getroffen zu haben. Sie sind einmal in der Spracheundich will weder noch kañ ich die Sprache wie ich bereits gesagt machen , sondern ich will die gewordene, so wie sie ist, darlegen. Außerdem ist die Aushülfe eigner Fremdwörterbücher ein wunderli - cher Behelf, zu dem kein andres Volk gegriffenundsoll man etwa Disputieren im Fremdwörterbuch, Einem Etwas abdispu - tieren imDeutschenWörterbuchnachschlagen? Nebenbei bemerkt, ver - misse ich selbst in unsern bestenFremdwörterbücherndie nöthigen[Formbemerke]. Wer ein solches Buch nachschlagen muß, der weiß auch so ohne Weiteres eben nicht, daßzum BeispielvonMonolog, Dialogpp.der gewöhnlicheGenitivauf s , dieMehrzahlauf n ausgeht,daß da -[7r]daß dagegenvon Philolog pp.derGenitivunddieMehrzahlauf en gebil - det werdenunddoch lassen hierüberundüber ähnliche Punktezum Beispieldas Heyse’scheFremdwörterbuch30und ähnliches mehrden Nachschlagenden durch - aus im Stich. Und nun genug von meiner Leistung, weñ ich nur noch das aufrichtige Bekeñtnis beigefügt, daß ich trotz allen Selbstgefühls weißund, noch mehr als ich es weiß, ahne, wieviel meinem Werk noch fehlt. Vollkom̃enes, in allen Stücken gleich Genügendes hier zu leisten, ist ab - solut unmöglich, setzt namentlich eine Universalität des Geistes, eine gleichmäßige Vertrautheit mit den Ausdrücken der verschiedensten FächerundWissenschaften voraus, die vielleicht kein Mensch je erreicht und von der namentlich ich mich sehr entfernt fühle. Redlichen Strebens aber, unverdrossenen Fleißesundrastlosen Eifers das Rich - tige zu erkennen und, wo ich es nicht selbst erkeñen kañ, es von Kundigern zu erfragen bin ich mir be - wusstundtrotz FehlerundIrrthümern im Einzelnen weiß ich mich im GanzenundGroßen auf dem richtigen Wege. Mit diesem offnen Geständnis schließe ich diese lange Epistel.

Sie machen mir in Ihrem Brief Hoffnung auf ein nächstens erscheinendes WerkvonIhnen. Ich bin äußerst verlangend danach. Darf ich mir die Frage[7v] erlauben, ob es sich auf Schillerbezieht?

Und nun leben Sie wohl und bewahren Sie mir die freundliche Gesiñung, die ich mit lebhaftem Danke anerkenne. Mit aufrichtiger Hochachtung ergebenst der Ihre
DanielSanders[.]
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About this transcription

TextBrief an Joachim Meyer
Author Daniel Sanders
Extent14 images; 2809 tokens; 1217 types; 19551 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Sebastian GöttelNote: Herausgeber. Linda MartinNote: Transkription und TEI-Textannotation. CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationBrief an Joachim Meyer Daniel Sanders. . Altstrelitz1859.

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DLA Marbach COTTA:Briefe, Schiller E6

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LanguageGerman
ClassificationGebrauchsliteratur; Brief; ready; sanders-briefe

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  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-10T11:09:48Z
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ShelfmarkCOTTA:Briefe, Schiller E6
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