PRIMS Full-text transcription (HTML)
Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere
Berlin,1837. Verlag der Sanderschen Buchhandlung. (C. W. Eichhoff.)
[V]

Sr. Erlaucht

dem

Herrn

Grafen G. von Cancrin

Kaiserlich - Russischem Finanzminister

General der Infanterie, Mitgliede des Reichsraths und dirigi - renden Senats, Chef des Corps der Berg-Ingenieurs, Ritter der Kaiserlich-Russischen Orden des heil. Andreas und Alex - ander-Newski mit Diamanten, des heil. Wladimir und der heil. Anna erster Klasse und des weissen Adlers; des Kaiserlich - Oesterreichischen Ordens des heil. Leopold erster Klasse; des Königlich-Preussischen rothen Adlerordens erster Klasse u. s. w.

in dankbarer Verehrung

zugeeignet

von

G. Rose.

[VII]

Vorrede

Um den Leser mit dem genau bekannt zu machen, was die Veranlassung zu unserer Expedition gab, schalte ich hier mit der Erlaubniss des Herrn v. Hum - boldt aus der historischen Einleitung seines noch unge - druckten astronomischen und magnetischen Ta - gebuchs Folgendes ein:

Ich glaube die Dankbarkeit, die ich dem erha - "benen Monarchen, auf dessen Befehl ich die Reise in das asiatische Russland unternommen und ausgeführt habe, nicht auf eine würdigere Weise an den Tag legen zu können, als indem ich einfach erzähle, was diese Reise veranlasste und wie edel und freisinnig die Mittel zu Erreichung wissenschaftlicher Zwecke dargeboten wurden. Im Sommer des Jahres 1827, als ich eben erst nach einem langen Aufenthalte in Frank -" reich in mein Vaterland zurückgekehrt war, wurde ich von dem Kaiserlich Russischen Staats - und Fi - "nanz-Minister, Herrn Grafen von Cancrin aufgefor - dert, ihm meine Ansichten über den Nutzen einer baldigst in Curs zu setzenden Platin-Münze aus den Erzeugnissen des Urals und über das gesetzliche Ver - hältniss des Werthes dieser Münze zu einem der bei - den anderen edeln Metalle mitzutheilen. Ich war schon in früherer Zeit von dem spanischen Gouver - nement officiell veranlasst worden, denselben Gegen -" stand zu bearbeiten; auch wurde, während des Wie - "ner Gongresses, von Privatpersonen den versammel -" ten Monarchen der Antrag gemacht, aus dem ameri - kanischen Platin eine in allen Staats-Cassen anzu - nehmende Münze schlagen zu lassen. Die Besorg -

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nisse, die ich dem Grafen von Cancrin im Herbste des Jahres 1827 äusserte, sind (und es ist mir eine besondere Freude, es hier aussprechen zu müssen) durch mehrjährige Erfahrung, bei sehr gemässigter Emi - mission der Platin-Münze und bei der weiten Ausdeh - nung des Kaiserreichs, nicht gerechtfertigt worden: indessen hatte die freimüthigste Discussion über eine wichtige staatswirthschaftliche Frage nicht das eh - "renvolle Vertrauen gemindert, das mir geschenkt war. Kaum hatte ich, in dem Laufe jenes Briefwechsels, der Hoffnung erwähnt, so bald es meine Lage ge - statten würde, auf einer Sommerreise den Ural zu besuchen, dessen geognostische Constitution gewiss viele Vergleichungspuncte mit der Andes-Kette von Neu-Granada darbieten müsse, als ich bereits (unter dem 5 / 17 Dec. 1827) durch den Herrn Finanz-Minister, der unablässig so viele wissenschaftliche Unterneh - mungen und Institute in das Leben gerufen hat, von den allerhöchsten Befehlen Sr. Maj. des Kaisers Ni - colaus in Kenntniss gesetzt wurde, laut deren meine Reise, in grösserer Ausdehnung und nach den sorg -" fältigsten Vorbereitungen, auf alleinige Kosten der Krone, ausgeführt werden sollte. Diese Nach - "richt erweckte in mir auf das lebhafteste die alte, angeborene Reiselust. So sehr ich mich aber auch freute, wieder auf einer Landreise einen so grossen Erdstrich zu durchwandern, so konnte ich doch we - gen des Wunsches meine öffentlichen Vorlesungen über die physische Weltbeschreibung im Win - ter und Frühjahr 1828 zu vollenden, nicht sogleich von jenen grossartigen, meine Freiheit übrigens auf keine Weise beschränkenden Anerbietungen Gebrauch machen. Die Bitte um Aufschub fand leicht Gehör und der Herr Graf v. Cancrin schrieb mir unter dem 8 / 20 März 1828, Sr. Kaiserl. Majestät habe durch ei -" genhändige Confirmation genehmigt, dass es ganz von meinem eigenen Ermessen abhangen solle, die Expe - "dition nach dem Ural-Gürtel und nach Tobolsk erst im Jahr 1829 anzutreten und meine gelehrten Freunde die Professoren Ehrenberg und G. Rose als Be -" gleiter mitzubringen; auch bleibe mir selbst überlas - "sen, ob ich in den nächstfolgenden Jahren meine Ex -" cursionen nach dem Ararat oder anderen südlichen Gegenden Russlands ausdehnen wolle. Für die Si -

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cherheit und Schnelligkeit der zu unternehmenden Reise hatte der Herr Finanz-Miuister mit der zarte - "sten Sorgfalt die zweckmässigsten Veranstaltungen getroffen. Ein eigenes mir im Winter 1829 kurz vor meiner Abreise von Berlin zugesandtes Pro Memoria enthielt die Bestimmungen über die für die Expedition bereits angefertigten Wagen, über die Zahl der Post - pferde auf jeder Station (meist 15 bis 20), über die Wahl eines Feldjägers oder Couriers, über die ge - räumigen Wohnungen, die überall in Bereitschaft ge - halten werden sollten, über die militärische Bedek - kung, wo sie der Gränze nahe erforderlich wäre u.s.w. Ein sehr ausgezeichneter Bergbeamte, zweier Sprachen, der deutschen und französischen, gleich mächtig, sollte uns auf der ganzen Reise begleiten, und ich erfülle eine angenehme Pflicht, indem ich diesem unsern Begleiter, dem Herrn Oberhüttenvenwalter, jetzt Berghauptmann von Menschenin, hier den Aus -" druck meines Dankes öffentlich erneuere.

Das Pro Memoria, dessen ich eben erwähnte, schloss mit den denkwürdigen Worten: es hängt ganz von Ihnen ab, in welchen Richtungen und zu "welchem Zwecke Sie diese Reise ausführen wollen; der Wunsch der Regierung ist einzig der, den Wis -" senschaften förderlich zu sein. So viel Sie können, werden Sie dabei dem Bergbau und dem Gewerb - fleisse Russlands Nutzen schaffen. Solche edle Aner - "bietungen, und sie wurden alle auf einer langdauernden Reise von 14,500 Wersten (über 2000 geographischen Meilen) erfüllt, darf ich schon deshalb nicht mit Still -" schweigen übergehen, weil sie auf eine erfreuliche Art das Zeitalter charakterisiren, in dem wir leben. Die Gunst, welche dem stillen Treiben des Einzelnen gespendet wird, strahlt von der Höhe der Wis - "senschaft auf ihn herab. Sie ist der lebendige Aus -" druck der Achtung, die ein mächtiger Monarch dem fortschreitenden Wissen und dem wohlthätigen Ein - fluss dieses Wissens auf den Wohlstand der Völker schenkt. Unter den mannigfaltigen Zeichen des Wohl - "wollens, die ich dem Kaiser Nicolaus verdanke, ist es mir besonders wichtig, hier auch des Anerbietens einer neuen Reise zu erwähnen, welches mir unter dem 14 / 26. Februar 1831, also kaum sechzehn Monate nach der Rückkehr von dem kaspischen Meere, auf

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Befehl Sr. Majestät gemacht wurde. Ich sollte die, ,Wahl haben, entweder bloss Finnland oder, wenn ich den Süden vorzöge, den Kaukasus zu besuchen. Dieser Befehl, dem ich leider nicht Folge ieisten konnte, hat mich von dem Gefühle durchdrungen, dass die Bestrebungen meiner Freunde und die mei - nigen einer Nachsicht gewürdigt worden sind, auf die wir nur durch die pflichtmässigste Anstrengung un - "serer Kräfte, einigen Anspruch machen durften."

So weit Herr von Humboldt. Es bleibt mir nun noch übrig über die Entstehung und die Bearbeitung dieses Werkes selbst einiges hinzuzufügen.

Einen bestimmten Plan über die nach Vollendung der Reise zu machenden Ausarbeitungen, hatte Herr von Humboldt mit Prof. Ehrenberg und mir vor der Reise nicht verabredet; jeder von uns sollte beob - achten und sammeln, so weit es Zeit und Umstände gestatteten und später näher untersuchen und beschrei - ben, was darunter neu und bemerkenswerth wäre. Nachdem wir daher von der Reise zurückgekehrt wa - ren, und ich die mitgebrachten mineralogischen und geognostischen Sammlungen geordnet hatte, war es meine Absicht, zuerst das Wichtigste in einzelnen Abhandlungen zu beschreiben, und dasselbe später in einer allgemeinen geognostisch-mineralogischen Schil - derung des Urals und des Altaischen Erzgebirges zusam - menzufassen. Nach diesem Plane hatte ich auch die einzelnen Gegenstände zu bearbeiten und bekannt zu machen angefangen1), als Herr von Humboldt

[footnote reference]1) Die einzelnen Aufsätze, welche ich auf diese Weise bekannt machte, sind in Poggendorff’s Annalen für Chemie und Physik abgedruckt, und bestehen im Ganzen aus folgenden:
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[footnote reference]1. Ueber zwei neue Tellurerze vom Altai. B. XVIII, S. 64.
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2. Ueber die chemische Zusammensetzung des gediegenen Goldes im Allgemeinen, und besonders des vom Ural. B. XXIII, S. 161.

[footnote reference]3. Ueber die Krystallformen des Goldes und des Silbers. B. XXIII, S. 196.
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[footnote reference]4 6. 3 Aufsätze über den Uralit. B. XXII, S. 321., B. XXVII, S. 97., B XXXI, S. 609.
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[footnote reference]7. Ueber die Gebirgsarten, welche mit dem Namen Grünstein und Grünsteinporphyr bezeichnet werden. B. XXXIV, S. 1. Hierbei siud besonders die Uralischen Grünsteine beschrieben worden.
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8. Ueber die am Ural vorkommenden krystallisirten Verbin - dungen von Osmium - Iridium. B. XXIX, S. 452.

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mir bei seiner Abreise nach Paris im Sommer 1831 den Wunsch zu erkennen gab, dass ich jene allgemeine Schilderung zu einem Berichte über die ganze Expe - dition in Form eines Tagebuches erweitern möchte.

Ungeachtet der vielen und grossen Bedenklich - keiten, die dabei in mir entstanden, und die haupt - sächlich in der Schnelligkeit der Reise und in meiner für einen vollständigen Reisebericht nicht genügen - den Vorbereitung zu derselben gegründet waren, konnte ich doch den Wunsch eines Mannes, dem ich so lange schon verpflichtet war, nicht unerfüllt lassen. Ich ent - schloss mich also zur Bearbeitung meines an Ort und Stelle niedergeschriebenen geognostischen Tagebuches. Mehrere specielle Untersuchungen, die ich angefan - gen, namentlich die Untersuchungen über die Mischung des gediegenen Goldes, über den Uralit und die Grün - steine des Ural, so wie andere wissenschaftliche Arbeiten, die theils damit in genauem Zusammenhänge standen, theils für meine mineralogischen Vorlesungen an der hiesigen Universität nöthig waren, erlaubten mir nicht früher als im Herbste 1833 die Redaction zu beginnen. Der frische Eindruck, den die Reise gemacht hatte, war freilich nun verlöscht, aber wenn deshalb die Zögerung auch der Lebendigkeit der Dar - stellung nachtheilig wurde, so bot sie dagegen den ernsteren Gewinn dar, dass das Wesentliche von dem Unwesentlichen mehr geschieden blieb, und dass ich vermied, meinem Gedächtnisse mehr als meinem aus - führlichen Tagebuche zu trauen.

Ich habe demnach einfach erzählt, was wir gese - hen. Die mineralogischen und geognostischen Beob - achtungen, die den grössten Theil des Werkes aus - machen, sind nicht von den übrigen sehr verschieden - artigen getrennt, daher das Buch doch eigentlich nur für Mineralogen und Geognosten geschrieben ist, und auch für diese allein von einigem Interesse sein kann. Herr von Humboldt hat die Güte gehabt, mich auf die liberalste Weise bei der Ausarbeitung des Werkes zu unterstützen; er hat mich in Besitz aller Karten, Bücher und Manuscripte gesetzt, welche ihm auf der Reise selbst mitgetheilt worden sind, er ist

[footnote-continued reference]9. Ueher das Vanadinbleierz von Beresowsk. B. XXIX. S. 455.
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[footnote-continued reference]10. Ueber den Rhodizit, eine neue Mineralgattung. B. XXXIII, S. 253.
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mit mir sein ganzes Tagebuch, das geognostische, astronomische, magnetische und meteorologische Beob - achtungen umfasst, durchgegangen, und hat mir daraus eine Menge Notizen zur selbstständigen Benutzung mitgetheilt, wie er mich auch bei keiner Gelegenheit seines Rathes und seiner freundschaftlichen Theilnahme hat entbehren lassen, was ich nicht ohne den innig - sten Dank hier anerkenne.

Ich habe die Sibirische Reise wohl unter den günstigsten Verhältnissen gemacht, unter denen man so grosse Länderstrecken des östlichen Europa und nördlichen Asiens durchwandern kann. Ueberall war für ein möglichst schnelles Fortkommen auf das zweck - mässigste gesorgt; auf allen Berg - und Hüttenwer - ken wurden wir erwartet, gleich nach unserer Ankunft mit allem Sehenswerthen bekannt gemacht und auf den Exkursionen von den Beamten der Werke auf das gefälligste begleitet. Auf diese Weise blieb uns keine Zeit ungenutzt, wir konnten die Gegenstände viel schneller kennen lernen, als unter andern Umständen möglich gewesen wäre, und haben so in dem kurzen Zeitraum von noch nicht 6 Monaten I) den Ural auf fast 9 Breitegrade von Bogoslowsk bis Orsk, und den Altai von Barnaul bis zur mongolisch - chinesischen Gränze am Irtisch bereist; wir haben Astrakan be - sucht und das kaspische Meer beschifft. Bei der gros - sen Schnelligkeit, mit der diese Reise ausgeführt wer - den musste, um nicht von dem Winter ereilt zu wer - den, konnten freilich zusammenhängende geognosti - sche Untersuchungen nicht angestellt werden, wir mussten uns mit allgemeinen Uebersichten begnügen; und wenn wir gleich viel beobachtet haben, und eine spä - tere Stelle oftmals erklärte, was eine frühere undeut - lich gelassen hatte, so musste meine Darstellung geo - gnostischer Verhältnisse doch öfters unvollständig und lückenhaft bleiben; auf Analogien gegründete Ver - muthungen haben mehrmals den Mangel einer vollstän - digen Beweisführung ersetzen müssen, und mögen Irrthümer und Fehler veranlasst haben, welche einst

[footnote reference]1) Wir verliessen Petersburg am 20. Mai und kehrten da - hin wieder am 13. Nov. zurück. Bei der oben angegebenen Zahl von mehr als 2000 geographischen Meilen (15 auf den (Grad), die wir in diesem Zeiträume zurückgelegt haben, sind die kleineren Excursionen von den einzelnen Werken, wenn sie gleich oft sehr bedeutend waren, nicht eingerechnet. In Ka - tharinenburg und den nächsten Umgebungen waren wir 16 Tage.
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Diejenigen berichtigen werden, die durch ihre Lage begünstigt, den wichtigen Untersuchungen über die Reihefolge und Verbreitung der Formationen mehr Musse schenken können.

Je weniger ich demnach auf vollständige Darstellung dessen Anspruch machen darf, was die Reise schnell vor - überführte, um so genauer glaubte ich daher in dem sein zu müssen, was ich unbeeilt und mit Benutzung aller mir zu Gebote stehenden Hülfsmittel bearbeiten konnte. Ich habe schon auf der Reise selbst gesucht zu einer möglichst vollständigen Kenntniss der russi - schen Mineralien zu gelangen, und habe deshalb die verschiedenen Sammlungen in Dorpat, Petersburg, Kasan und Katharinenburg mit grosser Sorgfalt durch - gesehen. Ich bemühte mich so viel es die Zeit er - laubte, eine möglichst vollständige Sammlung von Ge - birgsarten der durchreisten Gegenden zusammen zu bringen, und wurde auch hierin von den russischen Behörden auf das Bereitwilligste unterstützt, da auf vielen Werken die wir besuchten, wie in Beresowsk, Nischne-Tagilsk, Bogoslowsk, Mursinsk und Miask schöne Sammlungen von Gebirgsarten und Mineralien aus den Umgebungen aufgestellt waren, aus denen ich nehmen und aussuchen konnte, was ich für meine Zwecke für brauchbar hielt.

Aber ich hatte auf diese Weise nicht allein ein bedeutendes Material selbst mitgebracht, ich fand auch in der hiesigen Universitätssammlung eine grosse Menge sibirischer Mineralien theils in der systematischen Hauptsammlung zerstreut, theils in besondern Local - sammlungen vereinigt, die ebenfalls ein grosses Hülfs - mittel für meine Untersuchungen darboten. Die si - birischen Localsammlungen bestanden:

1) in einer Sammlung von 3081 Stück russischen Mineralien und Gebirgsarten von sehr verschiedener zum Theil sehr bedeutender Grösse, die schon im Jahre 1806 vom Kaiser Alexander geschenkt war.

2) In einer Sammlung von Gebirgsarten vom Ural, die von dem Oberbergrath v. Eversmann herstammte; sie war besonders für die Gegend von Slatoust, wo sich Herr von Eversmann längere Zeit aufgehalten hatte, vollständig.

3) ln einer Sammlung von 100 Stück Gebirgsarten aus der Gegend von Katharinenburg, die von dem frü - hern Beschreiber des Ural, dem Berghauptmann von

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Hermann herrührte und wegen des begleitenden Kataloges zum Verständniss der Hermannschen Werke wichtig war.

4) in Mineralien und Gebirgsarten vom Ural, die Herr Menge in den Jahren 1825 und 26 von seiner sibirischen Reise mitgebracht hat.

Alle diese Mineralien und Gebirgsarten habe ich mit Genauigkeit zu bestimmen und zu beschreiben gesucht und habe durch diese Mittel auch ziemlich vollständig in der Aufzählung der Mineralien einzel - ner Fundörter sein können. Die grosse Mannigfal - tigkeit der Grünsteine des Ural veranlasste mich die - selben in mehrere Abtheilungen zu theilen, die ich mit besonderen Namen bezeichnet habe, wiewohl die Untersuchungen darüber, um nicht die Herausgabe des Werkes noch länger aufzuhalten, noch nicht als geschlossen angesehen werden können. Es sind die - selben die ich schon in einer besondern Abhandlung in Poggendorffs Annalen bekannt gemacht habe. Bei vielen Gebirgsarten und Mineralien habe ich auch die chemische Zusammensetzung angegeben, die ich theils selbst ermittelt, theils von den zahlreichen Schülern meines Bruders des Professor Heinrich Rose habe ermitteln lassen. Ich habe auf diese Weise eine grosse Menge Resultate chemischer Analysen erhalten, von denen ich die, welche unter der speciellen Aufsicht meines Bruders in seinem Privatlaboratorium ausge - führt sind, mit dem Namen der Urheber in den Text aufgenommen, die welche in dem allgemeinen Labo - ratorium ausgeführt sind, in Noten dem Texte hinzu - gefügt habe. Untersuchungen über den wahren Gold - gehalt des Goldsandes anzustellen und Mittel über ein vermehrtes Ausbringen desselben aufzufinden, konnte nicht in meiner Absicht liegen. Für die Beantwortung so wichtiger technischer Fragen war unsere Reise natürlich nicht geeignet, sie muss denen zu erörtern übrig blei - ben, die lange an denselben Orten verweilen, und grosse Massen bearbeiten können.

Um dem geognostischen Theile eine grössere Vollständigkeit zu geben, habe ich auch die An - gaben sowohl der ältern als auch der neuern Reisen¬ den benutzt, und daraus manches angeführt, was wir selbst nicht gesehen haben, wenn es in der Nähe der von uns bereisten Gegenden lag. Auch mehrere vor - treffliche Aufsätze in dem russischen Bergwerks-Jour -

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nal (Gornoi-Journal) habe ich hierbei um so weniger unbenutzt gelassen, als dieselben im Auslande gar nicht, oder nur in äusserst unvollständigen Auszügen bekannt sind.

Die Beschreibung der sibirischen Reise wird auf diese Weise im Ganzen 2 Bände ausmachen; der erste, welcher hiermit erscheint, enthält die Reisen in dem mittlern und nördlichen Ural und in dem Altai, der zweite, dessen Druck unmittelbar nach dem Erschei - nen des ersten beginnen soll, wird die Reisen in dem südlichen Ural und nach Astrakan nebst einigen be - sondern Abhandlungen enthalten, und mit einer mine - ralogisch-geognostischen Uebersicht des Ural schliessen.

Von den beiden Karten, die dem ersten Bande hinzugefügt sind, hat die eine, die grosse Uralkarte, Herr Professor Bergbaus zu zeichnen übernommen, und mit dem ihm eigenen Talente ausgeführt. Zum Grunde ist hierbei die russische Specialkarte des rus - sischen Reiches, (die Podrobnaja Karta) gelegt wor - den, es sind aber dabei auch die neuen astronomischen Ortsbestimmungen von Wisniewsky, Schubert, Al. von Humboldt und Ad. Erman, so wie die hand - schriftlichen Specialkarten benutzt werden, welche Herrn von Humboldt von den Hüttenbezirken von Bogos - lowsk, Katharinenburg, Slatoust und Miask mitge - theilt wurden.

Die Karte vom Altai ist nach den russischen Gon - vernements-Karten eutworfen. Sie schliesst sich ganz an die Uralkarte an, ist in einem halb so grossen Maasstabe als diese gezeichnet, und soll nur zur all - gemeinen Orientirung dienen. Ich habe deshalb die Namen der wichtigsten Berg - und Hüttenwerke und der in dem Buche angeführten Orte eingetragen, die Berg - zeichnung aber fortgelassen, da diese in den Gouver - nementskarten selbst nur ganz hypothetisch nach dem Laufe der Flüsse gezeichnet ist.

Ueber die im Buche vorkommenden Maasse und Gewichte bemerke ich noch, dass das russische Pfund, von welchen 40 auf 1 Pud gehen, 96 Solotnik zu 96 Doli enthält. Das russische Pfund ist kleiner als das preussische, und verhält sich zu diesem wie 1000: 1142, so dass also 40 russische Pfunde oder 1 Pud ziemlich genau 35 preussische Pfunde oder 70 Mark ausmachen1).

[footnote reference]1) Ich füge hier ein Beispiel der Anwendung dieses Ver - gleiches hei, welches um so mehr Interesse haben dürfte, als
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Die Saschene, der russische Faden, enthält 3 Arschinen zu 16 Werschok. 500 Saschenen machen 1 Werst oder russische Meile, von welchen 6,955 auf eine geographische Meile gehen. Ausserdem bedient man sich in Russland auch noch der Fusse und Zolle, die mit den englischen Fussen und Zollen überein - stimmen. Eine Saschene enthält 7 Fuss, 1 Arschine folglich 28 Zoll und 1 Werschok Zoll.

Die Maasse, welche hei den Höhenbestimmungen durch die Barometer von Fortin, Bunten und Par - rot, oder bei den Untersuchungen über die Tempera - tnr der Quellen benutzt wurden, sind jedesmal neben den numerischen Resultaten angegeben. Der Ther - mometer wurden durch Normal - Thermometer von BesseI und Gay Lussac, die wir mit uns hatten, corrigirt. Der letztere hatte für seinen Freund, Herrn von Humboldt, mit vieler Sorgfalt die ungleiche Scale eines grossem Weingeist-Thermometers anfer - tigen lassen, das zu künftigen Bestimmungen der Extreme der Winter - Kälte in Tobolsk deponirt wurde. Das Psychrometer von August hatte Reau - mursche Scale und wurde stets von mir mit Brunnen - wasser benetzt. Es hat in einigen Punkten des nördlichen Asiens die grösste Trockenheit der Luft gezeigt, welche bisher durch dieses Instrument ge - messen worden ist. Hier und da habe ich Ergebnisse der magnetischen Beobachtungen eingeschaltet. Sie wurden von Herrn von Humboldt in einem eigends dazu vorgerichteten völlig eisenfreien Zelte, fern von allen menschlichen Wohnungen, angestellt. Zu der Bestimmung der Neigung diente ein grosses Inclina - torium von Gambey, in dem die Pole der zwei Na - deln bei jeder Beobachtung umgedreht wurden. Die Intensität wurde nach der Methode von Hansteen, mit Benutzung eines Chronometers von Earnshaw, gemessen.

[footnote-continued reference]es die neuesten Resultate über die wichtige Gold - und Platin - gewinnung Russlands enthält. Im Jahre 1838 lieferte an Gold: der Ural 293 Pud 26 Pfund 40 Sol. 30 Doli der Altai 104 - 15 - 78 - -- an Platin: der Ural 118 - 2 -7 - 48 - Die ganze vorjährige Ausbeute betrug also an russischem Golde 27884,8 Mark, an Platin 8269,8 Mark. Das Gold des Altai schreibt sich von den neu entdeckten Goldseifen her, wovon das Nähere im zweiten Bande berichtet werden wird.
[footnote-continued reference][XVII]

Inhalts-Uebersicht.

I. Reise von Berlin nach Petersburg. S. 1 60.

Abreise von Berlin, 1. Königsberg, 2. Bemerkungen über den Bernstein, 4. Aufenthalt in dem Sandkruge an der Spitze der Kurischen Nehrung, 11. Dorpat, 17. Mineralogische Samm - lung daselbst, 18. Geognostische Beschaffenheit von Ehstland und Livland, 19. Beschreibung einer Sammlung ehstländischer Gebirgsarten, 22. Porphyr von der Insel Hochland, 31. Narwa, 33. Eintritt in Petersburg. 36. Mineraliensammlungen des Berg - corps, 39, der Akademie der Wissenschaften, 43, der mineralo - gischen Gesellschaft, 44. Privat-Mineraliensammlungen, 45. Amethystkugeln von der Wolfsinsel, 47. Der grosse Diamant auf der Spitze des kaiserlichen Scepters, 50. Diamant des per - sischen Prinzen Cosrhoës, 51. Geschliffene Gebirgsarten und Mineralien in dem Winterpallast, 52. Granitsäulen, 52. Gold - scheidung auf der Münze, 54. Geognostische Beschaffenheit der Gegend um Petersburg, 56.

II. Reise von Petersburg nach Katharinenburg, S. 60 132.

Abreise von Petersburg, Reiseeinrichtungen, 61. Kaiser - strasse nach Moskau, 63. Russische Dörfer, 65. Waldaische Berge, 66. Canalverbindung in Russland, 68. Höhenbestim - mungen zwischen Petersburg und Moskau, 70. Ankunft in Moskau und Uebersicht der Stadt, 72. Schatz im Kreml, 74. Naturhistorische Sammlungen, 75. Meteorsteine, 75. Geogno - stische Beschaffenheit der Gegend um Moskau, 78. Höhe von Moskau, 79. Anstalt zur Bereitung künstlicher Mineralwässer, 80. Wladimir, 83. Ueberfahrt über die Oka bei Murom, 84. Nischni Nowgorod, 86. Zusammentreffen mit dem Grafen Po - lier, 87. Reise auf der Wolga nach Kasan, 88 Kasan, 90. Universität, 90. Lage der Stadt, 91. Höhe derselben. 94. Ex - kursion nach den Ruinen von Bulghar, 96. Beschreibung der Ruinen, 97. Geschichte der Bulgharen, 101. Alte Münzen und Grabsteine, 103. Der Saban der Tataren, 107. Ueber die Be -

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nennung Tatar, 108. Abreise von Kasan, 108. Verbannte, 110 Hohes mit Wald bedecktes Plateau zwischen der Wjatka und Kama; merkwürdiges Flusssystem, 112. Waldbrände, 113. Wotjaken, 114. Kupferhallige Sandsteinformation auf der West - seite des Urals, 115. Perm, 118. Gypshöhle von Kungur, 120. Vorberge des Urals in Bisserskaja, 121. Eisenhütten Bilim - bajewsk und Schaitansk, 124. Beresowaja Gora, höchster Berg und Wasserscheider auf der Strasse nach Katharinenburg, 126. Gebirgsarten des Urals auf diesem Wege, Talkschiefer, Syenit und Granit, 127. Katharinenburg, 130.

III. Katharinenburg und Exkursionen in die Umge - bungen der Stadt. S. 133 278.

Katharinenburg, S. 133 152. Münzhoff, 133. Che - misches Laboratorium, 137. Steinschleiferei, 142. Labrador - reiche Augitporphyre von Ajatskaja, 143. Diorit von Reschewsk, 145. Mineraliensammlungen, 147.

Exkursion nach dem Goldseifenwerke Scha - browskoi auf dem Plateau zwischen dem Isset und der Tschussowaja, S. 152 167. Geognostische Uebersicht dessel - ben, 153. Lage des Goldsandes von Schabrowskoi, 155. Ge - mengtheile (Anatas) und Goldgehalt des Sandes, 156. Beschaf - fenheit des Goldes. 158. Art der Verwaschung des Sandes, 160. Rhodonit - Bruch, 162. Gebirgsarten bei dem Dorfe Schabrowa, 164 - Eisenhütte Nischne-Issetsk, 165. Diorit und Augitporphyr mit Uralit, 166.

Geognostische Untersuchung der nächsten Um - gebung von Katharinenburg, S. 167 175. Diorit bei dem neuen Gefängnisse im NW. von der Stadt, 168. Granit - kuppe im W. der Stadt an der Sibirischen Strasse, 168. Ei - senhütte Werch-Issetsk, 169. Dioritkuppen im S. des Hütten - teiches, 171. Uebergangsgestein zwischen Wetzschiefer und Augitporphyr an der Steinschleiferei in der Stadt, 171. Ser - pentin in gleichförmiger Lagerung mit Chloritschiefer beim al - ten Mehlmagazin, 172. Serpentin im O. von der Stadt, 173 Thonschiefer, Uebergangsgestein zwischen Chloritschiefer und Augitporphyr, und Granit im O. und SO. der Stadt, 174.

Exkursion nach den Goldgruben von Beresowsk und den in der Nähe befindlichen Goldseifen, S. 175 242.

Goldgruben von Beresowsk, S. 175 226. Lage des goldhaltigen Terrains von Beresowsk, 176. Granit vom See Schartasch im S. von Beresowsk, 178. Serpentin von Pysch - minsk im N. von Beresowsk, 179. Darin eingemengter Bru -

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eil, 180. Thonschiefer, Chloritschiefer und Talkschiefer, das Ne - bengestein der Goldgänge, 181. Darin eingemengter Bitter - spath, 182. Quarziger Talkschiefer mit Bitterspath (Listwänit), 183. Streichen der schiefrigen Gebirgsarten von NW. nach SO., 185. Gänge von Granit (Beresit), welche die schiefrigen Gebirgsarten durchsetzen, 186. Beschaffenheit des Granits, 186. Sein Streichen, 188. Goldgänge in dem Granit, 189. Darin vorkommende ursprüngliche Mineralien: Quarz, 189; Turmalin, 190; Talk, 190; Pyrophyllit, 190; Bitterspath, 193; Eisenkies, 193, aus dessen Zersetzung sich bilden: Eisenoxyd - hydrat, 191, und Schwefel, 196; Nadelerz, 196; Fahlerz, 197; Kupferkies, 198; Gold, 198; Bleiglanz, 203. Durch die Zersez - zung der ursprünglichen Mineralien haben sich gebildet: Roth - bleierz, 204, Melanochroit, 205, Vauquelinit, 206, Grünbleierz, 207; Vanadinbleierz, 209; Weissbleierz, 211; Vitriolbleierz, 211. Bemerkungen über das Vorkommen der Mineralien von den Beresowschen Gruben im Allgemeinen, und die verhältniss - mässige Menge derselben auf den Gruben, 212. Eisenkies ist früher als Quarz, und dieser früher als Bleiglanz krystalli - sirt, 213. Schwierigkeit der Erklärung der Zersetzungen, 214. Streichen und Fallen der Goldgänge, 216. Anhäufung der Ei - senkieskrystalle neben den Quarzgängen, 217. Abbau der Erze, 219. Nähere Nachrichten über die Goldproduction der Goldgruben von Beresowsk und den Silbergehalt des Goldes, 220.

Goldseifenwerke in den Umgebungen von Bere - sowsk, S. 227 242. Petropawlowsk, 227. Zirkonkrystalle in dem Goldsande, 228. Mariinskoi, 229. Euphotid, Basis des Goldsandes, 230. Nagornoi, 231. In dem Goldsande gefunde - ner Mammuthszahn, 231. Klenowskoi, 232. Kalinowskoi, 233. Serpentin, der von Granitgängen durchsetzt wird, ist das Lie - gende des Goldsandes, 234. Zinnober unter den Gemengthei - len des Sandes, 236. Uebersicht der Gemengtheile in den Gold - seifen von Beresowsk, 237. Folgerungen, 238. Entdeckung der Goldseifen, 238. Tabelle über die Goldproduktion der un - ter dem Bergamte von Katharinenburg stehenden Goldseifen - werke und den Silhergehalt des Goldes, 240. Chemische Be schaffenheit einzelner Goldkörner, 241.

Exkursion nach der Kupfergrube Gumeschews - koi. S. 242 275. Granit mit Titanit östlich von Gornoschit, die Fortsetzung des Granites von Werch - Jssetsk, 244. Ser - pentin von fasriger Textur westlich von Gornoschit, 244. Ana - lyse desselben, 245. Marmorschleiferei in Mramorskoi, 246. Marmorbrüche, 247. Lage des Marmors zwischen Serpentin und Granit, 247. Steinbruch in edlem Serpentin, 248. Schmir -

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gelhaltiger Chloritschiefer. 218. Gänge von Zoisit in demsel - ben, 249. Gänge von Diaspor und Chloritoid, 249. Beschrei - bung des Diaspors, 249 und des Chloritoids, 252. Seifenwerk Nicolajewskoi, 254. Rutil im Goldsande und Quarzblöcke, 255. Kassoibrodscher Marmorbruch, 255. Korund in Chloritschie - fer, und stängliche Zusammensetzungsstücke des letzteren, 256. Berg Asoff, 257. Kupferhütte Polewskoi. 258. Goldseifenwerk Schelesinskoi, 258. Diorit und Chloritschiefer bilden die Basis des Goldsandes, 259. Kupfergrube Gumeschewskoi, 262. Die Kupfererze brechen nesterweise in Letten, 262. Sie bestehen in gediegenem Kupfer, 263; Kupferkies, 263; Rothkupfererz - 263; Malachit, 265; Brochantit, 267; Brauneisenerz, 269; Quarz, 269. Verhältnissmässige Menge der verschiedenen Ku - pfererze, 269. Bildung der Kupfererze aus einander, 272. Abbau, 272. Geschichte der Grube, 274.

Höhe von Katharinenburg, S. 275 278.

IV. Reise in den nördlichen Ural, S. 275 470.

Reise von Katharinenburg nach Newjansk, S. 279 291. Beschreibung des Weges, 279. Goldseifenwerk Pyschminsko-Kljutschewskoi, 281. Ausgezeichnete Abände - rungen von Augitporphyr mit deutlichem Uralit, 284. Serpen - tin beim Dorfe Mostowaja, 287. Seifenwerke Malo Mostows - koi, 288; und Werchoturskoi, 290.

Newjansk, 8. 291 303. Auflässige Goldgrube östlich von Newjansk, 293. Das Vorkommen des Goldes ist hier wie in den Gruben von Beresowsk, 294. Goldseifenwerk Neiwins - koi, Basis Serpentin, grosse Menge mikroscopischer Zirkon - krystalle in dem Goldsande, 295. Goldseifenwerk Newinsko - Stolbinskoi; Basis körniger Kalk und Hornblendschiefer, 298. Kupferhütte Rudjansk und Eisenhütte Werchneiwinsk an der obern Neiwa, 299. Die Serpentinberge Jeschowaja Gora in dem Hauptrücken des Ural, 299, und Schalkowaja Gora in dem Wasserscheider zwischen der Neiwa und dem Tagil, 300. As - best des letzteren, 300. Gebirgsarten von Werchneiwinsk, 301.

Nischne-Tagilsk, S. 303 338. Bergrücken zwischen dem Tagil und der Neiwa, aus Chloritschiefer, Talkschiefer, Serpentin, Diorit und Augitporphir (mit deutlichem Augit) be - stehend, 303. Wichtigkeit von N. Tagilsk, 307. Werke die von N. Tagilsk abhängen, 308. Kupfer - und Eisenhütten in N. Tagilsk, 310. Der Magnetberg Wissokaja Gora, 310. Kupfer - grube, 312. Erze derselben: Ged. Kupfer, 312; Kupferglanz, Kupferkies, Rothkupfererz, 313; Malachit, 314; Kupferlasur,

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315, Libethenit, 316, Brauneisenerz, 317. Vorkommen der Erze, 317. Benachbarte Kupfergruben, 318.

Exkursion nach den Goldseifen an den Berte - waja Gora im SO. von N. Tagilsk, S. 319 325. Ge - birgsarten auf dem Wege dahin sind ähnlich denen auf dem Wege von Newjansk nach N. Tagilsk, 319. Seifenwerk Wi - luyskoi, 320. Basis des Goldsandes, Chloritschiefer und Ser - pentin, 320. Neuer Schurf in einem Quarzgange mit Bleierzen (auch Rothbleierz) in Granit (Beresit) auf der Bertewaja Gora, 321. Seifenwerk Bertewskoi, 322. Anatas in dem Goldsande, 323. Menge und Beschaffenheit des Goldes von N. Tagilsk, 324.

Exkursion nach den Platinseifen im W. von N. Tagilsk, S. 335 338. Eisenhütte Tscherno-Istotschinsk und Diorit daselbst, 326. Bergrücken von Hornblendschiefer bildet hier den Wasserscheider zwischen Asien und Europa, 326. Die Platinseifen liegen an dem Westabhange desselben und sind der Zahl nach 6, nämlich 1, Suchowissimskoi, 327; der Platinsand enthält hier noch etwas Gold, das sich in den übri - gen Platinseifen nicht mehr findet; 2, Rublowskoi; Basis des Platinsandes ist quarziger Talkschiefer und Chloritschiefer 328; grosse Menge Chromeisenerz in dem Platinsande, und wenig Quarz und Magneteisenerz; Geschiebe von körnigem Hyper - sthen 329; grosse Reichhaltigkeit der Platinseifen in Vergleich mit den Goldseifen 330; 3, Martianowskoi I, 331, der Platinsand enthält eine grössere Menge grösserer Stücke Platin als der der übrigen Platinseifen; 4, Suchoi, 332; 5, Pupkowoi, 333; 6, Martianowskoi II, 333. Serpentin bildet die Basis und die grösste Menge der Geschiebe in den letztern Platinseifen. Die Bäche dieser Platinseifen entspringen auf der sumpfigen Hoch - ebene Martian, auf welcher wahrscheinlich die ursprüngliche Lagerstätte des Platins zu suchen ist, 334. Goldseifen auf dem Ostabhange des Bergrückens, die in ihren obern Stellen in neuerer Zeit auch sehr platinhaltig gefunden sind, 335. Gold in Chromeisenerz eingesprengt, 335. Besteigung der Bjelaja Gora, 335, besteht aus Diorit, 336.

Kuschwinsk, S. 338 352. Abreise von N. Tagilsk. Hüttenwerk und Dorf Laga, 338. Dioritporphyr daselbst; wir fanden darin das angeblich darin eingesprengte Platin nicht, 339. Ankunft in Kuschwinsk, 341. Der Magnetberg Blagodat, 342. Lage desselben, besteht an seinem westlichen Abhange aus Augitporphyr mit Uralit, auf seinem Gipfel aus fast reinem Magneteisenerz, 343. Mineralien, die in dem Magneteisenerze sonst noch vorkommen, sind: Eisenkies, 345; Kalkspath, Feld - spath, dichter Feldspath und Analcim, 346. Analyse des letz -

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tern und merkwürdiges Vorkommen im Magneteisenerz, 347. Namen der von Kuschwinsk abhängigen Werke, 348. Geo - gnostische Beschaffenheit des Ural in dem Hüttenbezirke von Kuschwinsk, 349. Der Rücken besteht aus Talk - und Chlo ritschiefer, 349. Oestliche Kette darin, worin der Kundrawi Kamen, die Sinaja Gora und der Kamyschok, die aus Diorit und Serpentin bestellen, 349 - Goldsand, der öfters Platinhal - tig ist, in den Thälern, besonders in dem Seifenwerk Zarewo Alexandrowsk, 352.

Bissersk und die Lagerstätte der Diamanten, S. 352-374. Trennung des Grafen Polier, welcher nach Bis - sersk und seinen übrigen Besitzungen auf der Westseite des Ural reiste, 352. Entdeckung der Diamanten daselbst und Ge - schichte derselben, 352. Bericht des Grafen Polier an den Fi - nanzminister, Grafen von Caucrin, über die Auffindung der Diamanten am Ural, 356. Bericht des Staatsraths Georg von Engelhardt, über die Auffindung der Diamanten, aus den rus - sischen Miscellen, 361. Zahl und, Beschaffenheit der im Ural gefundenen Diamanten, 364. Gebirgsarten, die in der Gegend der Diamantenlagerstätte vorkommen, 365. Analysen des Do - lomits, der die Basis des Diamantens an des von Adolphskoi bil - det, vom Prof. Göbel, 369. Wahrscheinliche ursprüngliche La - gerstätte der Diamanten am Ural, 370. Kurze Schilderung der geognostischen Verhältnisse, unter welchen die Diamanten in Brasilien, 371, und in Ostindien 372, vorkommen. Auffindung von Diamanten auf den Besitzungen des Hrn. Medscher bei Katharinenburg, 373. Wichtigkeit dieser Entdeckung, 374.

Nischne - Turinsk, S. 374 381. Weg von Kusch - winsk nach Nischne-Turinsk über Werchne - Turinsk, 373. Die Gebirgsarten auf dem Wege sind: Augitporphyr mit we - nigem oder keinem Augit, 375. Porphyr - Conglomerat bei Werchne Turinsk, 376. Deutlicher Augitporphyr mit Augit beim Dorfe Imjannaja, 376. Conglomerat des Schaiton, 377. Hüttenwerk N. Turinsk, 378. Magnetberg Katschkanar, 379. Gebirgsart von demselben, 379. Uwarowit von den westlichen Abhängen desselben, 380.

Reise von N. Turinsk nach Bogoslowsk, S. 381 395. Beschreibung des Urals in der Breite von Bogoslowsk, 381. Höchste Berge desselben, 382. Der Pawdinskoi - und Konschekowskoi - Kamen bestehen aus Diorit, 382. Flüsse, 384. Expedition zur Untersuchung des nördlichsten Ural, 384. Gute Strasse durch immerwährenden Wald Von N. Turinsk nach Bogoslowsk, 385. Flora und Fauna der Gegend, 386. Menge der Mücken, 387. Gebirgsarten auf diesem Wege, 388.

XXIII

Quarziger Talkschiefer, 388. Syenit an der Tura, 388. Sei - fenwerk Pitatelewskoi an der Lata, 390. Schöne Abänderun gen von Dioritporphyr unter den Geschieben des Goldsandes, 391. Dioritporphyr an der Lobwa, 393. Uebergangskalkstein mit Trilobiten an der Kakwa, 394. Kuppe von Augitporphyr vor Bogoslowsk, 394 Ankunft daselbst, 395. Ansicht des Ural, 395.

Exkursion von Bogoslowsk nach den Turjin - scheu Kupfergruben, S. 395 421. Lage der Turjinschen Gruben, 397. Uebergangskalkstein, der von Gängen von Dio - rit und Dioritporphyr durchsetzt wird, an deren Gränzen mit dem Kalkstein sich Granatfels und Thonmassen finden, in welchen letztern die Kupfererze nester - und lagenweise vorkom - men, 398. Die sich findenden Kupfererze sind: gediegenes Ku - pfer, 401; merkwürdige Zwillingsverwachsung desselben, 402; Erklärung der Bildung von mehreren Wernerschen besondern äussern Gestalten, 405; Grosse Reinheit des ged. Kupfers, 406. Kupferglanz, Fahlerz, Kupferkies, Rothkupfererz, 408; Kupferlasur, Malachit (merkwürdige Afterkrystalle), 409; Ku - pfergrün, (Afterkrystalle, Haüy’s cuivre hydro-siliceux), 412; Ku - pferblau, 414. Uebrige Mineralien, die auf diesen Gruben vor - kommen: Ged. Silber, Eisenkies, Zinkblende, Bleiglanz, Eisen - glanz, Brauneisenerz, Stilpnosiderit, 415; Schwerspath, Quarz, 416. Mächtigkeit der Kupfererzlagen und übriges Verhalten, 416. Abbau der Erze, 419. Neue Anbrüche in der Nähe der Turjinschen Gruben, 419. Goldseifenwerk Alexandrowsk, 421.

Bogoslowsk, S. 422 429. Merkwürdige Felsbeschaf - fenheit an dem rechten Ufer der Turja, 422. Dioritporpbyr mit Grauwackenschiefer und Uebergangskalkstein, 422. Tem - peratur von Bogoslowsk, 427. Stellen mit ewigem Eise, 428. Namen der höchsten Berge der Uralkette, die man von Bo - goslowsk aus sehen kann, 429.

Rückreise nach Katharinen burg über Mursinsk, S. 430 470. Die Rückreise ging bis zur Tura auf demselben Wege wie bei der Hinreise, denn aber über Werchoturje auf der Hauptstrasse nach Katharinenburg, 430. Granit von Wer - choturje, 431. Krystalle von Buklandit in demselben, 432 Eisenhütte Alapnjewsk, 433. Schwarzer Kalkstein an der Neiwa, 434. Augitporphyr und weisser Kalkstein voller un - kenntlicher Versteinerungen von Resch, 435. Eisenhütte Re - schewsk, 435. Serpentin an der Hütte, 435. Totschilnaja Gora oder Schleifsteinberg, 436. besteht aus Beresit von ähn - licher Beschaffenheit wie der von Beresowsk, 436. Rothblei - erz auf den in dem Beresite aufsetzenden Quarzgängen, 437.

XXIV

Quarzmassen mit fasrigem Turmalin, 437. Der Granit wird als Gestellstein benutzt, 438. Edelsteinbrüche von Mursinsk; die Edelsteine finden sich auf Gängen in Granit, 439. Brüche bei den Dörfern Gr. und Kl. Alabaschka, 440. Mineralien die sich hier finden: Bergkryst alle, 141; Feldspath, 443, (bedeutende Grösse der Krystalle und ihre Verwachsung mit Quarzkry - stallen, 444,) Albit, 446; Glimmer, 448; Turmalin, 450; Granat, 452, Topas, 454; Beryll, 454. Amethystbrüche bei den Dörfern Sisikowa und Iuschakowa, 456. Der Amethyst findet sich auf Quarzgängen im Granit, 456. Brüche von Juschakowa, mit Lepidolith, 457, und Andalusit, 458. Brüche von Schaitansk mit rothem Turmalin. 460, Lepidolith, 463, Beryll, 464. Tur - malin von Sarapulsk, 466. Rhodizit von Sarapulsk, 466 und Schaitansk, 468. Rückkehr nach Katharinenburg, 470.

V. Reise von Katharinenburg nach dem Altai, S. 471 502.

Reise von Katharinenburg nach Tobolsk, S. 471 487. Serpentin mit Granit wechselnd in der Nähe von Ka - tharinenburg, 472. Dampfmaschinenfabrik des Hrn. Medscher, 472. Diamanten, 473. Thon - und Talkschiefer bei Mesianka, 474. Grauwacke von Dioritporphyr durchbrochen bei dem Dorfe Tygisch. 474. Anfang der Sibirischen Ebene bei Ka - myschloff, 476. Gebirgsformationen am Isset: schiefriges Urge - birge bis zum Dorfe Turbanowo, 477; Glieder der Uebergangs - formation, Grauwacke, Thonschiefer und Kalkstein, 478; bei den Dörfern Perebor u. Bajunowa durch Dioritporphyr durchbro - chen, 479. Neuere vulkanische Formation bei dem Dorfe Odi - nowa, 479. Mühlsteinbrüche von Kaltschedanskoi, 480. Ue - berlagerung der vulkanischen Formation durch Alaunerde (mit Bernstein) und tertiären Sandstein, 480. Dieselben Formatio - nen wie am Isset kommen an der Sinara und Bajaräk, 481. und an der Pyschma vor, 482. Swätotschudowskische Kupfer - grube an der Kunara, 482. Smaragd Und Phenakit in dem Glimmerschiefer der Takowaja, 483. Stadt Tjumen an der Tura, 486. Elephantenzähne an der Tura und am Isset, 486.

Tobolsk, S. 487 494. Lage der Stadt, 487. Deutsche Bekanntschaften, 488. Dioptas, 488. Aussicht von dem rech - ten hohen Ufer des Irtysch bei der obern Stadt, 489, und bei Schukowa, 490. Bildung des Bodens der unteren Stadt, 490. Quellen an der Bergwand des rechten Irtysch-Ufers, 481. Magnetische und astronomische Beobachtungen wurden auf der Stelle des früheren Observatoriums von Chappe angestellt, 492. Entschluss zu der Reise nach dem Altai, 493.

XXV

Reise von Tobol sk nach Barnaul, S. 494 502. Krümmung des Weges bis Tara, 495. Beschreibung der Ge - gend, 496. Barabinskische Steppe, 497. Sibirische Pest, 499. ZweimaligerUehergang über den Ob bei Bergsk, 501, und un - terhalb Barnaul, 502. Ankunft in Barnaul, 502.

VI. Der Altai, S. 503 613.

Gegenwärtiger Zustand des Altaischen Berg - baues, 503 512. Silbergruben, 504. Kupfergruben, 505. M enge des gewonnenen Erzes, 507. Schmelzhütten, 507. Kurze Gcschichte des Altaischen Bergbaues, 509.

Barnaul, S. 512 522. Schmelzhütten, 513. Silberpro - cess, 513. Grosser Silberverlust bei demselben, 517. Bleipro - cess, 518. Museum in Barnaul, 519. Tellursilber, 520. Privat - sammlungen des Staatsraths Gebler, 521, und des Ober-Berg - hauptmanns v. Froloff, 521.

Reise von Barnaul nach Schlangenberg, S. 522 528 Platowskajisclie Steppe und grosse Trockenheit der Luft, 523. Granitfelsen des Kolywanschen Sees, 524. Porphyr, 526. Ankunft in Schlangenberg, 527.

Schlangenberg, S. 529 557. Lage des Schlangenber - ges, 529. Das Erzlager besteht aus Hornstein, mit Schwer - spath durchsetzt, 530. Gänge von Hypersthenfels, 532. Nicht metallische Mineralien des Erzlagers, 532. Metallische, 534. Krystallform der Kupferlasur des Altai, 541. Thonschiefer, das Nebengestein des Erzlagers, 546. 4 Stollen in dem Erzlager, 547. Gebirgsarten im Hangenden, 548. Porphyr von der Ka - rnulnaja Sohka, 548. Porphyr am Hüttenteiche, 549. Berg - rücken im Liegenden jenseits der Smejewka besteht aus Por - phyr, worin ein Gang von Grünstein, aus Chloritschiefer und körnigem Kalkstein, 550. Granit jenseits des Bergrückens, 551. Uebergangskalkstein im Streichen des Schlangenberges, 552. Abbau des Erzlagers, 554. Pingen, 554. Menge der ge - förderten Erze, 555. Die Menge und der Gehalt derselben hat sich in der neuern Zeit sehr vermindert, 555. Alte Tschudische Arbeiten, 556.

Exkursion nach der Steinschleiferei von Koly - wansk, S. 557 569. Der Weg schneidet rechtwinklig das Streichen der Gebirgsarten, Porphyr, Granit, Kalkstein, Thon - schiefer, Granit und Diorit, 557. Beschreibung der wichtigsten Gesteine, die in Kolywansk verarbeitet werden: Rother Por - phyr vom Korgon, 561; Vergleichung desselben mit dem an - tiken rothen Porphyr und dem Elfdaler Porphyr, 562; Vario - litische und conglomeratartige Abänderung des rolhen Porphyrs

XXVI

vom Korgon, 563; Vorkommen dieser Abänderungen 564; Grüner Augitphorphyr von Tscharysch, 565; Gestreifter grü - ner Porphyr von der Revennaja - Sobka, 566; Vorkommen desselben, 567; Aventurin von Bjelorezkaja, 568.

Reise über die Grube Riddersk nach Ustkame - nogorsk, S. 569 577. Beschreibung der Grube und der Erze von Riddersk, 571. Grube Krukowsk, 572. Gebirgsarten von dem Prochodnoi-Bjelok, 574. Ausgezeichneter Porphyr der Kruglaja Sobka in dem Thale von Riddersk, 575. Trachyt - ähnliches Gestein beim Dorfe Botachicha, 576. Thonschiefer, herrschendes Gestein des Ulbinskischen und Ubinskischen Ge - birges, 577.

Exkursion von Ustkamenogorsk nach der Grube Syränowsk und dem chinesischen Posten Baty oder Khonimailakhu am Irtysch, S. 517 613. Granitberge bei Ustkamenogorsk, 578. Reise über das Gebirge nach Buch - tarminsk, 580. Thonschiefer im Thale der Ulba, 581. Wird von Porphyr durchsetzt bei Feklistowsk, 582. Granit wird herrschend von Beresowsk an, 583. Kegelförmige Form der Granitbergo bei Buchtarminsk, 584. Mochnataja Sobka, 584. Thonschieferparthien mit Gängen von Granit durchsetzt, und stellenweise in ein granitähnliches Gemenge umgeändert an dem Granitufer innerhalb der Festung von Buchtarminsk, 585. Ku - pfergrube Buchtarminsk und dabei gelegener Magnetberg, 588. Bergrücken von Thonschiefer und Uebergangskalkstein an der Buchtarma, 589. Ankunft in Syränowsk, 590. Die Grube baut auf einem Hornsteinlager in Thon - und Talkschiefer, worin Gänge von porösem Quarze vorkommen, dessen Höhlungen, Bleiocher, Eisenocher und silberhaltiges Gold enthalten, 590. Analyse des Goldes, 591. Transport der Erze nach dem Ir - tysch, 593, Ansicht des Cholsungebirges von dem Pochwerke bei Syränowsk, 593. Stolbowucha und Schtschebenucha die höchsten Berge des Cholsun, 593, Die Kamenschtschiken, 594. Bjelucha, der höchste Berg des Katunjischen Gebirges und des Altai überhaupt, 595. Heisse Quellen, 596. Erdbeben im Altai, 596. Reise nach dem chinesischen Posten, 598. Auf - fallende formen des Granits der Nary machen Berge, 599. Be - schaffenheit des Granits, 599. Ankunft bei dem chinesischen Posten, ttnd Beschreibung des Besuches bei demselben, 600. Rückkehr, auf dem geraden Wege nach Buchtarminsk, 607. und von dort auf dem Irtysch nach Ustkamenogorsk, 608. Häu - fige Durchbrechungen und Ueberlagerungen des Thonschiefers durch Granit auf dem rechten Ufer des Irtysch, 610.

XXVII

Ueber das Tellursilber und das Tellurblei von Sawodinskoj, S. 614 620.

Ueber den Rohstein von der Silberhütte von Barnaul, S. 621 624.

Ueber die Goldscheidung vermittelst Schwe - felsäure auf dem Münzhofe von Petersburg, S. 625 628.

Ueber die mittlere Temperatur von Petersburg, Moskau und Kasan, S. 629 634.

Ueber die Höhe von Moskau und Kasan über der Meeresfläche, S. 635 641.

3031r.

Zur Erläuterung der Tafeln.

Tafel I, Fig. 1 3. Diamant an der Spitze des kaiser - lichen Sceplers, Seite 50.

Fig. 4 6. Der sogenannte Pitt oder Regent, Diamant in der französischen Krone, S. 52.

Fig. 7 9. Diamant, welchen der persische Prinz Cos - rhoës dem russischen Kaiser im Jahre 1820 zum Geschenk ge - macht hat, S. 51.

Fig. 10. Brochantit von der KupfergrubeGumeschewskoi im SW. von Katharinenburg, S. 267.

Taf. II, Fig. 1 7. Rothkupfererz von der Kupfer - grube Gumeschewskoi, S. 263.

Fig. 8 9. Gediegenes Gold von der Goldgrube Bere - sowsk hei Katharinenhurg, S. 199.

Taf. III, Fig. I 4. Gediegenes Kupfer von den Tur - jinschen Kupfergruhen bei Bogoslowsk, S. 401. Fig 1. stellt ei - nen einfachen Krystall, Fig. 2 4 die gewöhnlich verkom - menden Zwillingskrystalle dar.

Fig. 5. und 6. Gediegenes Kupfer, Zwillingskrystalle von der Kupfergrube bei Nischne - Tugilsk, S. 312.

Taf. IV, Fig. 1. und 2 - Gediegenes Kupfer von den Turjinschen Kupfergruben bei Bogoslowsk, S. 403. Die Figu - ren stellen die Art vor, wie die Zwillingskrystalle zusammen - gereiht erscheinen.

Taf. V. Fig. 1 5. Kupferlasur von der Kupfergrube Sololuschensk im Altai, S. 541.

Fig. 6. Kupferlasur von der Silbergrube Nicolajewsk im Altai, S. 543.

Taf. VI. Fig. 1, 2, 6, 4. Kupferlasur von der Silber - grube Schlangenberg im Altai, S. 545.

Fig. 3. Kupferlasur von Nischne-Tagilsk, S. 315.

Fig. 5. Kupferlasur angeblich von der Kupfergrube Gumeschewskoi, S. 269 und 544.

XXX

Taf. VII. Zirkon aus dem Goldseifenwerke Petropawlowsk bei Beresowsk, S. 228; Verwachsung des Feldspaths mit Quarz von Alabaschka bei Mursinsk, S. 445. ; Turmalin von Alabaschka, S. 450; von Schaitansk, S. 460*)Diese Tafel wird bei dem zweiten Bande nachgeliefert werden..

Taf. VIII. Situationsplan der Turjinschen Kupfergruben bei Bogoslowsk, S. 397.

Taf. IX. Horizontaler Durchschnitt durch einen Theil der Turjinkisch-Frolowskischen Kupfergrube bei Bogoslowsk in einer Teufe von 10 15 Saschenen; und vertikaler Durch - schnitt in der Dichtung von NW. nach SO., S. 398.

33

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Verbesserungen.

Seite 106

- HO

- 122

- 319

- 378

- 434

- 577

Zeile 10 von unten lies Simonoff statt Soimonoff.

- 2 v. o. 1. Simonoff st. Soimonoff.

- 18 v. o. setze hinter Profil hinzu: am Ende des 2. Bandes.

- 21 v. o. 1. SO. nach NW, st. NO. nach SW.

- 2 v. u. 1. Juli st. Juni.

- 14 v. o. 1. 150 Werste st. 140 Werste.

- 16 v. o. 1. Tscheremschanka st. Tscherem - schauka.

Gedruckt bei C. Feister.

[1]

I. Reise von Berlin nach Petersburg.

Abreise von Berlin. Königsberg. Bemerkungen über den Bern - stein. Aufenthalt in dem Sandkruge an der Spitze der Kuri - schen Nehrung. Dorpat. Mineralogische Sammlung daselbst. Geognostische Beschaffenheit von Ehstland und Livland. Por - phyr von der Insel Hochland. Narwa. Eintritt in Peters - burg. Mineraliensammlungen daselbst. Amethystkugeln von der Wolfsinsel. Diamanten in dem kaiserlichen Schatze. Geschliffene Gebirgsarten und Mineralien in dem Winterpallast. Granitsäulen. Goldscheidung. Geognostische Beschaffenheit der Gegend um Petersburg.

Wir verliessen Berlin den 12ten April 1829, Abends um 11 Uhr, Herr von Humboldt, Herr Ehrenberg und ich, in zwei Wagen, da eine Reise durch das nördliche Asien einen Apparat von astronomischen und physikalischen Instrumenten, von Büchern und Vor - richtungen zu chemischen Versuchen und naturhistori - schen Sammlungen nothwendig machte. Die Abreise war anfangs etwas später, nämlich in den ersten Ta - gen des Mai’s festgesetzt, die Nachricht aber, dass Se. Majestät der Kaiser von Russland schon in diesen Tagen Petersburg verlassen und zur Krönung nach Warschau reisen würde, hatte sie beschleunigt.

In Berlin war schon seit längerer Zeit milde Früh - lingswitterung eingetreten, und so hofften wir ohne Aufenthalt nach Petersburg zu kommen, aber wir er - fuhren bald, dass wir gerade die schlimmste Zeit zu einer nordischen Reise hatten wählen müssen. Schon den folgenden Tag trafen wir Schnee an, der, im Schmelzen begriffen, die Wege verdarb, und später

12

hatten wir das Ungemach, fast alle Flüsse, die wir zu passiren hatten, im Eisgange anzutreffen. Dieser musste nun bei allen erst abgewartet werden, wodurch unsere Reise ausserordentlich verzögert wurde.

In den ersten Tagen hatten wir indessen diese Uebelstände noch wenig empfunden. Die grosse Kunst - strasse, die bis nach Königsberg führt, war durch den thauenden Schnee nicht sehr verdorben, und in Dir - schau, wo wir am 14ten in der Frühe ankamen, fan - den wir die Weichsel schon seit acht Tagen offen, und konnten daher mit der Fähre ohne Aufenthalt über - setzen. Das Wasser stand sehr hoch, es hatte in den Niederungen bei Danzig die Dünen durchbrochen und grossen Schaden angerichtet. Zwei Meilen weiter setzten wir über den zweiten Arm der Weichsel, die Nogat, jenseits welcher Marienburg liegt. Die Be - sichtigung des alten Schlosses der deutschen Ritter, das jetzt im ursprünglichen Style hergestellt ist, ge - währte uns einige Stunden frohen Genusses. Jenseits Marienburg bis Elbing fanden wir wieder die ganze Gegend zu beiden Seiten der Strasse so überschwemmt, dass diese nur wenig aus der alles bedeckenden Was - sermasse hervorragte.

Wir erreichten Königsberg am 15ten Morgens und verlebten dort zwei sehr angenehme Tage in der Er - neuerung alter Bekanntschaften und in der Anknüpfung von neuen. Herr von Humboldt machte hier zuerst die persönliche Bekanntschaft des Herrn Prof. Bessel, bei dem der Eindruck allgemein bewunderter Talente durch liebenswürdige Einfachheit des Umganges erhöht wird. Er zeigte uns alle Einzelheiten seiner vortreff - lich eingerichteten Sternwarte, die auf einer zu den ehemaligen Festungswerken der Stadt gehörigen An - höhe gelegen ist und mit der grössten Zweckmässig - keit eine grosse Bequemlichkeit verbindet, indem die Räume, in denen der Meridiankreis und das grosse Heliometer von Reichenbach aufgestellt sind, dem

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Arbeitszimmer des Astronomen im untern Stockwerke so nahe liegen, dass die Instrumente bei jeder Auf - hellung des Himmels benutzt werden können. Am Mit - tage fanden wir bei Prof. Bessel einen grössern Kreis aus den Gelehrten und Aerzten Königsbergs versam - melt, in deren heitern und belehrenden Gesellschaft schnell der Abend heranrückte.

Die Mineraliensammlung der Universität, die der Director derselben, Herr Prof. Neumann mir gefäl - ligst zeigte, ist für den Unterricht wohl hinreichend, aber in einem finstern wenig geeigneten Lokale auf - gestellt, von dem wohl zu wünschen wäre, dass es mit einem hellem, zweckmässigem vertauscht würde. Sie enthält eine besondere Sammlung von Bernstein - stücken mit eingeschlossenen Insecten, die sich, wie noch ein Theil der übrigen Mineraliensammlung selbst, von dem verstorbenen Medicinalrath Hagen herschreibt. Diese Sammlung wird, soviel ich nach einem flüchti - gen Ueberblick beurtheilen kann, ziemlich von gleicher Grösse sein mit der, welche sich in der Königlichen Sammlung in Berlin befindet; aber sie, wie auch die Berliner, stehen an Schönheit und Vollständigkeit der - jenigen sehr nach, welche der Dr. Berendt in Dan - zig, der auch als Schriftsteller darüber bekannt ist, besitzt. Sammlungen der Art haben gewiss einen grossen wissenschaftlichen Werth, da die Einschlüsse in dem Bernstein die einzigen Ueberreste von Insecten einer der jetzigen vorhergegangenen Schöpfung ent - halten. Es wäre daher gewiss sehr wünschenswerth, wenn diese geognostisch merkwürdigen Formen einer gründlichen Untersuchung unterworfen würden, und ebenso wünschenswerth wäre es, wenn diese Unter - suchung, die ein Produkt der preussischen Küste be - trifft, auch von Preussen ausginge; was leicht nicht der Fall sein könnte, da ebenso wie in Preussen sich auch werthvolle Sammlungen im Auslande, namentlich in England befinden. Eine Vereinigung des gesamm -

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ten in Preussen an mehrern Orten zerstreuten Materials wäre dazu gewiss der zuerst nöthige Schritt; denn gute, der Bestimmung fähige Exemplare unter diesen Einschlüssen gehören zu den grossen Seltenheiten und sind nur unter einer grossen Anzahl von Stücken zu finden.

Der in der Nähe von Königsberg gefundene Bern - stein macht aber diese Stadt in mineralogischer Hin¬ sicht besonders interessant, daher ich mir noch einige Bemerkungen über die Gewinnung und Verwaltung desselben erlaube.

Die Gewinnung des Bernsteins wurde sonst von einer Königlichen Behörde geleitet, und der in jedem Jahre gewonnene Bernstein in öffentlicher Auction ver - kauft. Seit dem Jahre 1811 ist aber der Bernstein an Herrn Douglas für die jährliche Summe von 10,000 Thalern verpachtet. Herr Douglas, dessen persön - liche Bekanntschaft mir Herr Reg. Rath Hagen ver - schaffte, hatte die Güte, mir seine grossen Vorräthe zu zeigen. Sie werden, um das leicht entzündliche Ma - terial vor jeder Feuersgefahr zu schützen und einer gewiss sehr theuern Assecuranz zu entgehen, in einem massiven Magazine aufbewahrt, das eine gewölbte Decke hat und mit eisernen Thüren verschlossen wird. Der Vorrath, der in demselben aufgehäuft war, betrug nach Herrn Douglas 150,000 Pfund; er war jetzt um so beträchtlicher, da der hauptsächlichste Absatz in Constantinopel statt findet, wo er, theils wegen der Kriege mit der Pforte, theils wegen der den Luxus einschränkenden Edikte des Sultans, sich in der letz - ten Zeit sehr vermindert hatte.

Es ist überraschend, ein Produkt, das man sonst nur in einzelnen Stücken zu sehen gewohnt ist, in so ausserordentlicher Menge aufgehäuft zu finden. Der Bernstein war in dem Magazine nach der Grösse der Stücke geordnet und in Körben und Kisten aufbewahrt. Man unterscheidet Sortiment, Tonnenstein, Fernitz,

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Sandstein und Schluck; zu dem erstern rechnet man alle Stücke, die 5 Loth und darüber wiegen, von dem Tonnenstein gehen 30-40 Stück auf ein Pfund, zu dem Fernitz rechnet man kleine reine Stücke von 1-2 Quadratzoll, Sandstein bildet die noch kleinern Stücke, und Schluck nennt man den unreinern Sandstein. Das Sortiment wird von den Bernsteindrehern zu allerhand Galanteriewaaren verarbeitet, geht aber, wie schon an - geführt, grösstentheils roh nach Constantinopel, wo es zu Bernsteinspitzen verarbeitet wird. Aus dem Ton - nenstein und Fernitz verfertigen die Bernsteindreher Perlen, die sie Korallen nennen. Der Sandstein und Schluck, so wie auch die Abgänge beim Drehen, wer - den grösstentheils zur Destillation der Bernsteinsäure, welche officinell ist und als chemisches Reagens ge - braucht wird, so wie der Rückstand in den Retorten, das sogenannte colophonium succini, zur Bereitung des Bernsteinfirnisses benutzt.

Es ist merkwürdig, dass die Menge Bernstein, die in jedem Jahre gewonnen wird, seitdem man ange - fangen hat darüber Rechnung zu führen, sich immer gleich geblieben ist. Der verstorbene Medizinal-Rath Hagen, der Vater des. Regierungs-Rathes, hat dar - über eine Tabelle zusammengestellt1)Siehe die Beiträge zur Kunde Preussens Th. 6, S. 309, worin sich überhaupt eine Menge interessanter Abhandlungen über den Bern - stein von demselben Verfasser befinden, aus welchen ein grosser Theil obiger und der folgenden Nachrichten entlehnt ist., die mit dem Jahre 1535 anfängt und bis zum Jahre 1811 fortgeführt ist, aus welcher dieses Resultat hervorgeht. Nimmt man den Durchschnitt aus den Jahren 1661-1811, so beträgt danach die Menge des jährlich gewonnenen Bernsteins 150 Tonnen (die Tonne zu 87 Stof, die etwas kleiner als die Berliner Quarte sind). Mehr oder minder günstige Stürme, die den Bernstein an's Ufer treiben, grössere oder geringere Veruntreuungen

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beim Sammeln des Bernsteins machen bei den ver - schiedenen Jahren grössere oder kleinere Abweichun - gen von dem angegebenen Mittel, die aber doch immer nicht sehr bedeutend sind. In diesen 150 Tonnen sind den Procenten nach enthalten

Sortiment0,788
Tonnenstein9,642
Fernitz5,959
Sandstein64,695
Schluck18,916.

Man sieht daraus, wie selten im Ganzen das Sorti - ment ist.

Der Bernstein wird theils vom Meere auf den Strand geworfen und an demselben gesammelt, theils in der Nähe des Strandes gegraben; doch überwiegt die Menge des sogenannten Seebernsteins die des Landbernsteins bei weitem. Der Seebernstein wird an der ganzen Küste, von Memel bis Danzig gesammelt, aber nicht jede Stelle der Küste giebt eine gleiche Menge Bern - stein; die grösste Menge wird an der Saarländischen Küste von Pillau nördlich bis zum Dorfe Gross-Hub - nicken, auf einer Länge von etwa 3 Meilen gesammelt; nur unbedeutend ist die Menge, welche an der frischen Nehrung, und noch geringer die, welche an der Kuri - schen Nehrung gewonnen wird. Herrn Douglas ist nur die Küste von Memel bis zum Gebiete von Dan - zig jenseits des Dorfes Polsky auf der frischen Neh - rung verpachtet; was bei Danzig gesammelt wird, ge - hört der Stadt, die es abgesondert verpachtet hat. Die Richtung des Windes, welche die Antreibung des Bernsteins am meisten begünstigt, ist nach der Lage der Küste in den verschiedenen Revieren verschieden, im Allgemeinen sind es aber doch besonders anhaltende Nordwinde, bei denen der Bernstein mit den Wellen angespült wird, nach deren Stillung durch West-Süd - west - und Nordwest-Winde, der Bernstein mit dem sogenannten Bernsteinkraut (Fucus vesiculosus und fa -

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stigiatus), worin er eingewickelt liegt, aus dem Was - ser ans Land getrieben wird.

Der Landbernstein wurde früher in den Jahren 1782-1806 bei den Dörfern Gross-Hubnicken und Krax - tepellen an der Samländischen Küste auf eine förmlich bergmännische Weise durch Schächte und Stollen be - trieben. Der Bernstein findet sich hier in einer schwar - zen, mit Stücken von Braunkohle gemengten, sehr vitriolischen thonichten Sandschicht, die gegen den Fuss des hohen Ufers, welches hier eine Höhe von 100-150 Fuss erreicht, ihr Ausgehendes hat. Die Ge - winnung war wegen der darüber liegenden mächtigen Sanddecke sehr mühsam und beschwerlich, erhielt sich aber dadurch, dass man in dem gegrabenen Bernstein viel mehr Sortiment antraf, als in dem Seebernstein. Jetzt wird der Bernstein auch noch gegraben, allein die Gewinnung geschieht nicht durch unterirdischen Bau, sondern von Tage aus, wobei Herr Douglas, wie er mir sagte, die ganze Sanddecke abtragen, und von einem kleinen vorbeifliessenden Flusse, dessen Richtung er willkürlich verändern kann, ins Meer spü - len lässt. Die Kosten, die diese Gräbereien verur - sachen, haben in einem Jahre allein 10,000 Thaler betragen, und die Arbeit hat sich gelohnt; da aber jetzt der Preis des Bernsteins gefallen ist, so führt Herr Douglas sie nicht mehr in einem so grossen Maas - stabe aus. Mehr noch wie an der Königsberger Küste wird der Bernstein an der Küste von Danzig gegra - ben, wo er nach der Beschreibung von Aycke1)Fragmente zur Naturgeschichte des Bernsteins, von Aycke, Danzig, 1835. un - ter ganz ähnlichen Verhältnissen wie bei Königsberg vorkommt und ebenfalls nur durch Aufdeckarbeit ge - wonnen wird.

Dass man auch in Preussen in grösserer Entfer - nung von der Küste noch Bernstein und stellenweise

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in grosser Menge antrifft ist bekannt. So hat sich auch das Stück gefunden, welches in der Königl. mi - neralogischen Sammlung in Berlin aufbewahrt wird, und das grösste ist, welches man kennt1)Es fand sich i. J. 1803 auf dem Gute Schlappachen zwischen Gumbinnen und Insterburg, ist 13¾ Zoll rheinl. lang, Zoll breit, auf der einen Seite 5 5 / 8 Zoll, auf der andern Zoll dick, und hat ein Gewicht von 13 Pfunden 15 ¾; Lth. Ursprünglich war es noch etwas grösser, da der Finder, unbekannt mit seinem Funde, ein Stück, etwa 8 Lth. abgeschlagen hatte. Es ist von der durchscheinenden Art, hat also sogenannte Kunstfarbe, ist jedoch stellenweise fleckig. Der Be - sitzer des Gutes, der Oberförster Eckert, erhielt für seine Abliefe - rung eine Belohnung von 1000 Thalern, woraus sich ergiebt, dass sein Werth auf 10000 Thalern geschätzt worden ist, da nach der gesetzlichen Bestimmung der zehnte Theil vom Werthe des eingelie - ferten Bernsteins nach pflichtmässiger Schätzung dem Finder auf eige - nem Grundstück als Belohnung bewilligt wurde..

Die Ehre in der Nähe einer Küste zu wohnen, die vor allen andern auf der Erde durch das Produkt, welches sie liefert, ausgezeichnet ist, müssen die - nigsberger mit einigen Aufopferungen bezahlen. Sie können sich nicht der Annehmlichkeiten der See er - freuen, ohne sich einer lästigen Untersuchung von Seiten der zur Aufsicht angestellten Strandreiter aus - zusetzen, und haben nur einen einzigen Badeort bei dem Dorfe Kranz, am Anfange der Kurischen Neh - rung in einer Gegend, die die traurigste der ganzen Küste ist, an welcher aber nur wenig Bernstein von der See ausgeworfen wird. Noch mehr haben davon die Strandbewohner selbst zu leiden, da sie bei der Unfruchtbarkeit der Küste grösstentheils auf den Fisch - fang in der See angewiesen sind. Sie dürfen nur von bestimmten Stellen aus in See gehen, und haben, wenn sie an andern Orten angetroffen werden, zu befürchten, nach Königsberg oder Fischhausen zur Untersuchung gebracht zu werden, was, wenn man sie auch frei - spricht, ihnen doch immer einen Aufenthalt von einem oder mehreren Tagen verursacht. Allerdings mag der

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hohe Werth, in welchem die Bernsteinstücke von eini - ger Grösse stehen, und die Leichtigkeit, mit welcher die Strandbewohner zum Besitze derselben gelangen können, manchen derselben zum Diebstahl verführen und eine strenge Aufsicht nöthig machen; sie bleibt nichts desto weniger für die Strandbewohner ein grosses Unglück, mag sie auch noch so schonend und liberal sein, wie man sie von dem jetzigen Oberpächter all - gemein rühmt. Um das Schicksal der Strandbewohner zu erleichtern, ging daher die Regierung von Königs - berg im Jahre 1809 damit um, den Bernstein den Be - wohnern des Strandes selbst zu verpachten, doch muss man dabei, so einfach die Sache auch scheint, auf Schwierigkeiten gestossen sein; die Unterhandlungen, die man schon mit den Strandbewohnern angeknüpft hatte, zerschlugen sich, und man nahm das Anerbieten zur Pachtung von Herrn Douglas an, der sie noch jetzt hat.

Der weitere Weg von Königsberg nach Peters - burg führte zur Zeit unserer Reise noch über Memel, da die neue Kunststrasse, die jetzt über Tilsit und Tauroggen nach Mitau geht, noch nicht angelegt war. Nach Memel selbst kann man von Königsberg auf zwei Wegen gelangen; ein Weg geht über Tilsit an der Ostseite des Haffs, ein zweiter auf der Kurischen Neh - rung an der Westseite des Haffs entlang. Der erste Weg ist weiter, geht aber ohne Unterbrechung fort, dagegen man bei dem zweiten genöthigt ist, sich am Ende der Nehrung über das Haff setzen zu lassen. Der erste Weg wird gewöhnlich von der Fahrpost genommen, der zweite meistentheils von den Extra - posten gewählt; zu diesem mussten wir uns um so mehr entschliessen, da wir schon in Königsberg hör - ten, dass bei Tilsit der Memelfluss übergetreten sei und die Strasse unfahrbar gemacht habe. Wie indes -

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sen das Haff beschaffen sei, konnten wir nicht genau erfahren. Wir verliessen Königsberg am Morgen des 18ten Aprils.

Wir fanden aber den Weg noch schlechter, als wir erwartet hatten; der Schnee, der auf dem Felde schon geschmolzen war, hatte sich auf der Strasse, wo er durch früheres Fahren fest geworden, noch gehalten. Das Schneewasser der Felder hatte ihn indessen stellenweise untergraben; das über solchen Stellen befindliche Gewölbe von Eis konnte die Last des Wagens nicht mehr halten, weshalb wir häufig einbrachen. Ein Versuch, den der Postillon von einem unserer Wagen machte, auf dem Lande zur Seite der Strasse zu fahren, kostete mehrere Stunden Aufenthalt, der Wagen sank bald darauf bis über die Axen in den erweichten Boden ein und konnte nur mit Hülfe vieler Menschen, die aus einem benachbarten Dorfe geholt werden mussten, und mit Hebebäumen und Bret - tern herbeieilten, wieder herausgehoben werden. Auf diese Weise konnten wir den ganzen Tag nicht wei - ter als bis Sarkau, dem ersten Dorfe auf der Nehrung und der zweiten Station von Königsberg gelangen, die wir bei untergehender Sonne erreichten, und in welcher wir die Nacht über blieben.

Den folgenden Tag fuhren wir auf der Nehrung entlang, jener schmalen Landzunge, die sich bis in die Nähe von Memel, 13½ Meile weit erstreckend, das Kurische Haff von der Ostsee trennt. Obgleich sie kahl und mit Flugsand bedeckt ist, den der Wind bald hier bald dorthin aufhäuft, befinden sich auf ihr doch ausser Sarkau noch mehrere Dörfer, deren Einwohner sich grösstentheils von der Fischerei ernähren. Die Dörfer liegen alle auf der östlichen Seite an dem Haffe, der Weg dagegen geht auf dem westlichen Ufer entlang, wo man zur Bezeichnung desselben Bäume gepflanzt hat; da er aber zwischen diesen nicht anders wie an jeder andern Stelle ist, so nimmt man ihn, wo man sol -

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chen am besten findet, gewöhnlich unmittelbar am Ufer, wo der durch die Wellen bespülte Sand mehr Festig - keit gewährt. In der Mitte der Landzunge zieht sich ein fast ununterbrochener Dünenzug hin, der die Aus - sicht auf die Dörfer und grösstentheils auch auf das Haff verbirgt. Da nun auch die Postillone, wenn sie in der Nähe der Stations-Dörfer angekommen sind, auszuspannen, mit den Pferden allein in die Dörfer zu reiten und die neuen Postillone mit den Pferden heraus - zuschicken pflegen, um nicht nöthig zu haben den - nenzug zweimal zu überfahren, so bekommt man auf diese Weise die Dörfer gar nicht zu Gesicht.

Erst spät am Abend waren wir auf der Spitze der Nehrung, Memel gegenüber angekommen, als wir zu unserm Bedauern sahen, dass das Haff mitten im Eisgange begriffen und die Ueberfabrt nach Memel jetzt unmöglich sei. Wir mussten also in dem einzelnen Wirthshause, welches sich hier befindet und der Sand - krug heisst, den Eisgang abwarten.

Der Eisgang wurde aber den folgenden Tag nur um so stärker und nahm von da an erst ab, so dass wir zwei volle Tage vergeblich auf die Ueberfahrt war - ten mussten. Die Strömung, die, wie schon aus der Gestalt der Nehrung hervorgeht, gewöhnlich an dem östlichen Ufer am stärksten ist, hatte sich ganz auf das diesseitige westliche Ufer hingezogen; in der schmalen Meerenge zusammengedrängt, unterwühlen die Eis - massen das steile, wohl 60-80 Fuss hohe Sandufer, so dass dieses beständig zusammenstürzte. Schon vor unserer Ankunft war ein bedeutendes Stück des Ufers fortgerissen, die Einstürze nahmen am 20sten vor un - sern Augen immer zu, der Wirth des Sandkruges war deshalb genöthigt, eine Windmühle, die er nicht mehr für sicher hielt, abzubrechen; am 21sten war von der Stelle, wo sie gestanden hatte, schon nichts mehr zu sehen, und als wir am Morgen des 22sten den Sand - krug verliessen, war man beschäftigt, noch ein zweites

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Gebäude, welches dem Ufer näher lag als das eigent - liche Wohngebäude, und nach der Aussage des Wir - thes noch vor einigen Tagen 500 Fuss vom Ufer ent - fernt gestanden hatte, abzubrechen. Diese Verwüstun - gen geschahen nicht nur an einer Stelle, sondern an dem ganzen Ufer der Nehrung, soweit wir es sehen konnten. Der mit fortgerissene Sand musste sich, wenn sich die Schnelligkeit des Stroms beim Eintritte in das Meer verminderte, wieder absetzen und drohte so die Einfahrt in den Hafen zu verhindern, was man in Me - mel, wie wir gleich erfuhren, mit grosser Besorgniss erwartete 1).

Abgesehen aber von den für unsern Wirth so traurigen Wirkungen, war dieser ausserordentliche Eis - gang ein sehr schönes Schauspiel. Die Grösse der Eismassen war ebenso bedeutend, als die Schnellig - keit, mit welcher sie vom Strome fortgerissen wurden. Während die Strömung, wie Veit (a. a. O. S. 459) angiebt, gewöhnlich höchstens 3 Fuss beträgt, fanden wir sie am 20sten Nachmittags in der Mitte des Haff - stroms 7,4 Fuss in der Sekunde, und an dem Ufer, wo

[footnote reference]1) Glücklicher Weise war diese Besorgniss ungegründet, wie wir bei unserer Rückkehr erfuhren. Die Nehrung zieht sich als Untiefe unter dem Wasser noch etwa 500 rheinl. Ruthen in gleicher nörd - licher Richtung fort, und nähert sich da dem gegenüberliegenden Ufer so, dass die Breite des Haffstroms an dem unterseeischen Ende nur 30 Ruthen beträgt, während sie am überseeischen Ende 103 Ru - then, und bei dem Sandkruge, wo die Ueberfahrt nach Memel ist, etwa gleichviel weiter südlich, 136 Ruthen ausmacht (s. Vei t' s Be - schreibung des Memelschen Hafens in den Beiträgen zur Kunde Preussens Th. 4, S. 458). An dem unterseeischen Ende der Nehrung befindet sich in dem Haffstrom eine schmale Untiefe, die Bank genannt, an welcher das Wasser die zu den verschiedenen Zeiten verschiedene Tiefe von 11-17 Fussen hat; die also wenn sie angewachsen ist, den grösseren Schiffen, wenigstens bei voller Ladung, die Einfahrt von der Rhede in den Hafen verwehren kann. Die Strömung bei dem jetzigen Eisgange war indessen so stark gewesen, dass ungeachtet der mit fortgeführten Sandmassen, die Bank keines Weges an Höhe zugenommen, sondern eher abgenommen hatte.
[footnote reference]13

die Reibung grösser war, 5,8 Fuss. Freilich konnten wir sie nur annähernd bestimmen, indem wir am Ufer an einer passenden Stelle eine Basis von 100 Schritt, die für 200 Fuss angenommen wurde, abschritten, und mittelst der Uhr die Zeit bestimmten, die deutlich sich auszeichnende Eismassen brauchten, um eine ähnliche Erstreckung im Strome zu durchlaufen; indessen konn - ten doch die Abweichungen des von uns gefundenen Resultats von der Wahrheit nicht sehr gross sein. Die Eisschollen waren alle in stengliche Stücke zerklüftet, die senkrecht auf der Oberfläche derselben standen, und mit einer Menge solcher losen Eisstengel war der ganze Uferrand bedeckt.

Unter den wenigen Conchylien, welche wir am Strande von dem Meere ausgeworfen fanden, erregte besonders der merkwürdige Mytilus polymorphus un - sere Aufmerksamkeit. Pallas hatte ihn zuerst in der Wolga bei Astrakan entdeckt, und Hr. Ehrenberg im vorigen Jahre (1828) bei Berlin im See von Tegel einzeln, und bei Potsdam in der Havel in zahlloser Menge beobachtet. Er fand ihn besonders häufig in der Nähe des Sandkrugs und gleichzeitig mit andern Süsswasser-Conchylien in halbsüssem Seewasser. Da alle übrigen lebenden bekannten Mytilus-Arten See - thiere sind, so hat man an dieser Form einen wich - tigen Beweis, dass sich in der Geognosie nicht immer durch Vorkommen der Mytilus-Form auf Meeresboden schliessen lässt. Derselbe Mytilus ist auch als Mytilus Hagenii beschrieben worden. Herr Ehrenberg fand ihn später bei Astrakan im Kaspischen Meere sehr zahlreich wieder.

Den ersten Tag unseres Harrens hatten wir das heiterste Wetter von der Welt, und in einem freund - lichen gemüthlichen Zimmer einquartirt, wäre, ohne die verdriessliche Verzögerung der Reise, unsere Lage gar nicht unangenehm gewesen. Wir hatten aus dem Zimmer die Aussicht auf Memel, das nächste Ziel

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unserer Wünsche; vor uns lag die Meerenge, auf welcher die Eismassen ihr Spiel trieben, links von uns die See mit der Rhede, auf welcher die Zahl der Schiffe sich stündlich mehrte, die gleich uns das Ende des Eis - ganges abwarteten, um in den Hafen einzulaufen; zu - nächst um uns war alles öde, aber diese Öde vermehrte nur die Eigenthümlichkeit der Ansicht, der Boden war reiner Flugsand, von dem die Sonne schon den Schnee geschmolzen hatte, nirgends sah man eine Spur des Anbaus, selbst die wenigen Häuser waren der Beweg - lichkeit des Sandes kein Hinderniss, man hatte sie auf Pfählen erbaut, um ihr Versanden zu verhindern.

Herr v. Humboldt benutzte die Musse und die Ebene um das Haus, um die Neigung der Magnetna - del und die Intensität der magnetischen Kräfte zu be - stimmen. Er fand die Neigung 69° 39',8; in Königs - berg hatte er dieselbe am 17. April auf einem Platze neben der Sternwarte, sowie in Berlin am 9. April, wenige Tage vor der Abreise, im Garten von Bellevue beobachtet, und am erstem Orte gemeinschaftlich mit Prof. Bessel 69° 25',8, am letztern 68° 30',7 gefun - den; die Inklination war also bei dem Sandkruge um 9',1 grösser als in Berlin. 1) Die Ebene und das heitere Wetter eigneten sich sehr zur Beobachtung, aber der stattfindende, wenn auch nur geringe Wind erschwerte sie, daher Herr v. Humboldt in Peters - burg Sorge trug, sich für diese Beobachtungen auf der weitern Reise ein Zelt machen zu lassen.

Wie die Schiffe am Ausgange der Meerenge, so mehrte sich auch die Zahl der Passagiere im Sand - kruge. Am zweiten Tage kam die fahrende Post, welche wegen der Ueberschwemmungen des Memel - flusses bei seiner Mündung in das Haff ihren Weg über die Nehrung genommen hatte. Bei der Zahl der Gäste fingen schon an die Lebensmittel zu fehlen, daher wir

[footnote reference]1) S. v. Humboldt, Fragmens asiatiques 1831, T. II. p. 565.
[footnote reference]15

angenehm überrascht wurden, als am Abend des 21sten, wo schon kleine Boote über das Haff geschickt werden konnten, Herr Ober-Post-Director Goldbeck in Me - mel uns gütigst damit versah. Den 22sten Morgens hatte endlich der Eisgang so nachgelassen, dass auch in grösseren Booten, in welche man die Wagen setzte, die Ueberfahrt bewerkstelligt werden konnte, mit denen wir denn glücklich am andern Ufer anlangten.

Wir konnten es den freundlichen Einladungen des Herrn Postdirectors Goldbeck nicht versagen, den Vormittag des 22sten noch in Memel zuzubringen. Er führte uns in der Stadt umher und auf die Citadelle, welche letztere auf einer Anhöhe, hart am Haffe, zur Linken des Dangestroms liegt, der sich bei derselben in das Haff ergiesst und Memel in zwei Theile theilt. Von den Wällen der Citadelle hat man eine schöne Aussicht auf die Stadt, den Hafen und die Meerenge, die durch die Schiffe belebt war, welche jetzt zum Theil mit vollen Segeln dem Hafen zueilten. Der Han - del von Memel ist sehr bedeutend und besteht gröss - tentheils in Holz, das aus Polen und Kurland kommt und hier weiter verschifft wird, daher die Kaufmann - schaft in grosser Besorgniss wegen eines Planes der Russischen Regierung war, die Windau weiter aufwärts schiffbar zu machen, weil sodann das Holz Kurlands nicht mehr in Memel, sondern in der Stadt Windau verschifft werden würde.

Nach einem heitern Mahle bei dem Herrn Post - director reisten wir von Memel ab. Der Weg war nicht viel besser als hinter Königsberg; mehrmals blie - ben wir im Schmutze stecken und konnten nur müh - sam uns herausarbeiten lassen, doch kamen wir weiter. Vier Meilen hinter Memel verlässt man das Preussische Gebiet, die erste Russische Gränzstadt ist Polangen; die Befehle des Russischen Finanzministers, Grafen von Cancrin, uns ungehindert passiren zu lassen, waren längst angekommen, wir konnten also, nachdem

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wir eine Podoroschna, oder einen Erlaubnisschein mit Postpferden reisen zu können, gelöst hatten, unsere Reise sogleich fortsetzen. Bei dem Dorfe Schrunden setzten wir den Abend des folgenden Tages über die Windau; der Eisgang war hier schon vorüber, aber das hohe Wasser und die schlechten Ufer, die durch den Eisgang sehr beschädigt waren, erschwerten sehr die Ueberfahrt. Eben so hielt uns den folgenden Tag ein kleiner Fluss, die Schwete auf, über welchem die Brücke zwar noch stehen geblieben war, doch wie eine Insel in einem weiten See hervorragte. Mit dem Ungemach der bösen Wege kämpfend wurden wir durch die gastliche Freundlichkeit des Herrn Starosten von der Ropp auf Paplacken (zwischen Tadaiken und Oberbartau) überrascht, der uns durch seinen jüngern Sohn, einen muntern Knaben, Erfrischungen schickte. Der Starost hat angefangen, auf seine Kosten die vaterländischen Vögel in einzelnen Heften zu be - schreiben. Am Abend kamen wir nach Mitau. Die Aa und Düna, über die wir jenseits Mitau setzen mussten, waren wegen des hohen Wassers in der Nacht nicht zu befahren, wir entschlossen uns daher die Nacht in Mitau zu bleiben, wo wir eine Deichsel wieder in Stand setzen liessen, die während des Tages zerbrochen war.

Auf dem Wege von Polangen nach Mitau sieht man nur wenig grosse Dörfer. Die Gehöfte der Bauern liegen einzeln und zerstreut, wie auch die Güter der Edelleute, wodurch aber die Gegend viel Abwechse - lung und Leben erhält, und in einer bessern Jahres - zeit auch recht angenehm zu bereisen sein muss. Jetzt aber war hier noch völliger Winter.

Die Ueberfahrt über die Aa am Morgen des 24sten ging trotz des hohen Wassers recht gut, schwieriger war die Ueberfahrt bei Riga über die Düna, die noch im Eisgange begriffen war. Die Wagen wurden ein - zeln in grosse Boote geladen, auf denen wir mit vollen Segeln immer zwischen den Eisschollen durchsegelten.

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Riga hat das Anselm einer alten Hansestadt mit sei - nen hohen Giebelhäusern, schmalen Strassen und dem Leben auf denselben. Erst am Nachmittage konnten wir Riga verlassen; wir fuhren durch die weitläuftigen Festungswerke und die Vorstädte, die neu sind, da sie bei der Belagerung von 1812 ganz abgebrannt waren, und kamen in der Nacht glücklich über die kleine Aa, worauf wir, ohne weiter durch übergetretene Flüsse aufgehalten zu werden unsern Weg bis Dorpat weiter fortsetzten. Wir erhielten jetzt eine Probe von der Schnelligkeit, mit der man in Russland reist. Herr General v. Schöler in Petersburg hatte uns einen Cou - rier entgegengesandt, der uns in Riga schon erwartet hatte und nun vor uns die Pferde auf den Stationen bestellte; so legten wir die 239 Werste von Riga nach Dorpat, trotz der sehr schlechten Wege in 33 Stunden zurück. Es war uns lieb durch diese Gegend recht schnell zu reisen; sie ist uninteressant, sandig und zum Theil mit Fichtenwaldung bedeckt. Man kommt nur durch eine kleine Stadt, Walk; bei einer andern Wei - mar, einige Stationen vorher, ist man zur Seite vorbei - gefahren. In Dorpat kamen wir den 27sten April ganz früh am Morgen bei einem heftigen Schneegestöber an.

Die Verzögerung, die unsere Reise schon erlitten hatte, nöthigte uns ungeachtet des grossen Interesses, welches Dorpat als ein wissenschaftliches Institut na - türlich in uns erregen musste, nur so kurze Zeit als möglich in dieser Stadt zu verweilen. Wir hatten diese nöthige Eil um so mehr zu beklagen, als wir durch den Umgang so vieler ausgezeichneten Männer, deren mehrere uns gleich bei der Ankunft so herzlich bewill - kommneten, wie durch den Reichthum und die Vortrefflich - keit der wissenschaftlichen Sammlungen uns angezogen fühlten. Um unsere Zeit zu benutzen, mussten wir uns vereinzeln, und ich folgte gern dem Herrn Professor v. Engelhardt auf das mineralogische Museum, wäh - rend Herr v. Humboldt mit Herrn Prof. Struve nach

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der weitberühmten Sternwarte und Herr Ehrenberg mit den Herren Prof. v. Ledebour und Meyer dem botanischen Garten zueilten. In dem mineralogischen Mu - seum, wohin auch Hr. v. Humboldt später nachfolgte, war ich erfreut, einen alten Freund, den Hrn. Ulprecht, wiederzufinden, mit dem ich schon im Jahre 1821 auf einer Reise in Schweden in Fahlun zufällig zusammen - gekommen war, und mehrere angenehme Tage verlebt hatte. Er war früher Zeichenlehrer gewesen, gab aber später diese Beschäftigung ganz auf und folgte als unabhängiger Mann seiner Liebe zur Mineralogie, wo - durch er bald Hrn. v. Engelhardt's Hauptstütze bei dem Einsammeln seiner vortrefflichen geognostischen Sammlungen wurde. Schon bei vorgerücktem Alter war er noch von grosser Lebhaftigkeit und Thätigkeit; leider hat ihn nach der Zeit der Tod übereilt, wie schon so Manchen, dessen Bekanntschaft uns auf der Reise Belehrung und Genuss verschafft hatte.

Die mineralogischen Sammlungen sind in einem grossen hellen Saale auf eine Weise aufgestellt, wie sic bei öffentlichen Sammlungen gewiss die zweck - mässigste ist, wo der Raum es irgend nur gestattet. Die systematischen mineralogischen Sammlungen sind auf Schränken von der Gestalt von Tischen aufgestellt, und mit niedrigen Glaskasten bedeckt. Die geognosti - schen Sammlungen befinden sich in den Schränken an den Wänden ebenfalls unter Glas, oder in den Schub - kasten in den Schränken von Tischformat. Unter den Mineralien der systematischen Sammlungen zogen meine Aufmerksamkeit besonders diejenigen auf sich, welche Hr. v. Engelhardt von seiner letzten Reise vom Ural mitgebracht hatte. Ich sah viele von diesen hier zum ersten Male, und Hr. v. Engelhardt theilte mir über sie Notizen mit, die mir bei der weitern Reise sehr schätzbar waren. Seitdem habe ich diese Mineralien in den vielen Sammlungen in Petersburg und an Ort und Stelle wiedergesehn, und oft, wie das nicht fehlen

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konnte, noch viel besser und schöner; aber der Ein - druck, den sie auf mich machten, war hier am stärk - sten und lebhaftesten, da ich sie hier zum ersten Male in solcher Schönheit sah. Ich erwähne der Einzel - heiten hier nicht, und werde die Mineralien da beschrei - ben, wo wir sie an Ort und Stelle zu beobachten Ge - legenheit hatten.

Unter den geognostischen Sammlungen interessirte Herrn v. Humboldt, wie mich, besonders die Samm - lung der Gebirgsarten von Ehstland und Livland, die Herr v. Engelhardt in grosser Vollständigkeit und Schönheit aufgestellt hatte. Herr v. Engelhardt hatte die Güte, uns diese zu erklären und seine Ansichten darüber mitzutheilen. Die Küsten von Ehstland am Finnischen Meerbusen bestehen nach ihm hauptsächlich aus einem dichten Kalkstein, der durch die vielen wohl - erhaltenen Trilobiten - und Orthoceratiten-Versteinerun - gen, welche er enthält, bekannt ist, und in ziemlich horizontalen Lagen von 30-60 Fuss Mächtigkeit vor - kommt. Er liegt auf einem feinkörnigen Sandstein, der sich an der Küste bis höchstens 120 Fuss über das Meer erhebt, und zu seinem Liegenden wiederum einen graulich grünen Thon hat, der zunächst über dem Meeresspiegel erscheint. Der Sandstein ist versteine - rungsleer, jedoch findet sich in ihm, wie Herr v. En - gelhardt beobachtet hat, Bernstein eingeschlossen. Die untern Schichten des Kalksteins enthalten häufig kleine Körner von Grünerde, wie der Grünsand der Kreideformation, und werden von dem unter ihnen lie - genden Sandstein durch dünne Lagen von Grünerde, bituminösen Thonschiefer, Eisenkies und eine etwa 3 Zoll mächtige, nur aus Muschelfragmenten bestehende Schicht getrennt, welche Zwischenschichten im Gan - zen eine Mächtigkeit von etwa 5 Fuss erreichen.

Südlich von der Küste zieht sich in gleicher Rich - tung mit ihr ein Bergrücken hin, der eine Höhe von 400 Fuss erreicht, und die Wasserscheide zwischen

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den in den Finnischen Meerbusen und den in den Peipus See und den Pernauschen Meerbusen fallenden Flüssen bildet. Auf diesem Rücken finden sich keine bedeutende Thaleinschnitte, wodurch die Schichten bis zum Sandstein entblösst würden; doch kommt beim Schlosse Oberpahlen, 130 Werste von Reval und 40 Werste von Dorpat entfernt, Kalkstein vor, der Tri - lobiten, aber auch Knollen von einem in Feuerstein übergehenden Hornstein enthält. Erst der Embach, an welchem Dorpat liegt, schneidet tiefer ein. Sein Bette besteht aus einem Sandstein, der fossile Zähne und Knochenfragmente von Sauriern enthält, den aber doch Herr v. Engelhardt als von gleicher Formation mit dem der Küste betrachtet, theils wegen der Nähe des Trilobiten-Kalksteins von Oberpahlen, theils wegen sei - ner niedrigen Lage, denn nach den Untersuchungen des Herrn Prof. Struve liegt der mittlere Wasserstand des Embaches nur 100 Fuss über dem Meere, und ist also tiefer als das höchste Niveau des Sandsteins an der Ehst - ländischen Küste. Auf eine gleiche Weise hält auch Hr. v. Engelhardt den Kalkstein, der in Mittel - und Süd-Livland 1) den Sandstein bedeckt, überall für den Küstenkalkstein, wiewohl er nur an einzelnen Stellen die gewöhnlichen Trilobiten-Versteinerungen führt.

Herr v. Engelhardt fühlte sich durch die ange - führten Gründe aber nicht allein bewogen, die Forma - tion von Ehstland und Livland für identisch zu halten: der Umstand, dass der Sandstein der Küste Bernstein, der Sandstein von Dorpat Knochen von Sauriern ent - hält, die Grünsand ähnlichen Schichten in dem untern Theil des darüber liegenden Kalksteins und die Horn - steinknollen, die er zuweilen in den obern enthält, ver -

[footnote reference]1) Die Berge erheben sich hier zu ziemlich bedeutenden Höhen, wie in dem Munna Meggi und Wölla Meggi, von denen der erstere, neun Meilen südlich von Dorpat gelegen, nach den genauen trigono - metrischen Messungen von Struve, eine Höhe von 997 Par. Fussen über dem Meere, der letztere von 946 Fussen hat.
[footnote reference]21

anlassten ihn auch, den Kalkstein nicht nach der ge - wöhnlichen Ansicht für Uebergangskalkstein zu halten, sondern ihn, ungeachtet der sonst den Uebergangskalk so bezeichnenden Trilobiten-Versteinerungen, als zur Kreideformation gehörig zu betrachten.

Herr v. Humboldt von dieser anscheinend para - doxen Meinung betroffen, ersuchte Herrn v. Engel - hardt seine Ideen über diese Formation in einer be - sondern Abhandlung zu entwickeln und ihm dieselben mitzutheilen. Er willigte gern darin ein, und übergab bei unserer Rückkehr Herrn v. Humboldt einen Auf - satz, dem er eine Karte und eine kleine geognostische Sammlung hinzugefügt hatte, die sich jetzt mit den übrigen Sammlungen, die wir von der Reise mitge - bracht haben, in der Königlichen Sammlung in Berlin befindet. Die Abhandlung selbst ist seit der Zeit in Karsten's Archiv für Mineralogie, Geognosie, Berg - bau und Hüttenkunde Th. 1, S. 94 gedruckt erschienen, begleitet von einigen Bemerkungen, die Herr v. Buch, demselben (S. 174) hinzugefügt hat. Herr v. Buch, ohne die grossen Vorzüge dieser gründlichen, vortreff - lich durchgeführten Arbeit zu verkennen, bemerkt doch darin sehr richtig, dass der Zusammenhang weder des Dorpater Sandsteins mit dem der Küste, noch des Kalksteins im Innern von Livland mit dem von Ehst - land durch unmittelbare Beobachtungen nachgewiesen wäre, und dass die blosse Uebereinstimmung im Niveau des Dorpater Sandsteins mit dem der Küste darüber unmöglich entscheiden könnte. Der Ehstländische Kalk - stein käme durch seine Versteinerungen vollkommen mit dem von Gothland überein, wo seine Lagerung kei - nem Zweifel unterworfen sei; daher man nicht umhin könne, jenen wie diesen zur Uebergangsformation zu rechnen. Herr v. Buch bemerkt weiter, dass schon Herr Prof. Eichwald in seiner Abhandlung über die Trilobiten, welche in Kasan 1825 erschienen ist, (S. 15) der Ansichten des Herrn v. Engelhardt erwähnt und

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gezeigt hat, wie sehr sie in Widerspruch ständen mit dem, was man an der Skandinavischen Küste mit Sicherheit beobachtet hat.

Ich halte es nicht für überflüssig diesen Erörte - rungen eine Beschreibung der Sammlung, die Herr v. Engelhardt an Herrn v. Humboldt übergeben hat, hier folgen zu lassen, da die guten Stücke und die vielen deutlichen Versteinerungen, die sie enthält, vielleicht schon ganz bestimmte Schlüsse auf die For - mationen, zu denen sie gehören, erlauben. Die Be - stimmungen der Versteinerungen rühren dabei sämmt - lich von Herrn Quenstedt her, der die Güte gehabt hat, sie auf meine Bitte zu untersuchen, und mir seine Bemerkungen, wie auch seine Ansichten über die For - mationen, zu welchen die Stücke nach den Versteine - rungen gehören konnten, mitzutheilen. Herr v. Engel - hardt hat jedem Stücke ein Etiquett beigegeben, worauf die Angabe des Fundorts und der Lagerung steht. Ich will diese Angaben zuerst unverändert an - führen, und dann meine Beschreibung mit den Bestim - mungen von Herrn Quenstedt folgen lassen.

Ehstland.

Küste des Finnischen Meerbusens.

1. a. Untere Felslage am Meer; Malta zwischen Reval und Narwa.

Sandstein, sehr feinkörnig, gräulichweiss mit splittri - gem Bruche, braust sehr unbedeutend mit Säuren und ent - hält etwas Eisenkies fein eingesprengt.

1. b. Ebendaher.

Sandstein, feinkörnig, schwach röthlichweiss mit ein - gemengten kleinen Glimmerblättchen.

1. c. Untere Felslage am Meer, Lucca hei Reval.

Sandstein, feinkörnig, etwas gelblich weiss, mit fein eingemengten kleinen Glimmerblättchen.

1. d. Aus der untern Lage am Meer.

Eisenkies, eingewachsene Kugel, an der Oberfläche mit kleinen Hexaëdern besetzt, mit anhängendem Thon.

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2. Auf der untern Lage 1, Wiems bei Reval.

Ein Konglomerat von kleinen Muscheln, die mit den Unguliten von Pander vollkommen übereinstimmen. Sie gehören den Brachiopoden an und sind der Gattung Lingula verwandt.

3. a. Auf 2, Reval.

Eisenkies mit verkiesten Unguliten, worin ein Stück bituminöser Thonschiefer eingeschlossen ist, manchen Vor - kommnissen im Lias auffallend ähnlich.

3. b. Auf 2, Leez bei Baltisport.

Sandstein, kleinkörnig, mit vielem feineingespreng - ten Eisenkies gemengt.

4. a. Auf 3, Baltisport.

Thonschiefer, sehr bituminös, braun und dünn - schieferig; enthält Versteinerungen eines vielleicht neuen Gorgoniten. Die einfache Spaltung seiner Hauptzweige, die unter sich überall von gleicher Stärke sind, sowie die fei - nen Querästchen, geben ihm ganz den Typus der Gorgo - nien des ältern Gebirges. Die einzelnen Maschen haben aber den vierfachen Flächeninhalt von dem der G. infun - dibulum (Goldfuss) des Uebergangsgebirges.

In der erwähnten Abhandlung wird er für ein Fucus ausgegeben, wogegen aber, abgesehen von andern Grün - den, die Zellen der Polypen sprechen, welche längs den Hauptzweigen scheinbar in einfachen Reihen herablaufen.

4. b. Auf 3, Baltisport.

Derselbe bituminöse Thonschiefer, mit einer bedek - kenden dünnen Lage von Eisenkies, der in Hexaëdern krystallisirt ist.

4. c. Auf 3, Reval.

Derselbe, gräulichbraun, etwas dickschiefriger.

4. d. Aus der Schicht 4, gebrannt, Reval.

Durch das Brennen ist die Farbe ziegelroth, das Au - fühlen rauh und mager geworden.

5. a. Auf 4, Reval.

Grünerde, thonicht, etwas fettig anzufühlen.

5. b. Auf 4, Reval.

Dieselbe, mehr erdig und dunkler grün.

5. c. Auf 4, Baltisport.

Kalkstein, dicht, graulichweiss mit einer grossen Menge inliegender Körner von Grünerde und Bruchstük - ken ähnlicher Unguliten wie in No. 2.

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5. d. Aus 5. Fall bei Reval.

Eisenkies, eingewachsene kuglichte Zusammenhäu - fung mit anhängender Grünerde. Auf der Oberfläche kleine Hexaëder mit abgestumpften Ecken.

6. a. Unterste Kalksteinlage, unmittelbar über 5, Baltisport.

Kalkstein, dicht, mit einer grossen Menge inliegen - der sehr feiner Körner von Grünerde und einer Orthis (Dalmann), das erste Stück dieser Reihe, dessen Verstei - nerungen mit den anderweitig bekannten Versteinerungen des Uebergangsgebirges übereinstimmen.

6. b. Unterste Kalksteinlage, auf 6. a, Reval.

Kalkstein, dicht und grau, mit inliegenden, etwas grössern Körnern von Grünerde, als in 6 a, enthält Bruch - stücke von Brachiopoden des Uebergangsgebirges.

6. c. Unterste Kalksteinlage auf 6 b, Reval.

Kalkstein, blättrig-körnig und gelblichgrau, mit ein - gemengten Körnern von Grünerde.

6 d. Unterste Kalksteinlage auf 6. c, Lucca bei Reval.

Kalkstein, dicht, grau mit splittrigem Bruche und sparsam eingemengten kleinen Körnern von Grünerde; enthält Orthis pecten (Dalmann), die karakteristische Mu - schel des Uebergangsgebirges, und einen kleinen Trilobiten - Schwanz.

7. a. Dritte Kalksteinlage von oben, auf 6, Baltisport.

Kalkstein, grau und erdig, mit kleinen Kalkspath - trümmern durchzogen und mit Stücken von Trilobiten gemengt. Beim Auflösen in Säuren bleiben neben den Sandkörnern auch kleine Körner von Grünerde zurück.

7. b. Dritte Kalksteinlage von oben, auf 6 d.

Kalkstein wie 7. a, nur noch sandiger, und ebenfalls mit Trilobiten - und Muschelresten.

8. a. Zweite Kalksteinlage von oben, auf 7, Reval.

Kalkstein, dicht und gelblichgrau mit eingemengtem linsenförmigen Thoneisenstein, der etwa nur eine halbe Linie breit und concentrisch-schaalig ist, und in der Kalk - steinmasse mehr oder weniger dicht nebeneinander liegt.

8. b. Zweite Kalksteinlage von oben, auf 7, Reval.

Steinkern mit nur wenig ansitzender Schaale von Or - thoceratites spiralis (Pander, Orth. duplex Wahlenberg), der auch in dem Petersburger und Schwedischen Kalk - stein sehr häufig vorkommt. Der ausfüllende Kalkstein ist derselbe wie der von 8 a, und enthält ebenfalls linsen - förmigen Thoneisenstein.

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8. c. Zweite Kalksteinlage von oben, auf 7, Reval.

Kalkstein, wie 8a, etwas grauer und mit wenigem Thoneisenstein gemengt.

8. d. Zweite Kalksteinlage von oben, auf 7, Toila zwischen Reval und Narwa.

Kalkstein mit Asaphus cornigerus (Brongniart, ex - pansus, Dalmann). Findet sich auch in den Petersburger und Schwedischen Uebergangskalksteinen sehr häufig.

9. Obere Kalksteinlage auf 8, Reval.

Kalkstein, licht und grau.

9. a. Aus 9, Kunda zwischen Reval und Narwa.

Lituites imperfectus (Wahlenberg) j auch in Schweden häufig.

9. b. Aus 9, Reval.

Trilobites Esmarkii (Schlottheim, Asaphus orassicauda, Dalmann), sehr häufig auch in Schweden.

9. c. Aus 9, Reval und Narwa.

Echinosphaerites Pomum (Wahlenberg), auch in Schwe - den.

9. d. Aus 9, Kusal zwischen Reval und Narwa.

Orthoceratites vaginatus (Schlattheim), findet sich auch in Oeland, der Mark Brandenburg und Schweden.

9. e. Aus 9, Westküste des Finnländischen Meerbusens, unweit Hapsal.

Calomopora fibrosa (Goldfuss). Sie ist viel grösser als die von Goldfuss, Tab. 64, Fig. 9 gezeichnete, aber ihre Hauptkennzeichen sind dieselben.

9.f. 30 Werste südlich von Reval, auf 9, Orrenhof.

Ein Euomphalus.

9. g. Aus 9, Katlentak, südwestlich von Reval.

Catenipora, der C. labyrinihica ähnlich, aber Zellen und Gänge etwa um das Doppelte grösser.

10. 73 Werste südlich von Reval auf 9, Noistfer.

Sandstein, weiss und feinkörnig.

11. a. Südöstlich von Reval, auf 10, Ottenküll.

Dolomit körnig und gelblichweiss, voller Steinkerne von unbestimmbaren Delthyris-Arten, die auf der Ober - fläche, in den Höhlungen, welche durch Verwitterung der Schaalen entstanden sind, mit kleinen Rhomboëdern von Dolomit besetzt sind.

11. b. 75 Werste südlich von Reval, auf 10, Noistfer.

Kalkstein, gelblichweiss, mit vielen Muscheln an -

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gefüllt, deren Schaalen sich nach Art der Producten aus - breiten, deren Schloss aber denen von Delthyris ähnlich ist; die Schaalen sind dick und faserig.

12. Abdachung nach Livland, 75 Werste südlich von Reval, neben 11.

Kalkstein, dicht, gelblichweiss mit röthlichen Flek - ken und splittrigem Bruch; enthält ausser vielen unbe - stimmbaren Brachiopoden Bruchstücke von einer der Orthis pecten (Dalmann) sehr verwandten Muschel.

13. 100 Werste südlich von Reval, unter 10, Hukas.

Sandstein, gelblichweiss und feinkörnig.

Nord-Livland.

14. a. 105 Werst, südlich von Reval, Fortsetzung von 13, Rut - tigfer.

Kalkstein, graulichweiss und feinkörnig, doch noch mit splittrigem Bruche.

14. b. 105 Werste südlich von Reval, Fortsetzung von 13. a, Ruttigfer.

Kalkstein, ebenso mit späthigen Adern durchzogen.

14. c. 105 Werste südlich von Reval, aus 14. a, b.

Orthoceratites vaginatus (Schlottheim).

15. a. 120 Werste südlich von Reval, Fortsetzung von 14. Pajus.

Kalkstein, dicht gelblichweiss mit ebenem Bruche, wie Jurakalk aussehend.

15. b. 120 Werste südlich von Reval, Fortsetzung von 14. Pajus.

Kalkstein wie 14 a.

16. a. 120 Werste südlich von Reval, Fortsetzung von 15. Addafer.

Hornstein, graulichweiss, zum Theil mit etwas un - ebenem Bruche und mit Höhlungen.

16. b. 120 Werste südlich von Reval, Fortsetzung von 15. Ad - dafer.

Hornstein, gelblich-und graulichweiss, voller Stein - kerne von glatten Delthyris-Arten, zwischen denen kleine Ceriopuren (Goldfuss) wie sie im Englischen Dudley-Kalk - stein vorkommen.

17. a. 120 Werste südlich von Reval, Fortsetzung von 16, zwi - schen Oberpahlen und Pillistfer.

Dolomit, gelblichweiss mit röthlichen Flecken, fein - körnig und sandig, an der einen Seite mit Sternkernen be - deckt, die aus Hornstein bestehen, oder auch in Streifen den Dolomit durchziehen. Die Sternkerne sind glatte

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Terebrateln, eine glatte Delthyris-Art mit derselben Cerio - pora wie 16.

17. b. 120 Werste südlich von Reval, Fortsetzung von 16, Pil - listfer.

Hornsteinkugel, graulichweiss.

17. c. 120 Werste südlich von Reval, auf 17 a, Cabbal.

Sandstein mit grossen eckigen Stücken von Feuerstein gemengt, ist wohl ganz neue Bildung.

18. a. 130 Werste südlich von Reval, Fortsetzung von 16, Ober - pahlen.

Dolomit, gelblichweiss und sandig, mit späthigen Cyathokrinitenstielen, die eine dünne Rinde von Horn - stein haben, der auch in kleinen Parthien sich an verschie - denen Stellen im Dolomite zeigt. Dazwischen ist Bra - chiopodenbrut zerstreut.

18. b. 130 Werste südlich von Reval, Fortsetzung von 16, Oberpahlen, auch mit Trilobiten-Fragmenten.

Dolomit wie 18 a. Die kleine Muschelbrut ist ganz dieselbe, ausserdem befindet sich darauf ein Trochit, der keine nähere Bestimmung zulässt, und glatte Delthyris - Arten.

19. 150 Werste südlich von Reval, letzter anstehender Kalk - stein, Talkhof, 20 Werste von Dorpat.

Dolomit, feinkörnig, röthlichweiss, mit schmalen Höh - lungen, an deren Wänden kleine Rhomboeder. Er ist an der einen Seite mit verkieselten Versteinerungen be - deckt, die mit Cyathophyllum Ceratites (Goldfuss) Aehn - lichkeit haben. Cyathocrinitenstiele kommen mit diesen auch vor, die denen von C. rugosus gleichen. Der Dolomit giebt, in Chlorwasserstoffsäure aufgelöst, mit Kalkwasser einen sehr starken Niederschlag von Talkerde, die durch beigemischten Eisenoxydul nur sehr wenig grün gefärbt ist.

20. Dorpat, Embach-Thal.

Sandstein, etwas röthlichweiss, schiefrig und bröck - lich, mit vielen kleinen silberweissen Glimmerblättchen gemengt, und mit einer dünnen bedeckenden Lettenschicht. Hat alle Karaktere vom bunten Sandstein, womit auch die folgenden 21, 22 und der Gyps 23 stimmt.

Mittel-Livland.

21. a. Lager im Sandstein, Rauge.

Sandstein, sehr fest, feinkörnig und gelblichgrau.

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21. b. Lager im Sandstein bei Rauge.

Sandstein, röthlichgrau, feinkörnig, etwas weniger fest.

21. c. Lager im Sandstein bei Rauge.

Sandstein, ebenso, dünnschiefrig mit einer bedecken - den