PRIMS Full-text transcription (HTML)
DIE STERNSCHNUPPEN
von J. F. Benzenberg.
Mit 9 Steintafeln.
Der Mond ist ein unartiger Nachbar, dass er die Erde mit Steinen begrüsst.
(Lichtenbergs Taschenbuch 1797.)
HAMBURG,bei Perthes, Besser und Mauke.1839.
An Blumenbach, Olbers und Humbold.
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87. Brief des Herrn Alexander von Humboldt. Berlin den 19. Mai 1837.

Ich bekam im Mai 1837 folgenden Brief von Herrn Alex. von Humboldt, den ich theilweise hier mittheile.

» Ihre Beobachtungen über die Sternschnuppen, wo Sie die Wissenschaft so rühmlich gefördert haben, sind mir sehr interessant gewesen.

» Es ist eben die ungeheure Schnelligkeit der Bewegung, welche mich immer bestimmt hat, die Aerolithen als kreisende, in schichtweise kreisende Massen zu betrachten.

» Die kleinen Planeten liegen ja auch fast in einer Bahn.

» Das Grössenverhältniss der Ceres zum Saturn, kommt vielleicht dem des grössten noch unaufgelösten, (nachher in Fragmenten, wieder Monden, besonders) Aerolithen gleich.

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» Die um die Sonne kreisenden Aerolithen mögen in be - stimmten Zonen vertheilt sein, in denen sie wie Billardkugeln hintereinander laufen, aber ipacirt, so dass der Endeknoten der Bahnen nicht alle Jahr (z. B. 13. November) nothwendig Sternschnuppenfälle veranlasst.

» Mehrere solcher Bahnen mögen an andern Tagen (Quetelet sagt im August) unsere Erdbahn schneiden.

» Wo die Materie der Aerolithen einst ursprünglich war, ist ja wohl dieselbe Frage, als, wo war vorher die Materie, die jetzt den Mars, den Uran oder die Cometen bildet?

» Der Mond und andere Satelliten können allerdings Me - teore wurfweise hergeben, aber die Frage ist ja viel allge - meiner, und wie alles was mit dem Ursprung der Dinge zu - sammenhängt, nicht zu lösende.

» Die Aerolithen können sich so gut als die andern Pla - neten, aus kreisenden Dunstringen, (wie der das Zodiakallicht verursachende Dunstring) als Kern, nach mehrfachen Ab - tractionspuncten, abgesondert, geballt haben.

» Warum muss diese Materie im Weltraume, die sich mannigfaltig zu Cometen, Planeten und Aerolithen ballt vorher gerade im Monde gewesen sein?

» Die Abtheilung in Klassen, die Herr Quetelet unter den Sternschnuppen haben will, scheint mir sehr gewagt und unbestimmt, und den Beobachtungen entgegen zu sein.

» Das scheinbare stille stehen, kann ja eine Folge der Richtung sein.

» Das zählen der Sternschnuppen ist sehr wichtig, und so unter den Tropen ein neues Feld.

» Auch mir hatte es geschienen, als wäre unter den Tropen das Phänomen häufiger, wofür bei einem kosmischen Ursprung kein klimatischer Grund sein dürfte.

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» Wahrscheinlich war es Täuschung, die vor einem wirklichen zählen schwinden wird.

» Aber das zählen erfordert einige Vorsicht. «

88. Brief des Herrn Alexander von Humbold. Potsdam den 22. October 1837.

» Ihre Beobachtungen vom August und September sind mir um so erfreulicher, als sie uns recht bestimmt lehren, was viel oder wenig Sternschnuppen heissen sollen.

» Wegen der periodisch wiederkehrenden Sternschnup - penfälle $$\frac{10}{11}$$ Aug. 1823, $$\frac{9}{10}$$ Aug. 1837, 11. 13. Nov. 14. October 1798 und 6. Dezember 1798 ist eine solche Be - stimmung sehr wichtig, um zu Entscheiden, ob das Phä - nomen mehrere Tage ausfüllt, oder ob die Kno - ten fortrücken.

» Was die historische Frage betrifft die Sie aufwerfen, so liegt ja wohl die Idee, dass Sternschnuppen und Aeroli - then Eins sind, um die Sonne (als kleine Taschenasteroiden, planetes de poche), kreisen, ganz in Chladnys Werk. Das periodische Phänomen vom 13. November müsste also bei vielen zugleich die specielle Anwendung auf Commetenähn - lichen, die Erdbahn schneidenden, und derselben genäherten Bahnen veranlassen.

» Die wichtigsten und neuesten Facta sind das Perio - dische, und Olmstedts Beobachtungen dass die Sternschnup - pen von dem Sterne kamen, gegen den die Erde sich be - wegte, viele Stunden lang ohne Parallaxe, also beweisen ma - thematisch, dass das Phänomen ausserhalb unserer At - mosphäre liegt.

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» Ihre Beobachtungen konnten 1799 mir nicht in Cumana bekannt sein. Aber ich habe sie citirt Artikel 8 T. 1. p. 524 (4to), ohnerachtet ich damals noch sehr schwankte, ob alle Sternschnuppen den Meteorsteinen als cos - misch beigesellt werden könnten. «

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About this transcription

TextBriefe des Herrn Alexander von Humboldt, Berlin den 19. Mai 1837 sowie Potsdam den 22. October 1837
Author Alexander von Humboldt
Extent6 images; 2002 tokens; 621 types; 4264 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationBriefe des Herrn Alexander von Humboldt, Berlin den 19. Mai 1837 sowie Potsdam den 22. October 1837 Alexander von Humboldt. . II+4 S. Perthes, Besser und MaukeHamburg1839.

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LanguageGerman
ClassificationWissenschaftliche Abhandlungen in Form gedruckter Briefe; ready; avh

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  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
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ImprintBerlin 2019-12-10T09:48:34Z
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