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1837. No. 2.
ANNALEN DER PHYSIK UND CHEMIE.
BAND XXXX.

I. Geognostische und physikalische Beobachtun - gen über die Vulkane des Hochlandes von Quito; von Alexander von Humboldt. (Vorgelesen in der Sitzung der Academie der Wissenschaften zu Berlinam 9. Febr. 1837.)

Erste Abhandlung.

Wenn Vulkanismus im weitesten Sinne des Worts alle Erscheinungen bezeichnet, die von der Reaction des In - neren flüssig gebliebenen Theils eines Planeten gegen seine oxydirte und durch Wärmestrahlung erhärtete Ober - fläche abhängen, so können wohl nur wenige Gegenden der Erde das Schauspiel von dem mannichfaltigsten Zu - sammenwirken vulkanischer Kräfte in einem gleichgroſsen Maaſsstabe darbieten, als das Hochland von Quito. Was bei einem achtmonatlichen Aufenthalte in dieser Gegend ich von Messungen und mir wahrscheinlichen Resultaten gesammelt, ist in mehreren Theilen meines Amerikani - schen Reisewerks zerstreut, vorzüglich in dem geognosti - schen und barometrischen Nivellement der Andeskette, in dem Buche über Schichtung und Lagerung der Ge - birgsarten, und in einer Abhandlung: Esquisse d'un Tableau géologique de l'Amérique méridionale au nord de la Rivière des Amazones. Die einzelnen topographi - schen Beschreibungen der Vulkane, gleichsam Monogra - phien derselben, sind noch ungedruckt geblieben. Geo - gnostische Beschreibungen einzelner Erdräume beruhen aber auf zwei ganz verschiedenen Fundamenten, von welchen die einen abhängig von der Zeit, von dem je - desmaligen Zustande unseres fortschreitenden physikali - schen und mineralogischen Wissens, die anderen durch Beziehung auf bloſs räumliche Verhältnisse (auf Gröſse,Poggendorff's Annal. Bd. XXXX. 11162Stellung oder Lage) unveränderlich, und, wenn etwa Na - tur-Revolutionen die Configuration der Erdfläche umge - stalten, um so wichtiger sind, als sie die Möglichkeit ei - ner numerischen Vergleichung in dem Resultate der Um - gestaltung gewähren. Wo strenge Unterscheidung der Formationen nach zoologischen Charakteren, das ist nach dem epochenweise Zusammenleben vorweltlicher Orga - nismen, oder nach oryktognostischen Charakteren, das ist nach der Natur der krystallinischen Gewebe einer Gebirgs - art, erheischt werden, da verliert die aufgezeichnete Beob - achtung, wenn sie der Zeit und den Ansichten entrückt wird, unter deren Einfluſs sie angestellt wurde, von ihrer Bestimmtheit und ihrem wissenschaftlichen Werthe. Wer ein reines und inniges Interesse für seine Wissenschaft hegt, klagt nicht, wenn er je sich entschlieſsen muſs, ei - nen Blick auf seine früheren Arbeiten zu werfen, über diese Wirkung der fortschreitenden Zeit, über ein Ver - altern des Stoffes. Es gewährt ihm, neben dem regen Wunsche, das Halbgesehene noch einmal, und mit neue - rem Wissen bereichert, wiederzusehen, das frohe aufrich - tende Gefühl der zunehmenden Erweiterung der Wissen - schaft. Ein anderer Theil des Gesammelten, der topo - graphische, räumlich beschreibende, ist unabhängig von der Epoche des Einsammelns. Er beruht nicht auf wech - selnden Ansichten, sondern auf den alten Grundvesten mathematischen Wissens. Mit gröſserer Vervollkommnung der Instrumente erlangt allerdings auch die Weltstellung (astronomische Position), die trigonometrische oder baro - metrische Höhenbestimmung (Hypsometrie) eine gröſsere Schärfe, aber die Bedürfnisse des geognostischen und oro - graphischen Wissens sind leichter zu befriedigen, als die Bedürfnisse der Astronomie, wenn diese den Stand oder Lauf der Himmelskörper bestimmen, die Gestalt und Dich - tigkeit unseres Planeten ergründen, gleichsam » die Erde messen und wiegen « soll. Seit dem Ende des letzten Jahrhunderts sind die astronomischen und gaeodetischen163 Instrumente, deren Auswahl dem Reisenden zu Gebote steht, vollkommen genug, um besonders durch geschickte Benutzung feiner und dabei sicherer Winkelbestimmun - gen numerische Resultate zu erlangen, deren Genauigkeit innerhalb der Gränzen liegt, welche dem Zwecke der Untersuchung geeignet sind. Dieser orographische, mes - sende Theil der Beobachtungen gewährt dazu den Vor - theil, daſs, wenn das Detail der Messungen (wie immer geschehen sollte) publicirt oder wenigstens aufbewahrt wird, es noch nach Jahren das Maaſs des Vertrauens bestimmt, welches der Arbeit zukommt, ja zu neueren und besseren Combinationen führen kann.

Indem ich freimüthig auf den Unterschied aufmerk - sam mache zwischen dem schnell veralternden und dem von der Zeit unabhängigen Theile geognostischer Beob - achtungen, habe ich den relativen Unwerth der Arbeit bezeichnet, die ich Ihnen heute vorlege. Jeder Reisende, der von Europa auch nur drei oder vier Jahre in Lagen entfernt bleibt, in denen er des wissenschaftlichen Ver - kehrs mit der Heimath entbehrte, fühlt schon am Tage seiner Rückkunft, wie sich mit der raschen Erweiterung der Ansichten über die Bildungsverhältnisse der Gebirgs - massen, auch die jene Ansichten bezeichnende Sprache verändert hat. Diese Entfremdung nun veranlaſst oft ei - nen unseligen Trieb des Anpassens und Deutens; und da zu jeder Epoche nur das allgemein gefällt, was dem herr - schenden Glauben entspricht, so unterliegt nach und nach das einfach Wahrgenommene den Verstandes-Operatio - nen theorisirender Deutung. Eine solche Gefahr, der es schwer ist, sich ganz zu entziehen, da ein rühmliches Bestreben den Menschen antreibt den rohen empirischen Stoff durch Ideen zu beherrschen, wird um so gröſser und drohender, als die Zahl der Jahre anwächst, die uns von dem Moment der wirklichen Beobachtung trennt. Wenn ich nun, unter den bezeichneten Verhältnissen, nicht anstehe zum Gegenstand meiner Abhandlungen Frag -11 *164mente aus meinen noch ungedruckten südamerikanischen Tagebüchern zu wählen, so gründet sich dieser Muth auf dem festen Vorsatz, das Beobachtete groſsentheils mit den - selben Worten wiederzugeben, in denen es an Ort und Stelle niedergeschrieben wurde, auch das Beobachtete von den späteren Deutungen zu trennen: es gründet sich dieser Muth auf der Berichtigung der Nomenclatur der Gebirgsarten, welche die orytognostische Untersuchung der freilich nur sehr kleinen mitgebrachten Sammlungen gestattet: er gründet sich endlich (und dieſs ist das eigent - liche Motiv der Bekanntmachung) auf der Ansicht, daſs der gröſste Theil meiner geognostischen Arbeiten am Ab - hange der Vulkane von Quito vorzugsweise Raumverhält - nisse, Gestaltbeschreibungen der Oberfläche und die nicht veralternde physikalische Orographie eines wundervollen und seitdem nirgend beschriebenen Landstrichs berührt.

In der langen, mauerartig hingedehnten, bald einfa - chen, bald zwei - und dreifach gereihten, und dann durch schmale Querjöcher gegliederten Andeskette verkündigt sich regelmäſsig und fast periodisch die Nähe thätiger Vulkane, durch das plötzliche Auftreten gewisser Gebirgs - arten, welche die vormals sogenannten uranfänglichen, wie die schiefrigen und sandsteinartigen Uebergangs - und Flötzformationen trennen. Ein so leicht zu beobachten - des Phänomen muſste früh die Ueberzeugung anregen, daſs jene sporadischen Gebirgsarten der eigentliche Sitz vulkanischer Erscheinungen wären, und daſs sie die vul - kanischen Ausbrüche bedingten. Was damals (um un - ter einem eingeschränkteren Gesichtspunkte hier bloſs an die mineralogische Zusammensetzung zu erinnern), in Süd-Amerika als eine eigene Art quarzloser Grünstein - und Syenit-Porphyre beschrieben ward, nahm später in Eu - ropa die Benennung Trachyt an, ein Name, durch wel - chen Haüy's Distribution minéralogique des Roches den älteren mehr charakteristischen Namen Domit ver - drängte. Die neueste Zeit hat gelehrt, daſs jene durch -165 brechenden Massen (bald als craterlose Glocken empor - gehoben, bald durch die vulkanischen Mächte dergestalt geöffnet, daſs eine permanente Verbindung zwischen dem Innern der Erde und dem Luftkreise gebildet wird) un - ter verschiedenen Zonen nicht immer dieselbe Zusammen - setzung darbieten. Es sind bald eigentliche Trachyte, welche der Feldspath charakterisirt, wie am Pic von Te - neriffa und am Siebengebirge, wo sich etwas Albit dem Feldspath beigesellte, Feldspath-Trachyte, die als thätige Vulkane häufig Obsidian undBimsstein erzeugen; bald sind es Melaphyre, doleritartige Gemenge von Labrador und Augit, der Basaltformation näher stehend, wie am Aetna, Stromboli und Chimborazo; bald ist Albit mit Hornblende vorherrschend, wie in den neuerlich sogenannten Ande - siten der Vulkane von Chili, in den prächtigen als Dio - rit-Porphyr beschriebenen Säulen von Pisoje bei Popayan, am Fuſse des Vulkans von Purace, oder im mexicanischen Vulkan von Tolucca; bald sind es endlich Leucitophyre, Gemenge von Leucit und Augit, wie in der Somma, der alten Wand des Erhebungs-Craters des Vesuvs. Ueber diese wichtige Unterscheidung der Gebirgsmassen, durch welche vulkanische Ausbrüche sich einen Weg gebahnt haben, ist durch Gustav Rose's vortreffliche chemische und krystallographische Zergliederung der Feldspath - Gruppe ein neues, einem Theile der Geognosie wohl - thätiges Licht verbreitet worden. Wenn ich in die - sen Worten gleichsam nur ein gewichtvolleres Urtheil, an demselben Orte ausgesprochen, das Urtheil meines vieljährigen Freundes, Leopold von Buch, wieder - hole, so geschieht es zugleich, um an ein neues Epo - che machendes und durch viele Zusätze bereichertes Werk dieses groſsen Geognosten zu erinnern, welches alles, was er über die Natur der vulkanischen Erscheinungen er - gründet hat, in lichtvoller Darstellung umfaſst. Die fran - zösische Ausgabe der Physikalischen Beschreibung der Canarischen Inseln, welche so eben erschienen ist, ent -166 hält unter der Abtheilung: Central - und Reihen - Vulkane, die lebendigste und vollständigste Schilderung der Feuer - ausbrüche des ganzen Erdkreises, so weit derselbe bis - her einer wissenschaftlichen Bestrebung zugänglich gewe - sen ist.

Die Vulkane des Hochlandes von Quito, mit de - nen ich mich in dieser Abhandlung beschäftige, gehö - ren, wegen der trefflichen geographischen Arbeiten von La Condamine, Bouguer und Pedro Maldonado, zu den Reihen-Vulkanen, deren Gruppirung in zwei, durch ein schmales Längenthal getrennten Cordilleren am frühesten richtig erkannt worden ist. Es finden da - her, mittelst der Vergleichung mit analogen Thatsachen, meine eigenen Beobachtungen in der vorerwähnten Auf - zählung der gesammten Erscheinungen das was Verallge - meinerung der Ideen immer gewährt, erhöhtes Interesse, Berichtigung der Ansichten, und eine Klarheit, die wie aus fernen Lichtpunkten zurückstrahlt.

Ehe ich zu der Beschreibung des Vulkans von Pi - chincha übergehe, muſs ich, zu besserer Orientirung und genauerer Erläuterung der Lage der Hochebene, auf ei - nige Resultate von Messungen aufmerksam machen, die, einzeln genommen und auf das Niveau der nahen Süd - see bezogen, freilich keine geognostische Wichtigkeit ha - ben würden, aber bei Betrachtung des stufenweisen Zu - nehmens der Bodenhöhe in an einander gereihten Län - genthälern mannichfaltiges Interesse gewähren. Neue Be - stimmungen waren hier um so nothwendiger, als die ba - rometrischen der französischen Astronomen zur Zeit der berühmten Gradmessung, den dreifachen Fehler einer Vernachlässigung der Temperatur-Correction, einer irri - gen Annahme des mittleren Luftdruckes an der Meeres - fläche und einer Nicht-Berücksichtigung des Einflusses der stündlichen Variationen der Barometer-Höhe darbieten. Durch zufällige Compensationen nahen sich allerdings bis - weilen La Condamine's Resultate, den immer sehr befriedigend übereinstimmenden von Boussingault und167 mir; an den meisten anderen Punkten sind aber die Un - terschiede beträchtlich, bald positiv, bald negativ, und immer von sehr ungleichem Werthe, so daſs die älteren relativen Bestimmungen, überall, wo von der ungleich gehobenen Bergebenen über dem groſsen vulkanischen Heerde von Quito die Rede ist, nur wenig Vertrauen verdienen. Diese Mängel wirken natürlich auch auf die absoluten Resultate trigonometrisch gemessener Höhen, da bekanntlich bei die - sen Operationen die Standlinien (Basen), an deren End - punkte sich die Höhen-Winkel der Berge anlegen, nicht in der Küsten-Ebene lagen, und daher jede solcher Berg - messungen in der Andeskette nothwendig aus einer tri - gonometrischen und barometrischen zusammengesetzt ist.

Wenn man einen Blick wirft auf den Entwurf ei - ner hypsometrischen Karte, in der ich, nach sorgfältigen Discussionen neuesten astronomischen Ortsbestimmungen, zuerst versucht habe das Streichen, die Mächtigkeit und die mannichfaltige Gliederung der vorher auf allen Kar - ten von Süd-Amerika so verunstalteten Andeskette dar - zustellen, und alle wichtigen Höhenverhältnisse einzutra - gen, die bis dahin (bis 1831, also nach Pentland's Entdeckungen in Bolivia) bekannt geworden waren, so sieht man, daſs die seit der französischen Gradmes - sung so berufene Bifurcation der Cordillere nur von ¼ südlicher bis 20′ nördlicher Breite stattfindet zwischen dem Bergknoten von Loxa, der durch die herrlichen China-Wälder seines östlichen Abhanges berühmt ist, und dem Bergknoten der Quellen des groſsen Magdale - nen-Stromes. Nördlich und südlich von dieser Parallele der äuſsersten Bergknoten von Peru und Neu-Granada (Cundinamarca) sind die Andes in drei minder gleich - laufende Zweige getheilt. Die Breite der Bergketten wurde sogar ehemals gegen Osten aus Gründen vermehrt, die man in einer wundersamen Sprach-Unwissenheit su - chen muſs. Wo in der Karte von La Cruz Olmedilla, der Typus aller englischen, französischen und deutschen Kar -168 ten, die 40 Jahre lang erschienen sind, die Worte stan - den: » hier wachse wilder Cacao, aqui hay montes de Cacao, « haben berühmte Geographen Schneeberge in ihre Karte eingetragen, weil sie das in der spanischen Kolonie allgemein übliche Wort Monte (Wald) für Berg (Cerros, Serranias) hielten, und dabei vergaſsen, daſs Theobroma Cacao nur in den heiſsesten Ebenen bei ei - ner mittleren Temperatur von 23° R. gedeiht. Auch im reinsten Europaischspanischen Dialect heiſst monte alto Wald mit hohem Baumwuchs. Das groſse Längenthal, das sich zwischen den beiden oben genannten Bergkno - ten hinzieht, hat über 60 geographische Meilen (15 auf ) Ausdehnung, aber nur eine mittlere Breite von 5 Meilen. Es ist durch Querjöcher in fünf kleinere Bek - ken getheilt, deren Boden zu einer sehr ungleichen Höhe über der Meeresfläche sich erhebt. Die Hochebenen, welche diesen Thalboden bilden, sind die drei südliche - ren, in denen Cuenca, Tacunga und Quito liegen, 1350, 1320 und 1340 Toisen hoch, merkwürdig übereinstim - mend; dann folgt die 1582 bis 1650 Toisen hohe Ebene de los Pastos, das vulkanische Tübet von Amerika, doch noch 355 Toisen niedriger als der Thalboden um den, von Pentland, Meyen und d'Orbigny neuerlichst besuchten See von Titicaca. Das nördlichste fünfte Bas - sin von Almaguer sinkt plötzlich bis zu 1164 Toisen herab. Von den Querjöchern ist nur eines wichtig, der Paſs von Assuay, mit Ruinen von Inca-Schlössern be - deckt, und dessen höchsten Punkt ich, wo der Weg über die Ladera de Cadlud führt, über 14500 Fuſs (2428 Toisen) hoch fand. Nur 400 Toisen tiefer steht der Pa - last des Inca Tupayupangi mit Resten von Bädern, die (man muſs es hoffen) mit warmem Wasser in diesem unwirthlichen Klima gefüllt wurden. Da Pent - land's Messungen in der östlichen Cordillere von Bo - livia, wo der Sorata 3948 Toisen (23688 Par. Fuſsen), also nur 440 Toisen niedriger als der Dhavalagiri des Himalaya-Gebirges und volle 600 Toisen höher als der169 Chimborazo ist, zu der Meinung verleitet hat, es müſs - ten alle Structurverhältnisse in jenen südlichen Breiten colossaler als in der dem Aequator nahen Zone seyn, so mache ich hier darauf aufmerksam, daſs der Paſs über das Querjoch des Assuay, wo die groſse Handelsstraſse von Quito nach Cuenca und Lima geht, unter allen von Pentland gemessenen Pässen nur von zweien (und um ein sehr Geringes) an Höhe übertroffen wird. Der Paſs über die Altos de Toledo ist 25 und der von Chul - lunquani 17 T. höher. Denn überall verhalten sich die mittleren Höhen der Gebirgsrücken, deren Minima die Pässe uns kennen lehren, nicht wie die einzelnen Gipfel, wie die Culminations-Punkte der Ketten. Eine graphi - sche Darstellung der Alpen und Pyrenäen (die letzteren haben bekanntlich einen sehr hohen Rücken bei geringer Höhe der einzelnen Gipfel) bekräftigt diese Betrach - tungen.

Da man von dem Felskamme des Vulkans von Pi - chincha hinweg über die menschenleeren und undurch - dringlichen Waldungen der Yumbos und der Provinz de las Esmeraldas in die Südsee hineinblickt, und da schon westlich von den Felsinseln Puna und St. Clara (el Amer - tajado) bei sehr heiterem Wetter der Chimborazo auf der Schifffahrt von Lima nach Guayaquil gesehen wer - den kann, so ist der wahre Abstand der Küste von den westlichen Cordilleren ein Gegenstand, mit dem ich mich besonders beschäftigen muſste. Die zu bestimmende Ent - fernung hängt hauptsächlich von der Längendifferenz zwi - schen den Städten Quito und Guayaquil, von dem Azi - muth und dem Höhenwinkel der Spitze des Chimborazo, wie dieselbe auf dem Littoral von Guayaquil gesehen wird, ab. Ich muſs mich hier begnügen zu bemerken, daſs die Zweifel, welche der Capitain Basil Hall gegen die von mir gefundene Länge von Guayaquil erhoben hatte, durch die letzte groſse englische Expedition in den Schif - fen Adventure und Beagle (Capit. King, Stokes und Fitz Roy) zur Aufnahme der Küste von West-Pata -170 gonien bis Guayaquil völlig und zu meiner Zufriedenheit gelöst worden sind. Nach den erst vor wenigen Mona - ten von Sir John Barrow bekannt1)Journal of the Royal Geogn. Soc. T. 6 P. 2 p. 337. gemachten Resul - taten der Expedition ist Guayaquil, ungeachtet die Zeit von einem sehr fernen Punkte, Valparaiso, übertragen wurde, bis auf 17 Zeitsecunden mit meiner nun schon sehr alten Längenbestimmung übereinstimmend gefunden worden, ja für den Hafen Callao de Lima, auf den ich Guayaquil chronometrisch bezog, findet die letzte engli - sche Expedition, wie die Seefahrer ausdrücklich bemer - ken, ein mittleres Resultat, das nur um 2 Zeitsecunden von der Länge abweicht, welche Oltmanns aus meiner Beobachtung des Durchganges des Mercur auf der Sonnen - scheibe schloſs. Da bei so groſsen Höhen und auf so lan - gen Wegen (der Pichincha, um weniges höher als der Mont - blanc, kann, ohne Refraction, in der Entfernung von 34, der Chimborazo in einer 39 geogr. Meilen gesehen werden) die Wahrscheinlichkeit abnimmt, daſs der Lichtstrahl durch keine der neben und über einander gelagerten Wolken - schichten gehindert werde zu dem Auge zu gelangen, so genieſst man am Ufer der Südsee selten des erfreulichen Anblicks der majestätischen Andeskette. Ein Höhen - Winkel des Chimborazo (nur 57′ 40′′), den der ge - lehrte spanische See-Officier, Don Josef Espinosa2)Memorias de los Navegantes Españoles, T. I p. 187., während der Malaspina'schen Weltumsegelung am Strande von Guayaquil erlangte, ist der Gegenstand ei - nes auf diesem Wege nicht zu schlichtenden Streits über die wahre Höhe des Chimborazo geworden, da Refraction und Azimuth, wie die horizontale Entfernung selbst, nicht gehörig erörtert wurden.

Ich habe noch einen anderen Punkt zu berühren, der sich auf die Positions - und Dimensions-Verhältnisse der Cordilleren bezieht. Leopold von Buch hat in171 seiner lichtverbreitenden Theorie des Hervortretens von Gebirgsketten durch Spalten mehrfach auf die Beziehungen hingewiesen, die man zwischen der Richtung der Gebirgs - ketten und naher oder ferner Küsten bemerkt. Das Phä - nomen thätiger, dauernder Vulkane ist in Süd-Amerika bekanntlich auf den Westrand des Continents beschränkt, und meine hypsometrische Darstellung der ganzen An - deskette, welche in die neuesten Karten von Brué über - tragen, nirgends aber richtiger und geschmackvoller wie - derholt worden ist, als in einer leider noch immer nicht erschienenen kleinen Karte von Berghaus1)Karte des ganzen Neuen Continents. , zeugt für den innigsten Zusammenhang zwischen der Form (dem Umriſs) des Continents und dem wechselnden Streichen der Kette. Der Wendepunkt bei Arica, wo die Küste ihr nordsüdliches Streichen plötzlich in ein nordwestli - ches verwandelt, eine Einbiegung unter 18° ½ südlicher Breite, welche der ganz ähnlichen Einbiegung der West - küste des pyramidalen Continents von Afrika (in ½ nördlicher Breite), bei Fernando Po, entspricht, ist in seiner geologischen Bedeutsamkeit schon mehrmals von mir, an anderen Orten, bezeichnet worden. Das plötz - lich veränderte Streichen der Andeskette im Parallel von Arica ist nicht auf die der Südsee-Küste nahe westliche Cordillere eingeschränkt; sie erstreckt sich in eben dem Maaſse auf die östliche Kette, welche den frühesten Sitz menschlicher Cultur in Süd-Amerika, die Hochebenen von Titicaca, begränzt, und auf ihrem Rücken die erst neuerlichst bekannt gewordenen Bergkolosse des Sorata und Ilimani trägt. Der Parallelismus der Cordilleren un - ter sich, besonders zwischen südlicher und nörd - licher Breite ist so auffallend, als der Parallelismus mit den Sinuositäten des Littorals. Ein einziges, sein Strei - chen veränderndes abscharendes Trumm vereinigt die neuere Gebirgsspalte der Andes von Quito durch Neu Granada, östlich von Bogota, mit der älteren Gebirgs - spalte der Küstenkette von Caracas.

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Westlich vom Hochlande von Quito scheint die Richtung der Ketten selbst zu beweisen, daſs ein Küsten - Einschnitt, der Golf von Guayaquil, ein kleines zufälli - ges Phänomen späterer Entstehung ist, als die der Ket - ten-Hebung. Hier nähert sich die Küste bis auf 25 Bo - gen-Minuten der westlichen Cordillere, in der Gegend von Cuenca, südlich von dem oben erwähnten Quer - joch des Assuay, wo die viel besuchte Landstraſse fast die Höhe des Montblanc erreicht. Kein Einfluſs dieser gröſseren Meeres-Nähe auf die Stellung der Vulkane zeigt sich aber hier. Schon zwanzig geographische Mei - len nördlicher, seit dem Parallel des Tunguragua, ist die lange Reihe thätiger Vulkane gegen Süden geendigt. Hindernisse in den Gesteinschichten haben vielleicht hier, der Seeküste näher, den Durchbruch der elastischen Kräfte und eine permanente Verbindung mit dem Inneren ge - hindert. Auffallend ist es sogar, daſs das Hinderniſs we - niger groſs nach der von dem Littoral abgekehrten Seite gewesen ist; denn am Fuſs der östlichen Kette ist der Sangay, oder Vulkan von Macas, einen vollen halben Grad südlich vom Parallel des Tanguragua in einer wald - reichen Ebene, an den Quellen des Rio Morona, ausgebro - chen. Rüppel giebt dem rauchenden Kegelberge in Kor - dofan 84 Meilen Entfernung vom Meere, während der Pe - schan in Inner-Asien, von dem sich noch in späteren ganz historischen Zeiten Lavaströme ergossen haben, und an - dere thätige Vulkane der Kette Thianschan, nach mei - ner Skizze der Bergketten von Inner-Asien, drei Mal so weit, volle 260 geographische Meilen von allen Meeren entfernt und keinesweges von groſsen Binnen-Wassern umgeben liegen.

Wenn gleich in einem groſsen Theile der Welt das Emporsteigen von Trachyt -, Andesit - und Dolerit-Mas - sen die höchsten Gipfel der Ketten oder Insel-Gruppen gebildet hat, so lehren dagegen andere Zonen (z. B. der Himalaya und die östliche Andes-Cordillere von Bolivia),173 daſs dieser Zusammenhang zwischen dem Maximum der Erhebung und der Natur des sichtbaren Gesteins kein nothwendiger ist. In Mexico, wo alle Vulkane auf ei - ner, den Isthmus und die Axe der Kette fast rechtwink - lich durchschneidenden Spalte emporgestiegen sind (Leo - pold von Buch vergleicht diese untergeordnete Quer - spaltung mit der im Inneren von Java), sind allerdings alle Nevados, das heiſst, alle Gipfel, welche hoch über die ewige Schneegränze hinausreichen, Vulkane, und aus den eben genannten Gebirgsarten zusammengesetzt. Eben - falls in dem Hochlande von Quito liegen die Culmina - tionspunkte der Cordillere allerdings in Dolerit-Glocken und Kegeln; aber auch in eben dem Hochlande, gegen - über dem Chimborazo und dem Vulkan Tunguragua, sind die hohen Nevados von Condorasto, Cuvillan und Col - lanes Glimmerschiefer und Gestellstein. Die höchsten Berge der ganzen Andes-Kette, der Sorata oder Tusu - baya, etwas westlich von der Mission Challana, und der Ilimani, südlich von dem Missions-Dörfchen Ocobaya, zwei Gipfel, von denen jener fast nur um eine groſse Thurmhöhe (78 Toisen) niedriger ist als der zweite und einzig gut gemessene Coloſs1)Jawahir 4026 Toisen, Sorata 3948 Toisen. des Himalaya, bestehen aus Grauwackenschiefer, aber, nach handschriftlichen No - ten von Pentland, die ich besitze, finden sich, wenig - stens am westlichen Abfalle des Ilimani, Syenit - und Por - phyr-Massen, in denen, als Zeugen des Durchbruchs, eckige Stücken von Grauwackenschiefer eingebacken sind. Alle diese Thatsachen beweisen, daſs die absolute Höhe einzelner Gipfel (ein Phänomen, welches von je her das populärste Interesse auf sich gezogen hat) bloſs eine lo - cale, in mehr oder minder Widerstand gegründete Zu - fälligkeit ist, geognostisch unwichtig in Vergleich mit Richtung der Axe, Beharrlichkeit im Streichen und mitt - lerer Höhe des Rückens einer Bergkette.

Nach diesen allgemeinen Betrachtungen der Andes -174 Cordilleren gehe ich zu der Schilderung einzelner Vul - kane der Hochebene von Quito über. Ich beginne mit einem der niedrigsten Gipfel, Pichincha, weil er der Stadt am nächsten liegt, weil er eine von der der meisten feuerspeienden Berge sehr abweichende Form hat, und für mich der Gegenstand dreier Expeditionen war. In Eu - ropa hat dieser Berg in der Mitte des vorigen Jahrhun - derts einen groſsen, jetzt freilich längs verhallten Ruf ge - habt, da Bouguer und La Condamine auf seinem Rücken drei Wochen lang eine Hütte bewohnten, in der sie meteorologische Beobachtungen anstellten. Diese Hütte lag 2430 T. hoch, also nur 180 Fuſs tiefer als der Gi - pfel des Montblanc. Derjenige Theil des Längenthals zwischen der östlichen und westlichen Cordillere, oder, wie ich mich lieber ausdrücke; zwischen der Cordillere des Antisana und Cotopaxi, und der des Pichincha und Chimborazo, in welchem die Stadt Quito liegt, ist wie - derum durch eine niedrige Hügelkette, die von Ichimbio und Poingasi, der Länge nach von Süden nach Norden in zwei Hälften getheilt. Oestlich von diesen Hügeln lie - gen die fruchtbaren anmuthigen Ebenen von Puembo und Chillo, westlich dem Vulkan Pichincha näher, die öderen Graſsflächen von Iñaquito und Turabamba. Das Niveau beider Hälften des Thals ist verschieden. In der östli - chen milderen ist der Thalboden 8040, in der rauheren westlichen ist er fast 9000 Fuſs (nach mir 1492, nach Boussingault 1496 T.) über dem Meeresspiegel er - hoben. Die lateinische Inschrift, welche die französischen Astronomen in dem Jesuiten-Collegium aufgestellt haben, und welche die Länge von Quito viel zu westlich setzt, giebt auch die Höhe der Stadt, aus Gründen, die ich oben berührt habe, 270 Fuſs zu niedrig an. Wenn man nun erwägt, daſs Quito dicht an der Felsmauer des Pi - chincha erbaut und von vielen, sehr tiefen, offenen, meist wasserleeren Spalten, Guaycos, durchschnitten ist, die alle dem Vulkan rechtwinklich zulaufen, wenn man sich175 dazu erinnert, daſs wir daselbst fast in jedem Monate, mit und ohne Erdbeben, ein schreckhaftes unterirdisches Getöse (bramido) unter unseren Füſsen hörten, so darf man sich nicht wundern, daſs der dem Vulkan - here Thalboden in den Ebenen von Iñaquito und Turu - bamba durch die noch heute wirkenden vulkanischen Kräfte höher gehoben sey, als der Boden von Chillo in dem entfernteren östlicheren Theile des Thals. Die mitt - lere Wärme von Quito ist, nach meinen Beobachtungen, von Maximis und Minimis der Lufttemperatur in kaum vier Monaten 11°,5 R., nach Boussingault, aus der Wärme der trocknen Erde geschlossen, etwas - her, 12°,2. Unterschied 0°,7. Das ist fast die mittlere Wärme von Rom, aber auf der Höhe von Quito, und fast unter der Linie selbst; welche Verschiedenheit in der Vertheilung der Wärme! In Quito sind die Extreme 4°,8 und 17°,6 R. Spuren von Eis oder dünnen Eisrin - den sieht man unendlich selten, und nur als Wirkung der Wärmestrahlung gegen einen wolkenfreien Himmel. Die französischen Academiker schildern das Klima milder als es jetzt ist. Die Vergleichung mit dem Thalkes - sel von Caschmir scheint vollends unpassend. Nach den neuesten Messungen von Victor Jacquemont1)Correspondance pendant son Voyage dans l'Inde, T. II p. 58. 74. und Baron Hügel2)Journal of the Royal Geogr. Soc. T. VI P. 2 p. 348. Jacque - mont giebt 5350, Hügel 5850 engl. Fuſs; Mittel 875 Toisen. liegt die Stadt Caschemir volle 3700 Fuſs niedriger als Quito. Von dem groſsen Stadtmarkte (Plaza major) aus sieht man in drohender Nähe die schroffen Abhänge (faldas) des Vulkans von Piachincha, nicht die Reihe der Gipfel, die wir bald beschreiben wer - den; man sieht auf einem kahlen hervortretenden Hügel, der freilich höher als der Pic von Teneriffa ist, das von La Condamine als Signal errichtete Kreuz (la Cruz176 de Pichincha), und, was einen schönen Anblick gewährt, westlicher und tiefer den silberglänzenden Wasserfall von Cantuna in nur 1728 Toisen Höhe. Der Fuſs des Was - serfalls bleibt unter einem vorspringenden Felsen ver - deckt.

Pichincha.

Ich habe einen topographischen Plan des Vulkans und aller Thäler, die am südöstlichen zugänglicheren Ab - hange zu seinem weit ausgedehnten Rücken führen, in Quito selbst entworfen, und zur Erläuterung dieser Karte eine Profil-Ansicht geliefert, wie man sie, bei heiterer Luft, unfern Chillo in der Graſsflur Cachapamba genieſst. Die Karte ist in dem Atlas von Süd-Amerika, der mei - nen Reisebericht begleitet, die pittoreske Ansicht aber in der Vues des Cordilleres erschienen. Auſser den baro - metrischen Messungen vieler einzelner Gipfel habe ich eine trigonometrische Messung aller Gipfel in der Ebene von Cachapamba vorgenommen, die vom Crater des Ru - cupichincha 14211 Toisen entfernt ist. Da mir eine ei - gentliche Triangulation zwischen den engen Schluchten des Vulkans, am Abhange selbst, unmöglich war, und viele Wochen Zeit erfordert haben würde, so ist die kürzere hypsometrische Methode, die sich der Höhenwinkel und senkrechten Standlinien bedient, vorgezogen worden, eine Methode, deren Genauigkeit durch meinen Versuch den Längenunterschied von Mexico und Veracruz in einer Entfernung von drei Längengraden hypsometrisch zu be - stimmen empfehlenswerth scheint. Aus den Winkeln hat sich dazu die Masse des ganzen Vulkans und der einzelnen Gipfel ergeben. Die Entfernung des noch brennenden Craters von dem Thurm de la Merced in Quito (ein Element, das die Einwohner dieser Stadt lebhaft interes - sirte) habe ich, von dem Hügel von Poingasi aus, wo man zugleich den Thurm und die den Crater umgeben - den drei Felsen sieht, durch eine etwas verwickelte Trian -gu -177gulation bestimmt. Ich fand sie aus mehreren Combina - tionen 5586 T. Zu meiner groſsen Freude habe ich in Paris, lange nachdem mein Plan gestochen war, den er - sten Entwurf einer handschriftlichen Karte aus La Con - damine's Nachlaſs erhalten, deren Maaſsstab erlaubte, sich eines Abstandes von 8 bis 10 T. zu versichern. Diese Karte enthält, auſser der Stadt Quito und dem Thurme, der Kirche de la Merced, vom Pichincha selbst nur das Centrum des Kraters. Die darauf graphisch gesuchte Entfernung war 5520 T. Unterschied 66 T., oder $$\frac{1}{84°}$$ Magnetische Azimuthe sind fast gar nicht, oder nur in Poingasi für secundäre Punkte in 1800 T. Entfernung von dem Abhange des Vulkans, also an einem Orte benutzt worden, wo ich mittelst eines Lambertischen vierzehn - zölligen Declinatoriums die locale magnetische Abweichung bestimmen konnte. Diese allgemeine, nur schon zu umständ - liche Uebersicht der bei der Construction meiner Karte an - gewandten Mittel soll die Richtigkeit der Haupt-Dimensio - nen eines Vulkans bewähren, der in seiner Hauptrichtung von SW. nach NO. eine isolirte, ununterbrochen fortlau - fende Wand bildet. Auch der Umriſs des Berges in der pittoresken Ansicht ist nach Horizontal - und Höhen-Win - keln gezeichnet, die wiederholt mit dem Sextanten gemes - sen wurden.

Die Beschreibungen, welche La Condamine an mehreren Stellen des Mesure de la Méridienne von dem Vulkan von Pichincha giebt, sind überaus unbestimmt. Er spricht zwar von mehreren Gipfeln, nennt deren aber nur drei, statt vier. Den höchsten, südwestlichsten Gi - pfel, aus dem allein die groſsen Ausbrüche erfolgt sind, haben die französischen Academiker gar nicht gemessen. Die einzige Kuppe, deren in der Inschrift des Jesuiten - Collegiums erwähnt ist, und die bloſs als Cacumen la - pideum bezeichnet wird, ist der dritte thurmähnliche Gipfel, von SW. nach NO. gerechnet. Wo übrigens die Hütte stand, in der die Beobachter mit so rühmlicher AusdauerPoggendorff's Annal. Bd. XXXX. 12178Wochen lang schliefen, ist nach der angegebenen Baro - meterhöhe und bei aller mangelnden Tradition schwer zu ergründen. Klarheit kann man nur in die Beschreibung der Structur des Berges bringen, wenn man sich der in - dischen, sehr bestimmten Benennungen der Gipfel be - dient.

Was zuerst am Pichincha auffällt, ist seine von der gewöhnlichen Kegelform der Vulkane so verschiedene Ge - stalt. Den gröſsten Contrast bietet der Pichincha mit dem Cotopaxi dar, dessen Schnee-Mantel die kleinsten Uneben - heiten eines vollkommenen Kegels bedeckt, und von dem die spanischen Creolen mit Recht sagen, er sey wie von der Drehbank gekommen, hecho al torno (fait au tour)1)Man vergleiche meine Vues des Cordilleres, Pl. 10 und 61.. Pichincha bildet eine lange Mauer, und diese Ausdehnung in der Länge bei einer in Verhältniſs geringen Höhe (kaum 15000 Fuſs) vermindert, an Punkten, wo man das ganze isolirt stehende Gebirge mit einem Blick um - fassen kann, den majestätischen Eindruck der Ansicht.

Pichincha liegt auf dem Rücken der westlichen Cor - dilleren, als ein Ganzes betrachtet, allerdings in einem Alignement, d. h. in derselben Axenrichtung mit den Schneebergen Iliniza, Corazon und Cotocachi; er bildet eine Reihe mit ihnen, aber bei dem jähen Absturz, den die Cordilleren gegen das Meer hin zeigen, kann man sagen, daſs Pichincha, speciell betrachtet, die fortlaufende Cordillere wie mit einem Mauer-Stücke krönt, und daſs die Richtung dieser Mauer von der Richtung der Basis, auf der sie ruht (von der allgemeinen Axe der Cordillere) um volle 35° abweicht. Die Axe der westlichen Cordillere liegt, zwischen 40′ südl. und 20′ nördl. Breite, N. 21° O., die specielle Axe des Vulkans durch seine Gipfelreihe ge - legt, liegt N. 56° O. Nach neueren Ansichten würde man daher sagen, daſs die später entstandene Mauer, die wir Pichincha nennen, auf einer engeren Spalte, die mehr vom Meridian gegen Osten abweicht, hervorgetreten ist. 179Von diesen Erscheinungen, die den allgemeinen unterge - ordnet sind, giebt auch die groſse Bergebene des Antisana in 12600 Fuſs Höhe ein merkwürdiges Beispiel. Der schneebedeckte runde Gipfel des Berges erhebt sich in - selförmig in dieser Ebene, aber gegen Westen ist aus derselben, in der Richtung von Norden gegen Süden, eine schwarze Felswand hervorgestiegen, der Chussolongo, der im kleinen, der Form nach, an den Pichincha erinnert. Der letztere ist zwar von allen Seiten isolirt, doch ist er es minder gegen den Corazon und gegen Iliniza hin, wo der Atacazo sich ihm naht, als gegen Norden, gegen den Cerro de Cuicocha und den Nevado de Cotocachi hin, wo in einer weiten Oeffnung der Fluſs Guallabamba sich aus der obsidianreichen Hochebene von Quinche einen Weg nach der Südsee bahnt. Zu besserer Verständi - gung des Folgenden füge ich im Allgemeinen noch hinzu, daſs die vier Gipfel des Pichincha, die aus der Ferne theils als Kegel, theils als Thurmspitzen und Ruinen von Bergschlössern erscheinen, von NO. gegen SW. folgende Reihe bilden: 1) ein ungenannter Kegelberg, nahe bei dem Rücken Ingapilca, den ich, nach der Frequenz der groſsen Condor-Geyer, und weil gegen ihn die tiefe Spalte von Cundurguachana endigt, durch welche Blöcke in die schöne Grasebene (Exido) von Iñaquito gekommen sind, den Condor-Gipfel nenne. 2) Guaguapichincha, das heiſst, das Kind des alten Vulkans. 3) Picacho de los Ladrillos, wegen der mauerartigen Spaltung so benannt und durch einen schmalen Sattel, mit einen anderen mehr südlich vor - liegenden Kegel, Tablahuma, zusammenhängend. 4) Ru - cupichincha, der Alte oder Vater, den Krater enthaltend, und, da er etwas auſserhalb der Reihe, mehr gegen die Südsee gerichtet ist, von Chillo oder Poingasi aus unter einem etwas kleineren Höhenwinkel erscheinend, als der ka - stelartige Gipfel des Guaguapichincha. Die kupferfarbigen Eingeborenen nennen Vulkane, weil es für sie gleichsam In - dividuen (einzelne Kegel) sind, die ganzen Berg-Colosse des12 *180Cotopaxi und Tungurahua; aber am Pichincha nennen sie el Volcan bloſs den südwestlichsten Theil, von dem sie, der Tradition nach, wissen, daſs in den Jahren 1533, 1539, 1560 1566, 1577, 1580 und 1660 so groſse Feuerausbrüche stattfanden, daſs die Stadt Quito ganze Tage lang durch fallende Asche in tiefe Finsterniſs ge - hüllt war. Sie bedienen sich sogar, wenn sie für mehr lateinisirt (muy latinos), d. h. gebildet gehalten werden wollen, der Benennung Vulkan für den letzten und vier - ten Gipfel öfter als der Benennung Rucupichincha.

Erste Besteigung. Wir machten den ersten Ver - such, an den Crater des Pichincha zu gelangen, an ei - nem heiteren Morgen im Monat April1)Den 14. April 1802.. Unsere Beglei - tung war zahlreicher, als wir es gewünscht hätten, ein Uebel, das man bei keiner Reise vermeiden kann, in welcher die Instrumente, deren man sich bedient, die Neugierde der Einwohner des Landes auf sich ziehen. Da in den unteren Revieren des Vulkans häufig gejagt wird, auch die Indianer ein Gemisch von Hagel und Schnee, frei - lich nicht von dem schneebedeckten Gipfel des Craters, sondern aus tieferen Schnee und Eishöhlen, zur Stadt brin - gen, so rühmten sich alle unsere Begleiter, Weiſse und Far - bige, der Gegend sehr kundig zu seyn. Ich war gerade vor einem Monat mit Hrn. Bonpland und dem jungen Sohne des Marquès de Selvalegre, Carlos Montu - far, der uns nach dem Amazonen-Strome, Lima, Mexico und Paris begleitete, aber nach seiner Zurückkunft von Eu - ropa, in dem edlen Kampfe für die Freiheit seines Vaterlan - des den Tod fand, auf dem Antisana gewesen. Wir gelang - ten dort auf einem Felskamme, der über die ewige Schnee - gränze hinausreichte, zu der Höhe von mehr als 17000 F., so daſs die Erreichung des höchsten Gipfels des Pichincha, der den Montblanc kaum um 180 Fuſs übersteigt, uns ver - gleichungsweise ein leicht auszuführendes Unternehmen schien. Der Erfolg hat gezeigt, daſs die spaltähnlichen tiefen Thäler, welche die vier Hauptgipfel des Pichincha181 trennen, an vielen Punkten unübersteigliche Hindernisse darbieten. Wir nahmen unseren Weg von Quito aus gegen Nordwesten, um, neben dem Klostergarten Reco - leccion de la Merced vorbei, zu dem Wasserfall Chorro de la Cantuna zu gelangen. Die Recoleccion liegt zwi - schen zweien der Guaycos oder offenen Spalten von 30 bis 40 Fuſs Breite, von denen ich oben sprach, und die alle dem Berggehänge zulaufen. Beide Spalten vereinigen sich etwas nördlich von der Kirche de la Merced, wo eine Brücke über sie geschlagen ist. Weiter hin, nach dem Platze des heiligen Franciscus, werden die Guaycos un - sichtbar, da hohe Gebäude durch Wölbungen sie ver - decken. Einige dieser Guaycos gleichen mächtigen offenen Gängen, 60 bis 80 Fuſs tief. An vielen Punkten sind sie, in 30 bis 40 Lachter Länge, gar nicht nach oben geöff - net, sondern bilden natürliche Stollen, unterirdische Wei - tungen. Es ist ein Volksglaube in Quito, daſs die Stadt darum so wenig an ihren prächtigen Kirchen und hohen Häusern bei häufigem Erbeben leidet, weil diese in an - derer Hinsicht geognostich wichtigen offenen Klüfte den (elastischen) Dämpfen, à los vapores, freien Ausgang gewäh - ren. Eine solche, auch von Ulloa angenommene Theo - rie, die mit der uralten römischen Meinung vom Nutzen der Brunnen bei Erdstöſsen zusammenhängt, wird aber durch die Erfahrung wenig bestätigt. Aufmerksame Beob - achter haben bemerkt, daſs einige östlichere Quartiere der Stadt Quito, bei Santa Barbara und San Juan Evan - gelista, die von keinen Guaycos durchschnitten sind, minder leiden, als die den Guaycos näheren. Die wenig steilen Abhänge (faldas), die zum Wasserfall führen, sind mit kurzem Rasen von geselligen Grasarten (Podòsaemum debile, Gymnotrix und Stipa eminens, Cavan. ) bedeckt. In dem Rasen blühen vereinzelnt einige Calceolarien. Der Wasserfall von Cantuna, 1728 T. über dem Meere gelegen, war gerade sehr dürftig, und hatte in anderen Monaten, von der Plaza major aus gesehen, unsere Er -182 wartungen mehr gespannt. Wir folgten weiter aufwärts einer engen Schlucht, durch die wir, das weit gesehene Kreuz von La Condamine, La Cruz de Pichincha, (2072 T.) rechts zur Seite lassend, in eine kleine, ganz horizontale Ebene (Llano de la Toma oder Llano de Palmascuchu) gelangten. Die absolute Höhe dieser Ebene ist 2280 T. Eine ganz ähnliche Ebene, aber fast zur Hälfte kleiner, von kaum 300 T. Breite, Llano de Altarcuchu, liegt weiter westlich, ebenfalls dicht an dem Hauptkamm oder Rücken des Gebirges. Beide Ebenen, altem See - boden ähnlich, bilden das Ende aufsteigender Thäler, und sind durch ein Bergjoch getrennt, auf dessen Fortsetzung der groteske Gipfel Guaguapichincha emporsteigt. Auf der ersten nordöstlicher gelegenen kleinen Ebene von Palmas - cuchu genossen wir eines herrlichen Anblickes auf Antisana, den sogenannten Vulkan von Ansango, auf Cotopaxi und Sinchulahua, alle zur östlichen Cordillere gehörig. Es war 11 Uhr Morgens, und trotz der Höhe stieg das Thermo - meter im Schatten auf 11° R. Guaguapichincha aus der Ebene gesehen, erscheint wie eine zertrümmerte hohe Burg. Wir glaubten anfangs, daſs diese Burg aus gegliederten senkrechten Säulen bestehe, als wir aber an ihr hinauf - klimmten, fanden wir ein pechsteinähnliches, schwarzes Gestein, das in ganz dünne Schichten gespalten war. Die Schichten hatten oft nur 2 bis 3 Zoll Mächtigkeit; ei - nige Gruppen waren 12 bis 14 Zoll dick, alle fielen sehr regelmäſsig mit 85° gegen Norden. Ihr Streichen war hor. 6,4 unseres deutschen Gruben-Compasses. Quer - spalten gaben dem sehr frischen, glänzenden, unverwit - terten Gestein, bei der fast seigeren Schichtung, in der Ferne einige Aehnlichkeit mit einem Fels von Porphyr - schiefer. Ich nannte das Gestein damals pechsteinartigen Trapp-Porphyr. Wo ich Hornblende in dem Gewebe vermuthet hatte, erkannte Leopold von Buch, der meine damals etwas reichhaltigeren Sammlungen bald nach meiner Rückkunft unter der Lupe sorgfältig untersuchte,183 deutlich Augitkrystalle. Er fand diese auch in den vul - kanischen Gesteinen des Chimborazo. Nach einer neue - ren Untersuchung meines Freundes Gustav Rose ent - hält die schwarze pechsteinartige Grundmasse von Gua - guapichincha in 2378 T. Höhe, auſser dem Augit, auch Labrador, nicht Feldspath, nicht Albit, nicht Hornblende. Der Glanz des Gesteins ist geringer als beim eigentlichen Pechstein; die Grundmasse ist nur schimmernd, an den Kanten schwach durchscheinend und uneben im Bruch. Vor dem Löthrohr sah sie Gustav Rose (schwierig und nur an den Kanten) zu einem weiſsen Glase schmel - zen. Der Labrador findet sich daran in Zwillingskrystal - len mit einspringenden Winkeln. Die Krystalle sind weiſs, stark durchscheinend, auf dem Bruche stark perlmutter - glänzend. Sie erscheinen nur klein und schmal, auf den Spaltungsflächen mit den einspringenden Winkeln etwa zwei Linien lang, und sind in der Grundmasse sehr häufig zerstreut. Die Augitkrystalle sind schwärzlichgrün, nur klein und sehr sparsam eingewachsen. Wir haben also am Pichincha wieder, wie am Aetna, ein Dolerit-Gestein mit vorwaltendem Labrador. Die Umrisse des Guaguachincha sind wunderbar zackig, was bei vielem schwarzen vulkani - schen Gestein der Andes bemerkt wird. Gegen Südwesten sahen wir Zapfen und Zacken, die, bei kaum 10 Zoll Dicke, wohl 8 bis 9 Fuſs Höhe hatten, und senkrecht aufstiegen. Die Zeichnung, die ich bei 80maliger Vergrö - ſserung von dem Umriſs des Guaguapichincha (aus der Ebene von Chillo, also in einer Entfernung von 13326 T.) mit Sorgfalt gemacht habe, lehrt, daſs Guaguapichincha wohl das acutum et lapideum cacumen der Jesuiten-Inschrift von La Condamine ist. Die oberste Spitze ist thurm - artig abgestumpft.

Wir hatten im Hinaufsteigen durch die enge Schlucht, die nach der kleinen Ebene Palsmascuchu an den Fuſs des Guaguapichincha führt, schon unterhalb dem Signal -184 Kreuze, etwa in 1800 T. Höhe, den nackten Felsen hie und da mit Bimsstein bedeckt gefunden. Diese Lagen Bimsstein wurden häufiger, je höher wir stiegen. Es wurde uns auch bald auffallend, daſs der Bimsstein an dem grotesken Gipfel von Guaguapichincha sich mehr an dem westlichen und südwestlichen Abhange (also nach der Seite des Craters von Rucupichincha hin), denn in entgegengesetzter Richtung fand. Es contrastirte sonder - bar seine weiſse, bisweilen gelbliche Farbe mit der Schwärze des Augit-Gesteins.

Die Eingebornen, die uns zu Führern dienten, ge - standen uns bald selbst, daſs sie nie bis zu dem Ge - birgskamme gelangt wären: sie wuſsten keinen anderen Rath, um zu dem dritten Gipfel, Pico de los Ladrillos, und so dem Crater näher, zu gelangen, als uns erst in die Ebene von Palmascuchu, und dann (das steile Berg - joch von Loma Gorda, das zwei benachbarte und ziem - lich parallele Spalten trennt, überschreitend) in die Ne - ben-Schlucht von Altar - und Verdecuchu hinabsteigen zu lassen. Ein Blick auf die Karte wird die sonderbare, aber doch eigentlich einförmige Structur des Berges er - läutern. Viele wasserleere Thäler (eigentlich Spalten) ziehen sich vom Kamm gegen die Hochebene von Quito herab. Es sind die Spalten von Cundurguachana, wel - chen, wie wir bald erwähnen werden, eine gewisse Oeff - nung bei Guapulo, dem Pichincha gegenüber, entspricht; die Quebrada, die nach Palmascuchu führt; dann Verde - cuchu, und das breitere Thal von Yuyucha; endlich eine fünfte Schlucht, welche aus der bimssteinreichen Ebene am Fuſs des Rucupichincha in das Thal von Lloa Chiquito führt. Die Ausmündungen dieser engen Schluchten sind so gele - gen, daſs groſse Wasserfluthen, die der schmelzende Schnee bei jedem vulkanischen Ausbruch erregt, von der Stadt Quito abgelenkt werden, und nach Lloa und in die Ebene der Turubamba gelangen. Nach den Ansichten der neueren185 Geognosie darf man auf dieses Phänomen der Spalten von Pichincha wohl einige Wichtigkeit legen. Ihre Ent - stehung hängt mit der Hebung des Berges zusammen, sie sind nicht durch Wasser eingefurcht, können aber spä - ter Wasserbecken schmelzenden Schnees eingeschlossen haben, da, wo sie durch Querdämme getrennt waren. In der That glaube ich, als wir von der kleinen Ebene von Verdecuchu (2173 T.) in die Ebene von Altarcuchu (2256 T.) hinaufstiegen, diese stufenweise Lage von Bek - ken ehemaliger kleiner Alpenseen, dem Gebirgsrücken nahe, deutlich erkannt zu haben.

Statt auf dem mit Bimsstein ganz überschütteten schmalen Kamme, der Guaguapichincha mit dem Picacho de los Ladrillos (dem Ziegelberge) verbindet, zu diesem letz - teren zu gelangen, lieſsen uns die Indianer aus dem von fast senkrecht abgestürzten Felswänden umgebenen Becken von Altarcuchu auf den Ziegelberg selbst steigen. Die re - lative senkrechte Höhe betrug nur 900 Fuſs. Der Gipfel des Ziegelberges ist ein fast ganz mit Bimsstein bedeckter Ke - gel. Dieſs Ersteigen erinnerte uns an den Aschenkegel (Pan de azucar) des Pics von Teneriffa. Ein Kranz von schwarzem pechsteinartigen Gestein, in dünne senkrechte Schichten gespalten, hat den Namen Pico de los La - drillos veranlaſst. Die Eingebornen nennen es ein Ge - mäuer. Die Aehnlichkeit mit dünnen Basaltsäulen ist, von fern gesehen, sehr groſs. Dieser Kranz von Dolerit - Gestein ist übrigens durch eine sonderbare Schicht von Bimsstein, die inselförmig darin liegt, unterbrochen. Ich habe die Ansicht des Kegels zweimal gezeichnet, einmal ganz nahe in einer Entfernung von 500 T., und dann durch das Fernrohr von Chillo aus. Beide Skizzen sind sehr über - einstimmend, und der inselförmige Bimssteinflecken hat mich oft davor gesichert, nicht einen Gipfel mit dem andern, bei Winkelmessungen, zu verwechseln. Wir fanden die Höhe des Pico de los Ladrillos 2402 T. Es war auf demselben Raum genug, um ein Graphometer von Ramsden auf sein186 Gestell zu schrauben, und mittelst des Sextanten, zur Be - gründung der Karte des Vulkans und zur Bestimmung der relativen Lage seiner einzelnen Kuppen gegen die be - nachbarten Schneeberge, die nöthigen Winkel zu messen. Die Kälte war sehr empfindlich, gegen R. Einzelne Schneemassen bedeckten den Abhang. In Westsüdwe - sten erblickten wir nun in seiner vollen Pracht, aber leider durch Abgründe von uns getrennt, den ganz mit Schnee bedeckten Rucupichincha. Wo der Crater sich geöffnet, blieb uns damals noch unbekannt, denn seit dem Junius 1742 war Niemand an seinen Rand gelangt. Man wuſste nur noch, daſs er sich gegen das Südmeer hin öffne.

Nach eben dieser Seite hin genieſst man von dem Gi - pfel des Pics de los Ladrillos einen der wundervollsten Anblicke, die sich mir je auf allen meinen Gebirgsreisen dargeboten haben. Der südwestliche Absturz des Pichin - cha ist überaus jäh. Auch dort ist derselbe in parallele, auf den Kamm senkrecht zulaufende Spalten getheilt. Wir erfuhren, bei anderen Excursionen, nur die Namen zweier dieser Thal-Klüfte, der Quebrada de Nina Urcu, und, dem Rucupichincha näher, die Quebrada de las minas de Melizaldi. Auch in diesen hohen Einöden, mitten im vulkanischen Gestein, hat man bald nach Erzen, bald nach vergrabenen Schätzen geschürft. Den Vordergrund, nach dem unteren Theile des Abhanges zu, bildet die Waldvegetation von los Yumbos, die, fast undurch - dringlich, sich bis an die Meeresküste erstreckt und die weite heiſse Ebene erfüllt. Um zu untersuchen, welcher Theil des Littorals dem Vulkan am nächsten liegt, kann man bis jetzt nur zu den Aufnahmen von Malaspina, Espinosa und Bauza seine Zuflucht neh - men. Die Expedition der Descubierta und Atrevida ist der Küste, von Guayaquil an bis zum Vorgebirge Guasacama, in einer Nähe von 15 bis 16 Seemeilen (60 auf einen Grad) gefolgt. Der Irrthum von ¾ Län - gengrad, die meine Beobachtungen für die Stadt Quito187 haben kennen gelehrt, und die ebenfalls viel zu öst - liche Lage, welche Malaspina und alle späteren See - fahrer und Geographen dem Hafen Guayaquil geben, ha - ben natürlich einen wichtigen Einfluſs auf die Bestim - mung der Entfernung, in der die Küste der Südsee dem Vulkan am nächsten gelegen ist. Da die chronometri - schen Längen von Malaspina auf Differenzen mit dem Meridian von Guayaquil beruhen, so bedurften sie einer Correction von 18 Bogenminuten, woraus, wenn ich Pi - chincha auf das nahe Quito beziehe, und diesem seine wahre Länge von 81° 4′ gebe, folgt, daſs die dem Auge nächste Küste der Südsee in einer Entfernung von 88 Bogen - minuten oder 22 geogr. Meilen liegt. Dieſs ist unmittel - bar westlich vom Vulkane die Entfernung der Mündung des Rio de Palmar wie gegen Nordwesten die Entfernung des kleinen Busen de las Sardinas und San Mateo, nahe beim Fluſs Esmeraldas. In der übrigens mit Recht sehr belobten Karte der Provinz Quito von La Condamine und Mal - donado sind leider die Küsten so falsch verzeichnet, daſs die zuerst genannte Entfernung, gegen den Rio Esmaraldas hin, um mehr als 30 Bogenminuten falsch ist. Die Krüm - mung der Erde erlaubt für die Höhe des Pichincha ei - nen Gesichtskreis von 13′ Halbmesser, ohne Refraction; mit dieser, wie sie unter dem Aequator gewöhnlich ist, etwa 25′. Es bleibt also kein Zweifel übrig, daſs man von dem Kamm des Vulkans weit in das Meer hineinsehen kann. Der Meerhorizont, welcher sich bekanntlich bis zur Höhe des Auges erhebt, so daſs alle näheren Gegenstände auf der Meeresfläche projicirt erscheinen, liegt für Pichincha noch 56 Bogenminuten oder 14 geogr. Meilen jenseits des Littorals. Die dichten Urwälder der Yumbos und der ehemaligen, von vielen Strömen durchschnittenen Gover - nacion de Esmaraldas, ergieſsen eine ungeheure Masse von Wasserdämpfen in die Atmosphäre. Daher fanden wir, als wir auf den Kamm des Gebirges gelangt waren, gegen SO., nach der Hochebene von Quito zu, den188 reinsten wolkenleersten Himmel (das Saussuresche Cya - nometer zeigte 37°), während über der vegetationsrei - chen Fläche gegen Westen dickes Gewölk hing. In diesem Gewölk war eine einzige Oeffnung, und durch diese erblickten wir eine weite bläuliche Fläche. War es eine der dünnen Wolkenschichten, die ich über dem Ocean ausgebreitet am frühen Morgen auf dem Pic von Teneriffa und auf mehreren Gipfeln der Cordilleren ge - sehen, und deren obere Fläche oft ganz ohne alle Un - ebenheiten ist, oder war es (wie meine Begleiter behaup - teten, und die Farbe anzudeuten schien) die Südsee selbst? Ich wage nicht zu entscheiden. Wenn der Meerhorizont über zwei Grad entfernt liegt, ist die Masse des von dem Wasser reflectirten Lichts so gering, daſs durch den langen Weg, bis zu dem Gipfel eines Berges, der auch nur 15000 Fuſs Höhe hat, der gröſsere Theil durch Absorption in der Atmosphäre verloren geht. Dann scheint die Gränze des Gesichtskreises nicht mehr die Luft selbst, auf einer Was - serlinie ruhend, zu seyn, sondern man sieht in das Leere, als wäre man in einem Luftball, zu welchem, nach Gay - Lussac's Erfahrung, Schallwellen höher als schwaches vom Horizont reflectirtes Erdenlicht gelangen.

Bei der sehr niedrigen Temperatur von (in un - gefähr gleicher Höhe und bei einer südlichen Breite von 11′ haben, in ihrer Hütte, die französischen Astrono - men das Reaumur'sche Thermometer bei Nacht bis fast unter den Gefrierpunkt sinken sehen) stand das De - luc'sche Fischbein-Hygrometer zwischen 12 und 1 Uhr im Schatten 32°. Diese groſse Trockenheit erhielt sich zu meinem Erstaunen auch dann, wenn wir kurz vorher in leichten Nebel, vorübergehend, gehüllt gewesen waren. Das Hygrometer stieg dann nicht über 34°. Die elek - trische Spannung der Atmosphäre bot eine sonderbare Erscheinung dar: so lange wir nicht von Nebel umgeben waren, zeigte ein Volta'sches Elektrometer mit einem aufgeschrobenen metallischen Leiter, also 8 Fuſs hoch189 über dem Felsen, 3 Linien positiver Elektricität. Es war unnöthig die Spitze mit rauchendem Schwamme zu be - waffnen. So wie wir aber in eine Nebelschicht traten, wurde plötzlich die Elektricität negativ, etwa eine Li - nie, und ging dann abwechselnd während des Nebels vom negativen zum positiven über. Es war also wie ein klei - ner, sonst unbemerkbarer Gewitterproceſs in den Dunst - bläschen, die wahrscheinlich in abgesonderten Schichten gelagert waren.

Von dem Pico de los Ladrillos, auf dem wir stan - den, geht ein schmaler Felskamm, ganz mit Bimsstein überschüttet, zu der etwas niedrigeren Neben-Kuppe, Tablahuma, einem vollkommenen Kegel. Der horizon - tale Kamm liegt 46 T. niedriger als der Ziegelberg, 34 T. niedriger als Tablahuma. Wo das Gestein sichtbar wird, ist es wieder dünngeschichtet, stark einfallend, dem Por - phyrschiefer durch seine Absonderung ähnlich. Ich hatte mir zu meiner Reise von dem geschickten Mechaniker Paul in Genf, auſser dem ziemlich unvollkommenen Cyanome - ter, den von Saussure gebrauchten sehr schönen Appa - rat zur Bestimmung des Siedpunktes auf groſsen Berghö - hen anfertigen lassen. Ich benutzte das Bouilloire thermo - scopique nicht, wie nur zu oft von neueren Reisenden in Klein-Asien, Persien und der Bucharei geschehen ist, um Höhen nach einer schon 1739 von Le Monnier ausge - führten Methode zu bestimmen (der Fehler eines Fah - renheitschen Grades in der Bestimmung des beobachteten Siedpunktes kann einen Fehler von 340 Fuſs Höhe nach sich ziehen); ich beobachtete vielmehr den Stand des Ba - rometers, die Luft - und Quecksilbertemperatur und den Siedgrad des Wassers so oft ich konnte gleichzeitig, um Thatsachen zur Berichtigung der damals noch so schwan - kenden Deluc'schen Theorie von dem Siedpunkte zu sam - meln. Als der Apparat eben aufgestellt war, entdeckten wir mit Bedauern, daſs der Indianer, der das gewöhnliche Feuerzeug trug, die Anhöhe noch nicht erreicht hatte. Glück - licherweise war heller Sonnenschein. Wir wuſsten, daſs190 eine wollige, von uns zuerst beschriebene Alpenpflanze aus der Familie der Compositen, eine Pflanze, die erst in 13500 Fuſs zu wachsen anfängt, Culcitium rufescens, sehr leicht entzündliche, stets trockne Materie (yesca) dar - bietet. Dieser Frailejon von Pichincha ist nicht mit dem gleichnamigen und eben so wolligen Frailejon von Neu - Granada, einer Espeletia, zu verwechseln. Wir schroben das Objectiv aus einem groſsen Dollond'schen Fern - rohr ab und zündeten die Blattwolle des Culcitiums, das sich mit der Oberhaut wie ein Handschuh abziehen läſst, durch die Sonnenstrahlen an. Das Gefäſs mit Schneewas - ser gefüllt, gab den Siedpunkt zu 187°,2 Fahr., etwas unter 69°,0 R. an. Das Barometer zeigte ganz in der Nähe, auf den Nullpunkt reducirt, 16 Zoll 4,64 Linien (altes französisches Maaſs). Professor Poggendorf fin - det, daſs meine Beobachtungen des Siedpunkts, nach einer auf Gay-Lussac's Versuchen gegründeten Tafel von August, entsprechen 199,4 Par. Linien, nach der auf Dalton's Versuchen gegründeten Tafel von Biot etwa anderthalb Linien mehr, 200,92 Par. Linien (die Queck - silbersäulen immer auf den Gefrierpunkt reducirt). Ich las, durch unmittelbare Beobachtung, auf dem Felskamme, der den Ziegelberg mit der Kuppe Tablahuma verbindet, an meinem Barometer 196,64 Par. Lin. (auf reducirt), der Gay-Lussac-August'schen Tafel also näher als der Dalton-Biot'schen; man vergesse nicht, daſs in diesen Beobachtungen ein Grad Fahrenheit schon 4,5 Li - nien Barometerhöhe entspricht. Wäre den jetzigen Ta - feln und den Elasticitäts-Bestimmungen des Wasserdampfs unter 80° R. mehr zu trauen, so würde aus diesen Ver - gleichungen folgen, daſs ich den Südpunkt des Schnee - wassers in einem Gefäſs, aus dem, nach Saussure's Vorschrift, die Dämpfe leicht entweichen könnten, doch um einige Bruchtheile zu hoch gefunden habe.

Der feuerspeiende Gipfel Rucupichincha war noch, wie ich schon oben bemerkt, in beträchtlicher Entfernung,191 durch eine ungeheure Kluft von uns getrennt. Des We - ges unkundig, wäre es unvorsichtig gewesen, da wir nur auf drei Stunden Tageshelle rechnen konnten, den Ver - such zu wagen, die Kluft, oder vielmehr das groſse Bek - ken des Sienega del Vulcan zu umgehen. Ein zufälliger Umstand, so unwichtig er auch war, bewog meine Be - gleiter auf eine sehr baldige Rückkehr zu dringen. Ich war eine Zeit lang allein auf dem Kamm von Tablahuma geblieben, um den Versuch des Siedpunkts zu gröſserer Befriedigung zu wiederholen. Ermüdung nach zehnstün - diger Wanderung zu Fuſs auf steilen Wegen, Kälte und dichter Kohlendampf, eine Gluth, über die ich mich, um sie genau zu beobachten, unvorsichtig hingebeugt (weil, wie bekannt, in Höhen von nur 15 bis 16 Zoll Luftdruck die Flammen schwer zusammenzuhalten sind) verursachte mir Schwindel und Ohnmacht. Ich habe nie, bei gröſse - rer Anstrengung und viele tausend Fuſs höher, vorher und nachher etwas Aehnliches erfahren. Der Kohlen - dampf wirkte gewiſs mehr, als die unbeträchtliche Höhe von 2356 T. Meine Begleiter, die auf dem östlichen Abhange standen, erkannten bald den Unfall und eilten mich aufzurichten, und durch etwas Wein zu stärken. Wir stiegen nun durch das Thal von Yuyucha langsam herab, und wurden, auf dem Rückwege, durch den An - blick des vom Monde herrlich erleuchteten Vulkans Co - topaxi erfreut. Unter allen Schneebergen ist es der, wel - cher (vielleicht wegen seiner vollkommenen Kegelform und wegen des gänzlichen Mangels an Unebenheiten der Oberfläche) am häufigsten ganz wolkenfrei bleibt. Wir gelangten schon um 7 Uhr Abends nach Quito.

Die Gebirgsart des Pichincha ist in der unteren Region von der der oberen, den Bestandtheilen nach wahrscheinlich wenig verschieden, aber das minder feinkörnige Gemenge hat ein verschiedenes Ansehen. Ein Steinbruch (Can - tera) nahe bei dem Panecillo (Javirac), einer freistehen - den rundlichen Kuppe, unter der die Incas einen Stol -192 len (Durchgang) nach Turubamba versucht haben, ist geo - gnostisch von vielem Interesse. Das Gestein wird dort von dem Volke Sandstein genannt; es ist ungeschichtet, meist grünlichgrau, in einzelnen Massen röthlich und mit Blättchen schwarzen Glimmers sparsam gemengt. Ich hatte es auf der Reise einen feinkörnigen Grünsteinporphyr ge - nannt. Nach Gustav Rose's genauer und mehr wis - senschaftlicher Bestimmung ist es ebenfalls ein Doleritge - stein voll kleiner Poren. In der Grundmasse liegen weiſse Krystalle von Labrador mit deutlich einspringen - den Winkeln, und viele schwärzlichgrüne Krystalle von Augit. Hornblende ist nicht darin zu finden. In noch tieferem Niveau habe ich, in dem Boden der Stadt Quito selbst, bei der Kirche San Roque, in einer Ausgrabung von 15 Fuſs Tiefe, in einem Thonlager, 8 bis 10 Zoll dicke Streifen von Bimsstein gefunden.

Am Schluſs dieser ersten Expedition nach dem Vul - kan Pichincha, muſs ich noch der vielen scharfkantigen Blöcke erwähnen, welche am nordöstlichen Ende des lan - gen Berges in der schönen Grasebene von Iñaquito zer - streut liegen, einer Ebene, welche durch die daselbst 1546 zwischen Gonzalo Pizarro und dem Vice-Kö - nig Blasco Nuñez Vela gelieferten Schlacht berühmt geworden ist. Die Blöcke von ungeheurer Gröſse, scharf - kantig und nicht porös, sind dem pechsteinartigen Ge - steine von Guaguapichincha sehr ähnlich. Die Einge - bornen nennen sie eine Reventazon, ein unbestimmtes Wort, mit dem sie die Folge einer vulkanischen Erschüt - terung wie auch Ausbruchphänomene bezeichnen. Die Blöcke liegen ziemlich reihenweise hinter einander, aber im - mer dicht am Fuſs des Vulkans. Der Ort heiſst Rumi - pamba. Ich glaube daſs die Blöcke vielleicht bei Erhebung des Berges, durch die Spalte Cundurguachana herabgesto - ſsen worden sind. Sehr auffallend war mir, daſs in dersel - ben Richtung die kleine Hügelkette, welche die Ebene von Iñaquito oder Añaquito östlich begränzt, durch eine Spalte,die193die einen eigenen Namen (Boca de Nayon) führt, durch - brochen ist. Ich finde in meinem Tagebuche die Worte: dieselbe Kraft (Ursache), welche an dem Abhange des Vulkans das enge Thal Cundurguachana aufgerissen hat, wird auch wohl diese Spaltöffnung hervorgebracht ha - ben. Die Boca de Nayon, ein natürliches Thor, führt in einen kleinen Kessel, dessen Boden 840 Fuſs tiefer als die Ebenen der Blöcke liegt. Ein wohlhabendes Dorf, Guapulo, dessen schöne Kirche mit Säulen dori - scher Ordnung geziert ist, liegt an dem engen Becken. Das Ganze gleicht einer offenen Gangkluft, und man kann sich kaum der Besorgniſs erwehren, daſs in einem Lande, welches so groſsen Revolutionen der Erdoberflä - che noch immer ausgesetzt ist, die Bergkluft sich ein - mal schlieſsen, und Dorf und Kirche mit dem wunderthä - tigsten aller Heiligen-Bilder von Quito spurlos in Schutt vergraben werde.

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Poggendorff's Annal. Bd. XXXX. 13

About this transcription

TextGeognostische und physikalische Beobachtungen über die Vulkane des Hochlandes von Quito
Author Alexander von Humboldt
Extent33 images; 8990 tokens; 3052 types; 63567 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic information Geognostische und physikalische Beobachtungen über die Vulkane des Hochlandes von Quito. Erste Abhandlung. Alexander von Humboldt. . 33 BarthLeipzig1837. Annalen der Physik und Chemie 40 pp. 161-193.

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