— — Gay-Luſſac und Thenard fin - den ſich geſchmeichelt durch die Hoffnung, daſs Sie einen Theil Ihrer Muſse der Ueberſetzung ih - res neuen Werks beſtimmen wollen. Der Titel deſſelben iſt: Experiences phyſico-chimiques, und es werden zwei Bände, jeder von 25 bis 30 Bogen. Es enthält Verſuche über die Stärke der Ladung des elektromotoriſchen Apparats, und über deſſen Bau; Verſuche über die Metalle der Alkalien, die Boraxſäure, die Fluſsſäure und die Salzſäure, und Unterſuchungen über die Analyſe vegetabiliſcher Subſtanzen. Wir ſchicken Ihnen mit der Poſt das erſte vollendete Exemplar nach Halle. Ich glau - be, es iſt das reichhaltigſte chemiſche Buch, wel - ches ſeit Scheele erſchienen iſt, und Sie wer - den groſse Freude daran haben*)Erſt nach Anſicht dieſes Werkes, — das, nach den Bruchſtücken zu urtheilen, welche davon ſchon be - kannt geworden ſind, ſo viel verſprechend iſt, daſs ich mich durch freie Uebertragung deſſelben in unſere Mutterſprache um die Wiſſenſchaft verdient zu machen glaube, — werde ich mich über die Art und Geſtalt,. Mein Freund Malus hat mir für Sie ſeine Preisſchrift: Théorie de la double réfraction, einen Quartband von bei - nahe 400 Seiten, gegeben. Das Verſchicken von Büchern iſt hier mit vieler Mühe verbunden. — —
v. Humboldt.
115— — Ich befinde mich bei Alex. von Humboldt, und in einem kleinen ſehr geiſtvol - len Kreiſe jüngerer Mitglieder des Inſtitut des Sciences; nicht mit Unrecht werden Sie mir dieſe Lage beneiden. Herr von Humboldt arbeitet eifrig an ſeinen Reiſen, und hat das groſse gehalt - reiche Werk über Mexiko jetzt beendigt. Nun denkt er den ſchon fertigen Reiſebericht dem Pu - blikum zu übergeben, ein Monument, unvergäng - licher als Erz. Können wir unſer Zeitalter ankla - gen, in welchem es uns mit ſolchen Männern nicht bloſs zu leben, ſondern auch mit ihnen in Beziehung zu ſeyn vergönnt iſt? Möchten das die bedenken, welche von eiſernen Zeiten reden. Wel - che Ausſichten! welche durch dieſe Männer erregte Thätigkeit in Forſchungen und wiſſenſchaftlichem Streben. Und das iſt dann wohl das ſicherſte und beſtimmteſte Mittel gegen jedes Eingreifen in den Gang des Fortſchreitens. — — Die Werke von Malus und von Gay-Luſſac und Thenard ſind die wichtigſten, welche hier jetzt erſchei - nen. Hr. Malus hat eine nicht-gedruckte, ſehr gemäſsigte Kritik von Göthen's: Zur Farben - lehre, gemacht, welche dem Buche wenig günſtig iſt; ſie wird aber wohl nicht bekannt gemacht werden. Herr von Humboldt und ich denken daran, gemeinſchaftlich eine Ueberſicht der geo - gnoſtiſchen Conſtitution der Erdoberfläche zu ge - ben; unſer Freund hat auch hierin eine ſehr reiche Erfahrung. — —
Leopold v. Buch.
CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe
Notizen aus Briefen des Freih[errn] Alex[ander] von Humboldt und des H[errn] Leop[old] von Buch an den Herausgeber [der Annalen der Physik, Ludwig Wilhelm Gilbert]. Alexander von Humboldt. . II+2 S. 1811. Annalen der Physik (37) pp. 114-115.
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