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Ueber Meeresströmungen im allgemeinen; und über die kalte peruanischeStrömung der Südsee, im Gegensatze zu dem warmen Golf - oder Florida-Strome.

(Eine ungedruckte Abhandlung1Von der in der Akademie gelesenen Abhandlung, die im Jahr 1855 vervollständigt wurde, sind mehrere Auszüge bereits im Jahr 1837 vomProfessorBerghaus veröffentlicht worden in zweien seiner lehrreichen Schriften: in der Allgemeinen Länder - und Völkerkunde Bd. I. S. 497 500, 575 592, 610 612; und in seinem Almanach für Freunde der Erdkunde S. 348 362. , von welcher ein kleiner Theil in der Sitzung der Akademie der Wissenschaften zu Berlin vom 27 Juni 1833 gelesen worden ist.)

Wenn man sich gewöhnt, wie es eine höhere Ansicht der physischen Erdbeschreibung erheischt, die verschiedenartig scheinenden Phänomene des Naturganzen in ihrem Zusammenhange zu betrachten, so erkennt man die auffallendsten Analogien in den flüssigen Schichten, welche den starren Erdball umgeben. In dem unmittelbar mit Wasser bedeckten Theile der Erdoberfläche, wie in der Atmosphäre, welche das Meer und die Feste umhüllt, bewegen sich einzelne Massen des Flüssigen zwischen ruhenden oder anders bewegten Theilen, die gleichsam die Ufer der atmosphärischen oder oceanischen Strömungen bilden.

Die genauere Kenntniß der zwiefachen Art von Strömungen32 in dem Elastisch-Flüssigen (dem Luftmeere) und dem Tropfbar-Flüssigen (dem Oceane, welcher mit jenem, auf ihm ruhenden, in Wechselwirkung der Bewegung und Wärme-Vertheilung steht) hängt von der Betrachtung dreier variabler Elemente: Richtung, Geschwindigkeit und Temperatur, ab. In beiden, sonst so wesentlich von einander verschiedenen, in ihrer Contact-Fläche scharf begrenzten, erdumhüllenden Schichten (in der Atmosphäre und in dem Ocean) wird das letzte der drei eben genannten Elemente, die Temperatur, durch die zwei anderen, die Richtung und die Geschwindigkeit, bestimmt. Ist die Meeresströmung in der Bahama-Straßedurch heftige, die Barometer-Höhe vermehrende und den regelmäßigen Wechsel der atmosphärischen Ebbe und Fluth (die stündlichen Variationen der Quecksilbersäule) störende Nordstürme, wie ich es an den Küsten von Floridaerfahren, in ihrem Laufe auf eine beträchtliche Zeit gehemmt, d. h. in ihrer Schnelligkeit gemindert; so sinkt die Temperatur des Golfstroms, 700 geographische Meilen weit, da, wo sich derselbe, in nordöstlicher Richtung, gegen die westlichsten der azorischen Inseln, Corvound Flores,hin, in eine große Wiese von Seetang (Mar de Sargasso) verliert. Auf gleiche Weise nehmen Kälte und Höhe des Barometerstandes: in Europamit der Schnelligkeit des Nordost-Windes, in der Südspitze des Neuen Continents und in den Malouinen mit der Schnelligkeit des Südwest-Windes, zu. Richtung der Luft - und Meeresströme: je nachdem sie die Meridiane in verschiedenen Winkeln durchschneiden, aus höheren Breiten sich zu niederen oder umgekehrt bewegen; bestimmt den Temperatur-Unterschied zwischen der zuströmenden Luft - oder Wassermasse und der ruhenden, zu der sie sich mischt oder die sie flußartig durchschneidet. Wie die Klimate und die wichtigsten meteorologischen33 Erscheinungen eben so sehr von der Richtung der Winde, in Hinsicht auf Azimuth und Neigung (von Mischung der Luftschichten, die verschiedenen Breiten-Zonen oder höheren und niederen Regionen der Atmosphäre zugehören), als von dem örtlichen Sonnenstande, d. h. dem Einfallswinkel der Sonnenstrahlen, abhangen; eben so wirken mittelbar auch die oceanischen Flüsse kalten und warmen Wassers (die Strömungen der Meere) durch ihre Ausdehnung und ihre Nähe auf die Klimate der Continente. Die oceanischen Flüsse, welche die wogende, wellenschlagende, aber in Hinsicht auf Translations-Bewegung ruhende Meeresfläche so mannigfaltig durchschneiden, erwärmen oder erkälten zunächst die darüber liegende Meeresluft; sie erregen (wie der verewigte Rennell, mit Recht, von der seit drei Jahrhunderten gefürchteten Zone zwischen den Azorenund Bermuden, in der Mitte des großen atlantischen Längenthals, behauptete), durch Temperatur-Contraste, nicht bloß Verdampfung und wärmeentbindende Niederschläge salzhaltiger Dämpfe, sondern Sturm und plötzlichen Wechsel electro-magnetischer Spannungen; sie theilen, dauerndere und sanftere Luftströme erzeugend, nach Verschiedenheit ihrer eigenen Temperatur, bald Wärme, bald Kühlung den benachbarten Continenten mit.

Die Betrachtungen, denen diese Abhandlung gewidmet ist, beziehen sich vorzugsweise auf die thermischen Verhältnisse der Meeresströme: die ihrer Natur nach erst erkannt werden konnten, als das Mittel gefunden war die Wärme zu messen. Die Anwendung des Thermometers zur Erforschung der Meeres-Temperatur und der Existenz der Strömungen reicht aber kaum in die letzten 25 Jahre des achtzehnten Jahrhunderts hinauf. Als die nach Thermometer-Graden spät gemessene große Wärme der Wasser des Golfstromes zuerst die Aufmerksamkeit fesselte,Note: Der Bogen ist fehlerlos und kann ohne weiteres abgezogen werden B34 war man, bei vieler Kenntniß von den Richtungen anderer Meeresströme, den Wärme-Verhältnissen des Oceans im allgemeinen so fremd, daß Benjamin Franklinden Wunsch äußerte, es möge einst ein kalter Strom als Gegenstück zu dem warmen Golfstrome aufgefunden werden. Der vortreffliche und so überaus scharfsinnige Mann verkannte, wie es scheint, die Einwirkungen der kalten Strömung, welche, gegen Südwesten gerichtet, durch die Belle-Isle-Straßevon der Ostküste Labradorsherabkommt. Noch weniger war er aufmerksam auf die niedrige Temperatur des Meeres an der Westküste von Nord-Afrika,den Guinea-Current der englischenSeefahrer. Das atlantische Meerselbst hat zwei oder drei kalte Strömungen, die freilich an Mächtigkeit und Continuität nicht mit der großen Erscheinung des Golfstromes verglichen werden können. Es ist mir im Jahr 1802, während einer Reise von Quitonach Lima,um im Callao den Durchgang des Merkurs vor der Sonne zu beobachten, geglückt Franklin'sWunsch zu erfüllen und die thermischen Verhältnisse der, den Seefahrern längst vorher bekannten, südnördlichen Strömung eines großen und wichtigen Theils der Südseenumerisch zu bestimmen. Wenige Jahre nach meiner Expedition sind diese Bestimmungen durch sorgfältige Beobachtungen anderer Reisenden, die ich zu dieser Arbeit veranlaßt hatte, bestätigt worden. Temperatur-Angaben über die Oberfläche des Oceans, wie immer zunehmende Frequenz und Ausdehnung der thermometrical navigation (um mich eines Ausdrucks der nordamerikanischen Seefahrer zu bedienen) haben Mittel dargeboten entweder schwache Strömungen zu entdecken, da, wo man dieselben früher nicht vermuthet hatte, oder die nach Jahreszeiten veränderlichen Oscillationen der pelagischen Flüsse zu ergründen. Das ganze oceanische Gebiet der35 Erdoberfläche umfassend, zähle ich nach unseren dermaligen Kenntnissen unter 13 Strömen 8 warme und 5 kalte Ströme auf: indem ich die Ausdrücke warm und kalt hier gar nicht auf absolute Quantitäten der Wärme, sondern allein auf die Differenz der Temperatur der Stromwasser mit der Temperatur der ruhigen, unbewegten nahen Wasser in gleicher Breite beziehe. Die auffallendsten Beispiele aus jeder der beiden Abtheilungen sind wegen ihrer Längen-Ausdehnung, ihrer Beständigkeit und ihres Einflusses auf die klimatischen Verhältnisse des nahen Festlandes der Golfstrom im atlantischen Ocean,wie in der Südseeder peruanische Stroman der Westküste von Südamerika.Ausgeschlossen wurden in dieser Aufzählung, in der überdies kein Anspruch auf Vollständigkeit gemacht wird: 1) die Bewegungen, welche sich vereinzelt, flußartig auf enge Betten beschränken: nicht, wie in den Polar - und Aequinoctial-Strömungen, rund um die flüssige Oberfläche der Erde das ganze Weltmeer1So sagt vielleicht mit minderem Rechte Rennell (Investigation of Currents p. 23) von dem ganzen antillischen Meere: it is not a current, but a sea in motion. betreffen; 2) die periodischen Strömungen, welche nach Maaßgabe der vorherrschenden Jahreszeit-Winde, Monsune (Mausim), sich in entgegengesetzter Richtung bewegen: wie dies der Fall ist im arabischenund indischen Meere,im bengalischen Meerbusen,an der Südost-Küste von Chinaund zwischen den Molukken.

Aufzählung wichtiger Meeresströme.

A. Warme Ströme.
  • Golfstrom im atlantischen Ocean.
  • Strom der brasilianischen Küste(von os Ilheos,südlich von Bahia,an bis an die Ostküste von Patagonien).
  • Der Theil des nord-südlichen Stromes an der Westküste36 von Afrika,welcher sich vom Cap Palmasgegen Osten wendet, in die Baien von Beninund Biafrabis Ilha do Principeund Rio da Angra:in seiner Wärme erhöht durch die wärmeren Wasser des nahen Aequatorial-Stroms.
  • Strom von Mozambique,zwischen Madagascarund der Südost-Küste von Afrika.
  • Nordöstlicher Strom von Japan nach den Kurilenund Kamtschatka,meist südlich schon bei Formosabeginnend: das Klima der Küsten mildernd und Nebel erregend; auch durch Wasser aus der Straße von Malaccaverstärkt.
  • Tessan's Strom:unter 35° - 40°Breitevon dem japanischen Stromeabgezweigt, und von Westen nach Osten gegen das californische Cap Mendocino gerichtet.
  • Der Strom der Ostküste von Australienund Tasmanienim Norden bis Cap Sandy.
B. Kalte Ströme.
  • Strom von der Davis-Straßeund Ost-Grönlanddurch den Belle-Isle-Canalgen Nova Scotia, Maineund Cap Codgerichtet.
  • Strom an der nördlichen Westküste Afrika's, nord-südlich bis Cap Roround gegen Sierra Leonehin.
  • Strom an der südlichen Westküste Afrika's, beginnend an dem nordwestlichen Theile der Bank der Agulhas; nördlich gerichtet längs dem Littoral von Benguela, Congound Loango, bis Ilha do Principeund Rio da Angra.
  • Strom von Californienund der Westküste Mexico's (vom Cap Tschirakownördlich von Nutka) gegen den Golf von Tehuantepec und die Westküste von Guatemalahin, vom December bis April.
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  • Der peruanische Strom:von Chiloebis zum Cabo blancound zur Gruppe der Galapagos,wo er sich größeren Theils gegen Nordwest und endlich ganz nach Westen wendet.

Von den drei Elementen der Meeresströmungen: der Temperatur, der Richtung und der Schnelligkeit, ist das erste seiner Natur nach am spätesten erkannte, aber dem Physiker wichtigste, im Jahr 1775 von Benjamin Franklinergründet worden. Als er im April des eben genannten Jahres auf dem Pennsylvania Packet, vom Capitän Osborncommandirt, von Londonnach Philadelphiasegelte, machte er die erste thermische Bestimmung von der hohen Temperatur des Golfstromes im atlantischen Ocean.Da durch Verwechselung zweier Reisejournale von Franklineine durch ihre, die Meteorologie aufklärenden Folgen so wichtige Entdeckung bisweilen in den November des Jahres 1776 versetzt wird und Blagden'sganz ähnliche Arbeit in den April 1776 fällt, so ist, um dem lästigen Nationalstreit der Priorität vorzubeugen, hier der Ort den Gegenstand historisch zu erläutern. Schon im Jahr 1769, als Franklinbei der Postverwaltung in den englischenColonien von Nordamerikaangestellt war, ward sein Interesse für die Wirkungen des Golfstroms lebhaft dadurch angeregt, daß von Bostonaus Klagen an die Lords of the Treasury gebracht wurden über eine Verspätung von 14 Tagen, welche zum Nachtheil der Handelsgeschäfte der Postverkehr zwischen Falmouthund Neu-Yorkerlitte, im Vergleich mit der schnelleren Ueberfahrt der Handelsschiffe von Londonnach Providencein Rhode Island. Franklinbefand sich damals in England;und aufgefordert ein Gutachten über die Ursach eines solchen mittleren Zeit-Unterschiedes abzugeben, berieth er sich mit dem, mit dem Wallfischfang lange vertrauten Capitän Folgeraus Nantucket.Es wurde ergründet, daß die schneller38 ankommenden Fahrzeuge von, des Golfstroms am meisten kundigen Männern aus Rhode Islandgeführt wurden. Die Wallfische sind am häufigsten an den Rändern des Golfstroms, nicht im Inneren desselben: daher die Wallfischfänger (whalemen) sich am frühesten mit der Richtung, Ausdehnung und Vermeidung des warmen Stromes vertraut gemacht haben. 1The Works of Benjamin Franklin, publ. by Jared Sparks (Boston 1840) Vol. VI. Maritime observations p. 486; Maury's Sailing Directions, 3d ed. 1851, p. 25 und dessen vortreffliche Phys. Geogr. of the Sea 1855 p. 59. Franklinveranlaßte damals die englischeRegierung eine nachCapitän Folger's,wahrscheinlich eingeschränkten und nur sehr localen Erfahrungen angefertigte nordamerikanischeStromkarte2Der von Folger gezeichnete Strom wurde eigentlich in eine alte Karte eingetragen; Franklin's Works Vol. VI. p. 499. zu veröffentlichen. Sechs Jahre später, als er im April und Mai 1775 mitCapitän Osbornvon Englandnach Philadelphiasegelte, stellte er die ersten täglichen Beobachtungen über die Temperatur des Meeres an der Oberfläche, die Temperatur der Luft und die Windesrichtung an. Er durchschnitt den Golfstrom in lat. 37° 20′ und 37° 26′, lg. 66° 0′ 68° 53′ (Greenwich): wo die Temperatur 70° bis 72° F. war, wenn außerhalb des Stromes nur 57° bis 65° gefunden wurden; Unterschiede von 3°,1 und 5°,7 Réaumur'schen. Das Journal enthält oft drei bis vier Beobachtungen desselben Tages. Der leichte Nebel, welchen die warme Strömung in Berührung mit der darauf ruhenden kälteren Luft erregte, wie die sehr geringe oder gänzlich fehlende Phosphorescenz3» The water in this stream does not sparkle in thisenigth «; Franklin in den Transact. of the Amer. Philos. Soc. Vol. II. 1786 p. 316. Der Mangel von lichtgebenden Thieren im Golfstrom ist um so sonderbarer, als in demselben so viele Streifen von Seetang schwimmen. im Stromwasser, während das Meer umher stark leuchtete, zogen schon39 damals die Aufmerksamkeit des scharfsinnigen Physikers lebhaft auf sich. Den nordamerikanischenMatrosen war der Unterschied zwischen den kalten Wassern der Bank von Neufundlandund den warmen des Golfstroms längst bekannt. Sie tauchen bisweilen die Hand oder den ganzen entblößten Arm in einen frisch gefüllten Wassereimer, um dem Gefühle nach die Nähe der Sandbank oder des Stromes zu verkündigen. Ein zweites, sehr genaues, thermisches Tagebuch wurde von Franklinauf seiner Ueberfahrt von Philadelphianach Frankreich(auf dem Reprisal, vomCapitän Wickes6commandirt) in den Monaten October und November 1776 geführt. Es ist dies die merkwürdige Fahrt, auf welche Rennellin seinem Werke über die Meeresströmungen einen großen Werth1Rennell sagt: » the Gulf-water reached the coast of France in that season, and Dr. Franklin in 1776 was never out of the warm water till the Bay of Biscay «: p. 269 und 275, wo die Wiederkehr derselben Meer-Temperatur durch schöne, aber auch sehr alte Beobachtungen des Admirals Beaufort erwiesen wird. gelegt hat, da auf derselben, in 23 Längengraden, der Golfstrom zwischen den Parallelen von 37° und 40°½ verfolgt, und bei einer ununterbrochenen Meeres-Temperatur von 70° bis 78° Fahr. (16°,8 20°,4 Réaumur) gefunden wurde. Noch bei lat. 43° 3′ und lg. 35° 501 (Gr.) hatten die Stromwasser 698° F. (16°,4 R.), und die November-Wasser außerhalb des Stromes 60° F. (12°,4 R.). Die dritte Reihe von Beobachtungen Franklin's,welche auf uns gekommen ist, gehört zu einer Ueberfahrt von Frankreichnach Amerikavom Juli bis September 1785. Er durchschnitt den Golfstrom kaum 2°½ bis westlich von dem Meridian von Flores,doch südlicher als diese Insel: lat. 33° 22′ 34° 14′, lg. 34° 31′ - 35° 30′; von 79° bis 80° F. Stromwärme, wenn umher das Meer nur 65° bis 68° F. zeigte: Unterschied40 5°,3 und 6°,2 Réaumur.Diese letzten Beobachtungen wurden von Franklin'sjungem Reisebegleiter Jonathan Williamsunter des berühmten Physikers Direction und Auswahl der Oertlichkeit angestellt.

Es ist keinem Zweifel unterworfen, daß Sir Charles Blagden,da er noch als Seearzt auf englischenSchiffen im atlantischen Oceankreuzte, die frühesten thermischen Beobachtungen, auf welche sich seine spätere, sehr verdienstliche Arbeit über den Golfstrom gründete, erst im April 1776 begonnen hat: also ein volles Jahr nach Benjamin Franklin.Er hat uns selbst das Zeugniß davon aufbewahrt. 1Charles Blagden, Physician to the Army, on the heat of the water in the Gulf-stream; in den Philos. Transact. for the year 1781, Vol. LXXI. Part I. p. 334 344. Der erste Zweck seiner Arbeit war, die Temperatur des Meerwassers mit der der Luft unter verschiedenen Breiten zu vergleichen; bald nachher aber, besonders als Blagdenim September 1777 der Kriegsflotte angehörte, welche die große Expedition von Sir William Howenach der Chesapeak-Baigebracht hatte, erweiterte sich ihm der Gesichtskreis, und das Thermometer ward von ihm gerühmt als: ein der Schifffahrt nothwendiges Instrument, um die Existenz der Strömungen und ihre Ausdehnung zu erforschen; auch Schiffe, die, von Europakommend, ihrer Länge ungewiß sind, bei Kenntniß der Breite über ihren Abstand von der Küste, wie über die zwischen der Küste und dem Golfstrom liegenden gefahrdrohenden Sandbänke und Klippen zu orientiren .

Wenn aber auch Franklindie Priorität der Beobachtung hat, so ist ihm nicht die Priorität der Veröffentlichung zuzuschreiben. Ich kenne keine frühere gedruckte Erwähnung41 von Franklin'sBeobachtungen des Jahres 1775 an Bord des Pennsylvanien-Packets als die in den Transactions of the American Philosophical Society vom Jahr 1786. Es ist eine Abhandlung, containing sundry Maritime Observations, in Form eines im August 1785, bei einer Ueberfahrt nach Europa,auf dem Meere geschriebenen Briefes an den französischen Akademiker Alphonse le Roi9, verlesen in Philadelphiaim December 1785. In dieser, 36 Seiten langen Abhandlung sind nur vier Seiten dem Golfstrom gewidmet; aber die thermischen drei Tagebücher von 1775, 1776 und 1785, wie eine Karte des Stromes sind beigefügt. Blagden'sBeobachtungen kamen vier Jahre früher zum Druck: sie wurden im April 1781 in der Royal Society verlesen, und in demselben Jahre veröffentlicht. Keiner von beiden hat Kenntniß von der Beobachtung des Anderen. Die Verzögerung der Bekanntmachung: bei Blagdennur um 5, bei Franklinum volle 11 Jahre, ist wohl zufällig gewesen. Ob es gleich unläugbar ist, daß, bei der belebten Schifffahrt zwischen den europäischenund amerikanischenKüsten, diejenige Nation, welche von der Richtung und der partiellen relativen Bewegung der Wasser des Golfstromes die sicherste und speciellste Kenntniß hat, in vielen Fällen einen großen Vortheil besitzt; so kann man doch nicht dem, leider! von meinem vortrefflichen Freunde, Major Rennell, geäußerten Verdacht beitreten, Benjamin Franklinhabe aus politischen Ursachen seine Entdeckung geheim gehalten. 1Rennell, Investigation of Currents (1832) p. 257: » The warmth of the Gulf-stream was not known to the British public until its discovery by Sir Charles Blagden, in 1776. It had previously been discovered by Dr. Franklin, but was kept a secret through political motives. «Eine solche Denkart war dem Charakter des edlen, großen, in jeder42 Hinsicht ächt freisinnigen Mannes fremd. Ich hätte ihn 42 Jahre nach seinem Tode vor einem solchen Vorwurf gesichert geglaubt!

Neben der oft behaupteten Ungewißheit über die früheste Erkennung der Wärme des atlantischen Golfstroms, sind auch Zweifel vorgebracht worden über einen Gegenstand, der als von noch allgemeinerer Wichtigkeit für die Sicherheit der Schifffahrt angesehen worden ist und mich lange lebhaft beschäftigt hat. Es ist die Frage aufgeworfen worden: ob die Beobachtung von der Erkaltung des Meerwassers auf Untiefen dem Dr. Franklin, oder seinem, schon früher von mir genannten Reisebegleiter11 der 42tägigen Ueberfahrt von 1785 angehöre? Rennellhat die erstere Meinung geäußert; er nimmt als gewiß an, Franklinhabe zuerst die Erkaltung auf Sandbänken aufgefunden, und sei durch Temperatur-Versuche auf Untiefen zur Erkennung der großen Wärme des Golfstroms gelangt. Aber in der ersten Notiz, welche derselbe über diese in den Maritime Observations 1786 veröffentlicht hat, ist der Erkaltung gar nicht gedacht. Jonathan Williamssagt bestimmt im Jahr 17901Jonathan Williams on the use of the thermometer in discovering banks, in den Transact. of the Amer. Philos. Soc. Vol. III. 1793 p. 83. Diese Abhandlung, im Todesjahre vonBenjaminFranklin geschrieben, ist die Grundlage einer kleinen, jetzt sehr seltenen Schrift geworden, die 1799 unter dem Titel: Jonathan Williams, Thermometrical Navigation erschienen ist und die ich während meiner amerikanischen Reise viel benutzt habe. : Die Versuche wiederholend, welche ich in Begleitung von Franklinund nach seiner Vorschrift 1785 gemacht, fand ich auf einer Ueberfahrt von Bostonnach Virginienim October 1789, daß außerhalb der Bänke (out of soundings) das Meer 10 Fahrenheit'sche Grade wärmer war als nahe der Küste (wo die Untiefen liegen). Die Vorsicht gebot mir dieses Resultat43 noch so lange zu verschweigen, bis vier folgende Reisen (von Bostonnach Virginien, von Virginiennach England, von Englandnach Halifax, und von Halifaxnach Neu-York) mir die Gewißheit gaben von dem erkältenden Einfluß von Sandbänken, unterseeischen Klippen und Nähe einer (flachen) Küste. Franklin's Arbeit war bloß auf die Meeresströmungen gerichtet, und eine Ausdehnung derselben (auf den Einfluß der Untiefen) fand nicht statt (this extension of his discovery did not occur); aber da ich durch seine lehrreichen Gespräche und sein Beispiel angeregt wurde seine physikalischen Untersuchungen, so viel es in meiner Macht stand, fortzusetzen und zu vervielfältigen, so kann Dr. Franklinauch als der Urheber (original author)1Bestimmter, wenn gleich weniger bescheiden oder zart, würde es heißen: als der Veranlasser. von dem angesehen werden, was ich über die nützliche Anwendung des Thermometers auf die Navigation hier zur Prüfung vorlege, und in folgende Hauptsätze zusammenziehen kann: 1) Wasser über Untiefen und Sandbänken ist viel kälter als im tiefen und freien Meere: und die Kälte ist um so größer, als die Bänke von wenigerem Wasser bedeckt sind; 2) die Erniedrigung der Temperatur ist bei großen Bänken beträchtlicher als bei kleinen; 3) Bänke, die einer Küste nahe liegen, haben über sich kältere Wasser als diejenigen, welche weit von der Küste entfernt sind; 4) die Erkaltung ist am schwächsten, wenn die Untiefen eine Fortsetzung der Küste und nicht durch tiefes Wasser von der Küste getrennt sind: aber auch in diesem Fall ist die Erkaltung meßbar; 5) ruhige Wasser, eingeschlossen in Buchten, folgen nicht denselben Gesetzen, und empfangen nach Verschiedenheit der Jahreszeiten und der Insolation wechselnde Einflüsse des festen Landes.

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Im ganzen sind die Beobachtungen, welche man über die allmälige Verminderung der Meeres-Temperatur an der Ostküste der Vereinigten Staaten von Nordamerika, nördlich vom Cap Henrybis zur Bank von Neufundland, westlich und nordwestlich vom Golfstrom, eingesammelt, mit vieler Vorsicht zu benutzen, weil es an diesem Küstenstriche oft und gleichzeitig zwei sehr verschiedenartige Ursachen der Temperatur-Abnahme giebt. Es ist dieselbe dort nicht immer Wirkung der Untiefe, sondern Wirkung des kalten, südwestlich fließenden Gegenstroms aus der Davis-Straße. Frei von diesem Verdachte einer fremden mitwirkenden erkältenden Strömung waren zwei Versuche, die ich gleich im Anfang meiner amerikanischenExpedition zu machen Gelegenheit hatte. Bei einer Sandbank zwischen den Häfen Coruñaund Ferrol, bei dem Señal blanco, an der Nordwest-Küste von Galicien, fand ich im freien Meere 12°,3 Réaumur, auf der Bank 10°; an dem südlichen Eingange des antillischen Meeres,auf dem Rücken der Untiefe, welche sich von Tabagogegen die Insel Grenadaerstreckt, 18°,3 R., umher im tiefen Meere 20°,2. Die Erniedrigung der Temperatur auf Sandbänken scheint mir in dem Umstande gegründet, daß durch Fortpflanzung der Bewegung des Meeres tiefe, also kalte Wasser an den Rändern der Bänke (accores du banc) aufsteigen und sich mit den oberen vermischen. Sir Humphry Davyzog in Briefen an mich eine andere Erklärung vor; er schrieb die Erscheinung dem Herabsinken der an der Oberfläche nächtlich erkalteten Wassertheilchen zu. Diese, meinte er, blieben der Oberfläche näher, weil die Sandbank sie hindere in größere Tiefe herabzusinken. Aber nach einer sorgfältigen Prüfung der vielen stündlichen Beobachtungen, welche ich im atlantischen Oceane,im Golf von Mexicound in der Südseegemacht45 habe, finde ich in der Tropen-Region den Unterschied zwischen Sonnen-Aufgang und 3 Uhr nachmittags 0°,6 bis 1°,1 R. Duperreyhat auf meine Bitte die Unzahl von Beobachtungen der Meeres-Temperaturen zwischen den Tropen untersuchen lassen, welche zu verschiedenen Tages - und Nachtstunden angestellt wurden. Das Minimum ist etwas vor Sonnen-Aufgang, und der Unterschied zwischen Tag und Nacht ist1Humboldt, Voyage aux Régions équinox. T. III. p. 523 und 526. im Mittel 1°,0 bis 1°,3 R. Sein Resultat ist um ein Geringes höher als das meinige.

Südlich von der Insel Cuba, in der merkwürdigen Gruppe von Sandbänken (baxos) und Corallen-Inselchen (cayos), welche seit den Zeiten des Columbusnordöstlich von der mahagonyreichen Isla de Pinos Gärten und Gärtchen (los Jardines y Jardinillos) genannt werden, fand ich auf den seichten Untiefen bei der Klippe Piedras de Diego Perez, bei dem Cayo Flamenco, 18°,1 R.; daneben im tiefen blauen Meere 20°,4 und 21°,5. Ueberall, wie bei den zahlreichen Messungen der Meereswärme von John Davyauf seiner Reise nach Ceylon,diente hier das Thermometer als Senkblei; und die nautische Anwendung wird auch dadurch erleichtert, daß, weil es nur auf Zu - und Abnahme der Wärme ankommt, die absolute Richtigkeit der Thermometer-Grade gleichgültig ist.

Die Erkältung der Oberfläche des Meeres auf Untiefen ist doch aber nicht allgemein. Ich habe an einem anderen Orte (Relat. hist. T. III. p. 506 508) bei Gelegenheit der Versuche, welche ich südlich von Jamaicaauf der großen Vibora-Bankanstellte, zu zeigen gesucht, wie Strömungen und andere, noch nicht gehörig erforschte Ursachen auf das Nicht-Sinken der Temperatur in gewissen Untiefen einwirken. Eine ähnliche46 Anomalie ist auf der Weltumseglung von Du Petit Thouarsauf der Fregatte Venus beobachtet worden. Man gelangte am 14 August 1838 in der Nähe der Marquesas-Inselnplötzlich von einer sondirten Tiefe von 200 Faden über eine Sandbank, die nur mit 6 bis 8 Faden Wasser bedeckt war. Die Meeres-Temperatur blieb dieselbe: 21°,2 R. (vor der Bank in 6stündiger Fahrt 21°,4 und 21°,5; auf der Bank 21°,2; jenseits der Bank immerfort dieselbe Temperatur 21°,2). » On ne doit donc pas dire «, sagt Arago, » que l'eau doit toujours être plus froide sur un banc qu'en pleine mer. Le refroidissement est la conséquence ordinaire du peu de profondeur et du voisinage d'un banc; mais certaines causes peuvent masquer l'effet. « 1Voyage de la Vénus T. X. (Partie physique, par Mr. de Tessan) p. 29. Eine plötzliche Abnahme der Wärme des Oceans ist immer der ernstesten Beachtung des Piloten werth; sie kündigt ihm eine Veränderung in der Strömung oder die Nähe einer Untiefe an: aber so wie es Untiefen giebt, auf denen das Wasser nicht milchig ist und die sich durch keine Farben-Verschiedenheit auszeichnen, so giebt es auch welche, die auf keine bemerkbare Weise die Temperatur des Wassers vermindern. Diese negative Behauptung wird auch bestätigt durch die Beobachtungen, welche Sabineunter dem Einfluß sehr heftiger Strömung (Pendulum Experiments 1825 p 445) an den überaus flachen Küsten (shallow coast) der Insel Maranham; und ein vortrefflicher Beobachter, Professor Meyen, bei den Sandwich-Inseln, bei Ascensionund in der indo-chinesischen Gaspar-Straße(Reise despreußischenSchiffs Prinzessin Luise Th. II. S. 97 und 401) sammelten.

Auf Seereisen im hohen Norden hat man einen sehr47 eigenthümlichen Nutzen in einer verständigen Anwendung des Thermometers aufgefunden. Ehe man noch die Eismassen von der Spitze des höchsten Mastes entdecken konnte, wurde die Nähe der Gefahr durch schnelle Verminderung der Temperatur des Seewassers angezeigt ( Rennell, Currents p. 73). Dieser Umstand erinnert an eine fast analoge Beobachtung, die ich in Südamerikaam Magdalenenstrome zu machen Gelegenheit hatte, während der zwei Monate, in denen ich, von Mahatesnach Hondaden Strom aufwärts fahrend, an der Karte des großen Flußthals arbeitete. Es glückte mir mehrmals, auch wenn in der meteorologischen Beschaffenheit des Luftkreises keine Veränderung bemerkbar war, das Steigen des Flusses mehrere Stunden vorherzusagen. Die gewöhnliche Wärme des Flußwassers, welche 20° 21° R. war1Wenn bei Fluß-Ueberschwemmungen, wie ich z. B. im Littoral der Südsee, im Rio de Guayaquil und im Daule beobachtet, die weingelbe oder caffeebraune, mit faulenden Gramineen und Algen angeschwängerte und Schwefel-Wasserstoffgas aushauchende Flüssigkeit bei 4 bis 6 Fuß Tiefe einen weit höheren Grad der Temperatur (26°,8 R.) annahm; so war die Ursach davon die Erwärmung des Grundes durch die wenig geschwächt eindringenden Sonnenstrahlen. , sank plötzlich auf 18°,7 und 19°,2 herab. Wasser geschmolzenen Schnees und kalte Regengüsse in den Zuflüssen und Gebirgsthälern zwischen Neivaund Timanaverursachen das Steigen der Magdalena; und (um mich eines alten atomistischen Ausdrucks zu bedienen) der Wärmestoff geht schneller stromaufwärts gegen Süden, als die Fluth (creciente) gegen Norden hinabkommt. Da diese Fluth für die kleinen Fahrzeuge, welche unbemannt in gewissen Theilen des Flusses nahe am Ufer liegen, wie für das Gepäck von Reisenden, welche die Nacht auf niedrigen Inseln zubringen, gefährlich sein kann; so ist die Vorherbestimmung der Erscheinung nicht ohne48 Wichtigkeit. Bei einigen europäischenFlüssen, die ebenfalls in hohen Gebirgsgegenden entspringen, findet die hier erwähnte Beobachtung gewiß auch in der gemäßigten Zone ihre Anwendung.

Die oben berührte Behauptung des scharfsinnigen Jonathan Williamsvon der Zunahme der Meer-Temperatur, die überall bei Annäherung an eine Küste bemerkt würde, ist der Gegenstand sehr ernster Untersuchung von Tessanund Aragogeworden. 1Du Petit Thouars, Voyage autour du Monde sur la frégate la Vénus T. IX. p. 353 und 374, T. X. p. 384; Comptes rendus de l'Acad. des Sciences T. XI. 1840 p. 312-315. Wenn alle Temperatur-Messungen beim Landen oder beim Anlaufen vom December 1836 bis Juni 1839 unter den verschiedensten Breiten zusammengestellt werden, so zeigt sich die Ungewißheit des vermeintlichen Temperatur-Gesetzes. Unter 48 Fällen d'attérage ou de sorties du port findet Arago17 ohne einen bemerkbaren Wärme-Unterschied, 4 gegen das Gesetz entscheidend<,>13 für das Gesetz sprechend; mit Unterschieden von oder , und 7 mit Unterschieden über C. » Il serait imprudent «, sagt er, » de se fier en tous lieux au thermomètre pour l'annonce des terres et des hauts fonds. «

Um den historischen Theil dieser Abhandlung zu vervollständigen, steige ich noch von den hier entwickelten, seit dem Ende des vorigen Jahrhunderts zuerst bemerkten, thermischen Verhältnissen zu der Epoche hinauf, wo die Richtung großer Meeresströmungen überhaupt und besonders die des Golfstroms im atlantischen Oceanedie Aufmerksamkeit der Seefahrer zu fesseln begann. Der große Meeresstrom, welcher in der Tropen-Region die allgemeine Richtung von Osten nach Westen (bald etwas gegen SW oder NW abweichend) befolgt, konnte der Aufmerksamkeit des Columbusnicht entgehen. Die49 Schifffahrten, welche vor ihm in dem atlantischen Meereunternommen worden waren, hatten sich theils sehr wenig von den Küsten entfernt; theils waren dieselben auf Reisen nach der nördlichen Westküste von Afrika, nach den canarischen Inselnund den Azoren, nach Islandund den Shetland-Inseln: also auf die außer-tropische Zone, beschränkt. Auf seiner ersten Entdeckungsreise hatte Columbus, wahrscheinlich durch Toscanelliin der Richtung seines Weges bestimmt, die Tropen-Region erst in einer Entfernung von 900 geographischen Meilen berührt. Seine Gefährten waren durch die so gleichmäßig aus Osten und Nordosten wehenden Winde, nicht durch den Glauben an die ost-westliche Aequinoctial-Strömung, für die Rückkehr nach Spanienbesorgt gemacht. Erst in dem Berichte über die dritte Entdeckungsreise, auf welcher Columbusam weitesten gegen Süden vordrang und sich vom Meridian der canarischen Inselnan ununterbrochen jenseits des Wendekreises hielt, erkennen wir aus den übrig gebliebenen Documenten (die eigentlichen Tagebücher1Das sogenannte Tagebuch der ersten Reise des Columbus, welches in den Archiven des Herzogs von Infantado gefunden, zuerst von Navarrete veröffentlicht wurde, ist allerdings von großer Wichtigkeit; aber doch nur ein unvollständiger Auszug, den Bartolomé de las Casas, der Bischof von Chiapa, mit eigener Hand aus dem Original-Tagebuche des Entdeckers zu seinem Gebrauche gemacht hatte. Siehemeinen Aufsatz: sur les écrits de Christophe Colomb in dem Examen critique de l'histoire de la Géographie aux quinzième et seizième siècles T. II p. 339 344. Der Admiral schrieb auf allen seinen vier Reisen Tag für Tag nieder, was vorgefallen war : sagt der Sohn Don Hernando (Vida del Almirante cap. 14); ja in einem Briefe, den Columbus im Februar 1502 kurz vor der vierten Reise an den Papst richtete, drückt er sein Bedauern aus, noch immer nicht selbst nach Rom gehen zu können, um Sr. Heiligkeit ein Buch zu überreichen, in welchem er alle seine Thaten und Ergebnisse nach Art der Commentare des Julius Cäsar beschrieben habe (mi escriptura, la cual tengo para ello, que es en la forma de los Comentarios é uso de César). SieheNavarrete, Viages que hiciéron por ma los Españoles T. II. Documentos diplom. p. 281. sind nicht auf uns gekommen, bisher nicht

Note:

nach der einen Correctur auf S. 50 kann der Bogen abgezogen werden B

50 aufgefunden worden), welche Vorstellungen sich der genuesischeEntdecker von den regelmäßigen Bewegungen der Meereswasser allmälig gebildet hatte. Ich halte es , sagt er, für sehr bekannt, als eine außer Zweifel gesetzte Thatsache, daß die Gewässer den Lauf von Osten gegen Westen befolgen, im Einklang mit den Bewegungen des Himmels, con los cielos: d. h. daß die scheinbare Bewegung der Sonne und sämmtlicher Fixsterne an ihren beweglichen Sphären1Ganz im Sinne der Aristotelischen Astronomie: de Caelo II, 12 pag. 293 Bekker. Auch in den physischen Problemen des Cardanus, einer Schrift aus der Mitte des 16ten Jahrhunderts, finde ich noch dieselbe Meinung ausgedrückt, daß die Meeresströmungen von Osten nach Westen von dem motus stellarum herrühren; doch da, wo die Strömung so heftig ist, wie an der Küste des Isthmus des Darien und des Golfs von Uraba (in welchem man eine abertura de la tierra, zur Südsee führend, gesucht hatte), erwähnt Cardanus als mitwirkender Ursach der durch Widerstand belebenden Configuration der Küsten; Opera omnia, Lugd. 1663 T. I. p. 63 (Problematum naturalium Sectio prima No. 54). auf die Bewegung dieses allgemeinen Stromes Einfluß habe. In den Gegenden, wo ich mich jetzt befinde (alla[en] esta comarca: nämlich in dem Meer der Antillen), haben die Gewässer in ihrem Laufe die größte Geschwindigkeit. |. 2 [erst kommt der Punkt, dann kom̃en die Gänsef., dañ kom̃t die 2] 2» Muy conocido tengo «, schreibt Columbus, » que las aguas con os cielos van de Oriente a Occidente «: Navarrete T. III. p. 260; Humboldt, Examen crit. T. III. p. 100. Der Aequinoctial-Strom mußte auf den Seefahrer den tiefsten Eindruck zwischen den Inseln und nahe an den Küsten des südamerikanischen Continents,wie an denen von Veraguaund Honduras,machen. Die erste und zweite Reise hatten Columbusdie Gruppe der Großenund Kleinen Antillenentlang geführt, von dem Canal viejonördlich von Cubabis nach Maria galanteund Dominica.

Note:

NB. in der Mitte soll stehn: Geschwindigkeit. 2

51Auf der dritten erfuhr er den doppelten Einfluß der Passatwinde und des Aequinoctial-Stromes sowohl im Süden der Insel Trinidad, längs der Küste von Cumana, bis zum westlichen Vorgebirge der Insel Margarita; als auf der kurzen Ueberfahrt von diesem Vorgebirge ( Cabo de Macanao) nach Haiti. Allen Seefahrern ist bekannt, wie ich sie selbst hinlänglich erfahren habe, die Heftigkeit der ost-westlichen Strömung im antillischen Meerezwischen Trinidad, Tabagound Grenada, zwischen St. Vincentund Santa Lucia, zwischen Santa Luciaund Martinique. In SO von der Insel Trinidadstrebt der Aequinoctial-Strom nach WNW, weil er durch den Küstenstrom von Nord-Brasilienund der Guyana,welcher von SO nach NW gerichtet ist, verändert wird. 1Lartigue in den Annales maritimes de Bajot 1828 p. 313-33<9>. Die Verfahrungsarten, deren man sich in der vervollkommneten Nautik bedient, um auf dem hohen Meere, fern von allen Küsten oder von Inseln, deren Ortsbestimmung bekannt ist, die Richtung und Geschwindigkeit der Strömungen zu bestimmen, die ihre Wirkung in der Länge, d. h. im Sinne eines Paralleles, äußern (Vergleichung der Schiffsrechnung, point d'estime durch Log und Compaß, mit den partiellen chronometrischen Bestimmungen oder Mond-Distanzen); fehlen fast gänzlich bis zum Anfang der zweiten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts. Columbus,als er mit so vieler Gewißheit die große Meeresbewegung zwischen den Tropen angab, war also nicht durch Berechnung auf diese Bemerkung geführt worden: er hatte die Bewegung erkannt, weil sie dem Auge bei der Durchfahrt zwischen den Küsten bemerkbar wird: an den Küsten vorzugsweise, wenn das Schiff vor Anker oder in Windstille liegt; auf offner See durch die52 einförmige Richtung der abgerissenen Massen von Seetang, die in parallelen Streifen1» Se veìa la yerva con las listas de el Leste á Ueste «; Vida del Almirante cap. 36 (aus dem Tagebuch der ersten Reise des Columbus vom 13, 17 und 21September1492). schwimmen, durch die Seiten-Abweichung, welche das Senkblei2Der Sohn Hernando hat uns folgende, überaus merkwürdige Stelle aus dem Tagebuche des Vaters aufbewahrt, von welcher in dem Auszuge von Las Casas, den wir allein besitzen, keine Spur zu finden ist: Am 19 September 1492, als große Hoffnung vorhanden war, daß das Admiralsschiff sich in der Nähe des Landes befinde, wurde bei vollkommener Windstille das Senkblei ausgeworfen. Noch bei 200 Faden war kein Grund zu finden; man erkannte aber, daß die Meereströmung die Richtung nach Südwesten hatte. (Vida del Almirante cap. 18.) beim Lothen zeigt; endlich auch durch schmale Bächlein (estrias) fließender Wasser, die man bisweilen bei voller Ruhe der Meeres-Oberfläche wahrnimmt. Höchst wahrscheinlich veranlaßte eine Beobachtung dieser Art den Columbusam 13 September 1492 zu dem Ausruf: die Strömungen sind uns entgegen! Er befand sich damals 300 Seemeilen von jedem Lande entfernt, auf einem Meere ohne Algen (Sargasso). In der Südseehabe ich nach langer Windstille einige Male, wenn die tiefblaue Oberfläche des Meeres einem ebenen Spiegel glich, jene schmalen Wasserstreifen, welche unbewegte Wassermassen durchsetzen, nicht allein, durch sichtbare Verschiedenheit der Färbung, erkannt, sondern auch fließen hören. Erfahrenen Seeleuten ist das eigenthümliche plätschernde Geräusch dieser Streifen (filets de courants) sehr bekannt, welche wir auf unseren Landseen wiederfinden, wo sie zu verschiedenen Tagen und Stunden sehr verschiedene Richtung haben, und also gewiß nicht durch Unebenheiten (Furchen) des Seebodens bestimmt werden. 3Humboldt, Examen critique T. III. p. 103.

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In dem Bericht über die zweite Entdeckungsreise handelt Hernando, wahrscheinlich durch eine, für uns ebenfalls verlorene Stelle aus dem Tagebuche des Vaters veranlaßt, weitläuftig von einem metallenen Küchengeräth, einer Art Tortenpfanne (tortera), die von Seefahrern mit großem Erstaunen in den Händen der Eingeborenen von Guadalupegefunden wurde. 1Vida del Almirante cap. 16. Zwei Ereignisse des 18ten Jahrhunderts sind geeignet einiges Licht auf die im Texte berührte Vermuthung zu werfen. Man liest in der Geschichte der canarischen Entdeckung und Eroberung der canarischen Inseln (the history of the discovery and conquest of the Canary Islands) von Georg Glas, die im Jahre 1764 erschien: daß kurze Zeit vor der Bekanntmachung dieser wichtigen Schrift ein kleines, mit Getreide beladenes Fahrzeug, welches von Lancerote nach Santa Cruz auf Teneriffa bestimmt war, durch einen Sturm verschlagen wurde, ohne den Archipel der canarischen Inseln wiedergewinnen zu können. Durch den Aequinoctial-Strom und die Passatwinde gegen WSW getrieben, begegnete das verschlagene Boot zwei Tagereisen von der Küste von Caracas einem dahersegelnden englischen Handelsschiffe. Einige der unglücklichen Seeleute, welche die langen Leiden des Wassermangels überlebt hatten, wurden mit Wasser und Lebensmittel versorgt und nach dem Hafen von La Guama geführt. Ein-und-dreißig Jahre früher wurde, nach des Paters Gumilla Erzählung, ein mit Wein beladenes Schiff, mit einer Bemannung von nur sechs Leuten, auf dem kurzen Wege von Teneriffa nach Gomera, mit widrigen Winden kämpfend, durch die Gewalt der Ströme nach der antillischen Insel Trinidad, der Küste von Paria gegenüber, geführt. (Viera, Historia general de las Islas de Canaria T. II. p. 167; und Gumilla, Orinoco ilustrado cap. 31. Eine temporäre Verbindung des nach Süden führenden Meeresstroms an der nördlichen Westküste von Afrika mit dem Aequinoctial-Strom wirkte in einem diametral entgegengesetzten Sinne (ost-westlich) als der temporär verlängerte südöstlichste Theil des Golfstroms, welcher im 15ten und 18ten Jahrhundert amerikanisches Bambusrohr (Guadua) und Cedrela-Stämme (west-östlich) an den Strand von Porto Santo und Teneriffa trieb. Es wurde damals schon die Vermuthung ausgesprochen, daß dies Eisen, vielleicht von hölzernen Trümmern getragen, von irgend einem Schiffe herrühren könne, welches von den Küsten Spaniensdurch die Gewalt der Strömungen54 nach den Antillenverschlagen worden wäre. Diese Vermuthung ist um so merkwürdiger, als die Nachrichten, welche Columbusvor seiner ersten Entdeckungsreise bei den Ansiedlern von Maderaund der azorischen Inseln Fayal, Graciosaund Floresgesammelt hatte über von Westen her angeschwemmte geschätzte Holzarten, Bambusröhre, Leichname unbekannter Menschenracen, den Glauben auf vorherrschende Weststürme und nach Osten gerichtete Meerströme gelenkt hatten. Die Idee, daß ein Weststrom durch vorliegende Küsten in einen Nordost-Strom umgewandelt werden und in einem Wirbel gegen Osten zurückkehren könne, um Producte des Neuen Continentsnach den Azorenund canarischen Inseln,nach Irlandund Norwegenzu führen, konnte sich damals freilich nicht darbieten. Zwei denkwürdige Ansichten knüpfte noch der Admiral an die richtige Ueberzeugung, die er seit seiner ersten Entdeckungsreise von dem Aequinoctial-Strom gefaßt hatte: eine geologische und eine etwas phantastische. Die Wasser, welche (im allgemeinen) von Osten nach Westen strömen, nehmen en esta comarca (in dem Meer der Antillen) so an Stärke und Geschwindigkeit zu, daß sie einen großen Theil der Erdmasse weggefressen (comido. verschlungen), und so viele Inseln gebildet (von einander getrennt) haben. Die Gestalt dieser Inseln giebt Zeugniß davon (hacen desto testimonio); denn alle sind langgestreckt von W nach O und von NW nach SO, und schmal von N nach S wie von NO nach SW. Allerdings scheint es, als hätten die Gewässer an einigen Punkten nicht dieselbe Richtung der Bewegung (von Osten nach Westen); aber dies wird nur da bemerkt, wo irgend ein Stück Land (als Vorgebirge) vorliegt. 1Navarrete T. I. p. 260. Diese Stelle, dem Berichte an die Monarchen über die dritte Reise entnommen, ist in einigen Ausdrücken,

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Zu einer anderen, sehr gewagten, aber bestimmter ausgedrückten Hypothese: zu der von der Existenz noch unentdeckter östlicher Inseln; von einer gegen Osten verlängerten Kette der Großen Antillen,die sich auf 400 Seemeilen den canarischen Inselnnäherten, wurde der Admiral durch eine große Anhäufung von Seetang (Sargasso, varec) geleitet, die er an der Nordküste von Haiti, in dem Meerbusen von Samana(damals Golfo de las Flechas), fand. Diese Kräuter , sagt er im Tagebuche der ersten Reise (15 Januar 1493), waren denen ganz gleich, welche er im Ocean angetroffen, als er Guanahani entdeckte. Sie beweisen die Verlängerung der Inseln, die er aufgefunden,1welche sich auf die Richtung und Gestalt der Küsten beziehen, und in dem Zusatz: » que son en contrario de los otros dichos vientos «, nicht ganz von erwünschter Klarheit. Der nördliche Theil der Insel Cuba, welcher das südliche Ufer des Canal Viejo de Bahama bildet, hat von Matanzas an bis zum östlichsten Cap, zur Santa Maysi, allerdings die Richtung NW in SO. Von dem Baxo de los Colorados, nahe bei dem Cap San Antonio, bis zum Meridian von Matanzas herrscht eine dem Aequinoctial-Strom entgegengesetzte Bewegung der Wasser: fast SW nach NO. Von dem eben genannten Meridian an, dem Theil der Küste von Cuba, welcher dem Cayo de Sal am südwestlichen Theile des Placer de los Roques gegenübersteht, bis Punta Maysi, also fast in dem ganzen Canal Viejo, herrscht der Aequinoctial-Strom: hier von SO nach NW gerichtet. Diesem Aequinoctial Strom, welchen Columbus allgemein immer O-W nennt, entspricht (dies ist seine geognostische Ansicht) ein beträchtlicher Theil der Insel-Contoure, que han comido las aguas. Allerdings haben sehr genau die ost-westliche Richtung (dan testimonio von der Bildungsweise) der südöstliche Theil Cuba's, vom Cabo Maysi bis Cabo Cruz; der ganze Süden Santo Domingo's, vom Cap Tiburon bis zur Insel Saona; beide Küsten, die nördliche und südliche, der so regelmäßig gestalteten Insel Portorico; weniger regelmäßig in Richtung eines Parallels die nördliche Küste von Jamaica, und das Schattenbild der Insel, der Nordrand der Bank la Vibora; die Küste Südamerika's von dem Südost-Cap der Insel Trinidad, welche Columbus von Paria durch die Strömung getrennt glaubte, bis zum Golfo triste bei Porto Cabello; die Nordküsten von Panama und Veragua von der Ensenada de Mandinga bis zum Golf de la Boca del Toro; die Nordküste der Halbinsel Honduras. 56 gegen Osten, eine Reihe bildend, und daß dieser Theil von Indienwenig entfernt von den Canarienist. Die Fluthen entwurzeln den Tang auf Untiefen, welche das Land umgeben, und die Strömung treibt sie nach Haiti. Den ost-westlichen Lauf der Meergewässer knüpfte der Admiral auch an seine, auf falsche Messungen der Declination des Polarsternes gegründete Meinung von der Unregelmäßigkeit der sphäroidischen Gestalt der Erde; von einer Anschwellung, welche 100 Meilen westlich von den Azorenliege. Allmälig gelangen die Schiffe zu einer Höhe, die dem Himmel näher ist (van los navios alzandose bacia el cielo). Da liegt die Linie ohne Abweichung des Magnets, da fängt in der Tropenzone eine größere Kühlung (temperancia del cielo) an. Die Gestalt der Erde in der westlichen Hälfte ist birnförmig. Die größte Höhe (el colmo ò pezon de la pera, auch mit der Warze an der Brust einer Frau verglichen) liegt nahe der Küste Paria, nahe dem Ausflusse des Orinocobei dem Sitz des Paradieses. Von jener Region der Erd-Anschwellung herab fließen die Meereswasser. Der Fall giebt ihnen Geschwindigkeit. 1Humboldt, Examen critique T. III. p. 19 und 63. Schon Anghiera, sonst immer der große Bewunderer des Columbus, belacht diese Träumereien. » Rationes, quas ipse ( Colonus) adducit, mihi plane nec ex ulla parte satisfaciunt. De his satis, cum fabulosa mihi videantur. « 2Petrus Martyr de rebus Oceanicis Dec. I lib. 6 p. 16 (Basil<.>1533). Da auf seiner vierten Reise der Admiral die nord-südliche Richtung der Küsten vom Cap Gracias á Dios bis zur Laguna von Chiriqui in Veraguakennen gelernt, und dort die Wirkungen einer Meeresströmung gegen Norden beobachtet hatte, die er als Folge des Widerstandes erkannte, welchen der57 Continentdem ost-westlichen Aequinoctial-Strom entgegensetzt; so wurde dadurch schon ein wichtiger Schritt gethan, um die Seefahrer zu der richtigen Ansicht vorzubereiten, daß der Florida-Golfstrom eine Folge des umgelenkten Aequinoctial-Stromes sei: - eine Ansicht über den Zusammenhang der Meerbewegung, welche allmälig zur Klarheit kam, als der mexicanische Meerbusen und der Canal von Bahamader Schifffahrt mehr geöffnet wurden.

Anghierahat den Admiral lange genug überlebt, um sich genauere Kenntniß von den Strömungen nördlich und nord-westlich von der Insel Cubazu verschaffen. Die Gewalt, mit der die Wasser aus dem Golf von Mexico gegen Ost und Nordost ausströmen, wurde recht eigentlich erst 1512 auf der Expedition von Juan Ponce de Leonerkannt, welcher vier Jahre früher eine Niederlassung auf Portorico(Borriquen) gegründet hatte und enthusiastisch die Verjüngungs-Quelle von Bimini in den lucayischen Inselnund Süd-Floridasuchte. 1Gomara, historia de las Indias cap. 45: Juan Ponce (bei der Entdeckung von Florida) fue à buscar la Isla Bojuca, donde decian los Indios estar la Fuente, que tornaba moços à los viejos. Anduvo perdido y hambriento seis meses por entre muchas islas, sin hallar rastro de tal fuente. Entró en Bimini, y descubrió la Florida en pascua florida de ano de doze, y por esso le puso aquel nombre. (Sieheauch Herrera Dec. I lib. IX cap. 11. Anghieraverfolgt den Gedanken einer großen Wirbelbewegung der Wasser, welche von einem vorliegenden großen Continent (Theile von Ost-Asienam Sinus magnus bei Cattigara) zurückgedrängt werden (objectu magnae telluris circumagi); er denkt sich die Strömung fortgesetzt bis zu den Bacallaos ( Neufundland), die er nördlich von der Tierra de Estevan Gomez setzte. 2» Hic philosophandum est parumper, beatissime pater, et a Anghierazweifelte mit Unrecht an58 dem ununterbrochenen Küsten-Zusammenhange des östlichen Theils von Nordamerika: der Stücke, welche auf Diego2cosmographia digrendiendum ad naturae arcanorum causas. Decurrere ad occidentem ibi maria, veluti e montibustorrentes delabuntur, omnes unc ore praedicant. Propterea trahor ego in ambiguum, quonam aquae illae tendant, quae rotante ac perpetuo tractu ab oriente fluunt, veluti fugientes, ad occidentem, inde nunquam (?) rediturae; neque occidens propterea magis repleatur, neque oriens evacuetur. Putant plerique vastas esse fauces in angulo sinuali magnae illius telluris, quam diximus Italia octuplo majorem, ab occidente Cubae insulae, quae rabidas has aquas absorbeant, et inde ad occidentem illas emittant, quo ad orientem nostrum redeant: alii dicunt ad septentrionem. Volunt nonnulli, clausum esse sinum illum magnae telluris: tendereque ad septentrionem a tergo Cubae: ita ut septentrionales terras, quas glaciale circunsepit mare, sub arcto complectatur, sintque universa littora illa contigua: unde credunt eas aquas objectu magnae telluris circumagi: ut in fluminibus licet conspicere riparum gyris sese objectantibus. - Scrutatus est eas Sebastianus quidam Cabotus genere Venetus, sed a parentibus in Britanniam insulam tendentibus transportatus pene infans. Duo is sibi navigia propria pecunia in Britannia ipsa instruxit, et primo tendens ad septentrionem donec vastas repererit glaciales moles pelago natantes . Quare coactus fuit, uti ait, vela vertere et occidentem sequi: tetenditque tamen ad meridiem, littore sese incurvante, ut Herculei freti latitudinis fere gradus aequarit . Is ea littora percurrens, quae Bacallâos appellavit, cosdem se reperisse aquarum delapsus ad occidentem ait, quos Castellani meridionales suas regiones adnavigantes inveniunt. Ergo non modo verisimilius, sed necessario concludendum est, vastos inter utranque ignotam hactenus tellurem jacere hiatus, qui viam praebeant aquis ab oriente cadentibus in occidentem. Quas arbitror impulsu coelorum circulariter agi in gyrum circa[terrae] globum. « Petr. Mart. ab Angleria de Rebus[Oceanicis], Bas. 1533, Decas III lib. 6 p. 55 C (vergleicheauch Dec. III lib. 6 p. 53 D). Am Ende der dritten Decade heißt es: » Pauca iterum de novis opinionibus fluentis ad occidentem pelagi Parisiensis . Andreas nauclerus et Ouiedus [et Diecus Colonus, primi repertoris59 Ribero’s Karte von 1529 Tierras de Garay, Ayllon und Gomez heißen. Da bis zum Anfang des 17ten Jahrhunderts, bis zur Reise des Bartholomäus Gosnold, der 1602 zuerst von Falmouthnach dem Cap Codsegelte, alle europäischenReisen nach der Nordost-Küste von Amerikaregelmäßig durch den Kanal von Bahama gingen; so wurde die Kenntniß von dem Zusammenhange der Wasser-Bewegung an den Küsten von2Coloni haeres filius, qui jam quater ca maria iens ac rediens verrerat] me domi convenerunt in oppido Matrito, quod putamus Mantuam esse Carpetanam. « Diese erfahrenen Männer stritten viel über die Richtung und Ursach der Strömung. Diego Colon aber behauptete: difficilem esse reditum, si via capiatur ca qua itur; man müsse sich zur Rückkehr gegen Norden und später gegen Osten wenden. Dann, quando vastum capitur prius mare septentrionem versus, quam prora in Hispaniam dirigatur, sensisse se plerunque parumper trudi ab aquis (Wirkung des östlichen Theils des Golfstroms?). Er glaubte nicht, daß die vorliegenden Länder geschlossen seien. Apertam esse terram et por am inter utranque putat, qua torrentes exeant ad occidentem: quo liceat impulsu coelorum circumagi per universum. Andreas und Oviedo hielten fest an der Hypothese des Anschlagens an ein geschlossenes Land. Sie meinten: se diligentissime animadvertisse, quod ab alto mari currant [aquae] ad occidentem: proxime vero ad littora velificando cum parvis navigiis, asseverant, cursum dirigere ad orientem. Solchen Gegenstrom bemerke man ja in allen Flüssen Si palea aut lignorum genus aliquod projiciatur in fluvium similibus in locis, quae medio labuntur alveo, secundo feruntur flumine: quae vero in obliquos incidunt sinus et riparum incurvos margine, adverso videmus alveo vehi Opinionibus inhaerendum est, dum veniat statuta dies, punctusque polaris, qui secretum hoc naturae patefaciat. « Petrus Martyr de rebus Ocean. Dec. III lib. 10 p. 67 D 68 A. Diese dritte Decade ist zuerst in der vollständigen Ausgabe der Oceanica zu Alcala de Henares 1516 erschienen; der Anfang der Redaction des Werkes ist aber bestimmt so alt, daß die erste Decade, dem Cardinal Ascanio Sferza dedicirt, in welcher der Name Antiliae Insulae im Plural sich zum ersten Male findet, im November 1493, zwei Monate nach der Rückkehr des Columbus von der ersten Reise, beendigt wurde. 60 Mexico, Florida, Neufundlandund beim Ausfluß des großen Lorenz-Stromes, welchen zwischen 1497 und 1500 schon Sebastian Cabot1Sebastian Cabot hatte auf der zweiten Expedition, welche er für die englische Regierung machte, die ganze Ostküste Nordamerika's von dem Parallele von 67°½, an der Küste der Insel Cumberland in der Davis-Straße, an bis zur Südspitze von Florida, im Parallel von Cuba, im Sommer 1498 besucht (Biddle, Memoir of Sebastian Cabot p. 137; und Humboldt über die ältesten Karten des Neuen Continents und den Namen Amerika, in Ghillany, Geschichte des Seefahrers Martin Behaim 1853 S. 2). Die Entdeckung oder vielmehr Wieder-Auffindung des Festlandes der Neuen Welt, am 21 Junius 1497 an der Küste von Labrador, zwischen dem 56ten und 58ten Breitengrade (in Prima Vista), geschah auf der ersten Reise des Sebastian Cabot: also ein Jahr vor Columbus, und 497 Jahre nach Leif, einem der normännischen Colonisten auf Island. Auf der, von mir zuerst erkannten Weltkarte des Juan de la Cosa (im Hafen von Santa Maria im Jahr 1500 gezeichnet: der ältesten, die wir von Amerika besitzen), sind Cabot's nördlichste Entdeckungen in 56°und 57° Breite angegeben, und mit dem Namen: Mar descubierta por Yngleses bezeichnet. und Corterealentdeckt hatten, sehr verbreitet. Die in der neuesten Zeit in Rennell'svortrefflichem Werke über die Meeresströmungen am umständlichsten entwickelte Ansicht, nach welcher der Golfstrom seinen ersten Impuls an der Südspitze von Afrika,an der Nadel-Bank( Lagullas bankder englischenKarten, richtiger portugiesisch banco das Agulhas), empfängt; dann sich gen Norden längs der afrikanischenKüste gegen Congohinbewegt, und im weiten atlantischen Meeresich gegen NW mit dem Aequatorial-Strome verbindet; und, dem brasilianischenVorgebirge des heiligen Rochus zuströmend, der Küste von Guyanafolgt: ist fast identisch in einem merkwürdigen Memoir von Sir Humphrey Gilbert über die Möglichkeit einer nordwestlichen Durchfahrt nach Cathayund Ostindienausgesprochen. Weil in dieser Abhandlung, welche uns Richard Hakluyt(Navigations, Voyages and61 Discoveries of the English Nation Vol. III. p. 14) aufbewahrt hat, des Theatri Orbis terrarum des Ortelius gedacht wird, so muß dieselbe aus den Jahren 1567 oder 1576 sein. Da die Gewässer des Meeres , heißt es darin, von Osten nach Westen ihren Kreislauf haben, indem sie der täglichen Bewegung der Sonne als primum mobile gehorchen; so finden die Portugiesen viel Schwierigkeit auf der Ueberfahrt vom Vorgebirge der guten Hoffnung nach Calicut, nach Osten vordringend. Eben so sind, wegen der geringen Breite der Magellanischen Meerenge, die Wasser, welche aus dem indischen Oceankommen (um das südliche Afrika), gezwungen, an der ganzen Ostküste des amerikanischen Continentsbis gegen das Cap Freddo(bekannt durch Sebastian Cabot'shoch nördliche Entdeckungen) in einer Länge von 4800 Seemeilen (gegen Norden) aufzusteigen. Sir Humphrey Gilbert,der Gründer des Stockfischfanges, bewohnte einige Jahre Neufundland,das ihm von der englischenRegierung by grant zur Benutzung verliehen war; daher seine genaue Kenntniß von den Strömungen im Norden.

Der Historiograph Philipps II, Herrera, dessen vier erste Decaden der Historia de las Indias occidentales im Jahre 1601 erschienen sind, beschreibt ebenfalls die Strömung des atlantischen Oceans fast ganz, wie wir sie kennen (Dec. I. libro IX cap. 12). Die Sonne, indem sie sich von Osten gegen Westen bewegt und die Luft mit sich fortreißt, theilt, mittelst der Luft, dieselbe westliche Richtung dem Meere mit. Die atlantischen und äthiopischen Gewässer stoßen mit Gewalt gegen die Tierra firme von Südamerika(de las Indias de Medio dia): und da sie dort Hindernisse und keinen Ausweg finden, so dringen sie (con furia) zwischen den Küsten62 von Yucatanund Cuba, und zwischen Cuba, Floridaund den lucayischen Inselndurch; füllen schäumend den Canal von Bahamaund bewegen sich nördlich mit gleichem Ungestüm: bis, einen Ausweg findend aus dieser Enge, sie in dem offenen Meere einen breiteren Raum einnehmen können (hasta que se ensanchan por la mar). Ich wiederhole, daß in den Hauptzügen diese Schilderung vollkommen naturgemäß sei. 1Vergleichemein Examen crit. T. II. p. 254-257. Wie schnell in der neueren Zeit der Theil der physischen Erdkunde, welcher von der Temperatur des Meeres und seiner Bewegung in flußartigen Strömungen handelt, an Bestimmtheit und Klarheit zugenommen hat; drängt sich mir am fühlbarsten auf, wenn ich das Wenige, das man im Anfange dieses Jahrhunderts, bei meiner ersten Rückkunft nach Europa, über diese Gegenstände, besonders über die Temperatur der Südsee, wußte, mit dem vergleiche, was jetzt seit Maury'sgroßen, auch die Seereisen verkürzenden Arbeiten davon bekannt ist. Es konnte dem Fleiße eines vortrefflichen Beobachters2Carte de la température des eaux à la surface de la Mer des Antilles, du Golfe du Mexique et de la portion voisine de l'Océan Atlantique au-delà du parallèle du Cap Hatteras; par Mr. Charles Sainte-Claire Deville, 1852. möglich werden eine Specialkarte isothermer Linien des ganzen Meeres der Antillenund des Golfs von Mexicozu entwerfen. So hat (wie so oft beim Fortschreiten unseres Wissens geschehen) die Ergründung eines einzelnen örtlichen Phänomens (des Stroms warmer tropischer Wasser in der nördlichen atlantischen Zone, wie des Stroms kalter tropischer Wasser in dem sogenannten stillen Meere) auf die Untersuchung des allgemeinen63 Temperatur-Zustandes der flüssigen Decke des Erdballs geführt: eine Untersuchung, die der ganzen, durch Doveerneuerten Meteorologie eine neue Gestalt giebt: da das Meer 0,73 (fast ¾) der ganzen Erdoberfläche ausmacht, die Seeluft im ganzen geringeren Perturbationen als die Continental-Luft ausgesetzt ist, und deshalb (wie ich an einem anderen Orte gezeigt) das Auffinden meteorologischer Gesetze von den Regionen der mindesten partiellen Störungen, von den Tropenländern und dem epipelagischen Theile[der] Atmosphäre, ausgehen muß.

Zwei andere Elemente der Meeresströmungen, die Richtung und Schnelligkeit, konnten erst spät einer recht genauen Bestimmung fähig werden, weil es lange an sicheren und sehr allgemein anwendbaren Mitteln zu Längen-Bestimmungen fehlte. Diese Behauptung kann denen nicht auffallend scheinen, welche sich erinnern, daß, trotz der ersten glücklichen Versuche mit Uhren von [John] Harrison(1764) und Kendal(1773), und trotz der Autorität der Reisen von Cook, Bordaund Don José Varela, der allgemeinere Gebrauch der Chronometer doch nicht über das Jahr 1780 hinausreicht; und daß chronometrische Bestimmungen allein, weil sie bei heiterem Wetter zu jeder Stunde des Tages, ja, wenn der Horizont durch Mond - und Planetenlicht oder durch den Aufgang der Nebelflecke des südlichen Himmels gehörig erleuchtet ist, auch bei Nacht, zu erhalten sind, den Curs des Schiffes oder die Schiffsrechnung (point d'estime) von den vielfachen Fehlern der Logtafel, den Einwirkungen des Stromganges, der Mißweisung der Magnetnadel (Fehler der vorausgesetzten magnetischen Abweichung), wie der durch die Segelführung geschätzten Abdrift (Richtung des Leeweges) zu befreien vermögen. Die früh64 bekannte bekannte Methode der Ortsbestimmung in Hinsicht der Länge durch Mond-Distanzen war zu selten anwendbar, und erst nach langen Zwischenräumen für die Einwirkungen des Stromganges entscheidend: so daß lange nur durch Breiten-Bestimmungen die Richtung, die Schnelligkeit und Stärke der pelagischen Translations-Bewegung von den Piloten mit einiger Sicherheit erkannt werden konnte: besonders dann, wenn die Richtung der Strömung und der Curs (Schiffsweg), beide, wenig von der Richtung eines Meridians abwichen. Dieser Fall tritt in der Bahama-Straßezwischen 25° und 30° Breite, ja fast bis zum Parallel von Charlestown, ein. Auch war dieser Theil des Golfstroms schon im 16ten Jahrhundert, und zwar durch eine sonderbare Zufälligkeit, bekannt geworden. Der unternehmende, schon oben erwähnte Juan Ponce de Leon, ehemals Gouverneur von Portorico, hatte von einer Sage der Eingeborenen der Großen Antillengehört, nach der in Nordwesten ein fruchtbares Wunderland, eine Insel Bimini, liege:  auf der sie selbst schon vor der Ankunft der Spanier eine Ansiedelung gegründet, und in der eine Quelle und ein Fluß die Wunderkraft besäßen alte Männer und Frauen, die sich darin badeten, ursprünglich zu verjüngen. Diese Mythe von einem Brunnen als Jugend-Quelle (Fontaine de Jouvence) veranlaßte im Frühjahr 1512 die wichtige Entdeckung von Florida, dessen inländischer Name Cautio war. Juan Poncegelangte am 8 Mai 1512 schon bis zum Cabo Cañaveral, über einen halben Breitengrad nördlich vom Ende der Bahama-Straße; und nachdem er lange gegen die Strömung auf der Rückfahrt gekämpft, und eine genauere Kenntniß der Bahama -und lucayischen Inselneingesammelt, fand endlich sein Begleiter, Juan Perez de Ortubia, Ende Septembers 1512 zwar die Wunder-Insel65 Bimini1Oviedo, Hist. gen. de las Indias P. I. lib. 19 cap. 15; Petr. Mart. Oceanica Dec. II. lib. 10 (1533) fol. 42, b; Herrera, Dec. I. lib. IX cap. 12, lib. 10 cap. 16; Ramusio, Navigationi et Viaggi Vol. III. Venet. 1606 fol. 146; Navarrete, Coleccion de los Viages esp. T. III. p. 50-53. Es wurde eine solche Wichtigkeit auf das Land gelegt, in welches die Sage jene Wunderquelle versetzte, daß noch 1514 Ponce de Leon den Titel eines[Adelantado] de la Isla Bimini y de la Florida annahm. fast am südöstlichen Rande des Canals von Providence auf: ein grünes, wohl bewässertes Eiland; aber nicht die sehnlichst erwünschte Quelle: einen solchen Jungbrunnen, als ein Zeitgenosse, Lucas Cranach2Die Mythe von verjüngenden Quellen ist eine von den vielen, welche sich unter räumlich weit getrennten Völkern der Einbildungskraft in Folge ursprünglicher Gleichheit innerer Geistesanlagen darbieten mußten; es ist daher weniger sonderbar, bei den amerikanischen Ureinwohnern die Idee der Jungbrunnen (Jungelborn) ganz wie bei unseren Minnesängern des 13ten Jahrhunderts: im Titurel wie im Heldenbuche; bei Dichtern, die aus romanischen Quellen schöpfen, wie bei ganz deutschen, heimischen (sieheMuseum für Altdeutsche Lit. und Kunst von F. H. von der Hagen Bd. I. 1809 S. 259-262) aufzufinden. Es ist nicht auffallender, als von einem Indianer-Stamm, den Tamanaken am Orinoco, zu vernehmen, daß nach der großen Fluth Amalivaca und seine Frau das Menschengeschlecht dadurch erneuerten, daß beide Früchte der Palme Mauritia, wie Deucalien und Pyrrha Steine, hinter sich warfen (siehemeine Relat. hist. T. II. p. 238 und 587). Lucas Cranach war etwa 40 Jahr alt, als der Ruf von der Expedition nach Bimini, welche vielen Spaniern das Leben kostete, durch ganz Europa erscholl; und es ist mir nicht unwahrscheinlich, daß diese Begebenheit den großen Künstler angeregt habe einen Gegenstand zu behandeln, der ihm ohnedies aus dem alten Sagenkreise vaterländischer Dichtkunst bekannt war und den sein Zeitgenosse, Hans Sachs, in seinem Traumgesichte der Jungbrunn wiederum anmuthig belebt hatte. Wir ersehen aus Albrecht Dürer's Briefen, wie theilnehmend deutsche Künstler unter der Regierung Kaiser Carls V an allem waren, was im neu entdeckten Continente vorging. Des älteren Cranach's Bild (niederländische und deutsche Schule des Berliner Museums No. 56;sieheWaagen’s Verzeichniß 1832 S. 142) ist vom Jahr 1546: aber ohne Palmen, ohne Landschaft von Florida. , mit vielem Humor in einem Bilde dargestellt hat, welches das königliche Museum zuNote: Der Bogen ist fehlerfrei und kann ohne weiteres abgezogen werden< B>66 Berlinbesitzt. Juan Ponce de Leonhatte auf dieser Reise zum Piloten denselben Antonio de Alaminos1Herrera T. I. p. 134, 210 und 291. , welcher fünf Jahre später mit Francisco Hernandez de Cordovadie Küste von Campecheund die ersten alt-mexicanischen Bauwerke entdeckte. Der Schifffahrt in der Bahama-Straßekundig, schlug Alaminoszuerst diesen Weg vor, um aus den Antillenund aus Südamerikanach Spanienzurückzukehren. Bis dahin war man immer dem Beispiel von Christoph Columbusgefolgt, der auf seinen drei Expeditionen von dem östlichsten Theile der Insel Santo Domingounmittelbar gegen Nordost steuern ließ, und also die Rückfahrt neun Grad östlicher als durch die Bahama-Straßeantrat. Die Revolution, welche Alaminosdurch Kenntniß der Meeresströmung längs den Küsten von Floridain dem Systeme amerikanischerSchifffahrt hervorbrachte, war von den wichtigsten Folgen; denn fast ein ganzes Jahrhundert hindurch nahmen die englischenSchiffe, um die Küsten von Virginienzu besuchen, den langen Curs durch das inselreiche antillische Meerund die Bahama-Straße. Erst 1602, nach den ruhmvollen Unternehmungen von Raleighund Drake, wagte es Bartholomew Gosnold2Holmes, American Annals Vol. I. 1813 p. 117-119; Emma Williard, History of the United States 1828 p. 36; J. S. Barry, History of Massachusetts 1<8>55 p. 9-12; der genaue Reisebericht Cap. Gosnols nach dem nördlichen Theile Virginiens findet sich in Purchas Pilgrimes Part IV. p. 1647-1651. eine directe Schifffahrt von Englandgegen Westen zu eröffnen, indem er, wie schon oben bemerkt, von Falmouthgeraden Weges nach der Halbinsel von Cap Cod( Massachusetts) segelte und in weniger als vier Monaten, zum größten Erstaunen seiner Landsleute, nach Europazurückkehrte. Dieser Rückblick auf die Geschichte der Schifffahrt und die67 allmälige Einführung der Curse, auf denen heute der atlantische Ocean, als auf großen Heerstraßen, durchschnitten wird, zeigt, wie früh spanischeund englischeSeefahrer Kenntniß von der Wirkung des Golfstromes erlangt hatten.

Die weitere nordöstliche Erstreckung desselben war dem Scharfblick des großen Seemanns, Sir Francis Drake, nicht entgangen. Das allzu frühe Erreichen der südlichen Spitze der Bank von Neufundland; die allzu frühe Ansicht der Inseln Corvound Flores; wie die Richtung, welche, mittelst der Strömung, die einzeln schwimmenden Streifen von Seetang erst gegen NNO, dann gegen Osten selbst, endlich gegen OSO annehmen: belehrten nach und nach die Schiffer über den partiellen Gang eines Stromes, welcher verursacht, daß, je nachdem man von Amerikanach Europaoder von Europanach Amerikasegelt, das Besteck des Schiffes zurück oder voraus bleibt: d. h., daß man die Küsten früher oder später erreicht, als man es erwartete. Dreizehn Jahre vor Franklin'sersten Thermometer-Beobachtungen und 18 Jahre vor dem allgemeineren Gebrauch der Chronometer, im Jahr 1762, wurde der Golfstrom in seiner ganzen Ausdehnung schon in dem selten gewordenen Atlantic Pilot von William Gerard de Brahmbeschrieben. Historische Untersuchungen über die allmälige Entwickelung einer kosmischen Ansicht lehren, wie das Auffinden des Allgemeinen immer von der genaueren Kenntniß des Besonderen veranlaßt wird; ohngefähr wie die alte Bemerkung über den Temperatur-Unterschied der einander gegenüberstehenden amerikanischen und europäischen Ost - und Westküsten (die Verbreitung europäischer Civilisation an zwei heteronymen Littoralen, gleichsam an den Ufern des atlantischen Längenthals) mich so leicht zu der Theorie der Isothermal-Linien führen konnte.

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Ichhabe in einer anderen Abhandlung1Ueber die Haupt-Ursachen der Temperatur-Verschiedenheit auf dem Erdkörper, in denderBerlinerAkademiederWissenschaftenaus demJahre1827, S. 31142 (sieheoben S. 23-24). zu zeigen versucht, wie das mildere Klima von Europagroßentheils gegründet ist in seiner Küsten-Lage; in den Bedingnissen der Erdstellung zu einem nahen Meere: nämlich in dem Umstande, als westlicher Theil der alten Feste von den, in der temperirten Zone vorherrschenden Seewinden aus SW und W, während der kältesten Jahreszeit, erwärmt zu werden (von Winden, die mit einem wenig erkalteten Meere in Berührung waren; mit Wasserdampf geschwängert sind, aus dessen Niederschlag sich Wärme entbindet und, Nebel und Gewölk erregend, die Wärme-Ausstrahlung des Bodens mindert); in der Gliederung des Continents und den Bedingnissen der Erdstellung zum Aequator und der continentalen Tropen-Region von Afrika, welche heiße Luftschichten, in sich senkenden Strömen, den nördlichen Gegenden zusendet; endlich in den Bedingnissen der Erdstellung zum Pole: indem Europaweniger als andere Welttheile gegen Norden ausgedehnt ist, und einem, meist eisfreien, arctischen Meerbusen zwischen Island, Spitzbergenund dem scandinavischen Nordcap (da, wo die Sommer-Grenze des Eises sich gegen den Pol zurückzieht) gegenübersteht. Durch diese Verhältnisse wird die östliche Verlängerung des Golfstroms begünstigt, im hohen Norden von Europadie Wärme des Meeres vermehrt, und letzteres dem Verkehr der Völker, wie theilweise ihrer Gesittung zugänglicher gemacht. Das westliche Europaverhält sich in Hinsicht des Klima's zum östlichen und zu Nord-Asienwie die kleine Halbinsel Bretagnezu dem übrigen Frankreich. Je weiter man gegen Osten fortschreitet, vom Meridian von Königsbergan: desto mehr nimmt69 die ungegliederte, massenartige Ausdehnung des Continents und mit ihr eine veränderte Richtung (die allmälig concav werdende Inflexion) der Isothermen zu; desto schwächer wird der wohlthätige Einfluß des atlantischen Meeresund der (wie schon oben berührt) auf zwiefache Weise erwärmenden Westwinde (durch Mittheilung der, im Contact mit der Meeresfläche empfangenen Temperatur, und in weit höherem Maaße durch Niederschlag oder Tropfbar-Werden der mitgeführten Dämpfe); desto mehr geht, um mich des glücklichen Ausdrucks von Leopold von Buchzu bedienen, das Littoral-Klima in ein Continental-Klima mit heißen, dürren Sommern und übermäßig strengen Wintern über. Dieser östlichste Theil des nördlichen Europa'sschließt sich in Klima, Beschaffenheit des Bodens und Vegetations-Armuth so sehr dem nördlichen Asienan, daß ein Reisender, welcher von den Heideländern am Ausfluß der Schelde ununterbrochen gegen Osten (den Uralüberschreitend) bis zur Barabinskischen Salzsteppe und zum Obi-Stromewandert, geneigt sein wird, wie der ehrwürdige Vater der Geschichte unter den Hellenen, Herodot1Herod. III, 116; IV, 42 und 45 (Schweigh. ad Herod. T. V. p. 114 und 204). , das nördliche Asienjenseits des caspischen Meeresund jenseits Herodots Arares (des Jarartes oder Sihun), nördlich vom Himmelsgebirge, für eine Fortsetzung des europäischen Continentszu halten und es mit gleichem Namen zu bezeichnen.

Ich habe bis hierher die Elemente der Wärme-Vertheilung so geschildert, wie ich sie in den Sitzungen unserer Akademie in den Jahren 1827 und 1833 vorgetragen. Es sind diese Elemente zu meiner Freude von einem Manne, der in großen und geistreichen Arbeiten die ganze Lehre der70 Wärme-Vertheilung vielfach erweitert und numerisch neu begründet hat, an<schaulich>berichtigt worden. Ich darf also nicht versäumen einige der Hauptresultate einzuschalten, die mein theurer Freund, Professor Dove, als Früchte mühevoller Untersuchungen aufgestellt hat. Man hat mit Unrecht vergessen , heißt es in der, 1848 erschienenen Abhandlung und den Temperatur-Tafeln der periodischen Veränderungen (S. 111 und 113), daß die Berechnung der mittleren Windesrichtung eine reine Abstraction ist; man hat, da in der gemäßigten Zone überall die mittlere Windesrichtung auf die Westseite fällt, geradezu die Bewegung der Luft in der gemäßigten Zone sich als einen die Erde von West nach Ost umkreisenden Strom gedacht. Die Gestalt der Isothermen erkläre sich daher nach dieser Annahme einfach dadurch, daß die wärmere Luft über dem Meere bei diesem Fortschreiten nach Ost ihre Wärme über die Westküste der Continente verbreite; wenn sie an der Ostküste ankomme, aber bereits abgekühlt sei. Sucht diese Erklärung den Grund der Erwärmung der Küsten in der bei dem Niederschlag der Wasserdämpfe frei werdenden Wärme, so bleibt sie zunächst die Beantwortung der Frage schuldig, warum denn über dem Meere selbst, wo doch diese nachher frei werdende Wärme gebunden wird, die Temperatur im Mittel höher ist als über dem Continent. Sie scheitert aber an zwei, nun entschieden erwiesenen Erscheinungen: 1) daran, daß zu keiner Zeit im Jahre, selbst im Mittel vieler Jahrgänge, ein solcher gleichgerichteter Strom existirt; 2) daß er in der Regel, d. h. für einzelne Jahrgänge, gar nicht existiren kann, da Berechnung mehr als ein Jahrhundert umfassender Beobachtungen beweist, daß Europain derselben Zeit ungewöhnlich warm ist, wenn Amerikaeine verhältnißmäßig sehr niedrige Temperatur zeigt,71 und umgekehrt. Daß nun ein kalt von Amerikaabgehender Westwind in Europawärmer ankommen soll als ein in Amerikabereits erwärmter, wird wohl Niemand mit Ernst behaupten wollen. Der von Luftströmen abhängige Grund der Erwärmung der Westküsten liegt vielmehr darin, daß eben diese südwestlichen Winde ursprünglich südliche sind, welche durch die veränderte Drehung der Erde eine westliche Ablenkung erlitten haben. Kommen diese südlichen Winde von einem Meere, so werden sie in der niederen Breite viel Wasserdampf aufgenommen haben, der sich in der höheren Breite niederschlägt, und dadurch die Wärme in nördlicheren Gegenden frei macht, welche in südlichen gebunden wurde. Dringt, wie im atlantischen Meere, ein wärmerer Meeresstrom nach Norden, so werden die westlichen Winde auch zur Erwärmung der Küsten beitragen. Die über dem tropischen Afrikaaufsteigenden Ströme werden, wo sie nördliche Breiten berühren, diese ebenfalls erwärmen; aber ihnen fehlt die, bei dem Niederschlag beleitender Dämpfe frei werdende Wärme, welche die vom Meere aufsteigenden Luftströme auszeichnet.

Noch bestimmter drückt sich Dovein einem 1852 erschienenen, gehaltvollen Werke: Die Verbreitung der Wärme auf der Oberfläche der Erde erläutert durch Isothermen, thermische Isanomalen und Temperaturcurven (S. 17), über den Einfluß von Afrikaaus: Bei den Jahres-Isothermen zeigt sich, daß, wo die tropische Zone fest ist, die darüber liegende gemäßigte oder kalte Luft eine erhöhte Temperatur erhält. In diesem Sinne entsprechen der festen Grundfläche des tropischen Afrika'sdie convexen Scheitel der europäischen Isothermen, der überwiegend flüssigen in West - und Ostindien die concaven Scheitel Amerika'sund Asiens. Man72 hat daher in Afrikaaufsteigende, in höheren Breiten herabsinkende Luft als Grund angegeben für die verhältnißmäßige Milde Europa's; dabei aber vergessen, daß den europäischen ganz analoge Temperatur-Verhältnisse jenseits der Rocky Mountainsan den Westküsten Amerika'ssich finden, wo man sich in der Weite des stillen Oceansvergeblich nach einem tropischen Festlande umsieht. Auch konnte diese Erklärung wenigstens im Winter nicht geltend gemacht werden, wo die Temperatur des Inneren von Afrikaniedriger als die des atlantischenund indischen Oceansist. Für den Sommer sie anzuwenden, hat ebenfalls für die eine Schwierigkeit, welche die kalten Sommer Europa'sals etwas Bezeichnendes seines Seeklima's hervorheben, während die afrikanische Sommerhitze doch den entgegengesetzten Effect haben sollte. Luft, welche unter dem Aequator aufsteigt, kommt dazu von Punkten größerer Drehungs-Geschwindigkeit: erfährt also, je weiter sie nach den Polen vordringt, eine desto größere Ablenkung. Weither kommende Südwinde werden daher auf der nördlichen Erdhälfte West, eben so wie weither kommende Nordwinde zuletzt Ost. Luft, welche über Afrikaaufsteigt, trifft deswegen eher Asienals Europa: die Wiege unserer südlichen Winde ist aus diesem Grunde nicht die Sahara, sondern Westindien.

Nach der speciell<e>re<n>Kenntniß, welche man in neueren Zeiten von den Windesrichtungen, besonders an den Ostküsten Asiensund den Westküsten Amerika's, erlangt hat, kann das kältere Winter-Klima des östlichen Littorals allerdings nicht vorzugsweise westlichen Winden zugeschrieben werden, die über einen mit Schnee und Eis bedeckten Continent hinwehen und ihre Kälte den Ostküsten mittheilen. In Ochotskund auf der Halbinsel Kamtschatkasind die Nordost-Winde überwiegend.73 In Tigilskist die mittlere Windesrichtung, genau bestimmt, S 54° O. Erst in Irkutskwehen NNW-Winde sieben Monate des Jahres hindurch. Obgleich , sagt Erman, die gesammte oder durchschnittliche Wärme-Menge, welche Orte an der Ostküste von Asienerhalten, noch beträchtlich kleiner ist als für denselben Parallelkreis in Europa, und zwar selbst in seinen östlicheren Theilen; so ist sie doch schon wieder weit größer als im Inneren des nord-asiatischen Continents, namentlich aber unter dem Meridian von Jakutsk. Die Nächte der wärmsten Jahreszeit sind an der asiatischenOstküste bei lat. 59° 36′ fast genau so milde als an der amerikanischenbei 38° 56′, wo man Wein und Oliven gewinnt. Bei Ochotsksind die seltenen Wärme-Verhältnisse durch häufige Trübungen bedingt. ( Adolf Erman, Reise um die Erde Bd. II. S. 67; Bd. III. S. 20, 24, 27, 179 und 564.) Wenn aber auch derselbe Südwest-Wind, welcher dem westlichsten europäischen Theile des Alten Continentsdas seiner geographischen Breite zukommende Klima mildert, nicht bis zu der Ostküste hinweht; so ist doch denkbar, daß ohne eine Luftbewegung, welche an einer Windfahne bemerkbar wird, die über großen Schnee - und Eismassen im Meridian von Jakutskerkalteten Luftmassen durch Contact und Mittheilung, wie sie elastischen Flüssigkeiten eigen ist, nebenliegende Luftschichten erkälten. An der Ostküste von Nordamerika, sagt Kämtz(Lehrbuchder Meteorologie Bd. II. S. 42), sind die westlichen Winde die Landwinde, wie in Ost-Asien; bei ihnen erfolgt schnelle Verdunstung, und die Temperatur sinkt: während die östlichen Winde Dämpfe mit sich führen, deren Wärme beim Niederschlage die Temperatur etwas erhöht.

Indem ichseit vielen Jahren bemüht gewesen bin die74 empirische Seite des Problems der Wärme-Vertheilung auf der Oberfläche der Erde so zu behandeln, wie Lambertes auf eine gelungnere Weise von der theoretischen Seite gethan hat; so habe ich mein Haupt-Augen-merk auf den Einfluß der Vertheilung des Festen und des Flüssigen gerichtet, und so das reale Klima an der Stelle des solaren in die Wissenschaft eingeführt . Ich mußte daher die wichtige Frage anregen: ob die räumlichen Verhältnisse der die Tropenzone ausfüllenden Continental-Massen zu den Ländern in der gemäßigten und kalten Zone; ob der Umstand, daß Afrikaim Süden von Europaliegt: das Klima des letzteren Welttheils im ganzen wärmer machen . Dovehat allerdings mit vielem Rechte darauf aufmerksam gemacht, daß die Ablenkung nach NO, welche jeder unter dem Aequator aufsteigende Luftstrom durch die Rotation der Erde erleidet, in weit höherem Grade das östliche Asienals Europatreffen würde. Ich glaube erinnern zu können, daß der Winkel dieser Ablenkung als Total-Effect schwer genau zu bestimmen ist, da die Ablenkung weit westlicher, gegen Asienhin, gerichtet ist aus den dem Aequator näheren Theilen als in der nördlichsten Sahara, welche den Raum zwischen den Parallelen von 29° und 17° ausfüllt, ja gegen Aegyptenhin als libysche Wüsteden 31ten Grad übersteigt. Dazu erstreckt sich ein Theil von West-Afrika 9 Längengrade weiter gegen Westen als das westlichste Europa. Die relativ nördlicheren und westlicheren Theile von Afrikasind am meisten geeignet warme Luftströme nach Europagelangen zu lassen; und ein Gewinn an Wärme von Ost-Asien würde auch auf das östliche Europawirken. Mit der Erwärmbarkeit des Bodens durch Insolation lebhaft beschäftigt auf meiner südamerikanischenReise und später mit Aragoin der Umgegend von Paris, wurde ich von der75 Idee angeregt, daß die afrikanischeLuft (die Saharaallein hat über 126100 geographische Quadratmeilen, ist also an Flächeninhalt mal größer als das Mittelmeer1Humboldt, Voyage aux Régions équinox. T. III. p. 35. ) eine der Wärmequellen für unseren Continentsein könne. Sir John Herschel2Outlines of Astronomy 1849 p. 218. » According to the account of Captain Sturt's exploration in Australia, the ground was like a molten surface, and if a match accidentally fell upon it, it immediately ignited. « Sir John Herschel glaubt, daß eine kleine Reibung (gegen Sandkörner) in the act of withdrawing the luciter match zur Entzündung beigetragen haben kann, da dieselbe durch Druck auf einer weichen Fläche 212° F. (100° C.) Wärme bedarf. hat in Süd-Afrikain der Nähe der Capstadtdie Temperatur des Bodens bis 159°Fahrenheitoder 70°,5 des hunderttheiligen Thermometers steigen sehen. In der Tropengegend habe ich den weißen Granitsand in den Llanos von Calabozo(lat. 56′) bis 57°,2, bei den Cataracten von Maypures(lat. 13′) bis 60°,3 Cent. durch Sonnen-Einstrahlung erhitzt gefunden. 3Humboldt, Voy. aux Régions équinox. T. II. p. 376. In Maypures am Orinoco war die Luft gleichzeitig 29°,6 C. Bis 3 Uhr Morgens war die Temperatur des Sandes bis 36°, die der Luft nur bis 26° gesunken. Ueber die mittlere Luft-Temperatur der Saharain der heißesten und kältesten Jahreszeit sind wir noch in größter Unwissenheit; denn Beobachtungen einzelner Tage in Maximum und Minimum können bei verschiedener Windesrichtung nicht entscheiden. Wir kennen nur nach Monaten und Jahreszeiten die Temperatur einiger bewohnter südlicherer Orte, deren Temperatur-Verhältnisse ich nach Schouw(Tableau du Climat et de la Végétation de l’Italie 1839 p. 21) und Dove(Temperaturtafeln über Verbreitung der Wärme und ihre periodische Veränderungen 1848 S. 42) in eine Tafel zusammengestellt, und mit westindischen Winter - und Sommer-Temperaturen verglichen habe. Wenn es erlaubt sein76 könnte aus diesen kleinen Gruppen von je 4 Zahlen Mittel zu ziehen, so würde, wie schon Dovebemerkt hat, die Jahreszeit (December, Januar, Februar), welche man in der gemäßigten Zone Winter nennt, im tropischen Afrikakälter als im tropischen Amerikasein (doch nur in dem unbedeutenden Verhältnisse von 24°,9 zu 26°,1); dagegen erreicht aber der wärmste Monat des Jahres in Afrika(wohl als Folge der Insolation in großen baumlosen Ebenen) eine auffallend hohe Temperatur von 30° und 33°,7.

AfrikaMonate: Dec., Jan., Febr.Monate: Juni, Juli, Aug.Jahres - Mittelwärmster Monat (alles nach centigr. Thermometer
Christianberglat. 24′27°,429°,027°,229°,2
Kukalat. 12° 51′23,828,728,233,7
Niger(Quorra) lat. 5°-9°28,829,029,331,7
Kobeyh(Darfur) lat. 14° 11′19,930,026,530,3
AmerikaDec., Jan., Feb.Juni, Juli, Aug.Jahrwärmster Monat
Cumanalat. 10° 28′27°,028°,227°,429°,2
St. Thomaslat. 18° 21′26,528,127,328,6
Kingstonlat. 17° 50′25,927,426,727,5
Tortolalat. 18° 27′25,127,126,027,8
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Eine große Sonderbarkeit des mittel-afrikanischen Klima's ist es aber, daß bisweilen plötzlich eine Kälte eintritt, wie dieselbe in anderen Tropenländern ganz ungewöhnlich ist. Wenn in Westindien( Santo Domingo, Jamaica, Guadalupeund Martinique) die Luft-Temperatur nächtlich, ja bei Sonnen-Aufgang, nicht tiefer1Humboldt, Rel. hist. du Voyage T. III. p. 373. In der Havana, wo in der größten Intensität der Nordsturm das Thermometer bis 7°½ herabdrückt (T. III. p. 378), hat Ferrer in einer schönen dreijährigen Beobachtungsreihe dasselbe nie unter 16°,4 gefunden. als bis 18°,5 oder 19°0 herabsinkt; wenn ichin Cumana2A. a. O. p. 315. in vielen Monaten nie ein Minimum unter 20°,8 bemerkt habe, das aber von den Einwohnern schon mit dem Namen der Kälte bezeichnet wird: so hat dagegen Clappertonauf dem Wege von Kukanach Sayatuim Lande Haussa (ohngefähr lat. 13°) im December das Wasser mit Eisstücken belegt und beim Aufgang der Sonne das Thermometer auf 5°,6 steigen sehen. Mein sibirischerReisebegleiter Ehrenberg3Humboldt über die Haupt-Ursachen der Temperatur-Verschiedenheit50 S. 9 (oben S. 10). Diese so sonderbaren Erkaltungen der Luft in einer tropischen Zone verlieren gar nicht von ihrer Anomalie durch hypsometrische Betrachtungen. Des Astronomen Vogel ganz neue Barometer-Messungen lehren, daß im Centrum von Afrika der See Tschad in Bornu (nahe dem Lande Haussa) nur 800 Fuß über dem Meeresspiegel liegt. Die Erhebung der Wüste im NW des Sees fand Vogel nur zu 1200 Fuß. Da Khartum nach Rußegger 1525 Fuß Höhe erreicht, so kann die Höhe, in welcher Ehrenberg sich befand, wohl auch nicht beträchtlich (unter 1000 Fuß?) gewesen sein. fand in Dongola(ohngefähr lat. 19° 5′) bei Nordwind auch im December 3°,1. Trotz dieser sehr anomalen, zufällig und selten eintretenden Erkaltungen, und des Anscheins einer in Vergleichung mit Cumanaund Westindien relativ geringeren Mittelwärme der Monate December, Januar und Februar, welche die obige kleine Tabelle darbietet; bleibe78 ich doch geneigt zu glauben, daß von gleich großen Räumen der Aequinoctial-Zone, die mit Meerwasser oder mit Continental-Massen erfüllt sind, die letzteren im ganzen Jahr eine größere Menge von Wärme hergeben; daß die Aequator-Gegenden in der nördlichen und südlichen Hemisphäre da mehr wärmend wirken, wo sie, wie in Afrika, in Südamerikaund Australien, continental: als da, wo sie, wie in der Südsee, in der Mitte des indischenund des atlantischen Meeres, oceanisch sind. Wenn wir Beobachtungen über die Mittel-Temperatur der großen Sahara-Flächevon Jahren und Jahreszeiten besäßen, so würden die in der Tabelle gegebenen Resultate wesentlich verändert werden: doch in geringerem Maaße, als ich ehemals vermuthet hatte, weil, was dem Ocean, einer diaphanen, tropfbaren Flüssigkeit, an Erwärmbarkeit durch Einstrahlung abgeht, durch das zu Boden Sinken der erkälteten Wassertheile beträchtlich ersetzt wird . 1SieheDuperrey sur la tendance constante de l'eau de conserver sa température, eine von mir veranlaßte Arbeit, in Humboldt, Rel. hist. du Voy. T. III. p. 524. Aus der Gesammtheit der täglichen, fast stündlichen Beobachtungen, welche die Frucht der Weltumseglung von du Petit Thouarsgewesen sind, folgt, daß die Temperatur des Meeres, welche beim Versinken des Continents von Afrikadasselbe Arèal erfüllen würde, in der Aequinoctial-Zone eine Temperatur zwischen 26°,6 und 26°,9 haben würde. 2Arago in den Comptes rendus de l'Acad. des Sciences T. IX. (1839) p. 310. Sollte die analoge Continental-Temperatur von Mittel-Afrika im Mittel 29° übersteigen?

Da ich früh erkannt habe, wie wichtig die Kenntniß der Winter-Temperatur des atlantischen Ozeansfür die Klimatologie von Europasei, und da numerische Angaben darüber in79 gedruckten Schriften gänzlich fehlten: so habe ich, während eines langen Aufenthalts in Frankreich, besonders von 1814 1826, oft Gelegenheit gefunden geübte Beobachter, welche in den verschiedensten Jahreszeiten nach den Küsten von Nordamerika, nach der Havanaund Veracruzoder nach Rio Janeirosegelten, mit Thermometern zu versehen, die von Gay-Lussac, Aragound mirso sorgfältigst geprüft waren. Um Fixpunkte, d. h. Elemente zu erhalten, ohne deren Besitz unsere meteorologischen Lehrgebäude so lange grundlos geblieben sind, ist die Prüfung der Thermometer wie die Anwendung genauer astronomischer oder chronometrischer Ortsbestimmung in dem durchsegelten Meeresstriche unbedingt nothwendig. Mehr als 700 Beobachtungen haben mir die Maxima und Minima, so wie die mittleren Temperaturen der Sommer - und Wintermonate in dem nördlichen Theile des atlantischen Meeresvon bis 45° Breite gegeben. 1Sieheeine Tabelle von 118 ausgewählten Resultaten der verschiedensten Monate in der Relat. hist. T. III. p. 519 521: in welcher alle Temperaturen nach dem hunderttheiligen Thermometer, wie in der vorliegenden Abhandlung über die Meeresströmungen, angegeben sind. In der früher citirten Arbeit vom Jahre 1827 über die Haupt-Ursachen der Temperatur-Verschiedenheit54 sind dagegen die Grade die des achtzigtheiligen Thermometers. Die Länge ist vom Meridian von Paris gerechnet, wenn nicht eine andere Bestimmung ausdrücklich bemerkt ist. Die Seemeilen (ein leider! in unserer Sprache sehr unbestimmter Ausdruck!) sind zu 60 auf einen Aequatorial-Grad gerechnet: also französische milles marins, deren drei eine lieue marine ausmachen. Der geographischen Meilen gehen 15 auf . Aragound ichlegten einen besonderen Werth auf die genauen Beobachtungen unseres Freundes, des Generals Baudrand, der im Januar 1826 nach den Antillenging, und der mit Instrumenten versehen war, welche vor der Abreise mit denen des PariserObservatoriums verglichen waren. Der General fand das Meerwasser in lat. 46° 42′, long. 15° 55′ zu 12°,8;80 in lat. 41° 32′, long. 20° 15′ zu 14°,2. Ich erwähne hier der Temperatur der Oberfläche des Wassers, fern vom Gulfstream und dem Einfluß der Untiefen, im Monat Januar:

Geogr. BreiteTemperatur des Meeres (Januar)Luft-Temperatur (Januar)Unterschied
45°12°,3 C. Mailand0°,6 C.11°,8 C.
4014,5 Rom7,37,2
3516,9 Malta13,83,1
3018,7 Cairo14,24,5

Den Winter-Temperaturen des Meerwassers an der Oberfläche habe ich die correspondirenden Januar-Temperaturen von Städten beigefügt, die ohngefähr unter gleicher Breite liegen. Die Unterschiede sind in dem Parallel von Mailandfast 12°, und nehmen mit der Entfernung vom Aequator sehr schnell ab. Nur sehr selten habe ich gefunden, daß im Januar zwischen 45° und 50° Breite die Meer-Temperatur bis unter 10° C. herabgesunken1Maury's Sailing Directions for 1853 p. 270: nur in dem sehr kalten Winter von 1850, wo lat. 42° 50° das Meer eine Temperatur von Cent. hatte. Dove's vortreffliche Isothermen-Karten der Monate geben für die Mitte des atlantischen Oceans etwas westlich vom Meridian der Azoren, fast wie ich, für lat. 38° die Temperatur von 15°, aber für lat. 40° und 45° den Ocean um mehrere Grade kälter als ich: 10° schon in lat. 41°. Ich stütze mich auf Meereswärmen des Parallels von 45°: Im Januar 1822 Sabine 12°,9; im Jahr 1826 Baudrand 12°,8; 1826 Martin 12°,2; 1820 Alaman 11°,2. Die letzte Temperatur erhielt sich bis lat. 46° 49′. ist. An der Nordwest-Küste von Norwegen, zwischen 65° und 70° Breite, ist die Temperatur des Oceans an der Oberfläche noch 5°,6 C.: wenn auf dem nahen Continente die mittlere Temperatur der Monate schon viele Grade81 unter den Gefrierpunkt sinkt. 1Sabine, Pendulum Experiments p. 456. An einer Ostküste (der von Labrador) ist bereits zwischen 57° und 58° Breite der Unterschied der Land - und Meerluft im Winter, im Mittel, 12° bis 14°½.

Die Genauigkeit dieser numerischen Elemente ist durch die Beobachtungen, welche der große Geograph, Major Rennell, dreißig Jahre lang über Richtung, Schnelligkeit und Temperatur der Strömungen im atlantischen Oceangesammelt hat, auf eine merkwürdige Weise bestätigt worden. Das wichtige Werk: An Investigation of the Currents of the Atlantic Ocean, and between the Indian Ocean and the Atlantic, ist endlich, im Jahre 1832, nach den hinterlassenen, freilich etwas fragmentarischen Papieren des würdigen Mannes erschienen; aber leider! ohne übersichtliche Tabellen und ohne Aufstellung der mittleren Resultate. Um diesem Mangel abzuhelfen, habe ich aus seinen Karten folgende Winter-Temperaturen in denjenigen Theilen des Oceans, welche von dem warmen pelagischen Flusse, dem Gulf-Stream, entfernt sind, zusammengetragen:

Nach Rennell:

Breite48°-52°Jan. bis April:49°-54° F.(7°,5 9°,7 R.) nördlich vom Golf-Strome bei 14°½ - 37°½ westl. Länge
45° Januar .52°-53°(8°,8 9°,3 R.) bei 12°½ - 40°½ westl. Länge
39° Februar .57°,5(11°,3 R.) bei 65°½ - 67°½ westl. Länge
2Investig. p. 213.
2
35°-42°Jan. und Febr.58°-60°(11°,5-12°,4 R.) östlich von den Azoren
25°-30°Febr. und März63°-64°(13°,7-14°,2 R.) zwischen Teneriffaund den Azoren; etwas zu kalt wegen der Strömung gegen Süden.
Note: Der Bogen ist fehlerlos und kann ohne weiteres abgezogen werden B
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Aus diesen Resultaten kann man durch Interpolation ableiten1Der Zweck meiner Reise nach England im Jahr 1827 war hauptsächlich der, alle Resultate über das Maximum der winterlichen Erkältung des atlantischen Oceans zwischen 40° und 48° N. B., die ich selbst gesammelt, mit denen des Major Rennell zu vergleichen und, falls die Manuscripte des trefflichen Mannes, wie man damals besorgte, nicht gedruckt würden, numerische Elemente, die für die Klimatologie von Europa so wichtig sind, der Vergessenheit zu entreißen. Rennell theilte mir damals mit: Meeres-Temperatur im Winter und Sommer:Br. 50°Jan.48° Fahr. (8°,8 C.)Aug.62° Fahr. (16°,6 C.)40°55° F. (12°,7 C.)69° F. (20°,5 C.)30°63° F. (17° C.)75° F. (23°,8 C.)Diese Winter-Resultate sind um 1°,3 C. niedriger als die Resultate, welche ich aus dem 1832 erschienenen Werke ziehe: wahrscheinlich, weil der kranke und bejahrte Mann den meteorologischen Untersuchungen ziemlich fremd war und bei meinem damals kurzen Aufenthalte in London nicht Mittelzahlen aus allen seinen Beobachtungen gezogen hatte. für den Januar:

Breite Rennell Humboldt
50°8°,6 R. (10°,7 C.). ……………….
45°9°,0 R. (11°,2 C.)9°,8 R. (12°,3 C.)
40°11°,3 R. (14° C.)11°,6 R. (14°,5 C.)
35°12°,5 R. (15°,6 C.)13°,7 R. (17°,1 C.)
30°14°,2 R. (17°,7 C.)18°,0 R. (18°,7 C.)

Die Uebereinstimmung dieser, aus ganz verschiedenen Beobachtungsreihen gezogenen Resultate ist innerhalb eines Réaumur 'schen Grades; und um so auffallender, als, nach Rennell's eigenem Geständniß, er gar keine besondre Aufmerksamkeit auf die Vergleichung der von den Seefahrern angewandten Thermometer hat wenden können. Dieser letzte Umstand scheint den von mir erlangten numerischen Elementen einigen Vorzug zu geben. Wo nicht durch Strömungen Wasser verschiedener Breiten und also verschiedener Temperaturen gemischt werden, ist die Gleichheit der Meereswärme in derselben Jahreszeit so groß, daß83 z. B. in der Südseeich auf Flächen, die größer als Deutschlandsind, mehrere Tage hinter einander keine Differenzen über bis 1°,8 C. bemerkt habe. Man traut kaum seinem Auge, wenn man diese gleichmäßige Vertheilung der Wärme in so weiten Räumen des Flüssigen beobachtet.

Die eben ermittelten Zahlen bieten den besten Beweis für die, unsere europäischeWinterkälte mildernden, feuchten Westwinde dar. Wir sind zu dem unerwarteten Resultate gelangt: daß in der Breite des nördlichen Deutschlands, selbst außerhalb des Golfstroms, die Oberfläche des atlantischen Oceanseine Winter-Temperatur hat, welche (nach Gambart's Beobachtungen) die mittlere Januar-Temperatur von Marseilleum 3°,6 übertrifft, ja der mittleren Januar-Temperatur von Palermo1Marseille: Mittel-Temperatur des Jahres 14°,1 C., des ganzen Winters 6°,0; Palermo: 17°,2; Winter 11°,4. nach Marabitti's Beobachtungen gleichkommt. So langsam ist die Erkältung einer großen Wassermasse, so wirksam das Herabsinken der erkälteten Wassertheile, oder das Bestreben alles Verschiebbaren (Flüssigen), trotz des großen Verlustes durch Wärme-Strahlung und Verdunstung, die Erkältung der Oberfläche zu vermindern. 2Humboldt, Fragmens de géologie et de climatologie asiatiques T. II. p. 558. Das Minimum der Meeres-Temperatur in der gemäßigten Zone fällt, nach scharfsinnigen Untersuchungen von Kämtz3Lehrbuch der Meteorologie Bd. II. S. 115. , zwar nicht in den Januar, sondern in den Februar und Anfang des Monats März; aber die Unterschiede der mittleren Temperaturen von Januar und März sind kaum 0°,3 R.: also bei der Vergleichung, die uns hier beschäftigt, zu vernachlässigen.

Der General Baudrand, welcher im Januar 1826 von84 Brestnach Cayenneabsegelte, fand mit einem von Aragoverglichenen Thermometer das atlantische Meergenau:

Breite46° 42′und Par. Länge15° 55′am 18 Januar9°,7 R. (10°,1 C.)
45° 12′ 17° 37′ 19 10°,3 R. (12°,8 C.)
43° 18′ 19° 38′ 20 10°,5 R. (13°,1 C.)

also noch wärmer, als ich oben für diese Parallelen angegeben. Eben so war nachCapitän Sabine1Pend. Exper. p. 429. in Br. 47° 30′, also ohngefähr in dem Parallel von Zürichund Inspruck(bei 50′ westl. Par. Länge), das Meer im Januar 1822 noch über 49° F. (9°,3 C.). Diese Resultate verdienen schon deshalb besondere Aufmerksamkeit, weil Winter-Beobachtungen der Meer-Temperatur in hohen Breiten selten erlangt werden; und wenige Beobachtungen, mit wohlgeprüften Thermometern angestellt, einer großen Zahl unsicherer, nur durch zufällige Compensationen sich ausgleichender vorzuziehen sind. Die große Masse neuer Resultate, welche die physische Erdbeschreibung der Reise des Herrn Adolph Ermanverdankt, lehrt, daß auch die Nordost-Küste des Alten Continentsden Einfluß des Meeres auf die Erhöhung der Temperatur erfährt. 2Siehedie Anwendung von Erman's Beobachtungen in Kämtz Bd. II. S. 589.

Der die Winterkälte des Continents mildernde Einfluß des Meerwassers wird, in dem atlantischen Oceane, beträchtlich erhöht durch den, der Bewegung nach schon von spanischenSeefahrern aus dem Anfang des 16ten Jahrhunderts und von Sir Francis Drake, der Temperatur nach zuerst von Franklinund Blagdenerforschten Golfstromes: welcher, von Westwinden begünstigt, tropische Früchte und Saamen der irländischenund norwegischenKüste zuführt. Seine Temperatur ist zwischen den85 Parallelen von Bordeauxund Cadix(wenn man älteren Beobachtungen die neueren vonCapitän Andrew Livingston, Roddund Beaufortbeizählt) im August und September, also in der heißesten Jahreszeit für die Meereswärme, zwischen 19° und 22° R. (23°,7 27°,5 C.): wenn außerhalb des pelagischen Stromes in derselben Zeit das Meer 14°,4 und 17°,2 hat1Das ist das Resultat der von mir gesammelten Beobachtungen, wenn die Temperatur des Junius auf die des August reducirt wird; die Rennell'schen Beobachtungen geben für August-Temperatur außerhalb des Golfstromes, bei 44° und 36° N. Br., 14°,7 und 16°,4 R.: also 4°,3 und 5°,6, im Durchschnitt auch gegen Differenz mit der Sommer-Temperatur des Golfstroms. Es ist leichter das Maximum der Wärme dieses Stromes als die Temperatur zu bestimmen, welche gleichzeitig außer demselben herrscht, da die warmen Wasser des Golfstroms sich bisweilen weit westlich von den Azoren verbreiten oder durch eine Gegenströmung (Counter-Current) in das Bassin gestoßen werden, welches sich westlich von der langen Fucus-Zone, zwischen 35° bis 40° N. Br. und 45° bis 57°Länge, ausdehnt. , also 4°,6 und 4°,8 nach Réaumuroder 10 bis 11 Fahrenheit'scheGrade kälter ist. Selbst mitten im Winter, im Januar 1820, ist von Napiernoch der Golfstrom 1500 englischeSeemeilen von seinem Ausbruch aus dem mexicanischen Meerbusen entfernt, in 39° Breite und 65°½ westlicher Länge, 15°,5 befunden worden: wenn außerhalb des Stromes, in dieser Breite, dem Meere im Januar 11°,3 zugehören; Differenz wieder 4°,2 R., fast 10° F.

Um in dieser Abhandlung die mexicanische oder Florida-Golf-Strömung, das große Phänomen dieser Art, welches der Ocean darbietet, in einem Umfang und in einer Allgemeinheit zu betrachten, deren sie so lange aus Mangel gleichmäßig vertheilter Beobachtungen und sorgfältig mit einander verglichener Instrumente nicht fähig war, werde ich am Schluß meiner Arbeit die Resultate zusammenstellen, welche ich selbst auf 586 Ueberfahrten: von den Küsten von Pariaund Caracasnach der Havana, von der Havananach dem Rio<Sinu>und Cartagena de Indias, von Veracruznach der Insel Cuba, von dieser nach Philadelphia, und von Philadelphianach dem Ausfluß der Garonne; im antillischen Binnenmeere, im Golf von Mexico, im Canal von Bahama, und im atlantischen Oceanvon den Küsten von Süd-Georgien bis zur Bank von Neufundland und den Azoren, in verschiedenen Jahreszeiten, gesammelt. Der erste Anstoß, das Haupt-Mobil dieser ungeheuren Strömung scheint in der südlichen Hemisphäre und zwar schon an der ost-afrikanischen Küste bei Madagascarzu liegen. In dem Canal von Mozambiqueund von der Südspitze Madagascarsaus bewegen sich in der Richtung gegen SW und WSW die Wasser des indischen Oceansgegen Cap Natal, die Algoa-Baiund das Vorgebirge der guten Hoffnung mit einer Gewalt, die schon dem vielunterrichteten Marco Polodurch arabischeSeefahrer wohl bekannt war. Sie werden von der Nadel-Bank(Banco das Agulhas, oder Lagullas-Bank der Engländer) in nordwestlicher Richtung abgewendet1Südlich von der Nadel-Bank ist eine Gegenströmung in südöstlicher Richtung; auch ist zu bemerken, daß an dem Südwest-Ende von Afrika bei dem Vorgebirge der guten Hoffnung ein Theil der Wasser gegen NW, nach Brasilien, ein anderer längs[der] west-afrikanischen Küste gegen NNW fließt, und dieser Küste folgt bis nahe dem Aequator, unfern dem Cap Lopez, wo dem süd-afrikanischen Strome der nord-afrikanische oder Guinea-Strom in südöstlicher Richtung entgegenkommt. Dieser Wechsel der Richtung giebt dem Längengrade, in welchem die Linie durchschnitten werden soll, in der Schifffahrt nach Buenos Ayres oder nach dem Cap eine große Wichtigkeit. Durch den Einfluß der Jahreszeiten und der, an der Grenze des Südost-Passats herrschenden Winde wird bisweilen die Normal-Richtung (gegen NW und WNW) mitten im atlantischen Oceane zwischen Süd-Afrika und Brasilien sonderbar verändert. Admiral Krusenstern, dessen scharfsinnige Untersuchungen so viel zur Kenntniß der Strömungen beigetragen haben, erfuhr vom Vorgebirge der guten Hoffnung bis St. Helenaeine Bewegung der Wasser gegen SO (Krus. Reise Th. III. S. 264). Sollte unter gewissen langwirkenden meteorologischen Verhältnissen der von Cap. Beaufort erforschte Southern Connecting Current, welcher die Wasser von Tristan d'Acunha gegen den Südrand der Nadel-Bank (also gegen OSO) treibt (Rennell p. 38), sich bisweilen nördlicher verbreiten? und, mit Aequa -87 torial-Wassern gemischt, gegen die brasilianische Küste, und zwar gegen den am meisten vorspringenden1Der gegen Osten am meisten vorspringende Theil des ganzen Neuen Continents (denn Grönland ist ein abgesondertes großes Polar-Land) fällt, nach Roussin und Givry, zwischen Olinda de Pernambuco (nördlich vom Cap St. Augustin) und Cabo Branco, also zwischen Br. 6′ und 1′. Wenn weit südlicher, schon bei Porto Francez (Br. 47′), ja fast von Rio Real (Br. 11° 27′) an, die Wasser gegen Norden strömen; so ist es wohl nur, weil sie nachgezogen werden nach dem Punkt, wo die Schnelligkeit durch Repercussion zunimmt: eine Wirkung, die man auch in dem Contour der Nadel-Bank, an der Südspitze von Afrika, wahrnimmt, wo die Strömung neben der Bank (außerhalb derselben) dem Umrisse der Boden-Hebung folgt. Die Gegend der brasilianischen Küste, in der die nördliche Strömung sich von der südlichen trennt, ist zwischen San Salvador (Bahia de todos os Santos) und Rio Ilheos, zwischen 13° und 15° südlicher Breite: - ein Wendepunkt, welcher für die Schifffahrt so wichtig ist als der an der afrikanischen Küste in der Bai von Biafra, zwischen Fernando Po und Cap Lopez. Theil nördlich vom Cap St. Augustin, getrieben. Dieses Hinderniß leitet die Strömung, der Küste von Guyanain NW folgend, in das antillische Meer, und so auf oft beschriebenem Wege (gegen die S-N gerichteten Küsten der Mosquitos, von Verapazund der Halbinsel Yucatananprallend), nach einem großen Wirbel im mexicanischen Meerbusen, durch die Bahama-Straße gegen die Südspitze der Bank von Neufundlandund die westlichsten der Azoren.

In dem hier geschilderten Zusammenhange der Phänomene ist nichts hypothetisches; und wenn man die Lage und die Entfernung der Azoren-Gruppevon Madagascarin Betrachtung zieht, und sich erinnert, daß jener Wirbel unter gewissen88 Umständen, von Nordwest-Winden begünstigt, warme Wasser in den Golf von Biscaya und tropische Früchte nach Norwegentreibt: so erstaunt man über die Verwickelung und lange Fortpflanzung der Bewegung im flüssigen Elemente. Würde durch irgend eine Natur-Revolution die Landenge von Panamadurchbrochen und in eine Straße wie die von Gibraltarverwandelt, so zeigten sich die Folgen davon gleichzeitig in den Bahama-Inselnund an der Ostküste von Asien; das ganze System der Strömungen wäre dann geändert, flache Continente vergrößerten sich, und über dem gesunkenen Meeresspiegel ragten neue Eilande hervor.

Rennellhat, aus Mangel guter Beobachtungen, die Ansicht verbreitet, als wäre das lange wirbelnde Umhertreiben der Wasser im Golf von Mexico die Haupt-Ursache der hohen Temperatur, welche die Florida-Strömung noch an den nördlichsten Küsten der Vereinigten Staatenzeigt. Der scharfsinnige Mann gesteht selbst, daß er bloß in der heißesten Jahreszeit gemachte Beobachtungen und nur aus dem nordöstlichsten Theile des Golfs von Mexico (zwischen dem Ausfluß des Missisippiund der Havana) gekannt habe;1Rennell p. 267. und von dem allgemeinen Grundsatze ausgehend, daß alle eingeschlossenen Meere eine sehr erhöhte Temperatur haben, vergißt er die Wirkungen zusammengedrängter Untiefen und erkaltender Nordwinde. Folgende Betrachtungen werden zur Berichtigung dieser Ansichten dienen:

Wenn auch mit Recht und, wie ich glaube historisch erwiesen zu haben, selbst von sehr früher Zeit an die erste Veranlassung zu der nordöstlichen Bewegung der Wasser an der östlichen amerikanischenKüste in den Stoß gesetzt wird, welchen,89 fast in dem Parallel von Loango, der südliche Aequinoctial-Strom gegen die westlich vorspringende Küste von Brasilienmacht; so muß man doch trotz aller Analogie den Küstenstrom von dem Vorgebirge St. Augustinan, wie die Bewegung des ganzen antillischen Meeres nicht mit dem Golfstrom verwechseln, der in abgesonderten Betten recht eigentlich erst im Parallel des Cap Catochevon Yucatanund des Cap San Antonioder Insel Cubabeginnt, in dem mexicanischen Meerbusen kreist und sich durch höhere Temperatur auszeichnet vor ruhenden oder entgegengesetzt bewegten Wassern. Dieser Strom bewegt sich, flußartig begrenzt, durch die Bahama-Straßebis zur Bank von Neufundland; und von da, weniger scharf begrenzt und sich gegen NO und SO verzweigend, bildet er wenigstens theilweise einen großen Wirbel. Analogien sind keine Identität; und die Gestaltung der festen Continental-Massen, welche sich über die Oberfläche des Flüssigen erheben und durch die Orientirung der verschiedenen Theile ihrer Umrisse Richtung und Stärke der Bewegung modificiren, giebt jeder Strömung einen eigenthümlichen Charakter. Wo die flußartigen, die Continental-Massen verlassend, in das weite, offene Meer gelangen, werden sie unbestimmter und wechselnder in der Verbreitung, oft nur durch thermische Verhältnisse erkennbar.

Da die nähere Kenntniß der letzteren der Hauptgegenstand dieser Arbeit ist, so beginne ich mit dem antillischen Meere, das sammt dem mexicanischen Meerbusen über 58000 geographische Quadratmeilen einnimmt: um durch ein wichtiges numerisches Resultat zu zeigen, wie bewundernswürdig gleichmäßig in sehr verschiedenen Gruppen von Jahren die mittleren Winter - und Sommer-Temperaturen großer Meeresflächen gefunden werden bei ausschließlicher Anwendung genauer Instrumente. Eine90 mühevolle Arbeit, die ich 1825 bekannt gemacht habe und die sich allein auf Beobachtungen aus dem ersten Viertel des jetzigen Jahrhunderts gründete, ergab mir1Humboldt, Voyage aux Régions équinoxiales du Nouveau Continent T. III. p. 516-518. Vergleichefür das eigentliche Becken der Antillen, also für das Meer südlich vom Parallel der Straße von Yucatan, eine, 50 Beobachtungen enthaltende Tafel, mit Angabe der Quellen wie der Orts - und Zeitbestimmungen, p. 514; und für den atlantischen Ocean in gleichen Breiten östlich von den Antillen (105 Beobachtungen) p. 520. die mittlere Jahres-Temperatur der Oberfläche des antillischen Meeres(ohne den mexicanischen Meerbusen) zu 26°,46 des hunderttheiligen Thermometers: wovon das Minimum von 25°,5 den Monaten November und December, das Maximum von 27°,5 den Monaten Februar und März zuzugehören schien. Herr Charles Sainte-Claire Deville2Observations sur la température des eaux à la surface de la Mer des Antilles, du Golfe du Mexique et de la portion voisine de l'Océan Atlantique (avec la Carte des Lignes isothermes de l'année, des mois de Déc. à Mai et de Juin à Nov. 1852); in den Comptes rendus de l'Acad. des Sciences T. XXXV. p. 823-827. Die Hauptquellen waren, außer dem Schatze von Maury's Wind and Current Charts, die Beobachtungen von Cap. Owen und Barnett am Bord des Thunder 1834-1848, die des Cap. Bérard 1838 und 1839, die vom Verfasser selbst mit wohl verglichenen Thermometern gesammelten von 1840 bis 1851. , in seiner vortrefflichen Arbeit über die Jahres -, Winter - und Sommer-Isothermen des antillischen Meeres, indem er sich auf eine lange Reihe ganz anderer, von 1834 bis 1851 angestellter Beobachtungen stützt, findet: daß der Aequinoctial-Strom bei seinem Eintritt in das antillische Meeresbecken eine mittlere Jahres-Temperatur von 26°,7 (Winter 26°,0; Sommer 27°,5) hat; daß der Strom, indem er das ganze Becken durchströmt, seine Sommerwärme behält, aber an mittlerer Winterwärme abnimmt. Eine solche Ueberein -91 stimmung war kaum zu erwarten; und ich bemerke dabei, daß meine Mittelzahlen allein durch Beobachtungen erhalten sind, welche ich in dem Antillen-Meerezwischen der Küste von Paria, den Inseln Santo Domingound Jamaica, dem mexicanischen Vorgebirge Catocheund dem Rio Sinuselbst angestellt und theilweise eingesammelt habe.

Der Anfang der Küstenströmung des nördlichen Brasiliensund der Guyana, d. h. die Gegend, wo der süd-atlantische Aequinoctial-Strom gegen den amerikanischen Continentstößt, ist nicht, wie man gewöhnlich sagt, das Cap St. Augustin. Es liegt derselbe ohngefähr einen Grad südlicher: bei Porto de Barra grande, nach Roussin's und Givry's Karte von 1826 in lat. 2′, nördlich von Porto Francez. Sabinefand vom Cap San Roquebis Trinidad: erst 25°,5; dann unter dem Aequator 26°,2; in lat. und N, wo das gegen NO ausströmende Wasser des Amazonenflussesam weitesten vordringt, 27°,2 bis 28°,8; und längs den Küsten von Cayenne, Paramaribo, Demerary, den Mündungen des Orinoco22°,7 und 28°,2: alles im Monat August. 1Sabine's zahlreiche Beobachtungen, auf eine der großen Atlas-Karten von Rennell getragen; und Pendulum Experiments p. 438. Von der Insel Trinidad bis Kingston auf Jamaica fand Sabine immerfort 83° F. (28°,2 C.): also eine ohngefähr um Grad größere Meereswärme als die mittlere Temperatur dieses Theils des Antillen-Meeres. Die wärmsten Gegenden des antillischen Meeres, in den Grenzen, welche ich demselben oben bestimmt habe, liegen: 1) nördlich von Guadeloupe: zwischen dieser Insel, St. Christoph, Antiguaund der Barbade; 2) in dem tiefen Busen zwischen Veragua, Panama, den Mündungen des Atratound Rio Sinu, welche ich in einer sehr stürmischen Jahreszeitbesuchte. Dort ist die mittlere Jahres-Temperatur des Meeres 26°,8 und 27°,7. Die kältere Zone92 ist in den Kleinen Antillendie, deren mindere Meereswärme der Nähe der Küsten des südlichen festen Landes zugeschrieben wird, wo eine Reihe von Sandbänken der Küste folgen und Ursach der Erkaltung sind. 1Ich habe diese Erkaltungen in dem antillischen Meere gemessen auf der schmalen Sandbank, welche sich von Tabago nach der Grenade hinzieht; auf den Bänken um die Insel Margarita, die Halbinsel Araya und Maniquarez, wie die Insel Piritu; um die Felsinseln Caymanes, auf dem großen Banco de la Vibora, in den Jardines und Jardinillos südlich von Cuba. Siehemein Voyage aux Régions équinox. T. I. p. 213 und 275, T. III. p. 329-330, 467, 471, 476, 478, 502 und 506. Ich halte diese Zusammenstellung von Temperatur-Beobachtungen auf Untiefen nicht unwichtig für diejenigen, welche einmal meine und des scharfsinnigen Deville's Arbeiten nach Jahren fortsetzen wollen. Ich würde aber nicht dem Ausspruch von Devilleim allgemeinen beipflichten, wenn er sagt: que la température des eaux croît toujours à mesure qu'on s'éloigne des côtes.

Ein recht merkwürdiges und nicht genug beachtetes Phänomen ist die Unterbrechung oder vielmehr gänzliche Umkehrung des ost-westlichen Aequinoctial-Stromes an der Nordküste der Tierra firme. Eine solche Umkehrung, die 15 oder 20 Tage dauert und gar nicht mit dem Mondwechsel zusammenhängt, tritt hauptsächlich in den Monaten September, October und November ein. Schiffe, welche von der Guayranach Porto Cabellobestimmt waren, konnten, selbst wenn der Wind noch aus Osten wehte, nur mit Mühe gegen die westliche Strömung ankämpfen. Diese corriente por arriba (der Strom nach oben2Rennell glaubt wichtige Folgerungen für das relative Niveau der caribischen und mexicanischen Golfwasser aus dieser corriente de arriba ziehen zu können; Investigation of Currents p. 148. ) wird von den Küstenfahrern den Nordwest-Winden im Golf von Mexico, welche sich südlich vom Cap San Antoniobis nach dem Banco de la Viboraund den Caymanesver -93 breiten, zugeschrieben: ob mit Recht? da jene Nordwest-Stürme mehr dem Frühjahr als dem Herbste1Humboldt, Essai politique sur la Nouv. Espagne T. I. p. 50. zugehören. Die Umsetzung des Aequinoctial-Stromes beginnt gewöhnlich mit einer Windstille; bisweilen aber auch, wenn der Ostwind noch heftig bläst, sieht man diesen allmälig in vollen Westwind übergehen. Ich habe bemerkt, daß die regelmäßigen stündlichen Variationen des Barometers (Ebbe und Fluth des Luftmeeres) während dieser anomalen Erscheinung keinesweges unterbrochen werden. Aehnliche und noch merkwürdigere Phänomene der Umsetzung von Meeresströmen bietet der schon wegen größerer Meereswärme bezeichnete, tiefe Busen zwischen dem Darienund den Schneebergen von Santa Martadar2VergleicheHumboldt, Relat. hist. T. I. p. 543, T. II. p. 104, T. III. p. 511. ; wie auch der Canal Viejo nördlich von Cuba, in welchem die Wasser gewöhnlich von der Havananach Matanzas, bisweilen aber auch viele Tage lang umgekehrt fließen. In dem westlichen Theile des antillischen Meeres, welchen ich auf einer Ueberfahrt von Batabanodurch die Jardines und Jardinillos nach der Mündung des Rio Sinuund nach Cartagena de Indiasbeschifft habe, stößt der Aequinoctial-Strom westlich von der Serranilla und Providence an die von Süden nach Norden gerichtete Mosquito-Küste, und dringt, durch deren Wiederstand in seiner Intensität ansehnlich vermehrt, bei dem Vorgebirge Gracias á Dios tief westlich in den Busen von Honduras ein, um von da aus, süd-nördlich gerichtet, die östliche Küste der Halbinsel Yucatanbis zum Vorgebirge Catoche zu verfolgen. In dieser ganzen weiten Meeresstrecke zwischen den Meridianen von 83° bis 78° fand ich wieder die Wärme der Wasser Nord nach Süden 26°,6; 26°,8; 27°,2. Südlich94 von den Küsten von Santo Domingohatte ich ein Jahr früher, als ich das erste Mahl die große Bank von la Vibora (Pedro bank) in ihrer ganzen Länge durchstrich, zwischen Cap Beataund Cap Abacounur 25°,5 und 25°,8 gefunden.

In der nördlichsten Grenze des antillischen Meeres, in dem Canal von Yucatan, zwischen dem östlichsten Vorgebirge der Halbinsel dieses Namens und dem westlichsten Ende von Cuba, gelangen wir zu dem Punkt, welcher gewöhnlich als der Anfang des Golfstroms betrachtet wird. Die Geschwindigkeit der nördlichen Strömung ist am größten in der Mitte des Canals: bis 2 englische miles in der Stunde. Er bildet den Eingang zum mexicanischen Busen: der als ein kleines Binnenmeer mit zwei schmalen Oeffnungen zu betrachten ist: eben so wie man sich geologisch das eigentliche antillischeMeer durch die ehemalige Verbindung der großen Antillen, deren höchste Gebirgstheile einander genähert liegen, und durch eine Reihe merkwürdiger Untiefen, die zu einem Anschluß an das Cap Gracias á Dios1» Lorsqu'on considère sur une carte la proximité des hautes terres de St. Domingue, de Cuba et de la Jamaïque qui avoisinent le Windward Channel, le prolongement de la péninsule occidentale de Leogane et des Cayes de St. Domingue, la position de l'îlot Navaza et du banc des Hormigas, entre les caps Tiburon et Morant; enfin cette chaîne d'écueils qui se suivent depuis les Grenouilles (las Ranas ou Morant Kays), Portland Rock, le long banc de la Vibora, le Baxo Nuevo, la Serranilla et Quita-Sueño vers la Sonde de los Mosquitos et le Cap Gracias à Dios: on ne peut méconnaître, dans ce système d'îlots et de bas-fonds, la trace presque continue d'une arête de soulèvement dirigée du Nord-est vers le Sud-ouest. Cette arête et l'ancienne digue qui liait, par l'écueil de Sancho Pardo et les Iles de las Mugeres et du Contoy, le Cap Saint-Antoine de Cuba au Cap Catoche du Yucatan, divise la grande Mer des Antilles, en prenant ce nom dans toute sa généralité, en trois bassins partiels. Le plus septentrional désigné, depuis longtemps, par le nom de Golfe du Mexique; l'intermédiaire ou bassin central, limité au sud par une digue entre la Jamaïque et le Cap Gracias á Dios, pourrait être appelé la Mer d'Honduras, à cause du golfe de ce nom qui en fait partie; le bassin méridional, compris entre les Petites Antilles et les côtes de Venezuela, du Veragua et du pays des Indiens Mosquitos, formerait la Mer des Caribes. C'est un phénomène bien digne d'atten-tion que de trouver les éruptions et les roches volcaniques modernes distribués sur les deux bords opposés de ce dernier bassin, aux Petites Antilles et dans Costa Rica et le Nicaragua, non sur les bords nord et sud dans les Grandes Antilles et sur la terre ferme. Je reconnais de même dans notre Méditerranée d'Europe les vestiges de trois anciens bassins par la proximité de Rhodes, de Scarpanto (Carpathos), Casos, Candie et Cerigo; comme par celle du Cap Sorello de la Sicile, de l'île Pantelaria et du Cap Bon d'Afrique. « Humboldt, Relat. hist. T. III p. 236 und 506. zu leiten scheinen (gleich dem vormaligen95 Zustande des mittelländischen Meeres), in mehrere kleinere Becken getheilt denken kann. Die süd-nördliche Strömung füllt nicht den ganzen Canal von Yucatan, den ganzen Raum zwischen den zwei niedrigen Vorgebirgen Catoche und San Antonio aus. Dem letzteren genähert fand ich im März-Monat die Temperatur der ruhigen Wasser 24°,6; die Strom-Enden 26°,7. In derselben Gegend beobachtete Sabine1Pendulum Experiments p. 450. im Monat October 27°,7 und 28°,0. Der größere Theil der süd-nördlichen Strömung bewegt sich aber längs der Küste von Yucatan um das Vorgebirge Catoche. Mein Freund, der gelehrte mexicanischeStaatsmann, Lucas Alaman, der auf meine Bitte auf einer 60tägigen Winterreise vom Havrenach Veracruzmit auf der PariserSternwarte berichtigten Instrumenten ununterbrochen Meer - und Luft-Temperatur beobachtete, trat in den mexicanischen Golf an der Seite des Vorgebirges Catoche ein. Er fand 12geographischeMeilen nördlich von dem Vorgebirge am 20 Februar das Meerwasser nur96 zu 25°, wahrscheinlich als Folge der Jahreszeit und der Einmischung von kalten Wassern der nahen Untiefen. Auch die Karte von Devillegiebt für die Winter-Temperatur des Meeres in dieser Nähe der Küste nur 24° bis 25° an. In der ganzen Sonda (los Baxios de Campeche) fand Alaman1Bei der Anforderung, welche Arago und ich an Herrn Alaman richteten, lag es uns besonders daran Winter-Temperaturen des atlantischen Meeres in dem nördlichen Theil der gemäßigten Zone zu erhalten: in Parallelen, unter denen es auf dem Continente schneit und friert. Ich gebe folgenden Auszug aus dem ungedruckten Schiffsjournal von Alaman, welcher mit der kleinen Tabelle (obenS. 80) zu vergleichen ist:Winter 1820Länge von Parisgeogr. BreiteWärme der Luft (Cent. Therm.)Wärme des Meers (Cent. Therm.)2 Januar11° 52′46° 49′10°,813°,04 16 843 1113,113,75 18 1141 4015,414,46 19 1640 4615,815,07 20 239 3515,014,58 20 4838 5516,215,011 24 5235 4616,215,813 28 1832 5617,017,516 30 2030 220,018,2im Mittel die Temperatur des Meeres nur zwischen 22°,5 und 23°,7. Ich gebe Bruchtheile von Centesimal-Graden an, weil bis zu diesen in der Tropenzone, besonders in offenem Meere, die Temperatur oft in Arealen halb so groß als Frankreichsich gleich bleibt. Bei dem Cap San[Antonio]wendet sich die Strömung nach der Nordwest-Küste der Insel Cubahin, also gegen die Untiefe de los Colorados, gegen Bahia Honda, die Havanaund Matanzas. In dem Canal viejo de Bahamasetzt derselbe Strom weiter von Westen in Osten fort bis zum Banco de los Roques( Salt97 Key Bank), einer Untiefe von großem Umfang, welche durch den Canal von Santaren von der Großen Bahama-Bank getrennt ist, ohngefähr bis long. 82°. Weiter östlich verengt sich der Canal viejo bis zu 6 oder 7 geographischen Meilen, und in diesem Theile wird die allgemeine antillische Aequinoctial-Strömung von Südosten in Nordwesten (beim Cap Maisybeginnend) vorherrschend. Diese nordwestliche Strömung ist es auch, welche den Canal von Santaren füllt.

Die Wasserbewegung im mexicanischen Busen ist, wie man längst erkannt hat, eine kreisende, längs den Küsten wirbelnde. Der Eingang der Wasser im Canal von Yucatan hat in dem engsten Theile eine Breite von 27½geographischeMeilen, während die Oeffnung des Ausgangs zwischen der Nordküste von Cubaund der Bank de los Martires, im Meridian von Matanzas, kaum 21½geographischeMeilen breit ist. 1Bei diesen Angaben der Entfernungen lege ich meine eigenen Arbeiten zum Grunde: nach denen, wenn die Havana (fanal del Morro) in 84° 43′ 7″ liegt, sich chronometrisch das Cap San Antonio in long. 87° 17′ 22″, Matanzas in long. 84° 2′ 49″ ergiebt. Siehedie Analyse der astronomischen Fundamente meiner Carte de l'Ile de Cuba 1826 (Atlas géogr. et physique Pl. 23) in meiner Rel. hist. T. III. p. 580 bis 592. Die Positionen von Florida sind der General Chart of the Indies vom Cap. Ant. de Mayne entnommen. Dazu liegen Eingang und Ausgang des kleinen Binnenmeeres von WSW in ONO kaum 75 Meilen von einander entfernt. Die Strömung geht an der Küste des Continents genau gegen Norden bei den kleinen Inseln Cozumelund Contoy; dann gelangt sie: um das Vorgebirge Catoche von Osten gen Westen bis Punta gordain dem Banco de Sisalbei der Punta de Palmas; nord-südlich von Punta gorda, durch die Untiefen von Campechebis Laguna Terminos; ost-westlich überaus schwach (ja bei Veracruzganz unbemerkt) längs der Küste von Tabascobis Alvarado; vonNote: nach der einen Correctur auf S. 98 kann der Bogen abgezogen werden B98 SO nach NW von Veracruzbis Tambico, bei der Laguna de Tamiagua; von Süden nach Norden gerichtet über die Mündung des Rio del Nortehinaus bis zur Barra de San Bernardo, Galvestonund Sabine River. An dieser ganzen westlichen Küste des mexicanischen Busens ist die süd-nördliche Strömung, besonders zwischen lat. 24° und 26°, zwischen Soto la Marinaund dem Ausfluß des Rio del Norte, sehr von der Richtung der Winde abhängig; ja an der nördlichen Küste zwischen Galvestonund dem Südwest-Paß des Ausflusses des Missisippiherrscht vorzugsweise längs der Küste ein Strom von Osten nach Westen. Wir haben für die Permanenz dieses der Schifffahrt so hinderlichen Gegenstroms ein sehr gültiges Zeugniß, das des erfahrenen Peter Mastersvon Liverpool. 1Journal of the Royal Geogr. Soc. Vol. XV. 1845 p. 236. Es wird der Gegenstrom den dort herrschenden südost-Winden und der Anhäufung des sich stauenden Flußwassers, welches aus der südwestlichen Mündung des Missisippi ausströmt, zugeschrieben. Der Fluß hat etwas unterhalb Neu-Orléans 2425englischeFuß Breite; und eben dort (bei Memaster's plantation) in hohem Wasser 100, etwas nördlicher (bei Sauve's plantation) 135 Fuß Tiefe. Er giebt, das discharge by the Atchafalaya mitgerechnet, nach Messungen vom J. 1851 in jeder Secunde dem mexicanischen Meerbusen 1280000englischeCubikfuß süßen Wassers. In jedem Cubikfuß sind nachProfessorRiddell's genauen Versuchen 1 / 3000 feste Erdtheile enthalten. Siehedie vortreffliche Schrift des Civil-Ingenieurs Charles Ellet: the inundations of the[Mississippi]Note: Mississippi and Ohio, Philad. 1853, p. 29, 32, 43 und 69. Von Galvestonan längs den Küsten von Texas, der Luisianaund Alabamaist die Nordgrenze des großen Meerbusens auf 120geographischeMeilen ununterbrochen von Westen nach Osten gerichtet. Im Osten des Missisippiwird die Wirkung einer west-östlichen Strömung wieder erkannt. Von dem Wendepunkt Apalachicola(lat. 30° 3′) an geht der Golfstrom in fast nord-südlicher Richtung (genauer NNW-SSO), folgend der westlichen Küste99 der Halbinsel Florida, bis zur Spitze derselben, Sable Pointoder Punta Tancha (lat. 25° 3′) genannt. Das Cap Floridaliegt bei Miami, 47′ nördlicher (lat. 25° 50′), an der östlichen Küste von Florida, dem South Biminiauf der großen Bahama-Bank gegenüber.

In den vielen Abhandlungen, welche über die thermischen Verhältnisse des Golfstroms erschienen sind, wird die Wärme der Meereswasser im Golf von Mexico um vieles höher angegeben, als Devilleund ichdieselbe aus Mittelzahlen, die aus langen Reihen von Beobachtungen gezogen wurden, bestimmen. Man hat bisher nicht gehörig die Jahreszeiten unterschieden. Die sichersten und unbestreitbarsten Elemente jeder gründlichen Untersuchung über die Meereswärme sind genaue Angaben der höchsten und niedrigsten Temperatur, die man gefunden, wie der Verbreitung dieser Maxima und Minima über große, geographisch wohlbestimmte Areale. Ich habe benutzen können: meine eigenen Temperatur-Beobachtungen auf einer Ueberfahrt1Die Schiffswege, welche bei den Ueberfahrten befolgt werden, sind von großer Wichtigkeit. Ich bin mitten durch den Meerbusen gefahren: nördlich fast im Meridian von Neu-Orleans, bis lat. 26°½. Alaman hat den Parallel von 22° 14′ nicht überschritten; und hat, den Untiefen näher geblieben, doch das Thermometer nicht unter 24°,3 sinken, auch nicht höher als 26°,4 steigen sehen. Ich fand zwischen long. 98° und 94° immer gegen 21°,7; aber östlicher, zwischen long. 93° und 89°, immer 22°½ bis 24°,3 am Ende des Februars. Herr von Planitz hat in zwei Punkten (long. 93° 29′ und lat. 23° 4′, wie long. 97° 50′ und lat. 20° 57′) meine ein-und-dreißig Jahre frühere Fahrt durchschnitten. Wir fanden an fast gleichen Punkten: er am 28Januar24°,3, ich am 13 März 22°,8; er am 30Januar22°,4, ich am 8 März 22°,8. Es war im letzten Fall, wo mein Beobachtungsort in Länge nur 68, in Breite 37 Minuten verschieden war, vollkommene Identität; im ersten Fall, wo der Stations-Unterschied in lat. 1°½, in long. nur 13 Minuten betrug, 1°½ Differenz. von Veracruznach der Havanaim Monat März 1804, die von Lucas Ala -100 manim Februar 1820 und die von C. von Planitzim Januar 1835. Alle drei sind bisher ungedruckt geblieben, haben aber, ergänzt durch Schiffsjournale aus Sommermonaten (Juni bis August), im Jahre 1833 der Akademie vorgelegt werden können. Das allgemeine Resultat, auf Centesimal-Grade reducirt, war für die mittlere Jahres-Temperatur des mexicanischen Meerbusens, 25°,4. Deville findet die Meereswärme des Jahres ohngefähr zu 25°,7: nämlich in vielen Theilen des Beckens eine Jahres-Isotherme von 25°,5; in anderen von 26°,0. Die Winter-Temperatur giebt seine Karte zu 22°,5 und 25°,0 an. Die wärmste Sommer-Temperatur ist nach ihm 28°,3 (82°,7 F.). Diese hohe Isotherme des Meerwassers bildet sonderbar genug ein kleines Oval in der Mitte des Beckens (lat. 25°¾, long. 93°½), fast zwei Grad westlich vom Meridian der Missisippi-Mündung. Es wäre interessant, aufzufinden, ob nicht in der Folge der Zeiten dieser kleine Wärme-Pol (so nennt Devillejenen, etwa 18geographischeMeilen langen Raum ruhender und darum stärker erhitzter Wasser) seinen Ort verändert. Diese so hohe Temperatur zeigt sich nur noch einmal etwas südlicher, in long. 86°¾: und zwar nahe an dem Ausgang des Binnenmeeres, westlich von der Tortuga-Untiefe. Wenn man diese numerischen Resultate mit denen des antillischen Meers(die Benennung im strengen Sinne des Worts genommen) vergleicht; so ergiebt sich, daß die mittlere Jahreswärme des letzteren Meeres nicht geringer, sondern höher als die des Meerbusens ist: die Sommerwärme geringer, die Winterwärme beträchtlich größer:101

Meer der Antillenmexicanischer Meerbusen
Temperatur des Jahres26°,7 Cent.25°,7 Cent.
Sommers27,527,9
Winters26,023,7

Wärmende Potenzen sind, außer dem kreisenden Golfstrome, die einschließenden nahen, theilweise sandigen und dürren Küsten: kälteerregende die fast ununterbrochene Zone von Untiefen, welche besonders an ihren Rändern, nach meiner Erklärungsweise, die oberen Wasser mit den tiefen mischen; die kalten Nord -, eigentlich Nordwest-Stürme1Ueber die Vorboten der Nordstürme (los Nortes) habe ich umständlich gehandelt im Essai politique sur la Nouv. Espagne T. I. p. 289. Seltnere, aber sehr gefahrbringende Nordstürme, die nortes del hueso colorado, erscheinen zwischen Mai und August. , welche von dem Herbst - bis zum Frühjahrs-Aequinoctium wüthen, besonders im März und April: auch in den Monaten, in welchen sie schwächer sind, durch bedeckten Himmel die Insolation vermindern und die Wirkung der Untiefen-Wasser erhöhen.

Ehe wir die Strömungen des Golfs von Mexico verlassen, ist hier noch der Messungen des französischen Ingenieurs Poussinzu erwähnen, der im Dienste der Vereinigten Staatenunter Leitung des Generals Bernarddas Niveau des Meerbusens um mehr als 3 Fuß höher als das des antlantischen Meeres an der Ostküste von Florida, bei der Mündung des St. Mary River, zu finden glaubte. Es ward ein Canal projectirt, der diesen Fluß mit dem von Apalachicola, welcher in den Meerbusen einmündet, verbinden sollte. 2Poussin, Travaux d'améliorations intérieures aux États Unis d'Amérique 1834 p. 239. Aragohat schon Zweifel über das Re -102 sultat dieser Operation geäußert, weil man an beiden Endpunkten nicht die Höhen der Ebbe und Fluth, sondern bloß das Niveau der Ebben mit einander: also nicht die mittlere Höhe der Wasserspiegel, verglichen hatte. 1Arago im Annuaire du Bureau des Longitudes pour 1836 p. 320.

Je nachdem man den ersten Anstoß des Aequinoctial-Stromes an der brasilianischen Küsteund so den allgemeinen Zusammenhang der atlantischen Wasserbewegung, oder hauptsächlich nur den Ausfluß der Strömung aus dem mexicanischen Meerbusen längs der Westküste von Floridains Auge faßt; wird der Anfang des Golfstromesentweder an das Vorgebirge Catoche an der Küste von Yucatanoder in den Canal versetzt, welchen der schmale, von Westen gegen Osten gerichtete Gürtel der Untiefen de los Martiresmit der Nordwest-Küste von Cubabildet. Der Sprachgebrauch hat die letztere Ansicht sanctionirt. In der eben genannten Richtung (eigentlich WSW gen ONO) zieht sich von den Tortugas-Klippen an ein schmales Riff von Sandbänken und Felsen über Isla de Pinos, Marques, Westund Sombrero Keys(in lat. 24°¼) gegen die Spitze der Halbinsel von Floridahin. Der östliche Theil des Riffs führt bei den spanischenSeefahrern den Namen von los Martires. In dem Meridian von Sable Pointwendet sich allmälig, der Richtung der östlichen Küste der Halbinsel folgend, das Florida Reef am Cayo largo gegen Norden und schließt sich mit dem Cayo Biscayno, an dem engen Theile der Bahama-Straße, an das Cap Floridaan. Der ost-westliche Theil der Untiefen-Reihe steht der Nordküste von Cubazwischen Matanzasund Bahia honda(wo mit dem Banco de Isabela die Untiefen von los Colorados beginnen) gegenüber, und bildet einen 17geographische103Meilen breiten Canal. In meinem Werke Essai politique sur l'Ile de Cuba habe ich diese Configuration der Küsten, welche für die Havana, einen der größten Handelsplätze des Neuen Continents, von Wichtigkeit ist, umständlich behandelt.

Ehe der eben bezeichnete, von West nach Ost gerichtete Canal sich in den Canal von Bahama einmündet und eine süd-nördliche Richtung zwischen der Küste von Floridaund den beiden Bänken von Bahama nimmt, erhält er einen beträchtlichen Zufluß durch den Canal von Santaren aus dem östlichen Theile des Canal viejo: einen Zufluß, welcher seinen Ursprung der Aequinoctial-Strömung im nördlichen Theile des antillischen Meeresverdankt. Die isolirte Salt Key-Bank (das Placer de los Roques der Spanier) wird in Osten von dem Canal von Santaren begrenzt. Die Bahama-Straße (Florida Gulf and Street) zwischen lat. 25° und 27°½ hat 37 Meilen Länge; sie ist am engsten vom Cayo Biscayno nach South Bimini, und hat da eine Verengung von 9geographischenMeilen. Da die Geschwindigkeit des Golfstroms in dieser Verengung 80 bis 96englischemiles in 24 Stunden beträgt, so ist in einem Nordsturme, wie ich ihn dort erfahren, der Wellenschlag von einer außerordentlichen Höhe. Wo die Kleine Bahama-Bank endet, fast dem Ort Lauderdalegegenüber, ist die Bahama-Straße schon 15 geographische Meilen breit. Von dieser End-Oeffnung oder Mündung der Straße an ist der Golfstrom ganz von Süden nach Norden, längs der Küste Süd-Carolina's bis zum Parallel von Charlestonund Cap Roman, gerichtet. In diesem Parallel (lat. 33°) ändert aber der Golfstrom seine Richtung. Er folgt der Küste nur, so lange sie von SW nach NO gewandt ist: also nur bis zum Cap Hatteras(lat. 35° 14′); von da an, wo die Küste ihre nordöstliche Richtung gegen Cap Henryund Cap Hin -104 lopenin eine fast süd-nördliche ändert, verfolgt der Golfstrom beinahe ganz den früheren Compaß-Strich SW gen NO: und geht, sich mehr und mehr von der Küste1Zu Zeiten, besonders im Monat August, dringt doch ein westlicher Zweig des, sich von den Küsten seit Cap Hatteras entfernenden Golfstroms gegen die Mündungen des Potomac (Chesapeak-Bucht) und Delaware. Siehedie Zeugnisse vomCapitänPell (of His Maj. Ship Menai) in Rennell p. 155 und 201. entfernend, durch das freie Meer. In etwas mehr nördlicher Wendung erreicht er (lat. 40°½) den südöstlichen Rand der Bank von St. George und einen Theil der Bank von Nantucket. Die Gegend dieser Untiefen ist ein wichtiger Wendepunkt des Stromes: der sich plötzlich nach Osten und in einer etwas östlicheren Länge nach O11°N wendet2Vergleichedie vortreffliche Abhandlung des Capitäns Phil. de Kerhaliet (Considérations générales sur l'Océan Atlantique) in den Annales hydrographiques pour 1852 p. 74. , um die Südspitze der Bank von Neufundland zu erreichen. Die gegen Osten gerichtete Wendung des mächtigen Stromes, veranlaßt durch die Untiefen von Nantucket und St. George, hat eine große Analogie mit der Wirkung, welche die Agulhas-Sandbank an der Südspitze von Afrikaauf die südliche Abwendung des ost-westlichen warmen Stromes ausübt, welcher aus der Mozambique-Straße herabkommt. Solche abwendende Störungen beweisen die perpendiculare Dicke der strömenden Wasser: da die eben genannten amerikanischenUntiefen auf das wenigste 60 bis 80, die afrikanische im Mittel 100, an einigen Punkten 258 Faden tief liegen.

Die Wasser des Golfstroms, in der Länge von mehr als 525geographischenMeilen, in welcher ich dieselben vom Eingang des Bahama-Canals bis östlich über die Bank von Neufundland hinaus gesehen, sind tief blau; und der oceanische Strom contrastirt dadurch sehr auffallend mit den kalten, unbewegten105 Wassern, die sein flüssiges Ufer bilden, und von grüner und grünlich grauer Farbe sind. Im mexicanischen Meerbusen, welchen ich aber mehr in seiner Mitte durchstrichen bin, ist mir keine Farben-Veränderung des Meerwassers vorgekommen, welche ich dem strömenden Theile zuschreiben könnte. In diesen südlicheren Breiten, besonders in der eigentlichen Tropenzone, ist die allgemeine Färbung des Meers ohnedies der Regel nach indigblau. Was außer der Färbung den Golfstrom auszeichnet, sind die Streifen von Seetang, welche ihn meist, hauptsächlich auf der östlichen Seite, begleiten und seine Richtung angeben; die Zunahme der feuchten Luftwärme: welche man fühlt, wie man in denselben gelangt; die öftere Nebelbildung in seinem Gebiete, so wie es von kalten Winden berührt wird. Die Wasser im Strome sind dem Geschmack nach salzreicher als die Wasser ausserhalb desselben. Die ungestüme Witterung hat mich gehindert das specifische Gewicht zu bestimmen. Die nächtliche Phosphorescenz hat mir in den Golfstrom-Wassern oft auffallend groß geschienen, z. B. im Parallel vom Cap Hinlopen: obgleich BenjaminFranklindas Gegentheil behauptet (Thermometr. Navig. p. 2). Auffallend ist es, daß die Wallfische (keinesweges aber die Haifische) den Golfstrom meiden, da sie doch in Meeren der Tropenzone oft in noch wärmerer Temperatur leben. Maury1Maury in dem American Journal of Science Vol. 47. 1844 p. 179 und North-Brit. review 1845 Nov. p. 248. Die Verschiedenheit der Wallfisch-Arten übt auch einen großen Einfluß auf die Vorliebe, welche diese Thiere für bestimmte Meeres-Temperaturen haben;vergleichedie interessanten Letters from Whalemen, welcheLieutenantMaury in seinen Sailing directions for 1851 gesammelt hat. bemerkt mit Recht: daß dieses Vermeiden des Stroms um so auffallender ist, als derselbe eine große Menge Medusen ernährt, und Meeresströme sonst überall die106 großen Straßen bilden, denen die Cetaceen folgen. Wo unfern der Gruppe der Azorender Golfstrom bereits sehr erkaltet ist, und die große Masse von Mollusken, welche er auf dem langen Wege aufgenommen, hier, als in der Mündung des pelagischen Flusses, anhäuft, versammeln sich die Wallfische in Menge, um Nahrung zu suchen. Ausgezeichnete nordamerikanischeSee-Officiere hatten sich durch Messungen überzeugt, daß da, wo die Strömung stark ist, die Oberfläche des oceanischen Stromes stets im Queer-Durchschnitt eine Convexität darbietet. Bei Cap Hatterassoll die Convexität, der Niveau-Unterschied der Ränder und der Achse, an 2 Fuß betragen. 1» That the Gulf Stream is roof-shaped, higher in the middle and lower at the edges, and that it has a roof-current running from the middle or axial line to either edge, has been proved by experiments of officers of the navy. « A. a. O. p. 120, 123 und 131. Auch 3 englische miles unterhalb des Niagara-Falles ist in dem, durch enge Felsufer zusammengedrängten Schwall des Wassers der mittlere Theil 12 bis 13 Fuß höher als die Seitenströmung (Edinb. Review Vol. CV. p. 372). Von fliegenden Fischen (Exococtus volitans), welche den warmen, blauen, einströmenden Wassern in die nördlichen Breiten folgten, ist mir von den Matrosen vieles erzählt worden; ich selbst erinnere mich nicht welche bemerkt zu haben. In dem östlichen Theile des atlantischen Oceans (long. 22° 25°) habe ich sie nicht nördlicher als unter dem Parallel von 22° gesehn (Rel. hist. T. I. p. 204). Der warme Strom selbst ist oft durch sehr schmale, der Achse parallele Streifen kalten Wassers durchschnitten.

Trotz der zahlreichen Versuche, welche man seit 1776 über die Temperatur des Golfstroms in 80 Jahren gesammelt, hat das Auffinden von mittleren Werthen doch eine große Schwierigkeit, da die Zahlen bei Ueberfahrten auf zufällig, unmethodisch eingeschlagenen Wegen, und in sehr ungleichem Verhältniß in Hinsicht der Vertheilung unter die verschiedenen Jahreszeiten erlangt sind. Die Maxima bieten mehr Wahrscheinlichkeit107 als die Minima dar. Die Geschwindigkeit der Strömung nimmt viel schneller ab als die Temperatur. Das Volum der Oberfläche der Breite, ein nach Winden und Jahreszeiten sehr veränderliches Element, steht in entgegengesetztem Verhältnisse zu der Schnelligkeit und der Veränderung der Temperatur. Ein Strom, der flüssige Ufer hat, verändert leicht seine Breite, besonders da, wo entgegengesetzte Ströme gegen seine Ränder kämpfen. Nimmt der warme oceanische Strom mit einer temporären Vermehrung der Geschwindigkeit zu, so geschieht, was die Flüsse auf der Feste thun: der Golfstrom tritt aus seinen Ufern und überschwemmt das ihn begrenzende kältere, unbewegte Meer; die gesalzneren, aber sehr warmen, specifisch leichteren Wasser bilden eine dünne Schicht über den angrenzenden Uferräumen. Die Erscheinung ist nicht von langer Dauer, und lehrt, daß man nicht immer in dem eigentlichen, gewöhnlichen Bette des Golfstromes ist, wo man beginnt wärmeres Wasser in demselben Parallele zu finden. Wenn man allerdings mit Recht behauptet daß in seinen großen Zügen der allgemeinen Richtung, von dem Eingange in den engen Canal von Bahama bis long. 42°, das Phänomen des Golfstroms constant ist; so scheint doch aus der Vergleichung einer großen Zahl von Cursen, mit genauen, auf Chronometer oder Mond-Distanzen gegründeten Längen-Bestimmungen, sicher hervorzugehn, daß in gewissen Jahreszeiten der Strom in beträchtlichen Theilen seines Laufes sein Bette verläßt, und in nahe auf einander folgenden Jahren keineswegs um dieselben Raumgrössen.

Die Frage z. B., unter welchen Verhältnissen der Strom den südlichen Theil der großen Bank von Neufundland berührt, wie es der Fall war, als ich die Bank besuchte? und unter welchen Verhältnissen er sich südlicher hinzieht? kann, wie so viele108 andere, für den Verkehr zwischen Europaund Nordamerikawichtige Fragen, erst dann gelöst werden, wenn mehrere Jahre hinter einander zwei Schiffe, mit Instrumenten zur Bestimmung der Geschwindigkeit, Temperatur, Breite und Tiefe des Golfstroms ausgerüstet, auf Kosten einer Regierung1Vergebens habe ich die Nothwendigkeit einer solchen Expedition schon vor 40 Jahren entwickelt (Rel. hist. T. I. p. 72). Die Wendepunkte bei Cap Hatteras und Nantucket, die süd-östliche Beugung gegen die Azoren, die nach Norden und Nordosten (Island, schottische Inseln, Norwegen) abgehenden Zweige werden besonders die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Die Vergleichungs-Temperaturen außerhalb des warmen Stromes müssen ja fern vom östlichen und südlichen Rande desselben aufgesucht werden, weil zwischen dem westlichen und nördlichen Rande die complicirtesten Verhältnisse durch eine zwiefache Ursach der Erkaltung (Küsten-Untiefen) und die nord-südliche, arctische Strömung eintreten. verwandt werden könnten. Ich sage: zwei Schiffe: damit ergänzt werde, was jetzt immer fehlt: die gleichzeitige Angabe der Temperatur in dem unbewegten und von Untiefen freien Wasser unter denselben Parallelen als die, unter welchen die Bestimmung der Meereswärme in der Mitte des Golfstromes gemacht wird. Ich bin mit diesen Ideen auf das lebhafteste beschäftigt gewesen während meiner, mehr als fünfjährigen, amerikanischenExpedition, auf der ich bei 4 Ueberfahrten (von der Küste Cumana'snach der Havanadurch die Straße von Yucatan, von Veracruznach der Havana, von der Havananach Philadelphiaund von Philadelphianach Bordeaux) 53 Tage in dem Golfstrome und in Strömungen, die zunächst mit demselben zusammenhangen, auf dem Meere zubrachte und die Temperatur an 90, astronomisch der Breite und Länge nach sorgfältig bestimmten Punkten in den Monaten Mai bis Juli gemessen habe.

Nachdem wir vom 15 bis 18 März 1804, eingeschifft zu Ve -109 racruzauf der königlich spanischenFregatte la O (Capitän Don Miguel Palacios), fast in der Mitte des mexicanischen Golfs (lat. 25°¾ - 26°¼, long. 91°½ - 89°¾) einem heftigen mit Blitzen begleiteten Nordsturm ausgesetzt gewesen waren (Meereswärme 23°,8 und 24°,3 Cent.), erreichten wir ohngefähr in lat. 26° 40′ die Untiefe an der westlichen Küste der Halbinsel von Florida. Die Meereswärme fiel allmälig Nachts nach 1 Uhr am 17ten auf 22°,7. Weiter südlich, bei den Baxos de la Tortuga und des Cayo del Marques, wo viel Medusen und Seetang zu sehen waren, fand ich die Temperatur der weißen, milchichten Sondenwasser1Hier die einzelnen Beobachtungen an Fahrenheitischen Graden, deren ich mich gern der kleineren Theilstriche wegen bediente, besonders bei nächtlichen Beobachtungen. Am 18 März (1804):9 Uhr Morgens68°,0am Curse OSO gegen die Sonda10 69,4noch nicht gelothet12 Mittags72,2tiefere Wasser5 Abends70,0viel Medusen6 70,8Untiefe der Tortuga, 60 Faden9 69,3Untiefe, Grund in 40 Faden.Am 19 März, als wir die Untiefe gegen S und SSO verlassen, dem Mariel gegenüber 77°,8 (25°,8 Cent.), und so dieses Mal unverändert bis zur Havana. abwechselnd 20° und 20°,4; aber kaum waren wir weiter südlich von der Sonde de la Tortuga ab in den tiefen und breiten Canal zwischen dem Florida-Riff und der Cuba-Küste bei Marielgekommen, so stieg das centigrade Thermometer im Seewasser auf 25°,2. Da meine Beobachtungen in den März-Monat fallen, so stimmen sie ganz mit Deville'sIsothermen vom Februar bis April überein. Daß im offenen Golfe in der Nähe der Havanadie Temperatur nicht höher steht, ja wiederum abnimmt2General Sabine, der auf dem Pheasant MitteNovember1822, also in einer Epoche, wo die Meer-Temperatur wärmer als im März ist, diese Gegend besucht hat, sah, als er sich der Havana näherte, die Wärme von 28° bis auf 26°,8 C. sinken (Sabine, Pendulum Exper. p. 451). Auch im ganzen Monat April 1804 habe ich das Meer außerhalb des Morro de Havana meist nur zu 25°,8 bis 26°,2 gefunden. Es ist hier nur von Wärme-Unterschieden naher Wasserschichten die Rede; denn der Breite, in welcher die Havana liegt (23° 9′), würde nach vielen analogen Beobachtungen ohne den Einfluß des Golfstroms nur eine Meeres-Temperatur von 23°,6 Cent. zukommen. (Rel. hist. T III. p. 521.) , wird mit Recht110 den beigemischten Wassern aus den nahen nördlichen Florida-Untiefen zugeschrieben, welche von den Winden südlich getrieben werden. Wie wir uns im Mai 1804 (auf der Ueberfahrt von der Havananach Philadelphia) der Meeresgegend näherten, wo im Angesicht des Westrandes der großen Salt Key Bank, von den SpaniernPlacer de los Roques genannt, die breite, west-östlich gerichtete Florida-Straße in nord-östlicher Richtung in die, hier enge Bahama-Straße einmündet; stieg die Temperatur des Wassers (und von dieser ist hier allein die Rede) schon (in lat. 23° 57′) auf 26°,5 (80° F.). Die Untiefe, von der die englische Admiralität eine Special-Karte durchCapitän de Mayne1825 hat aufnehmen lassen, hat an ihren schroffen Rändern kleine Inseln: in Westen den eigentlichen Salt Kayoder (wie neuer gesagt wird) Salt Key (long. 82° 43′), in Norden die Cayos de Perros (Dog Rocks), in Südost die zwei langen Islas Anguila, mit einer Süßwasser-Quelle! Dieser Raum (lat. 23°½ 25°¼) zwischen dem genannten Placer, dem Ausgang des Canal de Santaren, dem Hawk Channel zwischen den Ost-Florida-Untiefen und den Baxos de los Martires gehört wegen der Complication von oft wechselnden Strömungen (nahe an der Ostküste von Floridagehen dieselben nach Südwest) zu den Gegenden, welche am meisten Schiffbrüche veranlaßt haben.

Die Temperatur stieg um nichts in den Engen (Narrows)111 des Canals von Bahama, ob wir uns gleich aus Besorgniß vor den Küsten in der Mitte des Stromes hielten. Die Geschwindigkeit des Golfstroms wird im Mittel gerechnet: in der Enge von Bimini zu 4 englischenMeilen, bei Cap Hatteraszu 3, südlich von der Bank von Neufundland zu miles in der Stunde. In lat. 25° 11′, wo ich (am 3 Mai 1804) bei hohem Wellenschlage südwestlich von den Islotes de Bimini Wasser schöpfen ließ, war die Temperatur1Auch als Sabine auf seiner großen Pendel-Expedition Ende November 1822 durch die Narrows fuhr, fand er die Meer-Temperatur nicht höher denn 80°½ und 80°,8 F. (26°,8 und 27°,1 C.) wieder 26°,5. Das Maximum der Temperatur, welches man hier im August und September gefunden hat, wird in vielen Schriften zu 30° (86° F.) angegeben:2Dieselbe Zahl 86° F. findet sich bei Rennell p. 186, 260, 348 und 532; Maury, Sailing Directions for 1851 p. 121; Kerhallet, Océan Atlant. 1852 p. 74. Auf der Stromkarte von Maury findet man Angaben von 85° F. (29°,4 C.) in lat. 30°½; ja 84° F. (28°,8 C.) bei Cap Look-out, kaum 12geographischeMeilen südlich vom Cap Hatteras. Solche anomalen höheren Wärmegrade (mit wohlgeprüften Thermometern gemessen?) können, wo nicht Littoral-Untiefen liegen, auch nicht der arctische nord-südliche Strom längs dem Littoral hinläuft, in Sommermonaten durch Contact mit sehr oberflächlichen Erdschichten der Continente verursacht werden. Die Temperaturen von 87° und 89° F. (30°,5 und 32°,2 Cent.), welcheCapitänLivingston Ende August 1818 im mexicanischen Meerbusen beobachtet hat, gehörten dem Meerwasser an 10 Seemeilen südlich von der Mündung des Missisippi. Die höchste Meeres-Temperatur, die ich je auf meinen Reisen gefunden, war 29°,3 C. (84°,8 F.) in der Südsee, östlich von den Galapagos-Inseln. Fast ganz dieselbe Wärme fand der Oberst-Lieutenant Wilson, als er auf meine Bitte Thermal-Versuche auf der langen Fahrt von Falmouth nach Calcutta auf dem Dampfboote anstellte. In der südlichen Breite von 42′ und 88° 37′ östlicher Länge war das Meerwasser 29°,4. Auch General Sabine fand es (Pend. Exper. p. 449) nahe dem Golf von Paria, bei Puerto Espana der Insel Trinidad zu 29°,7 (85°,5 F.); aber Dirckinck von Holmfeldt beobachtete in der Südsee in 5′nördlicherBreiteund 81° 54′westlicherLänge, fast im Parallel der Punta Guascama, auf der Ueberfahrt von Panama nach Guayaquil mit Thermometern, welche Gay-Lussac verglichen hatte, die Meereswärme zu 30°,6 C. (24°,5 Réaumur, 87°,1 F.). Das ist die höchste sichere Temperatur-Beobachtung der Wasser des Oceans, von der ich mir Nachricht habe verschaffen können. (Rel. hist. T. III. p. 498 und 523). d. i. zwei112 Grade des hunderttheiligen Thermometers mehr, als Devilleaus so vielen neueren Beobachtungen schließt. Am 6ten Mai Abends, als wir uns östlich vom Golfstrom befanden, und deshalb, in lat. 30° 19′ und long. 79° 36′, die Temperatur des Meeres von 26°,5 und 26°,0 auf 21°,9 (Unterschied von 4°,6 Cent.) gesunken war; kündigte sich, gleich nach einer sonderbaren, durch Refraction hervorgebrachten, zapfenförmigen Verlängerung der blassen, graugelben, untergehenden Sonnenscheibe, ein wüthender Nordsturm an, der 6 volle Tage dauerte und von NO in O¼SO überging. Wir befanden uns während desselben, zwischen lat. 30°¼ und 37°¾, in den Parallelen von Süd - und Nord-Carolina ( Charleston, Cap Hatterasund Cap Henry), in nicht geringer Gefahr, besonders am 9ten und in der Nacht vom 11ten zum 12ten. Nur einmal in der Südsee, nahe der Küste von Nicaraguaund des Golfo del Papagayo, habe ich gleich hohen und gleich langen Wellenschlag erlebt. Alle Zeitungen haben bald verkündigt, wie viele Schiffe in diesem, ausnahmsweise weit verbreiteten Sturme im Golfstrom bei den Bermuden und an den Küsten von Santo Domingogescheitert oder untergegangen sind.

Am 7ten und 8ten Mai waren wir wieder in dem Golfstrom, auch stieg die Wärme (lat. 34° 7′ long. 77° 4′) sogleich bis 23°,2 und 24°,4. Die Richtung des Stroms war, nach der der schwimmenden Tang-Streifen bestimmt, N 45° O. Am 9ten hatte ich zwischen Gewölk eine Mittags-Beobachtung; kein Tang. Wir waren westlich vom Strome abgetrieben: Tem -113 peratur (lat. 35° 23′, long. 75° 30′) schon nördlich vom Parallel des Cap Hatteras 19°,6; dann durch oftmalige Veränderung der Windrichtung im Sturme auch häufige Veränderung des[Rhumb]. Wir waren am 10ten seit 11 Uhr Morgens (lat. 36° 30′, long. 75° 35′) im Golfstrom, beiTemperatur24°,6; am 11ten westlich vom Strom (lat. 37° 46′, und nach Jupiters-Höhen nahe der Culmination noch etwas nördlicher; long. sehr zweifelhaft 75° 10′):Temperaturdes Meeres 16°,6. Diese große Erkaltung des Wassers und seine schmutzig graue Farbe veranlaßte das Sondiren. In 80 Faden Tiefe war noch kein Grund zu finden. Die Erkaltung war daher wohl Folge einer unteren, nord-südlichen, kalten Strömung. Den 12ten und 13ten mit ungewissen Sonnen-Beobachtungen nahe am Mittag (lat. 37° 21′, long. wahrscheinlich nur 75°¼) im Golfstrom selbstTemperatur23°,3 und 23°,8. Der Theil des Stromes, welcher diese Wärme besaß, und in welchem viel Fucus und segelnde Medusen zusammengedrängt waren, schien hier kaum 10 geographische Meilen Breite zu haben. Vom 14ten an geriethen wir wieder in die kalten Wasser westlich vom Golfstrome, und blieben in diesen bis zur Mündung des Delaware, süd-süd-östlich von Philadelphia. Am 14ten Wirkung eines südwestlich gerichteten Gegenstromes; Wasserstreifen sehr ungleich: bald schön blau, aber nur 16°,6; bald schmutzig grau, 14°,3: und doch in 90 Faden wieder kein Grund zu finden. Am 15ten glückten mir endlich sichere Breiten-Beobachtungen und eine lange Reihe von Mond-Distanzen, die, von Enckeberechnet, bei lat. 38° 50′ die long. 4h 54′ 40″ oder 73° 40′ gaben. Dieser Punkt, welcher zur Correction der früheren Längen gedient hat, war demnach im Parallel des Cap Hinlopen und von diesem 40′ entfernt. Die Meer -Note: nach Berichtigung des bösen Fehlers auf S.[114] kann der Bogen abgezogen werden B114 Temperatur war des Morgens meist 12°,7; Nachts um 1 Uhr gar 10°,9 (52°Fahrenheit): wohl gleichzeitig Folge des Südstromes und entfernter seichter Untiefen. Viel Seetang zwischen dem westlichen Rande des Golfstroms und der Küste von Maryland; Luft 11°,8.

Den 16 Mai (lat. 38° 35′, long. 76° 13′) geriethen wir in die sonderbare Meereszone, die kaum Seemeilen von Ost nach Westen breit ist und wo, vielleicht als Folge kleiner entgegengesetzter, bloß oberflächlicher Ströme kalten Wassers, das Meer wie in einer kochenden Aufwallung bei vollkommener Windstille ist. Man empfindet unverkennbar abgesetzte, die kleinen Masten erschütternde Stöße, durch kurze schäumende Wellen hervorgebracht. Der Capitän unseres Schiffes (der Handels-Fregatte la Concepcion), Don Ricardo Madam, war mit diesem sonderbaren Phänomene längst bekannt. Die Piloten der Havananennen es el hervidero, wie den Ort, wo die Wasser aufkochen. Die Temperatur des Meeres war 16°,4; die der Luft 18°,7. Das Senkblei von 60 bis 18 Faden wurde wieder auf mein Anrathen, aber vergeblich, ausgeworfen. Ich überhgebheübergehe die vielen Beobachtungen, welche ich fast von Stunde zu Stunde in der Nähe des Cap Hinlopen, des südlichen Vorgebirges der Delaware-Bai, den 17ten und 18ten Mai über den Einfluß der Tiefe der Bänke auf die Temperatur der Meereswasser an der Oberfläche angestellt habe. Wir fanden Grund an dem östlichen Rande des varil de la Sonda des Delawareden 17ten in 45 Faden Tiefe: Temperatur des Meerwassers 10°,2, ja1Diese Erkaltung der Untiefe bis 8°,8 ist sehr auffallend; aber General Sabine fand auch an den Küsten von Maryland, bei Sandy Hook, auf einer Sandbank 7°,2, wenn er kurz vorher im Golfstrom 23°,3 beobachtet hatte: ein Abfall von 74°zu 45°Fahrenheit(Pendulum Exper. p. 455.) in 25 Faden 8°,8;Note: in Zeile 8 v. u. des Textes ist durch Correctur an falscher Stelle der schändliche Fehler: Ich überhebe entstanden; es soll heißen: Ich übergehe115 dann in 12 Faden Tiefe 10°,5: ja an einem anderen Punkte in 10 Faden 12°,7 C. Die Erkaltung nahm bisweilen hier mit der größeren Wasserbedeckung zu: ganz entgegengesetzt, als man es auf isolirten Bänken findet. Es vereinigen sich bei dem Ausfluß des großen Stromes sehr verwickelte Verhältnisse, unter denen die partiellen kalten Gegenströmungen nach Südwest längs der Küste und die Nähe des Continents, auf welchem die Einstrahlung (oberflächliche Insolation) stärker als auf der Meeresfläche ist, die wichtigsten sind. Die Flußwasser des Delawarefand ich vom 19ten bis 21ten zu verschiedenen Stunden 17°,7 und 18°,8 (64° und 66°Fahrenheit). Der Einfluß des Abstandes vom Mittag, vor oder nach der Culmination, war nicht größer, als ich ihn im Bette des Orinocogefunden, da, wo dieser eine bedeutende Breite hat.

Die neuesten Beobachtungen von 1834 bis 1851, welche die Isothermen-Karte von Ch. Sainte-Claire Devilledarstellt, geben folgende Resultate, wenn ich den Golfstrom von dem Anfang der Engen (Narrows) oder dem südlichsten Theile der Bahama-Straße (lat. 24° 38′) an in drei Regionen theile: 1) südlich von Bimini und Cayo Biscayno, die sich gegenüber liegen; 2) in dem Parallel des Nordrandes der Kleinen Bahama-Bank, fast bis Cap Cañaveral; 3) zwischen den Vorgebirgen Look-out und Hatteras. Es wird lehrreich sein diese mittleren Resultate mit denen zu vergleichen, welche ich in einer zusammenhangenden Reihe von Beobachtungen so eben hier zum ersten Male veröffentliche:116

Resultate des Golfstroms von Ch. Sainte Claire Deville
geogr. Breitemittlere Jahres-TemperaturSommerWinter
26° 40′26°,7 C.28°,0 C.25°,5 C.
27° 50′26,327,725,0
34° 15′24,226,022,5

Die Benennung Sommer bezeichnet in allen diesen (nach dem hunderttheiligen Thermometer gemachten) Angaben die zweite Hälfte des Jahres, die Monate Juni bis November, die Benennung Winter die Monate December bis Mai.

Der Golfstrom bringt seine hohe Initial-Jahres-Temperatur aus dem antillischen Meeremit, wo ebenfalls nach Devilledem Jahre 26°,7, dem Sommer 27°,5 zugehören. Eine noch größere Erwärmung im Sommer, welche bis 29°,4 oder gar 30° (85° bis 86° F.) steigen soll, erhält wahrscheinlich der Golfstrom an den Küsten von Floridaund da, wo er zwischen isolirte Ländermassen eingeschlossen ist. In lat. 27° finde ich1Relation historique T. III. p. 521. für die Temperatur des atlantischen Oceansim Jahresmittel, fern von allen Littoral-Strömungen, 21°,8; für lat. 34° nur 19°,3. Der Golfstrom ist also in denselben Breiten 5°,8 und 5°,3 wärmer.

Meine Untersuchung des Golfstroms nördlich vom Parallel von 38° 50′ fiel in eine wärmere Jahreszeit als die hier eben beschriebene stürmische Ueberfahrt. Ich kehrte mit Bonplandim Monat Juli 1804 nach einer mehr als fünfjährigen Abwesenheit nach Europazurück, auf dem Philadelphia Packet-boat the Favorite117 (Capitän William Penrose). Der Fluß Delawarehatte sich durch Insolation des nahen Landes sehr erwärmt: Wasser gegenüber Brandywine, obgleich bei nur 7 Faden Tiefe (den 2 Juli), 25°,5; Luft 27°,2 (81° F.). Im freien Meere, 20 Seemeilen vom Cap Hinlopen, waren bei 10 Faden Tiefe erst 21°,6; dann, dem Rande der Untiefe näher, 19°,3. Die Sonde des Delawaretritt 75 Seemeilen westlich vor: und da sie nicht allmälig abfällt, sondern plötzlich (acantilade), so ist die Erkaltung am Rande, wo nach meiner Vermuthung die unteren Meereswasser zuerst anschlagen, größer als in der Mitte der Untiefe. Erst am 5ten Juli 1804 Abends (lat. 39° 24′; long. nach Schiffsrechnung 72° 40′, fast 20′ östlich vom Cap Hinlopen) gelangten wir an den westlichen Rand des Golfstroms und, wie der viele schwimmende Seetang es anzeigte, bald in den Golfstrom selbst. Die Meereswärmestieg am 6ten, wo wir uns südöstlich von der Bank von St. George befanden, bis 24°,3; fiel aber, da am 7ten der arctische kalte Gegenstrom uns gegen Süden zog (lat. durch eine Culmination von Antares bestimmt, doch noch 40° 35′), bis 18°,9. Den 8ten und 9ten waren wir wieder im Golfstrom selbst oder in dem nordwestlichen Saume desselben; die Temperatur des Wassers schwankte zwischen 21°,6 und 22°,7: d. i. 71° und 73°Fahrenheit.

Seitdem der Strom nahe bei den Bänken von Nantucketund St. George, wie ich schon oben erinnert, von der Küste bleibend abgelenkt wird, befolgt er, besonders in dem nördlichen Saume, welchen ich am meisten kenne, anfangs fast ganz die Richtung von West nach Ost, eigentlich die Richtung O15°N; seit dem Meridian von 62° aber wendet sich der Strom mehr nach Norden, und ist O25°N. Er macht dazu beträchtliche Krümmungen: so daß, wenn unser Curs bei wechselnden118 Winden ONO war, wir ihn bald verließen, bald wieder aus dem kalten Wasser in das wärmere gelangten. Letzteres erkannten wir vor der Anwendung des Thermometers durch Fucus-Streifen und oftmalige Bildung von dickem Nebel; nicht mehr durch die schöne blaue Farbe, welche mir bis Cap Hatterasdem oceanischen Flusse so eigenthümlich schien. Mit der größeren Breite des Stromes sind die Grenzen schwerer zu erkennen, weil seine flüssigen Ufer gleichsam überschwemmt werden und Schichten kalten Wassers1On veins of cold or colder water in the body of warm water im Golfstrom und im Lagullas-Current der Südspitze von AfrikasieheRennell p. 236. in den warmen Strom eindringen, fast mit entgegengesetzter Richtung. Diese Unabhängigkeit kleiner Wasserströme von ungleicher Temperatur gehört zu den hydraulischen Erscheinungen, die von nicht geringer Wichtigkeit sind. Wir waren im Golfstrome an den Tagen des 5ten und 6ten, 8ten und 9ten Juli, vielleicht am 10ten Morgens, in Breiten von 39° 4′ bis 41°20′ (siehedie Positionen in der Beobachtungstafel am Ende der Abhandlung: genau in Breite, meist alle aus eigener Beobachtung; ziemlich ungenau in den Längen, weil mein vortrefflicher Chronometer von Berthoudin Mexicogeblieben war, um bei unserer Landes-Aufnahme gebraucht zu werden). Die nördliche Grenze (41° ¼), an der wir waren, ehe wir die warmen Wasser gefunden, stimmt mit der frühesten von Dr. Franklinund Admiral Beaufortüberein. 2Rennell p. 225 und 351. Auf der ganzen Ueberfahrt von der Delaware-Bai bis zur Bank von Neufundland, bis long. 48°,4, wo ich glaube noch einmal Golfwasser gefunden zu haben, war die höchste Temperatur derselben, die ich auffand, 24°,3.

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Schon in großer Entfernung (45geographischeMeilen) von der Bank von Neufundland, deren westlicher Rand in dem Breiten-Parallel von 43°, welchen wir einhielten, und in long. 53° ¼ beginnt, nahm die Kälte der Wasser beträchtlich zu. Wenn ihre Temperatur am 10ten Mittags noch 21°,3 war, sank sie schon am 11ten um Mittag, bei dichtem Nebel, auf 11°,8; am 12ten stieg sie Morgens auf 15°,5. Die Luft war 23°,8, erkältete sich aber in der Nacht des Südwest-Windes wegen bis 13°,2! An Tropen-Klimate gewöhnt, wurde von uns über Kälte in der Mitte des Juli geklagt. Den 13ten Abends um 6 Uhr erreichten wir die Bank: Sonde 40 Faden, Temperatur der Oberfläche der Wasser 12°,3; dicker Nebel: um so gefährlicher, als wir unter Segel blieben, während Hunderte von Fahrzeugen des Fischfangs wegen in Reihen vor Anker lagen; in der nebligen Dunkelheit der Nacht streiften wir in 5 Fuß Entfernung eines dieser Schiffe. Queer auf dem ganzen südlichen Theile der Bank fanden wir die Wasser zwischen 12° und 12°½. Nahe an dem östlichen Rande der Bank nahm aber ihre Kälte beträchtlich zu. Am 14ten Juli um 11 Uhr Morgens waren die Wasser 8°,2, die Luft 6°,5; Sonde 35 Faden. Der Nebel verschwand um Mittag. Ich fand lat. 43° 14′, long. wahrscheinlich 51°¼. Auf der Bank haben wir keinen Seetang gesehen, auch nicht westlich seit dem 8ten Juli. Wenige Tage, ehe wir die Bank von Neufundland berührten, waren, was in dieser Jahreszeit (Mitte Juli's) sehr ungewöhnlich ist, große Eismassen gesehen worden, die sich nach Südwest bewegten, während der gewöhnliche Strom auf dem südlichen Theil der Bank nach Norden gerichtet ist. Am 24ten Juni 1794 hat Admiral Murrayschwimmende Eismassen in lat. 40°¾, long. 50° 20′ gefunden; und eine fast ähnliche Erscheinung fand im Mai 1810120 statt, wo in lat. 41° 50′, long. 59° 10′ ganze Eis-Inseln in großer Nähe gesehen wurden.

Um 7 Uhr Abends am 14ten kamen wir ab von dem östlichen, schroffen Rande der Bank; auch war das Wasser, da die Untiefe hier nicht mehr wirkte, 2 Grad wärmer geworden: 13°,2. Kein Nebel mehr, schöne Himmelsbläue; Nachts Breiten-Beobachtung durch Sterne. Den 15ten (lat. 43° 24′, long. 48° 4′: also ohngefähr 20′ in Osten von der Bank) fanden wir wieder die warmen Wasser des Golfstroms, deren nördliche Begrenzung wir südlicher glaubten. Die Temperatur der Wasser stieg in der Nacht fast plötzlich von 13°,2 auf 21°,1. Nach wenigen Seetang-Streifen zu urtheilen, war die Richtung gegen ONO eben so geblieben, als wir dieselbe zuletzt am 10ten südwestlich von der Bank gefunden hatten. Da diese sich bis zum Parallel von 42°: also 1°¼ südlicher, als wir sie durchstrichen, hinzieht; so bleibt die so oft und lebhaft angeregte Frage:1Rennell p. 152. Kerhallet, in seinen gehaltvollen Considérations sur l'Océan Atlantique p. 74, entscheidet für die Berührung des südlichen Theils der Bank. Daß Berührung darum wahrscheinlich sei, weil sie Ablenkung verursache, wie die Bänke von Nantucket und St. George: wird dadurch widerlegt, daß die merkwürdige Ablenkung gegen Südost erst 10° östlich von dem östlichen Rande der Bank von Neufundland eintritt. ob der Golfstrom die Spitze der Bank wirklich berühre, unentschieden. Bei der Schnelligkeit des Stromes und der großen Schmalheit der Endspitze würde die Temperatur der Wasser wenig leiden. Mir ist die Berührung unwahrscheinlich, da ohne dieselbe die von mir am frühen Morgen des 10ten aufgefundene Richtung vollkommen der Ortsbestimmung in der Nacht vom 14ten zum 15ten entspricht, in welcher die Temperatur um 7°,9 stieg. Daß ich am 15ten wirklich in den121 Golfstrom gelangt war, kann ich durch den sonderbaren Umstand bekräftigen, daß fünf Jahre nach mir derCapitän, jetzt Admiral, Sir Francis Beaufortfast ganz an derselben Stelle, nur etwas nördlicher (lat. 44°, long. 47° 40′), im Monat August die Meeres-Temperatur 24°,4 (76° F.) gefunden hatte. 1Rennell p. 351. Beinahe in demselben Parallel (von 43° 24′ bis 43° 36′) fortschreitend, sah ich die Wasser nicht mehr 70° F. er-reichen, sondern schwanken: am 16ten, 17ten und 18ten immer nur zwischen 62° und 66° F., d. i. zwischen 16°,6 und 18°,8 C.: eine Temperatur, die von der mittleren Sommer-Temperatur2Eine große Zahl von mir gesammelter genauer Beobachtungen giebt für Mai und Juni in lat. 40° im Mittel 18°,8; für lat. 45° im Mittel 15°,9 Cent. des atlantischen Oceansaußerhalb des Golfstroms für diese Breite wenig unterschieden ist. Meine eigene letzte Beobachtung war die vom 18ten Juli: da das letzte von drei unter einander genau verglichenen Thermometern beim Eintauchen in das geschöpfte Wasser bei dem Stoß an den Rand eines engen Gefäßes zerbrach. Wir waren nur noch vom Meridian der Insel Corvo, aber in einem nördlicheren Parallelkreis. Nach Maury(Phys. Geography of the Sea § 53) sind im Mittel die nördlichsten mittleren Grenzen des Golfstroms im Sommer lat. 45° 46°, im Winter 40° 41°. Diese mittleren Grenzen gehören zu den Monaten September und März. Bei Cap Hatterashatte das salzreiche Meerwasser des Golfstroms an der Oberfläche 80° F. (26°,6 C.), aber in 3000 Fuß Tiefe nur 57° F. (13°,8 C.).

Nächst der Annäherung des Golfstroms an das weit vortretende Cap Hatterasund seiner Ablenkung gegen Osten durch122 die St. Georgs-Bänkegiebt es keinen wichtigeren Punkt als den, wo der Hauptstrom sich plötzlich gegen Südost, Süd-Süd-Ost und Süden wendet. Das Mittel vieler Beobachtungen giebt für diesen Wendepunkt long. 42°½ und lat. 43°. Alle Temperatur-Beobachtungen, welche sich auf die Nähe dieser Gegend beziehen (es giebt deren wenige sichere), haben ein großes Interesse. Die genauesten und befriedigendsten von allen sind die, welche Admiral Beaufortim August 1809 angestellt:

lat. 42° ½,long. 42° 18′Temperatur23°,3Richtung Südost,
40° ¼, 35° 50′ 23°,9 südlich,
40° 33° 20′ 22°,2 südlich.

Die letzte Beobachtung fällt nord-nord-östlich von Corvoin eine Entfernung von nur 4 geographischen Meilen. 1Rennell p. 270 und 351.

Etwas östlicher als, wo der Golfstrom sich nach Südost und allmälig ganz nach Süden wendet, liegt in long. 41° 20′ die mittlere Achse des Streifens, den man zwischen lat. 40° und 20° das Sargasso-Meerzu nennen pflegt. Es sind in diesem Streifen bis lat. 27°, ja selbst bis 26°⅓, im August Wasser zu 25°,5 Temperatur von einem genauen Beobachter (Capitän Alsager) gefunden worden. Das ist aber die September - und November-Temperatur des Maximums, welches in dieser Breite dem atlantischen Meerezukommt. 2Humboldt, Rel. hist. T. III. p. 521. Die Anhäufung fester, dichter Körper, der Zweige und Blätter des Seetangs, vermehrt die Tageswärme durch Insolation: eine Vermehrung, welche die nächtliche Strahlung wohl nicht ganz compensirt; es scheint mir daher sehr ungewiß, ob so weit südlich der Golfstrom mit Sicherheit zu erkennen ist. Capitän Livingstonfand den Golfstrom 1818 ausgebreitet bis in den Meridian von123 Fayal(long. 31°); ja Franklinhatte sporadisch im Jahr 1785 in lat. 34° und bis östlich von Corvo, also im Meridian des Ostcaps der Insel San Miguel, Golfwasser erkannt, die 3°,4 wärmer waren als die sie umgrenzenden Wasser. Was die südliche Erstreckung betrifft, so vermuthet Rennell, daß der Golfstrom, obgleich die Bewegung des Wassers nicht mehr meßbar sei, weil die Wärme dieselbe bleibe, sich bis lat. 20°, d. h. bis an das Ende des Längen-Streifens des Sargasso-Meeres, ausdehne. 1Rennell p. 251, 201 und 273.

Hier sollte die Darstellung dessen schließen, was auf ununterbrochene zusammenhangende Beobachtungen gegründet ist. Es bleiben aber andere, von dem Golfstrom abhängige Erscheinungen übrig, die viel größere Räume des nördlichen und östlichen Weltmeeres berühren, auf wichtige klimatische Verhältnisse und auf die Wanderungen der Cetaceen und Fische Einfluß haben; Erscheinungen, welche seit langer Zeit schon fragmentarisch erkannt wurden, aber jetzt erst mit mehrerer Sicherheit und Klarheit beschrieben werden können. Ich bezeichne als solche, in drei Gruppen vertheilt: I. die unläugbaren Abzweigungen des Golfstromsin Nordost nach Island, den Färöernund Shetland-Inseln, der Westküste von Norwegenund Spitzbergen; in Osten gegen das nördliche Spanienund südwestliche Frankreich; in Südosten vielleicht gegen Portugalund das nordwestliche Afrika; II. den zwischen den Parallelen von 34° und 37° gegen Westen gerichteten, den südlichen und östlichen Saum des warmen Golfstromsbegrenzenden, kalten Gegenstrom; III. das Sargasso-Meerund zwei andere merkwürdige Anhäufungen von Seetang. Um zu richtigen allgemeinen Ansichten zu gelangen, oder wenigstens den Weg zu bezeichnen, welcher einst zu den -124 selben durch die Beobachtung führen soll, muß zugleich der Blick gerichtet werden auf die gruppenweise Scheidung des Ungleichartigen und auf die Erforschung des Causalzusammenhanges aller Erscheinungen.

Das Auffinden von antillischenTropen-Producten an den Küsten der Orkney-Inselnund Hebridenhatte früh, in den letzten Decennien des 17ten Jahrhunderts, auf die Idee von Anspülungen durch Meeresströmungen und Wirkung lange wehender Südwest-Winde geleitet. Später fand man dieselben fremdartigen Producte im hohen Norden: Saamen von Mimosa scandens, Dolichos urens und Guilandina bonduc, ja Cocosnüsse in fast 60° Breite bei Söndmör1Ström, Beskrivelse over Fogderiet Söndmör Part I (1762) p. 138 140. im norwegischen Stifte Bergen. Es ist allgemein bekannt, wie angeschwemmte hohe, dicke Internodien von Bambusrohr, welche neun garrafas de vino aufnehmen konnten; große Pinus-Stämme, und Leichname von Menschen fremdartiger Gesichtsbildung an die azorischen Inseln;2Fern. Colon, Vida del Almirante cap. 8. wie Kähne mit lebenden Menschen ähnlicher Art (almadias con casa movediza que nunca se hunden), bei dem Cabo de la Verga3Herrera Dec. I. lib. I cap. 2. gelandet, schon vor der Entdeckung von Amerikabei dem Piloten Martin Vicente, bei Pedro Correa, dem Schwager des Columbus, und bei ihm selbst den Glauben an tief im Westen liegende Länder hervorgerufen haben. Neuere und auffallendere Beweise dieser Wirkung des Golfstroms habe ich in mehreren meinerSchriften4Rel. hist. T. I. p. 71, Ansichten der Natur (dritte Ausgabe) Bd. I. S. 197 201, Examen crit. T. II. p. 246 275. In dem letzten Werke habe ich mich besonders bemüht die wiederholte Erscheinung der Eskimos (eines vormals zahlreicheren Völkerstammes, welcher weit südlich von Grönland und Labrador auch einen beträchtlichen Theil der Vereinigten Staaten von Nordamerika bewohnte) zu erläutern. Dahin gehören: die Inder, dem Quintus Metellus Celer zur Zeit von Cicero's Consulat von einem Sueven-König geschenkt; die Inder, welche 1160 unter Kaiser Friedrich Barbarossa auf dem Markte in Lübeck für Geld gezeigt wurden; die von Bembo in der Geschichte von Venedig beschriebenen fremden Menschen (lib. VII ed. 1718 p. 257); und die Finnmen, bei den orkadischen Inseln 1682 und 1684 gesehen. Ueberaus merkwürdig ist es, daß schon Gomara, einer von denjenigen Geschichtsschreibern, die am frühesten das neu entdeckte Amerika besuchten, die Inder des Metellus, deren Cornelius Nepos in einem seiner Fragmente Erwähnung thut, für Eingeborene de la Tierra del Labrador (für Eskimos) hielt: » que los Romanos, engañados en el color, tuviéron por Indianos « (Gomara, Hist. de las Indias, Caragoça 1553 fol. VII). On agrandit la pensée, en réunissant sous un point de vue général les preuves de ces communications lointaines, favorisées par le hazard: on voit, comment les mouvemens de l'Océan et de l'atmosphère ont pu, dès les époques les plus reculées, contribuer à répandre les différentes races d'hommes sur la surface du globe: on comprend avec Colomb (Vida del Almirante cap. 8), comment un continent a pu se révéler à l'autre. (Examen crit. T. II. p. 259 278.) zusammengestellt; und eine125 neuerlichst erschienene, lehrreiche und viel vollständigere Arbeit über die Treibproducte des nord-atlantischen Oceans von Dr. Gumprechthat diese Forschungen erweitert. 1Gumprecht in der Zeitschrift für Allgemeine Erdkunde Bd. III. S. 409 432.

Der erste glückliche Versuch, die nordöstlichen, östlichen und südöstlichen Abzweigungen des, sich gegen den Meridian von Corvohin ganz nach Süden wendenden Golfstroms in ein System zu bringen oder, besser gesagt, unter einen Gesichtspunkt zusammenzufassen, gehört dem so kenntnißvollen und vielerfahrenen Rear-Admiral F. W. Beecheyan. Die graphische Darstellung ist in einer Karte2SieheManual of scientific Enquiry prepared for the use of Her Majesty's Navy by Sir John Herschel p. 54 96. der Grenzen (the approximate126 limits) großer Currents und Drifts im Jahr 1849 erschienen. Auch ist 3 Jahre später eine wenig verschiedene Darstellung den Considérations générales sur les Courans de l'Ocean Atlantique vom Capitän Philippe de Kerhallet(p. 75) beigegeben worden. Diese nordöstliche Fortsetzung des Golfstroms wird, wenn auch nicht verursacht, doch gewiß ansehnlich verstärkt durch den Drift-Current, welcher den in der gemäßigten und kalten Zone herrschenden West - und Südwest-Winden seine Entstehung verdankt. Mein Freund, General Sabine, hat in einer wichtigen Anmerkung, welche er der englischenUebersetzung des Kosmos (Vol. I. p. 454) zugefügt, auf den, schon von Rennellangedeuteten Unterschied von Drift und Stream Current und ihre gegenseitige Wirkung auf einander mit großem Scharfsinn aufmerksam gemacht: » It appears to require a further investigation, to decide whether the stream current, which flows along the coast of Norway and is, at least, mainly supplied from the accumulated waters of the drift impelled by the west and south-west winds, which prevail to the northward of the trades, derive any portion whatsever of ist force from the original impulse given to the waters of the gulf-stream at its outlet from the Gulf of Mexico, in the Bahama Channel. « Welches auch die alleinige oder die nur vermehrende Ursach der nordöstlichen Bewegung und Verbreitung der wärmeren Wasser sei, so ist die Hauptquelle der erhöhten Temperatur doch immer, wie auch die Tropen-Produkte beweisen, im Golfstrom zu suchen. Beecheysetzt den Punkt der Abzweigung gegen Norden ohngefähr in lat. 46°, long. 36°-42°; Kerhalletin lat. 44°, long. 38°. Die, freilich nach den Jahreszeiten veränderliche Nordgrenze des Golfstromes ist vom Admiral Beaufortbei long. 47° 40′127 erst in lat. 44°, vom Colonel Jon. Williamsbei long. 42° 10′ gar erst in lat. 45° gefunden worden. Die Hauptrichtung des nordöstlichen Zweiges geht, ohne auf die Nebenverbreitungen der warmen Wasser nach beiden Seiten: nach Irland, den Färöern, Shetland-Inselnund Island, zu achten, nach dem Südost-Ende von Spitzbergen. Jene, fast fächerförmig getheilten Nebenverbreitungen aber, die sich durch Temperatur und tropische Anschwemmungs-Producte kenntlich machen, giebt es zugleich und meist in abgesonderten Wasserstreifen in Osten von den Orkneys, Shetlandsund Färöern, wie bei West-Norwegen und in Westen von Island: wo, sonderbar genug, vorzugsweise1SieheCapitänIrminger's vortreffliche Abhandlung über die Meeresströmungen, mit einer Karte des Meeres zwischen den Orkneys und dem grönländischen Cap Farewell, in Gumprecht's Zeitschrift fürAllgemeineErdkunde Bd. III. S. 183 187. die westliche Küste, schon vom Cap Reikjanäsan, ein milderes Klima als die östliche hat.

Die Temperatur des Meeres auf der Rhede von Reikjaviksteigt nachCapitänLieutenant Graahim Mittel vom Mai bis Ende August von 8°,4 auf 11°,8 C., wenn auf der gegenüber liegenden Küste Ost-Grönlands die Temperatur zwischen 2°,2 und +1°,1 schwankt. Als eine Folge der warmen nördlichen Strömung hat Reikjavikbei lat. 64° 8′ eine Mittel-Temperatur des Winters von 1°,6 C.: ist also nur um 1 Grad kälter als Orte, die, wie Berlinund Prag, 12 oder 14 Breitengrade südlicher liegen. Auch noch in neueren Zeiten ist mehrmals bemerkt worden, daß bisweilen die westlichen Häfen von Islandnicht zufrieren. Eine solche, lange bezweifelte Erscheinung hat auch im Jahr 1477 statt gefunden; und da Christoph Columbusderselben erwähnt, als er sich rühmt in dem128 eben genannten Jahre jenseits der Insel Thyle (Thule)gewesen zu sein, welche die Engländer, besonders die Einwohner von Bristol, mit ihren Waaren häufig besuchen und wo, nicht 64, sondern 74 Grad vom Aequator entfernt, das Meer nicht gefroren war : so ist des ColumbusReise nach Island, 15 Jahre vor der Entdeckung Amerika's, von vielen Schriftstellern geläugnet worden. 1Sieheüber diesen geographisch meteorologischen Streit mein Examen crit. T. II p. 104 108 und T. V. p. 213. Der der isländischen Geschichte so kundige Finn Magnusen hat im 2ten Bande der Nordisk Tidskrift for Oldkyndighed durch Documente erwiesen, daß der Winter des Jahres 1477 in Island so überaus milde war, daß selbst im Norden der Insel im Monat März kein Schnee mehr gelegen hat und daß die Südhäfen sich schon im Februar eisfrei zeigten. SieheLappenberg in den Göttinger gelehrten Anzeigen von 1835 S. 1687 und Thienemann; der sich lange in Island aufgehalten hat, in Gilbert's Annalen Bd. LXXV. 1823 S. 67. Wenn nach 14jährigen Beobachtungen die mittlere Jahreswärme von Reikjavik4°,5 C. beträgt, so ist nach 5jährigen Beobachtungen von Thorstensendie Mittel-Temperatur der nahen Meere 5°,4. Das angeschwemmte Treibholz (meist Coniferen2Ein großes Dunkel herrscht noch über die Natur des Treibholzes, den Ursprung desselben an den Mündungen sibirischer oder nordamerikanischer Ströme, und die Wege, auf welchen es in den Golfstrom gelangt. SieheSartorius von Waltershausen, Skizze von Island S. 27 30 und Gumprecht über die Treibproducte des nord-atlantischenOceans in seinergeographischenZeitschriftBd. III. S. 427 432. Ich zweifle daran, daß die Pinus-Arten der Großen Antillen oder die von Mexico und den Missisippi-Ufern an diesen Anschwemmungen Theil haben. , nicht Cedrela odorata oder Swietenia Mahagoni, wie oft behauptet wird), vormals mehr als jetzt von den Isländernin Bretter gesägt und zum Schiffbau benutzt, ist am häufigsten an der Nord - und Nordwest-Seite der Insel, beim Nordcapund bei Cap Langenäs. Diese Holz-Anschwemmung hat in neuerer Zeit beträchtlich abgenommen. 129Eine Flasche, welche der Capitän Parry, als er den Hecla befehligte, am 13 October 1820 in lat. 56° 36′, long. 28° 5′ auswarf, wurde (gewiß weil sie in den nordöstlichen Zweig des Golfstroms gelangte) am 7 März 1821 an der Südküste von Island, bei Sonderamt, aufgefangen. Diese Erscheinung hat sich seitdem mehrmals wiederholt, wie die mühevolle und genaue Arbeit von Dauffyüber die Ankunfts-Orte von 97 zur Prüfung der Strömungen ausgeworfenen Flaschen beweist.

Den Färöerngeben die warmen Golfwasser ein Klima, in welchem die Mittel-Temperatur des Winters in Thorshavn(lat. 62° 2′), aus zwei - und fünfjährigen Beobachtungen geschlossen, um 2°,3 wärmer als zu Parisist, das 25 Breitengrade südlicher liegt. 1Um die so wundersame Krümmung der convexen Scheitel der Isothermen von Faroe zu charakterisiren, stelle ich hier folgende Elemente der Vergleichung zusammen:Mittel-Temperatur:des Wintersdes JahresThorshavn5°,6 C.7°,5 C.London3,19,1Paris3,310,8Montpellier5,813,6Bordeaux6,113,1Mailand2,212,7Berlin 0,59,0Keine der inneren Seen und Lachen gefrieren bei der Milde dieses Winter-Klima's. Die Temperatur des Meeres war auf den Färöernim Mai 8°,7; etwas westlicher, in der Mitte des warmen Stromes, 9°,3 und außerhalb2Sartorius von Waltershausen, Island S. 33. In einer sehr interessanten Arbeit, welche der Geograph Aug. Petermann über die eisfreien Regionen der nördlichsten Meere veröffentlicht hat, giebt er die Mittel-Temperaturen des Oceans an den von dem Golfstrom berührten Punkten folgendermaßen an: Shetland-Inseln 11°,5 C.; West-Irland 9°,3; Faroe 8°,8; Mageroe 4°,4; Bären-Insel 3°,2. desselben nur 5°,8.

Note: Der Bogen ist fehlerlos und kann ohne weiteres abgezogen werden< B>
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Von der Westküste Norwegenssind es hauptsächlich die nördlicheren und mittleren Theile, deren Küsten-Klima durch die warmen Golfstrom-Wasser gemildert wird. Den südlichen Theilen , bemerkt scharfsinnig Dove, ist durch das vorliegende Großbritanniender warme Einfluß des Stromes mehr entzogen als den nördlichen. Daher wird es wärmer, wenn man im Januar von Norbottennach Finmark, d. h. von Süd nach Nord, geht. 1Dove, die Verbreitung der Wärme auf der Erde 1852 S. 9. Vergleicheauch S. 20 23. Wenn die mittlere Winter-Temperatur von Christiana(lat. 59° 54′) zu 5°,3 herabsinkt, so ist2Dove, Temperaturtabellen S. 34 die von Mageröund des Nordcaps(lat. 71° 10′) 4°,5; die von Drontheim(lat. 63° 25′), wo im Sommer noch Kirschen reifen, 2°,8; die von Bergen(lat. 60° 24′) +2°,4. Die Häfen von Tromsö(lat. 69° 38′) und Hammerfest(lat. 70° 38′) haben kein Eis, wenn das Meer bei Christianalängst gefroren ist. Bei Kielweg, ganz nahe am Nordcap, findet man sehr häufig den angeschwemmten Saamen der Mimosa scandens aus den Antillen. Martinsund Lottinhaben davon selbst dort zwischen Geschieben am Strande gefunden, und Robertversichert sie noch östlich von Mageröan dem Gestade des Weißen Meeresbemerkt zu haben. 3Martins, Cours complet de Météorologie 1843 (traduction de l'ouvrage de Kaemtz) p. 191; Robert, Minéralogie et Géologie du Voyage en Islande et au Groënland, sur la Corv. la Recherche, Partie I. p. 131. Den denkwürdigsten Beweis aber von einer wundersamen durch Drift-Wasser4Ich bediene mich der Ausdrücke Drift, Drift-Wasser, Drift-Strömung (nachgebildet der in der englischen Marine gebräuchlichen Nomenclatur von Surface-Drift, Drift-Current) für eine schwache Bewegung der Oberfläche des Meeres, welche die Folge einer constanten und lange vorherrschenden Windrichtung in einer gewissen Zone ist. (Rennell p. 21, Manual of the Admirality 1849 p. 61 und Maury, Phys. Geography of the Sea 1855 p. 244.) Wenn die Drift , sagt Rennell, ein Hinderniß findet, so häufen sich die stauenden Wasser an und erregen dadurch eine wirkliche Strömung, einen Stream-Current, indem sich Wasser bis in die große Tiefe bewegen. Trift und Seetrift werden in der deutschen Seesprache mehr, wie Seewurf, für das vom Meere Ausgeworfene, Angetriebene gesagt. be -131 förderten Verbindung der Strömungen hat General Sabinegegeben. Der kühne und vielgewanderte Mann befand sich 1823, auf seiner Expedition zur Bestimmung der Pendellängen unter verschiedenen Breiten, gerade zu Hammerfest(lat. 70° 40′) in Finmarken, als Tonnen, mit afrikanischemPalmöl gefüllt, dort durch den Strom warmer Wasser angetrieben wurden. Daß sie zu einem Schiffe gehörten, welches fast unter dem Aequator, beim Cap Lopez, gescheitert war, davon konnte SabineZeugniß ablegen, weil er sich das Jahr vorher (1822) selbst an jenem Punkte des Golfs von Guinea befunden hatte, wo das gescheiterte Palmöl-Schiff Gegenstand eines Rechtsstreites geworden war. 1Sabine in der Note 373 zu der englischen Uebersetzung des Kosmos Vol. I. p. 455. Das Cap Lopez(lat. austr. 36′) befindet sich südlich von dem Rio Gaboon, an dem Wendepunkte der afrikanischen Strömungen, die von allen Seiten sich der Bai von Biafra zuwenden. Das Wrack muß also durch die von den Küsten von Benguela, Congound Loangoher SSO-NNW gerichtete Küstenströmung in den eigentlichen Aequinoctial-Strom an die Küste der Guyana, dann in das antillische Meerund in den Golfstrom gelangt sein. Das Wrack hatte also zusammen (von O nach W und dann von SW gen NO) über 4500geographischeMeilen zurückgelegt. Dieser Weg ist132 noch viel länger als der, auf welchem die sehr erkennbaren Trümmer des bei Jamaicaverbrannten Kriegsschiffes Tilbury nach der nord-schottischen Küste gelangten.

Des Treibholzes, von dem auch Capitän Phipps(Lord Mulgrave) in dem nördlichsten Theile von Spitzbergeneinen 70 Fuß langen Pinus-Stamm fand, ist überall eine große Fülle in dem höchsten Norden; aber es fehlt noch an vollständigen, besonders an specifisch botanischen Untersuchungen, um zu entscheiden, ob dasselbe der Golfstrom bringt, der nachCapitän Beecheyhauptsächlich die südöstliche Küste (die Insel Ostfriesland) trifft: während von dem nordwestlichen Theile des Archipelagus von Spitzbergenein entgegengesetzter, kalter Strom, von NNO nach SSW gerichtet, über Jan Mayen herabkommt und auf seinem Wege das Nordwest-Cap von Islandzu berühren scheint. Diesem Nordwest-Cap kann demnach der so räthselhafte, ursprüngliche Sitz jener angeschwemmten Waldbäume in Westen oder in Osten liegen, und einer jener Ströme oder beide zugleich können das Treibholz den Isländernzuführen. Die langsame Abnahme der Wärme in der Fortsetzung des Golfstromes gegen Norden macht sehr wahrscheinlich, daß auch mildernde Wärme sich weit über das scandinavische Nordcaphinaus in Osten gegen das Weiße Meerund Nowaja Semljaverbreitet. 1Kane in Grinnel's Arctic-Exped. 1853 p. 545.

Indem die Hauptmasse des Golfstromes, nachdem sie sich, wie wir bereits oben bemerkt haben, in ihrer nördlichen Grenze bis lat. 44° und 45° erhoben hat, ohngefähr sechs Grade westlich vom Meridian von Corvosich gegen SSO und endlich ganz nach Süden wendet; geht in fast west-östlicher Richtung, doch keinsweges in allen Jahren erkennbar, ein Nebenzweig gen Osten ab, das spanische Cap Ortegalund133 zugleich die Westküste von Galicienund Portugalberührend. Dieser Zweig ist es, welcher wegen seiner erhöhten Temperatur 1776 von Dr. Franklinerkannt worden ist, und welcher, nachdem er in östlicher Richtung der ganzen Nordküste Spaniensbis San Sebastiangefolgt ist, sich plötzlich nach Norden und Nord-Nord-West wendet, von Bayonneund der Mündung der Garonnebis Oleronund zu den kleinen Quessant-Inselnan der Westspitze der Halbinsel Bretagne. Für die hier bezeichnete Gegend wird der Name des Golfs von Biscaya verallgemeinert. Franklinverkündigte, und bei seiner Fahrt gewiß mit Recht, daß er von Philadelphiaan bis nach der Westküste von Frankreichununterbrochen in den warmen Wassern des Golfstroms sich befunden habe. Wichtige Beobachtungen von Sabinehaben die Entdeckung Franklin's, welche man bloß einer Wirkung langewehender Südwest-Winde zuschrieb, vollkommen bestätigt. Franklinbefand sich nur an der nördlichen Grenze des an die europäischeKüste anlangenden Golfstroms, während daß Sabinein das Centrum desselben gelangte, die warme Strömung von NNO in SSW durchschneidend: da, wo er etwas nordwestlich von Lissabon(in lat. 39°) die höchste Temperatur fand. 1VergleicheRennell, Investig. of Currents p. 274, 284 und 286. Der in seinen Untersuchungen immer gründliche und darum so vorsichtige Mann hält die Erstreckung des Golfstroms bis zu den europäischen Küsten nur für ein seltenes, von einer temporären, außerordentlichen Stärke und Schnelligkeit des Golfstromes an der amerikanischen Seite abhängiges Phänomen (p. 204, 235 238). Vergleichedamit Sabine, Pendul. Exper. p. 431 434. Obgleich die Reise dieses Beobachters in die kälteste Jahreszeit (Anfang Januar) fiel, so hatten die Wasser, welche man für Wasser des Golfstroms ansprechen könnte, doch (lat. 38° 54′, long. 15° 40′) eine Wärme von 16°,4, wenn man außerhalb des Stroms nur 10°,8 bis 12°,8 fand.

Sehr materielle Beweise der Verbreitung des Golfstromes nach der Bucht von Biscaya gewährt auch noch der Umstand, daß134 das Bogspriet (màt de beaupré) des englischenKriegsschiffs Little Belt, welches auf der Station von HalifaximSeptember1809 entmastet worden war, am 18Februar1811 im Parallel von la Rochelle, nur 30geographischeMeilen westlich von diesem Hafen entfernt, gefunden wurde. Der Mast war also in 18 Monaten 2400 englischeMeilen durch die Strömung fortgetrieben worden. Auch mehrfach sind Flaschen, die zwischen der Bahama-Straße und dem Süd-Ende der Bank von Neufundland mit Angabe des Schiffsortes ausgeworfen waren, bei dem Cap Finisterraeoder tief in der Bucht von Biscaya aufgefischt worden. Major Rennellhat das große Verdienst, den hier geschilderten Verhältnissen dadurch noch eine größere nautische Wichtigkeit gegeben zu haben, daß er die Fortsetzung der nordwestlichen Strömung längs der französischenKüste von Quessantnach den Scilly-Inselnund dem Cap Clearan der Südwest-Küste Irlandszuerst erwiesen, und so den ganzen Gang der Strömung vom Cap Ortegalin Galicienan bis Irlandunter einen allgemeinen Gesichtspunkt scharfsinnig gestellt hat. Diese Fortsetzung des Stromes, allgemein Rennells Current genannt, westlich von den weiten Oeffnungen des englischen Canalsund des Canals von St. George, ist Ursach vieler Schiffbrüche: besonders für Fahrzeuge, die nicht mit Chronometern versehen sind oder bei lange umwölktem Himmel weder Zeit noch Breite haben bestimmen können. 1Ueber die Rennells-StrömungsieheInvestig. of Curr. p. 301 343 und Kerhallet p. 76. Auch die östliche Küste Irlands und der Canal St. George erhalten etwas von jenem Zweige warmer Strömung. Die mittlere Jahres-Temperatur von Dublin ist 3°,8Fahrenheitgeringer als die der Oberfläche des Meeres. Siehedie vortreffliche Abhandlung von Lloyd on the Meteorology of Ireland in den Transact. of the Royal Irish Acad. Vol. XXII. p. 434 436. Der hier bezeichnete Zweig des135 Golfstroms richtet sich westlich von Irlandnach Nordwest, als wolle er sich wieder seinem Hauptstamme, der nach Spitzbergengeht, anschließen. Das ist der Kreislauf der Strömung, welche west-östlich in den Golfe de Gascogne eindringt und als Rennell's Current SO gen NW heraustritt.

Da die Golf-Wasser die azorischen Inselnumgeben, so ist zuletzt hier noch eines Zweiges des Stromes von Nord nach Süd zu erwähnen, welcher weit in Osten eine Verbindung mit den nord-südlichen Strömen längs der portugiesischen, maroccanischen und capverdischen Küsten veranlaßt. Ein Theil der Wasser vereinigt sich nämlich mit dem nord-afrikanischen oder Guinea-Strome1Der nord-afrikanische oder Guinea-Strom ist wegen seiner Richtung, nach dem Aequator hin fortschreitend, ein kalter Strom, der sich allmälig im Golf von Benin (lat. 40′ 4°½) bis 28°,3 und 28°,9 erwärmt. Weit nördlicher, bei den capverdischen Inseln, ist er noch ½ kälter als die angrenzenden Wasser, während im Golf von Benin das umgekehrte Verhältniß statt findet: woraus Sabine sehr scharfsinnig das kühlere und gesündere Klima der, nicht im Guinea -, sondern im Aequinoctial-Strom liegenden Insel St. Thomas ableitet (Kerhallet p. 78, Sabine p. 437 und 442). Wichtige Betrachtungen über diesen Gegenstand finden sich in Findlay's Abhandlung on Oceanic Currents im Journal of the Geogr. Soc. vol. XXIII. 1853 p. 221. Vergleicheauch meine Rel. hist. T. III. p. 529. (falls er diesen nicht verursacht); ein anderer Theil, zwischen den Parallelen von 12° und 15°, mischt sich, gegen Südwesten gewandt, in den ost-westlichen Aequinoctial-Strom und vollendet so in dem antillischen Meereseinen Kreislauf. Die neuesten Stromkarten von Kerhallet, Beecheyund Findlaystellen diese Abzweigungen und Verbindungen dar. Wo der Golfstrom gleichzeitig mit seiner Temperatur auch von seiner Schnelligkeit eingebüßt hat, verliert er leicht seinen primitiven Charakter (die Permanenz der Richtung) durch den Einfluß lange wehender Winde. Es entstehen Drift-Strömungen, welche jene Abzweigungen136 verhüllen: so am Eingange des englischen und des St. George-Canals, in der Rennells-Strömung; so in der Bucht von Gascogne und an den portugiesischen Küsten. Diese Störungen, welche in gewissen Jahren eintreten, haben bisweilen zu einem bequemen Abläugnen merkwürdiger, in ihren Causal-Verhältnissen freilich noch dunkler Naturgesetze verführt.

Der warme Golfstrom ist von beiden Seiten eingeschlossen und in seiner Richtung bedingt durch die gegenwirkende Treibkraft zweier kalter Ströme. Der eine kommt unmittelbar von Norden durch die Davis-Straßeherab; der andere, von O nach W gerichtet, hat seinen Ursprung im Osten des Meridians der azorischen Inseln. Bei beiden wird das Wort Kälte nur in Beziehung auf die Temperatur des nahen Golfstromesgebraucht.

Wenn gleich sehr früh schon die Richtung, in welcher im Frühjahr und Anfang des Sommers große Eismassen an die Küsten der Insel Neufundlandund über die große Bank desselben Namens gen Süden getrieben werden, die arctische Strömung hatte erkennen lassen; so wurde ihre locale Verbreitung doch oft durch die, viel später entdeckte, kälteerregende Eigenschaft der Untiefen, welche die Küsten begleiten, verhüllt. In diesem Zustande unklaren Wissens fand ich die Meinungen, als ich die Vereinigten Staaten von Nordamerikaverließ und mich, durch eigene Beobachtungen angeregt, so viele Jahre lang mit diesem wichtigen Gegenstande beschäftigte. Herrn Redfieldkommt hauptsächlich das Verdienst zu im Jahr 1838 versucht zu haben den Arctic Current in seiner Allgemeinheit darzustellen. Das unerwartete Licht, welches in der neuesten Zeit die kühnen Nordpol-Expeditionen der Engländerüber die vielgestaltige Configuration der zerstückelten Länder im Westen der Davis-Straße und der Baffinsbai verbreitet haben, erlaubt den Ursprung137 und Umfang der kalten Meeresströmung deutlicher zu übersehen. Die Baffinsbai ist an ihrem nördlichen Ende, im Smith-Sund, zwischen dem östlichen Vorgebirge Isabella und den westlichen Ohlsen und Etah geöffnet: wo der Sund sich erweitert, und nördlich nicht die Insel, sondern Inglefield's Cap Louis-Napoleon (lat. 79° 16′, long. 76° 56′) sich erhebt. Aus dem freien Meere, in welchem Kanefast bis lat. 82° ½, bis Mount Edward Parry (Arctic Explorations in 1853 1855 Vol. I p. 301, Vol. II. p. 384), vorgedrungen ist; strömen dort durch die Oeffnung die Wasser nach Süden. Diese Strömung ist besonders bemerkbar im Kennedy-Canal und in der Peabody-Bai. In der Baffinsbai und der Davis-Straße, welche eigentlich eine einzige, nur südlich engere, fast 23 Breitengrade tiefe Bucht von SSO in NNW bildet, herrschen, wie wir durch die schönen Beobachtungen des Dr. Kaneaus der Grinnell- Expedition wissen, zwei entgegengesetzte kalte Ströme. Der eine, nachdem er von Osten her (wie wir gleich umständlicher beschreiben werden) das Cap Farewell, die Südspitze Grönlands, umflossen hat, steigt, an der west-grönländischen Küste bei Godhaab, Diskound Upernivikvorbei, wenigstens bis zum Parallel von 75°, bis zu Sabine-Island in der Melville-Bai1The U. St. Grinnell Exped., in search of Sir John Franklin, by Elisha Kent Kane (New York 1853), p. 30. Eine kleine Unterbrechung ist nördlich von Upernivik bemerkt worden; aber etwas nördlicher, zwischen Devil's Thumb und Sabine Island, ist nahe an der Küste wieder ein süd-nördlicher Strom, von einem Gegenstrome außerhalb begleitet. , fast dem Jones-Sund an der Ostküste gegenüber. Diese Küste des westlichen Grönlandsim südlichen Theile, besonders von Lichtenfelsund Disko-Baibis Upernivik(lat. 63° bis 73°), ist von tief eindringenden Fjorden zerschnitten, welche das Vorschieben des138 Eises aus den inneren, unbekannten Eis-Plateaus1Vergleichedie vortreffliche Abhandlung des Dr Rink: on the large Continental Ice of Greenland and the origin of[Icebergs] in the Arctic Seas im Journal of the Geogr. Soc. Vol. XXIII. 1853 p. 148. der großen Halbinseln befördern. Die abgelösten Eismassen, durch die der Gletscher von Ost-Grönlandvermehrt, wenden sich alle der westlichen Küste der Baffinsbai zu, welche (von Norden nach Süden gerechnet) North Lincoln, eine Fortsetzung von Ellesmere, North Devon, Cockburnund die Cumberland-Inselbilden.

Längs dieser Westküste nun herrscht, besonders seit der Oeffnung des Lancaster-Sundes(lat. 73° 76°¼), ein mächtiger Strom in der Richtung von NNW nach SSO. Diese Strömung hat, ehe sie dem Lancaster-Sundeentfließt, in der, in jenen Sund einmündenden Barrow-Straßeeine west-östliche Richtung gehabt: vielleicht schon 45 Längengrade in Westen, wo (wie wir jetzt wissen) die Maclure -oder Banks-Straßezwischen der Insel von Prince Patrickund der, von Parryschon 1819 entdeckten und 1850 von Maclurekühn ganz umschifften Baring-Inselgleichsam den Anfang der Barrow-Straße bildet. Im Parallel von Cap Walsingham, nördlich von Cumberland's Sund (lat. 66°), Holsteinborg gegenüber, wurde eine Verbindung zwischen den beiden entgegengesetzten, aber ein ander sehr genäherten Strömen der Baffinsbai, dem westlichen und östlichen, bemerkt. Der erstere gab einen Zweig ab, welcher von Westen gegen Osten gerichtet war. Die Grinnell 'sche Expedition hat das Verdienst2Current Chart of Baffin's Bay inKane, Arctic Exped. chapt. IV, und für Stromrichtung und Temperatur in der Barrow-Straße p. 516 521. Der süd-nördliche Strom, welcher als Fortsetzung des Stroms von Kamtschatka die Berings-Straße ausfüllt, trotz kleiner Gegenströme nahe an beiden Ufern, wendet sich zwischen Cap Lisburn und der Barrow-Spitze schon nach Nordosten und Osten, selbst längs der amerikanischen Küste, gegen die Mündung des Mackenzie-Flusses. überall die Meeres-Temperatur genau139 beobachtet zu haben. Die der süd-nördlichen Strömung längs der Ostküste der Davis-Straße und Baffinsbai verminderte sich allmälig gegen Norden von +5°,2 bis 1°,2. Die nord-südliche Strömung, welche aus der Barrow-Straße kommt, war etwas kälter, zwischen 4°,7 und +1°,8 Cent.

Zu dem kalten Weststrome der Baffinsbai mischt sich aber auch in Westen ein zweiter, welcher in den Parallelen von 61° und 63° durch die Frobisher - und Hudsons-Straße aus der großen Hudsonsbai mit vielem Eise ausbricht. Es ist hier zugleich zu erwähnen, daß das Eis, welches sich in so großen Massen in der Hudsonsbai (einem halbverschlossenen Binnenmeere) anhäuft, noch auf einem viel nördlicheren Wege, durch die Barrow-Straße selbst, in die Baffinsbai gelangt. Es giebt nämlich von Süden gegen Norden (zwischen lat. 65° und 74° ½) eine Communication durch den Fox - und den Fury und Hecla-Canal1Beechey, Voyage to the Pacific Part II. p. 567. , welcher die Halbinsel Melvillevon der großen Cockburn-Inseltrennt und in ost-westlicher Richtung in den Boothia-Golf ausmündet. Dieser letzte ist eine Fortsetzung von Prince Regent's Inlet, und hängt durch dieses mit der Barrow-Straße in long. 91° 5′ zusammen.

Eine merkwürdige Erscheinung, welche mit mehreren anderen, erst ganz neuerlich klar erkannten, im Zusammenhange steht, bietet die Davis-Straße dar. Trotz der Heftigkeit des arctischen Stromes von Norden nach Süden hat man große Eisberge bei Windstille, oder bei solchen Winden, die nicht aus Süden blasen, sich in der südlichen Strömung selbst nach Norden fortbewegen sehen. Einen kräftigeren Beweis von der140 Existenz eines tiefen, unterseeischen Gegenstroms kann man nicht wünschen. Auch ist es wegen solcher Gegenströme, die den Golfstrom in verschiedenen Punkten unterteufen, daß zu Zeiten Eismassen in den Golfstrom gerathen. Ihr Fuß ruht tief im Gegenstrom, und sie werden durch diesen bewegt, die die warmen Golf-Wasser durchkreuzend. 1CapitänIrminger über Meeresströmungen in der Zeitschrift für Allgemeine Erdkunde Bd. III. (1854) S. 169; Maury, physical geography of the Sea 1855 § 14, 271 und 281. The agency of winds in producing currents in the deep sea must be very partial. These two currents meet off the Grand Banks, where the latter is divided. One part of it underruns the Gulfstream, as is shown by the icebergs, which are carried in a direction tending across its course. There is an undercurrent setting from the Atlantic through Davis's Strait into the Arctic Ocean, and there is a surface current setting out. Observations have pointed out the existence of this under-current there, for navigators tell of immense icebergs, which they have seen drifting rapidly to the north and against a strong surface current. These icebergs were high above the water, and their depth below was seven times greater than their height above. No doubt they were drifted by a powerful under-current. Zwei verdiente amerikanische See-Officiere, die Lieutenants Walshund Lee, Commandeure des Taney und Delphin, haben über die unterseeischen Gegenströme ein großes Licht verbreitet;2Lee, Cruise of the brig Dolphin (Washington 1855) p. 819; Walsh, Cruise of the schooner Taney, in Maury's Sailing Directions for 1853 p. 160 174. und der Gebrauch von Aimé's sinnreichem Instrumente (Annales de Chimie et de Physique, 3ème Série T. XIII. 1845 p. 461 468), welches die Stromrichtung in großer Tiefe angiebt, und auf einer Fahrt nach Guinéaund WestindienvomCapitän Irmingermit Erfolg bis 3000 Fuß herabgesenkt worden ist, sollte allgemeiner werden.

141

Der arctische Strom, aus der Davis-Straße unter 60° Breite austretend, ohngefähr im Parallel des östlichen Caps Farewell, folgt in südöstlicher Richtung der Eskimo-Küste von Labradorbis lat. 53° 20′; gelangt, nach Süden gewandt, beim Cap St. Charlesin die Straße Belle-Isle, und so in den großen Lorenz-Busen (Gulf of St. Lawrence) und an das Littoral von Cap Bretonund Nova Scotia. Die Insel Neufundlandwird auf beiden Seiten bis zu den Vorgebirgen Ray und Race von kalten Wassern, die sich unbestimmt, aber immer in südöstlicher und südwestlicher Richtung, verbreiten, umgeben. Dieser Theil des arctischen Stromes begegnet der, nach Verschiedenheit der Jahre und Jahreszeiten allerdings oscillirenden, nördlichen Grenze des Golfstromes ohngefähr in lat. 40° 43°, im Meridian der Bank von Neufundland; im Westen streift er das Littoral des Continents und bildet das eine kalte flüssige Ufer des warmen Golfstroms. Ueber diesen Contact und die Verfolgung desselben nach Süden verdanken wir vortreffliche Untersuchungen dem Dr. Bache, Director der Küsten-Aufnahme der Vereinigten Staaten. 1Report of Prof. Bache, Superintendent of the U. St. Coast Survey, to the Senate 1848 p. 41. Es ist behauptet worden, daß dieser schmale kalte Littoral-Strom bei Cap Hatterasende; aber weit südlich bei San Augustin, Cap Cañaveralund Cap Floridaist er wieder als der den Golfstrom begleitende Gegenstrom sehr bemerklich.

Wir haben nach Kane's Beobachtungen auf der Grinnell- Expedition (1850 1851) die arctische Strömung im Parallel von 60° aus der Davis-Straße mit einer Temperatur von 35° bis 41°,7 F. (1°,5 bis 5°,2 C.) heraustreten sehen; 15° bis 20° südlicher, um Neufundland, Nova Scotiaund die Untiefen142 von Nantucket, hat der Strom erst 43° 46° F. ( 7°,7C. ), auf's höchste 54° F. (12°,2 C.). Auf der Bank von Terreneuve habe ich im Juli 47° 52° F. (8°,2 10°,9 C.) gefunden: andere Beobachter fanden an demselben Punkte, einige Monate früher und ohne schwimmende Eismassen in Ansicht, nur 39° F. (3°,8 C.); aber hier und um Nantucket, wie überall, wo Untiefen das nordamerikanische Littoral begleiten, kann von der Niedrigkeit der Temperatur wohl mit Recht das meiste Untiefen und Sandbänken zugeschrieben werden. 1Ich freue mich zu sehn, daß Sir John Herschel in dem Admiralitäts-Manual of scientific enquiry p. 311 ganz mit meiner Erklärung der Kälte der Meereswasser auf Sandbänken übereinstimmt: » Shoals cast up water from a lower level to the surface, when any current exists: and therefore a sudden change of temperature of the surface may indicate a shoal. « Davy war meiner Erklärung, in Briefen an mich, lange entgegen; und schrieb die Verminderung der Temperatur den kälteren Wassertheilchen zu, welche über der Bank nicht in das Tiefste des Meeres herabsinken können, sondern sich auf der Bank anhäufen. Die Kälte der Wasserfläche erregt Nebel in der darüber stehenden Luft: Nebel, die ich mehrmals (was recht merkwürdig ist) in der Tropenzone habe die Form (Grenzen) der Untiefe von weitem erkennbar machen sehn .. Aus einer solchen Begleitung der Continente von Untiefen, welche in allen Welttheilen häufig ist, ist auch wohl großentheils die ziemlich weit verbreitete Meinung entstanden, daß man die Meeres-Temperatur sinken sehe; so wie man sich dem Lande nähere. Eine gründliche Untersuchung über diesen Gegenstand ist von Tessanauf du Petit ThouarsWeltumseglung auf der Venus angestellt worden. 2Viertausend Beobachtungen, auf 15 Landungen (atterrages) vertheilt, geben 9mal Verminderung, 6mal Vermehrung der Temperatur; Voyage autour du Monde sur la frégate la Vénus T. IX. p. 352 374, T. X. p. 384 (vergleichedamit Arago in den Comptes rendus de l'Acad. des Sciences T. XI. 1840 p. 313.

143

Die Davis-Straße, welche das Eis und die kalten Wasser der Baffins - und Hudsonsbai längs der Küste von Labradornach Nova Scotiaund Neufundlandin niedere Breiten führt, ist aber nicht die einzige arctische Strömung. Zu ihr gesellt sich, wie es scheint, ehe dieselbe ihre primitive süd-süd-östliche Richtung in eine südwestliche verwandelt (also im Parallel des labradorischen Südcaps St. Charles), ein zweiter, lange verkannter, von Spitzbergenin der Richtung NO SW zwischen Islandund Ost-Grönlandhervorkommender Polarstrom. Nach anderen Angaben, denen auchCapitän Beechey, Kerhalletund Findlayauf ihren neuesten Stromkarten folgen, ist in dem angegebenen Parallel das Herabkommen des zweiten Stromes erst 8 bis 10 Längengrade östlicher, weit jenseits der Großen Bank. Man hat lange geglaubt, daß ein großer Theil des Eises, dem man im Frühjahr zwischen long. 50° und 60° (lat. 42° 46°) auf der Ueberfahrt von Bostonund Neu-Yorknach Europabegegnet, seinen Ursprung der Küste von Grönlandverdanke; aber die sorgfältigen Untersuchungen des dänischenMarine-Capitäns Irminger1Vergleicheauch das Log-book der Grinnell-Exped. p. 511 514. Gegen Norden treibende Eismassen wurden in dem östlichen Theile der Davis-Straße und Baffinsbai gesehen zwischen 60° und 75°. Die Strömung , sagtCapitänIrminger, welche vom Eismeere längs der Küste Ost-Grönlands läuft, wird irrig so angegeben, als wenn sie ihren Lauf in gerader Richtung nach Neufundland und so weiter fortsetze. Sie wendet sich um das Cap Farewell: wo die ungeheuren Eismassen, die sie führt, sich, angehäuft, manchmal bis 20 deutsche Meilen vom Lande in das Meer erstrecken. Strom und Eis biegen in die Davis-Straße hinein. Als ein Beweis für diese nautische Angabe dient noch Folgendes: von Kopenhagen gehen jährlich viele Schiffe nach den, an der Davis-Straße, auf der Westseite von Grönland, liegenden Colonien; und wenn die Schiffe ihren Curs so nehmen, daß sie 15 bis 20 deutsche Meilen südlich vom Cap Farewell passiren, sind sie immer sicher kein Eis anzutreffen, ehe sie in der Davis-Straße angekommen sind. SieheIrminger in Gumprecht's Zeitschrift für Allg. Erdkunde Bd. I. S. 490 und Bd. III. S. 175 und 186: mit einer interessanten Karte der Meeresströmungen im nördlichen Theile des atlantischen Oceans (zwischen den Shetland - und Färöer-Inseln und Ost-Grönland). haben gelehrt, daß die kalte südwestliche Strömung,144 welche allerdings von lat. 66° an längs der Küste von Ost-Grönlandherrscht, das Eis um das Vorgebirge Farewell (Staten Huk) in die Davis-Straße und den östlichen Theil der Baffinsbai treibt: wo, wie wir oben bemerkt, sie von S nach N gegen Melville-Bai aufsteigt.

Längs der westlichen Küste Islands, von Reikjanäsbis Vester Jökulund Patrinfjord, läuft noch ein wärmender Strom von Süden nach Norden; aber die stärkere kalte Strömung des Eismeeres bahnt sich, durchbrechend, einen Weg über Adelvigund das Nordcap von Island, die Richtung haltend: erst ONO nach WSW, später NO gen SW. In dieser Richtung würde der kalte Strom nach Irmingerdie Ostküste von Grönlandohngefähr in long. 35° 36° und lat. 64° 65°, in Egede's Land, nördlich vom Cap Löwenörn, zuerst berühren. 1Siehea. a. O. S. 184. Wenn diese Ansicht die richtige ist, so ist weniger befremdend, daß bei dem kühnen Unternehmen im Jahr 1823, zwischen Shannon Islandund Gael Hamkes Bai, in lat. 74° 32′, die Pendellänge zu bestimmen, Sabineund Claveringin den hohen Breiten von 72° bis 75°, der Küste von Ost-Grönlandnahe, bei der sorgfältigsten Untersuchung2» The circumstance of principal geographical interest «, sagt General Sabine, » the knowledge of which was obtained by the Griper's visit to East Greenland, was the non-existence of this current, which has been stated to prevail, if not throughout the year, at least constantly in the summer season, and to carry the overflowing waters and the ice of the Polar Sea, with great velocity, down the coast of Greenland to the southward. « Sabine bemerkt aber zugleich, daß in diesen Meeren von Grönland und Spitzbergen doch sehr häufig statt eines wirklichen (flußartigen) Stromes (current), bei der Sommer-Frequenz des Nordost-Windes, eine Drift-Bewegung der Wasser erzeugt werden kann, und daß zu dieser temporären Erzeugung die vielen, auf der Meeresfläche zu 1 / 7 hervorragenden, hohen Eismassen beitragen. Sie erhalten den Impuls des Windes und pflanzen ihn in tiefen Wasserschichten fort, wenn schon der Wind sich gelegt; » and the motion continued for some time, after the exciting cause has subsided. « Sabine, Experiments for determining the variation in the length of the Seconds-Pendulum 1825 p. 421 424. , keine Spur der so lange behaupteten145 nord-südlichen Strömung bemerkt haben. Das östliche[Littoral] von Grönlandhat in hohen und niedrigen Breiten eine sehr verschiedene Orientirung. Von der Shannon-Inselbis zum Cap Brewster, nahe dem Scoresby-Sunde, ist die Küste tief eingeschnitten, und fast ganz von Norden gen Süden[;] aber vom Cap Brewsterbis Cap Farewellvon Nordost nach Südwest gerichtet. Wir sehen an der Gestaltung von Brasilien, welchen mächtigen Einfluß die Orientirung der Küste auf die Richtung der anprallenden Wasser ausübt.

Den Ursprung des freien arctischen Stromes, welcher von West-Spitzbergen, bei dem Insel-Vulkan Jan Mayen vorbei, die Nordwest-Spitze Islandsberührend, herabkommt, fast parallel dem in entgegengesetzter Richtung nach dem scandinavischen Nordcap aufsteigenden Zweig des Golfstromes; setzt der vielerfahrne Scoresbyin Nowaja Semlja. Nach dem, was wir durch die trefflichen Beobachtungen von Wrangel, Baerund [Middendorff] Middendorffwissen, geht im Sommer längs der nord-asiatischen Küste, von dem Vorgebirge Schelagskoi durch die ganze Polynia der Russen, über die Taimyr-Bai weg, bis gegen die, schon 1556 entdeckte, karische Pforte, eine ost-westliche Strömung hin. Das Eis, welches die Mündungen der sibirischenStröme liefern, wird gegen Westen getrieben, in den karischen Busen: den Herr von Baereinen Eiskeller nennt,135

Note: eine neue Correctur wird späterwird, wenn der Bogen durch neues Manuscript fortgesetzt seyn wird, erbeten B

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TextUeber Meeresströmungen im allgemeinen; und über die kalte peruanische Strömung der Südsee, im Gegensatze zu dem warmen Golf- oder Florida-Strome
Author Alexander von Humboldt
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Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic informationUeber Meeresströmungen im allgemeinen; und über die kalte peruanische Strömung der Südsee, im Gegensatze zu dem warmen Golf- oder Florida-Strome Alexander von Humboldt. . 115 S. 1855.

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Classificationready; avh

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  • dta@bbaw.de
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