Hr. v. Humboldtlas eine dritte Abhandlung enthaltend: Geognostische und physikalische Beobachtungen über die Vulkane der Hochebene von Quito
Die ersten zwei Abhandlungen, vorgetragen am 9. Februar 1837 und 10. Mai 1838, entwickelten die gegliederte Construction der Andeskette, ihre Verhältnisse zu der Form des ganzen Continents und die geognostischen Resultate von drei Besteigungen des Vulkans von Pichincha, dessen noch entzündeter Krater seit 60 Jahren nicht besucht worden war. Die dritte Abhandlung enthält die Beschreibung von drei groſsen Naturphänomenen, vom Einsturze des Vulkans Capac-Urcuoder Altar de los Collanes im Jahre 1462, eines Berges, der wahrscheinlich ehemals den Chimborazoan Höhe übertroffen hat; von dem Einsinken des Carguairazoim Jahr 1698, wobei viele Quadratmeilen mit schlammigem, kleine Fische (Pimclodus Cyclopum) enthaltenden Letten bedeckt wurden, und endlich von der Catastrophe von Riobamba, das ist von einem die ganze Provinz verheerenden Erdbeben (4. Februar 1797). Das erste dieser drei Naturphänomene war fast ganz unbekannt geblieben, obgleich es im genauesten Zusammenhange mit der politischen Geschichte des Landes, mit der Eroberung des Hochlandes von Quitodurch den Inca Tupac Yupanquisteht; Hr. v. H.gründet seine Beschreibung auf die Traditionen der Eingebornen und auf ein Manuscript, welches, um die Mitte des 16ten Jahrhunderts, über die Schicksale seines Hauses der erste Christ (Juan Seplay Curi), Urenkel des letzten einheimischen Königs der Puruguay von Quito niederschrieb. Die jetzige Gestaltung des eingesunkenen Vulkans Capac-Urcuund die geognostischen Verhältnisse der Umgegend wurden mit dem verglichen, was in den Sagen des Landvolks sich noch erhalten hat. Des Bergsturzes des Carguairazohaben die französischen Akademiker zwar Erwähnung gethan, aber bei dem damaligen Zustande der physikalischen Wissenschaften nicht die analogen Erscheinungen der Schlamm-Auswürfe des Cotopaxiund Imbaburuzu deuten gewuſst. Die groſse Catastrophe von Riobamba, in welcher über 30,000 Menschen den Untergang fanden, und deren zerstörende Wirkungen die des Erdbebens von Calabrien(5. Februar 1785) weit übertrafen, ist von246 niemand beschrieben worden, der den Schauplatz jener Verheerungen und Umwandlungen selbst besuchen konnte. Der sonst so genaue Botaniker Cavanilleshat allein in den Icones plantarum rariorum eine eben so kurze als ungenaue Notiz des Erdbebens von Riobambagegeben. Der Name des brennbaren Schlammes (Moya) wird sogar, in dieser Notiz, als der Name eines Berges aufgeführt.
Die Darstellung des Zusammenhanges vulkanischer Erscheinungen erheischt das sorgfältigste Aufsuchen einzelner Thatsachen, sie mögen die Gestaltung der Oberfläche, die wechselnde Richtung der vulkanischen Thätigkeit, die Erweiterung oder temporäre Unterbrechung der Erschütterungskreise, die Erhebung oder das Hervortreten endogener Gebirgsmassen betreffen. „ Wie in der organischen Welt jedes tiefere Eindringen in den Entwickelungsgang und den Bau der einzelnen Organe neues Licht über das Ganze der Lebenserscheinungen (gleichsam der Lebensprozesse) verbreitet, so spiegelt sich auch das gesammte Erdenleben in dem treu entworfenen Bilde einzelner Feuerschlünde und oft erschütterter Länderstriche. “ Was in den einzelnen Thatsachen noch in scheinbarem Widerspruche mit früheren Abstractionen steht, muſs darum nicht immer als ein Beweis der Unsicherheit von diesen betrachtet werden. Der Widerspruch hat oft nur seinen Grund in der Unvollständigkeit der Beobachtung selbst. Wenn man schon viele Jahre lang, wie am Ufer stehend, auf den Strom wechselnder Meinungen und bestrittener Thatsachen herabblickt, so bleibt man von dem Gefühle durchdrungen, daſs die Fortschritte der Naturwissenschaften weniger durch gewagte Abstractionen als durch unvollständig beobachtete Thatsachen gehindert worden sind, ja daſs man sich jener leichter, als dieser entledigen kann. Die Geognosie hat sich aber, seit den letzten Jahrzehenden, vorzugsweise eines Zustandes zu erfreuen, in dem aus den entferntesten Weltgegenden die chronometrische Reihung von Flöz - und Tertiär-Gebirgsarten, die Aufzählung der organischen Reste, welche dieselben enthalten, die Schilderung der Trennung der Sedimentschichten durch körnige endogene (plutonische und vulkanische) Gebilde, des Einflusses dieser Eruptions-Gebilde auf die Lage und das Gewebe der durchbrochenen Massen, des Zusammenhanges der vulkanischen Erscheinungen (als Erhebungs-Cra -247 tere, Auswurfs-Kegel, Schlamm - und Gas-Quellen, Ausdehnung der gleichzeitigen Erschütterungskreise) in einen befriedigenden Einklang treten. Dieser vervollkommnete Zustand der Wissenschaft, zu dem das jetzt allgemein gefühlte Bedürfniſs geognostischer Profile und geognostischer Karten so kräftig beigetragen, kann denen nicht entgehen, die das Neuere mit dem noch nicht sehr Veralteten zu vergleichen bemüht sind. Die Schärfe der Beobachtungen, denen die messenden und experimentirenden Disciplinen längst ihre unbestrittenen Vorzüge verdanken, ist in anderen Bestrebungen endlich auch ein nothwendiges Erforderniſs geworden, und während daſs frühere Reisende in der Schilderung tropischer Klimate, der Verheerungen der Vulkane und der Wirkungen des Erdbebens vorzugsweise das Sonderbare hervorhoben, sucht, wenigstens die gröſsere Zahl der neueren Reisenden, nach der Vorschrift des amasischen Geographen „ das Wahre mehr als das Erstaunliche zu sammeln. “
Die Hochebene von Quitogehört, wie Japan, die Insel Javaund, in einem kleineren Maſsstabe, San Miguelder Azorenund Lanceroteunter den Canarischen Inseln, zu den Theilen der bekannten Erde, in denen die Menschen, seit den frühesten Zeiten, am häufigsten daran gemahnt wurden, daſs die sogenannten Festen verschiebbar sind, daſs unter der alten Erdrinde, vielleicht in nicht sehr groſser Tiefe, noch dieselben Mächte walten, welche, entfesselt oder minder eingezwängt, in urweltlicher Zeit, den ganzen Continenten, wie einzelnen Bergzügen, Form und Richtung, dem Luftmeere seinen periodisch-fluthenden Druck und seine Mischung, den Typen des organischen Lebens üppige Fülle, epochenweis-wechselnde Gestalten und doch schon eine fixe geographische Begrenzung gaben. Hr. v. H.untersucht nach einander die Analogien, welche Vulkane ohne eigentliche Lavaströme darbieten, er schildert geographisch und hypsometrisch den Schauplatz der groſsen Erschütterungskreise in den nördlichen Anden, wie die Lage und[Umgebungen] des Capac-Urcu, dessen Einsturz eine der wichtigstenBegebenheiten der politischen Geschichte des Hochlandes von Quito, die Epoche desUnterganges der Nationalität eines eingebornen Volksstammes (der Puruguay), die Zerstörung des Reichs des Conchocando vor Lican Guayña-Abomatta durch die von Cuzcoaus eindringenden Incas bezeichnet. Durch synchronisti -248 sche Anknüpfung mehrerer Begebenheiten, besonders der ersten Landung des Franzisco Pizarroan der Insel Punàund des Todesjahres des Incas Huayna-Capac, wird die groſse Catastrophe an das Jahr 1462 geknüpft. Man erhält wenigstens mit Gewiſsheit eine Fehlergrenze, ein numerisches Maximum, über welches hinaus die merkwürdige Naturbegebenheit nicht gesetzt werden kann. Der jetzige Gipfel des Capac-Urcu(Altar de los Collanes) erreicht kaum noch 16,200 Fuſs Höhe, aber wenn man sich die geneigten Hörner, Reste des alten Kraterrandes, verlängert und convergirend denkt, so erhält man allerdings einen Berg-Coloſs, der höher als der Chimborazo(21,100 F.), wenn auch nicht höher, als der, von Pentlandin Boliviagemessene Sorata(23,690 F.) war. Die vulkanische Bergkette des Andesbietet, in physiognomischer Hinsicht, drei pittoreske, aber sehr verschiedene Typen dar. Diese Typen bilden den Zauber des wundervollen Landes. Die thätigen Vulkane mit einem Feuerschlunde im Gipfel sind Kegelberge, wie der Cotopaxi; eine zweite Form sind hochgewölbte Dome, Alpenkuppeln, wie der Chimborazo; eine dritte Form sind die zerrissenen Gipfel, die zackigen Ränder eingestürzter Crater, fast castellartige Ruinen darstellend, Denkmäler alter Verheerung; so der Carguairazo, die Zwillings-Pyramiden des Ilinissaund der Altar, welcher, nach des VerfassersAusspruch, in dem Contour seines eingesunkenen Feuerschlundes den groſsartigsten Anblick darbietet, den er in beiden Welttheilen gesehen. Auf der Hochebene von Tapia, 9042 Fuſs über dem Spiegel der Südsee, von der neuen Stadt Riobambaaus, ruht der Blick in Osten auf dem noch brennenden Vulkan Tungurahua, wie auf dem Altar de los Collanes, in Westen auf dem Chimborazound Carguairazo. Wenn die Sonnenscheibe sich schon hinter die westliche Cordilleregesenkt hat, so glimmen auf, wie in röthlichem Feuer, die Schneemassen des tiefeingeschnittenen Gipfels des Altar. Zwei Hörner erheben sich symmetrisch zu beiden Seiten, sanft gegen einander geneigt, wahrscheinlich die Form des alten Kegels andeutend. Diese Hörner verbindet, nach hinten zu, eine niedere und jäh abgestürzte Felswand, von Norden nach Süden sich hinziehend. In der Mitte der Wand steht eine thronartige Erhebung, im Umrisse stumpf ausgeschweift, mit zwei nach auſsen gesenkten sehr kleinen Seitenflügeln. Diese thronartige Erhebung hat die spanische Benennung des Berges249 veranlaſst. Hr. v. H.legte der Academie eine sehr characteristische Zeichnung des Berges vor, die er seinem vieljährigen Freunde, Hrn. Schinkel, verdankt. Sie ist nach einer Skizze ausgeführt, welche der Verfasserder Abhandlung in dem Llano de Tapiaentworfen hatte. Die Vergleichung dieses Berggipfels mit denen von zehen anderen Berggipfel der Andeskette, welche früher gestochen wurden, leitet auf Betrachtungen über die Ursachen, die nach Winkelmessungen aufgetragene Contoure dem Anblick, welchen Berge tief am Horizont gewähren, ganz unähnlich machen. Pittoreske Darstellungen sind ihrer Natur nach von Profilen völlig verschieden: es müssen die ersteren so entworfen werden, wie die mit Schnee bedeckten oder nackten Theile sich dem Auge darstellen, unbefreit von den Täuschungen, welche die Farben-Contraste und die verflächt scheinende Gestalt der Himmelswölbung in den Verhältnissen der Höhe und horizontalen Ausdehnung hervorbringen. Alle physischen Ursachen der Täuschung bei domartigen Schneebergen, schroffen Alpenhörnern oder mit Wald bekränzten Bergrücken, unter verschiedenartiger Beleuchtung, bei Sonnenschein oder Mondenlicht, trockner oder mehr durchscheinender, regenverkündender Atmosphäre, sind noch nicht hinlänglich ergründet und doch beruht, in jeglicher Zone, die Mannigfaltigkeit des Naturgenusses, der ewige Zauber einer Gebirgs-Landschaft, auf diesem lieblichen Wechsel, der, uns selbst fast unbewuſst, die Sinne täuscht und unsere Gemüthsstimmung bedingt.
Der Beschreibung des Einsturzes des Capac-Urcuund der vieljährigen Erdbeben, welche ihn begleiteten, folgt die Beschreibung des Versinkens der Kraterränder des Carguairazoam 20. Junius 1698 und der dadurch veranlaſste Ausbruch von Schlamm und todten unterirdischen Fischen, Pimelodus Cyclopum. Das letztere luftverpestende Phänomen, wird mit vielen ähnlichen, die der neuesten Zeit angehören, verglichen. Zugleich untersucht der Verfasser das Maximum der Höhe, auf denen Alpenbäche und Alpenseen in der Andesketteund in den PyrenäenFische nähren.
Die dritte Catastrophe, das Erdbeben von Riobamba(4. Februar 1797), ist nicht wie die beiden vorigen (1462 und 1698) von dem Einsturz hoher Berggipfel begleitet gewesen. Man hat mit Unrecht das Erdbeben von Riobambaals die Reaction eines ein -250 zigen Vulkans (z. B. des Tungurahua) geschildert. Die vulkanischen Mächte, welche erschütternd wirken, hausen unter dem ganzen Gewölbe des Hochlandes von Quito. Was wir dort einzelne Vulkane nennen, sind Öffnungen, die zu einem und demselben Heerde führen. Ignis in aliqua interna valleconceptus exaestuat, sagt Senecasehr treffend, in ipso monte non alimentum habet, sed viam.
Wenn man einen allgemeinen Blick auf die geognostische Constitution des Hochlandes von Quitowirft, in so weit es sich zwischen zwei Cordilleren, vom Bergknoten der vulkanischen Provinz de los Pastosbis zu dem Querjoch des Assuay, in einer Länge von 50 geographischen Meilen, von Norden nach Süden hinzieht, so sind, bis auf wenige, aber sehr wichtige Ausnahmen, deren gleich besondere Erwähnung geschehen soll, alle bisher untersuchten Massen der Vulkane (namentlich die Massen des langen Rückens von Pichincha, des Gebirgsstocks von Antisana, des Cotopaxi, des Chimborazo, des einst feuerspeienden Yana-Urcu, der Gegend von Penipe, wie der von Riobamba-nuevoin dem Llano de Tapia, einer Ebene, welche die alten Ausbrüche des Capac-Urcuüberdeckt haben) aus einem porphyrartigen Gemenge von Augit und Labrador-Krystallen zusammengesetzt. Dieses Resultat gründet sich auf die neuesten Untersuchungen, denen Hr. Gustav Rosedie oryktognostische Zusammensetzung der Felsarten in der Sammlung, des Hr. v. H., wie in der sehr zahlreichen Sammlung des Hrn. Boussingaultaus der Hochebene von Quitound der Provinz de los Pastos, unterworfen hat. Da beide Reisende (Hr. v. H.und Boussingault) zu sehr verschiedenen Zeiten und meist auf ganz verschiedenen Wegen zu den Berggipfeln aufgestiegen sind, so gewähren die abgeschlagenen Stücke ein vollständigeres Bild der vorherrschenden Gesteine. Selbst der Vulkan von Puracebei Popayan, 2 ½ Grad nördlich von Quito, gehört noch zu diesen doleritartigen Gesteinen, die von eigentlichem Trachyt oder Andesit völlig verschieden sind. So mannigfaltig auch die Farbe und Dichtigkeit der Massen ist, compact oder porös (voll kleiner Höhlungen und Risse), pechsteinartig, graulichschwarz und fettglänzend, wie am Cotopaxi, oder schwarz und zugleich eben und matt, wie am Antisana, der allgemeine Character ist überall derselbe und wird bloſs modificirt durch die relative Menge des Labrador und Augit. Nur in einem Fragmente des Vulkan Tungu -251 rahua, das Hr. v. H.in einer Höhe von 12,480 Fuſs vom Felskamme von Guandisavaabgeschlagen, hat Herr Gustav Roseden Augit durch Uralit ersetzt gefunden. Es ist dies das erste Mal, daſs dieses Fossil, welches eine so groſse Rolle in dem langgedehnten Rücken des Uralgebirgesspielt, dem Altaifehlt, aber in Tyrolbei Predazzound Claussenvorkommt, in dem neuen Welttheile erkannt worden ist. Eine ähnliche Gesteinsverschiedenheit als der Tungurahua, ein einzelner vulkanischer Kegelberg, darbietet, zeigt die Umgegend des alten durch das Erdbeben von 1797 ganz zerstörten Riobamba. Bei der Stadt selbst, am Cerro de la Cantera, steht ein Gestein an von grünlich-grauer matter Grundmasse mit unebenem Bruche, enthaltend, wie am gewöhnlichsten im Hochlande von Quito, viele sehr kleine Krystalle von Labrador neben groſsen sparsam eingesprengten Krystallen von schwärzlichgrauem Augit, also wieder ein Dolerit-Gestein. Von diesem sehr verschieden, und deshalb um so merkwürdiger, hat sich eine andere Felsart gezeigt, welche in der Ebene ( Exido) östlich vom Flüſschen Quilluyacu, also ebenfalls in der unmittelbaren Nähe des alten Riobamba, gesammelt wurde. Diese letztere Felsart besteht, nach Hrn. Gustav Rose’s Untersuchung, aus Hornblende und zwei bis drei Linien langen sehr glänzenden Albit-Krystallen. Eine noch nicht ganz vollendete chemische Analyse hat in den für Albit gehaltenen Krystallen mehr Kalkerde gezeigt, als man sonst dem Albit, wie zufällig, beigemengt findet. Auch ein Bimstein des Cotopaxi, an dem Abhange dieses Vulkans, im Alto de Suniguaicu, in fast 13,600 Fuſs Höhe gesammelt, enthält Hornblende, die aber in den groſsen Bimsteinbrüchen (Lomas de Guapulo y de Zumbalica) unfern des Städtchens Lactacunga, ohngefähr drei geographische Meilen in Südwesten vom Fuſs des Cotopaxinicht bemerkt wurde. In diesen unterirdischen Brüchen findet man dem Bimstein beigemengt nur schwarze oder tombackbraune, vielleicht spät entstandene Glimmerblättchen, wie kleine weiſse Krystalle, die man für Albit halten kann.
Die eben bezeichneten Verhältnisse, das Vorkommen der Hornblende in einigen Massen vom alten Riobambaund im Bimstein des Cotopaxi, wie die Abwesenheit der Augitkrystalle in allen von Hrn. v. H.gesammelten Bimsteinen können mit vielem Rechte auf die Anwesenheit von Andesit zwischen den sichtbar allgemeiner252 verbreiteten doleritartigen Gesteinen von Quitoleiten. Andesite (Gemenge von Albit und Hornblende) kommen in prächtigen Säulen bei Pisoje, nicht sehr fern von dem doleritartigen Vulkan von Puracevor. Andesiteerscheinen in der Andeskettenördlich vom Isthmusvon Panamain dem mexicanischen Vulkan von Toluca. Vielleicht ist die groſse Bimsteinmasse der Steinbrüche von Zumbalicabei Lactacungadem Cotopaxiganz fremd, vielleicht gehört seine Bildung älteren Erscheinungen an, Revolutionen, bei denen sich noch nicht die Kegelberge erhoben hatten. Hr. Boussingaultläugnet das Vorkommen des Obsidians am Cotopaxiselbst und glaubt, daſs die Obsidianstücke, die Hr. v. H.bei Mulalo, also in noch 1 ½ Meilen Entfernung vom Cotopaxigesammelt hat, und welche die Königl. Mineralien-Sammlung enthält, weder den Ausbrüchen des Vulkans, noch den Anschwemmungen seiner Schneewasser zuzuschreiben sind. Wie nach den jetzt herrschenden Ansichten ganze Gebirgsketten oft das Product verschiedenartiger partieller Hebungen zu sein scheinen, so mögen auch wohl, in mächtigen Gebirgsstöcken, Felsarten von verschiedener Zusammensetzung einander genahet worden sein. Neue Untersuchungen an Ort und Stelle können allein Probleme der Lagerung und des relativen Alters befriedigend lösen. Durch Zergliederung des Einzelnen werden, wie ein geistreicher Forscher, Herr v. Dechen, sich ausdrückt, Felsarten, aber nicht Gebirgsformationen bestimmt.
Der Schluſs der Abhandlung ist der Natur der Moya gewidmet, einer brennbaren Masse, welche an mehreren Punkten, besonders aber bei Pelileound Igualata, während des Erdbebens von Riobamba, breiartig und kleine fortschreitende Kegel bildend, aus dem Innern der Erde hervorgequollen ist. Nach Hrn. Ehrenbergsgenauen microscopischen Zergliederungen besteht die Moya, welche jahrelang den Indianern zum Kochen der Speise gedient hat, beinahe zur Hälfte aus Trümmern verkohlter organischer Gebilde. Drei Tafeln wurden vorgezeigt, welche diese Trümmer darstellen. Reste von dicotyledonischen Pflanzen sind allerdings auch unter die Labradorkrystalle der Moya vertheilt, aber die Hauptmasse der Kohle bildenden Fragmente gehört zerstörten Gräsern zu. Diese Fragmente enthalten deutlich sichtbar lange Spaltöffnungen, und sehr characteristisch die wellenförmigen Zellrän -253 der in der Epidermis der Stängel und Blätter der Gramineen. Auch Kieselschalen von Infusionsthierchen (Navicula und Fragilaria) hat Hr. Ehrenbergin der Moya erkannt. Die Mengung der gekohlten Pflanzenreste mit den losen Labradorkrystallen ist so gleichförmig und innig, daſs die rätselhafte Moya von Pelileoeine Schicht zerstörten Labrador-Gesteins zu sein scheint, eine Schicht, die, in alten Erdrevolutionen, am Abhang der Vulkane mit den Trümmern von Pflanzentheilen und thierischen Kieselpanzern geschwängert und, wie der Bimstein der Thalebene, durch Wasser abgesetzt wurde. Das ganze weite Becken von Hambatobis Pelileoist mit diesen Sedimentlagen angefüllt: tief vergraben und überschüttet, wird die Moya durch die propulsive Kraft der Erdstöſse an die Oberfläche emporgedrängt, wo ihre fortschreitende Bewegung oft den Hütten der Eingebornen verderblich geworden ist.
CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe
Geognostische und physikalische Beobachtungen über die Vulkane der Hochebene von Quito.
Dritte Abhandlung. Alexander von Humboldt. . I+9 S. 1839.
Antiqua
Distributed under the Creative Commons Attribution-NonCommercial 3.0 Unported License.