Es ist eyn Sermon vom Elichen standt aufge - gangen vnter meynem namen / das myr viel lieber nit ge - schehen were / Dan wye wol ich mir bewust / das ich von der matery gepredigt / ßo ist es doch nyt / yn die feddern bracht / als woll gleych were. Darumb ich verursacht / den selben zu endern / und ßo viel mir muglich / zu bessern / Bitt eyn yglich frum mensch / wolt den ersten aufgang - en Sermon / lassen vntergehn vnd zu nichte werden. Auch ßo yemand / meyn predigt fahen will / messig sich seyner eyle / und laß mich auch zu meiner wort außbreytung raten. Es ist ein groß vnterscheyd / etwas mit lebendiger stymme odder mit todter schrifft an tag zubringen.
Czum Ersten. Do gott Adam geschaffen hett / und alle tiere / fur yhn bracht unter welchen Adam nit befandt / das yhm eben / und gleych gesellig were / zum eelichen stand. Do sprach gott. Es ist nit gut / das Adam alleyn ist / Ich will ym eyn gehulffen machen / die yhm zur handt seyn soll / und sand ein tieffen schlaff yn Adam / und nam eyn ribe von ym / und schloß das fleysch widder zu / Und bawet auß der selben ri ben die er von Adam genommen hatte / ein weyb / und bracht sie zu Adam / do sprach Adam / das ist ein beyn von meinem bey - nen / Und ein fleysch / von meinem fleysch / si soll heyßen / eyne mannyne / dan sie von yhrem man genommen ist. Darumb wirt ein man vatter und mutter laßen / und seinem weyb an - hangen / und sollen tzwey in eynem fleysch seyn.
Das alls / seind gottis wort / yn welchen beschrieben ist / wo man und weyb herkommen / wye sie zusammen geben seind / und wo zu ein weyb geschaffen / und was von liebe seyn soll ym eelichen leben.
Czum andernn. Wan gott selb nit gibt ein weib adder man / so geht es zu / wie es mag / Dan das ist hie angetzeygt das Adam keynen eelich gemahel fand / aber so bald gott / Evam geschaffen hett / und zu yhm bracht / da enpfand er eyne rechte eeliche liebe zu yr / und erkennet / das sie sein eelich gemahel were. Also solt man leren / die do zum eelichen stand sich geben wollen / das sie / mit rechtem ernst / got bitten umb eyn eelich gemahel. Dan auch der weyse Man sagt. Das gütter und hauß mugen die elteren yhren kindern vorsehen aber ein weyb / wirt alleyn von got geben / nach dez ein iglicher wirdig ist / gleych wie Eva / alleyn von gott Adam geben ist. Und wie wol / die leichtfertige iugent / auß ubriger lust deß fleyschs / yn dißen sachen schwind seret / ßo ist es doch ein groß dingk von gott / Dan nit umb sunst / der Almechtig gott / ellein den menschen / fur allen tieren / mit sulchen radschlag2r und bedencken / seynen eelichen stand eynserzt / den andern tirern spricht er schlechts. Wachßet und meret euch / und stet nit ge schrieben / das er das weyb zu dem man bringt / Drumb auch kein ehe da ist / Aber Adam dem macht er eyn eynigs sunderlichs weyb von ym selbs / bringt sie tzu yhm / gibt sie yhm / unnd Adam vorwilligt und nympt sie an / und das ist dan ein ehe.
Zum Dritten. Ist eyn weyb geschaffen dem man / tzu eynem geselligen hülffen yn allen dingen / beßondern / kinder zu bringen / Unnd das ist noch bliben / alley das mit bößer lust / nach dem fall / vormischt ist / Und itzt dye begyrde des mans zum weyb / und widder umb / nit lauter ist / dann / nit alleyn geselschafft / und kinder / da tzu es allein eyngesetzt ist ßondern auch die böße lust fast starck gesucht wirt.
Zum Vierden Unterscheit er dye lieb / des mans und weybs lieb / ist adder seyn ßoll / dye aller gröste / unnd lauterste lieb / vor allen lieben. Dan er spricht Vatter und mutter wirt / der man laßen / und hangen an seynem weyb / und widderumb das weyb auch / wye wyr dan fur augen teglich sehen. Nu seynd dreyerley liebe / falsche / natürliche / eeliche / falsche liebe die sucht das yhre / wie man gelt / gut / eere / und weyber außer der eehe liebet widder gottis gepot. Natürliche liebe ist / zwischen vatter und kind / bruder und schwester / frund und schwager / und dergleichen. Aber uber dye alle geht dye ehe - liche liebe / das ist eyn brawt liebe / die brinnet wie das fewer und sucht nicht mehr / dan das eeliche gemalh / dye spricht / Ich will nit das deyne / ich will widder golth noch sylber / odder nichts haben. Alle andere liebe / suchen etwas anders / dan den sie liebet / dyse alleyn / will den gliebten eygen selb gantz haben / Und wen Adam nit gefallen were / ßo were es das lieblichste dink geweßen / brawt unnd brewtgam / Aber nu ist die liebe / auch nit reyn / dan wye woll / eyn ehlich gemalh das ander haben will / ßo sucht doch auch eyn yglich syne lust an dem andern / und das felscht dieße liebe. Derhalben ist der ehliche stand nu nit mehr reyn und an sund / Und die fleyschliche anfechtung ßo groß und wütend worden / das der elich stand / nu hynfurter gleych eyn spital der siechen ist / auff2v das sie nit yn schwere sund / dan eer Adam fiel / war es leicht iunckfrawschafft und keuscheyt zu halten / das nu wenig muglich / und an sundere gottis gnaden unmuglich ist / darumb haben auch widder Christus noch die Aposteln keuscheit gepieten wollen / und doch die selben geraten / und eynem yglichen heym geben / sich selb zu prufen / mag er sich nit halten / das er ehlich werde / mag er aber von gottis gna den / ist besser dye keuscheit.
Auch haben die doctores / drey guter und nutz erfunden ym ehlichen stand / durch welche die sundlich lust / die mit unterleufft / widerstattet und nit vordamlich wurde.
Czum ersten / das eyn sacrament ist / eyn sacrament aber heyst ein heyligis tzeychenn / das do bedeut / etwas anders / geystlich / heylig hymelisch und ewig dingk / gleych wie das wasser der tauffe / wan das der priester uber das kint geust bedeut / die heylige gottlich und ewige gnade / die do nebenn wirt gossen / in die seele und leib desselben kinds / und reyniget auß die erbsunde / das do gottis reich ynne sey / welche ding unaussprechliche guter seyn / und gar vill unmeßlich großer / dan das wasser / das die selben bedeutet. Alßo ist auch der ehe liche stand / ein sacrament / ein eußerlichs heyligs zeychen. des aller grosten / heyligisten / wirdigisten / edlisten dings / das noch nie geweßen adder werden mag / das ist der voreynung gottlicher und menschlicher natur / yn Christo. Dan der hey lig Apostel paulus sagt / Wie der man und weyb voreynigt ym eelichen stand / seynd tzwey yn eynem fleysch / alßo ist gott und die menscheyt eyn Christus / Christus auch und die Christenheyt eyn leyb / das ist vorwar (spricht er) ein groß dingk. Ist dz nit groß dingt / dz gott mensch ist / das got sich dem menschen eygen gibt / und wil seyn sey / gleych wie der man sich dem weib gybt / und sein ist / Szo aber gott unßer ist / so ist auch alle dingk unßer
Sich umb der ehe willen / das vormischung mans und weybs / en ßo groß ding bedeut / muß der eelich stand / sulchs bedeutniß genießen / das die böße fleischliche lust / der niemant3r an ist / yn ehlicher pflicht / nit vordamlich ist / dye sonst au - ßerhalb der ehe alletzeyt totlich ist / wan sie vorbracht wirt / Alßo deckt / die heilige menscheit gottis / die schande der fleysch lichen bößen lust. Drumb solt ein ehlich mensch / solchs sacra ments acht haben / das man die heylig dingk ehret / und sich messig in ehlichen pflichten hilte / auff das nit / der fleysch - lichen lust / wie die tiere thun / unvornufftig folge geschech.
Czum andern. Das es ein vorbuntnuß ist der trew / das ist der grund und ganztzes wesen der ehe / das sich eyns dem andern gibt und vorspricht trew zu halten / und keyn andern eyn zu lassen / Die weil dan eyns sich alßo an das ander bindet und gefangen gibt / das es dem fleysch / alle andere wege vor sperret / und sich an eynem bettgnoßen gnugen lest / Szo sicht got an / das / das fleysch alßo gedempft wirt / das nit creutz - wegs durch die statt wutet / und lest gnedig zu / das der selben kast / yn solcher trew ettwas nach gelassen wirt / auch mehr dan zur frucht nodt ist / doch dz man sich mit ernste / messige / und nit eyne mist und sawpful drauß mache. hye solt ich sagen / waßerley wort man brauchen solt / wan sich zwey vorloben / ßo hatt man das dingk ßo tieff / wyt / und spitzig gemacht / das ich vil zu geringe byn selbs dz zu vorsteen / und ßorge / das viel eheleut sitzen bey einander / die wir vor uneh - lich halten / Dan die weyl der eelich stand / gruntlich steet yn einem vorwilligen zu einander / und gott wunderlich ist / yn seynen gerichten / wil ichs yhm laßen befolen seyn / die ge - meyne wort seyn diße / Ich byn deyn / du bit meyn / und wie wol etlich auffs scherfst meynen / es sey nit gnug / wan man spricht / ich will adder wirde dich nehmen / ader anderley wort brauchten / ßo wolt ich doch lieber richtenn nach der meynung / die sie tzur tzeyt gehabt hetten.
Item. Wan eyns dem andern heymlich gelobt / und darnach ein anders nimbt / offentlich ader heymlich / weyß ich noch nit / ob es alls recht sey / das man darvon schreibe und richtet. Das ist meyn radt / das die eltern yhre kind gewenen / das sie sich nit schemen / von yhn zu begeren eyn ehlich gemalh / und sie sich merken laßen / das sie sie be - raten wollen / auff das sie deßte baß / yn hoffnung sich3v enthalten und beharten mügen / unnd widerumb dye kind / nit an der eldern wissen sich vorloben / dan schemestu dich nit / eynen rock adder hauß von deinen elternn tzu begerenn / was narstu dan / und bitest nit umb das / das vill größer ist / ein eh lich gemalh? Also thet Sampson der kam in eyn stat / und sach eyn iunckfraw / die gefiel yhm / do gingk er vor widder heym / und sagt zu seynem vatter und mutter / ich hab ein iunck fraw gesehen / die hab ich lieb / lieber gebt mir dy selben zum ehlichen gemalh.
Zum dritten / Das es frucht bringt / dan das ist / das end und furnhemlich ampt der ehe / Das ist aber nit gnug / das die frucht geporn wirt / und alßo redt man nit davon / wan man sagt / dy ehe / entschüldige die sunde / Dan sulche frucht tregt es auch den heiden. Sundern das man die frucht tzihe zu gottis dinst / lob / und ehre / unnd nichts anders darynne suche / das leyder selden geschicht. Man sucht nur erben adder lust an den kindernn / gottis dienst bleibe wo er kan / Auch findt man / die zur ehe greyffen / und vater oder mutter werden eer sie selb betten kunden adder wissen was gottis gepot seyn. Aber das solln die eheleudt wissen / das sie gott / der Christen - heyt / aller welt / yn selbs und yhren kindern keyn besser werck und nutz schaffen mügen / dan das sie yhre kinder wol auf tzyhen / Es ist nichts / mit walfarten gen Rhom / gen hier salem / zu sanct Jacob. Es ist nichts kirchen bawen / messe stifften / adder waßer werck genendt werden mugen / gegen dißem eynigen werck / das die ehlichen yhre kinder zyhen / dan dasselb ist yhre gerichste straß gen hymell / mügen auch / den hymell / nit nehr und besser erlangen / dan mit dyßem werck / Es ist auch yhr eygen werck / und wo sie sich des selben nit flyssen / ßo ist es gleych eyn vorkeret dingk / als wan fewr nit brennet / wasser nit netzet.
Alßo widderumb / ist die helle nit leichtlicher vordienet / dan an seynen eygen kindern / Mügen anch kein schedlicher werck nit thun / dan das sie die kind vorseumen / laßen sie fluchen in schweren / schandpar wort und liedlyn leren / und nach yhren4r willen leben / Dartzu ettlich sie selb reytzen / mit ubrigem sch muck und sorderung zu der welt / das sie nur der welt wolge - fallen / hoch steygen / und reych werden / altzeyt mehr sorgen / wie sy dem leybe wann der seelen genugsam vorsehen. Es ist auch keyn großer schad / der Christenheit / dan der kinder vor - seumen / Dan solt man der Christenheit widder helffen / ßo muß man furwar / an den kindern anheben / wie vorzeyten geschach.
Diß dritte stuck / dunckt mich das großer / und nutzlichste seyn / das an tzweyfell / nit alleyn ehelich pflicht / ßondern ist auch alle andere sunt mechtig ablegen kan / Aber die falsche natur liebe / vorblentet die elternn / das sie das fleysch yhrer kinder mehr achten / dan sie seelen. Drumb spricht der weiße man Wer der ruten schonet / der hasse sein eygen kinder / wer aber sein kindt lieb hatt / der steupt es vil mal. Item. Es ist in eyns iglichen kindes hertzen / torliche vornhemen / aber die ruten mag das alles außtreyben. Item Salomon / schlechstu dein kint mit rüten / ßo wirstu sein seel von der helle erloßen. Derhalben ist es hoch von nöten / eynem yg - lichen ehlichen menschin / das ehr seins kinds seel / mer / tieffer fleissiger ansehe / dan das fleysch / das von yhm kommen ist / und seyn kindt nit anders achte / dan als eynen kostlichen ewigen schatz / der ym von gott bevolen sey / zu bewaren / dz yhn der teuffel / die welt und das fleysch nit stelen und umb bringen / Dan er wirt von ym gesondert werden am todt und iungsten tag / mit gar scharffer rechnung / dan wo meyn. stu das herkummen wirt / das schrecklich heullen und clagen / der / die do ruffen werden. O selig sein die leybe / die nit kind geporen haben / und bruste die nit geseugt haben. O war - lich ein edler / großer / seliger standt / der ehelich stande / so er recht gehalten wirt. O warlich ein elender / er - schrecklicher / ferlicher / standt der ehelich stand / so er nit recht gehaltenn wyrt / Unnd wer dyße ding bedecht /4v den wirde der kitzel des fleyschs wol vorgehen / und vil - leicht ßo schir nach dem iunckfrawlichen stand / als nach dem ehlichen stand greyffen / Die iugent achtet es geringe / folgt nur den begirden / aber gott wirt es gar groß achten / und folgen dem rechten. Endlich / Wiltu alle deyn sund wol büßen / und dem hochsten ablaß / hie und dort erlangen / seliglich sterben / und deyn geschlecht auch zeytlich / weyt und ferne streken / ßo schaw nur mit allem ernst / auff diß dritte stuck / die kinder wol zu tzihen / kanstu es nit / bit und such ander leut / die es kunnen / und laß dich keyn gelt / kost / mühe und erbeyt trawren / dann das seyn die kirchen / altar / Testament vigilien und seelmessen / die du hinder dyn leßest / die dir auch leuchten werden / ym sterben / und wo du hyn kümest.
Getruckt zu Wittenburgk Nach Christ geburt Tausent funff hundert und im Neunzehnden iar.
Transcribed from: Staatsbibliothek Berlinshelfmark Lynar S 308
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This is a facsimile and transcription of Eyn Sermon von dem Elichen standt vorendert und corrigirt durch D. Martinus Luther Augustiner zu Wittenburgk. Luther, Martin, 1483-1546. [Wittenberg] : [Johann Rhau-Grunenberg], [1519]. It is held by the Staatsbibliothek Berlin shelfmark Lynar S 308.
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