Du ſolt nit andere goͤter haben. Einen got haben / das iſt einen haben von dem er ſich verſicht / in allem gutten gefordert / in allem boͤſen ge- holffen werden / das wil der eynige warer got ſelbs ſein / vnd auch iſt.
Du ſolt den namen gottes deins herren nit vnnuͤͤtz anziehen. Dan̅ got- tes namen ſein auch diſe / warheyt / weyßheyt / guͤtigkeyt / krafft vnnd alles guten namen iſt / ſein namen die ſol jm ſelbs niemant zu ſchreyben.
Du ſolt den feyrtag heyligen. Die beſte feyer iſt / das die ſeel mit allem thun des ſelben tages / des gewarte / der da erfullet die hungerigen vnd ledigen mit guͤtern Luce. j. Dan̅ feyer das heyſt ledig ſein.
Du ſolt eren dein vater vnnd mutter. Die ere ſteet nit allein in gruͤſſen oder neygen allein / Sonder in thun vnd laſſen / alles was jr wille oder notturfft iſt.
Du ſolt nit toͤdten. Nit allein toͤdtet / der / den todt oder ſchaden thut / ſonder auch der jn nit weret vnd verkum̅et als Auguſtinus ſagt.
Du ſolt nit eebrechen. Die ergſte frucht der luſt des fleyſchs nennet er allein / zu beweyſen wie boͤſe die gantze luſt ſey / auß der ſollich vntugens kam̅et.
Du ſolt nit ſtelen. Frembde guͤter zu ſich ziehen / iſt ein frucht des geytz vnd begirde / darumb ſo wirt hie der baum mit den fruͤchten verboten / geytz vnd was auß geytz volgen mag.
Du ſolt nit falſch zeuͤgnuß reden wider deinen nechſten.
Du ſolt nit begeren deines nechſten weyb tochter oder magt.
Du ſolt nit begeren deines nechſten hauß oder gut &c.
A. ij.¶ Wer in ſeiner widerwertigkeyt / zauberey / ſchwartze kunſt / teuͤffels bundgnoſſen ſucht. Wer brieff / zeychen / kreuͤter / woͤrtter / ſegen / vn̅ des gleichen gebraucht. Wer wunſchruten / ſchatzbeſchwerungen / criſtal- len ſehen / mantelfaren / milchſtelen uͤbet. Wer ſein werck vn̅ leben / nach erwelten tagen / hymels zeychen / vnd der weyßſagern duncken richtet Wer ſich ſelbs / ſein vihe / hauß / kinder vnd allerley gut / vor wolffen / eyſen / feuͤr / waſſer / ſchaden / mit erdichten gebeten ſegenet vn̅ beſchwert Wer ſein vngluͤck vnnd widerwertigkeyt dem teuͤffel oder boͤſen men- ſchen zu ſchreybt / vnd nit mit liebe vnd lob / alles boͤß vnd gut / von got allein auff nimbt / vnd jm wider heym tregt mit danckſagen / vn̅ wil- liger gelaſſenheyt. Wer got verſucht / vnd in vnnoͤtige ferligkeyt leybes oder ſeel ſich gibt. Wer in ſeiner frumkeyt / verſtandt oder andern geyſt lichen gaben hoffertig iſt. Wer got vnd die heyligen mit vergeſſen der seel not / nuͤr vmb zeytlichs nutz willen eret.
¶ Wer on not oder auß gewonheyt leichtlich ſchweret. Wer falſchen eyd ſchweret / oder auch ſein geluͤbt bricht. Wer uͤbelthun gelobet oder ſchweret. Wer mit gottes namen fluchet. Wer nerriſch fabeln vo̅ got ſchwetzet / vn̅ die wort der ſchrifft leichtfertig verkeret. Wer gottes na- men nit an ruͤfft in ſeiner widerwertigkeyt vnnd nit gebenedeyt / in ließ vnd layd / in gluͤck vnd vngluͤck. Wer rum vnd eer / vnd namen ſucht / von ſeiner frumkeyt / weyßheyt &c. Wer gottes namen anruͤfft falſch- lich / als die ketzer / vnd alle hoffertige heyligen.
¶ Wer freſſen / ſauffen / ſpilen / tantzen / muͤſſigeen / vnkeuſcheyt treybet. Wer faulheyt / ampt gottes verſchlaffen / verſeumen / ſpacieren / vnnuͤtz ſchwetzen uͤbet. Wer on ſondere not arbeyt vnd handelet. Wer nit bet- tet / nit chriſti leyden bedenckt / nit ſeine ſunde berewet / vn̅ gnade begert Alſo nuͤr mit kleydern / offen / geberden euſſerlich feyret.
¶ Wer ſich armuts / gebrechens / verachtu̅g ſeiner eltern ſchemet. Wer jnn nit jre notturfft mit ſpeyß vnd kleydern verſorgt. Vil mer wer jnn fluͤcht / ſchlecht / nach redet / haſſet / vnd vngehorſsam iſt. Wer nit vona3r hertzen groß von jnn haltet vmb gottes gebot willen. Wer die gebot der Chriſtlichen kirchen nit haltet / mit faſten / feyren &c. Wer prieſter- ſchafft vneret / nachredet / vnd belaydiget. Wer ſeine herren vnd ober - keyt nit eret / trew vnd gehorſam iſt / ſie ſein gut oder boͤſe. Hierinne ſein alle ketzer / abtruͤnnigen / apoſtaten / verbanten / verſtockten &c.
¶ Wer mit ſeinem nechſten zuͤrnet. Wer zu jm ſagt Racha (das ſein allerley zorns vnd haſſes zeychen). Wer zu jm ſagt fatue / du narr / das ſein allerley ſchandtwort / fluͤch / leſteru̅g / nachreden / richten / vrteylen hon ſpruͤch &c. Wer ſeins nechſten ſundt oder gebrechen ruͤget / vnd nie bedecket vnnd entſchuldiget. Wer ſeinen feynden nit vergibt / nit fur ſie bittet / nit freuͤndtlich iſt / nit wol thut. Vnd hierinne ſein alle ſunde des zorns vnd haß / als todtſchleg / krieg / rauben / brennen / zancken / hadern trawren des nechſten gluͤcks / frewen ſeins vngluͤcks. Wer nit uͤbet die werck der barmhertzigkeyt.
Wer junckfrawen ſchwecht / eebruch / plutſchanden / vnnd der gleich vnkeuſcheyt wircket. Wer vnnatuͤrliche weyſe oder perſonen (das ſein ſtum̅ende ſunde) gebraucht / wer mit ſchamparn worten / liedlein / hy- ſtorien / bilden / die boͤſe luſt uͤbet / oder zeyget. Wer mit ſehen / greyffen / willigen gedancken / ſich reytzt vn̅ befleckt. Wer die vrſach nit meydet als freſſen / ſauffen / muͤſſigkeyt / faulheyt / ſchlaffen / vnnd weybs oder mans perſonen gemeinſchafft. Wer mit vbrigem ſchmuck / berden &c. andere zu der vnkeuſcheyt reytzet. Wer eins andern keuſcheyt nit hilfft bewaren mit rat vnd that.
¶ Vber die dieberey vn̅ rauberey iſt auch der wucher groſſe ſunde Wer falſche gewicht vn̅ maß braucht / oder boͤſe war fur gut auß gibt. Wer vnrecht erbguͤter vnd zintz einnimbt. Wer verdienet lon vor helt vnnd ſchuldt verlaugnet. Wer ſeim nechſten duͤrfftige̅ / nit borget oder leihet on allen auffſatz. Alle die geytzig ſein vnnd eylen reich zu werden. Vnd wie ſunſt frembd gut behalten / oder zu ſich bracht wirt.
¶ Wer vor gericht die warheyt verſchweyget vnd vntertrucket. Wer ſchedlich leugt vnd betreuͤgt. Jtem alle ſchedliche ſchmeichler vn̅ orenA iijſicha3vblaſer / zweyzungiger / die vneynigkeyt machen vnd vnfridt. Wer des nechſten gut leben / werck / vn̅ wort uͤbel außleget / vnd ſchmecht. Wer den ſelbigen boͤſen zungen ſtat gibt / hilfft / vnd nit widerſteet
¶ Diſe zwey letzten gepot gehoͤren nit in die beicht / ſonder ſein zill vnnd mall geſetzt / da wir hyn kum̅en ſollen / vnnd teglich durch buß da ar- beyten / mit hilff vnnd gnaden gottes / dann die boͤſe neygung ſtirbt nit ee gruͤndtlich / das fleyſchs werde dan̅ zu puluer vnd new geſchaffen.
Gottes forcht vnnd lieb in rechtem glauben vnd feſt vertrawen / gantz bloß lauter in allen dingen gelaſſen ſteen / ſie ſein boͤß oder gut.
Lob / ere / gebenedeyung vnd anruͤffen gottes namen / vnd ſeinen eygen namen vnd eer gantz vernichten / das allein got gepreyſet ſey / der allein alle ding iſt vnd wirckt.
Sich zu got bereyten / vn̅ gnade ſuchen / das geſchicht mit betten / meß vnd ewangeli hoͤren / vnd Chriſti leyden bedencken / vnd alſo geyſtlich zum ſacrament geen / dann ditz gebot furdert ein geyſt / arme ſeel / die da jres nicht ſein vor got opffert / das er got ſey / vnd in jr ſeins werck vn̅ namen bekum̅e / nach den zweyen erſten gebot.
Williger gehorſam vnnd vnterthenigkeyt allerley gewalt vmb gottes wolgefallen willen / Als der apoſtel ſant Peter ſagt / on alles widerbel- len / klagen vnd muͤrmelen.
Gedult / ſenfftmuͤtigkeyt / guͤtigkeyt / fridligkeyt / barmhertzigkeyt / vnd aller dinge ein ſueſſes / freuͤndtlichs hertz / on allen haß / zorn / pitterkeyt gegen einem yegklichen menſchen / auch den feynden.
Keuſcheyt / zucht / ſchamhafftigkeyt in wercken / worten / begirden / vn̅ gedancken. Auch meſſigkeyt in eſſen / trincken / ſchlaffen / vn̅ alles was der keuſcheyt furderlich iſt.
Armut des geyſts / miltigkeyt / willigkeyt ſeiner guͤter zu leyhen vnd ge- ben / on allen geytz vnd begirde leben.
Ein fridtſame / heylſame zunge die niemant ſchadet / vnnd yederman frum̅et / die die vneynigen ſuͤnet / die verleſterten entſchuldiget vnd ver- ſicht / das iſt / warheyt vnd einfeltigkeyt in wortten.
Das iſt / volkum̅ene kenſcheyt / vnd verachtu̅g zeytlicher luͤſt vn̅ guͤter gruͤndtlich / das allein in ihenem leben volbracht wirt. Amen.
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This is a facsimile and transcription of Die zehen gepot gottes. mit einer kurtzen außlegung jrer erfullung vnd vbertretūng. Von Doctor Martinus Luther Augustiner gemacht [Nürnberg] : [Jobst Gutknecht], [1518] It is held by the Taylor Institution Library (shelf mark: ARCH.8°.G.1518(7)).
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